Bei uns am Hof 4/2009 - ALPINETGHEEP

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Vor- und Nachteile der Weidehaltung Argumente gegen Weidehaltung: ✔ Kosten- und Zeitaufwand durch Umstecken der Zäune (Ziegen brechen gerne aus, Verletzungsgefahr bei Verwendung ungeeigneter Zaunmaterialien) ✔ Weidepfl ege notwendig, wo Futter nicht gefressen wird (Weidereste: 30 - 50 %) ✔ Ständig wechselnde Futterqualität je nach Aufwuchs und Saison - Eiweißüberschuss bei jungen Weiden muss ausgeglichen werden. ✔ Höherer Erhaltungsbedarf der Tiere auf der Weide (Bewegung, Witterungseinfl üsse) und dadurch niedrigere Leistungen (z.B.Milchleistung) ✔ Zufütterung von Kraftfutter auf der Weide technisch aufwendiger ✔ Parasitenbelastung - (Mehrkosten durch Leistungsminderung, Medikamente) ✔ Ziegen sind empfi ndlich gegen Kälte und Nässe (Unterstand/Schutz vor Kälte und Nässe nötig) Mehrjähriges Durchmelken der Ziegen – Vor- und Nachteile Autor: Dr. Ferdinand Ringdorfer LFZ Raumberg-Gumpenstein, Institut für Nutztierforschung, Abteilung Schafe und Ziegen Raumberg 38, A-8952 Irdning Milchziegen haben normalerweise einen saisonalen Brunstzyklus und eine Laktationsdauer von 240 bis 300 Tage. Trächtigkeit, Geburt und die ersten Wochen der Laktation stellen eine große Belastung für die Ziegen dar. Die Aufzucht und Vermarktung der Kitze ist für viele Betriebe ein Problem. Eine Möglichkeit zur Lösung dieser Probleme ist das mehrjährige Durchmelken der Ziegen ohne Ablammung. Aus den wenigen Literaturangaben zu diesem Thema geht hervor, dass ein mehrjähriges Durchmelken zu keiner Einbuße der Milchleitung führt, dass die Tiere gesünder sind, dass die Arbeitsbelastung geringer ist und dass das ganze Jahr hindurch Milch erzeugt werden kann. Es wird aber auch berichtet, dass nicht alle Ziegen dazu geeignet sind. Verlängerte Laktation Eine Verlängerung der Laktation auf mehrere Jahre hat den Vorteil, dass erstens keine Kitze zur Welt kommen und zweitens, dass das ganze Jahr hindurch Milch erzeugt werden kann. Schuiling (2007) führt als weitere Gründe für eine verlängerte Laktation an, dass es weniger kranke und tote Tiere gibt, dass die Milchleistung höher ist und dass es weniger Arbeit bedeutet. Als Nachteil wird jedoch 26 BEI UNS AM HOF 4/2009 erwähnt, dass es auch weniger Nachkommen von sehr leistungsbereiten Tieren gibt. Im Hinblick auf Milchqualität und auf Verarbeitungseigenschaften hat ein mehrjähriges Durchmelken im Vergleich zur Standardlaktation keinen Unterschied gezeigt. In diesem Zusammenhang wurde das Durchmelken sogar als positiv betrachtet, weil weniger Biestmilch in den Sammeltank kommt. Dass es keine Kitze gibt, ist nur dann ein Vor- Argumente für Weidehaltung: ✔ Artgerechte Haltungsform (Befriedigung der Neugier/Futter kann selbst gewählt werden, Sozialverhalten und Bewegungsdrang kann besser ausgelebt werden. ✔ Billiges Futter (muss nicht konserviert werden) ✔ Gute Eiweißversorgung auf jungen Weiden - hohe Futterqualität (hoher Anteil an ungesättigten Fettsäuren in der Milch, wenn Gras gefressen wird) - Omega-3-Fettsäuren ✔ Weniger Stroh muss für Einstreu im Stall verwendet werden, weniger Düngeranfall im Stall (dadurch geringere Fliegenbelastung) ✔ Hangfl ächen können mit geringerem Arbeitsaufwand bewirtschaftet werden ✔ Konsumenten assoziieren mit Bio auch Weidehaltung (Werbung) ✔ Winterauslauf laut Bioverordnung nicht mehr vorgeschrieben, wenn Weide durchgeführt wird teil, wenn es sich um große Betriebe mit mehreren 100 Ziegen handelt. In diesen Betrieben reicht meistens die Arbeitskraft- und auch Stallplatzkapazität nicht aus, neben der Milcherzeugung auch noch die vielen Kitze aufzuziehen. Die Aufzucht müsste mutterlos erfolgen, da ja die Milch für die Vermarktung verwendet wird. Ein weiteres Argument ist auch, dass es für die Kitze noch keinen richtig geregelten Markt gibt. Der Bauer müsste vielfach auch die Vermarktung der Kitze in die Hand nehmen. Die ganzjährige Milcherzeugung wird vor allem von den Verarbeitungsbetrieben verlangt und auch durch einen höheren Preis in den Wintermonaten honoriert. Trächtigkeit, Geburt und die ersten Laktationswochen stellen für die Ziegen eine sehr große Belastung dar. Von besonderer Bedeutung in DURCHMELKEN
