casanostra 173 | November 2023
Weg von fossilen Heizungen: Impulse aus der Bankberatung | Finanzierung: Energetische Sanierungen bezahlen | Verantwortung: Trinkwasserhygiene im Wohnhaus | Verhandlungsspielraum: Trendwende am Immobilienmarkt
Weg von fossilen Heizungen: Impulse aus der Bankberatung | Finanzierung: Energetische Sanierungen bezahlen | Verantwortung: Trinkwasserhygiene im Wohnhaus | Verhandlungsspielraum: Trendwende am Immobilienmarkt
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extra__HAUSTECHNIK_11<br />
Heikle Stagnation<br />
Weiter geht es bei der sogenannten Verteilbatterie.<br />
Diese ist das Herzstück der Trinkwasserinstallation,<br />
sozusagen die Hauptverteilung des Wassers. Von der<br />
Verteilbatterie aus werden die einzelnen Geschosse<br />
und allfällige weitere Zapfstellen (Gartendusche oder<br />
-schlauch, Waschplatz, Waschbecken im Eingangsbereich<br />
etc.) erschlossen. «Damit die Trinkwasserhygiene<br />
gewährleistet ist, darf das Wasser nicht stagnieren.<br />
Sehr ungünstig sind Leitungsabschnitte, auf<br />
welchen das Wasser über lange Zeit stehenbleibt»,<br />
erklärt Cvetkovic. Möglich ist dies zum Beispiel, wenn<br />
ein separater Wasserhahn für das Autowaschen installiert<br />
ist. Wird dieser Hahn einige Wochen oder<br />
Monate nicht benutzt, staut sich das «tote» Wasser.<br />
Heute umgeht man das Problem mit einer neuen Leitungsführung:<br />
Die Wasserleitung endet nicht mehr<br />
beim Waschplatz-Hahn, sondern wird beispielsweise<br />
zu einem WC-Spülkasten weitergezogen. Durch das<br />
häufige Nachfüllen des Kastens bleibt das Wasser in<br />
der Leitung in Bewegung.<br />
Von der Verteilbatterie führen Leitungen zu den<br />
Steigzonen. Diese bringen das Trinkwasser auf die<br />
einzelnen Geschosse. «Wenn die Leitungen alt oder<br />
korrodiert aussehen, sägen wir zuweilen ein kurzes<br />
Stück heraus», sagt Dragan Cvetkovic. Das fehlende<br />
Stück wird überbrückt, in der Werkstatt kann die Probe<br />
dann genau untersucht werden. Wenn sich zeigt,<br />
dass der Leitungsquerschnitt wegen Kalk oder Rost<br />
zu eng ist, wird ein Ersatz der Leitungen nötig.<br />
Prüfung und Probe<br />
Nicht nur stagnierendes Wasser, sondern auch zu hohe<br />
Temperaturen für das Kaltwasser können zu Problemen<br />
führen. Bei einer Bestandesaufnahme schaut<br />
man deshalb mögliche Problemstellen genau an. Je<br />
nach Baujahr des Gebäudes kann das Kaltwasser beispielsweise<br />
zu eng am Bodenheizungsverteiler vorbeigeführt<br />
werden und darum in einen problematischen<br />
Temperaturbereich geraten. In solchen Fällen<br />
müssen die Leitungen nachgedämmt, also besser isoliert<br />
werden. Im Zweifelsfall schafft eine Wasserprobe<br />
Klarheit. Sie kann von ausgebildeten Fachpersonen<br />
wie Dragan Cvetkovic entnommen und von einem<br />
akkreditierten Labor auf Bakterien untersucht werden.<br />
Dies sei eine mögliche, aber nicht immer die<br />
wichtigste Massnahme, meint der Sanitär-Profi: «Am<br />
besten ruft man den Sanitärinstallateur seines Vertrauens<br />
an und verschafft sich zuerst mal einen<br />
Überblick. Jede Anlage ist ein bisschen anders – wir<br />
helfen den Eigentümerschaften aber gerne, sich zurechtzufinden.»__<br />
Text und Fotos_Michael Staub<br />
Pflicht zur Selbstkontrolle<br />
In der öffentlichen Wasserversorgung<br />
muss Trinkwasser schon<br />
lange als Lebensmittel behandelt<br />
werden. Dank täglichen Kontrollen<br />
und einer engmaschigen Überwachung<br />
sind grossflächige Kontaminationen<br />
des Trinkwassers in der<br />
Schweiz sehr selten. Die sogenannte<br />
Trinkwasser-Hausinstallation,<br />
also der Bereich von der Wasseruhr<br />
bis zur Entnahmestelle (Wasserhahn,<br />
Dusche) untersteht seit 2017<br />
ebenfalls strengeren Vorgaben. In<br />
diesem Jahr wurde das Lebensmittelgesetz<br />
(LMG) revidiert. Seither<br />
gelten die Eigentümer und Betreiberinnen<br />
von Gebäude-Trinkwasserinstallationen<br />
als Wasserversorger.<br />
Mit der ebenfalls 2017 in Kraft<br />
gesetzten Trink-, Bade- und Duschwasserverordnung<br />
(TBDV) werden<br />
die Pflichten solcher Versorger<br />
näher definiert. Die konkrete<br />
Umsetzung schliesslich ist in zwei<br />
Richtlinien des Schweizerischen<br />
Vereins des Gas- und Wasserfachs<br />
(SVGW) beschrieben. Die Richtlinie<br />
W3/E3 ist für Installateure<br />
und Planer gedacht. Die Richtlinie<br />
W3/E4 beschreibt die Anforderungen<br />
an Besitzerinnen und Betreiber.<br />
Zentrales Element ist,<br />
wie im ganzen Lebensmittelrecht,<br />
die Pflicht zur Selbstkontrolle.<br />
Wer diese Pflicht wahrnehmen will,<br />
lässt am besten eine Bestandesaufnahme<br />
der Trinkwasserinstallation<br />
vom Sanitärinstallateur des<br />
Vertrauens machen. Davon lassen<br />
sich die nötigen Unterhalts- und<br />
allenfalls auch Sanierungsarbeiten<br />
ableiten.<br />
<strong>casanostra</strong>_<strong>173</strong> / <strong>2023</strong>