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Klimareporting. Wie anfangen? Wo ansetzen? Was unbedingt beachten?

Die Klimakrise ist menschengemacht. Wir reden dabei schon seit Längerem nicht mehr von Vermeidung, sondern von Anpassung an die unausweichlichen Folgen. Dabei gilt: Je länger wir warten, desto teurer wird es. Während einige angesichts der sich abzeichnenden Entwicklungen eine Abkehr vom Wachstumspfad, ja sogar eine Deindustrialisierung und neue Bescheidenheit einfordern, setzen andere auf Innovation und technische Lösung der Probleme. Wie so oft im Leben liegt die Wahrheit wahrscheinlich in der Mitte. Die Europäische Union hat sich mit dem European Green Deal dem Thema Klimawandel angenommen. Dieser hat das Ziel, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu machen. Ehrgeizig, zugegeben, aber machbar. Das setzt jedoch voraus, dass man sich über die Klimaemissionen im Alltag, in der Industrie und allen anderen Lebensbereichen klar wird. Unsere aktuelle Ausgabe widmet sich folgerichtig dem Thema Klimamanagement: Wir beleuchten Grundfragen und Methoden, blicken darauf, wie insbesondere Unternehmen sich dem Thema nähern können, und fragen, was wichtig ist und was mögliche Fallstricke sind. In einem weiteren Kapitel haben wir uns diesmal eine Reihe von Fachbegriffen vorgenommen und erläutern diese, weil sie im Zusammenhang mit Klima- schutz und Klimareporting ständig genannt werden, aber nicht alle wissen, was wofür steht. Wenn wir über Klimareporting reden, kommen wir auch nicht umhin, über jene zu sprechen, die aus dem guten Anliegen schlechten Profit machen wollen. Greenwashing nennt sich das. Welche Facetten das umfasst und warum neue Gesetze manchem Treiben ein Ende setzen, beleuchten wir im Kapitel „Greenwashing“. Und zu guter Letzt möchte ich Sie auch auf unser „Spezial“ zu ESG-Software hinweisen. Ohne die geht nämlich bald nichts mehr. Wir geben Ihnen deshalb einen umfassenden Marktüberblick.

Die Klimakrise ist menschengemacht. Wir reden dabei schon seit Längerem nicht mehr von Vermeidung, sondern von Anpassung an die unausweichlichen Folgen. Dabei gilt: Je länger wir warten, desto teurer wird es. Während einige angesichts der sich abzeichnenden Entwicklungen eine Abkehr vom Wachstumspfad, ja sogar eine Deindustrialisierung und neue Bescheidenheit einfordern, setzen andere auf Innovation und technische Lösung der Probleme. Wie so oft im Leben liegt die Wahrheit wahrscheinlich in der Mitte. Die Europäische Union hat sich mit dem European Green Deal dem Thema Klimawandel angenommen. Dieser hat das Ziel, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt zu machen. Ehrgeizig, zugegeben, aber machbar. Das setzt jedoch voraus, dass man sich über die Klimaemissionen im Alltag, in der Industrie und allen
anderen Lebensbereichen klar wird. Unsere aktuelle Ausgabe widmet sich folgerichtig dem Thema Klimamanagement: Wir beleuchten Grundfragen und Methoden, blicken darauf, wie insbesondere Unternehmen sich dem Thema nähern können, und fragen, was wichtig ist und was mögliche Fallstricke sind. In einem weiteren Kapitel haben wir uns diesmal eine Reihe von Fachbegriffen vorgenommen und erläutern diese, weil sie im Zusammenhang mit Klima- schutz und Klimareporting ständig genannt werden, aber nicht alle wissen, was wofür steht. Wenn wir über Klimareporting reden, kommen wir auch nicht umhin, über jene zu sprechen, die aus dem guten Anliegen schlechten Profit machen wollen. Greenwashing nennt sich das. Welche Facetten das umfasst und warum neue Gesetze manchem Treiben ein Ende setzen, beleuchten wir im Kapitel „Greenwashing“. Und zu guter Letzt möchte ich Sie auch auf unser „Spezial“ zu ESG-Software hinweisen. Ohne die geht nämlich bald nichts mehr. Wir geben Ihnen deshalb einen umfassenden Marktüberblick.

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Ausgabe 20<br />

November 2023<br />

9,00 EUR<br />

<strong>Klimareporting</strong><br />

<strong>Wie</strong> <strong>anfangen</strong>? <strong>Wo</strong> <strong>ansetzen</strong>?<br />

<strong>Was</strong> <strong>unbedingt</strong> <strong>beachten</strong>?<br />

umweltdialog.de


2


Klimamanagement und Reporting<br />

Die Klimakrise ...<br />

EDITORIAL<br />

... ist menschengemacht. Wir reden dabei schon seit Längerem nicht mehr von<br />

Vermeidung, sondern von Anpassung an die unausweichlichen Folgen. Dabei<br />

gilt: Je länger wir warten, desto teurer wird es. Während einige angesichts der<br />

sich abzeichnenden Entwicklungen eine Abkehr vom Wachstumspfad, ja sogar<br />

eine Deindustrialisierung und neue Bescheidenheit einfordern, setzen andere<br />

auf Innovation und technische Lösung der Probleme. <strong>Wie</strong> so oft im Leben liegt<br />

die Wahrheit wahrscheinlich in der Mitte. Die Europäische Union hat sich mit<br />

dem European Green Deal dem Thema Klimawandel angenommen. Dieser<br />

hat das Ziel, Europa bis 2050 zum ersten klimaneutralen Kontinent der Welt<br />

zu machen. Ehrgeizig, zugegeben, aber machbar. Das setzt jedoch voraus,<br />

dass man sich über die Klimaemissionen im Alltag, in der Industrie und allen<br />

anderen Lebensbereichen klar wird. Unsere aktuelle Ausgabe widmet sich<br />

folgerichtig dem Thema Klimamanagement: Wir beleuchten Grundfragen und<br />

Methoden, blicken darauf, wie insbesondere Unternehmen sich dem Thema<br />

nähern können, und fragen, was wichtig ist und was mögliche Fallstricke sind.<br />

In einem weiteren Kapitel haben wir uns diesmal eine Reihe von Fachbegriffen<br />

vorgenommen und erläutern diese, weil sie im Zusammenhang mit Klimaschutz<br />

und <strong>Klimareporting</strong> ständig genannt werden, aber nicht alle wissen,<br />

was wofür steht. Wenn wir über <strong>Klimareporting</strong> reden, kommen wir auch nicht<br />

umhin, über jene zu sprechen, die aus dem guten Anliegen schlechten Profit<br />

machen wollen. Greenwashing nennt sich das. Welche Facetten das umfasst<br />

und warum neue Gesetze manchem Treiben ein Ende setzen, beleuchten wir<br />

im Kapitel „Greenwashing“. Und zu guter Letzt möchte ich Sie auch auf unser<br />

„Spezial“ zu ESG-Software hinweisen. Ohne die geht nämlich bald nichts mehr.<br />

Wir geben Ihnen deshalb einen umfassenden Marktüberblick.<br />

Viel Spaß beim Lesen wünscht im Namen der gesamten Redaktion Ihr<br />

Dr. Elmer Lenzen<br />

Chefredakteur<br />

S P E C<br />

I A L<br />

ESG-<br />

Software


Inhalt<br />

8<br />

Schon KMUs müssen demnächst<br />

Klimadaten bereithalten.<br />

Höchste Zeit, dass das Thema<br />

Klimaschutz Einzug ins<br />

Kerngeschäft erhält. Wir<br />

erklären, wie es am<br />

besten klappt.<br />

KLIMAMANAGEMENT<br />

<strong>Wie</strong> entwickeln Sie eine Klimastrategie? ..........................8<br />

Künftig müssen bereits kleine und mittelständische<br />

Unternehmen Klimadaten bereithalten. Aber wie?<br />

In 4 Schritten zur Klimastrategie .......................................14<br />

Klimaberichterstattung: Mehrheit der Unternehmen<br />

macht es falsch .......................................................................15<br />

Ergebnisse einer aktuellen branchenweiten Befragung<br />

deutscher Unternehmen<br />

<strong>Wie</strong> Humboldt die Klimaforschung begründete ............19<br />

Alexander von Humboldt – Pionier der Klimaforschung? Der<br />

Forscher hat früh ein Modell des Erdklimas entwickelt und<br />

damit die vergleichende Klimatologie begründet.<br />

WAS IST ...?<br />

<strong>Was</strong> ist das GHG Protocol? ..................................................24<br />

Warum gibt es verschiedene GHG-Standards? .............26<br />

<strong>Was</strong> sind science-based targets (SBT)?...........................30<br />

<strong>Was</strong> ist CBAM? .......................................................................32<br />

Der Unterschied zwischen Offsetting und Insetting ....34<br />

<strong>Was</strong> leistet das Umweltmanagementsystem EMAS?.....38<br />

<strong>Was</strong> ist der Carbon Handprint? ...........................................40


Klimamanagement und Reporting<br />

24<br />

GREENWASHING<br />

Abkürzungen, wohin man schaut! Die Wichtigsten<br />

kurz und knapp erklärt<br />

Greenwashing – Mehr als nur ein Kavaliersdelikt.........46<br />

Hinter „Greenwashing“ verbirgt sich eine Marketingstrategie,<br />

mit der sich Unternehmen ökologischer darstellen<br />

möchten, als sie es in Wirklichkeit sind. Mit welchen Tricks<br />

arbeiten sie?<br />

Greenwashing, Green Hushing, Green Marketing ........54<br />

Gefährliche Spiele der Banken mit der Nachhaltigkeit<br />

Urteil: Logo „Klimaneutralität“ darf nicht in<br />

die Irre führen ...........................................................................56<br />

46<br />

„Green Claims Richtlinie“ der EU erklärt .........................58<br />

Ab jetzt haften Unternehmen für irreführende<br />

Umwelt-Werbung<br />

SPECIAL: NACHHALTIGKEITSSOFTWARE<br />

Wenn nur das Marketing einen grünen Anstrich<br />

bekommen hat: Ärgernis Greenwashing<br />

Nachhaltigkeitsmanagement goes digital ......................64<br />

Der Einsatz von ESG-Software ist noch nicht weit verbreitet.<br />

Doch das ändert sich gerade rasant.<br />

Übersicht: Software-Anbieter und ihre Lösungen.........70<br />

Advertorial:<br />

Telekom Nachhaltigkeitsmanager: Mit weniger<br />

Aufwand zum Nachhaltigkeitsbericht...............................72<br />

Advertorial:<br />

Mit iPoint Product Sustainability zur<br />

zukunftsfähigen LCA..............................................................74<br />

64<br />

S P E C<br />

I A L<br />

ESG-<br />

Software<br />

Advertorial:<br />

CSRmanager ® macht ESRS einfach...................................76<br />

Digitales Klimamanagement im Unternehmen:<br />

Das müssen Sie <strong>beachten</strong>.....................................................78<br />

Software wird immer wichtiger: Laut CSRD müssen<br />

Daten künftig digital übermittelt werden


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

KLIMA-<br />

MANAGE-<br />

MENT<br />

6


Klimamanagement und Reporting<br />

Versprechen<br />

und Ziele<br />

+4 °C<br />

Aktuelle<br />

Politik<br />

+4,1 °C<br />

+3,5 °C<br />

+2,8 °C<br />

+3 °C<br />

+2,3 °C<br />

+2,3 °C<br />

+4 °C<br />

+1,5 °C Bereits erfolgte<br />

Erwärmung<br />

+1 °C<br />

+0 °C<br />

Quelle: Climate Action Tracker<br />

7


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

<strong>Wie</strong> entwickeln<br />

Sie eine<br />

Klimastrategie?<br />

Foto: anttoniart / stock.adobe.com<br />

8


Klimamanagement und Reporting<br />

Künftig müssen bereits kleine<br />

und mittelständische<br />

Unternehmen Klimadaten<br />

bereithalten. Entsprechende<br />

Anforderungen der Hausbank<br />

und der Geschäftskunden<br />

bewirken, dass Klimaschutz<br />

ins Kerngeschäft Einzug<br />

erhält. Stephan Schunkert<br />

von KlimAktiv erklärte uns,<br />

wie man Klimamanagement<br />

angeht.<br />

Noch vor ein paar Jahren ging<br />

es beim <strong>Klimareporting</strong> zu wie<br />

beim Metzger. Frei nach dem<br />

Motto: Darf's noch ein bisschen mehr<br />

sein? Mit der Herleitung der Klimabilanz<br />

wurde sich nur oberflächlich beschäftigt.<br />

CO 2<br />

-Zertifikate waren billig.<br />

Wer auf der sicheren Seite sein wollte,<br />

packte einfach noch ein paar Tonnen<br />

obendrauf.<br />

Heute ist das anders. Seitdem europaweit<br />

die Emissionspreise steigen und die<br />

Klimaneutralstellung ein Geschmäckle<br />

bekommen hat, fangen immer mehr Unternehmen<br />

an, ihre Bilanzen ernsthaft<br />

zu erstellen. Wer das erstmals angeht,<br />

dem empfiehlt Stephan Schunkert, Geschäftsführer<br />

bei KlimAktiv, zunächst<br />

einmal die Frage nach dem „Warum“ zu<br />

klären. „Wer bei uns anruft, den fragen<br />

wir zunächst nach der Motivation. <strong>Wie</strong><br />

ist die Ausrichtung des Unternehmens?<br />

Handelt es sich um ein Familienunternehmen<br />

oder eine Aktiengesellschaft?<br />

Da ergeben sich, gerade beim Thema<br />

Langfristigkeit, unterschiedliche Einstellungen.“<br />

Die Frage des Warums ist zugleich<br />

auch die Systemgrenze für den zweiten<br />

Schritt einer CO 2<br />

-Bilanzierung: <strong>Wie</strong><br />

ambitioniert sind unsere Ziele? Reicht<br />

eine sehr begrenzte Grundaufstellung<br />

mit eigenen und zugekauften Energieverbräuchen<br />

am Standort (Scope 1 und<br />

2)? Oder gehen die Ambitionen weiter<br />

in Richtung science-based targets? Und<br />

wie steht es mit den produzierten Waren?<br />

Wird der CO 2<br />

-Fußabdruck auch<br />

auf einen sogenannten „Product Carbon<br />

Footprint“ ausgedehnt?<br />

Schunkert: „Bei den Gesprächen muss<br />

man auch zwischen den Tönen lesen.<br />

Oft geben sich Unternehmen ‣<br />

9


„#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Ein Klimamanagement<br />

umfasst<br />

das ganze<br />

Unternehmen,<br />

nicht nur<br />

den Sektor<br />

Energie.<br />

intrinsisch, weil sie glauben, dass Stakeholder<br />

das von ihnen erwarten, aber<br />

letztendlich reicht ihnen die Erfüllung<br />

der gesetzlichen Pflichten.“ Die Klärung<br />

erfolgt in einem <strong>Wo</strong>rkshop, an dem<br />

<strong>unbedingt</strong> auch die Geschäftsführung<br />

teilnehmen muss. In der Anfangsphase<br />

kommt es zwingend darauf an, auch die<br />

Rückendeckung der Führungsebene zu<br />

haben. Weitere Teilnehmer können die<br />

Umweltabteilung, die Personalabteilung,<br />

der Einkauf, eventuell Forschung<br />

und Entwicklung und bei produzierenden<br />

Unternehmen die Fertigung sein.“<br />

Die Motivation der einzelnen Abteilungen<br />

gibt dann auch Hinweise über Fortschritte<br />

und Schnelligkeit. Schunkert<br />

empfiehlt, spätestens alle fünf Jahre<br />

die Ziele zu überarbeiten. Da nicht alles<br />

sofort umgesetzt werden kann, braucht<br />

es Zeit. Zu viel sollte es aber auch nicht<br />

sein, um Korrekturmaßnahmen zu ergreifen.<br />

Der Fünfjahresrhythmus findet<br />

sich übrigens auch in der neuen EU-Berichtspflicht<br />

wieder.<br />

Schätzen, wenn Messen nicht möglich<br />

ist<br />

Damit sind die Grundlagen gelegt für<br />

die eigentliche CO 2<br />

-Bilanzierung. Diese<br />

muss jährlich erstellt werden. Das ist<br />

ein iterativer Prozess, der jeweils bei<br />

den Ergebnissen des Vorjahres ansetzt<br />

und kontinuierliche Verbesserungen<br />

ableitet. Beim ersten Mal fehlen natürlich<br />

die Vergleichszahlen, deshalb ist<br />

die erste Bilanzierung von der Datenlage<br />

immer relativ schwierig. Das gilt<br />

insbesondere für Scope 3, die vor- und<br />

nachgelagerte Lieferkette. Der Gesetzgeber<br />

sieht hier nach einer Übergangszeit<br />

eine 100-prozentige Transparenz vor.<br />

Das wird in den seltensten Fällen über<br />

eine individuelle Betrachtung von Waren<br />

und Lieferanten möglich sein. Generische<br />

und monetäre Methoden, die<br />

eher auf Schätzungen beruhen, werden<br />

die Datenlücken füllen.<br />

Schunkert: „<strong>Wie</strong> sich die ESRS weiterentwickelt,<br />

ist noch offen, aber die<br />

Wahrscheinlichkeit ist relativ groß, dass<br />

Brüssel den 100-Prozent-Ansatz fahren<br />

wird. Von daher ist die Wahrscheinlichkeit<br />

relativ groß, dass hier sehr viele<br />

Unternehmen zumindest in ersten<br />

Schritten auf Basis monetärer Daten die<br />

CO 2<br />

-Bilanz erstellen.“<br />

Es geht vor allem um Strom<br />

Klimaschutz und Stromverbrauch<br />

hängen eng zusammen, mit zuneh-<br />

mender Elektrifizierung von Mobilität<br />

und Heizen umso mehr. Das Greenhouse-Gas-Protokoll<br />

unterscheidet zwei<br />

Logiken: Da ist zum einen der sogenannte<br />

markt- bzw. netzbasierte Ansatz. Die<br />

CO 2<br />

-Berechnung beruht auf den konkreten<br />

Angaben des Stromanbieters. Wird<br />

hier Ökostrom genutzt, ist der CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

entsprechend gut. Die zweite<br />

verpflichtende Bilanzierung ist der<br />

standortbezogene Ansatz. Hier wird der<br />

bundesdeutsche Strommix zugrunde<br />

gelegt. Dieser ist seit dem Verzicht auf<br />

russisches Gas und verstärkte Nutzung<br />

von Kohle schlechter geworden.<br />

Den marktbasierten Ansatz kann eine<br />

Firma steuern, den standortbezogenen<br />

nicht. Beide im Vergleich zeigen Analysten,<br />

wie ernst es das Unternehmen<br />

mit dem Steuerungsinstrument Strom<br />

meint. <strong>Wo</strong>bei die Bilanzierung oft nicht<br />

so einfach ist. Beispiel Deutsche Bahn:<br />

Die fährt mit Ökostrom aus Norwegen.<br />

Aber im deutschen Netz landet dieser<br />

<strong>Was</strong>serkraft-Strom aus Norwegen natürlich<br />

nicht. Der Beleg erfolgt über<br />

Herkunftsnachweise. Auch in der Produktion<br />

kann es innerhalb einer Warengruppe<br />

ganz unterschiedliche Werte<br />

geben. Ob man etwa in Frankreich<br />

oder in Deutschland produziert, macht<br />

einen großen Unterschied: Frankreich<br />

hat dank Atomstrom deutlich bessere<br />

CO 2<br />

-Werte.<br />

Datenkonsolidierung bleibt schwierig<br />

Bei der Zusammenstellung des Emissionsfußabdruckes<br />

muss letztendlich<br />

dann auch geklärt werden, ob das Unternehmen<br />

eine CO 2<br />

-Bilanz, eine Treibhausgasbilanz<br />

oder eine Klimagasbilanz<br />

erstellen will. Klingt ähnlich, aber<br />

es gibt Unterschiede. Eine CO 2<br />

-Bilanz<br />

umfasst die Kohlendioxidausstöße, eine<br />

10


Klimamanagement und Reporting<br />

CO 2<br />

-Bilanzierung –<br />

ein Weg zum<br />

klimaneutralen<br />

Wirtschaften<br />

Eine grobe Wegplanung<br />

1. Motivation<br />

1. Motivation im Klimaschutz —<br />

Klärung des WARUMS<br />

► Festlegung des Vorgehens,<br />

insbesondere der Systemgrenzen<br />

2. CO 2<br />

-Bilanz —<br />

Klärung der Ausgangslage<br />

► Erkenntnis über Peanuts, Big<br />

Points und Key Points<br />

► Basis für Vermeidungspotenziale<br />

2. CO 2<br />

-Bilanz<br />

3. Klimastrategie<br />

3. Klimastrategie —<br />

Zieldefinition<br />

► Klimapfad und / oder<br />

Kompensation<br />

Treibhausgasbilanz inkludiert die weiteren<br />

sechs im Greenhouse-Gas-Protokoll<br />

genannten Gase. Weiter gefasst ist<br />

das Thema Klimabilanz: Das erfasst<br />

nicht nur Emissionen, sondern auch<br />

Emissionseffekte. Dazu zählen etwa in<br />

der Luftfahrt Kondensstreifen oder biogene<br />

Emissionen in der Landwirtschaft.<br />

Perspektivisch plant die EU, das <strong>Klimareporting</strong><br />

so um zusätzliche Aspekte zu<br />

erweitern.<br />

In der Praxis kompliziert ist aber nicht<br />

nur die Datenbilanzierung, sondern vor<br />

allem die Datenerhebung. Schunkert:<br />

„Klimamanagement ist kein erweitertes<br />

Energiemanagement. Ein Klimamanagement<br />

umfasst das ganze Unternehmen,<br />

nicht nur den Sektor Energie.“ Ein<br />

Beispiel: Fragt man den Energiemanager,<br />

dann drückt der auf einen Knopf<br />

und liefert zwei Zahlen für den Gasverbrauch<br />

und für den Stromverbrauch.<br />

Fragt man dagegen den Einkauf, dann<br />

sieht die Datenlage ganz anders aus: Da<br />

gibt es dann vielleicht 7.000 Positionen<br />

und die Datenaggregation ist alles andere<br />

als einfach.<br />

Schunkert: „Wenn das alles steht, sind<br />

wir bei Schritt drei. Wir haben die<br />

CO 2<br />

-Bilanz und wissen, was die Peanuts<br />

und was die Big Points sind. Jetzt stellt<br />

sich die Frage: Für welche Big Points<br />

und vielleicht auch für welche Peanuts<br />

habe ich den Schlüssel zur Vermeidung?“<br />

Offsetting als Auslaufmodell?<br />

Bisher haben viele Unternehmen ihr<br />

Klimamanagement oft über Ökostrom<br />

und CO 2<br />

-Offsetting vorangetrieben. Das<br />

wird in Zukunft so nicht mehr möglich<br />

sein. Im Kyoto-Protokoll war vereinbart,<br />

dass Projekte im Ausland über sogenannte<br />

„flexible Mechanismen“ angerechnet<br />

werden konnten. Schunkert:<br />

„Das heißt, das Windrad in China war ein<br />

Klimaschutzprojekt in Deutschland.“<br />

Möglich gemacht wurde diese Bilanzierungspraxis,<br />

weil China das Kyoto-<br />

Protokoll nicht ratifiziert hatte. China<br />

hat aber jetzt das Pariser Klimaschutzabkommen<br />

unterzeichnet. Das heißt<br />

künftig, dass das Windrad in China ab<br />

sofort in die Klimabilanz von China einfließt.<br />

Da auch China das 1,5-Grad-Ziel<br />

anstrebt, wird es die Emissionseinsparungen<br />

künftig nicht mehr oder zumindest<br />

nicht günstig an andere Länder wie<br />

Deutschland abtreten. Schunkert: „Das<br />

hat für eine große Verwirrung gesorgt.<br />

Zwei große Anbieter bieten deshalb keine<br />

Klimaneutralitäts-Zertifikate mehr<br />

an. Wir raten unseren Kunden nicht<br />

mehr zur Kompensation. Und wenn sie<br />

es machen wollen, dann raten wir dazu,<br />

nur alte Zertifikate zu nehmen.“ f<br />

11


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

CO 2<br />

CH 4<br />

N 2<br />

O<br />

Scope 2<br />

Energiebezogene<br />

indirekte Emissionen<br />

Foto im Hintergrund: Roman Sigaev / stock.adobe.com<br />

Scope 3<br />

Vorgelagerte<br />

indirekte Emissionen<br />

6. Geschäftsreisen<br />

8. Angemietete<br />

Sachanlagen<br />

7. Anfahrt<br />

Mitarbeitende<br />

Strombezug<br />

Kälte- &<br />

Wärmebezug<br />

5. Abfall<br />

4. Logistik<br />

(vorgelagert)<br />

3. Vorkette<br />

Brennstoffe<br />

1. Eingekaufte<br />

Waren & DL<br />

2. Kapitalgüter<br />

Wertschöpfungskette<br />

12


Klimamanagement und Reporting<br />

HFCs PFCs SF 6<br />

NF 3<br />

Scope 1<br />

Direkte Emissionen<br />

Stationäre<br />

Verbrennung<br />

Scope 3<br />

Nachgelagerte<br />

indirekte Emissionen<br />

15.<br />

Investitionen<br />

Mobile Verbrennung<br />

13. Vermietete<br />

Sachanlagen<br />

14. Franchise<br />

Verflüchtigungen<br />

Prozessemissionen<br />

12. Entsorung<br />

verkaufter Produkte<br />

11. Nutzung<br />

verkaufter Produkte<br />

9. Logistik<br />

(nachgelagert)<br />

10. Verarbeitung<br />

verkaufter Produkte<br />

Wertschöpfungskette<br />

13


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

In 4 Schritten zur Klimastrategie<br />

In Anbetracht des fortschreitenden Klimawandels nimmt das<br />

ganzheitliche Klimamanagement für Unternehmen eine immer<br />

wichtigere Rolle ein. Einerseits gibt es nationale und internationale<br />

regulatorische Vorgaben, wie zum Beispiel die Forderung<br />

nach CO 2<br />

-Neutralität in Deutschland bis 2045 oder der<br />

European Green Deal. Andererseits erwarten Stakeholder von<br />

betroffenen Unternehmen mehr Verantwortungsübernahme<br />

– dazu zählen Kunden, Investoren, NGOs sowie Verbraucher.<br />

Neben regulatorischen Risiken steigen auch naturbedingte<br />

Risiken: Es besteht eine wachsende Gefahr von klimabedingten<br />

Ereignissen wie Überschwemmungen und Bränden, was<br />

gleichzeitig bedeutet, dass sich Unternehmen im Bereich des<br />

Klimaschutzes vorbereiten müssen. Das Klimamanagement<br />

ist ein unverzichtbarer Bestandteil jeder Risikovorsorge und<br />

damit Unternehmensstrategie geworden.<br />

Das umfassende Klimamanagement ist von entscheidender<br />

Bedeutung, um die Herausforderungen zu bewältigen und<br />

gleichzeitig von den sich bietenden Marktchancen profitieren<br />

zu können. Unternehmen definieren im Rahmen eines solchen<br />

Managements ihre individuellen strategischen Ansätze sowie<br />

deren Integration in Gesamtkonzepte durch eine Reihe an<br />

Maßnahmen auf allen Ebenen ihres Betriebs.<br />

Die grundlegende Abfolge dabei umfasst<br />

folgende Schritte:<br />

EINFÜHRUNG EINES<br />

GANZHEITLICHEN<br />

KLIMAMANAGEMENTS<br />

Klimastrategie und<br />

Governance-Struktur<br />

➊<br />

ERSTELLUNG DER<br />

TREIBHAUSGASBILANZ<br />

Berechnung des Carbon Footprints,<br />

basierend auf umfassenden Daten<br />

und anerkannten Standards<br />

➋<br />

ENTWICKLUNG VON<br />

KLIMAZIELEN<br />

Festlegung von Klimazielen, kurz- bis mittelfristige<br />

Klimaziele (SBT), langfristiges Klimaziel (Net-Zero),<br />

Berücksichtigung von Klimarisiken<br />

➌<br />

MASSNAHMEN ZUR<br />

ZIELERREICHUNG<br />

Vermeidung und Reduktion, Neutralisation<br />

und Kompensation<br />

➍<br />

BERICHTERSTATTUNG<br />

UND KOMMUNIKATION<br />

Interne und externe Berichterstattung<br />

und Unternehmenskommunikation<br />

14


Klimamanagement und Reporting<br />

Fotos: everythingpossible / Fotolia.com<br />

Klimaberichterstattung:<br />

Mehrheit der<br />

Unternehmen macht es<br />

Mehr als die Hälfte (53 Prozent) der vom Meinungsforschungsinstitut<br />

Forsa befragten mittelständischen Unternehmen haben<br />

das Thema CO 2<br />

bisher nicht in ihre internen Kontroll-, Risikound<br />

Compliance-Management-Systeme integriert. Jedes fünfte<br />

Unternehmen (20 Prozent) plant, dies auch zukünftig nicht zu<br />

tun. 60 Prozent verfügen bisher über keine Nachhaltigkeitsberichterstattung.<br />

