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10 BIEL BIENNE 30. APRIL <strong>2024</strong> LYSSER & AARBERGER WOCHE<br />
BIEL BIENNE 30 AVRIL <strong>2024</strong><br />
VON<br />
HANS-UELI<br />
AEBI<br />
LOKAL-HISTORIK<br />
«E Chratte vou Gschichte»<br />
Diese Woche erscheint die Gemeindechronik<br />
Lyss 2023. Die LAW gewährt<br />
einen exklusiven Einblick in das<br />
abwechslungsreiche Werk.<br />
Die Gemeindechronik<br />
Lyss 2023: 79 Seiten stark,<br />
14 engagierte Autoren, eine<br />
Auflage von 550 Exemplaren<br />
und zum unveränderten<br />
Preis von 10 Franken. Hermann<br />
Moser, der auch für<br />
diese Ausgabe verantwortlich<br />
zeichnet, hätte allen Grund<br />
zum Feiern. Hat der Lysser<br />
Alt-Gemeindepräsident auch,<br />
am nächsten Donnerstag<br />
(<strong>18</strong>.30) wird das Werk in der<br />
Alten Mühle präsentiert.<br />
Nachdenklich & Gotthelf.<br />
Und doch schlägt der rüstige<br />
77-Jährige im Editorial mit<br />
Blick in die grosse weite Welt<br />
nachdenkliche Töne an. «In<br />
Europa herrscht seit zwei Jahren<br />
Krieg. Auch im Heiligen<br />
Land herrscht nach einem<br />
fürchterlichen Terrorüberfall<br />
der Hamas auf Israel wieder<br />
Krieg. Überall leidet die Zivilbevölkerung<br />
in einem Masse, das<br />
wir uns nicht vorstellen können,<br />
und junge Soldatinnen<br />
und Soldaten fallen auf den<br />
Schlachtfeldern. Bei Naturkatastrophen<br />
haben tausende<br />
Menschen ihre Lebensgrundlage<br />
verloren. Und wir leben in<br />
unserem gewohnten Komfort<br />
weiter, sind ratlos …»<br />
Im Sinne des Zitates «zu<br />
Hause muss beginnen, was<br />
leuchten soll im Vaterland»<br />
von Jeremias Gotthelf wolle<br />
sich das Redaktionsteam mit<br />
zwischenmenschlichen Aktionen<br />
in das Gemeindeleben<br />
einbringen. «Die Chronik engagiert<br />
sich seit bald fünf Jahrzehnten<br />
auf lokaler Ebene und<br />
will dadurch das Verständnis<br />
fördern, das die Grundlage für<br />
ein friedliches Miteinander ist.»<br />
Rosengasse. Die LAW<br />
durfte die Nase schon<br />
vorab in den «Chratte vou<br />
Gschichte» stecken. Walter<br />
Liniger wuchs in der heutigen<br />
Rosengasse auf. Diese<br />
hiess um 1915 noch «Finstere<br />
Gasse». «Noch in den Jahren<br />
um 1940 war die Rosengasse<br />
eine Natursteinstrasse … Jeder<br />
kannte jeden, man grüsste<br />
sich, sprach miteinander. Bei<br />
einem Todesfall wurde Geld<br />
für einen Kranz mit Schleife<br />
gesammelt. Auf der Schleife<br />
die Inschrift: Von den Nachbarn<br />
der Rosengasse. Heute<br />
ist alles anders. Viele Storen<br />
bleiben (nicht nur an der<br />
Rosengasse) Tag und Nacht<br />
geschlossen, längst nicht alle<br />
grüssen sich, und den Kranz<br />
beim Sterben gibt es auch<br />
nicht mehr.»<br />
Bauingenieur & liberaler<br />
Katholik. Auch der<br />
aktuelle Gemeindepräsident<br />
Stefan Nobs steuert zwei Artikel<br />
bei. Der eine erzählt vom<br />
100-jährigen Lysser Franz<br />
Pareth. Der Bauingenieur hat<br />
in Lyss «viele (Beton)-Blöcke<br />
bewegt und Pflöcke eingeschlagen».<br />
Geboren wurde er<br />
am Bodensee und absolvierte<br />
zunächst eine Lehre als Zimmermann<br />
