2011 (pdf) - rotkreuzmagazin
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www.<strong>rotkreuzmagazin</strong>.de Ausgabe 1_11<br />
Engagement<br />
Die neuen<br />
Freiwilligen<br />
Hospiz<br />
Ein Ort des Lebens<br />
90 Jahre DRK<br />
Angela Merkel im Interview
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Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
<strong>2011</strong> ist das „Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit“. Es macht darauf aufmerksam, wie wichtig<br />
das Ehrenamt für unsere Gesellschaft ist, und es würdigt die Arbeit der vielen Freiwilligen, ohne die<br />
eine Organisation wie das DRK nicht existieren könnte. Rund 400 000 tun in unseren Reihen ihren<br />
Dienst. Sie helfen Menschen, schwierige Lebenssituationen zu meistern. Vier Ehrenamtsprojekte des<br />
DRK stellen wir Ihnen in unserer Titelgeschichte vor.<br />
Mit dem Begriff Hospiz ist das Sterben unheilbar kranker Menschen verbunden. Ein schweres Thema,<br />
sicherlich. Doch auch die schönen Seiten des Lebens haben Platz in einem Hospiz. Unser Beitrag ab<br />
Seite 18 zeigt das eindrucksvoll.<br />
Ich wünsche Ihnen eine interessante Lektüre<br />
Inhalt<br />
helfen<br />
04 Kompakt<br />
06 Ehrenamt verändert<br />
Eine Gesellschaft ohne<br />
freiwilliges Engagement wäre<br />
nicht dieselbe. Vier DRK-<br />
Projekte zeigen, warum<br />
ä EDItoRIAL<br />
12 Starker Wille<br />
Trotz Trümmern und<br />
Cho lera – die Menschen in<br />
Haiti geben nicht auf<br />
14 Hilfe für Helfer<br />
Sie sehen viel Not und Leid –<br />
wie Rettungskräfte damit<br />
zurechtkommen<br />
18<br />
Ihr<br />
gesellschaft<br />
17 Kompakt<br />
18 Hier wohnt das Leben<br />
Im Hospiz am Blumen-<br />
platz gehen Menschen<br />
ihren letzten Weg<br />
24 Mehr Anerkennung<br />
Bundeskanzlerin Angela<br />
Merkel will das Ehrenamt<br />
stärker fördern<br />
26 Sicher zu Hause<br />
Mit dem Hausnotruf<br />
bleiben ältere Menschen<br />
länger selbstständig<br />
service<br />
28 Kompakt<br />
inhalt drk<br />
29 Von Mensch zu Mensch<br />
Wie die Blutspende<br />
funktioniert und warum<br />
sie unentgeltlich ist<br />
30 Rätsel<br />
Mitmachen und gewinnen<br />
30 Impressum<br />
Dr. Rudolf Seiters<br />
DRK-Präsident<br />
1_11 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 3
drk helfen I kompakt<br />
Jeder Siebte medizinisch<br />
unterversorgt<br />
Rund eine Milliarde Menschen weltweit wird medizinisch<br />
nicht ausreichend versorgt. Das zeigt der Jahresbericht<br />
2010 der Weltgesundheitsorganisation<br />
(WHO). Selbst dort, wo es Krankenhäuser und Ärzte<br />
gibt, müssen diese oft aus eigener Tasche bezahlt<br />
werden. Nicht nur in armen Ländern meiden deshalb<br />
viele den Gang zum Arzt, auch in reichen Staaten wie<br />
zum Beispiel den USA, können Behandlungskosten<br />
Menschen in die Armut treiben. Die WHO ermahnte<br />
deshalb alle Länder, ihre Bevölkerung besser für den<br />
Krankheitsfall abzusichern.<br />
Bewegende Beiträge<br />
Sieben Journalisten sind mit dem<br />
Deutschen Sozialpreis 2010 ausgezeichnet<br />
worden. Als „aufrüttelnd, bewegend<br />
und unterhaltsam“ bezeichnete<br />
DRK-Präsidentin Donata Freifrau<br />
Schenck zu Schweinsberg die gesellschaftskritischen<br />
Arbeiten der Preisträger.<br />
Auslober des mit 20 000 Euro<br />
dotierten Preises ist die Bundesarbeitsgemeinschaft<br />
der Freien Wohlfahrtsp�<br />
ege (BAGFW), der auch das DRK<br />
angehört. Alle sieben prämierten<br />
Beiträge sind unter www.deutschersozialpreis.de<br />
verfügbar.<br />
4 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
Eine Hymne auf die Rotkreuzidee<br />
„The greatest stories are never told“ heißt ein neuer Song der Rotkreuzbewegung.<br />
Der Titel, der übersetzt „Die größten Geschichten werden<br />
nie erzählt“ bedeutet, ist eine Hymne auf die Idee des freiwilligen Helfens.<br />
30 Künstler interpretieren den Song, darunter Paul Young, The<br />
Commodores, Bobby McFerrin, Udo Lindenberg und Peter Maffay.<br />
Sie gingen unentgeltlich ins Tonstudio. Die Erlöse des CD-Verkaufs<br />
kommen Rotkreuzprojekten zugute. www.greatest-stories.com<br />
2,4<br />
Milliarden Euro<br />
spendeten die Deutschen<br />
im Jahr 2009 für humanitärkaritative<br />
Zwecke.<br />
Gen macht spendabel<br />
Todenhöfers geteiltes Glück<br />
Jürgen Todenhöfer,<br />
früherer<br />
CDU-Politiker und<br />
langjähriger Burda-<br />
Manager, hat anlässlich<br />
seines<br />
70. Geburtstags<br />
autobiogra� sch<br />
zurückgeblickt:<br />
In seinem neuen<br />
Buch skizziert er die Leitgedanken<br />
seines Lebenswegs anhand von kurzen<br />
Texten und Aphorismen. „Meide<br />
Nichtstuer, Playboys und Müßiggänger.<br />
Die einzige Rechtfertigung für<br />
Wohlstand ist harte Arbeit und soziales<br />
Engagement“, lautet einer davon.<br />
An diesem Anspruch misst sich der<br />
Autor auch selbst: Er hat angekündigt,<br />
95 Prozent seines Vermögens für<br />
karitative Projekte zu spenden.<br />
Jürgen Todenhöfer<br />
Teile dein Glück<br />
München 2010, C. Bertelsmann<br />
Verlag, 280 Seiten, 18,99 Euro<br />
Warum spenden die einen mehr, die anderen weniger? Ein Team aus Forschern der Universität Bonn<br />
hat einen physiologischen Grund gefunden: Ursache für die größere Freigiebigkeit ist ein bestimmtes<br />
Gen, das im Gehirn den Botenstoff Dopamin reguliert. Je inaktiver das Dopamin, desto spendabler<br />
zeigte sich die betreffende Person in einem Versuch der Universität. In der Bevölkerung kommt dieses<br />
Gen in zwei Varianten vor, wobei die eine Variante viermal effektiver arbeitet als die andere. In dem<br />
Versuch spendeten Studenten mit der Altruismusvariante im Schnitt doppelt so viel wie Kommilitonen<br />
mit der anderen Genversion.<br />
FOTOS: PANOS PICTURES / VISUM, ZMEEL PHOTOGRAPHY, PRESSE
VI_000D_ASI2_ARTROPB1P<br />
Schon morgens hatte ich<br />
Schmerzen. Und wenn<br />
es regnerisch wurde, verzog<br />
ich schon bei jedem<br />
Schritt vor Schmerzen das<br />
Gesicht.<br />
Ich sah mich schon im Rollstuhl<br />
sitzen, völlig fertig mit dem<br />
Leben, als ein Freund mir eine<br />
Tube Artrosilium-Gel mitbrachte.<br />
Man brauchte nur ein<br />
wenig von diesem Gel auf die<br />
schmerzenden Stellen auftragen.<br />
Schon nach der ersten Anwendung<br />
klang der Schmerz ab.<br />
Innerhalb von 3 Tagen konnte<br />
ich wieder Tennis spielen und im<br />
Garten arbeiten – obwohl ich<br />
doch schon 73 bin. Meine Frau<br />
konnte ihren Augen kaum<br />
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„Ich hatte wahn sinnige Schmerzen<br />
in den Knien … bis zu dem Tag,<br />
an dem ich Artrosilium-Gel entdeckte.“<br />
Hans S.<br />
D ahinter<br />
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fran zösischen Forschers Norbert<br />
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drk helfen<br />
Aufopfern<br />
war gestern<br />
Die Europäische Union hat <strong>2011</strong> zum Jahr der Freiwilligentätigkeit<br />
ausgerufen. Keine Frage: Ohne ehrenamtliches Engagement wäre<br />
unsere Gesellschaft eine andere. Die Gründe, warum sich Menschen<br />
engagieren, sind vielfältig. In den letzten Jahren zeichnet sich<br />
allerdings ein neuer Trend ab.<br />
TexT: Michael e. SchMid<br />
ä<br />
Sie tun als Sanitäter dienst, sie betreuen Kinder im Krankenhaus, sie helfen Jugend-<br />
lichen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, oder arbeiten in charity-Shops. Sie<br />
sind Schüler oder in Rente. Sie leben auf dem land oder in der Großstadt. die einen<br />
haben eine lehre hinter sich, die anderen besitzen einen doktortitel.<br />
die vier Freiwilligenporträts, die zu diesem Beitrag gehören, zeigen: das engagement<br />
für andere zieht sich quer durch die Bevölkerung. Gemeinsinn ist der Kitt für jede Ge-<br />
sellschaft – er macht sie solidarischer, weil jeder helfen und jedem geholfen werden kann.<br />
Nicht umsonst erfährt die Freiwilligentätigkeit in den vergangenen Jahren eine nie<br />
gekannte aufmerksamkeit. Buchbestseller feiern die Vorzüge der Selbstlosigkeit und<br />
Wissenschaftler weisen nach, dass engagierte Menschen glücklicher sind und länger<br />
leben als die Nichtengagierten. auch die Politik hat das Thema entdeckt: Gleich zwei<br />
Wettbewerbe, ausgelobt von unterschiedlichen<br />
Bundesministerien, prä-<br />
Gemeinsinn heißt: Jeder<br />
mieren Freiwilligenprojekte im ganzen<br />
kann helfen und jedem kann land. Und nun hat die eU das Jahr<br />
<strong>2011</strong> zum europäischen Jahr der Frei-<br />
geholfen werden.<br />
willigentätigkeit erklärt.<br />
die Motive, sich zu engagieren,<br />
wandeln sich. Wer sich heute für andere ins Zeug legt – und das gilt vor allem für die<br />
jüngere Generation –, will ein Ziel erreichen und mitbestimmen. er arbeitet nicht für eine<br />
Organisation, weil es sich so gehört, sondern weil sie ein sinnvolles Projekt anbietet. er<br />
opfert sich nicht selbstlos auf, sondern versteht die hilfe selbstbewusst als Bürgerpflicht<br />
– verbunden mit dem Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung, dem erwerb<br />
neuer Fähigkeiten, die man gern wieder in den dienst der guten Sache stellt.<br />
das dRK hat rund 400 000 ehrenamtliche Mitarbeiter. Um auch zukünftig seiner Rolle<br />
als Plattform für ehrenamtliches engagement gerecht zu werden, wird sich die Organisation<br />
auf die neuen Motive einstellen müssen. doch das Rote Kreuz ist groß genug,<br />
um schon heute Freiwilligen mit unterschiedlichen Beweggründen genug Betätigungsmöglichkeiten<br />
zu bieten. auch das zeigen die vier Porträts auf diesen Seiten.<br />
6 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
Jugendprojekt „Rückenwind“:<br />
auf Augenhöhe<br />
Klauen ist kein Kavaliersdelikt. Auch dann<br />
nicht, wenn der Kaufhausdetektiv den<br />
Diebstahl in letzter Minute verhindert.<br />
„Klauen ist strafbar und die Sache ist damit<br />
noch längst nicht erledigt“, sagt Danny<br />
Wiese, 17 Jahre alt. Er ist Konfliktmanager<br />
bei „Rückenwind“, einem Projekt des<br />
DRK-Kreisverbands in Kehl. Acht Schülerinnen<br />
und Schüler kümmern sich ehrenamtlich<br />
um Jugendliche, die drohen, auf<br />
die schiefe Bahn zu geraten. Bereits straffällig<br />
Gewordene, Schulschwänzer und<br />
Ausreißer zum Beispiel. „Wir helfen, damit<br />
sie nicht noch tiefer abrutschen“, sagt Danny.<br />
Deshalb meldete er sich sofort als Konfliktmanager,<br />
als das Rote Kreuz an seinem<br />
Gymnasium für „Rückenwind“ warb.<br />
Die Grundgedanke des 2005 gegründeten<br />
Projekts: Problematische Jugendliche<br />
sollen sich mit ihrem Handeln auseinandersetzen.<br />
Das tun sie meist bereitwilliger<br />
und einsichtiger, wenn Gleichaltrige sie auf<br />
Augenhöhe ins Gebet nehmen, als wenn<br />
Erwachsene sie belehren oder bestrafen.<br />
Jeweils drei Konfliktmanager sprechen mit<br />
dem Jugendlichen über die Folgen seiner<br />
Tat und erarbeiten mit ihm Möglichkeiten<br />
der Wiedergutmachung. Er kann zum Beispiel<br />
Sozialstunden beim DRK ableisten.<br />
„Wenn ich merke, dass der Jugendliche sich<br />
uns öffnet und ehrlich ist, dann ist das<br />
ä<br />
FOTO: maks richter
er engagiert sich, um Jugendliche<br />
