Inspiration Nr 01 - 2024
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No<strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
Das Bergsportmagazin<br />
<strong>Inspiration</strong><br />
Wegweiser Expert Gipfeltreffen<br />
Sustenpass: Zum Mittelpunkt<br />
der Bächli-Schweiz<br />
Aufstieg ohne Mühe?<br />
Grenzen im Leichtbau<br />
Luke Smithwick: Den<br />
Himalaya auf Ski entdecken<br />
Produkthighlights<br />
«Selection» jetzt<br />
als Online-Magazin
Zustieg<br />
Verliebt in die Berge<br />
Als ich Felix Bächli zum ersten Mal sah, trug er ein weisses Hemd und einen Aktenkoffer.<br />
Ich war 17 und schwärmte als Pfadileiterin für das Draussen sein in der Natur. Ich<br />
vermutete also, dass es sich bei diesem jungen Mann, der unser Schulzimmer betrat,<br />
um einen neuen Lehrer handeln musste.<br />
Das Äussere von Herrn Bächli, der sich bald als Mitschüler Felix entpuppte, vermied<br />
jeden Hinweis darauf, dass er aus einer Bergsteigerfamilie stammte. Ebenso sein Freizeitverhalten:<br />
Man sah Felix (ich behielt ihn im Auge) im Fitnessstudio und im Ausgang.<br />
Umso überraschter war ich, als er ein gutes Jahr später in einem Klassenlager Bergschuhe<br />
und bunte Mammutberghosen trug. Vielleicht, so dachte ich, könnte man mit<br />
diesem Mann ja doch etwas Vernünftiges unternehmen? Und so war es: Nach diesem<br />
Klassenlager lockte er mich nämlich das erste Mal auf eine Wanderung, und bald verbrachten<br />
wir jede freie Minute gemeinsam in den Bergen.<br />
«Vielleicht könnte man mit diesem Mann ja doch etwas<br />
Vernünftiges unternehmen?»<br />
THE ORANGE LEGEND.<br />
MAESTRALE, der legendäre Skitourenschuh, jetzt leichter und leistungsfähiger<br />
dank der innovativen Carbon Core-Technologie, ändert einmal mehr die Spielregeln.<br />
Die Verwendung von Pebax Rnew®, einem aus erneuerbaren Quellen hergestellten<br />
Material, bestätigt SCARPA‘s Berufung zur Nachhaltigkeit.<br />
Felix warb noch ein zweites Mal erfolgreich um mich. Anstatt in den Lehrerberuf<br />
einzusteigen, begann ich 1996 bei Bächli Bergsport. Heute freue ich mich<br />
über die Entwicklung der Firma und bin stolz, an der Geschichte eines Schweizer<br />
Familien-KMUs mitzuwirken, die <strong>2024</strong> ein halbes Jahrhundert lang währt. Um<br />
diese Geschichte aufleben zu lassen, haben wir uns im vergangenen Sommer mit<br />
langjährigen ehemaligen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern getroffen und Erinnerungen<br />
ausgetauscht. Einige Anekdoten lesen Sie im «Partnercheck» ab Seite 60,<br />
der die ersten 25 Jahre von Bächli Bergsport schildert. Und noch ein kleiner Blick<br />
in die Zukunft: In jeder der vier «Jubiläumsausgaben» <strong>2024</strong> gehen Mitarbeitende<br />
auf Reportage, von wo sie – auf Ski, im Fels, am Seil – von ihrer Liebe zu den Bergen<br />
berichten. Ich wünsche Ihnen viel Freude und <strong>Inspiration</strong> beim Lesen.<br />
Herzlichst<br />
Susanna Bächli<br />
VR-Vizepräsidentin Bächli Bergsport AG<br />
newrocksport.ch<br />
2<br />
1
Wegweiser Expert Gipfeltreffen<br />
Sustenpass: Zum Mittelpunkt<br />
der Bächli-Schweiz<br />
No<strong>01</strong> | <strong>2024</strong><br />
Aufstieg ohne Mühe?<br />
Grenzen im Leichtbau<br />
Luke Smithwick: Den<br />
Himalaya auf Ski entdecken<br />
Inhalt<br />
Wegweiser<br />
DESIGNED<br />
FOR THE DEEP<br />
N o <strong>01</strong><br />
<strong>2024</strong><br />
Aussicht<br />
Die schönsten Seiten der Berge ........................................ 4<br />
3 x 3<br />
Produktneuheiten und Bergsport-News ......................... 10<br />
Wegweiser<br />
Jubiläumsskitour am Sustenpass ................................... 14<br />
Powder und heisse Quellen: Skitouren in Leukerbad ...... 24<br />
Bündner Skitouren-Sinfonie ........................................... 36<br />
Standplatz<br />
Bergsport und Fernreisen: noch verträglich? .................. 22<br />
36<br />
Skitouren-Sinfonie<br />
im Prättigau<br />
Ein Pulverschneetraum in mehreren Sätzen:<br />
Um Monstein, in den Fideriser Heubergen<br />
und am Glattwang locken sanfte Buckel und<br />
rasante Abfahrten zu genussvollen Skitouren –<br />
fernab vom Trubel der Skigebiete von<br />
Davos und Klosters.<br />
Expert<br />
Skihelme & Skibrillen ........................................................ 30<br />
Grenzen im Leichtbau ...................................................... 44<br />
56<br />
1 x 1<br />
Gipfeltreffen<br />
Skibergsteiger Luke Smithwick ...................................... 50<br />
1 x 1<br />
Fellhandling: Tipps und Tricks zum Abfellen ................. 56<br />
Partnercheck<br />
Bächli Bergsport: die Pionierphase ................................ 60<br />
HELIO CARBON<br />
Tobin Seagel, British Columbia<br />
Reuben Krabbe<br />
Ausstieg<br />
Ausbildung bei Bächli Bergsport .................................... 64<br />
For dawn-to-dusk backcountry missions where<br />
slashing powder stashes is the name of the game.<br />
Das Bergsportmagazin<br />
<strong>Inspiration</strong><br />
Unterwegs zu den beiden<br />
Fiescherhörnern, kurz vor dem<br />
Skidepot am Fieschersattel.<br />
Der Himmel ist vom Saharastaub<br />
gelb gefärbt.<br />
Foto Urs Nett<br />
Know-how: Abfellen<br />
leicht gemacht<br />
Wenn auf Skitouren die Felle beim Abziehen wild<br />
im Wind flattern oder unlösbar aneinanderkleben,<br />
kann das Abfellen zum Kampf werden. In unserem<br />
1x1 des Fellhandlings zeigen wir, wie das Abfellen<br />
bei verschiedenen Felltypen und Windverhältnissen<br />
leicht von der Hand geht – und geben Tipps<br />
zur Pflege und Aufbewahrung.<br />
2<br />
3
Aussicht<br />
Logik am Limit<br />
Kennt noch jemand «Vertical Limit»? Der<br />
75 Millionen Dollar teure K2-Klamauk<br />
aus dem Jahr 2000 spielte zwar richtig<br />
Kohle an den Kassen ein, war sicherungstechnisch<br />
aber derart absurd, dass<br />
Alex Honnolds «Free solo» im Vergleich<br />
dazu als Lehrfilm in Kletterhallen laufen<br />
könnte. Höhepunkte waren der einarmige<br />
Pendelquergang (von zwei Personen!)<br />
an einem Wächtenabbruch, eine aus<br />
Blutbeuteln und Chinaböllern hergestellte<br />
Signalrakete, und natürlich der<br />
Hauptplot des Films: eine Spaltenbergung<br />
mit Nitroglyzerin. Als bergsportliche<br />
Berater für «Vertical Limit» führt das<br />
verlässliche «Dictionnaire de la montagne<br />
au cinéma» übrigens Ed Viesturs und<br />
Barry Blanchard auf – fraglich bleibt, ob<br />
die beiden Ausnahmealpinisten die Dreharbeiten<br />
gefesselt, geknebelt und unter<br />
Vollnarkose begleiteten, und wie Regisseur<br />
Martin Campbell nach diesem Film<br />
den Auftrag bekam, bei «James Bond:<br />
Casino Royale» Regie zu führen.<br />
Wüssten wir es nicht besser, könnte<br />
dieses Foto ein Standbild aus «Vertical<br />
Limit» sein. Die bestechende Logik:<br />
Du bist in eine Gletscherspalte gefallen?<br />
Na, dann klettere doch einfach wieder<br />
raus! Das Geschick, mit dem Fotograf<br />
David Herzig hier das Seil aus dem Bild<br />
verschwinden lässt, prädestiniert ihn eigentlich<br />
für einen Kamerajob bei «Vertical<br />
Limit 2». Unterhaltsam wäre es ja.<br />
Island<br />
David Herzig<br />
davidherzig.com<br />
4<br />
5
Aussicht<br />
Aussicht<br />
Zu kurz<br />
gegriffen<br />
«Zitternd balanciere ich auf einer fast glatten<br />
Wand, strecke mich und erreiche mit<br />
der Fingerspitze einen kleinen Spalt. Greife<br />
zu, ziehe mich hinüber und schiebe mich<br />
in die Verschneidung. Mit letzter Kraft greife<br />
ich mit meinen Händen in einen grossen<br />
Spalt, der nächste Abschnitt ist geschafft:<br />
Erleichterung.»<br />
Es klingt fast so, als würde Alistair<br />
McDowell aus einer Boulderhalle berichten<br />
und nicht vom Cobra Pillar am Mount<br />
Barrill. Der liegt in Alaska, unweit vom<br />
Denali am mächtigen Ruth Glacier. McDowell<br />
ist Neuseeländer. Zusammen mit zwei<br />
anderen Alpinisten vom New Zealand Alpine<br />
Team und Fotograf John Price flog er<br />
also vom einen ans andere Ende der Welt,<br />
um jungfräulichen Granit zu finden – und<br />
als es endlich so weit ist, dreht sich scheinbar<br />
doch wieder alles um den nächsten<br />
Zug und den Quadratmeter Fels vor der<br />
Nase. Doch bis sie im ersehnten Neuland<br />
ihre eigene Route suchen dürfen, zwingen<br />
gecancelte Flüge und steigende Lawinengefahr<br />
das Team zu diversen Planänderungen.<br />
80 Kilogramm schwere Haulbags und<br />
nicht enden wollende Sommertage nahe<br />
am Polarkreis zehren an den Kräften. Später<br />
fegt eine mächtige Nassschneelawine<br />
McDowell und Price fast aus der Wand,<br />
ein Teammitglied muss evakuiert werden,<br />
und zu alledem machen sich auch noch<br />
Raben an den Essensvorräten zu schaffen.<br />
Kurzum, dieses Vorhaben hat den Begriff<br />
«Expedition» redlich verdient – und sie nur<br />
auf den Kletteranteil zu reduzieren, wäre<br />
wahrlich zu kurz gegriffen.<br />
Cobra Pillar, Mount Barrill<br />
Alaska<br />
John Price<br />
johnpricephotography.ca<br />
6<br />
7
Aussicht<br />
Letzte<br />
Abfahrt<br />
Mit dem Ränfenhorn (3255 m) haben diese<br />
drei Skibergsteiger den letzten Gipfel<br />
der Berner Haute Route erreicht. Jungfraujoch,<br />
Konkordiaplatz, Finsteraarhornhütte,<br />
Oberaarjoch, Scheuchzerhorn,<br />
Lauteraarhütte, Hubelhorn, Gaulihütte –<br />
eine mehrtägige Reise liegt hinter ihnen.<br />
Sie führte auch durch die Grünhornlücke,<br />
die, wie Leser Reinhard Jost in Bezug auf<br />
ein ähnliches Bild in der vergangenen<br />
Ausgabe sehr zu Recht anmerkte, zwar in<br />
den Berner Alpen, aber nicht im Berner<br />
Oberland (sondern im Wallis) liegt.<br />
Unsere drei sind also fast am Ziel.<br />
Nur die Abfahrt ins Rosenlaui steht noch<br />
aus. Noch ist Abenteuer, aber schon jetzt<br />
vermischen sich Freude und Wehmut zu<br />
einem unerklärlichen Hochgefühl. Ein<br />
letztes Mal den Blick schweifen lassen:<br />
über den ersten Bergkamm von Schlaflägersteck<br />
und Ritzlihorn, hinweg auch<br />
über den zweiten, wo zwischen Steinhüshorn<br />
und Diechterhorn der schwarze<br />
Zacken des Chilchlistock herausspitzt –<br />
bis zum Horizont. Dort, zwischen Dammastock<br />
ganz rechts und Sustenhorn<br />
ganz links, lockt schon die nächste Reise:<br />
die Urner Haute Route.<br />
Ränfenhorn, 3255 m<br />
Berner Haute Route<br />
Dan Patitucci<br />
patitucciphoto.com<br />
8<br />
9
3 x 3<br />
Auf Zack<br />
Neues aus der Welt<br />
des Bergsports<br />
Aktuelle Produkte aus unserem Sortiment, bevorstehende<br />
Events und News aus der Bergsport-Branche<br />
Der Hummingbird ist einer der leichtesten und<br />
stabilsten Pickel seiner Klasse. Der für Skitourenrennen<br />
zugelassene Eispickel ist nach<br />
der B-Norm zertifiziert. Diese erlaubt die Verwendung<br />
als Stützpickel oder die Sicherung<br />
via «Toter Mann», aber keine Verwendung<br />
im Steileis (T-Norm) – dafür mangelt es dem<br />
Leichtgewicht etwas an nötiger Schwungmasse.<br />
Denn der Einsatzzweck des Hummingbird<br />
ist vor allem die Begleitung auf Ski(hoch-)<br />
touren, auf denen er dank einer Schaufel und<br />
Haue aus Titan kaum spürbar ins Gewicht fällt.<br />
Der Aluminium-Schaft des Hummingbird ist<br />
leicht gekrümmt und im unteren Teil für besseren<br />
Grip aufgeraut. Mit im Lieferumfang ist<br />
ein Kunststoffschutz für Haue und Schaufel,<br />
eine Fingerauflage ist optional erhältlich.<br />
Korrektur zu Ausgabe 2023-04:<br />
Die erste Frau<br />
In <strong>Inspiration</strong> 4/2023 haben wir auf S. 5<br />
Mélissa Le Nevé fälschlicherweise als diejenige<br />
Frau bezeichnet, die als Erste Kletterrouten<br />
in den Graden 8c und 9a kletterte.<br />
Richtig ist: Mit «Wallstreet» (8c) und «Action<br />
directe» (9a) kletterte sie als erste Frau<br />
jeweils die Routen, die erstmals in diesem<br />
Schwierigkeitsgrad eröffnet wurden. Als<br />
erste Frau gelang es der Spanierin Josune<br />
Bereziartu, die Grade 8c («Honky Tonky»,<br />
1998) und im Grad 9a («Bain de Sang», 2002)<br />
zu klettern.<br />
Workshops mit Skitourenguru:<br />
Besser planen<br />
Sie suchen nach einer geeigneten Skitour mit tiefem<br />
Lawinenrisiko und benötigen Unterstützung bei der Planung?<br />
Skitourenguru unterstützt Sie, indem er für 2600<br />
Skitouren in der Schweiz das entsprechende Lawinenrisiko<br />
zuweist. Erfahren Sie von Günter Schmudlach, begeisterter<br />
Skitourengänger und Entwickler und Betreiber<br />
von Skitourenguru, wie Sie diese Plattform für Ihre<br />
nächste Tour nutzen können. An sechs Terminen im Januar<br />
und Februar steht Schmudlach in unseren Filialen<br />
St. Gallen, Volketswil, Zürich-Oerlikon, Thun, Bern und<br />
Pfäffikon für 90 Minuten Rede und Antwort. Die Workshops<br />
sind kostenlos. Alle Infos und Anmeldung hier:<br />
baechli-bergsport.ch/de/erlebnis/events/<br />
skitourenguru<br />
Produkthighlights<br />
«Selection 1/<strong>2024</strong>»:<br />
Jetzt als Online-<br />
Magazin<br />
Die «Selection», unsere vierteljährliche<br />
Auswahl an Produkthighlights für jede<br />
Bergsportsaison, erscheint ab sofort im<br />
Wechsel gedruckt und als Online-Magazin.<br />
Zum jeweils «grossen» Saisonwechsel<br />
zwischen Sommer- und<br />
Wintersaison, also im April und Okto-<br />
ber, informiert die gedruckte «Selection»<br />
über Neuheiten und Highlights. Die Ausgaben<br />
im Januar und Juni erscheinen künftig als<br />
Online-Magazin. Das ist nicht nur nachhaltiger,<br />
sondern auch aktueller, da<br />
die Verfügbarkeit der abgebildeten<br />
Produkte laufend aktualisiert werden<br />
kann. Unsere aktuellen Highlights für<br />
Skitouren, Skihochtouren, Eisklettern und<br />
Schneeschuhlaufen finden Sie ab sofort in Selection<br />
1/<strong>2024</strong> auf unserer Website.<br />
baechli-bergsport.ch<br />
HUMMINGBIRD<br />
BLUE ICE<br />
Gewicht: 200 g (45 cm)<br />
CHF 229.–<br />
Ohne Abnehmen<br />
Der Pierra Ment EVO 20 ist in erster Linie für<br />
Skitourenrennen konzipiert (und zertifiziert),<br />
dürfte aber auch bei vielen sportlich orientierten<br />
Tourengehern Anklang finden. Das<br />
Bedienkonzept sieht vor, dass möglichst viele<br />
Ausrüstungsgegenstände ohne Abnehmen des<br />
Rucksacks erreichbar sind. Dazu zählen die Flaschenhalterung<br />
am Schulterträger und die diagonale,<br />
mit Spannhaken versehene Skibefestigung.<br />
Besonders innovativ ist die halbstarre<br />
Steigeisenbox im unteren Teil des Rucksacks:<br />
Sie ist mit einem Magnetverschluss versehen<br />
und lässt sich bei Nichtgebrauch herausnehmen.<br />
Im Inneren verfügt der aus dem besonders<br />
leichten Dyneema sowie robustem Nylon<br />
gefertigte Rucksack über Einschübe für Sonde<br />
und Schaufel, eine Pickelhalterung vervollständigt<br />
die Ausstattung. Volumen: 20 Liter.<br />
PIERRA MENT EVO 20<br />
MILLET<br />
Gewicht: 550 g<br />
CHF 259.–<br />
Gut gewärmt<br />
Der Soloist Glove ist ein warm gefütterter<br />
Fingerhandschuh für den Einsatz auf Skitouren,<br />
Skihochtouren oder beim Eisklettern.<br />
Für hohe Isolationswerte sorgt ein<br />
herausnehmbarer Innenhandschuh mit<br />
Kunstfaserfüllung (Primaloft Gold). Der<br />
Aussenhandschuh (der an wärmeren Tagen<br />
auch allein verwendet werden kann) trotzt<br />
mit einem wasserdichten BD.dry-Einsatz<br />
und der stark wasserabweisenden GTT<br />
Empel-Imprägnierung jeder Nässe. Die Innenfläche<br />
ist mit geschmeidigem, abriebfestem<br />
Ziegenleder versehen. Die extra lang<br />
geschnittenen Manschetten mit Kordelzug<br />
verhindern auch bei kopfüber ausgestreckten<br />
Armen ein Eindringen von Schnee. Kleine<br />
Details wie die Auszieh-Schlaufe am<br />
Mittelfinger, der weiche Daumenbesatz zum<br />
Abwischen der Nase oder der Clip zum Zusammenhängen<br />
der beiden Handschuhe<br />
machen sich in der Praxis angenehm bemerkbar.<br />
SOLOIST GLOVE<br />
BLACK DIAMOND<br />
Gewicht: 261 g/Paar<br />
CHF 135.–<br />
DIE PARAGLIDE<br />
<br />
BINDUNG<br />
Erhältlich auf allen MSR Trail Series Schneeschuhen<br />
KOMFORTABEL.<br />
EINFACHE NUTZUNG.<br />
WIE FÜR DICH GEMACHT.<br />
Die Schneeschuh-Bindung,<br />
die du wirklich gerne trägst.<br />
10<br />
MEHR D A Z U AUF MSRGEAR.COM<br />
11
3 x 3<br />
Advertorial<br />
Saubere Sache<br />
Leicht und bissig<br />
In Patagonias Hochtouren-Hardshell werkelt<br />
bereits das neue ePE-Laminat von<br />
Gore-Tex. Den Pionieren in Sachen Funktionstextilien<br />
ist es gelungen, ihre wind- und<br />
wasserdichten Membranen aus PFC-freiem<br />
Polyethylen herzustellen. Das Obermaterial<br />
aus wiederverwertetem Nylon ist ebenfalls<br />
PFC-frei imprägniert, die gesamte Jacke<br />
bluesign-zertifiziert. Auch an Ausstattungsmerkmalen<br />
gibt’s das volle Programm:<br />
helmkompatible Kapuze mit synthetischer<br />
Wärmefüllung und Storm-Seal-Einsatz,<br />
Unterarm-Belüftungen mit Zwei-Wege-Zipper,<br />
einhändig bedienbare Cohaesive-Kordeln<br />
an Saum und Kapuze, zwei<br />
klettergurtkompatible Aussentaschen und<br />
mehrere Innentaschen, Recco-Reflektor –<br />
eine Jacke wie gemalt für anspruchsvolle<br />
Alpinkletterinnen.<br />
Als eine der drei Pflichtbestandteile der<br />
Lawinenausrüstung muss auf die Lawinenschaufel<br />
immer Verlass sein. Mag sich<br />
eine Leichtschaufel mit Kunststoffblatt<br />
im heimischen Garten noch bewähren,<br />
ist spätestens im verpressten Lawinenschnee<br />
Schluss. Die Alugator Ultra hat<br />
deshalb ein robustes Blatt (24 x 22 cm) aus<br />
geschweisstem, gehärtetem und eloxiertem<br />
7075 Aluminium, das mit zusätzlichen<br />
Stabilisationsrippen versehen<br />
ist. Trotzdem bleibt das Gewicht<br />
im vertretbaren Rahmen. Und auch der<br />
torsionssteife Teleskopstiel steckt mit<br />
