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Bericht über mein Praktikum am Balassi Institute in London (15.07 ...

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<strong>Bericht</strong> <strong>über</strong> <strong>me<strong>in</strong></strong> <strong>Praktikum</strong> <strong>am</strong> <strong>Balassi</strong> <strong>Institute</strong> <strong>in</strong> <strong>London</strong> (<strong>15.07</strong>.-13.09.2013)<br />

1) Vorbereitung<br />

Ich habe sehr gründlich <strong>über</strong>legt, welche Art von <strong>Praktikum</strong> ich machen möchte – da <strong>me<strong>in</strong></strong> Hauptfach<br />

englische L<strong>in</strong>guistik ist, s<strong>in</strong>d ensprechende Referenzen im Lebenslauf unabd<strong>in</strong>gbar, wenn ich abseits<br />

der Uni Karriere machen und e<strong>in</strong>en guten Arbeitsplatz f<strong>in</strong>den möchte.<br />

Ich wusste nur, dass ich <strong>in</strong>s englischsprachige Ausland, <strong>am</strong> besten e<strong>in</strong>e Weltmetrople, gehen möchte<br />

und habe mir die entsprechenden Websites von möglichen <strong>Praktikum</strong>sstellen angeschaut. Ich habe bei<br />

etwa 10 verschiedenen Organisationen, die im kulturellen Bereich tätig s<strong>in</strong>d, Initiativbewerbungen<br />

e<strong>in</strong>gereicht, weil ich ke<strong>in</strong>e explizit ausgeschriebenen <strong>Praktikum</strong>sstellen gefunden habe. Dabei habe ich<br />

<strong>me<strong>in</strong></strong>em Anschreiben standardmäig <strong>me<strong>in</strong></strong>en Lebenslauf und <strong>me<strong>in</strong></strong>e Zeugnisse beigefügt. Von manchen<br />

Organisationen k<strong>am</strong>en Absagen, von manchen gar ke<strong>in</strong>e Antwort.<br />

Ich wollte e<strong>in</strong>erseits E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> e<strong>in</strong> Arbeitsfeld gew<strong>in</strong>nen, das ich mir als berufliche Zukunft<br />

vorstellen kann – Kulturmanagement liegt bei e<strong>in</strong>em Fremdsprachenstudium nahe, hat man doch sehr<br />

viel mit fremdsprachlichen Aufgaben zu tun. Außerdem wollte ich <strong>me<strong>in</strong></strong>e Fremdsprachenkenntnisse<br />

verbessern und habe mich, trotz des Standorts <strong>London</strong>, für e<strong>in</strong>e Stelle entschieden, bei der Ungarisch<br />

die Arbeitssprache war, weil Englisch <strong>me<strong>in</strong></strong> Hauptfach ist und ich schon längere Zeit im<br />

englischsprachigen Ausland gelebt habe; <strong>me<strong>in</strong></strong> Englisch war dementsprechend auf e<strong>in</strong>em sehr hohen<br />

Level gewesen, bevor ich nach England gegangen b<strong>in</strong>. Ungarisch lerne ich im Rahmen des<br />

Fremdsprachenprogr<strong>am</strong>ms der LMU seit zwei Jahren mit Begeisterung. Die Arbeit, die das <strong>Balassi</strong><br />

<strong>Institute</strong> leistet, nämlich die Főrderung von ungarischer Kultur, sowie die Organisation von kulturellen<br />

Veranstaltungen, <strong>in</strong>teressierte mich sehr, weil ich dadurch auch e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> das kulturelle Leben<br />

Ungarns gew<strong>in</strong>nen konnte.<br />

Das <strong>Balassi</strong> <strong>Institute</strong> hat mich nach kurzer Wartezeit nach <strong>London</strong> zum Vorstellungsgespräch<br />

e<strong>in</strong>geladen und ich b<strong>in</strong> nach <strong>London</strong> geflogen. Im Nachh<strong>in</strong>e<strong>in</strong> habe ich von e<strong>in</strong>er anderen Praktikant<strong>in</strong><br />

erfahren, dass auch e<strong>in</strong> Vorstellungsgespräch per Skype möglich gewesen wäre – ich empfehle also,<br />

