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Jennifer Ebert: Christus praesens angesichts des Volkes Israel (Leseprobe)

Jennifer Ebert bewegt sich in Ihrer Dissertation »Christus praesens angesichts des Volkes Israel« an den Schnittstellen von Liturgie, Christologie und Israeltheologie. Die Arbeit untersucht theologische Ansätze einer nicht antijudaistischen Christologie, kirchliche Verlautbarungen zum Verhältnis von Kirche und Israel und aktuelle gottesdienstliche Praxis unter der Prämisse, dass Liturgie, Gebet und Credo ein implizites Glaubenswissen auch zur Haltung gegenüber dem Judentum maßgeblich prägen. Die Ergebnisse der Untersuchungen reflektiert Ebert daraufhin systematisch-christologisch mit dem Ergebnis, dass in jedem Gottesdienst der Christus iudaeus praesens gefeiert wird.

Jennifer Ebert bewegt sich in Ihrer Dissertation »Christus praesens angesichts des Volkes Israel« an den Schnittstellen von Liturgie, Christologie und Israeltheologie. Die Arbeit untersucht theologische Ansätze einer nicht antijudaistischen Christologie, kirchliche Verlautbarungen zum Verhältnis von Kirche und Israel und aktuelle gottesdienstliche Praxis unter der Prämisse, dass Liturgie, Gebet und Credo ein implizites Glaubenswissen auch zur Haltung gegenüber dem Judentum maßgeblich prägen. Die Ergebnisse der Untersuchungen reflektiert Ebert daraufhin systematisch-christologisch mit dem Ergebnis, dass in jedem Gottesdienst der Christus iudaeus praesens gefeiert wird.

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30 2Methodologische Grundlegung zu Gottes Gegenwart im Gottesdienst<br />

»Das Licht der Hoffnung und die Wegleitung für die Zukunft, schon gespiegelt in den<br />

alten Texten, kommt von ›vorne‹ aus der Richtung <strong>des</strong> Gegenentwurfs, der Kritik, die<br />

in den biblischen ›Gerichtsbildern‹ aufleuchtet, aber vor allem aus dem Entwurf einer<br />

von Liebe, Gewaltlosigkeit und Friede geregelten Welt.« 52<br />

2.1.2 Perspektivismus und christliche Perspektive<br />

Eine perspektivistische Theologie nimmt nach Paul van Buren in der Partikularität<br />

ihren Ausgangspunkt:<br />

»Jedoch ist der Tod, der mit Sicherheit unser Ende bestimmt, der Ausgangspunkt<br />

unseres Nachdenkens über den Weg, auf dem wir uns befinden, denn er führt uns vor<br />

Augen, wer und wo wir sind: Geschöpfe, nicht der Schöpfer; mit unseren Füßen im<br />

Staub, nicht in den Wolken.« 53<br />

Sybille Krämer bezeichnet diese Sicht als ein ›nichtintellektualistisches Weltbild‹,<br />

das keine ideale Sprache zum Ausgangspunkt der Überlegungen heranzieht,<br />

sondern sich mit dem vorfindlichen Sprechen beschäftigt, sowie es sich zeigt<br />

ohne Ableitung von einer idealen eigentlichen Größe darüber oder dahinter:<br />

»Der ›intellektualistische Fehlschluß‹ besteht also nicht darin, einen Begriff oder ein<br />

Modell von Sprache zu bilden, dieses ›noumenale Gebilde‹ dann mit einem Realitätsindex<br />

zu versehen und schließlich das je<strong>des</strong>malige Sprechen für die Wirklichkeit<br />

der reinen Sprache selbst zu halten. Es wird nicht einfach Modell und Wirklichkeit<br />

verwechselt, vielmehr wird die Wirklichkeit verwandelt in eine Repräsentation <strong>des</strong><br />

Modells, was stets zuungunsten der Wirklichkeit ausfallen wird. Der Fehlschluß<br />

besteht also darin, daß die Wirklichkeit <strong>des</strong> Sprechens so angesehen wird, als ob sie<br />

Repräsentation, genauer: eine Instantiierung der Sprache sei.« 54<br />

Der nichtintellektualisierten Weltsicht, der der Perspektivismus zuzuordnenist,<br />

rechnet Krämer Theoretiker zu wie Ludwig Wittgenstein, Niklas Luhmann, John<br />

L. Austin, JaquesDerrida, Judith Butler, Jaques Lacan und weitere. Diese werden<br />

von Krämer als Vertreter einer »flachen Ontologie« 55 bezeichnet, die nicht zwischen<br />

»raum-zeitlich situiertem Vollzug und einer hinter diesem Vollzug lokalisierbaren<br />

Ebene einer zeitlosen, idealen Struktur […]unterscheiden«. 56 Sprache<br />

52<br />

53<br />

54<br />

55<br />

56<br />

Ritschl/Hailer, Grundkurs christliche Theologie, 391.<br />

Van Buren, Theologie <strong>des</strong> christlich-jüdischen Diskurses, 11.<br />

Krämer, Sprache, Sprechakt, Kommunikation, 105.<br />

Krämer, Sprache, Sprechakt, Kommunikation, 272.<br />

Krämer, Sprache, Sprechakt, Kommunikation, 269.

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