seinem Doppel-T-Querschnitt schwere<br />
Lasten weg, ohne zu versagen. Damit in<br />
der Hektik eines Notfalls alles klappt,<br />
arretiert er zudem automatisch. Der Stiel<br />
lässt sich von 39 bis 75 cm ausfahren.<br />
Zertifiziert nach UIAA-Norm 156.<br />
SUPER FREE ALPINE JKT W<br />
PATAGONIA<br />
Gewicht: 380 g<br />
CHF 539.–<br />
ALUGATOR ULTRA<br />
MAMMUT<br />
Gewicht: 395 g<br />
CHF 125.–<br />
Skitouren in Graubünden<br />
«aifach<br />
patgific!»<br />
Sidas Fussscanner:<br />
Besser vermessen<br />
Ab sofort stehen in allen Filialen von Bächli<br />
Bergsport Fussscanner von Sidas zur Verfügung.<br />
Mittels 3D-Scan werden die Füsse im<br />
Handumdrehen vermessen. Mit den so gewonnenen<br />
Erkenntnissen über Risthöhe, Stützpunkte,<br />
Zehenstellungen, Leistenbreiten und<br />
weiteren Daten kann direkt eine Vorauswahl<br />
passender Wander- und Tourenskischuhe getroffen<br />
werden. Der Service ist kostenlos.<br />
Heiss auf Eis<br />
Am 26. und 27. Januar <strong>2024</strong> ist es wieder so<br />
weit! Die 24. Ausgabe der Ice Climbing Weltmeisterschaften<br />
in Saas-Fee gehen über<br />
die Bühne. Mehr als 100 Spitzenathletinnen<br />
und -athleten kämpfen im 32 Meter hohen<br />
«Ice-Dome» von Saas-Fee um die Titel –<br />
angefeuert von mindestens 2500 Zuschauerinnen<br />
und Zuschauern, die das Parkhaus<br />
zur Wettkampfarena machen (warme Kleidung<br />
empfohlen). Neben dem Wettkampfprogramm<br />
gibt es wieder eine Vielzahl<br />
von Side-Events: von Eiskletterworkshops<br />
über die kulinarischen Spezialitäten im beheizten<br />
Verpflegungszelt mit LiveView bis<br />
zu den legendären After-Show-Partys, bei<br />
denen man die Athleten hautnah erleben<br />
kann. Bächli freut sich als Sponsor besonders,<br />
wieder beim grössten Winter-Event<br />
im Wallis dabei zu sein!<br />
iceandsound.com<br />
Filmtipp: Bergfahrt –<br />
Reise zu den Riesen<br />
Die Schweizer Regisseurin Dominique Margot<br />
nähert sich in ihrem neuen Dokumentarfilm<br />
dem Thema Berg über drei Felder:<br />
Wissenschaft, Kunst und Bergsport. Margot<br />
porträtiert dazu Menschen, die sich auf<br />
neue, unbekannte Weisen mit dem Gebirge<br />
auseinandersetzen. Sie alle nutzen die Alpen<br />
als Ressource für ihre frischen und innovativen<br />
Projekte. So lädt «Bergfahrt» zu einer<br />
faszinierenden Reise zu den mythischen Riesen<br />
mit ihrer magischen Anziehungskraft<br />
ein. Kinostart in der Deutschschweiz ist am<br />
8. Februar <strong>2024</strong>, in der Westschweiz ab Mai<br />
<strong>2024</strong>. Über unseren Newsletter und auf unseren<br />
Social-Media-Kanälen verlosen wir<br />
zehn Freikarten für «Bergfahrt».<br />
Fotos: Nico Schärer, Oliver Kubitz, Adobe Stock<br />
Skitouren in Graubünden – aifach patgific! Die Regionen Davos<br />
Klosters, Prättigau und Disentis Sedrun bieten weit mehr als<br />
lohnende Gipfelziele. Wer hier Zeit verbringt, geniesst neben<br />
dem unverfahrenen Pulverschnee immer auch Wellness für<br />
Körper und Seele, kulinarische Überraschungen und unvergessliche<br />
Bergmomente.<br />
Der Kanton Graubünden ist ein absolutes<br />
Skitourenmekka. Insbesondere in<br />
den Regionen Davos Klosters, Prättigau<br />
und Disentis Sedrun warten attraktive<br />
Skitourengipfel als lohnende Ziele,<br />
spektakuläre Ausblicke, unverspurte<br />
Tiefschneehänge und bezaubernde Winterlandschaften.<br />
Und das Beste daran:<br />
Dank schier unendlicher Möglichkeiten<br />
kommen Skitourenneulinge genauso auf<br />
ihre Kosten wie Routiniers.<br />
Die Verwechslungsgefahr ist gering<br />
– während das mondäne St. Anton am Arlberg<br />
mit Champagner und viel Blingbling<br />
aufwartet, bietet das für seinen Schneereichtum<br />
bekannte St. Antönien zwei Bergketten<br />
weiter vor allem eines: komplette<br />
Entschleunigung. Der höchstgelegene<br />
Prättigauer Ort (1459 m) ist das erste offizielle<br />
Bergsteigerdorf der Schweiz. Umgeben<br />
von unberührter Natur eignet sich<br />
die unverfälschte Walser Streusiedlung<br />
perfekt als Ausgangsbasis für Skitouren.<br />
Von den variantenreichen Gipfeln ist die<br />
Sulzfluh (2817 m) der bekannteste und<br />
höchste. Alternativ dazu erreicht man in<br />
rund zweieinhalb Stunden Aufstieg beispielsweise<br />
das Jägglisch Horn (2290 m)<br />
oder den Eggberg (2202 m), die beide eine<br />
genussreiche Abfahrt versprechen.<br />
Ein weiterer «Zauberberg» für Skitourengehende<br />
in der Region Davos Klosters<br />
ist das Chörbsch Horn (2651 m). Es<br />
ist quasi ein Schneeballwurf von der Davoser<br />
Schatzalp entfernt, die dank Thomas<br />
Manns Roman «Der Zauberberg»<br />
weltweite Berühmtheit erlangte. Über<br />
den Strelapass kann der Gipfel in rund<br />
zwei Stunden erreicht werden. Spektakuläre<br />
Grate in Sichtweite und kaum befahrene<br />
Abfahrtsvarianten machen diese<br />
Skitour besonders reizvoll.<br />
Nicht nur im Wortsinn herausragend<br />
ist der 2709 Meter hohe Chrüzlistock bei<br />
Das Unvergessliche einer Skitour ist<br />
selten nur sportlicher Natur. Es sind die<br />
Begegnungen mit den Einheimischen, das<br />
unverfälschte Naturerlebnis, die Einkehr in<br />
einer urchigen Bergbeiz, die kulinarischen<br />
Entdeckungen der Bündner Küche und all<br />
die anderen Dinge, welche jede Skitour<br />
perfekt abrunden. Erst dann, wenn<br />
alles zusammenkommt, ist die<br />
Skitour «aifach patgific»!<br />
Sedrun – ein majestätischer Gipfel auf der<br />
Grenze zwischen Graubünden und Uri –<br />
ein veritabler «Schneefänger». Ein steiler<br />
Aufstieg und eine ausgesetzte Gratpassage<br />
machen ihn vor allem für routinierte<br />
Skitourengehende zum lohnenswerten<br />
Ziel. Vom Gipfel aus schweift der Blick<br />
über die gezuckerten Berge des Skigebiets<br />
Disentis, in deren Flanken Freerider<br />
ihre Lines ins Val Strem gezogen haben.<br />
Auf dem Chrüzlistock dagegen herrscht<br />
Ruhe, bevor man sich dem Abfahrtsrausch<br />
hingibt.<br />
Hier geht's zu den<br />
Bündner Skitourentipps:<br />
graubuenden.ch<br />
12<br />
13
Wegweiser Sustenpass<br />
Wendesattel, oder:<br />
Die Reise zum<br />
Mittelpunkt der<br />
Bächli-Schweiz<br />
Wie feiern die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bächli<br />
Bergsport das 50-Jahre-Jubiläum ihrer Arbeitgeberin?<br />
Natürlich am Berg! Zum Start einer vierteiligen<br />
Jubiläumsserie geht’s mit Ski und Fellen zur geografischen<br />
Mitte der Bächli-Schweiz.<br />
Text & Fotos Bernard van Dierendonck<br />
Kein Gipfel, aber genauso<br />
markant: Der Felsturm am<br />
Wendesattel markiert das Ziel<br />
der Bächli-Jubiläumsskitour.
Wegweiser Sustenpass<br />
Arbeitseinsatz Interferrera Wegweiser<br />
Gut gekreuzt: Jonas Fischle<br />
(Filiale Pfäffikon), Sonja Züger<br />
(Filiale Volketswil) und Ralph<br />
Strahberger (Filiale Kriens)<br />
geniessen die Bächli-Jubiläumstour<br />
in vollen Zügen. Ziel<br />
war eine Skitour in der Nähe<br />
des Kreuzungspunktes zwischen<br />
der nördlichsten, der<br />
östlichsten, der südlichsten<br />
und der westlichsten<br />
Bächli-Filiale.<br />
withTommy<br />
Caldwell<br />
Ralph Strahberger<br />
52 Jahre alt, seit zehn Jahren Filialleiter<br />
bei Bächli Bergsport Kriens<br />
Für die erste von vier Bächli-Jubiläumstouren hat sich die<br />
Marketingabteilung etwas Besonderes ausgedacht: Man verbinde<br />
die nördlichste Bächli-Filiale in Basel mit der südlichsten<br />
in Contone und so auch die östlichste in Chur mit derjenigen<br />
in Lausanne. Dort, wo sich die beiden Linien kreuzen,<br />
also in der geografischen Mitte der Bächli-Schweiz, dort soll<br />
die Jubiläumsserie starten. Ausserdem wird nicht einfach irgendjemand<br />
zu dieser Expedition aufbrechen: Unterwegs sind<br />
Sonja Züger, die Abteilungsleiterin für Textilwaren der Filiale<br />
Volketswil, Jonas Fischle, Filialleiter von Pfäffikon, und Ralph<br />
Strahberger, der Chef der Filiale Kriens. Eine gute Wahl, würde<br />
man meinen, denn alle drei sind begeisterte Skitouristen.<br />
Trotzdem wäre die Tour zu Bächlis Mitte fast an dieser starken<br />
Besetzung gescheitert.<br />
Schlüsselstelle im Terminkalender<br />
Die Linien zwischen den Filialen kreuzen sich an einem perfekten<br />
Ort, nahe des Sustenpasses. Dieses hochalpine Gebiet<br />
ist ein Skitouren-Eldorado. Vor allem im Frühling locken die<br />
schönen und wilden Skitourenberge, wie der Fünffinger- oder<br />
der Giglistock, besonders beliebt sind auch das Gwächtenund<br />
natürlich das Sustenhorn, höchster Gipfel der Region. Auf<br />
letzteren sollte auch unsere Bächli-Tour führen. Während der<br />
Tourenplanung wird schnell klar, dass diese Modeskitour in<br />
den letzten Jahren um einiges ernsthafter geworden ist. Da<br />
bedrohen aufgrund des erschreckenden Gletscherschwunds<br />
absturzbereite Séracs den unteren Teil des Normalaufstiegs,<br />
andere Stellen werden immer steiler und die Spalten auf dem<br />
Gletscherplateau immer weiter. Doch kaum steht der Alternativplan,<br />
der weniger bekannte, einsame Aufstieg via Voralphütte<br />
und Chelenalplücke, sehen wir uns mit einem für den<br />
schneearmen Winter 22/23 völlig ungewohnten Problem konfrontiert:<br />
Plötzlich jagt eine Niederschlagsfront die nächste,<br />
im Hochgebirge fallen eineinhalb Meter Neuschnee. Die Lawinengefahr<br />
springt in kurzen Abständen die Skala hoch und<br />
runter. Ein neues Zeitfenster muss her. Dieses zu finden, wird<br />
zur Schlüsselstelle, denn wer Abteilungen oder gar Filialen<br />
leitet, hat naturgemäss einen vollen Terminkalender, der zudem<br />
nie deckungsgleich mit den Verhältnissen im Gebirge<br />
ist. Plan B: Die Zweitagestour wird zur Eintagestour und der<br />
Planungsradius um Bächlis Mitte sanft gegen Norden erweitert.<br />
Zudem stösst der Bergpunkt-Bergführer Remo Balterima<br />
zum Team. Der Mann aus Engelberg berichtet uns von für den<br />
mageren Winter überraschend guten Verhältnissen am Titlis –<br />
der ist vom Sustenpass nur wenige Hundert Meter weiter entfernt<br />
als das eigentlich anvisierte Sustenhorn und passt daher<br />
perfekt ins Konzept.<br />
Karte: Swisstopo<br />
• Am liebsten berate ich unsere Kundinnen<br />
und Kunden zu Hardware –<br />
alles, was zur alpinen Sicherungskette<br />
gehört.<br />
• Eine acht Meter lange Reepschnur plus<br />
Schraubkarabiner ist auf jeder Tour<br />
in meinem Rucksack. Damit habe ich<br />
schon ein Auto abgeschleppt oder ein<br />
gebrochenes Bein geschient.<br />
• Meine Lieblingsdisziplin sind Skitouren,<br />
bevorzugt in der Region Obwalden<br />
und Uri.<br />
• Alle paar Jahre breche ich in den Norden<br />
auf und wandere alleine mit meinem<br />
Zelt durch die Wildnis Skandinaviens,<br />
ich nenne das «Psychohygiene».<br />
Alpinkompass – dies oder das?<br />
Fels<br />
Singletrail<br />
Bouldern<br />
Skitourenrennen<br />
Pinbindung<br />
Freeride<br />
breite Skis<br />
Merino<br />
Hardshellhosen<br />
Helm<br />
Talisman<br />
Daune<br />
Biwak<br />
Landjäger<br />
Energieriegel<br />
*selbst gemacht mit Mayonnaise,<br />
Bündnerfleisch und Essiggurke<br />
Powder<br />
Wanderweg<br />
Hochtour<br />
Tourenwoche<br />
Rahmenbindung<br />
Tour<br />
leichte Skis<br />
Synthetik<br />
Softshellhosen<br />
Wollmütze<br />
Fotokamera<br />
Kunstfaser<br />
Hütte<br />
Hummus<br />
Sandwich<br />
*<br />
Tommys Wahl zum Eisklettern:<br />
EDELRID RAGE<br />
Tommy Caldwell klettert leidenschaftlich gerne anspruchsvolle<br />
Routen, darunter auch Eis- und Mixedklettern. Nachdem<br />
er unser neues RAGE getestet hat, war er begeistert, wie gut<br />
die Griffe in seiner Hand liegen und einen außergewöhnlichen<br />
Halt bieten. Die Stahlspitzen des RAGE sind bemerkenswert<br />
robust und können schwere Lasten (8 kN) bewältigen.<br />
Lasst uns wie Tommy klettern, während ihr euch auf die<br />
kommende Eisklettersaison vorbereitet!<br />
16<br />
www.edelrid.com<br />
17
Wegweiser Sustenpass<br />
Titlis geht immer<br />
Sonja Züger<br />
Gelernte Sportartikelverkäuferin,<br />
arbeitet seit vier Jahren bei Bächli,<br />
heute in der Filiale Volketswil als<br />
Abteilungsleiterin Textil<br />
• Besonders leidenschaftlich berate<br />
ich unsere Kundinnen und Kunden<br />
zur Skitourenausrüstung und zu Textilien.<br />
• Ich packe minimalistisch – aber eine<br />
warme Jacke ist immer dabei.<br />
• Meine Lieblingsdisziplin ist das Skitourengehen,<br />
was ich wieder für mich entdeckt<br />
habe, seit ich bei Bächli arbeite.<br />
• Ich geniesse die Berge sehr, egal,<br />
ob mit Ski oder beim Wandern. Häufig<br />
bin ich in der Region Surselva<br />
unterwegs.<br />
Titlis also. Der felsdurchsetzte Gletscherberg gehört seit Jahrzehnten<br />
zu den weltweit bekanntesten Freeridegebieten. Freerider<br />
bekommen glänzende Augen, wenn sie vom Galtiberg, Laub,<br />
Sulz, Steintäli und Steinberg erzählen – die «Big Five» des Titlis,<br />
fünf teils 2000 Höhenmeter lange Runs, die man hier einfach gemacht<br />
haben muss. Bergführer Remo schlägt als Start in den<br />
Jubiläumstag dann auch den Steinberg vor. Gegen Ende April, an<br />
einem sonnigen und ungewöhnlich warmen Samstag, machen<br />
wir uns bei der Bergstation auf dem Titlis zur Abfahrt bereit. Am<br />
Himmel kündigen feine Zirren-Wolken bereits die nächste Niederschlagsfront<br />
an. Heute ist sogar der LVS-Check positiv: Einer<br />
von uns hatte offenbar schon mit der Saison abgeschlossen und<br />
die Batterien für die Sommerpause aus dem Gerät entfernt. Zum<br />
Glück hat der Bergführer noch ein paar Ersatzbatterien mit.<br />
Die ersten Abfahrtsmeter über den Titlis-Gletscher haben<br />
es in sich. Obwohl der letzte Neuschneefall nur einen Tag zurückliegt,<br />
ist die Schneedecke bereits vollständig umgepflügt<br />
und zwingt uns zu einem ruppigen Abfahrtsstil. Nach den ersten<br />
zweihundert Höhenmetern queren wir in abgelegeneres Gelände.<br />
Der Schnee ist zwar nicht mehr so locker wie im Hochwinter,<br />
aber dank unserer breiten Skis legen wir unsere Spuren rhythmisch<br />
in die schönen Hänge. Nach siebenhundert Höhenmetern<br />
ist vorerst mal Schluss mit Abfahrt. Unterhalb der felsigen<br />
Flanke des Reissend Nollen montieren wir die Felle für Teil zwei<br />
unserer Tour, den Aufstieg zum 2777 Meter hohen Wendesattel.<br />
‹1›<br />
‹1 › Never Sun liegt<br />
hinter uns: Nach 700<br />
Höhenmetern ist vorerst<br />
Schluss mit Abfahrt.<br />
‹2 › «Ist das eine schlaue<br />
Spur?», fragen wir uns<br />
rückblickend.<br />
‹2 ›<br />
Alpinkompass – dies oder das?<br />
Fels<br />
Powder<br />
Singletrail<br />
Wanderweg<br />
Bouldern<br />
Hochtour<br />
Skitourenrennen<br />
Tourenwoche<br />
Freeride<br />
Tour<br />
breite Skis<br />
leichte Skis<br />
Merino<br />
Synthetik<br />
Hardshellhosen<br />
Softshellhosen<br />
Helm<br />
Wollmütze<br />
COULOIR 30 | 40<br />
Talisman<br />
Daune<br />
Landjäger<br />
Tee<br />
Fotokamera<br />
Kunstfaser<br />
Hummus<br />
Isotonische<br />
Getränke<br />
«Heute ist sogar der LVS-Check<br />
positiv: Einer hatte die<br />
Batterien schon für die Sommerpause<br />
herausgenommen.»<br />
Wintertouren-Rucksack mit<br />
Rückenzugriff<br />
für Wintertouren entwickelt<br />
rezyklierte Aussen-Materialien<br />
Produkt mit Klimaschutzbeitrag<br />
Jedes Detail ist für den Einsatz im Schnee optimiert.<br />
Damit das Tragesystem des Rucksacks<br />
trocken bleibt, wenn man ihn in den Schnee<br />
legt, erfolgt der Zugriff von hinten über den<br />
270° Reissverschluss des Rückenteils oder<br />
eine Toploader-Öffnung von der Trageseite<br />
her. Skier, Snowboard oder Schneeschuhe<br />
können einfach aufgebunden werden. Auch<br />
als «Wmns»-Version erhältlich.<br />
Nachhaltig: rezyklierte, bluesign zertifizierte<br />
Stoffe und PFAS frei.<br />
18<br />
exped.com<br />
19
Wegweiser Sustenpass<br />
54 E-Mails, 18 Telefonate,<br />
8 Gipfeloptionen,<br />
6 Verschiebedaten,<br />
5 volle Terminkalender<br />
und ein Lawinenbulletin, welches im<br />
Tagesrhythmus die Skala hoch- und<br />
runterspringt – das sind die Zutaten<br />
für diese Jubiläumsskitour.<br />
‹2›<br />
‹1› Beim Jochstock – Kehre<br />
um Kehre ohne nennenswerte<br />
Schwierigkeiten<br />
‹2› Jonas Fischle powdert<br />
über den Jochgletscher.<br />
‹3› Bergführer Remo findet<br />
die perfekte Linie.<br />
‹1›<br />
Während der Saison, wenn die Sesselbahn auf den Jochstock<br />
läuft, ist diese Tour sehr beliebt. Kein Wunder, denn in diesem<br />
nordwestexponierten Gelände findet man oft sehr gute Verhältnisse<br />
und ab der Bergstation ist es nur mehr eine Stunde<br />
Aufstieg. Doch unterschätzen darf man diese kleine Tour nicht.<br />
Da die Route durch bis zu 35 Grad steiles, unübersichtliches<br />
Gelände führt, ist sie auf dem SAC-Tourenportal mit «ziemlich<br />
schwierig» (ZS) bewertet.<br />
Nun, Ende April, ist der Liftbetrieb eingestellt. Für uns<br />
gibt’s darum noch einige zusätzliche Aufstiegsmeter. Wir folgen<br />
der Spur in Richtung Wendesattel durch einen sonst unberührten<br />
Hang. Bergführer Remo erzählt: «Kurz oberhalb der<br />
Jochstock-Bergstation nennen wir eine Stelle ‹Hillary-Step›.»<br />
Meist unterbreche dort eine Felsstufe die Schneedecke, die<br />
man wie an der Everest-Schlüsselstelle zu Fuss hochkraxeln<br />
müsse. Das verspricht spannende Foto-Sujets, aber von wegen:<br />
Der viele Neuschnee hat die Schlüsselstelle komplett zugedeckt<br />
und wir laufen mit den Skiern an den Füssen ohne nennenswerten<br />
Schwierigkeiten über den «Hillary-Step» hinweg. Dem Weiterweg<br />
zu unserem heutigen «Everest» steht nichts mehr im<br />
Weg. Das Ziel ist zwar kein Gipfel, sondern ein rund 300 Meter<br />
