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BRUTAL BELIEBT - Thaizeit

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christine schraner burgener christoph burgener<br />

lieber zurückhaltend?<br />

Er: Wer in myanmar optimistisch war, lag<br />

bisher immer falsch. leider sind in den letzten<br />

zwanzig Jahren alle optimisten enttäuscht<br />

worden. ich bin versucht, optimistisch zu<br />

sein, lasse aber vorsicht walten, denn große<br />

fortschritte erwarten wir so schnell nicht.<br />

dennoch: Wenn ich nicht an fortschrittsmöglichkeiten<br />

glaubte, wäre ich ja gelähmt<br />

in meinen handlungen. die schweiz ist sehr<br />

interessiert daran, was im augenblick in myanmar<br />

passiert. nach Zyklon nargis haben<br />

wir viel Entwicklungsarbeit geleistet. der<br />

staat hat rund 5 millionen franken und die<br />

schweizer Zivilgesellschaft 30 millionen investiert<br />

und unter anderem 40 klassenräume<br />

gebaut. Es gibt heute hoffnungen auf kleine<br />

veränderungen in die richtige richtung und<br />

auf diese muss man sich stürzen, um nichts<br />

unversucht zu lassen. vor allem geht es um<br />

eine gerechtere verteilung in myanmar, derzeit<br />

wandern 80 prozent der Einnahmen im<br />

land an das regime. Gemeinsam mit der<br />

Eu und den usa stehen wir derzeit zu den<br />

sanktionen gegen das regime. Wir beraten<br />

auch schweizerische unternehmen dementsprechend<br />

und warnen vor erheblichen<br />

imageschäden, sollten direkte Geschäfte abgewickelt<br />

werden. China, indien und auch<br />

thailand hingegen beteiligen sich nicht an<br />

den sanktionen und weiten ihren Einfluss<br />

immer stärker aus, was der Westen bislang<br />

nicht pariert.<br />

Wie ist die situation in laos?<br />

Er: Es gibt noch immer vorbehalte bei<br />

den menschenrechten, zum beispiel erfüllen<br />

presse- und versammlungsfreiheit keine<br />

westlichen standards. allerdings ist die regierung<br />

hier viel offener, ein schnelleres fortkommen<br />

ist möglich. die schweiz unterstützt<br />

die Entwicklung des landes mit 12 millionen<br />

franken, allerdings ist die schweizerische<br />

Wirtschaft mit investitionen noch sehr zurückhaltend.<br />

im Juni nächsten Jahres wird<br />

in Zürich eine investitionskonferenz stattfinden,<br />

auf der wir für ein Engagement in laos<br />

und kambodscha werben wollen.<br />

und kambodscha?<br />

Er: die politische situation ist nicht in jeder<br />

hinsicht zufriedenstellend, insbesondere<br />

die menschenrechtssituation muss scharf<br />

beobachtet werden. aber es gibt auch positive<br />

Entwicklungen, zum beispiel ein projekt von<br />

zwei schweizern, die eine firma für internet-programmierung<br />

gegründet haben und<br />

zwanzig kambodschanern einen arbeitsplatz<br />

bieten. und dann gibt es noch den Grenzkonflikt<br />

mit thailand. hier setzen wir auf eine<br />

einvernehmliche lösung. unser vorgänger in<br />

bangkok sitzt jetzt im unEsCo-komitee, das<br />

sich mit diesen fragen beschäftigt.<br />

Wie schätzen sie die politische situation derzeit<br />

in thailand ein? Wie ist ihre einschätzung<br />

zum Verbotsverfahren gegen die Demokraten?<br />

Sie: Es ist eine grundlegende versöhnung<br />

aller beteiligter parteien erforderlich. dazu<br />

sollte, wie in jedem versöhnungsprozess, die<br />

Wahrheit über alle vorkommnisse der letzten<br />

Jahre auf den tisch kommen. Zur Zeit befindet<br />

sich die politik ist einer sackgasse, auch<br />

und insbesondere angesichts des verbotsverfahrens<br />

betreffend die politischen parteien.<br />

das dilemma: die verfassungsrevision in diesem<br />

punkt scheint schwierig durchsetzbar zu<br />

sein, bevor die Wahlen stattfinden. Wichtig<br />

ist, wie immer, dass die Gerichte unabhängig<br />

arbeiten können. ich glaube, dass das land<br />

einen neuanfang braucht, um nach vorne zu<br />

kommen. parteiverbote führen in der rege<br />

nicht zum Ziel. aber das muss das Gericht unabhängig<br />

entscheiden und wir kommentieren<br />

Gerichtsentscheide grundsätzlich nicht.<br />

GeSellSChaft | Dezember 2010/Januar 2011 | thaizeit | 35<br />

aber die unruhigen Zeiten in thailand sind<br />

für mich auch ein Zeichen des demokratisierungsprozesses.<br />

Jetzt muss gelernt werden,<br />

unterschiedliche ansichten zu akzeptieren.<br />

sicher ein manchmal schmerzhafter prozess,<br />

den wir in Europa nur zu gut kennen. den Zeigefinger<br />

zu erheben, wäre fehl am platz. dennoch:<br />

ich bin optimistisch für das ganze land,<br />

weil ich denke, dass thailand ein großes potential<br />

hat und auch schon viel erreicht hat.<br />

die thais werden das nicht alles aufs spiel<br />

setzen.<br />

Wie beurteilen sie die entwicklung der schweizerisch-thailändischen<br />

Wirtschaftsbeziehungen?<br />

Sie: die schweizer sind bei investitionen<br />

auf einem hervorragenden platz sechs. das<br />

handelsvolumen konnte 2010 gesteigert werden.<br />

Wir liefern maschinen, pharmazeutische<br />

produkte und uhren und beziehen landwirtschaftliche<br />

produkte und ebenfalls maschinen.<br />

Gute Wirtschaftsbeziehungen zwischen<br />

unseren ländern sind von beiden seiten gewünscht,<br />

wie der abschluss des luftverkehrsabkommens<br />

im letzten Januar zeigte. Wir<br />

wollen auch ein freihandelsabkommen im<br />

rahmen der Efta (Europäische freihandelsassoziation,<br />

besteht aus island, norwegen,<br />

liechtenstein und der schweiz) abschließen.<br />

der Entscheid über die Wiederaufnahme der<br />

verhandlungen liegt zur Zeit auf der thai-seite.<br />

bis zur realisierung der afta im Jahre 2015<br />

werden wir ziemlich sicher freihandelsabkommen<br />

mit singapur, malaysia, indonesien,<br />

vietnam und den philippinen abgeschlossen<br />

haben. daher liegt es sicher auch im interesse<br />

thailands, mitzuhalten.<br />

gibt es aus ihrer sicht viele probleme im Visa-<br />

und konsularwesen?<br />

Sie: sicher gibt es bei uns die üblichen<br />

probleme. aber die schweiz folgt den schen

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