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A N Z E I G E N S O N D E R V E R Ö F F E N T L I C H U N G
Stairway to heaven
Zimmermeister Jörg Dächert aus Jugenheim baute die „Glücksrampe“ von Klein-Bieberau
KLEIN-BIEBERAU (meli), Endlich
gelangt Tobias auf den Rücken eines
Pferdes - vom Rollstuhl aus. Der
Junge ist blind bis auf 2% Sehstärke
auf einem Auge, fast taub, leidet an
Muskelschwund und Epilepsie. Fünf
Schlaganfälle hatte er in seinem
jungen Leben bereits. Er wirkt zerbrechlich,
wie ein 8-Jähriger, ist aber
schon 21 Jahre alt. „Eigentlich hatten
die Ärzte uns gesagt, Tobias würde
maximal 15 Jahre alt werden, aber
er ist ein Kämpfer“, sagt sein Papa.
Und so traut sich Tobias nach einiger
Skepsis gegenüber der nagelneuen
Rampe auf dem Irenenhof in Klein-
Bieberau dann doch hinauf und
letztlich von dort direkt aufs Pferd.
Er strahlt, vergessen ist für einen
Moment die schwere Krankheit.
Der Verein „Happy Kids e.V.“ hat sich
zur Aufgabe gemacht, schwerstkranken
Kindern und deren Angehörigen
Lichtblicke auf dem idyllischen
Bauernhof, inmitten von Hühnern,
Schweinen, Pferden, Eseln, Gänsen
und Schmetterlingen zu schenken.
Ohne die Rampe wäre Reiten für
viele Rollstuhlpatienten und Patientinnen
nicht möglich.
Und da kam der Zufall ins Spiel:
Gemeinsam mit einem Freund
hatte Zimmermeister Jörg Dächert
ein Foto-Shooting auf dem Hof in
Klein-Bieberau besucht und sich
dort lange mit der Vorsitzenden
des Vereins, Corinna „Co“ Ertl, unterhalten.
Sie ist die gute Seele
vom Irenenhof, eine Macherin, die
mit Spenden und vielen helfenden
Händen immer wieder Glückstage
für kranke Kinder initiiert. Als Jörg
Tobias war einer der ersten, der die Rampe ausprobieren konnte. Ein Glücksmoment für ihn und alle Beteiligten.
Corinna Ertl (re.) ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft und dass
Jörg Dächert (li.) so schnell die Rampe für die Rollstuhl-Patienten gebaut
hat. „Viele Kinder und deren Eltern sind sehr glücklich.“
Dächert hörte, dass schon länger
eine Rampe für Rollstühle benötigt
wird, um kranken Kindern einen
– vielleicht letzten – Wunsch zu
erfüllen, nämlich auf ein Pferd zu
steigen, zögerte der Zimmermeister
aus Jugenheim nicht lange: „Hier
möchte ich sofort und praktisch
helfen.“ Versprochen, getan, geliefert.
Nur dreieinhalb Wochen später
steht das – ziemlich schwere Stück
– auf dem Irenenhof und macht
Corinna Ertl und viele Kinder und
deren Eltern sehr glücklich.
„Wir sind überwältigt über diese
prompte Hilfsbereitschaft und dass
Jörg Dächert das so schnell und
unbürokratisch als Sach-Spende für
uns gebaut hat.“ Tobias war einer der
ersten, der die Rampe ausprobieren
konnte. Ein Glücksmoment für ihn
und alle Beteiligten. Jörg Dächert
freut sich sehr, dass die Rampe ihren
Zweck erfüllt.
Das Lächeln von Tobias und das der
anderen Kinder ist der beste Lohn für
solcherlei Engagement.
Prostatatherapie: Weniger ist oft mehr
Zu viele Prostata-Krebspatienten leiden unter Übertherapie | Neue Studie belegt die Nachteile von
Skalpell und Bestrahlung
Grabstätten für „Sternenkinder“
Neues Angebot auf dem Alsbacher Friedhof
ALSBACH-HÄHNLEIN (meli), Auf
dem Friedhof in Alsbach gibt es
jetzt einen eigenen Bereich, an dem
Eltern sogenannter Sternenkinder
in würdigem Rahmen trauern
können. Dieser Begriff kommt hierzulande
immer dann zum Einsatz,
wenn Kinder vor, während oder kurz
nach der Geburt sterben.
