Bei uns am Hof 4/2009 - ALPINETGHEEP
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L<strong>am</strong>mfleisch aus ökologischer<br />
und konventioneller Produktion<br />
Dr. Angelika Scharnhölz hat diesen Artikel für die „Deutschen Schafzucht 21/09“ verfasst.<br />
Französische Wissenschaftler haben die ernährungsphysiologischen<br />
und sensorischen Eigenschaften von ökologisch und konventionell erzeugtem<br />
L<strong>am</strong>mfl eisch aus Stall- und Weidemast verglichen.<br />
Im Rahmen dieser Studie <strong>am</strong> französischen<br />
Institut für Agrarforschung<br />
(INRA) in Clermont-Ferrand sollte<br />
ausschließlich der Einfl uss des Produktionssystems<br />
– also ökologisch<br />
oder konventionell – auf die Fleischqualität<br />
untersucht werden. Der<br />
mögliche Effekt anderer Faktoren<br />
(Fütterungsniveau, das ist die Menge<br />
der pro Tag zugeführten Energie,<br />
Geschlecht, Schlachtalter) wurde<br />
durch den Versuchsaufbau gezielt<br />
ausgeschlachtet.<br />
Versuchsaufbau<br />
Der Versuch wurde mit 120 Bocklämmern<br />
(Geburtstermin 31. März bis<br />
14. Mai) der Rasse Limousin aus ökologisch<br />
(Ö) bzw. konventionell (K)<br />
bewirtschafteten Betrieben durchgeführt.<br />
Die Rohstoffzus<strong>am</strong>mensetzung<br />
(Hafer, dehydrierte Luzerne, extrudierte<br />
Sojakörner, Sojabohnenkuchen,<br />
Erbsen, Mais, Weizenkleie,<br />
Sonnenblumensaatkuchen, Rohrzuckermelasse,<br />
Kalziumkarbonat, Salz,<br />
Spurenelemente) und der Nährstoffgehalt<br />
(Eiweiß, Fett, Zellulose, Rohasche)<br />
des während der Stallmast<br />
(S) verfütterten Kraftfutters waren<br />
für beide Testgruppen (S/Ö + S/K)<br />
identisch.<br />
Die Lämmer der Weidemastgruppen<br />
(W/Ö + W/K) weideten von Mitte<br />
Mai (Weideauftrieb) bis Mitte/Ende<br />
Juli (Absetzen) auf ungedüngten<br />
Naturwiesen, die seit 2000 keine<br />
Stickstoffgaben mehr erhalten<br />
hatten; die anschließende Endmast<br />
erfolgte auf Versuchsparzellen. Aus<br />
der unterschiedlichen Stickstoffversorgung<br />
der ökologisch bzw. konven-<br />
4 BEI UNS AM HOF 4/<strong>2009</strong><br />
tionell bewirtschafteten Futterfl ächen<br />
resultierte eine unterschiedliche<br />
Pfl anzenzus<strong>am</strong>mensetzung des Weideaufwuchses,<br />
vor allem hinsichtlich<br />
des Leguminosenanteils, und hier<br />
insbesondere des Weißkleeanteils.<br />
<strong>Bei</strong> der Beurteilung des Wachstumsprofi<br />
l, des Mastzustandes, der<br />
Schlachtkörperkonformation und<br />
-morphologie, der Festigkeit, der<br />
Fettabdeckung und der Fleischfarbe<br />
konnte für beide Mastverfahren kein<br />
signifi kanter Unterschied zwischen<br />
„ökologisch“ und „konventionell“<br />
festgestellt werden.<br />
Die ernährungsphysiologische Qualität<br />
wurde anhand der Fettsäurenzus<strong>am</strong>mensetzung<br />
im langen Rückenmuskel<br />
bestimmt. Hier zeigten sich<br />
in Abhängigkeit vom Mastverfahren<br />
folgende Unterschiede:<br />
Stallmast<br />
Das Fleisch der Bio-Fleischlämmer<br />
(S/Ö) wies im Gegensatz zur S/K-<br />
Gruppe ein ernährungs-physiologisch<br />
günstigeres Fettsäureprofi ls auf:<br />
weniger (-6,1%), proatherogene<br />
(Arterioskle-rose fördernd) Palmitinsäure,<br />
mehr (+ 32,2% konjugierte<br />
Linolsäure (CLA), das ist eine Fettsäure<br />
mit cholesterinsenkenden und<br />
krebsvorbeugenden Eigenschaften.<br />
Weidemast<br />
<strong>Bei</strong> den Weidelämmern zeigte sich<br />
im Fettsäureprofi l kein signifi kanter<br />
Unterschied zwischen den Produktionssystemen.<br />
Die Analyse des Bio-<br />
L<strong>am</strong>mfl eisches ergab lediglich einen<br />
höheren Gehalt (+7,9%) an Stearinsäure,<br />
die hinsichtlich des gesundheitswertes<br />
als „neutral“ bewertet<br />
wird.<br />
Die sensorischen Qualitäten des<br />
Fleisches (Geruch, Geschmack,<br />
Zartheit, Saftigkeit) wurden von einer<br />
12-köpfi gen Jury geschulter Verkoster<br />
beurteilt, und die Experten k<strong>am</strong>en zu<br />
einem überraschenden Ergebnis:<br />
Unangenehmer Geruch<br />
Während die Kotelettstücke von<br />
Stallmastlämmern aus ökologischer<br />
und konventioneller Haltung gleich<br />
gut beurteilt wurden, erhielt das<br />
Bio-Fleisch der Weidemastgruppe<br />
vermehrt (+19%) Punkteabzüge auf-<br />
Leguminosenanteil im Pfl anzenaufwuchs der Mastweiden<br />
ökologisch konventionell<br />
bewirtschaftete Flächen bewirtschaftete Flächen<br />
Leguminosenanteil 37,5% 20,7%<br />
davon Weißklee 37,5% 20,7%<br />
Schlachtdaten<br />
Stallmast Weidemast<br />
Schlachttermine 37,5% 20,7%<br />
ø Schlachtalter 104 Tage 155 Tage<br />
ø Lebendgewicht 38,0 kg 35,3 kg<br />
ø Schlachtkörper 17,2 kg 14,7 kg<br />
ø Nierenfett 37,5% 20,7%<br />
LAMMFLEISCH