Das ist das Ergebnis einer aktuellen<br />

branchenweiten Befragung deutscher Unternehmen im<br />

Mittelstand von Forsa.<br />

15


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Alle Unternehmen<br />

mit mehr als 250<br />

Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeitern,<br />

einer Bilanzsumme<br />

von mehr als<br />

20 Millionen Euro<br />

und einem Umsatz<br />

von mehr als<br />

40 Millionen Euro<br />

sind ab dem Geschäftsjahr<br />

2025<br />

berichtspflichtig.<br />

36 Prozent der Unternehmen überprüft<br />

die eigenen Emissionen nicht regelmäßig.<br />

Wer dies macht, misst vor allem<br />

die direkten, das heißt die unmittelbar<br />

selbst verursachten Emissionen (82 Prozent).<br />

Indirekte Emissionen (43 Prozent)<br />

und die Emissionen der gesamten Wertschöpfungskette<br />

(22 Prozent) überwachen<br />

nur eine Minderheit der befragten<br />

Unternehmen.<br />

„Wir sehen allerdings große Unterschiede<br />

zwischen den Branchen“, sagt Janina<br />

Hellwig, Studienautorin und Expertin<br />

für Energie und Klima bei FTI-Andersch,<br />

der auf Restrukturierung, Business<br />

Transformation und Transaktionen spezialisierten<br />

Beratungseinheit von FTI<br />

Consulting in Deutschland. 83 Prozent<br />

der Unternehmen im produzierenden<br />

Gewerbe überwachen ihre Emissionen<br />

regelmäßig, gegenüber 56 Prozent der<br />

Dienstleister und 30 Prozent der Unternehmen<br />

im Handel. „Das korreliert damit,<br />

dass indirekte Emissionen aktuell<br />

noch nicht ausreichend in der Überwachung<br />

berücksichtigt sind: denn diese<br />

fallen insbesondere bei Dienstleistern<br />

und im Handel an.“<br />

Janina Hellwig sagt: „Wir gehen jedoch<br />

davon aus, dass in mittlerer Frist alle<br />

Unternehmen einer relevanten Größe<br />

die regulatorischen Auflagen erhalten<br />

werden, sehr spezifisch den eigenen<br />

CO2-Ausstoß zu kontrollieren. Darauf<br />

sollten sich alle Branchen schon heute<br />

einstellen und die notwendigen Voraussetzungen<br />

in Prozessen und IT-Infrastruktur<br />

dafür schaffen. Insbesondere<br />

die Kontrolle der Emissionen in der Lieferkette<br />

wird alle Unternehmen vor immense<br />

Herausforderungen stellen.“<br />

Nur 40 Prozent der Unternehmen<br />

erstellen Nachhaltigkeitsberichte<br />

Nahezu analog zur Einbettung der Klimarisiken<br />

und -chancen in die internen<br />

Corporate Governance-Systeme (46 Prozent)<br />

haben 40 Prozent der von Forsa<br />

befragten Unternehmen bisher eine ei-<br />

16


Klimamanagement und Reporting<br />

gene Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

vorgelegt. 38 Prozent planen dies, rund<br />

ein Viertel (22 Prozent) jedoch nicht. Im<br />

jährlichen Lagebericht zur wirtschaftlichen<br />

Entwicklung des Unternehmens<br />

hat die Mehrheit (54 Prozent) der Unternehmen<br />

keinen eigenen Abschnitt<br />

für einen Nachhaltigkeitsbericht vorgesehen.<br />

Lediglich 20 Prozent planen dies,<br />

unter anderem mit Blick auf die Corporate<br />

Sustainability Reporting Directive<br />

(CSRD) der Europäischen Union.<br />

„Dass ein signifikanter Anteil der befragten<br />

Unternehmen noch keine Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

betreibt, ist vor<br />

dem Hintergrund der neuen EU-Richtlinie<br />

bemerkenswert“, sagt Professor Dr.<br />

Patrick Velte von der Leuphana Universität<br />

Lüneburg, der die Untersuchung<br />

wissenschaftlich begleitet hat. „Denn<br />

alle befragten Unternehmen fallen unter<br />

die Berichtspflicht der CSRD.“ Diese<br />

besagt: Alle Unternehmen mit mehr<br />

als 250 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern,<br />

einer Bilanzsumme von<br />

mehr als 20 Millionen Euro und einem<br />

Umsatz von mehr als 40 Millionen<br />

Euro sind ab dem Geschäftsjahr<br />

2025 berichtspflichtig.<br />

„Im Vergleich zu den börsennotierten<br />

Unternehmen, die aktuell entweder<br />

bereits eine nichtfinanzielle<br />

Erklärung erstellen müssen oder<br />

eine freiwillige Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

vornehmen, müssen<br />

die mittelständischen Unternehmen<br />

häufig von null auf hundert starten“,<br />

sagt Velte. „Die Einrichtung von<br />

entsprechenden Management- und<br />

Berichtsstrukturen ist ein sehr zeitaufwändiges<br />

Unterfangen.“<br />

Diejenigen, die bereits einen Nachhaltigkeitsbericht<br />

verfassen, nutzen<br />

häufig (38 Prozent) interne Leitfäden<br />

zur Erstellung. „Das ist ein individuell<br />

festgelegtes Rahmenwerk, das<br />

im besten Fall relevante Kriterien und<br />

Leistungsindikatoren aus verschiedenen<br />

Rahmenwerken bündelt und an das<br />

vorhandene Geschäftsmodell anpasst“,<br />

sagt Janina Hellwig von FTI-Andersch.<br />

35 Prozent dagegen nutzen keinerlei<br />

Rahmenwerke oder Leitfäden, 27 Prozent<br />

orientieren sich an externen Leitfäden,<br />

zum Beispiel dem Deutschen Nachhaltigkeitskodex.<br />

„Ab 2025 muss jedoch sichergestellt<br />

sein, dass alle Berichte mit der CSRD<br />

konform sind. Wir empfehlen Unternehmen<br />

darum bereits jetzt damit zu<br />

beginnen, die vorgegebene Form der<br />

Darstellungen in ihren Berichten zu berücksichtigen“,<br />

so Hellwig.<br />

Ebenso wird die CSRD eine externe inhaltliche<br />

Prüfungspflicht der Berichterstattung<br />

mit sich bringen – zum Beispiel<br />

durch den Wirtschaftsprüfer, der auch<br />

das Testat für den Jahresabschluss erstellt.<br />

Von der Prüfung durch Dritte machen<br />

bisher allerdings erst 34 Prozent<br />

der befragten Unternehmen Gebrauch,<br />

28 Prozent planen dies auch nicht einzuführen.<br />

„Es drängt sich das Gefühl<br />

auf: Eine größere Gruppe von Unternehmen<br />

hat noch nicht vor Augen, was auf<br />

sie zukommt“, sagt Hellwig. Alle Unternehmen<br />

sollten ab sofort sicherstellen,<br />

dass Daten verfügbar und vergleichbar<br />

gemacht werden, diese Daten zudem<br />

von Dritten validierbar sind und gemäß<br />

der künftig verpflichtenden Standards<br />

berichtet werden können.<br />

Wer schnell ist, kann durch ein pro-aktives<br />

transparentes Vorgehen schon heute<br />

auf einen positiven Einfluss bei Finanzierungen<br />

setzen.“ f<br />

Externe Prüfpflicht ab 2025<br />

17


Bilder: zvg


Klimamanagement und Reporting<br />

<strong>Wie</strong> Humboldt die<br />

Klimaforschung<br />

begründete<br />

Alexander von Humboldt war ein Pionier der<br />

Klimaforschung. Auf seinen Reisen nach<br />

Amerika (1799–1804) und Asien (1829) führte<br />

er meteorologische Messungen durch, mit<br />

denen er ein modernes, ganzheitliches Modell<br />

des Erdklimas entwickelte. Humboldt hat<br />

damit die vergleichende Klimatologie<br />

begründet. Nun wurden Humboldts<br />

Klima-Schriften an der Universität Bern<br />

gesammelt und herausgegeben, kommentiert<br />

aus wissensgeschichtlicher und<br />

klimatologischer Perspektive.<br />

Alexander von Humboldt (1769–<br />

1859) leistete Forschungsbeiträge<br />

zu 30 Disziplinen, die<br />

großenteils bis heute gültig sind. Neben<br />

seinen Buchwerken veröffentlichte<br />

er 750 Aufsätze, die 2019 an der Universität<br />

Bern herausgegeben wurden<br />

(Sämtliche Schriften in 10 Bänden).<br />

Eine Disziplin, die Humboldt nachhaltig<br />

prägte, ist die Klimawissenschaft. Erstmals<br />

sind Humboldts Klima-Schriften<br />

nun gesammelt, nach philologischen<br />

Standards ediert sowie umfassend kommentiert<br />

in einem Band erschienen.<br />

Herausgegeben wurden sie von Thomas<br />

Nehrlich und Michael Strobl vom<br />

Institut für Germanistik der Universität<br />

Bern, kommentiert von Stefan Brönnimann<br />

vom Oeschger-Zentrum für Klimaforschung<br />

der Universität Bern und<br />

Martin Claussen, emeritierter Direktor<br />

am Max-Planck-Institut für Meteorologie<br />

in Hamburg.<br />

„Humboldt gilt als Pionier eines ökologischen<br />

Denkens und als Begründer der<br />

vergleichenden Klimatologie“, erklärt<br />

Thomas Nehrlich. „Durch unsere Berner<br />

Ausgabe der Sämtlichen Schriften<br />

haben wir einen Überblick über Humboldts<br />

Forschungsbeiträge gewonnen.<br />

Er wertete neben seinen großen Reisen<br />

nach Amerika und Zentral-Asien<br />

zahlreiche weitere meteorologische,<br />

geographische und ozeanographische<br />

Daten aus. Humboldts Klimaforschung<br />

ist interdisziplinär und global.“ Michael<br />

Strobl ergänzt: „Als einer der ersten hat<br />

Humboldt das Klima der Erde als komplexes<br />

System erkannt. Seine Erkenntnisse<br />

hat er aber nicht in einem Buch<br />

zusammengefasst, sondern in seinen<br />

Aufsätzen.“ Die im Wehrhahn Verlag erschienene<br />

Edition versammelt erstmals<br />

Humboldts wichtigste Klima-Schriften<br />

aus den Jahren 1795 bis 1847.<br />

19


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

„<br />

Humboldt hat früh<br />

erkannt, dass der<br />

Mensch mit seinen<br />

Eingriffen in die<br />

Umwelt das Klima<br />

beeinflusst.<br />

Michael Strobl<br />

Vom Humboldtstrom bis zu den<br />

isothermen Linien<br />

Als klimatologische Forschungsbiographie<br />

zeigt die Ausgabe Humboldt als<br />

Theoretiker und Empiriker einer fächerübergreifenden<br />

Klimaforschung, die<br />

Wechselwirkungen geologischer, biologischer<br />

und anthropologischer Prozesse<br />

berücksichtigt. Humboldts Beiträge<br />

behandeln die Atmosphärenchemie im<br />

Bergbau, die Wärmeverteilung auf der<br />

Erde, die Schallausbreitung in der Nacht,<br />

die Temperatur von Regentropfen, ein<br />

Nordlicht in Berlin sowie Bedingungen<br />

für den Weinbau. Humboldt verglich die<br />

Schneehöhen der Anden, des Himalaya<br />

und der Alpen. Er maß die Temperatur<br />

des Atlantik, des Pazifik und der Ostsee.<br />

Er untersuchte das Klima von Spanien<br />

und von Zentralasien. Humboldt<br />

beschrieb eine Kaltwasserströmung an<br />

der Westküste von Südamerika – den<br />

nach ihm benannten „Humboldtstrom“.<br />

Er entwickelte das infographische Konzept<br />

der „Isothermen Linien“ (Zonen<br />

gleicher Durchschnittstemperatur), das<br />

heute aus jedem Wetterbericht geläufig<br />

ist.<br />

Bis heute aktuell<br />

Ein umfassendes Nachwort von Michael<br />

Strobl erläutert Humboldts jahrzehntelange<br />

Beschäftigung mit klimatologischen<br />

Fragen. „Humboldt hat früh<br />

erkannt, dass der Mensch mit seinen<br />

Eingriffen in die Umwelt das Klima<br />

beeinflusst“, sagt Strobl. Ein Geleitwort<br />

der Klimatologen Stefan Brönnimann<br />

und Martin Claussen ordnet<br />

seine Arbeiten aus heutiger Sicht ein.<br />

„Atmosphärenchemie und -physik,<br />

Gletschergrenzen, Meeresströmungen,<br />

Vegetationsgürtel, Temperaturschichten<br />

und Klimazonen – all das war Humboldt<br />

bereits bekannt, und die Forschung<br />

dazu hat er zum großen Teil mitbegründet“,<br />

sagt Stefan Brönnimann. Martin<br />

Claussen erläutert: „Neben seiner<br />

enormen Bandbreite beeindrucken uns<br />

Humboldts präzise Beobachtungen, seine<br />

innovativen Schlussfolgerungen und<br />

seine ganzheitliche Sicht auf das Klima,<br />

die stets den Menschen mit einschließt.<br />

Als Theoretiker wie als Empiriker hat er<br />

eine wichtige Grundlage für die heutige<br />

Klimawissenschaft geschaffen.“ Brönnimanns<br />

Fazit zu Humboldts Forschungsleistung<br />

lautet: „Humboldts Definition<br />

der Elemente und Faktoren, aus denen<br />

sich das Klima zusammensetzt, ist bis<br />

heute aktuell.“ f<br />

Alexander von Humboldt:<br />

Ueber die Hauptursachen der<br />

Temperatur-Verschiedenheit auf<br />

dem Erdkörper.<br />

Schriften zum Klima, mit<br />

einem Geleitwort von Stefan<br />

Brönnimann und Martin Claussen,<br />

herausgegeben von Thomas<br />

Nehrlich und Michael Strobl,<br />

Hannover: Wehrhahn 2023.<br />

460 Seiten mit zahlreichen Abbildungen.<br />

ISBN: 978-3-86525-990-5<br />

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20


Klimamanagement und Reporting<br />

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Das gilt insbesondere für Nachhaltigkeits- und ESG-<br />

Themen. Unternehmen setzen deshalb immer öfter auf<br />

die Schulung ihrer eigenen Mitarbeitenden oder auf<br />

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Gesetzgeber, Einkäufern und anderen<br />

Stakeholdern nachzukommen.<br />

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Das ist inzwischen eine willkommene Ergänzung zur<br />

klassischen Ausbildung. Denn aus der Forschung wissen<br />

wir, dass Wissen, welches direkt am Arbeitsplatz erworben<br />

wurde, viel besser im Gedächtnis abgespeichert wird als<br />

theoretische Kenntnisse. Die Ausbildung wird mit einem<br />

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#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

WAS<br />

IST ...?<br />

Grafik: Fahad / stock.adobe.com<br />

22


23<br />

Klimamanagement und Reporting


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Foto im Hintergrund: Roman Sigaev / stock.adobe.com<br />

