01.01.2013 Aufrufe

Praktikumsbericht Literarische Agentur Andrew Nurnberg Associates

Praktikumsbericht Literarische Agentur Andrew Nurnberg Associates

Praktikumsbericht Literarische Agentur Andrew Nurnberg Associates

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

<strong>Praktikumsbericht</strong> <strong>Literarische</strong> <strong>Agentur</strong> <strong>Andrew</strong> <strong>Nurnberg</strong> <strong>Associates</strong><br />

1. Bewerbung<br />

Vom 06. September bis 17. Dezember war ich als Praktikant bei der <strong>Literarische</strong>n<br />

<strong>Agentur</strong> <strong>Andrew</strong> <strong>Nurnberg</strong> <strong>Associates</strong> (ANA) in London beschäftigt.<br />

Das Praktikum war auf der Internetseite von Student & Arbeitsmarkt<br />

ausgeschrieben. Auf einer Hochschulmesse im Dezember 2009 habe ich die für<br />

Praktikanten zuständige Agentin Sabine Pfannenstiel getroffen und ein kurzes<br />

Gespräch mit ihr geführt. Auf meine schriftliche Bewerbung folgte daraufhin die<br />

Zusage, wenn auch nicht für meinen Wunschtermin im Frühjahr, sondern erst für<br />

Herbst 2010.<br />

Die Arbeitszeit betrug sieben Stunden pro Tag, beginnend um 09.30 Uhr bis 17.30<br />

Uhr, mit einer Stunde Mittagspause, die man entweder im Büro oder draußen<br />

verbringt. Zahlreiche kleine Restaurants und Supermärkte bieten ausreichend<br />

Gelegenheit, sich in dieser Zeit zu versorgen.<br />

2. Praktikum: Aufgaben<br />

Die Aufgaben als Praktikant bei ANA sind vielfältig und umfassen hauptsächlich die<br />

Unterstützung der Agenten im Tagesgeschäft. Ich war jeden Tag in der Woche<br />

einem anderen Agenten zugeteilt, sodass ich eine sehr gute Übersicht über die<br />

jeweiligen Märkte bekommen konnte. Zu den Aufgaben zählt das Verschicken von<br />

Prüfmaterial (digitale Manuskripte oder ein gedrucktes Exemplar) an Verlage, die<br />

potenziell für eine Veröffentlichung in Frage kommen. Dabei unterstützt man die<br />

Lektoren in den Verlagen weiterhin, in dem man ihnen ausgewähltes Material, so<br />

etwa Rezensionen, Autorenfotos, oder – wenn vorhanden – Verkaufszahlen aus<br />

anderen Territorien schickt. Oftmals bekommt man keine Antwort, sodass man nach<br />

einiger Zeit nachfragt und um eine Entscheidung bittet. Zu diesen permanenten<br />

Aufgaben kommen eine Vielzahl weitere. So habe ich unter anderem<br />

Autorenpräsentation erstellt, die potentiellen Verlegern ein besseres Bild des Autors<br />

vermitteln sollen, und Rezensionen ins Englische übersetzt. Daneben liest und<br />

bewertet man eingesandte Manuskripte, um zu entscheiden, ob sie für eine<br />

Vertretung in Frage kommen könnten.<br />

An einem Tag pro Woche war ich im Accounting beschäftigt, sodass ich ebenfalls<br />

einen Einblick in das Vertragsmanagement gewinnen konnte. Dabei habe ich unter<br />

anderem einkommende Royalty Statements, also die von den Verlagen geschickten<br />

Honorarabrechnungen, in das von der <strong>Agentur</strong> benutzte Computersystem<br />

eingetragen. Ebenfalls war ich damit beschäftigt, den Umlauf der Verträge zu<br />

kontrollieren und sicherzustellen, dass jeder Vertragspartner ein unterschriebenes<br />

Exemplar erhält.<br />

Daneben war ich auch für allgemeine Verwaltungsaufgaben, wie das Verschicken<br />

und Frankieren von Büchern und für das allgemeine Telefon, zuständig.<br />

Ein besonderes Highlight war die Frankfurter Buchmesse, an deren Vorbereitung ich<br />

aktiv beteiligt war. Die book list, das wichtigste Dokument, das alle vertretenen Titel<br />

mit Inhalt und Rechtesituation aufführt, wurde von mir gepflegt und bearbeitet.<br />

Zudem durfte ich für einen Tag nach Frankfurt fliegen und an Terminen mit<br />

deutschen Verlegern teilnehmen, was mir die Möglichkeit gab, Kunden, mit denen<br />

man sonst nur per Mail oder Telefon kommuniziert, auch persönlich kennen zu<br />

lernen.


