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EIN EUROPÄISCHER WIZO-KONGRESS IM ZEICHEN DES TERRORS IN ISRAEL<br />
Engagierte Hilfe für die Menschen in Israel und verstärktes Engagement gegen Antisemitismus<br />
Nur eine Woche nachdem die Hamas den Krieg in Israel<br />
begonnen hatte, fanden sich Frauen aus ganz Europa zum<br />
ECWF (European Congress of WIZO Federations) in Oxford<br />
ein. Wir alle, die wir uns für die WIZO engagieren, reisten mit<br />
gemischten Gefühlen an. Wie sollten wir über unsere Ziele,<br />
Programme und Errungenschaften im vergangenen Jahr im<br />
sicheren Hafen Oxfords reden, während sich unsere Familien,<br />
Angehörigen, Freundinnen und Freunde in einem brutalen<br />
Krieg befinden?<br />
Gleich Freitagnachmittag versammelten wir uns im Rathaus<br />
von Oxford, um einem Zoom-Meeting mit Anita Friedman,<br />
unserer Chairperson von WORLD WIZO, beizuwohnen.<br />
Zu diesem Zeitpunkt waren alle unsere Einrichtungen<br />
in Israel geschlossen, der Betrieb konnte bei ständigem Raketenalarm<br />
nicht aufrecht erhalten werden. Anita hat uns anschaulich<br />
über das Massaker, das die Hamas nur eine Woche<br />
zuvor angerichtet hatte, informiert. Frauen aus dem Publikum<br />
sind aufgestanden, haben von ihren Angehörigen im Krieg berichtet.<br />
Es wurde viel geweint, aber der Zusammenhalt und<br />
die Anteilnahme waren gleichzeitig erhebend.<br />
Junge Frauen mobilisieren<br />
Als erste Rednerin trat Micaela Siv, die Enkeltochter der<br />
WIZO-Gründerin Rebecca Sief, auf die Bühne. Ihre Worte<br />
waren mitreißend und bewegend: Sie erzählte von ihrer Jugend,<br />
sie hat 1975 aus England Alija gemacht. Schon damals<br />
empfand sie sich als Jüdin in England an der Universität in<br />
Diskussionen über Israel, vor allem gegenüber muslimischen<br />
Studierenden, in der Minderheit, ihr fehlte Wissen zur Argumentation,<br />
um Israel zu verteidigen. Sie meinte, man habe sie<br />
und ihre Freund*innen damals nicht ausreichend ernst genommen,<br />
als sie forderten, es müsse mehr für das Image Israels<br />
in der Welt unternommen werden. Die Rede von Micaela war<br />
– ihrem Wesen entsprechend – weit mehr zukunftsorientiert<br />
als der Vergangenheit gewidmet. Sie hat uns alle motiviert, gemeinsam<br />
die Verjüngung unserer Organisation anzustreben,<br />
indem wir vor allem junge Frauen mobilisieren.<br />
Die jüngste Teilnehmerin der Tagung war mit nur 18 Jahren<br />
mit mir aus Wien angereist. Gemeinsam mit einer jungen<br />
Frau, die in London studiert und sich in ihren frühen Zwanzigern<br />
befindet, haben wir die Zukunft der WIZO thematisiert.<br />
Die Zukunft gehört den Jungen, sie gehen die Herausforderungen<br />
anders an und so soll es sein. Wir müssen sie mit unserer<br />
Erfahrung begleiten, aber sie werden es sein, die WIZO in<br />
die Zukunft führen.<br />
Antisemitismus und Antizionismus<br />
Antisemitismus in Form von Antizionismus war auch Thema<br />
des Vortrages von Professor Raymond Dwek und seiner Frau<br />
Sandra Dwek, sie berichteten über einen gelungenen Versuch,<br />
durch Annäherung zwischen englischen und israelischen Studierenden<br />
mehr Verständnis zu erwirken und den Antisemitismus<br />
an Hochschulen nachhaltig zu reduzieren. Seit Jahrzehnten ist<br />
Antisemitismus an den Universitäten von Oxford Thema. Unter<br />
den Mitgliedern der Oxford Jewish Community (OJC) kam<br />
die Idee auf, ein Stipendium ins Leben zu rufen, das jährlich einer<br />
Studentin oder einem Studenten aus Israel ermöglicht, den<br />
Staat Israel an der Brookes University Oxford zu präsentieren.<br />
2012 konnte erstmals ein israelischer Student der Ben Gurion<br />
Universität im Negev an die Brookes University kommen,<br />
seit 2013 wird dieses „Oxford Brookes Sam Zuckerberg Israel<br />
Scholarship“ von Roy J. Zuckerberg in Erinnerung an seinen<br />
Vater gespendet. Der Antisemitismus ist seither an der Brookes<br />
University enorm gesunken. Die Stipendiat*innen entstammen<br />
verschiedenen Ethnien in Israel, gerade muslimische Frauen<br />
konnten unter den sehr israelfeindlichen Gruppierungen an der<br />
Universität Oxford durch ihre Erzählungen über die ihnen gebotenen<br />
Möglichkeiten als muslimische Frauen an israelischen<br />
Universitäten viel bewegen. Was ein einzelner Student oder eine<br />
einzige Studentin an positivem Image für Israel bewegen kann,<br />
ist enorm.<br />
Baroness Ruth Deech sprach ebenfalls zu uns; seit Kriegsbeginn<br />
in Israel war der Antisemitismus im Vereinigten Königreich<br />
in nur einer Woche um 340 % angestiegen. Deech nahm<br />
Stellung zu den Auforderungen von verschiedenen Seiten, Israel<br />
möge Zurückhaltung zeigen, und verwies auf die Tatsache,<br />
dass nur von Israel so ein Vorgehen verlangt wird. Wer hätte<br />
während des 2. WK die Alliierten aufgefordert, Zurückhaltung<br />
bei der Bombardierung Dresdens zu zeigen? Deech verwies<br />
ebenso auf die inakzeptable Voreingenommenheit der UNO<br />
und ihrer Resolutionen gegen Israel, ebenso unterstrich sie, dass<br />
die Mehrheit in den Gremien der UNO von diktatorischen<br />
Staatsmännern dominiert wird.<br />
Auf diesen Punkt verwies auch unsere Ehrenpräsidentin Dr. in<br />
Hava Bugajer-Gleitman in ihrem Bericht über die UN. Sie stellte<br />
die Frage, ob es für die WIZO überhaupt Sinn mache, sich<br />
in einer dermaßen von antiisraelischer Agenda geprägten Organisation<br />
zu bemühen. Ein ganz klares Ja ist die Antwort. Selbst<br />
wenn wir auch nur eine Person für uns gewinnen können, hat<br />
sich das Bemühen schon gelohnt.<br />
22 Insider März 2024