Das Greenhouse Gas Protocol<br />

(GHG Protocol) hat das Ziel,<br />

eine einheitliche und international<br />

anerkannte Methode zur Messung<br />

von Treibhausgasemissionen<br />

zu schaffen, die als Leitfaden für die<br />

Berichterstattung von Treibhausgasen<br />

dient. Um sämtliche Einflüsse von Institutionen<br />

zu erfassen, verfolgt das<br />

GHG Protocol einen umfassenden Ansatz,<br />

der sowohl direkte als auch indirekte<br />

Emissionen berücksichtigt.<br />

Das GHG Protocol hat vor allem den<br />

Zweck, eine Analyse der Emissionen<br />

von Unternehmen durchzuführen.<br />

Dabei werden sowohl direkte als auch<br />

indirekte Emissionen berücksichtigt,<br />

die beispielsweise aus Lieferketten<br />

oder der Anreise der Mitarbeiter resultieren.<br />

Das GHG Protocol strebt<br />

nicht nur die Berechnung der eigenen<br />

Emissionen an, sondern auch die Entwicklung<br />

von einheitlichen Rahmenbedingungen<br />

zur Verringerung des<br />

Treibhausgasausstoßes. Diese sollen<br />

für Transparenz und Konsistenz bei<br />

der Berechnung und Reduzierung von<br />

Treibhausgasemissionen sorgen. Darüber<br />

hinaus gibt es Bilanzierungsregeln<br />

für die Minderungsmaßnahmen,<br />

um sicherzustellen, dass diese einheitlich<br />

in den CO 2<br />

-Bilanzen der Unternehmen<br />

integriert werden.<br />

<strong>Was</strong> ist das<br />

GHG Protocol?<br />

Inzwischen gewinnt das GHG Protocol<br />

auch im öffentlichen Bereich<br />

zunehmend an Bedeutung und wird<br />

entsprechend auf städtische Gegebenheiten<br />

angepasst. Die Erstellung der<br />

Standards erfolgt in enger Zusammenarbeit<br />

zwischen privatem und öffentlichem<br />

Sektor, so dass Regierungen,<br />

Unternehmen und Nichtregierungsorganisationen<br />

in den Prozess einbezogen<br />

werden. Durch diese Kooperation<br />

können unterschiedliche Interessen<br />

in die Standards integriert werden.<br />

So werden auch die wirtschaftlichen<br />

Interessen von Unternehmen berücksichtigt,<br />

um eine praktische Umsetzbarkeit<br />

sicherzustellen.<br />

Es besteht ein Bestreben seitens Normierungsinstitutionen,<br />

die Vorgaben<br />

und Grundsätze des GHG Protocols<br />

einzuhalten, indem sie sich auf die<br />

Normierung von CO 2<br />

-Bilanzen konzentrieren.<br />

Eine Normierung, die unter<br />

anderem im ISO 14064-Standard des<br />

GHG Protocols standardisiert ist. Der<br />

ISO-Standard gibt klare Rahmenbedingungen<br />

vor, um den CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

von Unternehmen zu berechnen sowie<br />

eine einheitliche Berichterstattung<br />

sicherzustellen. Das GHG Protocol<br />

stellt darüber hinaus Grundsätze zur<br />

Verfügung, die bei der Ermittlung und<br />

Einordnung von Emissionen befolgt<br />

werden sollten. Diese Grundsätze basieren<br />

auf folgenden Prinzipien:<br />

• Relevanz<br />

• Vollständigkeit<br />

• Konsistenz<br />

• Transparenz<br />

• Genauigkeit<br />

Scope 1<br />

Scope 1 umfasst sämtliche unmittelbaren<br />

Emissionen eines Unternehmens<br />

oder einer Institution, die durch lokale<br />

Aktivitäten oder Prozesse entstehen.<br />

Hierunter fallen Treibhausgasemissionen,<br />

die durch örtliche Verbrennungsoder<br />

Heizungsanlagen, den Fuhrpark<br />

oder die Abnutzung und Entsorgung von<br />

Geräten ausgelöst werden. Um diese<br />

Emissionen zu berechnen, müssen zunächst<br />

die Emissionsquellen identifiziert<br />

werden. Insbesondere Verbrennungsprozesse<br />

in Produktionsbetrieben müssen<br />

hierbei berücksichtigt werden, da sie<br />

eine wesentliche Quelle für Treibhausgasemissionen<br />

darstellen. Zur genauen<br />

Quantifizierung sind Informationen über<br />

den verwendeten Brennstoff und seine<br />

Menge von großer Bedeutung. Hierbei<br />

können Rechnungen von Energieversorgern<br />

herangezogen werden, jedoch<br />

sollten auch Emissionsrechner genutzt<br />

werden, um die spezifischen CO2-, CH4-<br />

und N2O-Emissionen zu ermitteln, die<br />

bei der Verbrennung des eingesetzten<br />

Brennstoffs entstehen. Nur auf diese<br />

Weise können Unternehmen wirksam<br />

Maßnahmen zur Reduzierung ihrer direkten<br />

Emissionen ergreifen.<br />

Beispiel Fuhrpark: In vielen Unternehmen<br />

finden sich nicht nur in Produktionsanlagen,<br />

sondern auch im Fuhrpark<br />

häufig Verbrennungsmotoren – mit<br />

Ausnahme von rein elektrisch betriebenen<br />

Fahrzeugen. Die Emissionen aller<br />

genutzten Fahrzeuge, unabhängig von<br />

ihrem Eigentumsstatus, (also auch Leasingfahrzeuge!),<br />

müssen im Scope 1<br />

ermittelt werden. Um den Ausstoß von<br />

Emissionen im Fuhrpark zu bestimmen,<br />

sind diese Daten hilfreich:<br />

• Menge des verbrauchten Kraftstoffs<br />

• Zurückgelegte Strecke<br />

• Art des Kraftstoffs und Brennwert<br />

24


Klimamanagement und Reporting<br />

Scope 2<br />

Im Gegensatz zu Scope 1, das direkte<br />

Emissionen von Unternehmen umfasst,<br />

umfassen die Emissionen in Scope 2<br />

indirekte Emissionen, die bei Zulieferern<br />

entstehen. Obwohl sie als Folge der Unternehmensaktivitäten<br />

entstehen, treten<br />

sie an anderer Stelle auf. Der Bezug von<br />

Energie und Energieträgern ist der größte<br />

Faktor in Scope 2. Zum Beispiel werden<br />

die Treibhausgasemissionen, die<br />

bei der Erzeugung von Elektrizität entstehen,<br />

den verbrauchenden Unternehmen<br />

zugeordnet und nicht den stromerzeugenden<br />

Unternehmen. Wenn die<br />

Treibhausgasemissionen in Scope 2 des<br />

GHG Protocol hoch sind, sollten Unternehmen<br />

über den Einsatz klimafreundlicherer<br />

Energiequellen wie Solaranlagen<br />

oder Blockheizkraftwerke nachdenken.<br />

Aktuell existieren zwei Verfahren, um<br />

Emissionen im Scope 2 zu bestimmen:<br />

die örtlich basierte und die marktbasierte<br />

Methode. Bei der örtlich basierten Methode<br />

werden Durchschnittswerte der<br />

Energiegewinnung vor Ort als Grundlage<br />

herangezogen (zum Beispiel die Werte<br />

des durchschnittlichen deutschen Energiemixes).<br />

Im Gegensatz dazu nutzt<br />

die marktbasierte Methode gezielt die<br />

Emissionswerte der Energiegewinnung,<br />

die von dem Unternehmen selbst ausgewählt<br />

wurden (beispielsweise bezieht<br />

ein Unternehmen ausschließlich<br />

Solarstrom und gibt somit ausschließlich<br />

diese Emissionswerte an). Um die<br />

Emissionswerte der Stromgewinnung<br />

zu ermitteln, werden für die marktbasierte<br />

Methode Vertragsinformationen<br />

herangezogen. Dabei können Zertifikate,<br />

Direktverträge oder Emissionsraten der<br />

Energieversorger genutzt werden.<br />

Scope 3<br />

Der Bereich 3 des GHG Protocols deckt<br />

sämtliche Emissionen ab, die fernab des<br />

Unternehmens entstehen. In diesem<br />

Kontext geht es sowohl um Emissionen<br />

innerhalb der Lieferkette als auch<br />

um solche, die bei der Entsorgung oder<br />

Distribution anfallen. Ebenfalls werden<br />

vor- und nachgelagerte Aktivitäten berücksichtigt.<br />

Insgesamt wird der GHG<br />

Protocol Scope 3 in 15 Kategorien eingeteilt:<br />

1. Gekaufte Güter und Dienstleistungen<br />

2. Kapitalgüter<br />

3. Brennstoff- und energiebezogene<br />

Tätigkeiten (nicht in Scope 1 und 2<br />

beinhaltet)<br />

4. Vorgelagerter Transport und Distribution<br />

5. In Arbeitsabläufen produzierter Müll<br />

6. Geschäftsreisen<br />

7. Pendelverkehr der Mitarbeitenden<br />

8. Geleaste Anlagen in vorgelagerten<br />

Tätigkeiten<br />

9. Nachgelagerter Transport und Distribution<br />

10. Verarbeitung verkaufter Produkte<br />

11. Nutzung verkaufter Produkte<br />

12. Entsorgung verkaufter Produkte<br />

13. Geleaste Anlagen in nachgelagerten<br />

Tätigkeiten<br />

14. Franchises<br />

15. Investitionen<br />

Die Errechnung von Emissionen im<br />

Scope 3 ist eine Herausforderung, da<br />

vielen Unternehmen die Daten und Informationen<br />

bezüglich der jeweiligen Kategorien<br />

fehlen. Die GHG Protocol Scope 3<br />

Guidance stellt Unternehmen einen Leitfaden<br />

zur Verfügung, der eine praktische<br />

Hilfestellung bei der Ermittlung der Emissionen<br />

bietet. Für die Berechnung können<br />

Informationen über Scope 1 und 2<br />

von zuliefernden und kooperierenden<br />

Unternehmen sowie Daten von Mitarbeitenden<br />

herangezogen werden. Bei<br />

der Errechnung von Emissionen durch<br />

Geschäftsreisen, Pendelverkehr oder<br />

mobiles Arbeiten können Informationen<br />

von Mitarbeitenden und öffentlichen<br />

Verkehrsanbietern helfen. Im Falle von<br />

Müll, Warentransport oder Geräteleasing<br />

können die Emissionen von Scope<br />

1 und 2 der versorgenden Unternehmen<br />

zur Berechnung herangezogen werden.<br />

Alternativ lassen sich relevante Emissionen<br />

anhand verschiedener Kriterien<br />

identifizieren.<br />

‣<br />

25


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

26


Klimamanagement und Reporting<br />

Warum gibt es verschiedene<br />

GHG-Standards?<br />

Fotos: iareCottonStudio / stock.adobe.com<br />

Das GHG Protocol unterteilt sich in sieben verschiedene<br />

Standards, welche spezifische Rahmenbedingungen<br />

und Richtlinien für verschiedene Bereiche und Sektoren<br />

vorgeben. Dadurch wird die Vergleichbarkeit innerhalb<br />

der Branchen erhöht und die Erstellung von Klimabilanzen erleichtert.<br />

Jeder Standard berücksichtigt wichtige Faktoren, die<br />

speziell für das Aufgabenfeld der Institution relevant sind. So<br />

müssen öffentliche Institutionen wie Kommunen, Städte und<br />

Länder andere Maßnahmen ergreifen als Unternehmen. Aus<br />

diesem Grund gibt es einen speziellen Standard für die Umsetzung<br />

des GHG Protocols in Städten sowie einen Standard<br />

für politische Maßnahmen. Auch innerhalb der Unternehmen<br />

wird zwischen produzierenden und Dienstleistungsunternehmen<br />

unterschieden, da Bereiche wie Lieferkette oder Produktlebenszyklus<br />

bei Produzent:innen eine deutlich wichtigere<br />

Rolle spielen als bei Dienstleister:innen.<br />

1. GHG Protocol Corporate Standard<br />

Der GHG Protocol Corporate Standard nutzt standardisierte<br />

Herangehensweisen und Prinzipien, um den realistischen und<br />

fairen Ausstoß von Treibhausgasen zu ermitteln. Dadurch reduziert<br />

er die Kosten für die Erstellung von CO 2<br />

-Bilanzen und<br />

vereinfacht die Erstellung. Unternehmen werden mit wichtigen<br />

Informationen ausgestattet, um eine effektive CO 2<br />

-Strategie<br />

zu etablieren. Der Standard informiert auch über die Teilnahme<br />

an freiwilligem und verpflichtendem Emissionshandel.<br />

Darüber hinaus erhöht er die Konsistenz und Transparenz bei<br />

der CO 2<br />

-Bilanzierung und macht die Ergebnisse durch eine<br />

standardisierte Berichterstattung vergleichbar. Im Großen und<br />

Ganzen lässt der Unternehmensstandard zu wünschen übrig,<br />

da er lediglich allgemeine Richtlinien umfasst und somit spezifische<br />

Interessen und Tätigkeiten von Unternehmen nicht berücksichtigt.<br />

Um diesem Umstand entgegenzuwirken, wurden<br />

zusätzliche Standards des GHG Protocols erarbeitet, die den<br />

GHG Protocol Corporate Standard optimal ergänzen. ‣<br />

27


3. Product Life Cycle Standard<br />

2. Corporate Value Chain (Scope 3)<br />

Standard<br />

Der Corporate Value Chain (Scope 3)<br />

Standard befasst sich mit der Analyse<br />

der Lieferketten von Unternehmen.<br />

Sein Hauptaugenmerk liegt auf der exakten<br />

Erfassung und Dokumentation<br />

der Treibhausgasemissionen, die bei<br />

der Produktion und dem Transport von<br />

Waren und Dienstleistungen freigesetzt<br />

werden. Der Standard wurde bereits<br />

2011 ins Leben gerufen und wird von<br />

führenden Unternehmen und Regierungen<br />

unterstützt, um eine flächendeckende<br />

Anwendung zu gewährleisten.<br />

Eine breite Verwendung des Standards<br />

trägt weltweit zu einer effektiven Reduzierung<br />

der Treibhausgasemissionen<br />

bei und ermöglicht ein nachhaltigeres<br />

Management von Lieferketten. Vor allem<br />

in Anbetracht der Tatsache, dass<br />

Unternehmen in Scope 3 den größten<br />

Anteil an Treibhausgasemissionen in ihrer<br />

Produktion haben können, ist dieser<br />

Standard ein wichtiger Bestandteil der<br />

sozial-ökologischen Wirtschaftstransformation.<br />

Die Umsetzung ermöglicht<br />

es Unternehmen, ihre Umwelteinflüsse<br />

intern zu berücksichtigen, anstatt sie<br />

auszulagern. Dies motiviert die Unternehmen,<br />

ihre eigenen Emissionen zu reduzieren,<br />

um zukünftigen Kosten durch<br />

Klima- und Umweltpolitik vorzubeugen.<br />

Im Mittelpunkt des Product Life Cycle<br />

Standards steht eine faire und realistische<br />

Darstellung von Treibhausgasemissionen,<br />

wie es auch bei allen anderen<br />

GHG-Protokollen der Fall ist. Der Standard<br />

dient als Grundlage für die Berechnung<br />

des CO 2<br />

-Fußabdrucks von Produkten<br />

– dem Product Carbon Footprint.<br />

Dabei werden Prinzipien und Methoden<br />

klassischer Lebenszyklusanalysen angewendet,<br />

da der Product Carbon Footprint<br />

als Unterkategorie des Life Cycle<br />

Assessment (LCA) gilt. Im Gegensatz zu<br />

anderen Kategorien liegt hier jedoch der<br />

Fokus ausschließlich auf dem Klimaeinfluss<br />

der Produkte.<br />

Der Product Life Cycle Standard nutzt<br />

den Attributionsstandard des LCA,<br />

um den Emissionsausstoß entlang des<br />

gesamten Produktlebenszyklus zu ermitteln.<br />

Hierbei werden Einheiten zugeordnet,<br />

um eine präzise Analyse zu<br />

gewährleisten. Für die Berechnung<br />

können entweder Primärdaten von Kundinnen<br />

und Kunden sowie Institutionen<br />

oder Daten von spezifischen Prozessen<br />

verwendet werden. Durch die Anwendung<br />

der LCA-Methode wird der Berechnungsprozess<br />

des Product Carbon Footprint<br />

im GHG Protocol iterativ gestaltet,<br />

was bedeutet, dass jeder Schritt und<br />

jede Phase von vorangegangenen Analysen<br />

abhängt.<br />

4. GHG Protocol for Cities<br />

In urbanen Gebieten werden die meisten<br />

Treibhausgasemissionen produziert,<br />

wodurch Städte zu den größten Emissionsverursachern<br />

weltweit zählen. Um<br />

dieser Herausforderung zu begegnen,<br />

hat der GHG Protocol Standard für<br />

Städte – Global Protocol for Community-<br />

Scale Greenhouse Gas Inventories (GPC)<br />

– globale Richtlinien entwickelt, welche<br />

bei der Ermittlung und Offenlegung von<br />

28


Klimamanagement und Reporting<br />

Treibhausgasemissionen unterstützen.<br />

Das Ziel des GPC-Dokuments ist es,<br />

nicht nur die Emissionen zu berechnen<br />

und zu berichten, sondern auch eine<br />

Ausgangslage zu schaffen, um darauf<br />

aufbauend Klimaschutzmaßnahmen zu<br />

entwickeln und umzusetzen. Trotz der<br />

hohen Emissionswerte, die in Städten<br />

entstehen, gibt es viele erfolgversprechende<br />

Ansätze und Projekte im Bereich<br />

des Klimaschutzes, die dazu beitragen,<br />

die Auswirkungen der urbanen Emissionen<br />

zu mildern.<br />

Das GHG Protocol for Cities ist in drei<br />

Hauptbereiche unterteilt, die im Folgenden<br />

erläutert werden: Zunächst werden<br />

die Prinzipien der Berichterstattung<br />

und Bilanzierung dargelegt, einschließlich<br />

der Definition der zu berichtenden<br />

Emissionen. Dabei wird besonderer<br />

Wert auf eine präzise und umfassende<br />

Erfassung aller relevanten Daten gelegt.<br />

Im zweiten Teil werden Leitlinien für<br />

sektorbezogene Bilanzierung und Berichterstattung<br />

vorgestellt, einschließlich<br />

der Berechnungsmethoden. Hierbei<br />

werden spezifische Anforderungen und<br />

Empfehlungen für verschiedene Sektoren<br />

berücksichtigt, um eine möglichst<br />

genaue und aussagekräftige Bilanz zu<br />

gewährleisten. Schließlich geht es im<br />

dritten Teil darum, konkrete Mitigationsziele<br />

zu setzen und die Umsetzung<br />

dieser Ziele zu verfolgen. Hierbei werden<br />

unterschiedliche Strategien und<br />

Maßnahmen vorgestellt, die dazu beitragen<br />

können, die Emissionswerte zu senken<br />

und somit einen wichtigen Beitrag<br />

zum Klimaschutz zu leisten.<br />

5. Mitigation Goal Standard<br />

Unternehmen<br />

können freiwillig<br />

klimafreundliche<br />

Technologien,<br />

Prozesse oder<br />

Praktiken implementieren,<br />

um<br />

den Klimaschutz<br />

zu fördern.<br />

Der Mitigation Goal Standard nimmt im<br />

GHG Protocol eine zentrale Rolle ein, da<br />

er dazu beitragen soll, den Ausstoß von<br />

Treibhausgasen zu reduzieren. Dabei ist<br />

es von großer Bedeutung, dass die Ziele<br />

präzise formuliert werden, um eine erfolgreiche<br />

Umsetzung, Kontrolle und<br />

gegebenenfalls Nachbesserung zu ermöglichen.<br />

Das GHG Protocol hat deshalb<br />

eine Anleitung zur Erstellung von<br />

Mitigationszielen entwickelt, die in drei<br />

Phasen unterteilt ist und verschiedene<br />

Handlungs- und Zielmittel umfasst. In<br />

der ersten Phase geht es um die Erstellung<br />

des Ziels sowie die Definition von<br />

Bilanzierungsmethoden zur Verfolgung<br />

des Fortschritts und die Berechnung zulässiger<br />

Emissionen während der Umsetzungsjahre.<br />

Während der Zielumsetzung<br />

folgt die Bewertung und Berichterstattung<br />

über den Fortschritt bei der Zielerreichung.<br />

In der letzten Phase erfolgt<br />

die Bewertung der Zielerreichung und<br />

gegebenenfalls eine Verifizierung der Ergebnisse.<br />

Eine korrekte Umsetzung des<br />

Mitigation Goal Standards kann somit<br />

einen wichtigen Beitrag zur Reduktion<br />

von Treibhausgasemissionen leisten.<br />

6. Policy and Action Standard<br />

Der Policy and Action Standard ist ein<br />

Instrument zur Überprüfung der Wirksamkeit<br />

politischer Regelungen und<br />

Maßnahmen zur Emissionsreduktion.<br />

Es wird analysiert, welche Effekte erzielt<br />

wurden und ob die ursprünglichen<br />

Erwartungen erfüllt wurden. Ziel des<br />

Standards ist es, Entscheidungsträger<br />

bei der Entwicklung von Strategien zur<br />

Minderung von Emissionen zu unterstützen<br />

und einen internationalen Vergleich<br />

zu ermöglichen. Der Policy and<br />

Action Standard ist nicht nur für politische<br />

Entscheidungsträger geeignet,<br />

sondern kann auch in anderen Institutionen<br />

und Organisationen angewendet<br />

werden. Regierungen können ihn auf allen<br />

Ebenen nutzen, von Kommunal- bis<br />

Nationalpolitik. Im Finanzsektor können<br />

Institutionen Projekte zur Reduktion<br />

von Treibhausgasen durch günstige<br />

Kredite unterstützen. Unternehmen<br />

können freiwillig klimafreundliche<br />

Technologien, Prozesse oder Praktiken<br />

implementieren, um den Klimaschutz<br />

zu fördern. Entscheidungsträger werden<br />

von Forschungsinstitutionen und NGOs<br />

unterstützt, indem sie beurteilt und begleitet<br />

werden.<br />

7. Project Protocol<br />

Dieser Standard beschäftigt sich ausführlich<br />

mit Klimaschutzprojekten, die<br />

auch als GHG-Projekte bekannt sind.<br />

Das Project Protocol, kurz für „The GHG<br />

Protocol for Project Accounting“, legt<br />

großen Wert auf eine glaubwürdige und<br />

transparente Herangehensweise bei der<br />

Quantifizierung und Berichterstattung<br />

von Treibhausgasreduktionen durch<br />

GHG-Projekte. Eine verbesserte Glaubwürdigkeit<br />

bei der Bilanzierung von<br />

GHG-Projekten wird durch die gemeinsame<br />

Verwendung von Bilanzierungskonzepten,<br />

Prozeduren und Prinzipien angestrebt.<br />

Zudem bietet das Project Protocol<br />

eine Plattform, um verschiedene projektbasierte<br />

Treibhausgasprogramme und<br />

Initiativen zu verbinden. Ein weiterer<br />

wichtiger Aspekt, mit dem sich das Project<br />

Protocol auseinandersetzt, ist das<br />

Thema der Zusätzlichkeit (additionality).<br />

Dabei wird gefordert, dass Projekte nur<br />

für ihre Emissionsreduktion anerkannt<br />

werden sollten, wenn sie nicht ohnehin<br />

stattgefunden hätten. f<br />

29


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Foto: Deemerwha studio / stock.adobe.com<br />

30


Klimamanagement und Reporting<br />

<strong>Was</strong> sind science-based<br />

targets?<br />

Science-based targets (SBT) sind eine<br />

Möglichkeit für Unternehmen, Ziele für<br />

die Emissionsreduzierung festzulegen.<br />

Die Science Based Targets initiative<br />

(SBTi) bietet ihnen dazu eine klare und<br />

wissenschaftlich fundierte Definition<br />

von Netto-Null und ist der weltweit erste<br />

Rahmen im privaten Sektor für die Festlegung<br />

langfristiger, ehrgeiziger und wissenschaftlich<br />

fundierter Netto-Null-Ziele.<br />

Im Gegensatz zu den traditionellen „potenzialbasierten<br />

Zielen“ verfolgen die<br />

SBT einen „Top-Down“-Ansatz: Sie konzentrieren<br />

sich auf die Menge der Emissionen,<br />

die reduziert werden muss, um<br />

die im Pariser Klimaabkommen festgelegten<br />

Ziele zu erreichen und die globale<br />

Erwärmung auf 1,5°C zu begrenzen.<br />

Darüber hinaus bietet der im Oktober<br />

2021 eingeführte Net-Zero-Standard Unternehmen<br />

einen wissenschaftlich fundierten<br />

Rahmen für die Festlegung ehrgeiziger<br />

und wirksamer Klimaziele mit<br />

dem langfristigen Ziel, Netto-Null-Emissionen<br />

im eigenen Geschäftsbereich zu<br />

erreichen. Darüber hinaus müssen sich<br />

die Unternehmensziele auf die Emissionsreduzierung<br />

innerhalb der eigenen<br />

Wertschöpfungskette konzentrieren.<br />

Externe CO₂-Zertifikate und vermiedene<br />

Emissionen werden nicht auf die<br />

wissenschaftsbasierten Ziele angerechnet.<br />

Sie stellen eine freiwillige Option<br />

und eine zusätzliche Verpflichtung zur<br />

Zahlung eines finanziellen Beitrags zur<br />

Emissionsreduzierung über die SBT hinaus<br />

dar.<br />

Die meisten Unternehmen müssen ihre<br />

Emissionen bis 2050 um mindestens<br />

90 Prozent reduzieren. Selbst wenn<br />

ein Unternehmen langfristige und ehrgeizige<br />

Reduktionsziele festlegt und<br />

Anstrengungen unternimmt, diese zu<br />

erreichen, gilt es erst dann als Netto-<br />

Null-Unternehmen, wenn diese Ziele<br />

erreicht sind. Der Net-Zero-Standard<br />

empfiehlt, dass Unternehmen auch außerhalb<br />

der Wertschöpfungskette Investitionen<br />

tätigen, um den Klimawandel<br />

abzuschwächen, zum Beispiel in Klimaschutzprojekte.<br />

Diese Investitionen<br />

sollten jedoch nicht als Ersatz für signifikante<br />

Emissionsminderungen innerhalb<br />

des Unternehmens gesehen werden.<br />

Vielmehr sollen sie dazu dienen,<br />

die festgelegten und ehrgeizigen Klimaziele<br />

zu ergänzen und das Engagement<br />

des Unternehmens für Netto-Null bis<br />

2050 zu unterstreichen.<br />

Die SBTi ist eine internationale Initiative,<br />

die 2015 zur Unterstützung des<br />

Pariser Abkommens gegründet wurde,<br />

dessen Ziel die Begrenzung globaler Erwärmung<br />

auf „deutlich unter 2 °C“ über<br />

dem vorindustriellen Niveau ist. Die<br />

Initiative umfasst die Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Carbon Disclosure Project<br />

(CDP), dem United Nations Global<br />

Compact (UNGC), dem <strong>Wo</strong>rld Resources<br />

Institute (WRI) und dem <strong>Wo</strong>rld Wide<br />

Fund for Nature (WWF). Mehr als 4.500<br />

Unternehmen weltweit haben sich der<br />

Initiative angeschlossen. Darunter sind<br />

große Konzerne, aber auch zahlreiche<br />

Klein- und Mittelbetriebe. Zwischen<br />

2015 und 2020 wurden somit 29 Prozent<br />

der eingesparten Emissionen weltweit<br />

von Unternehmen der SBTi erzielt,<br />

so der WWF Austria. f<br />

31


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Foto: ING Studio 1985 / stock.adobe.com<br />

