drk helfen Aufopfern war gestern Die Europäische Union hat <strong>2011</strong> zum Jahr der Freiwilligentätigkeit ausgerufen. Keine Frage: Ohne ehrenamtliches Engagement wäre unsere Gesellschaft eine andere. Die Gründe, warum sich Menschen engagieren, sind vielfältig. In den letzten Jahren zeichnet sich allerdings ein neuer Trend ab. TexT: Michael e. SchMid ä Sie tun als Sanitäter dienst, sie betreuen Kinder im Krankenhaus, sie helfen Jugend- lichen, die mit dem Gesetz in Konflikt geraten sind, oder arbeiten in charity-Shops. Sie sind Schüler oder in Rente. Sie leben auf dem land oder in der Großstadt. die einen haben eine lehre hinter sich, die anderen besitzen einen doktortitel. die vier Freiwilligenporträts, die zu diesem Beitrag gehören, zeigen: das engagement für andere zieht sich quer durch die Bevölkerung. Gemeinsinn ist der Kitt für jede Ge- sellschaft – er macht sie solidarischer, weil jeder helfen und jedem geholfen werden kann. Nicht umsonst erfährt die Freiwilligentätigkeit in den vergangenen Jahren eine nie gekannte aufmerksamkeit. Buchbestseller feiern die Vorzüge der Selbstlosigkeit und Wissenschaftler weisen nach, dass engagierte Menschen glücklicher sind und länger leben als die Nichtengagierten. auch die Politik hat das Thema entdeckt: Gleich zwei Wettbewerbe, ausgelobt von unterschiedlichen Bundesministerien, prä- Gemeinsinn heißt: Jeder mieren Freiwilligenprojekte im ganzen kann helfen und jedem kann land. Und nun hat die eU das Jahr <strong>2011</strong> zum europäischen Jahr der Frei- geholfen werden. willigentätigkeit erklärt. die Motive, sich zu engagieren, wandeln sich. Wer sich heute für andere ins Zeug legt – und das gilt vor allem für die jüngere Generation –, will ein Ziel erreichen und mitbestimmen. er arbeitet nicht für eine Organisation, weil es sich so gehört, sondern weil sie ein sinnvolles Projekt anbietet. er opfert sich nicht selbstlos auf, sondern versteht die hilfe selbstbewusst als Bürgerpflicht – verbunden mit dem Wunsch nach persönlicher Weiterentwicklung, dem erwerb neuer Fähigkeiten, die man gern wieder in den dienst der guten Sache stellt. das dRK hat rund 400 000 ehrenamtliche Mitarbeiter. Um auch zukünftig seiner Rolle als Plattform für ehrenamtliches engagement gerecht zu werden, wird sich die Organisation auf die neuen Motive einstellen müssen. doch das Rote Kreuz ist groß genug, um schon heute Freiwilligen mit unterschiedlichen Beweggründen genug Betätigungsmöglichkeiten zu bieten. auch das zeigen die vier Porträts auf diesen Seiten. 6 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 1_11 Jugendprojekt „Rückenwind“: auf Augenhöhe Klauen ist kein Kavaliersdelikt. Auch dann nicht, wenn der Kaufhausdetektiv den Diebstahl in letzter Minute verhindert. „Klauen ist strafbar und die Sache ist damit noch längst nicht erledigt“, sagt Danny Wiese, 17 Jahre alt. Er ist Konfliktmanager bei „Rückenwind“, einem Projekt des DRK-Kreisverbands in Kehl. Acht Schülerinnen und Schüler kümmern sich ehrenamtlich um Jugendliche, die drohen, auf die schiefe Bahn zu geraten. Bereits straffällig Gewordene, Schulschwänzer und Ausreißer zum Beispiel. „Wir helfen, damit sie nicht noch tiefer abrutschen“, sagt Danny. Deshalb meldete er sich sofort als Konfliktmanager, als das Rote Kreuz an seinem Gymnasium für „Rückenwind“ warb. Die Grundgedanke des 2005 gegründeten Projekts: Problematische Jugendliche sollen sich mit ihrem Handeln auseinandersetzen. Das tun sie meist bereitwilliger und einsichtiger, wenn Gleichaltrige sie auf Augenhöhe ins Gebet nehmen, als wenn Erwachsene sie belehren oder bestrafen. Jeweils drei Konfliktmanager sprechen mit dem Jugendlichen über die Folgen seiner Tat und erarbeiten mit ihm Möglichkeiten der Wiedergutmachung. Er kann zum Beispiel Sozialstunden beim DRK ableisten. „Wenn ich merke, dass der Jugendliche sich uns öffnet und ehrlich ist, dann ist das ä FOTO: maks richter
er engagiert sich, um Jugendliche davor zu bewahren, auf die schiefe Bahn zu geraten ä Danny Wiese: 1_11 <strong>rotkreuzmagazin</strong> 7