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Inspiration Nr 01 - 2024

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No<strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />

Das Bergsportmagazin<br />

<strong>Inspiration</strong><br />

Wegweiser Expert Gipfeltreffen<br />

Sustenpass: Zum Mittelpunkt<br />

der Bächli-Schweiz<br />

Aufstieg ohne Mühe?<br />

Grenzen im Leichtbau<br />

Luke Smithwick: Den<br />

Himalaya auf Ski entdecken<br />

Produkthighlights<br />

«Selection» jetzt<br />

als Online-Magazin


Zustieg<br />

Verliebt in die Berge<br />

Als ich Felix Bächli zum ersten Mal sah, trug er ein weisses Hemd und einen Aktenkoffer.<br />

Ich war 17 und schwärmte als Pfadileiterin für das Draussen sein in der Natur. Ich<br />

vermutete also, dass es sich bei diesem jungen Mann, der unser Schulzimmer betrat,<br />

um einen neuen Lehrer handeln musste.<br />

Das Äussere von Herrn Bächli, der sich bald als Mitschüler Felix entpuppte, vermied<br />

jeden Hinweis darauf, dass er aus einer Bergsteigerfamilie stammte. Ebenso sein Freizeitverhalten:<br />

Man sah Felix (ich behielt ihn im Auge) im Fitnessstudio und im Ausgang.<br />

Umso überraschter war ich, als er ein gutes Jahr später in einem Klassenlager Bergschuhe<br />

und bunte Mammutberghosen trug. Vielleicht, so dachte ich, könnte man mit<br />

diesem Mann ja doch etwas Vernünftiges unternehmen? Und so war es: Nach diesem<br />

Klassenlager lockte er mich nämlich das erste Mal auf eine Wanderung, und bald verbrachten<br />

wir jede freie Minute gemeinsam in den Bergen.<br />

«Vielleicht könnte man mit diesem Mann ja doch etwas<br />

Vernünftiges unternehmen?»<br />

THE ORANGE LEGEND.<br />

MAESTRALE, der legendäre Skitourenschuh, jetzt leichter und leistungsfähiger<br />

dank der innovativen Carbon Core-Technologie, ändert einmal mehr die Spielregeln.<br />

Die Verwendung von Pebax Rnew®, einem aus erneuerbaren Quellen hergestellten<br />

Material, bestätigt SCARPA‘s Berufung zur Nachhaltigkeit.<br />

Felix warb noch ein zweites Mal erfolgreich um mich. Anstatt in den Lehrerberuf<br />

einzusteigen, begann ich 1996 bei Bächli Bergsport. Heute freue ich mich<br />

über die Entwicklung der Firma und bin stolz, an der Geschichte eines Schweizer<br />

Familien-KMUs mitzuwirken, die <strong>2024</strong> ein halbes Jahrhundert lang währt. Um<br />

diese Geschichte aufleben zu lassen, haben wir uns im vergangenen Sommer mit<br />

langjährigen ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getroffen und Erinnerungen<br />

ausgetauscht. Einige Anekdoten lesen Sie im «Partnercheck» ab Seite 60,<br />

der die ersten 25 Jahre von Bächli Bergsport schildert. Und noch ein kleiner Blick<br />

in die Zukunft: In jeder der vier «Jubiläumsausgaben» <strong>2024</strong> gehen Mitarbeitende<br />

auf Reportage, von wo sie – auf Ski, im Fels, am Seil – von ihrer Liebe zu den Bergen<br />

berichten. Ich wünsche Ihnen viel Freude und <strong>Inspiration</strong> beim Lesen.<br />

Herzlichst<br />

Susanna Bächli<br />

VR-Vizepräsidentin Bächli Bergsport AG<br />

newrocksport.ch<br />

2<br />

1


Wegweiser Expert Gipfeltreffen<br />

Sustenpass: Zum Mittelpunkt<br />

der Bächli-Schweiz<br />

No<strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />

Aufstieg ohne Mühe?<br />

Grenzen im Leichtbau<br />

Luke Smithwick: Den<br />

Himalaya auf Ski entdecken<br />

Inhalt<br />

Wegweiser<br />

DESIGNED<br />

FOR THE DEEP<br />

N o <strong>01</strong><br />

<strong>2024</strong><br />

Aussicht<br />

Die schönsten Seiten der Berge ........................................ 4<br />

3 x 3<br />

Produktneuheiten und Bergsport-News ......................... 10<br />

Wegweiser<br />

Jubiläumsskitour am Sustenpass ................................... 14<br />

Powder und heisse Quellen: Skitouren in Leukerbad ...... 24<br />

Bündner Skitouren-Sinfonie ........................................... 36<br />

Standplatz<br />

Bergsport und Fernreisen: noch verträglich? .................. 22<br />

36<br />

Skitouren-Sinfonie<br />

im Prättigau<br />

Ein Pulverschneetraum in mehreren Sätzen:<br />

Um Monstein, in den Fideriser Heubergen<br />

und am Glattwang locken sanfte Buckel und<br />

rasante Abfahrten zu genussvollen Skitouren –<br />

fernab vom Trubel der Skigebiete von<br />

Davos und Klosters.<br />

Expert<br />

Skihelme & Skibrillen ........................................................ 30<br />

Grenzen im Leichtbau ...................................................... 44<br />

