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Übersicht über Filme zum Mauerbau - PROGRESS Film-Verleih

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50 Jahre <strong>Mauerbau</strong> –<br />

EastSideStories im <strong>Film</strong>


50 Jahre <strong>Mauerbau</strong> – EastSideStories im <strong>Film</strong><br />

<strong>PROGRESS</strong> gilt heute als einer der ältesten, aktiven <strong>Film</strong>verleiher Deutschlands. Er wurde<br />

bereits 1950 in Ostberlin – damals als Monopolverleih der DDR - gegründet. Im selben Jahr,<br />

in dem sich in Westberlin auf Initiative des amerikanischen <strong>Film</strong>offiziers Oscar Martay <strong>zum</strong><br />

ersten Mal der Berlinale-Gründungsausschuss traf. Nach der Wende wurde <strong>PROGRESS</strong><br />

privatisiert, 1999 <strong>über</strong>nahm die neu gegründete DEFA-Stiftung die Lizenzrechte der DEFA-<br />

Produktionen und vergab die exklusiven, weltweiten Auswertungsrechte in allen Medien an<br />

den <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong>.<br />

Der <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> mit seiner deutsch-deutschen Geschichte verfügt somit heute<br />

<strong>über</strong> einen einmaligen Schatz. Die 12.000 <strong><strong>Film</strong>e</strong>, die <strong>PROGRESS</strong> auswertet, sind<br />

unvergleichbares, kulturelles Zeugnis vom Selbstverständnis, Leben und Wirken in der DDR.<br />

Sie geben einen umfassenden, lebendigen und lehrreichen Einblick in die Strukturen und<br />

Denkweisen des damaligen Staates und seiner Gesellschaft – von der Propaganda <strong>über</strong><br />

künstlerisches Schaffen bis <strong>zum</strong> subversiven Underground. Da die DDR sich immer auch in<br />

Abgrenzung zur Bundesrepublik Deutschland sah, spiegeln zahlreiche Produktionen außerdem<br />

mittelbar die Westpolitik.<br />

Mehr in unserer Online-<strong>Film</strong>datenbank unter: www.progress-film.de<br />

Überblick:<br />

Spielfilme<br />

- 13. August 1961 – <strong>Mauerbau</strong><br />

- Liebe zwischen Ost und West<br />

- Agenten, Schieber und Ganoven – Kriminalfilme<br />

- Geschichten vom Ende – Visionen vom Neuanfang?<br />

Dokumentarfilme<br />

- Frontstadt Berlin<br />

- NVA-<strong><strong>Film</strong>e</strong>: Weithin unbekannte Aufnahmen zur Grenzsicherung in der DDR<br />

- Fast 50 Jahre „Kinder von Golzow“. Abschluss eines zeithistorischen Projekts<br />

Animations- und Experimentalfilme<br />

- 16 Kurzfilme<br />

Kontakte:<br />

<strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong><br />

Immanuelkirchstr. 14b<br />

10405 Berlin<br />

Kinoverleih: Dagmar Bingel, d.bingel@progress-film.de, Tel. 030/678 94 865<br />

Lizenzen und Vertrieb/ Internationaler <strong>Verleih</strong>: Christel Jansen, Miriam Mai,<br />

c.jansen@progress-film.de, m.mai@progress-film.de, 030/24 003 202<br />

Ausschnittdienst: Kerstin Lommatzsch, Dieter Stolz, Tel. 030/24 003 304, 303,<br />

k.lommatzsch@progress-film.de, d.stolz@progress-film.de<br />

Presse: Barbara Löblein, Tel. 030/24 003 473, b.loeblein@progress-film.de


SPIELFILME<br />

Der Kinnhaken<br />

13. August 1961 - <strong>Mauerbau</strong><br />

DEFA 1962<br />

Regie Heinz Thiel<br />

Darsteller Manfred Krug, Dietlinde Greiff, Marita<br />

Böhme u.a.<br />

Normal - s/w - 78 min.<br />

Der Berliner Rundfunk meldet am 13. August 1961 den Beginn des <strong>Mauerbau</strong>s. Die junge<br />

Ostberlinerin Caroline Merzen ist schockiert. Denn nun ist ihr, wie auch ihrer<br />

Mitbewohnerin Rose, der Weg zur Arbeit in einer Bar im Westen der Stadt abgeschnitten.<br />

Georg Nikolaus dagegen, der als Meister des Elektro-Apparate-Werks zu den Bauarbeiten<br />

abkommandiert ist, sieht die Sache ganz anders. Als Caroline mit ihm flirtet, um so nach<br />

Westberlin zu gelangen, ist er erstaunt <strong>über</strong> ihre Offenheit. Zugleich erliegt er bereitwillig<br />

ihrem Charme, sein Retterinstinkt ist geweckt. Zwar will Caroline am Anfang nur Georgs<br />

Funktion ausnutzen, tatsächlich verliebt auch sie sich in ihn – in seine Menschlichkeit wie<br />

in seine Marotten. Dem jungen Glück scheint nichts mehr im Wege zu stehen. Doch<br />

Caroline wird von ihrer Vergangenheit eingeholt, als ihr eines Tages der halbseidene Bubi<br />

einen Besuch abstattet. Da dieser dringend Geld für seinen luxuriösen Lebensstil<br />

benötigt, erpresst er die junge Frau eiskalt. Sie soll ihre frühere Beziehung zu einem<br />

reichen Herrn aus Zürich aufleben lassen. Davon profitiert auch Bubi finanziell. Ansonsten<br />

droht er Caroline, sich mit ihrem „Weihnachtsmann“ in Verbindung zu setzen. Für<br />

Caroline scheint diese Situation unlösbar zu sein. Sich Georg anzuvertrauen, kommt für<br />

sie nicht in Frage, obwohl ihre Freundin Rose ihr dazu rät.<br />

Viele DDR-Kulturschaffende glaubten an die Notwendigkeit des <strong>Mauerbau</strong>s zur<br />

Verbesserung der allgemeinen, innenpolitischen Situation. So <strong>über</strong>rascht der leichtfüßige<br />

Duktus dieses Liebesfilmes nicht. Insbesondere Manfred Krug hat sich die Rolle des<br />

raubeinigen, liebenswerten Mannes auf den Leib geschneidert.<br />

… und deine Liebe auch<br />

DEFA 1962<br />

Regie Frank Vogel<br />

Darsteller Kati Székely, Armin Mueller-Stahl,<br />

Ulrich Thein u.a.<br />

Normal - s/w - 92 min.<br />

Ein Mädchen zwischen zwei ungleichen Brüdern: Eva liebt Klaus, der im Osten lebt, aber<br />

im Westen als Taxifahrer jobbt. Doch nach dem 13. August 1961 sind ihm die Wege <strong>zum</strong><br />

schnellen Geld abgeschnitten. Und ausgerechnet Ulli, der Bruder, bewacht in<br />

Kampfgruppenuniform die Grenze. Als Klaus zu fliehen versucht und die schwangere Eva<br />

sitzen lässt, entscheidet sich das Mädchen für den ernsteren, reiferen Ulli. ... Der erste<br />

<strong>Film</strong> <strong>über</strong> den <strong>Mauerbau</strong>. Er dokumentiert die Atmosphäre jenes Sommers.<br />

Drehorte in Berlin waren u.a. der Rosenthaler Platz, das Glühlampenwerk (das spätere<br />

NARVA-Gelände) und das Postamt Berlin N 54.


Ach, du fröhliche...<br />

DEFA 1962<br />

Regie Günter Reisch<br />

Darsteller Erwin Geschonneck, Karin Schröder, Arno<br />

Wyzniewski, Mathilde Danegger, Günter<br />

Junghans, Rosemarie Schelenz, Herwart Grosse u.a.<br />

Normal – s/w – 95 min.<br />

Diesen Weihnachtstag hat sich Walter Lörke, Direktor des „VEB 13. August“ in Dresden,<br />

eigentlich ganz anders vorgestellt. Er wollte nichts als Ruhe haben im Kreis seiner<br />

Familie, mit seinen halbwüchsigen Kindern Anne und Karl und der Großmutter. Und<br />

eigentlich hatte er mit allen vereinbart, dass sie auf Geschenke verzichten. Doch seine<br />

18-jährige Tochter hat ein besonderes Präsent für ihn. Da sie im dritten Monat schwanger<br />

ist, will sie ihren Freund Thomas heiraten und hat ihn deshalb <strong>zum</strong> Fest eingeladen. Um<br />

die befürchtete, brisante Situation ab<strong>zum</strong>ildern, öffnet Anne kurzerhand die feierliche<br />

Runde auch für das benachbarte Ehepaar Klinkenhöfer. Doch die bringen das ganze<br />

Malheur mit ihren politischen Seitenhieben erst ins Rollen. So offenbart der<br />

Schwiegersohn in spe schnell seine kritischen Ansichten. Das ist wahrlich eine schöne<br />

Bescherung für Walter Lörke, weshalb er schließlich das Haus verlässt. Aber anstatt sich<br />

hoffnungslos zu betrinken, macht er sich auf den Weg, um mehr <strong>über</strong> seinen<br />

Schwiegersohn herauszufinden. Dabei lernt er Thomas‘ Vater kennen, dem die<br />

Geradlinigkeit seines Sohnes <strong>über</strong> den Kopf gewachsen ist. Thomas frühere Lehrerin<br />

hingegen vermutet in Lörke einen Mann der Staatssicherheit, die sie lieber verklausuliert<br />

als Staatsmacht tituliert. Auch Thomas besten Schulfreund, dessen Eltern in den Westen<br />

gingen, lernt Lörke kennen. Als er sich endlich ein abschließendes Bild machen kann, hat<br />

er neue Sorgen: Das junge Paar hat sich ob der angespannten Situation zerstritten…<br />

Ein ironischer, musikalisch schwungvoller Blick auf die eigene Gesellschaft nach dem<br />

<strong>Mauerbau</strong> mit ihren Befürwortern, Mitläufern und Gegnern.<br />

Sonntagsfahrer<br />

DEFA 1963<br />

Regie Gerhard Klein<br />

Darsteller Harald Halgardt, Herwart Grosse, Irene<br />

Korb u.a.<br />

Normal - s/w - 87 min.<br />

Leipzig, 12. August 1961. Ein Mercedes, ein Wartburg, ein Trabant und ein paar Leipziger<br />