<strong>am</strong> besten nachzufragen, ob es erforderlich ist, persönlich vorzusprechen. Hätte ich das gemacht, hätte<br />

ich mir das Geld für das Flugticket gespart.<br />

Das <strong>Balassi</strong> <strong>Institute</strong> <strong>in</strong> <strong>London</strong> ist e<strong>in</strong>es von 20 Kultur<strong>in</strong>stituten der Republik Ungarn, die für die<br />

Föderung von ungarischer Kultur und Sprache und die Organisation von Verantaltungen mit<br />

(ungarischem) kulturellem H<strong>in</strong>tergrund, wie Konzerte, Buchvorstellungen, Kunstausstellungen und<br />

Lesungen, verantwortlich s<strong>in</strong>d. Die <strong>Balassi</strong> <strong>Institute</strong>s s<strong>in</strong>d dem ungarischen Außenm<strong>in</strong>isterium<br />

angeschlossen und demnach e<strong>in</strong>e staatliche Organisation. Da das <strong>Balassi</strong> <strong>Institute</strong> <strong>in</strong> <strong>London</strong> generell<br />

laufend mit Praktikanten arbeitet, ist es rats<strong>am</strong>, sich sehr früh zu bewerben, um se<strong>in</strong>e Chancen auf e<strong>in</strong>e<br />

Stelle zu erhöhen.<br />

Leider war das <strong>Praktikum</strong> nicht vergütet, weil die Republik Ungarn generell Praktikanten nicht bezahlt<br />

– e<strong>in</strong> Faktor, den man bei den Vorbereitungen unbed<strong>in</strong>gt beachten muss. Die Lebenshaltungskosten<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>London</strong> enorm höher als <strong>in</strong> München und die F<strong>in</strong>anzierung muss sorgfältig bedacht werden.<br />

Bezogen auf die <strong>in</strong>terkulturelle Komponente <strong>me<strong>in</strong></strong>es Aufenthalts fühlte ich mich durch <strong>me<strong>in</strong></strong> Studium<br />

bereits äußerst gut vorbereitet. Da ich Englisch studiere und schon längere Zeit im englischsprachigen<br />

Ausland lebte, hatte ich dementsprechend schon sehr viel Kontakt mit Menschen aus dem Kulturkreis<br />

<strong>me<strong>in</strong></strong>es <strong>Praktikum</strong>sortes. Auch mit Ungarn hatte ich schon e<strong>in</strong>ige Erfahrung vorzuweisen (e<strong>in</strong><br />

Intensivsprachkurs im Rahmen der Sommeruniversität Debrecen auf Stipendienbasis des ungarischen<br />

Außenm<strong>in</strong>isteriums und <strong>me<strong>in</strong></strong>er Ungarischkurse an der LMU), so dass ich mich auch darauf bezogen<br />

gut vorbereitet fühlte.<br />

2) Unterkunft<br />

Generell wird empfohlen, direkt <strong>in</strong> <strong>London</strong> nach e<strong>in</strong>er Wohnung zu suchen – der <strong>London</strong>er<br />

Wohnungsmarkt ist sehr schnelllebig und Wohnungen s<strong>in</strong>d meist gleich nach der Besichtigung<br />

bezugsfertig. Es empfielt sich also, e<strong>in</strong>e Woche vor <strong>Praktikum</strong>sbeg<strong>in</strong>n anzureisen und vor Ort auf die<br />

Suche nach e<strong>in</strong>em Zimmer zu gehen. Mir war das leider nicht möglich, weil ich bis zwei Tage vor<br />

<strong>Praktikum</strong>sbeg<strong>in</strong>n <strong>in</strong> der Uni se<strong>in</strong> musste. Deshalb lieb mir nichts anderes übrig, als im Internet auf die<br />

Suche zu gehen. Me<strong>in</strong>e WG habe ich schliesslich <strong>über</strong> airbnb.com gefunden, e<strong>in</strong>em Onl<strong>in</strong>eportal, auf


dem Vermieter Privatzimmer anbieten. Ich habe e<strong>in</strong> halbes Jahr vor <strong>Praktikum</strong>sbeg<strong>in</strong>n mit der Suche<br />

im Internet begonnen; die Suche war sehr schwer und ich habe sehr viele Absagen erhalten. Aber<br />

wenn man nicht aufgibt, f<strong>in</strong>det man auf alle Fälle e<strong>in</strong> Zimmer.<br />

