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Aktuell Obwalden | KW 11 | 14. März 2024

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«Scheune vomDruck<br />

weggefegt worden»<br />

Ausdem Info-Bulletindes GemeindeführungsstabsLungern<br />

vom24.2.1999<br />

«Die Notstandsorganisation derGemeinde<br />

Lungern orientiert dieBevölkerung über<br />

dieangespannteLagedes Dorfes infolge<br />

akuter Lawinengefahr wiefolgt:Gestern<br />

nachmittags um ca.<strong>14.</strong>30 Uhrlöste sich an<br />

derGumme eine grosse Staublawine. Davon<br />

betroffenwurde dasGebietSchwand, Boden,<br />

Grundegg. Glücklicherweise kamendabei<br />

keineMenschenzuSchaden.Hingegensind<br />

verschiedene Gebäude in unterschiedlichem<br />

Masse getroffenworden. Eine Scheune ist<br />

vonder Staublawinebodeneben vomDruck<br />

weggefegt worden und andere Scheunen<br />

sind biszur Baufälligkeit beschädigt.(...)<br />

DieBrünigstrasse musste im Bereichab<br />

Giswil bisTschorrenfür jeglichenVerkehr<br />

–Fussgängerverkehr und Fahrzeugverkehr –<br />

gesperrt werden.ImMarchgraben befinden<br />

sich nochgrosse Schneemengen, dieinsehr<br />

erheblichemMasse eine Gefahr fürdie Bahnlinie<br />

und dieBrünigstrasse darstellen. (...)<br />

Wasdie ärztliche Versorgung betrifft,ist<br />

derDorfarztdahin orientiert,dassNotfälle<br />

in dasSpitalnachMeiringeneingewiesen<br />

werden.Notwendige Medikamentekönnen<br />

beiDr. Melk Durrer bezogenwerden. DieVersorgung<br />

derBevölkerung mitLebensmitteln<br />

istfür diekommendenzweiTagesichergestellt.Panik-Einkäufesollenunterbleiben.<br />

DieBevölkerung vonBürglen wird aufdem<br />

Seeweg versorgt.Gegenwärtig wird mitden<br />

zuständigenkantonalenStellengeprüft,ob<br />

am Donnerstagoderallenfalls Freitagein<br />

Lastwagenkonvoi mitLebensmitteln usw.<br />

geführtwerdendarf. DieMilchtanks in den<br />

Sennhüttensindgegenwärtig voll und Milch-<br />

Annahmen sind nichtmehrmöglich, bisdie<br />

Tanksgeleertund abgeführtwerdenkönnen.<br />

Es wird daherabgeklärt, ob dieinden SennhüttenangelieferteMilchmit<br />

denentsprechendenTankwagen<br />

übereinen Konvoi zur<br />

Verwertung abtransportiertwerdendarf.»<br />

kilometern spricht man von einem Orkan.<br />

Experten schätzten damals, dass auch die<br />

«Gumme»-Lawine eine Geschwindigkeit<br />

von weit über 200 Stundenkilometern erreicht<br />

hatte. Wären die Bewohner vorgängig<br />

nicht instruiert worden, wie sie sich im Fall<br />

eines Lawinenniedergangs zuverhalten haben,<br />

hätte es in Obsee Tote oder Verletzte<br />

geben können. Sepp Stalder erinnert sich<br />

noch genau, welches Bild sich ihm bot, als<br />

er kurz nach dem Lawinenniedergang das<br />

Schadensgebiet betrachtete. «Es sah aus,<br />

alshätte jemand mitBaumstämmenMikado<br />

gespielt.» DieBäume wurden nichtetwaentwurzelt,<br />

wie man es von starken Windböen<br />

kennt, sondern durch die schiere Wucht regelrecht<br />

abrasiert. «Wir sprechen hier von<br />

Stämmen mit bis zueinem Meter Durchmesser<br />

–weggespickt wie Streichhölzer.»<br />

Ebenfalls überrascht war er, dass viele tote<br />

Vögel auf dem Boden lagen, die der mächtigenStaublawine<br />

nichtentkommenwaren.<br />

Bürglenwirdper Schiff beliefert<br />

Die Wucht der Lawine war den Behörden<br />

derart in die Knochen gefahren, dass am<br />

selben Tag die Brünigstrasse gesperrt wurde.<br />

Denn auch inKaiserstuhl war ein ähnliches<br />

Szenario nicht auszuschliessen. Die<br />

Lungerer trugen diefolgenden Tage in Abgeschiedenheit<br />

mit Fassung. Die Versorgung<br />

mit Grundnahrungsmitteln war gesichert,<br />

für Notfälle konnten Helikopterflüge organisiert<br />

werden. Bürglen wurde via Schiff von<br />

Lungern aus mit Lebensmitteln versorgt.<br />

Dreh- und Angelpunkt dieser «Nachbarschaftshilfe»<br />

via Seeweg bildete übrigens<br />

derinBürglen wohnhafteJuristund spätere<br />

NationalratKarlVogler.<br />

Vor allem die Bauern atmeten auf, als<br />

sie am26. Februar während eines Zeitfensters<br />

für einen Lieferkonvoi endlich ihre Milch<br />

Richtung Sarneraatal abtransportieren konnten.<br />

Rund 15 000 LiterMilchwären sonstunbrauchbar<br />

geworden. Einen Tag später, am<br />

27. Februar, hatte sich die Lawinensituation

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