HEV-Magazin Dezember 2023 | WEST

GARTEN
Beat Klauenbösch begleitet und beobachtet seine Obstbäume während des ganzen Jahres.
richtig
sein. «Wenn man schon im Herbst oder
Frühwinter schneidet, treibt der Baum
stärker aus, was aber nicht gut für die Blütenbildung
ist. Schwächeres Wachstum
begünstigt die Blütenbildung.» Ein Sommerschnitt
sei möglich, der Baum erhole
sich gut davon. Der Vorteil eines Winterschnittes
sei aber, dass sich der Saft des
Baumes in die Wurzeln zurückgezogen
habe.
Verschiedene Ziele
Je nach Alter des Obstbaumes stehen
verschiedene «Ziele» im Vordergrund:
Pflanzenschnitt: Grundstein legen bei
frisch eingepflanzten Bäumen. Ziel: Erreichen
einer Pyramidenform, mittels eines
Haupttriebes und 3 bis 5 Seitentrieben,
die in einem 45 Grad Winkel aus dem
Stamm wachsen sollen.
Erziehungsschnitt: Form der jungen
Bäume erhalten. Ziel: Förderung einer
luftigen Krone in Pyramidenform bei ausgeglichener
Saftwaage.
Erhaltungsschnitt: Bäume liefern gute
Erträge, müssen aber trotzdem geschnitten
werden. Ziel: Erhaltung der Pyramidenform
und Auslichten.
Verjüngungsschnitt: Ist nötig bei einem
älteren Baum, den man lange nicht geschnitten
hat. Ziel: Ausdünnen.
Nun gibt es ein paar grundsätzliche Dinge,
die in jeder Lebensphase des Obstbaumes
beachtet werden müssen:
• Die Verwendung von scharfem Werkzeug
ist wichtig, da die Gefahr besteht,
dass man den Baum mit schlechtem
Werkzeug unnötig verletzt. Wunden bieten
Angriffsfläche für Schädlinge.
• Es sollte eine luftige Krone angestrebt
werden, damit die Früchte ausreichend
Sonnenlicht zum Reifen erhalten und das
Gehölz sowie die Blätter schneller trocknen,
denn Feuchtigkeit und Dunkelheit
begünstigen das Pilzwachstum.
• Dürre, verfaulte und kranke Äste abschneiden.
• Wasserschosse (dünne, senkrecht wachsende
Triebe mit wenig Blättern) entfernen.
• Nach innen wachsende Äste entfernen.
• Konkurrenztriebe zum Haupttrieb und
den Seitentrieben entfernen.
• Auf die Saftwaage achten: Die Seitentriebe
enden alle auf derselben Höhe,
der Mitteltrieb sollte diese um ca. 20 cm
überragen. Die Pyramidenform sollte eingehalten
werden.
• Wichtig ist, dass man immer leicht
schräg über dem Auge (Blattknospe)
schneidet, so dass Wasser leicht ablaufen
kann. Beat Klauenbösch: «Man sollte
nicht zu dicht am Astring (Verdickung am
Astansatz) ansetzen, damit dieser nicht
zerstört wird. Das macht den Baum anfälliger
für Pilzkrankheiten. Aber auch nicht
zu weit vom Stamm entfernt schneiden,
sonst «verheilt» die Wunde schlechter,
was wiederum Pilzwachstum und Fäulnis
fördert.»
Schnittkurse und Vereinsleben
Die Theorie ist das eine, die Praxis das
andere. Ein geschultes Auge sieht wahrscheinlich
sehr schnell, wo man die Schere
ansetzen muss. Aber auch für den
Laien ist nicht Hopfen und Malz verloren.
Die Obst- und Gartenbauvereine bieten
jedes Jahr Schnittkurse für Obstbäume
an.
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