TRENDYone | Das Magazin – Augsburg – März 2024
Neues aus der Ustersbacher Brauerei | Jetzt bewerben: Das große Job-Special | Ausgrenzung als Gefahr für unsere Demokratie?
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Wirtschaft & Politik M15<br />
Jan Klukkert<br />
TV-Moderator<br />
„Ich glaube, viele von uns haben in<br />
irgendeiner Form Erfahrungen mit<br />
Ausgrenzung gemacht. <strong>Das</strong> beginnt<br />
ja bereits in der Schulzeit. Ich selbst<br />
erinnere mich sehr gut an Momente, in<br />
denen die Gruppendynamik in der Schule zu<br />
Ausgrenzung führte. Oft waren es diejenigen,<br />
die als ‚Sonderlinge‘ angesehen wurden <strong>–</strong> aufgrund<br />
ihrer Interessen, ihres Verhaltens oder einfach, weil<br />
sie anders waren <strong>–</strong>, die am Rande standen. <strong>Das</strong> empfand ich<br />
schon damals als unfair und falsch. Diese frühen Erfahrungen<br />
haben mich dazu motiviert, in meiner jetzigen Rolle aktiv für<br />
mehr gegenseitiges Verständnis einzutreten. Die derzeitige<br />
gesellschaftliche Entwicklung gibt durchaus Anlass zur Besorgnis,<br />
vor allem wenn man den zunehmenden Diskurs der Spaltung und<br />
den Rückgang des respektvollen Dialogs betrachtet. Als Demokratie<br />
leben wir von Vielfalt und Meinungsfreiheit, das sollte immer mit<br />
Respekt und Verständnis für andere einhergehen. Wenn wir diese<br />
Grundwerte verlieren, riskieren wir den Kern dessen, was unsere<br />
Gesellschaft und unser Land stark und lebendig macht. Es ist<br />
unsere gemeinsame Verantwortung, diesen Werten treu zu bleiben<br />
und sie zu verteidigen, insbesondere gegen diejenigen, die die<br />
Demokratie abschaffen wollen und die Deportationen unliebiger<br />
Bevölkerungsgruppen in Betracht ziehen. „Nie wieder ist jetzt“,<br />
sollte daher jedem Demokraten eine Verpflichtung sein, gegen<br />
diese Bestrebungen aufzustehen. Grundlage der gegenseitigen<br />
Akzeptanz und des Miteinanders ist eine offene, ehrliche und<br />
konstruktive Kommunikation. Dazu gehört nicht nur das Äußern<br />
der eigenen Meinung, sondern auch das aktive Zuhören, das<br />
Reflektieren und das Tolerieren von Meinungen, die von der<br />
eigenen abweichen, das gilt übrigens auch für rechts-konservative<br />
Ansichten, solange diese mit unserem Grundgesetz und unserer<br />
freiheitlich-demokratischen Grundordnung in Einklang stehen. Es<br />
ist wichtig, dass wir uns bemühen, Gemeinschaften zu schaffen, in<br />
denen jeder Einzelne das Gefühl hat, gehört und wertgeschätzt zu<br />
werden, und dass wir uns für den Aufbau von Brücken einsetzen,<br />
anstatt Mauern zu errichten.“<br />
Ilir Seferi<br />
Gastronom &<br />
Hotelier<br />
„Persönliche<br />
Erfahrung mit<br />
Ausgrenzung<br />
habe ich vor 30<br />
Jahren gemacht, als<br />
ich versuchte in den<br />
Arbeitsmarkt reinzukommen,<br />
jedoch aufgrund der Gesetzeslage nicht<br />
arbeiten durfte. Ich fühlte mich regelrecht<br />
als Mensch zweiter Klasse. Demokratie<br />
und Freiheit heißt grundehrlich miteinander<br />
umzugehen. Ich bin deutscher Staatsbürger<br />
und gebürtiger Albaner aus dem Kosovo. Als<br />
ältestes Volk Europas haben wir gelernt, mit<br />
den Menschen vertrauensvoll umzugehen.<br />
Denn Freiheit und Demokratie heißt deine<br />
nächsten zu lieben und zu respektieren. Nur<br />
dann hat man eine Basis geschaffen für<br />
Geschäfte, für Zusammenleben für Fortschritt<br />
und für Freude. Die Menschheit vergleiche ich<br />
gerne mit der Hand eines Menschen. Eine Hand<br />
hat fünf Finger aber keiner davon ist gleich und<br />
wenn ein Finger fehlt, fällt es der Hand schwer<br />
vernünftig zu arbeiten. Ausgrenzung hat uns<br />
in der Vergangenheit bereits gezeigt, dass die<br />
Menschheit dadurch stets nur Rückschritte<br />
erlitten hat. Wir müssen aus der Geschichte<br />
lernen damit auch die nächste Generation eine<br />
gute Zukunft hat.“<br />
Alexander Kaya<br />
Fotograf<br />
„Als ich meine 12 Monate Wehrdienst in<br />
Donauwörth absolvierte, beschimpfte<br />
mich mal ein Offizier mit den Worten:<br />
Ich solle dahin gehen, wo ich herkomme.<br />
Mein Vater stammte aus der Türkei, meine<br />
Mutter ist deutsch. Ich bin in <strong>Augsburg</strong> geboren<br />
und schon immer deutscher Staatsbürger. Ich<br />
war in Donauwörth Kompaniesprecher der Mannschaften und<br />
wollte nach diesem Vorfall meine Funktion niederlegen. Der<br />
Kompaniechef konnte mich jedoch beschwichtigen, weil mein<br />
Rücktritt wohl zu hohe Wellen geschlagen hätte. Und dieses Fass<br />
sollte besser geschlossen bleiben, hieß es. Es gilt immer: Helfe<br />
dem Schwächeren und dem „Opfer“. Wenn es kein Wegsehen<br />
mehr gäbe, würden diese Diskriminierungen schlagartig aufhören,<br />
da nämlich der Angreifer zum Opfer würde. Und keiner ist gerne<br />
in der Opferrolle. Aber Achtung: Niemals Gewalt anwenden oder<br />
gar provozieren. <strong>Das</strong> Opfer und sich selbst aus der Gefahrenzone<br />
bringen und wenn möglich unbemerkt die Polizei verständigen.“<br />
FAZIT<br />
Die Tatsache, dass ein bekannter regionaler<br />
Geschäftsführer sich hier nur anonym<br />
äußern möchte, weil er aufgrund persönlicher<br />
Erfahrungen berechtigte Sorge haben<br />
muss, dass manche seiner Kunden kein<br />
Verständnis für seinen Lebensentwurf haben,<br />
macht betroffen und zeigt auch, wie intolerant<br />
unsere Gesellschaft heute noch ist.