Familien bilden eine Reisegruppe der besonderen Art mit dem ersten Etappenziel Berlin.<br />

Aus Angst vor einem angeblich bevorstehenden Krieg wollen sie fast ihr gesamtes<br />

Eigentum zurücklassen und in den Westen fliehen. Herr Spiessack ist in seinen<br />

Vorbereitungen besonders gründlich: Er zerstört die Wohnung samt Einrichtung trotz<br />

Klagen seiner Frau. An der Wand hinterlässt er die Botschaft „Wir kommen wieder“. Bei<br />

den Teicherts hat die Gemahlin das Heft in der Hand und schreibt für ihren<br />

hypochondrischen Mann die Kündigung. Der Mediziner Dr. Denker zweifelt aus zweierlei<br />

Gründen an dem Vorhaben. Seine Frau befindet sich auf Mittelmeerreise und zudem<br />

erhält er endlich nach langem Warten sein Röntgengerät. Friseurmeister Rosentreter<br />

dagegen lässt seinen 30 Jahre alten Mercedes general<strong>über</strong>holen und voll tanken. Nur die<br />

Jugendlichen Sabine Spiessack und Gerulf Teichert ahnen nichts von den Plänen ihrer<br />

Eltern und werden davon <strong>über</strong>rollt. Es folgt eine Reise mit Hindernissen: Die Autobahn<br />

nach Berlin ist gesperrt, der altersschwache Mercedes liegt nicht nur einmal brach,<br />

Armeelastwagen und sogar Panzer sind unterwegs. Dies scheint den drohenden<br />

Kriegsbeginn zu bestätigen. In einem Waldunterschlupf treten die Charaktere der<br />

Einzelnen, nicht zuletzt dank russischen Alkohols, offen zutage.<br />

Die zeithistorisch interessante (Roadmovie-) Satire <strong>über</strong> den <strong>Mauerbau</strong> kam 1963 in die<br />

Kinos. Verständlicherweise traf sie in ihrem ironischen Ton nicht auf die Bedürfnisse des<br />

damaligen Publikums. Denn Spiessacks Prognose „Jetzt greifen die Amerikaner ein und in<br />

zwei, drei Tagen ist alles erledigt“ war nicht eingetreten.


Geschichten jener Nacht (Episodenfilm)<br />

DEFA 1967<br />

Regie Karlheinz Carpentier, Ulrich Thein, Frank<br />

Vogel, Gerhard Klein<br />

Darsteller Hans Hardt-Hardtloff, Peter Sindermann,<br />

Jenny Gröllmann, Dieter Mann, Ulrich Thein,<br />

Angelika Waller, Erwin Geschonneck, Jaecki Schwarz u.a.<br />

Normal - s/w - 109 min.<br />

Vier Regisseure erzählen in dem Episodenfilm von der Nacht des <strong>Mauerbau</strong>s vom 12. <strong>zum</strong><br />

13. August 1961. Die <strong><strong>Film</strong>e</strong> liefern politische Begründungen der DDR für die Maßnahme,<br />

wie z.B. die antifaschistische Tradition des Staates, die Flüchtlinge und Pendler nach<br />

Westberlin sowie die behauptete, kriegerische Aggression durch den Westen.<br />

Interessanterweise sind an dem Projekt <strong>Film</strong>schaffende beteiligt, die 1965/66 von den<br />

Verboten des 11. Plenums der ZK betroffen waren. Außerdem gibt Jenny Gröllmann ihr<br />

<strong>Film</strong>debüt. Die satirische, vierte Episode ist das letzte vollendete Werk des Regisseurs<br />

Gerhard Klein.<br />

Teil 1 – Phönix: Am Abend des 12. August werden die Kampfgruppen in<br />

Alarmbereitschaft versetzt. Der Kommandeur Karl nimmt trotz eines Befehls einen seiner<br />

Männer nicht mit nach Berlin, da dieser gerade seine Hochzeit feiert. Alte Erinnerungen<br />

aus dem Jahr 1933 werden in Karl wachgerufen.<br />

Teil 2 – Die Prüfung: Die Abiturientin Jutta Huth kann es nicht fassen. Ihre Eltern wollen<br />

heimlich nach Westberlin gehen. „Um endlich zu leben“, wie ihre Mutter meint. Doch<br />

Jutta ist bis <strong>über</strong> beide Ohren verliebt und hat sich zudem für ein Biologiestudium<br />

eingeschrieben.<br />

Teil 3 – Materna: Nie wieder wollte Materna eine Waffe gebrauchen. Als er nach dem<br />

Zweiten Weltkrieg nach Hause kehrte, hat er alles verloren. Nur die Liebe zu Hanna gibt<br />

seinem Leben einen Sinn. Doch die Ereignisse vom 17. Juni 1953 ändern seine Weltsicht.<br />

Auch 1961 muss er eine Entscheidung treffen.<br />

Teil 4 – Der große und der kleine Willi: Der Halbstarke Willi versucht in einer gestohlenen<br />

Uniform nach Westberlin fliehen. Doch der Diebstahl fliegt auf. So kommt Willi <strong>zum</strong><br />

zuständigen Kommandeur Willi Lenz, der sich auch mit einer aufgebrachten Gruppe von<br />

Prostituierten von der Tauentzienstraße auseinandersetzen muss.


Liebe zwischen Ost und West<br />

Der geteilte Himmel<br />

DEFA 1964<br />

Regie Konrad Wolf<br />

Drehbuch Christa und Gerhard Wolf, Konrad Wolf, Willi<br />

Brückner<br />

Darsteller Renate Blume, Eberhard Esche, Hilmar<br />

Thate, Hans Hardt-Hardtloff u.a.<br />

CinemaScope – s/w – 110 min.<br />

Lange hat sie das Vergessen gesucht. Jetzt hat sie Angst, die Zeit zu vergessen, als sie aus<br />

dem Vollen schöpfte und glaubte, das glückliche Leben könne nie zu Ende gehen. Das junge<br />

Mädchen Rita Seidel und der zehn Jahre ältere Manfred Herrfurth sind ein ungleiches Paar,<br />

aber ihre Liebe scheint gegen äußere Widrigkeiten Bestand zu haben. Manfred, ein Zweifler<br />

und Spötter, der seine Träume schon begraben hat, erhofft sich durch seine jüngere Freundin<br />

neue Lebensfreude. Doch als der Betrieb sein erfolgreich erprobtes Verfahren ablehnt, verfällt<br />

er wieder in den alten Zynismus und sieht keinen anderen Ausweg als die Flucht nach<br />

Westberlin. Rita folgt ihrem Geliebten nach Westberlin, doch als sie Manfred dort begegnet,<br />

wird ihr klar, dass sie sich das letzte Mal sehen.<br />

In ihrem Debüt stellt Renate Blume <strong>über</strong>zeugend die Ambivalenz von Kraft und Verletzlichkeit<br />

dar. Gelungene, elegische Verfilmung eines Romans von Christa Wolf <strong>über</strong> die Problematik<br />

des geteilten Deutschlands. Die Premiere fand in einer Zeit der vorsichtigen Liberalisierung<br />

statt, was eine positive Aufnahme in der Öffentlichkeit begünstigte. Nach dem Ende des<br />

politischen „Tauwetters“ jedoch wurde „Der geteilte Himmel“ immer häufiger der<br />

Ideologiekritik ausgesetzt.<br />

„Der geteilte Himmel“ wurde von führenden <strong>Film</strong>historikern und –journalisten im Verbund<br />

Deutscher Kinematheken ausgewählt als einer der 100 wichtigsten deutschen <strong><strong>Film</strong>e</strong> aller<br />

Zeiten.<br />

Eine Berliner Romanze<br />

DEFA 1956<br />

Regie Gerhard Klein<br />

Darsteller Annekathrin Bürger, Ulrich Thein, Uwe-Jens<br />

Pape u.a.<br />

Normal - s/w - 81 min.<br />

Groß-Berlin in den 1950er Jahren. Das junge Mädchen Uschi weiß, was sie will und lässt<br />

sich so schnell nichts gefallen, weder kluge Ratschläge von ihrem großen Bruder Harald<br />

noch Bevormundungen von ihren Eltern. Uschi arbeitet als Lehrling in einem Kaufhaus<br />

am Alexanderplatz. Hin und wieder kann sie als Mannequin den Kunden die Modellkleider<br />

vorführen. Diese Welt verheißt ihr eine schönere Zukunft. Genauso fühlt sie sich<br />

hingezogen zu der glanzvollen Atmosphäre am Kurfürstendamm in Westberlin mit seinen<br />

Kinos und Leuchtreklamen. Dort lernt sie Lord kennen, der ihr imponiert. So hat sie<br />

anfänglich gar keine Augen für die Annäherungsversuche durch dessen Freund Hans. Um<br />

ihr Herz zu gewinnen, <strong>über</strong>nimmt sich Hans mit seinen Einladungen und Geschenken,<br />

denn eigentlich bringt er sich, seine Mutter und Schwester nur mit wechselnden<br />

Gelegenheitsarbeiten durch. Für Uschi hingegen entsteht so das Bild vom goldenen<br />

Westen. Als sie sich mit ihren Eltern verkracht, läuft sie weg und sucht Zuflucht bei Hans<br />

in Westberlin. Erst jetzt entdeckt sie, dass auch sein Leben von Schwierigkeiten und<br />

Armut begleitet ist.<br />

Nach „Alarm im Zirkus“ ist diese hinreißende Liebesgeschichte der zweite Berlin-<strong>Film</strong> des<br />

Gespanns Gerhard Klein und Wolfgang Kohlhaase. Für die junge Annekathrin Bürger war<br />

es ihr Debüt. Dabei spielte sie mit Ulrich Thein so perfekt das Liebespaar, dass es auch<br />

im wirklichen Leben funkte.


