15 – 59: Warum nicht allein die Jungen für die Werbung interessant ...
15 – 59: Warum nicht allein die Jungen für die Werbung interessant ...
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impact macher<br />
dominiQue von matt <strong>die</strong> groSSen firmen<br />
haben erkannt, Welch Wichtige rolle<br />
<strong>die</strong> Qualität der SpotS Spielt.<br />
Das kennt man im Ausland <strong>nicht</strong>: Dass<br />
man sich <strong>die</strong> Waschmaschine teilt, dass<br />
es Regeln gibt und Schlüsselübergaben.<br />
Wenn ich erfolgreich Produkte verkaufen<br />
will, muss ich solche Phänomene kennen.<br />
von matt In solchen Märkten ist <strong>die</strong><br />
Haushaltgrösse das viel entscheidendere<br />
Kriterium als das Alter. Ich stelle bei der<br />
Zielgruppenansprache vor allem den Lebensstil<br />
ins Zentrum. Das Alter resultiert<br />
dann vielleicht aus <strong>die</strong>sem Stil.<br />
WeiJerS Dass das Alter bei der Mediaplanung<br />
immer noch eine grosse Rolle spielt,<br />
hat sicher mit der Vergleichbarkeit zu tun.<br />
Wenn <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n ihre Preise aufgrund von<br />
Alterszielgruppen berechnen, bleiben sie<br />
ein zentrales Element, wenn ich wissen will,<br />
wie viel ein einzelnes Medium wert ist.<br />
von matt Wenn ich weiss, wie jemand<br />
wohnt, wohin er in <strong>die</strong> Ferien reist, was er<br />
in der Freizeit tut, zu welchen Produkten er<br />
eine hohe Affinität hat, dann ist sein Alter<br />
relativ un<strong>interessant</strong>. Der Stil ist ein viel genaueres<br />
Kriterium. Man macht es sich etwas<br />
einfach, wenn man über das Alter diskutiert,<br />
statt zum Beispiel über <strong>die</strong> Zugehörigkeit<br />
zu einem der zehn Sinus-Milieus. Der<br />
Me<strong>die</strong>nbranche würde es gut tun, eine neue<br />
Einheitswährung zu schaffen <strong>–</strong> etwa mit<br />
den Milieus. Heute sind <strong>die</strong> demografischen<br />
Kriterien immer noch <strong>die</strong> einzige gemeinsame<br />
Grundlage <strong>für</strong> alle Me<strong>die</strong>n.<br />
WeiJerS Wir sprechen ja auch von wirtschaftlichen<br />
Prozessen, vom Me<strong>die</strong>neinkauf.<br />
Wenn wir ein Budget zur Verfügung<br />
stellen, haben wir <strong>die</strong> Zielgruppen in etwa<br />
definiert <strong>–</strong> <strong>nicht</strong> nur nach Alter. Gehts dann<br />
ums Optimieren des Werbemitteleinsatzes,<br />
müssen wir <strong>die</strong> Grundlagen des Marktes<br />
einsetzen. Weist ein TV-Sender seine Prei-<br />
se auf der Basis der Altersgruppe <strong>15</strong><strong>–</strong>49<br />
aus, ist das faktisch <strong>die</strong> Grundlage. Wo getauscht<br />
wird, sind Massstäbe wichtig.<br />
von matt Wir sehen doch, dass sich <strong>die</strong><br />
Älteren immer jünger verhalten. Dadurch<br />
wird <strong>die</strong>se Grenze bei 49 obsolet. Darauf<br />
müssen sich alle Marketingleute einstellen:<br />
Dass man sich etwas vergibt, wenn<br />
man eindimensional nur auf <strong>die</strong>se Altersgrenze<br />
schaut und den Lebensstil der über<br />
50-Jährigen einfach vergisst. Für Produkte,<br />
<strong>die</strong> man mit Jugend assoziiert, etwa Snowboards<br />
oder Inlineskates, besteht bei den<br />
Älteren ein recht grosser Markt. Das wird<br />
viel zu wenig berücksichtigt, wenn stur mit<br />
einer Altersgrenze operiert wird.<br />
Wir nutzen ja <strong>die</strong> Me<strong>die</strong>n sehr breit, gehen<br />
sehr unkonventionelle Wege und sind sehr<br />