breiter Sattel, aber der markante Felsturm als Endpunkt dafür<br />
umso eindrücklicher. Im Osten und Westen ist dieser Wendesattel<br />
von den imposanten Gipfeln des Reissend Nollen und des<br />
Chlyn-Wendenstocks eingefasst. Südwärts geniesst man einen<br />
senkrechten Tiefblick hinunter nach Gadmen und den Ausblick<br />
hinüber zu Bächlis tatsächlicher Mitte, zur zackigen Gipfel- und<br />
Gletscherwelt rund um den Sustenpass.<br />
Kurz blitzt der Gedanke auf, dass diese Tour im Vergleich<br />
zum ursprünglichen Plan, der Besteigung des Sustenhorns, für<br />
eine Jubliäumstour etwas bescheiden ist. Aber unser Plan B ist<br />
perfekt abgestimmt auf die 3x3-Formel «Verhältnisse, Gelände<br />
und Mensch» und wir holen in diesem schwierigen Winter das<br />
Bestmögliche heraus.<br />
Jonas Fischle<br />
34 Jahre alt, seit mehr als zehn<br />
Jahren bei Bächli Bergsport, nun als<br />
Filialleiter in Pfäffikon SZ<br />
• Am liebsten berate ich unsere Kundinnen<br />
und Kunden zum Thema Campingausrüstung.<br />
• Sehr gerne bin ich in den Bergen alleine<br />
unterwegs, oder aber in unserem Bächli-Skitourenraceteam.<br />
• Meine Lieblingsgebiete: Engelberg und<br />
Gotthardregion<br />
• Die Fotokamera darf im Rucksack nicht<br />
fehlen.<br />
Alpinkompass – dies oder das?<br />
Fels<br />
Singletrail<br />
Bouldern<br />
Skitourenrennen<br />
Pinbindung<br />
Freeride<br />
breite Skis<br />
Powder<br />
Wanderweg<br />
Hochtour<br />
Tourenwoche<br />
Rahmenbindung<br />
Tour<br />
leichte Skis<br />
breit und leicht<br />
natürlich<br />
Abfahrt ist Trumpf<br />
Merino<br />
Synthetik<br />
«Wir laufen mit Skiern an<br />
den Füssen über den ‹Hillary<br />
Step› hinweg – dem Weiterweg<br />
zum heutigen ‹Everest›<br />
steht nichts mehr im Weg.»<br />
‹3›<br />
Nach dem Picknick – Jonas bevorzugt Powergels, Ralph geht<br />
nie ohne Sandwich mit Mayonnaise und Bündnerfleisch aus<br />
dem Haus – ziehen wir die Felle von den Skiern und rechnen<br />
nochmals die Daten zu dieser Tour zusammen. Es resultiert ein<br />
top Abfahrts- zu Aufstiegsverhältnis von fast 3:1. Die Abfahrtsmeter<br />
übertrumpfen sogar diejenigen vom Sustenhorn!<br />
Als wir später mit ziemlich sauren Oberschenkeln unsere<br />
schönen Abfahrtsspuren durch die felsdurchsetzte Flanke begutachten,<br />
meine ich bewundernd zu Remo: «Das ist eine schlaue<br />
Spur!» «Meinst du?», brummt der Engelberger in seinen Bart,<br />
«wie klug diese Abfahrt bei den ausserordentlich warmen Temperaturen<br />
war, das darf man durchaus diskutieren.»<br />
wenn es gemütlich<br />
sein soll<br />
Hardshellhosen<br />
Helm<br />
Talisman<br />
Daune<br />
Biwak<br />
wenn die Leistung<br />
zählt<br />
Softshellhosen<br />
Wollmütze<br />
Fotokamera<br />
Kunstfaser<br />
Hütte<br />
20<br />
21
Fernreisen im Bergsport Standplatz<br />
Hoch und weit?<br />
Bergsport und Fernreisen – wie verträglich ist das noch?<br />
Wir haben eine Bergführerin und einen Kletterprofi um<br />
Gastbeiträge zu diesem Thema gebeten.<br />
Foto: Adobe Stock<br />
«In den Ferien bleibe ich<br />
auf dem Boden.»<br />
Sascha Lehmann<br />
Kletterprofi<br />
«Als professioneller Athlet im Weltcup reise ich viel<br />
und auf der ganzen Welt. Flugreisen sind für mich<br />
unumgänglich, um das Klettern auf diesem Niveau<br />
zu betreiben. Ich bin mir der daraus resultierenden<br />
Belastung auf die Umwelt bewusst und das Thema<br />
Nachhaltigkeit hat für mich eine grosse Bedeutung.<br />
Für Wettkämpfe ausserhalb Europas gibt es<br />
für mich keine Alternativen zum Flugzeug, die Reisen<br />
würden zu lange dauern. Um das Gewissen zu<br />
beruhigen, bezahle ich CO 2<br />
-Kompensationen, was<br />
aber keine Lösung des Problems ist. Nur Verzicht<br />
ist wirklich nachhaltig.<br />
Leider sehe ich trotz der weiten Reisen nicht<br />
viel von den fernen Ländern, da der Fokus auf dem<br />
Wettkampf liegt. Teilweise bleibe ich danach für ein<br />
paar Tage, um mehr als die Wettkampfwand zu sehen<br />
– etwa letztes Jahr beim Weltcup in Jakarta, wo ich<br />
noch zwei Tage die Stadt besichtigt und einen Bootsausflug<br />
auf eine der Inseln gemacht habe.<br />
Oft lässt die Trainings- und Wettkampfplanung<br />
aber längere Aufenthalte nicht zu. Bei Events in Europa<br />
versuche ich Flüge zu vermeiden und mit dem<br />
Zug oder Auto anzureisen, sofern es meine Trainingsplanung<br />
erlaubt – so bin ich 2023 mit dem Zug<br />
zu den Wettkämpfen nach Koper und Laval. Für mich<br />
steht immer die Leistung im Vordergrund, die Wahl<br />
des Reisemittels darf meine Wettkampftauglichkeit<br />
nicht beeinflussen.<br />
Da ich für meinen Sport auf Flugreisen angewiesen<br />
bin, habe ich mich entschieden, für Ferien auf<br />
dem Boden zu bleiben. Letztes Jahr etwa mit dem<br />
Zug und Bus zum Surfen an die Algarve in Portugal.<br />
Ja, die Wege dauern am Boden länger und sind teurer<br />
– was ein Problem unseres Systems ist –, aber sie<br />
können auch ein grosses Abenteuer sein und dadurch<br />
wertvoll werden. Wenn unser Reiseverhalten aber<br />
wirklich umweltverträglich werden soll, dann muss<br />
die Veränderung über die Politik erfolgen. Reisen mit<br />
dem Zug muss einfacher und Fluggäste müssen für<br />
ihre Umweltbelastung zur Kasse gebeten werden.»<br />
Bergführerin Ariane Stäubli nutzt selbst, wann immer<br />
möglich, den ÖV für Bergtouren. Neben der Bergführerei<br />
interessiert sie sich für die Ambivalenz des<br />
menschlichen Handelns. Mit einer Geschichte, die<br />
zwar «fiktiv ist, aber durchaus so stattfinden könnte»,<br />
will sie zum Perspektivwechsel anregen.<br />
An einem Winternachmittag treffen sich zwei<br />
Freundinnen zum Kaffee. Die eine ist Bergführerin,<br />
die andere Unternehmensberaterin. Während sie auf<br />
ihren Kaffee warten, erzählen sie von ihren Ferien. Die<br />
Beraterin schwärmt vom Trekking in Peru: Wandern<br />
auf den Spuren der Inkas nach Machu Picchu. «Dann<br />
war ich ein paar Tage auf den Lofoten – magische<br />
Skitouren unter den Nordlichtern. Unser Flug führte<br />
über das Gebiet des CO 2<br />
-Speicherprojekts ‹Northern<br />
Lights›. Dort soll emittiertes CO 2<br />
unter dem Meeresboden<br />
eingelagert werden. Im März jette ich dann<br />
zehn Tage nach Kanada zum ‹Exklusiven Heliskiing im<br />
Champagne Powder›.» Die Bergführerin erzählt von<br />
ihren Herbstferien auf dem Balkan. «Mit Zug und Fähre<br />
ging es nach Durres. Vielleicht lag es am Schaukeln<br />
des Schiffs, vielleicht an der gefühlten Langeweile<br />
auf der langen Fährfahrt, vielleicht am Bier. Jedenfalls<br />
war der brave Schweizer Alltag sehr schnell sehr<br />
weit weg. Fünf Wochen sind wir durch die Berge Albaniens,<br />
Kosovos und Montenegros gewandert. Mal<br />
führten uns die vagen Wegbeschreibungen in ein anderes<br />
Tal als gedacht, mal erreichten wir unser Etappenziel<br />
nicht, weil wir beim Heidelbeersammeln die<br />
Zeit vergessen hatten. Einmal durften wir uns völlig<br />
durchnässt am Feuer einer Hirtenhütte aufwärmen.<br />
Zur Verständigung mit dem Hirten haben wir Bilder<br />
in den Sand gemalt.» «Puh, das tönt nach viel Warten<br />
und ineffizientem Vorwärtskommen», bemerkt die<br />
Beraterin. «Ich habe nur vier Wochen Ferien pro Jahr.<br />
Mein Verdienst ist gut und mein Luxus ist es, in den<br />
Ferien maximal viel zu erleben, du weisst schon ‹been<br />
there, done that›.» Die Bergführerin rührt in ihrem<br />
Kaffee und blinzelt in die Sonne. «Ich glaube, mein Luxus<br />
ist die Zeit.<br />
«Ist mehr mehr?»<br />
Ariane Stäubli<br />
Bergführerin<br />
22<br />
23
Wegweiser Leukerbad<br />
Himmelwärts<br />
Eine dolomitenähnliche Felskulisse, aussichtsreiche<br />
Dreitausender und heisse Quellen: Leukerbad im Wallis<br />
punktet mit lohnenswerten Skitouren und entspanntem<br />
Après-Ski. Ein Wochenende mit Wiederholungsfaktor.<br />
Text & Fotos Franz Thomas Balmer<br />
Im Aufstieg: Der Wildstrubel<br />
(3244 m) an der<br />
Grenze vom Wallis zum<br />
Berner Oberland gehört zu<br />
den absoluten Gipfelklassikern.
Wegweiser Leukerbad<br />
Es riecht nach Frühling, als wir unsere Skier schultern und<br />
durch Leukerbad gehen. Dabei kann ich mich nicht sattsehen<br />
an der markanten Gemmiwand, die vor uns hinter den Häusern<br />
liegt. Schon im frühen Mittelalter stellte der Gemmipass<br />
eine wichtige Verbindung zwischen dem Berner Oberland<br />
und dem Wallis dar. Allerdings galt die Felswand oberhalb<br />
von Leukerbad lange Zeit als unüberwindbar. Kein Wunder:<br />
Sie fällt fast senkrecht ins Tal. Und dies über 600 Meter. Sie<br />
hat schon Goethe und den Beginn von Arthur Conan Doyles<br />
Sherlock-Holmes-Geschichte «The Final Problem» inspiriert.<br />
Was für ein Anblick. Ein Hauch der Dolomiten. Wir schlendern<br />
weiter, vorbei am Geisstrog – ein beliebtes Fotosujet im alten<br />
Dorfteil Leukerbads. Der Bronze-Brunnen erinnert an das<br />
einfache Leben anno dazumal. Bis in die 50er-Jahre hinein<br />
hat jeweils ein Hirtenbub rund 100 Ziegen der Einheimischen<br />
gehütet. Es ist kurz vor neun Uhr. Wir stehen vor der Gemmibahn<br />
und nehmen die erste Bahn des Tages hoch. Seit 1957<br />
führt diese Luftseilbahn direkt auf die Passhöhe; 2<strong>01</strong>2 wurde<br />
sie erneuert. Die kleine Kabine katapultiert uns vom Frühling<br />
zurück in den Winter auf 2268 Meter über Meer.<br />
Auf den Spuren von Thomas Hinchcliff<br />
Der Gemmipass ist noch nebelverhangen. Unser Skitourenabenteuer<br />
startet. Wir schalten unsere LVS-Geräte ein und<br />
schnallen die Skier an für eine erste kleine Abfahrt bis zum Jägerboden.<br />
Anfellen. Über Nacht ist Neuschnee gefallen. Zwar<br />
nur ein paar wenige Zentimeter. Aber genug, sodass alles<br />
frisch überzuckert ist. Die Sonne kämpft sich durch die Nebelschwaden<br />
– und scheint immer stärker zu werden. Schon jetzt<br />
wird klar, es wird ein Blue-Bird-Tag. Gut, haben wir reichlich<br />
Sonnencreme aufgetragen. In gemütlichem Tempo überqueren<br />
wir westlich die Lämmerenebene. Bald kommt eine erste<br />
kleine Schlüsselstelle: ein Steilaufschwung, bei dem eine<br />
saubere Spitzkehrentechnik wichtig ist. Danach wählen wir<br />
die Route weiter ins Tal hinein Richtung Wildstrubel Mittelgipfel,<br />
unser Tagesziel. Die Erstbesteigung erfolgte übrigens<br />
1857 durch die Engländer Thomas W. Hinchcliff und Bradshaw<br />
Smith mit ihrem Führer Zacharie Cachat aus Chamonix.<br />
‹1› Gipfelglück: «Herrgott,<br />
schenk uns allen ein Stück<br />
Himmel auf Erden» steht<br />
auf dem Gipfelkreuz auf dem<br />
Wildstrubel Mittelgipfel.<br />
‹2› Die Skitour startet mit<br />
einer ersten kleinen<br />
Powderabfahrt direkt ab<br />
der Gemmibahn.<br />
Rundumsicht bis zum Montblanc<br />
Das erste Wegstück bis zum Wildstrubelgletscher ist eher<br />
flach bis leicht ansteigend. Weit hinter uns liegt immer noch<br />
die Nebelwand. Passend dazu summe ich die Melodie der<br />
Schweizer Band Taxi von 1977: «Ich nimme no en Campari<br />
Soda. Wiit under mir liit’s Wolkemeer». Schritt für Schritt<br />
gewinnen wir an Höhe. Die Zivilisation scheint ganz weit weg<br />
zu sein. Nur das meditative Klick-klack der Bindung ertönt<br />
bei jedem Schritt. Die Frühlingssonne brennt erbarmungslos<br />
nieder, der Schweiss rinnt. Auf ca. 2700 Metern über Meer<br />
wechseln wir auf den Gletscher des Wildstrubels, vorbei an<br />
blauschimmernden Gletscherspalten. Die grössten Spalten<br />
sind gut sichtbar, die kleineren eingeschneit, deshalb verzichten<br />
wir auf das Anseilen. Von anderen Tourengehern hat<br />
es bereits eine gute Spur. Je höher wir aufsteigen, desto<br />
hochalpiner wird die Landschaft. Uns pfeift ein kühler Wind<br />
um die Ohren auf den letzten Metern zum Gipfel. Die Luft wird<br />
dünner, die Fernsicht dafür umso besser: Beim Gipfelkreuz<br />
auf dem Wildstrubel Mittelgipfel erwartet uns ein gewaltiges<br />
Panorama. Sogar der Montblanc mit seinen 4808 Metern<br />
zeigt sich in der Ferne. Durchatmen. Denn das Beste kommt<br />
erst noch.<br />
Nach zwei Seiten fällt der Wildstrubel steil ab; im Südosten<br />
befindet sich der Wildstrubelgletscher. An der Südflanke<br />
liegt die Ebene des Glacier de la Plaine Morte. Wir ziehen die<br />
Skifelle ab und wechseln von der Sonnen- auf die Skibrille. Zeit<br />
für die Action. Und zwar bergabwärts. Eine Traumabfahrt mit<br />
Pulverschnee mit einer schönen Steilstufe beim Gletscherab-<br />
‹1›<br />
«Der Wildstrubel<br />
Mittelgipfel ist ein<br />
genussvolles Skihochtourenziel<br />
über<br />
wilde Gletscher in<br />
hochalpiner Szenerie<br />
ohne Tempo-Stress<br />
und Hektik.»<br />
‹2›<br />
‹3›<br />
3<br />
Gipfel zählen zum Wildstrubelmassiv.<br />
Von Westen nach Osten:<br />
eigentlicher Wildstrubel (3244 m<br />
ü. M.), auch «Lenkerstrubel»<br />
genannt, der Mittelgipfel auf<br />
3243.5 m ü. M. sowie der Grossstrubel<br />
(3243 m ü. M.).<br />
35+1<br />
Personen haben Platz in den<br />
grossen Panoramakabinen der<br />
Gemmibahn. Die Luftseilbahn<br />
führt direkt auf die Passhöhe und<br />
überwindet dabei 900 Höhenmeter.<br />
65<br />
Thermalquellen mit 51 Grad Celsius<br />
heissem Wasser sprudeln hier<br />
täglich. Damit ist Leukerbad der<br />
grösste Thermalbade- und Wellnessort<br />
der Schweiz.<br />
‹3› Der alte Dorfteil von<br />
Leukerbad mit dem Bronze-<br />
Brunnen ist ein beliebtes<br />
Fotomotiv.<br />
26<br />
27
Wegweiser Leukerbad<br />
KM<br />
A B C D E F<br />
‹1› Powder-Rausch kombiniert<br />
mit einem Traumpanorama:<br />
Kein Wunder, ist das Gemmigebiet<br />
ein beliebtes Skitourenziel.<br />
30<br />
TOURING<br />
BERNINA<br />
SWITZERLAND<br />
EUROPE<br />
‹2› Die beliebte Lämmerenhütte<br />
wurde im Winter 1990 von einer<br />
Staublawine zerstört. Kurz<br />
darauf wurde daneben die neue<br />
Hütte mit einem massiven<br />
Lawinenkeil erbaut.<br />
28<br />
26<br />
• VALLEY<br />
• STARTING<br />
• POINT<br />
<strong>01</strong> 02 03 04 05 06 07 08 09 10 11 12<br />
• PIZ PALÜ<br />
EAST SUMMIT<br />
Pontresina, 1805 meters<br />
Diavolezza cable car mountain<br />
station, 2973 meters<br />
3882 meters<br />
GUIDE LITE<br />
ONE CARBON<br />
‹3› Zeit zum Entspannen:<br />
Die Walliser Alpentherme<br />
liegt direkt am historischen<br />
Dorfplatz.<br />
‹3›<br />
24<br />
Whether only to the east summit or via the complete<br />
traverse, Piz Palü is a must for every passionate<br />
ski tourer. The almost four-thousand-meter peak<br />
delights with spectacular descents amidst a spectacular<br />
glacier backdrop.<br />
bruch auf ca. 2850 Metern belohnt für alle Strapazen des Aufstiegs.<br />
Wir sind gut in der Zeit und machen einen Abstecher zur<br />
Lämmerenhütte SAC. Sie thront auf einem natürlichen Balkon<br />
über dem Gemmigebiet.<br />
Die Hüttenwarte Barbara und Christian Wäfler bewarten<br />
die Lämmerenhütte an mindestens sechs Monaten im Jahr. In<br />
puncto Kulinarik setzen sie dabei auf regionale Produkte. Zeit für<br />
eine Walliser Aprikosenwähe und ein Glas Rivella. Wir lassen den<br />
Blick streifen in die Bergwelt. Für einen Moment scheint die Zeit<br />
stehen zu bleiben. Bergzeit von seiner schönsten Seite. Von der<br />
Hütte aus blicken wir auf ein mögliches Tourenziel für morgen:<br />
das Daubenhorn. Der breite Gipfelhang bietet rund 600 Tiefenmeter<br />
Abfahrtsspass, sieht aber leider schon sehr verspurt aus.<br />
Plötzlich ein Krachen. Etwas weiter weg von der Hütte donnert<br />
eine kleine Lawine über die Felswand. Zum Glück ist niemand<br />
in der Nähe. Es ist kurz nach drei Uhr. Wir machen uns auf den<br />
Weg zurück zum Gemmipass. Die Herkunft des Namens Gemmi<br />
ist übrigens umstritten. Eine Deutung besagt, dass sich der<br />
Name wahrscheinlich aus dem Lateinischen gemini, zu Deutsch<br />
Zwilling ableitet, aufgrund des ähnlichen Aussehens der Berge<br />
Rinderhorn und Altels. Wie auch immer: Nach einer kurzen Ab-<br />
«Eine Traumabfahrt<br />
mit einer schönen Steilstufe<br />
belohnt für alle Strapazen<br />
des Aufstiegs.»<br />
fahrt kommen wir wieder zurück zur Fläche, wo wir die Skitour<br />
gestartet haben. In bester Langlauf-Manier stöckeln wir die Strecke<br />
zurück. Puuh! Ganz schön anstrengend.<br />
Doch dann kommt alles plötzlich ganz anders. Wo eben<br />
noch Sonne war, ziehen dichte Wolken auf, die bedrohlich näherkommen.<br />
Wie schnell das Wetter in den Bergen umschlagen<br />
kann, ist immer wieder faszinierend – und wird häufig unterschätzt.<br />
Für den letzten Aufstieg hinauf zur Gemmibahn müssen<br />
wir nochmals die Felle aufziehen. Bloss keine Zeit verlieren,<br />
denn ein Sturm zieht auf. Jetzt geht alles sehr schnell. Der Wind<br />
peitscht uns gnadenlos ins Gesicht. Ich ziehe mir die Kapuze<br />
über den Kopf, die Sicht wird immer schlechter. Ich fühle mich<br />
ein bisschen, als würde ich blind in der Antarktis herumwaten.<br />
Die letzten 50 Höhenmeter werden regelrecht zu einer Tortur.<br />
Der Wind wird immer stärker. In meinen dünnen Handschuhen,<br />
die den ganzen Tag bei dem Traumwetter fast zu warm waren,<br />
‹2›<br />
‹1›<br />
Tourentipps und Anreise:<br />
baechli-bergsport.ch/<br />
leukerbad<br />
werden meine Finger immer kälter. Und ich denke an<br />
meine Fausthandschuhe im Rucksack. Aber jetzt nochmals<br />
anhalten und sie aus meinem Rucksack kramen,<br />
möchte ich nicht. Im Gegenteil. Es motiviert mich, noch<br />
schneller berghoch zu laufen. Mit jedem Schritt nach<br />
vorne gewinnen wir an Höhe – und das Ziel kommt näher,<br />
auch wenn wir es noch nicht sehen können. Endlich. Die<br />
Umrisse der Gemmibahn zeichnen sich ab wie ein verschwommenes<br />
Gemälde. Fast geschafft! Im geschützten<br />
Gondelhaus streifen wir die Kapuzen zurück – und das<br />