Die Mietpreise <strong>in</strong> <strong>London</strong> s<strong>in</strong>d jedoch noch e<strong>in</strong>e größere Herausforderung als die Wohnungssuche<br />

selbst – ich habe für <strong>me<strong>in</strong></strong> kle<strong>in</strong>es WG-Zimmer <strong>in</strong> der U-Bahnzone 4 anderthalb mal so viel bezahlt<br />

wie für <strong>me<strong>in</strong></strong>e eigene E<strong>in</strong>zimmerwohnung <strong>am</strong> Münchner Stadtrand. Generell würde ich sagen, dass<br />

man <strong>in</strong> Outer <strong>London</strong> sehr gut wohnen kann, vor Allem weil es für die Äußeren Stadtteile<br />

Expressverb<strong>in</strong>dungen der S-Bahn <strong>in</strong> die Innenstadt gibt – so war ich jeden morgen nur 13 M<strong>in</strong>uten<br />

unterwegs, um <strong>in</strong> die Zone 1 zu gelangen. Das Problem der Wohnungen <strong>in</strong> den äußeren Bezirken ist<br />

jedoch, dass die Anb<strong>in</strong>dung <strong>über</strong> das Nachtbussystem problematisch werden kann. Ich zum Beispiel<br />

musste den letzten Zug um 00.30 Uhr schaffen, sonst wäre ich nicht mehr nach Hause gekommen.<br />

Verglichen mit München müssen Erwartungen generell stark zurückgeschraubt werden was das<br />

Wohnen betrifft. Wohnungen <strong>in</strong> <strong>London</strong>, wenn man nicht gerade zu den Bestverdienern zählt, s<strong>in</strong>d<br />

viel zweckmäßiger als zu Hause – Enge und Wohnungsnot geht mit den Menschenmassen, die <strong>in</strong><br />

<strong>London</strong> leben, e<strong>in</strong>her.<br />

3) <strong>Praktikum</strong><br />

Als ich im <strong>Praktikum</strong> ank<strong>am</strong>, wurde mir bewusst, wie viel h<strong>in</strong>ter der Arbeit e<strong>in</strong>er solchen öffentlichen<br />

Stelle, wie der unarischen Kulturvertretung, eigentlich steckt. Es müssen nicht nur die e<strong>in</strong>zelnen<br />

Veranstaltungen mit den Künstlern besprochen und Veranstaltungsorte gefunden werden, sondern die<br />

Arbeit des Instituts muss publik gemacht werden – was zu <strong>me<strong>in</strong></strong>em Aufgabenschwerpunkt werden<br />

sollte. Ich war dabei unter anderem für die Facebookseite des Instituts verantwortlich, habe die<br />

Website des Instituts betreut und dadurch gelernt, Internetseiten zu progr<strong>am</strong>mieren, was für mich<br />

völliges Neuland war. Nach e<strong>in</strong>er E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Thematik war diese Herausforderung aber<br />

gemeistert und ich konnte ganz normal im Büroalltag mitarbeiten.<br />

Während des <strong>Praktikum</strong>s wurde mir bewusst, wie wichtig soziale Onl<strong>in</strong>eplattformen wie Facebook<br />

und Twitter für die PR-Arbeit geworden s<strong>in</strong>d – jede e<strong>in</strong>zelne unserer Veranstaltungen wurde dort<br />

beworben, mit themenbezogenen L<strong>in</strong>ks und Bildern promotet und dem potentiellen Publikum<br />

schmackhaft gemacht. Nicht selten saßen wir länger als e<strong>in</strong>e Stunde <strong>über</strong> e<strong>in</strong>em Satz, bis dieser genau<br />

das auf den Punkt brachte, was wir vermitteln wollten – die Wirkung auf den Rezipienten will wohl<br />

bedacht se<strong>in</strong>.<br />

E<strong>in</strong>e <strong>me<strong>in</strong></strong>er weiteren Hauptaufgaben bestand dar<strong>in</strong>, die Buchungen der Veranstaltungen zu betreuen<br />

und zu koord<strong>in</strong>ieren – dabei habe ich gelernt, mit Outlook, Excel und Word professionell umzugehen<br />

und adäquat zu verwenden. Bei Umgang mit Kunden war, gemäß der repräsentativen Aufgabe, die das<br />

