Inspiration Nr 01 - 2024
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Bächli Bergsport Partnercheck<br />
50 Jahre<br />
Bächli Bergsport:<br />
Die Pionierphase<br />
Im Vorfeld zum Jubiläum trafen sich altgediente Mitarbeiterinnen<br />
und Mitarbeiter in der Bächli-Zentrale in Nänikon, um Anekdoten aus<br />
der Firmengeschichte auszutauschen. Teil 1: Die Pionierphase<br />
Text Thomas Ebert<br />
Fotos: Bächli Archiv<br />
An die alte NCR-Kasse kann sich Walter Locher noch gut erinnern.<br />
«Die konnte nur zweistellig verrechnen», meint der<br />
heute 76-jährige Pensionär, der 1983 als einer der ersten Mitarbeiter<br />
bei Bächli Bergsport angestellt wurde. «Daher hat<br />
Heinz Bächli die Hunderternötli direkt in eine Ledermappe<br />
gezählt und im Tresor hinter der Werkbank aufbewahrt. Aus<br />
dieser Mappe haben wir dann auch unseren Lohn ausbezahlt<br />
bekommen», erinnert sich Locher, der bei Bächli nahezu jede<br />
Abteilung durchlief und vor elf Jahren pensioniert wurde.<br />
Es sind Anekdoten wie diese, die den ganzen Konferenzraum<br />
in Nänikon ins Schmunzeln versetzen. Denn heute, in einer<br />
global vernetzten, in ihren Prozessen verschlankten und hochgradig<br />
professionalisierten Bergsportbranche, wirkt der vom<br />
Chef persönlich ausbezahlte Lohn so überkommen wie ein Hanfseil<br />
in der Eigernordwand. Dabei war schon der Schritt in ein Ladenlokal<br />
mit eigenen Mitarbeitern ein unendlich grosser: Erster<br />
Firmensitz von Bächli Bergsport war das Wohnzimmer einer<br />
90-m 2 -Mietswohnung in der ASIG, das neben zwei kleinen Kindern<br />
fortan vor allem Bergsportausrüstung beherbergte. «Ausser<br />
in unseren Betten war kein Platz mehr frei», erinnert sich<br />
Margrit Bächli an die Ausrüstungsberge in den heimischen vier<br />
Wänden. Sie und Heinz hatten 1974 die Firma gegründet – ohne<br />
Kapital, aber mit dem Ziel, Bergsteigern bessere Ausrüstung<br />
anzubieten als der damalige Monopolist Eiselin. Die Annahme,<br />
dass der Schweizer Markt gross genug für zwei Bergsporthändler<br />
sein könnte, war damals ebenso waghalsig wie die Entscheidung,<br />
den Lehrerberuf samt 13 Wochen Ferien aufzugeben und<br />
die Pensionskasse für den Materialeinkauf zu plündern.<br />
Der Zauber, der jedem Anfang innewohnt, der wird an diesem<br />
Nachmittag in Nänikon greifbar. Nichts war festgeschrieben<br />
oder gar vorbestimmt, und der «Businessplan», den heute<br />
jedes Start-up für einen Mikrokredit vorlegen muss, der bestand<br />
in der Frühzeit von Bächli Bergsport zu grossen Teilen<br />
aus tiefer Passion und der Bereitschaft, unkonventionelle<br />
Wege zu gehen. Damals war die Bergsteigerszene eine kleine,<br />
verschworene Truppe. Jeder machte alle Disziplinen, einen<br />
Begriff, den man damals kaum in den Mund nahm. Erst ab<br />
Mitte der 1980er-Jahre kam die Spezialisierung, mit der die<br />
einen sich zum Eiskletterer und die anderen zu Boulderfreunden<br />
verfeinerten. So erging es auch der Bächli-Belegschaft in<br />
den ersten Jahren: «Jeder hat alles gemacht und zwar immer<br />
dort, wo gerade Bedarf war», erinnert sich Christine Joss,<br />
die ihr 40-jähriges Jubiläum bei Bächli dieses Jahr feiert und<br />
noch einmal pro Woche in der Logistikabteilung tätig ist. Ob<br />
Kunden im Laden bedienen, Bestellungen aus dem eigenen<br />
Katalog in einem Paket verpacken oder Artikel mit orangenen<br />
Preisetiketten versehen: Kein Arbeitstag glich dem anderen.<br />
Import, Export, Bergsport<br />
Um das Jahr 1983 waren die «EBs» an der Schwamendingerstrasse<br />
41 in Zürich-Oerlikon eingetroffen: die ersten Kletterschuhe,<br />
die man nach heutigen Massstäben so bezeichnen<br />
kann. Die profillosen Schlappen von Edmond Bourdonneau legten<br />
einen Siegeszug im steilen Granit des Yosemite-Parks hin<br />
und schwappten auf dieser Erfolgswelle zurück nach Europa<br />
– Heinz Bächli importierte die Schuhe direkt aus Frankreich in<br />
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