Lächeln kehrt zurück. Die Bahn bringt uns vom Wintersturm<br />
sicher zurück ins Tal. Ab zum gemütlichen Teil.<br />
Die genüssliche Seite Leukerbads<br />
Kein Halligalli, keine Eskalation: Après-Ski in Leukerbad<br />
ist dezent und gepflegt. Wir machen es uns bequem<br />
auf einem Ledersofa. Vor uns auf dem Tisch eine kalte<br />
Walliser Platte mit Trockenfleisch und Käse. Es ist der<br />
Auftakt für die kulinarische Seite Leukerbads. Auch später<br />
am Abend beim Nachtessen bleiben wir bei Fleisch.<br />
Es muss nicht immer ein Fondue mit Fendant sein. Passend<br />
dazu wählen wir einen Rotwein der renommierten<br />
Weinkellerei Adrian und Diego Mathier – einer der<br />
besten Grand Cru des Wallis. Kein Wunder: gute Säure,<br />
wenig Tannine. Dafür beerig-fruchtig mit schöner Vanillenote.<br />
Das Leben kann so schön sein. Ein kalter Wind<br />
weht durchs Dorf, als wir das Zimmerfenster am nächsten<br />
Morgen öffnen. Die Sturmlage hält an. Definitiv kein<br />
Skitourenwetter. Das Daubenhorn muss wohl warten.<br />
Halb so wild. Mit der Walliser Alpentherme haben wir<br />
eine Schlecht-Wetter-Alternative zur Hand. Es vergehen<br />
übrigens 40 Jahre, bis das versickerte Bergwasser sich<br />
in den Tiefen mit Mineralien anreichert und als 51 Grad<br />
Celsius heisses Thermalwasser wieder heraussprudelt.<br />
Unsere Muskeln entspannen sich, die Gedanken schweifen.<br />
Was bleibt, sind die Eindrücke von einer genussvollen<br />
Skihochtour über wilde Gletscher in hochalpiner<br />
Szenerie ohne Tempo-Stress und Hektik. Und natürlich<br />
das wohlige Gefühl der heissen Quellen sowie der lang<br />
anhaltende Vanillegeschmack des Walliser Grand Cru.<br />
Ein Wochenende für alle Sinne.<br />
2<br />
4<br />
6<br />
8<br />
10<br />
12<br />
14<br />
16<br />
18<br />
20<br />
22<br />
PIZ<br />
BERNINA<br />
MORTERATSCH<br />
GLACIER<br />
BELLAVISTA<br />
PERS<br />
GLACIER<br />
PIZ PALÜ<br />
0<br />
28<br />
LEKI LENHART GMBH<br />
73230 KIRCHHEIM UNTER TECK<br />
LEKI.CH<br />
29<br />
48° 38‘ 11.274“ N 9° 28‘ 34.23“ E
Expert Skihelme & Skibrillen<br />
Expert<br />
Rund um<br />
den Kopf<br />
Strap<br />
Das Brillenband besteht aus<br />
elastischem Material und kann<br />
in der Länge dem Kopf- und<br />
Helmumfang angepasst werden.<br />
Fixierpunkte am Hinterkopf<br />
des Helmes verhindern ein<br />
Verrutschen.<br />
Helm<br />
Neben Belüftung und<br />
Tragekomfort ist bei<br />
Skihelmen die Passform<br />
entscheidend. Ob der<br />
Helm zum eigenen Kopf<br />
passt, probiert man<br />
am besten vor Ort in<br />
einer Filiale.<br />
Auf der Skipiste haben sich Helme durchgesetzt. Auch auf den<br />
Köpfen von Skitourengehern sieht man sie immer häufiger –<br />
natürlich in Kombination mit Skibrillen. Welche Neuheiten gibt es<br />
am Markt und worauf muss beim Kauf geachtet werden?<br />
Text Hanna Bär<br />
Was für ein Wandel: Noch vor 20 Jahren<br />
trugen auf Schweizer Skipisten nur<br />
rund 20 Prozent der Ski- und Snowboardfahrer<br />
einen Helm. Heute liegt die<br />
Quote nach Angaben der Beratungsstelle<br />
für Unfallverhütung bei über 90<br />
Prozent. Zwar gibt es für den Skitourensport<br />
keine vergleichbaren Zahlen,<br />
doch dürfte auch hier die Helmquote in<br />
den letzten Jahren spürbar gestiegen<br />
sein. Gleich vorab: Einen Idealhelm für<br />
beide Disziplinen gibt es nicht. «Reine<br />
Skihelme sind begrenzt für Skitouren<br />
geeignet. Es gibt jedoch grosse Unterschiede,<br />
was Gewicht, Belüftung, Zertifizierung<br />
und Packmass angeht», weiss<br />
Produktmanagerin und Bächli-Expertin<br />
Päivi Litmanen. Denn im Gegensatz<br />
zum Alpinskifahren muss der Helm auf<br />
Tour natürlich auch hochgetragen werden<br />
– womit das Eigengewicht ins Spiel<br />
kommt. Im Bächli-Sortiment finden sich<br />
daher Helme in einer recht breiten Gewichtsspanne,<br />
vom 300 Gramm leichten<br />
Skitourenhelm DNA von Dynafit bis hin<br />
zum 620 Gramm schweren, «klassischen»<br />
Skihelm Igniter 2VI MIPS von<br />
Sweet Protection.<br />
Aufbau: Schlagkräftiger Schutz<br />
Aktuelle Helme sind entweder als Hartschalen-<br />
oder als In-Mold-Helme konstruiert.<br />
Erstere haben eine Aussenschale<br />
aus Kunststoffen wie ABS oder Polycarbonat,<br />
während eine davon getrennte Schicht<br />
innen für die Dämpfung der Stossenergie<br />
sorgt. Bei In-Mold-Helmen ist die Aussenschicht<br />
meist etwas dünner und direkt<br />
mit der Innenschale aus EPS-Hartschaum<br />
(Styropor) fest verbunden. Beim<br />
Aufschlag verformt sich die Innenschale<br />
und absorbiert so die einwirkenden Kräfte.<br />
Eine dritte Kategorie stellen sogenannte<br />
Hybridhelme dar, die beide Bauweisen<br />
und deren Vorteile verbinden sollen: die<br />
Stabilität und Belüftungsmöglichkeiten<br />
der Hartschale und das geringe Gewicht<br />
der In-Mold-Konstruktion. «Oft ist der<br />
obere Teil des Helms mit der Hartschale<br />
ausgebildet und auf der Seite kommt die<br />
In-Mold-Bauweise zum Zug», erklärt Litmanen<br />
den Aufbau eines Hybridhelms.<br />
Ganz gleich, wie sie konstruiert sind: Die<br />
Sicherheitsnorm EN 1077 müssen alle<br />
Helme erfüllen.<br />
Eine Neuerung der letzten Jahre im<br />
Helmbereich ist das sogenannte MIPS –<br />
kurz für Multi-Directional Impact Protection<br />
System. Da bei Stürzen neben<br />
linearen Schlag- und Stosskräften auch<br />
drehende Rotationskräfte auf den Kopf<br />
wirken können, ist in MIPS-Helmen<br />
noch eine Zwischenschicht eingearbeitet.<br />
Sie funktioniert wie eine Gleitlagerung<br />
und erlaubt der Helmschale auch<br />
unter voller Last ein Ausweichen von 10<br />
bis 15 Millimetern in alle Richtungen.<br />
«Dadurch können Kräfte, welche den<br />
Kopf verdrehen, reduziert werden», so<br />
Litmanen. Die MIPS-Technologie fällt<br />
nur mit 25 bis 45 Gramm ins Gewicht.<br />
Der passende Helm<br />
Die richtige Helmgrösse wählt man<br />
ausgehend vom eigenen Kopfumfang in<br />
Zentimetern. Den kann man mit einem<br />
Massband und einem Spiegel leicht<br />
selbst ermitteln – gemessen wird rund<br />
2,5 Zentimeter oberhalb der Augenbrauen.<br />
Die allermeisten Modelle sind<br />
in mehreren Grössen verfügbar. Gut<br />
so, denn die Passform eines Helms ist<br />
fast so individuell wie die eines Wanderschuhs.<br />
«Der Helm muss eng genug sitzen,<br />
dass er nicht wackelt – er darf aber<br />
Illustration: Saija Sollberger<br />
Earpads<br />
Schützen die Ohren<br />
im Falle eines Sturzes<br />
und wärmen bei kalten<br />
Temperaturen. Sind die<br />
Polster abnehmbar, lässt<br />
sich der Helm einfach an<br />
warme Frühjahrstemperaturen<br />
anpassen.<br />
Brille<br />
Schützt die Augen vor<br />
Sonne, Schnee und<br />
Fahrtwind. Für eine optimale<br />
Sicht ist die Wahl<br />
des richtigen Glases<br />
entscheidend. Wird die<br />
Brille zusammen mit<br />
einem Helm getragen,<br />
müssen beide miteinander<br />
kompatibel sein.<br />
30<br />
31
Expert Skihelme & Skibrillen<br />
FÜR ALLE, DIE GERNE AN IHRE<br />
32<br />
Wird bei Skitouren der Helm<br />
auch im Aufstieg auf dem<br />
Kopf getragen, sollte auf<br />
eine ausreichende Belüftung<br />
geachtet werden.<br />
Anpassbarer Hybrid<br />
Eine starke Wahl für Skitouren, zum<br />
Freeriden und auf der Piste: der Tenet<br />
MIPS von Giro. Bei dem hybriden<br />
Skihelm wird eine harte Schale im<br />
oberen Bereich mit einer leichten<br />
In-Mold-Konstruktion seitlich und<br />
unten am Helm kombiniert. Die<br />
MIPS-Technologie sorgt für zusätzliche<br />
Sicherheit beim Sturz. Egal, ob<br />
mit Sturmhaube oder Stirnband darunter<br />
– der Sitz des Helmes wird über<br />
das In-Form-2-Fit-System angepasst.<br />
Es besteht aus einem Verstellrad am<br />
Hinterkopf, dessen Position über einen<br />
Schiebemechanismus stufenweise<br />
in der Höhe variiert werden kann.<br />
Durch verschliessbare Belüftungsöffnungen<br />
kann die Luftzufuhr reguliert<br />
werden. Für die nötige Wärme sorgt<br />
ein Polster aus Ionic+ Fleece. Sollte<br />
man doch einmal ins Schwitzen<br />
kommen, verhindern seine Silberionen<br />
die Geruchsbildung. Erhältlich in<br />
den Grössen S (52-55,5 cm), M (55,5-<br />
59 cm) und L (59-62,5 cm).<br />
TENET MIPS<br />
GIRO<br />
Gewicht: 494 g<br />
CHF 219.–<br />
nirgends drücken», so Litmanen. Einige<br />
Hersteller legen ihren Helmen Klebepads<br />
und -polster zum Ausgleich bei,<br />
und zur Feineinstellung und Fixierung<br />
des Helms hat sich das Drehrad am<br />
Hinterkopf nahezu bei allen Herstellern<br />
durchgesetzt. Trotzdem ist die Wahl des<br />
richtigen Modells entscheidend. «Nicht<br />
jeder Helm passt auf jeden Kopf», weiss<br />
Litmanen, und empfiehlt deshalb ein<br />
Ausprobieren und Probetragen in einer<br />
der Bächli-Filialen.<br />
Unterschiede bestehen auch in der<br />
Ausstattung: Praktisch sind etwa Polsterungen,<br />
die sich zum Waschen (oder bei<br />
warmen Temperaturen) entfernen lassen.<br />
Und wer seinen Helm auch im Aufstieg<br />
trägt – was nicht nur im stein- oder<br />
eisschlaggefährdeten Gelände situationsbedingt<br />
durchaus Sinn machen kann<br />
–, freut sich über eine gute Belüftung<br />
des Helms. Bei einigen Modellen lassen<br />
sich die Belüftungsschlitze über Schieber<br />
schliessen, was an kalten Tagen die<br />
Isolationsleistung verbessert. Auch ein<br />
Magnetverschluss am Kinnriemen kann<br />
einigen Frust vermeiden: «Ein Magnetverschluss<br />
bietet zur klassischen Steckschnalle<br />
den Vorteil, dass sich dieser<br />
leichter schliessen lässt, da er sich praktisch<br />
selber findet», so Litmanen. Besonders<br />
mit dicken Handschuhen erleichtert<br />
das die Handhabung. Auch wer spezielle<br />
Zusatzfeatures benötigt, wird heutzutage<br />
fündig: Halterungen für Helmkameras,<br />
speziell geformte Ohrpolster, die die<br />
Verwendung von Ohrstöpseln zulassen,<br />
oder gar vollintegrierte Kommunikationssysteme<br />
samt Kopfhörer, Mikro und<br />
Smartphone-Kopplung sind keine Zukunftsmusik<br />
mehr.<br />
Hochalpin: Mehrfachzertifizierung<br />
«Da bei Skitouren die gesamte Ausrüstung<br />
selber hochgetragen wird, ist<br />
auch auf das Gewicht des Helmes zu<br />
achten», weiss Litmanen. Auch ein besonders<br />
kleines Packmass beim Verstauen<br />
im Rucksack ist von Vorteil. Bewährt<br />
haben sich hier Helmnetze, mit<br />
denen der Kopfschutz aussen an den<br />
Rucksack gespannt werden kann. Spezielle<br />
Skitourenhelme verzichten aus<br />
Gewichtsgründen meist auf eine üppige<br />
Polsterung – stattdessen wählt man<br />
die Passform so, dass eine Mütze oder<br />
ein Stirnband unter den Helm gezogen<br />
werden kann. Während reine Alpinskihelme<br />
den meisten Bergsportlern zu<br />
schwer sein dürften, ist die Verwendung<br />
von Skitourenhelmen beim Bergsteigen<br />
besser möglich. Wer das plant, sollte zu<br />
einem zweifachzertifizierten Helm greifen,<br />
der neben der Sicherheitsnorm für<br />
Skihelme auch nach der EN 12492, also<br />
der Norm für Helme zum Bergsteigen,<br />
zertifiziert ist. «Wer frühmorgens vor<br />
dem Sonnenaufgang auf Skitour startet,<br />
ist auf die Stirnlampe angewiesen»,<br />
weiss Litmanen. Dieser Einsatzbereich<br />
sollte beim Helmkauf mitbedacht werden.<br />
Insbesondere die mehrfachzertifizierten<br />
Helme, wie beispielsweise der<br />
Couloir Mountain von Scott oder der<br />
3Tech Alpi Honeycomb von Movement,<br />
haben spezielle Halterungen, damit die<br />
Stirnlampe auf dem Helm nicht verrutscht.<br />
Manche Helme sind zusätzlich<br />
sogar nach EN 1078 als Fahrradhelm<br />
zertifiziert und verfügen über einen<br />
beim Mountainbiken üblichen Visor<br />
(z. B. «TLT» von Dynafit) – da bleibt bei<br />
der Frühjahrsskitour mit Bike-Zustieg<br />
kein Wunsch mehr offen.<br />
Der richtige Durchblick<br />
Wer einen Skihelm trägt, besitzt in aller<br />
Regel auch eine Skibrille – denn ohne<br />
Augenschutz sind Skiabfahrten schon<br />
bei geringem Tempo erheblich spassbefreit.<br />
Aufgrund der Vielzahl an verfügbaren<br />
Helm- und Brillenmodellen sind<br />
Foto: Daniel Breuer<br />
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33<br />
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Expert Skihelme & Skibrillen<br />
Bei Skibrillen geht der Trend<br />
zu schmalen Rahmen oder<br />
rahmenlosen Gläsern. Neben<br />
einem modischen Aspekt<br />
bieten diese Modelle meist<br />
ein grösseres Sichtfeld.<br />
längst nicht alle Produkte miteinander<br />
kompatibel. Selbst dann nicht, wenn sie<br />
von derselben Marke stammen. «Die<br />
Brille darf nicht zu breit oder zu hoch<br />
für den Helm sein. Dieser darf die Brille<br />
nicht auf die Nase drücken oder umgekehrt<br />
die Brille den Helm in den Nacken<br />
schieben», erklärt Päivi Litmanen. Im<br />
Idealfall bringt man daher den eigenen<br />
Helm bzw. die eigene Brille mit in die Filiale,<br />
wenn ein Kauf ansteht. Gleichzeitig<br />
müsse die Skibrille natürlich auch zum<br />
Gesicht passen – von kindgerechten<br />
Grössen bis zu besonders schmalen und<br />
breiten Varianten ist die Auswahl gross.<br />
«Wer vor dem<br />
Sonnenaufgang auf<br />
Skitour startet, ist<br />
auf die Stirnlampe<br />
angewiesen. Dieser<br />
Einsatzbereich sollte<br />
beim Helmkauf<br />
mitbedacht werden.»<br />
Päivi Litmanen<br />
Produktmanagerin<br />
Auch für Brillenträger gibt es spezielle<br />
OTG-Modelle (over the glasses), die einen<br />
grösseren Abstand zum Glas haben<br />
und somit über der Korrekturbrille getragen<br />
werden können. Ein passendes<br />
Modell deckt die Augenpartie vollständig<br />
ab und drückt nirgends, auch nicht<br />
auf der Nase. Gegen das einstmals<br />
gefürchtete Beschlagen der Skibrille<br />
und den folgenden «Blindflug» führen<br />
die Hersteller Innovationen wie Anti-Fog-Beschichtungen,<br />
Doppelscheiben<br />
und besonders luftdurchlässige<br />
Schaumstoffpolster ins Feld. Auch die<br />
Wölbung des Glases spielt hier übrigens<br />
eine Rolle: Sphärische, also in horizontaler<br />
und vertikaler Richtung gewölbte<br />
Brillen bilden einen grösseren Innenraum,<br />
was mehr Luftzirkulation erlaubt.<br />
Ein weiterer Vorteil dieser Gläser ist<br />
die bessere Rundumsicht. Zylindrische<br />
Gläser, die nur horizontal gewölbt sind,<br />
sind hingegen meist etwas günstiger.<br />
Ein wichtiges Kriterium für den<br />
Kauf einer Skibrille ist die Lichtdurchlässigkeit.<br />
Wie viel hindurchgelassen<br />
wird, gibt der Lichttransmissionsgrad<br />
oder auch VLT-Wert an. Bei Skibrillen<br />
findet man – ebenso wie bei Sonnenbrillen<br />
– meist nicht den genauen Wert,<br />
sondern eine Abstufung in fünf Kategorien<br />
von 0 bis 4. Zur Kategorie 0 zählen<br />
Brillen mit Klarsichtscheiben, etwa für<br />
Nachtskitouren. Gläser der Kategorie 1<br />
und 2 sind für schlechtes bis wechselhaftes<br />
Wetter zu empfehlen, Kategorie<br />
3 bei sonnigem Wetter. Gläser der Kategorie<br />
4 kommen bei sehr hellen Bedingungen,<br />
wie etwa auf dem Gletscher,<br />
zum Einsatz. Wer nun verschiedene<br />
Lichtsituationen mit einer Brille abdecken<br />
will, hat zwei Optionen: Entweder<br />
wählt man ein Modell mit Wechselgläsern<br />
oder man entscheidet sich für<br />
photochromatische Gläser. Sie besitzen<br />
lichtempfindliche Moleküle und reagieren<br />
so auf unterschiedliche Lichtverhältnisse.<br />
Bei hellem Sonnenschein<br />
verdunkeln sie sich und werden lichtundurchlässiger,<br />
bei wenig Licht werden<br />
sie wieder durchlässiger. Gängig sind<br />
Skibrillen, die die Kategorien 1-3 oder<br />
2-4 abdecken.<br />
Die Farbe des Brillenglases hat<br />
mit der Lichtdurchlässigkeit übrigens<br />
nichts zu tun. «Bestimmte Farbtönungen<br />
können beispielsweise Kontraste<br />
bei schwierigen Sichtverhältnissen verbessern,<br />
dies ist jedoch nicht zu verwechseln,<br />
wie eine Brille von aussen<br />
aussieht», betont Litmanen. Polarisierende<br />
Gläser reduzieren störende Reflektionen<br />
und Spiegelungen, etwa auf<br />
Wasser oder Eis. Sie sind auch etwas<br />
kontrastreicher, wodurch man das Gelände<br />
etwas besser lesen kann. Alle bei<br />
Bächli erhältlichen Skibrillen sind natürlich<br />
gegen UV-Licht geschützt.<br />
Wie der Helm wird auch die Skibrille<br />
auf Skitour selten durchgängig getragen.<br />
Sind die Bedingungen nicht ganz<br />
unwirtlich, ist im Aufstieg die Sonnenbrille<br />
die bessere Wahl. «Beim Transport<br />
der Skibrille sollte man das Glas<br />
immer schützen, beispielsweise mit<br />
einer Gogglesoc», rät Litmanen. Zum<br />
Reinigen der Brille verwendet man am<br />
besten nur ein spezielles Putztuch oder<br />
Mikrofasertuch und Wasser. Ist das Glas<br />
bereits stark verkratzt oder hat die Anti-Fog-Beschichtung<br />
ihre Wirkung verloren,<br />
sollte über eine Neuanschaffung<br />
nachgedacht werden. Bei Helmen empfehlen<br />
Hersteller übrigens einen maximalen<br />
Gebrauchszeitraum von etwa<br />
fünf Jahren – nach einem Sturz sollte er<br />
aber umgehend getauscht werden.<br />
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34<br />
35
Wegweiser Skitour Davos Klosters/Prättigau<br />
Touren-Sinfonie<br />
in Weiss<br />
Wilde Grate und sanfte, weisse Buckel. Epische Aufstiege<br />
und rasante Abfahrten im staubenden Pulverschnee.<br />
Davos Klosters und das Prättigau mögen für ihre Skigebiete<br />
weltbekannt sein, aber auch jenseits davon gibt<br />
es auf genussvollen Skitouren jede Menge zu entdecken.<br />
Text & Fotos Christian Penning<br />
Ungestörte Pulverträume:<br />
Die lange Abfahrt vom<br />
Glattwang-Gipfel in den<br />
Fideriser Heubergen nach<br />
Fideris bietet viel Panorama<br />
und puren Genuss.
