Hinter verschlossenen Türen Sexualität im Orient - [di.wan] Berlin
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22 [dī.wān] 12.2007 12.2007 [dī.wān] 23<br />
<strong>di</strong>sziplinären Kongresses. Neben 18<br />
fachspezifischen Sektionen, von der<br />
Indogermanistik über Turkologie<br />
und Klassische Archäologie bietet<br />
das Programm des DOT inter<strong>di</strong>sziplinär<br />
ausgerichtete Foren und<br />
fachübergreifende Diskussionspanels.<br />
Jedoch ist <strong>di</strong>e Umsetzung <strong>di</strong>eses<br />
Mammutprojekts nicht <strong>im</strong>mer für<br />
alle zufriedenstellend. „Wo sind wir<br />
hier eigentlich? Das ist doch Theologie<br />
und kein Strafrecht!“, wirft<br />
der Jurist Hilmer Krüger etwa <strong>im</strong><br />
Forum „Recht“ ein, als Ibrah<strong>im</strong> Abu<br />
el-Naga <strong>di</strong>e Perspektiven des islamischen<br />
Strafrechts erläutert.<br />
Neben <strong>di</strong>esem begeisternden<br />
und zugleich in seiner Fülle erschlagenden<br />
Angebot an <strong>di</strong>e Fachwelt<br />
zeichnete sich der DOT 2007 durch<br />
ein Abendprogramm aus, das für<br />
jedermann offen war. „Der <strong>Orient</strong>alistentag<br />
sucht <strong>di</strong>e Öffentlichkeit<br />
wie nie zuvor“, unterstreicht Ludwig<br />
Amman, Pressesprecher des<br />
DOT, in der Ba<strong>di</strong>schen Zeitung.<br />
„Er (der DOT, d.R.) will dem gewachsenen<br />
Bedürfnis nach seriösen<br />
Informationen über <strong>di</strong>e Welt des<br />
Islam, aber auch über China und<br />
In<strong>di</strong>en Rechnung tragen.“ International<br />
renommierte Publikumsmagneten<br />
widmeten sich dafür in Festvorträgen<br />
einigen tagespolitischen<br />
Brennpunkten. Patricia Crone aus<br />
Princeton referierte über „Islam<br />
und religiöse Freiheit“, der iranische<br />
Reformtheologe Muhammed<br />
Schabestari aus Teheran nahm sich<br />
des komplexen Themas „Islam, Demokratie<br />
und Menschenrechte“ an.<br />
Nicht minder brisant waren abendliche<br />
Po<strong>di</strong>ums<strong>di</strong>skussionen. In prominenter<br />
Runde wurden „Konflikte<br />
in Asien und Afrika“ <strong>di</strong>skutiert. Die<br />
Frage des Abends „Was ist Politik,<br />
was ist Religion?“ musste am Ende<br />
jedoch offen bleiben.<br />
GESELLSCHAFT<br />
„Kriegsgewinner – Islamexperten – <strong>Orient</strong>alisten”<br />
– so beschreibt <strong>di</strong>e Ba<strong>di</strong>sche Zeitung<br />
den Deutschen <strong>Orient</strong>alistentag (DOT).<br />
Die Abende zeigten sich insgesamt<br />
gemäß dem Motto des DOT<br />
wie eine Kartographie bestehender<br />
Auffassungen in der Islamwissenschaft,<br />
<strong>di</strong>e der Öffentlichkeit präsentiert<br />
wurden. Ebenso <strong>di</strong>e Frage<br />
nach den Wurzeln der <strong>Orient</strong>alistik,<br />
<strong>di</strong>e in der abschließenden Po<strong>di</strong>ums<strong>di</strong>skussion<br />
zum Motto des DOT <strong>di</strong>e<br />
Gemüter besänftigte: Man berief<br />
sich auf <strong>di</strong>e Herkunft der <strong>Orient</strong>alistik<br />
aus der Philologie, schließlich<br />
hätten sich <strong>Orient</strong>alisten von Anfang<br />
an durch ihre Sprachkenntnisse<br />
ausgezeichnet.<br />
Dass Aktualität in der Wissenschaft<br />
nicht nur Segen, sondern<br />
zugleich auch Fluch sein kann, zeigt<br />
sich nicht nur an dem ungewöhnlich<br />
modernen und einseitig auf den<br />
Islam ausgerichteten Programm des<br />
DOT. Auch in Bezug auf <strong>di</strong>e Zukunft<br />
der <strong>Orient</strong>alistik wurde der gesellschaftlichen<br />
Verantwortung der<br />
Wissenschaft in Zeiten wachsender<br />
Islamophobie und Terrorangst ein<br />