davor zu bewahren, auf die<br />
schiefe Bahn zu geraten<br />
ä Danny Wiese:<br />
1_11 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 7
drk helfen<br />
ein Erfolgserlebnis für mich“, so der 17-Jährige. „Manchmal erzählen sie uns, wenn es in<br />
der Schule und in der Familie nicht rund läuft.“ Zu den Aufgaben des Teams gehört auch,<br />
zu kontrollieren, ob der Jugendliche sich an die Vereinbarungen hält und zum Beispiel die<br />
Sozialstunden zügig ableistet.<br />
„es ist ein gutes Gefühl,<br />
zu wissen, dass wir etwas<br />
erreichen können.“<br />
Das EKG piept unaufhörlich, Herzstillstand.<br />
Vier Defibrillationen, nichts tut sich. Dann<br />
der fünfte Schock. Das Herz schlägt wieder.<br />
Die Sanitäter der DRK-Gruppe „Helfer vor<br />
Ort“ im schwäbischen Maulbronn atmen<br />
auf. Sie haben es geschafft, weil sie nach<br />
nicht mal fünf Minuten da waren. Erst weitere<br />
fünf Minuten später trifft der Rettungswagen<br />
ein. Das ist zwar normal bei den<br />
Entfernungen auf dem Land, aber manch-<br />
8 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
Neun solcher Fälle hat Danny Wiese<br />
bereits hinter sich. Es gibt Teilnehmer,<br />
die sind bockig, da kann auch der Konfliktmanager<br />
wenig ausrichten. Die<br />
meisten jedoch zeigen sich im Gespräch<br />
einsichtig: „Aus vielen sprudelte es förm-<br />
lich heraus, einer weinte sogar.“ Wenn das Eis gebrochen ist, hat der Jugendliche die<br />
Chance, sein Leben in den Griff zu kriegen. „Es ist ein gutes Gefühl, zu wissen, dass<br />
wir was erreichen können“, sagt Danny. Deshalb will er unbedingt bei „Rückenwind“<br />
bleiben – auf jeden Fall so lange, bis er seine Heimat für das Studium einmal verlässt.<br />
Helfer vor Ort: schneller als die Profis<br />
mal auch zu spät, wenn es um die entscheidenden<br />
ersten Minuten geht.<br />
Die Brüder Wolfgang und Thomas Haalboom<br />
wollten das nicht akzeptieren. 1989<br />
überzeugten sie den DRK-Ortsverband,<br />
eine Helfer-vor-Ort-Gruppe zu gründen.<br />
Zwölf Ersthelfer gehören ihr heute an. Sie<br />
leben in Maulbronn und Umgebung und<br />
sind rund um die Uhr erreichbar. Geht ein<br />
Notruf bei der Rettungsleitstelle ein, kommt<br />
Freiwillige seit 22 Jahren: Die Brüder thomas und Wolfgang haalboom haben im<br />
schwäbischen maulbronn die Drksanitätsgruppe „helfer vor Ort“ ins Leben gerufen<br />
Intensives Gespräch: Dannys kollegin anna<br />
klein redet einem Jugendlichen ins Gewissen<br />
er auch auf ihren Funkempfängern an. Die,<br />
die am nächsten dran sind, fahren los und<br />
überbrücken an der Unfallstelle die Zeit bis<br />
zur Ankunft der hauptamtlichen Kräfte.<br />
Nicht selten retten sie dadurch Leben.<br />
„Noch hat die Kraft nicht nachgelassen“,<br />
sagt Wirtschaftsingenieur Wolfgang Haalboom,<br />
heute 48. Rund 2 200 Notfälle haben<br />
die Helfer in den vergangenen 22 Jahren<br />
versorgt. „Ich empfinde es als meine Pflicht,<br />
Menschen in Not zu helfen“, sagt der drei<br />
Jahre jüngere Thomas, ein promovierter<br />
Physiker. Natürlich, ergänzt Wolfgang, gehöre<br />
auch ein entsprechender Charakter<br />
dazu: „Man braucht Durchhaltevermögen,<br />
verzichtet auf viel Freizeit und auch der Beruf<br />
und die Familie leiden mitunter.“<br />
Bei vier von fünf Einsätzen werden die<br />
Helfer zu den Menschen nach Hause gerufen.<br />
Die Gruppe ist deshalb in der Region<br />
bekannt und ihre Mitglieder sind weit mehr<br />
als nur Ersthelfer: „Wir nehmen uns Zeit<br />
für die Menschen und hören ihnen zu“, sagt<br />
Wolfgang Haalboom. Etwa als ein Mann<br />
mit Herzinfarkt rechtzeitig ins Krankenhaus<br />
kam und seine immer noch verängstigte<br />
Frau den Helfern ihr Herz ausschüttete.<br />
Wolfgang Haalboom rief später noch<br />
einmal an, fragte nach dem Befinden und<br />
empfahl dem Ehepaar eine Hausnotrufanlage.<br />
„Wir tragen eine hohe Verantwortung,<br />
weil die Menschen uns vertrauen.“<br />
ä<br />
FOTOs: maks richter
Costa Cordalis<br />
Ich bin von GELASTIN ®<br />
seit langem begeistert!<br />
Ih Ihr<br />
Kann man der Zeit ein<br />
Schnippchen schlagen?<br />
Offenbar ja – und Costa Cordalis ist dafür<br />
der beste Beweis! Seit über 30 Jahren<br />
steht der Schlager-Star im Rampen licht –<br />
und wirkt so ju gend lich wie eh und<br />
je! Fragt sich nur: Wie bleibt Costa<br />
bloß so fi t und beweglich?<br />
Der Sänger lächelt: „Nun, ich bin<br />
von Natur aus sehr sportlich. Ich<br />
spiele Tennis, fahre Rad, schwimme.<br />
Außerdem trinke ich täglich<br />
ein Glas GELASTIN ® . Da stecken<br />
wertvolle Gelenk-Proteine drin, die<br />
meine Gelenke kräftigen n<br />
und den Körper auf<br />
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Hüfte, Knie und Schulter. Aber dagegen<br />
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Der Charity-Shop des DRK im mecklenburgischen<br />
Parchim ist preiswert, gut sortiert<br />
und bei den Bürgern beliebt. Im Juni 2006<br />
hat der DRK-Kreisverband den Shop als ein<br />
völlig neues Projekt gegründet. Die Idee: Bürger<br />
spenden gut Erhaltenes für den Verkauf.<br />
Die Erlöse kommen sozialen Projekten des<br />
DRK-Kreisverbands Parchim zugute.<br />
Dass der Shop floriert, ist nicht nur der guten<br />
Idee, sondern auch dem Engagement der<br />
21 ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen zu verdanken.<br />
„Wir arbeiten gern hier, weil wir<br />
Gutes tun können“, sagt Ute Niemann, die<br />
seit fast zwei Jahren dabei ist. Und Arbeit gibt<br />
es genug. Inzwischen kommt die Kundschaft<br />
nicht mehr nur aus Parchim, sondern auch<br />
aus dem gesamten Landkreis. Auch an Nachschub<br />
für das Sortiment fehlt es nicht. Selbst<br />
Markenartikel stehen oft in den Regalen.<br />
Dank der niedrigen Preise können sich diese<br />
auch Bedürftige leisten. „Und wenn es bei<br />
dem ein oder anderen trotzdem nicht reicht,<br />
drücken wir auch mal ein Auge zu“, sagt Ute<br />
Niemann. „Hier ist jeder willkommen.“ Auch<br />
ein Grund des Erfolgs.<br />
Shopteam: rosemarie Bormet (links) und<br />
Ute Niemann; rechts: koordinatorin Gisa struch<br />
10 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
Kinder brauchen Zuwendung: ein gebrochener arm belastet schon genug. Dann wird<br />
das alleinsein im krankenhaus erst recht zur Qual. hier helfen Dirk Domels Besuche<br />
Krankenhaus-Besuchsdienst: Lachen gegen Heimweh<br />
Viele Kinder sind anfangs scheu. Wenn Dirk Domel das Krankenzimmer eines neuen<br />
kleinen Patienten betritt, ist es meist die Neugier auf seinen Spielerucksack, die das<br />
Eis bricht. Kartenspiele, Puzzles, „Mensch ärgere dich nicht“ – die altbewährten Spiele<br />
kommen immer noch am besten an. „Damit bringen wir viel Lachen in die Krankenzimmer“,<br />
sagt Dirk Domel.<br />
Seit zwölf Jahren ist der Bibliothekssachbearbeiter ehrenamtlicher Mitarbeiter des<br />
Kinderkrankenhaus-Besuchsdiensts beim DRK-Kreisverband Berlin-City. Wöchentlich<br />
besuchen er und neun Kolleginnen kranke Kinder im St.-Joseph-Krankenhaus<br />
in Berlin-Tempelhof und helfen ihnen für zwei, drei Stunden über Einsamkeit und<br />
Heimweh hinweg. Sie reden und hören<br />
zu, spielen und lesen vor oder begleiten<br />
ihre Schützlinge zu Untersuchungen.<br />
Besondere Aufmerksamkeit gilt<br />
Kindern, die nur wenig Besuch von<br />
Angehörigen bekommen. Viele Eltern<br />
sind berufstätig oder haben noch ein<br />
„Wenn eltern kommen und<br />
ich bin noch da, spüre ich ihre<br />
erleichterung.“<br />
weiteres Kind zu versorgen. „Wenn Eltern kommen und ich bin noch da, spüre ich<br />
ihre Erleichterung. Manche spielen sogar spontan mit und lassen mich schier nicht<br />
mehr los, wenn meine Zeit um ist.“<br />
Der DRK-Besuchsdienst besteht seit 1988 und ist dank vieler Freiwilliger ständig<br />
gewachsen. Zwischen 50 und 60 Ehrenamtliche sind es mittlerweile, die die Kinderstationen<br />
von Krankenhäusern sowie Heime für schwerbehinderte junge Menschen<br />
in Berlin besuchen. Das Land Berlin unterstützt den Dienst finanziell. „Gesundheit<br />
ist nicht selbstverständlich, das kenne ich aus eigener Erfahrung“, so der 40-jährige<br />
Dirk Domel. Als Kind war er selbst viel im Krankenhaus und weiß, wie schlimm sich<br />
das Alleinsein anfühlt. „Heute bin ich gesund, habe Arbeit und Familie. Mir geht es<br />
gut. Warum sollte ich der Gesellschaft dafür nicht etwas zurückgeben?“ g<br />
Machen sie mit!<br />
informationen und kontakte zu ihrem roten kreuz vor Ort erhalten sie unter www.DRK.de.<br />
schreiben sie uns!<br />
sie sind selbst engagiert? erzählen sie uns, wie und wo, und schicken sie uns gerne auch<br />
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mit seinem Vornamen vor und setzt sich neben das Bett. Meist ist die Neugier der Kinder<br />
auf seinen Spielerucksack stärker als ihre Zurückhaltung. Kartenspiele, Puzzles, „Mensch<br />
ärgere dich nicht“ – die altbewährten Spiele kommen immer noch am besten an. Und wenn<br />
die kleinen Patienten trotzdem nicht wollen? „Finden sie mich doof, sagen sie mir das auch“,<br />
so Dirk Domel.<br />
Das erlebt er allerdings selten. „Meist bringen wir viel Lachen in die Krankenzimmer.“<br />
Seit zwölf Jahren ist der Bibliothekssachbearbeiter ehrenamtlicher Mitarbeiter des Kinderkrankenhaus-Besuchsdiensts<br />
des DRK-Kreisverbands Berlin-City. Wöchentlich besuchen<br />
er und neun Kolleginnen kranke Kinder im St.-Joseph-Krankenhaus in Berlin-Tempelhof<br />
und helfen ihnen für zwei, drei Stunden über Einsamkeit und Heimweh hinweg. Sie reden<br />
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Selbst Neugeborene erhalten Zuwendung, werden gestreichelt und auf dem Arm getragen.<br />
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beilegen. Angebote gelten nur in Deutschland und solange Vorrat reicht.<br />
"
drk helfen<br />
ä<br />
Kleine<br />
schritte,<br />
großer<br />
Wille<br />
Haiti kommt auch ein Jahr nach<br />
dem Erdbeben nicht zur Ruhe. Die<br />
Cholera war ein Rückschlag – doch<br />
der Wiederaufbau geht weiter.<br />
Sauberes Wasser, Zucker, Salze: Schluck<br />
für Schluck, in kleinen Mengen – immer<br />
wieder müssen die Patienten diese Lösung<br />
trinken. Meist reicht das, um einen Cholerakranken<br />
zu behandeln. Schwere Fälle<br />
versorgen Ärzte und Krankenschwestern<br />
intravenös mit Flüssigkeit. Doch medizinische<br />
Hilfe ist rar. Die Wege<br />
aus den Dörfern zu den Hospitälern<br />
sind lang und kaum<br />
ausgebaut. Schnell trocknen<br />
die Körper der Kranken<br />
aus. Die Rettung kommt<br />
oft zu spät.<br />
Selbst mehr als<br />
ein Jahr nach dem<br />
Erdbeben sind<br />
die hygienischen<br />
Zustände in Haiti<br />
immer noch verheerend.Ideale<br />
Bedin-<br />
gungen für<br />
die Cholera,<br />
die Mitte Oktober<br />
12 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
Trinken hilft: Sauberes Wasser bewahrt Cholerakranke vor der tödlichen Austrocknung<br />
2010 ausbrach. Binnen zweieinhalb Monaten<br />
starben mehr als 3 300 Menschen.<br />
Im Kampf gegen die Cholera ist Information<br />
alles. „Wir geben den Menschen<br />
Chlortabletten, die Bakterien im Wasser<br />
abtöten. Wir verteilen Seife und<br />
sagen ihnen, wie wichtig<br />
