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tipBerlin Bühnenvorschau Frühjahr/Sommer 2024

20 Jahre Neuer Circus im Chamäleon Theater, 30 Jahre Performancekollektiv Gob Squad, 100 Jahre Theater am Kurfürstendamm – allerhand Jubiläen ganz unterschiedlicher Art gilt es in diesem Jahr zu feiern. Und natürlich hält die Spielzeit auch wieder spannende Premieren, Festivals und Irritationen bereit, etwa wenn das Musiktheaterkollektiv glanz&krawall an den Säulen der Hochkultur sägt.

20 Jahre Neuer Circus im Chamäleon Theater, 30 Jahre Performancekollektiv Gob Squad, 100 Jahre Theater am Kurfürstendamm – allerhand Jubiläen ganz unterschiedlicher Art gilt es in diesem Jahr zu feiern. Und natürlich hält die Spielzeit auch wieder spannende Premieren, Festivals und Irritationen bereit, etwa wenn das Musiktheaterkollektiv glanz&krawall an den Säulen der Hochkultur sägt.

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BÜHNEN<br />

Vorschau<br />

SPIELZEIT FRÜHLING / SOMMER <strong>2024</strong><br />

BOULEVARD-NOMADEN<br />

Die Komödie am Kurfürstendamm<br />

feiert 100.<br />

Geburtstag – nur wo?<br />

TEUFLISCH GUT<br />

glanz&krawall im<br />

Heimathafen und auf<br />

dem Tempelhofer Feld<br />

KUNST UND POLITIK<br />

Hauen und Stechen<br />

inszeniert John Adams<br />

„Nixon in China“


C<br />

M<br />

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Mi. 20. März <strong>2024</strong><br />

URANIA BERLIN<br />

SA. 30.3.<strong>2024</strong><br />

TEMPODROM<br />

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DO. 18.4.<strong>2024</strong><br />

TEMPODROM<br />

19.4. & 20.4.<strong>2024</strong><br />

URANIA BERLIN<br />

WWW.ACOMICSOUL.COM<br />

25.4.<strong>2024</strong><br />

FR. 26.4.24<br />

ADMIRALSPALAST<br />

SA. 4.5.24 TEMPODROM<br />

SO. 5. MAI <strong>2024</strong><br />

TEMPODROM<br />

MO. 6. MAI <strong>2024</strong><br />

TEMPODROM<br />

WWW.ACOMICSOUL.COM<br />

WWW.ACOMICSOUL.COM<br />

MO. 13.5.<strong>2024</strong><br />

TEMPODROM<br />

MI. 22. MAI <strong>2024</strong><br />

ERNST-REUTER-SAAL<br />

DO. 23.5.<strong>2024</strong><br />

ADMIRALSPALAST<br />

GÖTZ ALSMANN<br />

... BEI NACHT ...<br />

SA. 1. JUNI <strong>2024</strong><br />

ADMIRALSPALAST<br />

SA. 1. JUNI <strong>2024</strong><br />

TEMPODROM<br />

fest<br />

Familienfest<br />

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mi. 19.6.<strong>2024</strong><br />

admiralspalast<br />

Foto: Harald Hoffmann Layout: DIVA Werbung<br />

Sa. 22.6. &<br />

So. 23.6.<strong>2024</strong><br />

Tempodrom<br />

DO. 27. JUNI <strong>2024</strong><br />

PHILHARMONIE<br />

DO. 1. AUGUST <strong>2024</strong><br />

MERCEDES-BENZ ARENA<br />

www.diefeisten.de<br />

FR. 4.10.<strong>2024</strong><br />

ADMIRALSPALAST<br />

SA. 12. OKTOBER <strong>2024</strong><br />

MERCEDES-BENZ ARENA<br />

DO. 14. NOVEMBER <strong>2024</strong><br />

– ADMIRALSPALAST –<br />

www.buelent-ceylan.de<br />

SO. 17.11.<strong>2024</strong><br />

ADMIRALSPALAST<br />

BODO<br />

WARTKE<br />

7. Klavierkabarett-Programm<br />

5.-7. DEZEMBER <strong>2024</strong><br />

ADMIRALSPALAST


Liebe Leserinnen und Leser,<br />

20 Jahre Neuer Circus im Chamäleon<br />

Theater, 30 Jahre Performancekollektiv<br />

Gob Squad, 100 Jahre Theater am<br />

Kurfürstendamm – allerhand Jubiläen<br />

ganz unterschiedlicher Art gilt es in<br />

diesem Jahr zu feiern. Und natürlich hält<br />

die Spielzeit auch wieder spannende<br />

Premie ren, Festivals und Irritationen<br />

bereit, etwa wenn das Musiktheaterkollektiv<br />

glanz&krawall an den Säulen<br />

der Hochkultur sägt (s. S. 6).<br />

Viel Vorfreude wünscht<br />

Ihre tip-Redaktion<br />

IMPRESSUM<br />

INHALT<br />

SEITE<br />

Tip Berlin Media Group GmbH<br />

Müllerstr. 12, 13353 Berlin<br />

Geschäftsführung Robert Rischke<br />

Redaktion Stefanie Dörre (V.i.S.d.P.),<br />

Ronald Klein; Friedhelm Teicke,<br />

Jana Vollmer (Foto)<br />

Grafik Oliver Mezger<br />

Anzeigen Robert Rischke, Michelle Thiede<br />

(Ltg.), Iris Karlinski, Sibylle Reinhardt,<br />

Christian Reither<br />

Druck MÖLLER PRO MEDIA GmbH<br />

Titelfoto Verena Eidel<br />

Kulturköpfe ......................................... 4<br />

Glanz & Krawall ..................................... 6<br />

100 Jahre Ku‘damm-Bühnen ......................... 8<br />

Deutsche Oper: „Nixon in China“ .................... 10<br />

Festivals. .......................................... 14<br />

Premieren ......................................... 16<br />

Entertainment ..................................... 20<br />

Klassik ............................................ 24<br />

Familie ............................................ 28<br />

Da will ich hin: Fabienne Dür ........................ 30<br />

tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


KULTURKÖPFE<br />

Anke Politz und Hendrik Frobel<br />

Intendantin Anke Politz und Geschäftsführer Hendrik<br />

Frobel leiten als Doppelspitze das Berliner Flaggschiff des<br />

Neuen Zirkus: Ihr Chamäleon Theater, das kürzlich für seine<br />

Pionierarbeit für den zeitgenössischen Zirkus mit dem<br />

Theaterpreis des Bundes in der Kategorie Privattheater<br />

und Gastspielhäuser ausgezeichnet wurde, feiert <strong>2024</strong> das<br />

20. Jubiläum. Neben der Gastspielreihe „Play“ kommt es in<br />

diesem Jahr mit „Showdown“ zur Zusammenarbeit mit der<br />

Kompanie Upswing aus London. Im August folgt „Wolf“ von<br />

der australischen Company Circa, langjährigen Partnern<br />

des Hauses. Geplant sind darüber hinaus Formate, die das<br />

Chamäleon Theater an neue Spielorte führt.<br />

Innovativ<br />

bleiben<br />

Neue Leitungen bescheren Festivals<br />

und Programmreihen neuen Input,<br />

während einige Jubiläen den anhaltenden Erfolg<br />

ästhetischer Konzepte beweisen<br />

Murat Dikenci<br />

Mit dieser Spielzeit leitet Murat<br />

Dikenzi die <strong>2024</strong> wieder aufgenommene<br />

postmigrantische, interdisziplinäre<br />

Programmreihe Studio am Maxim<br />

Gorki Theater. Hier stand der 37-Jährige<br />

bereits einige Jahre selbst auf<br />

der Bühne (u.a. in „Verrücktes Blut“).<br />

Mit Intendantin Shermin Langhoff<br />

verbindet den Kulturwissenschaftler<br />

aber eine längere Zusammenarbeit:<br />

Er assistierte bereits am Ballhaus<br />

Naunynstraße. Seit 2016 wirkt der<br />

gebürtige Niedersachse auch als Regisseur,<br />

u.a. am Schauspiel Dortmund<br />

und Schauspiel Hannover.<br />

Nora Hertlein-Hull<br />

Zu Beginn des Jahres löste die<br />

41-jährige Österreicherin das<br />

zuletzt dreiköpfige Leitungsteam<br />

des Theatertreffens ab. Nach<br />

einigen Jahren als Regisseurin<br />

und Produktionsleiterin (u.a. für<br />

Vegard Vinge und Ida Müller) und<br />

einem Aufbaustudium in den USA<br />

wechselte Hertlein-Hull 2018 an<br />

das Hamburger Thalia Theater, wo<br />

sie das internationale Programm<br />

kuratierte und die „Lessingtage“<br />

leitete. Das erste von ihr geleitete<br />

Theatertreffen findet vom<br />

2. bis 19. Mai statt.<br />

Fotos: Tomas Trestik; William Hull; Ute Langkafel MAIFOTO<br />

4 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


Fotos: Matthias Creutziger; 2013 Garrett Davis/Capture Imaging<br />

Christian Thielemann<br />

Anfang März führt der Berliner mit den Berliner<br />

Philharmonikern eher unbekannte Werke<br />

auf. Doch in Zukunft wird Christian Thielemann,<br />

der noch bis zum <strong>Sommer</strong> die Sächsische<br />

Staatskapelle Dresden leitet, wieder öfter<br />

in der Stadt zu erleben sein. Er folgt ab der<br />

kommenden Spielzeit Daniel Barenboim als<br />

Generalmusikdirektor der Staatsoper Unter<br />

den Linden. Nach seinem Wirken in gleicher<br />

Funktion an der Deutschen Oper (1997 bis<br />

2004) wird es für Thielemann das zweite<br />

Heimspiel.<br />

Gob Squad<br />

Das deutsch-britische Performance-Kollektiv feiert in diesem Jahr das 30.<br />

Jubiläum. Seine Arbeiten verweben postdramatische Ansätze und performative<br />

Ästhetik mit Video- und Filmkunst. Programmatisch ist das Wirken in<br />

öffentlichen Räumen sowie das Einbinden von Publikum sowie Passant:innen<br />

auf der Straße. Zum Jubiläum erarbeitet Gob Squad am HAU gemeinsam mit<br />

der Nachbarschaft am Mehringplatz das partizipative Stück „Dancing With<br />

Our Neighbours“ (Premiere: 28. Mai). Am 15. Juni eröffnet das Kollektiv die<br />

52. Theater Biennale von Venedig, wo es einen Tag später mit dem Silbernen<br />

Bären für sein bisheriges Wirken ausgezeichnet wird. Glückwunsch!<br />

sasha waltz & guests<br />

Beethoven 7<br />

Sasha Waltz & Guests<br />

Radialsystem, Berlin<br />

25. 26. 27. 28. April <strong>2024</strong><br />

Sacre<br />

Sasha Waltz<br />

Igor Strawinsky<br />

Haus der Berliner Festspiele<br />

27. 28. 29. 30. Juni <strong>2024</strong><br />

sashawaltz.de<br />

Foto »Sacre«: Bernd Uhlig


BÜHNE<br />

Teuflisch gut!<br />

Das Musiktheater-Kollektiv glanz&krawall montiert Motive aus Michael<br />

Bulgakows Roman „Der Meister und Margarita” mit Franz von Suppès<br />

Operette „Der Teufel auf Erden”<br />

Text: Ronald Klein<br />

Regisseurin Marielle Sterra<br />

und Dramaturg sowie Performer<br />

Dennis Depta alias<br />

glanz&krawall bereichern mit ihrer<br />

eklektischen und anarchistischen<br />

Ästhetik seit mehr als zehn Jahren den<br />

Musiktheater-Betrieb. Ihre Produktionen<br />

sind häufig auf ungewöhnliche<br />

Orte abgestimmt – so fanden die<br />

sommerlichen Festivals „Berlin is not<br />

…“ mit Richard-Wagner- und Alban-<br />

Berg-Bezügen unter anderem in den<br />

Rummelsburger BLO-Ateliers, im<br />

Strandbad Plötzensee und zuletzt auf<br />

der Trabrennbahn Karlshorst statt. Die<br />

Premiere von „Stadt der Teufel“ erfolgt<br />

für glanz&krawall eher ungewöhnlich<br />

indoor auf einer Bühne. Das kiezbezogene,<br />

unprätentiöse Volkstheater-Konzept<br />

des Heimathafens Neukölln passe<br />

jedoch perfekt zum egalitären Ansatz<br />

von glanz&krawall, betont Sterra.<br />

Bestehende Ordnungen hinterfragen<br />

Im vergangenen Jahr nahm sich das<br />

Kollektiv mit „Cats of Berlin“ erstmalig<br />

eines Musicals an. Die Auseinandersetzung<br />

nun mit der Operette bedeutet<br />

für die beiden ebenfalls ein Novum. Im<br />

19. Jahrhundert galt die Operette als<br />

verspielte Gattung, als „kleine Oper“.<br />

„Ihre Entstehungsgeschichte und Blütezeit<br />

ist eng mit einem Tanz auf dem<br />

Vulkan verknüpft“, erläutert Depta. „Sie<br />

war immer besonders stark, wenn eine<br />

Weltordnung drohte unterzugehen –<br />

und dann wird dazu noch einmal im<br />

¾-Takt getanzt. Mit welcher Leichtigkeit<br />

die Operette die bestehende<br />

Ordnung infrage stellt, ist uns sympathisch.<br />

Mit glanz&krawall sägen wir<br />

auch an den Pfeilern der Hochkultur.“<br />

Franz von Suppè, der als Mitbegründer<br />

der Wiener Operette gilt, verfasste<br />

mit „Der Teufel auf Erden“ (1878) ein<br />

Foto: Peter van Heesen<br />

6 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


Marielle Sterra und Dennis Depta verbinden in ihren Arbeiten Ideologiekritik<br />