56<br />

1 x 1<br />

Gipfeltreffen<br />

Skibergsteiger Luke Smithwick ...................................... 50<br />

1 x 1<br />

Fellhandling: Tipps und Tricks zum Abfellen ................. 56<br />

Partnercheck<br />

Bächli Bergsport: die Pionierphase ................................ 60<br />

HELIO CARBON<br />

Tobin Seagel, British Columbia<br />

Reuben Krabbe<br />

Ausstieg<br />

Ausbildung bei Bächli Bergsport .................................... 64<br />

For dawn-to-dusk backcountry missions where<br />

slashing powder stashes is the name of the game.<br />

Das Bergsportmagazin<br />

<strong>Inspiration</strong><br />

Unterwegs zu den beiden<br />

Fiescherhörnern, kurz vor dem<br />

Skidepot am Fieschersattel.<br />

Der Himmel ist vom Saharastaub<br />

gelb gefärbt.<br />

Foto Urs Nett<br />

Know-how: Abfellen<br />

leicht gemacht<br />

Wenn auf Skitouren die Felle beim Abziehen wild<br />

im Wind flattern oder unlösbar aneinanderkleben,<br />

kann das Abfellen zum Kampf werden. In unserem<br />

1x1 des Fellhandlings zeigen wir, wie das Abfellen<br />

bei verschiedenen Felltypen und Windverhältnissen<br />

leicht von der Hand geht – und geben Tipps<br />

zur Pflege und Aufbewahrung.<br />

2<br />

3


Aussicht<br />

Logik am Limit<br />

Kennt noch jemand «Vertical Limit»? Der<br />

75 Millionen Dollar teure K2-Klamauk<br />

aus dem Jahr 2000 spielte zwar richtig<br />

Kohle an den Kassen ein, war sicherungstechnisch<br />

aber derart absurd, dass<br />

Alex Honnolds «Free solo» im Vergleich<br />

dazu als Lehrfilm in Kletterhallen laufen<br />

könnte. Höhepunkte waren der einarmige<br />

Pendelquergang (von zwei Personen!)<br />

an einem Wächtenabbruch, eine aus<br />

Blutbeuteln und Chinaböllern hergestellte<br />

Signalrakete, und natürlich der<br />

Hauptplot des Films: eine Spaltenbergung<br />

mit Nitroglyzerin. Als bergsportliche<br />

Berater für «Vertical Limit» führt das<br />

verlässliche «Dictionnaire de la montagne<br />

au cinéma» übrigens Ed Viesturs und<br />

Barry Blanchard auf – fraglich bleibt, ob<br />

die beiden Ausnahmealpinisten die Dreharbeiten<br />

gefesselt, geknebelt und unter<br />

Vollnarkose begleiteten, und wie Regisseur<br />

Martin Campbell nach diesem Film<br />

den Auftrag bekam, bei «James Bond:<br />

Casino Royale» Regie zu führen.<br />

Wüssten wir es nicht besser, könnte<br />

dieses Foto ein Standbild aus «Vertical<br />

Limit» sein. Die bestechende Logik:<br />

Du bist in eine Gletscherspalte gefallen?<br />

Na, dann klettere doch einfach wieder<br />

raus! Das Geschick, mit dem Fotograf<br />

David Herzig hier das Seil aus dem Bild<br />

verschwinden lässt, prädestiniert ihn eigentlich<br />

für einen Kamerajob bei «Vertical<br />

Limit 2». Unterhaltsam wäre es ja.<br />

Island<br />

David Herzig<br />

davidherzig.com<br />

4<br />

5


Aussicht<br />

Aussicht<br />

Zu kurz<br />

gegriffen<br />

«Zitternd balanciere ich auf einer fast glatten<br />

Wand, strecke mich und erreiche mit<br />

der Fingerspitze einen kleinen Spalt. Greife<br />

zu, ziehe mich hinüber und schiebe mich<br />

in die Verschneidung. Mit letzter Kraft greife<br />

ich mit meinen Händen in einen grossen<br />

Spalt, der nächste Abschnitt ist geschafft:<br />

Erleichterung.»<br />

Es klingt fast so, als würde Alistair<br />

McDowell aus einer Boulderhalle berichten<br />

und nicht vom Cobra Pillar am Mount<br />

Barrill. Der liegt in Alaska, unweit vom<br />

Denali am mächtigen Ruth Glacier. McDowell<br />

ist Neuseeländer. Zusammen mit zwei<br />

anderen Alpinisten vom New Zealand Alpine<br />

Team und Fotograf John Price flog er<br />

also vom einen ans andere Ende der Welt,<br />

um jungfräulichen Granit zu finden – und<br />

als es endlich so weit ist, dreht sich scheinbar<br />

doch wieder alles um den nächsten<br />

Zug und den Quadratmeter Fels vor der<br />

Nase. Doch bis sie im ersehnten Neuland<br />

ihre eigene Route suchen dürfen, zwingen<br />

gecancelte Flüge und steigende Lawinengefahr<br />

das Team zu diversen Planänderungen.<br />

80 Kilogramm schwere Haulbags und<br />

nicht enden wollende Sommertage nahe<br />

am Polarkreis zehren an den Kräften. Später<br />

fegt eine mächtige Nassschneelawine<br />

McDowell und Price fast aus der Wand,<br />

ein Teammitglied muss evakuiert werden,<br />

und zu alledem machen sich auch noch<br />

Raben an den Essensvorräten zu schaffen.<br />

Kurzum, dieses Vorhaben hat den Begriff<br />

«Expedition» redlich verdient – und sie nur<br />

auf den Kletteranteil zu reduzieren, wäre<br />

wahrlich zu kurz gegriffen.<br />

Cobra Pillar, Mount Barrill<br />

Alaska<br />

John Price<br />

johnpricephotography.ca<br />

6<br />

7


Aussicht<br />

Letzte<br />

Abfahrt<br />

Mit dem Ränfenhorn (3255 m) haben diese<br />

drei Skibergsteiger den letzten Gipfel<br />

der Berner Haute Route erreicht. Jungfraujoch,<br />

Konkordiaplatz, Finsteraarhornhütte,<br />

Oberaarjoch, Scheuchzerhorn,<br />

Lauteraarhütte, Hubelhorn, Gaulihütte –<br />

eine mehrtägige Reise liegt hinter ihnen.<br />

Sie führte auch durch die Grünhornlücke,<br />

die, wie Leser Reinhard Jost in Bezug auf<br />

ein ähnliches Bild in der vergangenen<br />

Ausgabe sehr zu Recht anmerkte, zwar in<br />

den Berner Alpen, aber nicht im Berner<br />

Oberland (sondern im Wallis) liegt.<br />

Unsere drei sind also fast am Ziel.<br />

Nur die Abfahrt ins Rosenlaui steht noch<br />

aus. Noch ist Abenteuer, aber schon jetzt<br />

vermischen sich Freude und Wehmut zu<br />

einem unerklärlichen Hochgefühl. Ein<br />

letztes Mal den Blick schweifen lassen:<br />

über den ersten Bergkamm von Schlaflägersteck<br />

und Ritzlihorn, hinweg auch<br />

über den zweiten, wo zwischen Steinhüshorn<br />

und Diechterhorn der schwarze<br />

Zacken des Chilchlistock herausspitzt –<br />

bis zum Horizont. Dort, zwischen Dammastock<br />

ganz rechts und Sustenhorn<br />

ganz links, lockt schon die nächste Reise:<br />

die Urner Haute Route.<br />

Ränfenhorn, 3255 m<br />

Berner Haute Route<br />

Dan Patitucci<br />

patitucciphoto.com<br />

8<br />

9


3 x 3<br />

Auf Zack<br />

Neues aus der Welt<br />

des Bergsports<br />

Aktuelle Produkte aus unserem Sortiment, bevorstehende<br />

Events und News aus der Bergsport-Branche<br />

Der Hummingbird ist einer der leichtesten und<br />

stabilsten Pickel seiner Klasse. Der für Skitourenrennen<br />

zugelassene Eispickel ist nach<br />

der B-Norm zertifiziert. Diese erlaubt die Verwendung<br />

als Stützpickel oder die Sicherung<br />

via «Toter Mann», aber keine Verwendung<br />

im Steileis (T-Norm) – dafür mangelt es dem<br />

Leichtgewicht etwas an nötiger Schwungmasse.<br />

Denn der Einsatzzweck des Hummingbird<br />

ist vor allem die Begleitung auf Ski(hoch-)<br />

touren, auf denen er dank einer Schaufel und<br />

Haue aus Titan kaum spürbar ins Gewicht fällt.<br />

Der Aluminium-Schaft des Hummingbird ist<br />

leicht gekrümmt und im unteren Teil für besseren<br />

Grip aufgeraut. Mit im Lieferumfang ist<br />

ein Kunststoffschutz für Haue und Schaufel,<br />

eine Fingerauflage ist optional erhältlich.<br />

Korrektur zu Ausgabe 2023-04:<br />

Die erste Frau<br />

In <strong>Inspiration</strong> 4/2023 haben wir auf S. 5<br />

Mélissa Le Nevé fälschlicherweise als diejenige<br />

Frau bezeichnet, die als Erste Kletterrouten<br />

in den Graden 8c und 9a kletterte.<br />

Richtig ist: Mit «Wallstreet» (8c) und «Action<br />

directe» (9a) kletterte sie als erste Frau<br />

jeweils die Routen, die erstmals in diesem<br />

Schwierigkeitsgrad eröffnet wurden. Als<br />

erste Frau gelang es der Spanierin Josune<br />

Bereziartu, die Grade 8c («Honky Tonky»,<br />

1998) und im Grad 9a («Bain de Sang», 2002)<br />

zu klettern.<br />

Workshops mit Skitourenguru:<br />

Besser planen<br />

Sie suchen nach einer geeigneten Skitour mit tiefem<br />

Lawinenrisiko und benötigen Unterstützung bei der Planung?<br />

Skitourenguru unterstützt Sie, indem er für 2600<br />

Skitouren in der Schweiz das entsprechende Lawinenrisiko<br />

zuweist. Erfahren Sie von Günter Schmudlach, begeisterter<br />

Skitourengänger und Entwickler und Betreiber<br />

von Skitourenguru, wie Sie diese Plattform für Ihre<br />

nächste Tour nutzen können. An sechs Terminen im Januar<br />

und Februar steht Schmudlach in unseren Filialen<br />

St. Gallen, Volketswil, Zürich-Oerlikon, Thun, Bern und<br />

Pfäffikon für 90 Minuten Rede und Antwort. Die Workshops<br />

sind kostenlos. Alle Infos und Anmeldung hier:<br />

baechli-bergsport.ch/de/erlebnis/events/<br />

skitourenguru<br />

Produkthighlights<br />

«Selection 1/<strong>2024</strong>»:<br />

Jetzt als Online-<br />

Magazin<br />

Die «Selection», unsere vierteljährliche<br />

Auswahl an Produkthighlights für jede<br />

Bergsportsaison, erscheint ab sofort im<br />

Wechsel gedruckt und als Online-Magazin.<br />

Zum jeweils «grossen» Saisonwechsel<br />

zwischen Sommer- und<br />

Wintersaison, also im April und Okto-<br />

ber, informiert die gedruckte «Selection»<br />

über Neuheiten und Highlights. Die Ausgaben<br />

im Januar und Juni erscheinen künftig als<br />

Online-Magazin. Das ist nicht nur nachhaltiger,<br />

sondern auch aktueller, da<br />

die Verfügbarkeit der abgebildeten<br />

Produkte laufend aktualisiert werden<br />

kann. Unsere aktuellen Highlights für<br />

Skitouren, Skihochtouren, Eisklettern und<br />

Schneeschuhlaufen finden Sie ab sofort in Selection<br />

1/<strong>2024</strong> auf unserer Website.<br />

baechli-bergsport.ch<br />

HUMMINGBIRD<br />

BLUE ICE<br />

Gewicht: 200 g (45 cm)<br />

CHF 229.–<br />

Ohne Abnehmen<br />

Der Pierra Ment EVO 20 ist in erster Linie für<br />

Skitourenrennen konzipiert (und zertifiziert),<br />

dürfte aber auch bei vielen sportlich orientierten<br />

Tourengehern Anklang finden. Das<br />

Bedienkonzept sieht vor, dass möglichst viele<br />

Ausrüstungsgegenstände ohne Abnehmen des<br />

Rucksacks erreichbar sind. Dazu zählen die Flaschenhalterung<br />

am Schulterträger und die diagonale,<br />

mit Spannhaken versehene Skibefestigung.<br />

Besonders innovativ ist die halbstarre<br />

Steigeisenbox im unteren Teil des Rucksacks:<br />

Sie ist mit einem Magnetverschluss versehen<br />

und lässt sich bei Nichtgebrauch herausnehmen.<br />

Im Inneren verfügt der aus dem besonders<br />

leichten Dyneema sowie robustem Nylon<br />

gefertigte Rucksack über Einschübe für Sonde<br />

und Schaufel, eine Pickelhalterung vervollständigt<br />

die Ausstattung. Volumen: 20 Liter.<br />

PIERRA MENT EVO 20<br />

MILLET<br />

Gewicht: 550 g<br />

CHF 259.–<br />

Gut gewärmt<br />

Der Soloist Glove ist ein warm gefütterter<br />

Fingerhandschuh für den Einsatz auf Skitouren,<br />

Skihochtouren oder beim Eisklettern.<br />

Für hohe Isolationswerte sorgt ein<br />

herausnehmbarer Innenhandschuh mit<br />

Kunstfaserfüllung (Primaloft Gold). Der<br />

Aussenhandschuh (der an wärmeren Tagen<br />

auch allein verwendet werden kann) trotzt<br />

mit einem wasserdichten BD.dry-Einsatz<br />

und der stark wasserabweisenden GTT<br />

Empel-Imprägnierung jeder Nässe. Die Innenfläche<br />

ist mit geschmeidigem, abriebfestem<br />

Ziegenleder versehen. Die extra lang<br />

geschnittenen Manschetten mit Kordelzug<br />

verhindern auch bei kopfüber ausgestreckten<br />

Armen ein Eindringen von Schnee. Kleine<br />

Details wie die Auszieh-Schlaufe am<br />

Mittelfinger, der weiche Daumenbesatz zum<br />

Abwischen der Nase oder der Clip zum Zusammenhängen<br />

der beiden Handschuhe<br />

machen sich in der Praxis angenehm bemerkbar.<br />

SOLOIST GLOVE<br />

BLACK DIAMOND<br />

Gewicht: 261 g/Paar<br />

CHF 135.–<br />

DIE PARAGLIDE<br />

<br />

BINDUNG<br />

Erhältlich auf allen MSR Trail Series Schneeschuhen<br />

KOMFORTABEL.<br />

EINFACHE NUTZUNG.<br />

WIE FÜR DICH GEMACHT.<br />

Die Schneeschuh-Bindung,<br />

die du wirklich gerne trägst.<br />

10<br />

MEHR D A Z U AUF MSRGEAR.COM<br />

11


3 x 3<br />

Advertorial<br />

Saubere Sache<br />

Leicht und bissig<br />

In Patagonias Hochtouren-Hardshell werkelt<br />

bereits das neue ePE-Laminat von<br />

Gore-Tex. Den Pionieren in Sachen Funktionstextilien<br />

ist es gelungen, ihre wind- und<br />

wasserdichten Membranen aus PFC-freiem<br />

Polyethylen herzustellen. Das Obermaterial<br />

aus wiederverwertetem Nylon ist ebenfalls<br />

PFC-frei imprägniert, die gesamte Jacke<br />

bluesign-zertifiziert. Auch an Ausstattungsmerkmalen<br />

gibt’s das volle Programm:<br />

helmkompatible Kapuze mit synthetischer<br />

Wärmefüllung und Storm-Seal-Einsatz,<br />

Unterarm-Belüftungen mit Zwei-Wege-Zipper,<br />

einhändig bedienbare Cohaesive-Kordeln<br />

an Saum und Kapuze, zwei<br />

klettergurtkompatible Aussentaschen und<br />

mehrere Innentaschen, Recco-Reflektor –<br />

eine Jacke wie gemalt für anspruchsvolle<br />

Alpinkletterinnen.<br />

Als eine der drei Pflichtbestandteile der<br />

Lawinenausrüstung muss auf die Lawinenschaufel<br />

immer Verlass sein. Mag sich<br />

eine Leichtschaufel mit Kunststoffblatt<br />

im heimischen Garten noch bewähren,<br />

ist spätestens im verpressten Lawinenschnee<br />

Schluss. Die Alugator Ultra hat<br />

deshalb ein robustes Blatt (24 x 22 cm) aus<br />

geschweisstem, gehärtetem und eloxiertem<br />

7075 Aluminium, das mit zusätzlichen<br />

Stabilisationsrippen versehen<br />

ist. Trotzdem bleibt das Gewicht<br />

im vertretbaren Rahmen. Und auch der<br />

torsionssteife Teleskopstiel steckt mit<br />

seinem Doppel-T-Querschnitt schwere<br />

Lasten weg, ohne zu versagen. Damit in<br />

der Hektik eines Notfalls alles klappt,<br />

arretiert er zudem automatisch. Der Stiel<br />

lässt sich von 39 bis 75 cm ausfahren.<br />

Zertifiziert nach UIAA-Norm 156.<br />

SUPER FREE ALPINE JKT W<br />

PATAGONIA<br />

Gewicht: 380 g<br />

CHF 539.–<br />

ALUGATOR ULTRA<br />

MAMMUT<br />

Gewicht: 395 g<br />

CHF 125.–<br />

Skitouren in Graubünden<br />

«aifach<br />

patgific!»<br />

Sidas Fussscanner:<br />

Besser vermessen<br />

Ab sofort stehen in allen Filialen von Bächli<br />

Bergsport Fussscanner von Sidas zur Verfügung.<br />

Mittels 3D-Scan werden die Füsse im<br />

Handumdrehen vermessen. Mit den so gewonnenen<br />

Erkenntnissen über Risthöhe, Stützpunkte,<br />

Zehenstellungen, Leistenbreiten und<br />

weiteren Daten kann direkt eine Vorauswahl<br />

passender Wander- und Tourenskischuhe getroffen<br />

werden. Der Service ist kostenlos.<br />

Heiss auf Eis<br />

Am 26. und 27. Januar <strong>2024</strong> ist es wieder so<br />

weit! Die 24. Ausgabe der Ice Climbing Weltmeisterschaften<br />

in Saas-Fee gehen über<br />

die Bühne. Mehr als 100 Spitzenathletinnen<br />

und -athleten kämpfen im 32 Meter hohen<br />

«Ice-Dome» von Saas-Fee um die Titel –<br />

angefeuert von mindestens 2500 Zuschauerinnen<br />

und Zuschauern, die das Parkhaus<br />

zur Wettkampfarena machen (warme Kleidung<br />

empfohlen). Neben dem Wettkampfprogramm<br />

gibt es wieder eine Vielzahl<br />

von Side-Events: von Eiskletterworkshops<br />

über die kulinarischen Spezialitäten im beheizten<br />

Verpflegungszelt mit LiveView bis<br />

zu den legendären After-Show-Partys, bei<br />

denen man die Athleten hautnah erleben<br />

kann. Bächli freut sich als Sponsor besonders,<br />

wieder beim grössten Winter-Event<br />

im Wallis dabei zu sein!<br />

iceandsound.com<br />

Filmtipp: Bergfahrt –<br />

Reise zu den Riesen<br />

Die Schweizer Regisseurin Dominique Margot<br />

nähert sich in ihrem neuen Dokumentarfilm<br />

dem Thema Berg über drei Felder:<br />

Wissenschaft, Kunst und Bergsport. Margot<br />

porträtiert dazu Menschen, die sich auf<br />

neue, unbekannte Weisen mit dem Gebirge<br />

auseinandersetzen. Sie alle nutzen die Alpen<br />

als Ressource für ihre frischen und innovativen<br />

Projekte. So lädt «Bergfahrt» zu einer<br />

faszinierenden Reise zu den mythischen Riesen<br />

mit ihrer magischen Anziehungskraft<br />

ein. Kinostart in der Deutschschweiz ist am<br />

8. Februar <strong>2024</strong>, in der Westschweiz ab Mai<br />

<strong>2024</strong>. Über unseren Newsletter und auf unseren<br />

Social-Media-Kanälen verlosen wir<br />

zehn Freikarten für «Bergfahrt».<br />

Fotos: Nico Schärer, Oliver Kubitz, Adobe Stock<br />

Skitouren in Graubünden – aifach patgific! Die Regionen Davos<br />

Klosters, Prättigau und Disentis Sedrun bieten weit mehr als<br />

lohnende Gipfelziele. Wer hier Zeit verbringt, geniesst neben<br />

dem unverfahrenen Pulverschnee immer auch Wellness für<br />

Körper und Seele, kulinarische Überraschungen und unvergessliche<br />

Bergmomente.<br />

Der Kanton Graubünden ist ein absolutes<br />

Skitourenmekka. Insbesondere in<br />

den Regionen Davos Klosters, Prättigau<br />

und Disentis Sedrun warten attraktive<br />

Skitourengipfel als lohnende Ziele,<br />

spektakuläre Ausblicke, unverspurte<br />

Tiefschneehänge und bezaubernde Winterlandschaften.<br />

Und das Beste daran:<br />

Dank schier unendlicher Möglichkeiten<br />

kommen Skitourenneulinge genauso auf<br />

ihre Kosten wie Routiniers.<br />

Die Verwechslungsgefahr ist gering<br />

– während das mondäne St. Anton am Arlberg<br />

mit Champagner und viel Blingbling<br />

aufwartet, bietet das für seinen Schneereichtum<br />

bekannte St. Antönien zwei Bergketten<br />

weiter vor allem eines: komplette<br />

Entschleunigung. Der höchstgelegene<br />

Prättigauer Ort (1459 m) ist das erste offizielle<br />

Bergsteigerdorf der Schweiz. Umgeben<br />

von unberührter Natur eignet sich<br />

die unverfälschte Walser Streusiedlung<br />

perfekt als Ausgangsbasis für Skitouren.<br />

Von den variantenreichen Gipfeln ist die<br />

Sulzfluh (2817 m) der bekannteste und<br />

höchste. Alternativ dazu erreicht man in<br />

rund zweieinhalb Stunden Aufstieg beispielsweise<br />

das Jägglisch Horn (2290 m)<br />

oder den Eggberg (2202 m), die beide eine<br />

genussreiche Abfahrt versprechen.<br />

Ein weiterer «Zauberberg» für Skitourengehende<br />

in der Region Davos Klosters<br />

ist das Chörbsch Horn (2651 m). Es<br />

ist quasi ein Schneeballwurf von der Davoser<br />

Schatzalp entfernt, die dank Thomas<br />

Manns Roman «Der Zauberberg»<br />

weltweite Berühmtheit erlangte. Über<br />

den Strelapass kann der Gipfel in rund<br />

zwei Stunden erreicht werden. Spektakuläre<br />

Grate in Sichtweite und kaum befahrene<br />

Abfahrtsvarianten machen diese<br />

Skitour besonders reizvoll.<br />

Nicht nur im Wortsinn herausragend<br />

ist der 2709 Meter hohe Chrüzlistock bei<br />

Das Unvergessliche einer Skitour ist<br />

selten nur sportlicher Natur. Es sind die<br />

Begegnungen mit den Einheimischen, das<br />

unverfälschte Naturerlebnis, die Einkehr in<br />

einer urchigen Bergbeiz, die kulinarischen<br />

Entdeckungen der Bündner Küche und all<br />

die anderen Dinge, welche jede Skitour<br />

perfekt abrunden. Erst dann, wenn<br />

alles zusammenkommt, ist die<br />

Skitour «aifach patgific»!<br />

Sedrun – ein majestätischer Gipfel auf der<br />

Grenze zwischen Graubünden und Uri –<br />

ein veritabler «Schneefänger». Ein steiler<br />

Aufstieg und eine ausgesetzte Gratpassage<br />

machen ihn vor allem für routinierte<br />

Skitourengehende zum lohnenswerten<br />

Ziel. Vom Gipfel aus schweift der Blick<br />

über die gezuckerten Berge des Skigebiets<br />

Disentis, in deren Flanken Freerider<br />

ihre Lines ins Val Strem gezogen haben.<br />

Auf dem Chrüzlistock dagegen herrscht<br />

Ruhe, bevor man sich dem Abfahrtsrausch<br />

hingibt.<br />

Hier geht's zu den<br />

Bündner Skitourentipps:<br />

graubuenden.ch<br />

12<br />

13


Wegweiser Sustenpass<br />

Wendesattel, oder:<br />

Die Reise zum<br />

Mittelpunkt der<br />

Bächli-Schweiz<br />

Wie feiern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bächli<br />

Bergsport das 50-Jahre-Jubiläum ihrer Arbeitgeberin?<br />

Natürlich am Berg! Zum Start einer vierteiligen<br />

Jubiläumsserie geht’s mit Ski und Fellen zur geografischen<br />

Mitte der Bächli-Schweiz.<br />

Text & Fotos Bernard van Dierendonck<br />

Kein Gipfel, aber genauso<br />

markant: Der Felsturm am<br />

Wendesattel markiert das Ziel<br />

der Bächli-Jubiläumsskitour.