Händewaschen ist“, sagt<br />
Mario Geiger, Haiti-<br />
Koordinator des<br />
DRK. Um die<br />
Menschen<br />
zu erreichen,<br />
geht<br />
das DRK eineneinzigartigen<br />
Weg. Es<br />
sendet regelmäßig<br />
SMS an die Haitianer,<br />
die konkrete<br />
Handlungsanweisungen<br />
enthalten: „Bringen Sie<br />
jeden, der sich übergibt,<br />
Bauchschmerzen oder<br />
Durchfall hat, in ein Ge-<br />
sundheitszentrum!“ Die Kurzmitteilungen<br />
sind selbst für die, die kaum lesen können,<br />
leicht zu verstehen. Und sie erreichen die<br />
Haitianer: Mangels Festnetzleitungen ist<br />
das Mobiltelefon weit verbreitet.<br />
Bis in entlegene Dörfer<br />
Mobile Teams des DRK sind täglich im Land<br />
unterwegs und erreichen auch entlegene<br />
Dörfer. Die Krankenschwestern geben Kranken<br />
eine Rehydrationslösung zu trinken und<br />
zeigen Verwandten, wie sie ihre Kranken<br />
behandeln sollen. Gibt es medizinische Versorgungsstationen<br />
im Umkreis, legen sie<br />
dort einen Vorrat an Trinklösungen an. Neu<br />
Erkrankte können sich hier versorgen.<br />
Nach Ausbruch der Cholera half das<br />
DRK dem Haitianischen Roten Kreuz, binnen<br />
weniger Tage ein Behandlungszentrum<br />
in der Küstenstadt Arcahaie einzurichten.<br />
Ärzte und Krankenschwestern versorgen<br />
hier täglich bis zu 250 Patienten. „Heute<br />
kamen Kinder mit Behinderung aus einem<br />
Kinderheim zu uns. Viele hatten schlimmen<br />
Durchfall. Zwei waren zuvor im Heim<br />
Fotos: OlAv SAltbOneS/nRC, IFRC
gestorben“, erzählt Ärztin Henrike Meyer,<br />
Leiterin des Cholera-Behandlungszentrums.<br />
Die Cholera ist das eine Problem, der<br />
Wiederaufbau das andere. Nach dem Erdbeben<br />
hatte das DRK bis Ende vergangenen<br />
Jahres ein Zeltkrankenhaus in Carrefour<br />
betrieben. Mehr als 70 000 Patienten wurden<br />
hier behandelt, über 2 000 Babys geboren.<br />
Zudem unterstützt das DRK ein Mutter-<br />
Kind-Krankenhaus in Carrefour, indem es<br />
die Ausstattung verbessert und Fortbildungen<br />
für Ärzte und Schwestern organisiert.<br />
Eine wichtige Hilfe, denn Haiti ist das Land<br />
mit den meisten Geburten ohne professionellen<br />
Beistand. Um die medizinische Versorgung<br />
weiter zu stützen, baut das DRK die<br />
nationale Blutbank wieder auf.<br />
Die Nothilfephase nach dem Erdbeben<br />
ist damit abgeschlossen. Jetzt forciert das<br />
DRK den Bau stabiler Übergangshäuser.<br />
Anzeige<br />
1 000 temporäre Unterkünfte sind fertiggestellt,<br />
weitere 2 000 sollen in diesem Jahr<br />
folgen. Danach stehen dauerhafte Häuser<br />
an. Die Menschen brauchen sie dringend –<br />
noch immer leben mehr als eine Million in<br />
den Zelten der Notlager.<br />
Haiti blickt auf eine lange Leidensgeschichte<br />
zurück: politische Unruhen, Hunger,<br />
Hurrikans, das Erdbeben und jetzt die<br />
Tabletten zur Wasserreinigung:<br />
Rotkreuzhelfer verteilen sie im ganzen land<br />
Cholera. Aber spricht man mit den Mitarbeitern<br />
des DRK, sagen sie alle dasselbe:<br />
Die Haitianer besitzen einen großen Willen,<br />
das Leid zu überwinden. „Ihre Widerstandsfähigkeit<br />
und ihre Lebensfreude beeindrucken<br />
mich“, sagt Mario Geiger. Ähnliches<br />
beobachtet Henrike Meyer: „Selbst<br />
in den Trümmern von Port-au-Prince geht<br />
das Leben weiter – trotz aller Enge, trotz<br />
des Drecks. Die Leute entwickeln enorme<br />
Eigeninitiative, um sich mit kleinen Jobs<br />
über Wasser zu halten.“ Von Aufgeben keine<br />
Spur – es ist die Kraft der Menschen, die<br />
dem Land Hoffnung und Zukunft gibt. g<br />
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Alles über die Arbeit des DRK in Haiti und den<br />
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Filmserie über das Krankenhaus in Carrefour.<br />
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Niemand bleibt allein<br />
Der Anblick von Unfallopfern, Leid und Zerstörung ist für Einsatzkräfte oft nur schwer zu ertragen. Dann brauchen<br />
auch die Helfer manchmal Hilfe. Um psychische Erkrankungen bei ihnen zu verhindern, werden sie gezielt betreut.<br />
TexT: frED wAgnEr // fOTOS: MoritZ VEnnEMAnn<br />
Wenn Martin Jost an diesen Tag zurückdenkt, senkt sich seine<br />
Stimme. Eine Fahranfängerin hatte die Bremse mit dem Gaspedal<br />
verwechselt. Sie raste mit ihrem Pkw in eine Gruppe Radfahrer.<br />
Ein kleines Mädchen wurde lebensgefährlich am Kopf verletzt.<br />
„Ich kam wenige Minuten später zur Unfallstelle und hatte die<br />
Aufgabe, die Eltern zu betreuen“, sagt Jost. Neben seinem Studium<br />
arbeitet der 26-Jährige ehrenamtlich als Kriseninterventionshelfer<br />
für den Notfallnachsorgedienst des DRK in Freiburg.<br />
Das Kind wurde sofort operiert. Martin Jost blieb bei den Eltern<br />
im Krankenhaus und wartete mit ihnen auf eine Nachricht – ob<br />
ihr Kind überleben würde, ob es jemals wieder gesund werden<br />
würde oder ob es mit einer Behinderung leben müsse. Die Aufgaben<br />
eines Notfallnachsorgehelfers in solchen Situationen: Er muss<br />
die Gefühle der anderen wahrnehmen und teilen, ohne selbst zu<br />
leiden. Er muss Ruhe ausstrahlen und für die Angehörigen da sein.<br />
Kein leichter Auftrag: „Die Gefühle der Eltern auszuhalten, erforderte<br />
meine ganze Kraft. Ich spürte förmlich, wie sich meine innere<br />
Batterie entlud und ich in den roten Bereich rutschte.“<br />
So wie Martin Jost geht es vielen Helfern des DRK. Die Einsätze<br />
sind mit seelischen Belastungen verbunden. Auf den Anblick<br />
von menschlichem Leid, Verletzten oder Toten reagieren manche<br />
Helfer mit akuten Belastungssymptomen. Rettungskräfte werden<br />
ä<br />
14 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
täglich mit solchen Ereignissen konfrontiert. Doch auch sie sind<br />
zuweilen Situationen ausgesetzt, die sie nur schlecht wegstecken.<br />
Besonders tragisch ist es, wenn die Rettungskräfte zu einer Adresse<br />
gerufen werden, unter der Verwandte oder Freunde wohnen.<br />
Die Ohnmacht ist das Schlimmste<br />
Professor Joachim Gardemann ist Arzt und lehrt Humanbiologie<br />
und humanitäre Hilfe an der Fachhochschule Münster. Seit fast<br />
zwanzig Jahren reist er für das Internationale Rote Kreuz in Krisenregionen<br />
und hilft, die Notversorgung in den Lagern aufzubauen.<br />
Hilfseinsätze führten ihn in den Iran und Sudan, nach<br />
Äthiopien, Sri Lanka, Serbien, China und Haiti. Während seiner<br />
Einsätze habe er immer wieder Helfer erlebt, die von belastenden<br />
Situationen überfordert waren: „Das kann jedem passieren, selbst<br />
denen mit jahrelanger Erfahrung. Eines haben alle Helfer gemeinsam:<br />
Vor Ort können sie besser mit der Situation umgehen, als<br />
wenn sie vor dem Fernseher erleben müssen, wie Menschen zu<br />
Tode kommen.“ Ohnmacht sei überhaupt das Schlimmste: „Das<br />
ist wie bei einem Feuerwehrmann. Wenn er den Brand löscht und<br />
das Opfer rettet, wird er wahrscheinlich nicht leiden. Erst wenn<br />
er hilflos zusehen muss, wie jemand in einem Auto verbrennt, wird<br />
er traumatisiert und erkrankt“, so Gardemann.<br />
ä
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drk helfen<br />
Während des Kosovo-Krieges habe ihn selbst ein erschütterndes<br />
Erlebnis aus der Bahn geworfen. Gardemann: „Ein junges Mädchen<br />
kam schreiend zu uns ins Hospital gelaufen. Es war mehrfach vergewaltigt<br />
worden. Dieses Mädchen sah meiner ältesten Tochter<br />
sehr ähnlich. Das hat mich wirklich schwer getroffen. Erst das<br />
Gespräch mit meinem Team hat mich wieder auffangen können.“<br />
Wie viele Helfer nach einem Einsatz ein Trauma erleiden und daran<br />
nachhaltig erkranken, ist schwer zu sagen. Eine Traumatisierung<br />
ist oft erst viele Wochen später feststellbar. „Es gibt statistische<br />
Erhebungen, aber die lassen keine konkreten Aussagen zu“, sagt<br />
Michael Steil, Bundeskoordinator für Psychosoziale Notfallversorgung<br />
im Deutschen Roten<br />
Kreuz. „Wer kann mit<br />
„Helfer erkranken oft dann,<br />
hundertprozentiger Sicher-<br />
wenn sie hilflos zusehen heit feststellen, ob ein<br />
müssen, wie Menschen Mensch traumatisiert ist<br />
und woher das Trauma tat-<br />
zu Tode kommen.“<br />
sächlich kommt?“, so der<br />
39-jährige Freiburger.<br />
In der wissenschaftlichen Literatur reichen die Angaben von<br />
zwei bis zehn Prozent. Michael Steil: „In den vergangenen Jahren<br />
hat man sich besonders auf die posttraumatische Belastungsstörung<br />
konzentriert. Dabei weiß man inzwischen, dass es eine ganze<br />
Reihe weiterer Krankheitsbilder gibt, die auch durch ein Trauma<br />
hervorgerufen werden können.“ Dazu zählen Angststörungen,<br />
Suchterkrankungen oder depressive Störungen.<br />
In jedem Fall helfen Gespräche mit Kollegen. „Vielerorts gibt es<br />
sogenannte kollegiale Ansprechpartner – Kollegen, die im richtigen<br />
Zuhören, der Gesprächsführung und der Konfliktlösung nach<br />
belastenden Ereignissen ausgebildet sind“, sagt Steil. Sie arbeiten<br />
die Ereignisse mit den Betroffenen auf. „Dieses Prinzip versuchen<br />
wir in den nächsten Jahren innerhalb des DRK weiter zu verbessern<br />
16 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
Gemeinsam stark:<br />
Wer als Helfer traumatische<br />
Erlebnisse<br />
durchlebt, findet<br />
oft Hilfe bei speziell<br />
geschulten Kollegen<br />
und flächendeckend in Deutschland einzurichten“, so Steil. In jedem<br />
Rettungsdienst soll es dann eine angemessene Anzahl kollegialer<br />
Ansprechpartner geben. Zudem soll ein weiterer psychosozialer<br />
Ansprechpartner, der mehr Hintergrundwissen hat und<br />
koordinierende Funktionen übernimmt, zur Verfügung stehen.<br />
Das Ziel ist klar: Kein Helfer darf allein gelassen werden. Neben<br />
den DRK-Angeboten wenden sich Einsatzkräfte auch immer wieder<br />
an die Bundesvereinigung Stressbearbeitung nach belastenden<br />
Ereignissen e. V. Sie hat sich die Einsatzkräftenachsorge und die<br />
Qualifizierung von Helfern für die Begleitung von Kollegen auf<br />
die Fahne geschrieben. Die Zusammenarbeit von Einsatznachsorgeteams<br />
und -gruppen wird bundesweit unterstützt und Standards<br />
für Stressbewältigung sowie Psychotraumatologie werden erarbeitet.<br />
So gehört die Psychosoziale Notfallversorgung von Einsatzkräften<br />
des DRK national wie international inzwischen zum Versorgungsstandard.<br />
Die Hilfe für Helfer erfolgt dabei auf drei Ebenen:<br />
präventiv durch Qualifizierung, Information und Training,<br />
während des Einsatzes durch Beratung und Unterstützung und<br />
schließlich durch Angebote der Einsatznachsorge.<br />
Auch dem Kriseninterventionshelfer Martin Jost half das Gespräch<br />
mit einem Kollegen nach dem Einsatz auf der OP-Station.<br />
Die Nachricht der Ärzte war ernüchternd: Das kleine Mädchen<br />
wird sein Leben lang behindert bleiben. „Die Aufgabe, die ich in<br />
solchen Situationen habe, würde ich nie aushalten, wenn es sich<br />
dabei um einen Acht-Stunden-Job handelte. Zwischen zwei Einsätzen<br />
brauche ich viel Luft und normales Leben.“ g<br />
Unterstützung für Helfer<br />
Helfer, die selbst Hilfe brauchen, können sich an die Psychosoziale<br />
Notfallversorgung des DRK wenden. Kontakt: psnv@drk.de.