mit dem Aufbrechen tradierter Gattungen und Genres<br />

Werk, das die Gepflogenheiten im<br />

Kulturbetrieb seiner Heimatstadt persifliert.<br />

Anders bei seinem Vorbild Jacques<br />

Offenbach und dessen „Orpheus<br />

in der Unterwelt“ findet zu Beginn die<br />

Revolte nicht im Olymp, sondern in<br />

der Hölle statt. Satanas hofft darauf,<br />

dass seine drei treuesten Ergebenen die<br />

Aufmüpfigen unter Kontrolle bringen.<br />

Doch Lucifer, Samuel und Belzebub<br />

befinden sich auf der Erde, wo sie<br />

ihren Missionen nachgehen. So begibt<br />

sich Satanas höchstpersönlich auf<br />

die Suche nach seinen drei Ministern.<br />

Den einen findet er in einem Stift, den<br />

anderen in der Kadettenanstalt. Mit<br />

Beelzebub verhält es sich schwieriger.<br />

Er sollte eigentlich in einem Ballettsaal<br />

anzutreffen sein. Doch sämtliche<br />

Repräsentanten der Kulturinstitution<br />

dort besitzen dämonische Eigenschaften,<br />

stellt Satanas resigniert fest.<br />

Nach der umjubelten Premiere geriet<br />

das Werk rasch in Vergessenheit. Es<br />

war mit seiner Kritik an den bestehenden<br />

Verhältnissen und seinem Appell<br />

nach mehr Liberalität den Theatern im<br />

Kaiserreich wohl zu heiß. „Die Frage<br />

nach mehr Gerechtigkeit, etwa in der<br />

Form von Umverteilung, macht das<br />

Stück ungemein aktuell“, sagt Sterra.<br />

Deutliche Kürzungen am Libretto<br />

waren jedoch nötig. „Es finden sich<br />

darin enorm viel intertextuelle Bezüge,<br />

die auf frühere Werke Suppès oder bedeutende<br />

Personen der damaligen Zeit<br />

anspielen. Das wäre heute nur schwer<br />

verständlich.“ Die Überschreibung enthält<br />

dafür Erzählstränge und Figuren<br />

aus Michael Bulgakows Roman „Der<br />

Meister und Margerita“ (1928/1940).<br />

In dem ebenfalls satirischen Text<br />

besucht der Teufel das Moskau der<br />

1930er-Jahre. Der vom sowjetischen<br />

Regime proklamierte „neue Mensch“<br />

findet sich in der Realität nicht wieder.<br />

Feigheit, Obrigkeits treue und Karrierismus<br />

beherrschen das gesellschaftliche<br />

Leben und den Kulturbetrieb. „Diese<br />

Eigenschaften wirken letztlich systemstabilisierend“,<br />

konstatiert Depta.<br />

Nach den Aufführungen im April<br />

gehen die beiden gleich an die nächste<br />

Produktion: Mit „Lulu“, basierend auf<br />

Franz Wedekinds Roman „Erdgeist“ und<br />

Albans Bergs Opernfragment „Lulu“,<br />

befreien sie auf dem Tempelhofer Feld<br />

die Protagonistin vom Male Gaze.<br />

Heimathafen Neukölln Karl-Marx-Str. 141,<br />

Neukölln, „Die Stadt der Teufel“, Premiere:<br />

22.3., 18 Uhr. weitere Termine bis 27.4.,<br />

18,50-30 €, heimathafen-neukölln.de<br />

Circus Cabuwazi Tempelhofer Feld,<br />

Tempfelhof, Lulu, 3.-6.9., glanzundkrawall.de<br />

14.–16.06.<br />

Das RSB kehrt für ein 3-tägiges Festival,<br />

in seine alte Heimat, in den denkmalgeschützten<br />

Gebäudekomplex am Ufer der Spree mit dem akustischen<br />

Juwel „Saal 1“ zurück, mit Orchesterkonzerten, Late<br />

Night mit DJ und Elektronik, Kammermusik und einem<br />

Familientag mit Programm drinnen und draußen.<br />

Informationen zum Programm ab März<br />

unter rsb-online.de<br />

Anmeldung über rsb-online.de/newsletter<br />

ein Ensemble der


BÜHNE<br />

Die Groß stadtnomaden<br />

vom Ku’damm<br />

Ab März zeigt die Komödie am<br />

Kurfürstendamm im Theater am<br />

Potsdamer Platz „Cluedo”.<br />

Dort könnte im Herbst auch der<br />

100. Geburtstag der Institu tion<br />

gefeiert werden. Denn an eine<br />

Rückkehr an den angestammten<br />

Ort der Spielstätte ist weiterhin<br />

nicht zu denken<br />

Text: Max Stolz<br />

Im Herbst 2023 sah es kurzzeitig so aus, als<br />

würde der City-West eine Bauruine drohen. Das<br />

Projekt „Fürst“ am alten Standort der Ku‘damm-<br />

Bühnen stand vor der Insolvenz. Intendant Martin<br />

Woelffer fackelte nicht lang und schrieb einen<br />

Brandbrief. Sollte das Projekt scheitern, dürfte das<br />

auch das Ende seines Theaters sein. Die warnenden<br />

Worte trafen auf offene Ohren. Viele Medien<br />

berichteten, Berlins Kultursenator Joe Chialo (CDU)<br />

schaltete sich ein. Wenig später das große Aufatmen.<br />

Die Investorengesellschaft konnte neues Geld<br />

akquirieren. Es hätte weitergehen können.<br />

Bis Ende Januar ist allerdings noch nicht viel<br />

passiert. „Da bewegt sich aktuell nichts“, sagt auch<br />

Theaterchef Woelffer. Ihm wurde jedoch versichert,<br />

dass die Arbeiten bald wieder aufgenommen<br />

werden sollen. „Mittlerweile haben wir einen<br />

Ansprechpartner vor Ort. Der Kontakt ist gut. Man<br />

will, dass wir zurückkommen.“ Es sind Worte, die<br />

optimistisch stimmen. Gleichzeitig dämpft Woelffer<br />

allzu hohe Erwartungen. Bei all den Querelen<br />

sei eine rasche Fertigstellung utopisch. Die Komödie<br />

wird weiter auf Wanderschaft bleiben müssen.<br />

Ein hoher logistischer Aufwand<br />

Im Schillertheater sei es nicht schlecht gewesen.<br />

Ein großes Haus, alle Gewerke unter einem Dach,<br />

genügend Platz für Büros, eine eigene Probebühne.<br />

Dass Woelffer und sein Team Theaterräume dieses<br />

Formats bedienen können, bewiesen sie mit aufsehenerregenden<br />

Arbeiten wie dem Rio-Reiser-<br />

Musical „Mein Name ist Mensch“ oder Katharinas<br />

Thalbachs Inszenierung „Mord im Orientexpress“.<br />

Gerne wäre man länger geblieben. Doch die<br />

Komödie musste Ende 2022 der Komischen Oper<br />

weichen. Seit einem Jahr spielt das Haus nun<br />

abwechselnd im Theater am Potsdamer Platz, im<br />

Ernst-Reuter-Saal und im Heimathafen Neukölln.<br />

Komödien-Chef<br />

Martin Woelffer<br />

im Saal des<br />

Theaters am<br />

Potsdamer Platz<br />

Foto: Franziska Strauss<br />

8 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


Die Büros sind im Stadtzentrum, die Werkstätten<br />

in Spandau, die Probebühnen wechseln.<br />

„Als alles unter einem Dach war, gab es ein<br />

besseres Miteinander“, sagt Woelffer. Die räumliche<br />

Distanz erschwere die Zusammenarbeit, die<br />

ständigen Standortwechsel würden Energie rauben.<br />

Längst sei man zu einer „Schicksalsgemeinschaft“<br />

verschmolzen. Er dankt seinen Mitstreitern, lobt<br />

das Engagement der Schauspielenden und die<br />

Unterstützung der Stammgäste.<br />

Runder Geburtstag auf der Baustelle?<br />

Im <strong>Frühjahr</strong> wird die Komödie vor allem am Potsdamer<br />

Platz spielen. Dort hat auch das neue Stück<br />

Premiere. Die Bühnenadaption des Brettspielklassikers<br />

„Cluedo“ begeisterte das Publikum in den<br />

USA. Martin Woelffer sicherte sich die Rechte für<br />

die deutsche Erstaufführung. „Die ersten Proben<br />

haben schon richtig Spaß gemacht“, sagt er. Woelffer<br />

verspricht einen Abend, der lustig, schräg und<br />

extrem rhythmisch wird. Regisseur Christopher<br />

Tölle wird die fulminante Jagd nach dem Mörder<br />

als eine Slapstickkomödie inszenieren. Er greift<br />

dabei auf Schauspieler:innen zurück, mit denen er<br />

bereits bei „Stolz und Vorurteil *oder so“ zusammengearbeitet<br />

hat, darunter Johanna Asch und<br />

Mackie Heilmann. Außerdem dabei sind Max von<br />

Pufendorf und Chiara Schoras, die Kommissarin<br />

in den ARD-„Bozen-Krimis“. Zum ersten Mal auf<br />

der Ku’damm-Bühne steht „Tatort“-Star Boris<br />

Aljinovic. Besonders freut sich Woelffer auf das<br />

Bühnenbild von Tilman von Blomberg: ein britisches<br />

Landhaus, das sich wie ein Pop-up-Buch<br />

auffalten lässt.<br />

Unterdessen muss Woelffer schauen, wie es ab<br />

dem <strong>Sommer</strong> weitergehen wird. Mit Hochdruck<br />

arbeitet sein Team an einem Spielplan ab Juli. Die<br />

Ku‘dammbühne darf weiter am Potsdamer Platz<br />

auftreten, lieber wäre den Hausherren aber eine<br />

feste Spielstätte. Viele Gespräche würden geführt,<br />

doch ohne konkrete Ergebnisse. Ähnlich ungewiss<br />

sind die Vorbereitungen auf das Bühnenjubiläum.<br />

Im Herbst will man den 100. Geburtstag der Komödie<br />

feiern. „Ich habe den Traum, dass wir etwas<br />

auf der Baustelle realisieren können“, sagt Martin<br />

Woelffer. Ein Wiedersehen in Charlottenburg<br />

wäre so schön.<br />

Komödie am Kurfürstendamm in<br />

Theater am Potsdamer Platz<br />

Marlene-Dietrich-Platz 1, Tiergarten,<br />

www.komoedie-berlin.de<br />

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KLASSIK<br />

Kunst und<br />

Politik<br />

Das Musiktheaterkollektiv<br />

Hauen und Stechen bringt<br />

John Adams Minimal-Music-<br />

Klassiker „Nixon in China“<br />

auf die Bühne der Deutschen<br />

Oper – und durchbricht<br />

dabei die vierte Wand und<br />

viele Konventionen<br />

Text: Ronald Klein<br />

Seit zwölf Jahren mischen Julia Lwowski (o. li.) und Franziska Kronfoth (u. re.)<br />

mit Hauen und Stechen die Musiktheaterszene auf<br />

Das von den Opernregisseurinnen<br />

Julia Lwowski und Franziska<br />

Kronfoth 2012 ins Leben<br />

gerufene Kollektiv Hauen und Stechen<br />

wirkt wie eine Frischzellenkur für das<br />

Musikthea ter: Genre- und Gattungsgrenzen<br />

wurden lustvoll gesprengt<br />

sowie überholte Rollenklischees<br />

seziert.<br />

Im Juni widmen sich nun Lwowski<br />

und Kronfoth einem zeitgenössischen<br />

Werk: Der US-amerikanische Komponist<br />

John Adams schrieb 1987 die<br />

Partitur zu „Nixon in China“ (Libretto:<br />

Alice Goodman). Die Oper thematisiert<br />

ein reales Ereignis: den ersten Besuch<br />

eines US-amerikanischen Präsidenten<br />

in der Volksrepublik China im Jahr<br />

1972. Die Inszenierung versucht, mehrere<br />

hochaktuelle Ebenen miteinander<br />

zu verbinden, die mit der Kraft der<br />

Bilder einhergehen: Wie wird Politik<br />

inszeniert? Und welche Politik steckt<br />

hinter der Inszenierung? Vordergründig<br />

hat die Fabel des Werks etwas mit<br />

der Situa tion in dem kommunistischen<br />

Land zu tun. „Aber eigentlich<br />

sagt es viel mehr über die USA aus“,<br />

betont Lwowski. „Es kommt vermeintlich<br />

kritisch daher, aber es ist ein sehr<br />

patrio tisches Stück.“<br />

Treibende Kraft der Kulturrevolution<br />

Richard Nixon und seine Frau Pat besuchten<br />

gemeinsam Mao Zedong und<br />

dessen Gattin Jiang Qing. Die ehemalige<br />

Schauspielerin war eine treibende<br />

Kraft der Kulturevolution zwischen<br />

1966 und 1976. Das Paradox, Kunst der<br />

Politik unterzuordnen, bildet in der<br />

Hauen & Stechen-Inszenierung einen<br />

spannenden Subtext. Zugleich hebt<br />

Kronfoth hervor, dass der Raum, der<br />

Adams den weiblichen Figuren einräume,<br />

außergewöhnlich wirke. „Als wir<br />

damals anfingen, Theater und Oper zu<br />

machen, ging es auch darum, männliche<br />

Projektionen auf weibliche Figuren<br />

zu brechen, ihnen eine neue Perspektive<br />

zu geben“, sagt die Regisseurin.<br />

Lwowski ergänzt: „Dass sich Jiang Qing<br />

derart von der Macht korrumpieren<br />

ließ, ist nicht geschlechtsinhärent. Das<br />

passiert Männern und Frauen gleichermaßen.“<br />

Während sich beide Präsidentenpaare<br />

am Ende nostalgisch in der Vergangenheit<br />

verlieren, fragt Zhou Enlai,<br />

ein Mitstreiter Maos, am Ende der Oper:<br />

„How much of what we did was good?“<br />

Es scheint, dass er ausspricht, was die<br />

Eliten hätten reflektieren sollen. Eine<br />

Frage, die auch heute enorme Relevanz<br />

besitzt.<br />

Deutsche Oper Bismarckstr. 35,<br />

Charlottenburg, Premiere: 22.6., 18 Uhr.<br />

weitere Termine bis 12.7., 20–136 €,<br />

deutscheoperberlin.de<br />

Foto: Hauen und Stechen<br />

10 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


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Foto: UraniaeV, CC BY-SA 4.0<br />

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Tip Berlin Media Group GmbH | Müllerstraße 12 | 13353 Berlin


FESTIVALS<br />

Irish Theatre Festival<br />

Im Fokus steht zeitgenössische Dramatik.<br />

Den Auftakt markiert aber ein<br />

moderner Klassiker: Samuel Becketts<br />

Tragikomödie „Happy Days” (Foto),<br />

eine absurde Parabel auf das Überspielen<br />

der Erkenntnis des eigenen Verfalls.<br />

Den Abend inszeniert Becketts<br />

einstiger Assistent Walter D. Asmus.<br />

English Theatre Berlin Fidicinstr. 40,<br />

Kreuzberg, 28.3.-8.6., www.etberlin.com<br />

ID Festival<br />

Drei Tage lang beleuchtet das Festival das Schaffen von in Deutschland<br />

lebenden Künstlerinnen und Künstler israelischer Herkunft. Die siebte<br />

Edition stellt zugleich die letzte dar: „Ending. Rebirth. Growth” lautet das<br />

Motto der vier Tage, an denen untersucht wird, wie sich vermeintliche<br />

Endpunkte zu Neuanfängen transformieren. Die mit einem Grammy ausgezeichnete<br />

„Hip-Hop-Violinistin“ Miri Ben-Ari (Kanye West, Alicia Keys)<br />

unternimmt mit dem immersiven Konzerterlebnis „Become Choir” den<br />

Versuch, Kriegstraumata durch Kunst zu überwinden.<br />

Radialsystem Holzmarktstr. 33, Friedrichshain, 11.-14.4., www.radialsystem.de<br />

Theatertreffen <strong>2024</strong><br />

Gleich zweimal ist die Berliner Schaubühne unter den<br />

zehn zum Theatertreffen eingeladenen Inszenierungen:<br />

mit „Bucket List“ von Yael Ronen und Shlomi Shaban<br />

sowie mit „The Silence“ von Falk Richter. Gewissermaßen<br />

ist Berlin auch noch durch die Tolkin-Inszenierung „Riesenhaft<br />

in Mittelerde“ (Foto) vom Schauspielhaus Zürich<br />

vertreten, sind doch mit den Helmis und Cora Frost gleich<br />

zwei bekannte Protagonisten der Berliner Freien Szene<br />

federführend dabei. Der Spielplan erscheint am 5. April.<br />

Haus d. Berliner Festspiele 2. – 19.5., berlinerfestspiele.de<br />

FIND <strong>2024</strong><br />

Das Festival Internationale Neue Dramatik (FIND) legt<br />

in diesem Jahr anlässlich des 50. Jahrestags der „Nelkenrevolution“,<br />

mit der in Portugal 1974 die Demokratie<br />

eingeläutet wurde, den Fokus auf aktuelle Produktionen<br />

in portugiesischer Sprache aus Lissabon und São<br />

Paulo.<br />

Schaubühne am Lehniner Platz, Wilmersdorf, 18.–28.4.,<br />

www.schaubuehne.de<br />

Fotos: ETB / Maureen Gleason; Raday Rubinstein; Philip Frowein; Joseph Banderet<br />

