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immobilia 2024/02 - SVIT

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IMMOBILIENWIRTSCHAFT<br />

BAULAND<br />

VERKNAPPUNG<br />

UND ZINSEN<br />

Während Bauland aus raumplanerischen,<br />

aber auch aus eigentumsrechtlichen<br />

Gründen vielerorts schon<br />

lange knapp ist, bewirken die gestiegenen<br />

Zinsen eine weitere Flächenverknappung,<br />

da die Neubautätigkeit<br />

zusätzlich tangiert wird.<br />

TEXT — STEFAN FAHRLÄNDER*<br />

ENTWICKLUNG DER BAULANDPREISE FÜR RENDITEIMMOBILIEN IN<br />

DER SCHWEIZ, INDEX (1. QUARTAL 2008 = 100)<br />

Quelle: Marktindizes Fahrländer Partner<br />

400<br />

DER BAULANDPREIS<br />

Auch Transaktionen von Bauland unterliegen Angebot<br />

und Nachfrage: die Preise werden auf dem Markt<br />

bestimmt. Preisbestimmend sind im Wesentlichen Lage,<br />

Nutzung und Dichte. Für einfache Grundstücke<br />

– z. B. Einfamilienhaus-Parzellen – sind für die Preisbestimmung<br />

die Vergleichswertmethode oder hedonische<br />

Modelle wichtig und nützlich. Beim Pricing von<br />

komplexeren Grundstücken bestehen die Hauptprobleme<br />

darin, dass wenige bis gar keine Vergleichsobjekte<br />

vorliegen, dass die Gebäude komplex sind, dass<br />

die Zeitachse der Entwicklung berücksichtigt werden<br />

muss und dass deshalb die Unwägbarkeiten gross sind.<br />

Der Landwert wird in diesen Fällen mittels der Residualwertmethode<br />

bestimmt.<br />

Das Residuum, also die Differenz zwischen dem<br />

Verkaufspreis der fertigen Entwicklung (Renditeimmobilie,<br />

Eigentumswohnungen) und den dafür notwendigen<br />

Investitionen, entspricht dem Landwert.<br />

Die Schwierigkeit der Bewertung liegt dabei darin, dass<br />

zum Zeitpunkt des Erwerbs eines Grundstücks Annahmen<br />

für den Verkaufszeitpunkt der fertigen Entwicklung<br />

gemacht werden müssen. Je weiter dieser in der<br />

Zukunft liegt, desto grösser sind die Unsicherheiten.<br />

Diesen wird mit einer Sicherheitsmarge Rechnung<br />

getragen, wodurch der rechnerische Landwert risikogerecht<br />

reduziert wird. Ist das Grundstück gekauft,<br />

dann ist der Kaufpreis eine Kostenposition, während<br />

die Sicherheitsmarge aus der Bewertung zur Gewinnmarge<br />

des Businessplans wird. Steigen die Kosten der<br />

Entwicklung und sinken die Verkaufspreise bei Fertigstellung,<br />

dann geht beides voll zu Lasten des Gewinns;<br />

es kann ein Verlust resultieren.<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Q1/2008<br />