Wegweiser Sustenpass<br />

Arbeitseinsatz Interferrera Wegweiser<br />

Gut gekreuzt: Jonas Fischle<br />

(Filiale Pfäffikon), Sonja Züger<br />

(Filiale Volketswil) und Ralph<br />

Strahberger (Filiale Kriens)<br />

geniessen die Bächli-Jubiläumstour<br />

in vollen Zügen. Ziel<br />

war eine Skitour in der Nähe<br />

des Kreuzungspunktes zwischen<br />

der nördlichsten, der<br />

östlichsten, der südlichsten<br />

und der westlichsten<br />

Bächli-Filiale.<br />

withTommy<br />

Caldwell<br />

Ralph Strahberger<br />

52 Jahre alt, seit zehn Jahren Filialleiter<br />

bei Bächli Bergsport Kriens<br />

Für die erste von vier Bächli-Jubiläumstouren hat sich die<br />

Marketingabteilung etwas Besonderes ausgedacht: Man verbinde<br />

die nördlichste Bächli-Filiale in Basel mit der südlichsten<br />

in Contone und so auch die östlichste in Chur mit derjenigen<br />

in Lausanne. Dort, wo sich die beiden Linien kreuzen,<br />

also in der geografischen Mitte der Bächli-Schweiz, dort soll<br />

die Jubiläumsserie starten. Ausserdem wird nicht einfach irgendjemand<br />

zu dieser Expedition aufbrechen: Unterwegs sind<br />

Sonja Züger, die Abteilungsleiterin für Textilwaren der Filiale<br />

Volketswil, Jonas Fischle, Filialleiter von Pfäffikon, und Ralph<br />

Strahberger, der Chef der Filiale Kriens. Eine gute Wahl, würde<br />

man meinen, denn alle drei sind begeisterte Skitouristen.<br />

Trotzdem wäre die Tour zu Bächlis Mitte fast an dieser starken<br />

Besetzung gescheitert.<br />

Schlüsselstelle im Terminkalender<br />

Die Linien zwischen den Filialen kreuzen sich an einem perfekten<br />

Ort, nahe des Sustenpasses. Dieses hochalpine Gebiet<br />

ist ein Skitouren-Eldorado. Vor allem im Frühling locken die<br />

schönen und wilden Skitourenberge, wie der Fünffinger- oder<br />

der Giglistock, besonders beliebt sind auch das Gwächtenund<br />

natürlich das Sustenhorn, höchster Gipfel der Region. Auf<br />

letzteren sollte auch unsere Bächli-Tour führen. Während der<br />

Tourenplanung wird schnell klar, dass diese Modeskitour in<br />

den letzten Jahren um einiges ernsthafter geworden ist. Da<br />

bedrohen aufgrund des erschreckenden Gletscherschwunds<br />

absturzbereite Séracs den unteren Teil des Normalaufstiegs,<br />

andere Stellen werden immer steiler und die Spalten auf dem<br />

Gletscherplateau immer weiter. Doch kaum steht der Alternativplan,<br />

der weniger bekannte, einsame Aufstieg via Voralphütte<br />

und Chelenalplücke, sehen wir uns mit einem für den<br />

schneearmen Winter 22/23 völlig ungewohnten Problem konfrontiert:<br />

Plötzlich jagt eine Niederschlagsfront die nächste,<br />

im Hochgebirge fallen eineinhalb Meter Neuschnee. Die Lawinengefahr<br />

springt in kurzen Abständen die Skala hoch und<br />

runter. Ein neues Zeitfenster muss her. Dieses zu finden, wird<br />

zur Schlüsselstelle, denn wer Abteilungen oder gar Filialen<br />

leitet, hat naturgemäss einen vollen Terminkalender, der zudem<br />

nie deckungsgleich mit den Verhältnissen im Gebirge<br />

ist. Plan B: Die Zweitagestour wird zur Eintagestour und der<br />

Planungsradius um Bächlis Mitte sanft gegen Norden erweitert.<br />

Zudem stösst der Bergpunkt-Bergführer Remo Balterima<br />

zum Team. Der Mann aus Engelberg berichtet uns von für den<br />

mageren Winter überraschend guten Verhältnissen am Titlis –<br />

der ist vom Sustenpass nur wenige Hundert Meter weiter entfernt<br />

als das eigentlich anvisierte Sustenhorn und passt daher<br />

perfekt ins Konzept.<br />

Karte: Swisstopo<br />

• Am liebsten berate ich unsere Kundinnen<br />

und Kunden zu Hardware –<br />

alles, was zur alpinen Sicherungskette<br />

gehört.<br />

• Eine acht Meter lange Reepschnur plus<br />

Schraubkarabiner ist auf jeder Tour<br />

in meinem Rucksack. Damit habe ich<br />

schon ein Auto abgeschleppt oder ein<br />

gebrochenes Bein geschient.<br />

• Meine Lieblingsdisziplin sind Skitouren,<br />

bevorzugt in der Region Obwalden<br />

und Uri.<br />

• Alle paar Jahre breche ich in den Norden<br />

auf und wandere alleine mit meinem<br />

Zelt durch die Wildnis Skandinaviens,<br />

ich nenne das «Psychohygiene».<br />

Alpinkompass – dies oder das?<br />

Fels<br />

Singletrail<br />

Bouldern<br />

Skitourenrennen<br />

Pinbindung<br />

Freeride<br />

breite Skis<br />

Merino<br />

Hardshellhosen<br />

Helm<br />

Talisman<br />

Daune<br />

Biwak<br />

Landjäger<br />

Energieriegel<br />

*selbst gemacht mit Mayonnaise,<br />

Bündnerfleisch und Essiggurke<br />

Powder<br />

Wanderweg<br />

Hochtour<br />

Tourenwoche<br />

Rahmenbindung<br />

Tour<br />

leichte Skis<br />

Synthetik<br />

Softshellhosen<br />

Wollmütze<br />

Fotokamera<br />

Kunstfaser<br />

Hütte<br />

Hummus<br />

Sandwich<br />

*<br />

Tommys Wahl zum Eisklettern:<br />

EDELRID RAGE<br />

Tommy Caldwell klettert leidenschaftlich gerne anspruchsvolle<br />

Routen, darunter auch Eis- und Mixedklettern. Nachdem<br />

er unser neues RAGE getestet hat, war er begeistert, wie gut<br />

die Griffe in seiner Hand liegen und einen außergewöhnlichen<br />

Halt bieten. Die Stahlspitzen des RAGE sind bemerkenswert<br />

robust und können schwere Lasten (8 kN) bewältigen.<br />

Lasst uns wie Tommy klettern, während ihr euch auf die<br />

kommende Eisklettersaison vorbereitet!<br />

16<br />

www.edelrid.com<br />

17


Wegweiser Sustenpass<br />

Titlis geht immer<br />

Sonja Züger<br />

Gelernte Sportartikelverkäuferin,<br />

arbeitet seit vier Jahren bei Bächli,<br />

heute in der Filiale Volketswil als<br />

Abteilungsleiterin Textil<br />

• Besonders leidenschaftlich berate<br />

ich unsere Kundinnen und Kunden<br />

zur Skitourenausrüstung und zu Textilien.<br />

• Ich packe minimalistisch – aber eine<br />

warme Jacke ist immer dabei.<br />

• Meine Lieblingsdisziplin ist das Skitourengehen,<br />

was ich wieder für mich entdeckt<br />

habe, seit ich bei Bächli arbeite.<br />

• Ich geniesse die Berge sehr, egal,<br />

ob mit Ski oder beim Wandern. Häufig<br />

bin ich in der Region Surselva<br />

unterwegs.<br />

Titlis also. Der felsdurchsetzte Gletscherberg gehört seit Jahrzehnten<br />

zu den weltweit bekanntesten Freeridegebieten. Freerider<br />

bekommen glänzende Augen, wenn sie vom Galtiberg, Laub,<br />

Sulz, Steintäli und Steinberg erzählen – die «Big Five» des Titlis,<br />

fünf teils 2000 Höhenmeter lange Runs, die man hier einfach gemacht<br />

haben muss. Bergführer Remo schlägt als Start in den<br />

Jubiläumstag dann auch den Steinberg vor. Gegen Ende April, an<br />

einem sonnigen und ungewöhnlich warmen Samstag, machen<br />

wir uns bei der Bergstation auf dem Titlis zur Abfahrt bereit. Am<br />

Himmel kündigen feine Zirren-Wolken bereits die nächste Niederschlagsfront<br />

an. Heute ist sogar der LVS-Check positiv: Einer<br />

von uns hatte offenbar schon mit der Saison abgeschlossen und<br />

die Batterien für die Sommerpause aus dem Gerät entfernt. Zum<br />

Glück hat der Bergführer noch ein paar Ersatzbatterien mit.<br />

Die ersten Abfahrtsmeter über den Titlis-Gletscher haben<br />

es in sich. Obwohl der letzte Neuschneefall nur einen Tag zurückliegt,<br />

ist die Schneedecke bereits vollständig umgepflügt<br />

und zwingt uns zu einem ruppigen Abfahrtsstil. Nach den ersten<br />

zweihundert Höhenmetern queren wir in abgelegeneres Gelände.<br />

Der Schnee ist zwar nicht mehr so locker wie im Hochwinter,<br />

aber dank unserer breiten Skis legen wir unsere Spuren rhythmisch<br />

in die schönen Hänge. Nach siebenhundert Höhenmetern<br />

ist vorerst mal Schluss mit Abfahrt. Unterhalb der felsigen<br />

Flanke des Reissend Nollen montieren wir die Felle für Teil zwei<br />

unserer Tour, den Aufstieg zum 2777 Meter hohen Wendesattel.<br />

‹1›<br />

‹1 › Never Sun liegt<br />

hinter uns: Nach 700<br />

Höhenmetern ist vorerst<br />

Schluss mit Abfahrt.<br />

‹2 › «Ist das eine schlaue<br />

Spur?», fragen wir uns<br />

rückblickend.<br />

‹2 ›<br />

Alpinkompass – dies oder das?<br />

Fels<br />

Powder<br />

Singletrail<br />

Wanderweg<br />

Bouldern<br />

Hochtour<br />

Skitourenrennen<br />

Tourenwoche<br />

Freeride<br />

Tour<br />

breite Skis<br />

leichte Skis<br />

Merino<br />

Synthetik<br />

Hardshellhosen<br />

Softshellhosen<br />

Helm<br />

Wollmütze<br />

COULOIR 30 | 40<br />

Talisman<br />

Daune<br />

Landjäger<br />

Tee<br />

Fotokamera<br />

Kunstfaser<br />

Hummus<br />

Isotonische<br />

Getränke<br />

«Heute ist sogar der LVS-Check<br />

positiv: Einer hatte die<br />

Batterien schon für die Sommerpause<br />

herausgenommen.»<br />

Wintertouren-Rucksack mit<br />

Rückenzugriff<br />

für Wintertouren entwickelt<br />

rezyklierte Aussen-Materialien<br />

Produkt mit Klimaschutzbeitrag<br />

Jedes Detail ist für den Einsatz im Schnee optimiert.<br />

Damit das Tragesystem des Rucksacks<br />

trocken bleibt, wenn man ihn in den Schnee<br />

legt, erfolgt der Zugriff von hinten über den<br />

270° Reissverschluss des Rückenteils oder<br />

eine Toploader-Öffnung von der Trageseite<br />

her. Skier, Snowboard oder Schneeschuhe<br />

können einfach aufgebunden werden. Auch<br />

als «Wmns»-Version erhältlich.<br />

Nachhaltig: rezyklierte, bluesign zertifizierte<br />

Stoffe und PFAS frei.<br />

18<br />

exped.com<br />

19


Wegweiser Sustenpass<br />

54 E-Mails, 18 Telefonate,<br />

8 Gipfeloptionen,<br />

6 Verschiebedaten,<br />

5 volle Terminkalender<br />

und ein Lawinenbulletin, welches im<br />

Tagesrhythmus die Skala hoch- und<br />

runterspringt – das sind die Zutaten<br />

für diese Jubiläumsskitour.<br />

‹2›<br />

‹1› Beim Jochstock – Kehre<br />

um Kehre ohne nennenswerte<br />

Schwierigkeiten<br />

‹2› Jonas Fischle powdert<br />

über den Jochgletscher.<br />

‹3› Bergführer Remo findet<br />

die perfekte Linie.<br />

‹1›<br />

Während der Saison, wenn die Sesselbahn auf den Jochstock<br />

läuft, ist diese Tour sehr beliebt. Kein Wunder, denn in diesem<br />

nordwestexponierten Gelände findet man oft sehr gute Verhältnisse<br />

und ab der Bergstation ist es nur mehr eine Stunde<br />

Aufstieg. Doch unterschätzen darf man diese kleine Tour nicht.<br />

Da die Route durch bis zu 35 Grad steiles, unübersichtliches<br />

Gelände führt, ist sie auf dem SAC-Tourenportal mit «ziemlich<br />

schwierig» (ZS) bewertet.<br />

Nun, Ende April, ist der Liftbetrieb eingestellt. Für uns<br />

gibt’s darum noch einige zusätzliche Aufstiegsmeter. Wir folgen<br />

der Spur in Richtung Wendesattel durch einen sonst unberührten<br />

Hang. Bergführer Remo erzählt: «Kurz oberhalb der<br />

Jochstock-Bergstation nennen wir eine Stelle ‹Hillary-Step›.»<br />

Meist unterbreche dort eine Felsstufe die Schneedecke, die<br />

man wie an der Everest-Schlüsselstelle zu Fuss hochkraxeln<br />

müsse. Das verspricht spannende Foto-Sujets, aber von wegen:<br />

Der viele Neuschnee hat die Schlüsselstelle komplett zugedeckt<br />

und wir laufen mit den Skiern an den Füssen ohne nennenswerten<br />

Schwierigkeiten über den «Hillary-Step» hinweg. Dem Weiterweg<br />

zu unserem heutigen «Everest» steht nichts mehr im<br />

Weg. Das Ziel ist zwar kein Gipfel, sondern ein rund 300 Meter<br />

breiter Sattel, aber der markante Felsturm als Endpunkt dafür<br />

umso eindrücklicher. Im Osten und Westen ist dieser Wendesattel<br />

von den imposanten Gipfeln des Reissend Nollen und des<br />

Chlyn-Wendenstocks eingefasst. Südwärts geniesst man einen<br />

senkrechten Tiefblick hinunter nach Gadmen und den Ausblick<br />

hinüber zu Bächlis tatsächlicher Mitte, zur zackigen Gipfel- und<br />

Gletscherwelt rund um den Sustenpass.<br />

Kurz blitzt der Gedanke auf, dass diese Tour im Vergleich<br />

zum ursprünglichen Plan, der Besteigung des Sustenhorns, für<br />

eine Jubliäumstour etwas bescheiden ist. Aber unser Plan B ist<br />

perfekt abgestimmt auf die 3x3-Formel «Verhältnisse, Gelände<br />

und Mensch» und wir holen in diesem schwierigen Winter das<br />

Bestmögliche heraus.<br />

Jonas Fischle<br />

34 Jahre alt, seit mehr als zehn<br />

Jahren bei Bächli Bergsport, nun als<br />

Filialleiter in Pfäffikon SZ<br />

• Am liebsten berate ich unsere Kundinnen<br />

und Kunden zum Thema Campingausrüstung.<br />

• Sehr gerne bin ich in den Bergen alleine<br />

unterwegs, oder aber in unserem Bächli-Skitourenraceteam.<br />

• Meine Lieblingsgebiete: Engelberg und<br />

Gotthardregion<br />

• Die Fotokamera darf im Rucksack nicht<br />

fehlen.<br />

Alpinkompass – dies oder das?<br />

Fels<br />

Singletrail<br />

Bouldern<br />

Skitourenrennen<br />

Pinbindung<br />

Freeride<br />

breite Skis<br />

Powder<br />

Wanderweg<br />

Hochtour<br />

Tourenwoche<br />

Rahmenbindung<br />

Tour<br />

leichte Skis<br />

breit und leicht<br />

natürlich<br />

Abfahrt ist Trumpf<br />

Merino<br />

Synthetik<br />

«Wir laufen mit Skiern an<br />

den Füssen über den ‹Hillary<br />

Step› hinweg – dem Weiterweg<br />

zum heutigen ‹Everest›<br />

steht nichts mehr im Weg.»<br />

‹3›<br />

Nach dem Picknick – Jonas bevorzugt Powergels, Ralph geht<br />

nie ohne Sandwich mit Mayonnaise und Bündnerfleisch aus<br />

dem Haus – ziehen wir die Felle von den Skiern und rechnen<br />

nochmals die Daten zu dieser Tour zusammen. Es resultiert ein<br />

top Abfahrts- zu Aufstiegsverhältnis von fast 3:1. Die Abfahrtsmeter<br />

übertrumpfen sogar diejenigen vom Sustenhorn!<br />

Als wir später mit ziemlich sauren Oberschenkeln unsere<br />

schönen Abfahrtsspuren durch die felsdurchsetzte Flanke begutachten,<br />

meine ich bewundernd zu Remo: «Das ist eine schlaue<br />

Spur!» «Meinst du?», brummt der Engelberger in seinen Bart,<br />

«wie klug diese Abfahrt bei den ausserordentlich warmen Temperaturen<br />

war, das darf man durchaus diskutieren.»<br />

wenn es gemütlich<br />

sein soll<br />

Hardshellhosen<br />

Helm<br />

Talisman<br />

Daune<br />

Biwak<br />

wenn die Leistung<br />

zählt<br />

Softshellhosen<br />

Wollmütze<br />

Fotokamera<br />

Kunstfaser<br />

Hütte<br />

20<br />

21


Fernreisen im Bergsport Standplatz<br />

Hoch und weit?<br />

Bergsport und Fernreisen – wie verträglich ist das noch?<br />

Wir haben eine Bergführerin und einen Kletterprofi um<br />

Gastbeiträge zu diesem Thema gebeten.<br />

Foto: Adobe Stock<br />

«In den Ferien bleibe ich<br />

auf dem Boden.»<br />

Sascha Lehmann<br />

Kletterprofi<br />

«Als professioneller Athlet im Weltcup reise ich viel<br />

und auf der ganzen Welt. Flugreisen sind für mich<br />

unumgänglich, um das Klettern auf diesem Niveau<br />

zu betreiben. Ich bin mir der daraus resultierenden<br />

Belastung auf die Umwelt bewusst und das Thema<br />

Nachhaltigkeit hat für mich eine grosse Bedeutung.<br />

Für Wettkämpfe ausserhalb Europas gibt es<br />

für mich keine Alternativen zum Flugzeug, die Reisen<br />

würden zu lange dauern. Um das Gewissen zu<br />

beruhigen, bezahle ich CO 2<br />

-Kompensationen, was<br />

aber keine Lösung des Problems ist. Nur Verzicht<br />

ist wirklich nachhaltig.<br />

Leider sehe ich trotz der weiten Reisen nicht<br />

viel von den fernen Ländern, da der Fokus auf dem<br />

Wettkampf liegt. Teilweise bleibe ich danach für ein<br />

paar Tage, um mehr als die Wettkampfwand zu sehen<br />

– etwa letztes Jahr beim Weltcup in Jakarta, wo ich<br />

noch zwei Tage die Stadt besichtigt und einen Bootsausflug<br />

auf eine der Inseln gemacht habe.<br />

Oft lässt die Trainings- und Wettkampfplanung<br />

aber längere Aufenthalte nicht zu. Bei Events in Europa<br />

versuche ich Flüge zu vermeiden und mit dem<br />

Zug oder Auto anzureisen, sofern es meine Trainingsplanung<br />

erlaubt – so bin ich 2023 mit dem Zug<br />

zu den Wettkämpfen nach Koper und Laval. Für mich<br />

steht immer die Leistung im Vordergrund, die Wahl<br />

des Reisemittels darf meine Wettkampftauglichkeit<br />

nicht beeinflussen.<br />

Da ich für meinen Sport auf Flugreisen angewiesen<br />

bin, habe ich mich entschieden, für Ferien auf<br />

dem Boden zu bleiben. Letztes Jahr etwa mit dem<br />

Zug und Bus zum Surfen an die Algarve in Portugal.<br />

Ja, die Wege dauern am Boden länger und sind teurer<br />

– was ein Problem unseres Systems ist –, aber sie<br />

können auch ein grosses Abenteuer sein und dadurch<br />

wertvoll werden. Wenn unser Reiseverhalten aber<br />

wirklich umweltverträglich werden soll, dann muss<br />

die Veränderung über die Politik erfolgen. Reisen mit<br />

dem Zug muss einfacher und Fluggäste müssen für<br />

ihre Umweltbelastung zur Kasse gebeten werden.»<br />

Bergführerin Ariane Stäubli nutzt selbst, wann immer<br />

möglich, den ÖV für Bergtouren. Neben der Bergführerei<br />

interessiert sie sich für die Ambivalenz des<br />

menschlichen Handelns. Mit einer Geschichte, die<br />

zwar «fiktiv ist, aber durchaus so stattfinden könnte»,<br />

will sie zum Perspektivwechsel anregen.<br />

An einem Winternachmittag treffen sich zwei<br />

Freundinnen zum Kaffee. Die eine ist Bergführerin,<br />

die andere Unternehmensberaterin. Während sie auf<br />

ihren Kaffee warten, erzählen sie von ihren Ferien. Die<br />

Beraterin schwärmt vom Trekking in Peru: Wandern<br />

auf den Spuren der Inkas nach Machu Picchu. «Dann<br />

war ich ein paar Tage auf den Lofoten – magische<br />

Skitouren unter den Nordlichtern. Unser Flug führte<br />

über das Gebiet des CO 2<br />

-Speicherprojekts ‹Northern<br />

Lights›. Dort soll emittiertes CO 2<br />

unter dem Meeresboden<br />

eingelagert werden. Im März jette ich dann<br />

zehn Tage nach Kanada zum ‹Exklusiven Heliskiing im<br />

Champagne Powder›.» Die Bergführerin erzählt von<br />

ihren Herbstferien auf dem Balkan. «Mit Zug und Fähre<br />

ging es nach Durres. Vielleicht lag es am Schaukeln<br />

des Schiffs, vielleicht an der gefühlten Langeweile<br />

auf der langen Fährfahrt, vielleicht am Bier. Jedenfalls<br />

war der brave Schweizer Alltag sehr schnell sehr<br />

weit weg. Fünf Wochen sind wir durch die Berge Albaniens,<br />

Kosovos und Montenegros gewandert. Mal<br />

führten uns die vagen Wegbeschreibungen in ein anderes<br />

Tal als gedacht, mal erreichten wir unser Etappenziel<br />

nicht, weil wir beim Heidelbeersammeln die<br />

Zeit vergessen hatten. Einmal durften wir uns völlig<br />

durchnässt am Feuer einer Hirtenhütte aufwärmen.<br />

Zur Verständigung mit dem Hirten haben wir Bilder<br />

in den Sand gemalt.» «Puh, das tönt nach viel Warten<br />

und ineffizientem Vorwärtskommen», bemerkt die<br />

Beraterin. «Ich habe nur vier Wochen Ferien pro Jahr.<br />

Mein Verdienst ist gut und mein Luxus ist es, in den<br />

Ferien maximal viel zu erleben, du weisst schon ‹been<br />

there, done that›.» Die Bergführerin rührt in ihrem<br />

Kaffee und blinzelt in die Sonne. «Ich glaube, mein Luxus<br />

ist die Zeit.<br />

«Ist mehr mehr?»<br />

Ariane Stäubli<br />

Bergführerin<br />

22<br />

23


Wegweiser Leukerbad<br />

Himmelwärts<br />

Eine dolomitenähnliche Felskulisse, aussichtsreiche<br />

Dreitausender und heisse Quellen: Leukerbad im Wallis<br />

punktet mit lohnenswerten Skitouren und entspanntem<br />

Après-Ski. Ein Wochenende mit Wiederholungsfaktor.<br />

Text & Fotos Franz Thomas Balmer<br />

Im Aufstieg: Der Wildstrubel<br />

(3244 m) an der<br />

Grenze vom Wallis zum<br />

Berner Oberland gehört zu<br />

den absoluten Gipfelklassikern.


Wegweiser Leukerbad<br />

Es riecht nach Frühling, als wir unsere Skier schultern und<br />

durch Leukerbad gehen. Dabei kann ich mich nicht sattsehen<br />

an der markanten Gemmiwand, die vor uns hinter den Häusern<br />

liegt. Schon im frühen Mittelalter stellte der Gemmipass<br />

eine wichtige Verbindung zwischen dem Berner Oberland<br />

und dem Wallis dar. Allerdings galt die Felswand oberhalb<br />

von Leukerbad lange Zeit als unüberwindbar. Kein Wunder:<br />

Sie fällt fast senkrecht ins Tal. Und dies über 600 Meter. Sie<br />

hat schon Goethe und den Beginn von Arthur Conan Doyles<br />

Sherlock-Holmes-Geschichte «The Final Problem» inspiriert.<br />

Was für ein Anblick. Ein Hauch der Dolomiten. Wir schlendern<br />

weiter, vorbei am Geisstrog – ein beliebtes Fotosujet im alten<br />

Dorfteil Leukerbads. Der Bronze-Brunnen erinnert an das<br />

einfache Leben anno dazumal. Bis in die 50er-Jahre hinein<br />

hat jeweils ein Hirtenbub rund 100 Ziegen der Einheimischen<br />

gehütet. Es ist kurz vor neun Uhr. Wir stehen vor der Gemmibahn<br />

und nehmen die erste Bahn des Tages hoch. Seit 1957<br />

führt diese Luftseilbahn direkt auf die Passhöhe; 2<strong>01</strong>2 wurde<br />

