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FietsPad.De – Traum Südamerika – Teil 1<br />
Ohne "Feindkontakt" durchquere ich die östlichen Ausläufer des Taunus, nur um nach der<br />
genussvollen Abfahrt feststellen zu müssen, dass einer meiner Schuhe fehlt! Nein, nicht die an den<br />
Füßen! Heute habe ich wegen der Hitze Sandalen angezogen und die Schuhe in die auf dem<br />
Lowrider liegende Plane gewickelt. Und nun enthält diese nur noch einen der 150 Euro teuren<br />
Schuhe! Arrrg! Es ist zum Verrückt werden! Verzweifelt wühle ich in der Plane und kann nur noch<br />
feststellen, dass eines der wichtigsten Kleidungsstücke meiner Reise fehlt. Ich wühle in meinem<br />
Gedächtnis nach und werde (zumindest da) fündig. An einer Stelle heute dachte ich von einem Tier<br />
aus dem Gebüsch angegriffen zu werden, weil ich einen Aufprall an der rechten Vordertasche<br />
abgelenkt wurde. Doch beim Blick zurück war im hohen Rasen nichts zu sehen. Und nun - Wunder oh<br />
wunder - fehlt an der rechten Seite der Plane mein linker Schuh. Ich wühle anhand der Karte weiter im<br />
Gedächtnis und versuche mit Angleichen der eingezeichneten Topografie und meiner Erinnerung an<br />
die dortige Landschaft den Punkt wieder ausfindig zu machen. Und tatsächlich finde ich einen Punkt,<br />
der allen Kriterien entspricht. Dumm nur, dass dieser Ort 20 Kilometer zurück liegt, was 40 Kilometer<br />
Umweg bedeuten würde.<br />
Ein älterer Rennradler kommt vorbei und erzählt mir seine Lebensgeschichte. In der Hoffnung auf ein<br />
Auto frage ich ihn nach Hilfe. Nein, zu helfen wüsste er mir da nicht, er scheint mir aber viel lieber von<br />
den großen Radtouren seiner Jugend zu erzählen. Als wenn ich dazu jetzt Zeit hätte! Nicht einmal bei<br />
der Frage nach Autovermietungen klingelt es bei ihm. Und da an mich - ich habe erst vor einer Woche<br />
meinen Lappen erhalten - sowieso niemand Autos vermieten will, muss ich wohl oder übel in den<br />
sauren Apfel beißen. Im nächsten Dorf frage ich jemanden, ob ich mein Gepäck bei ihm abstellen<br />
könne. Öh, das wüsste er nicht, da sollte ich schon bei xy nachfragen. Die Hilfsbereitschaft der<br />
Menschen in Deutschland ist immer wieder umwerfend. Ich werde hier noch zum Wahnsinn getrieben!<br />
Also fahre ich mit Gepäck die ganzen 20 Kilometer wieder zurück. In der Ferne tauchen die ersten<br />
heftigen Wärmegewitter auf. Ich umfahre dieses Mal die Ausläufer des Taunus, werde dafür aber<br />
durch einen halben Kurort wegen Fußgängerzone von "Sicherheitsbeamten" zum Schieben<br />
gezwungen. Die haben vielleicht Probleme...<br />
Dann beginnt die Verzweiflung. Ich suche den Straßenrand an besagter Stelle ab. Nachdem ich den<br />
für mich am ehesten in Frage kommenden Bereich erfolglos abgefahren habe, werfe ich aus<br />
Verzweiflung noch den zweiten Schuh uns Gebüsch, nur um vergleichsweise zu sehen wie gut man<br />
ihn von der Straße aus erkennen kann. Ich habe den linken Schuh sicher in dieser Abfahrt verloren.<br />
Kurz vorm Ende sehe ich eine Puma-Socke im Gras liegen. Habe ich solch billigen Socken? Nein, die<br />
kann nicht von mir sein. Ratlos und verzweifelt drehe ich mich wieder um, werfe dabei aber noch<br />
einmal einen Blick auf die Socke. Hmm, noch warm. Und dann werde ich wie vom Blitz getroffen. Da<br />
liegt tatsächlich mein Schuh tief unter der Socke im Gestrüpp! Ich nehme ihn da heraus und hätte ihn<br />
am liebsten umarmt und geküsst. Ohne diese "billige" Socke, die doch von mir stammte, und aus dem<br />
Schuh geschleudert wurde, hätte ich ihn nie gefunden. Doch dann beginnt die zweite Suche. Den<br />
zweiten Schuh, den ich auch ins Gebüsch geworfen habe, finde ich erst beim zweiten Suchanlauf<br />
wieder. Ich komme mir langsam schon vor wie eine Comicfigur...<br />
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