Hinter verschlossenen Türen Sexualität im Orient - [di.wan] Berlin
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14 [dī.wān] 12.2007 GESELLSCHAFT<br />
GESELLSCHAFT<br />
12.2007 [dī.wān] 15<br />
„Wir haben abgeschworen“<br />
Seit der Gründung des Zentralrates der Ex-Musl<strong>im</strong>e steht <strong>di</strong>e Vorsitzende<br />
Mina Aha<strong>di</strong> unter Polizeischutz. Während ra<strong>di</strong>kale Musl<strong>im</strong>e sie als Verräterin<br />
besch<strong>im</strong>pfen, loben deutsche Politiker sie als positives Beispiel für <strong>di</strong>e<br />
erfolgreiche Integration des Islams in <strong>di</strong>e deutsche Gesellschaft – und sitzen<br />
dabei wieder einmal einem großen Irrtum auf von Dörthe Engels<br />
Plakat der Kampagne „Wir schwören ab“<br />
Gesicht zeigen – Sich zum Abfall vom<br />
Islam zu bekennen, fordert oftmals sehr<br />
viel Mut<br />
Zahlen sind für <strong>di</strong>e Politik stets<br />
brisantes Gut. Auch <strong>im</strong> Falle der<br />
Integrationsbemühungen „des“ Islams<br />
in „<strong>di</strong>e“ deutsche Gesellschaft<br />
werden sie von allen Seiten gerne<br />
herangezogen, um <strong>di</strong>e eine oder andere<br />
Sichtweise auf <strong>di</strong>e Dinge zu belegen.<br />
Eine der interessantesten Ziffern<br />
der vergangenen Monate war<br />
<strong>di</strong>e 4000. Als so stark gab <strong>im</strong> Januar<br />
<strong>di</strong>eses Jahres das Islam-Archiv in<br />
Soest <strong>di</strong>e Gruppe der vom Christentum<br />
zum Islam konvertierten Deutschen<br />
an. Nachdem <strong>di</strong>e Zahl bis auf<br />
das letzte zur Heraufbeschwörung<br />
der islamischen Gefahr in der Bundesrepublik<br />
ausge wrungen worden<br />
war, stand plötzlich weitaus dezenter<br />
<strong>di</strong>e Seriosität des genannten<br />
Instituts in der Kritik.<br />
Zur selben Zeit gründete sich<br />
ein Verein, der von der deutschen<br />
Öffentlichkeit um einiges wohlwollender<br />
aufgenommen wurde als <strong>di</strong>e<br />
4000 Konvertiten. Auf einer Pressekonferenz<br />
in <strong>Berlin</strong> stellte sich<br />
der „Zentralrat der Ex-Musl<strong>im</strong>e“<br />
als neugegründete Vereinigung religionsfreier<br />
Menschen, <strong>di</strong>e musl<strong>im</strong>ischen<br />
Glaubens waren oder aus<br />
einem musl<strong>im</strong>isch geprägten Land<br />
stammen, vor.<br />
Der Name des Vereins lehnt sich<br />
an den Zentralrat der Musl<strong>im</strong>e an,<br />
der ca. 15.000 bis 20.000 der offiziell<br />
drei Millionen in Deutschland lebenden<br />
Musl<strong>im</strong>e vertritt. Auch das<br />
Logo greift auf den Zentralrat zurück,<br />
wobei neben dem Halbmond<br />
ein großes „Ex“ prangt. Die Provokation<br />
sei von den Gründern bewusst<br />
gewollt, um neben den Vertretern<br />
verschiedener islamischer<br />
Organisationen eine andere St<strong>im</strong>me<br />
gegenüber dem deutschen Staat zu<br />
Gehör zu bringen, so <strong>di</strong>e Vereinsvorsitzende<br />
Mina Aha<strong>di</strong>.<br />
Wie viele Ex-Musl<strong>im</strong>e sie vertritt,<br />
ist ungewiss. Diejenigen, <strong>di</strong>e<br />
aus einem sehr religiösen Umfeld<br />
aussteigen, schweigen meist aus<br />
Angst vor Repressalien seitens ih-<br />
rer ehemaligen Glaubensbrüder<br />
und -schwestern. Andere vertreten<br />
eine kritische Sicht auf den Islam<br />
und werden <strong>im</strong> Gegensatz zu ihrem<br />
eigenen Empfinden von anderen<br />
als Ungläubige wahrgenommen.<br />
Und schließlich bezeichnet <strong>di</strong>e<br />
Mehrheitsgesellschaft selbst alle<br />
aus dem islamischen Kulturkreis<br />
nach Deutschland einge<strong>wan</strong>derten<br />
Menschen pauschal als Musl<strong>im</strong>e,<br />
ohne deren tatsächliche Gläubigkeit<br />
wahrzunehmen.<br />
Scheinbar bleiben genügend<br />