12 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


Forecast<br />

Die Initiative fördert den internationalen<br />

und transdisziplinären<br />

Austausch: Junge Kunstschaffende<br />

unterschiedlicher Felder werden<br />

durch sechs Mentor:innen unterstützt.<br />

In der achten Ausgabe sind<br />

dabei: Lyrikerin und Wissenschaftlerin<br />

Gabeba Baderoon (Südafrika),<br />

Künstler Roee Rosen (Israel),<br />

Schlagzeuger Greg Fox (USA), Modedesigner<br />

Irakli Rusadze von Situationist<br />

(Georgien), Fotografin Mila<br />

Teshaieva (Ukraine) und der Performancekünstler<br />

Yuya Tsukahara<br />

(Japan). Die in den letzten Monaten<br />

dabei entstandenen Arbeiten werden<br />

an den zwei Tagen vorgestellt,<br />

u.a. die von Fox betreute „Rhythmic<br />

Exvacation“ sowie die „Post Punk<br />

Performance“ mit Tsukahara als<br />

Mentor.<br />

15.+16.3., Radialsystem<br />

MaerzMusik<br />

Konzerte, Performances, Installationen<br />

und Diskursformate illustrieren<br />

Tendenzen der zeitgenössischen<br />

Musik. Am Eröffnungsabend<br />

wandelt das 1974 von François<br />

Bayle konzipierte Lautsprecherorchester<br />

Acousmonium das Haus der<br />

Berliner Festspiele in einen Klangkörper<br />

um. Neben Werken von u.a.<br />

Iannis Xenakis und Beatriz Ferreyra<br />

erklingt die Uraufführung von<br />

Jim O’Rourkes „8 Views of a Secret“.<br />

15.3.-24.3., u.a. Haus der Berliner<br />

Festspiele, Akademie der Künste und<br />

Radialsystem<br />

Goethe-Institut im Exil<br />

Nach den bisherigen Länderschwerpunkten<br />

(u.a. Afghanistan und Ukraine)<br />

widmet sich die aktuelle<br />

Ausgabe einem weiteren Land, in<br />

dem das Goethe-Institut aufgrund<br />

der aktuellen politischen Situation<br />

die Kunstschaffenden vor Ort nicht<br />

unterstützen kann: Belarus. Das<br />

interdisziplinäre Programm enthält<br />

u.a. Performances und Konzerte,<br />

etwa von der herausragenden<br />

Avantgarde-Pop-Band Kriwi.<br />

22.-25.3., Acud<br />

Festtage <strong>2024</strong><br />

Anders als in der Geschichte der<br />

Festtage fällt das Auftaktkonzert<br />

weg, los geht es stattdessen mit der<br />

Aufführung des „Rheingolds“. Und<br />

damit knüpft die Staatsoper an eine<br />

Traditionslinie an: 1996 initiierte<br />

Daniel Barenboim das Event, das<br />

mit der Aufführung des Zyklus von<br />

Richard Wagners „Der Ring des Nibelungen“<br />

startete. Die Neuinszenierung<br />

von Dmitri Tcherniakov<br />

steht auch in diesem Jahr im Zentrum.<br />

Die Staatskapelle Berlin konzertiert<br />

in der Philharmonie und<br />

spielt anlässlich des Anton-Bruckner-Jahres<br />

dessen 8. Sinfonie (musikalische<br />

Leitung: Zubin Mehta).<br />

18.3.-1.4., Staatsoper Unter den<br />

Linden und Philharmonie<br />

Love Is a Verb<br />

Wie kann ein respektvolles Miteinander<br />

abseits binärer und patriarchaler-kapitalistischer<br />

Strukturen<br />

aussehen? Transformative Beziehungsweisen<br />

reflektieren u. a. die<br />

Choreografinnen Wen Hui und Ligia<br />

Lewis sowie die non-binäre Videokünstler:in<br />

Melanie Bonajo.<br />

12.-21.4., HAU<br />

Theatertreffen der<br />

Jugend<br />

Das Nachwuchs-Äquivalent zum<br />

renommierten Festival kommt ohne<br />

Wettbewerbscharakter aus. Stattdessen<br />

fördert es den Austausch<br />

zwischen den beteiligten Gruppen.<br />

Ende März erfolgt die Bekanntgabe<br />

der teilnehmenden Ensembles.<br />

1.-8.6., Haus der Berliner Festspiele<br />

Autor:innentheatertage<br />

Ursprünglich 1995 von Ulrich<br />

Khuon in Hannover gegründet und<br />

später mit seiner Intendanz an das<br />

Deutsche Theater nach Berlin gekommen,<br />

bleibt das Festival für<br />

zeitgenössische Dramatik nun auch<br />

unter der Leitung von Iris Laufenberg<br />

am Haus. Neu sind in diesem<br />

Rahmen die Autor:innenateliers, die<br />

sich als Schreibwerkstatt verstehen.<br />

Jeweils in Partnerschaft mit<br />

Regisseur:innen werden so neue<br />

Stücke entwickelt: Ewe Benbenek<br />

arbeitet mit Claudia Bossard, Patty<br />

Kim Hamilton mit Sarah Kurze, Caren<br />

Jeß mit Daniel Foerster und<br />

Nele Stuhler mit FX Mayr. Die neu<br />

entstandenen Texte werden bei der<br />

Langen Nacht der Autor:innen am<br />

15. Juni erstmalig präsentiert.<br />

Juni, Deutsches Theater<br />

Heroines of Sound<br />

Das viertägige Programm beleuchtet<br />

das Wirken von Pionierinnen der<br />

Avantgarde-Musik und illustriert<br />

ebenso aktuelle Entwicklungen an<br />

der Schnittstelle von Neuer Musik<br />

und Elektronik.<br />

Juli, Radialsystem<br />

Young Euro Classic<br />

Während die Spitzenorchester der<br />

Hauptstadt in der <strong>Sommer</strong>pause<br />

sind, dürfen Nachwuchsorchester<br />

aus der ganzen Welt stets ihr Können<br />

unter Beweis stellen – in diesem<br />

Jahr zum 25. Mal!<br />

9.-25.8., Konzerthaus<br />

Tanz im August<br />

Drei Wochen lang werden aktuelle<br />

Entwicklungen im zeitgenössischen<br />

Tanz beleuchtet und durch Retrospektiven<br />

ergänzt. Es ist die zweite<br />

Ausgabe unter dem künstlerischen<br />

Leiter Ricardo Carmona.<br />

15.-31.8., HAU, Radialsystem und<br />

weitere Orte<br />

A L’Arme! Festival<br />

Das wichtigste Berliner Festival für<br />

Avantgarde-Jazz, experimentelle<br />

Musik und multimediale Kunst präsentiert<br />

eine erlesene Auswahl von<br />

unerhörten Klängen an der Schnittstelle<br />

von Jazz, Neuer Musik und<br />

Avantgarde. Motto und Teilnehmende<br />

der diesjährigen Ausgabe sind<br />

noch nicht bekanntgegeben.<br />

im August, Radialsystem<br />

Musikfest<br />

Das dreiwöchige Programm markiert<br />

mit Konzerten von renommierten<br />

internationalen Orchestern und<br />

Solisten den Auftakt der neuen<br />

Spielzeit.<br />

24.8.-17.9., Philharmonie<br />

37. Jüdische Kulturtage<br />

Intendant Avi Toubiana und sein<br />

Team richten das Festival internationaler<br />

aus. Comedy-Acts,<br />

Filmemacher:innen und Musiker:innen<br />

reisen u. a. aus den USA<br />

und Israel an. Traditionell gibt es<br />

bereits einen kulinarischen Vorgeschmack<br />

bei der dritten Ausgabe<br />

des koscheren Streetfood-Festivals<br />

am 7. Juli im Hof der Synagoge in<br />

der Oranienburger Straße (Eintritt<br />

frei).<br />

12.-21. September, diverse Orte<br />

Tanztreffen der Jugend<br />

Junge Akteure aus Schulklassen<br />

und freien Gruppen stellen ihre im<br />

vergangenen Jahr entstanden Arbeiten<br />

vor.<br />

21.-27.9., Haus der Berliner<br />

Festspiele<br />

Klangwerkstatt<br />

Das Festival für Neue Musik besitzt<br />

eine lange Traditionslinie und einen<br />

äußerst sympathischen Ansatz:<br />

Lange bevor der Begriff der „flachen<br />

Hierarchien“ en vogue wurde, kamen<br />

bei der Klangwerkstatt bereits<br />

Profis und Laien zusammen, um<br />

gemeinsam zu musizieren. Daran<br />

hat sich bis heute nichts geändert.<br />

Die diesjährige Edition feiert unter<br />

dem Motto „Nono 100“ den 100.<br />

Geburtstag des Komponisten Luigi<br />

Nono – in Form von drei großen<br />

Konzerten und der Uraufführung<br />

von Kompositionsaufträgen.<br />

8.-17.11., Kulturquartier Bethanien<br />

Das<br />

Magazin<br />

für Kultur<br />

und<br />

Lebensstil<br />

in Berlin<br />

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tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong><br />

MÜLLERSTRASSE 12 | 13353 BERLIN 1 3


PREMIEREN<br />

Wasted Land<br />

Die Produktion adaptiert zum 100-jährigen<br />

Jubiläum T.S. Eliots epochales<br />

Langgedicht „The Waste Land“. Der in<br />

London lebende US-Amerikaner Eliot<br />

montierte in dem 433 Verse umfassenden<br />

Poem literarische Motive von<br />

Dante, Ovid, Shakespeare und Baudelaire<br />

mit Alltagsbeobachtungen und<br />

Krisenberichten. Regisseurin Nicola<br />

Hümpel überträgt die Motive in die für<br />

ihre Gruppe Navigators typische Form,<br />

die Elemente von Musiktheater, Staged<br />

Concert, Tanz und Video enthält.<br />

Radialsystem Holzmarktstr. 33,<br />

Friedrichshain, 18.-20.4., 20 Uhr,<br />

www.radialsystem.de<br />

Mummenschanz<br />

Nach Jahren als Straßentheaterkünstler:innen gründeten Andres Bossard,<br />

Bernie Schürch und Floriana Frassetto Anfang der 1970er-Jahre in<br />

der Schweiz das Ensemble Mummenschanz. Von Anfang an setzten sie<br />

ausschließlich auf körperlichen Ausdruck und korrespondierende Masken.<br />

Ein Auftritt in der „Muppet-Show“ wirkte als Türöffner für die internationale<br />