32


Klimamanagement und Reporting<br />

<strong>Was</strong> ist CBAM?<br />

Deutsche Unternehmen sind nur unzureichend<br />

auf die Einführung des europäischen<br />

Carbon Border Adjustment<br />

Mechanism (CBAM) vorbereitet. Und<br />

das, obwohl die Mehrheit der betroffenen<br />

Firmen hohe finanzielle Auswirkungen<br />

und einen negativen Einfluss<br />

auf ihre Wettbewerbsfähigkeit befürchtet.<br />

Dies ist das Ergebnis einer aktuellen<br />

Umfrage im Auftrag des Prüfungs- und<br />

Beratungsunternehmens Deloitte, für<br />

die Entscheider:innen aus den betroffenen<br />

Branchen befragt wurden. CBAM<br />

ist Teil des „Fit für 55“-Pakets der EU.<br />

Durch dieses Maßnahmenpaket sollen<br />

die CO 2<br />

-Emissionen bis 2030 um 55<br />

Prozent im Vergleich zu 1990 reduziert<br />

werden. CBAM sieht ab 2026 einen Kohlenstoffpreis<br />

auf die Einfuhr bestimmter<br />

außerhalb der EU hergestellter Waren<br />

vor. Unternehmen, die Waren aus<br />

Nicht-EU-Ländern in die EU einführen<br />

möchten, müssen Zertifikate erwerben,<br />

die der Menge der bei der Herstellung<br />

dieser Waren entstandenen Emissionen<br />

entsprechen.<br />

CBAM wird große Teile der deutschen<br />

Industrie betreffen. Alle Unternehmen,<br />

die Eisen, Stahl, Zement, Aluminium,<br />

Elektrizität, Düngemittel, <strong>Was</strong>serstoff<br />

sowie bestimmte vor- und nachgelagerte<br />

(vor allem Eisen- und Stahl-) Produkte<br />

aus Nicht-EU-Staaten importieren, fallen<br />

unter die neuen Regeln. Bereits am<br />

1. Oktober 2023 beginnt die Übergangsphase<br />

und es treten erste Meldepflichten<br />

in Kraft.<br />

So müssen Unternehmen ab Oktober<br />

alle direkten und einige indirekte Emissionen,<br />

die bei der Produktion von importierten<br />

Waren entstehen, berechnen<br />

und dokumentieren. Zusätzlich müssen<br />

sie quartalsweise einen CBAM-Bericht<br />

einreichen, der Informationen über das<br />

Volumen der importierten Waren, ihre<br />

eingebetteten Emissionen und den im<br />

Drittland gezahlten Kohlenstoffpreis<br />

enthält.<br />

Die Ergebnisse der Deloitte-<br />

Befragung im Einzelnen:<br />

• 60 Prozent der Entscheider:innen in<br />

Unternehmen, die die betreffenden<br />

Produkte aus Ländern außerhalb der<br />

EU importieren, kennen CBAM nicht.<br />

• Von denen, die CBAM kennen, sagt die<br />

Hälfte (51 Prozent), dass ihr Unternehmen<br />

betroffen ist. Fast 30 Prozent<br />

meinen, dass sie nicht betroffen sind.<br />

• Nur knapp die Hälfte der Unternehmen<br />

hat sich sich auf den Beginn der<br />

Meldepflichten im Oktober vorbereitet.<br />

• Dennoch rechnet mehr als Hälfte der<br />

Befragten (56 Prozent) mit hohen finanziellen<br />

Auswirkungen auf ihr Unternehmen.<br />

• Und fast 60 Prozent befürchten negative<br />

Auswirkungen auf die Wettbewerbsfähigkeit<br />

ihres Unternehmens<br />

durch CBAM. Positive Auswirkungen<br />

erwarten nur knapp 18 Prozent der<br />

Befragten.<br />

• Viele Unternehmen wollen trotz CBAM<br />

ihren Zulieferfirmen außerhalb der<br />

EU treu bleiben (48 Prozent). Rund<br />

40 Prozent rechnen allerdings mit<br />

Veränderungen in ihrer Lieferkette.<br />

Michael Schäfer, Partner bei Deloitte<br />

und verantwortlich für den Bereich Global<br />

Trade Advisory Services, sagt: „Unternehmen<br />

sollten sicherstellen, dass<br />

ihre Emissionsberichterstattung ab Oktober<br />

2023, wenn die Übergangsphase<br />

in Kraft tritt, konform ist. Dazu ist allerdings<br />

die Einrichtung der erforderlichen<br />

Überwachungs- und Berichterstattungssysteme<br />

nötig. Auch wenn CBAM<br />

mit den entsprechenden finanziellen<br />

Auswirkungen erst ab 2026 vollständig<br />

eingeführt wird, besteht für viele Unternehmen<br />

akuter Handlungsbedarf. Denn<br />

in den betroffenen Branchen wird mit<br />

langen Projektinvestitionszyklen geplant.“<br />

f<br />

Mehr dazu auch in unserer<br />

Podcast-Episode „<strong>Was</strong> bedeutet<br />

CBAM für Unternehmen?“<br />

bei Sustainability to go<br />

<strong>Was</strong> bedeutet<br />

CBAM für<br />

Unternehmen?<br />

33


Foto: Martina / stock.adobe.com


Klimamanagement und Reporting<br />

Reduziert deine Firma wirklich CO 2<br />

?<br />

Der entscheidende Unterschied zwischen<br />

Offsetting und Insetting<br />

Wir alle kennen Offsetting als die Lösung, um vermeintlich<br />

schnell und einfach klimaneutral zu werden. Egal ob Produkt,<br />

Service oder ganze Firma – die Klimaschutzprojekte im<br />

globalen Süden bieten vermeintlich CO 2<br />

-Ausgleich dort, wo er<br />

günstig und effizient umgesetzt werden kann. Seit jeher steht<br />

diese Praxis jedoch unter anhaltender Kritik von Klimaaktivist:innen,<br />

die vom „Ablasshandel durch Offsetting-Projekte“<br />

sprechen. Gestützt werden sie durch aktuelle Recherchen der<br />

<strong>Wo</strong>chenzeitung Die ZEIT und der britischen Tageszeitung<br />

The Guardian. Die beiden Medienhäuser haben Unternehmen<br />

wie Disney, Netflix, Shell, Boeing, Bayer und SAP unter die Lupe<br />

genommen, die behaupten, „klimaneutral“ zu sein. Das<br />

Ergebnis: Über 90 Prozent der von ihnen erworbenen Offsetting-<br />

Zertifikate aus Waldschutzprojekten sparen kein CO 2<br />

ein.<br />

Hilft Offsetting der CO 2<br />

-Reduktion?<br />

Um klimaneutral zu werden, empfiehlt<br />

die UN die folgenden Schritte zu durchlaufen:<br />

CO 2<br />

messen, reduzieren und anschließend<br />

lediglich die nicht vermeidbaren<br />

Emissionen auszugleichen. Die<br />

Messung ermöglichen heute viele Beratungsunternehmen<br />

und Software-Tools.<br />

Die Reduktion und der Ausgleich, die<br />

oft durch dieselben Anbieter:innen erfolgen,<br />

werfen hingegen noch einige<br />

Fragen auf. Die Science Based Targets<br />

initiative gibt Unternehmen Guidelines<br />

an die Hand und empfiehlt wissenschaftsbasierte<br />

Klimaziele, um konsequent<br />

CO 2<br />

einzusparen. So zum Beispiel<br />

durch die Umstellung auf 100 Prozent<br />

Ökostrom, klimarelevante Gebäudeanpassungen,<br />

elektrische Antriebe in<br />

der Mobilität, CO 2<br />

-arme Prozesse in<br />

der Industrie und vor allem Emissions-<br />

reduktion in der Lieferkette, wo typischerweise<br />

90 Prozent und mehr der<br />

Treibhausgase entstehen. All diese<br />

Schritte erfordern Zusammenarbeit mit<br />

Lieferanten und klimakompatible Einkaufsentscheidungen.<br />

Von Offsetting<br />

hört man hier nichts. Bewusst, denn ein<br />

„Emissionsausgleich“ wird nicht als Reduktionsmaßnahme<br />

anerkannt.<br />

Warum ist Offsetting keine wissenschaftsbasierte<br />

Reduktion?<br />

Offsetting meint, dass Unternehmen<br />

ihre errechneten CO 2<br />

-Emissionen durch<br />

Klimaprojekte ausgleichen. Diese sind<br />

vielfältig und, wenn seriös, durch führende<br />

Anbieter:innen zertifiziert. Auch<br />

wenn gerade diese in letzter Zeit noch<br />

stärker in der Kritik stehen (im obigen<br />

Beispiel die zertifizierten Projekte durch<br />

VERRA). Ihr Einfluss auf das Kli- ‣<br />

35


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Während Offsetting-<br />

Projekte einen<br />

scheinbar beliebigen<br />

Wirkungsort haben und<br />

den CO 2<br />

-Ausgleich<br />

häufig zu einem<br />

möglichst günstigen<br />

Preis abbilden, bietet<br />

Insetting die Chance,<br />

Klimaschutz in der<br />

eigenen Lieferkette<br />

umzusetzen und einen<br />

positiven Einfluss auf<br />

umfangreiche Nachhaltigkeitsziele<br />

zu<br />

erzeugen.<br />

ma wird also international<br />

beleuchtet, kritisch hinterfragt<br />

und ständig<br />

überprüft. <strong>Was</strong><br />

dem Prinzip<br />

des Offsettings<br />

fehlt, ist die<br />

Betrachtung der<br />

eigenen Emissionen. Der<br />

CO 2<br />

-Ausgleich erfolgt durch<br />

Offsetting an einem anderen<br />

Ort und verändert zunächst<br />

nicht die eigenen<br />

Emissionen, die durch die<br />

Nutzung von Energie oder<br />

Gebäuden direkt (Scope 1 und 2) oder<br />

den Bezug von Waren und Leistungen<br />

indirekt (Scope 3) entstehen. Als freiwillige<br />

Klimamaßnahme ist Offsetting<br />

daher ein beliebter und valider erster<br />

Schritt, um die eigenen Klimaziele im<br />

Unternehmen sichtbar und deutlich<br />

spürbar zu machen. Die CO 2<br />

-Reduktion<br />

als solche muss allerdings viel umfangreicher<br />

gedacht werden.<br />

Insetting steht für CO 2<br />

-Reduktion in der<br />

eigenen Lieferkette<br />

Entscheidend ist der Ort der „Ausgleichsmaßnahme“.<br />

Während Offsetting-<br />

Projekte einen scheinbar beliebigen<br />

Wirkungsort haben und den CO 2<br />

-Ausgleich<br />

häufig zu einem möglichst günstigen<br />

Preis abbilden, bietet Insetting die<br />

Chance, Klimaschutz in der eigenen Lieferkette<br />

umzusetzen und einen positiven<br />

Einfluss auf umfangreiche Nachhaltigkeitsziele<br />

zu erzeugen. Diese Chance<br />

geht mit besonderen Herausforderungen<br />

einher, da die meisten CO 2<br />

-Emissionen<br />

und sozialen Problemstellungen<br />

entlang der Wertschöpfungskette entstehen.<br />

Gleichzeitig gilt deshalb auch:<br />

Hier liegt das größte Potenzial zur vollständigen<br />

Klimatransformation.<br />

<strong>Wie</strong> setzt man Insetting um?<br />

Schon 2015 titelte Forbes: Vergesst Offsetting,<br />

Insetting ist die Zukunft! Diese<br />

Zukunft scheint aber erst jetzt skalierbar<br />

umgesetzt zu werden. Bis heute fehlt<br />

eine klare Definition von „Insetting-Projekten“<br />

– auch da die CO 2<br />

-Reduktion in<br />

Scope 3 (entlang der eigenen Lieferkette)<br />

komplex ist. Insetting zielt nicht nur<br />

auf Baumpflanzprojekte oder erneuerbare<br />

Energie, sondern auch auf den konkreten<br />

Wandel gängiger Prozessschritte<br />

und Handlungen, um beispielsweise die<br />

lokale Biodiversität, <strong>Was</strong>sereinsparung<br />

oder Recyclingfähigkeit von Produkten<br />

zu steigern. Neben CO 2<br />

als Messungsfaktor<br />

fließen hier ebenfalls Messgrößen<br />

des Corporate-Social-Responsibility-<br />

Ansatzes ein. Insetting beansprucht<br />

also einen ganzheitlichen Zugang zu<br />

gesamten Ökosystemen, Gesellschaften<br />

und lokalen Wirtschaftsstrukturen.<br />

<strong>Was</strong> spricht für und gegen Insetting?<br />

Chance<br />

1. Insetting hat gegenüber Offsetting<br />

den Vorteil, dass es direkt Scope 3<br />

beeinflusst.<br />

2. Neben CO 2<br />

-Emissionen werden ganzheitliche<br />

Klima-Faktoren in Betracht<br />

gezogen.<br />

3. Die eigene Lieferkette wird resilienter,<br />

qualitativ verbessert und<br />

langfristig kostengünstiger.<br />

Limit<br />

1. Scope 1 und 2, also die Emissionen,<br />

die direkt durch ein Unternehmen<br />

entstehen, werden in der Regel nicht<br />

verändert.<br />

36


Klimamanagement und Reporting<br />

2. Die Komplexität erzeugt eine vergleichsweise<br />

hohe Bearbeitungs-,<br />

Recherche- und Investitionsbereitschaft.<br />

3. Die Integration von zahlreichen<br />

Stakeholder:innen benötigt Zeit und<br />

Ressourcen.<br />

Ist Insetting heute schon machbar oder<br />

Zukunftsvision?<br />

Insetting-Maßnahmen sind für jedes<br />

produzierende Unternehmen ein sehr<br />

relevanter Weg, um den eigenen Einfluss<br />

auf das Klima, die Umwelt und<br />

Menschen zu verbessern. Klimaneutralität<br />

per Definition wird durch Insetting<br />

alleine allerdings auch nicht erreicht.<br />

Offsetting als freiwillige Klimaschutzmaßnahme<br />

dient zunächst dazu, Emissionen<br />

auszugleichen, während Insetting<br />

das Problem an der Wurzel anpackt<br />

und zu wandeln versucht. Dabei gilt:<br />

Ein Schritt nach dem anderen. CO 2<br />

-Reduktion<br />

muss der klare Fokus sein,<br />

dann ergeben sich Insetting-und Offsetting-Maßnahmen<br />

logisch folgend.<br />

Der Umstieg auf erneuerbare Energie in<br />

Scope 1 und 2 wird weder als Offsetting<br />

noch Insetting bezeichnet. Hier werden<br />

Emissionen effektiv reduziert. Gleiches<br />

gilt für Vermeidung von Müll- und <strong>Was</strong>serverbrauch<br />

im Büro. Offsetting hilft<br />

aber sich freiwillig global zu engagieren<br />

und Klimamaßnahmen zu unterstützen<br />

und so die eigene Aufmerksamkeit auf<br />

komplexe Herausforderungen zu lenken.<br />

Diese Herausforderungen können<br />

dann unter anderem durch gut strukturierte<br />

Insetting-Projekte angegangen<br />

werden. Offsetting und Insetting können<br />

also ergänzend in einer umfangreichen<br />

CO 2<br />

-Reduktionsstrategie verwendet<br />

werden.<br />

produzent:innen in Australien, plant<br />

Burberry regenerative Anbaumethoden<br />

zu entwickeln und umzusetzen. Diese<br />

sollen die Kohlenstoffabscheidung in<br />

Böden, die Gesundheit von <strong>Was</strong>sereinzugsgebieten<br />

und die biologische Vielfalt<br />

der Lebensräume fördern.<br />

Ben und Jerry finanzieren das<br />

Rwenzori-Projekt in Uganda, das kleinen<br />

Vanillebauern beim Bau von Agroforstsystemen<br />

unterstützt, um ihre<br />

Produktion zu diversifizieren. Dazu<br />

wurden in und um die Vanille-Parzellen<br />

100.000 einheimische Bäume gepflanzt,<br />

welche Schatten spenden und den Bauern<br />

ermöglichen ihr Einkommen zu erweitern.<br />

Nespresso hat über einen Zeitraum von<br />

5 Jahren 600 Millionen Dollar in 10 Millionen<br />

Bäume investiert. In Zusammenarbeit<br />

mit lokalen Gemeinden pflanzt<br />

Nespresso einheimische Baumarten<br />

und beauftragt Landwirte und Gemeindemitglieder<br />

mit der Pflanzung für diese<br />

Initiative.<br />

<strong>Was</strong> sind die ersten Schritte in<br />

Richtung CO 2<br />

-Reduktion, Offsetting<br />

und Insetting?<br />

1. Die Erfassung der eigenen Klimaperformance<br />

von Lieferanten sowie<br />

die Berechnung von CO 2<br />

-Emissionen<br />

entlang der Lieferkette ist immer der<br />

erste Schritt, um Emissionsquellen zu<br />

verstehen und Reduktionspotentiale zu<br />

erfassen. Unsere Climate Intelligence<br />

Anzeige<br />

Platform hilft hier gemeinsam ein einheitliches<br />

Klimamanagement aufzusetzen.<br />

2. Offsetting-Möglichkeiten sind vielfältig<br />

und können heute nach eigenen Präferenzen<br />

zu einem fairen Preis (ab ca. 20<br />

Euro die Tonne CO 2<br />

) freiwillig eingesetzt<br />

werden.<br />

3. Insetting-Projekte benötigen langfristiges<br />

Engagement und sollten in einer<br />

umfassenden Klimastrategie nicht fehlen.<br />

f<br />

Lara Obst, The Climate Choice,<br />

verantwortlich für Operations,<br />

Sustainability sowie Kommunikation<br />

Foto: Lara Obst / The Climate Choice<br />

Gibt es Beispiele für erfolgreich umgesetztes<br />

Insetting?<br />

Burberry gab im Februar 2020 bekannt,<br />

dass die Marke einen „Regeneration<br />

Fund“ eingerichtet hat, um CO 2<br />

-Emissionen<br />

in der eigenen Lieferkette zu reduzieren.<br />

Gemeinsam mit seinen <strong>Wo</strong>ll-<br />

37


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

<strong>Was</strong> leistet das Umwelt-<br />

managementsystem<br />

EMAS?<br />

Das Hauptziel des Europäischen Grünen Deals ist es, Klimaneutralität<br />

in der EU bis 2050 zu erreichen. Damit das gelingt,<br />

müssen alle – von einzelnen Menschen bis hin zu Gemeinden,<br />

lokalen Regierungen, staatlichen Behörden und allen anderen<br />

Arten von Organisationen – an der Suche nach Lösungen beteiligt<br />

werden. Die Europäische Kommission bietet dazu verschiedene<br />

Programme an, die Unternehmen und andere Organisationen<br />

bei der Umsetzung ihrer Zusagen unterstützen<br />

können. Das EU-System für das Umweltmanagement und die<br />

Umweltbetriebsprüfung (EMAS) ist eines von ihnen.<br />

Foto: artJazz / iStockphoto.com<br />

Der Europäische Klimapakt ist<br />

eine Initiative des Green Deals,<br />

die verschiedene Interessengruppen,<br />

von Einzelpersonen<br />

bis hin zu Organisationen, dazu<br />

auffordert, sich zu verpflichten,<br />

in ihrem eigenen Wirkungsbereich<br />

Schritte zum Aufbau<br />

eines nachhaltigeren<br />

Europas zu unternehmen.<br />

Die Umsetzung von EMAS basiert auf den wiederkehrenden<br />

Grundsätzen des „Plan-Do-Act-Check“. Organisationen<br />

müssen ihre Umweltauswirkungen bewerten und eine<br />

Umweltpolitik festlegen, die kurz- und langfristige Ziele<br />

vorgibt. Darauf aufbauend kann ein Aktionsplan erstellt<br />

werden, um die erforderlichen Änderungen im Unternehmen<br />

einzuführen. Jährlich überwachen die Organisationen ihre<br />

Fortschritte und berichten darüber in einer Umwelterklärung.<br />

Darüber hinaus prüfen akkreditierte unabhängige Umweltgutachter:innen<br />

die Einhaltung aller geltenden Umweltanforderungen<br />

im Rahmen von EMAS. Durch diese Fortschritte werden<br />

Umweltmaßnahmen erfolgreich systematisiert und ihre<br />

kontinuierliche Verbesserung sichergestellt.<br />

Die Europäische Kommission war die erste EU-Institution, die<br />

bereits 2005 in EMAS eingetragen wurde. Seit April 2022 ist<br />

sie auch die erste, die sich im Rahmen des Europäischen Klimapakts<br />

verpflichtet hat. Um mehr über die Verbindung zwischen<br />

EMAS und dem EU-Klimapakt zu erfahren, haben wir<br />

mit dem EMAS-Koordinierungsteam der Kommission gesprochen:<br />

Celso Sanchez Martinez, EMAS-Managementbeauftragter,<br />

und Michael Rourke, Elisabetta Tonin und David Da Camara-Gomes,<br />

EMAS-Beauftragte, und Sofia Gregou, zuständig für<br />

EMAS-Kommunikation und -Schulung.


Klimamanagement und Reporting<br />

Welche Vorteile hat die Anwendung von<br />

EMAS für die Verpflichtung der Europäischen<br />

Kommission?<br />

Celso Sanchez Martinez: Die Verbesserung<br />

des ökologischen Fußabdrucks<br />

ist der wichtigste Vorteil von EMAS in<br />

unserer Organisation, aber nicht der<br />

einzige. Das Managementsystem hat<br />

viele organisatorische Vorteile, zum<br />

Beispiel eine bessere betriebliche und<br />

interne Kontrolle, ein besseres Image<br />

und mehr Glaubwürdigkeit, mehr<br />

Attraktivität und ein größeres Engagement<br />

der Mitarbeitenden. Und nicht<br />

zuletzt trägt EMAS zu spürbaren und<br />

erheblichen finanziellen Einsparungen<br />

bei. In der Tat hat sich EMAS als robustes<br />

System erwiesen, auf das sich die<br />

Europäische Kommission bei der Festlegung<br />

der Ziele für die Klimaneutralität<br />

im Jahr 2030 stützte. Darüber hinaus<br />

wird EMAS als geeignetes Instrument<br />

zur Umsetzung der Maßnahmen und<br />

zur Berichterstattung über dieses Ziel<br />

in einem strukturierten und nachhaltigen<br />

Ansatz angesehen.<br />

Michael Rourke: EMAS verlangt, dass<br />

die Ergebnisse veröffentlicht werden,<br />

nachdem die Berichterstattung durch<br />

einen externen Gutachter überprüft<br />

wurde. Jahr für Jahr werden die Daten<br />

zuverlässiger, und wir können Kommentare<br />

und Verbesserungsvorschläge<br />

berücksichtigen, was beispielsweise<br />

bedeutet, dass komplexe technische<br />

Elemente wie der CO2-Fußabdruck<br />

schrittweise weiterentwickelt werden,<br />

wobei die neuesten Empfehlungen berücksichtigt<br />

werden, aber auch unsere<br />

internen Beschränkungen.<br />

Welche Rolle wird EMAS bei der Umsetzung<br />

des Pledge spielen?<br />

Celso Sanchez Martinez: Um klimaneutral<br />

zu werden, hat die Europäische<br />

Kommission in der Mitteilung über ihre<br />

Ökologisierung mehrere Maßnahmen<br />

festgelegt. Die Art und Weise, wie wir<br />

reisen, ist wahrscheinlich die Maßnahme,<br />

die zu einem stärkeren Rückgang<br />

der tatsächlichen Emissionen führen<br />

könnte. Die Idee ist, die Lehren aus der<br />

Covid-Krise zu ziehen, um die beruflichen<br />

Reisen stark zu reduzieren. Wir<br />

hoffen, die durch berufliche Reisen<br />

verursachten Emissionen um 50 Prozent<br />

zu senken (im Vergleich zur Zeit<br />

vor Covid). Viele andere Maßnahmen<br />

beziehen sich auf das Gebäudemanagement,<br />

wo die Kommission darauf<br />

abzielt, Büroflächen zu reduzieren<br />

und umweltfreundlichere Einrichtungen<br />

zu schaffen, indem sie die neuen<br />

europäischen Bauhaus-Grundsätze in<br />

ihr Immobilienportfolio einbezieht. Ein<br />

weiterer wichtiger Aspekt ist die Entwicklung<br />

von Biodiversitätsplänen in<br />

unseren städtischen Hauptquartieren,<br />

beginnend mit Brüssel; die ersten Maßnahmen<br />

des Plans werden seit Frühjahr<br />

2023 umgesetzt. Die Umsetzung<br />

dieser und vieler anderer Maßnahmen<br />

wird über EMAS verwaltet. Dies soll<br />

einen soliden und umfassenden Ansatz<br />

gewährleisten, der auch die Berichterstattung<br />

umfasst.<br />

Welche Vorteile bietet EMAS für die Verringerung<br />

der Treibhausgasemissionen?<br />

Michael Rourke: In den letzten Jahren<br />

haben wir insbesondere den Kohlenstoff-Fußabdruck<br />

entwickelt, der<br />

aufgrund des für 2019 angekündigten<br />

Europäischen Green Deals und der<br />

Mitteilung der Kommission zur Ökologisierung,<br />

in der die Verpflichtung der<br />

Kommission zur Kohlenstoffneutralität<br />

bis 2030 erläutert wird, von Bedeutung<br />

ist. Unser CO2-Fußabdruck berücksichtigt<br />

die Emissionen aus unseren Immobilien,<br />

unserer IT und unseren Dienstleistungsverträgen,<br />

und wir konnten<br />

interne Reporting-Tools entwickeln, um<br />

Trends bei den Emissionen von Dienstreisen,<br />

einer wichtigen Komponente<br />

unseres CO 2<br />

-Fußabdrucks, besser zu<br />

erkennen. Im Jahr 2021 haben wir zum<br />

ersten Mal die Auswirkungen von Telearbeit<br />

auf die Emissionen berücksichtigt,<br />

indem wir Daten aus nationalen<br />

Quellen sowie die Ergebnisse interner<br />

Umfragen zum Mitarbeiterverhalten<br />

herangezogen haben.<br />

David Da Camara-Gomes: Während<br />

der Pandemie erzwang die Abriegelung<br />

den massiven Einsatz von Telearbeit,<br />

was neue Arbeitsweisen beeinflusste.<br />

Die Abschätzung der Umweltauswirkungen<br />

der Telearbeit erforderte einen<br />

hohen Forschungsaufwand. Die im Jahr<br />

2022 entwickelte Methodik, die sowohl<br />

öffentliche Daten als auch Ergebnisse<br />

von Mitarbeiterbefragungen nutzt,<br />

ermöglichte es uns, diese Schätzung<br />

so systematisch wie möglich durchzuführen.<br />

Elisabetta Tonin: Die Europäische<br />

Kommission hat auch ihre interinstitutionelle<br />

Zusammenarbeit verstärkt,<br />

indem sie GIME, die Interinstitutionelle<br />

Gruppe für Umweltmanagement,<br />

ins Leben gerufen hat, um bewährte<br />

Umweltpraktiken im Einklang mit dem<br />

Green Deal der EU für ein klimaneutrales<br />

Europa bis 2050 auszutauschen. Wir<br />

diskutieren grüne ‚heiße‘ Themen wie<br />

die Berechnung der Umweltauswirkungen<br />

von Telearbeit, die Verringerung<br />

von Emissionen im Zusammenhang<br />

mit Geschäftsreisen, die Förderung der<br />

biologischen Vielfalt, Energiesparmaßnahmen,<br />

Kohlenstoffabbau/Kohlenstoffkompensation.<br />

Jede Institution bringt<br />

ihre internen Diskussionen, Probleme<br />

und neuen Maßnahmen ein, um den<br />

interinstitutionellen Dialog lebendig zu<br />

halten. Luftverschmutzung, biologische<br />

Vielfalt, Klimawandel und Energie sind<br />

allesamt dringende Themen, die in ganz<br />

Europa angegangen werden müssen.<br />

Ein Richtungswechsel ist von uns allen<br />

dringend erforderlich, und natürlich<br />

sind die europäischen Institutionen<br />

Vorreiter beim Übergang zu einer<br />

klimaneutralen Gesellschaft und wollen<br />

mit gutem Beispiel vorangehen. f<br />

Foto: EMAS<br />

39


Foto: Vera Kuttelvaserova / stock.adobe.com


Klimamanagement und Reporting<br />

<strong>Was</strong> ist der<br />

Carbon<br />

Handprint?<br />

Von Gabriela Maria Ensinck<br />

Während der<br />

CO 2<br />

-Fußabdruck die<br />

negativen sozialen<br />

und ökologischen<br />

Auswirkungen der<br />

Dinge misst, die wir<br />

kaufen und tun,<br />

zeigt der Carbon<br />

Handabdruck<br />

die positiven<br />

Auswirkungen<br />

unseres Handelns.<br />

Umweltauswirkungen werden häufig<br />

durch Fußabdruck-Indikatoren ausgedrückt,<br />

die negative Auswirkungen beschreiben,<br />

wie etwa die bekannten Kohlenstoff-<br />

und <strong>Was</strong>serfußabdrücke. Bis<br />

jetzt hatten Menschen, Regierungen und<br />

Unternehmen keine Möglichkeit, die positiven<br />

Auswirkungen ihres Handelns<br />

zu messen. Das soll das Konzept des<br />

„Carbon Handprint“, ein Instrument zur<br />

Berechnung der positiven Auswirkungen<br />

und ein Symbol des Engagements<br />

für Maßnahmen für eine nachhaltige<br />

Entwicklung, jetzt ändern.<br />

„Während der Fußabdruck ein Maß für<br />

den Druck ist, den der Mensch auf die<br />

Ressourcen der Erde ausübt, ist der<br />

Handabdruck ein Maß dafür, was wir<br />

individuell und gemeinsam tun können,<br />

um das Gleichgewicht zwischen<br />

dem Verbrauch und der Tragfähigkeit<br />

des Planeten wiederherzustellen“, beschreibt<br />

das International Handprint<br />

Network auf seiner Website.<br />

Maßnahmen wie die Verbesserung der<br />

Energieeffizienz, die Verringerung des<br />

Materialverbrauchs, die klimafreundliche<br />

Auswahl von Rohstoffen, die Entwicklung<br />

wiederverwertbarer Produkte,<br />

die Verringerung des Abfalls, die ‣<br />

41


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Foto: dule964 / stock.adobe.com<br />