FotoS: drk, aktIon mEnSch, © ZdF / Foto: ronny BrEGulla<br />
Gegen Landminen<br />
Eine Filmrolle veranlasste DRK-Botschafterin<br />
Christine Neubauer, sich für die<br />
Ächtung von Landminen und Streubomben<br />
zu engagieren. In einem TV-Film<br />
spielt sie „Die Minensucherin“, die in<br />
Angola auf eine Mine tritt. Weltweit gibt<br />
es mehr als 120 Millionen Landminen in<br />
70 Ländern. Zwar existiert seit 2010 ein<br />
Verbot, doch dem Vertrag sind wichtige<br />
Produzenten wie die USA, China und<br />
Russland nicht beigetreten. Auf einem<br />
neuen Rotkreuz-Plakat ruft Christine<br />
Neubauer dazu auf, nicht wegzuschauen.<br />
Das ZDF zeigt<br />
den Film „Die<br />
Minensucherin“<br />
am 4. April, dem<br />
internationalen<br />
Anti-Minen-Tag,<br />
um 20.15 Uhr.<br />
Christine Neubauer<br />
im tV-Film „die minensucherin“<br />
39 %<br />
Kaufen mit reinem Gewissen<br />
Voll im Leben<br />
Mehr als die Hälfte der Menschen weltweit bevorzugt<br />
Produkte von Unternehmen, die sich sozial oder ökolo-<br />
gisch engagieren. Selbst wenn sie – bei gleicher Qualität –<br />
etwas mehr bezahlen müssen. Das ergab 2010 die<br />
„Good Purpose“-Studie der britischen PR-Agentur Edelman.<br />
37 Prozent gaben sogar<br />
an, verantwortungslose Mar-<br />
ken bewusst zu meiden. Und<br />
86 Prozent verlangten, dass der<br />
Wirtschaft das Interesse an der<br />
Gesellschaft genauso wichtig<br />
wie das Geschäft sein müsse. Quelle: StEG 2009, Schülerbefragung Sekundarstufe I<br />
kompakt I gesellschaft drk<br />
In einem Unternehmen arbeiten, im Fußballverein spielen, auf ein Gymnasium gehen – was<br />
selbstverständlich klingt, ist für Menschen mit Behinderung oft die Ausnahme. Eine Kampagne<br />
der Soziallotterie Aktion Mensch macht derzeit darauf aufmerksam. Sie appelliert an<br />
die Gesellschaft, mehr zu tun, damit auch Menschen mit Behinderung „voll im Leben“<br />
stehen. Nötig sind Jobs, Freizeitangebote und Schulen, die für Menschen mit und ohne<br />
Behinderung gleichermaßen zugänglich sind. www.aktion-mensch.de/vollimleben<br />
aller Jugendlichen<br />
setzen sich für soziale<br />
oder gesellschaftliche<br />
Zwecke ein.<br />
Das ermittelte die Shell-Jugendstudie 2010. Das Engagement ist<br />
allerdings bildungsabhängig – je privilegierter Jugendliche aufwachsen,<br />
umso mehr sind sie für andere aktiv. Weiterhin stellte die Studie<br />
fest: In Deutschland hängt ein erfolgreicher Schulabschluss stark<br />
von der sozialen Herkunft ab. Der Schluss daraus: Eine solidarische<br />
Gesellschaft braucht die Förderung benachteiligter Kinder.<br />
Bessere Noten,<br />
besseres Familienklima<br />
Störungsverhalten<br />
Ganztagsschüler<br />
keine Ganztagsschüler<br />
5. Klasse 7. Klasse 9. Klasse<br />
Ganztagsschulen wirken sich positiv auf das Sozialverhalten<br />
der Schüler, ihre Noten und das Familienklima zu Hause<br />
aus. Zum Beispiel nimmt das Störungsverhalten von<br />
Ganztagsschülern im Laufe ihrer Entwicklung ab, während<br />
es bei normalen Schülern mehr wird (siehe Grafik). Das ist<br />
das Ergebnis einer groß angelegten Studie, für die mehr als<br />
300 Ganztagsschulen in 14 Bundesländern fünf Jahre lang<br />
begleitet wurden. Die Studie zeigt auch, dass besonders<br />
sozial benachteiligte Familien und Familien mit Migrationshintergrund<br />
von der ganztägigen Betreuung profitieren.<br />
www.projekt-steg.de<br />
1_11 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 17
drk gesellschaft<br />
Endlich Ruhe: Peter Klinger findet im Hospiz die Atmosphäre, die ein Krankenhaus todkranken Menschen meist nicht bieten kann<br />
18 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11
Zeit zu gehe<br />
Zeit zu gehen<br />
ä<br />
Zeit zu gehen<br />
Wer ins Krefelder Hospiz zieht, hat den Tod vor Augen. Doch das Haus am<br />
Blumenplatz ist ein Hort des Lebens – und der Lebendigkeit.<br />
TExT: frank burger // foTos: rudolf wichert<br />
Hier also lebt der Tod. In diesem Haus sind im vergangenen Jahr<br />
130 Menschen gestorben. Die hierher kamen, um zu sterben. Wie<br />
hat man sich diesen Ort vorgestellt? Abgelegen, weit draußen vor<br />
den Toren der Stadt, irgendwo im Grünen, wo Ruhe herrscht, beinahe<br />
Friedhofsruhe. Wo die Sterbenden die Lebenden in ihrem<br />
geschäftigen Immerweiter nicht stören. Drinnen wird es drückend<br />
still sein, und gewiss erwarten den Besucher angemessen leise<br />
sprechende, ernst dreinblickende Mitarbeiter, die nicht verbergen<br />
können, wie schwer sie daran tragen, immer wieder aufs Neue<br />
Menschen auf ihrem letzten Weg zu begleiten.<br />
„Schön, dann hätten wir ja bald alle Vorurteile und Ängste beisammen,<br />
mit denen wir es so zu tun haben“, sagt Barbara Schwarz,<br />
die Leiterin des Hospizes am Blumenplatz in Krefeld. Gelächter<br />
in der Runde, die im großen Aufenthaltsraum<br />
des Hauses mit<br />
„Die Wünsche unserer Gäste sind Schwarz zusammensitzt: die Pfle-<br />
so bunt wie das Leben selbst. Wir gedienstleiterin Rita Rosenstein,<br />
ihre Stellvertreterin Regina Prill<br />
versuchen, sie alle zu erfüllen.“<br />
sowie Karin Meincke, Vorsitzende<br />
der Hospiz-Stiftung und Oberin<br />
der DRK-Schwesternschaft Krefeld, die gemeinsam mit dem<br />
Caritasverband für die Region Krefeld und dem Evangelischen<br />
Gemeindeverband Krefeld die Hospiz-Stiftung trägt.<br />
Die vier Frauen lachen ohnehin ziemlich viel, wenn sie von den<br />
Gästen des Hospizes – wie die Bewohner hier heißen – erzählen,<br />
von ihrer Arbeit, von ihrer Motivation. Weil Lachen zum Leben<br />
und Lebendigsein gehört. Und das Leben und die Lebendigkeit:<br />
Die sind hier zu Hause.<br />
Das Hospiz wurde eigens für das Sterben geschaffen. Und dennoch<br />
wird an diesem Ort so intensiv gelebt wie kaum irgendwo<br />
sonst. Wer hierher kommt, ist von einer der schwersten Lasten<br />
befreit: der Hoffnung auf Heilung. Das heißt, den Gästen bleibt<br />
nur noch wenig Zeit – für das, was ihnen am Ende wirklich wich-<br />
tig ist. Keine Schmerzen mehr zu spüren, zum<br />
Beispiel. Sich mit der Familie auszusöhnen.<br />
Das Eheversprechen zu erneuern, ein letztes<br />
Mal die Lieblingsband zu hören, mit dem besten<br />
Freund zu beten, ein Musical live zu erleben,<br />
das Leben aufzuschreiben. Ruhe zu finden,<br />
endlich Ruhe. „Die Wünsche sind so bunt<br />
wie das Leben selbst“, sagt Karin Meincke. Das<br />
färbt ab auf diejenigen, die fast alles tun, um<br />
diese Wünsche zu erfüllen – die Mitarbeiter<br />
des Hospizes. Sie alle haben gute Gründe, ausgerechnet<br />
hier zu arbeiten. Manchmal hat ein<br />
traumatisches Erlebnis wie der Verlust eines<br />
Angehörigen den Ausschlag gegeben.<br />
Entgegen der Annahme, ein Hospiz müsse<br />
die Nähe des Alltäglichen meiden, liegt das<br />
vierstöckige Eckgebäude mit den großen Fenstern<br />
in einem Wohngebiet in der Krefelder<br />
Innenstadt. Hinter dem Eingang ein großzügiger<br />
Empfangstresen wie im Hotel, besetzt von<br />
einer herzlich lächelnden älteren Dame. Früher<br />
war das Haus ein Kloster der Herz-Jesu-Brüder,<br />
und in der Architektur scheint etwas vom<br />
freundlichen Geist der Mönche erhalten geblieben<br />
zu sein. Kein trister, lärmschluckender<br />
Teppich bedeckt den Boden der Eingangshalle.<br />
Stattdessen hellgraue Steinfliesen, Tageslicht<br />
aus dem Innenhof, eine Menge Grünpflanzen.<br />
Gegenüber der Eingangstür die beiden Durchgänge<br />
zur Hauskapelle, dazwischen ein blauer<br />
Zweisitzer, blau auch die Säulen, die mit der<br />
weiten Wendeltreppe in die oberen Stockwerke<br />
streben.<br />
ä<br />
1_11 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 19
drk gesellschaft<br />
„Die positive St<br />
„Die positive Stimmung kommt vom<br />
Umgang mit den Gästen. Sie<br />
mit<br />
geben<br />
den<br />
uns unheimlich viel zurück.“<br />
uns unheimli<br />
20 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
Barbara Schwarz, Hospizleiterin<br />
Ein paar Schritte vom Fuß der Treppe entfernt<br />
steht an der Wand ein Tischchen, bedeckt<br />
mit rotem Tuch, darauf in einem Glasgefäß<br />
eine große weiße Kerze. Wenn ein Gast gestorben<br />
ist, brennt sie so lange, bis er das Haus<br />
verlassen hat, und ein Kärtchen mit seinem<br />
Namen steht auf dem Tisch. Im Moment ist<br />
die Kerze aus. Alle Bewohner leben.<br />
Zwölf Gästen bietet das Hospiz Platz, jeder<br />
hat ein Einzelzimmer, in dem Angehörige mitwohnen<br />
dürfen und das individuell gestaltet<br />
werden kann. Eine junge Frau etwa hat ihr<br />
Haustier mitgebracht: ein Chamäleon. Ein älterer<br />
Mann baute eine komplette Modelleisenbahn<br />
auf, ein Software-Experte brachte seine<br />
Computeranlage mit. „Immer, wenn er seinen<br />
Rechner hochfuhr, stürzte bei uns alles ab“, sagt<br />
Rosenstein. „Dafür hat er uns das Pokern beigebracht“,<br />
ergänzt Renate Prill. „Er hat gern<br />
am Computer gezockt.“<br />
Keine Zeit für Kompromisse<br />
Die Anekdoten von ehemaligen Gästen klingen<br />
manchmal skurril, und natürlich ist es zum<br />
Lachen, wenn die Erinnerung an den älteren<br />
Herrn wiederauftaucht, der seinen Waffenschrank<br />
im Zimmer haben wollte. „Die Munition<br />
musste er allerdings zu Hause lassen“, sagt<br />
Rosenstein. Aber solche Wünsche stehen für<br />
dasselbe wie ein Lieblingsbild, bestimmte Blumen<br />
oder ein besonderer Sessel: Die Menschen<br />
im Hospiz wollen sich für den Rest ihres Lebens<br />
wohlfühlen, keine Kompromisse mehr<br />
eingehen. Dafür haben sie keine Zeit.<br />
Ins Krefelder Hospiz kommt nur, wer eine<br />
„lebensbegrenzende Krankheit“ hat, so der offizielle<br />
Duktus. „In 99 Prozent aller Fälle be-<br />
Bunt wie das Leben: Die Mitarbeiterinnen erfüllen den Gästen ihre<br />
größten Wünsche. Jeder bedankt sich auf seine persönliche Weise<br />
deutet das Krebs“, sagt Renate Prill. Die Menschen sind austherapiert,<br />
haben keine Chance mehr auf Heilung. Durchschnittlich<br />
leben sie noch 26 Tage im Hospiz. Manche sterben Stunden nach<br />
ihrer Ankunft, manchen bleiben Monate. Die meisten sind zwischen<br />
50 und 80 Jahre alt, der jüngste Gast war 20, der älteste 96.<br />
Im Hospiz steht nicht mehr die Krankheit im Vordergrund,<br />
sondern der Mensch mit seinen Beschwernissen, seinen Schmerzen,<br />
seiner Atemnot. „Das versuchen wir zu lindern“, sagt Karin<br />
Meincke. Viele kämen völlig übertherapiert, oft hätten sie einen<br />
Wechsel aus Chemotherapie und Bestrahlung hinter sich. „Hier<br />
können sie endlich mal wieder an sich denken, über ihre Ängste<br />