Karriere: Allein am Broadway spielten sie 3000 Vorstellungen. In Ihrer<br />

Heimat wurde Mummenschanz jetzt mit einer eigenen Briefmarke geehrt.<br />

Mit der Show „50 Years“ blicken sie auf ihre bisherige Karriere zurück.<br />

Admiralspalast Friedrichstr. 101, Mitte, 8.-11.5., 20 Uhr,<br />

www.admiralspalast.theater<br />

Der Schimmelreiter<br />

/ Hauke<br />

Haiens Tod<br />

2001 überschrieben Andrea<br />

Paluch und Robert Habeck<br />

mit dem Roman „Hauke<br />

Haiens Tod“ Theodor<br />

Storms Novelle „Der<br />

Schimmelreiter“. Regisseur<br />

Jan-Christoph Gockel<br />

(Foto) verbindet in der<br />

Inszenierung mit Ensemblemitgliedern<br />

des Deutschen<br />

Theaters und des Ramba-<br />

Zamba Theaters Motive aus<br />

beiden Texten.<br />

Deutsches Theater<br />

Schumannstr. 13a, Mitte,<br />

ab 26.4., 19:30 Uhr (P),<br />

www.deutschestheater.de<br />

Die<br />

Räuberinnen<br />

Beharrlich hält sich die Vorstellung<br />

von der Werktreue<br />

als Wert. Als Männer der<br />

Theaterpraxis hielten aber<br />

weder Goethe noch Schiller<br />

etwas davon. Letzterer<br />

entwarf den Homo ludens –<br />

den spielenden Menschen,<br />

der durch das Theater dem<br />

Ideal der Freiheit näher<br />

komme. Leonie Böhm<br />

knüpft mit ihrem Ensemble<br />

daran an: Schillers „Räuber“<br />

bilden das Material für eine<br />

eigene Stückentwicklung.<br />

Maxim Gorki Theater Am<br />

Festungsgraben 2, Mitte,<br />

9.5., 20 Uhr, www.gorki.de<br />

Fotos: Dieter Hartwig; promo; Paul Hutchinson; Esra Rotthoff<br />

14 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


Staubkinder<br />

Mit der Choreografie feierte Toula<br />

Limnaios Ende des vergangenen<br />

Jahres das 25. Jubiläum ihrer Compagnie.<br />

Inspiriert von Walter Benjamins<br />

„Engel der Geschichte“ umkreisen<br />

sieben Tänzer:innen ein<br />

geflügeltes Wesen. Während sie sich<br />

zuerst zu seinen Füßen legen, gehen<br />

sie anschließend rabiat zu Werke<br />

und brechen seine Flügel ab. Zur<br />

Musik Gustav Mahlers verliert er<br />

schließlich seine Kräfte und verwandelt<br />

sich ebenfalls in eines der<br />

„Staubkinder“. – Das Werk fungiert<br />

als Allegorie auf den aktuellen destruktiven<br />

Umgang mit Krisen.<br />

1.+2.3., Halle/Tanzbühne Berlin<br />

Falla<br />

Julia B. Laperrière hinterfragt, warum<br />

der fehlende Phallus bei weiblich<br />

gelesenen Körpern als Verlust gesehen<br />

wird. Daraus entsteht ein ironischer<br />

Tanz mit einem Umschnalldildo.<br />

13.+14.3., Ballhaus Ost<br />

Erfinde mich<br />

Seit dem vergangenen Jahr gibt es<br />

den Club Thikwa, in dem Darstellende<br />

zwischen acht und 80 Jahren, mit<br />

und ohne Beeinträchtigungen gemeinsam<br />

Stücke entwickeln. Die<br />

erste Produktion untersucht, wie<br />

stark Künstliche Intelligenz, nicht<br />

nur unseren Alltag, sondern auch<br />

unsere Gefühle bestimmt.<br />

21.-23.3. Theater Thikwa<br />

Deutschland Einzeltäter<br />

Marwa El-Sherbini spielte zwischen<br />

1992 und 1999 erfolgreich für die<br />

ägyptische Natio nalmannschaft<br />

Handball und ging später mit ihrem<br />

Ehemann nach Deutschland. 2009<br />

wollten sie nach Ägypten zurückkehren.<br />

Ein Jahr zuvor pöbelte der Russlanddeutsche<br />

Alex Wiens Marwa<br />

El-Sherbini auf einem Spielplatz als<br />

„Islamistin“ an. Zeug:innen riefen die<br />

Polizei – Wiens wurde angeklagt. Im<br />

Gerichtssaal griff er die Frau an und<br />

tötete sie mit 18 Messerstichen.<br />

Regisseur David Stöhr hat die unfassbare<br />

Geschichte zu einem bewegenden<br />

Bühnenstück verdichtet, auf<br />

das im Anschluss eine Podiumsdiskussion<br />

folgt.<br />

21.-23.3., Theater unterm Dach<br />

Ein Stück Illusion<br />

Ildiko Bognar (Text) und Alice Asper<br />

(Regie) erinnern in der Uraufführung<br />

an das Schicksal von Charlotte und<br />

Arthur Kroner. Die Eigentümer:innen<br />

des legendären Ladens Zauberkönig<br />

in der Friedrichstraße 55 wurden<br />

von den Nationalsozialisten erst<br />

enteignet, dann ermordet. „Ein Stück<br />

Illusion“ stellt dar, wie in Deutschland<br />

Menschen zu Mitlaufenden<br />

wurden und wie diese wegschauten,<br />

als jüdische Menschen diskriminiert,<br />

deportiert und schließlich ermordet<br />

wurden.<br />

23.3., Theater im Palais<br />

Achtsam modern<br />

Jan Böhmermann outete sich als Fan<br />

der Roman-Vorlage von Karsten<br />

Dusse, die Bernd Schmidt für die<br />

Bühne adaptiert. Strafverteidiger<br />

Björn Diemel wird von seiner Frau<br />

zu einem Achtsamkeits-Coach (Dieter<br />

Hallervorden) geschickt, um<br />

seine Work-Life-Balance auszutarieren.<br />

Der Anwalt gewinnt einen neuen<br />

Blick auf seinen Beruf – mit eklatanten<br />

Folgen, die auch die Hierarchie<br />

in der Organisierten Kriminalität<br />

durcheinanderwirbelt.<br />

23.3., Schlosspark Theater<br />

MINT: An Opera on<br />

Money<br />

Im Spätkapitalismus spielt der Begriff<br />

der Arbeiterklasse kaum noch<br />

eine Rolle. Doch es gibt sie weiterhin:<br />

Die prekär Beschäftigten, die am<br />

Rande des Existenzminimums malochen.<br />

Die Tänzerin und Choreografin<br />

Sheena McGrandles kapert mit<br />

vier Performenden und einem Musikensemble<br />

die Gattung der Oper<br />

und überschreibt deren Konventionen<br />

an der Schnittstelle zu Choreografie<br />

und Theater mit biografischen<br />

Geschichten und Anekdotischem.<br />

24,-27.3., HAU<br />

Sway<br />

Scheitern als Chance, erkannte bereits<br />

Christoph Schlingensief. Tatiana<br />

Mejía nimmt in der Uraufführung<br />

ihrer Tanzperformance normative<br />

Zuschreibungen auseinander, changiert<br />

zwischen westlicher und afrodiasporischer<br />

Bewegungssprache<br />

und Musik. So entsteht eine Balance<br />

zwischen dem Scheitern und Stärke,<br />

die letzlich zu einer Form der Selbstbehauptung<br />

führt.<br />

4.-7.4., Radialsystem<br />

Semiotiken der<br />

Drecksarbeit<br />

Die Wissenschaft der Semiotik untersucht<br />

die Zeichen, die in der Kommunikation<br />

Verwendung finden.<br />

Doch für manche Lebensbereiche<br />

interessiert sich der akademische<br />

Betrieb weniger. Nuray Demir und<br />

Minh Duc Pham beleuchten in ihrer<br />

Performance, wie die Kinder von<br />

Menschen in prekären Jobs auch in<br />

den Kulturinstitutionen nach wie vor<br />

spüren, was die Bedeutung einer<br />

Dominanzgesellschaft ausmacht.<br />

Und erinnern an die Kunst der Pause.<br />

4.-7.4. HAU<br />

Stahltier. Ein Exorzismus<br />

in Memoriam Willy<br />

Zielke<br />

Albert Ostermeiers neues Stück handelt<br />

von Leni Reifenstahl und ihrer<br />

moralisch hoch problematischen<br />

Arbeitsbeziehung zu ihrem Kameramann<br />

Willy Zielke. Frank Hoffmann<br />

inszeniert das Kammerspiel mit<br />

Jacqueline Macaulay und Schauspielstar<br />

Wolfram Koch.<br />

4.4., Renaissance Theater<br />

Abdruckkörper<br />

Die Uraufführung des Stücks von<br />

Yatri Niehaus (Text und Regie) thematisiert<br />

das Gefühl der Fremdheit<br />

eines Afrodeutschen innerhalb einer<br />

Gesellschaft, die sich über „Whiteness“<br />

definiert.<br />

5.-8.4., Ballhaus Naunynstraße<br />

Annette, ein Heldinnenepos<br />

Die französische Neurologin Annette<br />

Beaumanoir kämpfte als Teil der<br />

Résistance gegen die deutsche Besatzung.<br />

Dafür wurde sie als „Heldin“<br />

geadelt. Später unterstützte sie die<br />

Nationale Befreiungsfront im algerischen<br />

Unabhängigkeitskrieg – und<br />

wurde dafür zu zehn Jahren Haft<br />

verurteilt. Kathrin Mayr inszeniert<br />

den biografischen Text, basierend<br />

auf Anne Webers 2020 erschienenem,<br />

gleichnamigem Roman.<br />

9.4., Vagantenbühne<br />

Bird Dances<br />

In Kareth Schafers Tanzperformances<br />

werden den Soli von vier Tänzer:innen<br />

vier Vogelarten gegenübergestellt,<br />

die jedes Jahr einige<br />

Monate in Europa verbringen: Sumpfrohrsänger,<br />

Nachtigall, Rotmilan<br />

und Wandervogel. So ergänzen sich<br />

die Geschichten tierischer und<br />

menschlicher Migrationsbewegungen.<br />

11.-14.4., Sophiensaele<br />

Tear Gas – A Safe<br />

Weapon<br />

Das Sicherheitsgefühl vieler<br />

Berliner:innen hat nachgelassen. Der<br />

öffentliche Raum wird zunehmend<br />

als verwahrlost empfunden. Doch<br />

könnte sich der Trend umkehren<br />

lassen? Das Kollektiv what about:<br />

fuego lädt zu einem gemeinsamen<br />

Nachdenken über Sicherheit nach<br />

– und bietet dabei neue, teils verblüffende<br />

Perspektiven.<br />

11.-18.4., Ringtheater am Ostkreuz<br />

Last Space<br />

Die Frantics Dance Company wurde<br />

für die Produktion mehrfach ausgezeichnet<br />

– u.a. in den USA und Israel.<br />

Jetzt ist die Choreografie, die auf<br />

den Gedankenströmen und biogra-<br />

Festival Internationale<br />

Neue Dramatik<br />

18.–28.4.<br />

tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


PREMIEREN<br />

Die große Reise<br />

Jahrzehntelang diente das Gelände als Flughafen:<br />

Somit steht das Tempelhofer Feld auch als Symbol<br />

für einen Transitraum, auf dem das Ensemble Theater<br />

Anu ein Labyrinth bestehend aus 3000 Lichtern und<br />

300 Koffern installiert.. Die Besucher treffen darin<br />

auf Figuren, die ihnen individuelle Geschichten von<br />

Sehnsucht und Hoffnung erzählen und ihre Träume<br />

verraten.<br />

Tempelhofer Feld Eingang Columbiadamm, Kreuzberg,<br />

24.7.-3.8., 21:30 Uhr, www.thater-anu.de<br />

RCE<br />

Das Akronym steht für „#RemoteCodeExecution“, so<br />

der Untertitel des gleichnamigen Romans von Sibylle<br />

Berg. Krisen sind darin zu einem Dauerzustand geworden,<br />

woran sich einige Menschen mit exorbitanten<br />

Gewinnen bereichern. Fünf Hacker:innen sagen dem<br />

Status Quo den Kampf an. – Kay Voges (Foto), Intendant<br />

des Volkstheaters Wien und Gründer der Akademie<br />

für Theater und Digitalität inszeniert gemeinsam<br />

mit einer künstlichen Intelligenz.<br />

Berliner Ensemble Bertolt-Brecht-Platz 1, Mitte, 25.4.,<br />

19:30 Uhr, www.berliner-ensemble.de<br />

fischen Elementen der vier Tänzer<br />

beruht, endlich wieder in Deutschland<br />

zu sehen.<br />

18.-20.4., Dock 11<br />

Wüste<br />

Sam Max, nonbinäre(r) USamerikanische:r<br />

Autor:in, Regisseur:in<br />

und Performer:in, entwickelt<br />

das neue Stück als Auftragswerk für<br />

das Deutsche Theater. Es handelt<br />

sich um einen „surrealen Alptraum“,<br />

in dem Versatzstücke US-amerikanischer<br />

Kultur als Setting vorkommen:<br />

Motels am Highway, Filmsets<br />

und die titelgebende Wüste.<br />

19.4., Deutsches Theater<br />

Kalter, weißer Mann<br />

Nach Dietmar Jacobs‘ und Moritz<br />

Netenjakobs Erfolgskomödie „Extrawurst“<br />

(im März wiederaufgenommen)<br />

erfolgt nun in der Regie von<br />

Guntbert Warns die Uraufführung<br />

ihres neuen Stücks. Darin hat Wäschereichef<br />

Gernot Steinfels mit 94<br />

Jahren das Zeitliche gesegnet. Der<br />

Trauerfeier verläuft ohne Pietät:<br />

Erbittert wird sich über gendergerechte<br />

Kondolenzsprache gestritten.<br />

23.4., Renaissance Theater<br />

Ein neues Stück<br />

Seit Februar sorgt die neue Produktion<br />

„Ja nichts ist ok“ des eingespielten<br />

Teams Fabian Hinrichs und René<br />

Pollesch wieder für ein volles Haus.<br />

Im April steht die nächste Uraufführung<br />

eines Pollesch-Texts an. Wie<br />

immer hält sich der Volksbühnen-<br />

Intendant hinsichtlich Titel und<br />

Inhalt im Vorfeld bedeckt.<br />

25.4., Volksbühne<br />

Beethoven 7<br />

Die Dualität Freiheit und Fragilität<br />

greifen die 13 Tänzer:innen in der<br />

Wiederaufnahme der Choreografie<br />

von Sasha Waltz auf und fragen,<br />

welche restaurativen Kräfte heutzutage<br />

die Freiheit bedrohen.<br />

25.–28.4., Radialsystem<br />

Playing on Nerves. A<br />

Punk Dream<br />

Der 31. Dezember 1991 leitete das<br />

offizielle Ende der Sowjetunion ein.<br />

Die postsowjetische Gesellschaft<br />

trägt nach wie vor die Folgen, die<br />

jedoch in der Regel aus dem westlichen<br />

Blickwinkel erzählt werden.<br />

Nicoleta Esinencu und das moldauische<br />

Kollektiv teatru-spălătorie<br />

fordern einen Perspektivwechsel, um<br />

zu verdeutlichen, wie die Wahrnehmung<br />

im Osten aussieht. Die dokumentarische<br />

Performance ist auch<br />

ein Plädoyer dafür, Alternativen zum<br />

kapitalistischen System zu denken.<br />

27.+28.4., HAU<br />

Overture<br />

Marcos Moraus Karriereweg erscheint<br />

ungewöhnlich: Er avancierte<br />

zu einem weltweit gefragten<br />

Choreografen ohne je Tänzer gewesen<br />

zu sein. In der Vergangenheit<br />

gastierte er mit seinen Arbeiten<br />

häufig bei Tanz im August. Unlängst<br />

sind seine Bewegungsdramaturgien<br />

an großen Opernhäusern zu sehen.<br />

Derzeit wirkt er als Artist in Residence<br />

beim Staatsballett Berlin. Den<br />

zweiten Teil des Abends kreiert die<br />

Kanadierin Crystal Pite, die einst<br />

unter William Forsythe tanzte und<br />

seit 1990 mehr als 50 eigene Choreografien<br />

erarbeitete.<br />

28.4., Staatsoper Unter den Linden<br />

Ufo<br />

Die ehemalige Bankangestellte Katalin<br />

Ladik fühlte sich als Poetin und<br />

Performerin Mitte der 1960er-Jahre<br />

in ihrer jugoslawischen Heimat ihren<br />

ungarischen Wurzeln verbunden.<br />

Mittels ihrer Klangpoesie, die geschrieben<br />

oder gesungen wurde,<br />

versuchte sie kulturelle und sprachliche<br />

Grenzen zu überwinden. Darüber<br />

hinaus hinterfragte sie beispielsweise<br />

in „Ufo Party“ (1969) ironisch<br />

sozialistische Geschlechtsidentitäten.<br />

Die deutsche Tänzerin Jule Flierl<br />

und die slowenische Vokalistin Irena<br />

Z. Tomažin verneigen sich vor Katalin<br />

Ladik mit einer Arbeit, die sich an<br />

der Schnittstelle von Schauspiel,<br />

Tanz und experimenteller Stimmkunst<br />

bewegt.<br />

2.-5.5., Sophiensaele<br />

Swallow Me<br />

Josephine Haas‘ Solo-Tanzperformance<br />

zielt auf die Selbstermächtigung:<br />

Wenn der Körper als Archiv<br />

begriffen wird, den Erinnerungen<br />

und Erlebtes formen – lassen sich<br />

diese nicht auch löschen oder zumindest<br />

überschreiben? Die Bewegung<br />

initiiert das Loslassen – und<br />

damit verbunden, die Fähigkeit, sich<br />

auf Neues einzulassen.<br />

3.+4.5., Acker Stadt Palast<br />

Floating Roots<br />

Die südkoreanische Künstlerin Inky<br />

Lee erzählt die Geschichten von<br />

queeren Menschen mit asiatischen<br />

Wurzeln. Deren Eltern kamen seit<br />

den 1960er-Jahren als Gastarbeitende<br />

in die DDR und in Bundesrepublik<br />

– die Tonebene verwebt 17<br />

Interview fragmente. Neben einer<br />

gehörlosen Performerin stehen<br />

weitere sechs Menschen ohne bisherige<br />

Theatererfahrung auf der<br />

Bühne.<br />

9.-12.5., Tanzfabrik<br />

Fotos: promo; Moritz Haase<br />

16 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


Spielerfrauen<br />

Nach dem Erfolg von „It’s Britney,<br />

Bitch!“ arbeiten Schauspielerin<br />

Sina Mertens und Regisseurin Lena<br />

Brasch erneut zusammen. Die auf<br />

Texten von Laura Dabelstein und<br />

Leo Meier basierende Uraufführung<br />

nimmt sich der patriarchalen<br />

Strukturen an, die nach wie vor den<br />

Profifußball prägen.<br />

9.5., Berliner Ensemble<br />

Tanz den Molkenmarkt<br />

In Form eines Tanzspazierganges<br />

von und mit Annalisa Derossi wird<br />

die noch brachliegende Fläche erkundet<br />

– und bisherige Pläne zumindest<br />

zeitweise in Form einer<br />

italienischen Piazza überschrieben.<br />

Die Veranstaltung endet im Hof des<br />

TD Berlin, wo Musik, Tanz und Texte<br />

zur Simulation eines zukünftigen<br />

Quartierfestes dienen.<br />

10./11.5., Molkenmarkt<br />

Mord im<br />

Orientexpress<br />

Die Erfolgsinszenierung von und<br />

mit Katharina Tahlbach, die den<br />

Ermittler Hercule Poirot verkörpert,<br />

fährt zur Wiederaufnahme<br />

wieder in das Theater am Potsdamer<br />

Platz ein.<br />

17.-26.5., Komödie am Kurfürstendamm<br />

im Theater am Potsdamer<br />

Platz<br />

Die Gehaltserhöhung<br />

Anita Vulesica bringt Georges Perecs<br />

Sprachspiel über Arbeit und<br />

Entfremdung auf die Bühne. Anders<br />

als der Titel suggeriert, spielt<br />

das Monetäre eine untergeordnete<br />

Rolle. Primär geht es um die<br />

Frage, inwieweit Arbeit wirklich<br />

sinnstiftend ist.<br />

25. Mai, Deutsches Theater<br />

The Work<br />

Autorin und Regisseurin Susanne<br />

Kennedy und Bühnenbildner Markus<br />

Selg zeichnen in ihren gemeinsamen<br />

Produktionen, die ein Hybrid<br />

zwischen Stück und Instal lation<br />

darstellen, stets gleichberechtigt<br />

für das Konzept verantwortlich. Die<br />

Uraufführung der neuen Produktion<br />

thematisiert das Wirken einer<br />

Künstlerin, die am Ende ihrer Karriere<br />

und ihres Lebens steht. Doch<br />

die Retrospektive wirft auch Schatten<br />

auf das bisher Erreichte, denn<br />

ungeahnte Abgründe tun sich auf.<br />

30.5., Volksbühne<br />

King Lear<br />

Es hätte so schön sein können. Der<br />

Monarch will auf dem Höhepunkt<br />

seiner Macht die Regentschaft an<br />

seine drei Töchter übergeben. Als<br />

Bedingung nennt er lediglich die<br />

Hingabe an den Vater. So werden<br />

Liebeserklärungen schnell zu Unterwerfungsgesten,<br />

die von den<br />

Machthungrigen gespielt werden.<br />

Die einzige Tochter, die sich dem<br />

Theater verweigert, wird ins Ausland<br />

verbannt. Die Familie zerfällt<br />

und den Titelhelden überrumpelt<br />

die folgende Grausamkeit seiner<br />

Kinder. – Mit der Premiere der Neuinszenierung<br />

der Tragödie beginnt<br />

die Shakespeare Company ihre bis<br />

September dauernde Spielzeit.<br />

31.5., Shakespeare am Insulaner<br />

Greylines<br />

Renae Shadler initiierte 2022 eine<br />

Trilogie, die untersucht, wie in Performances<br />

mehr nicht-menschliche<br />

Elemente sichtbar gemacht<br />

werden können. Der zweite Teil<br />

„Greyline“ führt in den Park vom<br />

Gleisdreieck, wo zwei vom Wind<br />

getragene Aerocene-Skulpturen<br />

miteinander interagieren. Irgendwann<br />

im Laufe der Dämmerung,<br />

wenn das Sonnenlicht nachlässt,<br />

wird der Flug nachlassen. Dieser<br />

Zeitpunkt lässt sich nicht vorbestimmen.<br />

Somit wird der menschliche<br />

Wunsch nach Kon trolle außer<br />

Kraft gesetzt.<br />

Mai, Park am Gleisdreieck, Infos:<br />

www.radialsystem.de<br />

Ciao<br />

In Falk Richters berührendem<br />

Vater-Sohn-Abend „In My Room”<br />

haben sich Emre Aksızoğlu, Knut<br />

Berger, Jonas Dassler und Taner<br />

Şahintürk mit ihren autofiktionalen<br />

Geschichten in die Herzen der Zuschauenden<br />

gespielt. Die vier harmonieren<br />

auf der Bühne perfekt<br />

– und entwickeln jetzt in Eigenregie<br />

einen Abend, der ebenfalls musikalische<br />

Einlagen mit biografischen<br />

Elementen verbindet.<br />

1.6., Maxim Gorki Theater<br />

Zur schönen Aussicht<br />

Ödön von Horváths frühes Stück<br />

spielt in einem heruntergekommen<br />

Hotel, in dem Christine auftaucht,<br />

die im vergangene Jahr eine Affäre<br />

mit dem Hoteldirektor hatte und<br />

von ihm schwanger wurde. Ihre<br />

Bitte um Unterhalt wird abgewiesen,<br />

Personal und Gäste behandeln<br />

die junge Frau verächtlich. Schließlich<br />

verbünden sich die Männer des<br />

Dorfes gegen sie und behaupten,<br />

sie hätten alle mit ihr geschlafen<br />

– um so die Unterhaltsforderung<br />

gänzlich unmöglich zu machen. Da<br />

wendet sich das Blatt. Denn Christine<br />

ist in Wirklichkeit vermögend.<br />

Plötzlich wird hofiert und umworben.<br />

Lillja Rupprecht inszeniert das<br />

April/Mai <strong>2024</strong><br />

sophiensaele.com<br />

tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong> 1 7


PREMIEREN<br />

20 Jahre Staatsballett Berlin<br />

Bis 2004 besaß jedes der Berliner Opernhäuser ein eigenes Ballettensemble. Christiane<br />

Theobald war maßgeblich dafür verantwortlich, dass eine künstlerisch unabhängige Kompagnie<br />

entstand. Programmatisch ist die Balance aus Tradition und zeitgenössischen Perspektiven<br />