Das Leben beginnt<br />

DEFA 1959<br />

Regie Heiner Carow<br />

Drehbuch Kurt Stern, Jeanne Stern<br />

Darsteller Doris Abeßer, Erik Veldre, Wilhelm Koch-<br />

Hooge, Raimund Schelcher, Manja Behrens,<br />

Adolf Peter Hoffmann, Rolf Ludwig u.a.<br />

s/w - 119 min.<br />

Eine bunte verführerische Welt eröffnet sich der 18jährigen Erika Schenk, als sie mit<br />

ihrem Vater aus dem märkischen Städtchen Krüselin nach Westberlin kommt. Das<br />

luxuriöse Haus ihres Onkels, das turbulente großstädtische Leben, die freche, scheinbar<br />

fortschrittliche Schlagfertigkeit ihres Vetters - all das vermag ihr für einige Zeit den Kopf<br />

zu verdrehen. Aber bald spürt sie hinter all dem Glanz und Flitter die kalte, herzlose Welt<br />

des Geldes. Und sie beginnt sich nach Krüselin zurückzusehnen, der kleinen Stadt, wo sie<br />

aufgewachsen ist, nach der Schule, nach Rolf Gruber, ihrem ersten wirklichen Freund.<br />

Romeo und Julia zwischen Ost und West.<br />

Reportage 57<br />

DEFA 1959<br />

Regie Janos Veiczi<br />

Darsteller Annekathrin Bürger, Willi Schrade,<br />

Gerhard Bienert u.a.<br />

Normal - s/w - 105 min.<br />

Groß-Berlin zu der Zeit, als Elvis und Romy Schneider die Idole der Jugend sind. Weit<br />

entfernt von dieser Glitzerwelt sind Inge und Heinz, ein junges Paar aus Ostberlin, die<br />

beide im Westen der Stadt arbeiten. Die Enge des Alltags beginnt ihre noch junge Liebe<br />

zu belasten. Inge weiß, was sie will. Da sie genug davon hat, sich von ihrem Onkel als<br />

billige Tresenkraft ausnutzen zu lassen, sucht sie sich kurzerhand eine Anstellung als<br />

Serviererin beim „Haus Zenner“ vis-à-vis der Insel der Jugend. Heinz dagegen ist sich<br />

unklar, wohin sein Weg ihn führen soll. Er lässt sich im Westsektor vom eigenen Vater als<br />

billiger Schwarzarbeiter ausnutzen. Schließlich gerät er sogar in krumme Machenschaften<br />

einer Schieberbande.<br />

Regisseur Janos Veiczi führt an viele bekannte Orte, die der Berlinliebhaber von heute<br />

wieder entdecken kann.


Treffpunkt Aimée<br />

Agenten, Schieber und Ganoven – Kriminalfilme<br />

DEFA 1956<br />

Regie Horst Reinecke<br />

Darsteller Renate Küster,<br />

Günther Simon, Rolf Moebius<br />

Normal - s/w - 75 min.<br />

Eine Schieberbande im Wirtschaftskrieg zwischen Ost und West schafft einen in der DDR<br />

entwickelten Grundstoff heimlich <strong>über</strong> die Grenze in Berlin. Kriminalrat Schubert und<br />

seine wachsame Tochter Ursula kommen der Bande auf die Spur.<br />

Ein Kriminalfilm zu Zeiten des Kalten Kriegs.<br />

Sheriff Teddy<br />

DEFA 1957<br />

Regie Heiner Carow<br />

Darsteller Günther Simon, Erich Franz,<br />

Else Wolz<br />

Normal - s/w - 68 min.<br />

Im Stil des italienischen Neorealismus erzählt der Debütfilm von Heiner Carow die<br />

Geschichte des 13jährigen Kalle, der in Westberlin Sheriff der Teddy-Bande war, nun<br />

aber im Ostsektor der Stadt lebt und sich erst einmal behaupten muss. Lehrer und<br />

Mitschüler mühen sich nach Kräften, Kalle auf den rechten Weg zu bringen, doch sein<br />

erwachsener Bruder Robbi lenkt dagegen und will ihn in eine Gaunergeschichte<br />

hineinziehen. Da kommt es zu Rivalitäten und sogar ein krimineller „Ausrutscher“ muss<br />

<strong>über</strong>standen werden, bevor Kalle neue Freunde findet.<br />

Eine spannende Geschichte <strong>über</strong> Freundschaft, Mutproben und das Lebensgefühl jener<br />

Zeit.


Ware für Katalonien<br />

DEFA 1959<br />

Regie Richard Groschopp<br />

Darsteller Eva-Maria Hagen, Hanna Rimkus, Hartmut<br />

Reck<br />

Normal - s/w - 99 min.<br />

Berlin, Bahnhof Friedrichstraße: Durch die Lautsprecher<br />

schallt die Ansage, dass dies die letzte Station im demokratischen Sektor sei. In einer S-<br />

Bahn nach Westberlin wird eine ältere Dame verhaftet, weil sie ein Fernglas aus der DDR<br />

schmuggeln wollte. Kurz danach geschieht in einer Laubenkolonie ein Mord, der Tote war<br />

angeblich in den zwielichtigen Handel mit optischen Geräten verwickelt. Nur auf den<br />

ersten Blick scheinen beide Fälle nichts miteinander zu tun zu haben, doch führen Spuren<br />

die Kriminalisten Schellenberg und Hasselbach zur „Kant-Klause“ in der Nähe des<br />

Kurfürstendamms. Hier vermuten sie den Treffpunkt einer Bande, die im großen Stil<br />

Optikgeräte „made in GDR“ nach Spanien und Südamerika schmuggelt, so dass der<br />

landeseigene Exporthandel schon empfindlich geschädigt wurde. Als ihnen ein weiterer<br />

kleiner Fisch ins Netz geht, hören die Kriminalisten <strong>zum</strong> ersten Mal von den<br />

Drahtziehern: vom „Spanier“ und vom „dicken Bob“. Letzterer hat inzwischen erfolgreich<br />

der jungen Ostberlinerin Marion Stöckel den Hof gemacht. Während er mit ihr und<br />

seinem Kompagnon auf Geschäftsreise nach Katalonien geht, nutzt er Marions Elternhaus<br />

als unverfängliche Warenadresse. Doch der Kreis um die Ganoven wird immer enger, es<br />

kommt <strong>zum</strong> Showdown am Brandenburger Tor.<br />

Basierend auf einem authentischen Fall aus dem Jahr 1957. Das reale Vorbild war Hasso<br />

Schützendorf (1924-2003), der später auch gern als „König von Mallorca“ betitelt wurde.<br />

Schützendorf höhnte in einem Brief an den Regisseur: „Mein lieber Groschopp, das<br />

nächste Mal etwas mehr Wahrheit. Die kleinen Fische fing man, nicht die Großen… Ich<br />

am Brandenburger Tor verhaftet – haben Sie immer so rege Phantasie?“<br />

Reserviert für den Tod<br />

DEFA 1963<br />

Regie Heinz Thiel<br />

Drehbuch Gerhard Bengsch, Heinz Thiel<br />

Darsteller Hans-Peter Minetti, Peter Herden,<br />

Irma Münch u.a.<br />

Normal - s/w - 85 min.<br />

Der vom westlichen Geheimdienst angeworbene Erich<br />

Becker erhält einen geradezu unglaublichen Auftrag: Er soll seinen Freund, einen<br />

angeblichen Verräter, aus dem fahrenden Zug werfen.<br />

Ein <strong>Film</strong> aus der Zeit der Agentenpsychose in Ost und West.<br />

Chiffriert an Chef - Ausfall Nr. 5<br />

DEFA 1979<br />

Buch und Regie Helmut Dziuba<br />

Darsteller Peter Zimmermann, Karin Düwel,<br />

Dietrich Körner, Piotr Garlicki,<br />

Gudrun Ritter u.a.<br />

Normal - Farbe - 95 min.<br />

Wolf Brandin, Mitte Zwanzig, Student, lebt mit Frau und<br />

Kind Ende der 1950er Jahre in Berlin. Um für seinen Vater Medizin zu besorgen, fährt er<br />

des öfteren zu seiner Tante nach Westberlin. Dort wirbt ihn die CIA an. Doch Wolf meldet<br />

das dem Sicherheitsdienst der DDR. Fortan führt er ein gefährliches Doppelleben.


Familienbande<br />

DEFA 1982<br />

Regie Horst E. Brandt<br />

Drehbuch Horst E. Brandt, Manfred Richter<br />

Darsteller Peter Reusse, Hanns-Jörn Weber, Roman<br />

Kaminski u.a.<br />

Breitwand - Farbe - 100 min.<br />

Familiäre Bindungen gegen Ganovenehre. Welche Bande kann bestehen? Die Raban-<br />

Familie lebt getrennt in Ost und West. Die zwei Brüder Markus und Olaf suchen in<br />

Westberlin ihr Glück im Antiquitätenhandel. Dabei sind sie nicht zimperlich, sie helfen<br />

Fortuna ein wenig auf die Sprünge. Auf ihren Diebeszügen durch die Schatzkammern der<br />

DDR vertrauen sie auf familiäre Hilfe. Mutter Raban will nichts anderes, als ihre Familie<br />

zusammenhalten und ist blind gegen<strong>über</strong> der neuen Karriere „ihrer Jungs“. Frank, der<br />

Jüngste, redlich und arbeitsam, will für seine eigene Familie ein Nest bauen und so<br />

kommen ihm die Westdevisen der Brüder gerade recht. Was sich dahinter verbirgt, das<br />

möchte er nicht wissen – zunächst nicht, bis ein Mord geschieht.<br />

Regisseur Horst E. Brandt, Spezialist für „West-Stoffe“, und sein Szenarist Manfred<br />

Richter recherchierten gründlich für diesen politischen Kriminalfilm, u. a. in Prozessakten<br />

gegen Kunstdiebesbanden, die das Museum Lübbenau und Schloss Sanssouci beraubt<br />

hatten. Die <strong><strong>Film</strong>e</strong>macher versuchten mit ihrem Werk die Frage nach dem Marktwert und<br />

den wirklichen Werten brüderlicher Beziehungen zu stellen. „Familienbande“ zeigt, durch<br />

welchen Filter Anfang der 80er Jahre das andere Deutschland wahrgenommen wurde.<br />

for eyes only (streng geheim)<br />

DEFA 1963<br />

Regie Janos Veiczi<br />

Darsteller Alfred Müller, Helmut Schreiber,<br />

Ivan Palec u.a.<br />

CinemaScope - s/w - 103 min.<br />

James Bond – made in Babelsberg: Die Würzburger „Concordia“-Handelsgesellschaft ist<br />

mehr als sie erscheint, denn sie ist fest in den Händen des amerikanischen Militär-<br />

Geheimdienstes Military Intelligence Department, der nur ein Ziel kennt: Die DDR am<br />

Tag X „aufzurollen“. Sicherheitschef Colonel Rock ist davon <strong>über</strong>zeugt, dass sich in seiner<br />

Organisation ein Maulwurf befindet. Doch zunächst bleibt der geheime Mitarbeiter des<br />

Ministeriums für Staatssicherheit unentdeckt.<br />

Sein Name ist Hansen - und er kämpft für die andere Seite. Nur sechs Monate, nachdem<br />

James Bond das erste Mal <strong>über</strong> die bundesdeutschen Kinoleinwände jagte, nahm im Juli<br />

1963 das ostdeutsche Pendant seinen antikapitalistischen Kampf auf und wurde schnell<br />

<strong>zum</strong> Millionenerfolg. Dafür garantierte auch der Autor Harry Thürk, gern als „Konsalik des<br />

Ostens“ bezeichnet. Sein Drehbuch fußte auf tatsächlichen Vorgängen aus dem Jahr 1956<br />

um den Spion Horst Hesse, alias Horst Berger. Knapp zwei Jahrzehnte nach „for eyes<br />

only“, als 007 in tödlicher Mission unterwegs ist, singt Sheena Easton für den Agenten<br />

seiner Majestät: „For your eyes only“.


