Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />
BAULAND<br />
VERKNAPPUNG<br />
UND ZINSEN<br />
Während Bauland aus raumplanerischen,<br />
aber auch aus eigentumsrechtlichen<br />
Gründen vielerorts schon<br />
lange knapp ist, bewirken die gestiegenen<br />
Zinsen eine weitere Flächenverknappung,<br />
da die Neubautätigkeit<br />
zusätzlich tangiert wird.<br />
TEXT — STEFAN FAHRLÄNDER*<br />
ENTWICKLUNG DER BAULANDPREISE FÜR RENDITEIMMOBILIEN IN<br />
DER SCHWEIZ, INDEX (1. QUARTAL 2008 = 100)<br />
Quelle: Marktindizes Fahrländer Partner<br />
400<br />
DER BAULANDPREIS<br />
Auch Transaktionen von Bauland unterliegen Angebot<br />
und Nachfrage: die Preise werden auf dem Markt<br />
bestimmt. Preisbestimmend sind im Wesentlichen Lage,<br />
Nutzung und Dichte. Für einfache Grundstücke<br />
– z. B. Einfamilienhaus-Parzellen – sind für die Preisbestimmung<br />
die Vergleichswertmethode oder hedonische<br />
Modelle wichtig und nützlich. Beim Pricing von<br />
komplexeren Grundstücken bestehen die Hauptprobleme<br />
darin, dass wenige bis gar keine Vergleichsobjekte<br />
vorliegen, dass die Gebäude komplex sind, dass<br />
die Zeitachse der Entwicklung berücksichtigt werden<br />
muss und dass deshalb die Unwägbarkeiten gross sind.<br />
Der Landwert wird in diesen Fällen mittels der Residualwertmethode<br />
bestimmt.<br />
Das Residuum, also die Differenz zwischen dem<br />
Verkaufspreis der fertigen Entwicklung (Renditeimmobilie,<br />
Eigentumswohnungen) und den dafür notwendigen<br />
Investitionen, entspricht dem Landwert.<br />
Die Schwierigkeit der Bewertung liegt dabei darin, dass<br />
zum Zeitpunkt des Erwerbs eines Grundstücks Annahmen<br />
für den Verkaufszeitpunkt der fertigen Entwicklung<br />
gemacht werden müssen. Je weiter dieser in der<br />
Zukunft liegt, desto grösser sind die Unsicherheiten.<br />
Diesen wird mit einer Sicherheitsmarge Rechnung<br />
getragen, wodurch der rechnerische Landwert risikogerecht<br />
reduziert wird. Ist das Grundstück gekauft,<br />
dann ist der Kaufpreis eine Kostenposition, während<br />
die Sicherheitsmarge aus der Bewertung zur Gewinnmarge<br />
des Businessplans wird. Steigen die Kosten der<br />
Entwicklung und sinken die Verkaufspreise bei Fertigstellung,<br />
dann geht beides voll zu Lasten des Gewinns;<br />
es kann ein Verlust resultieren.<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Q1/2008<br />
Q3/2008<br />
Q1/2009<br />
Q3/2009<br />
Q1/2010<br />
Q3/2010<br />
Q1/2011<br />
Q3/2011<br />
Q1/2012<br />
Q3/2012<br />
Q1/2013<br />
Q3/2013<br />
Q1/2014<br />
Q3/2014<br />
Q1/2015<br />
Q3/2015<br />
Q1/2016<br />
Q3/2016<br />
Q1/2017<br />
Q3/2017<br />
Q1/2018<br />
Q3/2018<br />
Q1/2019<br />
Q3/2019<br />
Q1/2<strong>02</strong>0<br />
Q3/2<strong>02</strong>0<br />
Q1/2<strong>02</strong>1<br />
Q3/2<strong>02</strong>1<br />
Q1/2<strong>02</strong>2<br />
Q3/2<strong>02</strong>2<br />
Q1/2<strong>02</strong>3<br />
Q3/2<strong>02</strong>3<br />