Verlängerung der Produktlebensdauer<br />

und die Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit<br />

eines Produkts können<br />

sich auf den Carbon Handprint eines<br />

Produkts auswirken.<br />

Die Geschichte hinter der Idee und<br />

dem Logo<br />

Srija, ein zehnjähriges Mädchen aus<br />

Hyderabad, Indien, prägte das Handprint-Logo,<br />

als sie an einem CEE-Projekt<br />

(Center for Environment Education) in<br />

der Schule teilnahm, bei dem es darum<br />

ging, etwas für die Nachhaltigkeit zu<br />

tun. Im Jahr 2007 stellte das CEE das<br />

Handprint-Konzept und -Logo, das von<br />

Srijas Hand inspiriert wurde, auf der 4.<br />

internationalen Konferenz der UNESCO<br />

zur Umwelterziehung in Ahmedabad,<br />

Indien, vor.<br />

Heute steht der Begriff Handprint für<br />

positive und greifbare Maßnahmen zur<br />

Nachhaltigkeit. Da der Handabdruck<br />

unter einer Creative-Commons-Lizenz<br />

steht, können Organisationen ihn ohne<br />

Angst vor Urheberrechtsverletzungen<br />

verwenden.<br />

Die Idee stammt aus Indien, wird aber<br />

weltweit übernommen. In Schweden<br />

wurde das Konzept als Instrument zur<br />

Messung von Bildung für nachhaltige<br />

Entwicklung (BNE) eingesetzt. In England<br />

bildeten Studenten der Universität<br />

Edinburgh eine Gruppe, um ihren<br />

Campus und ihre Gemeinde nachhaltig<br />

zu gestalten. In Kanada schloss sich die<br />

Nichtregierungsorganisation Dearness<br />

Environmental Society der CEE an, um<br />

die internationale Zusammenarbeit mit<br />

Schulen zu erkunden, die an Bildung für<br />

Nachhaltigkeit interessiert sind.<br />

In Südafrika setzten das Environmental<br />

Learning Research Centre und die<br />

Wildlife and Environment Society das<br />

Konzept in ihrem „Sustainability Commons<br />

Learning Network“ ein. Recycling,<br />

<strong>Wie</strong>derverwendung, kreative Umgestaltung<br />

von Abfällen, Ernte natürlicher<br />

Ressourcen wie Honig, Wurmzucht und<br />

Herstellung von Kompost für den biologischen<br />

Anbau in Turmgärten waren<br />

nur einige der Beispiele für „Carbon<br />

Handprint“-Aktionen.<br />

Unternehmen auf der Suche nach<br />

ihrem Handabdruck<br />

Da der Handabdruck ein neuer und sich<br />

weiterentwickelnder Umweltindikator<br />

ist, beginnen auch Unternehmen, ihn<br />

für Marketing- und Kommunikationszwecke<br />

sowie für eine klimafreundlichere<br />

Produktentwicklung zu nutzen.<br />

„Die Idee hinter dem Kohlenstoff-Handabdruck<br />

ist, dass das Unternehmen Pro-<br />

42


Klimamanagement und Reporting<br />

ein positives Signal, um das Narrativ<br />

der Klimakrise von Angst und Scham<br />

hin zu Bewusstsein und Kreativität bei<br />

der Suche nach Lösungen zu verändern.<br />

dukte und Dienstleistungen entwickelt,<br />

die es seinen Kunden ermöglichen, ihren<br />

Kohlenstoff-Fußabdruck zu verringern.<br />

Die Berechnung gibt die Größe des<br />

durch das Produkt des Unternehmens<br />

verursachten Handabdrucks an: je größer<br />

der Handabdruck, desto besser.<br />

Wenn ein Kunde das Produkt nutzt, verringert<br />

sich sein eigener Fußabdruck“,<br />

sagt Saija Vatanen, leitende Wissenschaftlerin<br />

am VTT Technical Research<br />

Centre of Finland.<br />

VTT und die Universität LUT haben zusammen<br />

mit finnischen Unternehmen<br />

eine Methode und Leitlinien für die<br />

Bewertung und Kommunikation des<br />

Carbon Handprint von Produkten entwickelt.<br />

Nokia ist eines der Unternehmen,<br />

die am „Carbon Handprint“-Projekt beteiligt<br />

sind. „Es hat uns bei der Bewertung<br />

der Umweltauswirkungen und<br />

dem Nachweis der Verringerung des<br />

CO 2<br />

-Fußabdrucks durch neue Produkte<br />

konkret geholfen“, sagt Pia Tanskanen,<br />

Leiterin der Umweltabteilung von Nokia.<br />

Dennoch besteht die Notwendigkeit,<br />

mehr gemeinsame Berechnungsgrundsätze<br />

und Leitlinien auf der Grundlage<br />

wissenschaftlicher Methoden zu entwickeln.<br />

Um Greenwashing zu vermeiden,<br />

sollten die Maßnahmen für den Handabdruck<br />

auf einer Lebenszyklusbetrachtung<br />

und einer Ökobilanz beruhen, die<br />

die gesamte Wertschöpfungskette eines<br />

Produkts berücksichtigt.<br />

Positive Ergebnisse<br />

Eine große Studie über Klimaangst bei<br />

Kindern und Jugendlichen, die in der<br />

Zeitschrift The Lancet veröffentlicht<br />

wurde, zeigt, dass fast 50 Prozent der<br />

10.000 weltweit befragten Kinder und<br />

Jugendlichen von Angst und Verzweiflung<br />

über die Zukunft betroffen sind.<br />

Fachleute weisen darauf hin, dass ständiger<br />

Alarmismus und Warnungen vor<br />

Gefahren zur Abstumpfung führen. Die<br />

Menschen tun weniger, werden depressiv<br />

und passiv. Und das führt zum Gegenteil<br />

von dem, was man sich erhofft<br />

hat. Das Handprint-Konzept sendet hier<br />

„Angst und Scham haben noch nie einen<br />

Wandel ausgelöst. Wir brauchen<br />

positive Botschaften, um die Probleme<br />

zu lösen und gemeinsam eine bessere<br />

Welt zu schaffen“, sagt Anne Therese<br />

Gennari, Aktivistin und Gründerin von<br />

The Climate Optimist.<br />

„Wir müssen vom Negativen wegkommen<br />

und die Menschen nicht mehr über<br />

ihren Kohlenstoff-Fußabdruck erschrecken,<br />

sondern sie ermutigen, etwas<br />

dagegen zu tun“, sagt Daniel Goleman,<br />

Autor von Emotionaler Intelligenz und<br />

Ökologischer Intelligenz. „Eine gute<br />

Möglichkeit, dies zu tun, ist, sie mit der<br />

Idee des Carbon Handprint vertraut zu<br />

machen. Dabei geht es um die positiven<br />

Dinge, die man tut, um seinen Fußabdruck<br />

zu verändern. Ziel ist es, den eigenen<br />

Handabdruck größer zu machen<br />

als den eigenen Fußabdruck.“<br />

Greg Norris, Lifecycle Analyst und<br />

Co-Direktor der Initiative für Nachhaltigkeit<br />

und Gesundheit bei NetPositive<br />

Enterprise, sagt: „So wie Fußabdrücke<br />

entdeckt und definiert wurden, um<br />

Schaden zu verringern, wurden Handabdrücke<br />

entdeckt und definiert, um<br />

positive Veränderungen zu schaffen.<br />

Wenn Fußabdrücke alles wären, was wir<br />

haben, wäre die Welt ohne uns besser<br />

dran. In dem Bestreben, positive Auswirkungen<br />

zu schaffen, blicken wir über<br />

den Rahmen unseres Fußabdrucks hinaus.“<br />

f<br />

43


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

GREEN-<br />

WASHING<br />

Grafik: Pixel Matrix / stock.adobe.com<br />

44


45<br />

Klimamanagement und Reporting


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

GREENWASHING<br />

Mehr als nur ein<br />

Kavaliersdelikt<br />

Von Linda Gottschalk und Nina Wessel<br />

Fotos: Emmy Ljs; 2013 Michael Burrell / stock.adobe.com<br />

46


Hinter „Greenwashing“ verbirgt sich eine<br />

Marketingstrategie, mit der sich Unternehmen<br />

ökologischer darstellen möchten, als sie es<br />

in Wirklichkeit sind. In welchen Branchen ist<br />

Greenwashing zu finden? Mit welchen Tricks<br />

arbeiten Unternehmen für ihr „grünes“ Image?<br />

Und wie lässt sich Greenwashing enttarnen?<br />

Einen Überblick bietet unser Dossier.<br />

Greenwashing-Strategien findet<br />

man in unterschiedlichen Bereichen.<br />

Dabei können sie das<br />

Image eines gesamten Unternehmens<br />

oder einer Institution betreffen, oder<br />

es wird sich auf einzelne Aspekte konzentriert,<br />

beispielsweise auf den Herstellungsprozess,<br />

die Transportwege,<br />

Arbeitsbedingungen oder den Einsatz<br />

von Chemikalien. Beworben und betont<br />

werden unter anderem auch die Energieeffizienz<br />

oder die Klimaneutralität.<br />

Oft sind sich die beteiligten Akteure<br />

und Akteurinnen bewusst darüber, dass<br />

ihre Produkte und Dienstleistungen<br />

eher schädlich für die Umwelt sind und<br />

ethisch oft sehr zweifelhaft – ein Grund,<br />

dies hinter Greenwashing-Strategien zu<br />

verstecken.<br />

In Zeiten des menschengemachten Klimawandels<br />

und der daraus resultierenden<br />

Folgen steigt das Verantwortungsbewusstsein<br />

der Menschen für ihre Umwelt<br />

und damit auch der Wunsch nach einem<br />

nachhaltigeren Leben. Darum wächst<br />

die Nachfrage nach fair produzierten<br />

Produkten, erneuerbaren Energien sowie<br />

verantwortungsvollen Herstellungsprozessen<br />

und grünen Technologien.<br />

Unternehmen wittern hier ihre Chance,<br />

Kapitel daraus zu schlagen, dass sie diese<br />

Aspekte bewusst mit Falschinformationen<br />

bewerben.<br />

‣<br />

47


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

<strong>Was</strong> ist Greenwashing?<br />

Wörtlich übersetzt bedeutet Greenwashing<br />

„grünwaschen“. Grün steht<br />

dabei symbolisch für die Natur und für<br />

den Umweltschutz. Mit <strong>Was</strong>chen ist<br />

„sich von etwas reinwaschen“ gemeint.<br />

Im übertragenen Sinne ist damit das<br />

Reinwaschen mit Blick auf Ökologie<br />

und Nachhaltigkeit gemeint.<br />

Dahinter steckt eine Marketingstrategie,<br />

die Unternehmen in der Öffentlichkeit<br />

umweltfreundlich und nachhaltig erscheinen<br />

lässt, wobei der Begriff Greenwashing<br />

eine kritische Bezeichnung für<br />

diese PR-Methode ist. Unternehmen<br />

suggerieren auf diese Weise Verantwortung<br />

für Natur und Umwelt, wodurch<br />

ihnen ein „grünes“ Image zugeschrieben<br />

wird, obwohl dies nicht <strong>unbedingt</strong> der<br />

Realität entspricht. Meist werden gezielt<br />

Desinformationen verbreitet, um ein<br />

Unternehmen ökologischer erscheinen<br />

zu lassen. Diese Desinformationen<br />

sind nicht nur Unwahrheiten, sondern<br />

umfassen auch die Verschleierung und<br />

Ablenkung von gewissen Aspekten.<br />

Für ein ökologisch fair hergestelltes Produkt sind Verbraucherinnen<br />

und Verbraucher bereit, einen höheren Preis zu<br />

zahlen. Neben der Profitmaximierung ist die Gewinnung von<br />

Neukunden ein wichtiger Aspekt der Marketingstrategie. Doch<br />

auch ein weniger offensichtlicher Grund spielt aus wirtschaftlicher<br />

Perspektive eine Rolle: Durch die scheinbar freiwillige<br />

Einhaltung gewisser Standards setzen Unternehmen darauf,<br />

politische Regulierungen zu umgehen. Dieser Anschein der<br />

Freiwilligkeit führt in manchen Fällen sogar zu einem politischen<br />

Rückhalt und umgekehrt zu einem Einfluss auf Politik<br />

und Gesellschaft.<br />

<strong>Wo</strong> ist Greenwashing zu finden, und welche<br />

Strategien gibt es?<br />

Fälle von Greenwashing lassen sich in fast allen Branchen finden,<br />

da der Aspekt der Nachhaltigkeit überall wichtiger wird<br />

– ob in der Energiebranche, in Modeunternehmen oder im Lebensmittelsektor.<br />

Sogar Banken oder die Tourismusbranche<br />

versuchen mittlerweile, nachhaltige Dienstleistungen anzubieten.<br />

Dabei kann man Folgendes feststellen: Je umweltschädlicher<br />

das Kerngeschäft von Unternehmen ist, desto mehr wird<br />

versucht, das Unternehmen oder die angebotenen Leistungen<br />

als „grün“ dastehen zu lassen.<br />

48


„Leuchtturm-Produkte“<br />

Dabei ist die Grenze zwischen<br />

aufrichtigem Green<br />

Marketing und Greenwashing<br />

oft fließend. Deshalb muss immer<br />

im Einzelfall entschieden werden,<br />

ob es sich in einem Fall um Greenwashing<br />

handelt. Pauschale Aussagen<br />

sind schwierig. Jedoch gibt es Greenwashing-Strategien,<br />

die immer wieder<br />

zu erkennen sind. Einige davon werden<br />

im Folgenden erklärt.<br />

Irreführende Begriffe und<br />

Formulierungen<br />

Beim Einkaufen im Supermarkt findet<br />

man auf unzähligen Produkten Botschaften,<br />

die die Lebensmittel als „umweltfreundlich“,<br />

„regional“ oder „natürlich“<br />

bewerben. Diese Begriffe sind jedoch im<br />

schlimmsten Fall nur leere <strong>Wo</strong>rte, denn<br />

sie sind rechtlich nicht geschützt und<br />

können ohne Einschränkung verwendet<br />

werden.<br />

Bei den Begriffen „Bio“ und „Öko“ ist<br />

das anders. Diese sind rechtlich geschützt<br />

und dürfen nur verwendet werden,<br />

wenn das Produkt auch wirklich<br />

aus biologischem Anbau kommt. Doch<br />

aufgepasst: Beispielsweise bei Kosmetikprodukten<br />

sind die Begriffe „Naturkosmetik“<br />

oder „Bio-Kosmetik“ nicht<br />

gesetzlich geschützt. Hier sollte man<br />

auf Siegel einer behördlich anerkannten<br />

Siegelorganisation achten.<br />

Mit oft massiver Werbung bewerben Unternehmen<br />

sogenannte Leuchtturm-Produkte<br />

oder Dienstleistungen, die besonders<br />

nachhaltig sein sollen. Dabei kann<br />

das Kerngeschäft der Unternehmen<br />

jedoch weiterhin umweltschädlich und<br />

alles andere als nachhaltig sein.<br />

Zu nennen sind hier vor allem Fastfashion-Modekonzerne,<br />

die einzelne<br />

Kollektionen oder Kleidungsstücke aus<br />

recycelten Fasern oder Bio-Baumwolle<br />

bewerben. Hierbei wird jedoch nichts<br />

an der eigentlichen Problematik des Geschäftsmodells<br />

geändert oder in Frage<br />

gestellt, sondern es werden weiterhin<br />

mehrere Kollektionen im Jahr auf den<br />

Markt gebracht. Zudem sagt zum Beispiel<br />

bio-zertifizierte Baumwolle nichts<br />

über die Arbeitsbedingungen bei der<br />

Ernte und grundsätzlich über die Produktion<br />

des Rohstoffes aus.<br />

Werben mit Selbstverständlichkeiten<br />

An geltendes Recht müssen sich Unternehmen<br />

halten, das ist klar und sollte<br />

die Regel sein. Eine Marketingstrategie<br />

im Bereich des Greenwashings ist das<br />

Werben mit genau dieser Selbstverständlichkeit.<br />

Dabei wird es als etwas<br />

Besonderes verkauft, zum Beispiel<br />

keine Plastikstrohhalme mehr zu verwenden,<br />

obwohl diese sowieso bereits<br />

gesetzlich verboten sind. So versuchen<br />

Unternehmen sich als nachhaltig darzustellen,<br />

obwohl sie lediglich die Mindeststandards<br />

einhalten.<br />

‣<br />

49


Fragwürdige Nachhaltigkeits- und<br />

Qualitätssiegel<br />

Siegel auf Produkten sollen dabei helfen,<br />

schnell zu erkennen, ob ein Produkt umweltfreundliche<br />

und nachhaltige Standards<br />

erfüllt. Für Unternehmen sind sie<br />

deshalb auch beliebt, um die Vorzüge<br />

ihrer Produkte hervorzuheben und die<br />

Kaufentscheidung der Konsumierenden<br />

zu ihren Gunsten zu beeinflussen.<br />

Problematisch wird es, wenn Unternehmen<br />

eigene Siegel erfinden und diese<br />

benutzen. Wer das darf, ist in Deutschland<br />

nämlich nicht gesetzlich geregelt.<br />

Ein „grünes“ Siegel kann somit an die<br />

eigenen Standards angepasst werden.<br />

Zudem werden diese selten durch dritte,<br />

unabhängige Instanzen kontrolliert.<br />

Immer häufiger sind Siegel auf Produkten<br />

angegeben, die diese als „klimaneutral“<br />

kennzeichnen. Auch hier ist<br />

Vorsicht geboten, denn keine Produktion<br />

kann komplett klimaneutral sein.<br />

Oft ist es unklar, ob bei der Herstellung<br />

wirklich Treibhausgase reduziert oder<br />

einfach nur kompensiert wurden. Bei<br />

Letzterem zahlen Unternehmen zum<br />

Beispiel Geld an Umweltschutzprojekte,<br />

um ein solches Zertifikat verwenden zu<br />

dürfen. Dies ändert jedoch nichts an der<br />

Herstellungsweise ihrer Produkte.<br />

Trotzdem existieren Siegel, die für nachhaltiges<br />

Palmöl werben und versprechen,<br />

soziale und ökologische Kriterien<br />

würden eingehalten. Kritische Stimmen<br />

sagen jedoch, dass die Kriterien viel zu<br />

niedrig<br />

seien und<br />

die Kontrolle<br />

nicht durch externe<br />

Gutachten erfolge. Der<br />

Verein „Urgewald e.V.“ beispielsweise<br />

geht sogar noch<br />

weiter und sagt, dass nachhaltiges<br />

Palmöl auf industrieller Ebene<br />

überhaupt nicht möglich sei. Durch die<br />

Monokultur der Ölpalmen seien die Böden<br />

der Plantagen nach wenigen Jahren<br />

ausgelaugt, weshalb zwangsläufig immer<br />

neuer Regenwald abgeholzt werden<br />

müsse.<br />

„Grüne“ Bildsprache<br />

Die Farbe „Grün“ weckt sofort Assoziationen.<br />

Sie steht für Gesundheit, Natürlichkeit<br />

und für Umweltfreundlichkeit<br />

eines Produkts oder ganzer Marken.<br />

Dies wird im Lebensmittelbereich durch<br />

Bilder von „glücklichen Tieren“ unterstützt<br />

oder durch Illustrationen, die wie<br />

echte Qualitätssiegel aussehen, jedoch<br />

nur zum Produktdesign gehören.<br />

So erhoffen sich viele Unternehmen,<br />

durch eine grüne Bildsprache als nachhaltig<br />

wahrgenommen zu werden. Gerne<br />

wird zum Beispiel Milch im Tetrapack<br />

im Stil von ungebleichtem Karton<br />

vermarktet, um zu suggerieren, die<br />

Verpackung sei recycelbar und ressourcenschonend<br />

produziert. Dies kann<br />

dazu führen, dass Verpackungen falsch<br />

entsorgt werden, weil angenommen<br />

wird, die Verpackung sei zum Beispiel<br />

aus Papier. Auch Aufschriften auf Ver-<br />

50


Klimamanagement und Reporting<br />

Beispiel: Siegel für nachhaltiges Palmöl?<br />

Ölpalmen gelten als die ertragreichsten<br />

Pflanzen zur Ölgewinnung und werden<br />

daher in unzähligen verarbeiteten<br />

Lebensmitteln, Kosmetika oder auch in<br />

Diesel-Kraftstoffen eingesetzt. Die extreme<br />

Nachfrage gefährdet jedoch den<br />

Regenwald, da dieser für riesige Palmölplantagen,<br />

vor allem in Indonesien und<br />

Malaysia, abgeholzt wird. Durch die<br />

Abholzung sind viele Tier- und Pflanzenarten<br />

gefährdet, es wird mehr CO 2<br />

in<br />

die Atmosphäre abgegeben als wieder<br />

aufgenommen werden kann, und<br />

auch Menschen müssen ihre Heimat<br />

verlassen oder als Tagelöhner auf den<br />

Plantagen arbeiten.<br />

packungen, diese seien recycelbar, bedeuten noch nicht, dass<br />

diese in Deutschland auch wirklich recycelt werden können.<br />

Ein Beispiel hierfür sind Biomüll-Plastiktüten. Diese werben<br />

damit, kompostierbar zu sein, müssen jedoch mühsam in Biogasanlagen<br />

aussortiert und separat entsorgt werden.<br />

<strong>Wie</strong>so ist Greenwashing problematisch?<br />

Durch Greenwashing werden Verbraucherinnen und Verbraucher<br />

in die Irre geführt. Durch fehlende Transparenz entsteht<br />

der Eindruck, dass Konsumieren keine negativen Auswirkungen<br />

habe, und es wird der Anschein erweckt, „faire“ oder „grüne“<br />

Produkte zu erwerben. Da Kaufentscheidungen in der Regel<br />

sehr schnell getroffen werden, ist die Wahrscheinlichkeit<br />

der Täuschung insbesondere beim wöchentlichen Lebensmitteleinkauf<br />

sehr hoch. Selbst mit der besten Motivation, seinen<br />

Mitmenschen und der Umwelt gegenüber etwas Gutes zu tun,<br />

ist es schwierig, Greenwashing zu enttarnen.<br />

Daher möchte die EU-Kommission ein europaweites Gesetz<br />

gegen Greenwashing verabschieden. Mit entsprechenden<br />

gesetzlichen Regelungen sollen Verbraucherinnen und Verbraucher<br />

künftig besser erkennen können, ob ein klimafreundlich<br />

vermarktetes Produkt tatsächlich nicht oder weniger<br />

dem Klima und der Umwelt schadet. Unternehmen sollen<br />

demnach wissenschaftlich belegen müssen, dass ihr Produkt<br />

umwelt- oder klimafreundlich ist, bevor sie ein entsprechendes<br />

Label verwenden dürfen. Ansonsten drohen Geldstrafen.<br />

Im März 2023 wurde der Gesetzentwurf erstmals vorgestellt<br />

und diskutiert.<br />

‣<br />

51


Wer ist die Zielgruppe von Greenwashing?<br />

Menschen, denen nachhaltiger Lebensstil und Wandel wichtig<br />

sind, trifft man heutzutage nicht mehr nur im Bioladen.<br />

Laut einer Studie zum Umweltbewusstsein in Deutschland des<br />

BMUV aus dem Jahr 2018 sehen 64 Prozent der Befragten den<br />

Umwelt- und Klimaschutz als sehr wichtige Herausforderung<br />

an. Damit belegt Umwelt- und Klimaschutz den dritten Platz<br />

hinter Bildung und sozialer Gerechtigkeit.<br />

Das immer größer werdende Umweltbewusstsein zeigt sich somit<br />

auch in den Kaufentscheidungen. Unternehmen reagieren<br />

auf diesen neuen Wettbewerbsfaktor – im Zweifel eben auch<br />

mit Greenwashing. Denn nachhaltige Produkte bedeuten mehr<br />

Umsatz, unter anderem auch deshalb, weil „grünere“ Produkte<br />

höherpreisig angeboten werden können.<br />

Zudem nutzen Unternehmen die Diskrepanz zwischen Denken<br />

und Handeln von Konsumentinnen und Konsumenten. Ein Beispiel<br />

hierfür ist die Mobilität: Für 53 Prozent spielen Umweltund<br />

Klimaschutz bei Fragen der Verkehrspolitik eine übergeordnete<br />

Rolle. Gleichzeitig ist das Auto das am häufigsten<br />

genutzte Verkehrsmittel. In Deutschland gab es 67 Millionen<br />

Autos im Jahr 2020. So existiert mit Bio-Diesel oder E-Fuels ein<br />

Angebot für eine große Zielgruppe, die mit der Nutzung dieser<br />

angeblichen Öko-Kraftstoffe ihr Gewissen beruhigen kann.<br />

Das Problem von Greenwashing ist, dass mit dieser Taktik vorgegaukelt<br />

wird, alles könne so bleiben wie es ist. Die grünen<br />

Alternativen seien bereits da und der Konsum könne normal<br />

weitergehen wie bisher. An den eigentlichen Gewohnheiten<br />

müssten die Menschen jedoch nichts ändern.<br />

52


Klimamanagement und Reporting<br />

4 Verbraucherforderungen<br />

Einführung nachhaltiger Geschäftspraktiken<br />

66%<br />

Nachhaltige und umweltfreundliche Materialien<br />

für die Waren bzw. Dienstleistungen<br />

Investition in saubere Energie und<br />

Nachhaltigkeit im Unternehmen<br />

63%<br />

62%<br />

Investition in innovative Lösungen<br />

für den Klimawandel<br />

54%<br />

Quelle: Dynata<br />

<strong>Wie</strong> entlarvt man Greenwashing und wie kann man darauf<br />

reagieren?<br />

Greenwashing zu erkennen, ist nicht einfach. <strong>Was</strong> die normale<br />

Bürgerin oder der normale Bürger wegen fehlender Informationen<br />

oder auch schlicht aus Zeitgründen nicht leisten<br />

kann, übernehmen zum Beispiel Umwelt- und Naturschutzbünde<br />

oder Verbraucherinitiativen, deren Aufgabe es unter<br />

anderem ist, Greenwashing aufzudecken und die Gesellschaft<br />

darüber zu informieren.<br />

Foodwatch vergibt zum Beispiel jährlich den Negativpreis<br />

„Der Goldene Windbeutel“. Damit kürt die Verbraucherschutzorganisation<br />

jährlich die dreistesten Werbelügen der Lebensmittelbranche.<br />

Immer wieder deckt Foodwatch Greenwashing-<br />

Methoden auf und prangert diese an.<br />

Zudem gibt es mittlerweile nützliche Apps, die im Alltag helfen,<br />

Produkte und Siegel richtig einzuordnen und die Glaubwürdigkeit<br />

von Werbeversprechen zu überprüfen:<br />

NABU Siegel-Check: Mit dieser App lassen sich per Fotoerkennung<br />

Siegel auf Produkten abscannen. Per Ampelsystem<br />

wird das jeweilige Siegel bewertet und man erhält zusätzlich<br />

Informationen zu den wichtigsten Vergabekriterien und eine<br />

Einschätzung, wie „ökologisch“ ein Siegel ist.<br />

Siegelklarheit: Auch diese App der Bundesregierung hilft dabei,<br />

sich im Siegeldschungel zurechtzufinden. Bewertet wird<br />

neben ökologischen und sozialen Aspekten auch die Glaubwürdigkeit<br />

von Siegeln. f<br />

53


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Foto: conorcrowe / stock.adobe.com<br />

Greenwashing, Green Hushing, Green Marketing:<br />

Gefährliche Spiele<br />

der Banken mit der<br />

NACHHALTIGKEIT<br />

ESG-Aktivitäten erhalten erst durch die richtige<br />

Kommunikation am Markt auch ihren wirtschaftlichen<br />

Marketingwert. Umgekehrt zerstören Greenwashing-<br />

Vorwürfe echte Marktwerte und das hat verheerende<br />

Folgen. Aktienkurse, Strafbehörden, Bank-Regulatoren<br />

und Kunden reagieren dann oft schnell und negativ. Aus<br />

Angst vor solch einschneidenden Konsequenzen<br />

verfallen immer mehr Unternehmen dem Green Hushing,<br />

also der „Verheimlichung der eigenen ESG-Aktivitäten“.<br />

Frei nach dem Motto: besser gar nichts sagen, als falsch<br />

verstanden werden – selbst dann, wenn das Unternehmen<br />

nicht nur rechtlich compliant ist, sondern sogar<br />

ESG-Anforderungen übertrifft. Aber ESG-Kommunikation<br />

ist kein Kinderspiel. Authentisch und transparent<br />

kommuniziert, erzielen ESG-Aktivitäten das ökonomisch<br />

Sinnvolle, nämlich Vertrauen und Mehrwert.<br />

Von Markus Alberth und Julian Drewello,<br />

Horváth & Partner<br />

Green Claims Directive<br />

Eine Studie der Europäischen Kommission<br />

aus dem Jahr 2020 ergab, dass 53,3<br />

Prozent der Umweltangaben für Produkte<br />

und Dienstleistungen in der EU vage<br />

bis irreführend und sogar 40 Prozent<br />

schlichtweg falsch waren. Die „Green<br />

Claims Directive“ soll in Zukunft damit<br />

Schluss machen. Die Richtlinie wendet<br />

sich gegen irreführende Werbung, Produkte<br />

und Dienstleistungen sowie Unternehmen,<br />

die sich als umweltfreundlicher<br />

darstellen als sie tatsächlich<br />

sind. Mit Selbstverständlichkeiten, die<br />

alle Unternehmen einhalten müssen,<br />

darf ebenfalls nicht geworben werden.<br />

Selbst die BaFin betont die Wichtigkeit<br />

von Transparenz beim Thema Nachhaltigkeit<br />

und überprüft seit 2021, ob<br />

Finanzakteure die Offenlegungsverordnung<br />

befolgen. Bei Verstößen drohen<br />

Sonderuntersuchungen und empfindliche<br />

Bußgelder. Ehrliche Banken profitieren<br />

so durch das erzwungene Fairplay<br />

beim Wettbewerb.<br />

<strong>Was</strong> tun<br />

Um also Risiken zu vermeiden und die<br />

Chancen zu nutzen, müssen in der Bank<br />

alle an einem Strang ziehen. Zentral ist<br />

die Einigkeit im Management über die<br />

ESG-Richtung. Nur dann kann konsis-


Klimamanagement und Reporting<br />

tent kommuniziert und geliefert werden.<br />

Das Management wird dann zum<br />

Vorbild für alle Mitarbeitenden. Soll<br />

ESG zum Wettbewerbsvorteil und Werttreiber<br />

für eine Bank werden, müssen<br />

zunächst die ESG-Ambitionen der Bank<br />

über das rechtliche Mindestmaß hinaus<br />

festgelegt werden. Hier muss jede Bank<br />

für sich selbst entscheiden: Die Spannbreite<br />

reicht von der Einhaltung des<br />

Mindeststandards (Compliance) bis zur<br />

Ausrichtung als Nachhaltigkeitsbank.<br />

Aber Vorsicht. Denn bei zu ambitionierten<br />

Zielen, die nicht sicher realisierbar<br />

sind, kommt es schnell zum Verdacht<br />

des Greenwashings. Zu wenig ambitionierte<br />

Ziele wiederum können ebenfalls<br />

zu Kritik von Aktivist:innen führen.<br />

Auch bei den zur Erreichung der gesetzten<br />

ESG-Ziele gewählten ESG-Maßnahmen<br />

weiß der Markt zu unterscheiden.<br />

So werden eher symbolische Handlungen<br />

schnell als solche erkannt und<br />

abgestraft. Banken sollten daher feste<br />

Kriterien für ihre Investitionen definieren<br />

und kompromisslos einhalten.<br />

Dafür bedarf es eines klaren und gut gesteuerten<br />

ESG-Fahrplans, der ebenfalls<br />

ESG-Ambitionen ausstrahlt: <strong>Wie</strong> schnell<br />

soll was umgesetzt werden? Ist das eher<br />

unrealistischer Aktivismus oder Bummelei?<br />

Der ESG-Fahrplan wird damit zur<br />

Messlatte des Markts für den eigenen<br />

Erfolg. Steht das ESG-Programm, geht es<br />

im nächsten Schritt um die Vermittlung<br />

von Glaubwürdigkeit am Markt.<br />

Green Hushing: Warum Banken ihre<br />

Erfolge nicht verschweigen sollten<br />

Vertrauen wird vor allem durch eins<br />

aufgebaut: Transparenz. Bei der<br />

ESG-Kommunikation sollten Banken<br />

daher sachlich, informativ und ehrlich<br />

sein. Ängstliche oder bescheidene Intransparenz<br />

kann dagegen zu riskanten<br />

Missverständnissen bei Aktivisten<br />

führen. Überhöhung oder Verharmlosung<br />

sind zu vermeiden. Die Kommunikation<br />

kann durchaus emotional<br />

unterlegt werden, Hauptsache, sie ist<br />

konsistent und weckt keine falschen<br />

Erwartungen.<br />

<strong>Wie</strong> schwer das ist, zeigt der Trend zum<br />

Green Hushing. Die Angst bei einem<br />

Fehltritt in der Öffentlichkeit auf ewig<br />

verbrannt zu sein, ist dabei oft unbegründet.<br />

Fehler werden durchaus verziehen,<br />

wenn sie offen und aufrichtig<br />

kommuniziert werden – und tatsächlich<br />

Konsequenzen gezogen werden. Der<br />

richtige Umgang mit Fehlern ist also ein<br />

Schlüssel zum Erfolg.<br />

Das Grundvertrauen in das Unternehmen<br />

kann beispielsweise durch unabhängige<br />

ESG-Ratings und -Labels gestärkt<br />

werden. Hier gilt Augen auf bei<br />

der Rating-Partnerwahl: Nicht alle sind<br />

seriös und halten, was sie versprechen.<br />

Auch Kooperationen mit NGOs können<br />

Offenheit und Transparenz signalisieren,<br />

damit Vertrauen begründen und<br />

wertvoll für die Marktkommunikation<br />

sein. Solche Partnerschaften bilden sich<br />

aber nicht von heute auf morgen, sondern<br />

erfordern langjähriges nachweisliches<br />

Engagement.<br />

Schließlich ist das Governance-System<br />

für jegliche ESG-Kommunikation essenziell,<br />

um kommunikative Missverständnisse<br />

zu vermeiden und alle Botschaften<br />

an den Markt konsistent zu halten.<br />

Sowohl das ESG-Rahmenwerk als auch<br />

sämtliche Maßnahmen müssen hierdurch<br />

hinsichtlich ihrer ESG-Relevanz<br />

und Effizienz überprüft, mit dem Alleinstellungsmerkmal<br />

der Bank synchronisiert<br />

und dem Markt in passender Form<br />

präsentiert werden.<br />

Für Banken ist die zu koordinierende<br />

Kommunikation dabei entlang aller<br />

Stufen der finanziellen Wertschöpfung<br />

zu finden. Etwa beim Einkauf von Produkten<br />

mit Lieferanten, bei Beratung &<br />

Verkauf von Finanzprodukten an Bankkunden,<br />

in der Werbung, im Jahresabschluss,<br />

in der Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

gegenüber der Öffentlichkeit<br />

usw.<br />

Ergo, eine klare ESG-Kommunikationsstrategie<br />

macht echtes ESG-Engagement<br />

auch wirtschaftlich wertvoll. Denn wer<br />

sich nachhaltig für eine bessere Welt<br />

einsetzt, sollte auch dafür belohnt werden.<br />

Wenn aber niemand davon erfährt,<br />

ist keinem geholfen. f


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Urteil:<br />

Logo „Klimaneutralität“<br />

darf nicht in die Irre führen<br />

Foto: Frank Wagner / stock.adobe.com


Klimamanagement und Reporting<br />

Wenn ein Unternehmen<br />

Produkte als „klimaneutral”<br />

bewirbt, muss es auch<br />

darüber informieren, was<br />

es unter diesem Begriff<br />

versteht. Dies hat das<br />

Oberlandesgericht Frankfurt<br />

am Main entschieden.<br />

Ein Rechtsstreit zwischen zwei Herstellern<br />

von ökologischen <strong>Was</strong>ch-,<br />

Putz- und Reinigungsmitteln war<br />

der Auslöser für eine Entscheidung. Der<br />

Grund dafür lag in einem Logo, welches<br />

auf einer Internetseite des einen Unternehmens<br />

verwendet wurde: „Klimaneutral“.<br />

Dies stieß bei dem anderen Unternehmen<br />

auf Probleme, da es den Begriff<br />

als erklärungsbedürftig ansah. Die Werbung<br />

erschien daher als nicht transparent<br />

und irreführend.<br />

Das Oberlandesgericht Frankfurt am<br />

Main bestätigt die Annahme, dass Werbung<br />

mit dem Label „Klimaneutral“ einen<br />

wesentlichen Einfluss auf das Kaufverhalten<br />

von Verbraucher:innen hat.<br />

In einem aktuellen Eilverfahren wurde<br />

einem Unternehmen untersagt, seine<br />

Waren mit diesem Logo zu bewerben –<br />

es fehlten nähere Informationen über<br />

die grundlegenden Aspekte der Klimaneutralität<br />

des Unternehmens. Die im<br />

Eilverfahren ergangene Entscheidung<br />

ist nicht anfechtbar (Urteil v. 10.11.2022,<br />

Az. 6 U 104/22).<br />

Während das zuständige Landgericht<br />

den Antrag auf Unterlassung abgelehnt<br />

hatte, konnte das antragstellende<br />

Unternehmen in der Berufung einen<br />

Erfolg verbuchen: Das OLG verurteilte<br />

die Antragsgegnerin dazu, jegliche<br />

Verwendung des Logos „Klimaneutral“<br />

zu unterlassen. Die Richter begründeten<br />

ihre Entscheidung damit, dass diese<br />

Werbung irreführend sei und eine erhebliche<br />

Auswirkung auf Kaufentscheidungen<br />

haben könne. Eine einfache<br />

Bewerbung mit dem Begriff „Klimaneutralität“<br />

reiche nach Ansicht der Richter<br />

nicht aus, um dieser Bedeutungsnuance<br />

gerecht zu werden – so heißt es jedenfalls<br />

in einer Pressemitteilung des Gerichts.<br />

Klimaneutral – Unternehmen hatte<br />

Emissionsarten ausgeklammert<br />

Die Richter haben entschieden, dass<br />

das Unternehmen dazu verpflichtet ist,<br />

alle grundlegenden Fakten bezüglich<br />

der behaupteten Klimaneutralität offenzulegen.<br />

Die Verbraucher:innen gehen<br />

davon aus, dass bei dem Logo in diesem<br />

Streitfall sämtliche wesentlichen Emissionen<br />

des Unternehmens vermieden<br />

oder ausgeglichen wurden. Allerdings<br />

hat das betreffende Unternehmen anscheinend<br />

bestimmte Emissionsarten<br />

außer Acht gelassen – eine Tatsache, die<br />

für die Verbraucher:innen nicht <strong>unbedingt</strong><br />

ersichtlich war.<br />

Aus „neutral“ wird „zertifiziert“<br />

Zertifizierungs-Anbieter wie Climate-<br />

Partner haben reagiert: Das Label<br />

„ClimatePartner-zertifiziert“ verzichtet<br />

bewusst auf einen Claim wie „klimaneutral“<br />

und stellt stattdessen den kompletten<br />

Prozess hinter dem Klimaschutzengagement<br />

eines Unternehmens in den<br />

Mittelpunkt. Es steht für ein Konzept,<br />

das ambitionierte Klimaschutzmaßnahmen<br />

und Zielsetzungen von Unternehmen<br />

fordert und deren Umsetzung<br />

bestätigt. Moritz Lehmkuhl, Founder<br />

und CEO von ClimatePartner, erklärt:<br />

„Mit dem Lösungsansatz aus strengeren<br />

Anforderungen und erweitertem Labelund<br />

ID-Tracking bringen wir Klimaschutz<br />

auf das nächste Level.“ f<br />

Tipp: Wenn<br />

Sie ein Produkt<br />

als „klimaneutral“<br />

bewerben, sollten<br />

Sie künftig transparent<br />

darüber<br />

informieren, was<br />

„Klimaneutralität“<br />

im konkreten Fall<br />

bedeutet.<br />

57


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

„Green Claims“-<br />

Richtlinie<br />

Ab jetzt haften Unternehmen für<br />

irreführende Umwelt-Werbung<br />

Grafiken: stas111 / stock.adobe.com<br />

Von Sebastian Dürr<br />

Die Europäische Kommission hat die „Green<br />

Claims“-Richtlinie vorgestellt. Ziel der Richtlinie<br />

ist es, neue Transparenzanforderungen für<br />

Umweltaussagen zu definieren. Dafür gibt es<br />

gute Gründe, wie eine Studie der Europäischen<br />

Kommission aus dem Jahr 2020 zeigt. In<br />

diesem Beitrag beleuchten wir die Gründe, die<br />

Vorteile für Verbraucher:innen und für Unternehmen<br />

und geben einen ersten<br />

Überblick darüber, welche Anforderungen<br />

sich für Unternehmen ergeben.<br />

Eine im Jahr 2020 durchgeführte Studie der Europäischen<br />

Kommission zeigt, wie wichtig mehr Transparenz im<br />

Kontext von Umweltaussagen ist. Die zentralen Ergebnisse<br />

der Studie können wie folgt zusammengefasst werden:<br />

Mehr als die Hälfte (53 Prozent aller „Green Claims“ sind vage,<br />

irreführend oder unfundiert. Für 40 Prozent der Behauptungen<br />

gibt es keine Belege. Für die Hälfte (50 Prozent) aller „Green<br />

Claims“ gibt es nur eine schwache bzw. keine Überprüfbarkeit.<br />

Insgesamt gibt es in der Europäischen Union 230 Nachhaltigkeitskennzeichnungen<br />