DOKUMENTARFILME<br />

Frontstadt Berlin<br />

KgU - Kampfgruppe der Unmenschlichkeit<br />

DEFA 1955<br />

Buch und Regie Joachim Hadaschik<br />

s/w - 22 min.<br />

Ein zeitgeschichtliches Dokument aus der Zeit des Kalten Kriegs: Die Sicht der DDR auf<br />

die „Kampfgruppe gegen Unmenschlichkeit“ (kurz: KgU), eine der aktivsten<br />

antikommunistischen Gruppen in der Bundesrepublik von Ende der 1940er bis in die<br />

1950er Jahren. Die KgU-Mitglieder richteten einen Suchdienst ein, der die Namen von<br />

willkürlich Verhafteten in der SBZ und später in der DDR sammelten. Neben gewaltlosen<br />

Aktionen betrieben manche auch militante Sabotage in der DDR – ein Umstand, der sie<br />

<strong>zum</strong> idealen Ziel der DDR-Propaganda machte.<br />

Das Ganze halt!<br />

DEFA 1961<br />

Buch und Regie Dieter Mendelsohn<br />

Kamera Team „Der Augenzeuge“<br />

s/w - 15 min.<br />

Der Kurzfilm versucht zu beweisen, dass der Bau der<br />

Berliner Mauer am 13. August 1961 eine unerlässliche Maßnahme der DDR <strong>zum</strong> Schutz<br />

vor der Aggressivität des so genannten westdeutschen Imperialismus war und damit<br />

letztlich dem Frieden diente. Die <strong><strong>Film</strong>e</strong>macher warnen auch vor dem angeblichen<br />

Aufmarschplan „Deko II“ durch die Bundesrepublik. In Westberlin dagegen rufen Politiker<br />

und Gewerkschaften wegen des <strong>Mauerbau</strong>s <strong>zum</strong> S-Bahn-Boykott auf, der von dem<br />

<strong>über</strong>wiegenden Teil der Bevölkerung befolgt wurde.<br />

Der Arbeitstitel: Berlin, 13. August 1961.<br />

Schaut auf diese Stadt<br />

DEFA 1962<br />

Buch und Regie Karl Gass<br />

Normal – s/w – 85 min.<br />

Der <strong>Film</strong> beginnt mit einer polemischen Montage:<br />

Während in West-Berlin Militärfahrzeuge, Panzer und<br />

Soldaten der US-Armee und der anderen westlichen Alliierten patrouillieren, ist der Osten<br />

vom friedlichen Aufbau erfüllt: Die Zuschauer sehen Hörsäle, einen Staudamm, Felder,<br />

Braunkohlentagebaue und Arbeiter, die nach der Schicht ihre Fabrik verlassen. „Schaut<br />

auf diese Stadt“ will beweisen, wie sehr dieser friedliche Aufbau von West-Berlin bedroht<br />

wird. Die Halbstadt, ein „Pfahl im Fleisch der DDR“, wird als Hort von Unkultur,<br />

Schiebern, Saboteuren und Agenten, Sexbars und moralischem Verfall dargestellt.<br />

Adenauer und Strauß, Ernst Reuter und Willy Brandt seien Helfershelfer der<br />

„Kriegstreiber“ und Revanchisten.<br />

Ein perfekt montierter, aus einer Fülle selten gezeigter Szenen zusammengestellter<br />

Propagandafilm mitten aus dem Kalten Krieg, der sich am Ende zu einer<br />

uneingeschränkten Zustimmung <strong>zum</strong> <strong>Mauerbau</strong> emporschwingt. Gezeigt werden jubelnde<br />

DDR-Männer und -Frauen, die den Kampfgruppen zuwinken. Für die Tränen und das Leid,<br />

das die Mauer <strong>über</strong> die Menschen diesseits und jenseits des Stacheldrahtes brachte, blieb<br />

dabei keinerlei Raum. Den Text zu „Schaut auf diese Stadt“ schrieb Karl-Eduard von<br />

Schnitzler.


Protokoll Westberlin<br />

DEFA 1959<br />

Buch und Regie Helmut Schneider<br />

s/w - 15 min.<br />

Der Arbeitstitel „Krebsgeschwür Westberlin“ zeigt die Stoßrichtung: Die in den 1950er<br />

Jahren für DDR-Bürger relativ leicht zugängliche Stadt wird aus östlicher Sicht porträtiert<br />

und als Spionagezentrum und „Frontstadt im Kalten Krieg“ dargestellt.<br />

Der 15-minütige Dokumentarfilm aus dem Jahre 1959 beschreibt den Zusammenhang<br />

zwischen den geschichtlichen Ereignissen und der Situation in Westberlin ab 1945, in der<br />

die Begriffe „Kalter Krieg“ und „Frontstadt“ geprägt wurden. Im <strong>Film</strong> enthalten sind<br />

Aufnahmen von Westberlin im Jahr 1959 sowie Archivmaterial.<br />

Folgende geschichtlichen Ereignisse werden kurz und chronologisch nur angerissen:<br />

17. Juli bis 2. August 1945: die Unterzeichnung des Potsdamer Abkommens/Konferenz<br />

der drei Großmächte auf Schloss Cecilienhof Potsdam;<br />

Verbot des Deutschen Kulturbundes im November 1947 in der britischen und USamerikanischen<br />

Zone Westberlins;<br />

21. Juni 1948 die Währungsreform: Einführung der Währung „Deutsche Mark“ in den drei<br />

westlichen Besatzungszonen Deutschlands und Westberlin;<br />

23. Juni 1948: ebenfalls Durchführung einer Währungsreform und Einführung „Deutsche<br />

Mark der Deutschen Notenbank“ in der sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und in<br />

Ostberlin mit einhergehenden Schwarzmarktgeschäften;<br />

1948 einseitige Verlegung des Magistrats vom Stadthaus in Ostberlin in das Rathaus<br />

Schöneberg Westberlin und der Errichtung einer Stadtverwaltung in Ostberlin;<br />

DDR-Flüchtlinge in Westberliner Auffanglagern, Verbreitung von Flugblättern und<br />

Sabotageanschläge in der SBZ, Spionage- und Agententätigkeit wie „Operation Gold“<br />

sowie deren Verurteilung vor Ostberliner Gerichten, Schmuggel- und Schiebergeschäfte;<br />

Wahlen <strong>zum</strong> Berliner Abgeordnetenhaus im Dezember 1958, in der die SPD mit ihrem<br />

Spitzenkandidaten - dem Regierenden Bürgermeister Willy Brandt - die absolute Mehrheit<br />

erreichte und trotz ihres Wahlerfolges Brandt der CDU die Bildung einer Großen Koalition<br />

anbietet.<br />

Die erstmaligen Entspannungsangeboten samt Friedensvertrag im November 1958 durch<br />

die Sowjets (auch genannt: Chruschtschow-Note oder Berlin-Ultimatum) beinhalten, dass<br />

Berlin binnen sechs Monaten entmilitarisiert und in eine selbständige politische Einheit<br />

umgewandelt werden soll. Im letzten <strong>Film</strong>drittel wird Bezug genommen auf das Angebot<br />

der DDR-Regierung vom Oktober 1958, per Sonderabkommen Westberliner Bürger mit<br />

Lebensmitteln, Braunkohle und Elektrizität zu versorgen.


Weithin unbekannte Aufnahmen zur Grenzsicherung in der DDR:<br />

<strong><strong>Film</strong>e</strong> des Armeefilmstudios der NVA<br />

Aus den Beständen des Bundesarchivs sind 1500 <strong><strong>Film</strong>e</strong> der Nationalen Volksarmee der<br />

DDR in sendefähiger Qualität zugänglich, die anlässlich des 50. Jahrestages des<br />

<strong>Mauerbau</strong>s 2011 von besonderem Interesse sein dürften. Darunter befinden sich „Auf<br />

Wacht an der Staatsgrenze“, „Grenzsoldaten in Berlin“, „Berliner Kinder bei den<br />

Grenzsoldaten“ oder „Der Schlag hat gesessen“ – hier dankt Walter Ulbricht den NVA<br />

Soldaten für ihre Grenzsicherung. Über Grenzsoldaten in der Wendezeit berichten die<br />

Sequenzen „Grenzdurchbruch ’89“ oder „NVA – ade!“. Kurz vor Schließung des<br />

<strong>Film</strong>studios waren zudem die „Verweigerer im Dienst“ und der Zivildienst im<br />

Gesundheitswesen ein neues Thema.<br />

Weitere Dokumentationen, Ausbildungsfilme sowie <strong>Film</strong>magazine richteten<br />

sich vorwiegend an Soldaten und dienten der sozialistischen Wehrerziehung und<br />

politischen Motivation innerhalb der Armee. „Die Schule der Tapferkeit“ bereitete<br />

psychisch wie physisch auf das richtige Verhalten im Gefecht vor, sparte dabei auch das<br />

Thema „Angst“ nicht aus. Durchaus unerwartet findet sich die Satire als Genre, um<br />

beispielsweise im <strong>Film</strong> „Zum weißen Kobold“ die Folgen <strong>über</strong>mäßigen Alkoholkonsums in<br />

der Armee zu schildern.<br />

Die Produktionen des 1960 gegründeten Armeefilmstudios, des späteren <strong>Film</strong>studios der<br />

NVA, gingen mit seiner Auflösung 1991 in das Eigentum des Bundesarchivs <strong>über</strong>.<br />