Wegweiser Skitour Davos Klosters/Prättigau<br />
‹1› Skitourentraum:<br />
Das Walserdorf<br />
Monstein bietet sich<br />
als Basislager abseits<br />
vom Davoser Skirummel<br />
an.<br />
‹2› Idylle: An urchigen<br />
Alphütten herrscht<br />
in den Fideriser Heubergen<br />
kein Mangel.<br />
‹1›<br />
Eine Sinfonie – klanggewordene Bilder, mehrere Sätze, berührende<br />
Szenen, ein Auf und Ab der Gefühle. So wie dieses lange<br />
Tourenwochenende in Graubünden. Eine Sinfonie in Weiss. Die<br />
Anreise führt durch Davos, die höchstgelegene Stadt Europas<br />
– ein quirliger Skiort, umgeben von Bergen, Seilbahnen und<br />
fetten Freeride-Spots. Nur einen Katzensprung weiter liegt<br />
Monstein. Kurz hinter der Davoser Fraktion Glaris und dem<br />
Skigebiet Rinerhorn mäandert ein schmales Bergsträsschen<br />
durch den Bergwald hinauf in das historische Walserdorf. Rustikale,<br />
sonnengegerbte Holzhäuser, ein gedrungenes Kirchlein<br />
am Waldrand. Die Zeit scheint stillzustehen.<br />
Am Ende der Dorfstrasse ziehen Anna und Jürg die Felle auf,<br />
klicken ihre Tourenschuhe in die Bindungen. Der erste Aufstieg<br />
dieses Trips beginnt mit einem moderaten Andante, unterlegt<br />
von einem kratzigen «ccchhhrr ccchhhhrr». Das Schleifen der<br />
Aufstiegsfelle auf dem hartgefrorenen, harschigen Untergrund<br />
gibt den Takt vor. Es ist noch kalt und schattig an diesem<br />
Morgen. Kleine Dampfwölkchen entweichen den Lungen.<br />
Nach knapp dreihundert Höhenmetern ist die Oberalp erreicht<br />
– eine Ansammlung urchiger Alphütten. Jetzt im Winter sind<br />
sie verwaist. Die Schneehauben auf ihren Dächern wirken wie<br />
Decken, unter denen sie es sich kuschelig gemacht haben.<br />
Weiter! Jenseits der 2000-Meter-Marke lassen Jürg und Anna<br />
die letzten Lärchen hinter sich. Das weite Hochtal öffnet sich<br />
wie ein alpiner Festsaal.<br />
Traumtag und böse Überraschung<br />
Gipfel, wohin man blickt. Rechts, links, geradeaus. Die Sonne<br />
strahlt. «Wow», schwärmt Anna, «wem da nicht das Herz auf-<br />
‹2›<br />
«In den Fideriser<br />
Heubergen erklingt die<br />
Tourensinfonie<br />
in sanften Tönen.»<br />
Wolle. Oder<br />
gar nichts.<br />
Durch die Natur entwickelt.<br />
Durch Innovation verbessert.<br />
38<br />
39
Wegweiser Skitour Davos Klosters/Prättigau<br />
Thema Rubrik<br />
geht …!» Längst hat sie ihren Rhythmus gefunden, geniesst<br />
den Anstieg. «In deinem eigenen Tempo zu gehen, ist das A<br />
und O der Strategie für genussvolle Skitouren», weiss sie als<br />
erfahrene Tourengeherin. «Lass dich nicht hetzen, dann hast<br />
du mehr von der Tour.» Auch Jürg lässt es entspannt angehen.<br />
Um Kraft zu sparen, hat er sich für Leichtbau-Tourenski<br />
entschieden.<br />
Nahe der Alp Fanezmeder schwingen sich sanfte Buckel<br />
wie Wellen unterhalb der felsigen Klippen des Chrachenhorns<br />
(2891 m) auf. «Feinster Pulverschnee …», grinst Jürg,<br />
Weisse Welt: Die<br />
Fideriser Heuberge<br />
bieten neben sanftem<br />
Gelände auch ein<br />
paar kurze Steilpassagen.<br />
0<br />
Anzahl der Skilifte im Bergdorf<br />
Monstein bei Davos<br />
270<br />
Durchschnittliche Schneetage<br />
pro Jahr auf dem Weissfluhjoch<br />
(2693 m) zwischen Davos und<br />
dem Prättigau<br />
1932<br />
Bau der ersten Berghütte<br />
Berghaus Heuberge und Beginn<br />
des touristischen Tourengehens<br />
im Alpgebiet der Fideriser<br />
Heuberge<br />
WIDER<br />
ALLE<br />
WINDE<br />
SKIFAHREN IST PURE<br />
LEIDENSCHAFT<br />
Mit der Outfit-Kombi bist<br />
Du bei jeglichem Wetter<br />
bestens gerüstet.<br />
1 |<br />
als er schwungvoll den Skistock durch den Schnee schwingt<br />
und eine Fahne glitzernder Kristalle durch die Luft wirbelt.<br />
«… zu gut, um die Gelegenheit ungenutzt zu lassen.» Spontan<br />
ziehen Jürg und Anna eine Schleife hinauf auf den Buckel<br />
neben der Aufstiegsroute.<br />
Felle runter, und los! Der Schnee stiebt und staubt. Feiner<br />
kann ein Genusshang nicht sein. Jürg setzt zum letzten<br />
Schwung an, ehe er die reguläre Aufstiegsroute wieder erreicht.<br />
Bahmm! Mit einem Schlag verschwindet er in einer<br />
Staubwolke. «Was war das denn?», wundert er sich, als er sich<br />
aus dem Schnee gräbt. Urplötzlich hat sich einer seiner Ski in<br />
ein Loch hinter einem nur leicht mit Schnee zugewehten Fels<br />
gebohrt. Erst jetzt registriert Jürg die böse Überraschung. Als<br />
er den Ski aus dem zerwühlten Schnee zieht, hängt der ab der<br />
Bindung wie eine Fahne auf Halbmast. Skibruch!<br />
Während Jürg auf einem Ski ins Tal schwingt, um ein<br />
Paar Ersatzski aus dem Auto zu holen, setzen Anna und ich<br />
den Aufstieg durch das südseitige Bärentälli fort. Hier hat sich<br />
der Schnee gut gesetzt, die Lawinengefahr ist gering. Wir wollen<br />
Jürg später unterhalb des Älplihorn-Gipfels wieder treffen.<br />
Gipfelmeer und Pulverrausch<br />
Kaum ein Lufthauch regt sich an diesem Tag. Ideal, um zwei<br />
Stunden später den Zmittag mit Blick auf das unendliche Gipfelmeer<br />
der Albula Alpen und der Silvretta in vollen Zügen zu<br />
geniessen. «Die steilere Westflanke hat guten Pulver», funkt<br />
Jürg wenig später. Im Aufstieg hat er die Abfahrtsroute mit<br />
dem Fernglas inspiziert. Etwas unterhalb des Gipfels treffen<br />
wir Jürg wieder. Er muss Anna von seinem Plan nicht lange<br />
40<br />
überzeugen. Auch der Lawinenlagebericht signalisiert grünes<br />
Licht: Stufe zwei. Dennoch checken Jürg und Anna das Gelände<br />
bei der Einfahrt in den ersten Hang nochmals genau<br />
auf die Schneequalität. Passt! Beim letzten Schneefall war<br />
kaum Wind im Spiel. Die Schneebrettgefahr ist gering. Und so<br />
werden mit überlegter Linienwahl die Turns ins Tal zu einem<br />
berauschenden Allegro im wirbelnden Pulver.<br />
Ein paar Firnschwünge in Talnähe beenden das Abfahrtsfest.<br />
Traditionelle Holzhütten säumen den Ortsrand von Monstein.<br />
Wie in den Tälern von Saas Fee oder Zermatt fussen sie<br />
auf Steinsäulen mit mächtigen Granitplatten. Tatsächlich waren<br />
die ersten Siedler von Monstein Walliser und brachten auch<br />
ihre Tricks der alpinen Baukunst mit. Die «Müüsplatta» halten<br />
bis heute Ungeziefer und Mäuse von den Hütten fern. Doch die<br />
Zeiten, in denen Alpwirtschaft und das Bergwerk am Silberberg<br />
für das Auskommen der Monsteiner sorgten, sind längst vorbei.<br />
Heute ist Monstein ein idyllisches Basislager für Winterwanderer<br />
und Skitourengeher – ganz ohne Skilifte. Und mit einer<br />
ganz speziellen Art Après-Ski. In der ehemaligen Sennerei sitzt<br />
die Brauerei Biervision Monstein AG, die verschiedene Sorten<br />
«Monsteiner» Bier anbietet. Bei ihrem Betriebsstart 20<strong>01</strong> galt<br />
sie als höchstgelegene Brauerei der Schweiz – 1620 Meter über<br />
dem Meeresspiegel. Dieser Superlativ wackelt im Zeitalter der<br />
Micro-Breweries zwar, doch einen Besuch ist die Dorfbrauerei<br />
allemal wert. Mit hellem Huusbier, leichtem Mungga, dunklem<br />
Gemsli oder Schneehas Weizenbock stemmen sich Braumeister<br />
Sebastian Degen und Brauer Marcel Schneider wie zwei<br />
unbeugsame Gallier gegen die übermächtigen globalen Bierkonzerne.<br />
Dass der Laden läuft, dafür sorgen nicht zuletzt 1350<br />
3 |<br />
2 |<br />
1 | 3L Jacket Pizac<br />
2 | Down Jacket<br />
Silvretta<br />
3 | 3L Pants Pizac<br />
Schöffel Botschafterin Fanny Smith<br />
Skicross Weltmeisterin,<br />
Olympische Medaillengewinnerin 2<strong>01</strong>8 und 2022,<br />
3x Gesamtweltcupsiegerin<br />
41
Wegweiser Skitour Davos Klosters/Prättigau<br />
Waren für Winterfreuden<br />
Ein Fest für Pulverfans<br />
sind bei guten<br />
Bedingungen die vielfältigen<br />
Abfahrtsvarianten<br />
am Älplihorn<br />
bei Monstein.<br />
Schöne Schwünge in unberührten Schnee zirkeln,<br />
verschafft grosse Glücksgefühle. Der kürzeste Weg dorthin führt über<br />
die passende Ausrüstung.<br />
Breite Bretter<br />
Goldene Mitte<br />
Tourentipps und Anreise:<br />
baechli-bergsport.ch/<br />
davos-praettigau<br />
lokale und internationale Privataktionäre. Als Dividende winken<br />
jedes Jahr zwei Liter Fassbier – und uns ein krönender Abschluss<br />
des ersten Satzes unserer Sinfonie.<br />
Fideriser Heuberge – klein, aber fein<br />
Zweiter Tag, zweiter Satz. Die Tourensinfonie erklingt heute in<br />
sanften Tönen. Die Berge sind etwas weniger hoch, die Gipfel<br />
weniger schroff. Ein Shuttle-Bus brummt von Fideris im<br />
Prättigau in die Fideriser Heuberge. Immer wieder stoppt der<br />
Busfahrer auf dem Weg nach oben. Denn die Zufahrtsroute ist<br />
gleichzeitig die längste Schlittelpiste der Schweiz – zwölf Kilometer<br />
auf 1100 Höhenmeter. In einem schneesicheren Hochtal<br />
auf 2000 Metern Höhe liegt das kleine Familienskigebiet Fideriser<br />
Heuberge. Ein idealer Startpunkt für Genuss-Skitouren<br />
rundherum. Im Konzert mit unzähligen Heugaden stehen hier<br />
drei Berghäuser. Schneesportler haben die Auswahl zwischen<br />
Chalets und gemütlichen Zwei- oder Vierbett-Zimmern. Eine<br />
feine Sache, wenn man nicht darauf aus ist, die Nächte im Massenlager<br />
einer Hütte mit notorischen Schnarchern zu teilen.<br />
Doch noch steht die Sonne hoch am Himmel. Ein Schlepplift<br />
verkürzt die Aufstiegszeit zum Chistenstein (2474 m) auf rund<br />
eine Stunde. Vor dem Gipfel bietet die liebliche Wintersinfonie ein<br />
kurzes, dramatischeres Intermezzo. Anna und Jürg befestigen<br />
die Ski an ihren Rucksäcken. «So geht’s leichter», meint Jürg.<br />
Die letzten Meter des steilen Gipfelgrates stapfen beide mit Ski<br />
am Buckel gen Ziel. Zeit für einen Allegro-Part: Weite Pulverhänge,<br />
rassige Rinnen – die Abfahrt wird zu einem leidenschaftlichen<br />
Appassionato. Bei einem Glas Merlot schwärmen Anna und Jürg<br />
noch abends davon, genauso wie von der pulvrigen nordseitigen<br />
Genussabfahrt an der Arflinafurgga.<br />
Kleiner Aufstieg, grosses Abfahrtskino<br />
Dritter Satz – aller guten Dinge sind drei! Zum genüsslichen<br />
Ausklang hat Jürg für den letzten Tag was ganz Besonderes<br />
ausgetüftelt. Eine Abfahrt mit minimalem Aufstieg und<br />
maximalem Abfahrtsspass. Nur rund 400 Höhenmeter sind<br />
es vom Berghaus Arflina bis auf den Glattwang-Gipfel. Bald<br />
gleicht der Blick auf die Gebäude im Skigebiet der Aussicht<br />
auf eine Spielzeugeisenbahnlandschaft. Irgendwie passend<br />
zu dem Mini-Skigebiet mit langer Tradition. Schon Anfang der<br />
1930er-Jahre entstanden das Berghaus Heuberge und das<br />
Skihaus Arflina. Bald kamen die ersten Lifte. Dennoch ist der<br />
Takt der Zeit bis heute gemächlich. Die Heuberge zählen zu<br />
den letzten Refugien der vom Aussterben bedrohten Bügellifte.<br />
Gleichzeitig aber fehlt es den Verantwortlichen nicht an visionären<br />
Ideen. Bis 2030 wollen sie das Gebiet zum Eco-(Ski-)<br />
Resort transformieren. Ein erster Schritt: Die 2020 in Betrieb<br />
genommene Sauna mit Solarenergie.<br />
Vom Glattwang-Gipfel (2376 m) schweift der Blick hinüber<br />
auf die nördliche Talseite des Prättigaus. Zu Füssen der Sulzfluh<br />
liegt das Skitouren-Eldorado St. Antönien. Etwas weiter<br />
westlich bei Fanas verkürzt die Bergbahn den Anstieg zu den<br />
baumfreien Südhängen des Sassauna-Gipfels (2307 m). Ein<br />
Traum bei Firn. Doch auf Jürg und Anna wartet nochmals Pulver.<br />
Ein grandioses Finale: 1600 Höhenmeter am Stück. Ganz<br />
allein. Kein Mensch weit und breit. Eine Ode an die Freude.<br />
«Zeit für ein Panaché!», ruft Anna, als sie unten in Fideris ihre<br />
Ski schultert. Auf der Sonnenterrasse des Talgasthofes setzen<br />
Anna und Jürg ihre Rucksäcke ab. «Viva, auf drei Tage Genuss!»,<br />
lacht Jürg. Noch einmal blicken die beiden hinauf zu den Gipfeln.<br />
Welch ein Schlussakkord dieser Tourensinfonie!<br />
Steht maximaler Abfahrtsspass im Vordergrund,<br />
geht nichts über einen breiten Ski.<br />
Der Agent 3X von Faction verschafft mit 106<br />
mm Breite unter der Bindung satten Auftrieb<br />
– und bleibt trotz alledem noch leicht<br />
genug, um kraftsparend die Abfahrtsziele<br />
beim Freetouring zu erreichen. Aufgebaut<br />
ist der Agent 3X in Sandwichbauweise: Ein<br />
Holzkern aus Karuba wird zusammen mit<br />
Stahlkanten und Seitenwangen in voller<br />
Stärke verbaut. Beim Druck- und Zuggurt<br />
werden Einlagen aus Glasfaser mit Strängen<br />
aus Carbon eingesetzt. Im Bindungsbereich<br />
sorgt eine Montageplatte aus Titanal für eine<br />
solide Verbindung zwischen Bindung und<br />
Ski. Bei hohem Tempo und in zerfahrenem<br />
Tiefschnee performt der Agent 3X wie ein<br />
Freerideski, in technisch anspruchsvollem<br />
Gelände überzeugt der Agent 3x dank Tipund<br />
Tailrocker und der vielseitigen Taillierung<br />
für verspieltes, präzises Handling. Taillierung<br />
134-106-124, Längen: 164, 172, 178.<br />
1 AGENT 3X<br />
FACTION<br />
Gewicht: 3160 g/Paar (172 cm), CHF 688.–<br />
Feine Füllung<br />
Isolation ist die Kunst, möglichst viel Luft<br />
auf möglichst kleinem Raum einzusperren.<br />
Dafür verantwortlich ist bei einer Daunenfüllung<br />
die Bauschkraft – gemessen in cuin.<br />
Die Supercouloir 1000 Down Jacket bewegt<br />
sich mit ihren 150 Gramm fein ausgelesenen<br />
Daunen mit 1000 cuin Bauschkraft<br />
dabei am oberen Ende des Machbaren. Die<br />
RDS-zertifizierten Daunen werden eingehüllt<br />
von einem wasser- und windabweisenden<br />
Pertex Quantum-Gewebe, das zudem<br />
auch Stretcheigenschaften besitzt. Mit<br />
der helmtauglichen Kapuze, zwei äusseren<br />
RV-Taschen und einer Innentasche ist sie die<br />
ideale Jacke, um beim Eisklettern oder beim<br />
winterlichen Bergsteigen warm zu bleiben.<br />
2 SUPERCOULOIR 1000 DOWN JACKET<br />
LA SPORTIVA<br />
Gewicht: 440 g<br />
CHF 499.–<br />
1<br />
2<br />
3<br />
Der Maestrale ist ein Dauerbrenner im Scarpa-Sortiment<br />
und nimmt in der Skitourenkollektion<br />
der Italiener die goldene Mitte<br />
zwischen dem aufstiegsorientierten F1 und<br />
dem Freeridemodell Quattro ein. Der vielseitige<br />
Dreischnaller punktet gleichermassen<br />
mit Flexibilität und Stabilität: Im Aufstieg<br />
verschaffen 61 Grad Rotationswinkel genug<br />
Bewegungsfreiheit, in der Abfahrt sorgen der<br />
raffiniert geführte Wave-Closure-Kabelzug<br />
am Vorfuss und der Powerstrap am Schienbein<br />
für direkte Kraftübertragung. Der neue<br />
Maestrale wird grösstenteils aus Pebax Rnew<br />
gefertigt, welches auf erneuerbaren Stoffen<br />
basiert. Der Vorlagewinkel von 16 Grad kann<br />
angepasst werden, ein Recco-Reflektor ist<br />
integriert. Die Vibram Cayman LT-Sohle inklusive<br />
Traction Lug-Stollen bietet viel Grip<br />
für Gehpassagen, der Innenschuh ist für eine<br />
perfekte Anpassung thermoformbar.<br />
3 MAESTRALE<br />
SCARPA<br />
Gewicht: 2769 g/Paar (Gr. 27)<br />
CHF 699.–<br />
Bächli<br />
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Sie wollen den Abfahrtsgenuss<br />
auf Ihren Skitouren erhöhen<br />
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42<br />
43
Expert Grenzen im Leichtbau<br />
Expert<br />
Das Limit der<br />
Leichtigkeit<br />
Heutige Bergsportprodukte sollen nicht nur leicht sein,<br />
sondern auch allen Anforderungen von Sicherheit und<br />
Haltbarkeit gerecht werden. Ob diese Rechnung aufgeht<br />
und zu welchen Kompromissen wir Kunden bereit sind,<br />
haben wir unsere Materialeinkäufer gefragt.<br />
Die gute alte Zeit?<br />
In Sachen Bergsportausrüstung war früher sicher<br />
nicht alles besser. Noch vor wenigen Jahrzehnten<br />
stand für die meisten alpinen Zwecke genau<br />
ein Produkt zur Auswahl, das einer entsprechend<br />
breiten Anwenderschaft dienen musste. Erst<br />
die moderne Kunststoffverarbeitung ermöglichte<br />
Annehmlichkeiten wie reissfeste Kernmantelseile,<br />
wind- und wasserdichte Dreilagenjacken oder<br />
hydrophob behandelte Daunenfüllungen, die uns<br />
am Berg das Leben leichter machen.<br />
Text Thomas Ebert<br />
Die Internationale Sportartikelmesse<br />
hat sich vom Corona-Einbruch noch<br />
nicht wieder ganz erholt, führt mit Fug<br />
und Recht aber weiterhin den inoffiziellen<br />
Titel «Leitmesse», auch im Bereich<br />
Outdoor- und Bergsport. Wer Ende November<br />
– wie etliche namhafte Hersteller<br />
auch – nicht in München zugegen<br />
war, kann sich anhand der vergebenen<br />
ISPO Awards ein Bild davon machen,<br />
welche Innovationen gerade preisverdächtig<br />
sind. Es folgen Zitate aus den<br />
Pressetexten der ausgezeichneten Produkte<br />
im Bereich «Mountaineering &<br />