und 100 grüne Energieetiketten, die<br />

mit sehr unterschiedlichen Transparenzanforderungen unterlegt<br />

sind. Dies hat Auswirkungen auf Verbraucher:innen<br />

und Unternehmen: fehlende und einheitliche Vorschriften zu<br />

„Green Claims“ oder „freiwilligen Umweltaussagen“ begünstigen<br />

Greenwashing und wirken sich damit negativ auf Verbraucherentscheidungen<br />

aus. Benachteiligt werden aber auch<br />

solche Unternehmen, die wirklich nachhaltig wirtschaften.<br />

58


Klimamanagement und Reporting<br />

Die Kommission hat sich im Rahmen<br />

des Europäischen „Green Deals“ dazu<br />

verpflichtet, sicherzustellen, dass Verbraucher:innen<br />

dazu befähigt werden,<br />

durch gut informierte Entscheidungen<br />

eine aktive Rolle beim ökologischen<br />

Wandel einzunehmen:<br />

„Konkret beinhaltet<br />

der Europäische Green<br />

Deal das Ziel, falsche<br />

Umweltbehauptungen<br />

anzugehen, indem<br />

sichergestellt wird,<br />

dass Käuferinnen und<br />

Käufer zuverlässige,<br />

vergleichbare und<br />

überprüfbare Informationen<br />

erhalten,<br />

um nachhaltigere<br />

Entscheidungen zu treffen und das Risiko<br />

von ‚Greenwashing‘ zu reduzieren.“<br />

Die „Green Claims“-Richtlinie und<br />

Unternehmen<br />

Von der „Green Claims“-Richtlinie werden<br />

besonders diejenigen Unternehmen<br />

in der Europäischen Union profitieren,<br />

für die Nachhaltigkeit bereits eine Priorität<br />

ist und die deshalb aktiv daran<br />

arbeiten, ihre Umweltleistung weiter zu<br />

verbessern.<br />

Diese Unternehmen sehen sich aktuell<br />

umweltbezogenen Werbeaussagen ihrer<br />

Mitbewerber gegenüber, die in vielen<br />

Fällen nicht oder kaum durch Nachweise<br />

substantiiert sind. Dieses Greenwashing,<br />

bei dem Produkte und Verfahren umweltfreundlicher<br />

dargestellt werden als sie<br />

tatsächlich sind, benachteiligen diese<br />

Unternehmen und relativieren deren<br />

Bemühungen um eine bessere Umweltleistung.<br />

‣<br />

„Green Claims“<br />

53 % 40 % 50 % 230 %<br />

53% aller „Green Claims“<br />

sind vage, irreführend oder<br />

unfundiert.<br />

Für 40% der Behauptungen<br />

gibt es keine Belege.<br />

Für die Hälfte aller „Green<br />

Claims“ gibt es nur<br />

schwache bzw. keine<br />

Überprüfbarkeit<br />

In der EU gibt es 230<br />

Nachhaltigkeitskennzeichnungen<br />

und 100 grüne<br />

Energieetiketten mit sehr<br />

unterschiedlichen<br />

Transparenzanforderungen.<br />

Source: European Commission – Green claims – New criteria to stop companies from making misleading claims about environmental merits of<br />

their products and services; environment.ec.europa.eu/topics/circular-economy/green-claims_en<br />

59


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Erwarteter Nutzen<br />

• Gemeinsames Konzept für Umweltaussagen<br />

der Unternehmen in der<br />

ganzen EU, Gewährleistung gleicher<br />

Wettbewerbsbedingungen<br />

Von der<br />

Umsetzung<br />

des Richtlinienentwurfs<br />

erhofft sich<br />

die Europäische Kommission, dass für<br />

solche bereits aktiven Unternehmen<br />

ein Wettbewerbsvorteil entsteht, „die<br />

sich ernsthaft darum bemühen, umweltfreundliche<br />

Produkte, Dienstleistungen<br />

und organisatorische Abläufe<br />

zu entwickeln und ihren ökologischen<br />

Fußabdruck zu verkleinern.“ Ein weiterer<br />

Aspekt wird darin gesehen, „das<br />

Risiko einer rechtlichen Zersplitterung<br />

des Binnenmarkts [zu] verringern und<br />

den Unternehmen, deren Werbeaussagen<br />

von einer akkreditierten Prüfstelle<br />

zertifiziert werden, Kosten [zu] sparen.“<br />

Außerdem wird ausgeführt, dass<br />

die vereinheitlichten und klaren Vorschriften<br />

„die Kosten für Unternehmen,<br />

die im Binnenmarkt grenzüberschreitend<br />

tätig sind, senken und die Glaubwürdigkeit<br />

unserer [europäischer] Unternehmen<br />

außerhalb der EU erhöhen.“<br />

• Förderung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

derjenigen Wirtschaftsakteur:innen,<br />

die die ökologische Nachhaltigkeit ihrer<br />

Produkte und Tätigkeiten verbessern<br />

• Erhöhung der Glaubwürdigkeit von<br />

EU-Unternehmen, die EU-weit Handel<br />

betreiben<br />

• Steigerung der Nachfrage nach umweltfreundlicheren<br />

Produkten und<br />

Lösungen<br />

Maßnahmen<br />

• Gemeinsame Kriterien dafür, wie Unternehmen<br />

ihre Umweltaussagen belegen<br />

sollten<br />

• Klare Anforderungen zur Bewältigung<br />

der Ausuferung und der Glaubwürdigkeitsprobleme<br />

bei Umweltzeichen<br />

• Solides System zur unabhängigen<br />

Überprüfung und zur Unterstützung<br />

von KMU<br />

In einem Factsheet zur „Green<br />

Claims“-Richtlinie werden der erwartete<br />

Nutzen für Unternehmen und die damit<br />

verbundenen Maßnahmen wie folgt beschrieben:<br />

60


Klimamanagement und Reporting<br />

Überprüfbarkeit und Haftung<br />

Treffen Unternehmen freiwillige Umweltaussagen<br />

über ihre Produkte oder<br />

Dienstleistungen, dann werden diese<br />

nach der „Green Claims“-Richtlinie“<br />

zukünftig Mindeststandards einhalten<br />

müssen – sowohl im Hinblick<br />

darauf, wie solche Umweltaussagen<br />

belegt werden<br />

müssen, als auch wie<br />

diese kommuniziert werden.<br />

Der Richtlinienvorschlag betrifft<br />

Umweltaussagen, die<br />

nicht bereits durch andere<br />

EU-Vorschriften abgedeckt sind<br />

(z. B. das EU-Umweltzeichen,<br />

die EU-Energieeffizienzlabels oder das<br />

EU-Bio-Logo für ökologischen und biologischen<br />

Landbau, die Vorrang vor den<br />

Regelungen der „Green Claims“-Richtlinie<br />

haben). Im Fokus stehen damit<br />

umweltbezogene Werbeaussagen oder<br />

„Green Claims“ von Unternehmen, „in<br />

denen sie bezüglich ihrer Produkte bzw.<br />

Dienstleistungen oder des Unternehmens<br />

selbst angeben oder andeuten,<br />

dass die Umweltauswirkungen positiv<br />

sind bzw. etwaige negative Auswirkungen<br />

geringer ausfallen oder gar nicht<br />

vorhanden sind oder dass über einen<br />

bestimmten Zeitraum Verbesserungen<br />

verzeichnet wurden.“<br />

Das bedeutet, dass Umweltaussagen zukünftig<br />

nicht nur durch Informationen<br />

untermauert werden müssen, sondern<br />

diese müssen auch vorab überprüft werden.<br />

In den Scope der Richtlinie werden<br />

„an die Verbraucher gerichtete freiwillige<br />

ausdrückliche Werbeaussagen von<br />

Unternehmen, die sich auf die Umweltauswirkungen,<br />

-aspekte oder -leistungen<br />

eines Produkts oder des Unternehmens<br />

selbst beziehen“ fallen, wobei ein<br />

Lebenszyklusansatz verfolgt wird.<br />

Umweltaussagen von Unternehmen<br />

müssen belegt und sachlich kommuniziert<br />

werden<br />

Nach dem Richtlinienvorschlag stehen<br />

die Mitgliedstaaten in der Verantwortung,<br />

ein Überprüfungs- und Durchsetzungsverfahren<br />

zu implementieren,<br />

das sicherstellt, dass Unternehmen<br />

Mindestanforderungen für die Substantiierung<br />

und bei der Verbraucherinformation<br />

im Kontext von freiwilligen Umweltaussagen<br />

erfüllen. Dazu beitragen<br />

sollen unabhängige und akkreditierte<br />

Prüfstellen. Folgende Punkte werden dabei<br />

zu <strong>beachten</strong> sein:<br />

• Die Aussagen müssen durch allgemein<br />

anerkannte wissenschaftliche Erkenntnisse<br />

untermauert werden, aus denen<br />

die relevanten Umweltauswirkungen<br />

und etwaige Zielkonflikte hervorgehen.<br />

• Werden Produkte mit anderen Produkten<br />

verglichen, dann müssen diese<br />

Vergleiche fair sein und auf gleichwertigen<br />

Informationen und Daten beruhen<br />

(gleiches gilt für den Vergleich von Organisationen).<br />

• Umweltaussagen oder -zeichen, bei denen<br />

die gesamten Umweltauswirkungen<br />

eines Produkts pauschal bewertet werden,<br />

sind nicht zulässig, es sei denn, es gibt<br />

entsprechende EU-Vorschriften. ‣<br />

61


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Die „Green Claims“-Richtlinie und<br />

Umweltkennzeichnungs-Systeme<br />

Die „Green Claims“-Richtlinie wird sich<br />

auch auf Umweltzeichen-Systeme<br />

auswirken. „Der Vorschlag befasst sich<br />

auch mit Umweltzeichen-Systemen,<br />

um die unkontrollierte Ausbreitung<br />

öffentlicher und privater Umweltsiegel<br />

zu stoppen und die Transparenz und<br />

Belastbarkeit der Kennzeichnungssysteme<br />

zu gewährleisten.“<br />

Nach Einschätzung der Kommission<br />

macht es die schiere Anzahl<br />

bestehender Kennzeichnungssysteme<br />

für Verbraucher:innen schwierig, den<br />

Überblick zu behalten und gut<br />

informierte Entscheidungen zu treffen.<br />

Deshalb soll auch gegen den „zunehmenden<br />

Wildwuchs öffentlicher und<br />

privater Umweltzeichen vorgegangen<br />

werden.“<br />

Neue öffentliche Kennzeichnungssysteme<br />

werden nur dann zulässig sein,<br />

wenn sie auf EU-Ebene entwickelt werden.<br />

Auch für neue private Kennzeichnungssysteme<br />

(entwickelt von privaten<br />

Akteur:innen in der EU oder durch auf<br />

dem EU-Markt tätigen externen Partner:innen)<br />

definiert der Richtlinienentwurf<br />

Anforderungen. Solche Kennzeichnungssysteme<br />

• müssen nachweisen, dass ihre<br />

Umweltziele ehrgeiziger sind, als<br />

diejenigen etablierter Systeme und sie<br />

dadurch einen Mehrwert bieten.<br />

• Darüber hinaus müssen sie vorab der<br />

Kommission gemeldet und von ihr<br />

genehmigt werden.<br />

In jedem Fall gelten die allgemeinen<br />

Anforderungen an Umweltzeichen, nach<br />

denen diese grundsätzlich<br />

• verlässlich<br />

• transparent<br />

• unabhängig geprüft und regelmäßig<br />

überprüft werden müssen.<br />

Ausgenommen sind solche Umweltaussagen,<br />

die unter bereits bestehende<br />

EU-Vorschriften fallen. Als Beispiele<br />

werden das EU-Umweltzeichen oder<br />

das EU-Bio-Logo für ökologische/biologische<br />

Lebensmittel angeführt. Für<br />

diese gelten bereits etablierte Rechtsvorschriften.<br />

Ebenfalls ausgenommen<br />

sind solche Umweltaussagen, die von<br />

künftigen EU-Regulierungsvorschriften<br />

abgedeckt werden.<br />

62


Klimamanagement und Reporting<br />

Klimabezogene Angaben und Angaben<br />

zu CO₂-Emissionen<br />

Die „Green Claims“-Richtlinie wird sich<br />

auch auf klimabezogene Aussagen auswirken.<br />

Nach Einschätzung der Kommission<br />

sind Begriffe wie „klimaneutral“<br />

oder „CO₂-neutral“ häufig missverständlich.<br />

Im Zusammenhang mit solchen<br />

klimabezogenen Aussagen werden<br />

Unternehmen also zukünftig darlegen<br />

müssen,<br />

welche<br />

Angaben<br />

sich<br />

auf ihre<br />

eigene Tätigkeit<br />

beziehen<br />

und<br />

welche Rolle<br />

Kompensationsmaßnahmen<br />

bzw.<br />

CO₂-Offsets dabei<br />

spielen. Der<br />

Richtlinienentwurf<br />

geht an<br />

dieser Stelle noch weiter und formuliert<br />

Anforderungen, mit denen die Korrektheit<br />

der Kompensationsmaßnahmen<br />

und ihrer Anrechnung definiert werden.<br />

Auswirkungen auf Nicht-EU-Unternehmen<br />

Sofern Nicht-EU-Unternehmen freiwillige<br />

umweltbezogene Werbeaussagen<br />

treffen, die sich an Verbraucher:innen<br />

in der EU richten, dann müssen auch<br />

diese Unternehmen die Anforderungen<br />

der „Green Claims“-Richtlinie erfüllen.<br />

Dabei geht es nicht nur um freiwillige<br />

umweltbezogene Werbeaussagen von<br />

Nicht-EU-Unternehmen. Der Richtlinienvorschlag<br />

erstreckt sich auch auf die<br />

Umweltkennzeichensysteme von auf<br />

dem europäischen Markt aktiven externen<br />

Partner:innen.<br />

Auswirkungen auf kleine und mittlere<br />

Unternehmen<br />

Kleinstunternehmen sind von den Regelungen<br />

des Richtlinienvorschlags<br />

ausgenommen. Als Kleinstunternehmen<br />

werden solche Unternehmen verstanden,<br />

auf die folgende Schwellenwerte<br />

zutreffen:<br />

• Weniger als zehn Beschäftigte<br />

• Umsatz < zwei Millionen Euro<br />

Selbstverständlich können auch kleine<br />

Unternehmen auf freiwilliger Basis<br />

die Anforderungen des Richtlinienentwurfs<br />

erfüllen. In der Pressemitteilung<br />

wird in diesem Zusammenhang ausgeführt,<br />

dass die Europäische Kommission<br />

daran interessiert sei, kleine und<br />

mittlere Unternehmen am grünen Wandel<br />

zu beteiligen und die Mitgliedstaaten<br />

deshalb aufgefordert werden, diese<br />

Unternehmen bei der Umsetzung zu<br />

unterstützen. Dies soll beispielsweise<br />

durch den Zugang zu finanzieller Unterstützung<br />

bzw. durch die Bereitstellung<br />

von organisatorischer oder technischer<br />

Hilfe erfolgen. Die Kommission plant<br />

auch die Bereitstellung von Finanzmitteln,<br />

damit Daten zur Substantiierung<br />

von Umweltaussagen erhoben und die<br />

erforderlichen Berechnungsinstrumente<br />

für KMUs entwickelt<br />

werden<br />

können. f<br />

63


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Nachhaltigkeitsmanagement<br />

goes digital<br />

Foto: Gorodenkoff / stock.adobe.com<br />

64


Klimamanagement und Reporting<br />

Die Einhaltung regulatorischer und<br />

gesetzlicher Anforderungen spielt eine<br />

zentrale Rolle bei der Förderung von<br />

Investitionen in Nachhaltigkeit. Das sind die<br />

Ergebnisse des „Reifegradindex IT &<br />

Sustainability 2023“. Nahezu alle befragten<br />

Unternehmen betonen die Bedeutung einer<br />

Integration von Nachhaltigkeitsthemen<br />

in ihre Organisation oder planen diese in<br />

naher Zukunft umzusetzen.<br />

In den letzten Jahren haben verschiedene Krisen wie die<br />

Covid-19-Pandemie, gestörte Lieferketten, geopolitische<br />

Ereignisse, Energieknappheit, hohe Inflation sowie zunehmende<br />

extreme Wetterphänomene die Aufmerksamkeit der<br />

Gesellschaft für Nachhaltigkeit erhöht und Unternehmen unter<br />

Druck gesetzt, zu handeln.<br />

Fast alle Unternehmen setzen heutzutage eine Software ein,<br />

um ihre finanzielle Berichterstattung zu optimieren. Allerdings<br />

ist der Einsatz von ESG-Software zur Erfassung, Analyse<br />

und Berichterstattung von ESG-Kennzahlen noch nicht weit<br />

verbreitet. Doch diese Situation wird sich voraussichtlich in<br />

absehbarer Zeit ändern, da Regierungen und Interessengruppen<br />

verstärkt auf Transparenz und Verantwortung von Unternehmen<br />

drängen.<br />

Laut einer Umfrage des Unternehmens Verdantix aus dem Jahr<br />

2021 ist die Verwaltung von Treibhausgasemissionen mittels<br />

IT-Systemen für viele Führungskräfte von größter Bedeutung.<br />

Angesichts der steigenden Nachfrage nach solchen Systemen<br />

wird erwartet, dass die ESG-Softwarebranche ein enormes<br />

Wachstum verzeichnen wird. Im vergangenen Jahr lag die<br />

Marktdurchdringung von ESG-Software in Europa lediglich bei<br />

12 bis 14 Prozent, jedoch wird für die nächsten fünf Jahre ein<br />

jährliches Marktwachstum von über 12 Prozent prognostiziert<br />

(Quelle: Strategy & EHS and ESG Software market model).<br />

Eine aktuelle Aufstellung von PwC zählt über 200 Unternehmen,<br />

die in der Nische der ESG-Software tätig sind. Dadurch<br />

entsteht eine gewisse Zersplitterung des Markts. Allerdings<br />

unterscheiden sich diese Unternehmen in ihrer Ausrichtung,<br />

je nachdem, woher sie stammen:<br />

‣<br />

65


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Foto: dimj / stock.adobe.com<br />

Die Resultate<br />

des Reifegradindex<br />

belegen,<br />

dass fast<br />

74 %<br />

der befragten<br />

Unternehmen<br />

bereits Nachhaltigkeitsdaten<br />

erheben,<br />

während die<br />

übrigen dies in<br />

naher Zukunft<br />

planen.<br />

1. Unternehmen für Umwelt-, Gesundheits-,<br />

Sicherheits- und Qualitätssoftware<br />

(EHS&Q): Eine Gruppe von<br />

Unternehmen aus dem EHS&Q-Markt,<br />

wie Enablon, Sphera oder Quentic, ergreift<br />

strategische Maßnahmen, um<br />

sich neu zu positionieren und sich<br />

teilweise neu zu vermarkten, um auf<br />

den ESG-Trend aufzuspringen.<br />

2. Unternehmen, die sich auf die Erstellung<br />

von traditionellen Finanzberichten<br />

spezialisiert haben, arbeiten<br />

aktiv daran, das Spektrum der<br />

nicht-finanziellen Leistungskennzahlen<br />

(KPIs) zu erweitern und zu vertiefen.<br />

Gleichzeitig integrieren sie auch<br />

Umwelt-, Sozial- und Governance-<br />

Aspekte (ESG) in ihr Kernangebot.<br />

Ein Beispiel dafür sind die Softwarelösungen<br />

Cube und Insight.<br />

3. ERP-Software-Anbieter: Es ist interessant<br />

zu sehen, dass selbst etablierte<br />

Anbieter wie SAP, Salesforce<br />

und Oracle ESG-Datenmodule in ihre<br />

Unternehmenslösungen integrieren.<br />

Obwohl es diesen Unternehmen laut<br />

PwC erkennbar an Erfahrung und<br />

spezifischem Know-how im Bereich<br />

ESG fehlt, ist es dennoch ratsam, diese<br />

Entwicklung im Auge zu behalten.<br />

4. Spezialanbieter: Es gibt eine große<br />

Anzahl von Unternehmen, die sich<br />

als ESG-Pure-Play-Unternehmen positionieren<br />

und sich auf spezialisierte<br />

Punktlösungen konzentrieren. Diese<br />

Unternehmen machen mittlerweile<br />

die Mehrheit aus und widmen sich einer<br />

breiten Palette von ESG-Themen.<br />

Viele von ihnen haben sich zunächst<br />

auf bestimmte Branchen spezialisiert<br />

und erweitern nun ihr Angebot<br />

schrittweise.<br />

Regulatorische Spezialisierung: Dieser<br />

Bereich ist meist auf die Erfüllung<br />

regulatorischer Anforderungen ausgerichtet<br />

und orientiert sich daher stark<br />

an vordefinierten Standards (Beispiel<br />

CSRmanager).<br />

Lieferkettenmanagement: Diese Art<br />

von ESG-Software ermöglicht es, Emissionen<br />

und Aktivitäten entlang der Lieferketten<br />

zu messen und Risiken frühzeitig<br />

zu erkennen.<br />

Umwelt-Spezialisierung: Gegenwärtig<br />

steht der Umweltbereich besonders im<br />

Fokus, insbesondere hinsichtlich punktueller<br />

Lösungen für das Kohlenstoffmanagement,<br />

wie zum Beispiel Messung,<br />

Reduzierung und Ausgleich. In den<br />

vergangenen Jahren konnten kleine Unternehmen<br />

in diesem Bereich innerhalb<br />

kürzester Zeit erhebliche Geldbeträge<br />

akquirieren. Ein bemerkenswertes Beispiel<br />

ist das französische Unternehmen<br />

Sweep, das zwischen 2021 und 2022<br />

Investitionen in Höhe von 95 Millionen<br />

Dollar einsammeln konnte.<br />

Big Data Spezialisierung: In der heutigen<br />

Zeit sind Unternehmen bestrebt,<br />

so viele Daten wie möglich zu sammeln,<br />

um dem Big-Data-Trend gerecht zu werden.<br />

In diesem Zusammenhang können<br />

ESG-Datenmanagementlösungen eine<br />

große Hilfe sein, um den Fokus auf das<br />

Wesentliche zu legen und wertvolle Erkenntnisse<br />

zu gewinnen, die über die<br />

bloße Erfüllung der Berichtsanforderungen<br />

hinausgehen.<br />

Großer Nachholbedarf bei ESG-<br />

Software<br />

Die Autoren der Studie „Reifegradindex<br />

IT & Sustainability 2023“ sehen für Unternehmen<br />

zwei bedeutende Anreize,<br />

um in Nachhaltigkeit zu investieren.<br />

Zum einen gibt es eine steigende Anzahl<br />

an gesetzlichen Vorschriften, welche<br />

Unternehmen dazu auffordern, Nachhaltigkeitsaspekte<br />

und -maßnahmen zu fördern<br />

und transparent zu machen. Diese<br />

66


Klimamanagement und Reporting<br />

Vorschriften umfassen unter anderem die<br />

Corporate Sustainability Reporting Directive<br />

(CSRD) sowie das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz<br />

(LkSG).<br />

Zweitens hat eine Veränderung in der<br />

Wahrnehmung von Nachhaltigkeit stattgefunden.<br />

Es wird zunehmend als eine<br />

ökonomische Notwendigkeit erkannt, besonders<br />

im Hinblick auf die steigenden<br />

Energiekosten. Außerdem wird Nachhaltigkeit<br />

immer bedeutender als ein Unterscheidungsmerkmal<br />

für Kundinnen und<br />

Kunden, Mitarbeiter:innen und Investor:innen.<br />

Die Resultate des Reifegradindex belegen,<br />

dass fast 74 Prozent der befragten Unternehmen<br />

bereits Nachhaltigkeitsdaten erheben,<br />

während die übrigen dies in naher<br />

Zukunft planen. 67 Prozent führen eine<br />

Risikobewertung hinsichtlich der Nachhaltigkeit<br />

ihrer Zulieferbetriebe durch<br />

und 26 Prozent planen dies. Weiterhin erstellen<br />

bereits 94 Prozent der Unternehmen<br />

einen Nachhaltigkeitsbericht oder<br />

planen einen zu verfassen. Fast die Hälfte<br />

davon tut dies aus eigener Motivation und<br />

nicht aufgrund regulatorischen Drucks.<br />

Zusätzlich bestätigen fast alle Befragten<br />

eine organisatorische Verankerung von<br />

Nachhaltigkeitsthemen im Unternehmen<br />

oder haben Pläne, diese zu verankern.<br />

Obwohl zahlreiche Maßnahmen geplant<br />

sind, befinden sich viele von ihnen noch<br />

in einem frühen Stadium. Bislang gibt es<br />

keine ausgeglichene Umsetzung der ehrgeizigen<br />

Strategien oder konkreten Maßnahmen.<br />

Die Bedeutung des Themas ist unbestreitbar,<br />

jedoch scheinen die bis dato<br />

verabschiedeten Strategien, Ziele und<br />

Maßnahmen nicht ausreichend zu sein,<br />

um den Stellenwert vollständig zu ‣<br />

Welche Bedeutung haben die folgenden Treiber für Ihr Unternehmen bei der<br />

Umsetzung von Nachhaltigkeit?<br />

Umsetzung von EU-Vorgaben, die das Reporting betreffen<br />

56%<br />

34% 10%<br />

Wettbewerbsvorteil durch den Nutzen, der mit ESG<br />

einhergeht, wie bspw. Energie- und Ressourceneffizienz,<br />

Auslastungsoptimierung u.ä.<br />

41%<br />

49%<br />

11%<br />

Wettbewerbsvorteil durch Marketing-Kommunikation<br />

der ESG-bezogenen Fortschritte<br />

28%<br />

47%<br />

25%<br />

Umsetzung der Vorgaben des deutschen<br />

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes<br />

27%<br />

43%<br />

22%<br />

8%<br />

Umsetzung der Vorgaben des deutschen<br />

Lieferkettensorgfaltspflichtengesetzes<br />

18%<br />

52%<br />

28%<br />

2%<br />

Steigerung der Attraktivität als Arbeitgeber<br />

15%<br />

43%<br />

41%<br />

1%<br />

Sehr wichtig Wichtig Weniger wichtig Nicht wichtig<br />

„Weiß nicht / keine Angabe“ nicht angezeigt, geringfügige Abweichungen von 100% aufgrund von Rundungen möglich, n=150<br />