<strong>Balassi</strong> <strong>Institute</strong> für die ungarische Regierung <strong>über</strong>nimmt, natürlich dementsprechend förmlich.<br />

Die Arbeit des Instituts lernte ich nicht nur vom Büro aus kennen, sondern auch bei den<br />

Veranstaltungen selbst, wie Ausstellungen zu ungarischer Handwerkskunst aus Kalocsa. Zu diesen<br />

Veranstaltungen werden die Besucher meist <strong>in</strong> den <strong>in</strong>stitutseigenen Veranstaltungsraum geladen. Als<br />

Vertreter der Republik Ungarn lag es <strong>me<strong>in</strong></strong>en Kollegen und mir natürlich äußerst <strong>am</strong> Herzen, unsere<br />

Arbeit adäquat zu präsentieren. Die Reichweite und das Ansehen des <strong>Balassi</strong> <strong>Institute</strong> wurde mir <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em Schlüsselmoment bewusst – als ich e<strong>in</strong>mal unbehelligt den Telefonhöhrer abnahm, dachte ich,<br />

ich würde gleich e<strong>in</strong>e erneute Reservierung für e<strong>in</strong>e Veranstaltung annehmen; jedoch hatte ich das<br />

ungarische Außenm<strong>in</strong>isterium <strong>am</strong> Apparat, das Informationen benötigte.<br />

Die für mich persönlich größte Herausforderung war jedoch nicht die fachliche, sondern die<br />

sprachliche – ich hatte erst zwei Jahre Ungarisch gelernt und habe <strong>am</strong> Anfang des <strong>Praktikum</strong>s bei<br />

Weitem nicht alles verstanden – die Arbeitssprache war bei ausschließlich ungarischen Kollegen<br />

Ungarisch und nicht Englisch. Es war wirklich e<strong>in</strong>e große Herausforderung, auf Ungarisch zu arbeiten,<br />

vor Allem, wenn es um IT-Angelegenheiten g<strong>in</strong>g – Sprachkurse <strong>in</strong> der Uni und das wahre Leben s<strong>in</strong>d<br />

eben doch zwei verschiedene Welten. Aber nach den ersten zwei, drei Wochen, während der ich viel<br />

mit <strong>me<strong>in</strong></strong>en Kollegen geredet habe, hat sich dieses Problem weitgehend gelöst und ich konnte den<br />

meisten Gesprächen folgen und mich ausdrücken. Also war das <strong>Praktikum</strong> auch von diesem<br />

Standpunkt aus e<strong>in</strong> voller Erfolg. Most sokal jobbul beszélek magyarul.<br />

Insges<strong>am</strong>t betrachtet war <strong>me<strong>in</strong></strong> <strong>Praktikum</strong> <strong>in</strong> vielerlei H<strong>in</strong>sicht e<strong>in</strong>e äußerst bereichernde Erfahrung, da<br />

ich <strong>in</strong>teressante Aufgaben erledigen durfte, vor Allem <strong>in</strong> Bereichen, mit denen ich noch nicht so viel


zu tun hatte – <strong>me<strong>in</strong></strong>e Computerkenntnisse haben sich erheblich verbessert während <strong>me<strong>in</strong></strong>er Zeit <strong>am</strong><br />

Institut. Außerdem hat sich <strong>me<strong>in</strong></strong> Ungarisch enorm verbessert; <strong>me<strong>in</strong></strong>e Kollegen haben mir dies kurz<br />

vor <strong>Praktikum</strong>sende bestätigt: „Du kl<strong>in</strong>gst jetzt viel ungarischer als <strong>am</strong> Anfang”, hatte mir e<strong>in</strong>e liebe<br />

Kolleg<strong>in</strong> gesagt. Schließlich durfte ich mit wunderbaren Kollegen zus<strong>am</strong>menarbeiten, die mir das<br />

