2011 (pdf) - rotkreuzmagazin
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drk helfen<br />
Während des Kosovo-Krieges habe ihn selbst ein erschütterndes<br />
Erlebnis aus der Bahn geworfen. Gardemann: „Ein junges Mädchen<br />
kam schreiend zu uns ins Hospital gelaufen. Es war mehrfach vergewaltigt<br />
worden. Dieses Mädchen sah meiner ältesten Tochter<br />
sehr ähnlich. Das hat mich wirklich schwer getroffen. Erst das<br />
Gespräch mit meinem Team hat mich wieder auffangen können.“<br />
Wie viele Helfer nach einem Einsatz ein Trauma erleiden und daran<br />
nachhaltig erkranken, ist schwer zu sagen. Eine Traumatisierung<br />
ist oft erst viele Wochen später feststellbar. „Es gibt statistische<br />
Erhebungen, aber die lassen keine konkreten Aussagen zu“, sagt<br />
Michael Steil, Bundeskoordinator für Psychosoziale Notfallversorgung<br />
im Deutschen Roten<br />
Kreuz. „Wer kann mit<br />
„Helfer erkranken oft dann,<br />
hundertprozentiger Sicher-<br />
wenn sie hilflos zusehen heit feststellen, ob ein<br />
müssen, wie Menschen Mensch traumatisiert ist<br />
und woher das Trauma tat-<br />
zu Tode kommen.“<br />
sächlich kommt?“, so der<br />
39-jährige Freiburger.<br />
In der wissenschaftlichen Literatur reichen die Angaben von<br />
zwei bis zehn Prozent. Michael Steil: „In den vergangenen Jahren<br />
hat man sich besonders auf die posttraumatische Belastungsstörung<br />
konzentriert. Dabei weiß man inzwischen, dass es eine ganze<br />
Reihe weiterer Krankheitsbilder gibt, die auch durch ein Trauma<br />
hervorgerufen werden können.“ Dazu zählen Angststörungen,<br />
Suchterkrankungen oder depressive Störungen.<br />
In jedem Fall helfen Gespräche mit Kollegen. „Vielerorts gibt es<br />
sogenannte kollegiale Ansprechpartner – Kollegen, die im richtigen<br />
Zuhören, der Gesprächsführung und der Konfliktlösung nach<br />
belastenden Ereignissen ausgebildet sind“, sagt Steil. Sie arbeiten<br />
die Ereignisse mit den Betroffenen auf. „Dieses Prinzip versuchen<br />
wir in den nächsten Jahren innerhalb des DRK weiter zu verbessern<br />
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Gemeinsam stark:<br />
Wer als Helfer traumatische<br />
Erlebnisse<br />
durchlebt, findet<br />
oft Hilfe bei speziell<br />
geschulten Kollegen<br />
und flächendeckend in Deutschland einzurichten“, so Steil. In jedem<br />
Rettungsdienst soll es dann eine angemessene Anzahl kollegialer<br />
Ansprechpartner geben. Zudem soll ein weiterer psychosozialer<br />
Ansprechpartner, der mehr Hintergrundwissen hat und<br />
koordinierende Funktionen übernimmt, zur Verfügung stehen.<br />
Das Ziel ist klar: Kein Helfer darf allein gelassen werden. Neben<br />
den DRK-Angeboten wenden sich Einsatzkräfte auch immer wieder<br />
an die Bundesvereinigung Stressbearbeitung nach belastenden<br />
Ereignissen e. V. Sie hat sich die Einsatzkräftenachsorge und die<br />
Qualifizierung von Helfern für die Begleitung von Kollegen auf<br />
die Fahne geschrieben. Die Zusammenarbeit von Einsatznachsorgeteams<br />
und -gruppen wird bundesweit unterstützt und Standards<br />
für Stressbewältigung sowie Psychotraumatologie werden erarbeitet.<br />
So gehört die Psychosoziale Notfallversorgung von Einsatzkräften<br />
des DRK national wie international inzwischen zum Versorgungsstandard.<br />
Die Hilfe für Helfer erfolgt dabei auf drei Ebenen:<br />
präventiv durch Qualifizierung, Information und Training,<br />
während des Einsatzes durch Beratung und Unterstützung und<br />
schließlich durch Angebote der Einsatznachsorge.<br />
Auch dem Kriseninterventionshelfer Martin Jost half das Gespräch<br />
mit einem Kollegen nach dem Einsatz auf der OP-Station.<br />
Die Nachricht der Ärzte war ernüchternd: Das kleine Mädchen<br />
wird sein Leben lang behindert bleiben. „Die Aufgabe, die ich in<br />
solchen Situationen habe, würde ich nie aushalten, wenn es sich<br />
dabei um einen Acht-Stunden-Job handelte. Zwischen zwei Einsätzen<br />
brauche ich viel Luft und normales Leben.“ g<br />
Unterstützung für Helfer<br />
Helfer, die selbst Hilfe brauchen, können sich an die Psychosoziale<br />
Notfallversorgung des DRK wenden. Kontakt: psnv@drk.de.