Hiking»: Von einem Schlafsack ist da<br />
die Rede, der «ultraleicht und äusserst<br />
strapazierfähig» sei, von einer Jacke,<br />
die «vor allem ihr minimales Gewicht<br />
in Kombination mit höchster Funktionalität<br />
von anderen unterscheidet»,<br />
von einem Unterhemd aus einem Stoff,<br />
der «maximale Wärme bei minimalem<br />
Gewicht und ein angenehmes Gefühl<br />
auf der Haut» biete. In einer weiteren<br />
Schlafsack-Laudatio bestätigt die Jury<br />
schliesslich das Gefühl, das sich beim<br />
Leser längst breitgemacht hat: «Aussergewöhnliche<br />
Innovationen sind erforderlich,<br />
um dem Trend und der Kategorie<br />
Lightweight interessante Produkte<br />
beizusteuern.»<br />
Wer nun stutzig wird und glaubt,<br />
dass weiterer Fortschritt nur noch in<br />
Form heliumgefüllter Karabiner möglich<br />
ist, dem sei Entwarnung gegeben:<br />
Wenige Dinge haben im Bergsport<br />
mehr Tradition als eine Produktwerbung,<br />
die vermeintlich Gegensätzliches<br />
in Einklang bringt. Schon 1930 bewarb<br />
ein Dresdner Sporthaus seinen «Akademikerpickel»<br />
mit dem Slogan «rassig<br />
– leicht – wuchtig», wobei jeder,<br />
der schon einmal ein Stück Metall im<br />
Eis versenkt hat, zum Thema «leicht»<br />
und «wuchtig» seine eigene Meinung<br />
haben wird. Aber zurück zur Sportartikelmesse<br />
ISPO. Viel aufschlussreicher<br />
als die jährlich mehr oder minder identischen<br />
Versprechen war ein Satz, der<br />
scheinbar beiläufig im Juryurteil einer<br />
weiteren preisgekrönten Jacke zu lesen<br />
war: «Die Zielgruppe für die Jacke<br />
ist der moderne Alpinist, der bei seiner<br />
Ausrüstung ein paar Gramm einsparen<br />
möchte, sich aber gleichzeitig bei jedem<br />
Wetter geschützt fühlen will.»<br />
Sparen bei vollem Schutz, oder:<br />
Aufstieg ohne Mühe, Genuss ohne Reue,<br />
Gewinn ohne Verzicht – das ist ganz offensichtlich<br />
die Richtschnur für heutigen<br />
Leichtbau im Bergsport. Aber geht<br />
diese Rechnung auch auf? Welche positiven,<br />
welche negativen Entwicklungen<br />
hat der Megatrend «Lightweight»<br />
in den letzten Jahren und Jahrzehnten<br />
der Bergsportbranche beschert? Anlässlich<br />
50 Jahre Bächli Bergsport haben<br />
wir zwei unserer Produkteinkäufer<br />
zu diesem Thema befragt.<br />
Illustration: Saija Sollberger<br />
Leichter, aber auch besser?<br />
Die gute Nachricht für Bergsportler: Dank Kevlar, Aramid,<br />
Carbon, Grilamid, Dyneema & Co. specken Schuhe, Gurte,<br />
Rucksäcke und viele andere Ausrüstungsgegenstände<br />
Jahr für Jahr ab. Aber: Bisweilen gehen mit den Pfunden<br />
(bzw. Gramm) auch Robustheit und Vielseitigkeit verloren.<br />
Der Einsatzbereich von Ultraleicht-Produkten wird immer<br />
schmäler, ihre Lebensdauer kürzer. Hat der Lightweight-Trend<br />
seinen Zenit erreicht?<br />
44<br />
45
Expert Grenzen im Leichtbau<br />
46<br />
«Das beste Material<br />
muss nicht für<br />
jeden Bergsportler<br />
zwingend<br />
das leichteste sein.»<br />
Matthias Schmid<br />
Produktmanager<br />
Von Gamechangern und<br />
Meilensteinen<br />
Matthias Schmid, Einkäufer für den<br />
Bereich Hardware, bestätigt zunächst<br />
den Eindruck, wonach die Kunden in<br />
den letzten Jahren verinnerlicht hätten,<br />
dass am Berg jedes Gramm zähle – womöglich<br />
mehr als alles andere. «Jeder<br />
und jede hat diesbezüglich wohl schon<br />
schlechte Erfahrungen gemacht»,<br />
meint Schmid mit Blick auf überzogene<br />
Erwartungen. «Ein Rucksack, der<br />
nicht bequem ist, macht kaum Sinn,<br />
auch wenn er noch so leicht ist.» Dasselbe<br />
gelte für den Produktbereich Ski:<br />
«Ein ultraleichter, aufstiegsorientierter<br />
Ski wird im Aufstieg immer punkten<br />
können», so Schmid, und fragt rhetorisch:<br />
«Doch kann dieser auch noch bei<br />
der Abfahrt mit schwerem Rucksack<br />
überzeugen?» Solche Erwartungen<br />
zu dämpfen, zu korrigieren und jedem<br />
Kunden das zu ihm passende Produkt<br />
zu empfehlen, stehe daher im Fokus<br />
von nahezu jedem Kundengespräch.<br />
Auch Marcus Liss, der den Bereich Textileinkauf<br />
verantwortet und davor selbst<br />
in verschiedenen Produktkategorien im<br />
Verkauf tätig war, sieht das Streben<br />
nach «Lightweight» als grossen Innovationstreiber<br />
der letzten Jahre. Er<br />
betont aber auch die hohen Ansprüche<br />
an Sicherheit, gerade im (hoch-)alpinen<br />
Bergsport: «Unser Kunde erwartet von<br />
seiner Ausrüstung viel und macht ungern<br />
Abstriche bei der Haltbarkeit, nur<br />
damit etwas ein paar Gramm leichter<br />
ist», so Liss.<br />
Grundsätzlich einig sind sich<br />
Schmid und Liss, dass in den letzten<br />
Jahrzehnten immense Fortschritte<br />
in Sachen Gewicht gemacht wurden.<br />
«Beeindruckend», so Schmid, «ist die<br />
Entwicklung bei den Karabinern. Diese<br />
sind zuverlässig wie eh und je, benötigen<br />
dafür aber deutlich weniger Metall.»<br />
Und den Schritt vom Hanf- zum<br />
modernen Kernmantelseil, der sich im<br />
Breitensport bald nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg vollzog, hält Schmid für einen<br />
«Meilenstein des Bergsports» – hier<br />
ermöglichte der Kunststoff nicht nur<br />
ein leichteres, sondern auch deutlich<br />
sichereres Produkt. Auf ein paar Jahre<br />
später datiert Liss «den grossen Gamechanger<br />
im Textilbereich», als man von<br />
Baumwolle & Co. auf Polyester und<br />
schliesslich funktionelle Membranen<br />
wechselte. «Das war die Geburtsstunde<br />
der heutigen Outdoor-Industrie, die fast<br />
genau mit unserem 50-jährigen Jubiläum<br />
zusammenfällt.»<br />
Als Beispiel für grosse Entwicklungssprünge<br />
in diesem Jahrtausend<br />
hebt Schmid besonders den Bereich<br />
Tourenski hervor. Moderne Skitourenschuhe<br />
seien kaum noch mit ihren Vorgängern<br />
vergleichbar, seit vor rund 15<br />
Jahren Materialien wie Grilamid oder<br />
Carbon Einzug in den Schuhbau hielten<br />
und das Segment der «aufstiegsorientierten»<br />
Tourenskischuhe begründeten.<br />
Und dann die Bindungen: «Es ist noch<br />
keine zehn Jahre her, als wir zum ersten<br />
Mal mehr Pin-Bindungen als Rahmenbindungen<br />
verkauft haben. Heute<br />
könnte man es sich gar nicht mehr anders<br />
vorstellen», schildert Schmid den<br />
Siegeszug des Bindungssystems, das<br />
einst nur im Rennbereich bei Leichtbaufreaks<br />
Anklang fand.<br />
Über den Berg oder noch<br />
im Aufwind?<br />
Gerade im Skibereich habe die Vielzahl<br />
an Innovationen aber auch seine Schattenseiten,<br />
findet Marcus Liss, der selbst<br />
im Skiverkauf tätig war. Zum einen die<br />
Grammjagd ohne Kompromisse: «Dünne<br />
Kanten und dünne Beläge lassen die<br />
Reklamationsrate ansteigen, das ist<br />
einfach so», konstatiert Liss. «Manche<br />
Hersteller gehen da eher ans Limit als<br />
andere – aber am Ende sind wir dafür<br />
zuständig, dass der Kunde ein funktionierendes<br />
Produkt hat.» Zum anderen<br />
nennt er die Abstimmung von Ski,<br />
Bindung und Schuh. Heute sei es problemlos<br />
möglich, im Onlineshop nach<br />
dem Kompensationsmotto einen sehr<br />
breiten Ski mit einer filigranen Rennbindung<br />
und einem leichten Tourenskischuh<br />
zu kombinieren. «Das ist ein<br />
Trend der letzten Jahre», findet Liss,<br />
«aber das Fahrgefühl ist er eigentlich<br />
nicht wert.» Liss prognostiziert für<br />
diesen Bereich die Systemintegration,<br />
also Bindung, Schuh und Ski perfekt<br />
passend zueinander. Momentan denke<br />
jeder Hersteller noch in seiner Markenwelt.<br />
«Das macht es in der Kombination<br />
schwieriger.»<br />
NO.<br />
NEIN.<br />
No to harmful chemicals<br />
The Fjällräven Chemical Guidelines help us navigate the complicated<br />
Aiko Bode und das CSR-Team<br />
world of hazardous and banned chemicals, which we are constantly<br />
Wir sagen oft Nein.<br />
updating and revising based on new information. One group of<br />
harmful Nein chemicals zu schädlichen that is getting Chemikalien, a lot of attention zur Misshandlung<br />
are PFCs (perand<br />
polyfluorinated chemicals, also called PFAS).<br />
kurzlebigen<br />
Legislation will<br />
Trends.<br />
begin banning<br />
Erfahre<br />
them<br />
mehr<br />
from the<br />
unter<br />
EU and<br />
fjallraven.com<br />
US starting<br />
in 2025, but we started banning them in 2009. Read about how far<br />
we’ve come at fjallraven.com<br />
von Tieren, zu ressourcenintensiven Materialien und zu<br />
47
Expert Grenzen im Leichtbau<br />
Die schwarzen Schafe, die es in allen<br />
Produktsegmenten gibt, sortieren<br />
Schmid, Liss und ihre Kolleginnen und<br />
Kollegen vom Bächli Bergsport Einkauf<br />
vorab aus. «Es ist eher selten,<br />
dass Produkte so leicht sind, dass die<br />
Sicherheit leidet», so Schmid. «Hier<br />
würden wir aber definitiv die Grenze<br />
ziehen und ein solches Produkt nur<br />
bedingt in unserem Sortiment anbieten.»<br />
Aus dem Textilbereich berichtet<br />
Liss vom Trend der vergangenen Jahre,<br />
vom üblicherweise dreilagigen Laminat<br />
einer Funktionsjacke einzelne<br />
Lagen und damit Gewicht einzusparen.<br />
«Es gab sogar 1,5-Lagen-Laminate,<br />
bei denen die Membran direkt auf ein<br />
Trägermaterial aufgebracht wurde. Die<br />
sind wegen ihrer geringen Haltbarkeit<br />
aber mehr oder weniger wieder verschwunden<br />
vom Markt», schildert Liss.<br />
Eine ähnliche Entwicklung diagnostiziert<br />
sein Kollege Matthias Schmid im<br />
Bereich der Seile. «Bei den Seilen für<br />
alpine Touren geht der Trend aktuell<br />
wieder etwas in Richtung dickere Seile.<br />
9 bis 9,5 mm bewähren sich gut in<br />
alpinem Gelände. Bei den ultradünnen<br />
Seilen war der Verschleiss letztlich<br />
doch zu hoch und auch die Sicherheitsreserve<br />
etwas zu knapp.» Den Experten<br />
Liss und Schmid fällt jeweils auch eine<br />
Sackgasse in ihren Produktbereichen<br />
ein, in denen die Grenzen des Leichtbaus<br />
mehr oder weniger erreicht sind:<br />
Im Klettersport etwa bei Schlaghaken<br />
und Hammer, im Textilbereich bei der<br />
Naturdaune. «Da ist mit Imprägnierung<br />
und allerfeinster 1000-cuin-Auslese<br />
das Maximum ausgereizt», glaubt Liss,<br />
«und gleichzeitig kommen synthetische<br />
Daunen immer näher.»<br />
Und wo geht die Reise hin in Sachen<br />
Leichtbau? Textileinkäufer Liss<br />
glaubt, dass das Thema Lightweight<br />
seinen Zenit langsam erreicht habe,<br />
und zwar aus Gründen der Nachhaltigkeit.<br />
«Niemand akzeptiert Löcher nach<br />
drei oder vier Tagen am Berg, nur weil<br />
die Jacke 200 Gramm leichter ist», so<br />
Liss. Der alpinistische Kunde schaue<br />
schon aufs Gewicht, «aber der Topseller<br />
bei Bächli war traditionell immer<br />
die robusteste Dreilagenjacke», schildert<br />
Liss – und zeichnet damit ein fast<br />
schon beruhigend konträres Bild zum<br />
eingangs zitierten «modernen Alpinisten»,<br />
der jedes Ausrüstungsstück auf<br />
Der Scarpa Denali XT (links) war um die Jahrtausendwende ein beliebter Schuh, besonders bei<br />
abfahrtsorientierten Freetourern (was man damals noch nicht so genannt hätte). Je nach Schuhgrösse<br />
brachte er im Paar zwischen dreieinhalb und vier Kilo auf die Waage. Pin-Inserts gab es<br />
nicht. Sein Nach-Nach-Nachfolger, der 4-Quattro SL von Scarpa, schlägt anno 2023 mit deutlich<br />
weniger als drei Kilogramm zu Buche und dürfte den Denali in Sachen Steifigkeit und Abfahrtsspass<br />
um Längen schlagen.<br />
die Goldwaage legt. Für Hartwarenfachmann<br />
Schmid ist die Reise noch nicht zu<br />
Ende: «Der Bergsport war immer schon<br />
im Wandel. Neue Materialien oder Konstruktionen<br />
bieten auch neue Chancen.»<br />
Aber auch Schmid rät zu gesunder<br />
Skepsis, wenn ein besonders leichtes<br />
Produkt auch in allen anderen Disziplinen<br />
punkten soll. «Das beste Material<br />
muss nicht für jeden Bergsportler<br />
zwingend das leichteste sein.» Und genau<br />
dort liegt die wohl wichtigste Grenze<br />
in Sachen Leichtbau im Bergsport:<br />
beim Menschen selbst.<br />
«Niemand akzeptiert<br />
Löcher nach<br />
drei oder vier Tagen am<br />
Berg, nur weil<br />
die Jacke 200 Gramm<br />
leichter ist.»<br />
Marcus Liss<br />
Produktmanager<br />
#ShowYourSkins<br />
IM JAHR 1933 GEGRÜNDET IST POMOCA<br />
DER WELTMARKTFÜHRER DER SKIFELLE<br />
SCARPA DENALI XT<br />
20<strong>01</strong><br />
SCARPA 4-QUATTRO SL<br />
2023<br />
48<br />
#AlwaysForward 49
Gipfeltreffen Luke Smithwick<br />
Thema Rubrik<br />
«Mich inspirieren<br />
die weissen Flecken auf<br />
der Skilandkarte.»<br />
500 Skiabfahrten will der Amerikaner Luke Smithwick im<br />
Himalaya bewältigen. Mehr als die Hälfte hat er schon geschafft.<br />
Was treibt diesen Mann jedes Jahr auf acht bis neun<br />
Expeditionen in eisige Höhen?<br />
Interview Christian Penning<br />
Mr. Himalaya: Der amerikanische<br />
Skifahrer, Alpinist und<br />
Bergführer Luke Smithwick<br />
feiert demnächst seine 100.<br />
Himalaya-Expedition.<br />
Sommer 2023. Luke Smithwick packt<br />
zu Hause in den Tetons im US-Bundesstaat<br />
Wyoming für seine nächste<br />
Himalaya-Expedition. Sein Ziel: der<br />
Manaslu (8163 m). Doch längst nicht<br />
nur 8000er interessieren ihn. Fast<br />
100 Expeditionen hat der 43-jährige<br />
Bergsteiger, Bergführer und<br />
Ski-Süchtige in den letzten 13 Jahren<br />
unternommen. Darunter unzählige<br />
Sechstausender und eine Skiabfahrt<br />
vom Shishapangma (8027 m). Erstaunlich,<br />
dass er bei seinen Unternehmungen<br />
in dem rekordträchtigen<br />
Gebirgszug meist unter dem Radar<br />
der weltweiten Alpinisten-Szene<br />
fliegt. Für grosse mediale Auftritte<br />
scheint Luke schlichtweg die<br />
Zeit zu fehlen. Dabei wäre sein Projekt<br />
Himalaya 500 zumindest in der<br />
Ski-Community absolut schlagzeilenträchtig<br />
und -würdig.<br />
Himalaya 500 – klingt nach einem monströsen<br />
Projekt. 500 Skiabfahrten im<br />
Himalaya – was steckt dahinter?<br />
Im Grunde ist das nur eine willkürliche Zahl.<br />
Der Himalaya ist bekannt fürs Höhenbergsteigen<br />
und für Trekking-Touren. Ich möchte<br />
zeigen, dass er auch für Skifahrer enorme<br />
Potenziale birgt. Von Pakistan bis zur<br />
indisch-chinesischen Grenze misst der<br />
Himalaya 2500 Kilometer. 2500 Kilometer<br />
unterschiedlichster, faszinierendster<br />
geologischer Formationen – da<br />
braucht es schon ein paar Abfahrten,<br />
um der Bandbreite dieser Bergkette gerecht<br />
zu werden. Wobei man sagen muss, dass<br />
Skifahren im Himalaya nicht neu ist. Es gibt<br />
Dokumente, dass Menschen schon im späten<br />
19. Jahrhundert auf zwei Brettern die<br />
Berge runter sind. Doch ein Skireiseziel wie<br />
die Alpen, die Rockys oder die Anden ist der<br />
Himalaya bislang noch nicht.<br />
Was zieht dich immer wieder dorthin?<br />
Was mich inspiriert, sind die weissen<br />
Stellen auf der Skilandkarte. Am interessantesten<br />
finde ich die Planungsphase,<br />
Foto: zvg<br />
50<br />
51
Gipfeltreffen Luke Smithwick<br />
«Ein einziger Satz in einem<br />
Reisebericht kann mich<br />
dazu bringen, eine Region<br />
zu erkunden.»<br />
‹1›<br />
vom Himalaya erzähle, sagen viele Leute:<br />
«Ich würde gerne nach Nepal fliegen»<br />
oder «Ich würde gerne den Everest sehen».<br />
Doch die Khumbu-Region (wo sich<br />
der Everest befindet) ist nur ein winziges<br />
Tal dieses riesigen Gebirges. Ich möchte<br />
mehr davon sehen und zeigen.<br />
‹2›<br />
‹1› Infos aus erster Hand:<br />
Diskussion mit Einheimischen<br />
in Agsho, Region Zanskar,<br />
über den Zugang in ein<br />
abgelegenes Tal. Dabei helfen<br />
Smithwick seine Sprachkenntnisse<br />
in Ladakhi.<br />
‹ 2 › Immer dem Schnee nach:<br />
Smithwick in den Wäldern von<br />
Baba Rishi, Kashmir<br />
‹ 3 › Wo gibt's noch weisse<br />
Flecken? Auf Erkundungstour<br />
in der Hunzaregion, Pakistan<br />
wenn ich eine neue Region fürs Skifahren<br />
erkunde. Ich gehe kleinen Hinweisen<br />
nach, von denen ich denke, sie könnten<br />
mich auf meiner abenteuerlichen Suche<br />
nach neuen Skibergen weiterbringen.<br />
Etwa, wenn ich von regelmässigen<br />
Schneestürmen in einer Region höre.<br />
Wenn ich auf einer sommerlichen Klettertour<br />
von Lawinen niedergestreckte<br />
Bäume sehe. Oder wenn ich von einem<br />
Zugang durch eine Schlucht zu unberührten<br />
weissen Bergen höre. Ein einziger<br />
Satz in einem Reisebericht kann mich<br />
dazu bringen, eine Region zu erkunden.<br />
Ein ziemlicher Unterschied zu den Alpen,<br />
wo es für beinahe jedes Tal einen<br />