– die auch bei der heutigen Gala mit zahlreichen Weggefährt:innen zum Tragen<br />

kommt, die Intendant Christian Spuck moderiert.<br />

Deutsche Oper Bismarckstr. 35, Charlottenburg, 7.7., 18 Uhr, www.staatsballett-berlin.de<br />

selten aufgeführte Werk mit dem<br />

RambaZamba-Ensemble.<br />

7.6., Theater RambaZamba<br />

Globe Berlin<br />

Die neue Open-Air-Spielzeit steht<br />

unter dem Motto „Sein & Schein“.<br />

In diesem Rahmen feiern der „Urfaust“<br />

(27. Juni) und „Hamlet“ (4.<br />

Juli) Premiere. Die Shakespeare-<br />

Tragödie ist ab Ende Juli dann auch<br />

im englischen Original zu sehen.<br />

Neben zahlreichen Wiederaufnahmen<br />

kehrt auch Andrej Hermlin mit<br />

seinen Swinging Hermlins auf die<br />

Charlottenburger Bühne zurück.<br />

12.6.-15.9., Globe Berlin<br />

Ein Endspiel<br />

Die Uraufführung spielt in der<br />

(noch) nahen Zukunft, konkret am<br />

14. Juli <strong>2024</strong> auf der Tribüne des<br />

Olympiastadions. Dort sehen sich<br />

Fußballfunktionäre das Endspiel der<br />

Europameisterschaft an und lassen<br />

sich von Servicekräften wie Toni<br />

bedienen. Toni befand sich einst<br />

selbst kurz vor der Profikarriere. In<br />

Rückblenden wird ihre Geschichte<br />

erzählt, in der sie Zeugin von Kommerz<br />

und Korruption wurde. Regisseur<br />

Marco Damaghi erschafft ein<br />

Hybrid aus Theater und Film – gemeinsam<br />

mit Berliner Amateurspieler:innen<br />

und Fußballfans.<br />

14.6., Maxim Gorki Theater<br />

Meet Your Dancestors<br />

Auch wenn es die Rechten nicht<br />

wahrhaben wollen: In der Natur<br />

findet sich enorm viel Queerness<br />

und Genderfluidität. Tentacular Figurings<br />

illustrieren in ihrem Hybrid<br />

aus Tanz und Objekttheater, wie<br />

vorteilhaft dies für die Evolution ist.<br />

24.-26.6., Ballhaus Ost<br />

Dämonen Berlin<br />

Sechs Schauspielerinnen und<br />

Schauspieler bewegen sich durch<br />

die Hauptstadt. Ihre Gedankenwelt<br />

tritt in Interaktion mit geschichtsträchtigen<br />

Orten, die von Märzrevolution<br />

oder Mauerfall zeugen.<br />

Anknüpfend an ihre erste gemeinsame<br />

Arbeit am Theater Basel lassen<br />

die Regisseure Sebastian Nübling<br />

und Boris Nikitin jeden Abend<br />

einen Live-Film entstehen, der auf<br />

die Leinwand im Theater übertragen<br />

wird.<br />

28.6., Maxim Gorki Theater<br />

Ulster American<br />

David Irelands bissige Komödie<br />

handelt von Identität, Authentizität<br />

und Moral im Kunstbetrieb. Schauplatz<br />

ist ein Theater, in dem Stück<br />

aufgeführt wird, in dem es einen<br />

politisch motivierten Anschlag in<br />

Nordirland geht. Während nach außen<br />

hin politische Korrektheit und<br />

der Kampf gegen Misogynie propagiert<br />

werden, brodelt es hinter den<br />

Kulissen mächtig. Rikki Henry inszeniert<br />

die deutschsprachige Erstaufführung.<br />

Juni, Schaubühne<br />

spinne<br />

In der Uraufführung hinterfragt<br />

Maja Zade (Text und Regie) welche<br />

Basis Freundschaft trotz unterschiedlicher<br />

politischer Haltungen<br />

und verschiedener Lebenswelten<br />

hat.<br />

Juni, Schaubühne<br />

Das Paket<br />

Den gleichnamigen Krimiroman von<br />

Sebastian Fitzek inszeniert Josef<br />

Ulbig als Live-Hörspiel mit bekannten<br />

Synchronschauspielenden.<br />

29.+30.6., ufaFabrik<br />

Donezk<br />

Rückblick: Im Jahr 2010 herrschte<br />

in der ukrainischen Stadt Aufbruchsstimmung.<br />

Ein neuer Flughafen<br />

wurde gebaut. Im Gegensatz zu<br />

Berlin im Jahr <strong>2024</strong> spielte Beyoncé<br />

hier ein Konzert und die gesamte<br />

Stadt fiebert der Fußball-EM im eigenen<br />

Land. Was ist davon geblieben?<br />

Die Stadt in der Ostukraine<br />

befindet sich das zehnte Jahr im<br />

Krieg. Zahlreiche Menschen sind<br />

geflohen und leben mittlerweile in<br />

unterschiedlichen Städten. Andreas<br />

Merz-Raykov und sein Ensemble<br />

haben mit Bewohner:innen gesprochen<br />

– die Uraufführung des biografischen<br />

Theaters illustriert, wie<br />

zermürbend die Destruktivität in<br />

fast unmittelbarer Nachbarschaft<br />

wirkt.<br />

4.-6.7., TD berlin<br />

Der Enkeltrick<br />

Im März feierte die Kriminalkomödie<br />

in der Regie von Sebastian Wirnitzer<br />

im Berliner Kriminal Theater Premiere.<br />

Im <strong>Sommer</strong> spielt das Ensemble<br />

unter freiem Himmel. Erzählt wird<br />

die Geschichte von ausgebufften<br />

Best Ager, die die Betrugsmasche<br />

der Jungen einfach umdrehen.<br />

7.7.-25.8. Lakeside Burghotel<br />

Strausberg<br />

Spiegelneuronen<br />

Im Rahmen der diesjährigen Salzburger<br />

Festspiele kooperieren erstmalig<br />

Stefan Kaegi (Rimini Protokoll)<br />

und Sasha Waltz & Guests. Nach der<br />

dortigen Uraufführung ist der experimentelle<br />

Abend im Radialsystem<br />

zu sehen. Experimentell bezieht sich<br />

hierbei weniger auf das rein Formale,<br />

sondern ist wortwörtlich gemeint:<br />

Jeder Abend wird zu einem Experiment,<br />

bei dem das Publikum nicht<br />

nur Tanz beobachtet, sondern eingeladen<br />

ist, sich selbst zu bewegen.<br />

August, Radialsystem<br />

Der Sturm<br />

Das Brandenburger Wandertheater<br />

Ton & Kirschen hat sich nach „Shakespeares<br />

Sonette“ und „Hamlet“ nun<br />

Shakespeares letztes Stück vorgenommen.<br />

Die Berlin-Premiere findet<br />

wie stets in der überdachten Freilichtbühne<br />

der ufaFabrik statt. Dabei<br />

nimmt sich die international besetzte<br />

Truppe aus Glindow bei Werder<br />

Peter Brooks Textfassung von „Tempest<br />

Project“, seiner letzten Inszenierung<br />

vor seinem Tod 2022, zur<br />

Grundlage ihres ganz eigenen Bildertheaters<br />

aus Schauspiel, Maskenspiel,<br />

Figuren- und Musiktheater.<br />

28.-31.8., ufaFabrik<br />

Foto: Carlos Quezada<br />

18 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


Der Frühling kommt!<br />

Das <strong>tipBerlin</strong> Plus-Abo mit vielen Vorteilen*<br />

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ENTERTAINMENT<br />

Ku’damm 59<br />

Vor drei Jahren feierten Peter Plate,<br />

Annette Hess und Ulf Leo als Kreativ-<br />

Team ihr Musical-Debüt mit „Ku’damm<br />

56”, der Adaption des gleichnamigen<br />

Fernsehfilms (Drehbuch: Annette Hess).<br />

Jetzt geht die Geschichte der Schöllack-<br />

Schwestern Monika, Eva, Helga und deren<br />

Mutter Caterina in die nächste Runde.<br />

Wiederum handelt es sich um mehr als<br />

einen reinen Feelgood-Abend: Neben<br />

Themen wie Emanzipation wird auch das<br />

Schweigen über die NS-Zeit thematisiert.<br />

Theater des Westens Kantstr. 12,<br />

Charlottenburg, ab So 5.5., 19 Uhr.<br />

www.stage-entertainment.de<br />

Atrin Madani<br />

Auf der Bühne steht er bereits seit 2016. Damals musste er die<br />

Termine aber noch mit seinem Stundenplan abgleichen. Ein Jahr<br />

später hatte der Schöneberger das Abitur in der Tasche. Folgerichtig<br />

studierte er am Jazz-Institut Berlin (JIB). Nach „Der Mond hatte frei“<br />

breitet Atrin Madani nun gemeinsam mit dem Pianisten Paul Hankinson<br />

die Arme aus: „Welcome to My World” gibt Einblicke in seine<br />

musikalische Sozialisation. So trifft die Interpretation von Take That<br />

auf Klassiker von Hildegard Knef sowie Jazzstandards auf Auszüge<br />

aus Filmscores.<br />

Bar jeder Vernunft Schaperstr. 24, Wilmersdorf, 22.4., 20 Uhr (P), bis 28.4.,<br />