und Bauschreiner.<br />
Doch er hatte Grösseres vor:<br />
Er wollte an der ETH Zürich<br />
studieren. Pareth machte die<br />
Matura, leistete Aktivdienst,<br />
studierte, heiratete und trat<br />
eine erste Stelle an. 1974 zog<br />
die Familie nach Lyss, Pareth<br />
betrieb ein Ingenieurbüro,<br />
war in der Gemeindepolitik<br />
aktiv und hatte als «liberaler<br />
Katholik» wesentlichen<br />
Anteil daran, dass es in Lyss<br />
eine katholische Kirche gibt.<br />
Seine 100 Jahre, welche er<br />
in bemerkenswerter Frische<br />
feiern konnte, bezeichnete er<br />
selbst als «Gnade», ein hohes<br />
Alter sei kein Verdienst.<br />
2 Meter & Schuhgrösse 51.<br />
Wer ist der berühmteste (lebende)<br />
Lysser? Keine Frage:<br />
Christian Stucki, der alles gewann,<br />
was es im Sägemehl zu<br />
gewinnen gibt. Martin Rindlisbacher<br />
wirft einen Blick auf die<br />
Karriere des 2-Meter-Mannes<br />
mit bis zu 150 Kilo Lebendgewicht<br />
und Schuhgrösse 51. Stucki<br />
ist Lysser und blieb Lysser.<br />
Warum? «Wir haben uns lange<br />
PHOTO: ZVG<br />
überlegt, wo wir unseren Lebensmittelpunkt<br />
mit der Familie<br />
haben wollen», erinnert sich<br />
Christian Stucki. Weil seine Frau<br />
Cécile in Erlach aufgewachsen<br />
ist, habe man auch diese Region<br />
geprüft. «Letztlich haben wir<br />
uns für Lyss entschieden und<br />
dies nicht bereut.» Die Infrastruktur<br />
mit den Einkaufsläden,<br />
den Schulen für die Kinder,<br />
das Vereinsleben und die Nähe<br />
zu den Verkehrswegen haben<br />
da mitgespielt.<br />
Weitere Rosinen: Das Kino<br />
Apollo ist 100 Jahre alt. Sibylle<br />
Karl zeichnet die Geschichte<br />
von 100 Jahren bewegten<br />
Bildern an der Biel-Strasse<br />
nach. «An Weihnachten 1923<br />
fand die erste Vorstellung im<br />
Apollo statt. Zunächst wurden<br />
Stummfilme gezeigt, die<br />
oft von einem Pianisten oder<br />
Geigenspieler aus der Gegend<br />
begleitet wurden.» Spannend<br />
auch ein Rückblick auf die<br />
40-jährige Partnerschaft mit<br />
der süditalienischen Stadt<br />
Monopoli oder ein Rundgang<br />
durch den umgestalteten<br />
Bahnhof Busswil.<br />
Dank. Aufgelockert wird<br />
das Büchlein mit der Rubrik<br />
«Lyss im Wandel», Fotos von<br />
einst und jetzt illustrieren dies.<br />
Dazu kommen Berichte aus der<br />
Gemeindeverwaltung, eine Publireportage<br />
der Firma Fahrni<br />
Fassadensysteme AG und die<br />
«Nachlese 2023». Moser be-<br />
Lyss einst<br />
und jetzt:<br />
Hauptstrasse 20.<br />
dankt sich bei allen, welche<br />
die Gemeindechronik in irgendeiner<br />
Weise unterstützen,<br />
und: «Die kameradschaftliche<br />
Zusammenarbeit mit dem Redaktionsteam<br />
macht mir jedes<br />
Jahr Freude.» Wetten, dass er<br />
auch in der Ausgabe <strong>2024</strong> das<br />
Editorial verfasst? n<br />
BILD DER WOCHE<br />
von Joel Schweizer<br />
Die polnischen<br />
Erntehelfer<br />
Lukasz und Piotr<br />
stechen bei Kallnach<br />
weisse Spargeln.<br />
Der jüngste<br />
Kälteeinbruch<br />
verlangsamte<br />
die Ernte.<br />
Nun können sich<br />
Spargelliebhaber<br />
wieder auf die<br />
«Königin<br />
der Gemüse»<br />
aus heimischem<br />
Anbau freuen.