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Die neue HELIOS- Patientenbefragung

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54. Bundeskongress<br />

Ernährung und Medizin 2012<br />

Mangelernährung –<br />

Leitlinien und enterale Ernährung<br />

Jürgen Heise<br />

Medizinische Klinik II<br />

Helios Klinikum Krefeld<br />

<strong>Die</strong> medizinische Praxis hat sich gewandelt<br />

• die Ressourcen im Gesundheitswesen sind mehr und mehr<br />

beschränkt worden<br />

• Ressourcen sollten so effektiv und effizient wie möglich verwendet<br />

werden<br />

• die Medizin wird zunehmend komplexer für Arzt und Patient<br />

• die Halbwertszeit der medizinischen Kenntnisse beträgt nur wenige<br />

Jahre<br />

Hilfe wird dringend benötigt!<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD<br />

Evidenz-basierte Medizin (EBM)<br />

Evidenz<br />

evidence<br />

Übersetzungsfalle<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD<br />

eine Einsicht, die ohne methodische Vermittlungen<br />

geltend gemacht wird, insbesondere für die Legitimation<br />

unbeweisbarer oder unbewiesener Sätze<br />

Augenscheinlichkeit<br />

(Meyers großes Lexikon)<br />

Beweismittel, Zeugenaussage, Nachweis<br />

(Langenscheidts Großwörterbuch)<br />

beweisbasierte Medizin<br />

Medizinischen Entscheidungen sind oft auf persönliche<br />

Erfahrungen oder auf die Erfahrungen anderer gestützt<br />

<strong>Die</strong>ser Ansatz ist nicht mehr länger<br />

gültig!!<br />

Medizinische Entscheidungen sollten auf dem Fundament der<br />

besten verfügbaren Kenntnisse getroffen werden<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD<br />

Was kann helfen?<br />

• evidence based medicine (EBM)<br />

• Empfehlungen<br />

• Konsensus-Berichte<br />

• Guidelines (Leitlinie)<br />

Helios Klinikum Krefeld<br />

Helios Klinikum Krefeld 2<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD<br />

Helios Klinikum Krefeld 3<br />

Was kann helfen?<br />

• evidence based medicine (EBM)<br />

• Empfehlungen<br />

• Konsensus-Berichte<br />

• Guidelines (Leitlinie)<br />

Helios Klinikum Krefeld 4<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD<br />

Helios Klinikum Krefeld<br />

6<br />

25.04.2012<br />

1<br />

1


Was ist eine Leitlinie?<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD<br />

Leitlinien sind systematisch<br />

entwickelte Darstellungen<br />

und Empfehlungen mit dem Zweck,<br />

Ärzte und Patienten bei der Entscheidung<br />

über angemessene Maßnahmen<br />

der Krankenversorgung<br />

(Prävention,<br />

Diagnostik, Therapie und Nachsorge)<br />

unter spezifischen medizinischen<br />

Umständen zu unterstützen<br />

3-Stufen-Prozess der Leitlinien-Entwicklung<br />

1. Stufe = Entwicklungsstufe 1: Expertengruppe = S1<br />

2. Stufe = Entwicklungsstufe 2: formale evidence-Recherche = S2a<br />

oder formale Konsensfindung = S2b<br />

3. Stufe = Entwicklungsstufe 3: Leitlinie mit allen Elementen<br />

systematischer Entwicklung = S3<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD<br />

www.AWMF.org<br />

Gesellschaft S1 S2 S3<br />

Deutsche Gesellschaft für Verdauung s- und Stoffwech selerkran ku nge n (DGVS) 12<br />

Deutsche Diabetesge sell schaft (DDG) 1 6<br />

Deutsche Gesellschaft für Ernährung smedi zin (DGEM ) 15<br />

Deutsche Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchiru rgie 3<br />

Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe (DGGG) 40 2 1<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

Definition<br />

Richtlinie<br />

Richtlinien sind Handlungsregeln einer gesetzlich, beruflich, standesrechtlich<br />

oder satzungsrechtlich legitimierten Institution, die für den Rechtsraum dieser<br />

Institution verbindlich sind und deren Nichtbeachtung definierte Sanktionen<br />

nach sich zieht<br />

USA<br />

Leitlinie = Guideline<br />

Richtlinie = Guideline<br />

Helios Klinikum Krefeld 7<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD<br />

Helios Klinikum Krefeld 8<br />

Leitlinienentwicklung<br />

Entwicklungsstufe 1 S1 481<br />

Entwicklungsstufe 2 S2 57<br />

S2e 10<br />

S2k 51<br />

Entwicklungsstufe 3 S3 105<br />

EU<br />

Leitlinie = Guideline<br />

Richtlinie = Directive<br />

Helios Klinikum Krefeld 9<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld 10<br />