Das Geschäft einer <strong>Agentur</strong> verläuft sehr zyklisch, Hochzeiten vor den Buchmessen<br />

in London und Frankfurt werden von eher ruhigen Zeiten danach abgelöst, in denen<br />

Lektoren das auf der Messe gewünschte Material lesen. Ich war zu beiden Zeiten in<br />

der <strong>Agentur</strong>, die sehr stressige Zeit vor Frankfurt, in der man rein auf die<br />

Vorbereitung der Messe konzentriert ist und alles andere hinten ansteht, und die<br />

Zeit danach, die viel Raum für längerfristige Projekte, wie zum Beispiel die<br />

Erstellung von Autorenpräsentationen, lässt, haben mir insgesamt ein sehr<br />

ausgewogenes Bild der Arbeit in einer literarischen <strong>Agentur</strong> vermittelt.<br />

Da ich vorher nur von Verlagsseite aus mit Lektoren und <strong>Agentur</strong>en zu tun hatte,<br />

war mein primäres Ziel während dieses Praktikums, Einblicke in die Arbeitsweise<br />

einer internationalen <strong>Agentur</strong> zu gewinnen, was auch erreicht wurde.<br />

Der grade am Anfang etwas undurchsichtige Markt der internationalen <strong>Agentur</strong>en<br />

mit diversen Vertretungen und Subagenturen har sich mir in dieser Zeit viel besser<br />

erschlossen, sodass ich im Hinblick auf eine spätere Stelle in einem Verlag sehr<br />

davon profitiert habe.<br />

Der Kontakt mit Kollegen hat sich sehr nett entwickelt. Nie hatte ich das Gefühl,<br />

„nur“ ein Praktikant zu sein, ich wurde sofort voll ins Team integriert und durfte<br />

auch an allen Meetings teilnehmen. Auch waren alle Kollegen immer bestrebt, mir<br />

möglichst interessante und vielfältige Aufgaben zu delegieren und waren als<br />

Ansprechpartner bei Fragen jederzeit erreichbar und aufgeschlossen. Auch gab es<br />

immer wieder privaten Kontakt, so bei gelegentlichen After-Work-Drinks oder<br />

gemeinsamem Lunch.<br />

3. Stadt, Unterkunft und Leben<br />

London ist teuer. Dessen muss man sich bewusst sein, wenn man in dieser Stadt ein<br />

Praktikum machen will. Die Erasmusförderung deckt meist noch nicht mal die Miete<br />

ab, und auch die Lebenshaltungskosten liegen weit über dem, was man in<br />

deutschen Städten bezahlt. Dennoch gibt es relativ günstige Möglichkeiten, sich zu<br />

versorgen, um aber einen Standard zu halten, den man von Deutschland gewohnt<br />

ist, muss man definitiv mehr aufwenden. Als größter Posten schlägt hier die Miete<br />

zu Buche. Wohnungen sind rar und oft in einem sehr schlechten Zustand. 400£ -<br />

500£ muss man mindestens bezahlen, um eine akzeptable Wohnung mit eigenem<br />

Zimmer zu finden. Dabei sollte vor allem die Entfernung zum Arbeitsplatz<br />

berücksichtigt werden: Das öffentliche Nahverkehrssystem ist zwar theoretisch sehr<br />

gut, jedoch kommt es permanent zu Ausfällen. Verspätungen sind eher die Regel als<br />

die Ausnahme, was man zur Reisezeit dazurechnen sollte.<br />

Die besten Möglichkeiten, ein Zimmer zu finden, hat man auf gumtree.com und<br />

spareroom.co.uk, wobei ich die zweitgenannte Seite besser finde, da man hier<br />

übersichtlich sortieren kann und eine Vielzahl an Einschränkungen und<br />

Suchfunktionen zur Verfügung stehen.<br />

Generell ist es relativ schwierig, von Deutschland aus ein Zimmer zu finden, da die<br />

meisten ein persönliches Kennenlernen bevorzugen. Ratsam ist es auch nicht, da<br />

man einfach nicht weiß, wie das Zimmer – auch wenn man Fotos gesehen hat –<br />

letztendlich aussieht. Ich habe vor meiner Ankunft in London ein Zimmer gefunden,<br />

was ich im Nachhinein betrachtet sicher nicht mehr so machen würde. Zwar waren<br />

die angegebenen Fakten im Beschreibungstext korrekt, „easy-going“ benutzte<br />

meine Mitbewohnerin allerdings als Synonym für „ich putze nicht“. Auch war die<br />

Wohnung insgesamt sehr veraltet, laut und runtergekommen.


Auch wenn London relativ sicher ist, sollte man sich eventuell auch die Gegend, in<br />

der die Wohnung liegt, vorher einmal anschauen, um keine bösen Überraschungen<br />

zu erleben.<br />

Meistens reicht es, 10 Tage bis eine Woche vorher nach London zu kommen, um ein<br />

Zimmer zu finden, Vermietungen klappen sehr spontan.<br />

In London angekommen, sollte man sich als erstes eine englische Nummer zulegen,<br />

was die Kommunikation ungemein erleichtert. Viele Inserenten geben eine<br />

Handynummer an, unter der sie besser erreichbar sind als per Mail. SIM-Karten sind<br />

generell kostenlos und es gibt sie bei allen Anbietern, allerdings sollte man diese<br />

vergleichen. Orange bietet zum Beispiel die Möglichkeit, mittwochs zwei Kinokarten<br />

zum Preis von einer in teilnehmenden Kinos zu kaufen. Ich habe mit Talkmobile<br />

gute Erfahrungen gemacht. Pro TopUp von 10£ bekommt man 75 Freiminuten ins<br />

internationale Ausland im regulären Tarif. Generell gibt es viel mehr Prepaid-<br />