hoher Stellenwert beigemessen.<br />
Günter Meyer, Vorsitzender des<br />
Zentrums für Forschung zur Arabischen<br />
Welt (ZFAW), forderte gar,<br />
„an den deutschen Universitäten<br />
mehr denn je <strong>di</strong>e Stu<strong>di</strong>erenden dahingehend<br />
auszubilden, dass sie für<br />
solche Diskussionen gerüstet sind<br />
und den einseitig verzerrenden Polemiken<br />
und Klischees erfolgreich<br />
entgegentreten können.“<br />
Dass für <strong>di</strong>e Analyse aktueller<br />
Prozesse grundlegende Kenntnisse<br />
über historische Entwicklungen,<br />
sowie geistes- und sozialwissenschaftliche<br />
Rahmenbe<strong>di</strong>ngungen<br />
unverzichtbar sind, bewiesen an<br />
anderer Stelle viele junge Wissenschaftler<br />
und Wissenschaftlerinnen,<br />
denen der Kongress <strong>di</strong>e<br />
Möglichkeit bot, ihre<br />
Forschung ein erstes Mal<br />
einem wissenschaftlichen<br />
Publikum vorzustellen.<br />
Auch bot das Werkstattgespräch<br />
der Deutschen Arbeitsgemeinschaft<br />
Vorderer <strong>Orient</strong><br />
(DAVO) eine von vielen Berufseinsteigern<br />
genutzte „Plattform für <strong>di</strong>e<br />
Präsentation von Stu<strong>di</strong>enabschlussarbeiten<br />
und Promotionsvorhaben,<br />
<strong>di</strong>e sich in der Konzeptions- oder<br />
Durchführungsphase befinden“, wie<br />
es in der viel versprechenden Programmauskunft<br />
beschrieben wurde.<br />
Darüber hinaus nutzten zahlreiche<br />
Nachwuchsforscher <strong>di</strong>e Gelegenheit,<br />
ein Forschungspanel zu leiten<br />
und so den <strong>Orient</strong>alistentag selbst<br />
mitzugestalten. Angesichts <strong>di</strong>e-<br />
Aktualität ist Segen und Fluch zugleich<br />
ser Fülle von Veranstaltungen, <strong>di</strong>e<br />
sich auf dem dreißigsten <strong>Orient</strong>alistentag<br />
in berauschender Weise<br />
gepaart fanden mit einer stetigen<br />
öffentlichen Erwartungshaltung,<br />
aktueller Brisanz und der Frage<br />
nach der Zukunft der <strong>Orient</strong>alistik<br />
resümiert Maurus Rainmkowski, es<br />
sei „eine gute Vorbereitung auf <strong>di</strong>e<br />
heutige Gesellschaft“, wenn den angehenden<br />
<strong>Orient</strong>alisten das Gefühl<br />
„permanenter Überforderung“ ihrer<br />
älteren Kollegen vermittelt würde.<br />
Trotz später Stunde: Po<strong>di</strong>ums<strong>di</strong>skussionen als Publikumsmagneten<br />
GESELLSCHAFT<br />
Der Deutsche <strong>Orient</strong>alistentag (DOT), ursprünglich als Mitgliederversammlung der Deutschen Morgenlän<strong>di</strong>schen<br />
Gesellschaft (DMG) 1921 ins Leben gerufen, trifft sich als Fachkongress alle drei Jahre an wechselnden<br />
Orten innerhalb Deutschlands. Bei steigender Teilnehmerzahl hat <strong>di</strong>eses Gipfeltreffen nach eigener Aussage<br />
dabei den Anspruch, „<strong>di</strong>e repräsentative Veranstaltung der deutschsprachigen <strong>Orient</strong>alistik“ zu sein. Der <strong>Orient</strong>,<br />
geographisch vom Senegal nach Japan reichend, erstreckt sich dabei in Fach<strong>di</strong>sziplinen von der Afrikanistik<br />
über Alttestamentarische Stu<strong>di</strong>en, Judaistik und Islamwissenschaft bis zur Iranistik und Sinologie. So sind theoretisch<br />
all jene Fächer auf einem DOT vertreten, <strong>di</strong>e sich auf eine „gemeinsame Herkunft aus der Philologie, <strong>di</strong>e<br />
kulturwissenschaftliche Beschäftigung mit der nicht-europäischen Welt berufen und <strong>di</strong>e oft ähnlichen Problemen<br />
bei der Vertei<strong>di</strong>gung <strong>di</strong>eser Fächer gegenüber der Wissenschaftspolitik und in der Universität“ ausgesetzt<br />
sind (Maurus Reinkowski, Mitorganisator).<br />
www.dot2007.de