sprechen, aber auch darüber, was sie noch vom Leben erwarten.“<br />
Diese Wünsche sind so unterschiedlich wie die Gäste. Und das<br />
Hospizteam unternimmt nahezu alles, um ihnen gerecht zu werden.<br />
Da ist die Frau, die in ihrer Jugend für eine damals regional<br />
bekannte Band schwärmte – eine Mitarbeiterin des Hospizes<br />
klemmt sich ans Telefon und erreicht, dass die längst aufgelöste<br />
Gruppe für ein exklusives Konzert in der Hospizkapelle noch einmal<br />
zusammenkommt. Oder der Mann, der gern noch einmal die<br />
Freunde in seiner Lieblingskneipe treffen möchte – eine ehrenamtliche<br />
Helferin begleitet ihn, bis er abends um elf nicht mehr<br />
ganz nüchtern, aber zufrieden den Weg zurück ins Hospiz findet.<br />
Manchmal liegt die Kunst auch darin, überhaupt herauszufinden,<br />
was die Gäste umtreibt. So wie bei der jungen Frau aus Russland:<br />
„Sie lief die ganze Zeit auf dem Flur hin und her und machte<br />
sich offenbar große Sorgen. Leider sprach sie nur Russisch“,<br />
ä
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Würdevoll: Karin Meincke kümmert sich mit Hingabe<br />
um die Gäste des Krefelder Hospizes. Wenn<br />
einer von ihnen stirbt, zündet sie eine Kerze an<br />
sagt Regina Prill. Also organisierte sie eine<br />
Übersetzerin, und es zeigte sich, dass die Frau<br />
nicht mehr wusste, was mit ihrem zehnjährigen<br />
Sohn geschehen wird, wenn sie stirbt – letztlich<br />
genügte ein Gespräch mithilfe der Dolmetscherin,<br />
um sie zu beruhigen.<br />
Ruhe finden nach den Stürmen des Hoffens<br />
und Bangens – das ist einer der wertvollsten<br />
Schätze, die das Hospiz bereithält. Für Peter<br />
Klinger, seit zehn Tagen Gast im Hospiz, ist die<br />
Ruhe „das größte Geschenk überhaupt“. Der<br />
63-jährige Krefelder hat Bauchspeicheldrüsenkrebs.<br />
„Die Lebenserwartung nach der Diagnose<br />
beträgt normalerweise sechs bis acht<br />
Monate, ich halte jetzt schon seit vier Jahren<br />
durch.“ Vier Jahre, die bestimmt waren vom<br />
Rhythmus der Chemotherapie, alle zwei Wochen<br />
ins Krankenhaus, dann wieder nach Hause,<br />
wo er mit den massiven Nebenwirkungen<br />
rang, bis die nächste Behandlung anstand.<br />
Da wartet einer mit dem Colt<br />
Klinger war Patient im Evangelischen Krankenhaus<br />
Essen-Werden, hat dort zuvor 28 Jahre<br />
lang als Krankenpfleger gearbeitet. Er kennt<br />
den Betrieb und die Abläufe. Um Viertel nach<br />
sieben Frühstück, um acht Betten machen –<br />
notwendige Routine, ohne die ein Klinikum<br />
nicht funktionieren würde. Aber für Ruhe ist<br />
dann einfach kein Platz. Peter Klinger wusste<br />
schon lange, dass er keine Chance mehr hat.<br />
Er hatte mit seiner Frau offen über den Tod<br />
22 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
gesprochen. Aber er wollte zu Hause sterben, und wenn nicht dort,<br />
dann wenigstens in seinem vertrauten Krankenhaus – ein Hospiz<br />
kam nicht infrage. „Ich hatte immer das Bild im Kopf, dass es mir<br />
dort gehen würde wie in einem Saloon: Ich trete durch die Schwingtür,<br />
dahinter wartet einer mit dem Colt und legt mich um, und der<br />
Sarg steht auch schon bereit.“<br />
Stattdessen liegt Klinger in seinem Bett im Krefelder Hospiz,<br />
ein schmaler, zarter, dunkler Mann mit akkurat geschnittenem<br />
Schnurrbart. Er sieht entspannt aus, in den Sprechpausen gelingt<br />
ihm ein friedliches Lächeln. Vielleicht gilt es grundsätzlich seiner<br />
Frau, die am Fenster sitzt. Denn Klinger hat es ihr zu verdanken,<br />
dass er in diesem Bett liegt. Bei seinem letztem Klinikaufenthalt<br />
in Essen fragt der Chefarzt Ursula Junker-Klinger, wie es ihr mit<br />
all dem gehe. Sie fasst sich ein Herz und spricht das Thema Hospiz<br />
an. Ob das nicht für alle hilfreich wäre. „Da hat mich der Arzt<br />
angeschaut, als wäre ich ein Engel. Als hätte er darauf gewartet,<br />
dass sich endlich mal einer traut, das zu sagen. Therapeutisch sei<br />
alles ausgereizt. Er hat die Idee sofort befürwortet“, sagt sie.<br />
Bald darauf wird ihr Mann nach Krefeld ins Hospiz gefahren.<br />
„Ich bin noch schnell nach Hause, um ein paar Sachen zu holen,<br />
und als ich hierherkam, lag er da und hat mich angestrahlt: Hier
sei alles so ruhig und friedlich und warm. Ich kann gar nicht beschreiben,<br />
wie toll es ist, ihn jetzt versorgt zu wissen. Und was für<br />
eine Riesenentlastung das Hospiz auch für mich bedeutet. Allein<br />
die Atmosphäre hier: Niemand verlangt, dass wir den ganzen Tag<br />
trauern und weinen. Geweint haben wir schon genug. Wir dürfen<br />
miteinander scherzen, ohne dass uns einer schräg anschaut. Und<br />
es tut so gut, auch aus dem Schwesternzimmer Lachen zu hören.“<br />
Woher kommt diese positive Stimmung im Hospiz? „Das macht<br />
der Umgang mit den Gästen. Wir kriegen ungeheuer viel von ihnen<br />
und den Angehörigen zurück“, sagt Barbara Schwarz. Ihre<br />
Kollegin Rita Rosenstein sagt: „Ich freue mich einfach, wenn jemand<br />
wie Herr Klinger schon nach dem ersten Tag das Gefühl hat:<br />
Endlich bin ich angekommen.“ Natürlich sind die Hospizchefin<br />
und die Pflegedienstleiterin nicht immun gegen die Schrecken des<br />
Sterbens. „Mich belastet, wenn junge Leute kommen, die im Alter<br />
meiner Kinder sind“, sagt Rita Rosenstein. „Ich finde es schlimm,<br />
nicht jedem gleich gut helfen zu können“, sagt Barbara Schwarz.<br />
Nicht alle Schmerzen lassen sich lindern, nicht alle Gäste finden<br />
Trost. Aber beide sehen vor allem das Positive an ihrem Beruf – was<br />
auch mit der eigenen Geschichte zu tun hat. Barbara Schwarz’<br />
Mutter starb vor 15 Jahren an Brustkrebs. „Zu dieser Zeit gab es<br />
kaum Hospize, und ich fand es fürchterlich, wie wenig Raum im<br />
Krankenhaus für das Sterben blieb. Ich dachte damals schon, dass<br />
es eine andere Form der Betreuung geben müsste.“<br />
Schwarz, 45, ist ausgebildete Sozialarbeiterin und hat eine Weiterbildung<br />
in Betriebswirtschaft. Sie leitet das Hospiz seit seiner<br />
Eröffnung im Oktober 2004. „Meine persönliche Erfahrung mit<br />
dem Sterben war die Initialzündung, seither hat mich das Thema<br />
nie wieder losgelassen. Ich empfinde die Arbeit als sehr erfüllend.“<br />
Erfüllung seit dem ersten Tag<br />
Auch Rita Rosenstein ist eine Mitarbeiterin der ersten Stunde.<br />
Bevor sie ins Hospiz kam, hat die 48-jährige examinierte Krankenschwester<br />
im Krankenhaus gearbeitet, auf einer Station mit<br />
vielen onkologischen Fällen. Wie Barbara Schwarz fand sie den<br />
Umgang mit dem Tod und dem Sterben in der Klinik unbefriedigend.<br />
„Die Begleitung der Menschen kam viel zu kurz“, sagt sie.<br />
Der Anruf von Karin Meincke, die ihr die Stelle der Pflegedienstleitung<br />
im Hospiz anbot, kam zum richtigen Zeitpunkt. „Zunächst<br />
musste ich ein Praktikum im Hospiz in Düsseldorf machen. Und<br />
nach dem ersten Tag wusste ich: Das ist es.“<br />
Regina Prill, 43, stellvertretende Pflegedienstleiterin und seit<br />
Januar 2007 dabei, hat ihre Erfahrungen ebenso im Krankenhaus<br />
gesammelt. Sie hat 16 Jahre Intensivmedizin an der Uniklinik<br />
Düsseldorf und in Krefeld hinter sich. „Ich wusste schon lange,<br />
dass ich etwas für mich ändern muss. Die Rettung um jeden Preis<br />
betrachtet man irgendwann kritisch. Dann wurde mein Vater<br />
schwer krank, dadurch habe ich die Angehörigenseite kennen-<br />
gesellschaft drk<br />
„Wir holen<br />
das<br />
„Wir holen im Hospiz<br />
Sterbe<br />
das Sterben ins Leben zurück –<br />
dazu gehört<br />
dazu<br />
auch, mit<br />
ge<br />
unseren Gästen zu lachen.“<br />
gelernt. Auch wenn fachlich alles korrekt läuft,<br />
stellt man sich die Frage: Wo bleibt das Menschliche?<br />
Das hat mich veranlasst, die Weiterbildung<br />
in Palliativmedizin zu absolvieren und<br />
hier anzufangen.“<br />
Keine der Frauen hat ihren Weg bisher bereut.<br />
Sie sind mit dem Tod per Du, sie kennen<br />
seine vielen schrecklichen Gesichter und wenden<br />
sich dennoch nicht ab, sie können in seiner<br />
Gegenwart lachen und einem Sterbenden helfen,<br />
selbst noch zu lachen – sie erfüllen die<br />
Aufgabe des Hospizes, die Karin Meincke in<br />
wenigen Worten zusammenfasst: „Wir holen<br />
das Sterben ins Leben zurück.“ g<br />
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Bundeskanzlerin Angela Merkel: will die Freiwilligentätigkeit im Land fördern<br />
ä Freiwillige<br />
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unsere Anerkennung<br />
24 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
Vor 90 Jahren gründeten 25 regionale Vereine vom Roten Kreuz eine Dachorganisation in<br />
Berlin. Das war der Startschuss für die Entwicklung des Roten Kreuzes zur heute größten<br />
Hilfsorganisation Deutschlands und zu einem wichtigen Ansprechpartner für die Politik.<br />
Anlässlich des Jubiläums sprach das <strong>rotkreuzmagazin</strong> mit Bundeskanzlerin Angela Merkel.<br />
Was verbinden Sie persönlich mit dem<br />
Deutschen Roten Kreuz?<br />
Das Rote Kreuz war eine der wenigen zivilgesellschaftlichen<br />
Organisationen, die der<br />
DDR-Staatsapparat akzeptiert hat; wohl,<br />
weil er es gebraucht hat. So bin ich ihm<br />
schon früh begegnet. Das DRK spielt eine<br />
enorm wichtige und gute Rolle in unserem<br />
Land. Aus unserem Sozial- und Gesundheitssystem<br />
ist es überhaupt nicht wegzudenken.<br />
Landauf, landab, in großen und<br />
kleinen Städten engagieren sich die Rot-<br />
kreuzvereine für hilfebedürftige Familien,<br />
für Kinder und Jugendliche und für ältere<br />
Menschen. Was die vielen Ehrenamtlichen,<br />
auch die vielen jungen Menschen unter ihnen,<br />
da für das Gemeinwohl leisten, ist<br />
bewundernswert und gehört zu den ganz<br />
starken Seiten unserer Gesellschaft.<br />
<strong>2011</strong> ist das Europäische Jahr der Freiwilligentätigkeit.<br />
Was plant die Regierung?<br />
Für die Bundesregierung ist das wichtigste<br />
Ziel in diesem Jahr der Freiwilligentätigkeit,<br />
“<br />
Menschen aller Altersgruppen und unterschiedlicher<br />
Herkunft zu ermutigen, sich<br />
in ihrer Umgebung zu engagieren. Wir planen<br />
dazu, über das ganze Land verteilt, acht<br />
verschiedene Konferenzen abzuhalten, damit<br />
diese Botschaft möglichst viele Menschen<br />
erreicht. Ich bin froh, dass sich viele<br />
Organisationen mit eigenen Aktivitäten an<br />
diesem Euro päischen Jahr beteiligen. Auch<br />
das Deutsche Rote Kreuz ist ja mit seinem<br />
Kongress zum Thema „Engagement heute“<br />
in Münster dabei.
