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Erste Hilfe im Kindergarten - Die Johanniter

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Ein Leben <strong>im</strong> Schatten<br />

Anonyme und unbürokratische <strong>Hilfe</strong> für Menschen, die eigentlich gar nicht existieren.<br />

} Mag. a Bettina Klinger, Diakonie Österreich<br />

An diesem Montag sitzen insgesamt<br />

20 Personen <strong>im</strong> Warteraum<br />

von AMBER-MED. Darunter sind<br />

Frauen, Kinder und zwei Männer.<br />

Ein schlanker Mann mit dunklen<br />

Haaren stützt das Gesicht auf<br />

seine Hände, sein Blick ist leer.<br />

In der Spielecke sitzen zwei Kinder<br />

und fahren wortlos mit einem<br />

Spielzeugauto die Straßen des<br />

Fahrbahnteppichs ab. Eine Frau<br />

hat ihr Kopftuch tief in die Stirn<br />

gezogen, sie sitzt<br />

in einer Ecke und<br />

wartet. <strong>Die</strong> St<strong>im</strong>mung<br />

ist gedrückt<br />

und angespannt.<br />

Niemand spricht.<br />

Sie alle brauchen<br />

dringend ärztliche<br />

<strong>Hilfe</strong>, wollen<br />

unerkannt bleiben.<br />

Sich ohne<br />

Papiere an eine<br />

externe <strong>Hilfe</strong> in<br />

einem fremden<br />

Land wenden zu<br />

müssen, ist mit Angst besetzt.<br />

Angst aufzufallen, Angst vor Mangel<br />

an Verständigung, Angst vor<br />

der Behandlung, Angst entdeckt<br />

oder abgeschoben zu werden.<br />

<strong>Die</strong> Schicksale dieser Menschen<br />

sind vielfältig, ihre<br />

Krankheitssymp tome ebenso.<br />

Seit mehr als fünf Jahren finden<br />

bei AMBER-MED Menschen ohne<br />

Versicherungsschutz ambulante<br />

medizinische Versorgung, soziale<br />

Beratung und Medikamentenhilfe.<br />

25 freiwillig ehrenamtliche<br />

Ärztinnen, Ärzte, Therapeutinnen,<br />

Therapeuten, Dolmetscherinnen<br />

und Dolmetscher versorgen und<br />

22 die <strong>Johanniter</strong> 3. 2009<br />

beraten die Patienten und Patientinnen,<br />

gemeinsam mit drei<br />

hauptamtlich Tätigen und einem<br />

Zivildienstleistenden.<br />

Sprache schafft Vertrauen<br />

Bei Eintreffen der <strong>Hilfe</strong>suchenden<br />

wird zu allererst nach ihrer Sprache<br />

und nicht nach<br />

ihrem Namen, ihrer<br />

Versicherung, Ausweis<br />

oder Impfpass gefragt.<br />

Hier soll Vertrauen geschaffen<br />

werden und<br />

das gelingt am besten<br />

über die Muttersprache.<br />

Während der Ordinationszeiten<br />

stehen<br />

Dolmetscherinnen und<br />

Dolmetscher zur Seite,<br />

die in Russisch, Chinesisch, Armenisch<br />

etc. übersetzen.<br />

Neben den psychischen und gesundheitlichen<br />

Problemen geht es<br />

auch um soziale Schwierigkeiten<br />

von Menschen, die es offiziell gar<br />

nicht gibt. „In letzter Zeit kommen<br />

<strong>im</strong>mer wieder Menschen<br />

aus China zu uns. Seit Einführung<br />

der Ein-Kind-Politik werden viele<br />

Kinder gehe<strong>im</strong> zur Welt gebracht,<br />

aber nicht registriert. Sobald sie<br />

alt genug sind, werden sie nach<br />

Europa geschleust, wo sie Geld<br />

erwirtschaften müssen, um den<br />

Erhalt der Familie in ihrer He<strong>im</strong>at<br />

zu sichern. <strong>Die</strong>se jungen Men-<br />

schen können oftmals weder<br />

schreiben noch lesen. Sie wissen<br />

nicht, wo ihr Zuhause ist. Sie haben<br />

kein Selbstverständnis, weil<br />

es sie nicht gibt. Und sie bekommen<br />

mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

kein Asyl in Österreich, weil China<br />

nicht zu den klassischen Asylantragsländern<br />

zählt. Was das<br />

„Nicht-Existieren“ seit Geburt an

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