publizierten Skitourenführer gibt.<br />
Es gibt im Himalaya so gut wie keine<br />
Skiexperten. Also versuche ich mit den<br />
Hirten ins Gespräch zu kommen, weil die<br />
ihre Täler besser kennen als jeder andere.<br />
Wenn ich in Europa oder in Amerika<br />
Was war der Auslöser für deine persönliche<br />
Himalaya-Faszination?<br />
20<strong>01</strong> war ich zum ersten Mal im Himalaya.<br />
Ich war auf Anhieb begeistert.<br />
Wegen der Menschen dort. Aber auch<br />
wegen des Terrains, der massiven Höhenunterschiede.<br />
Ich blieb sechs Monate.<br />
Als ich nach Hause kam, zog ich nach<br />
Alaska und lebte dort zehn Jahre. Alaska<br />
war aussergewöhnlich, genau wie die Alpen.<br />
Aber ich hatte immer im Hinterkopf:<br />
Das ist nicht der Himalaya. Ich muss zurück.<br />
Seit 2<strong>01</strong>0 unternehme ich dort acht<br />
bis neun Expeditionen pro Jahr. Ich habe<br />
eine kleine Wohnung in der Nähe des<br />
Klosters Kopan am Stadtrand von Kathmandu,<br />
und auch eine Bleibe in Ladakh<br />
im Norden Indiens, in Leh. Dort lagere<br />
ich meine Ausrüstung und pendle je nach<br />
Jahreszeit in unterschiedliche Regionen.<br />
Fotos: zvg<br />
Alpinistisch stehen die Achttausender<br />
im Himalaya im Interesse-Ranking ganz<br />
oben. Welche Rolle spielen sie in deinem<br />
Projekt Himalaya 500?<br />
Ich habe für das Projekt bislang einen<br />
Achttausender befahren und werde in<br />
Zukunft noch weitere anstreben. Aber es<br />
gibt im Himalaya zwischen 4000 und 8000<br />
Metern noch so viel mehr zu erkunden.<br />
Mir geht es im Kern ums Skifahren in<br />
unbekannten Gebieten. Das ist für mich<br />
als entdeckungsfreudiger Big-Mountain-Skifahrer<br />
die Essenz. Einige dieser<br />
Gebiete sind sehr wild. Wie vor der Ära<br />
des kommerziellen Bergsteigens. Ohne<br />
touristische Infrastruktur. In anderen<br />
Regionen gibt es Hütten, wie zum Beispiel<br />
in Hunza in Nordpakistan.<br />
Für viele Tourengeher und Freerider ist<br />
Pulverschnee nach wie vor die Krönung?<br />
Wie stehen die Chancen auf Powder im<br />
Himalaya?<br />
Gute Chancen auf Powder hat man im<br />
Hunzatal und im Karakorum. Und natürlich<br />
auch in Kashmir. In Nepal zählen<br />
Humla im Norden, der Westen und die<br />
Annapurna-Region zu meinen Favoriten.<br />
Im Winter ist das gar nicht so viel anders<br />
als in den Alpen oder in den Rockies. Da<br />
kannst du auf 3500 Metern Höhe Skifahren.<br />
Du musst nicht auf Sechs- oder<br />
Siebentausender. Die beste Zeit für steile<br />
Skiabfahrten ist im Mai.<br />
Tägliche Lawinenlageberichte gibt es<br />
dort nicht. Wie gehst du deine Skiprojekte<br />
in puncto Sicherheit an?<br />
Da gehe ich sehr konservativ und defensiv<br />
vor – mit der gleichen Mentalität wie<br />
in Alaska. Du hast niemanden, der dich<br />
rausholt. Wenn du verletzt bist, hast du<br />
nur das Team, mit dem du unterwegs<br />
bist. Meine Devise: nie maximales Risiko.<br />
Ich halte mir immer vor Augen,<br />
wie viel Glück ich habe, diese Wildnis<br />
erleben zu dürfen: die Menschen, die<br />
einzigartige Tierwelt. Das macht eine<br />
Skiexpedition aus.<br />
Wie lange wirst du voraussichtlich für<br />
alle 500 Lines benötigen?<br />
Mehr als die Hälfte habe ich schon. Ich<br />
möchte das Projekt 2025 abschliessen.<br />
Und was kommt danach?<br />
Ich glaube nicht, dass ich jemals aufhören<br />
werde, Skiexpeditionen im Himalaya<br />
zu unternehmen. Wenn ich nicht dort bin,<br />
habe ich das Gefühl, etwas zu verpassen.<br />
Du bist mit deinem Guiding-Unternehmen<br />
selbst an der touristischen Entwicklung<br />
im Himalaya beteiligt. Wie<br />
passt das mit deinem Faible für wilde,<br />
wenig erschlossene Gebiete zusammen.<br />
Ich sehe im Himalaya regelmässig, wie<br />
zerbrechlich die Natur ist. Daher möchte<br />
ich mein Bestes tun, um sie zu erhalten.<br />
Mein Guiding-Stil bedeutet: In kleinen<br />
‹3›<br />
Um seinen Traum zu leben, hat Luke<br />
Smithwick ein Guiding-Unternehmen<br />
gegründet. Himalaya Alpine<br />
Guides bietet von Trekking-Touren<br />
bis zu 8000er-Expeditionen ein breites<br />
Repertoire. Natürlich fehlen auch<br />
geführte Skiprojekte nicht – von<br />
Heli-Skitouren in der Annapurna-<br />
Region bis hin zu Abenteuertouren<br />
mit Pferden. Daneben arbeitet Luke<br />
im Test- und Entwicklungsteam für<br />
die amerikanische Skimarke Moment<br />
Ski und für andere Ski- und<br />
Outdoor-Ausrüster.<br />
52<br />
53
Gipfeltreffen Luke Smithwick<br />
«Seit 2<strong>01</strong>0 unternehme ich acht<br />
bis neun Expeditionen pro Jahr in<br />
den Himalaya. Ich glaube nicht,<br />
dass ich jemals aufhören werde.»<br />
‹1› Erst das Training, dann<br />
das Vergnügen: In den heimischen<br />
Tetons (Wyoming, USA)<br />
bereitet sich Smithwick mit<br />
15-20 Stunden konzentriertem<br />
Uphill-Training auf seine<br />
Expeditionen vor ...<br />
‹ 2 › ... etwa diesen Zustieg<br />
zu einer Skiabfahrt auf 6100<br />
Metern Höhe in Tingri, Tibet.<br />
‹1›<br />
Gruppen und in Regionen ohne entsprechende<br />
touristische Infrastruktur erfolgt<br />
der Approach zum Berg zu Fuss.<br />
Gibt es im Himalaya so etwas wie einen<br />
Skitourismus?<br />
Es geht gerade los. Es gibt interessierte<br />
Investoren aus Singapur. Sie<br />
wollen in Pakistan, Nepal und Indien<br />
aktiv werden. Traditionell ist der Tourismus<br />
im Himalaya von Bergsteigern<br />
aus Europa und vom amerikanischen<br />
Kontinent geprägt. Nun aber entdecken<br />
gut situierte Schichten aus Asien<br />
den Bergsport für sich. Es gibt einen<br />
wahren Reise- und Fitness-Boom. Katalysator<br />
dafür war nicht zuletzt die<br />
Covid-Pandemie. In den letzten zwanzig<br />
Monaten sind vier neue Fluggesellschaften<br />
in Indien an den Start gegangen.<br />
Skigebiete könnten also durchaus<br />
funktionieren. Ich denke, das wäre<br />
o.k., solange Wildnisregionen wirksam<br />
vor übermässigen touristischen<br />
Entwicklungen geschützt werden.<br />
Luke Smithwick<br />
Alter: 43 Jahre<br />
Ausbildung:<br />
Bachelor of Arts Kulturanthropologie,<br />
Bachelor of Science Umweltbiologie,<br />
Bergführer American<br />
Mountain Guides Association<br />
Gipfel und Expeditionen:<br />
64 namenlose Sechstausender,<br />
Mount Everest North Ridge (8848 m),<br />
Dhaulagiri Northeast Ridge (8167 m),<br />
Gasherbrum II Southwest Ridge<br />
(8035 m), Shishapangma (8<strong>01</strong>3 m)<br />
Skiexpedition; mehrere Erstbefahrungen<br />
von Sechstausendern<br />
Web: lukesmithwick.com<br />
himalaya-alpine.com<br />
Instagram: luke_smithwick<br />
Worum geht es Luke Smithwick bei<br />
seinen unzähligen Unternehmungen<br />
im Himalaya? Im Online-Interview<br />
wirkt er nicht, als wäre er darauf aus,<br />
sich mit möglichst vielen Eintragungen<br />
im Buch der Rekorde zu verewigen.<br />
Neben seinem Bergführerdiplom<br />
hat er zwei Universitätsabschlüsse –<br />
in Kulturanthropologie und Umweltbiologie.<br />
Zusätzlich spricht er sechs<br />
Fremdsprachen fliessend, darunter<br />
Hindi, Nepali, Tibetisch und Kashmiri.<br />
Immer wieder kommt er auf sein<br />
Interesse an den Menschen in den Himalaya-Dörfern<br />
und an der Tierwelt<br />
zu sprechen.<br />
Du verbringst enorm viel Zeit im Himalaya.<br />
Für die meisten Bergsteiger ist der<br />
Kontakt mit den Einheimischen nur eine<br />
Episode auf dem Weg zum Gipfel. Wie ist<br />
das bei dir?<br />
Die besten Gespräche führe ich in Hinterhofcafés<br />
in Kathmandu oder in Nudelsuppenbuden<br />
in der Altstadt von Leh. Ich<br />
glaube, als Skifahrer suchen wir meist<br />
den Kontakt zu anderen Skifahrern, um<br />
Informationen zu erhalten. Aber ich verbringe<br />
meine Tage nicht damit, mit anderen<br />
über das Skifahren oder die Haue<br />
eines Eispickels zu sprechen. Auch wenn<br />
Fotos: Leki, zvg<br />
Skifahren und Klettern meine Lieblingsbeschäftigungen<br />
sind, plaudere ich lieber<br />
darüber, wo der Schneeleopard im<br />
Tal war und warum. Warum der Wind in<br />
einem Tal abends immer aus dem Süden<br />
kommt, und warum bei Vollmond nach<br />
Einbruch der Dunkelheit mehr als eine<br />
Butterlampe brennt.<br />
Du tauchst also in die regionalen Kulturen<br />
ein.<br />
Ja, abends gehe ich oft zu den Hirten<br />
raus und spreche mit ihnen. Ich will lernen,<br />
wo sie welche wilden Pflanzen sammeln<br />
und wofür. Es gibt so viel zu lernen<br />
in diesen Tälern. Da ist so viel mehr, als<br />
nur auf seine Uhr zu schauen, um seinen<br />
Puls oder die Aufstiegszeit zu checken.<br />
Ich habe von den Locals viel über Höhenakklimatisation<br />
gelernt. Als Anthropologe<br />
interessieren mich die Menschen<br />
mindestens genauso wie die Berge.<br />
In kleinem Umfang organisiert Luke<br />
immer wieder auch humanitäre Hilfsprojekte,<br />
soweit es seine Möglichkeiten<br />
zulassen. Er kümmert sich um<br />
medizinische Hilfe, aber auch um<br />
eine Verbesserung der Infrastruktur<br />
in einigen Dörfern. Luke scheint im<br />
Himalaya in der Tat angekommen zu<br />
sein. Nicht im Sinne eines Touristen,<br />
sondern eines Menschen, der der Gemeinschaft,<br />
die ihm etwas gibt, auch<br />
etwas zurückgeben will.<br />
‹2›<br />
Wie sehen deine humanitären Hilfsprojekte<br />
konkret aus?<br />
Ich mache das bewusst in kleinem Rahmen.<br />
Weil ich gesehen habe, dass die<br />
internen Abläufe grosser Hilfsorganisationen<br />
viel Geld verschlingen. Ich mag<br />
es lieber direkt, von Mensch zu Mensch.<br />
Wenn wir unterwegs sind und ein Kind<br />
treffen, das eine Operation benötigt, können<br />
wir Spenden sammeln, um das Kind<br />
nach Kathmandu ins Krankenhaus zu<br />
bringen. Also Hilfe von Familie zu Familie.<br />
Oder wenn wir in einem entlegenen Dorf<br />
in Hunza sind, Locals unsere Ski ausprobieren<br />
lassen, und ich sehe, dass sie<br />
begeistert sind: Dann beschaffen wir 20<br />
Paar Ski, bringen sie hoch und versuchen,<br />
von der Regierung unterstützte Programme<br />
zu starten. Im Himalaya muss meiner<br />
Meinung nach alles von der Regierung<br />
unterstützt werden. So bleibt es erhalten<br />
und geht nicht in privaten Interessen unter.<br />
Und so wächst die Kultur. Wir haben<br />
daraus eine kleine Institution gemacht.<br />
«Himalaya Outreach» heisst sie, eine<br />
gemeinnützige Organisation, die jungen<br />
Leuten im Himalaya eine fundierte Bergsportausbildung<br />
ermöglicht und sie mit<br />
entsprechender Ausrüstung ausstattet.<br />
Gibt es weitere Bereiche, in denen du<br />
dich engagierst?<br />
Ich habe die Kashmir Avalanche Association<br />
im westlichen Himalaya gegründet.<br />
Ziel des Programms ist es, das Bewusstsein<br />
der ländlichen Gemeinden für die<br />
Sicherheit im Schnee zu schärfen. Es<br />
gibt grosse Stürme dort. Wir lehren, wie<br />
man Lawinen vermeidet und die ländlichen<br />
Gemeinden schützt. Bei einem<br />
anderen Projekt habe ich mit Schulklassen<br />
über die Bedeutung von sauberem<br />
Wasser gesprochen und Wasserfilter<br />
ausgegeben. Mein neuestes Projekt: die<br />
Zusammenarbeit mit der Organisation<br />
Leave No Trace. Dabei führe ich den Einheimischen<br />
einiger Gemeinden vor Augen,<br />
wie wichtig es ist, die Natur sauber<br />
zu halten – nicht nur für den Tourismus,<br />
auch für sie selbst.<br />
Stichwort Natur und Umwelt – siehst du<br />
konkrete Auswirkungen des Klimawandels<br />
im Himalaya?<br />
Einige Regionen werden durch die Umweltveränderungen<br />
zu einer Diaspora. Die<br />
Menschen ziehen weg, weil es zu viel oder<br />
zu wenig regnet. Es gibt so viele Dinge, die<br />
passieren, weil sich das Klima ändert. Der<br />
Himalaya zählt zu den vom Klimawandel<br />
am stärksten betroffenen Regionen, ganz<br />
einfach, weil hier die höchsten Berge der<br />
Welt stehen. Eine enorme Herausforderung<br />
für die Zukunft. Um sie zu bewältigen,<br />
braucht es Daten. Ich arbeite dazu<br />
unter anderem an einer globalen Datenbank<br />
für den Himalaya mit.<br />
Klingt nach grossen Aufgaben, für die<br />
ein Leben nicht reicht.<br />
Vermutlich, aber ich würde meine Arbeit<br />
gerne als eine Art Vermächtnis hinterlassen,<br />
als etwas, das Open Source ist. Ich<br />
kann nicht genug von dem bekommen,<br />
was ich tue. Es macht finanziell keinen<br />
Sinn, aber ich mache es, weil ich in meiner<br />
ganzen Jugend davon geträumt habe.<br />
Jetzt ist die Zeit, es umzusetzen.<br />
54<br />
55
Fellhandling 1 x 1<br />
Abfellen<br />
leicht gemacht<br />
Wild flatternde Felle im Wind oder unlösbare Klebefelle, die wie<br />
miteinander verschweisst sind: Beim Abfellen zeigt sich der<br />
echte Skitourenprofi. Im 1x1 zeigen wir das richtige Handling für<br />
verschiedene Felltypen und Windbedingungen – und geben<br />
Tipps zur Pflege und Aufbewahrung.<br />
Text Rabea Zühlke Fotos Urs Nett<br />
Abfellen ohne Wind<br />
Ohne Wind ist das Abfellen halb so wild. Die<br />
Tourenski mit der Fellseite nach oben in den<br />
Schnee legen oder den Tourenski im oberen<br />
Bereich festhalten (Bild links). Dann den<br />
Spannmechanismus am Skiende lösen und das<br />
Fell komplett abziehen. Felle im Rennbereich<br />
haben oft einen Spitzenspanner und werden<br />
umgekehrt abgezogen, Rennläufer steigen dabei<br />
nicht einmal aus der Bindung. Wer mehr<br />
Zeit hat, dreht den Ski einfach um. Das Abdecknetz<br />
bis zur Fellmitte auflegen, dann die andere<br />
Fellhälfte einfach darauf umschlagen. Vor dem<br />
Abfellen unbedingt den Skistopper aktivieren.<br />
«Ein Abdecknetz<br />
schützt den<br />
Belag von Schmelzharz-Fellen<br />
und<br />
erspart grosse Kraftanstrengungen<br />
beim Lösen der<br />
Felle.»<br />
‹2›<br />
Abfellen und Abdecknetz anbringen<br />
Etwas schneller und effizienter geht es, wenn man<br />
das Abdecknetz direkt beim Abziehen anbringt. Dazu<br />
die Skispitze leicht schräg in den Schnee drücken<br />
und das Skiende mit der Hüfte einklemmen. Diese<br />
Technik ist auch bei leichtem Wind zu empfehlen.<br />
Das Fell wird nun bis zur Mitte abgezogen und das<br />
Abdecknetz aufgebracht (1). Danach den Ski senkrecht<br />
aufstellen, das Fell bis zur Skispitze vollständig<br />
abziehen und einmal umdrehen, sodass die Klebeseite<br />
nach vorne zeigt. Nun die bereits mit Netz versehene<br />
Hälfte nach oben umschlagen und das Fell<br />
bei Bedarf zum Verstauen doppelt falten (2).<br />
‹1›<br />
57
1x1 Fellhandling<br />
Belag trocken reiben <br />
Nach dem Abfellen ist vor dem Auffellen: Damit das Fell<br />
richtig haftet, sollte die Unterseite des Skis möglichst sauber<br />
und trocken sein. Das gilt sowohl für Felle mit klassischem<br />
Kleber als auch für Adhäsions- und Hybridfelle. Die<br />
meisten Fellsäcke haben auf der Innenseite einen Fleecebelag<br />
– dieser dient zum Abwischen des Skis. Auch die Felle<br />
selbst sollte man übrigens so trocken wie möglich halten –<br />
sonst droht das gefürchtete Anstollen.<br />
‹1›<br />
‹2›<br />
Abfellen bei viel Wind<br />
Bei starkem Wind und Minustemperaturen kann das Abfellen sehr unangenehm werden.<br />
Dann ist eine saubere Technik gefragt. Die Ski mit der Bindung nach unten in den<br />
Schnee drücken und das Fell bis zur Hälfte abziehen (1). Nun die abgezogene Hälfte<br />
über die Hand, die den Ski in der Mitte hält, nach oben klappen und die Netzabdeckung<br />
anbringen (2). Das Fell bis zur Spitze lösen, aber noch nicht vollständig abziehen. Den<br />
Ski mit dem Knie fixieren. Nun die bereits abgedeckte Fellhälfte auf die restliche Klebefläche<br />
umschlagen, und erst dann das Fell vollständig vom Ski lösen (3). Dadurch<br />
flattert das Fell weniger im Wind und erleichtert das Handling.<br />
«Die meisten Skitourenjacken<br />
sind mit extra grossen Brusttaschen<br />
für die Felle ausgestattet.<br />
Am Körper trocknen die Felle schneller<br />
als im Rucksack.»<br />
‹3›<br />
‹1›<br />
Alle Details auch als Video:<br />
baechli-bergsport.ch/fellhandling<br />
Stollen vermeiden<br />
Damit die Felle geschmeidig gleiten und<br />
möglichst wenig Feuchtigkeit aufnehmen,<br />
sollte die Florseite regelmässig mit einem<br />
Imprägniermittel behandelt werden.<br />
Praktisch für unterwegs ist ein Wachs im<br />
Taschenformat. Colltex bietet ein rein natürliches,<br />
vollständig abbaubares Paraffin-Allroundwachs<br />
für Ski- und Steigfelle<br />
an. Wichtig ist, das Wachs nur in Laufrichtung<br />
des Fells aufzutragen, also nicht<br />
gegen die Haarrichtung.<br />
Kleine Helfer, grosse Wirkung<br />
Sollten die Skitourenfelle auf Tour<br />
trotz gründlicher Vorsorge nicht mehr<br />