der Phase der Hochträchtigkeit und den ersten Laktationswochen ist eine bedarfsgerechte Fütterung. Der hohe Nährstoffbedarf in dieser Zeit wird oft durch mangelnde Nährstoffkonzentration in der Ration nicht abgedeckt, wodurch Körperreserven abgebaut werden. Aber auch der Ziegenhalter ist in der Zeit der Ablammung besonders gefordert. Es muss kontrolliert werden, ob die neugeborenen Kitze Biestmilch bekommen, eine Zuordnung zur richtigen Mutter muss gemacht werden, es muss kontrolliert erden, ob die Nachgeburt abgegangen ist usw. Über wie viele Jahre durchgemolken werden kann, darüber gibt es keine Angaben. Es ist auch schon sehr schwer, überhaupt Literaturangaben zum mehrjährigen Durchmelken zu fi nden. Schuiling 2007 berichtet über vergleichende Ergebnisse bei mehrjährigen Durchmelken, wobei zwischen 2 und 7 Jahren durchgemolken wurde. Die Untersuchungen wurden in sechs Betrieben durchgeführt und zeigten, dass das Durchmelken eine Verbesserung der Milchleistung, der Tiergesundheit und der Milchqualität brachte. Aus der Praxis ist bekannt, dass einzelne Ziegen mehrere Jahre ununterbrochen gemolken werden können. Jedoch wird auch berichtet, dass nicht alle Ziegen zum Durchmelken geeignet sind. Es stellt sich die Frage, sind das Einzeltiere und wie sieht die Gesamtleistung aus? In einer Untersuchung am Institut für Tierphysiologie in Cambridge von Linzell (1973) kommt heraus, dass bei mehrjährigem Durchmelken von Ziegen der Verlauf der Laktationskurve einer Sinuslinie entspricht, ähnlich der Temperaturund Tageslichtkurve. Im Sommer werden die höchsten Milchmengen erreicht und im Winter die niedrigsten. Weiters wurde beobachtet, dass die Milchmenge insge- DURCHMELKEN samt rückläufi g ist. Der sinuswellige Verlauf der Laktation bleibt selbst dann erhalten, wenn die Ziegen in einem Stall mit konstanter Temperatur und einem gleichbleibenden Lichtregime (16 Stunden Licht, 8 Stunden dunkel) gehalten werden. Wirtschaftlichkeit In der Milchziegenhaltung wird der Haupterlös durch den Verkauf der Milch erzielt. Es ist daher notwendig, diese so günstig wie möglich zu produzieren. Durch den Wegfall der Ablammung aufgrund von mehrjährigem Durchmelken kann die gesamte anfallende Milch für die Verarbeitung oder die Lieferung an die Molkerei verwendet werden. Laut einer Studie von Govaerts und van Eekeren 2008) über die Berechnung der Produktionskosten von biologischer Ziegenmilch betragen diese im Jahr 2007 für 100 l Milch, umgerechnet auf 7 % Fett und Eiweiß, € 55,39 ohne Berücksichtigung von Arbeits- kosten. Werden die Arbeitskosten mitberücksichtigt, so liegt der Wert bei € 71,13. Mit knapp 75 % haben die Futterkosten den größten Anteil an den Produktionskosten. Im Vergleich zu den Berechnungen vom Jahr 2004 sind für 2007 vor allem die Futterkosten enorm angestiegen, besonders was das Kraftfutter betrifft. Bei mehrjährigem Durchmelken kommt es insgesamt zu keinen so großen Spitzenleistungen wie bei einer Standardlaktation in den ersten Wochen nach der Ablammung. Dadurch gibt es auch keine Zeiten, wo ein übermäßiger Nährstoffbedarf besteht, der nur durch teures Kraftfutter abgedeckt werden kann. Auch gibt es keine Hochträchtigkeit, wo durch das begrenzte Futteraufnahmevermögen der Einsatz von Kraftfutter notwendig ist. Dadurch kann insgesamt am Kraftfutter eingespart werden. ❉ Mit modernen Melkanlagen ist die Leistungssteigerung leicht nachvollziehbar! BEI UNS AM HOF 4/2009 27
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