SCHWACHHAUSEN Magazin | Januar - Februar 2024
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Focke-Museum<br />
Ein Entwurf künftiger Kabinette: Hier ein Raum zur Weimarer Republik, wo einerseits die Goldenen Zwanziger, aber auch das Elend der Inflation<br />
gezeigt werden. Der kleine Wagen diente zum Transport von Inflationsgeld.<br />
Etwa Zweidrittel der bislang ausgestellten Objekte werden in der<br />
künftigen Ausstellung nicht mehr vorhanden sein, zum Beispiel Silberbestecke<br />
und -gerät sowie der Bug des sogenannten Beck’s-Schiffs.<br />
Stattdessen steuert die Landesarchäologie einen elf Meter langen<br />
Lastenkahn aus der Gründungszeit Bremens bei, eines der ältesten<br />
Objekte der Bremer Stadtgeschichte. Sein Name: Karl, benannt nach<br />
Karl dem Großen, König des fränkischen Reichs im 9. Jahrhundert.<br />
Natürlich wird es wieder eine Chronologie zur Geschichte Bremens<br />
geben. Für den Stadthistoriker Dr. Jan Werquet besteht jetzt die<br />
Chance, die Weimarer Republik und den Nationalsozialismus ausführlicher<br />
darzustellen. Auch der gesellschaftliche Aufbruch in den<br />
1960er-Jahren, die Gründung der Universität und die sich formierenden<br />
Bürgerinitiativen für Umweltthemen und Frauenrechte finden<br />
ihren Platz in der Schau, die bis in die Gegenwart führen wird.<br />
Ihr roter Faden ist das Ringen um Freiheit und Eigenständigkeit der<br />
Stadt und ihrer Bewohnerinnen und Bewohner. Denn es geht dabei<br />
nicht nur um staatliche Autonomie, sondern auch um Demokratiegeschichte<br />
und Teilhabe. In acht Epochenabschnitten wird von Erfolgen<br />
und Rückschlägen im Kampf um die Freiheit berichtet werden.<br />
In den dann überdachten Innenhöfen finden zudem drei Themenräume<br />
Platz, einer davon präsentiert die bauliche Entwicklung der Stadt<br />
und ihrer Quartiere. Ein zweiter widmet sich der Technik- und Wirtschaftsgeschichte<br />
Bremens. Hier findet das große Modell der Bremen<br />
(IV) mit dem von Rudolf Alexander Schröder entworfenen Stuhl aus<br />
der Halle der 2. Klasse und Teilen eines Speiseservices Platz. Ein<br />
echtes Schmuckstück ergänzt dieses Kabinett: Ein vier Meter langer<br />
Wandbehang aus dem Speisesaal der 1. Klasse, der eine Golfpartie vor<br />
mächtiger Bergkulisse zeigt und einst zu einem Zyklus der vier Jahreszeiten<br />
mit den entsprechenden Sportarten gehörte. Die Ausstellung<br />
arbeitet mit Gegensätzen: Der Luxus an Bord des Ozeanliners trifft<br />
auf die Arbeitswelt der Werften und des Hafens. Das Gestalterbüro<br />
Ralph Applebaum Associates (RAA) arbeitet solche Kontraste sinnlich<br />
heraus: Der Fußboden wechselt vom Parkett zum Industriebelag aus<br />
Eisen. Bremens bedeutende Rolle in der Luft- und Raumfahrt findet<br />
ebenso Eingang in die Ausstellung wie die Themen Elektromobilität<br />
und Wasserstoff. Schließlich untersucht der Themenraum Netzwerke<br />
die sozialen Verflechtungen der Bremer Bürgerinnen und Bürger,<br />
um zu zeigen, was diese Stadt im Innersten zusammenhält.<br />
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<strong>SCHWACHHAUSEN</strong> <strong>Magazin</strong> | <strong>Januar</strong> - <strong>Februar</strong> <strong>2024</strong>