richtig haften, kann man sich unterwegs<br />
mit speziellen Klebepads behelfen.<br />
Eine praktische Soforthilfe sind<br />
beispielsweise die Quicktex-Pads des<br />
Schweizer Unternehmens Colltex: die<br />
kleinen, leichten Pads eignen sich für<br />
Skifelle aller Marken, passen in jedes<br />
Erste-Hilfe-Set und kleben auch bei<br />
grosser Kälte. Nach der Skitour lassen<br />
sich die Klebepads rückstandslos<br />
wieder entfernen.<br />
Mehr Hintergrundwissen<br />
zum Thema Tourenfelle<br />
gibt es auch im <strong>Inspiration</strong><br />
Magazin 4/2022<br />
Abfellen ohne Abdecknetz<br />
Adhäsions- oder Hybridfelle kommen ohne<br />
Klebebelag aus und müssen auf Tour nicht<br />
mit einem Abdecknetz als Zwischenlage versehen<br />
werden. Für diese Felle empfiehlt sich<br />
eine besonders elegante Methode: Das Fell<br />
am Skiende lösen und leicht abziehen. Dann<br />
den Ski schräg in den Schnee stecken und<br />
mit der Hüfte fixieren. Das Fell bis zur Hälfte<br />
abziehen. Dann umgreifen und das Fell von<br />
der Mitte her so abziehen, dass die Fellmitte<br />
nun auf dem Fellende liegt. Der Rest ergibt<br />
sich fast von selbst: Zwei Viertel der Haftfläche<br />
liegen bereits aufeinander, die beiden<br />
anderen Viertel fügen sich automatisch<br />
zusammen, wenn man das letzte Fellviertel<br />
vom Ski zieht. Hört sich kompliziert an? Unser<br />
Video sagt mehr als tausend Bilder.<br />
‹2›<br />
Aufbewahrung<br />
Eine ausgiebige Pause in der Frühlingssonne<br />
– darüber freuen sich<br />
Tourengeher, die Felle (und die Ski)<br />
aber nicht unbedingt. Tourenfelle<br />
sollten nicht in der prallen Sonne,<br />
etwa an einer Hüttenwand, gelagert<br />
werden, da sich die Klebeschicht lösen<br />
kann. Die Felle lieber an einem<br />
luftigen Ort oder im Trockenraum der<br />
Hütte aufhängen. Zu Hause gilt dasselbe:<br />
Felle niemals über der Heizung<br />
trocknen, sondern bei Zimmertemperatur<br />
aufhängen und anschliessend<br />
wieder das Abdecknetz anbringen.<br />
Während der Sommerpause die Felle<br />
idealerweise nicht gefaltet, sondern<br />
ausgebreitet lagern (z. B. auf dem<br />
Kleiderschrank oder unter dem Bett),<br />
um Knickstellen zu vermeiden.<br />
58<br />
59
Bächli Bergsport Partnercheck<br />
50 Jahre<br />
Bächli Bergsport:<br />
Die Pionierphase<br />
Im Vorfeld zum Jubiläum trafen sich altgediente Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in der Bächli-Zentrale in Nänikon, um Anekdoten aus<br />
der Firmengeschichte auszutauschen. Teil 1: Die Pionierphase<br />
Text Thomas Ebert<br />
Fotos: Bächli Archiv<br />
An die alte NCR-Kasse kann sich Walter Locher noch gut erinnern.<br />
«Die konnte nur zweistellig verrechnen», meint der<br />
heute 76-jährige Pensionär, der 1983 als einer der ersten Mitarbeiter<br />
bei Bächli Bergsport angestellt wurde. «Daher hat<br />
Heinz Bächli die Hunderternötli direkt in eine Ledermappe<br />
gezählt und im Tresor hinter der Werkbank aufbewahrt. Aus<br />
dieser Mappe haben wir dann auch unseren Lohn ausbezahlt<br />
bekommen», erinnert sich Locher, der bei Bächli nahezu jede<br />
Abteilung durchlief und vor elf Jahren pensioniert wurde.<br />
Es sind Anekdoten wie diese, die den ganzen Konferenzraum<br />
in Nänikon ins Schmunzeln versetzen. Denn heute, in einer<br />
global vernetzten, in ihren Prozessen verschlankten und hochgradig<br />
professionalisierten Bergsportbranche, wirkt der vom<br />
Chef persönlich ausbezahlte Lohn so überkommen wie ein Hanfseil<br />
in der Eigernordwand. Dabei war schon der Schritt in ein Ladenlokal<br />
mit eigenen Mitarbeitern ein unendlich grosser: Erster<br />
Firmensitz von Bächli Bergsport war das Wohnzimmer einer<br />
90-m 2 -Mietswohnung in der ASIG, das neben zwei kleinen Kindern<br />
fortan vor allem Bergsportausrüstung beherbergte. «Ausser<br />
in unseren Betten war kein Platz mehr frei», erinnert sich<br />
Margrit Bächli an die Ausrüstungsberge in den heimischen vier<br />
Wänden. Sie und Heinz hatten 1974 die Firma gegründet – ohne<br />
Kapital, aber mit dem Ziel, Bergsteigern bessere Ausrüstung<br />
anzubieten als der damalige Monopolist Eiselin. Die Annahme,<br />
dass der Schweizer Markt gross genug für zwei Bergsporthändler<br />
sein könnte, war damals ebenso waghalsig wie die Entscheidung,<br />
den Lehrerberuf samt 13 Wochen Ferien aufzugeben und<br />
die Pensionskasse für den Materialeinkauf zu plündern.<br />
Der Zauber, der jedem Anfang innewohnt, der wird an diesem<br />
Nachmittag in Nänikon greifbar. Nichts war festgeschrieben<br />
oder gar vorbestimmt, und der «Businessplan», den heute<br />
jedes Start-up für einen Mikrokredit vorlegen muss, der bestand<br />
in der Frühzeit von Bächli Bergsport zu grossen Teilen<br />
aus tiefer Passion und der Bereitschaft, unkonventionelle<br />
Wege zu gehen. Damals war die Bergsteigerszene eine kleine,<br />
verschworene Truppe. Jeder machte alle Disziplinen, einen<br />
Begriff, den man damals kaum in den Mund nahm. Erst ab<br />
Mitte der 1980er-Jahre kam die Spezialisierung, mit der die<br />
einen sich zum Eiskletterer und die anderen zu Boulderfreunden<br />
verfeinerten. So erging es auch der Bächli-Belegschaft in<br />
den ersten Jahren: «Jeder hat alles gemacht und zwar immer<br />
dort, wo gerade Bedarf war», erinnert sich Christine Joss,<br />
die ihr 40-jähriges Jubiläum bei Bächli dieses Jahr feiert und<br />
noch einmal pro Woche in der Logistikabteilung tätig ist. Ob<br />
Kunden im Laden bedienen, Bestellungen aus dem eigenen<br />
Katalog in einem Paket verpacken oder Artikel mit orangenen<br />
Preisetiketten versehen: Kein Arbeitstag glich dem anderen.<br />
Import, Export, Bergsport<br />
Um das Jahr 1983 waren die «EBs» an der Schwamendingerstrasse<br />
41 in Zürich-Oerlikon eingetroffen: die ersten Kletterschuhe,<br />
die man nach heutigen Massstäben so bezeichnen<br />
kann. Die profillosen Schlappen von Edmond Bourdonneau legten<br />
einen Siegeszug im steilen Granit des Yosemite-Parks hin<br />
und schwappten auf dieser Erfolgswelle zurück nach Europa<br />
– Heinz Bächli importierte die Schuhe direkt aus Frankreich in<br />
61
Partnercheck Bächli Bergsport<br />
die Schweiz, wo sie dank Mund-zu-Mund-Propaganda reissenden<br />
Absatz fanden. Ein anderes Produkt ging den umgekehrten<br />
Weg: Bächli Bergsport verkaufte damals nicht nur Ausrüstung,<br />
sondern produzierte auch selbst welche. Dazu zählten etwa die<br />
Bächli-Schlaghaken und die Bächli-Seilbremse, hergestellt<br />
von der Glarner Giesserei Schraner Oberurnen nach den Vorgaben<br />
von Heinz Bächli. Und während Sohn Felix als Bub den<br />
Ölfilm von den frisch gelieferten Seilbremsen wischte, importierte<br />
sie kein geringerer als Patagonia-Gründer Yvon Chouinard<br />
in Batches von 200 Stück in die USA. «Wir waren nicht der<br />
erste Kunde von Patagonia, sondern Patagonia der erste Kunde<br />
von uns», erinnert sich Walter Locher. Verschickt wurden die<br />
stählernen Preziosen in Plastikbidons.<br />
Wer vom heutigen Angebot (und Niveau) mehrlagiger<br />
Wetterschutzjacken verwöhnt ist, der mag sich die Augen<br />
reiben, was vor knapp einem halben Jahrhundert der letzte<br />
Schrei war. In den 1980er-Jahren liessen Margrit und Heinz<br />
Bächli beim Fabrikanten Trunz aus dem bündnerischen Trun<br />
Berghosen aus «Bündner Tuch» herstellen, einem Mischgewebe<br />
aus Baumwolle, Polyester und Lycra, für das man heute<br />
ein Heidengeld hinlegen muss. Für die Passform sorgte<br />
wieder der Chef persönlich: Die Pranken von Heinz mussten<br />
samt Landeskarte in der seitlichen Hosentasche Platz haben.<br />
Erst 1983 ging mit der «Lighting» vom britischen Hersteller<br />
Berghaus die erste Dreilagen-Jacke mit Gore-Tex-Membran<br />
über den Ladentisch.<br />
Vorbei waren damit die Gründerzeiten, als die Hauptaufgabe<br />
die Beschaffung von Produkten war, der Absatz mangels<br />
Alternativen aber fast von alleine lief. Nun galt es zusehends,<br />
aus dem Guten das Beste herauszufiltern, frühzeitig Trends<br />
und Emporkömmlinge zu erkennen und nicht zuletzt auch auf<br />
der Verkaufsfläche Überzeugungsarbeit zu leisten. Weil das<br />
gelang, war Bächli in einigen Fällen der Zeit voraus: Merinoshirts<br />
waren längere Zeit exklusiv bei Bächli zu haben, ebenso<br />
die für ihre gute Passform gerühmten Jacken der Firma<br />
Arc’teryx oder die erste Rahmenbindung von Fritschi. Möglich<br />
machten das auch die jahrelang gewachsenen Beziehungen<br />
zu den Lieferanten.<br />
Lehrzeit im «Billig-Bächli»<br />
1985, also gerade einmal elf Jahre nach der Firmengründung,<br />
zeigte sich, dass der Schweizer Markt neben der damaligen<br />
Nummer eins, Eiselin Sport, auch Bächli eine Expansion<br />
durch Filialisierung erlaubte: Das erste Bächli-Bergsport<br />
Outlet in Zürich-Schwamendingen eröffnete. Die Trennung<br />
von Hauptgeschäft und Outlet, in dem ausschliesslich Restposten<br />
und preisreduzierte Artikel verkauft wurden und von<br />
den Kunden bald liebevoll «Billig-Bächli» getauft wurde, war<br />
eine Sensation. Im Outlet begann auch die Firmenkarriere von<br />
Felix Bächli, der 1989 als Teilzeitverkäufer einstieg und noch<br />
heute das Rattern des Nadeldruckers im Ohr hat: «20 Sekunden<br />
hat er für eine Rechnung gebraucht!», weiss Felix noch.<br />
Fünf Jahre später wechselte er in Vollzeit nach Oerlikon: Der<br />
erste «ganze» Arbeitstag bestand darin, den verwaisten Arbeitsplatz<br />
durch einen Einkauf bei IKEA betriebsfähig zu machen.<br />
Von Grund auf setzte er in den Folgejahren sämtliche<br />
Abläufe auf den Prüfstand, um sie in stundenlangen Strategiediskussionen<br />
mit Vater Heinz Bächli zu diskutieren.<br />
In dieser Zeit, also den 1990er- und 2000er-Jahren, professionalisierte<br />
sich die gesamte Bergsport- und Outdoorbranche<br />
enorm. Prozesse wurden definiert, Abteilungen spezialisiert<br />
oder gar begründet. Bei Bächli Bergsport wurden Logistik, Ein-<br />
‹1›<br />
‹1› Der Lauf der Dinge: Das<br />
Antlitz des Bächli-Katalogs<br />
hat sich mit den Jahren<br />
stetig gewandelt. Immer im<br />
Fokus jedoch: beste Produkte<br />
für den Bergsport.<br />
‹2› Eigenes Eisen: In der<br />
Pionierphase hat Bächli nicht<br />
nur mit Bergsportartikeln<br />
gehandelt, sondern auch<br />
produzieren lassen: etwa die<br />
Bächli-Schlaghaken und<br />
die Bächli-Seilbremse, die<br />
Yvon Chouinard (Patagonia)<br />
umgehend nach USA<br />
importierte.<br />
Fotos: Bächli Archiv<br />
kauf und Verkauf ausgebaut. Eine Marketingabteilung gab es zu<br />
Beginn nicht, trotzdem schickte man den Kunden schon früh<br />
zwei Mal pro Jahr einen Katalog nach Hause, weiss Lukas Imhof<br />
noch. Sein erster Job bei Bächli war damals die Digitalisierung<br />
aller Kundenadressen. Fast alle aktuellen Bergsportartikel wurden<br />
im Katalog beschrieben und abgedruckt, und in dem Mass,<br />
wie er Jahr für Jahr an Umfang zunahm, wurde sichtbar, wie<br />
auch die Firma wuchs. Bald schon war das Zentrallager in Oerlikon<br />
zu klein und zügelte mitsamt der Verwaltung nach Schwerzenbach.<br />
In den Warenlift passten zwar zwei Paletten, erinnert<br />
sich Bruno Schuhmacher, der heutige Leiter der Logistik, aber<br />
weil alle Artikel auf vier Stockwerken gelagert wurden, war die<br />
Kommissionierung für den Versand und die Filialen eine «Herkulesarbeit»,<br />
merkt Margot Hilland schmunzelnd an. Auch sie<br />
arbeitet heute noch in der Logistik.<br />
Infolge einer unerwarteten Vakanz im Kundendienst<br />
übernahm Susanna Bächli zum Jahrtausendwechsel notfallmässig<br />
die anspruchsvolle Stelle des Kundendienstleiters und<br />
stärkte damit den Servicegedanken im Familienunternehmen<br />
weiter. Mit dem zweijährigen Sohn auf dem Schoss fehlten der<br />
heutigen Verwaltungsrats-Vizepräsidentin allerdings die zeitlichen<br />
Ressourcen, die komplexen Abläufe in die weiter um<br />
sich greifende Computerisierung zu integrieren. Diese Aufgabe<br />
übernahm in der Folge Bruno Hayoz, perfektionierte sie in<br />
anspruchsvoller und mühseliger Arbeit, gab sie schliesslich<br />
auch weiter, um sich in der neu geschaffenen Einkaufsabteilung<br />
der Schuhbeschaffung zu widmen.<br />
Die zweiten 25 Jahre Bächli Bergsport, samt<br />
dem Aufbau von 13 Filialen in der ganzen Schweiz,<br />
schildert Teil zwei der Firmengeschichte in<br />
<strong>Inspiration</strong> 3/<strong>2024</strong>.<br />
‹2›<br />
«Bächli Bergsport<br />
verkaufte damals nicht nur<br />
Ausrüstung, sondern<br />
produzierte auch selbst<br />
welche. Dazu zählten<br />
etwa die Bächli-Schlaghaken<br />
und die Bächli-<br />
Seilbremse.»<br />
62<br />
63
Ausstieg<br />
Berufsbildung bei<br />
Bächli Bergsport AG<br />
«Ich war angenehm überrascht<br />
von der freundlichen und<br />
familiären Atmosphäre, die man<br />
sonst eher in kleineren<br />
Unternehmen findet.»<br />
Tristan, Lernender Lausanne<br />
Fragt man in den ersten Wochen nach Lehrbeginn die<br />
jungen Lernenden in einer unserer 13 Filialen nach<br />
ihrem Befinden, bekommt man durchgängig dieselbe<br />
Antwort: «Es geht mir gut. Das Team ist unterstützend,<br />
die neue Arbeit spannend. Aber an das viele Stehen<br />
und Bewegen muss ich mich erst noch gewöhnen.»<br />
Eine Lehre bei Bächli Bergsport ist sportlich, in vielerlei<br />
Hinsicht.<br />
Als anerkannter Lehrbetrieb versuchen wir, junge<br />
Menschen für den Beruf, die Bergwelt und den Bergsport<br />
zu begeistern. Seit rund 20 Jahren bilden wir Lernende<br />
in den Bereichen Detailhandel, Logistik und KV<br />
aus. Heute erschweren uns der demografische Wandel<br />
und der hohe Bedarf an Lernenden die Lehrstellenbesetzung. Darum setzen<br />
wir auf eine hohe Qualität in der Berufsbildung und haben Berufsbildungsverantwortliche,<br />
die ihre Aufgabe sehr ernst nehmen. Das Familiäre,<br />
unsere Du-Kultur, der Teamgeist und die Begegnungen auf Augenhöhe<br />
über alle Stufen bilden den Kern unserer Unternehmenskultur. Wir begleiten<br />
die jungen Menschen in der prägenden adoleszenten Entwicklungsphase,<br />
legen Wert auf eine exzellente Fachbildung und nehmen einen wichtigen<br />
gesellschaftlichen Auftrag wahr.<br />
Die angehenden Fachpersonen erlernen neben Kundenberatung auch den<br />
richtigen Umgang mit unseren Produkten am Berg. In der Alpinen Weiterbildung<br />
begleiten erfahrene Bergführer die Auszubildenden in Fels und Eis. Das<br />
Highlight ist die Besteigung des ersten Viertausenders: Schon vor dem Lehrabschluss<br />
geht dieser Traum in Erfüllung. Aber auch im Arbeitsalltag bereiten die<br />
Abwechslung und insbesondere die kompetente Verkaufsberatung Freude: Kein<br />
Wunder, da unsere Kundschaft mit dem Herz oft schon beim nächsten Bergabenteuer<br />
ist. Das Gefühl, für eine Person die richtige Ausrüstung gefunden zu<br />
haben, kann so schön sein wie das Gipfelglück.<br />
Wie am Berg gibt es auch in der Ausbildung Herausforderungen: etwa lange<br />
Arbeitszeiten oder anspruchsvolle Verkaufsgespräche. Dann ist Ausdauer<br />
gefragt. Was uns dabei hilft, ist die Nähe zum Bergsport. Wir suchen gezielt nach<br />
jungen Erwachsenen, die einen Bezug zum Bergsport mitbringen. Oft verstärkt<br />
die Lehre das ursprüngliche Interesse noch zusätzlich. Die gemeinsame Leidenschaft<br />
zur Bergwelt verbindet – und bindet auch die Berufseinsteigenden langfristig<br />
an unser Unternehmen.<br />
Uta Jelitto, Verantwortliche Berufsbildung<br />
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Impressum<br />
«<strong>Inspiration</strong>», die Kundenzeitschrift der Bächli Bergsport<br />
AG, erscheint 4 x jährlich und ist in allen Filialen kostenlos<br />
erhältlich. Auflage: 90’000 Exemplare<br />
Herausgeber<br />
Bächli Bergsport AG<br />
Gewerbestrasse 12, 8606 Nänikon<br />
Tel: 044 826 76 76<br />
E-Mail: info@baechli-bergsport.ch<br />
Aboverwaltung & Information<br />
E-Mail: info@baechli-bergsport.ch<br />
Redaktion, Layout & Konzept<br />
Outdoor Publishing GmbH<br />
Kesselbachstrasse 4, 9450 Altstätten<br />
Tel: 071 755 66 55<br />
E-Mail: redaktion@outdoor-publishing.com<br />
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Alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Jede<br />
Verwendung ist ohne Zustimmung des Herausgebers<br />
unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für<br />
Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung<br />
und Verarbeitung in elek tronischen und multimedialen<br />
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Druck<br />
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