Personen übrig, <strong>di</strong>e den Einsatz der<br />
1956 <strong>im</strong> Iran geborenen Frau zu<br />
einem großen Risiko werden lassen.<br />
Seit der Gründung des Vereins<br />
steht Aha<strong>di</strong> unter Polizeischutz, da<br />
sie mehrfach mit dem Tode bedroht<br />
wurde. Trotzdem hält sie selbstbewusst<br />
fest: „Wenn man nichts sagt,<br />
wenn man nichts tut, und wenn<br />
man schweigt, dann wird es noch<br />
schl<strong>im</strong>mer!“ Ihre Kraft zieht Aha<strong>di</strong><br />
aus dem ihr <strong>im</strong> Namen des Islams<br />
zugefügten Unrecht. Ihr Mann wurde<br />
nach der islamischen Revolution<br />
unter Khomeini zusammen mit anderen<br />
Intellektuellen hingerichtet,<br />
sie selbst musste sich Jahre lang <strong>im</strong><br />
Untergrund verstecken, bis ihr <strong>di</strong>e<br />
Flucht<br />
n a c h<br />
Europa<br />
gelang.<br />
Seit 1996 lebt sie in Köln, wo sie bereits<br />
verschiedene Organisationen<br />
gegen <strong>di</strong>e Todesstrafe gründete.<br />
Provokation, um sich Gehör zu verschaffen<br />
Abfall vom Islam<br />
als Tabubruch<br />
Die Ex-Musl<strong>im</strong>e des Zentralrates<br />
sehen ihre Hauptaufgabe in<br />
der Durchführung der Kampagne<br />
„Wir haben abgeschworen“. Der<br />
Name lehnt sich an den Feldzug<br />
der Frauenbewegung „Wir haben<br />
abgetrieben“ an und beschreibt<br />
nach eigener Aussage des Zentralrates<br />
einen ganz ähnlichen Tabubruch.<br />
Ziel sei es, mit der offenen<br />
Kritik am Islam eine Aufklärung<br />
zu bewirken, an deren Ende sich<br />
<strong>di</strong>e Vernunft gegenüber der Leichtgläubigkeit<br />
durchsetzen solle. In der<br />
Konsequenz bedeute <strong>di</strong>es <strong>di</strong>e ra<strong>di</strong>kale<br />
Verdrängung der Religion aus<br />
dem öffentlichen Leben, d. h. eine<br />
strickte Trennung des Staates von<br />
religiösen Doktrinen und Bräuchen.<br />
Zu <strong>di</strong>esen zählt der Zentralrat laut<br />
der Kampagnen-Broschüre „Ehrenmorde,<br />
weibliche Genitalverstümmelung,<br />
Steinigungen, Hinrichtungen,<br />
Folterungen sowie andere<br />
unmenschliche Praktiken“. Mittel<br />
und Wege der Zurückdrängung der<br />
Religion seien das Kopftuchverbot<br />
an Schulen, <strong>di</strong>e Verpflichtung musl<strong>im</strong>ischer<br />
Jungen und Mädchen zum<br />
Sport- und Sexualkundeunterricht<br />
und <strong>di</strong>e Ersetzung des konfessionellen<br />
Religionsunterrichts durch<br />
ein Ethikfach.<br />
Die Verbindung ihrer Religion<br />
mit den genannten Menschenrechtsverletzungen<br />
ist für Musl<strong>im</strong>e<br />
starker Tobak und erklärt zum Teil<br />
<strong>di</strong>e gereizten Reaktionen auf Aha<strong>di</strong>s<br />
Kritiken. Der Hauptärger entzündet<br />
sich jedoch vor allem am Namen<br />
des Vereins. Der Abfall vom Islam<br />
ist vermutlich eines der sensibelsten<br />
Themen unter gläubigen Musl<strong>im</strong>en.<br />
In einigen Ländern wie Sau<strong>di</strong>-Arabien,<br />
Iran oder Afghanistan können<br />
Konvertiten sogar hingerichtet werden<br />
oder wie in Ägypten schwerwiegenden<br />
zivilrechtlichen Konsequenzen<br />
wie Z<strong>wan</strong>gsscheidung vom<br />
Ehepartner oder der Enterbung ausgesetzt<br />
sein. Amnesty International<br />
berichtet von nicht minder schwerwiegenden<br />
Ausgrenzungen durch<br />
Ver<strong>wan</strong>dte, Freunde und Nachbarn<br />
– auch in Deutschland.<br />
Nach der Auffassung von gläubigen<br />
Musl<strong>im</strong>en ist der Islam <strong>di</strong>e<br />
vollkommenste aller Religionen,<br />
da Muhammad als letzter Prophet<br />
Der Islam als <strong>di</strong>e wahre Religion<br />
das wahre Wort Gottes in Form des<br />
Korans den Menschen überbracht<br />
hat. Die islamische Erziehung ist<br />
ein großes Glück für den Menschen