stark engagiert mit Kampagnen im Internet,<br />
mit Branded Content und Mobilekampagnen.<br />
Wir merken aber ganz deutlich,<br />
dass wir als Ergänzung dazu immer ein<br />
klassisches Medium brauchen. Die Crossmedia-Erfolgsfälle<br />
enthalten immer ein<br />
Massenmedium <strong>–</strong> damit wir genügend<br />
Leute ins Internet oder auf das Mobile bekommen.<br />
Es ist eine Illusion, auf <strong>die</strong> klassischen<br />
Me<strong>die</strong>n verzichten zu können.<br />
WeiJerS Ich bin mit dir einig: Man<br />
braucht ein Massenmedium. Und dabei ist<br />
mir klar, dass TV das effizienteste Medium<br />
ist. Trotz Streuverlusten erreicht man schon<br />
einmal viele Leute. Doch <strong>die</strong> Wirkung hängt<br />
stark von der Qualität der Programme ab.<br />
Ein breit abgestütztes Medium wie zum<br />
Beispiel SF 1 hat dasselbe Problem wie<br />
eine sehr breite Marke. Die öffentlich-rechtlichen<br />
Me<strong>die</strong>n in der Schweiz wirken auf<br />
mich noch wenig differenziert. Klar, dass<br />
<strong>die</strong>s durch den politischen Auftrag gegeben<br />
vincent WeiJers <strong>die</strong> konSu-<br />
menten Werden in zukunft<br />
<strong>die</strong> programme auch anhand<br />
der Werbeinhalte Wählen.<br />
ist. Als Markenhersteller frage ich mich<br />
aber, ob sie klar genug positioniert sind.<br />
von matt Mehr Profil gibts, wenn man <strong>die</strong><br />
einzelnen Formate verkauft. Ein Vorbild ist<br />
da <strong>für</strong> mich <strong>die</strong> Autoindustrie. Die verkaufen<br />
unterschiedliche Modellreihen, um so <strong>die</strong><br />
einzelnen Zielgruppen anzusprechen. So<br />
gelingt es, mit geschickter Segmentierung<br />
verschiedene Aussagen zu machen <strong>–</strong> ohne<br />
dass <strong>die</strong> Marke ihre Identität verliert.<br />
WeiJerS Genau. Es braucht Schwerpunkte<br />
wie <strong>die</strong> News zum Beispiel. Das können <strong>die</strong><br />
öffentlich-rechtlichen Programme mit der<br />
nötigen Authentizität und Seriosität bieten.<br />
Für alle alles anzubieten, beinhaltet an sich<br />
keinen Mehrwert. Dasselbe gilt auch in der<br />
<strong>Werbung</strong>. Eine sehr breite Zielgruppe zu bewerben<br />
ist eine extrem schwierige Aufgabe.<br />
Hat eine Zielgruppe klar definierte Merkmale<br />
<strong>–</strong> <strong>die</strong> Reichen, <strong>die</strong> Armen <strong>–</strong> dann findet<br />
man einen Angelpunkt. Alle gleichzeitig<br />
anzusprechen, ist anspruchsvoll. Ich muss<br />
unsere Konkurrentin Nivea loben: Die haben<br />
das geschafft. Breit ist <strong>nicht</strong> schlecht,<br />
aber ohne Profil ist schlecht.<br />
von matt Je präziser <strong>die</strong> Zielgruppe umschrieben<br />
ist, desto einfacher ist unsere Arbeit.<br />
Auch jede Fernsehstation wird in Zukunft<br />
ein klares Image aufbauen müssen,<br />
um ihr Publikum zu behalten. Dabei wird<br />
auch <strong>die</strong> Qualität der <strong>Werbung</strong>, <strong>die</strong> man<br />
in einem einzelnen Kanal erwarten kann,<br />
zum Kriterium. Vielleicht werden also <strong>die</strong><br />
Stationen jeden Spot vor der Ausstrahlung<br />
mit einer ausgewählten Zuschauerschaft<br />
testen. Man zeigt den Werbefilm in einem<br />
Kino, lässt abstimmen und setzt dann aufgrund<br />
des Resultats den Einschaltpreis <strong>für</strong><br />
den Spot fest. So wird es TV-Programme<br />
mit langweiliger <strong>Werbung</strong> geben <strong>–</strong> dort<br />
