COSMEDIC by SGMK No. 22
Das Magazin der Schweizerischen Gesellschaft für medizinische Kosmetik
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SERIE: KOSMETIKPRODUKTE
DR. SABINE GÜTT
WORAUF KOMMT ES BEI
DER FORMULIERUNG EINES
PFLEGEPRODUKTES AN?
Der Prozess beginnt mit einer guten Rezeptur.
Daraufhin folgen die Auswahl und der
Einkauf der einzelnen Zutaten, wobei Fragestellungen
zur erforderlichen Quantität
und Qualität der Inhaltsstoffe mit einfliessen.
Die Fertigung beziehungsweise der
Kochprozess muss an die Erfordernisse der
Komponenten angepasst werden: Einige
Zutaten sind robust – andere erfordern
eine besonders schonende Zubereitung
wie langsames Rühren und geringe Temperatur
(z. B. Verarbeitung im Kaltprozess),
um nicht zerstört zu werden. Das trifft unter
anderem für hitzelabile Proteine und
Oligopeptide zu.
Dazu muss man auch die Darreichungsform,
das Primärgebinde, die Besonderheit
des «Menüs» berücksichtigen. Braunglas
empfiehlt sich für lichtempfindliche Inhaltsstoffe
(z. B. Retinol), eine Airless-Verpackung
mit kleiner Öffnung für fluide Rezepturen
oder oxidationsempfindliche
Wirkstoffe (z. B. OPC, Vitamin C), Gebinde
wie Tiegel für hochvisköse Cremes oder
thixotrope Rezepturen (z. B. kompakte
Massagecremes), deren Viskosität infolge
äusserer Einflüsse abnimmt und nach beendigter
Beanspruchung wieder in die
Ausgangsviskosität zurückkehrt.
Rezeptur
Zutaten
Qualität + Quantität der Inhaltsstoffe
Komposition der Einzelstoffe
Darreichung
Präsentation der «Speise»
Herstellung
Verarbeitung
Zu guter Letzt muss auch die Bilanzierung
stimmen. Jede Haut hat einen anderen Bedarf,
sodass die Verabreichung der Menge
an Wirkstoffen – und vor allem auch an
Lipiden – dem «Hauthunger» angepasst
sein sollte. Folglich ist eine Kennzeichnung
hilfreich, zum Beispiel in Form einer Klassifizierung
(z. B. light, medium, high) oder
durch Angabe von Lipidpunkten auf den
Thixotropie und Viskosität
Der Begriff Thixotropie (griech. thixis
= berühren, trope = Wendung; Änderung)
beschreibt eine Eigenschaft von
Grundlagen, dass sie sich bei der Einwirkung
einer Schub- oder Scherspannung
(z. B. beim Aufstreichen auf die Haut)
verflüssigen. Der Vorgang ist reversibel,
das heisst, nach Ende der Einwirkung
verfestigt sich das Produkt wieder.
Die Viskosität ist ein Mass für die Zähflüssigkeit
eines Fluids. Der Kehrwert der
Viskosität ist die Fluidität, ein Mass für
die Fliessfähigkeit eines Fluids. Je grösser
die Viskosität, desto dickflüssiger (weniger
fliessfähig) ist die Grundlage; je niedriger
die Viskosität, desto dünnflüssiger
(fliessfähiger) ist das Produkt.
Die Zubereitung ist ein genau abgestimmter Prozess.
Produkten. Ähnlich wie beim Essen sind
bedarfsgerechte Portionen ideal.
Übergrosse Portionen führen zur Verfettung.
Eine entsprechende Überfettung der
Haut resultiert in Unreinheiten und grossfollikulärer
Haut. Zu kleine Portionen stillen
unzureichend den (Haut-)Hunger und
führen in einen Mangelzustand. Dies kann
sich bei anhaltendem Defizit an Moisturizern
in Form von Spannungsgefühl der
Haut, Formation von Plisseefalten oder
Milien zeigen.
In Analogie zu einem Menü im Restaurant
entscheiden Rezeptur, Zutaten, Qualität
und Quantität der Zutaten, Zubereitung,
Bilanzierung und Gesamtkomposition darüber,
ob ein Produkt akzeptiert wird, oder
eben nicht. Ist ein Pflegemittel optisch
nicht ansprechend, riecht es unangenehm,
klebt oder krümelt es beim Auftragen, so
sind Anwenderinnen und Anwender enttäuscht.
Gleichsam, wenn die Haut trotz
des Eincremens spannt, sich Unreinheiten
bilden oder die Haut brennt, kribbelt oder
spannt und die Komposition nicht vertragen
wird.
WELCHE ROLLE SPIELEN
WIRKSTOFFE?
Synergien richtig zu nutzen, ist einer der
Schlüssel zum Erfolg. So wie der Verzehr
von Bockwurst mit Senf, anstatt mit
Ketchup, ernährungsphysiologisch günstiger
ist, ist auch die Kombination von
einigen Pflegewirkstoffen ideal, damit
diese sich gegenseitig unterstützen und
ihre Wirkung potenzieren. Weit verbreitet
ist die Annahme, dass ein möglichst hoher
Prozentsatz eines Aktivstoffs automatisch
mit einer hohen Produkt-Wirksamkeit einhergeht.
Der Hype um Dosierungen ist allerdings
ein Trend ohne Garantie auf einen verbesserten
Hautzustand. Viel entscheidender
für die Wirkkraft eines Produkts sind deren
Zusammenspiel und die Abstimmung innerhalb
der Formulierung. Dazu einige Beispiele:
L-Ascorbinsäure und Zink unterstützen synergistisch
die Neosynthese von Kollagen
und sind bei der topischen Anwendung
gute Partner für Wundheilungsprozesse
und Anti-Aging-Menüs.
COSMEDIC BY SGMK NO. 22 | HERBST 2023
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