www.bar-jeder-vernunft.de<br />

Edith rennt<br />

Ades Zabel feierte den 60.<br />

Geburtstag und mit der<br />

eigenen Company das 20.<br />

Jubiläum. Ein perfekter<br />

Anlass, um auf das Schaffen<br />

in Form eines Best-of zu blicken<br />

– formal angelehnt an<br />

Tom Tykwers „Lola rennt”.<br />

Unterstützung erhält die<br />

Kunstfigur Edith Schröder<br />

in bewährter Manier durch<br />

ihre Neuköllner Freundinnen.<br />

BKA Mehringdamm 34, Kreuzberg,<br />

Mi 17.+ Do 18.4., 20 Uhr<br />

(Voraufführungen), 19.4., 20<br />

Uhr (P), www.bka-theater.de<br />

Nektarios<br />

Vlachopoulos<br />

Als Poetry-Slammer gewann<br />

er aufgrund seines Stils<br />

zahlreiche Preise. Auch als<br />

Comedian bleibt er präzise<br />

und rasend schnell. Gelernt<br />

ist gelernt, denn er arbeitete<br />

jahrelang als Deutschlehrer.<br />

Es könnte alles so einfach<br />

sein: „Das Problem sind<br />

die Leute”, hat er jedoch<br />

erkannt.<br />

ufaFabrik Viktoriastr. 10-18,<br />

Tempelhof, Mi 8.5., 20 Uhr,<br />

www.ufafabrik.de<br />

Fotos: Anna Permesang; StageEntertainment; Jörn Hartmann; Marvin Ruppert<br />

20 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


Showdown<br />

Sieben Akrobat:innen treten gegeneinander<br />

an, um zum „Neuen Gesicht<br />

des Zirkus“ gekürt zu werden. Eine<br />

charmante Moderatorin animiert das<br />

Publikum, abzustimmen. Doch die<br />

Hochglanz-Castingshow wirft Schatten:<br />

Die britische Kompanie Upswing<br />

hinterfragt in ihrer Produktion das<br />

Ellenbogenprinzip im kulturellen<br />

Alltag.<br />

bis 28.7., Chamäleon Theater<br />

90s Forever<br />

Regisseur Frank Müller verband bereits<br />

2011 mit „Forever Young“ zeitgenössisches<br />

Varieté mit Rock-<br />

Klassikern, die eine Live-Band<br />

spielte. Seitdem folgten mehrere<br />

Varieté-Produktionen mit musikalischem<br />

Charakter. Im neuen Programms<br />

„90s Forever“ geben sich<br />

atemberaubende Akrobatik und Hits<br />

wie „It’s My Life“ (Dr. Alban), „Let Me<br />

Entertain You“ (Robbie Williams) und<br />

„I’m Too Sexy“ (Right Said Fred) die<br />

Klinke in die Hand – gespielt von der<br />

Band Chillfactor. Mit Jay Khan (Ex-<br />

US5) steht einer der Protagonisten<br />

der Dekade mit auf der Bühne.<br />

bis 21.7., Wintergarten Varieté<br />

Banksy – A Vandal<br />

Turned Idol<br />

Aufgrund der großen Nachfrage geht<br />

die immersive Ausstellung in die<br />

Verlängerung. 18 Originalwerke und<br />

43 Originalprints aus privaten<br />

Sammlerbeständen präsentieren die<br />

unterschied lichen Facetten des<br />

Street- Art-Künstlers, dessen Motive<br />

auf gesellschaftspolitische Entwicklungen<br />

reagieren und häufig tradierte<br />

Normen infrage stellen.<br />

Bis 12.5., Kleisteck<br />

Frank Lüdecke<br />

In seinem Solo „Träumt weiter“<br />

durchforstet der Berliner Kabarettist<br />

und künstlerische Leiter der Stachelschweine<br />

das Dickicht aus Multikrisen.<br />

Wie kann es sein, dass wir von<br />

Staatsschuldenbremse sprechen, die<br />

Regierung aber zugleich 30 Sondervermögen<br />

auf den Weg bringt? Oder<br />

warum Rüstung forciert, der Dialog<br />

aber reduziert wird. Apropos, darf<br />

überhaupt noch mit Menschen gesprochen<br />

werden, die eine andere<br />

Meinung haben? Scheinbar komplizierte<br />

Fragen – die manchmal relativ<br />

einfache Antworten nahelegen.<br />

30.+31.3., Die Wühlmäuse<br />

27.4.+5.6., Schlosspark Theater<br />

Die Geschwister<br />

Pfister<br />

„Relaxez vous“ lautet der Titel der<br />

aktuellen Show von Ursli und Toni<br />

Pfister, Fräulein Schneider und der<br />

Jo Roloff Band. Und wie immer verschmelzen<br />

bei ihren exzellenten<br />

Cover-Versionen ganz entspannt<br />

aber eindrucksvoll die Grenzen zwischen<br />

Imitation und Parodie.<br />

2.-21.4., Bar jeder Vernunft<br />

Masud<br />

In seinem ersten Programm „Who<br />

the fuck is ...“ musste Masud Akbarzadeh<br />

2014 noch seinen für hiesige<br />

Verhältnisse komplizierten Nachnamen<br />

buchstabieren und erklären,<br />

wer er ist. Dann wurde er rasch „Fucking<br />

Famous“. Und jetzt steht<br />

„Geisha“ an: Den Zusammenhang<br />

zwischen seinem Batman-Outfit und<br />

dem Titel des Stand-up-Programms<br />

erklärt sich im Laufe des Abends, der<br />

noch weitere Aha-Effekte liefert.<br />

Beispielsweise die Erklärung, warum<br />

der Neuköllner trotz seiner erst drei<br />

Soloprogramme bereits sein 27.<br />

Bühnenjubiläum feiert.<br />

4.4., ufaFabrik<br />

Robin Hood - Das<br />

Musical<br />

Matthias Davids (Regie) und Choreograf<br />

Kim Duddy erzählen temporeich<br />

die Geschichte des Rächers der Enterbten.<br />

Für die Musik zeichnen Dennis<br />

Martin und der irische Barde<br />

Chris de Burgh verantwortlich, aus<br />

„Don‘t pay the ferryman“ wird dann<br />

hier „Freiheit für Nottingham“.<br />

10.-20.6.,Admiralspalast<br />

Jimmy Carr<br />

Stets glattrasiert und in Maßanzügen<br />

gekleidet, strahlt der Brite äußerste<br />

Seriosität aus. Zumindest auf<br />

den ersten Blick. Denn sobald er<br />

loslegt, ist es mit Anstand und politischer<br />

Korrektheit vorbei. Das<br />

macht Teile des Publikums sprachlos,<br />

andere finden es „Terribly Funny“,<br />

so der Titel seiner neuen Standup-Show.<br />

14.4., Tempodrom<br />

The Tiger Lillies<br />

Das britische Trio wurde bereits in<br />

den 90er-Jahren als „Brechtian Punk<br />

Cabaret“ beschrieben. In der Tat<br />

referieren ihr Klang und Bühnenästhetik<br />

deutlich auf die Weimarer<br />

Republik, was sich auch in der Wahl<br />

tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong> 2 1


Flying Hänsel & Gretel<br />

2010 kollaborierte die Berliner Breakdance-Compagnie<br />

Flying Steps erstmalig<br />

mit dem Opernregisseur Christoph Hagel.<br />

„Flying Bach” führte das „Wohltemperierte<br />

Klavier” mit zeitgenössischen Moves<br />

zusammen. Anlässlich des 30. Jubiläums<br />

der Flying Steps kam es Ende 2023 zu einer<br />

erneuten Zusammenarbeit. Die Uraufführung<br />

von „Flying Hänsel und Gretel”<br />

fand in Köln statt und ist nun endlich in<br />

Berlin zu sehen. Basierend auf Motiven<br />

aus dem Märchen der Brüder Grimm und<br />

Engelbert Humperdincks gleichnamiger<br />

Oper wird der Stoff deutlich modernisiert.<br />

Zwar irrlichtern die Geschwister weiter<br />

durch den dunklen Wald, aber sie sind<br />

zugleich auch auf Social-Media-Kanälen<br />

aktiv.<br />

Admiralspalast Friedrichstr. 101, Mitte, 22.6.,<br />

16:30 Uhr, www.admiralspalast.theater<br />

Mit freundlicher Unterstützung:<br />

Veranstalter:<br />

In Kooperation mit:<br />

© Sara Contini-Frank<br />

ihrer Stoffe niederschlägt: So vertonten<br />

die Musiker u.a. Alfred Döblin.<br />

Das aktuelle Programm „Lessons in<br />

Nihilism“ setzt sich mit der Sinnlosigkeit<br />

der Existenz und dem mangelnden<br />

Glauben an Verbindlichkeit<br />

auseinander.<br />

19.-21.4., Tipi am Kanzleramt<br />

Nico Semsrott<br />

Als Comedian adaptierte er einen<br />

Satz von Heiner Müller: „Hoffnung<br />

ist der Mangel an Information“. Ganz<br />

so resigniert war er privat nicht,<br />

denn er zog für Die Partei ins Europaparlament<br />

ein. Doch dann kam der<br />

Bruch. Warum auch eine Satire-<br />

Partei schnell Althergebrachtes im<br />

Politikbetrieb übernimmt, illustriert<br />

Nico Semsrott in „Brüssel sehen und<br />

sterben“.<br />

26.4., Admiralspalast<br />

Laura Ramoso<br />

Die Karriere der Kanadierin nahm auf<br />

Social Media an Fahrt auf. Von dort<br />

verlegte sie ihre Aktivitäten auf die<br />

Bühne. Beim letztjährigen Fringe-<br />

Festival räumte die Comedienne ab,<br />

The Guardian und das Time Out Magazine<br />

überschlugen sich mit euphorischen<br />

Kritiken. Die 27-Jährige reist<br />

mit ihrem neuen Programm „Sit up<br />

Straight“ an.<br />

29.4., Quatsch Comedy Club<br />

Till Reiners<br />

Goethe nahm sich irgendwann eine<br />

Auszeit vom Weimarer Hof und reiste<br />

nach Italien. Aus dem geplanten<br />

Sabbat-Jahr wurden zwei und seitdem<br />

schwärmt das deutsche Bürgertum<br />

mit Goethe für La dolce vita. Till<br />

Reiners setzt der bürgerlichen Projektionsfläche<br />

nach dem Kottbusser<br />

Tor („Flamingos am Kotti“) ebenfalls<br />

ein Denkmal: „Mein Italien“ illustriert,<br />

welche Stereotype sich unsere<br />

Landsmänner und Landsfrauen nach<br />

wie vor unter dem südeuropäischen<br />

Land vorstellen – und wie es wirklich<br />

ist.<br />

2.+3.5., Tempodrom<br />

Katharine Mehrling<br />

Sie braucht für den Titel ihres neuen<br />

Programms keinen Hinweis auf den<br />

Inhalt. Katharine Mehrling steht für<br />

stilsichere Chanson-Interpretationen<br />

mit Jazz-Affinität. „Drei Nächte“<br />

heißt das neue Programm und genauso<br />

lange konzertiert die Berlinerin<br />

im intimen Rahmen des Spiegelzelts.<br />

3.-5.5., Bar jeder Vernunft<br />

Ehrlich Brothers<br />

Seit 2000 stehen die Brüder gemeinsam<br />

auf der Bühne – und changieren<br />

als Weltklasse-Magier äußerst charmant<br />

zwischen scheinbar simplen<br />

Kartentricks und aufwendigen Illusionen,<br />

die den Schwerpunkt der<br />

aktuellen Show „Dream & Fly“ bilden,<br />

bei der erstmalig eine Live-Band für<br />

die entsprechende musikalische<br />

Atmosphäre sorgt.<br />

12.+13.5., Mercedes-Benz Arena<br />

Mia Pittroff<br />

Die Kabarettistin, Sängerin, Autorin,<br />

Mundartpoetin und frühere Poetry-<br />

Slammerin erkennt „Wahre Schönheit<br />

kommt beim Dimmen“ und<br />

schildert darin pointiert mal liebevolle,<br />

mal hinterfotzige Alltagsbeobachtungen.<br />

24.+25.5., Mehringhof-Theater<br />

Foto: Promo<br />

Präsentiert von:<br />

www.potsdamer-schloessernacht.de<br />

tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


Osan Yaran<br />

Er lebt in einem der Plattenbauten<br />

in einer Satellitenstadt am östlichen<br />

Rand von Berlin. Daher nennt er sich<br />

und eine seiner früheren Shows<br />

„Ost mane“. Auch im neuen Programm<br />

„Gut, dass du fragst“ erzählt<br />

er vom Alltag einer türkischen Familie<br />

– und der hat sehr wenig mit<br />

den Schubladen und vorgefertigten<br />

Kategorien zu tun, in die er immer<br />

wieder gesteckt wird. Anfang September<br />

stellt er an gleicher Stelle<br />

das neue Programm „Aus Prinzip“<br />

vor.<br />

1.6.+2.9., Tempodrom<br />

Bodo Wartke<br />

Längst adaptiert der sympathische<br />

Berliner Klavierkabarettist auch<br />

Klassiker des antiken Theaters. Während<br />

der Proben zu „Antigone“<br />

schrieb er neue Songs, die er begleitet<br />

von der dreiköpfigen Schönen-<br />

GutenA-Band unter dem Motto<br />

„Bodo Wartke in guter Begleitung“<br />

vorstellt. Den Abend komplettieren<br />

bekannte Songs seiner bisherigen<br />

sechs Programme, wie beispielsweise<br />

„Gaffer“ oder „Heilige Schrift 2.0“<br />

sowie Szenen aus Mozarts „Zauberflöte“.<br />

9.6., BKA Theater<br />

Horst Evers<br />

Der Meister der humorvollen Alltagsminiaturen<br />

arbeitet an einem<br />

neuen Programm. Bevor dieses in<br />

Kürze zur Premiere kommt, gibt es<br />

einige Tage lang eine ans Kino angelegte<br />

Sneak Preview.<br />

11.-16.6., Mehringhof-Theater<br />

Wellen, Sturm und<br />

steife Brisen<br />

Zum ersten Mal gastieren Patric<br />

Dull, Andreas Langsch, Martin Ruppel<br />

mit ihrer maritimen Show in<br />

Berlin. Muskeln spannen unter Matrosenanzügen,<br />

was besonders bei<br />

den Tanz- und Stepp-Einlagen deutlich<br />

wird. Darüber hinaus singen die<br />

Drei Shantys und Lieder, die von<br />

Ankunft und Abschied handeln.<br />

11.-30.6., Bar jeder Vernunft<br />

Andreas Rebers<br />

Mit dem Programm „Rumpelkinder<br />

und Schmuddelstilzchen“ verneigte<br />

sich der Kabarettist zuletzt vor dem<br />

Liedermacher Franz Josef Degenhardt<br />

(1931-2011), der als Stimme<br />

der 68er-Bewegung und Gegner von<br />

Vietnamkrieg, Notstandsgesetzen<br />

und Radikalenerlass wirkte. Kapitalismuskritisch<br />

mutet auch „Rein<br />

geschäftlich“, das den Trend zur<br />

Daueroptimierung und Gewinnmaximierung<br />

bissig aufs Korn nimmt.<br />

13.+14.6., Die Wühlmäuse<br />

The Cast<br />

Das Vokabel-Ensemble mit dem<br />

Gestus einer lässigen Rockband feierte<br />

kürzlich das zehnte Jubiläum.<br />

The Cast besteht aus ausgebildeten<br />

Opernsänger:innen, die auf der Bühne<br />

den Hintergrund ihrer Lieblingsarien<br />

pointiert und fernab steifer<br />

Etikette erst erläutern und diese<br />

anschließend stimmgewaltig intonieren.<br />

Für das <strong>Sommer</strong>-Special in<br />

der ufaFabrik haben die sympathischen<br />

Sänger:innen ihr Repertoire<br />

noch einmal deutlich erweitert.<br />

16.6., ufaFabrik<br />

Herr Schröder<br />

Okay, bei dem, was man aus Berliner<br />

Schulen hört, fragt man sich, ob<br />

man darüber noch Comedy machen<br />

muss – schließlich gibt es genügend<br />

Realsatire. Andererseits ist irgendwie<br />

auch vermessen, wie viele<br />

selbsternannte Bildungs expert:innen<br />

es gibt, bloß weil sie selbst mal<br />

die Schulbank drückten. Beim Charlottenburger<br />

Johannes Schröder<br />

verhält es sich anders: Er wirkte als<br />

Deutsch- und Englischlehrer und<br />

absolvierte eine Zusatzausbildung<br />

für Darstellendes Spiel. Sein Blick<br />

auf die Schüler ist nach wie vor von<br />

viel Sympathie geprägt, sein Blick<br />

aufs Schulsystem hingegen nicht,<br />

wie er in „Nachsitzen“ erläutert.<br />

22.+23.6., Tempodrom<br />

Cabaret<br />

Ein Dauerbrenner feiert Jubiläum:<br />

Seit 20 Jahren hebt sich der Vorhang<br />

des Kult-Musicals alle <strong>Sommer</strong><br />

wieder – erst in der Bar jeder Vernunft,<br />

seit Längerem im Tipi am<br />

Kanzleramt: „Willkommen! Bienvenue!<br />

Welcome!“<br />

13.7.-6.10., Tipi am Kanzleramt<br />

Fil<br />

Offensichtlich wurde er zuletzt<br />

gleich von mehreren Musen geküsst:<br />

Alle paar Monate stellt Fil mittlerweile<br />

ein neues Programm vor. Nach<br />

dem famosen Ein-Mann-Musical<br />

„Cringe“ folgt nun „Wege zum Glück<br />

und wieder zurück“. Warum Unsummen<br />

für selbsternannte Life-Coaches<br />

ausgeben, wenn der gebürtige<br />

Reinickendorfer den Weg weist zum<br />

„inneren Leuchten“?<br />

17.-20.7., ufaFabrik<br />

Trevor Noah<br />

Der südafrikanische Comedian<br />

kommt mit „Off the Record“ zurück<br />

nach Berlin. Es sei „treffsicher, böse<br />

und brav“ zugleich, urteilte der „Tagesspiegel“<br />

und erklärte den ehemaligen<br />

„Daily-Show“-Moderator<br />

zum „Anti-Nuhr“.<br />

1.8., Mercedes-Benz Arena<br />

ENGLISH THEATRE BERLIN<br />

International Performing Arts Center<br />

www.cbz.events<br />

08. - 11.05.<strong>2024</strong><br />

Admiralspalast<br />

Berlin<br />

BROKENTALKERS | PAN PAN THEATRE<br />

DEE MULROONEY | EVA O‘CONNOR<br />

PAT KINEVANE | BECKETT<br />

MARCH 28 - JUNE 8<br />

ETBERLIN.DE<br />

tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong> 2 3


KLASSIK<br />

Messeschlager<br />

Gisela<br />

Im <strong>Sommer</strong> 2023 debütierte<br />

Axel Ranisch mit seiner<br />

furiosen Inszenierung des<br />

Händel-Oratoriums „Saul”<br />

