Inspiration Nr 01 - 2024
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Aussicht<br />
Logik am Limit<br />
Kennt noch jemand «Vertical Limit»? Der<br />
75 Millionen Dollar teure K2-Klamauk<br />
aus dem Jahr 2000 spielte zwar richtig<br />
Kohle an den Kassen ein, war sicherungstechnisch<br />
aber derart absurd, dass<br />
Alex Honnolds «Free solo» im Vergleich<br />
dazu als Lehrfilm in Kletterhallen laufen<br />
könnte. Höhepunkte waren der einarmige<br />
Pendelquergang (von zwei Personen!)<br />
an einem Wächtenabbruch, eine aus<br />
Blutbeuteln und Chinaböllern hergestellte<br />
Signalrakete, und natürlich der<br />
Hauptplot des Films: eine Spaltenbergung<br />
mit Nitroglyzerin. Als bergsportliche<br />
Berater für «Vertical Limit» führt das<br />
verlässliche «Dictionnaire de la montagne<br />
au cinéma» übrigens Ed Viesturs und<br />
Barry Blanchard auf – fraglich bleibt, ob<br />
die beiden Ausnahmealpinisten die Dreharbeiten<br />
gefesselt, geknebelt und unter<br />
Vollnarkose begleiteten, und wie Regisseur<br />
Martin Campbell nach diesem Film<br />
den Auftrag bekam, bei «James Bond:<br />
Casino Royale» Regie zu führen.<br />
Wüssten wir es nicht besser, könnte<br />
dieses Foto ein Standbild aus «Vertical<br />
Limit» sein. Die bestechende Logik:<br />
Du bist in eine Gletscherspalte gefallen?<br />
Na, dann klettere doch einfach wieder<br />
raus! Das Geschick, mit dem Fotograf<br />
David Herzig hier das Seil aus dem Bild<br />
verschwinden lässt, prädestiniert ihn eigentlich<br />
für einen Kamerajob bei «Vertical<br />
Limit 2». Unterhaltsam wäre es ja.<br />
Island<br />
David Herzig<br />
davidherzig.com<br />
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5