sie erneuert. Die kleine Kabine katapultiert uns vom Frühling<br />

zurück in den Winter auf 2268 Meter über Meer.<br />

Auf den Spuren von Thomas Hinchcliff<br />

Der Gemmipass ist noch nebelverhangen. Unser Skitourenabenteuer<br />

startet. Wir schalten unsere LVS-Geräte ein und<br />

schnallen die Skier an für eine erste kleine Abfahrt bis zum Jägerboden.<br />

Anfellen. Über Nacht ist Neuschnee gefallen. Zwar<br />

nur ein paar wenige Zentimeter. Aber genug, sodass alles<br />

frisch überzuckert ist. Die Sonne kämpft sich durch die Nebelschwaden<br />

– und scheint immer stärker zu werden. Schon jetzt<br />

wird klar, es wird ein Blue-Bird-Tag. Gut, haben wir reichlich<br />

Sonnencreme aufgetragen. In gemütlichem Tempo überqueren<br />

wir westlich die Lämmerenebene. Bald kommt eine erste<br />

kleine Schlüsselstelle: ein Steilaufschwung, bei dem eine<br />

saubere Spitzkehrentechnik wichtig ist. Danach wählen wir<br />

die Route weiter ins Tal hinein Richtung Wildstrubel Mittelgipfel,<br />

unser Tagesziel. Die Erstbesteigung erfolgte übrigens<br />

1857 durch die Engländer Thomas W. Hinchcliff und Bradshaw<br />

Smith mit ihrem Führer Zacharie Cachat aus Chamonix.<br />

‹1› Gipfelglück: «Herrgott,<br />

schenk uns allen ein Stück<br />

Himmel auf Erden» steht<br />

auf dem Gipfelkreuz auf dem<br />

Wildstrubel Mittelgipfel.<br />

‹2› Die Skitour startet mit<br />

einer ersten kleinen<br />

Powderabfahrt direkt ab<br />

der Gemmibahn.<br />

Rundumsicht bis zum Montblanc<br />

Das erste Wegstück bis zum Wildstrubelgletscher ist eher<br />

flach bis leicht ansteigend. Weit hinter uns liegt immer noch<br />

die Nebelwand. Passend dazu summe ich die Melodie der<br />

Schweizer Band Taxi von 1977: «Ich nimme no en Campari<br />

Soda. Wiit under mir liit’s Wolkemeer». Schritt für Schritt<br />

gewinnen wir an Höhe. Die Zivilisation scheint ganz weit weg<br />

zu sein. Nur das meditative Klick-klack der Bindung ertönt<br />

bei jedem Schritt. Die Frühlingssonne brennt erbarmungslos<br />

nieder, der Schweiss rinnt. Auf ca. 2700 Metern über Meer<br />

wechseln wir auf den Gletscher des Wildstrubels, vorbei an<br />

blauschimmernden Gletscherspalten. Die grössten Spalten<br />

sind gut sichtbar, die kleineren eingeschneit, deshalb verzichten<br />

wir auf das Anseilen. Von anderen Tourengehern hat<br />

es bereits eine gute Spur. Je höher wir aufsteigen, desto<br />

hochalpiner wird die Landschaft. Uns pfeift ein kühler Wind<br />

um die Ohren auf den letzten Metern zum Gipfel. Die Luft wird<br />

dünner, die Fernsicht dafür umso besser: Beim Gipfelkreuz<br />

auf dem Wildstrubel Mittelgipfel erwartet uns ein gewaltiges<br />

Panorama. Sogar der Montblanc mit seinen 4808 Metern<br />

zeigt sich in der Ferne. Durchatmen. Denn das Beste kommt<br />

erst noch.<br />

Nach zwei Seiten fällt der Wildstrubel steil ab; im Südosten<br />

befindet sich der Wildstrubelgletscher. An der Südflanke<br />

liegt die Ebene des Glacier de la Plaine Morte. Wir ziehen die<br />

Skifelle ab und wechseln von der Sonnen- auf die Skibrille. Zeit<br />

für die Action. Und zwar bergabwärts. Eine Traumabfahrt mit<br />

Pulverschnee mit einer schönen Steilstufe beim Gletscherab-<br />

‹1›<br />

«Der Wildstrubel<br />

Mittelgipfel ist ein<br />

genussvolles Skihochtourenziel<br />

über<br />

wilde Gletscher in<br />

hochalpiner Szenerie<br />

ohne Tempo-Stress<br />

und Hektik.»<br />

‹2›<br />

‹3›<br />

3<br />

Gipfel zählen zum Wildstrubelmassiv.<br />

Von Westen nach Osten:<br />

eigentlicher Wildstrubel (3244 m<br />

ü. M.), auch «Lenkerstrubel»<br />

genannt, der Mittelgipfel auf<br />

3243.5 m ü. M. sowie der Grossstrubel<br />

(3243 m ü. M.).<br />

35+1<br />

Personen haben Platz in den<br />

grossen Panoramakabinen der<br />

Gemmibahn. Die Luftseilbahn<br />

führt direkt auf die Passhöhe und<br />

überwindet dabei 900 Höhenmeter.<br />

65<br />

Thermalquellen mit 51 Grad Celsius<br />

heissem Wasser sprudeln hier<br />

täglich. Damit ist Leukerbad der<br />

grösste Thermalbade- und Wellnessort<br />

der Schweiz.<br />

‹3› Der alte Dorfteil von<br />

Leukerbad mit dem Bronze-<br />

Brunnen ist ein beliebtes<br />

Fotomotiv.<br />

26<br />

27


Wegweiser Leukerbad<br />

KM<br />

A B C D E F<br />

‹1› Powder-Rausch kombiniert<br />

mit einem Traumpanorama:<br />

Kein Wunder, ist das Gemmigebiet<br />

ein beliebtes Skitourenziel.<br />

30<br />

TOURING<br />

BERNINA<br />

SWITZERLAND<br />

EUROPE<br />

‹2› Die beliebte Lämmerenhütte<br />

wurde im Winter 1990 von einer<br />

Staublawine zerstört. Kurz<br />

darauf wurde daneben die neue<br />

Hütte mit einem massiven<br />

Lawinenkeil erbaut.<br />

28<br />

26<br />

• VALLEY<br />

• STARTING<br />

• POINT<br />

<strong>01</strong> 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />

• PIZ PALÜ<br />

EAST SUMMIT<br />

Pontresina, 1805 meters<br />

Diavolezza cable car mountain<br />

station, 2973 meters<br />

3882 meters<br />

GUIDE LITE<br />

ONE CARBON<br />

‹3› Zeit zum Entspannen:<br />

Die Walliser Alpentherme<br />

liegt direkt am historischen<br />

Dorfplatz.<br />

‹3›<br />

24<br />

Whether only to the east summit or via the complete<br />

traverse, Piz Palü is a must for every passionate<br />

ski tourer. The almost four-thousand-meter peak<br />

delights with spectacular descents amidst a spectacular<br />

glacier backdrop.<br />

bruch auf ca. 2850 Metern belohnt für alle Strapazen des Aufstiegs.<br />

Wir sind gut in der Zeit und machen einen Abstecher zur<br />

Lämmerenhütte SAC. Sie thront auf einem natürlichen Balkon<br />

über dem Gemmigebiet.<br />

Die Hüttenwarte Barbara und Christian Wäfler bewarten<br />

die Lämmerenhütte an mindestens sechs Monaten im Jahr. In<br />

puncto Kulinarik setzen sie dabei auf regionale Produkte. Zeit für<br />

eine Walliser Aprikosenwähe und ein Glas Rivella. Wir lassen den<br />

Blick streifen in die Bergwelt. Für einen Moment scheint die Zeit<br />

stehen zu bleiben. Bergzeit von seiner schönsten Seite. Von der<br />

Hütte aus blicken wir auf ein mögliches Tourenziel für morgen:<br />

das Daubenhorn. Der breite Gipfelhang bietet rund 600 Tiefenmeter<br />

Abfahrtsspass, sieht aber leider schon sehr verspurt aus.<br />

Plötzlich ein Krachen. Etwas weiter weg von der Hütte donnert<br />

eine kleine Lawine über die Felswand. Zum Glück ist niemand<br />

in der Nähe. Es ist kurz nach drei Uhr. Wir machen uns auf den<br />

Weg zurück zum Gemmipass. Die Herkunft des Namens Gemmi<br />

ist übrigens umstritten. Eine Deutung besagt, dass sich der<br />

Name wahrscheinlich aus dem Lateinischen gemini, zu Deutsch<br />

Zwilling ableitet, aufgrund des ähnlichen Aussehens der Berge<br />

Rinderhorn und Altels. Wie auch immer: Nach einer kurzen Ab-<br />

«Eine Traumabfahrt<br />

mit einer schönen Steilstufe<br />

belohnt für alle Strapazen<br />

des Aufstiegs.»<br />

fahrt kommen wir wieder zurück zur Fläche, wo wir die Skitour<br />

gestartet haben. In bester Langlauf-Manier stöckeln wir die Strecke<br />

zurück. Puuh! Ganz schön anstrengend.<br />

Doch dann kommt alles plötzlich ganz anders. Wo eben<br />

noch Sonne war, ziehen dichte Wolken auf, die bedrohlich näherkommen.<br />

Wie schnell das Wetter in den Bergen umschlagen<br />

kann, ist immer wieder faszinierend – und wird häufig unterschätzt.<br />

Für den letzten Aufstieg hinauf zur Gemmibahn müssen<br />

wir nochmals die Felle aufziehen. Bloss keine Zeit verlieren,<br />

denn ein Sturm zieht auf. Jetzt geht alles sehr schnell. Der Wind<br />

peitscht uns gnadenlos ins Gesicht. Ich ziehe mir die Kapuze<br />

über den Kopf, die Sicht wird immer schlechter. Ich fühle mich<br />

ein bisschen, als würde ich blind in der Antarktis herumwaten.<br />

Die letzten 50 Höhenmeter werden regelrecht zu einer Tortur.<br />

Der Wind wird immer stärker. In meinen dünnen Handschuhen,<br />

die den ganzen Tag bei dem Traumwetter fast zu warm waren,<br />

‹2›<br />

‹1›<br />

Tourentipps und Anreise:<br />

baechli-bergsport.ch/<br />

leukerbad<br />

werden meine Finger immer kälter. Und ich denke an<br />

meine Fausthandschuhe im Rucksack. Aber jetzt nochmals<br />

anhalten und sie aus meinem Rucksack kramen,<br />

möchte ich nicht. Im Gegenteil. Es motiviert mich, noch<br />

schneller berghoch zu laufen. Mit jedem Schritt nach<br />

vorne gewinnen wir an Höhe – und das Ziel kommt näher,<br />

auch wenn wir es noch nicht sehen können. Endlich. Die<br />

Umrisse der Gemmibahn zeichnen sich ab wie ein verschwommenes<br />

Gemälde. Fast geschafft! Im geschützten<br />

Gondelhaus streifen wir die Kapuzen zurück – und das<br />

Lächeln kehrt zurück. Die Bahn bringt uns vom Wintersturm<br />

sicher zurück ins Tal. Ab zum gemütlichen Teil.<br />

Die genüssliche Seite Leukerbads<br />

Kein Halligalli, keine Eskalation: Après-Ski in Leukerbad<br />

ist dezent und gepflegt. Wir machen es uns bequem<br />

auf einem Ledersofa. Vor uns auf dem Tisch eine kalte<br />

Walliser Platte mit Trockenfleisch und Käse. Es ist der<br />

Auftakt für die kulinarische Seite Leukerbads. Auch später<br />

am Abend beim Nachtessen bleiben wir bei Fleisch.<br />

Es muss nicht immer ein Fondue mit Fendant sein. Passend<br />

dazu wählen wir einen Rotwein der renommierten<br />

Weinkellerei Adrian und Diego Mathier – einer der<br />

besten Grand Cru des Wallis. Kein Wunder: gute Säure,<br />

wenig Tannine. Dafür beerig-fruchtig mit schöner Vanillenote.<br />

Das Leben kann so schön sein. Ein kalter Wind<br />

weht durchs Dorf, als wir das Zimmerfenster am nächsten<br />

Morgen öffnen. Die Sturmlage hält an. Definitiv kein<br />

Skitourenwetter. Das Daubenhorn muss wohl warten.<br />

Halb so wild. Mit der Walliser Alpentherme haben wir<br />

eine Schlecht-Wetter-Alternative zur Hand. Es vergehen<br />

übrigens 40 Jahre, bis das versickerte Bergwasser sich<br />

in den Tiefen mit Mineralien anreichert und als 51 Grad<br />

Celsius heisses Thermalwasser wieder heraussprudelt.<br />

Unsere Muskeln entspannen sich, die Gedanken schweifen.<br />

Was bleibt, sind die Eindrücke von einer genussvollen<br />

Skihochtour über wilde Gletscher in hochalpiner<br />

Szenerie ohne Tempo-Stress und Hektik. Und natürlich<br />

das wohlige Gefühl der heissen Quellen sowie der lang<br />

anhaltende Vanillegeschmack des Walliser Grand Cru.<br />

Ein Wochenende für alle Sinne.<br />

2<br />

4<br />

6<br />

8<br />

10<br />

12<br />

14<br />

16<br />

18<br />

20<br />

22<br />

PIZ<br />

BERNINA<br />

MORTERATSCH<br />

GLACIER<br />

BELLAVISTA<br />

PERS<br />

GLACIER<br />

PIZ PALÜ<br />

0<br />

28<br />

LEKI LENHART GMBH<br />

73230 KIRCHHEIM UNTER TECK<br />

LEKI.CH<br />

29<br />

48° 38‘ 11.274“ N 9° 28‘ 34.23“ E


Expert Skihelme & Skibrillen<br />

Expert<br />

Rund um<br />

den Kopf<br />

Strap<br />

Das Brillenband besteht aus<br />

elastischem Material und kann<br />

in der Länge dem Kopf- und<br />

Helmumfang angepasst werden.<br />

Fixierpunkte am Hinterkopf<br />

des Helmes verhindern ein<br />

Verrutschen.<br />

Helm<br />

Neben Belüftung und<br />

Tragekomfort ist bei<br />

Skihelmen die Passform<br />

entscheidend. Ob der<br />

Helm zum eigenen Kopf<br />

passt, probiert man<br />

am besten vor Ort in<br />

einer Filiale.<br />

Auf der Skipiste haben sich Helme durchgesetzt. Auch auf den<br />

Köpfen von Skitourengehern sieht man sie immer häufiger –<br />

natürlich in Kombination mit Skibrillen. Welche Neuheiten gibt es<br />

am Markt und worauf muss beim Kauf geachtet werden?<br />

Text Hanna Bär<br />

Was für ein Wandel: Noch vor 20 Jahren<br />

trugen auf Schweizer Skipisten nur<br />

rund 20 Prozent der Ski- und Snowboardfahrer<br />

einen Helm. Heute liegt die<br />

Quote nach Angaben der Beratungsstelle<br />

für Unfallverhütung bei über 90<br />

Prozent. Zwar gibt es für den Skitourensport<br />

keine vergleichbaren Zahlen,<br />

doch dürfte auch hier die Helmquote in<br />

den letzten Jahren spürbar gestiegen<br />

sein. Gleich vorab: Einen Idealhelm für<br />

beide Disziplinen gibt es nicht. «Reine<br />

Skihelme sind begrenzt für Skitouren<br />

geeignet. Es gibt jedoch grosse Unterschiede,<br />

was Gewicht, Belüftung, Zertifizierung<br />

und Packmass angeht», weiss<br />

Produktmanagerin und Bächli-Expertin<br />

Päivi Litmanen. Denn im Gegensatz<br />

zum Alpinskifahren muss der Helm auf<br />

Tour natürlich auch hochgetragen werden<br />

– womit das Eigengewicht ins Spiel<br />

kommt. Im Bächli-Sortiment finden sich<br />

daher Helme in einer recht breiten Gewichtsspanne,<br />

vom 300 Gramm leichten<br />

Skitourenhelm DNA von Dynafit bis hin<br />

zum 620 Gramm schweren, «klassischen»<br />

Skihelm Igniter 2VI MIPS von<br />

Sweet Protection.<br />

Aufbau: Schlagkräftiger Schutz<br />

Aktuelle Helme sind entweder als Hartschalen-<br />

oder als In-Mold-Helme konstruiert.<br />

Erstere haben eine Aussenschale<br />

aus Kunststoffen wie ABS oder Polycarbonat,<br />

während eine davon getrennte Schicht<br />

innen für die Dämpfung der Stossenergie<br />

sorgt. Bei In-Mold-Helmen ist die Aussenschicht<br />

meist etwas dünner und direkt<br />

mit der Innenschale aus EPS-Hartschaum<br />

(Styropor) fest verbunden. Beim<br />

Aufschlag verformt sich die Innenschale<br />

und absorbiert so die einwirkenden Kräfte.<br />

Eine dritte Kategorie stellen sogenannte<br />

Hybridhelme dar, die beide Bauweisen<br />

und deren Vorteile verbinden sollen: die<br />

Stabilität und Belüftungsmöglichkeiten<br />

der Hartschale und das geringe Gewicht<br />

der In-Mold-Konstruktion. «Oft ist der<br />

obere Teil des Helms mit der Hartschale<br />

ausgebildet und auf der Seite kommt die<br />

In-Mold-Bauweise zum Zug», erklärt Litmanen<br />

den Aufbau eines Hybridhelms.<br />

Ganz gleich, wie sie konstruiert sind: Die<br />

Sicherheitsnorm EN 1077 müssen alle<br />

Helme erfüllen.<br />

Eine Neuerung der letzten Jahre im<br />

Helmbereich ist das sogenannte MIPS –<br />

kurz für Multi-Directional Impact Protection<br />

System. Da bei Stürzen neben<br />

linearen Schlag- und Stosskräften auch<br />

drehende Rotationskräfte auf den Kopf<br />

wirken können, ist in MIPS-Helmen<br />

noch eine Zwischenschicht eingearbeitet.<br />

Sie funktioniert wie eine Gleitlagerung<br />

und erlaubt der Helmschale auch<br />

unter voller Last ein Ausweichen von 10<br />

bis 15 Millimetern in alle Richtungen.<br />

«Dadurch können Kräfte, welche den<br />

Kopf verdrehen, reduziert werden», so<br />

Litmanen. Die MIPS-Technologie fällt<br />

nur mit 25 bis 45 Gramm ins Gewicht.<br />

Der passende Helm<br />

Die richtige Helmgrösse wählt man<br />

ausgehend vom eigenen Kopfumfang in<br />

Zentimetern. Den kann man mit einem<br />

Massband und einem Spiegel leicht<br />

selbst ermitteln – gemessen wird rund<br />

2,5 Zentimeter oberhalb der Augenbrauen.<br />

Die allermeisten Modelle sind<br />

in mehreren Grössen verfügbar. Gut<br />

so, denn die Passform eines Helms ist<br />

fast so individuell wie die eines Wanderschuhs.<br />

«Der Helm muss eng genug sitzen,<br />

dass er nicht wackelt – er darf aber<br />

Illustration: Saija Sollberger<br />

Earpads<br />

Schützen die Ohren<br />

im Falle eines Sturzes<br />

und wärmen bei kalten<br />

Temperaturen. Sind die<br />

Polster abnehmbar, lässt<br />

sich der Helm einfach an<br />

warme Frühjahrstemperaturen<br />

anpassen.<br />

Brille<br />

Schützt die Augen vor<br />

Sonne, Schnee und<br />

Fahrtwind. Für eine optimale<br />

Sicht ist die Wahl<br />

des richtigen Glases<br />

entscheidend. Wird die<br />

Brille zusammen mit<br />

einem Helm getragen,<br />

müssen beide miteinander<br />

kompatibel sein.<br />

30<br />

31


Expert Skihelme & Skibrillen<br />

FÜR ALLE, DIE GERNE AN IHRE<br />

32<br />

Wird bei Skitouren der Helm<br />

auch im Aufstieg auf dem<br />

Kopf getragen, sollte auf<br />

eine ausreichende Belüftung<br />

geachtet werden.<br />

Anpassbarer Hybrid<br />

Eine starke Wahl für Skitouren, zum<br />

Freeriden und auf der Piste: der Tenet<br />

MIPS von Giro. Bei dem hybriden<br />

Skihelm wird eine harte Schale im<br />

oberen Bereich mit einer leichten<br />

In-Mold-Konstruktion seitlich und<br />

unten am Helm kombiniert. Die<br />

MIPS-Technologie sorgt für zusätzliche<br />

Sicherheit beim Sturz. Egal, ob<br />

mit Sturmhaube oder Stirnband darunter<br />

– der Sitz des Helmes wird über<br />

das In-Form-2-Fit-System angepasst.<br />

Es besteht aus einem Verstellrad am<br />

Hinterkopf, dessen Position über einen<br />

Schiebemechanismus stufenweise<br />

in der Höhe variiert werden kann.<br />

Durch verschliessbare Belüftungsöffnungen<br />

kann die Luftzufuhr reguliert<br />

werden. Für die nötige Wärme sorgt<br />

ein Polster aus Ionic+ Fleece. Sollte<br />

man doch einmal ins Schwitzen<br />

kommen, verhindern seine Silberionen<br />

die Geruchsbildung. Erhältlich in<br />

den Grössen S (52-55,5 cm), M (55,5-<br />

59 cm) und L (59-62,5 cm).<br />

TENET MIPS<br />

GIRO<br />

Gewicht: 494 g<br />

CHF 219.–<br />

nirgends drücken», so Litmanen. Einige<br />

Hersteller legen ihren Helmen Klebepads<br />

und -polster zum Ausgleich bei,<br />

und zur Feineinstellung und Fixierung<br />

des Helms hat sich das Drehrad am<br />

Hinterkopf nahezu bei allen Herstellern<br />

durchgesetzt. Trotzdem ist die Wahl des<br />

richtigen Modells entscheidend. «Nicht<br />

jeder Helm passt auf jeden Kopf», weiss<br />

Litmanen, und empfiehlt deshalb ein<br />

Ausprobieren und Probetragen in einer<br />

der Bächli-Filialen.<br />

Unterschiede bestehen auch in der<br />

Ausstattung: Praktisch sind etwa Polsterungen,<br />

die sich zum Waschen (oder bei<br />

warmen Temperaturen) entfernen lassen.<br />

Und wer seinen Helm auch im Aufstieg<br />

trägt – was nicht nur im stein- oder<br />

eisschlaggefährdeten Gelände situationsbedingt<br />

durchaus Sinn machen kann<br />

–, freut sich über eine gute Belüftung<br />

des Helms. Bei einigen Modellen lassen<br />

sich die Belüftungsschlitze über Schieber<br />

schliessen, was an kalten Tagen die<br />

Isolationsleistung verbessert. Auch ein<br />

Magnetverschluss am Kinnriemen kann<br />

einigen Frust vermeiden: «Ein Magnetverschluss<br />

bietet zur klassischen Steckschnalle<br />

den Vorteil, dass sich dieser<br />

leichter schliessen lässt, da er sich praktisch<br />

selber findet», so Litmanen. Besonders<br />

mit dicken Handschuhen erleichtert<br />

das die Handhabung. Auch wer spezielle<br />

Zusatzfeatures benötigt, wird heutzutage<br />

fündig: Halterungen für Helmkameras,<br />

speziell geformte Ohrpolster, die die<br />

Verwendung von Ohrstöpseln zulassen,<br />

oder gar vollintegrierte Kommunikationssysteme<br />

samt Kopfhörer, Mikro und<br />

Smartphone-Kopplung sind keine Zukunftsmusik<br />

mehr.<br />

Hochalpin: Mehrfachzertifizierung<br />

«Da bei Skitouren die gesamte Ausrüstung<br />

selber hochgetragen wird, ist<br />

auch auf das Gewicht des Helmes zu<br />

achten», weiss Litmanen. Auch ein besonders<br />

kleines Packmass beim Verstauen<br />

im Rucksack ist von Vorteil. Bewährt<br />

haben sich hier Helmnetze, mit<br />

denen der Kopfschutz aussen an den<br />

Rucksack gespannt werden kann. Spezielle<br />

Skitourenhelme verzichten aus<br />

Gewichtsgründen meist auf eine üppige<br />

Polsterung – stattdessen wählt man<br />

die Passform so, dass eine Mütze oder<br />

ein Stirnband unter den Helm gezogen<br />

werden kann. Während reine Alpinskihelme<br />

den meisten Bergsportlern zu<br />

schwer sein dürften, ist die Verwendung<br />

von Skitourenhelmen beim Bergsteigen<br />

besser möglich. Wer das plant, sollte zu<br />

einem zweifachzertifizierten Helm greifen,<br />

der neben der Sicherheitsnorm für<br />

Skihelme auch nach der EN 12492, also<br />

der Norm für Helme zum Bergsteigen,<br />

zertifiziert ist. «Wer frühmorgens vor<br />

dem Sonnenaufgang auf Skitour startet,<br />

ist auf die Stirnlampe angewiesen»,<br />

weiss Litmanen. Dieser Einsatzbereich<br />

sollte beim Helmkauf mitbedacht werden.<br />

Insbesondere die mehrfachzertifizierten<br />

Helme, wie beispielsweise der<br />

Couloir Mountain von Scott oder der<br />

3Tech Alpi Honeycomb von Movement,<br />

haben spezielle Halterungen, damit die<br />

Stirnlampe auf dem Helm nicht verrutscht.<br />

Manche Helme sind zusätzlich<br />

sogar nach EN 1078 als Fahrradhelm<br />

zertifiziert und verfügen über einen<br />

beim Mountainbiken üblichen Visor<br />

(z. B. «TLT» von Dynafit) – da bleibt bei<br />

der Frühjahrsskitour mit Bike-Zustieg<br />

kein Wunsch mehr offen.<br />

Der richtige Durchblick<br />

Wer einen Skihelm trägt, besitzt in aller<br />

Regel auch eine Skibrille – denn ohne<br />

Augenschutz sind Skiabfahrten schon<br />

bei geringem Tempo erheblich spassbefreit.<br />

Aufgrund der Vielzahl an verfügbaren<br />

Helm- und Brillenmodellen sind<br />

Foto: Daniel Breuer<br />

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33<br />

© 2023 W. L. Gore & Associates GmbH. GORE-TEX, GORE-TEX INFINIUM, GUARANTEED TO KEEP YOU DRY, GORE und Bildzeichen sind Marken von W. L. Gore & Associates.