an der Komischen Oper. Nun<br />

nimmt sich der Film- und<br />

Musiktheaterregisseur an<br />

der neuen Spielstätte des<br />

Hauses einer DDR-Operette<br />

an. Gerd Natschinskis Werk<br />

(1960) avancierte rasch zum<br />

Kassenschlager: Erzählt wird<br />

die sympathische Geschichte<br />

des Underdogs Gisela, die<br />

sich mit ihren Modeentwürfen<br />

gegen Funktionäre<br />

durchsetzt.<br />

Zelt am Roten Rathaus<br />

Rathausstr. 1, Mitte, 8.6.,<br />

20 Uhr (P), Aufführungen<br />

bis 7.7., ab 20 €,<br />

www.komische-oper-berlin.de<br />

Leif Ove Andsnes<br />

Der Norweger ist für seine präzisen,<br />

aber unprätentiösen Interpretationen<br />

unter anderem von Beethoven,<br />

Liszt und Chopin bekannt. Bei seinem<br />

Solodebüt im Pierre Boulez Saal<br />

widmet er sich neben Schubert und<br />

Brahms mit Geirr Tveitt (1908–<br />

1981) einem Komponisten, der außerhalb<br />

Norwegens größtenteils<br />

unbekannt ist. Die Klaviersonate Nr.<br />

29 „Sonata Etere“' op. 129 ist eines<br />

der wenigen Partituren, die einen<br />

schweren Brand in seinem Haus<br />

1970 überstanden.<br />

20.3., Pierre Boulez Saal<br />

Elektra<br />

Sind wir auf ewig verdammt, die<br />

Fehler unserer Eltern zu wiederholen?<br />

Zumindest suggeriert dies der<br />

Atriden-Mythos. König Agamemnon<br />

opfert im Krieg gegen Troja die eigene<br />

Tochter Iphigenie. Daraufhin<br />

tötet Klytaimestra ihren Ehemann<br />

Agamemnon. Dessen Tochter Elektra<br />

sinnt auf Rache und bringt ihren<br />

Bruder Orest außer Landes, um ihn<br />

dort auf die Rolle des Rächers vorzubereiten.<br />

An der Staatsoper Unter<br />

den Linden feierte Waltraud Meier<br />

in der Rolle der Klytaimestra nach<br />

fast 50 Jahren kürzlich ihren Bühnenabschied.<br />

Unter Kirill Petrenkos<br />

Leitung führen die Berliner Philharmoniker<br />

die Richard-Strauss-Oper<br />

Wiener<br />

Philharmoniker<br />

Es handelt sich um eines der weltweit<br />

renommiertesten Orchester:<br />

Die Wiener Philharmoniker verbindet<br />

seit langem eine künstlerische<br />

Partnerschaft mit Berlin: Viele Jahre<br />

eröffneten sie unter der Leitung<br />

Daniel Barenboims die Festtage der<br />

Staatsoper Unter den Linden. Erstmalig<br />

konzertieren die Musiker:innen<br />

nun mit Riccardo Muti am Pult in<br />

der Waldbühne. Unter dem Motto<br />

„Eine europäische Nacht“ wird eine<br />

humanistische Vision zelebriert. So<br />

erklingen u.a. die Suite aus de Fallas<br />

Ballett „Der Dreispitz“ und die Rhapsodie<br />

von Chabriers „España“<br />

Waldbühne Glockenturmstr. 1,<br />

Charlottenburg, 9.5., 20 Uhr, 29-88 €,<br />

www.waldbuehne-berlin.de<br />

Fotos: Jan Windszus; Lois Lammerhuber<br />

24 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


konzertant auf. Michaela Schuster<br />

gibt Klytaimestra. Die Titelpartie<br />

singt Nina Stemme.<br />

4.+7.4., Philharmonie<br />

Unerhörte Musik<br />

Vokalmusik nimmt im Werk György<br />

Ligetis eine besondere Rolle ein –<br />

zieht sich diese wie ein roter Faden<br />

durch sein Schaffen. Am bekanntesten<br />

sind sicherlich die beklemmenden<br />

choralen Werke, die im Score des<br />

Science-Fiction-Klassikers „2001 –<br />

Odyssee im Weltraum“ Verwendung<br />

fanden. Die aktuelle Edition der<br />

Konzert-Reihe stellt Partituren aus<br />

mehr als 40 Jahren vor. Neben Ligeti<br />

erklingen auch Kompositionen von<br />

u.a. Iris Szeghy, Hans Werner Henze<br />

und Wolfgang Rihm.<br />

9.4., BKA Theater<br />

West-Eastern Divan<br />

Orchestra<br />

Gemeinsam mit Daniel Barenboim<br />

und Bernd Kauffmann gründete der<br />

US-amerikanische Literaturwissenschaftler<br />

und -kritiker Edward Said<br />

(1935-2003) das aus arabischen,<br />

palästinensischen und israelischen<br />

Musiker:innen bestehende West-<br />

Eastern Divan Orchestra im Jahr<br />

1999. Die damit verbundene Barenboim-Said-Akademie<br />

beherbergt seit<br />

2017 den Pierre Boulez Saal, in dem<br />

das Orchester unter Leitung Barenboims<br />

jetzt das 25. Jubiläum feiert.<br />

Passend zum Bruckner-Jahr erklingen<br />

dessen 4. Symphonie sowie<br />

Felix Mendelssohn Batholdys Konzert<br />

für Violine und Orchester e-moll<br />

op. 64, bei dem Yamen Saadi als<br />

Solist wirkt – ein Absolvent der Barenboim-Said-Akademie.<br />

15.4., Pierre Boulez Saal<br />

Labor Sonor<br />

Die Konzertreihe stellt drei Werke<br />

zeitgenössischer Komponist:innen<br />

vor: Heather B. Frasch führt mit dem<br />

norwegischem Improvisations-Trio<br />

Parallax „Atmospheric Ghosts Lights<br />

II“. Sophie Watzlawick präsentiert<br />

ihren gänzlich analog entstanden<br />

Film „Où ces limites qui nous guettent<br />

se mettent à vaciller“, dessen<br />

Score der Schlagwerker Marcello<br />

Silvio Busato live begleitet. Zacrias<br />

Maia musiziert mit Alufolie und Alltagsgegenständen.<br />

22.4., Ballhaus Ost<br />

Intermezzo<br />

In seinen ersten Musiktheater-Werken<br />

griff Richard Strauss auf literarische<br />

Stoffe (u.a. „Salome“, „Elektra“<br />

und „Die Frau ohne Schatten“) zurück.<br />

Doch mit seiner achten Oper<br />

(1924) irritierte der Komponist sein<br />

Publikum. Strauss schrieb das autofiktionale<br />

Libretto selbst – in den<br />

Hauptfiguren erkannten die<br />

Zuschauer:innen Strauss und seine<br />

Frau. Dabei brach der Komponist gar<br />

nicht mit damaligen Konventionen<br />

– denn in der Weimarer Republik<br />

verarbeiteten auch Kollegen wie<br />

Arnold Schönberg und Paul Hindemith<br />

zeitgenössische Stoffe. Allerdings<br />

blieb Strauss im Gegensatz zu<br />

diesen seiner bisherigen Tonsprache<br />

verhaftet. Tobias Kratzers Inszenierung<br />

bildet nach „Arabella“ (2023)<br />

den mittleren Teil einer Trilogie, in<br />

der der Regisseur unterschiedliche<br />

Momente einer Paarbeziehung analysiert.<br />

25.4., Deutsche Oper Berlin<br />

¡Silencio, por favor!<br />

Stille. Großerstädter:innen sehnen<br />

sich oft danach. Für andere löst die<br />

Vorstellung davon Beklemmungen<br />

aus. Nachdem John Cage einen<br />

schalldichten Raum betrat, stellte<br />

er später fest, dass es komplette<br />

Stille nie gäbe – denn er wurde dem<br />

Pochen seines Blutes gewahr. Das<br />

Kollektiv Björnsson / Marx und Opera<br />

Lab nähern sich mittels der Werke<br />

von John Cage und Cathy van Eck<br />

sowie mithilfe der Antennen von<br />

Klangkünstlerin Marta Zapparoli dem<br />

Phänomen der Stille an.<br />

27.4. English Theatre Berlin<br />

Le Nozze di Figaro<br />

„Cosi fan tutte“ bildete kürzlich den<br />

Auftakt zur Mozart-De-Ponte-Trilogie,<br />

die Kirill Serebrennikov an der<br />

Komischen Oper inszeniert. Mozarts<br />

Nachdenken über die Treue der Frauen<br />

vor dem Hintergrund von Verwechslungen<br />

und Verkleidungen<br />

wird mit viel Verständnis für die<br />

Fehlbarkeit von Figuren inszeniert.<br />

27.4., Komische Oper @ Schillertheater<br />

Rossum’s Universal<br />

Robots<br />

Das tschechische Wort robota bedeutet<br />

so viel wie Frondienst und<br />

geht zurück auf den Künstler Josef<br />

Čapek. Sein Bruder Karel schrieb<br />

1920 das dystopische Drama „R.U.R”,<br />

das von künstlich erschaffenen Menschen<br />

handelt, die in Fabriken ausgebeutet<br />

werden und schließlich<br />

dagegen opponieren. Das retro-futuristische<br />

Ensemble gamut inc.<br />

modifiziert in seiner Musiktheaterproduktion<br />

mit Librettist Frank Witzel<br />

den Stoff. Nach der Ausrottung<br />

der Menschheit fehlt den Androiden<br />

die Formel zur Reproduktion. Sie<br />

setzten ihre Hoffnung auf den letzten<br />

lebenden Menschen, der jedoch<br />

wenig Ahnung von Schaltkreisen hat.<br />

2.-4.5., Theater im Delphi<br />

Konzerthausorchester<br />

Berlin<br />

Der ehemalige Chefdirigent und jetzige<br />

Ehrendirigent Iván Fischer liebt<br />

es, Werke miteinander zu kombinieren,<br />

die auf den ersten Blick nicht<br />

zusammen passen. Beispielsweise<br />

Barock mit Minimal. Zwei Werke von<br />

Philipp Glass rahmen Johann Sebastian<br />

Bachs Kantate. „Herr, gehe nicht<br />

ins Gericht mit deinem Knecht“.<br />

3.-5.5., Konzerthaus<br />

Denis Kozhukhin<br />

Der russische Pianist wurde 2020<br />

für seine Mendelssohn- und Grieg-<br />

Interpretationen gleich zweimal für<br />

den renommierten Opus-Klassik-<br />

Preis nominiert: Als Instrumentalist<br />

des Jahres und für die solistische<br />

Einspielung. Bei seinem Konzert in<br />

der Wahl-Heimat Berlin knüpft<br />

Kozhukhin seine Auszeichnungen<br />

und somit an die Epoche der Romantik<br />

an, spielt mit Werken von Jörg<br />

Widmann aber auch zeitgenössische<br />

Kompositionen.<br />

16.5., Pierre Boulez Saal<br />

Wandelkonzert<br />

Die Musiker:innen des Rundfunk-<br />

Sinfonieorchesters Berlin (RSB) zieht<br />

es ins Grüne. In den Gärten der Welt<br />

führen mehrere Ensembles an diesem<br />

Pfingstsonntag verschiedene<br />

Werke auf – das Publikum bewegt<br />

sich von Spielort zu Spielort.<br />

19.5., Gärten der Welt<br />

Toxic Love Songs<br />

Regisseurin Magdalena Schnitzler<br />

überschreibt Bela Bartóks Oper „König<br />

Blaubarts Burg“ und erzählt von<br />

einem Serienkiller, der Frauen erst<br />

verführt und dann tötet. Statt eines<br />

Orchesters fokussiert das Arrangement<br />

elektronische Elemente.<br />

22.5., Neuköllner Oper<br />

Notturno<br />

Das kammermusikalische Format<br />

erfreut sich auch in der 15. Spielzeit<br />

äußerster Beliebtheit: Sobald der<br />

Museumsbetrieb gegen 22 Uhr zu<br />

Ende ist, packen Musiker:innen des<br />

Deutschen Symphonie-Orchesters<br />

ihre Instrumente aus und stellen<br />

Werke von u.a. Johann Sebastian<br />

Bach und Amy Beach gegenüber.<br />

24.5., Pergamon-Panorama<br />

Symphonic Mob<br />

Klassik als Flashmob? Warum nicht!<br />

Das DSO-Format feiert das zehnte<br />

Jubiläum. Unter Leitung von Marie<br />

Jacquot werden in der Shoppingmall<br />

Verdis „Trinklied“ und Händels „Halleluja“<br />

kostenfrei zum Besten gegeben.<br />

25.5., Mall of Berlin<br />

09.05.<strong>2024</strong><br />

WIENER<br />

PHILHARMONIKER<br />

RICCARDO MUTI<br />

Eine europäische Nacht<br />

PREMIERE IN DER<br />

©Lois Lammerhuber<br />

WALDBÜHNE<br />

Tickets auf myticket.de<br />

©Zani-Casadio -<br />

Courtesy of riccardomutimusic.com<br />

sowie an den bekannten VVK-Stellen<br />

tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong> 2 5


KLASSIK<br />

Hélène Grimaud<br />

Ihr Klavieranschlag ist klar und sanft zugleich. Die technische Finesse<br />

der französischen Piano-Poetin wirkt beeindruckend, gleichwohl<br />

schleicht sich in ihr Spiel kein Ausdruck von Routine ein. „Man muss<br />

stets so spielen, als sei nie etwas davor gewesen“, beschreibt sie ihre<br />

Hingabe bei einem Konzert. Begleitet von der Camerata Salzburg<br />

widmet sie sich Werken von Beethoven, Mendelssohn-Bartholdy<br />

und Schumann.<br />

Konzerthaus Gendarmenmarkt, Mitte, 17.6., 20 Uhr, 30-84 €,<br />

www.konzerthaus.de<br />

Melancholie<br />

des Widerstands<br />

Der 1989 erschienene, gleichnamige Roman<br />

von László Krasznahorkai bildet die Vorlage<br />

für die Uraufführung der „filmischen Oper”, die<br />

Marc-André Dalbavie komponierte. Regisseur<br />

David Marton zeichnet gemeinsam mit Guillaume<br />

Métayer für das Libretto verantwortlich.<br />

Das apokalyptische Werk, das sich durch eine<br />

beklemmende Atmosphäre auszeichnet, dirigiert<br />

Marie Jacquot (Foto), die zukünftig das<br />

Det Kongelige Teater in Kopenhagen leitet.<br />

Staatsoper Unter den Linden<br />

Unter den Linden 7, Mitte, 30.6., 18 Uhr (UA),<br />

bis 12.7., 10-100 €, www.staatsoper-berlin.de<br />

Chowanschtschina<br />

Als Modest Mussorgski 1881 starb,<br />

blieb die Oper ein Fragment. Fünf<br />

Jahre später kam sie trotzdem zur<br />

Uraufführung, allerdings von der<br />

Zensurbehörde noch einmal deutlich<br />

gekürzt. Denn obwohl der Komponist<br />

die Handlung ins Russland des 17.<br />

Jahrhunderts verlegte, waren die<br />

Anspielungen auf zaristische Machtspiele<br />

und zeitgenössische Entwicklungen<br />

zu offensichtlich. Claus Guth<br />

inszeniert die von Pjotr Tschaikowsky<br />

und später von Dmitri Schostakowitsch<br />

fertig gestellte Fassung.<br />

Simone Young dirigiert die Staatskapelle<br />

Berlin.<br />

2.6., Staatsoper Unter den Linden<br />

Die Frau ohne Schatten<br />

Im Gegensatz zu anderen Richard-<br />

Strauss-Werken wie „Elektra“ (1909)<br />

oder „Der Rosenkavalier“ (1911)<br />

ignorierten die Häuser lange Zeit die<br />

1919 in Wien uraufgeführte Oper um<br />

die Tochter eines Geisterkönigs, die<br />

nach ihrer Vermählung mit dem Kaiser<br />

des Traumlandes ihre magischen<br />

Eigenschaften wie auch die Fähigkeit,<br />

einen Schatten zu werfen, verliert.<br />

Ulrike Schwab inszeniert mit<br />

dem Schwerpunkt auf der Frage, wie<br />

eine Frau ein selbstbestimmtes Leben<br />

führen kann.<br />

11.6., Neuköllner Oper<br />

Festival im Funkhaus<br />

Fast 40 Jahre war das Rundfunk-<br />

Sinfonieorchesters in der Nalepastraße<br />

beheimatet. Im Juni kehrt es<br />

für drei Tage in den ehemaligen<br />

Radiostudio-Komplex zurück und<br />

lädt zu Orchesterkonzerten, Late<br />

Night mit DJ und Elektronik sowie<br />

zu Kammermusik ein.<br />

14.-16.6., Funkhaus<br />

Waed Bouhassoun<br />

Die syrische Oud-Spielerin Waed<br />

Bouhassoun begeisterte bereits<br />

2019 bei den Arabic Music Days im<br />

Pierre Boulez Saal mit Lyrik-Vertonungen<br />

aus ihrer Heimat. Im <strong>Sommer</strong><br />

kehrt sie gemeinsam mit dem<br />

2016 von Jordi Savall gegründeten<br />

und von ihr geleiteten Ensemble<br />

Orpheus XXI zurück. Auf dem Programm<br />

stehen traditionelle Melodien<br />

aus dem Iran, der Türkei, Osteuropa<br />

und Afrika.<br />

15.6., Pierre Boulez Saal<br />

The Gates Are (Nearly)<br />

Open<br />

Regisseur Sven Holm, Dirigent Vicente<br />

Larrañaga sowie der Performancekünstler<br />

und Dramaturg Sebastian<br />

Bark gründeten 2002 Novoflot.<br />

Seitdem ist die freie Opernkompanie<br />

in Berlin beheimatet – und für ihre<br />

ortsspezifischen Arbeiten bekannt.<br />

Vor der Volksbühne schließt Novoflot<br />

an die Münchner Uraufführung<br />

wenige Tage zuvor an. Der<br />

Musiktheaterabend für zwei<br />

Schauspieler:innen, Sängerin und<br />

Gesangsquartett setzt sich mit Ideen<br />

zur Mobilität der Zukunft auseinander.<br />

21.-23.6., vor der Volksbühne<br />

Berliner<br />

Philharmoniker<br />

Das Saisonabschlusskonzert führt<br />

traditionell in die Waldbühne, wo<br />

Chefdirigent Kirill Petrenko höchstpersönlich<br />

am Pult stehen wird.<br />

Immerhin gibt es etwas zu feiern:<br />

Denn 1984 konzertierte das Orchester<br />

hier zum ersten Mal. Beim Jubiläum<br />

wirkt Starpianistin Yuja Wang<br />

mit, die den Solopart in Sergei Rachmaninows<br />

Rhapsodie über ein Thema<br />

von Paganini übernimmt. Der<br />

Run auf die letzten Tickets hat bereits<br />

begonnen.<br />

22.6.,Waldbühne<br />

West-Eastern Divan<br />

Orchestra<br />

Zuletzt konzertierte Star-Geigerin<br />

Anne-Sophie Mutter 2019 mit dem<br />

