Anne Käfer | Christian Neddens | Gilberto da Silva | Tobias R. Schütze (Hrsg.): Unter einem Christus sein! Und streiten? (Leseprobe)
Im Jahr 2007 wurde in Magdeburg von vielen ACK-Kirchen die Erklärung zur wechselseitigen Taufanerkennung unterzeichnet und ein gemeinsames »Grundeinverständnis« zur Taufe festgestellt. Gleichzeitig bestehen nach wie vor zwischen den Kirchen erhebliche Unterschiede in vielen Lehrfragen – selbst bezüglich der Taufe. Das vorliegende Buch hakt hier aus unterschiedlichen kirchlichen Perspektiven nach: Wie ist eine solche Gleichzeitigkeit zwischen Konsens und Dissens, zwischen Gemeinsamem und Differentem – sowohl innerhalb einer Kirche oder Konfessionsfamilie als auch zwischen unterschiedlichen Konfessionen – zu verstehen und zu bewerten? Was heißt eigentlich »Anerkennung«? Setzt »Anerkennung« zwingend die Identität der anderen Praxis oder Deutung mit der eigenen kirchlichen Praxis und Deutung voraus? Oder meint »Anerkennung« sogar, dass gerade das Andere als Anderes anerkannt wird? Und welche Rolle kommt hier dem theologischen Streit zu?
Im Jahr 2007 wurde in Magdeburg von vielen ACK-Kirchen die Erklärung zur wechselseitigen Taufanerkennung unterzeichnet und ein gemeinsames »Grundeinverständnis« zur Taufe festgestellt. Gleichzeitig bestehen nach wie vor zwischen den Kirchen erhebliche Unterschiede in vielen Lehrfragen – selbst bezüglich der Taufe. Das vorliegende Buch hakt hier aus unterschiedlichen kirchlichen Perspektiven nach: Wie ist eine solche Gleichzeitigkeit zwischen Konsens und Dissens, zwischen Gemeinsamem und Differentem – sowohl innerhalb einer Kirche oder Konfessionsfamilie als auch zwischen unterschiedlichen Konfessionen – zu verstehen und zu bewerten? Was heißt eigentlich »Anerkennung«? Setzt »Anerkennung« zwingend die Identität der anderen Praxis oder Deutung mit der eigenen kirchlichen Praxis und Deutung voraus? Oder meint »Anerkennung« sogar, dass gerade das Andere als Anderes anerkannt wird? Und welche Rolle kommt hier dem theologischen Streit zu?
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18 Diethardt Roth
Überschrift ein biblischer Text vorangestellt. 5 Zum I. Abschnitt ist das Eph 4,3–6.
(Ich durfte diesen Text im Gottesdienst zur Unterzeichnung der Charta beim
Ökumenischen Kirchentag verlesen.) Er enthält das Bekenntnis zu der einen
Taufe, was in der Charta durchSperrdruck von »eine« hervorgehoben wurde. Mit
dem ökumenischen Bekenntnis von Nicäa-Konstantinopel wurde ebenfalls die
Taufe in den Fokus gerückt. »Wir bekennen die eine Taufe zur Vergebung der
Sünden« 6 .Andie Taufe wird unter den Verpflichtungen zum I. Abschnitt der
Charta unter der Überschrift »Gemeinsam zur Einheit im Glauben berufen« erinnert:
»wir verpflichten uns […], der apostolischen Mahnung des Epheserbriefes zu folgen
und uns beharrlich um ein gemeinsames Verständnis der Heilsbotschaft Christi im
Evangelium zu bemühen; in der Kraft des Heiligen Geistes auf die sichtbare Einheit
der Kirche Jesu Christi in dem einen Glauben hinzuwirken, die ihren Ausdruck in der
gegenseitig anerkannten Taufe und in der eucharistischen Gemeinschaftfindet sowie
im gemeinsamen Zeugnis und Dienst.« 7
Ob diese Aussage von der gegenseitig anerkannten Taufe als »Zeugnis für die
sichtbare Einheit der Kirche Jesu Christi« die römisch-katholische Kirche durch
die Vollversammlung des Päpstlichen Rates (jetzt: Dikasterium) zur Förderung
der Einheit der Christen bewogen hat, das Thema zur gegenseitigen Anerkennung
der Taufe auf die Tagesordnung der Ökumene zu setzen, vermag ich nicht zu
sagen. Auf jeden Fall war in der Charta dieAufgabe benannt, auf die gegenseitige
Taufanerkennung hinzuwirken. Der Päpstliche Einheitsrat gab den Bischofskonferenzen
(nicht nur in Deutschland) den Impuls, in ökumenischer Gemeinschaft
einen gemeinsamen Anerkennungstext zu beraten und wenn möglich zu
beschließen. 8 Neben den Aussagen aus der Tradition der Kirche bis zur Charta
standen dahinter sicherlich auch Erfahrungen aus dem zwischenkirchlichen
Bereich, dass Taufen nicht anerkannt wurden. Dabei ging es nicht nur um die
aus der Täuferbewegung der Reformationszeit entstandenen Kirchen. Zwischen
Kirchen unterschiedlichster Herkunft brach immer wieder die Frage auf, was
5
6
7
8
KEK/CCEE, Charta Oecumenica (s. Anm. 2), 5, 6und 9.
Selbständige Evangelisch-Lutherische Kirche (Hrsg.), Evangelisch-Lutherisches Kirchengesangbuch,
Stuttgart 2021, 1653.
KEK/CCEE, Charta Oecumenica (s. Anm. 2), 5.
Vgl. Karl Kardinal Lehmann, Wechselseitige Anerkennung der Taufe – 11 Kirchen in
Deutschland unterzeichnen am 29. April in Magdeburg Erklärung. Wort zum Segen:
Gabe und Sendung, 29.04.2007, URL: https://www.dbk.de/presse/aktuelles/meldung/
wechselseitige-anerkennung-der-taufe-11-kirchen-in-deutschland-unterzeichnen-am-
29-april-in-magde (Stand: 21.03.2023). S. auch die unter dieser Internetseite bereitgestellte
Literatur.