Expert Skihelme & Skibrillen<br />

Bei Skibrillen geht der Trend<br />

zu schmalen Rahmen oder<br />

rahmenlosen Gläsern. Neben<br />

einem modischen Aspekt<br />

bieten diese Modelle meist<br />

ein grösseres Sichtfeld.<br />

längst nicht alle Produkte miteinander<br />

kompatibel. Selbst dann nicht, wenn sie<br />

von derselben Marke stammen. «Die<br />

Brille darf nicht zu breit oder zu hoch<br />

für den Helm sein. Dieser darf die Brille<br />

nicht auf die Nase drücken oder umgekehrt<br />

die Brille den Helm in den Nacken<br />

schieben», erklärt Päivi Litmanen. Im<br />

Idealfall bringt man daher den eigenen<br />

Helm bzw. die eigene Brille mit in die Filiale,<br />

wenn ein Kauf ansteht. Gleichzeitig<br />

müsse die Skibrille natürlich auch zum<br />

Gesicht passen – von kindgerechten<br />

Grössen bis zu besonders schmalen und<br />

breiten Varianten ist die Auswahl gross.<br />

«Wer vor dem<br />

Sonnenaufgang auf<br />

Skitour startet, ist<br />

auf die Stirnlampe<br />

angewiesen. Dieser<br />

Einsatzbereich sollte<br />

beim Helmkauf<br />

mitbedacht werden.»<br />

Päivi Litmanen<br />

Produktmanagerin<br />

Auch für Brillenträger gibt es spezielle<br />

OTG-Modelle (over the glasses), die einen<br />

grösseren Abstand zum Glas haben<br />

und somit über der Korrekturbrille getragen<br />

werden können. Ein passendes<br />

Modell deckt die Augenpartie vollständig<br />

ab und drückt nirgends, auch nicht<br />

auf der Nase. Gegen das einstmals<br />

gefürchtete Beschlagen der Skibrille<br />

und den folgenden «Blindflug» führen<br />

die Hersteller Innovationen wie Anti-Fog-Beschichtungen,<br />

Doppelscheiben<br />

und besonders luftdurchlässige<br />

Schaumstoffpolster ins Feld. Auch die<br />

Wölbung des Glases spielt hier übrigens<br />

eine Rolle: Sphärische, also in horizontaler<br />

und vertikaler Richtung gewölbte<br />

Brillen bilden einen grösseren Innenraum,<br />

was mehr Luftzirkulation erlaubt.<br />

Ein weiterer Vorteil dieser Gläser ist<br />

die bessere Rundumsicht. Zylindrische<br />

Gläser, die nur horizontal gewölbt sind,<br />

sind hingegen meist etwas günstiger.<br />

Ein wichtiges Kriterium für den<br />

Kauf einer Skibrille ist die Lichtdurchlässigkeit.<br />

Wie viel hindurchgelassen<br />

wird, gibt der Lichttransmissionsgrad<br />

oder auch VLT-Wert an. Bei Skibrillen<br />

findet man – ebenso wie bei Sonnenbrillen<br />

– meist nicht den genauen Wert,<br />

sondern eine Abstufung in fünf Kategorien<br />

von 0 bis 4. Zur Kategorie 0 zählen<br />

Brillen mit Klarsichtscheiben, etwa für<br />

Nachtskitouren. Gläser der Kategorie 1<br />

und 2 sind für schlechtes bis wechselhaftes<br />

Wetter zu empfehlen, Kategorie<br />

3 bei sonnigem Wetter. Gläser der Kategorie<br />

4 kommen bei sehr hellen Bedingungen,<br />

wie etwa auf dem Gletscher,<br />

zum Einsatz. Wer nun verschiedene<br />

Lichtsituationen mit einer Brille abdecken<br />

will, hat zwei Optionen: Entweder<br />

wählt man ein Modell mit Wechselgläsern<br />

oder man entscheidet sich für<br />

photochromatische Gläser. Sie besitzen<br />

lichtempfindliche Moleküle und reagieren<br />

so auf unterschiedliche Lichtverhältnisse.<br />

Bei hellem Sonnenschein<br />

verdunkeln sie sich und werden lichtundurchlässiger,<br />

bei wenig Licht werden<br />

sie wieder durchlässiger. Gängig sind<br />

Skibrillen, die die Kategorien 1-3 oder<br />

2-4 abdecken.<br />

Die Farbe des Brillenglases hat<br />

mit der Lichtdurchlässigkeit übrigens<br />

nichts zu tun. «Bestimmte Farbtönungen<br />

können beispielsweise Kontraste<br />

bei schwierigen Sichtverhältnissen verbessern,<br />

dies ist jedoch nicht zu verwechseln,<br />

wie eine Brille von aussen<br />

aussieht», betont Litmanen. Polarisierende<br />

Gläser reduzieren störende Reflektionen<br />

und Spiegelungen, etwa auf<br />

Wasser oder Eis. Sie sind auch etwas<br />

kontrastreicher, wodurch man das Gelände<br />

etwas besser lesen kann. Alle bei<br />

Bächli erhältlichen Skibrillen sind natürlich<br />

gegen UV-Licht geschützt.<br />

Wie der Helm wird auch die Skibrille<br />

auf Skitour selten durchgängig getragen.<br />

Sind die Bedingungen nicht ganz<br />

unwirtlich, ist im Aufstieg die Sonnenbrille<br />

die bessere Wahl. «Beim Transport<br />

der Skibrille sollte man das Glas<br />

immer schützen, beispielsweise mit<br />

einer Gogglesoc», rät Litmanen. Zum<br />

Reinigen der Brille verwendet man am<br />

besten nur ein spezielles Putztuch oder<br />

Mikrofasertuch und Wasser. Ist das Glas<br />

bereits stark verkratzt oder hat die Anti-Fog-Beschichtung<br />

ihre Wirkung verloren,<br />

sollte über eine Neuanschaffung<br />

nachgedacht werden. Bei Helmen empfehlen<br />

Hersteller übrigens einen maximalen<br />

Gebrauchszeitraum von etwa<br />

fünf Jahren – nach einem Sturz sollte er<br />

aber umgehend getauscht werden.<br />

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34<br />

35


Wegweiser Skitour Davos Klosters/Prättigau<br />

Touren-Sinfonie<br />

in Weiss<br />

Wilde Grate und sanfte, weisse Buckel. Epische Aufstiege<br />

und rasante Abfahrten im staubenden Pulverschnee.<br />

Davos Klosters und das Prättigau mögen für ihre Skigebiete<br />

weltbekannt sein, aber auch jenseits davon gibt<br />

es auf genussvollen Skitouren jede Menge zu entdecken.<br />

Text & Fotos Christian Penning<br />

Ungestörte Pulverträume:<br />

Die lange Abfahrt vom<br />

Glattwang-Gipfel in den<br />

Fideriser Heubergen nach<br />

Fideris bietet viel Panorama<br />

und puren Genuss.


Wegweiser Skitour Davos Klosters/Prättigau<br />

‹1› Skitourentraum:<br />

Das Walserdorf<br />

Monstein bietet sich<br />

als Basislager abseits<br />

vom Davoser Skirummel<br />

an.<br />

‹2› Idylle: An urchigen<br />

Alphütten herrscht<br />

in den Fideriser Heubergen<br />

kein Mangel.<br />

‹1›<br />

Eine Sinfonie – klanggewordene Bilder, mehrere Sätze, berührende<br />

Szenen, ein Auf und Ab der Gefühle. So wie dieses lange<br />

Tourenwochenende in Graubünden. Eine Sinfonie in Weiss. Die<br />

Anreise führt durch Davos, die höchstgelegene Stadt Europas<br />

– ein quirliger Skiort, umgeben von Bergen, Seilbahnen und<br />

fetten Freeride-Spots. Nur einen Katzensprung weiter liegt<br />

Monstein. Kurz hinter der Davoser Fraktion Glaris und dem<br />

Skigebiet Rinerhorn mäandert ein schmales Bergsträsschen<br />

durch den Bergwald hinauf in das historische Walserdorf. Rustikale,<br />

sonnengegerbte Holzhäuser, ein gedrungenes Kirchlein<br />

am Waldrand. Die Zeit scheint stillzustehen.<br />

Am Ende der Dorfstrasse ziehen Anna und Jürg die Felle auf,<br />

klicken ihre Tourenschuhe in die Bindungen. Der erste Aufstieg<br />

dieses Trips beginnt mit einem moderaten Andante, unterlegt<br />

von einem kratzigen «ccchhhrr ccchhhhrr». Das Schleifen der<br />

Aufstiegsfelle auf dem hartgefrorenen, harschigen Untergrund<br />

gibt den Takt vor. Es ist noch kalt und schattig an diesem<br />

Morgen. Kleine Dampfwölkchen entweichen den Lungen.<br />

Nach knapp dreihundert Höhenmetern ist die Oberalp erreicht<br />

– eine Ansammlung urchiger Alphütten. Jetzt im Winter sind<br />

sie verwaist. Die Schneehauben auf ihren Dächern wirken wie<br />

Decken, unter denen sie es sich kuschelig gemacht haben.<br />

Weiter! Jenseits der 2000-Meter-Marke lassen Jürg und Anna<br />

die letzten Lärchen hinter sich. Das weite Hochtal öffnet sich<br />

wie ein alpiner Festsaal.<br />

Traumtag und böse Überraschung<br />

Gipfel, wohin man blickt. Rechts, links, geradeaus. Die Sonne<br />

strahlt. «Wow», schwärmt Anna, «wem da nicht das Herz auf-<br />

‹2›<br />

«In den Fideriser<br />

Heubergen erklingt die<br />

Tourensinfonie<br />

in sanften Tönen.»<br />

Wolle. Oder<br />

gar nichts.<br />

Durch die Natur entwickelt.<br />

Durch Innovation verbessert.<br />

38<br />

39


Wegweiser Skitour Davos Klosters/Prättigau<br />

Thema Rubrik<br />

geht …!» Längst hat sie ihren Rhythmus gefunden, geniesst<br />

den Anstieg. «In deinem eigenen Tempo zu gehen, ist das A<br />

und O der Strategie für genussvolle Skitouren», weiss sie als<br />

erfahrene Tourengeherin. «Lass dich nicht hetzen, dann hast<br />

du mehr von der Tour.» Auch Jürg lässt es entspannt angehen.<br />

Um Kraft zu sparen, hat er sich für Leichtbau-Tourenski<br />

entschieden.<br />

Nahe der Alp Fanezmeder schwingen sich sanfte Buckel<br />

wie Wellen unterhalb der felsigen Klippen des Chrachenhorns<br />

(2891 m) auf. «Feinster Pulverschnee …», grinst Jürg,<br />

Weisse Welt: Die<br />

Fideriser Heuberge<br />

bieten neben sanftem<br />

Gelände auch ein<br />

paar kurze Steilpassagen.<br />

0<br />

Anzahl der Skilifte im Bergdorf<br />

Monstein bei Davos<br />

270<br />

Durchschnittliche Schneetage<br />

pro Jahr auf dem Weissfluhjoch<br />

(2693 m) zwischen Davos und<br />

dem Prättigau<br />

1932<br />

Bau der ersten Berghütte<br />

Berghaus Heuberge und Beginn<br />

des touristischen Tourengehens<br />

im Alpgebiet der Fideriser<br />

Heuberge<br />

WIDER<br />

ALLE<br />

WINDE<br />

SKIFAHREN IST PURE<br />

LEIDENSCHAFT<br />

Mit der Outfit-Kombi bist<br />

Du bei jeglichem Wetter<br />

bestens gerüstet.<br />

1 |<br />

als er schwungvoll den Skistock durch den Schnee schwingt<br />

und eine Fahne glitzernder Kristalle durch die Luft wirbelt.<br />

«… zu gut, um die Gelegenheit ungenutzt zu lassen.» Spontan<br />

ziehen Jürg und Anna eine Schleife hinauf auf den Buckel<br />

neben der Aufstiegsroute.<br />

Felle runter, und los! Der Schnee stiebt und staubt. Feiner<br />

kann ein Genusshang nicht sein. Jürg setzt zum letzten<br />

Schwung an, ehe er die reguläre Aufstiegsroute wieder erreicht.<br />

Bahmm! Mit einem Schlag verschwindet er in einer<br />

Staubwolke. «Was war das denn?», wundert er sich, als er sich<br />

aus dem Schnee gräbt. Urplötzlich hat sich einer seiner Ski in<br />

ein Loch hinter einem nur leicht mit Schnee zugewehten Fels<br />

gebohrt. Erst jetzt registriert Jürg die böse Überraschung. Als<br />

er den Ski aus dem zerwühlten Schnee zieht, hängt der ab der<br />

Bindung wie eine Fahne auf Halbmast. Skibruch!<br />

Während Jürg auf einem Ski ins Tal schwingt, um ein<br />

Paar Ersatzski aus dem Auto zu holen, setzen Anna und ich<br />

den Aufstieg durch das südseitige Bärentälli fort. Hier hat sich<br />

der Schnee gut gesetzt, die Lawinengefahr ist gering. Wir wollen<br />

Jürg später unterhalb des Älplihorn-Gipfels wieder treffen.<br />

Gipfelmeer und Pulverrausch<br />

Kaum ein Lufthauch regt sich an diesem Tag. Ideal, um zwei<br />

Stunden später den Zmittag mit Blick auf das unendliche Gipfelmeer<br />

der Albula Alpen und der Silvretta in vollen Zügen zu<br />

geniessen. «Die steilere Westflanke hat guten Pulver», funkt<br />

Jürg wenig später. Im Aufstieg hat er die Abfahrtsroute mit<br />

dem Fernglas inspiziert. Etwas unterhalb des Gipfels treffen<br />

wir Jürg wieder. Er muss Anna von seinem Plan nicht lange<br />

40<br />

überzeugen. Auch der Lawinenlagebericht signalisiert grünes<br />

Licht: Stufe zwei. Dennoch checken Jürg und Anna das Gelände<br />

bei der Einfahrt in den ersten Hang nochmals genau<br />

auf die Schneequalität. Passt! Beim letzten Schneefall war<br />

kaum Wind im Spiel. Die Schneebrettgefahr ist gering. Und so<br />

werden mit überlegter Linienwahl die Turns ins Tal zu einem<br />

berauschenden Allegro im wirbelnden Pulver.<br />

Ein paar Firnschwünge in Talnähe beenden das Abfahrtsfest.<br />

Traditionelle Holzhütten säumen den Ortsrand von Monstein.<br />

Wie in den Tälern von Saas Fee oder Zermatt fussen sie<br />

auf Steinsäulen mit mächtigen Granitplatten. Tatsächlich waren<br />

die ersten Siedler von Monstein Walliser und brachten auch<br />

ihre Tricks der alpinen Baukunst mit. Die «Müüsplatta» halten<br />

bis heute Ungeziefer und Mäuse von den Hütten fern. Doch die<br />

Zeiten, in denen Alpwirtschaft und das Bergwerk am Silberberg<br />

für das Auskommen der Monsteiner sorgten, sind längst vorbei.<br />

Heute ist Monstein ein idyllisches Basislager für Winterwanderer<br />

und Skitourengeher – ganz ohne Skilifte. Und mit einer<br />

ganz speziellen Art Après-Ski. In der ehemaligen Sennerei sitzt<br />

die Brauerei Biervision Monstein AG, die verschiedene Sorten<br />

«Monsteiner» Bier anbietet. Bei ihrem Betriebsstart 20<strong>01</strong> galt<br />