Exklusiver und weltweiter kommerzieller Auswerter ist in dessen Auftrag der Progress<br />

<strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> in Berlin.<br />

Nachfolgend eine kleine Auswahl:<br />

Der Schlag hat gesessen<br />

<strong>Film</strong>studio der Nationalen Volksarmee 1961<br />

Regie Oberstleutnant Wiechmann, Karl-Ernst Schmidt<br />

Text Major Herbert Hakenbeck<br />

Normal – s/w - 8 min.<br />

Der Propagandafilm für NVA-Soldaten diente der Rechtfertigung des <strong>Mauerbau</strong>s und zur<br />

Demonstration der eigenen Kampfesstärke. Am frühen Sonntagmorgen, dem 13. August<br />

1961, beziehen Grenztruppen in Panzern Stellung – laut Kommentator <strong>zum</strong> Schutze der<br />

DDR-Bürger vor den Kalten Kriegern, vor Spitzeln, Erpressern und Kopfjägern. Auf der<br />

anderen Seite soll dies „ein großes Tohuwabohu“ ausgelöst haben. Metaphorisch wird ein<br />

Stoppschild vor dem Brandenburger Tor als ein Symbol der Arbeiter- und Bauernmacht<br />

interpretiert. Die eigene Bevölkerung feiert und beschenkt die Grenztruppen z.B. mit<br />

Blumen oder Eulenspiegel-Puppen. Politprominenz besucht die Soldaten: Der Vorsitzende<br />

des Staatsrates Walter Ulbricht, der stellvertretende Vorsitzende des Staatlichen<br />

Rundfunkkomitees Gerhart Eisler, der Minister für Nationale Verteidigung und<br />

Armeegeneral Karl-Heinz Hoffmann sowie der Erste Sekretär des Zentralrats der FDJ<br />

Horst Schumann. Gerhard Eisler wendet sich in seiner Ansprache an die „Bonner Ultras“<br />

und sagt: „Wenn der größenwahnsinnige Strauß glaubt, mit uns anbandeln zu können, so<br />

irrt er sich. Der Frieden ist uns heilig.“<br />

Knapp 20 Jahre später erhält die DDR 1983 auf Vermittlung des bayerischen<br />

Ministerpräsidenten Franz Josef Strauß von der Bundesrepublik einen Milliardenkredit.


Verräter<br />

<strong>Film</strong>studio der Nationalen Volksarmee 1962<br />

Regie Major Herbert Hakenbeck<br />

Kamera Heinz Killian<br />

Normal – s/w – 11 min.<br />

Gleich zu Beginn stellt der <strong>Film</strong> für seine Zuschauer, die NVA-Soldaten,<br />

unmissverständlich klar, was <strong>über</strong> den <strong>Mauerbau</strong> 1961 zu denken ist: „Jeder gepanzerte<br />

Wagen ist ein Stück unserer Macht“ und der „eiserne Riegel bringt Abenteurer und<br />

Hasardeure zur Raison“. Zur Abschreckung dient das Schicksal des ehemaligen<br />

Grenztruppen-Unteroffiziers Klein, der wegen schwerer Spionage und Fahnenflucht<br />

angeklagt ist. Angeblich hatte er Alkoholprobleme und sechs Geliebte, außerdem verriet<br />

er für 100 DM militärische Geheimnisse. Zu sehen ist auch ein kurzer Ausschnitt aus dem<br />

westdeutschen Fernsehen, in dem Klein einem Interviewer seine Einschätzung <strong>über</strong> die<br />

DDR mitzuteilen scheint. Der <strong>Film</strong>kommentator wirft dagegen der Bundesrepublik<br />

Verfehlungen wie Slums, Prostitution und Nazi-Verstrickungen vor. Das moralische Urteil<br />

<strong>über</strong> den ausgemachten Verräter Klein fällt hart aus: „Wer seiner Klasse Treue schwört<br />

und diese bricht, den richtet die Klasse.“ Als Resümee betont der Kommentator den<br />

„unausbleiblichen Sieg des Sozialismus in ganz Deutschland.“<br />

Grenzverletzer haben keine Chance<br />

<strong>Film</strong>studio der Nationalen Volksarmee 1964<br />

Buch und Regie Karl-Ernst Schmidt<br />

Kamera Erich Prüfer<br />

Normal – s/w – 31 min.<br />

Dieser NVA-Lehrfilm stellt deutlich den vielfältigen Einsatz von Kräften und Mitteln zur<br />

Grenzsicherung bei Tag und Nacht am Beispiel einer Grenzkompanie vor. „Kühn und<br />

findig“, aber auch „schöpferisch“ soll der Armeedienst vonstattengehen. Als Probleme<br />

werden u.a. thematisiert: Die eingeschränkte Sicht in der Nacht, Wetterunbilden wie<br />

Regen und Nebel sowie Aufklärungsversuche durch den Gegner mittels Infrarotgeräte.<br />

Zur Veranschaulichung verwendet der Regisseur auch Tricksequenzen und nachgestellte<br />

Spielszenen verschiedener so genannter Grenzdurchbrüche. Mehrfach dargestellt ist<br />

dabei der Gebrauch der Schusswaffe, bei dem einer der vermeintlichen Grenzverletzer<br />

ums Leben kommt.


Auf Wacht an der Staatsgrenze<br />

<strong>Film</strong>studio der Nationalen Volksarmee 1979<br />

Regie Reiner Bachmann<br />

Normal – s/w - 39 min.<br />

Etwa 1350 km ist die Grenze zur Bundesrepublik lang, um Westberlin sind es 160 km.<br />

Hinzukommen 310 km Seegrenze. Zum 30. Jahrestag der Grenztruppen kommen<br />

hochrangige Politiker und Militär zu Wort. Für den Staatsratsvorsitzenden der DDR Erich<br />

Honecker dient die Grenzsicherung dem Frieden und dem Schutz des Sozialismus. Die<br />

gesamte Bevölkerung, d.h. „alle Werktätigen“, fühlten sich eng verbunden mit den<br />

Grenzern. Ähnlich drückt es Generalleutnant Erich Peter, zugleich stellvertretender<br />

Minister für nationale Verteidigung, mit einem so genannten sowjetischen<br />

Grenzersprichwort aus: „Das ganze Volk sichert die Grenzen des sozialistischen<br />

Vaterlandes“. Armeegeneral und Minister für nationale Verteidigung Heinz Hoffmann<br />

spricht vom Humanismus der Tat und von einem erbitterten Klassenkampf. Er meint,<br />

Grenzer „schützen das Leben, weil sie selbst das Leben lieben und achten“. Nachdem<br />

wichtige Daten in der Geschichte der Grenztruppen benannt werden, soll der Helden, die<br />

an der Grenze starben, gedacht werden. Zu dem pathetischen Lied „Unvergessen die<br />

Ermordeten, unvergessen die Mörder“ erscheinen Bilder von 20 toten Grenzsoldaten.<br />

Unter ihnen die quasi als Märtyrer verehrten zentralen Heldenfiguren der DDR: Die<br />

Unteroffiziere Peter Göring (1940-1962), Reinhold Huhn (1943-1962) und Egon Schultz<br />

(1943-1964). Die wahren Hintergründe werden allerdings verschwiegen, denn einige der<br />

aufgezählten Toten sind von NVA-Deserteuren umgebracht worden. Dagegen ist Sinn und<br />

Zweck dieses <strong>Film</strong>s, Gewissenhaftigkeit im Dienst, Stolz und gegenseitiges Vertrauen zu<br />

fördern.<br />

Grenzer<br />

<strong>Film</strong>studio der Nationalen Volksarmee 1981<br />

Regie Reiner Bachmann, Jochen Hoffmann<br />

Normal – Farbe und s/w - 39 min.<br />

Am 1. Dezember 1946 beginnt unter der Bezeichnung „Deutsche Grenzpolizei“ die<br />

Überwachung der Grenze zu Westdeutschland. Im 35. Jahr der Gründung entsteht dieses<br />

Portrait der Grenztruppen, das <strong>zum</strong> einen <strong>zum</strong> Dienst motivieren will und <strong>zum</strong> anderen<br />

stolz von den bisher erbrachten Leistungen berichtet. Fünf Grenzsoldaten<br />

unterschiedlichen Ranges kommen zu Wort, sie bestätigen die angeblichen<br />

Aggressionspläne der Bundesrepublik. Propagandistische Worte wie „BRD-<br />

Imperialismus“, „Revanchismus als Staatsdoktrin“ und „Trennlinie zwischen<br />

Imperialismus und Sozialismus“ sollen jeden Zuschauersoldaten von der Richtigkeit<br />

seines Dienstes <strong>über</strong>zeugen, auch von Agenten, Spionen und Provokateuren ist die Rede.<br />

Ein Oberstleutnant gibt einen kurzen Einblick in die Anfangsphase der Grenztruppen:<br />

Anfang der 1950er Jahre gab es die ersten Dienstfahrräder, Ende des Jahrzehnts konnten<br />

Soldaten mit Motorrädern der Marke Molotow die Grenze <strong>über</strong>wachen. Der langjährige<br />

Chef der DDR-Grenztruppen und Stellvertreter des Ministers für Nationale Verteidigung,<br />

Generalleutnant Klaus-Dieter Baumgarten (1931-2008), betont die Freundschaft mit der<br />

Sowjetunion. Während seiner Studienzeiten in Moskau traf er 1961 auf den legendären<br />

Marschall Semjon Budjonny.<br />

Die <strong>Film</strong>musik spielt hier eine wichtige Rolle. Um auch eine tiefe emotionale Verbindung<br />

zur DDR zu erzeugen, gibt es balladenhafte Lieder wie „Dieser Staat ist unser Leben, wir<br />

stehen mit dem Leben dafür ein“.