zappe ich sofort weg. Und daneben gibt es<br />
Programme mit ausschliesslich brillanten<br />
und witzigen Spots.<br />
WeiJerS Absolut. Die Konsumenten würden<br />
<strong>die</strong> Programme auch anhand der Werbeinhalte<br />
wählen.<br />
von matt Den Stationen darf <strong>die</strong> Qualität<br />
der Spots <strong>nicht</strong> mehr egal sein. Vor 20<br />
Jahren, als ich bei Unilever arbeitete, hiess<br />
das Rezept der Multis: Overspending gegen<br />
Ideenarmut. Die <strong>Werbung</strong> war <strong>nicht</strong> brillant,<br />
da<strong>für</strong> hat man mit der Menge geklotzt.<br />
Diese Unternehmen haben sich extrem gewandelt,<br />
und Unilever hat eine Vorreiterrolle<br />
gespielt. Wenn man heute schaut, wie viel<br />
gute und auch ausgezeichnete <strong>Werbung</strong> von<br />
<strong>die</strong>ser Firma stammt, wird klar: Man hat<br />
erkannt, welch wichtige Rolle <strong>die</strong> Qualität<br />
spielt und dass man so haushälterischer<br />
mit den Budgets umgehen kann. Qualität<br />
ist der grösste Hebel in der Kommunikation,<br />
denn meistens ist sie gratis. Eine Mainstreamkampagne<br />
kostet gleichviel wie eine<br />
herausragende Kampagne.<br />
<strong>die</strong> akteure und<br />
der Schauplatz<br />
dominique von matt ist<br />
geschäftsführer der Jung von<br />
matt/limmat Werbeagentur ag,<br />
vincent Weijers ist managing<br />
director der unilever schweiz<br />
gmbh, home and personal care.<br />
das gespräch wurde in der bar<br />
bohemia in zürich geführt.<br />
6 fragen<br />
<strong>die</strong> mediaagentur omd: «planung<br />
ins gleichgewicht zwischen<br />
Quantität und Qualität bringen»<br />
<strong>die</strong> Serie von impact: in jeder ausgabe beantwortet eine Schweizer<br />
mediaagentur sechs standardisierte fragen von publisuisse<br />
zu ihrer arbeit. <strong>die</strong>smal <strong>die</strong> antworten von christof kaufmann von<br />
omd Schweiz ag, teil der omd Worldwide, präsent in 60 ländern.<br />
> Worauf legen Sie Wert, um<br />
einen idealen mediaeinsatz<br />
<strong>für</strong> ihre kunden zu erreichen?<br />
> Über allem steht <strong>die</strong> erreichung<br />
des kommunikationsziels. nur<br />
wenn wir von anfang an in den<br />
prozess involviert sind, wissen<br />
wir, was der kunde mit seiner<br />
kampagne erreichen will. mit<br />
dem modelling-tool omd-metrics<br />
können wir zum beispiel<br />
<strong>die</strong> märkte unserer kunden<br />
analysieren und simulieren, was<br />
passiert, wenn wir parameter<br />
wie grps pro Woche, kontakt<br />
und reichweitenziele verändern.<br />
auch berücksichtigt werden <strong>die</strong><br />
einflussfaktoren des marktes<br />
wie preis, distribution <strong>–</strong> und <strong>die</strong><br />
<strong>Werbung</strong> der konkurrenz. Wir<br />
können so verschiedene szenarien<br />
durchspielen, um <strong>die</strong> optimale<br />
mediastrategie festzulegen, noch<br />
bevor eine anzeige erschienen ist<br />
oder ein spot on air war.<br />
> Welche faktoren beeinflussen<br />
den Wert eines kontaktes?<br />
> der «mediawert» eines<br />
kontaktes wird durch <strong>die</strong> Faktoren<br />
wie sendeumfeld, blocklänge,<br />
ratings und <strong>nicht</strong> zuletzt durch <strong>die</strong><br />
platzierung innerhalb des blocks<br />
definiert. <strong>nicht</strong> beeinflussen können<br />
wir das produktinteresse, <strong>die</strong><br />
verfassung/stimmung, in welcher<br />
sich der konsument zur zeit des<br />
kontaktes befindet und der konkurrenzdruck<br />