Ensemble. Mittlerweile wurde sie zu<br />

einem Ehrenmitglied des West-<br />

Eastern Divan Orchestras ernannt.<br />

Grund genug, beim traditionellen<br />

<strong>Sommer</strong>-Open-Air in die Waldbühne<br />

zu kommen. Unter der Leitung von<br />

Daniel Barenboim erklingen Johannes<br />

Brahms’ Konzert für Violine und<br />

Orchester D-Dur op. 77 sowie Franz<br />

Schuberts Symphonie Nr. 8 C-Dur D<br />

944 („Große C-Dur-Symphonie“).<br />

9.8., Waldbühne<br />

Fotos: Werner Kmetitsch; Mat Hennek<br />

26 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


Neue Abenteuer im<br />

Großstadt-Alltag mit Kindern<br />

Tip Berlin Media Group GmbH, Müllerstraße 12, 13353 Berlin<br />

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FAMILIE<br />

Maskerade - ein Musical<br />

Vier Tage lang gastiert das Tamuthea Ensemble<br />

im Atze Musiktheater mit dem Musical von Tom<br />

van Hasselt (Musik) und Matthias Busch (Text<br />

und Regie). Die Produktion für Zuschauende ab<br />

elf Jahren spielt an einem feudalen Hof. Zutritt<br />

zur exklusiven Gesellschaft gibt‘s nur mit teurer<br />

Maske, die sich einfache Menschen nicht leisten<br />

können. So formt sich Widerstand gegen die Zwei-<br />

Klassen-Gesellschaft.<br />

Atze Musiktheater Luxemburger Str. 20, Wedding,<br />

17.-20.5., 22, erm. 15 €, www.atzeberlin.de<br />

Die jüngste<br />

Tochter<br />

Fatima Daas’ gleichnamiger<br />

Debütroman kommt in einer<br />

Bearbeitung von Leyla-<br />

Claire Rabih für Jugendliche<br />

ab 14 Jahren auf die Bühne.<br />

Fatima ist auch der Name<br />

der jugendlichen Protagonistin,<br />

die als Tochter<br />

von algerischen Einwanderern<br />

in einem Pariser<br />

Vorort aufwächst. Hin- und<br />

hergerissen zwischen den<br />

Traditionen der Familie und<br />

der westlichen Kultur entdeckt<br />

sie im Schreiben ein<br />

lebenswichtiges Ventil.<br />

Theater an der Parkaue<br />

Parkaue 29, Lichtenberg,<br />

8.6., 18 Uhr, weitere<br />

Aufführungen im Juni,<br />

www.parkaue.de<br />

Halt<br />

Die Performance des inklusiven Grips-<br />

Jugendclubs Banda Agita stellt sich und<br />

den Zuschauenden ab zwölf Jahren die<br />

Frage: Wer bin ich? Damit geht die Überlegung<br />

einher, wie ein erfülltes Leben<br />

aussehen kann. Und wer lehrt das? Vor<br />

allem aber, wo finden Menschen Halt,<br />

wenn sie einmal ins Straucheln geraten?<br />

Grips Podewil Klosterstr. 68, Mitte, 11.5., 19<br />

Uhr (P), weitere Termine: 12.+13.5., 13.-15.7.,<br />

www.grips-theater.de<br />

Arbeitstreffen Landesschultheater<br />

Berliner Schulen stellen innovative und ästhetisch außergewöhnliche<br />

Produktionen vor. Es beteiligen sich u.a. das Arndt Gymnasium<br />

und die Mildred-Harnack-Schule (Foto).<br />

Pumpe Lützowstr. 42, Tiergarten, 11.-15.3., 18 Uhr, www.lvts-berlinde<br />

Fotos: Meike Kenn; Oana Cîrpan; FS Hain; Pekka Helstelä<br />

28 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


Chaos Kompass<br />

Die Choreografin Bahar Meriç geht<br />

mit Menschen zwischen 16 und 27<br />

Jahren der Frage nach, wie ihr innerer<br />

Kompass funktioniert. Wo fühlen<br />

sie sich zugehörig und welche Entscheidungen<br />

sind zukunftsweisend?<br />

9.4., Theater an der Parkaue<br />

Viertel vor Nacht<br />

Melanie Florschütz und Michael Döhnert<br />

kreieren gänzlich ohne Lautsprache<br />

für Kinder ab vier Jahren<br />

bunte Fantasiewelten. Die Mischung<br />

aus Figuren- und Objekttheater mit<br />

Live-Musik lässt Teppiche tanzen<br />

und durch die Luft schweben – und<br />

mittendrin huschen zauberhafte<br />

Wesen umher.<br />

10.-12.4., Schaubude Berlin<br />

Kinderlieder<br />

Die Sopranistin Simone Easthope<br />

und der Pianist Jonathan Ware laden<br />

Eltern und ihre Babys zu einem entspannten,<br />

45-minütigem Programm<br />

am Vormittag. Thematisch bewegen<br />

sie sich im Wald und beobachten die<br />

Vögel – in Form von Liedern von u.a.<br />

Schubert, Schumann und Grieg.<br />

20.+21.4., Pierre Boulez Saal<br />

Einfach Mozart<br />

Der Salzburger Komponist schrieb<br />

seine erste Oper im Alter von gerade<br />

einmal zwölf Jahren. 30 Kinder begeben<br />

sich unterstützt durch Mitglieder<br />

der Staatskapelle Berlin auf<br />

die biografische Spurensuche und<br />

illus trieren an diesem Nachmittag,<br />

welche Bedeutung die Schwester für<br />

Mozart hatte, welche Reisen er unternahm<br />

– und welche großartige<br />

Musik er schrieb.<br />

28.4., Staatsoper Unter den Linden<br />

Zauberdrache Mo<br />

Die Geschichte von John von Düffel<br />

und Rüdiger Ruppert entführt Kinder<br />

ab vier Jahren in das Land Pyromanien,<br />

in dem Menschen und Drachen<br />

friedlich vereint zusammenleben<br />

und -arbeiten. Der kleine Mo kann<br />

dabei nur zugucken: Das Feuerspucken<br />

will ihm nicht gelingen und<br />

er leidet an Flugangst. Doch als er<br />

eine Trompete entdeckt, findet er<br />

seine Bestimmung.<br />

28.4., Deutsche Oper<br />

Expedition zum<br />

großen Glück<br />

In der neuen Produktion des Theaters<br />

Morgenstern begeben sich Kinder<br />

ab 6 Jahren vom S-Bahnhof<br />

Grunewald aus in ein Feldforschungs-Basis-Camp<br />

und helfen<br />

Forschenden dabei, eine Freundschaftsmaschine<br />

zu bauen.<br />

6.-21.5., Grunewald<br />

Rasselbande<br />

Gleich zweimal an diesem Nachmittag<br />

steht das 30-minütige Konzert-<br />

Format an, bei dem sich Kinder<br />

zwischen drei und zwölf Monaten zu<br />

Klassik-Klängen bewegen können.<br />

12.5., Konzerthaus<br />

The London Baroque<br />

Playlist<br />

Im London des 18. Jahrhunderts<br />

waren Händel-Melodien das, was<br />

heute die Songs von Lady Gaga oder<br />

Beyoncé sind – Musik, die alle kennen.<br />

John Walsh arrangierte die Werke<br />

gemeinsam mit dem Komponisten<br />

für Flöte und Bass, sodass diese auch<br />

zu Hause nachgespielt werden konnten.<br />

Blockflötist Stefan Temmingh<br />

knüpft daran bei diesem Konzert für<br />

Kinder und Erwachsene an.<br />

23./25.+26.5., Pierre Boulez Saal<br />

Frederick<br />

Gleich soll „Rotkäppchen“ starten.<br />

Doch als die Puppenspiel-Compagnie<br />

die Requisiten überprüft, stellt sie<br />

fest, dass der Korb leer ist. Der Mäusejunge<br />

Frederick und seine Freunde<br />

sind dabei, Vorräte für den Winter<br />

zu sammeln. Sie erklären dem verblüfften<br />

Rotkäppchen und dem Wolf,<br />

was alles für einen langen Winter<br />

benötigt wird. – Puppenspiel für<br />

Kinder ab vier Jahren.<br />

4.+5.6., Das Weite Theater<br />

Neuköllner<br />

Theatertre f en der<br />

Grundschulen<br />

Das renommierte Festival eröffnet<br />

traditionell im Heimathafen Neukölln,<br />

wo im Laufe eines Monats<br />

Schüler:innen (nicht nur aus Neukölln)<br />

aktuelle Stückentwicklungen<br />

vorstellen. Weitere Aufführungsorte<br />

sind u.a. das Gemeinschaftshaus<br />

Neukölln und zahlreiche Grundschulen<br />

im Bezirk.<br />

10.6.-10.7., diverse Orte<br />

Bumm! Krach! Boing!<br />

Was bedeutet Macht? Und wem wird<br />

sie nicht zugestanden? Gemeinsam<br />

mit Ensemble-Mitgliedern des Theaters<br />

Thikwa entsteht unter der<br />

Regie von Sabine Trötschel eine<br />

Stückentwicklung, deren Ziel das<br />

Empowerment von Kindern und<br />

Künstler:innen mit Behinderung ist.<br />

20.6., Grips/Hansaplatz<br />

Poseidon und die<br />

Plastiksee<br />

Das Ensemble Pariser Flair zeigt ein<br />

musikalisches Umweltmärchen für<br />

klein und groß als Operncollage mit<br />

originellen Recycling-Instrumenten<br />

und -Kostümen aus Müll und Plastik.<br />

21.6., Gemeindesaal der Auenkirche<br />

Starke Komponisten-Portraits im ATZE Abendprogramm<br />

Berlins größtes Kinder- und Jugendtheater spielt jetzt auch<br />

am Abend. Mit „Bach – Das Leben eines Musikers“ und<br />

„Beethoven – Ein Leben“ kann man hier aktuell zwei Künstlerpersönlichkeiten<br />

in lebendigen, einfühlsamen Portraits erleben.<br />

Mit großem Chor und Orchester besetzt und viel Originalmusik<br />

werden dabei – wie immer im ATZE Musiktheater – die<br />

Musiker:innen ins Bühnengeschehen einbezogen.<br />

Regisseur Thomas Sutter gelingt es zudem, die beiden Giganten<br />

informativ in ihren jeweiligen historischen Kontext einzubetten<br />

und gleichzeitig als Menschen nahbar zu machen.<br />

Bach: 8.& 9. März 18 Uhr<br />

Beethoven: 7. April 16 Uhr,<br />

9. April 19 Uhr<br />

ATZE Musiktheater,<br />

Luxemburger Str. 20, 13353 Berlin<br />

Overture<br />

Overture<br />

Angels’ Atlas<br />

URAUFFÜHRUNG<br />

28. April <strong>2024</strong><br />

Staatsoper Unter den Linden<br />

Choreographien<br />

von Marcos Morau<br />

und Crystal Pite<br />

tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong> 29


MEINE HIGHLIGHTS<br />

Da will<br />

ich hin<br />

Berliner Kulturschaffende<br />

verraten, auf welche<br />

Veranstaltungen der nächsten<br />

Zeit sie sich freuen<br />

Fabienne Dür<br />

Die 30-jährige Theaterautorin<br />

und -regisseurin<br />

ist Dramaturgin an der<br />

Vagantenbühne Berlin.<br />

Zuletzt inszenierte sie<br />

dort mit Felix Theissen<br />

Duncan Macmillans<br />

Ein-Personen-Stück<br />

„All das Schöne“, das am<br />

8., 9. und 30. März sowie<br />

am 12. und 13. April wieder<br />

auf dem Spielplan steht.<br />

1<br />

DIE LICHTEN SOMMER<br />

VON SIMONE KUCHER<br />

2<br />

SPIELERFRAUEN<br />

AM BERLINER ENSEMBLE<br />

3<br />

DIE<br />

HUNDEKOT-<br />

ATTACKE<br />

BEIM THEATERTREFFEN<br />

Am 5. März gehe ich auf jeden Fall zu<br />

Simone Kuchers Buchpremiere im<br />

Georg Büchner Buchladen. Simone ist<br />

ebenfalls Theaterautorin, schreibt fürs<br />

Hörspiel und bringt nun ihren ersten<br />

Roman raus. „Die lichten <strong>Sommer</strong>”<br />

handelt von einer jungen Frau, Liz, die<br />

in den Fünfzigern in einem kleinen<br />

Dorf in Süddeutschland aufwächst.<br />

Sie ist Tochter von Geflüchteten, die<br />

nach Kriegsende als Deutsche aus der<br />

ehemaligen Tschechoslowakei vertrieben<br />

wurden. Liz versucht, auf sich allein<br />

gestellt, den sozialen Aufstieg, während<br />

sie immer wieder mit einer Last aus<br />

der Vergangenheit konfrontiert wird,<br />

von der ihre Mutter nie gewagt hat, zu<br />

erzählen. Ich hatte noch keine Gelegenheit,<br />

in Simones Roman reinzulesen,<br />

bin aber schon sehr gespannt. Die<br />

Themen Schweigen, besonders im familiären<br />

Kontext, sozialer Aufstieg und<br />

Klassismus beschäftigen mich selbst<br />

immer wieder in meinen Texten.<br />

Georg Büchner Buchladen<br />

Di 5.3., 20 Uhr,<br />

www.georgbuechnerbuchladen.berlin<br />

Ich war in der vergangenen Spielzeit<br />

auf Empfehlung einer Freundin in „It’s<br />

Britney, Bitch!“ von Lena Brasch und<br />

Sina Martens am Berliner Ensemble<br />

und war sehr begeistert. Nun hat am 9.<br />

Mai ihr neues gemeinsames Stück Premiere:<br />

„Spielerfrauen“. Auch hier geht<br />

es um das Thema Schweigen – über<br />

Missstände und patriarchale Machtstrukturen<br />

im Profifußball. Und über<br />

Gewalt gegen Frauen, gegen „Spielerfrauen“.<br />

Im Ankündigungstext heißt es:<br />

„Frauen, die mit Spielern liiert sind,<br />

erheben, oft an lebenslange Verschwiegenheitspflichten<br />

gebunden, selten<br />

ihre Stimme. So stehen sie zwar ebenso<br />

im Scheinwerferlicht, dennoch bleiben<br />

sie oft unsichtbar, schließlich ist im goldenen<br />

Käfig Gleichberechtigung nicht<br />

vorgesehen.“ Die Hartnäckigkeit dieser<br />

Strukturen ist ein Thema, das im Theater<br />

bislang wenig beleuchtet wurde und<br />

ich bin gespannt auf den Abend und die<br />

Umsetzung.<br />

Berliner Ensemble<br />

Do 9.5., 20 Uhr (P),www.berliner-ensemble.de<br />

Schlussendlich freue ich mich auf das<br />

diesjährige Theatertreffen und auf die<br />

Einladung des Theaterhaus Jena. Ich<br />

konnte letztes Jahr als Teil des Mentoringprogramms<br />

Re:balance der Rudolf<br />

Augstein Stiftung u.a. Pina Bergemann<br />

kennenlernen, die Teil des Ensembles<br />

in Jena ist und auch an dieser Arbeit<br />

beteiligt war.<br />

Das Stück behandelt einen realen<br />

Vorfall: Den Fäkalien-Angriff in der<br />

Staatsoper Hannover im Februar 2023.<br />

Neben der Kunst-Kritik-Debatte geht<br />

es um mehr: um Machtstrukturen im<br />

Theater, und den Geniekult.<br />

Spannend daran ist für mich vor allem,<br />

dass die Produktion kollektiv – unter<br />

Beteiligung der Spielenden, der Regie<br />

und der Dramaturgie – entstanden ist,<br />

da ich in meiner eigenen Arbeit auch<br />

immer mehr feststelle, dass ich lieber<br />

im Austausch arbeiten möchte als<br />

allein am Schreibtisch oder in starren<br />

Hierarchien.<br />

Haus der Berliner Festspiele<br />

Theatertreffen vom 2.-19. Mai,<br />

www.berlinerfestspiele.de<br />

Foto: Felix Theissen<br />

30 tip Berlin Bühne <strong>Frühjahr</strong> <strong>2024</strong>


4.3. / 6.5. /<br />

1.7. / 29.7. /<br />

2.9. / 4.11.<br />

14.4. /<br />

30.6. /<br />

14.-16.8. /<br />

2.10. / 6.12.<br />

13+14.6. /<br />

19.+20.12.<br />

30.7.-1.8. /<br />

10.-12.12.<br />

LACH-STOFF<br />

INGO APPELT<br />

ANDREAS REBERS<br />

WILLY ASTOR<br />

13.3. / 15.+16.10.<br />

STARBUGS<br />

17.+18.3.<br />

MARTINA<br />

SCHWARZMANN<br />

17.+18.4.<br />

WLADIMIR KAMINER<br />

24.-26.4.<br />

EURE MÜTTER<br />

16.-18.6.<br />

DIE FEISTEN<br />

19.6. / 18.12.<br />

STEFAN DANZIGER<br />

4.8.<br />

SKY DU MONT<br />

INGMAR STADELMANN<br />

TRIFFT<br />

25.3.<br />

ILKA BESSIN<br />

24.6.<br />

LUKE MOCKRIGDE<br />

20.8.<br />

CHRIS TALL<br />

29.4.-3.5.<br />

BERND STELTER<br />

4.5. / 27.12.<br />

DER TOD<br />

21.6.<br />

SEKT AND THE CITY<br />

25.6.<br />

SYBILLE BULLATSCHEK<br />

8.-11.8.<br />

FRIEDA BRAUN<br />

22.+23.8.<br />

MICHAEL HATZIUS<br />

30.+31.3. /<br />

4.5. / 1.6. /<br />

31.8. / 14.9. / 19.10.<br />

28.8.<br />

ATZE SCHRÖDER<br />

25.11.<br />

JÖRG THADEUSZ<br />

FRANK LÜDECKE<br />

1.4. / 3.6. / 7.10. / 2.12.<br />

DER BLAUE MONTAG<br />

5.5. / 10.11.<br />

VINCE EBERT<br />

10.5.<br />

STEFAN GWILDIS<br />

13.+14.5. / 10.9. / 11.+12.11.<br />

NIGHTWASH<br />

4.+5.7.<br />

EMMI & WILLNOWSKY<br />

6.+7.7. / 31.10. /<br />

1.11. / 23.12.<br />

DR. POP<br />

27.8.<br />

GUIDO CANTZ<br />

29.+30.8.<br />

RENÉ MARIK<br />

4.-6.9. / 21.+22.9.<br />

HORST EVERS<br />

4.4. / 6.+7.8.<br />

PIET KLOCKE<br />

16.5. / 1.9.<br />

SIMONE SOLGA<br />

9.7.<br />

DAVE DAVIS<br />

11.+12.7.<br />

WOLFGANG TREPPER<br />

18.9.<br />

CHRISTINE PRAYON<br />

6.+7.4.<br />

24.+25.9.<br />

WILFRIED SCHMICKLER<br />

11.-13.4. / 25.-27.7.<br />

FLORIAN SCHROEDER<br />

22.-25.5.<br />

PAWEL POPOLSKI<br />

22.-24.7.<br />

LISA FITZ<br />

URBAN PRIOL<br />

Tickets & Infos Tel. 030 – 30 67 30 11 www.eventim.de www.wuehlmaeuse.de<br />

27.9.<br />

MARIA CLARA GROPPLER


R e gie: Christoph Drewit z<br />

Choreograf ie: Jonathan Huor<br />

Jetzt<br />

Tickets<br />

sichern!<br />

S C A N M I C H !<br />

W E L T P R E M I E R E<br />

5. Mai <strong>2024</strong><br />

T H E AT E R D E S W E S T E N S<br />

w w w . m u s i c a l s b e r l i n . c o m

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