Angebote zu den unterschiedlichsten Konditionen, einen Vertrag über eine längere<br />

Laufzeit braucht man nicht abzuschließen.<br />

Unterwegs ist man am besten mit einer Oyster Card, die man an allen Tube Stations<br />

und in Zeitschriftenläden bekommt. Nach einmaliger Registrierung kann man sich<br />

Monatskarten direkt auf diese Karte laden und dann einfach durch die Schranken an<br />

den Stationen gehen. Für Wochentickets ist keine Registrierung notwendig. Und<br />

auch wenn man nicht permanent auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen ist,<br />

sind Einzelfahrten mit der Oyster Card (für die man einfach ein Guthaben in<br />

beliebiger Höhe auf die Karte laden kann) immer noch günstiger als reguläre<br />

Tickets. Die Oyster Card gilt auch für alle Busse (dort sogar bis Zone sechs, egal wie<br />

viele Zonen man für die Tube ausgewählt hat!) und in den Zügen des National Rail,<br />

die in London fahren.<br />

Lebensmittel sind in London relativ teuer, teurer jedenfalls als in deutschen<br />

Supermärkten. Die großen Supermarktketten Tesco und Sainsbury findet man an<br />

jeder Ecke und sie sind meistens bis elf Uhr abends geöffnet. Sie sind preislich im<br />

Mittelfeld anzuordnen, Waitrose ist bei einigen Produkten etwas teurer, aber<br />

dennoch vergleichbar. 1£ kostet (fast) alles bei Iceland, der Name sagt jedoch<br />

schon alles: Das meiste ist tiefgefroren und schmeckt erbärmlich.<br />

Eine gute Alternative sind die 1£-Stores, die man außerhalb der City fast überall<br />

findet. Neben Lebensmitteln bieten sie auch für Sachen, die man nicht täglich<br />

braucht, wie etwa Glühbirnen, Handtücher oder Reisestecker (England hat ein<br />

anderes System als die Steckdosen auf dem Festland) eine gute Anlaufstelle.<br />

Das kulturelle Leben in London ist vielfältig und unüberschaubar. Mit dem Time Out-<br />

Magazin, das jede Woche erscheint, bekommt man einen guten Überblick, was in<br />

der Stadt los ist. Zwei Mal jährlich gibt es auch eine Ausgabe für Studenten.<br />

Die staatlichen Museen (u.a. die National Gallery, die Tate Modern und Tate Britain)<br />

sind alle kostenlos, auch Theater haben oft günstige Preise für Studenten. Das<br />

National Theatre zum Beispiel bietet Karten für 5£ nach Registrierung für Menschen<br />

bis 25 Jahre an.<br />

Zudem gibt es täglich überall kostenlose Performances, Konzerte und andere<br />

Veranstaltungen, ein Blick ins Time Out lohnt immer.<br />

Ausgehen ist zum Teil sogar günstiger als etwa in München, das im Moment sehr<br />

angesagt Londoner East End hat zahlreiche Clubs zu bieten, für die man (je nach<br />

Uhrzeit) keinen oder nur wenig Eintritt zahlt, und auch die Getränkepreise sind sehr<br />

moderat.


Beim Shoppen kann man als Student profitieren: High Street-Ketten wie<br />

Topshop/Topman und FCUK bieten 10% Rabatt mit Studentenausweis, dabei wird<br />

der deutsche Ausweis eigentlich immer akzeptiert.<br />

Es empfiehlt sich, eine Kreditkarte zu besitzen und, wenn möglich, die Miete bar zu<br />

bezahlen. England ist zwar dem vereinfachten System der SEPA-Überweisungen<br />

beigetreten, für die Überweisung von € in £ oder umgekehrt fallen jedoch immer<br />

noch horrende Gebühren an. Geldabheben ist, trotz Gebühren einiger Banken,<br />

meistens günstiger.<br />

4. Fazit<br />

Insgesamt kann ich nur ein positives Fazit meines Auslandsaufenthaltes ziehen. Die<br />

Arbeit war sehr interessant und angenehm, Routineaufgaben folgten immer wieder<br />

interessante Tätigkeiten, die mir Neues vermittelten. Die Atmosphäre in der <strong>Agentur</strong><br />

war stets sehr nett, ich habe mich von Anfang an dort sehr wohl gefühlt.<br />

Auch das Leben in London ist – abgesehen davon, dass es teilweise teuer ist –<br />

spannend und abwechselungsreich. Meine anfängliche Angst, keine Leute<br />

kennenzulernen, wurde nicht bestätigt, man bekommt sehr leicht Kontakt zu<br />

anderen Studenten und Praktikanten, eventuell auch über Internetcommunities wie<br />

Facebook (viele Socialize-Angebote) und das Portal „Deutsche in London“ (hier gibt<br />

es auch Wohnungsangebote).

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!