Q3/2008<br />

Q1/2009<br />

Q3/2009<br />

Q1/2010<br />

Q3/2010<br />

Q1/2011<br />

Q3/2011<br />

Q1/2012<br />

Q3/2012<br />

Q1/2013<br />

Q3/2013<br />

Q1/2014<br />

Q3/2014<br />

Q1/2015<br />

Q3/2015<br />

Q1/2016<br />

Q3/2016<br />

Q1/2017<br />

Q3/2017<br />

Q1/2018<br />

Q3/2018<br />

Q1/2019<br />

Q3/2019<br />

Q1/2<strong>02</strong>0<br />

Q3/2<strong>02</strong>0<br />

Q1/2<strong>02</strong>1<br />

Q3/2<strong>02</strong>1<br />

Q1/2<strong>02</strong>2<br />

Q3/2<strong>02</strong>2<br />

Q1/2<strong>02</strong>3<br />

Q3/2<strong>02</strong>3<br />

Baulandpreise Mehrfamilienhäuser<br />

ES IST ZU HOF­<br />

FEN, DASS DIE<br />

ZINSEN BALD<br />

SINKEN, DAMIT<br />

DIE SCHAFFUNG<br />

DES NOTWEN-<br />

DIGEN WOHN­<br />

RAUMS VORAN­<br />

KOMMT.<br />

DIE MARGEN LEIDEN<br />

Während die Bauteuerung ab dem Jahr 2<strong>02</strong>1 deutlich<br />

zulegte und somit auf die Margen drückte, ist mit<br />

den steigenden Zinsen ab Sommer 2<strong>02</strong>2 dreierlei passiert:<br />

Die institutionellen Anleger, die vorher aufgrund<br />

des Anlagedrucks früh in Projektentwicklungen eingestiegen<br />

sind, haben diese Notwendigkeit nicht mehr<br />

und sind entsprechend nicht mehr so risikobereit. Entwickler<br />

müssen demnach wieder verstärkt vorfinanzieren,<br />

was selten ohne Fremdkapital möglich ist. Auch<br />

hier sind die Zinsen gestiegen, was ebenfalls zu Lasten<br />

der Marge geht. Zudem ist mit den steigenden Zinsen<br />

die Zahlungsbereitschaft für Renditeimmobilien<br />

gesunken; bei konstanten Qualitäten – mit regionalen<br />

Unterschieden – um rund 12%.<br />

Diese Effekte schlagen dann voll durch, wenn die<br />

Grundstücke in den vergangenen ca. fünf Jahren gekauft<br />

wurden. In diesen Fällen ist es möglich, dass die<br />

Marge des Projekts heute negativ ist, und es kann vernünftig<br />

sein, die eigentliche Entwicklung zurückzustellen<br />

und nicht noch mehr Geld zu investieren. Ist<br />

das Grundstück schon länger gekauft, bzw. vertraglich<br />

gesichert, dann ist «nur» ein Teil der Marge weggeschmolzen.<br />

Entsprechend ist es von Vorteil, ein Portfolio<br />

von Projektentwicklungen zu haben. So geht die<br />

«Mischrechnung» auf Portfolioebene immer noch auf.<br />

GLAUBEN AN DIE ZINSWENDE<br />

Entscheidend ist, ob die Zinsen weiter steigen, ob<br />

diese längerfristig auf diesem Niveau verbleiben oder<br />

sinken. Sinkende Zinsen bewirken mittelfristig, dass<br />

die Verkaufspreise wieder steigen. Dazu kommt die<br />

Knappheit an Wohnungen, was die Werte zumindest in<br />

diesem Teilmarkt ertragsseitig stützt. Das nimmt Margendruck<br />

bei den Projektentwicklungen weg. Ebenfalls<br />

gut für die Projektentwickler ist die Verlangsamung<br />

der Bauteuerung.<br />

Ob und wann die Zinswende eintritt, weiss man natürlich<br />

nicht; die Anzeichen sind allerdings da, dass<br />

diese demnächst stattfinden wird: So ist die Teuerung<br />

in der Schweiz seit mehreren Monaten im Bereich der<br />

Preisstabilität. Auch wenn im Januar 2<strong>02</strong>3 aufgrund<br />

der Strompreise, der Anpassungen der Bestandsmieten,<br />

der gestiegenen Mehrwertsteuer sowie anderer<br />

Effekte ein Einmaleffekt zu erwarten ist, sind die Prognosen<br />

der SNB für <strong>2<strong>02</strong>4</strong> im Bereich der Preisstabilität.<br />

Sobald diese erreicht ist, muss die SNB gemäss<br />

Nationalbankgesetz der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung<br />

Rechnung tragen. Gegenwärtig leidet ins-<br />

16<br />

IMMOBILIA / Februar <strong>2<strong>02</strong>4</strong>

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