Lilienthaler - Das Magazin 6-2023
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Als Herbstreferenten hatte die Volksbank<br />
Osterholz-Bremervörde den ehemaligen Bundestagsabgeordneten<br />
der CDU Wolfgang Bosbach<br />
in die Stadthalle eingeladen.<br />
"Krieg & Krisen – Deutschland<br />
und Europa im Stresstest"<br />
Herbstreferent der Volksbank<br />
Wolfgang Bosbach in der Stadthalle<br />
Vor rund 750 Gästen in der Osterholz-<br />
Scharmbecker Stadthalle referierte der<br />
ehemaligen Bundestagsabgeordnete (CDU)<br />
Wolfgang Bosbach zum Thema „Krieg & Krisen<br />
– Deutschland und Europa im Stresstest“. Der<br />
Politiker ist Rechtsanwalt und Autor und war<br />
von Februar 2000 bis November 2009 stellvertretender<br />
Vorsitzender der Bundestagsfraktion<br />
der Union und von November 2009 bis Juli<br />
2015 Vorsitzender des Innenausschusses des<br />
Deutschen Bundestages. Von 1994 bis 2017<br />
war er Mitglied des Bundestages und schrieb<br />
bis heute drei Bücher, eines davon „Wer glaubt<br />
uns noch“ konnte am Stand der Buchhandlung<br />
„die schatulle“ erworben werden und wurde<br />
vom Referenten am Ende signiert.<br />
Die Volksbank Osterholz-Bremervörde hatte<br />
den hochkarätigen Herbstreferenten eingeladen.<br />
Jan Mackenberg aus dem Vorstand der Genossenschaftsbank<br />
begrüßte die Vortragsgäste,<br />
darunter zahlreiche Ehrengäste. Es war der<br />
38. Herbstreferenten-Vortrag der Bank. Über<br />
die Anwesenheit einer kompletten Klasse des<br />
Osterholzer Gymnasiums freute sich der Gastgeber.<br />
Mackenberg kündigte Wolfgang Bosbach’s<br />
Vortrag als „tiefen Einblick in die Weltereignisse“<br />
mit reichhaltigem Erfahrungsschatz<br />
und Sicht auf Deutschland und Europa<br />
an.<br />
Wolfgang Bosbach betrat in gewohnt lockerer,<br />
humorvoller Art und Weise die Bühne und berichtete<br />
von seinen ersten Eindrücken in der<br />
Kreisstadt: „Ich habe hier sehr nette Menschen<br />
getroffen, zum Beispiel in einer Bäckerei<br />
wurde ich herzlich begrüßt mit den Worten:<br />
<strong>Das</strong> ist so schön, dass Sie hier sind!“ –<br />
Dann startete der ehemalige Bundestagsabgeordnete<br />
der CDU locker und humorvoll mit seinen<br />
politischen Ausführungen: „Ich bin ‚ne<br />
Jung aus’n Leben und es ist heute keine Wahlkampagne“,<br />
so der in 71-Jährige, der mit seiner<br />
Familie, Frau und drei Kindern im Nordrhein-Westfälischen<br />
Bergisch-Gladbach lebt.<br />
Bereits nach kurzer Zeit war festzustellen,<br />
dass Bosbach vor allem ein Politiker ist, der<br />
sich nicht verbiegt und mit der direkten Art<br />
des Juristen nur geradeaus nach deutscher<br />
Rechtsordnung agiert. „Warum verlieren politische<br />
Parteien rapide an Vertrauen?“ - sprach<br />
Bosbach an. Vertrauen könne in kurzer Zeit<br />
verspielt werden. In Deutschland seien 50 Prozent<br />
der Menschen politisch interessiert, jedoch<br />
nur 1,4 Prozent in irgendeiner Partei aktiv.<br />
Zu viele Bürgerinnen und Bürger seien enttäuscht,<br />
erfuhr der ehemalige Abgeordnete,<br />
denn „Demokratie lebt davon, dass viele mitmachen“.<br />
Wenn sich rechte oder linke Parteien<br />
nur in die Nähe der Macht begaben, gab es<br />
in Deutschland immer Katastrophen.<br />
„Mit zwei starken Volksparteien (CDU und SPD)<br />
ging es uns gut“, so der Referent. Seit sieben<br />
Jahren erlebe das Land Rezessionen, das habe<br />
sich in den vergangenen Jahrzehnten alle<br />
zehn Jahre wiederholt, zum Beispiel durch die<br />
Ölkrise und Weltwirtschaftskrisen. Neue Bezugsquellen<br />
wurden im Osten erschlossen,<br />
Kernkraftwerke abgeschaltet. „Wir machten<br />
uns zu sehr abhängig“. Wende und Wiedervereinigung<br />
folgten 1989. „Es gab keinen Gegner<br />
mehr, vor dem wir Angst haben mussten“. Jede<br />
Investition in die Bundeswehr wurde kritisch<br />
gesehen, erinnert sich Bosbach. „<strong>Das</strong>s wir<br />
heute in Frieden leben, haben wir der Politik,<br />
der Bundeswehr und der Nato zu verdanken“.<br />
Der erfahrene Redner sprach auch die Verhältnisse<br />
in den Nachbarländern Frankreich und<br />
Groß Britannien an, die teils tief gespalten<br />
seien. Deshalb sei es wichtig, stabile politische<br />
Verhältnisse zu erhalten. „Wir stehen vor<br />
großen Herausforderungen“, so der CDU-Politiker.<br />
Er sprach die hohe Inflation und die Problematik<br />
in der Sozialpolitik an, zum Beispiel<br />
den erheblichen Mangel an Pflegekräften und<br />
deren geringe Bezahlung.<br />
Am Ende seiner Ausführungen appellierte der<br />
Herbstreferent an die Verantwortlichen in<br />
Stadt und Land, dass die einzige Chance für<br />
die Zukunft Deutschlands die Förderung von<br />
Forschung und Bildung als Basis für das Wohnergehen<br />
der Volkswirtschaft sei. Dazu seien<br />
richtige Entscheidungen über Schultypen und<br />
Diskussionen erforderlich und „was Kinder eigentlich<br />
für die Zukunft lernen müssen“. Die<br />
Politik müsse hier Prioritäten setzen. „Es ist<br />
immer noch ein Glück, in Deutschland geboren<br />
zu sein und hier leben und zu arbeiten zu<br />
können“, so Wolfgang Bosbach. „Wir müssen<br />
viel dafür tun, dass das so bleibt“.<br />
Text & Fotos: Monika Fricke<br />
<strong>Lilienthaler</strong> · 6 <strong>2023</strong> 25