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LOCAL PEOPLE<br />
© Per Jacob Blut<br />
„WIR DÜRFEN NICHT WEGSCHAUEN”<br />
Der neue Film „Die Flut - Tod am Deich”, der am 27. April ausgestrahlt wird, thematisiert<br />
brandaktuelle Themen wie Naturkatastrophen und tiefgreifende menschliche Muster auf eindringliche Weise.<br />
Wir sprachen mit Anton Spieker, der in der Hauptrolle Iven zu sehen ist, über die Thematik des Films, die<br />
Relevanz des Dialogs, eigene Herausforderungen und mehr.<br />
ALSTER MAGAZIN: Du spielst den Türsteher<br />
Iven, der damals die verheerende Sturmflut in<br />
Stegebüll miterlebt hat. Was ist das Interessante<br />
an deiner Figur?<br />
ANTON SPIEKER: Meine Rolle zeichnet sich durch eine starke<br />
persönliche Entwicklung aus. Da ist einerseits diese harte Schale<br />
und der dazu passende Lebensstil - und andererseits dieser weiche<br />
Kern, in dem sich Schuldgefühle und eine große Zerrissenheit verstecken.<br />
Im Laufe der Geschichte stellt sich Iven Stück für Stück<br />
seiner eigenen Vergangenheit und konfrontiert sich mit all dem,<br />
was er schon so lange verdrängt hat.<br />
Das klingt nach einer sehr aufwühlenden Rolle.<br />
Das war sie auch. Wir haben fast 6 Wochen lang gedreht. Mitunter<br />
war es hart, immer wieder in diese Emotionen und das innere<br />
Chaos des Charakters zu schlüpfen.<br />
Nach manchen Drehtagen war ich beinahe erleichtert, dass die<br />
Szene nun im Kasten ist. Es gab zum Beispiel einen Tag, an<br />
dem es mir tatsächlich unglaublich schwer fiel, in diese extreme<br />
Gefühlswelt einzutauchen. Da profitierte ich vom Vertrauen zu<br />
unserem Regisseur Andreas, der mich motivierte, mich wieder<br />
voll und ganz auf meine Rolle einzulassen.<br />
Welche Szene war besonders herausfordernd?<br />
Eine der schwierigsten Szenen war die, in der es zum Clash zwischen<br />
Iven und Wienke kam. Zum ersten Mal sprach Iven laut<br />
aus, was er bis dato nie an die Oberfläche geholt hat. Die Situation<br />
war nicht nur unglaublich emotionsgeladen und explosiv,<br />
sondern auch von einer aggressiven Übergriffigkeit gezeichnet,<br />
die wirklich hart zu spielen war. Da war es hilfreich, dass meine<br />
Kollegin Philine (spielt Wienke Haien) und ich uns menschlich<br />
zum Glück gut verstehen.<br />
Der Film ist hochaktuell und enthält eine Menge Gesellschaftskritik.<br />
Wie können wir dieThematik, um die es geht,<br />
auf unsere Gegenwart übertragen?<br />
Wenn wir uns entwickeln und dazu lernen möchten, müssen wir<br />
uns mit der Vergangenheit konfrontieren und weniger in die Verdrängung<br />
gehen. Das ist meiner Meinung nach ein unumgänglicher<br />
Bestandteil des Prozesses. Besonders zur Zeit wird dies mehr<br />
als deutlich.<br />
Fortsetzung auf S. 16<br />
14 | ALSTER