NVA-Armeefilmschau<br />

Ab 1961 produzierte das <strong>Film</strong>studio der NVA monatlich auch eine Armeefilmschau, in der<br />

es kurz nach <strong>Mauerbau</strong> ab der Doppelausgabe Nr. 3 und 4 regelmäßig <strong>über</strong> die<br />

Grenztruppen und die verschiedenen Bataillone berichtete. Zu den Jahrestagen des<br />

<strong>Mauerbau</strong>s erschienen Sonderberichte. Heute geben diese zeithistorischen Bilder<br />

Auskunft <strong>über</strong> die Art und Entwicklung der Grenzsicherung sowie <strong>über</strong> die Propagierung<br />

der deutsch-deutschen Grenzpolitik gegen<strong>über</strong> den NVA-Soldaten.<br />

Armeefilmschau 8/1966<br />

<strong>Film</strong>studio der NVA 1966<br />

Zum 5. Jahrestag des <strong>Mauerbau</strong>s vergleicht die<br />

Armeefilmschau Nazideutschland und dessen Angriff auf<br />

Polen mit der aktuellen, westlichen Welt. Der Vorwurf<br />

lautet, dass Adenauer mit Hilfe der USA einen dritten<br />

Weltkrieg anstrebte, den der <strong>Mauerbau</strong> am 13. August<br />

1961 verhinderte. Seitdem ist nicht nur der Schutz der<br />

DDR und der sozialistischen Ordnung gewährt, sondern<br />

auch der Frieden in Europa. Der Kommentator warnt vor<br />

den mörderischen Absichten des Gegners. Bilder von beschlagnahmten Waffen sollen dies<br />

untermauern, ebenso wie die ehrende Gedenktafel des ersten im Dienst getöteten und<br />

als Helden gefeierten Grenzsoldaten Peter Göring (1940-1962). Verschwiegen werden die<br />

Umstände: Ostberliner Grenzposten schossen am 23. Mai 1962 wegen eines<br />

Fluchtversuchs auf den 14-jährigen Erfurter Wilfried Tews und verletzten ihn schwer.<br />

Westberliner Polizisten geben dem Jungen Feuerschutz. Ein Querschläger trifft Göring<br />

tödlich.<br />

Armeefilmschau 8/1971<br />

<strong>Film</strong>studio der Nationalen Volksarmee 1971<br />

Zum 10. Jahrestag des <strong>Mauerbau</strong>s feiert die<br />

Armeefilmschau die „Unantastbarkeit und jederzeit<br />

zuverlässige Sicherung der Staatsgrenze zur<br />

westdeutschen Bundesrepublik und Westberlin“. Der<br />

Frieden sei durch unverrückbare Grenzen sicherer und<br />

staatliche Erfolge dadurch möglich geworden. Das sollen<br />

Aufnahmen aus dem modernen Zentrum von Ostberlin<br />

beweisen. Zu sehen sind u.a. der Alexanderplatz mit dem<br />

Centrum Warenhaus, und dem Kaufhaus des Reisens sowie der Lenin-Platz (heute: Platz<br />

der Vereinten Nationen) mit dem Lenin-Denkmal. Auf den ersten Blick ungewöhnlich<br />

erscheint, dass Grenzsoldaten in einigen Abschnitten auch die Erdgaserkundung von<br />

Bohrarbeitern, Technikern und Geologen sichern und deshalb deren Dank <strong>zum</strong> Jahrestag<br />

erhalten. Dieser 13. August 1971 ist zugleich auch der 100. Geburtstag des 1919<br />

ermordeten Politikers Karl Liebknecht, der in der DDR als Vorbild galt. Die<br />

Offiziershochschule der Marine erhielt ihm zu Ehren dessen Namen. Der Sprecher betont,<br />

dass in der DDR das Vermächtnis von Karl Liebknecht erfüllt sei.<br />

**** Zum Thema <strong>Mauerbau</strong> und Aspekten wie Flucht, Spionage, getötete Grenzsoldaten,<br />

und Grenzanlagen gibt es zudem weitere Dokumentarfilme und Wochenschauen<br />

„Der Augenzeuge“. <strong>PROGRESS</strong> hält hier noch weitere Recherchen für Sie bereit.


Außerdem gibt es passend <strong>zum</strong> Thema noch folgenden Spielfilm<br />

im <strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong>:<br />

Zum Teufel mit Harbolla - Eine Geschichte aus dem Jahre 1956<br />

DEFA 1989<br />

Regie Bodo Fürneisen<br />

Buch Walter Flegel, Manfred Freitag, JoachimNestler<br />

Darsteller Tom Pauls, Michael Lucke, Annett<br />

Kruschke, Gerd Gütschow u.a.<br />

CinemaScope – Farbe - 87 min.<br />

Gottlieb Engelhardt ist zu gut für die Welt. Eine Welt, in<br />

der die DDR jung ist, der Schwarzmarkt blüht und die Uniformen der Soldaten ganz neu<br />

sind. Und weil Gottlieb trotz Militärakademie ein so liebenswerter Mensch ist, klebt<br />

Schmuggelware an ihm wie ein herrenloser Hund. Folgerichtig findet eine FDJ-Pionierin<br />

heraus, dass in seiner Uniform ein „neuer Geist weht“. So soll dieser<br />

menschenfreundliche Offizier Harry Harbolla, einen fahnenflüchtigen Soldaten, aus dem<br />

Arrest zurück zur Truppe bringen. Neben vielen unglücklichen Zufällen dürfen bei dieser<br />

turbulenten Persiflage auf den Hurra-Sozialismus <strong>zum</strong> Ende der DDR sogar heilige Kühe<br />

vorgeführt werden: Da singt ein übrig gebliebener Nazi Liedgut von Horst Wessel, ein<br />

anarchistisch umgekrempelter NVA-Offizier führt dekadente Tänzchen auf und die große<br />

Liebe entpuppt sich als schlichte Hure.<br />

Ein wenig grotesk ist der Blick auf das eigene Land, dessen Premiere Ende Februar des<br />

Wendejahres stattfand. Mit Harbollas Parole „Mensch musste bleiben!“ greift Bodo<br />

Fürneisen in seinem einzigen DEFA-<strong>Film</strong> eine Grundstimmung auf, die in Verbindung mit<br />

der Gesellschaftsparodie eine sarkastische Komödie ergibt.


Fast 50 Jahre „Kinder von Golzow“<br />

Abschluss eines zeithistorischen Projekts<br />

Das Langzeitprojekt hat im Jahr 1961 zwei Wochen nach<br />

<strong>Mauerbau</strong> begonnen, bis ins neue Jahrtausend<br />

sammelten die Regisseure Barbara und Winfried Junge<br />

<strong>über</strong> 400 Kilometer <strong>Film</strong>material. Daraus entstanden 20<br />

<strong><strong>Film</strong>e</strong> mit einer Gesamtspielzeit von zwei Tagen. Bereits<br />

1985 fand diese Ausdauer Einzug in das Guiness-Buch<br />

der Rekorde, der prämierte Werkstattfilm „Lebensläufe“<br />

gilt als einer der 100 besten deutsche <strong><strong>Film</strong>e</strong>.<br />

Diese älteste Langzeitchronik der <strong>Film</strong>geschichte zeigt<br />

eine Generation, die in der DDR groß geworden war und<br />

sich mit der Wende 1989 auf eine komplett andere<br />

Lebenssituation einstellen musste. Ein unschätzbar<br />

wertvolles Stück deutsch-deutscher Zeitgeschichte.<br />

Nicht nur im Ausland ist das Interesse für die deutschdeutsche<br />

(Kino-) Geschichte groß. Wie Winfried Junge die<br />

Entwicklung seiner Protagonisten in dem einst geteilten<br />

und dann vereinigten Deutschland zeigt, trägt für viele<br />

mehr <strong>zum</strong> gegenseitigen Verständnis bei als jedes<br />

Geschichtsbuch. Gerade vor dem Hintergrund aktueller<br />

Debatten um das fehlende historische Wissen der Schüler<br />

<strong>über</strong> die DDR könnten die „Kinder von Golzow“ einen<br />

interessanten, filmischen Einblick in die jüngste Vergangenheit bieten.<br />

Die Kinder von Golzow<br />

Die älteste Langzeitdokumentation der <strong>Film</strong>geschichte - von 1961 bis heute.<br />

Von Barbara und Winfried Junge nach einer Idee von Karl Gass<br />

Kamera: Hans Dumke (1961), Hans Eberhard Leupold (1962-1991),<br />

Harald Klix (seit 1989)<br />

Musik: Gerhard Rosenfeld (ab 1966)<br />

1961 Wenn ich erst zur Schule geh’ (s/w, 14 min.)<br />

1962 Nach einem Jahr (s/w, 14 min.)<br />

1966 Elf Jahre alt (s/w, 30 min.)<br />

1969 Wenn man vierzehn ist (s/w, 36 min.)<br />

1971 Die Prüfung (s/w, 19 min.)<br />

1975 Ich sprach mit einem Mädchen (s/w, 30 min.)<br />

1979 Anmut sparet nicht noch Mühe (s/w + F, 106 min.)<br />

1980 Lebensläufe - Die Geschichte der Kinder von Golzow in einzelnen Porträts (s/w + F, 256 min.)<br />

1984 Diese Golzower – Umstandsbestimmung eines Ortes (s/w + F, 100 min.)<br />

1992 Drehbuch: Die Zeiten (s/w + F, 284 min.)<br />

1994 Das Leben des Jürgen von Golzow (s/w + F, 192 min.)<br />

1995 Die Geschichte des Onkel Willy aus Golzow (s/w + F, 146 min.)<br />

1996 Was geht euch mein Leben an. Elke - Kind von Golzow (s/w + F, 125 min.)<br />

1997 Da habt ihr mein Leben. Marieluise - Kind von Golzow (s/w + F, 141 min.)<br />

1998 Brigitte und Marcel - Golzower Lebenswege (s/w + F, 110 min.)<br />

1999 Ein Mensch wie Dieter – Golzower (s/w + F, 123 min.)<br />

2001 Jochen - ein Golzower aus Philadelphia (s/w + F, 119 min.)<br />

2003 Eigentlich wollte ich Förster werden - Bernd aus Golzow (s/w + F, 138 min.)<br />

2006 Und wenn sie nicht gestorben sind…<br />

Die Kinder von Golzow - Das Ende der unendlichen Geschichte Teil 1+2, (s/w + F, 278 min.)<br />

2007 Und wenn sie nicht gestorben sind – dann leben sie noch heute… Die Kinder von<br />

Golzow. Das Ende der unendlichen Geschichte Teil 3+4, (s/w + F, 290 min.)<br />

Alle <strong><strong>Film</strong>e</strong> im Progress <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong><br />

