Dicker Herbst/Winter 2023
schwule Literatur, Sachbuch, Film, Bildbände
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ROMANE & ERZÄHLUNGEN
DIE NACHBARN
J. J. Voskuil
Gebunden, 302 Seiten, 26,00 €
Maarten und Nicolien, ein mittelaltes Ehepaar, bekommen
mit, dass bei Petrus Stallinga im Hinterhaus
ein junger Mann eingezogen ist; offenbar sind
die beiden schwul. Nicolien bringt „Underdogs“
aller Art viel Sympathie entgegen, und so lernen die
beiden Paare sich schnell kennen. Maarten bleibt
skeptisch, er findet die beiden ganz einfach öde und
anstrengend. Nicolien beschimpft ihn deshalb als
Schwulenhasser, und die Beziehung der beiden wird
deutlichen Belastungen ausgesetzt. Schließlich
stellt sich heraus, dass Peer, der jüngere der Schwulen,
psychisch nicht ganz auf der Höhe ist, und es
kommt zum Knall. – Realistisch, böse, aufschlussreich,
mit anderen Worten: Sehr zu empfehlen!
Wer den Blick in die Nachbarwohnung interessant
findet, dem sei die Anthologie Schwule Nachbarn
empfohlen: 22 heterosexuelle deutschsprachige
Autoren und Autorinnen äußern sich darin zu
der Frage, wie sie die Konfrontation mit Homosexuellen
erlebt haben – von Doris Gercke über Bodo
Kirchhoff, Peter Stamm, Uwe Timm bis Christine
Wunnicke und Feridun Zaimoglu.
Schwule Nachbarn,
Taschenbuch, 256 Seiten, 12,00 €
SÜDSTERN
Tim Staffel
Gebunden, 288 Seiten, 25,00 €
15 Jahre nach Jésus und Mohammed meldet
sich Tim Staffel mit einem neuen Roman zurück.
Der Autor pendelt zwischen Hörspiel,
Theater und Prosa, und mit seinem ganz individuellen
Umgang mit der Wirklichkeit hat er
sich eine treue Fangemeinde geschaffen. Mit
Südstern hat er einen Berlin-Roman geschrieben,
der das Zeug zum Kultbuch hat. Aus der
Sicht der Drogen-Fachfrau Vanessa und des
Streifenpolizisten Deniz malt er sein eigenes Bild von Neukölln, wie immer
ungeschönt, aber voller Liebe. Gehört auf jeden Berliner Nachttisch!
FRANZ’
EMPFEHLUNG
ROMANE & ERZÄHLUNGEN
DAS SUMMEN UNTER DER HAUT
Stephan Lohse
Gebunden, 176 Seiten, 20,00 €
ROLANDS
Sommer 1977: Julle ist vierzehn Jahre alt
und schnallt allmählich, dass er auf Jungs
steht. In der Schule rutscht ihm das Outing
ohne großes Nachdenken während einer
Prügelei raus, aber bis auf ein paar bescheuerte
Mitschüler reagiert sein Umfeld
ganz vernünftig, auch die Eltern zuhause.
Eines Tages kommt Axel in Julles Klasse,
und die beiden freunden sich an. Sie verbringen
einen wunderbaren Sommer zusammen,
doch dann ist Axel ebenso plötzlich
wieder verschwunden, wie er aufgetaucht
war. Er hinterlässt einen Brief für
Julle: „Ich weiß, dass du in mich verliebt bist. Tut mir leid.“ Das erste
schwule Verliebtsein, meist ausgerechnet in einen Hetero, ist hundertmal
erzählt worden, aber wenn der Autor mit originellen Szenen aufwarten
kann, liest man es immer wieder gern. Im Winter bei einem Glas
Glühwein zum Beispiel.
WIR PROPAGANDISTEN
Gabriel Wolkenfeld
Gebunden, 304 Seiten, 24,00 €
Jekaterinburg liegt am östlichen Rand Europas.
Dorthin reist im Jahr 2013 ein junger deutscher
Slawist, um russische Studenten in deutscher
Sprache und Kultur zu unterrichten. Über soziale
Netzwerke hat er im Vorfeld bereits einige Bekanntschaften
geschlossen, und so holen ihn drei
junge Männer am Flughafen ab. In einer Welt, die
auf kafkaeske Weise im 19. Jhdt. steckengeblieben
zu sein scheint, ist der deutsche Gast eine echte Attraktion.
Er verkörpert die Hoffnung auf ein besseres
Leben, doch jeder fragt ihn: Warum, um Gottes Willen, kommst du freiwillig
nach Russland? Erst recht als Schwuler, zu einer Zeit, als die Duma „homosexuelle
Propaganda“ per Gesetz verbieten will?
Für diese Neuauflage seines Romans hat der Autor ein gründlich recherchiertes,
aufrüttelndes Nachwort verfasst, in dem er berichtet, wie
sich die Situation in den zurückliegenden zehn Jahren weiter verschärft hat
und was aus den Freunden, die er damals getroffen hat, geworden ist. Wir
Propagandisten ist ein fesselnder, erotischer Roman mit nahezu prophetischen
Eigenschaften, heute noch so aktuell wie vor zehn Jahren.
EMPFEHLUNG
e i s e n h e r z . b e r l i n w w w . b u c h l a d e n - e r l k o e n i g . d e / s h o p
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