Foto: imago stock&peopLe<br />
Die Politik fordert immer mehr freiwilliges<br />
Engagement. Zieht sich der Staat von<br />
seinen Aufgaben zurück?<br />
Auch wenn das manchmal behauptet wird –<br />
es stimmt nicht. Wir wissen aus vielerlei<br />
Befragungen, dass die Bereitschaft der<br />
Menschen zum freiwilligen Engagement<br />
sehr groß ist, besonders bei jungen Menschen<br />
und bei den Älteren. Und diese Bereitschaft,<br />
sich einzusetzen, etwas für andere<br />
zu tun, die wollen wir fördern. Es darf<br />
sich ruhig noch mehr herumsprechen: Wer<br />
sich für das Gemeinwohl einsetzt, hat auch<br />
etwas davon. Ehrenamtliche Arbeit macht<br />
Freude, sie bringt Anerkennung und Wertschätzung,<br />
sie macht das Leben reicher und<br />
sie sorgt dafür, dass unsere Gesellschaft<br />
besser zusammenhält. Und dennoch muss<br />
man sich über eines im Klaren sein: Professionelle<br />
Pflege- oder Sozialarbeit kann man<br />
nicht mit Ehrenamtlichen ersetzen und das<br />
wollen wir auch keineswegs.<br />
Die Gesellschaft altert, die sozialen Sicherungssysteme<br />
geraten an ihre Grenzen.<br />
Werden wir zukünftig ohne stärkeres ehrenamtliches<br />
Engagement nicht mehr<br />
auskommen?<br />
Zunächst mal ist es ja schön, dass wir älter<br />
werden als frühere Generationen, und auch<br />
die Chance haben, viel länger gesund und<br />
aktiv zu bleiben. Das fordert uns aber auch<br />
heraus, und eine der Antworten auf diese<br />
Herausforderung ist für mich das Ehrenamt.<br />
Ich meine damit nicht nur das Engagement<br />
für ältere Menschen, sondern auch<br />
das von älteren Menschen. Anderen zu helfen,<br />
wenn man sich selbst noch fit und leistungsfähig<br />
fühlt, darin liegt doch noch mal<br />
eine wunderbare Aufgabe. Wenn ältere<br />
Menschen sich in der Pflege anderer ein-<br />
setzen, werden sie eine besondere Menschlichkeit<br />
in die Heime und Einrichtungen<br />
bringen, da bin ich sicher.<br />
Deutschland ist ein Migrationsland. Wie<br />
kann man auch Menschen mit Migrationshintergrund<br />
für ein Ehrenamt<br />
gewinnen?<br />
Es stimmt, Migranten und Migrantinnen<br />
finden oft keinen Zugang zu unseren traditionellen<br />
Organisationen; manchmal kennen<br />
sie sie auch einfach nicht gut genug. Das<br />
heißt aber nicht, dass sie nicht bereit sind,<br />
sich zu engagieren. Im Gegenteil: Viele<br />
kommen aus Kulturen, in denen es selbstverständlich<br />
ist, Hilfe zu leisten und Verantwortung<br />
in der Gemeinschaft zu übernehmen.<br />
Wir sollten stärker als bisher auf sie<br />
zugehen, denn wer sich für eine Gesellschaft<br />
engagiert, fühlt sich auch als ein Teil von ihr.<br />
Darin liegt eine große Chance. Die Bundesregierung<br />
fördert Modellprojekte, die Migranten<br />
passende Angebote machen. Auch<br />
unser Nationaler Integrationsplan verfolgt<br />
dieses Ziel. Dazu wird ein Dialogforum eingerichtet,<br />
das Migrantenorganisationen und<br />
andere Organisationen der Zivilgesellschaft<br />
zusammenbringt.<br />
Was plant die Bundesregierung, um freiwilliges<br />
Engagement zukünftig stärker zu<br />
fördern?<br />
Die Bundesregierung hat vor Kurzem die<br />
Nationale Engagementstrategie beschlossen.<br />
Wir wollen die Politik und die Projekte<br />
der Bundesministerien, der Länder und<br />
der Kommunen besser miteinander abstimmen<br />
und das, was es an Förderung auf den<br />
verschiedenen Ebenen gibt, wirkungsvoller<br />
machen. Wenn in diesem Sommer der Zivildienst<br />
wegfällt, werden wir nicht nur<br />
gesellschaft drk<br />
DRK-Zukunftskongress<br />
Zum Jahr der Freiwilligentätigkeit<br />
veranstaltet das DRk den kongress<br />
„engagement heute – ehrenamt<br />
und Freiwilligentätigkeit“ vom<br />
28. bis 30. oktober in münster.<br />
Freiwillige, experten und organisationen<br />
aus ganz Deutschland<br />
werden das thema ehrenamt diskutieren<br />
und die gemeinsame charta<br />
„ehrenamt heute und morgen“<br />
erarbeiten. gastrednerin ist die Usamerikanerin<br />
susan ellis. mit ihrem<br />
Unternehmen energize berät sie seit<br />
30 Jahren ehrenamtliche organisationen<br />
auf der ganzen Welt.<br />
www.engagement-heute.de<br />
einen neuen Bundesfreiwilligendienst einführen,<br />
sondern auch die schon bestehenden<br />
Jugendfreiwilligendienste finanziell<br />
erheblich besser ausstatten. Aber es geht<br />
nicht nur um Geld: Uns liegt besonders<br />
daran, dass all die vielen engagierten Menschen<br />
auch Wertschätzung und Anerkennung<br />
zu spüren bekommen.<br />
Auf welchen Feldern können DRK und<br />
Bundesregierung noch stärker zusammenarbeiten?<br />
Wie gesagt, die Nationale Engagementstrategie<br />
lebt ja gerade von der Zusammenarbeit<br />
mit den Organisationen der Zivilgesellschaft.<br />
Eine weitere Möglichkeit wird es<br />
durch den Ausbau der Freiwilligendienste<br />
und den neuen Bundesfreiwilligendienst<br />
geben. Auch hier braucht die Bundesregierung<br />
die Unterstützung der Verbände. Ich<br />
danke schon jetzt dem Deutschen Roten<br />
Kreuz, dass es zahlreiche Plätze zur Verfügung<br />
stellen wird. Idealerweise, denke ich,<br />
wird die Zusammenarbeit von ehrenamtlichem<br />
Engagement und staatlichen Stellen<br />
jedoch nicht auf Bundesebene, sondern viel<br />
mehr vor Ort stattfinden. Dort entstehen<br />
die Probleme und nur dort können gemeinsam<br />
Lösungen gefunden werden. Und natürlich<br />
sind da auch die Rotkreuzvereine<br />
wieder gefragt. g<br />
1_11 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 25
drk gesellschaft<br />
Wozu ist der Hausnotruf gut?<br />
Angenommen, man ist gestürzt und kann<br />
sich nicht mehr bewegen – dann reicht ein<br />
Drücken des Knopfs am Handsender und<br />
die Basisstation verbindet sich mit der zuständigen<br />
Notrufzentrale. Sie antwortet<br />
binnen weniger Sekunden. Per Freisprechfunktion<br />
der Basisstation kann man innerhalb<br />
der ganzen Wohnung mit den Helfern<br />
reden. Sie kennen die wichtigen Gesundheitsdaten<br />
des Notrufenden und verständigen<br />
je nach Wunsch Angehörige oder den<br />
Rettungsdienst.<br />
Und wenn ich nicht mehr sprechen<br />
kann?<br />
Auch dann handeln die Mitarbeiter der<br />
Zentrale. Der bloße Knopfdruck reicht aus.<br />
Was aber, wenn ich mich so schwer<br />
verletzt habe, dass ich schon den Knopf<br />
nicht mehr selbst drücken kann?<br />
Das System kann so eingerichtet werden,<br />
dass der Nutzer zu festgelegten Zeiten per<br />
Knopfdruck signalisieren muss: Alles in<br />
Ordnung. Tut er das nicht, rufen die Mitarbeiter<br />
aus der Zentrale automatisch an.<br />
Ist niemand erreichbar, reagieren sie sofort.<br />
Dann kann es aber schon zu spät<br />
sein! Gibt es keine andere Lösung?<br />
Doch, zum Beispiel mit speziellen Armbandsendern.<br />
Sie messen Körpertempera-<br />
26 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
tur und Hautzustand des Betreffenden und<br />
registrieren dessen Bewegungen. Deuten<br />
diese Werte auf ungewöhnliche Inaktivität<br />
hin, wird Alarm ausgelöst.<br />
Ist das nicht technisch aufwendig?<br />
Nein. Man benötigt nur einen Telefonanschluss<br />
und eine Steckdose. Die Notrufanlage<br />
wird dort einfach angesteckt. Besonders<br />
komfortabel: Mit dem Handsender<br />
lassen sich auch normale Anrufe annehmen.<br />
Dafür reicht ein Knopfdruck und man<br />
kann einfach in den Raum hineinsprechen.<br />
Das erspart den Weg zum Telefon.<br />
Wem empfiehlt das DRK den Hausnotruf?<br />
Auf jeden Fall jenen, die ein gesundheitliches<br />
Risiko haben und trotzdem zu Hause<br />
leben wollen. Immer mehr ältere Menschen<br />
wohnen allein – besonders ihnen gibt der<br />
Hausnotruf ein Stück Sicherheit und beruhigt<br />
die Angehörigen.<br />
Ist auf das System Verlass?<br />
Auf jeden Fall. Das DRK betreibt den Hausnotruf<br />
seit 30 Jahren und deckt Deutschland<br />
mit einem dichten Netz an Notrufzentralen<br />
ab. Sie sind rund um die Uhr erreichbar.<br />
Meistens wird der Nutzer auch mit<br />
demselben, ihm vertrauten Ansprechpartner<br />
verbunden. Mit immerhin 150 000 Anschlüssen<br />
im Land ist das DRK der führen-<br />
Wie funktioniert ...<br />
... der<br />
Haus-<br />
notruf?<br />
Zu Hause statt im Pflegeheim: Mit dem DRK-Hausnotruf<br />
sind Senioren länger unabhängig<br />
de Anbieter für den Hausnotruf. Das beeindruckt<br />
auch manchen Hersteller, der<br />
gern neue technische Geräte gemeinsam<br />
mit dem DRK entwickelt.<br />
In Holland oder England gibt es aber<br />
zehnmal mehr Hausnotrufanschlüsse als<br />
in Deutschland. Warum?<br />
Leider wird bei uns der Hausnotruf fast nur<br />
von Menschen genutzt, die gebrechlich sind<br />
und sowieso auf einen Heimplatz warten.<br />
Das schreckt rüstige Senioren ab. Schade.<br />
Wieso schade?<br />
Weil schon allein das Vertrauen, im Notfall<br />
schnell Hilfe zu erhalten, die Lebensqualität<br />
ungemein erhöht. Wer sich sicher fühlt, der<br />
traut sich mehr zu und bleibt aktiver – was<br />
nicht nur sprichwörtlich jung hält.<br />
Und was kostet der DRK-Hausnotruf?<br />
Monatlich 18,36 Euro für die Basisleistung.<br />
Sie umfasst Notrufanlage, Handsender und<br />
beim DRK auch den Service der Notrufzentrale.<br />
Je nach Einstufung übernimmt auch<br />
die Pflegeversicherung den Betrag. g<br />
www.drk-hausnotruf.net<br />
ZelCK<br />
Das Internet-Portal bietet weitere Informationen<br />
zum Hausnotruf. Auskünfte erteilen ANDRe<br />
DRK-Mitarbeiter auch gern unter der Info-<br />
Nummer 0180 3650180 (9 Cent/Min.). FotoS:
Unser bestes Angebot für <strong>rotkreuzmagazin</strong> Leser!<br />
Rund- und Erlebnisreise Baltikum<br />
Erleben Sie mittelalterliche Städte, ein reiches kulturelles Erbe und unverwechselbare Naturschönheiten.<br />
Diese erlebnisreiche Rundreise führt Sie zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten des Baltikums durch Litauen,<br />