Im <strong>Film</strong>archiv unter dem Schlagwort: „Kinder von Golzow“<br />

www.progress-film.de


Die Vorwendeproduktionen<br />

Die Kinder von Golzow in den Kinderschuhen<br />

Wenn ich erst zur Schule geh’ (1961, s/w, 14 min.)<br />

1961 begegnen sie sich <strong>zum</strong> ersten Mal, Winfried Junge<br />

und die „Kinder von Golzow“. Die Kamera beobachtet die<br />

Siebenjährigen im Kindergarten, am ersten Schultag,<br />

beim Lernen und Spielen.<br />

Wunderschöne Studien vom Beginn der berühmten<br />

Golzow-Reihe.<br />

Nach einem Jahr (1962, s/w, 14 min.)<br />

In seinem zweiten <strong>Film</strong> beobachtet Junge feinfühlig den<br />

Schulalltag einer ersten Klasse im Dorf Golzow. Der Zuschauer erlebt hautnah Freude,<br />

Begeisterung und auch Kummer der Kinder im Unterricht, wie auch bei ersten kleinen<br />

Ausflügen der Kinder ins Leben und ihre nähere Umgebung.<br />

Elf Jahre alt (1966, s/w, 30 min.)<br />

Der dritte Golzow-<strong>Film</strong> zeigt die Elfjährigen so aufgeschlossen, schön und fröhlich, wie sie<br />

sich später nie wieder zeigen werden. In der 5. Klasse sind sie längst eine verschworene<br />

Gemeinschaft. Der Unterricht bringt mit neuen Erkenntnissen auch neue Fragen.<br />

Die Jugendjahre der Kinder von Golzow<br />

Wenn man vierzehn ist (1969, s/w, 36 min.)<br />

Sie sind nun keine Kinder mehr. Junge Staatsbürger<br />

profilieren sich. Die Zeit vor der Jugendweihe und ihrer<br />

Feier. Sie besuchen Weimar und das ehemalige KZ<br />

Sachsenhausen. Manche entscheiden sich, nach der 8.<br />

Klasse in den Beruf zu gehen, andere möchten in der<br />

Kreisstadt das Abitur ablegen.<br />

Die Prüfung (1971, s/w, 19 min.)<br />

Die Abschlussprüfung der Sechzehn- und<br />

Siebzehnjährigen am Ende der 10. Klasse. Jetzt soll jeder Einzelne zeigen, was er kann<br />

und wer er ist. Ein letztes Klassenfest, ehe die Gruppe auseinander geht.<br />

Ich sprach mit einem Mädchen (1975, s/w, 30 min.)<br />

Ein Klassentreffen der etwa Zwanzigjährigen in der alten Schule. Erinnerungen werden<br />

ausgetauscht, Neues berichtet. Eine von ihnen, Marieluise, erzählt von ihrer Liebe, ihrer<br />

Arbeit, ihren Ansprüchen an sich.<br />

Anmut sparet nicht noch Mühe (1979, s/w +F, 106 min.)<br />

Nach vielbeachteten Arbeiten, die die Kinder von Golzow zwischen Einschulung und<br />

Abschlussprüfung zeigten, vermittelt „Anmut sparet nicht noch Mühe“ eine erste<br />

Gesamtsicht auf achtzehn Jahre Leben im Oderbruch. Das Porträt einer Generation.<br />

Alltag, Entwicklungen und Schicksale in einem DDR-Dorf.<br />

Lebensläufe - Geschichte der Kinder von Golzow in einzelnen Porträts<br />

(1980, s/w +F, 256 min.)<br />

Nach fast zwanzig Jahren Beobachtung der „Kinder von Golzow“ zieht Lebensläufe Bilanz.<br />

Neun Kinder werden in einzelnen Porträts vorgestellt, vom Sandkasten bis zur Berufswahl<br />

und Familiengründung.<br />

Diese Golzower - Umstandsbestimmung eines Ortes<br />

(1984, s/w +F, 100 min.)<br />

Rund um die Festwoche <strong>zum</strong> 675jährigen Bestehen Golzows entstand für das DDR-<br />

Fernsehen ein Portrait des Dorfes, seiner Landschaft und Landwirtschaft in Vergangenheit<br />

und Gegenwart. Zum ersten Mal wird auch die Elterngeneration skizziert und die<br />

neuesten Veränderungen im Leben einiger „Kinder von Golzow“.


Animations- und Experimentalfilme<br />

In den 1980er Jahren entstanden in dem DEFA-Studio für Trickfilme auch<br />

gesellschaftskritische und zugleich ästhetisch sehr interessante Werke. In symbolischer<br />

Sprache thematisierten sie alltägliche Missstände.<br />

Einmart<br />

DEFA 1980, Kombination von Zeichentrick-, Flachfiguren-<br />

und Realfilm<br />

Buch und Regie Lutz Dammbeck<br />

Kamera Hans Schöne<br />

Musik Thomas Hertel<br />

Normal – Farbe – 15 min.<br />

In einer öden, hermetisch alptraumhaften Hemisphäre aus Gehirnwindungen und<br />

Eingeweiden vegetieren Kopffüßler vor sich hin. Einem der Mutanten gelingt es, sich zu<br />

erheben und dem Ikarus gleich versucht er, diesem Universum zu entfliehen. Schon die<br />

Freiheit der anderen Welt vor Augen, stürzt er von einer hohen Mauer in den tiefen<br />

Abgrund – zurück in den alten Kosmos und vorwärts in die neue Welt.<br />

Künstlerisch-metaphorischer Animationsfilm, der <strong>zum</strong> mehrmaligen Sehen und Entdecken<br />

einlädt.<br />

Ein Käfig<br />

DEFA 1981, Zeichentrickfilm ohne Worte<br />

Buch und Regie Sieglinde Hamacher<br />

Normal - Farbe - 7 min.<br />

Ein leerer Käfig sucht seine Erfüllung und ist auf<br />

Vogelfang. Ein farbenprächtiges Federvieh würde ihm<br />

gefallen. Doch obwohl der Käfig lockt und verführt,<br />

entfleucht ihm ein ums andere Mal seine Beute. Bis eines Tages ein zarter Vogel freiwillig<br />

den Weg in den Käfig findet. Voller Stolz präsentiert sich der Käfig mit seinem neuen<br />

Bewohner auf einem Podest. Beide sind zufrieden, denn der kleine Vogel kann jederzeit<br />

durch die Gitterstäbe nach draußen fliegen.<br />

Ein Zeichentrickfilm ohne Worte – nicht nur für Erwachsene.<br />

Ein Vogel<br />

DEFA 1983, Trickfilm, Sandanimation<br />

Buch und Regie Oliver Georgi<br />

Dramaturgie Marion Rasche<br />

Musik Hans-Friedrich Ihme<br />

Farbe - 4 min.<br />

Ein Vogel fliegt durch eine trockene Wüstenlandschaft. Auf seinem Flug entdeckt er eine<br />

Blume, die am Verdorren ist. Der Vogel sucht nach Hilfe für die Blume und findet eine<br />

Flasche, in der noch Wasser ist. Aber der Vogel kann weder die Flasche mitnehmen, noch<br />

kommt er an das Wasser heran. Endlich findet er die Lösung: Er wirft kleine Steinchen in<br />

die Flasche, worauf der Wasserspiegel steigt. Jetzt kann der Vogel das Wasser in den<br />

Schnabel nehmen und zur Blume bringen. Diese blüht auf durch das rettende Nass. Als<br />

kurze Zeit später der lang erwartete Regen kommt, breitet sie schützend und dankbar<br />

ihre Blätter <strong>über</strong> ihren neuen Freund, den Vogel.


Erinnerung an ein Gespräch<br />

DEFA 1984, Collagentrickfilm<br />

Buch und Regie Kurt Weiler<br />

Sprecher Kurt Böwe<br />

Normal – Farbe – 4 min.<br />

Pyrrhus, der König von Epirus, führt mit seinem<br />

Vertrauten Kineas ein Gespräch <strong>über</strong> Sinn und Ziel von<br />

Eroberungsfeldzügen. Zunächst träumt Pyrrhus davon, Rom zu bezwingen und damit<br />

ganz Italien zu einzunehmen. Doch ein Sieg würde seiner Meinung nach weitere<br />

militärische Notwendigkeiten nach sich ziehen. So müsste Pyrrhus im Anschluss Sizilien,<br />

Libyen, Karthago und schließlich die ganze Welt unterwerfen. Die Erde läge dann jedoch<br />

in Trümmern. Nur Pyrrhus und Kineas blieben übrig. „Und was machen wir dann, mein<br />

Pyrrhus?“ fragt der Vertraute des Königs.<br />

Kurt Weiler, einer der wichtigsten DEFA-Avantgardetrickfilmer, wagt in diesem<br />

Collagenfilm für Erwachsene einen philosophischen Exkurs <strong>über</strong> den Unsinn des Krieges<br />

und versinnbildlicht, was mit einem Pyrrhussieg gemeint ist. Dabei zitiert er verschiedene<br />

Kunstwerke, wie z.B. Manets „Frühstück im Freien“ und lässt die Figuren des<br />

Pergamonaltars lebendig werden.<br />

Die Flut<br />

DEFA 1986, Zeichentrickfilm<br />

Buch und Regie Lutz Dammbeck<br />

Kamera Lutz Kleber<br />

Musik Günter Sommer<br />

Farbe – 10 min.<br />

Zwei Männer sitzen auf einer Insel und genießen den Sonnenuntergang. Ein Unwetter<br />

zieht herauf und durch den Sturm droht eine Flutwelle. Einer von beiden schlägt vor,<br />

gemeinsam ein Boot zu bauen, um der Gefahr zu entgehen. Der andere fängt an zu<br />

bauen und will alles allein machen. Langsam und <strong>über</strong>trieben sorgfältig fügt er die<br />

Bretter aneinander. Sein Partner weist verzweifelt auf die ausweglose Situation hin und<br />

mahnt, das Boot schnell fertig zu machen. Der Bootsbauer hingegen will den Kahn erst<br />

noch verzieren. Während der eine die Gefahr erkennt, verzettelt sich der andere und<br />

versinkt in den Fluten, als er nach einem Wimpel sucht. Immerhin kann sich der eine mit<br />

dem Boot retten.<br />

Ein graphisch interessanter Zeichentrickfilm von Lutz Dammbeck, für die Psaligraphie<br />

(Kunst des Scherenschnitts) verantwortlich ist R. Bundesmann.<br />

Inselwitz<br />

DEFA 1990, Zeichentrickfilm<br />

Buch und Regie Lutz Stützner<br />

Kamera Steffen Nielitz<br />

Musik Eberhard Weise<br />

Normal – Farbe – 2 min.<br />

Immerhin, das nackte Leben können die drei Schiffbrüchigen retten. Frierend,<br />

zähneklappernd, gelangen sie auf eine Insel. Eine Nixe hat Mitleid mit dem Trio und<br />

schenkt ihm einen Ballen Stoff. Flugs zaubern die drei eine Fahne, die sie hissen und vor<br />

der sie stramm stehen – frierend, zähneklappernd. Eine zeitlose Satire auf kulturell<br />

geprägte Attitüden.