Gefühl vermittelten, willkommen und nicht nur der unwichtige Praktikant zu se<strong>in</strong><br />

Probleme gab es eigentlich nie – und wenn, konnte ich mich immer an <strong>me<strong>in</strong></strong>e Kollegen wenden, wenn<br />

etwas nicht klar war. Meistens handelte es <strong>in</strong> solchen Situationen um Missverständnisse, die <strong>me<strong>in</strong></strong>en<br />

anfangs schlechten Ungarischkentnissen zu verschulden waren. Me<strong>in</strong>e Kollegen waren aber sehr<br />

geduldig, wussten sie doch, dass ich diese doch sehr schwierige Sprache erst seit zwei Jahren lerne.<br />

Die <strong>in</strong>terkulturelle Komponente des <strong>Praktikum</strong>s war ebenfalls e<strong>in</strong>e äußerst bereichernde Erfahrung –<br />

habe ich dabei doch gemerkt, wie klischeehaft Deutsch ich se<strong>in</strong> kann. Hätte mir das jemand zuvor<br />

gesagt, hätte ich mich mit Haut und Haaren dagegen gesträubt. Ich als typischer Deutscher? Nie im<br />

Leben! Aber wenn es um D<strong>in</strong>ge wie Pünktlichkeit g<strong>in</strong>g, nahm ich es doch immer sehr genau – k<strong>am</strong><br />

<strong>me<strong>in</strong></strong>e S-Bahn zum Beispiel zu spät, was zur Folge hatte, dass ich nicht pünktlich im Büro war, war<br />

das für mich der absolute Horror. Me<strong>in</strong>e Kollegen <strong>me<strong>in</strong></strong>ten <strong>in</strong> solchen Fällen nur, ich solle mir ke<strong>in</strong>e<br />

Gedanken machen, ich könne ja nichts dafür...<br />

4) Freizeit<br />

<strong>London</strong>, als e<strong>in</strong>e der kulturellen Hauptstädte der Welt, hat dementsprechend viel zu bieten – wenn man<br />

die Pennys dafür aufbr<strong>in</strong>gen kann. Es ist immer etwas los, die Stadt schläft nie – ob<br />

Theateraufführungen, Konzerte oder die britische Institution Pub – langweilig wird e<strong>in</strong>em <strong>in</strong> <strong>London</strong><br />

bestimmt nicht. Jedoch hat alles se<strong>in</strong>en Preis; Freizeitgestaltung, von Stadterkundungen e<strong>in</strong>mal<br />

abgesehen, ist enorm teuer <strong>in</strong> <strong>London</strong>. Für e<strong>in</strong>en Abend mit Freunden müssen m<strong>in</strong>destens 20 Pfund<br />

e<strong>in</strong>geplant werden, wenn man sich auch nur auf e<strong>in</strong>en Snack und e<strong>in</strong> Feierabendbier trifft. Verglichen<br />

mit Deutschland s<strong>in</strong>d auch e<strong>in</strong>fache Freizeitmöglichkeiten viel teurer, K<strong>in</strong>otickets kosten zum Beispiel<br />

m<strong>in</strong>destens zehn Pfund, also ungefähr das doppelte wie <strong>in</strong> München.<br />

Zum Erkunden der Stadt (und auch zum Pendeln zur Arbeit) empfielt sich die Oyster Card, die<br />

Magnetkarte, die für das komoplette <strong>London</strong>der Nahverkehrssytem gültig ist. Auch Transportkosten<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>London</strong> viel teurer als zu Hause – ich habe viere<strong>in</strong>halb Mal so viel bezahlt wie <strong>in</strong> München,<br />

weil ich als Praktikant nicht für die vergünstigten Tickets <strong>in</strong> Fage k<strong>am</strong> – diese s<strong>in</strong>d erst ab e<strong>in</strong>er<br />