Lettland und Estland.<br />
Ihr Reiseverlauf:<br />
1.Tag: Anreise. Flug von Deutschland mit Umstieg in Riga<br />
nach Vilnius. Empfang und Transfer zum Hotel.<br />
2.Tag: Vilnius - Trakai - Kaunas. Nach dem Frühstück<br />
halbtägige Stadtrundfahrt durch Vilnius, die europäische<br />
Kulturhauptstadt 2009. Sie sehen u. a. die Gediminas-Burg,<br />
die Kathedrale, das Gotische Ensemble, die Kapelle im Tor<br />
der Morgenröte mit der Schwarzen Madonna und die Peter-<br />
Paul-Kirche. Am Nachmittag fahren Sie nach Trakai, wo Sie<br />
die Wasserburg aus dem 14. Jhd. besichtigen, die über zwei<br />
hölzerne Brücken zu erreichen ist und in einer herrlichen<br />
Seenlandschaft liegt. Weiterfahrt nach Kaunas.<br />
3.Tag: Kaunas - Kurische Nehrung - Nida - Klaipeda.<br />
Fahrt Richtung Küste. Sie besuchen den Naturpark Kurische<br />
Nehrung, UNESCO-Weltnaturerbe und eine der faszinierendsten<br />
Landstriche Europas. Hohe Sanddünen und schöne<br />
Birken-, Kiefern- und Fichtenwälder auf einem 95 km langen<br />
Küstenstreifen prägen das Landschaftsbild. Anschließend<br />
besuchen Sie den Fischerort Nida mit seinen reetgedeckten,<br />
farbenfrohen Holzhäusern und besichtigen das Thomas<br />
Mann-Haus. Übernachtung in Klaipeda.<br />
4.Tag: Klaipeda - Siauliai - Rundale - Riga. Auf der Fahrt<br />
nach Lettland machen Sie zunächst einen Stopp in Siauliai<br />
(Schaulen), wo der „Berg der Kreuze“, eine etwa 10 m hohe<br />
Erhebung mit Tausenden von Kreuzen, die Pilger aufgestellt<br />
haben, zu finden ist. In Bauska steht eine Besichtigung des<br />
Barockschlosses Rundale mit deutschsprachiger Führung<br />
auf dem Programm. Anschließend Weiterfahrt nach Riga.<br />
5.Tag: Riga. Am Morgen erkunden Sie auf einer Stadtrundfahrt<br />
die Schönheiten Rigas. Die historische Altstadt mit<br />
ihren zahlreichen gut restaurierten Bauten, der Dom, die<br />
Gebäude der Großen und Kleinen Gilde und das Schloss sind<br />
nur einige der Highlights, die es zu entdecken gibt.<br />
Der Nachmittag steht Ihnen zur freien Verfügung.<br />
6.Tag: Riga - Sigulda - Tallinn. Heute geht die Fahrt zunächst<br />
nach Sigulda, wo Sie eine kleine Stadtbesichtigung unternehmen.<br />
Anschließend besuchen Sie den Gauja Nationalpark<br />
und besichtigen die sagenumwobene Bischofsburg Turaida.<br />
Danach Weiterfahrt nach Estland in die Hauptstadt Tallinn.<br />
7.Tag: Tallinn. Am Morgen Stadtführung mit deutschsprachigem<br />
lokalen Reiseführer. Das Zentrum von Tallinn wird<br />
Sie mit seinen engen malerischen Gassen begeistern. Der<br />
Nachmittag steht Ihnen zur freien Verfügung.<br />
8.Tag: Abreise. Transfer zum Flughafen Tallinn. Rückflug mit<br />
Umstieg in Riga nach Deutschland.<br />
Hinweise:<br />
Buchung und Beratung unter 01805-003 013*<br />
*14 ct./min. aus dem dt. Festnetz, Mobilfunkhöchstpreis 42 ct/min.<br />
sowie im Internet unter www.hermes-touristik.de<br />
- Zuschlag Einzelzimmer € 219,-<br />
- Mindestteilnehmerzahl: 20 Pers. Bei Nichterreichen<br />
Absage durch Veranstalter bis zu 30 Tage vor Reiseantritt<br />
vorbehalten. Änderung einzelner Reiseleistungen vorbe-<br />
halten, soweit die Änderungen nicht erheblich sind und den<br />
Gesamtzuschnitt der gebuchten Reise nicht beeinträchtigen<br />
und zumutbar sind.<br />
8-tägige Rundreise<br />
899,--<br />
Euro p.P.<br />
ab<br />
• Umfangreiches Ausflugsprogramm<br />
inkl. Eintrittsgelder<br />
• Ausgesuchte 4-Sterne-Hotels<br />
Inklusivleistungen:<br />
Veranstalter dieser Reise ist Hermes Touristik GmbH & Co. KG, 22083 Hamburg.<br />
Es gelten die Reise- und Zahlungsbedingungen des o.a. Veranstalters.<br />
Mit Aushändigung des Sicherungsscheines ist eine Anzahlung in Höhe von<br />
20% des Reisepreises und eventuelle Prämien für Versicherungen zu leisten.<br />
Die Anzahlung wird auf den Reisepreis angerechnet. Die Restzahlung wird fällig,<br />
wie im Einzelfall insbesondere in der bindenden Reisebestätigung vereinbart,<br />
spätestens jedoch zwei Wochen vor Reiseantritt.<br />
● Rail & Fly 2. Klasse inkl. ICE-Nutzung<br />
● Linienflug mit airBaltic (oder vergleichbar,<br />
Umsteigeverbindung) ab/bis Deutschland<br />
nach Vilnius und zurück von Tallinn<br />
● Flughafen- und Sicherheitsgebühren<br />
● Alle Transfers gemäß Reiseverlauf<br />
● Rundreise gemäß Reiseverlauf im<br />
komfortablen Reisebus<br />
● 7 Übernachtungen in 4-Sterne Hotels im<br />
Doppelzimmer<br />
● 7x Halbpension<br />
● Eintrittsgelder für Wasserburg Trakai,<br />
Thomas Mann-Haus, Kurische Nehrung,<br />
Schloss Rundale, Burg Turaida<br />
● Deutschsprachige Reiseleitung (Tag 1-6)<br />
● Lokaler, deutschsprachiger Reiseführer in<br />
Tallinn (Tag 7)<br />
● Deutschsprachige Flughafenassistenz<br />
(Tag 8)<br />
● 1 Reiseführer „Baltikum“ pro Zimmer<br />
● Reisepreissicherungsschein<br />
Termine und Preise <strong>2011</strong> in €/Person im DZ<br />
Abflughafen (Flughafenzuschlag):<br />
Berlin-Tegel (0,-), Düsseldorf (20,-),<br />
München (25,-), Frankfurt (45,-)<br />
8 Tage/<br />
7 Nächte<br />
08.06. 28.06. 899,-<br />
13.07. 27.07. 12.08. 21.08. 949,-<br />
Bitte bei Buchung angeben: Kennziffer DRK01<br />
Buchungscode: VNOR03<br />
Einreisebestimmungen für deutsche Staatsangehörige:<br />
Als Reisedokument genügt ein gültiger Reisepass<br />
oder Personalausweis, der bei Ausreise noch mind.<br />
3 Monate gültig ist. Auch vorläufige Reisepässe und<br />
Personalausweise werden anerkannt.<br />
A member of the otto group
drk service I kompakt<br />
�<br />
Leserbriefe<br />
Die Redaktion behält sich vor, Leserbriefe sinngemäß<br />
zu kürzen.<br />
zur Ausgabe 4/10<br />
Mut machend<br />
Ich bin sehr berührt von der Ausstrahlungskraft<br />
dieser Mut machenden Ausgabe,<br />
die durch engagierte Foto- und Textbeiträge<br />
zu interkulturellen Themen hier<br />
und weltweit engagiert Stellung nimmt<br />
und darin für Integration und Verständnis<br />
der humanitären Anliegen sehr überzeugend<br />
eintritt.<br />
Gertrud Tammena, Ahrensburg<br />
Zur Meldung „Arbeitslosigkeit macht<br />
krank“, Ausgabe 4/10, Seite 17<br />
Einseitig<br />
Ihre Nachricht zeigt eine typische Einseitigkeit<br />
in der Blickrichtung des DGB. Man<br />
kann die Aussage auch umdrehen, ohne<br />
deren Wahrheitsgehalt zu beschädigen:<br />
„Krankheit macht arbeitslos.“ Kein Arbeitgeber<br />
kann sich Arbeitnehmer leisten,<br />
die andauernd oder immer wieder krank<br />
sind. Mittelbetriebe noch weniger als<br />
Großbetriebe.<br />
Horst Göbel, Niefern-Öschelbronn<br />
Schicken Sie uns<br />
Ihren Leserbrief!<br />
Gefällt Ihnen ein Artikel besonders gut?<br />
Oder haben Sie zu einem Thema eine<br />
andere Meinung? Dann schreiben Sie uns!<br />
<strong>rotkreuzmagazin</strong>, Berliner Straße 83,<br />
13189 Berlin, E-Mail: leserbriefe@<strong>rotkreuzmagazin</strong>.de<br />
28 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
Erste Hilfe für Kinder<br />
In der Reihe „Was ist was – Wissensschatz von A-Z“ ist<br />
in Zusammenarbeit mit dem DRK der Band „Erste Hilfe“<br />
erschienen. Er erklärt häu� ge Kinderfragen auf anschauliche<br />
Weise mit vielen Fotos und Illustrationen. Für Kinder<br />
ab sechs Jahren.<br />
Helene Brewitz, Johanna Kern<br />
WAS IST WAS<br />
Wissensschatz von A-Z: Erste Hilfe<br />
Nürnberg <strong>2011</strong>, Tessloff Verlag, 32 Seiten, 1,95 Euro<br />
Erhältlich beim DRK unter www.rotkreuzshop.de,<br />
Artikelnummer 432320<br />
Per App zur Blutspende<br />
Wichtige Rufnummern<br />
Notruf: 112<br />
DRK-Beratungszentren: 0180 3650180<br />
DRK-Blutspende: 0800 1194911<br />
Gemeinsam Kindern helfen<br />
Eltern von kranken und förderbedürftigen<br />
Kindern � nden Unterstützung im Portal<br />
www.kindertherapienetz.de. Es hilft etwa<br />
bei der Suche nach Ärzten und Therapeuten.<br />
Im angeschlossenen Forum<br />
www.sorgenkids.de können die Eltern<br />
mit den Experten in Kontakt treten und mit<br />
anderen Eltern ihre Erfahrungen teilen.<br />
Das Kindertherapienetz ist eine<br />
private Initiative Bremer Psychologen.<br />
Zuckersüß und bitterböse<br />
Das Altenheim Les Bégonias bei Paris<br />
steckt voller Überraschungen. Die Alten<br />
sind eine unschlagbare Truppe mit<br />
erstaunlichen Ideen, mal zuckersüß,<br />
mal bitterböse. Mit viel Humor und<br />
Leichtigkeit schreibt de Peretti über<br />
Menschen, die gemeinsam alt werden<br />
und hartnäckig ihre<br />
Vorstellungen von<br />
Glück verwirklichen.<br />
Camille de Peretti<br />
Wir werden<br />
zusammen alt<br />
Reinbek <strong>2011</strong>,<br />
Rowohlt Verlag, 288<br />
Seiten, 19,95 Euro<br />
Wann und wo � ndet in meiner Nähe die nächste Blutspendeaktion des<br />
Roten Kreuzes statt? Diese Frage beantwortet eine neue Application, kurz<br />
App. Dazu gibt man Standort und Zeitraum in das Anwendungsprogramm<br />
des iPhones oder eines Smartphones mit Android-Betriebssystem ein.<br />
Den Weg zur Blutspende zeigt die App auf einer Karte mit Zoomfunktion.<br />
Integriert sind zudem Informationen und Videos zum Thema Blutspende<br />
und ein Link zur DRK-Blutspende-Community. www.blutspender.net<br />
Engagement spielend lernen<br />
Im Strategiespiel Aktivoli bauen die<br />
Mitspieler ehrenamtliche Projekte auf.<br />
Sie engagieren sich für den Sport, für<br />
die Umwelt oder für soziale Projekte.<br />
Wie im echten Leben gibt es dabei<br />
Schwierigkeiten – das Geld reicht<br />
nicht oder eine Rathausfraktion stellt<br />
sich quer. Dann hilft demokratische<br />
Streitkultur. Es gewinnt derjenige, der<br />
gut argumentiert und seine Ideen<br />
clever durchsetzt. Das gelingt aber<br />
nur mit einer großen Portion Gemeinsinn.<br />
Empfohlen ab 14 Jahren.<br />
Information und Bestellung:<br />
Zentrum für zivilgesellschaftliche<br />
Entwicklung (zze), Freiburg,<br />
Tel.: 0761 47812-843,<br />
aktivoli@ zze-freiburg.de,<br />