Kafkas Traum<br />

DEFA 1989, Zeichentrickfilm ohne Worte<br />

Buch und Regie Sieglinde Hamacher<br />

Normal – Farbe - 8 min.<br />

Kafka, eine traurige, dunkle Gestalt, wendet sich in<br />

einem Café ängstlich von einer verführerischen Frau ab.<br />

Doch auch das Serviermädchen lockt mit weiblichen Reizen. Als es von dem bestellten<br />

Essen nascht, wird es Kafka zu bunt. In heftiger Empörung beklagt er sich erfolgreich an<br />

höherer Stelle. Doch welche unmenschliche Maschinerie er dadurch in Gang setzt, das<br />

ahnte Kafka nicht. Zwei Uniformierte steinigen das arme Mädchen. Ohnmächtig nimmt<br />

sich der schuldbewusste Kafka das Leben. Das Mädchen indessen wird wiederbelebt und<br />

erneut zur Arbeit geschickt.<br />

Die gleichnishafte Variante auf Kafka zeigt auch Bezüge zu der Situation in der DDR.<br />

<strong>PROGRESS</strong> <strong>Film</strong>-<strong>Verleih</strong> bezahlte zwar den fertigen Kurztrickfilm, konnte ihn aber nicht<br />

mehr vor dem Mauerfall <strong>zum</strong> Einsatz bringen.<br />

Der Kreis<br />

DEFA 1988, Foto- und Zeichentrickfilm<br />

Buch und Regie Klaus Georgi<br />

Kamera Brigitte Schönberner, Steffen Nielitz<br />

Farbe – 4 min.<br />

Eine Produktionsfabrik für Schutzmasken stößt aus unendlich vielen Schloten schwarzen<br />

Rauch aus und lässt ihre Umgebung darin versinken.<br />

Während Menschen und Tiere mit den Masken leben, arbeiten die Maschinen in der Fabrik<br />

pausenlos weiter. Tag für Tag spucken sie eine Schutzmaske nach der nächsten aus und<br />

hinterlassen die Stadt im Industriequalm.<br />

Lebe!<br />

DEFA 1978, Zeichentrickfilm<br />

Buch und Regie Lutz Dammbeck<br />

Kamera Helmut Krahnert<br />

Musik Bernd Wefelmeyer<br />

Farbe – 12 min.<br />

Die Geschichte eines Mannes – von seiner Geburt bis <strong>zum</strong> Tod. Er wird seinen Idealen<br />

untreu, da sein Trachten nur auf den Besitz von Dingen gerichtet ist, die ihn schließlich<br />

<strong>zum</strong> Sklaven machen.


Lebensbedürfnis oder Arbeit macht Spaß<br />

DEFA 1988, Zeichentrickfilm<br />

Buch und Regie Sieglinde Hamacher<br />

Kamera Mario Langschwager<br />

Musik Manfred Mammitzsch<br />

Normal – Farbe – 3 min.<br />

Mit Elan und Freude geht ein Mann seinem Tagwerk nach. Zu mitreißender, gospelartiger<br />

Musik aus dem Betriebslautsprecher zermahlt er mit seinem Vorschlaghammer die<br />

angelieferten Quadersteine zu Staub. Nicht weniger vergnügt arbeitet an einer anderen<br />

Stelle eine Frau. Unermüdlich schichtet sie Bausteine auf einen Wagen. Nur dem<br />

Zuschauer erschließen sich diese scheinbar unabhängigen Arbeitsvorgänge – als<br />

absurden, sinnlosen Kreislauf. Was die eine aufbaut, zerstört der andere; Hauptsache, es<br />

gibt Arbeit und es macht Spaß.<br />

Hamachers „Zeichenfilm“ ist trotz staatlich geforderter kleiner Korrekturen eine satirische<br />

Parabel auf die sozialistische Planwirtschaft. Ironischerweise erhielt sie auf der Leipziger<br />

Dokumentar- und Kurzfilmwoche den Preis des Rats für Gegenseitige Wirtschaftshilfe<br />

(RGW).<br />

Die Lösung<br />

DEFA 1987, Trickfilm<br />

Buch und Regie Sieglinde Hamacher<br />

Kamera Brigitte Schönberner<br />

Normal - s/w - 3 min.<br />

Ein Vogelschwarm, soldatisch ausgerichtet unter dem Befehl des Leitvogels, sitzt auf<br />

einer Telefonleitung. Nur der Kleinste am Schluss der Reihe hat seinen eigenen Kopf und<br />

schaut in die andere Richtung. Da hilft auch kein Schelten und Drohen vom Boss. Da<br />

seine Autorität in Gefahr ist, kommt der Chef auf eine ungewöhnliche Lösung.<br />

Internationales Dokumentar- und Kurzfilmfestival Leipzig 1988: Goldene Taube


Monument<br />

DEFA 1989, Zeichentrickfilm<br />

Buch und Regie Klaus Georgi, Lutz Stützner<br />

Kamera Helmut Krahnert<br />

Normal – Farbe – 4 min.<br />

Für die Ewigkeit bestimmt und richtungsweisend soll das Monument sein: Eine steinerne<br />

Figur, die mit ihrem Arm in die Ferne deutet. Feierlich wird das Denkmal enthüllt. Die<br />

Betrachter wissen die Symbolik zu entschlüsseln und alle schwören sich auf den<br />

vorgegebenen Weg ein. Was das eherne Standbild nicht daran hindert, auf einen<br />

Telefonanruf hin die Richtung zu wechseln. Auch diesen Wink versteht die Masse.<br />

Silberne Taube auf dem Leipziger Dokumentar- und Kurzfilmfestival, 1990.<br />

Die Panne<br />

DEFA 1989, Zeichentrickfilm<br />

Buch und Regie Klaus Georgi und Lutz Stützner<br />

Kamera Brigitte Schönberner<br />

Musik Manfred Mammitzsch<br />

Normal – Farbe – 3 min.<br />

Rasender Verkehr auf der Autobahn. Kein Mensch<br />

nimmt Notiz von dem Herrn mit Zylinder und Fliege am Seitenstreifen, keiner will ihm in<br />

seiner Notsituation helfen. Da steht er und wartet, bis einer sich schließlich erbarmt,<br />

ausgerechnet der mit dem kleinsten Trabbi. Das Abschleppseil ist schnell verknotet. Was<br />

sie damit aus einem tiefen Krater bergen, entpuppt sich als veritable Parade mit<br />

Staatskarossen. Endlich ertönt auch die Marschmusik.<br />

Trotz der veränderten Schlusslösung eine mit spitzer Feder gezeichnete Parabel auf den<br />

Umstand, dass der kleine Mann alle Lasten zu tragen hat.<br />

Lobende Erwähnung 1990 auf der Berlinale im Wettbewerb der Sektion Kurzfilm.


Sisyphos<br />

DEFA 1987, Zeichentrickfilm<br />

Buch und Regie Sieglinde Hamacher<br />

Kamera Helmut Krahnert<br />

Normal – Farbe – 7 min.<br />

Es nützt Sisyphos <strong>über</strong>haupt nichts, sich im letzten Winkel zu verstecken. Der<br />

Göttervater Zeus wirft ihm trotzdem sein Schicksal vor die Füße. Auch die Flucht rettet<br />

ihn nicht vor diesem steinernen Brocken. Fortan soll Sisyphos den mehr als mannshohen<br />

Stein einen steilen Berg hinaufrollen. Anfänglich bereitet das dem Verurteilten große<br />

Mühen. Über die Jahre wächst ihm nicht nur ein Methusalem-Bart, auch sein Stein lässt<br />

immer mehr menschliche Züge und Verhaltensweisen erkennen. Mal trickst er Sisyphos<br />

aus, mal hilft er ihm – die beiden werden ein eingespieltes Team. Doch eines Tages<br />

gelingt es Sisyphos unerwartet den Stein bis <strong>zum</strong> Gipfel zu rollen. Als dieser schreiend<br />

<strong>über</strong> das Ziel hinausschießt und abstürzt, ist Sisyphos zutiefst unglücklich <strong>über</strong> den<br />

Verlust. Nun muss er sich selbst auf die Suche begeben nach einem neuen Begleiter.<br />

Ohne Sprache, nur mit seinen kolorierten Kreidezeichnungen interpretiert der<br />

künstlerische Zeichentrickfilm den antiken Mythos neu.<br />

Der Schneider von Ulm<br />

DEFA 1979, Zeichentrickfilm<br />

Buch und Regie Lutz Dammbeck<br />

Kamera Erich Günther<br />

Musik Thomas Hertel<br />

Farbe – 14 min.<br />

Eine Interpretation des bekannten Gedichtes von Bertolt Brecht. In der bedrückenden<br />

Enge einer kleinen Stadt, die mitsamt ihren Bewohnern durch die Macht des Bischofs<br />

beherrscht wird, erweist sich ein Schneider als die Figur, die gegen die Macht aufbegehrt.<br />

Sonntag<br />

DEFA 1989, Zeichentrickfilm<br />

Buch und Regie Klaus Georgi und Lutz Stützner<br />

Kamera Steffen Nielitz<br />

Musik Bernhard Güttler<br />

Normal – Farbe – 3 min.<br />

Anflug auf die Erde. Aber nicht der blaue Planet ist zu sehen, sondern eine schwefelgelbe<br />

Wüsten-Weltkugel. Es ist ein besonderer Tag. Kilometerlang ist die Menschenschlange,<br />

die zu einem intergalaktischen Kugelhaus pilgert. Endlich am Eingangsportal<br />

angekommen, müssen alle, ob groß oder klein, ob Normalbürger oder Geistlicher,<br />

massive Sicherheitskontrollen <strong>über</strong> sich ergehen lassen. So gelangen sie <strong>über</strong> gleißend<br />

helles Licht in das Zentrum der Andacht: Ein kleiner, zarter Baum.

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