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GASTBEITRAG PETER OBERHOLZER<br />
Lasst uns bauen,<br />
sie werden kommen!<br />
Der Velofrühling ist in vollem<br />
Gange und wir entdecken<br />
das Velo wieder als spassiges<br />
Transportmittel, das uns<br />
bequem an die Sonne und<br />
durch die frische Luft trägt.<br />
Im Kanton Graubünden gibt<br />
es zarte Anzeichen, dass auch<br />
für den Veloverkehr als Ganzes<br />
wärmere und hellere Zeiten<br />
anbrechen.<br />
CHUR/TAMINS Im Januar hat die Bündner<br />
Regierung die Revision des kantonalen<br />
Sachplans Velo verabschiedet. Der Sachplan<br />
Velo legt das kantonale Velowegnetz fest,<br />
verteilt die Aufgaben im Bereich der Veloinfrastruktur<br />
und regelt die finanzielle<br />
Unterstützung durch den Kanton beim Bau<br />
von Radwegen. Graubünden erfüllt mit dem<br />
Sachplan bereits zahlreiche Aufgaben, welche<br />
der Bund den Kantonen mit dem nationalen<br />
Veloweggesetz vorgibt. Die Revision bringt<br />
wenige, aber wesentliche Neuerungen. So<br />
übernimmt der Kanton beispielsweise neu<br />
80 % der Kosten für Planung und Bau von<br />
Radweganlagen aus dem Grundnetz des Alltagsverkehrs,<br />
und die Veloparkierungsanlagen<br />
werden ins Velonetz aufgenommen.<br />
Darüber hinaus fliessen Bundesgelder aus<br />
dem Agglomerationsprogramm der vierten<br />
Generation an die Kantone. Die Rahmenbedingungen<br />
zum Bau einer durchgängigen,<br />
direkten und attraktiven Veloinfrastruktur<br />
waren in Graubünden wohl noch nie so<br />
vorteilhaft wie heute, zumindest was das<br />
Geld angeht. Gebaut ist aber noch nicht viel.<br />
Verschiedene Gemeindebeschlüsse, Planungsinitiativen<br />
und Projekte lassen aber hoffen,<br />
dass es bald auch in Graubünden für das Velo<br />
aufwärts und nicht nur bergauf geht. Der Kanton<br />
hilft mit, indem er eine Strategie für den<br />
Alltagsverkehr im Jahr 2037 erarbeitet.<br />
Wege allein genügen nicht<br />
Velowege, Velostreifen oder Velostationen<br />
sind aber nicht Selbstzweck. Mit Velowegen<br />
verhält es sich wie mit den Bestandteilen des<br />
Velos selbst: Zwei Räder sind ein Anfang, sie<br />
sind sogar unverzichtbar. Ohne den Rahmen,<br />
der sie verbindet, sind sie aber nutzlos für<br />
eine Person, die losfahren möchte. Genauso<br />
ist die Veloinfrastruktur für den Veloverkehr<br />
eine zwar notwendige, aber nicht<br />
hinreichende Bedingung: Wenn die Menschen<br />
nicht aufs Velo steigen, ist der beste Radweg<br />
zwecklos.<br />
Hier aber beisst sich die Katze in den<br />
Schwanz. Fragt man die Menschen nämlich,<br />
weshalb sie nicht häufiger aufs Velo statt<br />
ins Auto steigen, nennen sie an erster Stelle<br />
die fehlende Infrastruktur. Sobald sichere,<br />
schnelle und attraktive Radwege auf ihrem<br />
Arbeitsweg aufpoppen, sei mit ihnen zu rechnen.<br />
Vorher aber nicht. Mit dem Bau von Radwegen<br />
sollte also nicht zugewartet werden,<br />
bis begeisterte Velofahrende die Strassen<br />
verstopfen. Das wird nie passieren. Und die<br />
Erfahrung zeigt, dass direkte, durchgängige,<br />
attraktive und sichere Radwege wirklich genutzt<br />
werden. Da ist es mit dem Veloverkehr<br />
nicht anders als beim motorisierten Verkehr:<br />
Wer Infrastruktur sät, wird Verkehr ernten!<br />
Der grosse Unterschied zwischen Strasse<br />
und Radweg ist aber: Beim Velo ist die Ernte<br />
erwünscht. Beim Auto eher nicht.<br />
Mobilitätsentscheidungen sind meistens<br />
Bauchentscheide<br />
Nun sitzen sie also da und warten aufeinander:<br />
Gemeinden als Bauherrinnen von Radwegen<br />
auf der einen Seite, Menschen als potenzielle<br />
Nutzer:innen auf der anderen. Wer<br />
immer sich zuerst bewegt, wird gewinnen.<br />
Und am Ende sind beide Seiten Sieger. Die<br />
Velofahrenden haben Spass, sparen Zeit und<br />
Peter Oberholzer ist Vorstandsmitglied von PVGR.<br />
Mit seiner Familie lebt er problemlos autofrei in<br />
Tamins ausserhalb von Chur, wobei zur erweiterten<br />
Familie auch rund zehn Velos gehören.<br />
www.provelogr.ch<br />
2 Beilage<br />
PRO VELO Magazin | Ostschweiz