„Für solch eine erschütternde Situation
angemessene Worte zu finden,
ist fast nicht möglich. Was wir
allerdings tun können, ist einen Ort
zu schaffen, der etwas Besonderes
darstellt“, betonte jetzt Bürgermeister
Sebastian Bubenzer. Als die
Gemeinde vor etwa einem Jahr mit
der freiberuflichen Hebamme Anna
Rechel aus der Sandwiese, die auch
für das „Sternenkinderzentrum
Odenwald e.V.“ tätig ist, über das
Thema sprach, sei es nicht ganz
leicht gewesen, dieser Realität ins
Auge zu blicken. „Hier wollten wir
eine Alternative bieten, die wir nun
vorstellen können“, sagt Bubenzer.
Die kleinen Grabstätten können
mit einem kleinen Namensschild
versehen werden und bieten eine
Ablagefläche für Blumen oder kleine
Erinnerungsgegenstände. Der umfasste
Bereich wird mit voranschreitendem
Wachstum der gesetzten
Pflanzen auch optisch abgrenzt, so
dass die Trauer in einem ruhigeren
Umfeld erfolgen kann.
Inklusive der Ruhebänke wurde ein
Bereich geschaffen, in dem man sich
in Zukunft dann auch etwas zurückziehen
kann. Abgesehen von den
Kosten für die Namensschilder werden
keine Gebühren für die Nutzung
der kleinen Grabstätten erhoben.
Wer Beratung zum Thema „Sternenkinder“
benötigt, findet weitere Infos
unter www.sternenkinderzentrumodenwald.de.
Oder bei Anna Rechel
unter Tel. 0176-84531794.
Einen schönen Platz für Sternenkinder schuf die Gemeinde Alsbach-
Hähnlein.
HEIDELBERG (boe), Bei vielen
Krebspatienten ist es nach
neuesten Erkenntnissen besser,
den Prostatakrebs „aktiv“
zu überwachen, als gleich zu
Skalpell oder Strahlentherapie
zu greifen. Das Operationsrisiko
und die Nebenwirkungen
einer Strahlentherapie stehen
oft in keinem Verhältnis zum
Behandlungserfolg. Eine fokale
Therapie, die in der Regel auch
und gerade für Risikopatienten
sehr schonend abläuft, kann
hier einen Mittelweg darstellen.
Davon sind die Urologen
der Heidelberger Klinik für
Prostata-Therapie überzeugt.
Jedes Jahr werden in Deutschland
nach Zahlen des Robert-Koch-
Instituts 63.400 neue Fälle einer
Prostatakrebs-Erkrankung festgestellt.
Das ist Fakt. Doch Fakt
ist auch, dass nur die wenigsten
Krebserkrankungen tatsächlich
auch zum Tod durch Prostatakrebs
führen. Nach einer jüngst
veröffentlichten Studie lebten
15 Jahre nach der ersten Krebsdiagnose
noch über 97 % aller
Männer. Mit anderen Worten:
Nur 2,7 Prozent der Patienten
waren nach dieser Zeit tatsächlich
an ihrem Prostatakrebs
verstorben. Allerdings, so muss
man einschränken, kommt es
immer auf die Aggressivität eines
Tumors an.
Die Deutsche Krebsgesellschaft
unterscheidet vier Kategorien
von Krebszellen: von G1 (gut
differenzierte Zellen, die wenig
bösartig sind) über G2 (mäßig
differenziert) zu G3 (schlecht
differenziert) bis hin zu G4 (nicht
differenziert und damit sehr
bösartig). Je schlechter eine
Zelle differenziert ist, desto mehr
unterscheidet sie sich von einer
gesunden ausdifferenzierten Zelle
und desto bösartiger ist sie. Damit
wird der Tumor auch aggressiver.
In der sogenannten ProtecT-Studie
(,The Prostate Testing for Cancer
and Treatment’) wurden 1642 Männer
über viele Jahre beobachtet, die
einen sehr eng begrenzten Tumor
und eine Lebenserwartung von
mindestens zehn Jahren hatten.
Rund 77 % der Männer hatten
einen Gleason-Score von 6, also
einen Tumor, den Mediziner als „gut
differenziert“ einstuften. Nur knapp
zehn Prozent trugen ein hohes
Krebsrisiko in sich.
Die Patienten wurden in drei etwa
gleich große Gruppen eingeteilt:
Eine wurde einer klassischen Operation
mit einer Entfernung der
Prostata unterzogen („radikale
Prostatektomie“), die zweite Gruppe
erhielt eine Strahlentherapie und
die dritte Gruppe wurde „aktiv
überwacht“. Unter dieser „Active
Surveillance“ (AS) oder dem
„Active Monitoring“ (AM) verstehen
Mediziner die regelmäßige
Überwachung eines Patienten auf
seinen PSA-Wert. Dieses prostataspezifische
Antigen (PSA) wird
im Blut gemessen und gibt mit
hoher Zuverlässigkeit Auskunft
darüber, ob ein Tumor vorliegt oder
nicht. Ein Anstieg des PSA-Wertes
Bei der HIFU-Methode nach dem Sonablate-500-Verfahren wird ein
Tumor vom Enddarm aus mit Ultraschall behandelt; die Schallwellen
bündeln sich im Tumor und zerstören diesen schonend und unblutig.
