Dicker Herbst/Winter 2023

SACHBUCH
111 QUEERE ORTE IN BERLIN,
DIE MAN GESEHEN HABEN MUSS
Steven Meyer / Christopher Ferner
Kartoniert, 236 Seiten, 18,00 €
Eisenherz steht nicht drin, wozu auch, den kennt ohnehin
jede*r, aber komisch ist das schon. Ansonsten präsentiert
der Reiseführer alphabetisch sortiert ein erstaunliches
Spektrum queeren Lebens in der Hauptstadt, schön ausgewogen
von der „Amazone zu Pferde“ bis zum Reiterstandbild
Friedrich des Großen. Aber keine Angst, es sind auch aufregendere
Orte verzeichnet, bekannte und (noch) unbekannte: Eine Speisekarte, wo für
jeden Geschmack was draufsteht.
FIGUREN DES SCHWULEN KINOS
Cruising, Brokeback Mountain
und Call Me By Your Name
D. A. Miller
Gebunden, 120 Seiten, 20,00 €
Der kleine Band fasst drei Essays des amerikanischen
Filmwissenschaftlers Miller zusammen. Es geht also
nicht um eine lexikalische Auflistung schwuler Charaktere
im Film, sondern darum, anhand dreier sehr
erfolgreicher Filme der letzten 50 Jahre herauszuarbeiten,
wie das Mainstream-Kino schwules Leben
inszeniert. Miller argumentiert auf ausgesprochen
hohem theoretischem Niveau; wer die Mühe auf sich
nimmt und sich das Verständnis des Texts erarbeitet, wird jedoch mit wirklich
originellen Einsichten belohnt. Mit einem Vorwort von Franco Moretti.
QUEERE KINDER
Eine Orientierungshilfe für Familien von
LGBTQIA*-Kindern und -Jugendlichen
Verena Carl & Christiane Kolb
Klappenbroschur, 260 Seiten, 22,00 €
Die Zahl von Kindern und Jugendlichen, die ihre Eltern
damit konfrontieren, in sexueller Hinsicht irgendwie
nicht den Normen zu entsprechen, hat in den letzten
Jahren stark zugenommen. Mit dieser Orientierungshilfe
wollen die Autorinnen das Hintergrundwissen
vermitteln, das erforderlich ist, um möglichst gelassen
und konstruktiv auf solche Mitteilungen zu reagieren. In drei Teilen erläutern
die Autorinnen die sexuelle Entwicklung von Jugendlichen, den wissenschaftlichen
Erkenntnisstand in Sachen Geschlechtsidentität und mögliche Strategien
im Umgang mit Schule, Verwandten und Gesellschaft.
e i s e n h e r z . b e r l i n
IN*SIGHT/OUT*WRITE
Durch die enge Verknüpfung wissenschaftlicher Fragestellungen und moralischer Sensibilität
unterscheidet sich queeres Denken von üblichen akademischen Traditionen.
Diese formale Gemeinsamkeit impliziert jedoch keineswegs einen Konsens in inhaltlichen
Fragen. Neben der „Kreisch-Reihe“, in der heftig gestritten wird, hat der Querverlag
auch die Reihe in*sight/out*write ins Leben gerufen, in der ein breites Spektrum von
Autor*innen kleine Studien zu oft sehr speziellen Aspekten veröffentlicht.
VOM QUEERSEXISMUS ZUR EMANZIPATION
Ein Lagebericht mit Auswegen
Chantalle El Helou. Taschenbuch, 62 Seiten, 8,00 €
Die Autorin lehrt Ideengeschichte an der Universität
Jena, und sie schafft es, auf 62 Seiten das Identitätskonzept
der Queer Theory einer ideengeschichtlichen
Analyse zu unterwerfen. Dabei geht sie der Frage nach,
was es bedeutet, den Begriff Geschlecht von seinem
biologischen Substrat abzulösen und als selbstgewählte
Identitätskategorie zu verwenden. Dabei weist sie recht
überzeugend nach, dass queere Identitätskonzepte die
zementierten Geschlechterbilder erst erschaffen, gegen die sie aufzubegehren
vorgeben. Und so kommt sie zu dem Schluss: „Vielleicht stellt sich eine kritische
Distanz zur eigenen Geschlechtlichkeit als besserer Ausgangspunkt heraus, um
Befreiung von geschlechtlichen Zwängen anzustreben.“ Damit nimmt sie die
zentrale Position der schwullesbischen Bewegung der 1970er Jahre wieder auf,
jedoch erst nach einer gründlichen Erörterung der Identitätskonzepte, die in
den letzten Jahren an deren Stelle getreten sind. Ein gut lesbares Sachbuch,
sehr zu empfehlen!
In derselben Reihe zuletzt erschienen:
AUSSERHALB ODER INNERHALB
DER BINARITÄT?
Sind wir unsere Genitalien?
Nora Eckert. Taschenbuch, 60 Seiten, 8,00 €
„Warum ist es so schwierig, unaufgeregt über Geschlecht zu
sprechen, wenn trans* ins Spiel kommt?“
FLUIDE WIDERSTÄNDIGKEIT
Transformative Narrative queerer Clubkultur
Xan Egger / Neo Seefried
Taschenbuch, 60 Seiten, 8,00 €
„Welche Potenziale bergen fluide Identitätskonzepte, queere
Körperpolitiken und auf Lust ausgerichtete Räume nicht nur
innerhalb der Clubkultur, sondern auch für die Gesellschaft?“
w w w . b u c h l a d e n - e r l k o e n i g . d e / s h o p
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