sie als höchstgelegene Brauerei der Schweiz – 1620 Meter über<br />

dem Meeresspiegel. Dieser Superlativ wackelt im Zeitalter der<br />

Micro-Breweries zwar, doch einen Besuch ist die Dorfbrauerei<br />

allemal wert. Mit hellem Huusbier, leichtem Mungga, dunklem<br />

Gemsli oder Schneehas Weizenbock stemmen sich Braumeister<br />

Sebastian Degen und Brauer Marcel Schneider wie zwei<br />

unbeugsame Gallier gegen die übermächtigen globalen Bierkonzerne.<br />

Dass der Laden läuft, dafür sorgen nicht zuletzt 1350<br />

3 |<br />

2 |<br />

1 | 3L Jacket Pizac<br />

2 | Down Jacket<br />

Silvretta<br />

3 | 3L Pants Pizac<br />

Schöffel Botschafterin Fanny Smith<br />

Skicross Weltmeisterin,<br />

Olympische Medaillengewinnerin 2<strong>01</strong>8 und 2022,<br />

3x Gesamtweltcupsiegerin<br />

41


Wegweiser Skitour Davos Klosters/Prättigau<br />

Waren für Winterfreuden<br />

Ein Fest für Pulverfans<br />

sind bei guten<br />

Bedingungen die vielfältigen<br />

Abfahrtsvarianten<br />

am Älplihorn<br />

bei Monstein.<br />

Schöne Schwünge in unberührten Schnee zirkeln,<br />

verschafft grosse Glücksgefühle. Der kürzeste Weg dorthin führt über<br />

die passende Ausrüstung.<br />

Breite Bretter<br />

Goldene Mitte<br />

Tourentipps und Anreise:<br />

baechli-bergsport.ch/<br />

davos-praettigau<br />

lokale und internationale Privataktionäre. Als Dividende winken<br />

jedes Jahr zwei Liter Fassbier – und uns ein krönender Abschluss<br />

des ersten Satzes unserer Sinfonie.<br />

Fideriser Heuberge – klein, aber fein<br />

Zweiter Tag, zweiter Satz. Die Tourensinfonie erklingt heute in<br />

sanften Tönen. Die Berge sind etwas weniger hoch, die Gipfel<br />

weniger schroff. Ein Shuttle-Bus brummt von Fideris im<br />

Prättigau in die Fideriser Heuberge. Immer wieder stoppt der<br />

Busfahrer auf dem Weg nach oben. Denn die Zufahrtsroute ist<br />

gleichzeitig die längste Schlittelpiste der Schweiz – zwölf Kilometer<br />

auf 1100 Höhenmeter. In einem schneesicheren Hochtal<br />

auf 2000 Metern Höhe liegt das kleine Familienskigebiet Fideriser<br />

Heuberge. Ein idealer Startpunkt für Genuss-Skitouren<br />

rundherum. Im Konzert mit unzähligen Heugaden stehen hier<br />

drei Berghäuser. Schneesportler haben die Auswahl zwischen<br />

Chalets und gemütlichen Zwei- oder Vierbett-Zimmern. Eine<br />

feine Sache, wenn man nicht darauf aus ist, die Nächte im Massenlager<br />

einer Hütte mit notorischen Schnarchern zu teilen.<br />

Doch noch steht die Sonne hoch am Himmel. Ein Schlepplift<br />

verkürzt die Aufstiegszeit zum Chistenstein (2474 m) auf rund<br />

eine Stunde. Vor dem Gipfel bietet die liebliche Wintersinfonie ein<br />

kurzes, dramatischeres Intermezzo. Anna und Jürg befestigen<br />

die Ski an ihren Rucksäcken. «So geht’s leichter», meint Jürg.<br />

Die letzten Meter des steilen Gipfelgrates stapfen beide mit Ski<br />

am Buckel gen Ziel. Zeit für einen Allegro-Part: Weite Pulverhänge,<br />

rassige Rinnen – die Abfahrt wird zu einem leidenschaftlichen<br />

Appassionato. Bei einem Glas Merlot schwärmen Anna und Jürg<br />

noch abends davon, genauso wie von der pulvrigen nordseitigen<br />

Genussabfahrt an der Arflinafurgga.<br />

Kleiner Aufstieg, grosses Abfahrtskino<br />

Dritter Satz – aller guten Dinge sind drei! Zum genüsslichen<br />

Ausklang hat Jürg für den letzten Tag was ganz Besonderes<br />

ausgetüftelt. Eine Abfahrt mit minimalem Aufstieg und<br />

maximalem Abfahrtsspass. Nur rund 400 Höhenmeter sind<br />

es vom Berghaus Arflina bis auf den Glattwang-Gipfel. Bald<br />

gleicht der Blick auf die Gebäude im Skigebiet der Aussicht<br />

auf eine Spielzeugeisenbahnlandschaft. Irgendwie passend<br />

zu dem Mini-Skigebiet mit langer Tradition. Schon Anfang der<br />

1930er-Jahre entstanden das Berghaus Heuberge und das<br />

Skihaus Arflina. Bald kamen die ersten Lifte. Dennoch ist der<br />

Takt der Zeit bis heute gemächlich. Die Heuberge zählen zu<br />

den letzten Refugien der vom Aussterben bedrohten Bügellifte.<br />

Gleichzeitig aber fehlt es den Verantwortlichen nicht an visionären<br />

Ideen. Bis 2030 wollen sie das Gebiet zum Eco-(Ski-)<br />

Resort transformieren. Ein erster Schritt: Die 2020 in Betrieb<br />

genommene Sauna mit Solarenergie.<br />

Vom Glattwang-Gipfel (2376 m) schweift der Blick hinüber<br />

auf die nördliche Talseite des Prättigaus. Zu Füssen der Sulzfluh<br />

liegt das Skitouren-Eldorado St. Antönien. Etwas weiter<br />

westlich bei Fanas verkürzt die Bergbahn den Anstieg zu den<br />

baumfreien Südhängen des Sassauna-Gipfels (2307 m). Ein<br />

Traum bei Firn. Doch auf Jürg und Anna wartet nochmals Pulver.<br />

Ein grandioses Finale: 1600 Höhenmeter am Stück. Ganz<br />

allein. Kein Mensch weit und breit. Eine Ode an die Freude.<br />

«Zeit für ein Panaché!», ruft Anna, als sie unten in Fideris ihre<br />

Ski schultert. Auf der Sonnenterrasse des Talgasthofes setzen<br />

Anna und Jürg ihre Rucksäcke ab. «Viva, auf drei Tage Genuss!»,<br />

lacht Jürg. Noch einmal blicken die beiden hinauf zu den Gipfeln.<br />

Welch ein Schlussakkord dieser Tourensinfonie!<br />

Steht maximaler Abfahrtsspass im Vordergrund,<br />

geht nichts über einen breiten Ski.<br />

Der Agent 3X von Faction verschafft mit 106<br />

mm Breite unter der Bindung satten Auftrieb<br />

– und bleibt trotz alledem noch leicht<br />

genug, um kraftsparend die Abfahrtsziele<br />

beim Freetouring zu erreichen. Aufgebaut<br />

ist der Agent 3X in Sandwichbauweise: Ein<br />

Holzkern aus Karuba wird zusammen mit<br />

Stahlkanten und Seitenwangen in voller<br />

Stärke verbaut. Beim Druck- und Zuggurt<br />

werden Einlagen aus Glasfaser mit Strängen<br />

aus Carbon eingesetzt. Im Bindungsbereich<br />

sorgt eine Montageplatte aus Titanal für eine<br />

solide Verbindung zwischen Bindung und<br />

Ski. Bei hohem Tempo und in zerfahrenem<br />

Tiefschnee performt der Agent 3X wie ein<br />

Freerideski, in technisch anspruchsvollem<br />

Gelände überzeugt der Agent 3x dank Tipund<br />

Tailrocker und der vielseitigen Taillierung<br />

für verspieltes, präzises Handling. Taillierung<br />

134-106-124, Längen: 164, 172, 178.<br />

1 AGENT 3X<br />

FACTION<br />

Gewicht: 3160 g/Paar (172 cm), CHF 688.–<br />

Feine Füllung<br />

Isolation ist die Kunst, möglichst viel Luft<br />

auf möglichst kleinem Raum einzusperren.<br />

Dafür verantwortlich ist bei einer Daunenfüllung<br />

die Bauschkraft – gemessen in cuin.<br />

Die Supercouloir 1000 Down Jacket bewegt<br />

sich mit ihren 150 Gramm fein ausgelesenen<br />

Daunen mit 1000 cuin Bauschkraft<br />

dabei am oberen Ende des Machbaren. Die<br />

RDS-zertifizierten Daunen werden eingehüllt<br />

von einem wasser- und windabweisenden<br />

Pertex Quantum-Gewebe, das zudem<br />

auch Stretcheigenschaften besitzt. Mit<br />

der helmtauglichen Kapuze, zwei äusseren<br />

RV-Taschen und einer Innentasche ist sie die<br />

ideale Jacke, um beim Eisklettern oder beim<br />

winterlichen Bergsteigen warm zu bleiben.<br />

2 SUPERCOULOIR 1000 DOWN JACKET<br />

LA SPORTIVA<br />

Gewicht: 440 g<br />

CHF 499.–<br />

1<br />

2<br />

3<br />

Der Maestrale ist ein Dauerbrenner im Scarpa-Sortiment<br />

und nimmt in der Skitourenkollektion<br />

der Italiener die goldene Mitte<br />

zwischen dem aufstiegsorientierten F1 und<br />

dem Freeridemodell Quattro ein. Der vielseitige<br />

Dreischnaller punktet gleichermassen<br />

mit Flexibilität und Stabilität: Im Aufstieg<br />

verschaffen 61 Grad Rotationswinkel genug<br />

Bewegungsfreiheit, in der Abfahrt sorgen der<br />

raffiniert geführte Wave-Closure-Kabelzug<br />

am Vorfuss und der Powerstrap am Schienbein<br />

für direkte Kraftübertragung. Der neue<br />

Maestrale wird grösstenteils aus Pebax Rnew<br />

gefertigt, welches auf erneuerbaren Stoffen<br />

basiert. Der Vorlagewinkel von 16 Grad kann<br />

angepasst werden, ein Recco-Reflektor ist<br />

integriert. Die Vibram Cayman LT-Sohle inklusive<br />

Traction Lug-Stollen bietet viel Grip<br />

für Gehpassagen, der Innenschuh ist für eine<br />

perfekte Anpassung thermoformbar.<br />

3 MAESTRALE<br />

SCARPA<br />

Gewicht: 2769 g/Paar (Gr. 27)<br />

CHF 699.–<br />

Bächli<br />

Einkaufsbegleiter<br />

Sie wollen den Abfahrtsgenuss<br />

auf Ihren Skitouren erhöhen<br />

und wünschen eine individuelle<br />

Beratung? Wir erledigen eine<br />

zeitsparende Vorauswahl und<br />

beraten Sie in entspannter<br />

Atmosphäre, ohne jegliche<br />

Kaufpflicht.<br />

baechli-bergsport.ch/<br />

einkaufsbegleiter<br />

42<br />

43


Expert Grenzen im Leichtbau<br />

Expert<br />

Das Limit der<br />

Leichtigkeit<br />

Heutige Bergsportprodukte sollen nicht nur leicht sein,<br />

sondern auch allen Anforderungen von Sicherheit und<br />

Haltbarkeit gerecht werden. Ob diese Rechnung aufgeht<br />

und zu welchen Kompromissen wir Kunden bereit sind,<br />

haben wir unsere Materialeinkäufer gefragt.<br />

Die gute alte Zeit?<br />

In Sachen Bergsportausrüstung war früher sicher<br />

nicht alles besser. Noch vor wenigen Jahrzehnten<br />

stand für die meisten alpinen Zwecke genau<br />

ein Produkt zur Auswahl, das einer entsprechend<br />

breiten Anwenderschaft dienen musste. Erst<br />

die moderne Kunststoffverarbeitung ermöglichte<br />

Annehmlichkeiten wie reissfeste Kernmantelseile,<br />

wind- und wasserdichte Dreilagenjacken oder<br />

hydrophob behandelte Daunenfüllungen, die uns<br />

am Berg das Leben leichter machen.<br />

Text Thomas Ebert<br />

Die Internationale Sportartikelmesse<br />

hat sich vom Corona-Einbruch noch<br />

nicht wieder ganz erholt, führt mit Fug<br />

und Recht aber weiterhin den inoffiziellen<br />

Titel «Leitmesse», auch im Bereich<br />

Outdoor- und Bergsport. Wer Ende November<br />

– wie etliche namhafte Hersteller<br />

auch – nicht in München zugegen<br />

war, kann sich anhand der vergebenen<br />

ISPO Awards ein Bild davon machen,<br />

welche Innovationen gerade preisverdächtig<br />

sind. Es folgen Zitate aus den<br />

Pressetexten der ausgezeichneten Produkte<br />

im Bereich «Mountaineering &<br />

Hiking»: Von einem Schlafsack ist da<br />

die Rede, der «ultraleicht und äusserst<br />

strapazierfähig» sei, von einer Jacke,<br />

die «vor allem ihr minimales Gewicht<br />

in Kombination mit höchster Funktionalität<br />

von anderen unterscheidet»,<br />

von einem Unterhemd aus einem Stoff,<br />

der «maximale Wärme bei minimalem<br />

Gewicht und ein angenehmes Gefühl<br />

auf der Haut» biete. In einer weiteren<br />

Schlafsack-Laudatio bestätigt die Jury<br />

schliesslich das Gefühl, das sich beim<br />

Leser längst breitgemacht hat: «Aussergewöhnliche<br />

Innovationen sind erforderlich,<br />

um dem Trend und der Kategorie<br />

Lightweight interessante Produkte<br />

beizusteuern.»<br />

Wer nun stutzig wird und glaubt,<br />

dass weiterer Fortschritt nur noch in<br />

Form heliumgefüllter Karabiner möglich<br />

ist, dem sei Entwarnung gegeben:<br />

Wenige Dinge haben im Bergsport<br />

mehr Tradition als eine Produktwerbung,<br />

die vermeintlich Gegensätzliches<br />

in Einklang bringt. Schon 1930 bewarb<br />

ein Dresdner Sporthaus seinen «Akademikerpickel»<br />

mit dem Slogan «rassig<br />

– leicht – wuchtig», wobei jeder,<br />

der schon einmal ein Stück Metall im<br />

Eis versenkt hat, zum Thema «leicht»<br />

und «wuchtig» seine eigene Meinung<br />

haben wird. Aber zurück zur Sportartikelmesse<br />

ISPO. Viel aufschlussreicher<br />

als die jährlich mehr oder minder identischen<br />

Versprechen war ein Satz, der<br />

scheinbar beiläufig im Juryurteil einer<br />

weiteren preisgekrönten Jacke zu lesen<br />

war: «Die Zielgruppe für die Jacke<br />

ist der moderne Alpinist, der bei seiner<br />

Ausrüstung ein paar Gramm einsparen<br />

möchte, sich aber gleichzeitig bei jedem<br />

Wetter geschützt fühlen will.»<br />

Sparen bei vollem Schutz, oder:<br />

Aufstieg ohne Mühe, Genuss ohne Reue,<br />

Gewinn ohne Verzicht – das ist ganz offensichtlich<br />

die Richtschnur für heutigen<br />

Leichtbau im Bergsport. Aber geht<br />

diese Rechnung auch auf? Welche positiven,<br />

welche negativen Entwicklungen<br />

hat der Megatrend «Lightweight»<br />

in den letzten Jahren und Jahrzehnten<br />

der Bergsportbranche beschert? Anlässlich<br />

50 Jahre Bächli Bergsport haben<br />

wir zwei unserer Produkteinkäufer<br />

zu diesem Thema befragt.<br />

Illustration: Saija Sollberger<br />

Leichter, aber auch besser?<br />

Die gute Nachricht für Bergsportler: Dank Kevlar, Aramid,<br />

Carbon, Grilamid, Dyneema & Co. specken Schuhe, Gurte,<br />

Rucksäcke und viele andere Ausrüstungsgegenstände<br />

Jahr für Jahr ab. Aber: Bisweilen gehen mit den Pfunden<br />

(bzw. Gramm) auch Robustheit und Vielseitigkeit verloren.<br />

Der Einsatzbereich von Ultraleicht-Produkten wird immer<br />

schmäler, ihre Lebensdauer kürzer. Hat der Lightweight-Trend<br />

seinen Zenit erreicht?<br />

44<br />

45


Expert Grenzen im Leichtbau<br />

46<br />

«Das beste Material<br />

muss nicht für<br />

jeden Bergsportler<br />

zwingend<br />

das leichteste sein.»<br />

Matthias Schmid<br />

Produktmanager<br />

Von Gamechangern und<br />

Meilensteinen<br />

Matthias Schmid, Einkäufer für den<br />

Bereich Hardware, bestätigt zunächst<br />

den Eindruck, wonach die Kunden in<br />

den letzten Jahren verinnerlicht hätten,<br />

dass am Berg jedes Gramm zähle – womöglich<br />

mehr als alles andere. «Jeder<br />

und jede hat diesbezüglich wohl schon<br />

schlechte Erfahrungen gemacht»,<br />

meint Schmid mit Blick auf überzogene<br />

Erwartungen. «Ein Rucksack, der<br />

nicht bequem ist, macht kaum Sinn,<br />

auch wenn er noch so leicht ist.» Dasselbe<br />

gelte für den Produktbereich Ski:<br />

«Ein ultraleichter, aufstiegsorientierter<br />

Ski wird im Aufstieg immer punkten<br />

können», so Schmid, und fragt rhetorisch:<br />

«Doch kann dieser auch noch bei<br />

der Abfahrt mit schwerem Rucksack<br />

überzeugen?» Solche Erwartungen<br />

zu dämpfen, zu korrigieren und jedem<br />

Kunden das zu ihm passende Produkt<br />

zu empfehlen, stehe daher im Fokus<br />

von nahezu jedem Kundengespräch.<br />

Auch Marcus Liss, der den Bereich Textileinkauf<br />

verantwortet und davor selbst<br />

in verschiedenen Produktkategorien im<br />

Verkauf tätig war, sieht das Streben<br />

nach «Lightweight» als grossen Innovationstreiber<br />

der letzten Jahre. Er<br />

betont aber auch die hohen Ansprüche<br />

an Sicherheit, gerade im (hoch-)alpinen<br />

Bergsport: «Unser Kunde erwartet von<br />

seiner Ausrüstung viel und macht ungern<br />

Abstriche bei der Haltbarkeit, nur<br />

damit etwas ein paar Gramm leichter<br />

ist», so Liss.<br />

Grundsätzlich einig sind sich<br />

Schmid und Liss, dass in den letzten<br />

Jahrzehnten immense Fortschritte<br />

in Sachen Gewicht gemacht wurden.<br />

«Beeindruckend», so Schmid, «ist die<br />

Entwicklung bei den Karabinern. Diese<br />

sind zuverlässig wie eh und je, benötigen<br />

dafür aber deutlich weniger Metall.»<br />

Und den Schritt vom Hanf- zum<br />

modernen Kernmantelseil, der sich im<br />

Breitensport bald nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg vollzog, hält Schmid für einen<br />

«Meilenstein des Bergsports» – hier<br />

ermöglichte der Kunststoff nicht nur<br />

ein leichteres, sondern auch deutlich<br />

sichereres Produkt. Auf ein paar Jahre<br />

später datiert Liss «den grossen Gamechanger<br />

im Textilbereich», als man von<br />

Baumwolle & Co. auf Polyester und<br />

schliesslich funktionelle Membranen<br />

wechselte. «Das war die Geburtsstunde<br />

der heutigen Outdoor-Industrie, die fast<br />

genau mit unserem 50-jährigen Jubiläum<br />

zusammenfällt.»<br />

Als Beispiel für grosse Entwicklungssprünge<br />

in diesem Jahrtausend<br />

hebt Schmid besonders den Bereich<br />

Tourenski hervor. Moderne Skitourenschuhe<br />

seien kaum noch mit ihren Vorgängern<br />

vergleichbar, seit vor rund 15<br />

Jahren Materialien wie Grilamid oder<br />

Carbon Einzug in den Schuhbau hielten<br />

und das Segment der «aufstiegsorientierten»<br />

Tourenskischuhe begründeten.<br />

Und dann die Bindungen: «Es ist noch<br />

keine zehn Jahre her, als wir zum ersten<br />

Mal mehr Pin-Bindungen als Rahmenbindungen<br />

verkauft haben. Heute<br />

könnte man es sich gar nicht mehr anders<br />

vorstellen», schildert Schmid den<br />

Siegeszug des Bindungssystems, das<br />

einst nur im Rennbereich bei Leichtbaufreaks<br />

Anklang fand.<br />

Über den Berg oder noch<br />

im Aufwind?<br />

Gerade im Skibereich habe die Vielzahl<br />

an Innovationen aber auch seine Schattenseiten,<br />

findet Marcus Liss, der selbst<br />

im Skiverkauf tätig war. Zum einen die<br />

Grammjagd ohne Kompromisse: «Dünne<br />

Kanten und dünne Beläge lassen die<br />

Reklamationsrate ansteigen, das ist<br />

einfach so», konstatiert Liss. «Manche<br />

Hersteller gehen da eher ans Limit als<br />

andere – aber am Ende sind wir dafür<br />

zuständig, dass der Kunde ein funktionierendes<br />

Produkt hat.» Zum anderen<br />

nennt er die Abstimmung von Ski,<br />

Bindung und Schuh. Heute sei es problemlos<br />

möglich, im Onlineshop nach<br />

dem Kompensationsmotto einen sehr<br />

breiten Ski mit einer filigranen Rennbindung<br />

und einem leichten Tourenskischuh<br />

zu kombinieren. «Das ist ein<br />

Trend der letzten Jahre», findet Liss,<br />

«aber das Fahrgefühl ist er eigentlich<br />

nicht wert.» Liss prognostiziert für<br />

diesen Bereich die Systemintegration,<br />

also Bindung, Schuh und Ski perfekt<br />

passend zueinander. Momentan denke<br />

jeder Hersteller noch in seiner Markenwelt.<br />

«Das macht es in der Kombination<br />

schwieriger.»<br />

NO.<br />

NEIN.<br />

No to harmful chemicals<br />

The Fjällräven Chemical Guidelines help us navigate the complicated<br />

Aiko Bode und das CSR-Team<br />

world of hazardous and banned chemicals, which we are constantly<br />

Wir sagen oft Nein.<br />

updating and revising based on new information. One group of<br />

harmful Nein chemicals zu schädlichen that is getting Chemikalien, a lot of attention zur Misshandlung<br />

are PFCs (perand<br />

polyfluorinated chemicals, also called PFAS).<br />

kurzlebigen<br />

Legislation will<br />

Trends.<br />

begin banning<br />

Erfahre<br />

them<br />

mehr<br />

from the<br />

unter<br />

EU and<br />

fjallraven.com<br />

US starting<br />

in 2025, but we started banning them in 2009. Read about how far<br />

we’ve come at fjallraven.com<br />

von Tieren, zu ressourcenintensiven Materialien und zu<br />

47


Expert Grenzen im Leichtbau<br />

Die schwarzen Schafe, die es in allen<br />

Produktsegmenten gibt, sortieren<br />

Schmid, Liss und ihre Kolleginnen und<br />

Kollegen vom Bächli Bergsport Einkauf<br />

vorab aus. «Es ist eher selten,<br />

dass Produkte so leicht sind, dass die<br />

Sicherheit leidet», so Schmid. «Hier<br />

würden wir aber definitiv die Grenze<br />

ziehen und ein solches Produkt nur<br />

bedingt in unserem Sortiment anbieten.»<br />

Aus dem Textilbereich berichtet<br />

Liss vom Trend der vergangenen Jahre,<br />

vom üblicherweise dreilagigen Laminat<br />

einer Funktionsjacke einzelne<br />

Lagen und damit Gewicht einzusparen.<br />

«Es gab sogar 1,5-Lagen-Laminate,<br />

bei denen die Membran direkt auf ein<br />

Trägermaterial aufgebracht wurde. Die<br />

sind wegen ihrer geringen Haltbarkeit<br />

aber mehr oder weniger wieder verschwunden<br />

vom Markt», schildert Liss.<br />

Eine ähnliche Entwicklung diagnostiziert<br />

sein Kollege Matthias Schmid im<br />

Bereich der Seile. «Bei den Seilen für<br />

alpine Touren geht der Trend aktuell<br />

wieder etwas in Richtung dickere Seile.<br />

9 bis 9,5 mm bewähren sich gut in<br />

alpinem Gelände. Bei den ultradünnen<br />

Seilen war der Verschleiss letztlich<br />

doch zu hoch und auch die Sicherheitsreserve<br />

etwas zu knapp.» Den Experten<br />

Liss und Schmid fällt jeweils auch eine<br />

Sackgasse in ihren Produktbereichen<br />

ein, in denen die Grenzen des Leichtbaus<br />

mehr oder weniger erreicht sind:<br />

Im Klettersport etwa bei Schlaghaken<br />

und Hammer, im Textilbereich bei der<br />

Naturdaune. «Da ist mit Imprägnierung<br />

und allerfeinster 1000-cuin-Auslese<br />

das Maximum ausgereizt», glaubt Liss,<br />

«und gleichzeitig kommen synthetische<br />

Daunen immer näher.»<br />

Und wo geht die Reise hin in Sachen<br />

Leichtbau? Textileinkäufer Liss<br />

glaubt, dass das Thema Lightweight<br />

seinen Zenit langsam erreicht habe,<br />

und zwar aus Gründen der Nachhaltigkeit.<br />

«Niemand akzeptiert Löcher nach<br />

drei oder vier Tagen am Berg, nur weil<br />

die Jacke 200 Gramm leichter ist», so<br />

Liss. Der alpinistische Kunde schaue<br />

schon aufs Gewicht, «aber der Topseller<br />

bei Bächli war traditionell immer<br />

die robusteste Dreilagenjacke», schildert<br />

Liss – und zeichnet damit ein fast<br />

schon beruhigend konträres Bild zum<br />

eingangs zitierten «modernen Alpinisten»,<br />

der jedes Ausrüstungsstück auf<br />

Der Scarpa Denali XT (links) war um die Jahrtausendwende ein beliebter Schuh, besonders bei<br />

abfahrtsorientierten Freetourern (was man damals noch nicht so genannt hätte). Je nach Schuhgrösse<br />

brachte er im Paar zwischen dreieinhalb und vier Kilo auf die Waage. Pin-Inserts gab es<br />

nicht. Sein Nach-Nach-Nachfolger, der 4-Quattro SL von Scarpa, schlägt anno 2023 mit deutlich<br />

weniger als drei Kilogramm zu Buche und dürfte den Denali in Sachen Steifigkeit und Abfahrtsspass<br />