<strong>Praktikum</strong>sdauer von drei Monaten erhältlich.<br />

Kontakte zu <strong>London</strong>ern lassen sich eigentlich sehr leicht knüpfen. Ich habe die Bevölkerung der Stadt<br />

immer als äußerst hilfsbereit und neugierig auf Neuankömml<strong>in</strong>ge erlebt – was mir den E<strong>in</strong>stieg sehr<br />

erleichtert hat. Me<strong>in</strong>e ersten Kontakte habe ich bereits von zu Hause aus <strong>über</strong> Chat Rooms geknüpft.<br />

Ich habe davon sehr profitiert, resultierten doch zwei sehr gute Freundschaften, die sich während der<br />

Zeit <strong>me<strong>in</strong></strong>es <strong>Praktikum</strong>s entwickelten, aus e<strong>in</strong>em unbefangenen Chat. Dies ist natürlich nicht<br />

jedermanns Sache, aber es ist <strong>me<strong>in</strong></strong>er Me<strong>in</strong>ung auf alle Fälle e<strong>in</strong>en Versuch wert.<br />

Außerdem gibt es e<strong>in</strong>e Internetseite (meetup.com), auf der sich Gruppen sämtlicher Interessensgebiete<br />

zus<strong>am</strong>menf<strong>in</strong>den. Man trifft sich mit diesen Leuten dann an e<strong>in</strong>em vere<strong>in</strong>barten Ort zu e<strong>in</strong>er<br />

abgemachten Zeit – dies mag vielleicht auf den ersten Blick auch etwas gewöhnungsbedürftig<br />

ersche<strong>in</strong>en, aber tatsächlich lernt man so sehr schnell Leute kennen, die die jeweiligen Interessen<br />

teilen. So habe ich zum Beispiel bei e<strong>in</strong>em Treffen n<strong>am</strong>ens Young <strong>London</strong>ers mitgemacht und dort<br />

e<strong>in</strong>e mir <strong>in</strong>zwischen sehr wichtige Freund<strong>in</strong> gefunden. Schließlich empfielt es sich, e<strong>in</strong>fach mit<br />

offenen Augen durch die Stadt zu gehen und sich auch zu trauen, e<strong>in</strong>fach jemanden anzusprechen.<br />

<strong>London</strong>er machen es e<strong>in</strong>em wirklich nicht schwer, mit ihnen e<strong>in</strong>en E<strong>in</strong>stieg <strong>in</strong>s Gespräch zu f<strong>in</strong>den.<br />

Gerne er<strong>in</strong>nere ich mich an den Abend zurück, als ich alle<strong>in</strong>e <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Bar saß und e<strong>in</strong>fach aus dem<br />

Blauen heraus die Person neben mir ansprach – wir haben uns den ganzen Abend unterhalten und s<strong>in</strong>d<br />

nach Sperrstunde von der Bar noch weiter durchs nächtliche <strong>London</strong> gezogen.<br />

Me<strong>in</strong>e Kontakte, die ich ich <strong>London</strong> geknüpft habe, s<strong>in</strong>d so verschieden wie die Stadt vielschichtig.<br />

Me<strong>in</strong>e engsten <strong>London</strong>er Freunde kommen aus allen Sparten des Lebens, von der Journalist<strong>in</strong>, die für<br />

e<strong>in</strong>e Hilfsorganisation <strong>in</strong> Afrika arbeitet, bis zum Unidozenten und Butler. Das Interessante an <strong>London</strong><br />

ist dabei, dass man, gegeben des hohen Migrantenanteils der Bewohner der Stadt, Leute aus allen<br />

Ländern dieser Erde trifft – das hat mich e<strong>in</strong>fach fasz<strong>in</strong>iert. Ich denke dabei an e<strong>in</strong>e Geburtstagsfeier<br />

zurück, zu der ich e<strong>in</strong>geladen war – bei 15 Gästen waren 10 Nationalitäten von drei Kont<strong>in</strong>enten<br />

vertreten. Ich f<strong>in</strong>de, die Internationalität <strong>London</strong>s gibt der Stadt e<strong>in</strong>e ganz besondere und unglaublich


tolle Atmosphäre. Jeder war dort e<strong>in</strong>mal der oder die „Neue“ und ist dementsprechend Neu-<strong>London</strong>ern<br />

gegen<strong>über</strong> sehr aufgeschlossen.<br />

I got to know and love <strong>London</strong>.

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