Quelle: PAC 2023<br />

67


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

repräsentieren. Ein Paradebeispiel dafür<br />

ist die Tatsache, dass die untersuchten<br />

Unternehmen lediglich geringe ehrgeizige<br />

Ziele im Hinblick auf die Verringerung<br />

von CO 2<br />

aufweisen.<br />

Die im Reifegradindex untersuchten Firmen<br />

haben in puncto Datensammlung<br />

und Risikobewertung bezüglich der<br />

Nachhaltigkeit ihrer Zulieferfirmen Fortschritte<br />

gemacht. Dennoch stehen sie vor<br />

zahlreichen Herausforderungen, wie der<br />

mangelnden Qualität der Daten und der<br />

großen Vielfalt an Datenquellen und den<br />

Erwartungen der Interessengruppen.<br />

Die Bedeutung der Informationstechnologie<br />

(IT) ist unverzichtbar, nicht nur<br />

<strong>Wie</strong> groß sind die Herausforderungen im Bereich ESG-Monitoring und -Controlling<br />

in Ihrem Unternehmen?<br />

Mangelnde Datenqualität<br />

29%<br />

51%<br />

11%<br />

9%<br />

Komplexität regulatorischer Vorgaben<br />

33%<br />

46%<br />

18%<br />

3%<br />

Heterogene Datenquellen<br />

33%<br />

35%<br />

27%<br />

3%<br />

Bedenken hinsichtlich Datensouveränität<br />

22%<br />

45%<br />

24%<br />

8%<br />

Vielfältige Erwartungen der Stakeholder<br />

13%<br />

48%<br />

35%<br />

3%<br />

Fehlende Datenbasis<br />

13%<br />

42%<br />

39%<br />

6%<br />

Fehlende Investitionsbereitschaft<br />

20%<br />

35%<br />

42%<br />

3%<br />

Ungewissheit bzgl. zukünftiger<br />

regulatorischer Vorgaben<br />

13%<br />

31%<br />

43%<br />

13%<br />

Fehlendes Tooling<br />

9%<br />

32%<br />

48%<br />

11%<br />

Mangelndes Commitment des Managements<br />

3%<br />

31%<br />

53%<br />

13%<br />

Fehlendes internes Know-how<br />

2%<br />

27%<br />

43%<br />

28%<br />

Sehr große Herausforderung<br />

Weniger große Herausforderung<br />

Große Herausforderung<br />

Keine Herausforderung<br />

„Weiß nicht / keine Angabe“ nicht angezeigt, geringfügige Abweichungen von 100% aufgrund von Rundungen möglich,<br />

n=150; des Weiteren wurde „Bewertung, Verwaltung und Quantifizierung der mit ESG verbundenen Risiken offen genannt<br />

Quelle: PAC 2023<br />

68


Klimamanagement und Reporting<br />

für die Digitalisierung, sondern auch<br />

für die ESG-Transformation. Unternehmen<br />

können durch den klugen Einsatz<br />

von IT nachhaltiger werden. Dabei<br />

können hybride Arbeit und virtuelle<br />

Kommunikation unterstützt werden sowie<br />

smarte Gebäude und Routenoptimierung<br />

in der Logistik auf Basis von<br />

Internet-of-Things-Lösungen eingesetzt<br />

werden. Die IT spielt somit eine entscheidende<br />

Rolle bei der Erreichung von<br />

Nachhaltigkeitszielen.<br />

Es ist unumgänglich, dass die IT-Industrie<br />

sich selbst nachhaltiger gestaltet,<br />

indem sie beispielsweise ihre<br />

Software- und Hardware-Infrastruktur<br />

modernisiert. Gemäß des Engineering<br />

and Physical Science Research Council<br />

beanspruchte die Informations- und Telekommunikationsbranche<br />

bereits im<br />

Jahr 2020 etwa zehn Prozent des globalen<br />

Stromverbrauchs. Bis zum Jahr 2030<br />

soll sich dieser Wert sogar verdoppeln<br />

und auf etwa 20 Prozent ansteigen. Darüber<br />

hinaus nimmt die IT eine bedeutende<br />

Rolle bei der Sammlung, Verarbeitung<br />

und Bereitstellung von Daten ein,<br />

die für Nachhaltigkeit von Belang sind.<br />

Fast 37 Prozent der befragten Firmen<br />

sind der Meinung, dass das Wissen ihrer<br />

IT-Abteilungen bezüglich Nachhaltigkeit<br />

eher mangelhaft oder sogar unzureichend<br />

ist. Unternehmen, die Nachhaltigkeits-<br />

oder Lieferkettenberichte erstellen,<br />

stützen sich oft auf Tools zur<br />

Unterstützung, jedoch besteht weiterhin<br />

Raum für Verbesserungen in Bezug auf<br />

die Automatisierung der Verarbeitung<br />

von nachhaltigkeitsbezogenen Informationen.<br />

f<br />

Fast<br />

37 %<br />

der befragten<br />

Firmen sind der<br />

Meinung, dass<br />

das Wissen ihrer<br />

IT-Abteilungen<br />

bezüglich<br />

Nachhaltigkeit<br />

eher mangelhaft<br />

oder sogar<br />

unzureichend ist.<br />

<strong>Wie</strong> wichtig sind in Ihrem Unternehmen die folgenden Funktionen bei der Auswahl von<br />

Tools zur Dokumentation von Nachhaltigkeit?<br />

Ganzheitliche Betrachtung von finanziellen und Nachhaltigkeits-<br />

KPIs zur Entscheidung über Projekte oder Investitionen<br />

21%<br />

40%<br />

35%<br />

4%<br />

Erfassen des Status quo zur Evaluierung des<br />

Erreichungsgrades von Nachhaltigkeitszielen<br />

35%<br />

35%<br />

24%<br />

6%<br />

Performance Accounting hinsichtlich<br />

nachhaltiger Kreditvergabe<br />

30%<br />

41%<br />

27%<br />

1%<br />

Erstellen des Nachhaltigkeitsreportings<br />

34%<br />

44%<br />

21%<br />

1%<br />

Unterstützung von nachhaltigen Kaufentscheidungen<br />

(Procurement)<br />

36%<br />

46%<br />

17%<br />

1%<br />

Errechnen des CO 2<br />

-Fußabdrucks der Unternehmens-IT<br />

39%<br />

47%<br />

13%<br />

Errechnen des CO 2<br />

-Fußabdrucks des Unternehmens<br />

43%<br />

50%<br />

5% 2%<br />

Sehr wichtig Wichtig Weniger wichtig Nicht wichtig<br />

„Weiß nicht/keine Angabe“ nicht angezeigt, geringfügige Abweichungen von 100% aufgrund von Rundungen möglich, n=150<br />

Quelle: PAC 2023<br />

69


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

ÜBERSICHT<br />

Software-<br />

Anbieter und ihre<br />

Lösungen<br />

Nachhaltigkeitsreporting<br />

CSRmanager<br />

Münster<br />

Für Unternehmen maßgeschneiderte<br />

Plattform für CSRD-, GRI und<br />

LkSG-konformes Reporting<br />

Deutsche Telekom<br />

Bonn<br />

Der Telekom Nachhaltigkeitsmanager<br />

bietet ESG-Reporting inkl. Mitarbeiter-<br />

Fahrten-App<br />

envoria<br />

München<br />

Erfasst Nachhaltigkeitsdaten und<br />

verwendet Vorlagen, um verschiedene<br />

ESG-Berichtsstandards zu erfüllen<br />

Position Green Group<br />

Stockholm<br />

Plattform unterstützt die ESG- und<br />

Nachhaltigkeitsberichterstattung.<br />

CEMAsys<br />

Oslo<br />

Unterstützt Unternehmen vor allem bei<br />

der CDP-Berichterstattung<br />

Verso<br />

München<br />

Software für CSR-Berichte<br />

UL Solutions<br />

Northbrook Illinois<br />

Als US-Unternehmen starken Fokus auf<br />

SASB, Dow Jones und SEC-Perspektive<br />

Ökobilanz<br />

PRé<br />

Amersfoort<br />

PRé Sustainability hilft bei Nachhaltigkeitsstrategien,<br />

die auf dem Lebenszykluskonzept<br />

basieren.<br />

One Click LCA<br />

Helsinki<br />

Softwareplattform für Lebenszyklusanalysen<br />

für das Baugewerbe und die<br />

verarbeitende Industrie<br />

ReTHiNK, kiwa<br />

Hamburg<br />

Ermöglicht Ökobilanzen für Umweltproduktdeklarationen<br />

(EPD) nach<br />

internationalen Standards zu erstellen<br />

Produktverantwortung<br />

i-point systems<br />

Reutlingen<br />

iPoint ermöglicht es Unternehmen, alle<br />

Daten zu sammeln, zu analysieren und<br />

zu melden, die sie benötigen, um die<br />

ökologischen, sozialen und wirtschaftlichen<br />

Auswirkungen ihrer Produkte und<br />

der damit verbundenen Prozesse zu<br />

bewerten.<br />

Assent<br />

Ontario<br />

Speziell für Hersteller:innen in den Bereichen<br />

Industrieausrüstung, Elektronik,<br />

medizinische Geräte, Luft- und Raumfahrt/Verteidigung<br />

und Automobilbau<br />

70


Klimamanagement und Reporting<br />

EHS-Management<br />

Intelex<br />

Toronto<br />

Fokus liegt auf Umwelt-, Sicherheitsund<br />

Qualitätsmanagement<br />

Sphera<br />

Chicago<br />

Software für ESG-Leistung und Risikomanagement<br />

mit Schwerpunkt auf<br />

Umwelt, Gesundheit, Sicherheit und<br />

Nachhaltigkeit (EHS&S)<br />

quentic<br />

Berlin<br />

Fokus liegt traditionell auf Arbeitsschutz<br />

und Umweltmanagement<br />

ESG Portfolio Management<br />

Measurabl<br />

San Diego<br />

Schwerpunkt Immobilienwirtschaft, um<br />

Exposition ihres Portfolios gegenüber<br />

physischen Klimarisiken zu bewerten<br />

Diligent<br />

New York<br />

Software v.a. für Governance, Risiko<br />

und Compliance-Themen<br />

servicenow<br />

Santa Clara<br />

Cloud-basierte Plattform für ESG-Management<br />

Alasco<br />

München<br />

Asset-Manager für Immobilien mit<br />

Fokus auf GRESB-Scoring<br />

Carbon Accounting<br />

minimum<br />

London<br />

Die minimum-Plattform kann verwendet<br />

werden, um den Kohlenstoff-Fußabdruck<br />

eines Unternehmens in Bezug auf<br />

Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-<br />

Emissionen umfassend zu messen.<br />

Planetly by OneTrust<br />

Berlin<br />

Ermöglicht es Unternehmen, Kohlenstoffemissionen<br />

zu analysieren, zu<br />

reduzieren und auszugleichen<br />

Sweep<br />

Paris<br />

Inkludiert Verwalten von Klimaprojekten<br />

mit einem FinTech-Ansatz für die<br />

Kohlenstofffinanzierung<br />

Microsoft Cloud für<br />

Nachhaltigkeit<br />

Redmond<br />

Die „Emissions Impact Dashboard“-Anwendungen<br />

bieten Kunden Transparenz<br />

über die Emissionen, die durch die<br />

Nutzung von Microsoft-Cloud-Diensten<br />

entstehen.<br />

Emitwise<br />

London<br />

Plattform für künstliche Intelligenz<br />

(KI), die Unternehmen dabei hilft, ihren<br />

CO 2<br />

-Fußabdruck in ihrer gesamten<br />

Betriebs- und Lieferkette zu messen<br />

und zu reduzieren<br />

Cozero<br />

Berlin<br />

Plattform für CO 2<br />

-Datenerfassung<br />

Plan A<br />

Berlin<br />

Unterstützt Unternehmen beim Aufbau<br />

einer dekarbonisierten und nachhaltigen<br />

Wirtschaft, indem es Daten und<br />

wissenschaftliche Erkenntnisse nutzt<br />

Lieferkette<br />

Datamaran<br />

London<br />

Datamaran scannt die externen Risiken,<br />

einschließlich ESG-Risiken und -Chancen,<br />

identifiziert und überwacht das<br />

regulatorische Umfeld, die Medien und<br />

die Unternehmenskommunikation.<br />

Prewave<br />

<strong>Wie</strong>n<br />

Datenanalyse-Start-up, das sich auf die<br />

Vorhersage von Lieferkettenrisiken aus<br />

Social-Media-Daten spezialisiert hat.<br />

LogicManager<br />

Boston<br />

Risikomanagementlösung mit Fokus<br />

auf Prüfung durch die SEC<br />

Diginex<br />

London<br />

Nutzt Blockchain-Technologie, um Veränderungen<br />

in Lieferketten zu erkennen<br />

und die Transparenz zu erhöhen.<br />

Ecometrica<br />

Edinburgh<br />

Unterstützung von Unternehmen und<br />

Regierungen bei der Identifizierung von<br />

Risiken und Chancen durch die Kombination<br />

von Satelliten-Erdbeobachtungsdaten<br />

mit lokalen Informationen und<br />

Business Intelligence<br />

Transparency-One<br />

Boston<br />

Hilft dabei, Lieferkettennetz nachzuvollziehen<br />

und eine konforme, verantwortungsvolle<br />

Beschaffung zu gewährleisten<br />

IntegrityNext<br />

München<br />

Die Plattform holt automatisch die erforderlichen<br />

Selbsteinschätzungen und<br />

Zertifizierungen der Lieferbetriebe ein<br />

und überwacht soziale Medien auf<br />

Fehlverhalten und Reputationsrisiken.<br />

71


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

ADVERTORIAL<br />

Telekom<br />

Nachhaltigkeitsmanager: Mit weniger<br />

Aufwand zum Nachhaltigkeitsbericht<br />

Fotos: Deutsche Telekom; Tanatat Ariyapinyo / stock.adobe.com<br />

Viele mittelständische<br />

Betriebe, für die ab dem<br />

Geschäftsjahr 2025 die<br />

ESG-Berichtspflicht gilt,<br />

haben mit dem Erstellen<br />

von Nachhaltigkeitsberichten<br />

noch keinerlei Erfahrung.<br />

Die Telekom bietet<br />

deshalb eine Software,<br />

die Hilfestellung gibt.<br />

Ab 2025 müssen auch viele mittelständische<br />

Betriebe mit mehr als 250 Mitarbeitenden<br />

einen Nachhaltigkeitsbericht<br />

erstellen. Dies stellt Unternehmen vor<br />

Herausforderungen, insbesondere wenn<br />

sie noch wenig Erfahrung in diesem Bereich<br />

haben. Die Telekom bietet mit dem<br />

Nachhaltigkeitsmanager eine Software-<br />

Lösung und Beratungsleistungen, die<br />

Unternehmen bei der Erstellung ihres<br />

Nachhaltigkeitsberichts unterstützen.<br />

Der Nachhaltigkeitsmanager besteht<br />

aus zwei Komponenten: einer Software-<br />

Lösung und Beratungsleistungen.<br />

Die Software-Lösung ermöglicht Unternehmen<br />

die Erfassung und Auswertung<br />

von Daten, die für den Nachhaltigkeitsbericht<br />

erforderlich sind. Dazu gehören<br />

unter anderem Daten zu CO 2<br />

-Emissionen,<br />

Ressourcenverbrauch, Arbeitsbedingungen<br />

und sozialer Verantwortung.<br />

Die Software ist intuitiv und leicht zu<br />

bedienen und kann an die individuellen<br />

Bedürfnisse des Unternehmens angepasst<br />

werden.<br />

Die Beratungsleistungen des Nachhaltigkeitsmanagers<br />

umfassen unter anderem<br />

die Erstellung einer doppelten<br />

Wesentlichkeitsanalyse, die Markt- und<br />

Wettbewerbsanalyse und die Erstellung<br />

des Nachhaltigkeitsberichts (nach Standards<br />

wie ESRS, GRI und DNK). Die<br />

Beraterinnen und Berater des Nachhaltigkeitsmanagers<br />

verfügen über langjährige<br />

Erfahrung in der Nachhaltig-<br />

Fazit<br />

Der Telekom Nachhaltigkeitsmanager<br />

richtet sich an Unternehmen<br />

mit mehr als 250 Mitarbeitenden,<br />

die einen Nachhaltigkeitsbericht<br />

erstellen müssen.<br />

Insbesondere mittelständische<br />

Betriebe mit wenig Erfahrung in<br />

diesem Bereich profitieren von<br />

der Software-Lösung und den<br />

Beratungsleistungen.<br />

72


Klimamanagement und Reporting<br />

keitsberichterstattung und unterstützen<br />

Unternehmen bei der Umsetzung der<br />

CSRD-Richtlinie.<br />

Das Angebot stößt im Mittelstand auf<br />

offene Ohren. Die Mehrheit der Unternehmen<br />

im Mittelstand ist nämlich beim<br />

Thema Nachhaltigkeit aktiv – so ein Ergebnis<br />

der ersten empirischen Studie<br />

von Innofact in Zusammenarbeit mit<br />

dem Smarter Service Institut und mind<br />

digital. Die Studie kommt zu vier zentralen<br />

Erkenntnissen:<br />

1. Nachhaltigkeit ist ein Teamsport: Die<br />

meisten Unternehmen haben Nachhaltigkeitsteams<br />

aufgebaut, die sich aus<br />

den einzelnen Fachbereichen zusammensetzen.<br />

Das zeigt, dass Nachhaltigkeit<br />

als ganzheitliches Thema betrachtet<br />

wird, das alle Bereiche des Unternehmens<br />

betrifft.<br />

2. Unternehmen denken Nachhaltigkeit<br />

strategisch: Die meisten Unternehmen<br />

wollen Nachhaltigkeit nicht nur als<br />

Pflichtaufgabe erfüllen, sondern sie als<br />

strategisches Ziel verankern. Das bedeutet,<br />

dass Nachhaltigkeit in die Unternehmensstrategie<br />

integriert wird und für<br />

alle Entscheidungen relevant ist.<br />

3. ESG-Performance-Management ist im<br />

Fokus: Die Umsetzung der CSRD-Richtlinie<br />

steht für viele Unternehmen im<br />

Fokus. Der Mehraufwand im Berichtswesen<br />

soll durch Software-Tools kompensiert<br />

werden. Das zeigt, dass Nachhaltigkeit<br />

auch aus regulatorischer Sicht<br />

immer wichtiger wird.<br />

4. Co-Creation & Innovation bringen<br />

Fortschritt: Viele Unternehmen sind an<br />

Dialog-Plattformen und Co-Creation interessiert.<br />

Sie wollen sich mit anderen<br />

Unternehmen und Fachleuten austauschen<br />

und gemeinsam neue Lösungen<br />

entwickeln. Das zeigt, dass Nachhaltigkeit<br />

auch als Chance für Innovation und<br />

Zusammenarbeit gesehen wird. f<br />

Mehr Informationen zum<br />

Nachhaltigkeitsmanager<br />

gibt es hier:<br />

Hartmut Wittig, Vice President für Portfolio<br />

Management IT bei der Deutschen Telekom,<br />

erklärt im Interview, was das Programm kann.<br />

Herr Wittig, der Telekom Nachhaltigkeitsmanager<br />

wird in den Medien als „digitaler Nachhaltigkeitshelfer<br />

für den Mittelstand“ beschrieben. Welche<br />

Unternehmen sprechen Sie konkret an?<br />

Wittig: Wir adressieren ein sehr breites Spektrum. Zu uns kommen viele<br />

Kundinnen und Kunden, die an der Spitze für nachhaltiges Wirtschaften in<br />

ihrer Branche sein wollen – aber auch Unternehmen, die sich frühzeitig für<br />

die gesetzliche Berichtspflicht wappnen wollen, welche ab 2025 ja nochmals<br />

ausgeweitet wird.<br />

Viele Unternehmen im Mittelstand haben keine Nachhaltigkeitsbeauftragten.<br />

Kann der Telekom Nachhaltigkeitsmanager auch vom Qualitätsmanager oder von<br />

der Personalchefin bedient werden?<br />

Ja – das war eine der wichtigsten Vorgaben bei der Entwicklung. Mit dem<br />

Thema Nachhaltigkeit sind in einem Unternehmen ja Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in den verschiedensten Positionen befasst, weil etliche Abteilungen,<br />

wie Controlling, Einkauf und Personal, betroffen sind. Diesem Zusammenspiel<br />

wollten wir Rechnung tragen.<br />

Laut einer Studie kennen 84 Prozent der mittelständischen Unternehmen ihren<br />

CO 2<br />

-Ausstoß nicht – können sie mithilfe des Nachhaltigkeitsmanagers trotzdem<br />

einen rechtskonformen ESG-Bericht erstellen?<br />

Die korrekte Erfassung des CO 2<br />

-Ausstoßes ist für viele Unternehmen tatsächlich<br />

eine Herausforderung. Als Antwort darauf bieten wir ein Modul sowie Beratung<br />

zur Erfassung der CO 2<br />

-Berechnung an – mit Rücksicht auf Scope 1, 2, 3 nach<br />

GHG Protocol sowie PCF-Berechnung nach IS0 14067 und Net-Zero-Targets.<br />

A propos Modul: Der Nachhaltigkeitsmanager ist modular aufgebaut. <strong>Wie</strong> können<br />

die Unternehmen wissen, welche Module sie benötigen?<br />

Wir möchten, dass unsere Kundinnen und Kunden die besten Lösungen für<br />

ihre Nachhaltigkeitsaspekte aus einer Hand bekommen. Am Anfang jedes<br />

Berichtsprojekts steht eine umfassende Beratung durch unsere Fachleute. Die<br />

Expertinnen und Experten stellen gemeinsam mit dem Kunden oder der Kundin<br />

fest, welche Services er / sie benötigt und welche Software-Komponenten dafür<br />

erforderlich sind. Es gibt im Übrigen nicht nur Module für das ESG-Reporting,<br />

sondern auch für den Bereich ‚Nachhaltige Beschaffung‘, um Lieferkettenrisiken<br />

identifizieren und managen sowie das LkSG und CSDDD effizient umsetzen zu<br />

können. Sämtliche Komponenten stellen wir den Unternehmen ‚as a Service‘<br />

zur Verfügung, auf der Basis einer monatlichen Abrechnung bei mindesten 12<br />

Monaten Laufzeit. Eine lokale Installation bei den Kundinnen und Kunden ist<br />

nicht erforderlich.<br />

Wer prüft eigentlich am Ende den fertiggestellten Bericht?<br />

Die Prüfung übernehmen entsprechend qualifizierte Unternehmen, etwa Wirtschaftsprüfungsgesellschaften.<br />

Wir arbeiten beispielweise mit DHPG, KPMG<br />

und PWC eng zusammen.<br />

73


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

ADVERTORIAL<br />

Mit iPoint Product Sustainability<br />

zur zukunftsfähigen LCA<br />

Grafik: j-mel / stock.adobe.com; Foto: iPoint-systems<br />

Daten sind Kern und Krux bei<br />

Lebenszyklusanalysen (LCA)<br />

von Produkten. Es kommt<br />

häufig vor, dass relevante<br />

Daten fehlen. Da erscheint es<br />

sinnvoll, auf vorhandene<br />

Sekundärdaten zurückzugreifen<br />

– also generische<br />

Daten aus zweiter Hand. Diese<br />

mögen zwar eine Zwischenstation<br />

auf dem Weg zu direkt<br />

für ein Produkt gemessenen<br />

Primärdaten sein. Aber ihre<br />

Qualität und Zuverlässigkeit<br />

sind entscheidend für die<br />

Aussage der Analyse. Die<br />

Beschaffung von Primärdaten<br />

dagegen ist aufwändig und<br />

komplex. iPoint vereinfacht die<br />

Arbeit mit Echtdaten und verhilft<br />

so zu mehr Transparenz.<br />

Ob durch Gesetze, gesellschaftliche<br />

Erwartungen oder ökono- auf dem Weg zu Primärdaten, die u.a. di-<br />

wichtige und wertvolle Zwischenstation<br />

mische Notwendigkeit: Unternehmen<br />

stehen zunehmend unter Druck, ih-<br />

ihnen zusammengestellt werden.“<br />

rekt von Zulieferern stammen und von<br />

ren CO 2<br />

-Fußabdruck – und damit auch<br />

jenen ihrer Produkte – zu senken und Weiter führt Andreas Schiffleitner aus,<br />

transparent darüber zu berichten. Vor dass es<br />

„<br />

wichtig sei, auf Daten zu setzen,<br />

die das wirkliche Bild der Material-<br />

allem „Net-Zero-Ziele“ rücken immer<br />

stärker in den Fokus. Das hat Auswirkungen<br />

bis tief in die Lieferkette hinein, welteinflüsse zeigten. „Nicht, dass es bei<br />

zusammensetzung und somit der Um-<br />

erklärt Peter Schmidt, CEO von iPoint einem in der nicht allzufernen Zukunft<br />

in Reutlingen. Maßnahmen, die schnell liegenden eventuell vorgeschriebenen<br />

und einfach zu erreichen sind, wie zum oder notwendigen Wechsel der Datengrundlage<br />

zu einem bösen Erwachen<br />

Beispiel die Reduzierung der eingekauften<br />

Energie, haben Unternehmen kommt.“<br />

oft schon realisiert. „Aber jetzt geht es<br />

um viel mehr: Es geht um den Produktlebenszyklus.<br />

<strong>Wie</strong> groß ist der tatsäch-<br />

denken, dass wir uns am Anfang einer<br />

Und weiter: „Wir müssen immer daran<br />

liche CO 2<br />

-Fußabdruck der Produkte?“, rasanten Enwicklung befinden. <strong>Was</strong> wir<br />