um Längen schlagen.<br />

die Goldwaage legt. Für Hartwarenfachmann<br />

Schmid ist die Reise noch nicht zu<br />

Ende: «Der Bergsport war immer schon<br />

im Wandel. Neue Materialien oder Konstruktionen<br />

bieten auch neue Chancen.»<br />

Aber auch Schmid rät zu gesunder<br />

Skepsis, wenn ein besonders leichtes<br />

Produkt auch in allen anderen Disziplinen<br />

punkten soll. «Das beste Material<br />

muss nicht für jeden Bergsportler<br />

zwingend das leichteste sein.» Und genau<br />

dort liegt die wohl wichtigste Grenze<br />

in Sachen Leichtbau im Bergsport:<br />

beim Menschen selbst.<br />

«Niemand akzeptiert<br />

Löcher nach<br />

drei oder vier Tagen am<br />

Berg, nur weil<br />

die Jacke 200 Gramm<br />

leichter ist.»<br />

Marcus Liss<br />

Produktmanager<br />

#ShowYourSkins<br />

IM JAHR 1933 GEGRÜNDET IST POMOCA<br />

DER WELTMARKTFÜHRER DER SKIFELLE<br />

SCARPA DENALI XT<br />

20<strong>01</strong><br />

SCARPA 4-QUATTRO SL<br />

2023<br />

48<br />

#AlwaysForward 49


Gipfeltreffen Luke Smithwick<br />

Thema Rubrik<br />

«Mich inspirieren<br />

die weissen Flecken auf<br />

der Skilandkarte.»<br />

500 Skiabfahrten will der Amerikaner Luke Smithwick im<br />

Himalaya bewältigen. Mehr als die Hälfte hat er schon geschafft.<br />

Was treibt diesen Mann jedes Jahr auf acht bis neun<br />

Expeditionen in eisige Höhen?<br />

Interview Christian Penning<br />

Mr. Himalaya: Der amerikanische<br />

Skifahrer, Alpinist und<br />

Bergführer Luke Smithwick<br />

feiert demnächst seine 100.<br />

Himalaya-Expedition.<br />

Sommer 2023. Luke Smithwick packt<br />

zu Hause in den Tetons im US-Bundesstaat<br />

Wyoming für seine nächste<br />

Himalaya-Expedition. Sein Ziel: der<br />

Manaslu (8163 m). Doch längst nicht<br />

nur 8000er interessieren ihn. Fast<br />

100 Expeditionen hat der 43-jährige<br />

Bergsteiger, Bergführer und<br />

Ski-Süchtige in den letzten 13 Jahren<br />

unternommen. Darunter unzählige<br />

Sechstausender und eine Skiabfahrt<br />

vom Shishapangma (8027 m). Erstaunlich,<br />

dass er bei seinen Unternehmungen<br />

in dem rekordträchtigen<br />

Gebirgszug meist unter dem Radar<br />

der weltweiten Alpinisten-Szene<br />

fliegt. Für grosse mediale Auftritte<br />

scheint Luke schlichtweg die<br />

Zeit zu fehlen. Dabei wäre sein Projekt<br />

Himalaya 500 zumindest in der<br />

Ski-Community absolut schlagzeilenträchtig<br />

und -würdig.<br />

Himalaya 500 – klingt nach einem monströsen<br />

Projekt. 500 Skiabfahrten im<br />

Himalaya – was steckt dahinter?<br />

Im Grunde ist das nur eine willkürliche Zahl.<br />

Der Himalaya ist bekannt fürs Höhenbergsteigen<br />

und für Trekking-Touren. Ich möchte<br />

zeigen, dass er auch für Skifahrer enorme<br />

Potenziale birgt. Von Pakistan bis zur<br />

indisch-chinesischen Grenze misst der<br />

Himalaya 2500 Kilometer. 2500 Kilometer<br />

unterschiedlichster, faszinierendster<br />

geologischer Formationen – da<br />

braucht es schon ein paar Abfahrten,<br />

um der Bandbreite dieser Bergkette gerecht<br />

zu werden. Wobei man sagen muss, dass<br />

Skifahren im Himalaya nicht neu ist. Es gibt<br />

Dokumente, dass Menschen schon im späten<br />

19. Jahrhundert auf zwei Brettern die<br />

Berge runter sind. Doch ein Skireiseziel wie<br />

die Alpen, die Rockys oder die Anden ist der<br />

Himalaya bislang noch nicht.<br />

Was zieht dich immer wieder dorthin?<br />

Was mich inspiriert, sind die weissen<br />

Stellen auf der Skilandkarte. Am interessantesten<br />

finde ich die Planungsphase,<br />

Foto: zvg<br />

50<br />

51


Gipfeltreffen Luke Smithwick<br />

«Ein einziger Satz in einem<br />

Reisebericht kann mich<br />

dazu bringen, eine Region<br />

zu erkunden.»<br />

‹1›<br />

vom Himalaya erzähle, sagen viele Leute:<br />

«Ich würde gerne nach Nepal fliegen»<br />

oder «Ich würde gerne den Everest sehen».<br />

Doch die Khumbu-Region (wo sich<br />

der Everest befindet) ist nur ein winziges<br />

Tal dieses riesigen Gebirges. Ich möchte<br />

mehr davon sehen und zeigen.<br />

‹2›<br />

‹1› Infos aus erster Hand:<br />

Diskussion mit Einheimischen<br />

in Agsho, Region Zanskar,<br />

über den Zugang in ein<br />

abgelegenes Tal. Dabei helfen<br />

Smithwick seine Sprachkenntnisse<br />

in Ladakhi.<br />

‹ 2 › Immer dem Schnee nach:<br />

Smithwick in den Wäldern von<br />

Baba Rishi, Kashmir<br />

‹ 3 › Wo gibt's noch weisse<br />

Flecken? Auf Erkundungstour<br />

in der Hunzaregion, Pakistan<br />

wenn ich eine neue Region fürs Skifahren<br />

erkunde. Ich gehe kleinen Hinweisen<br />

nach, von denen ich denke, sie könnten<br />

mich auf meiner abenteuerlichen Suche<br />

nach neuen Skibergen weiterbringen.<br />

Etwa, wenn ich von regelmässigen<br />

Schneestürmen in einer Region höre.<br />

Wenn ich auf einer sommerlichen Klettertour<br />

von Lawinen niedergestreckte<br />

Bäume sehe. Oder wenn ich von einem<br />

Zugang durch eine Schlucht zu unberührten<br />

weissen Bergen höre. Ein einziger<br />

Satz in einem Reisebericht kann mich<br />

dazu bringen, eine Region zu erkunden.<br />

Ein ziemlicher Unterschied zu den Alpen,<br />

wo es für beinahe jedes Tal einen<br />

publizierten Skitourenführer gibt.<br />

Es gibt im Himalaya so gut wie keine<br />

Skiexperten. Also versuche ich mit den<br />

Hirten ins Gespräch zu kommen, weil die<br />

ihre Täler besser kennen als jeder andere.<br />

Wenn ich in Europa oder in Amerika<br />

Was war der Auslöser für deine persönliche<br />

Himalaya-Faszination?<br />

20<strong>01</strong> war ich zum ersten Mal im Himalaya.<br />

Ich war auf Anhieb begeistert.<br />

Wegen der Menschen dort. Aber auch<br />

wegen des Terrains, der massiven Höhenunterschiede.<br />

Ich blieb sechs Monate.<br />

Als ich nach Hause kam, zog ich nach<br />

Alaska und lebte dort zehn Jahre. Alaska<br />

war aussergewöhnlich, genau wie die Alpen.<br />

Aber ich hatte immer im Hinterkopf:<br />

Das ist nicht der Himalaya. Ich muss zurück.<br />

Seit 2<strong>01</strong>0 unternehme ich dort acht<br />

bis neun Expeditionen pro Jahr. Ich habe<br />

eine kleine Wohnung in der Nähe des<br />

Klosters Kopan am Stadtrand von Kathmandu,<br />

und auch eine Bleibe in Ladakh<br />

im Norden Indiens, in Leh. Dort lagere<br />

ich meine Ausrüstung und pendle je nach<br />

Jahreszeit in unterschiedliche Regionen.<br />

Fotos: zvg<br />

Alpinistisch stehen die Achttausender<br />

im Himalaya im Interesse-Ranking ganz<br />

oben. Welche Rolle spielen sie in deinem<br />

Projekt Himalaya 500?<br />

Ich habe für das Projekt bislang einen<br />

Achttausender befahren und werde in<br />

Zukunft noch weitere anstreben. Aber es<br />

gibt im Himalaya zwischen 4000 und 8000<br />

Metern noch so viel mehr zu erkunden.<br />

Mir geht es im Kern ums Skifahren in<br />

unbekannten Gebieten. Das ist für mich<br />

als entdeckungsfreudiger Big-Mountain-Skifahrer<br />

die Essenz. Einige dieser<br />

Gebiete sind sehr wild. Wie vor der Ära<br />

des kommerziellen Bergsteigens. Ohne<br />

touristische Infrastruktur. In anderen<br />

Regionen gibt es Hütten, wie zum Beispiel<br />

in Hunza in Nordpakistan.<br />

Für viele Tourengeher und Freerider ist<br />

Pulverschnee nach wie vor die Krönung?<br />

Wie stehen die Chancen auf Powder im<br />

Himalaya?<br />

Gute Chancen auf Powder hat man im<br />

Hunzatal und im Karakorum. Und natürlich<br />

auch in Kashmir. In Nepal zählen<br />

Humla im Norden, der Westen und die<br />

Annapurna-Region zu meinen Favoriten.<br />

Im Winter ist das gar nicht so viel anders<br />

als in den Alpen oder in den Rockies. Da<br />

kannst du auf 3500 Metern Höhe Skifahren.<br />

Du musst nicht auf Sechs- oder<br />

Siebentausender. Die beste Zeit für steile<br />

Skiabfahrten ist im Mai.<br />

Tägliche Lawinenlageberichte gibt es<br />

dort nicht. Wie gehst du deine Skiprojekte<br />

in puncto Sicherheit an?<br />

Da gehe ich sehr konservativ und defensiv<br />

vor – mit der gleichen Mentalität wie<br />

in Alaska. Du hast niemanden, der dich<br />

rausholt. Wenn du verletzt bist, hast du<br />

nur das Team, mit dem du unterwegs<br />

bist. Meine Devise: nie maximales Risiko.<br />

Ich halte mir immer vor Augen,<br />

wie viel Glück ich habe, diese Wildnis<br />

erleben zu dürfen: die Menschen, die<br />

einzigartige Tierwelt. Das macht eine<br />

Skiexpedition aus.<br />

Wie lange wirst du voraussichtlich für<br />

alle 500 Lines benötigen?<br />

Mehr als die Hälfte habe ich schon. Ich<br />

möchte das Projekt 2025 abschliessen.<br />

Und was kommt danach?<br />

Ich glaube nicht, dass ich jemals aufhören<br />

werde, Skiexpeditionen im Himalaya<br />

zu unternehmen. Wenn ich nicht dort bin,<br />

habe ich das Gefühl, etwas zu verpassen.<br />

Du bist mit deinem Guiding-Unternehmen<br />

selbst an der touristischen Entwicklung<br />

im Himalaya beteiligt. Wie<br />

passt das mit deinem Faible für wilde,<br />

wenig erschlossene Gebiete zusammen.<br />

Ich sehe im Himalaya regelmässig, wie<br />

zerbrechlich die Natur ist. Daher möchte<br />

ich mein Bestes tun, um sie zu erhalten.<br />

Mein Guiding-Stil bedeutet: In kleinen<br />

‹3›<br />

Um seinen Traum zu leben, hat Luke<br />

Smithwick ein Guiding-Unternehmen<br />

gegründet. Himalaya Alpine<br />

Guides bietet von Trekking-Touren<br />

bis zu 8000er-Expeditionen ein breites<br />

Repertoire. Natürlich fehlen auch<br />

geführte Skiprojekte nicht – von<br />

Heli-Skitouren in der Annapurna-<br />

Region bis hin zu Abenteuertouren<br />

mit Pferden. Daneben arbeitet Luke<br />

im Test- und Entwicklungsteam für<br />

die amerikanische Skimarke Moment<br />

Ski und für andere Ski- und<br />

Outdoor-Ausrüster.<br />

52<br />

53


Gipfeltreffen Luke Smithwick<br />

«Seit 2<strong>01</strong>0 unternehme ich acht<br />

bis neun Expeditionen pro Jahr in<br />

den Himalaya. Ich glaube nicht,<br />

dass ich jemals aufhören werde.»<br />

‹1› Erst das Training, dann<br />

das Vergnügen: In den heimischen<br />

Tetons (Wyoming, USA)<br />

bereitet sich Smithwick mit<br />

15-20 Stunden konzentriertem<br />

Uphill-Training auf seine<br />

Expeditionen vor ...<br />

‹ 2 › ... etwa diesen Zustieg<br />

zu einer Skiabfahrt auf 6100<br />

Metern Höhe in Tingri, Tibet.<br />

‹1›<br />

Gruppen und in Regionen ohne entsprechende<br />

touristische Infrastruktur erfolgt<br />

der Approach zum Berg zu Fuss.<br />

Gibt es im Himalaya so etwas wie einen<br />

Skitourismus?<br />

Es geht gerade los. Es gibt interessierte<br />

Investoren aus Singapur. Sie<br />

wollen in Pakistan, Nepal und Indien<br />

aktiv werden. Traditionell ist der Tourismus<br />

im Himalaya von Bergsteigern<br />

aus Europa und vom amerikanischen<br />

Kontinent geprägt. Nun aber entdecken<br />

gut situierte Schichten aus Asien<br />

den Bergsport für sich. Es gibt einen<br />

wahren Reise- und Fitness-Boom. Katalysator<br />

dafür war nicht zuletzt die<br />

Covid-Pandemie. In den letzten zwanzig<br />

Monaten sind vier neue Fluggesellschaften<br />

in Indien an den Start gegangen.<br />

Skigebiete könnten also durchaus<br />

funktionieren. Ich denke, das wäre<br />

o.k., solange Wildnisregionen wirksam<br />

vor übermässigen touristischen<br />

Entwicklungen geschützt werden.<br />

Luke Smithwick<br />

Alter: 43 Jahre<br />

Ausbildung:<br />

Bachelor of Arts Kulturanthropologie,<br />

Bachelor of Science Umweltbiologie,<br />

Bergführer American<br />

Mountain Guides Association<br />

Gipfel und Expeditionen:<br />

64 namenlose Sechstausender,<br />

Mount Everest North Ridge (8848 m),<br />

Dhaulagiri Northeast Ridge (8167 m),<br />

Gasherbrum II Southwest Ridge<br />

(8035 m), Shishapangma (8<strong>01</strong>3 m)<br />

Skiexpedition; mehrere Erstbefahrungen<br />

von Sechstausendern<br />

Web: lukesmithwick.com<br />

himalaya-alpine.com<br />

Instagram: luke_smithwick<br />

Worum geht es Luke Smithwick bei<br />

seinen unzähligen Unternehmungen<br />

im Himalaya? Im Online-Interview<br />

wirkt er nicht, als wäre er darauf aus,<br />

sich mit möglichst vielen Eintragungen<br />

im Buch der Rekorde zu verewigen.<br />

Neben seinem Bergführerdiplom<br />

hat er zwei Universitätsabschlüsse –<br />

in Kulturanthropologie und Umweltbiologie.<br />

Zusätzlich spricht er sechs<br />

Fremdsprachen fliessend, darunter<br />

Hindi, Nepali, Tibetisch und Kashmiri.<br />

Immer wieder kommt er auf sein<br />

Interesse an den Menschen in den Himalaya-Dörfern<br />

und an der Tierwelt<br />

zu sprechen.<br />

Du verbringst enorm viel Zeit im Himalaya.<br />

Für die meisten Bergsteiger ist der<br />

Kontakt mit den Einheimischen nur eine<br />

Episode auf dem Weg zum Gipfel. Wie ist<br />

das bei dir?<br />

Die besten Gespräche führe ich in Hinterhofcafés<br />

in Kathmandu oder in Nudelsuppenbuden<br />

in der Altstadt von Leh. Ich<br />

glaube, als Skifahrer suchen wir meist<br />

den Kontakt zu anderen Skifahrern, um<br />

Informationen zu erhalten. Aber ich verbringe<br />

meine Tage nicht damit, mit anderen<br />

über das Skifahren oder die Haue<br />

eines Eispickels zu sprechen. Auch wenn<br />

Fotos: Leki, zvg<br />

Skifahren und Klettern meine Lieblingsbeschäftigungen<br />

sind, plaudere ich lieber<br />

darüber, wo der Schneeleopard im<br />

Tal war und warum. Warum der Wind in<br />

einem Tal abends immer aus dem Süden<br />

kommt, und warum bei Vollmond nach<br />

Einbruch der Dunkelheit mehr als eine<br />

Butterlampe brennt.<br />

Du tauchst also in die regionalen Kulturen<br />

ein.<br />

Ja, abends gehe ich oft zu den Hirten<br />

raus und spreche mit ihnen. Ich will lernen,<br />

wo sie welche wilden Pflanzen sammeln<br />

und wofür. Es gibt so viel zu lernen<br />

in diesen Tälern. Da ist so viel mehr, als<br />

nur auf seine Uhr zu schauen, um seinen<br />

Puls oder die Aufstiegszeit zu checken.<br />

Ich habe von den Locals viel über Höhenakklimatisation<br />

gelernt. Als Anthropologe<br />

interessieren mich die Menschen<br />

mindestens genauso wie die Berge.<br />

In kleinem Umfang organisiert Luke<br />

immer wieder auch humanitäre Hilfsprojekte,<br />

soweit es seine Möglichkeiten<br />

zulassen. Er kümmert sich um<br />

medizinische Hilfe, aber auch um<br />

eine Verbesserung der Infrastruktur<br />

in einigen Dörfern. Luke scheint im<br />

Himalaya in der Tat angekommen zu<br />

sein. Nicht im Sinne eines Touristen,<br />

sondern eines Menschen, der der Gemeinschaft,<br />

die ihm etwas gibt, auch<br />

etwas zurückgeben will.<br />

‹2›<br />

Wie sehen deine humanitären Hilfsprojekte<br />

konkret aus?<br />

Ich mache das bewusst in kleinem Rahmen.<br />

Weil ich gesehen habe, dass die<br />

internen Abläufe grosser Hilfsorganisationen<br />

viel Geld verschlingen. Ich mag<br />

es lieber direkt, von Mensch zu Mensch.<br />

Wenn wir unterwegs sind und ein Kind<br />

treffen, das eine Operation benötigt, können<br />

wir Spenden sammeln, um das Kind<br />

nach Kathmandu ins Krankenhaus zu<br />

bringen. Also Hilfe von Familie zu Familie.<br />

Oder wenn wir in einem entlegenen Dorf<br />

in Hunza sind, Locals unsere Ski ausprobieren<br />

lassen, und ich sehe, dass sie<br />

begeistert sind: Dann beschaffen wir 20<br />

Paar Ski, bringen sie hoch und versuchen,<br />

von der Regierung unterstützte Programme<br />

zu starten. Im Himalaya muss meiner<br />

Meinung nach alles von der Regierung<br />

unterstützt werden. So bleibt es erhalten<br />

und geht nicht in privaten Interessen unter.<br />

Und so wächst die Kultur. Wir haben<br />

daraus eine kleine Institution gemacht.<br />

«Himalaya Outreach» heisst sie, eine<br />

gemeinnützige Organisation, die jungen<br />

Leuten im Himalaya eine fundierte Bergsportausbildung<br />

ermöglicht und sie mit<br />

entsprechender Ausrüstung ausstattet.<br />

Gibt es weitere Bereiche, in denen du<br />

dich engagierst?<br />

Ich habe die Kashmir Avalanche Association<br />

im westlichen Himalaya gegründet.<br />

Ziel des Programms ist es, das Bewusstsein<br />

der ländlichen Gemeinden für die<br />

Sicherheit im Schnee zu schärfen. Es<br />

gibt grosse Stürme dort. Wir lehren, wie<br />

man Lawinen vermeidet und die ländlichen<br />

Gemeinden schützt. Bei einem<br />

anderen Projekt habe ich mit Schulklassen<br />

über die Bedeutung von sauberem<br />

Wasser gesprochen und Wasserfilter<br />

ausgegeben. Mein neuestes Projekt: die<br />

Zusammenarbeit mit der Organisation<br />

Leave No Trace. Dabei führe ich den Einheimischen<br />

einiger Gemeinden vor Augen,<br />

wie wichtig es ist, die Natur sauber<br />

zu halten – nicht nur für den Tourismus,<br />

auch für sie selbst.<br />

Stichwort Natur und Umwelt – siehst du<br />

konkrete Auswirkungen des Klimawandels<br />

im Himalaya?<br />

Einige Regionen werden durch die Umweltveränderungen<br />

zu einer Diaspora. Die<br />

Menschen ziehen weg, weil es zu viel oder<br />

zu wenig regnet. Es gibt so viele Dinge, die<br />

passieren, weil sich das Klima ändert. Der<br />

Himalaya zählt zu den vom Klimawandel<br />

am stärksten betroffenen Regionen, ganz<br />

einfach, weil hier die höchsten Berge der<br />

Welt stehen. Eine enorme Herausforderung<br />

für die Zukunft. Um sie zu bewältigen,<br />

braucht es Daten. Ich arbeite dazu<br />

unter anderem an einer globalen Datenbank<br />

für den Himalaya mit.<br />

Klingt nach grossen Aufgaben, für die<br />

ein Leben nicht reicht.<br />

Vermutlich, aber ich würde meine Arbeit<br />

gerne als eine Art Vermächtnis hinterlassen,<br />

als etwas, das Open Source ist. Ich<br />

kann nicht genug von dem bekommen,<br />

was ich tue. Es macht finanziell keinen<br />

Sinn, aber ich mache es, weil ich in meiner<br />

ganzen Jugend davon geträumt habe.<br />

Jetzt ist die Zeit, es umzusetzen.<br />

54<br />

55


Fellhandling 1 x 1<br />

Abfellen<br />

leicht gemacht<br />

Wild flatternde Felle im Wind oder unlösbare Klebefelle, die wie<br />

miteinander verschweisst sind: Beim Abfellen zeigt sich der<br />

echte Skitourenprofi. Im 1x1 zeigen wir das richtige Handling für<br />

verschiedene Felltypen und Windbedingungen – und geben<br />

Tipps zur Pflege und Aufbewahrung.<br />

Text Rabea Zühlke Fotos Urs Nett<br />

Abfellen ohne Wind<br />

Ohne Wind ist das Abfellen halb so wild. Die<br />

Tourenski mit der Fellseite nach oben in den<br />

Schnee legen oder den Tourenski im oberen<br />

Bereich festhalten (Bild links). Dann den<br />

Spannmechanismus am Skiende lösen und das<br />

Fell komplett abziehen. Felle im Rennbereich<br />

haben oft einen Spitzenspanner und werden<br />

umgekehrt abgezogen, Rennläufer steigen dabei<br />

nicht einmal aus der Bindung. Wer mehr<br />

Zeit hat, dreht den Ski einfach um. Das Abdecknetz<br />

bis zur Fellmitte auflegen, dann die andere<br />

Fellhälfte einfach darauf umschlagen. Vor dem<br />

Abfellen unbedingt den Skistopper aktivieren.<br />

«Ein Abdecknetz<br />

schützt den<br />

Belag von Schmelzharz-Fellen<br />

und<br />

erspart grosse Kraftanstrengungen<br />

beim Lösen der<br />

Felle.»<br />

‹2›<br />

Abfellen und Abdecknetz anbringen<br />

Etwas schneller und effizienter geht es, wenn man<br />

das Abdecknetz direkt beim Abziehen anbringt. Dazu<br />

die Skispitze leicht schräg in den Schnee drücken<br />

und das Skiende mit der Hüfte einklemmen. Diese<br />

Technik ist auch bei leichtem Wind zu empfehlen.<br />

Das Fell wird nun bis zur Mitte abgezogen und das<br />

Abdecknetz aufgebracht (1). Danach den Ski senkrecht<br />

aufstellen, das Fell bis zur Skispitze vollständig<br />

abziehen und einmal umdrehen, sodass die Klebeseite<br />

nach vorne zeigt. Nun die bereits mit Netz versehene<br />

Hälfte nach oben umschlagen und das Fell<br />

bei Bedarf zum Verstauen doppelt falten (2).<br />

‹1›<br />

57


1x1 Fellhandling<br />

Belag trocken reiben <br />

Nach dem Abfellen ist vor dem Auffellen: Damit das Fell<br />

richtig haftet, sollte die Unterseite des Skis möglichst sauber<br />

und trocken sein. Das gilt sowohl für Felle mit klassischem<br />

Kleber als auch für Adhäsions- und Hybridfelle. Die<br />

meisten Fellsäcke haben auf der Innenseite einen Fleecebelag<br />

– dieser dient zum Abwischen des Skis. Auch die Felle<br />

selbst sollte man übrigens so trocken wie möglich halten –<br />

sonst droht das gefürchtete Anstollen.<br />

‹1›<br />

‹2›<br />

Abfellen bei viel Wind<br />

Bei starkem Wind und Minustemperaturen kann das Abfellen sehr unangenehm werden.<br />

Dann ist eine saubere Technik gefragt. Die Ski mit der Bindung nach unten in den<br />

Schnee drücken und das Fell bis zur Hälfte abziehen (1). Nun die abgezogene Hälfte<br />

über die Hand, die den Ski in der Mitte hält, nach oben klappen und die Netzabdeckung<br />

anbringen (2). Das Fell bis zur Spitze lösen, aber noch nicht vollständig abziehen. Den<br />