vor und während der<br />
kampagne. <strong>nicht</strong> zu vergessen <strong>die</strong><br />
kreation, welche den Wert eines<br />
kontaktes stark beeinflusst.<br />
> Wie sieht das verhältnis<br />
zwischen kontaktquantität<br />
(preis/leistung) und -qualität<br />
(programmumfeld, blockdauer)<br />
bei ihren planungen aus?<br />
> <strong>die</strong> blockqualität kann <strong>nicht</strong><br />
quantifiziert werden, da uns keine<br />
konkreten informationen auf<br />
blockebene zur verfügung stehen.<br />
hier zählen das Wissen (kennen<br />
der stu<strong>die</strong>n zu blocklängen und<br />
umfeldern etc.) und <strong>die</strong> erfahrung<br />
des planers/einkäufers. das<br />
preis-leistungs-verhältnis kann<br />
direkt gemessen werden. aus<br />
<strong>die</strong>sen quantitativen Faktoren und<br />
den erfahrungswerten gilt es, eine<br />
möglichst homogene kampagne<br />
zu kreieren.<br />
> gibt es unterschiede bei den<br />
planungskriterien nationaler<br />
und internationaler kunden?<br />
> bei internationalen kunden<br />
steht oft das preis-leistungsverhältnis<br />
im vordergrund, hier<br />
machen wir auf <strong>die</strong> nationalen<br />
gegebenheiten aufmerksam. <strong>die</strong><br />
nationalen kunden, welche mit<br />
den eigenheiten des schweizer<br />
tv-marktes vertraut sind, legen<br />
eher Wert auf sendeumfelder als<br />
auf kontaktoptimierung. unsere<br />
aufgabe ist es, <strong>die</strong> unterschiedlichen<br />
planungskriterien im<br />
rahmen der zielsetzungen ins<br />
gleichgewicht zwischen Quantität<br />
und Qualität zu bringen.<br />
> Welchen einfluss hat <strong>die</strong><br />
sich verändernde alterspyramide<br />
auf ihre tv-planung bzw.<br />
auf ihre empfehlung der Wahl<br />
der mediazielgruppe?<br />
> <strong>die</strong> Wahl der mediazielgruppe<br />
wird sich dadurch <strong>nicht</strong> verändern,<br />
da hier andere kriterien angewendet<br />
werden. problematisch wird es<br />
erst bei einer starken segmentierung,<br />
da hier <strong>die</strong> stichprobengrössen<br />
kleiner werden und so<br />
<strong>die</strong> zielgruppe angepasst werden<br />
muss, um auf eine statistisch vertretbare<br />
grösse zu kommen. <strong>die</strong>s<br />
wird sich in etwa zehn Jahren<br />
verschärfen, weil dann <strong>die</strong> babyboomjahrgänge<br />
(1930<strong>–</strong>1965) alle<br />
impact oktober 2006<br />
18 | 19<br />
christof<br />
kaufmann,<br />
ceo der omd<br />
Schweiz ag.<br />
über 50 Jahre alt sein werden und<br />
sich <strong>die</strong>s erstmals dramatisch auf<br />
<strong>die</strong> grösse der jungen zielgruppen<br />
auswirken wird.<br />
kampagnen von beiersdorf und<br />
mcdonald’s, kunden von omd.<br />
> Wo sehen Sie <strong>die</strong> trends in<br />
der mediastrategie?<br />
> das erreichen der zielgruppen<br />
wird mit der digitalisierung und<br />
der zunehmenden segmentierung<br />
der nutzungsgewohnheiten <strong>die</strong><br />
eigentliche herausforderung der<br />
kommunikation in der zukunft<br />
werden. dadurch wird ein paradigmawechsel<br />
stattfinden, welcher<br />
<strong>die</strong> rolle der mediaagentur und<br />
deren Wichtigkeit innerhalb des<br />
kommunikationsprozesses in den<br />
vordergrund stellt. Für alle, <strong>die</strong><br />
interessiert sind: nikki mendoça,<br />
business development director<br />
omg, wird am <strong>die</strong>sjährigen<br />
publimedia-Forum einen vortrag<br />
zu <strong>die</strong>sem thema halten.