Baulandpreise Mehrfamilienhäuser<br />
ES IST ZU HOF<br />
FEN, DASS DIE<br />
ZINSEN BALD<br />
SINKEN, DAMIT<br />
DIE SCHAFFUNG<br />
DES NOTWEN-<br />
DIGEN WOHN<br />
RAUMS VORAN<br />
KOMMT.<br />
DIE MARGEN LEIDEN<br />
Während die Bauteuerung ab dem Jahr 2<strong>02</strong>1 deutlich<br />
zulegte und somit auf die Margen drückte, ist mit<br />
den steigenden Zinsen ab Sommer 2<strong>02</strong>2 dreierlei passiert:<br />
Die institutionellen Anleger, die vorher aufgrund<br />
des Anlagedrucks früh in Projektentwicklungen eingestiegen<br />
sind, haben diese Notwendigkeit nicht mehr<br />
und sind entsprechend nicht mehr so risikobereit. Entwickler<br />
müssen demnach wieder verstärkt vorfinanzieren,<br />
was selten ohne Fremdkapital möglich ist. Auch<br />
hier sind die Zinsen gestiegen, was ebenfalls zu Lasten<br />
der Marge geht. Zudem ist mit den steigenden Zinsen<br />
die Zahlungsbereitschaft für Renditeimmobilien<br />
gesunken; bei konstanten Qualitäten – mit regionalen<br />
Unterschieden – um rund 12%.<br />
Diese Effekte schlagen dann voll durch, wenn die<br />
Grundstücke in den vergangenen ca. fünf Jahren gekauft<br />
wurden. In diesen Fällen ist es möglich, dass die<br />
Marge des Projekts heute negativ ist, und es kann vernünftig<br />
sein, die eigentliche Entwicklung zurückzustellen<br />
und nicht noch mehr Geld zu investieren. Ist<br />
das Grundstück schon länger gekauft, bzw. vertraglich<br />
gesichert, dann ist «nur» ein Teil der Marge weggeschmolzen.<br />
Entsprechend ist es von Vorteil, ein Portfolio<br />
von Projektentwicklungen zu haben. So geht die<br />
«Mischrechnung» auf Portfolioebene immer noch auf.<br />
GLAUBEN AN DIE ZINSWENDE<br />
Entscheidend ist, ob die Zinsen weiter steigen, ob<br />
diese längerfristig auf diesem Niveau verbleiben oder<br />
sinken. Sinkende Zinsen bewirken mittelfristig, dass<br />
die Verkaufspreise wieder steigen. Dazu kommt die<br />
Knappheit an Wohnungen, was die Werte zumindest in<br />
diesem Teilmarkt ertragsseitig stützt. Das nimmt Margendruck<br />
bei den Projektentwicklungen weg. Ebenfalls<br />
gut für die Projektentwickler ist die Verlangsamung<br />
der Bauteuerung.<br />
Ob und wann die Zinswende eintritt, weiss man natürlich<br />
nicht; die Anzeichen sind allerdings da, dass<br />
diese demnächst stattfinden wird: So ist die Teuerung<br />
in der Schweiz seit mehreren Monaten im Bereich der<br />
Preisstabilität. Auch wenn im Januar 2<strong>02</strong>3 aufgrund<br />
der Strompreise, der Anpassungen der Bestandsmieten,<br />
der gestiegenen Mehrwertsteuer sowie anderer<br />
Effekte ein Einmaleffekt zu erwarten ist, sind die Prognosen<br />
der SNB für <strong>2<strong>02</strong>4</strong> im Bereich der Preisstabilität.<br />
Sobald diese erreicht ist, muss die SNB gemäss<br />
Nationalbankgesetz der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />
Rechnung tragen. Gegenwärtig leidet ins-<br />
16<br />
IMMOBILIA / Februar <strong>2<strong>02</strong>4</strong>