www.fel-verlag.de/aktivoli<br />
FOTOS: PRESSE, MPIXEL
Foto: getty images Von<br />
Mensch<br />
zu Mensch<br />
Warum ist es wichtig, Blut zu spenden? „Blut lässt sich<br />
nicht künstlich herstellen“, sagt Friedrich-Ernst Düppe<br />
vom DRK-Blutspendedienst West. „Aber täglich benötigen<br />
die Blutspendedienste des Roten Kreuzes 15 000<br />
gesunde Spender, um Leben zu retten oder Krankheiten<br />
zu behandeln.“ Vier von fünf Deutschen sind mindestens<br />
einmal in ihrem Leben auf eine Spende angewiesen. Das<br />
meiste Blut, rund 80 Prozent, braucht die moderne Medizin<br />
für Krebstherapien, Herz-Kreislauf-Operationen<br />
und Organtransplantationen. Auch die Allerjüngsten<br />
profitieren von Spenderblut, wie Düppe betont:<br />
„Vielen Neugeborenen und selbst Kindern im Mutterleib<br />
helfen Blutübertragungen zum Überleben.“<br />
Blut ist ein rares Gut: Spenden dürfen nur gesunde<br />
Menschen zwischen 18 und 68 Jahren, die<br />
mindestens 50 Kilogramm wiegen. Und nicht zu vergessen:<br />
Es gibt acht verschiedene Blutgruppen. Gleichzeitig<br />
wird immer mehr Blut gebraucht – in den vergangenen<br />
25 Jahren ist der Bedarf des DRK um rund 35<br />
Prozent gestiegen. Gründe sind Fortschritte in der Medizin,<br />
aber auch altersbedingte Erkrankungen, die in<br />
einer alternden Gesellschaft zunehmen. Tumorerkrankungen<br />
und Leukämien etwa werden mit Chemotherapien<br />
behandelt, die sehr viel Spenderblut benötigen.<br />
ä<br />
Auch Sie können spenden!<br />
200 Blutspendeteams des DRK sind täglich in Deutschland<br />
unterwegs. auskünfte geben alle Orts- und Kreisverbände<br />
des Roten Kreuzes. Die einzelnen termine und<br />
weitere Hintergrundinformationenn stehen auf der Website<br />
www.drk-blutspende.de.<br />
service drk<br />
Drei von vier Blutspenden stammen vom DRK. Damit erfüllt es den Auftrag,<br />
flächendeckend und jederzeit für ausreichend Blutpräparate zu sorgen. Dabei<br />
setzt das DRK ausschließlich auf freiwillige und unentgeltliche Spenden.<br />
Freiwillig und unentgeltlich<br />
Im Unterschied zu vielen klinischen oder privaten Blutspendediensten<br />
vergütet das DRK die Blutabgabe prinzipiell nicht. Das DRK folgt<br />
dem ethischen Kodex zu Blutspende und Bluttransfusion, den die 24.<br />
Internationale Rotkreuzkonferenz 1981 verabschiedet hat. Niemand<br />
soll spenden, weil er einen materiellen Vorteil davon hat, niemand<br />
soll durch Druck zur Blutspende veranlasst werden. Nur wer freiwillig<br />
etwas tut, tut es überzeugt und gerne. „Eine Vergütung würde das<br />
Anliegen der Spender, anderen zu helfen, entwerten und könnte sogar<br />
dazu führen, dass die Zahl der Spenden sinkt“, sagt Düppe.<br />
Das Rote Kreuz ist im Staatsauftrag für die flächendeckende<br />
Vollversorgung verantwortlich. Das umfasst ländliche<br />
Re gionen genauso wie die meisten Kliniken im Land.<br />
Dafür sammelt das DRK jährlich rund 3,5 Millionen<br />
Blutspenden, etwa drei Viertel des Gesamtaufkommens<br />
in Deutschland. Um diese Mengen sicherzustellen,<br />
muss das DRK weit mehr in Spenderwerbung,<br />
Spenderservice und Termindurchführung investieren<br />
als jede andere Blutspendeorganisation.<br />
Der Weg jeder Spende<br />
Bei einer Blutspende wird ein halber Liter Blut entnommen. Eine<br />
Menge, die der Körper schnell wieder nachbilden kann. Zusätzlich<br />
werden drei bis vier Teströhrchen mit je zehn Milliliter Blut gefüllt.<br />
Diese Röhrchen gehen zur Untersuchung ins DRK-Labor. Serologen<br />
bestimmen die Blutgruppe und überprüfen das Blut auf Hepatitis,<br />
HIV und Syphilis. Ist die Spende unbedenklich, wird das Blut in seine<br />
drei Hauptbestandteile – die roten Blutkörperchen, die Blutplättchen<br />
und das Blutplasma – getrennt und auf drei Einzelbeutel verteilt.<br />
Statt einer Vollbluttransfusion erhalten die Patienten später nur die<br />
Bestandteile des Blutes, die sie wirklich benötigen. Unerwünschte<br />
Nebenwirkungen lassen sich so weitgehend vermeiden. Außerdem<br />
wird die Blutspende wesentlich besser ausgenutzt – sie kann nicht<br />
nur einem, sondern zwei oder sogar drei Menschen helfen. g<br />
1_11 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 29
drk service<br />
�<br />
Impressum<br />
Herausgeber: Deutsches Rotes Kreuz e.V.<br />
Carstennstraße 58, 12205 Berlin<br />
Verlag: DRK-Service GmbH,<br />
Berliner Straße 83, 13189 Berlin,<br />
Telefon: 030 479004-50, Fax: -54<br />
Chefredakteur: Christian Martin (verantw.)<br />
Stellvertreter: Michael E. Schmid<br />
Redaktion: Frank Burger, Susan<br />
Haustein, Mirjam Sander, Fred Wagner<br />
Redaktionsbeirat: Lutz Eckardt (Vors.),<br />
Cornelia Kling, Jörg Angerstein,<br />
Hans Peter Schmitt, Gerhard Schreiber,<br />
Adriana Schultz, Hans-Jürg Ungeheuer<br />
Redaktionsanschrift:<br />
DRK-Service GmbH, <strong>rotkreuzmagazin</strong>,<br />
Berliner Straße 83, 13189 Berlin,<br />
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Corporate Publishing Services GmbH<br />
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Kampermann, Telefon: 0211 54227-671<br />
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Redaktionsschluss: 21.01.<strong>2011</strong><br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich<br />
Für den Abdruck und die Rücksendung<br />
unverlangt eingeschickter Texte und<br />
Fotos besteht keine Gewähr.<br />
Die Anzeigen und Werbebeilagen in<br />
dieser Ausgabe dienen der Refinanzierung<br />
des <strong>rotkreuzmagazin</strong>s. Werbliche<br />
Inhalte sind keine Empfehlung des<br />
Herausgebers.<br />
30 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11<br />
Live im TV-Studio<br />
Mit der ARD-Fernsehlotterie zum „Unglaublichen Quiz der Tiere“<br />
Kuriose und zugleich faszinierende Ereignisse<br />
aus dem Tierreich, dazu Begegnungen mit<br />
wilden Tieren – das ist die Mischung, die das<br />
„Unglaubliche Quiz der Tiere“ seit Jahren zum<br />
Quotenrenner im „Ersten“ macht. Am 1. April<br />
<strong>2011</strong> begrüßt Moderator Frank Elstner wieder<br />
drei prominente Gäste vor großem Publikum.<br />
Jeder Kandidat steht Pate für ein karitatives Projekt<br />
der ARD-Fernsehlotterie „Ein Platz an der<br />
Sonne“ und erspielt mit viel Humor und Cle-<br />
ä<br />
DRK-<br />
Service<br />
für Bedürftige<br />
Göttin der<br />
Morgenröte<br />
mit Vergnügen<br />
Frage<br />
nach der<br />
Person<br />
Märchenfrau<br />
aufgebraucht<br />
deutscher<br />
Modedesigner<br />
6<br />
besitzanzeigendes<br />
Fürwort<br />
menschliche<br />
Not<br />
lindernd<br />
Künstlergehalt<br />
Kurzform<br />
von Luise<br />
verwirrt<br />
schützen<br />
und<br />
pflegen<br />
europäischer<br />
Strom<br />
Lebensabschnitt<br />
1<br />
7<br />
verness hoffentlich stattliche Geldbeträge für<br />
den guten Zweck. Mit den Einnahmen aus den<br />
Losverkäufen unterstützte die älteste Soziallotterie<br />
Deutschlands allein im vergangenen Jahr<br />
bundesweit 294 Projekte mit mehr als 66 Millionen<br />
Euro. Davon flossen rund 12 Millionen an<br />
49 Einrichtungen des Deutschen Roten Kreuzes.<br />
Lassen auch Sie sich überraschen von spannenden<br />
Einblicken in die Tierwelt. Wir verlosen<br />
einmal zwei Tickets für die Aufzeichnung<br />
in Berlin-Adlershof inklusive einer Übernachtung<br />
im DZ mit Frühstück (Anreise mit der<br />
Deutschen Bahn inbegriffen). Zudem erhalten<br />
Sie und Ihre Begleitung Zutritt zur exklusiven<br />
After-Show-Party mit Frank Elstner und seinen<br />
Gästen.<br />
Schreiben Sie das Lösungswort auf eine Postkarte<br />
und schicken Sie diese an:<br />
<strong>rotkreuzmagazin</strong>, Postfach 65 20 50,<br />
13315 Berlin, gewinnspiel@<strong>rotkreuzmagazin</strong>.de<br />
Einsendeschluss: 11. März <strong>2011</strong><br />
LiebesFrauengottname<br />
8<br />
Adressänderung?<br />
Gründer<br />
ARD<br />
des Roten<br />
Berliner<br />
Telefon: 02224 918-123<br />
Kreuzes<br />
Stadtteil<br />
5<br />
RM112686 <strong>2011</strong>01<br />
E-Mail: aboservice@drkservice.de FOTO:<br />
Wiesenpflanze<br />
Fürwort<br />
Benzin<br />
Innenorgan<br />
aufgeweckt<br />
4<br />
DRK-<br />
Angebot<br />
Rotkreuz-<br />
Einsatzland(Erdbeben)<br />
Bibelteil<br />
(kurz)<br />
französisches<br />
Seebad<br />
2<br />
Monatsname<br />
uneben<br />
Wortteil:<br />
drei<br />
Bischofsmütze<br />
3<br />
Schienenfahrzeug<br />
Haartracht<br />
Kino-<br />
Alien<br />
Mediziner<br />
(Plural)<br />
Speisefisch
Sie vertreten Ihre Interessen. Wir auch. Denn als unser Mitglied profitieren Sie von unserer einzigartigen<br />
genossenschaftlichen Idee: Jedes Mitglied kann mitbestimmen, wo es bei uns lang geht. Und genau das<br />
machen bereits über 16,4 Mio. Mitglieder in ganz Deutschland. Das unterscheidet uns von anderen Banken.<br />
Auch wenn Sie erstmal kein Mitglied werden möchten, haben Sie trotzdem die Gewissheit, dass viele<br />
Kunden als Mitglieder ganz in Ihrem Sinne die Geschäftspolitik Ihrer Bank mitbestimmen.<br />
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sachgemäßer Behandlung auch nur ein<br />
Regentropfen durchdringt.<br />
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Membrane<br />
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Netzfutter sorgen für Luftaustausch<br />
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Ärmelmanschetten und Druckknopfleiste<br />
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• 9 Taschen: 5 außen und 4 innen –<br />
bis auf die Handytasche sind alle mit<br />
Reißverschluss zu schließen<br />
• Dekorative Hingucker: die roten Riegel<br />
am Ärmel und die kleine Stickerei<br />
Ausstattung:<br />
• Wasserdichte und abtrennbare Kapuze<br />
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Schminkutensilien<br />
• Netz- und Taftfutter: 100% Polyester<br />
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