Dieses fokale Verfahren eignet sich besonders für wenig aggressive
und gut lokalisierbare Tumore und ist eine schonende Alternative zur
klassischen Operation oder Strahlentherapie.
Abb.: Klinik für Prostata-Therapie
kann – zusammen mit einem
bildgebenden Verfahren wie dem
MRT und einer Gewebeentnahme
(Biopsie) – den Urologen helfen,
Tumorveränderungen frühzeitig
zu erkennen.
Eine der Kernaussagen der ProtecT-
Studie war neben dem für alle Beteiligten
niedrigen Risiko, tatsächlich
an Prostatakrebs zu sterben, die
Tatsache, dass dieses Risiko in allen
drei Gruppen ungefähr gleich war.
Allerdings zeigten die Strahlentherapie
und auch die Prostatektomie
die üblichen Nebenwirkungen wie
Harninkontinenz und Impotenz, vor
allem auch eine Darminkontinenz
nach der Strahlenbehandlung.
In Medizinerkreisen wird inzwischen
von einer „Übertherapie“
vor allem bei den „Low-risk“-
Patienten gesprochen, wie es
der Wissenschaftler Prof. Lothar
Weißbach formulierte. Weißbach
ist Prostatakrebsspezialist und
Mitglied zahlreicher medizinischer
Fachgremien.
Er fordert, dass Low-risk-Patienten
vorrangig aktiv überwacht werden
und erst dann einer invasiven Therapie
unterzogen werden sollten,
wenn der Krebs fortschreitet.
Dieser Meinung ist auch der
Heidelberger Spezialist Dr. Thomas
Dill, der zusammen mit Dr.
Martin Löhr die Heidelberger
Klinik für Prostata-Therapie leitet.
Die beiden Urologen haben sich
auf schonende Diagnosen und
Therapien spezialisiert. Zu diesen
schonenden Therapien gehört
das Spektrum an fokalen, also
zielgerichteten Behandlungen,
die einen Tumor, wenn er wenig
aggressiv und gut lokalisierbar ist,
ins Visier nehmen. Das kann mit
Ultraschall nach der HIFU-Sonablate
500-Methode erfolgen oder
mit kurzen Spannungsimpulsen
nach der irreversiblen Elektroporationsmetheode
(IRE) oder
auch mit der Photodynamischen
Therapie (PDT).
Bei der Wahl der richtigen Krebstherapie
spielt die Aggressivität
eines Tumors eine entscheidende
Rolle. Hier diskutieren die Urologen
Dr. med. Thomas Dill und Daniela
Holfeld von der Heidelberger
Klinik für Prostata-Therapie den
Befund eines Patienten.
Foto: Klinik für Prostata-Therapie
„Wir sind der Meinung, und das
deckt sich mit den Erkenntnissen
der ProtecT-Studie, dass
die aktive Überwachung von
Tumorpatienten auch auf Fälle
mit mittel-aggressiven Tumoren
ausgeweitet werden sollte“, erklärt
Thomas Dill. Eine radikale
Entfernung der Prostata sei eine
Überbehandlung. „Wir favorisieren
fokale Therapien, um so dem
Progressionsrisiko eines Tumors
Rechnung zu tragen, ohne die
schwerwiegenden Folgen einer
radikalen Operation in Kauf nehmen
zu müssen.“
Ist Prostatakrebs zwar häufig,
aber lange nicht so gefährlich, wie
allgemein behauptet? Die beiden
Heidelberger Urologen sind sich
da ganz sicher: „Es sind bei neu
diagnostizierten Tumoren längst
nicht so viele Komplett-Entfernungen
der Prostata notwendig,
wie immer propagiert wurde und
immer noch wird!“ Die meisten
Patienten könnten sich für minimal-invasive
oder nicht-invasive
Krebsbehandlungen entscheiden.
„Mit einer aktiven Überwachung
oder einer fokalen Therapie haben
die Krebspatienten die gleichen
Prognosen und Überlebenschancen
wie Patienten, deren Prostata
mittels Prostatektomie entfernt
wurde – allerdings ohne die
üblichen Nebenwirkungen, die
die Lebensqualität so massiv
einschränken.“ Allerdings nur,
so schränken die Prostata-Spezialisten
ein, wenn es sich um
einen weniger aggressiven Tumor
handelt.
Klinik für Prostata-Therapie
GmbH
Bergheimer Straße 56a
69115 Heidelberg
Tel: 06221/65085-0
info@prostata-therapie.de
www.prostata-therapie.de