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Seltene Krankheiten

Betroffene sind Expert:innen für ihre eigene Krankheit. Deshalb ist es wichtig, dass sie gehört und ins Gesundheitssystem einbezogen werden. Wir haben Betroffenen eine Stimme gegeben und sind dabei auf bewegende Geschichten gestossen.

Betroffene sind Expert:innen für ihre eigene Krankheit. Deshalb ist es wichtig, dass sie gehört und ins Gesundheitssystem einbezogen werden. Wir haben Betroffenen eine Stimme gegeben und sind dabei auf bewegende Geschichten gestossen.

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12 | Lesen Sie mehr unter www.selteneerkrankungen.ch<br />

Leben mit Phosphatdiabetes –<br />

«Gestalten statt hinnehmen»<br />

FOTO: ZVG<br />

Die x-chromosomale Hypophosphatämie<br />

(kurz XLH)<br />

ist eine seltene Störung des<br />

Knochenstoffwechsels. Die Mutation,<br />

die XLH hervorruft, kann vererbt<br />

werden oder als spontane Mutation<br />

auftreten, was die Diagnose<br />

erschweren kann. XLH führt zu<br />

einem Phosphatmangel, weshalb die<br />

Erkrankung auch die Bezeichnung<br />

Phosphatdiabetes trägt. Auch<br />

wenn die Erkrankung entdeckt und<br />

behandelt wird, leiden Betroffene<br />

unter ihren Folgen. Dazu zählen<br />

unter anderem starke Schmerzen,<br />

enorme Bewegungseinschränkungen<br />

und häufige Knochenbrüche. Wir<br />

sprachen mit Sara Franke über<br />

ihr Leben mit der Erkrankung.<br />

Frau Franke, Sie leiden an XLH.<br />

Wann und wie hat sich die Erkrankung<br />

bei Ihnen geäussert,<br />

und gibt es in Ihrer Familie weitere<br />

Betroffene?<br />

Bei mir wurde XLH bereits im Kleinkindalter<br />

sichtbar. Mit dem Beginn<br />

des Laufens zeigten sich deutliche<br />

Verformungen meiner Beine. Meine<br />

Mutter zog sofort Parallelen zu ihrer<br />

eigenen Kindheit, in der sie ähnliche<br />

Verformungen hatte. Die Krankheit,<br />

die nicht nur mich, sondern auch<br />

meine Mutter und meine beiden<br />

Geschwister betrifft, wurde bei meiner<br />

Mutter damals fälschlicherweise<br />

als Knochenfehlbildung diagnostiziert.<br />

Bezugnehmend auf meine<br />

Knochenfehlstellung, wurde ihr und<br />

meinem Papa gesagt, dass sich das<br />

wieder verwächst. Glücklicherweise<br />

wurde durch die Hartnäckigkeit meiner<br />

Eltern bei meinen Schwestern<br />

und mir die korrekte Diagnose<br />

gestellt, als ich drei Jahre alt war.<br />

Was waren und sind für Sie die<br />

grössten Herausforderungen, die<br />

mit Ihrer Erkrankung im Zusammenhang<br />

stehen?<br />

In meiner Kindheit kämpfte ich<br />

mit Zahnabszessen und den Einschränkungen<br />

durch O-Beine. Aber<br />

unsere Familie lebte immer nach<br />

dem Motto: Jeder gestaltet sein<br />

Leben so gut wie möglich. In meiner<br />

Jugend führten Operationen zur<br />

Korrektur der Beine und weitere<br />

Eingriffe zu vielen Fehlzeiten in<br />

der Schule. Das auffällige Äussere<br />

und der veränderte Gang sorgten<br />

oft für abschätzenden Blicke und<br />

Stigmatisierung. Es war sehr schwer<br />

als «behindert» abgestempelt und<br />

in meinen Fähigkeiten unterschätzt<br />

zu werden sowohl von Mitschülern<br />

als auch von Lehrern. Doch dank<br />

der Unterstützung meiner Familie,<br />

meiner Freunde und später meines<br />

Mannes, konnte ich mein Selbstbewusstsein<br />

stärken und lernte mich<br />

zu behaupten.<br />

Mein gesamtes Skelett ist<br />

deformiert, was zu zahlreichen<br />

Begleiterkrankungen führte. Ärzte<br />

behandeln diese in der Regel nur<br />

symptomatisch, was einen kraftraubenden<br />

Prozess darstellt. Es<br />

gibt nicht viele Patienten mit dieser<br />

Krankheit, und es dauert leider oft zu<br />

lang, bis man dann als erwachsener<br />

Patient einen Spezialisten findet. Bis<br />

dahin versuchte ich, meine Schmerzen<br />

mit Schmerzmitteln zu lindern.<br />

Als lebensfroher Mensch war es für<br />

mich oft schwierig, den Ärzten die<br />

Intensität meiner Schmerzen und<br />

die Dringlichkeit meiner Situation zu<br />

vermitteln.

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