Ski mit dem Knie fixieren. Nun die bereits abgedeckte Fellhälfte auf die restliche Klebefläche<br />

umschlagen, und erst dann das Fell vollständig vom Ski lösen (3). Dadurch<br />

flattert das Fell weniger im Wind und erleichtert das Handling.<br />

«Die meisten Skitourenjacken<br />

sind mit extra grossen Brusttaschen<br />

für die Felle ausgestattet.<br />

Am Körper trocknen die Felle schneller<br />

als im Rucksack.»<br />

‹3›<br />

‹1›<br />

Alle Details auch als Video:<br />

baechli-bergsport.ch/fellhandling<br />

Stollen vermeiden<br />

Damit die Felle geschmeidig gleiten und<br />

möglichst wenig Feuchtigkeit aufnehmen,<br />

sollte die Florseite regelmässig mit einem<br />

Imprägniermittel behandelt werden.<br />

Praktisch für unterwegs ist ein Wachs im<br />

Taschenformat. Colltex bietet ein rein natürliches,<br />

vollständig abbaubares Paraffin-Allroundwachs<br />

für Ski- und Steigfelle<br />

an. Wichtig ist, das Wachs nur in Laufrichtung<br />

des Fells aufzutragen, also nicht<br />

gegen die Haarrichtung.<br />

Kleine Helfer, grosse Wirkung<br />

Sollten die Skitourenfelle auf Tour<br />

trotz gründlicher Vorsorge nicht mehr<br />

richtig haften, kann man sich unterwegs<br />

mit speziellen Klebepads behelfen.<br />

Eine praktische Soforthilfe sind<br />

beispielsweise die Quicktex-Pads des<br />

Schweizer Unternehmens Colltex: die<br />

kleinen, leichten Pads eignen sich für<br />

Skifelle aller Marken, passen in jedes<br />

Erste-Hilfe-Set und kleben auch bei<br />

grosser Kälte. Nach der Skitour lassen<br />

sich die Klebepads rückstandslos<br />

wieder entfernen.<br />

Mehr Hintergrundwissen<br />

zum Thema Tourenfelle<br />

gibt es auch im <strong>Inspiration</strong><br />

Magazin 4/2022<br />

Abfellen ohne Abdecknetz<br />

Adhäsions- oder Hybridfelle kommen ohne<br />

Klebebelag aus und müssen auf Tour nicht<br />

mit einem Abdecknetz als Zwischenlage versehen<br />

werden. Für diese Felle empfiehlt sich<br />

eine besonders elegante Methode: Das Fell<br />

am Skiende lösen und leicht abziehen. Dann<br />

den Ski schräg in den Schnee stecken und<br />

mit der Hüfte fixieren. Das Fell bis zur Hälfte<br />

abziehen. Dann umgreifen und das Fell von<br />

der Mitte her so abziehen, dass die Fellmitte<br />

nun auf dem Fellende liegt. Der Rest ergibt<br />

sich fast von selbst: Zwei Viertel der Haftfläche<br />

liegen bereits aufeinander, die beiden<br />

anderen Viertel fügen sich automatisch<br />

zusammen, wenn man das letzte Fellviertel<br />

vom Ski zieht. Hört sich kompliziert an? Unser<br />

Video sagt mehr als tausend Bilder.<br />

‹2›<br />

Aufbewahrung<br />

Eine ausgiebige Pause in der Frühlingssonne<br />

– darüber freuen sich<br />

Tourengeher, die Felle (und die Ski)<br />

aber nicht unbedingt. Tourenfelle<br />

sollten nicht in der prallen Sonne,<br />

etwa an einer Hüttenwand, gelagert<br />

werden, da sich die Klebeschicht lösen<br />

kann. Die Felle lieber an einem<br />

luftigen Ort oder im Trockenraum der<br />

Hütte aufhängen. Zu Hause gilt dasselbe:<br />

Felle niemals über der Heizung<br />

trocknen, sondern bei Zimmertemperatur<br />

aufhängen und anschliessend<br />

wieder das Abdecknetz anbringen.<br />

Während der Sommerpause die Felle<br />

idealerweise nicht gefaltet, sondern<br />

ausgebreitet lagern (z. B. auf dem<br />

Kleiderschrank oder unter dem Bett),<br />

um Knickstellen zu vermeiden.<br />

58<br />

59


Bächli Bergsport Partnercheck<br />

50 Jahre<br />

Bächli Bergsport:<br />

Die Pionierphase<br />

Im Vorfeld zum Jubiläum trafen sich altgediente Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter in der Bächli-Zentrale in Nänikon, um Anekdoten aus<br />

der Firmengeschichte auszutauschen. Teil 1: Die Pionierphase<br />

Text Thomas Ebert<br />

Fotos: Bächli Archiv<br />

An die alte NCR-Kasse kann sich Walter Locher noch gut erinnern.<br />

«Die konnte nur zweistellig verrechnen», meint der<br />

heute 76-jährige Pensionär, der 1983 als einer der ersten Mitarbeiter<br />

bei Bächli Bergsport angestellt wurde. «Daher hat<br />

Heinz Bächli die Hunderternötli direkt in eine Ledermappe<br />

gezählt und im Tresor hinter der Werkbank aufbewahrt. Aus<br />

dieser Mappe haben wir dann auch unseren Lohn ausbezahlt<br />

bekommen», erinnert sich Locher, der bei Bächli nahezu jede<br />

Abteilung durchlief und vor elf Jahren pensioniert wurde.<br />

Es sind Anekdoten wie diese, die den ganzen Konferenzraum<br />

in Nänikon ins Schmunzeln versetzen. Denn heute, in einer<br />

global vernetzten, in ihren Prozessen verschlankten und hochgradig<br />

professionalisierten Bergsportbranche, wirkt der vom<br />

Chef persönlich ausbezahlte Lohn so überkommen wie ein Hanfseil<br />

in der Eigernordwand. Dabei war schon der Schritt in ein Ladenlokal<br />

mit eigenen Mitarbeitern ein unendlich grosser: Erster<br />

Firmensitz von Bächli Bergsport war das Wohnzimmer einer<br />

90-m 2 -Mietswohnung in der ASIG, das neben zwei kleinen Kindern<br />

fortan vor allem Bergsportausrüstung beherbergte. «Ausser<br />

in unseren Betten war kein Platz mehr frei», erinnert sich<br />

Margrit Bächli an die Ausrüstungsberge in den heimischen vier<br />

Wänden. Sie und Heinz hatten 1974 die Firma gegründet – ohne<br />

Kapital, aber mit dem Ziel, Bergsteigern bessere Ausrüstung<br />

anzubieten als der damalige Monopolist Eiselin. Die Annahme,<br />

dass der Schweizer Markt gross genug für zwei Bergsporthändler<br />

sein könnte, war damals ebenso waghalsig wie die Entscheidung,<br />

den Lehrerberuf samt 13 Wochen Ferien aufzugeben und<br />

die Pensionskasse für den Materialeinkauf zu plündern.<br />

Der Zauber, der jedem Anfang innewohnt, der wird an diesem<br />

Nachmittag in Nänikon greifbar. Nichts war festgeschrieben<br />

oder gar vorbestimmt, und der «Businessplan», den heute<br />

jedes Start-up für einen Mikrokredit vorlegen muss, der bestand<br />

in der Frühzeit von Bächli Bergsport zu grossen Teilen<br />

aus tiefer Passion und der Bereitschaft, unkonventionelle<br />

Wege zu gehen. Damals war die Bergsteigerszene eine kleine,<br />

verschworene Truppe. Jeder machte alle Disziplinen, einen<br />

Begriff, den man damals kaum in den Mund nahm. Erst ab<br />

Mitte der 1980er-Jahre kam die Spezialisierung, mit der die<br />

einen sich zum Eiskletterer und die anderen zu Boulderfreunden<br />

verfeinerten. So erging es auch der Bächli-Belegschaft in<br />

den ersten Jahren: «Jeder hat alles gemacht und zwar immer<br />

dort, wo gerade Bedarf war», erinnert sich Christine Joss,<br />

die ihr 40-jähriges Jubiläum bei Bächli dieses Jahr feiert und<br />

noch einmal pro Woche in der Logistikabteilung tätig ist. Ob<br />

Kunden im Laden bedienen, Bestellungen aus dem eigenen<br />

Katalog in einem Paket verpacken oder Artikel mit orangenen<br />

Preisetiketten versehen: Kein Arbeitstag glich dem anderen.<br />

Import, Export, Bergsport<br />

Um das Jahr 1983 waren die «EBs» an der Schwamendingerstrasse<br />

41 in Zürich-Oerlikon eingetroffen: die ersten Kletterschuhe,<br />

die man nach heutigen Massstäben so bezeichnen<br />

kann. Die profillosen Schlappen von Edmond Bourdonneau legten<br />

einen Siegeszug im steilen Granit des Yosemite-Parks hin<br />

und schwappten auf dieser Erfolgswelle zurück nach Europa<br />

– Heinz Bächli importierte die Schuhe direkt aus Frankreich in<br />

61


Partnercheck Bächli Bergsport<br />

die Schweiz, wo sie dank Mund-zu-Mund-Propaganda reissenden<br />

Absatz fanden. Ein anderes Produkt ging den umgekehrten<br />

Weg: Bächli Bergsport verkaufte damals nicht nur Ausrüstung,<br />

sondern produzierte auch selbst welche. Dazu zählten etwa die<br />

Bächli-Schlaghaken und die Bächli-Seilbremse, hergestellt<br />

von der Glarner Giesserei Schraner Oberurnen nach den Vorgaben<br />

von Heinz Bächli. Und während Sohn Felix als Bub den<br />

Ölfilm von den frisch gelieferten Seilbremsen wischte, importierte<br />

sie kein geringerer als Patagonia-Gründer Yvon Chouinard<br />

in Batches von 200 Stück in die USA. «Wir waren nicht der<br />

erste Kunde von Patagonia, sondern Patagonia der erste Kunde<br />

von uns», erinnert sich Walter Locher. Verschickt wurden die<br />

stählernen Preziosen in Plastikbidons.<br />

Wer vom heutigen Angebot (und Niveau) mehrlagiger<br />

Wetterschutzjacken verwöhnt ist, der mag sich die Augen<br />

reiben, was vor knapp einem halben Jahrhundert der letzte<br />

Schrei war. In den 1980er-Jahren liessen Margrit und Heinz<br />

Bächli beim Fabrikanten Trunz aus dem bündnerischen Trun<br />

Berghosen aus «Bündner Tuch» herstellen, einem Mischgewebe<br />

aus Baumwolle, Polyester und Lycra, für das man heute<br />

ein Heidengeld hinlegen muss. Für die Passform sorgte<br />

wieder der Chef persönlich: Die Pranken von Heinz mussten<br />

samt Landeskarte in der seitlichen Hosentasche Platz haben.<br />

Erst 1983 ging mit der «Lighting» vom britischen Hersteller<br />

Berghaus die erste Dreilagen-Jacke mit Gore-Tex-Membran<br />

über den Ladentisch.<br />

Vorbei waren damit die Gründerzeiten, als die Hauptaufgabe<br />

die Beschaffung von Produkten war, der Absatz mangels<br />

Alternativen aber fast von alleine lief. Nun galt es zusehends,<br />

aus dem Guten das Beste herauszufiltern, frühzeitig Trends<br />

und Emporkömmlinge zu erkennen und nicht zuletzt auch auf<br />

der Verkaufsfläche Überzeugungsarbeit zu leisten. Weil das<br />

gelang, war Bächli in einigen Fällen der Zeit voraus: Merinoshirts<br />

waren längere Zeit exklusiv bei Bächli zu haben, ebenso<br />

die für ihre gute Passform gerühmten Jacken der Firma<br />

Arc’teryx oder die erste Rahmenbindung von Fritschi. Möglich<br />

machten das auch die jahrelang gewachsenen Beziehungen<br />

zu den Lieferanten.<br />

Lehrzeit im «Billig-Bächli»<br />

1985, also gerade einmal elf Jahre nach der Firmengründung,<br />

zeigte sich, dass der Schweizer Markt neben der damaligen<br />

Nummer eins, Eiselin Sport, auch Bächli eine Expansion<br />

durch Filialisierung erlaubte: Das erste Bächli-Bergsport<br />

Outlet in Zürich-Schwamendingen eröffnete. Die Trennung<br />

von Hauptgeschäft und Outlet, in dem ausschliesslich Restposten<br />

und preisreduzierte Artikel verkauft wurden und von<br />

den Kunden bald liebevoll «Billig-Bächli» getauft wurde, war<br />

eine Sensation. Im Outlet begann auch die Firmenkarriere von<br />

Felix Bächli, der 1989 als Teilzeitverkäufer einstieg und noch<br />

heute das Rattern des Nadeldruckers im Ohr hat: «20 Sekunden<br />

hat er für eine Rechnung gebraucht!», weiss Felix noch.<br />

Fünf Jahre später wechselte er in Vollzeit nach Oerlikon: Der<br />

erste «ganze» Arbeitstag bestand darin, den verwaisten Arbeitsplatz<br />

durch einen Einkauf bei IKEA betriebsfähig zu machen.<br />

Von Grund auf setzte er in den Folgejahren sämtliche<br />

Abläufe auf den Prüfstand, um sie in stundenlangen Strategiediskussionen<br />

mit Vater Heinz Bächli zu diskutieren.<br />

In dieser Zeit, also den 1990er- und 2000er-Jahren, professionalisierte<br />

sich die gesamte Bergsport- und Outdoorbranche<br />

enorm. Prozesse wurden definiert, Abteilungen spezialisiert<br />

oder gar begründet. Bei Bächli Bergsport wurden Logistik, Ein-<br />

‹1›<br />

‹1› Der Lauf der Dinge: Das<br />

Antlitz des Bächli-Katalogs<br />

hat sich mit den Jahren<br />

stetig gewandelt. Immer im<br />

Fokus jedoch: beste Produkte<br />

für den Bergsport.<br />

‹2› Eigenes Eisen: In der<br />

Pionierphase hat Bächli nicht<br />

nur mit Bergsportartikeln<br />

gehandelt, sondern auch<br />

produzieren lassen: etwa die<br />

Bächli-Schlaghaken und<br />

die Bächli-Seilbremse, die<br />

Yvon Chouinard (Patagonia)<br />

umgehend nach USA<br />

importierte.<br />

Fotos: Bächli Archiv<br />

kauf und Verkauf ausgebaut. Eine Marketingabteilung gab es zu<br />

Beginn nicht, trotzdem schickte man den Kunden schon früh<br />

zwei Mal pro Jahr einen Katalog nach Hause, weiss Lukas Imhof<br />

noch. Sein erster Job bei Bächli war damals die Digitalisierung<br />

aller Kundenadressen. Fast alle aktuellen Bergsportartikel wurden<br />

im Katalog beschrieben und abgedruckt, und in dem Mass,<br />

wie er Jahr für Jahr an Umfang zunahm, wurde sichtbar, wie<br />

auch die Firma wuchs. Bald schon war das Zentrallager in Oerlikon<br />

zu klein und zügelte mitsamt der Verwaltung nach Schwerzenbach.<br />

In den Warenlift passten zwar zwei Paletten, erinnert<br />

sich Bruno Schuhmacher, der heutige Leiter der Logistik, aber<br />

weil alle Artikel auf vier Stockwerken gelagert wurden, war die<br />

Kommissionierung für den Versand und die Filialen eine «Herkulesarbeit»,<br />

merkt Margot Hilland schmunzelnd an. Auch sie<br />

arbeitet heute noch in der Logistik.<br />

Infolge einer unerwarteten Vakanz im Kundendienst<br />

übernahm Susanna Bächli zum Jahrtausendwechsel notfallmässig<br />

die anspruchsvolle Stelle des Kundendienstleiters und<br />

stärkte damit den Servicegedanken im Familienunternehmen<br />

weiter. Mit dem zweijährigen Sohn auf dem Schoss fehlten der<br />

heutigen Verwaltungsrats-Vizepräsidentin allerdings die zeitlichen<br />

Ressourcen, die komplexen Abläufe in die weiter um<br />

sich greifende Computerisierung zu integrieren. Diese Aufgabe<br />

übernahm in der Folge Bruno Hayoz, perfektionierte sie in<br />

anspruchsvoller und mühseliger Arbeit, gab sie schliesslich<br />

auch weiter, um sich in der neu geschaffenen Einkaufsabteilung<br />

der Schuhbeschaffung zu widmen.<br />

Die zweiten 25 Jahre Bächli Bergsport, samt<br />

dem Aufbau von 13 Filialen in der ganzen Schweiz,<br />

schildert Teil zwei der Firmengeschichte in<br />

<strong>Inspiration</strong> 3/<strong>2024</strong>.<br />

‹2›<br />

«Bächli Bergsport<br />

verkaufte damals nicht nur<br />

Ausrüstung, sondern<br />

produzierte auch selbst<br />

welche. Dazu zählten<br />

etwa die Bächli-Schlaghaken<br />

und die Bächli-<br />

Seilbremse.»<br />

62<br />

63


Ausstieg<br />

Berufsbildung bei<br />

Bächli Bergsport AG<br />

«Ich war angenehm überrascht<br />

von der freundlichen und<br />

familiären Atmosphäre, die man<br />

sonst eher in kleineren<br />

Unternehmen findet.»<br />

Tristan, Lernender Lausanne<br />

Fragt man in den ersten Wochen nach Lehrbeginn die<br />

jungen Lernenden in einer unserer 13 Filialen nach<br />

ihrem Befinden, bekommt man durchgängig dieselbe<br />

Antwort: «Es geht mir gut. Das Team ist unterstützend,<br />

die neue Arbeit spannend. Aber an das viele Stehen<br />

und Bewegen muss ich mich erst noch gewöhnen.»<br />

Eine Lehre bei Bächli Bergsport ist sportlich, in vielerlei<br />

Hinsicht.<br />

Als anerkannter Lehrbetrieb versuchen wir, junge<br />

Menschen für den Beruf, die Bergwelt und den Bergsport<br />

zu begeistern. Seit rund 20 Jahren bilden wir Lernende<br />

in den Bereichen Detailhandel, Logistik und KV<br />

aus. Heute erschweren uns der demografische Wandel<br />

und der hohe Bedarf an Lernenden die Lehrstellenbesetzung. Darum setzen<br />

wir auf eine hohe Qualität in der Berufsbildung und haben Berufsbildungsverantwortliche,<br />

die ihre Aufgabe sehr ernst nehmen. Das Familiäre,<br />

unsere Du-Kultur, der Teamgeist und die Begegnungen auf Augenhöhe<br />

über alle Stufen bilden den Kern unserer Unternehmenskultur. Wir begleiten<br />

die jungen Menschen in der prägenden adoleszenten Entwicklungsphase,<br />

legen Wert auf eine exzellente Fachbildung und nehmen einen wichtigen<br />

gesellschaftlichen Auftrag wahr.<br />

Die angehenden Fachpersonen erlernen neben Kundenberatung auch den<br />

richtigen Umgang mit unseren Produkten am Berg. In der Alpinen Weiterbildung<br />

begleiten erfahrene Bergführer die Auszubildenden in Fels und Eis. Das<br />

Highlight ist die Besteigung des ersten Viertausenders: Schon vor dem Lehrabschluss<br />

geht dieser Traum in Erfüllung. Aber auch im Arbeitsalltag bereiten die<br />

Abwechslung und insbesondere die kompetente Verkaufsberatung Freude: Kein<br />

Wunder, da unsere Kundschaft mit dem Herz oft schon beim nächsten Bergabenteuer<br />

ist. Das Gefühl, für eine Person die richtige Ausrüstung gefunden zu<br />

haben, kann so schön sein wie das Gipfelglück.<br />

Wie am Berg gibt es auch in der Ausbildung Herausforderungen: etwa lange<br />

Arbeitszeiten oder anspruchsvolle Verkaufsgespräche. Dann ist Ausdauer<br />

gefragt. Was uns dabei hilft, ist die Nähe zum Bergsport. Wir suchen gezielt nach<br />

jungen Erwachsenen, die einen Bezug zum Bergsport mitbringen. Oft verstärkt<br />

die Lehre das ursprüngliche Interesse noch zusätzlich. Die gemeinsame Leidenschaft<br />

zur Bergwelt verbindet – und bindet auch die Berufseinsteigenden langfristig<br />

an unser Unternehmen.<br />

Uta Jelitto, Verantwortliche Berufsbildung<br />

JETZT<br />

BEWERBEN<br />

Impressum<br />

«<strong>Inspiration</strong>», die Kundenzeitschrift der Bächli Bergsport<br />

AG, erscheint 4 x jährlich und ist in allen Filialen kostenlos<br />

erhältlich. Auflage: 90’000 Exemplare<br />

Herausgeber<br />

Bächli Bergsport AG<br />

Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon<br />

Tel: 044 826 76 76<br />

E-Mail: info@baechli-bergsport.ch<br />

Aboverwaltung & Information<br />

E-Mail: info@baechli-bergsport.ch<br />

Redaktion, Layout & Konzept<br />

Outdoor Publishing GmbH<br />

Kesselbachstrasse 4, 9450 Altstätten<br />

Tel: 071 755 66 55<br />

E-Mail: redaktion@outdoor-publishing.com<br />

Copyright<br />

Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede<br />

Verwendung ist ohne Zustimmung des Herausgebers<br />

unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für<br />

Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung<br />

und Verarbeitung in elek tronischen und multimedialen<br />

Systemen.<br />

Druck<br />

Stämpfli AG<br />

Wölflistrasse 1, 30<strong>01</strong> Bern<br />

Tel: 031 300 66 66<br />

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