so Schmidt. Um diesen zu ermitteln<br />

und somit echtes Net-Zero erreichen<br />

zu können, ist eine ganzheitliche Herangehensweise<br />

nötig. iPoint unterstützt<br />

Unternehmen in diesem komplexen<br />

Prozess mit Software-Lösungen und entsprechendem<br />

Fachwissen.<br />

Der Fokus auf Daten<br />

aus verlässlichen<br />

Sekundärdaten – weit besser als<br />

nichts!<br />

Primärquellen<br />

ist für eine valide<br />

Mit Hilfe von Lebenszyklusanalysen<br />

Net-Zero-Zielerreichung<br />

www.ipoint-systems.com lässt sich der genaue Umwelt-Fußabdruck<br />

eines Produkts oder einer Dienstleistung<br />

ermitteln. Derzeit kombinieren<br />

entscheidend.<br />

Andreas Schiffleitner<br />

Firmen dafür sowohl produktspezifische<br />

Primärdaten (Echtdaten), die sie im Rahmen<br />

der LCA erheben müssen, als auch<br />

eher allgemeinere und bereits vorhandene<br />

Sekundärdaten. Letztere sind schneller<br />

verfügbar und kommen daher oft<br />

zum Einsatz, um Zeit und Ressourcen zu<br />

sparen. Sie bringen aber auch eine Reihe<br />

an besonderen Herausforderungen mit<br />

sich, weiß Andreas Schiffleitner, Produktmanager<br />

für Product Sustainability<br />

bei iPoint in <strong>Wie</strong>n: „Es ist immer besser<br />

mit Sekundärdaten zu arbeiten, als mit<br />

leeren Händen dazustehen. Sie sind eine<br />

74


Klimamanagement und Reporting<br />

<strong>Wo</strong>rkflow iPoint Product Sustainability<br />

Combining Compliance & Sustainability<br />

CAD<br />

Material<br />

Weight<br />

LCA Data<br />

(Ecoinvent ,<br />

cm.chemicals,…)<br />

Collect<br />

Data Sources<br />

IMDS<br />

BOM<br />

Material Weight<br />

LCA Data<br />

iP Compliance<br />

BOM<br />

Material Weight<br />

LCA Data<br />

Supply Chain<br />

ERP<br />

Part Lists<br />

Material<br />

Weight<br />

.xls,<br />

.csv, .xml<br />

Basic Cloud System<br />

BOM<br />

Model<br />

Repository<br />

Analyze<br />

LCA Data<br />

PCR certified<br />

LCA model<br />

LCA Results<br />

Calculation<br />

Material<br />

Report & Evolve<br />

Web Application<br />

Verified<br />

PCF<br />

Engineer,<br />

Designer<br />

LCA Expert<br />

Individual<br />

Reporting /<br />

Analyses<br />

© 2023 iPoint-systems GmbH<br />

heute tun, ist der erste Schritt in die richtige<br />

Richtung. Das gilt nicht nur für aktuelle,<br />

sondern auch für zukünftige Reglementierungen<br />

und Gesetze. Es ist zu<br />

erwarten, dass diese eher strenger und<br />

detaillierter ausfallen werden. Je nach<br />

Strenge der Anforderungen, reichen ungefähre<br />

Sekundärdaten womöglich nicht<br />

mehr aus. Unternehmen müssen dann<br />

Primärdaten nachliefern. Das bedeutet<br />

mehr Aufwand und birgt auch das Risiko,<br />

dass die neuen Zahlen eventuell<br />

schlechter sind, als erwartet.“ Verbraucher:innen,<br />

Investor:innen sowie andere<br />

Stakeholder:innen könnten zudem ungenaue<br />

Daten als irreführende Geschäftspraxis<br />

und Greenwashing betrachten,<br />

gegen das die EU übrigens ein Gesetz<br />

plant. Das beeinträchtigt das Ansehen<br />

des Unternehmens und kann langfristige<br />

wirtschaftliche Auswirkungen haben.<br />

„Der Fokus auf Daten aus verlässlichen<br />

Primärquellen ist daher für eine valide<br />

und verlässliche Net-Zero-Zielerreichung<br />

von entscheidender Bedeutung“, betont<br />

Schiffleitner.<br />

Die Arbeit mit Echtdaten im Rahmen einer<br />

LCA stellt für Unternehmen oft eine<br />

Herausforderung dar. Denn um aussagekräftige<br />

Ergebnisse zu erhalten, müssen<br />

Firmen aktuelle Daten über die Lieferkette<br />

und den Lebenszyklus eines Produkts<br />

hinweg nicht nur sorgfältig und in<br />

ausreichender Menge erfassen, sondern<br />

auch validieren und interpretieren. Das<br />

ist ein zeitaufwendiger Prozess, der beispielsweise<br />

durch neue Regularien oder<br />

durch eine veränderte Produktion stetig<br />

neue Denkweisen erfordert.<br />

Alle Daten im Blick<br />

iPoint unterstützt Unternehmen nach<br />

dem CARE-Prinzip (Collect / Collaborate,<br />

Analyze / Automate, Report, Evolve) dabei,<br />

alle relevanten Daten zu verwalten<br />

und am Ende ihre Nachhaltigkeitsziele<br />

zu erreichen. Dazu gehören auch Informationen<br />

rund um die Material- und<br />

Produkt-Compliance. „Die Erreichung<br />

von Net-Zero geht über die bloße Deklaration<br />

hinaus und benötigt eine integrierte<br />

Herangehensweise an die gesamte<br />

Wertschöpfungskette“, sagt Schiffleitner.<br />

„Unsere Software ermöglicht es<br />

Unternehmen, Daten, die vornehmlich<br />

für Compliance-Zwecke genutzt wurden,<br />

in ihre Nachhaltigkeitsberechnungen<br />

einzubeziehen. Nur durch eine solch<br />

umfassende Integration kann ein Unternehmen<br />

sicherstellen, dass jeder Aspekt<br />

des Geschäftsbetriebs den Net-Zero-<br />

Zielen entspricht.“<br />

Die Datenerfassung erfolgt weitgehend<br />

automatisiert aus unterschiedlichen<br />

Quellen.<br />

Dazu gehören interne und externe Systeme<br />

wie ERP und CAD, Informationen<br />

von diversen Datenbanken, zum<br />

Beispiel ecoinvent und Carbon Minds<br />

(cm.chemicals), aber auch Daten von den<br />

Lieferbetrieben sowie von Kundinnen und<br />

Kunden. Alle Informationen sind in einem<br />

zentralisierten System gespeichert.<br />

So können die verschiedenen iPoint Anwendungen<br />

aus Compliance und Sustainability<br />

auf sie zugreifen. Beispielsweise<br />

iPoint Product Sustainability. Diese Ökobilanzierungssoftware<br />

unterstützt Unternehmen<br />

dabei, die Umweltauswirkungen<br />

ihrer Produkte in kurzer Zeit zu analysieren.<br />

Für Firmen aus der Automobilbranche<br />

zum Beispiel bietet iPoint Product<br />

Sustainability Zugang über den Smart<br />

Connector zum International Material<br />

Data System (IMDS). Diese Primärdaten<br />

werden in der Software automatisch<br />

verarbeitet und stehen dann auch für<br />

eigene Produktklimabilanzen zur Verfügung.<br />

Das spart den Unternehmen Zeit<br />

und Ressourcen, weiß Schmidt: „Eine<br />

enorme wirtschaftliche Unterstützung,<br />

gerade in Branchen mit großen Produktkatalogen.“<br />

f<br />

75


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

ADVERTORIAL<br />

CSRmanager ®<br />

macht ESRS einfach.<br />

Ob CSR-Berichtspflicht, Lieferkettengesetz, <strong>Klimareporting</strong><br />

oder zunehmende Auskunftspflicht im Rahmen von Ausschreibungen<br />

und Lieferantenbewertungen – die Anforderungen an<br />

ökologische, soziale und ökonomische Informationen steigen<br />

in immer mehr Unternehmen. Auch in Ihrem? Die prämierte<br />

Software CSRmanager ® erlaubt selbständig, einfach und<br />

effizient Nachhaltigkeitsdaten, Audits und Risikomanagement<br />

zu bearbeiten, zu evaluieren und regelkonform zu berichten.<br />

Grafik: freepik.com<br />

Europäische Berichtspflichten wie die<br />

CSRD oder auch das deutsche Lieferkettengesetz<br />

haben den Anwendungskreis<br />

auf nicht-kapitalmarktorientierte große<br />

Unternehmen und Konzerne mit Sitz in<br />

den EU-Mitgliedstaaten sowie die meisten<br />

kommunalen und landeseigenen Betriebe<br />

in Deutschland ausgeweitet. Die<br />

Berichterstattung erfolgt künftig nach<br />

den European Sustainability Reporting<br />

Standards (ESRS) und ist verpflichtend<br />

im Lagebericht als „Sustainability Statement“<br />

zu integrieren. Eine weitere wichtige<br />

Neuerung betrifft die Qualität der<br />

Berichte: Künftig müssen Unternehmen<br />

qualitative Aussagen zur Strategie und<br />

zum Ambitionsniveau und quantitative<br />

Angaben zu Kennzahlen machen.<br />

Doch wie managt man das im Alltag<br />

am effizientesten? In immer stärkerem<br />

Maße helfen hierbei Software-Lösungen.<br />

So schreibt Robert Prengel von PwC in<br />

Berlin dazu im Internet: „Jeder Bericht<br />

gewinnt an Glaubwürdigkeit, wenn die<br />

enthaltenen Informationen ohne großen<br />

Aufwand belegbar sind, sich also zum<br />

‚Ursprungsbeleg‘ zurückverfolgen lassen.<br />

Dies wird in aller Regel einfacher<br />

durch eine Software-Lösung, die die<br />

Berichtsprozesse automatisiert unterstützt.“<br />

Intuitiv bedienbar<br />

Der CSRmanager ® ist auf die Erfüllung<br />

regulatorischer Anforderungen ausgerichtet.<br />

Die Software erlaubt die komplette<br />

Erstellung von Nachhaltigkeits-,<br />

Klima- und Konzernlageberichten. Und<br />

weil in jedem Unternehmen die Anforderungen<br />

anders sind, ist auch unsere<br />

Software auf jeden Kunden und dessen<br />

individuelle Bedürfnisse maßgeschneidert.<br />

Die Anwendungsoberfläche der Software<br />

CSRmanager ® ist so übersichtlich gestaltet,<br />

dass sich auch Gelegenheitsnutzer:innen<br />

schnell zurechtfinden und das<br />

Programm intuitiv bedienen können.<br />

Beim Bearbeiten der Fragen geben Informations-Buttons<br />

zusätzliche Erläuterungen,<br />

die zum besseren Verständnis<br />

der einzelnen Felder beitragen. Das Tool<br />

fragt darüber hinaus gezielt nach den jeweiligen<br />

Managementansätzen: Warum<br />

handelt das Unternehmen so? Welche<br />

Strategien und Ziele werden damit verfolgt?<br />

Das ist zentral. Denn längst geht<br />

es bei einem guten Nachhaltigkeitsbericht<br />

nicht mehr um das reine Zusammentragen<br />

von Daten, sondern um ihre<br />

Bewertung.<br />

Datenerhebung ohne Konflikte<br />

Für viele Unternehmen beginnt die Herausforderung<br />

bereits damit, diese Daten<br />

überhaupt erst einmal zu erheben.<br />

Dafür kursieren in den meisten Firmen<br />

noch ganz klassisch Excel-Tabellen, die<br />

von Nutzer:in zu Nutzer:in weitergemailt<br />

werden. Dabei kommt es häufig<br />

dazu, dass jemand dann die Excel-Datei<br />

„schreddert“. Zudem ist über dieses Format<br />

das kontinuierliche Sammeln, Verifizieren<br />

und Speichern der Daten weitgehend<br />

intransparent. Wer wann was<br />

beisteuert, bleibt zumeist im Dunkeln.<br />

Spätestens im zweiten Berichtsjahr steigt<br />

zudem die Gefahr von Versions- und Datenkonflikten<br />

stetig an: Zum Zeitaufwand<br />

für die Erhebung der Daten gesellt sich<br />

der Aufwand für deren Kontrolle. Dabei<br />

geht das auch anders: Durch den Einsatz<br />

einer kompetenten Lösung für Nachhaltigkeitsreporting<br />

kann die Berichtsphase<br />

optimiert werden. Der CSRmanager ® garantiert<br />

eine regelbasierte Aufbereitung,<br />

Verteilung und Zusammenführung der<br />

Daten. Auf einem maßgeschneiderten<br />

Dashboard werden diese Kennzahlen visualisiert,<br />

sie sind mit den Vorjahresergebnissen<br />

oder auch zwischen einzelnen<br />

Geschäftsbereichen vergleichbar.<br />

76


Klimamanagement und Reporting<br />

Genauer CO 2<br />

-Fußabdruck<br />

Besonders relevant wird das Erheben<br />

und Steuern der Daten künftig bei Klimadaten.<br />

Hier spricht man vom sogenannten<br />

Corporate Carbon Footprint, auch<br />

CO 2<br />

-Fußabdruck oder CO 2<br />

-Bilanz genannt.<br />

Dieser stellt die Summe aller unternehmenseigenen<br />

Treibhausgasemissionen<br />

(THG) dar.<br />

Seit der Einführung der CO 2<br />

-Steuer<br />

ist ein präzises Carbon Accounting<br />

ein echter Kostenfaktor. Mit Hilfe des<br />

CSRmanagers ® können Nutzer Daten zu<br />

allen Emissionsquellen sammeln und<br />

auf die einzelnen Geschäftsbereiche<br />

verteilen. So lassen sich dann auch datenbasiert<br />

die Verbindungen zwischen<br />

Emissionen, Verursachern und Geschäftsprozessen<br />

ableiten und bewerten.<br />

Vorteile<br />

• Integrierter Ansatz ohne Plattformbruch (SaaS-Lösung)<br />

• Fehlerreduktion durch Automatisierung<br />

• Erfordert weder vor- noch nachgelagerte manuelle Eingriffe<br />

externer Fachleute<br />

• Auf Kundenstruktur angepasste Berichtsstruktur<br />

• Dynamische Management-Dashboards<br />

• Validierungsprozesse, automatische Cross Checks,<br />

Rundungsassistenten<br />

• Sammlung relevanter Dokumente für Prüfung<br />

• Webbasiert in der sicheren Cloud<br />

• Zugriffsmöglichkeiten der Betriebsprüfer:innen<br />

• Internationale Weiterbildungsakademie angeschlossen<br />

www.csr-manager.org<br />

Die Bilanzierung erfolgt anhand anerkannter<br />

internationaler Standards, zu<br />

denen insbesondere das Greenhouse Gas<br />

Protocol zählt, welches auch die Basis<br />

der ISO Norm 14064 (Umweltmanagement<br />

– Messung, Berichterstattung und<br />

Verifizierung von Treibhausgasemissionen)<br />

bildet.<br />

Deutsches Datenschutzrecht<br />

Der CSRmanager ® ist eine Software-asa-Service<br />

(SaaS)-Anwendung. Dementsprechend<br />

wird das Programm nicht lokal<br />

installiert, sondern die Nutzer:innen<br />

können jederzeit ortsungebunden über<br />

das Internet darauf zugreifen: „Dadurch<br />

sparen die Unternehmen Anschaffungskosten,<br />

denn internetbasierte Lösungen<br />

wie der CSRmanager ® werden zentral<br />

gewartet. Die Nutzer:innen sind immer<br />

auf dem neuesten Stand der Entwicklungen<br />

und müssen sich über die Wartung<br />

und Verfügbarkeit keine Gedanken<br />

machen.“ Die jeweiligen Berichtsdaten<br />

der Kundinnen und Kunden werden<br />

dabei auf einem Server in Nürnberg<br />

gespeichert, der dem deutschen Datenschutzrecht<br />

unterliegt. Eine zertifizierte<br />

256-Bit-Vollverschlüsselung garantiert<br />

die Sicherheit der Daten. f<br />

77


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Digitales<br />

Klimamanagement<br />

im Unternehmen<br />

Das müssen Sie <strong>beachten</strong><br />

Foto: Bild / stock.adobe.com<br />

78


Klimamanagement und Reporting<br />

Das nachhaltige und umweltbewusste Wirtschaften<br />

stellt zahlreiche Unternehmen vor<br />

eine große Herausforderung. Es gewinnt zunehmend<br />

an Bedeutung und kann sogar über<br />

den Erfolg eines Unternehmens entscheiden.<br />

Grund genug, um auf ein wirksames Klimamanagement<br />

zu achten. <strong>Wie</strong> das gelingt und<br />

welche Entwicklungsideen verwirklicht werden<br />

können, verrät der folgende Artikel.<br />

Ressourcen schonen, Nachhaltigkeit<br />

sowie Klima- und Umweltschutz – all<br />

das sind Themen, die heutzutage von<br />

zentraler Bedeutung sind. Insbesondere<br />

von Unternehmen wird erwartet, dass<br />

sie ihren Beitrag leisten. Glaubwürdig<br />

und effektiv sollte daher das Klimamanagement<br />

sein. Doch wie funktioniert<br />

Klimamanagement in Unternehmen?<br />

Neben einem umweltbewussten Wirtschaften<br />

liegt der Fokus vermehrt auf<br />

der klimaneutralen Produktion. Das<br />

bedeutet, dass die Treibhausgasemissionen<br />

eines Unternehmens möglichst<br />

gering ausfallen sollten. Realisierbar<br />

ist das jedoch nur, wenn alle Daten und<br />

Fakten vorliegen. Mithilfe einer Klimamanagement-Software<br />

wie etwa IngSoft<br />

InterWatt wird dies ermöglicht. Unternehmen<br />

werden dabei unterstützt, den<br />

Betrieb nachhaltiger zu gestalten. Dafür<br />

erhalten sie alle relevanten Informationen<br />

und Auswertungen von der Software,<br />

um daraus Optimierungspotenziale<br />

abzuleiten.<br />

Oftmals ist ein:e Klimamanager:in<br />

– manchmal auch Klimaschutzbeauftragte:r<br />

genannt – zuständig für den<br />

Betrieb einer Klimamanagement-Software.<br />

Er bzw. sie wertet die gesammelten<br />

Daten aus, analysiert sie und leitet<br />

daraus Maßnahmen ab. Unternehmen<br />

erhalten somit unter anderem Auskunft<br />

über ihre eigenen Treibhausgasemissionen.<br />

So können Maßnahmen zur ‣<br />

79


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

Eine Klimamanagement-<br />

Software<br />

unterstützt<br />

dabei,<br />

Maßnahmen<br />

schneller zu<br />

realisieren<br />

und deren<br />

Wirksamkeit<br />

regelmäßig zu<br />

überprüfen.<br />

Klimaneutralität innerhalb der Firma<br />

vorgenommen werden. Gleichzeitig können<br />

Unternehmensaktivitäten im Hinblick<br />

auf den Klima- und Umweltschutz<br />

analysiert und bei Bedarf optimiert werden.<br />

Ein entscheidender Aspekt, welcher<br />

speziell bei Geschäftspartner:innen, Investor:innen<br />

sowie Kunden und Kundinnen<br />

einen hohen Stellenwert hat. Daten<br />

und Zahlen sollten deutlich aufzeigen<br />

können, inwieweit ein Unternehmen im<br />

Sinne des Klimaschutzes agiert.<br />

Die wesentlichen Bestandteile des<br />

Klimamanagements<br />

Um aus unternehmerischer Sicht einen<br />

Schritt in Richtung Klimaneutralität gehen<br />

zu können, müssen die wesentlichen<br />

Bestandteile des Klimamanagements<br />

benannt werden. Nicht nur Emissionsreduktionsziele<br />

sollten gesetzt werden,<br />

sondern auch die Bilanzierungsstandards<br />

erreicht werden.<br />

Erfassung von Treibhausgasen: Der<br />

erste Schritt zur Klimaneutralität besteht<br />

aus der Erfassung von anfallenden<br />

Treibhausgasen. Diese müssen gesammelt,<br />

errechnet und analysiert werden.<br />

Mithilfe dieser Daten können nachhaltige<br />

Verbesserungsideen entwickelt und<br />

realisiert werden.<br />

Prozessoptimierung: Ein wesentlicher<br />

Bestandteil eines wirksamen Klimamanagements<br />

ist ebenfalls die Prozessoptimierung.<br />

Um nachhaltig und ressourcenschonend<br />

wirtschaften zu können,<br />

sollten Arbeitsabläufe sowie unterschiedliche<br />

Prozesse optimiert werden.<br />

Hierdurch können sowohl finanzielle als<br />

auch zeitliche Einsparungen vorgenommen<br />

werden.<br />

Analysen: Regelmäßige Analysen und<br />

Auswertungen sind im Hinblick auf den<br />

Klima- und Umweltschutz entscheidend.<br />

Die Grundlagen bilden Daten und Zahlen,<br />

welche visualisiert werden können.<br />

Dadurch können Verknüpfungen vorgenommen<br />

werden, welche sich unter<br />

anderem in einem Energiemix widerspiegeln.<br />

Die Auswertung und Visualisierung<br />

der relevanten Daten helfen zudem<br />

dabei, den Energieverbrauch sowie<br />

Treibhausgasemissionen innerhalb des<br />

Unternehmens zu reduzieren.<br />

Klimaneutralität: Die Kernaufgabe des<br />

Klimamanagements ist die Erreichung<br />

der Klimaneutralität. Eine Klimamanagement-Software<br />

unterstützt dabei,<br />

Maßnahmen schneller zu realisieren<br />

und deren Wirksamkeit regelmäßig zu<br />

überprüfen.<br />

Warum ist das Klimamanagement für<br />

Unternehmen wichtig?<br />

Das Klimamanagement ist aus verschiedenen<br />

Gründen für Unternehmen relevant.<br />

Neben der Konkurrenz werden<br />

auch potenzielle Geschäftspartner:innen<br />

sowie Kundinnen und Kunden vermehrt<br />

für die Themen Nachhaltigkeit und Klimaschutz<br />

sensibilisiert. Insbesondere<br />

mit Blick auf die Industrie wird deutlich,<br />

dass eine Reduktion von Treibhausgasemissionen<br />

erfolgen muss. Nur so kann<br />

die angestrebte Klimaneutralität erreicht<br />

werden. Unter Berücksichtigung<br />

von Umweltstatistiken können zudem<br />

Bereiche ermittelt werden, welche einer<br />

80


Klimamanagement und Reporting<br />

Optimierung unterzogen werden sollten.<br />

Unter Einbeziehung eines Klimamanagementsystems<br />

können wichtige<br />

Weichen gestellt werden.<br />

Doch was versteht man unter laufender<br />

Betreuung des Klimamanagementsystems?<br />

Zuständig ist hierbei unter anderem<br />

der Klimamanager. Er betreut,<br />

überwacht und analysiert das Klimamanagement.<br />

Des Weiteren ist er für<br />

die Zielsetzung und Planung von klimafreundlichen<br />

Maßnahmen verantwortlich.<br />

Zu seinen strategischen und<br />

operativen Aufgaben innerhalb der<br />

laufenden Betreuung gehören ebenfalls<br />

die kontinuierliche Weiterentwicklung<br />

und Optimierung des vorhandenen Klimamanagementsystems.<br />

Entscheidend<br />

ist es dabei, dass Bilanzierungsstandards<br />

betrachtet und einer Risikoanalyse<br />

unterzogen werden. Auf diese Weise<br />

können betriebliche Prozesse nachhaltiger,<br />

ressourcenschonender und umweltfreundlicher<br />

gestaltet werden. Eine<br />

weitere wichtige Aufgabe ist die Treibhausgasbilanzierung.<br />

Sie bildet eine<br />

relevante Grundlage im Hinblick auf die<br />

Klimaneutralität eines Unternehmens.<br />

Emissionsreduktionsziele erreichen<br />

Die anfallenden Treibhausgasemissionen<br />

in Unternehmen haben einen großen<br />

Einfluss auf die Nachhaltigkeit und<br />

den Klima- und Umweltschutz. Je geringer<br />

diese ausfallen, desto besser ist die<br />

Treibhausgasbilanz. Entscheidend ist es<br />

jedoch, dass Emissionsreduktionsziele<br />

benannt und Maßnahmen für die Realisierung<br />

getroffen werden. Diese Ziele<br />

müssen innerhalb des Klimamanagements<br />

festgelegt<br />

werden.<br />

Des<br />

Weiteren müssen<br />

neben der Erreichung<br />

der Ziele<br />

auch Strategien und<br />

Konzepte entwickelt werden.<br />

Diese beginnen bei der<br />

Beschaffung und reichen bis<br />

zum Fertigungsprozess. Bei vielen Unternehmen<br />

liegt der Schwerpunkt auf<br />

der Produktion. Speziell in diesem Bereich<br />

können mithilfe moderner und innovativer<br />

Technologien hervorragende<br />

Ergebnisse erzielt werden. Die Nutzung<br />

einer Klimamanagement-Software wirkt<br />

hierbei unterstützend und vereinfacht<br />

die Umsetzung.<br />

Fazit<br />

Der Klima- und Umweltschutz hat heutzutage<br />

eine zentrale Bedeutung. Es wird<br />

von Unternehmen erwartet, dass sie ein<br />

nachhaltiges, klimafreundliches und<br />

ressourcenschonendes Wirtschaften<br />

anstreben. Entscheidend sind dabei der<br />

Klimamanager und das Klimamanagement,<br />

welche den Weg hin zur Klimaneutralität<br />

ebnen können. Mithilfe einer<br />

Klimamanagement-Software können<br />

sinnvolle Optimierungsmaßnahmen ergriffen<br />

werden, um Ressourcen zu schonen<br />

und die Klimaneutralität schneller<br />

zu erreichen. f<br />

81


#20 | November 23 | Umweltdialog.de<br />

guter<br />

Letzt<br />

Zu<br />

Spieletipp<br />

IMPRESSUM<br />

UmweltDialog ist ein unabhängiger Nachrichtendienst<br />

rund um die Themen Nachhaltigkeit und Corporate Social<br />

Responsibility. Die Redaktion von UmweltDialog berichtet<br />

unabhängig, auch von den Interessen der eigenen Gesellschafter,<br />

über alle relevanten Themen und Ereignisse aus<br />

Politik, Wirtschaft und Gesellschaft.<br />

Grafik: strichfiguren.de / stock.adobe.com<br />

Heute zum Abschluss ein Spieletipp: <strong>Wie</strong> wäre es mit dem<br />

altbekannten Spiel „Stadt-Land-Fluss“ als „Stadt-Land-Klima“<br />

neu gedacht? Gerade in Fortbildungen und bei Teambuilding-Maßnahmen<br />

eignet sich „Stadt-Land-Klima“ als<br />

Einstiegsmethode, zur Festigung von Gelerntem und zur<br />

Auflockerung zwischendurch. Humor und gemeinsames<br />

Lachen in der Gruppe kann dabei unterstützen, Offenheit<br />

für neue Informationen zu erzeugen.<br />

Das Spiel „Stadt-Land-Klima“ ist eine Abwandlung des bekannten<br />

Spiels „Stadt-Land-Fluss“. Es werden jedoch neue<br />

Kategorien ausgewählt, anstatt der üblichen Spalten. Je<br />

nach Zielgruppe können verschiedene Kategorien wie beispielsweise<br />

„Klimasünde“ oder „Klimaschutzmaßnahme“<br />

gesetzt werden, bei dem man Dinge nennt, die dem Klima<br />

schaden oder nützen.<br />

Eine weitere mögliche Auswahl wäre zum Beispiel alles<br />

rund um den Fleischersatz, und was uns davon abhält,<br />

Fleisch zu essen, sowie Folgen des Klimawandels und<br />

Maßnahmen zur Bekämpfung desselben. Für jede richtige<br />

Antwort gibt es 10 Punkte, während „so-lala-Antworten“<br />

immerhin noch 5 wert sind.<br />

Zusätzlich wird für die lustigste Antwort in jeder Runde<br />

ein Extra-Punkt vergeben. Der Trainer oder die Trainerin<br />

muss falsche Antworten aufgreifen und korrigieren, sollte<br />

aber auch humorvolle Beiträge belohnen – wenn jemand<br />

z.B. beim Buchstaben N als Fleischersatzaufgabe „Nudelsuppe<br />

mit Tofu“ vorschlägt, könnte dies kreativ punkten!<br />

Eine Diskussion über die Anzahl der verdienten Punkte<br />

kann dabei helfen, alle Teilnehmer:innen fair zu bewerten.<br />

Themen können gesammelt werden, um sie später weiter<br />

bearbeiten zu können. f<br />

Herausgeber:<br />

macondo publishing GmbH<br />

Dahlweg 87<br />

48153 Münster<br />

Tel.: 0251 / 200782-0<br />

Fax: 0251 / 200782-22<br />

E-Mail: redaktion@umweltdialog.de<br />

Redaktion dieser Ausgabe:<br />

Dr. Elmer Lenzen (V.i.S.d.P.), Sonja Scheferling,<br />

Gabriela Ensinck<br />

Bildredaktion:<br />

Marion Lenzen, Gesa Weber<br />

Gestaltung:<br />

Gesa Weber<br />

Lektorat:<br />

Marion Lenzen, Milena Knoop<br />

Klimakompensierter Druck, FSC ® -zertifiziertes<br />

Papier, CO 2<br />

-neutrale Server<br />

© 2023 macondo publishing GmbH<br />

© Titelbild: Bildwasser / stock.adobe.com<br />

ISSN<br />

Digital: 2199-1626<br />

Print: 2367-4113<br />

82


Bisherige Ausgaben<br />

Das nächste<br />

UmweltDialog-Magazin<br />

erscheint am 15.05.2024.


Künstler: Matthew Cusick<br />

Stoppt den Klimawandel, bevor er unsere Welt verändert.<br />

www.greenpeace.de/helfen<br />

84

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