105<br />

11<br />

Leitlinien<br />

Bewertung der Studien durch Evidenz-Härtegrade:<br />

Ia: Metaanalysen randomisierter, kontrollierter Studien<br />

Ib: Mindestens eine randomisierte, kontrollierte Studie<br />

IIa: Mindestens eine kontrollierte, nicht randomisierte Studie<br />

IIb: Mindestens eine „quasi-experimentelle“ Studie<br />

704<br />

III: Nicht-experimentelle Studien wie z.B. Vergleichsstudien oder Fallstudien<br />

IV: Expertenmeinungen, Konsensuspapiere<br />

Einteilung der Empfehlungsklassen:<br />

Empfehlungsgrad A: Härtegrad Ia oder Ib<br />

Empfehlungsgrad B: Härtegrad IIa / IIb oder III<br />

Empfehlungsgrad C: Härtegrad IV<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD<br />

25.04.2012<br />

Helios Klinikum Krefeld 12<br />

2


Leitlinien sollten folgende Fragen beantworten<br />

Was ist notwendig?<br />

Was ist in Einzelfällen nützlich?<br />

Was ist überflüssig?<br />

Was ist obsolet?<br />

Was muss stationär behandelt werden?<br />

Was kann ambulant behandelt werden?<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD<br />

ESPEN – Guidelines<br />

M. Crohn<br />

A Beim Erwachsenen ist enterale Ernährung als alleinige Therapie<br />

in der Akutphase indiziert, wenn eine Steroidbehandlung nicht<br />

durchführbar ist<br />

A Sondennahrung und/oder Trinknahrung verwenden, um den<br />

Ernährungszustand zu verbessern und Folgen der<br />

Mangelernährung zu vermeiden<br />

A <strong>Die</strong> Wirkungen von hochmolekularer und niedermolekularer<br />

Nahrung sind nicht signifikant unterschiedlich.<br />

M. Crohn<br />

Helios Klinikum Krefeld 13<br />

14<br />

J. Heise<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld 15<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld 16<br />

Leberfunktion<br />

� Metabolismus Kohlehydrate, Fett, Protein<br />

� Sekretion Galle, Gallensäuren, Salze & Pigmente<br />

� Exkretion Bilirubin, Medikamente, Toxine<br />

� Synthese Albumin, Gerinnungsfaktoren<br />

� Speicher Vitamine, Glycogen etc.<br />

� Entgiftung Toxine, Ammoniak, etc.<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

17<br />

Zirrhose<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

25.04.2012<br />

18<br />

3


Leberzirrhose<br />

Pathophysiologie<br />

Mangelernährung bei Zirrhose<br />

Child A 20%<br />

Child C 60%<br />

Verlust von Körpereiweiss<br />

Vermehrung des Gesamtkörperwassers<br />

Insulinresistenz<br />

Gluconeogenese aus AS<br />

Mangel an Kalium, Magnesium, Phosphat<br />

Mangel an Vitaminen (B) und Spurenelementen (Zink, Selen)<br />

Hypermetabolismus = erhöhter Kalorienbedarf<br />

veränderte Neurotransmitter<br />

Neurotoxine (Ammoniak, Merkaptane, Phenole)<br />

hepatische Enzephalopathie<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

Klassifikation der hepatischen<br />

Enzephalopathie<br />

Stadium<br />

0<br />

I°<br />

II°<br />

III°<br />

IV°<br />

leicht verlangsamt<br />

Müdigkeit, Lethargie<br />

Somnolenz<br />

Koma<br />

leichte Ataxie, Tremor<br />

verwasch. Sprache<br />

Asterixis, Krämpfe<br />

Babinski pos.<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

Punkte<br />

Child-Pugh-Klassif ikation von Leberzirrhosen<br />

Enzephalopathie-Grad<br />

oder Raitan-Test<br />

Aszites<br />

Bewußtseinslage<br />

normal<br />

Child-Pugh-Klassifikation<br />

Bilirubin (mg/dl)<br />

Bilirubin (mg/dl) bei cholestatischen<br />

Erkrankungen<br />

Neurologie<br />

leichte Apraxie<br />

1 2 3<br />

0<br />

60 s<br />

Kein oder<br />

wenig<br />

35 28-35 >28<br />

Prothombinzeit, Normotest (%)<br />

oder Prothrombinzeit (Sekunden über<br />

Normwert)<br />

oder INR<br />

1-J-ÜL CH A 100%<br />

Child-Pugh-Stadium<br />

1-J-ÜL CH B 85%<br />

>60<br />

10<br />

+6<br />

>2,3<br />

ESPEN Guidelines<br />

Leberzirrhose<br />

A enterale Ernährung verbessert bei Patienten mit<br />

Leberzirrhose den Ernährungszustand und die<br />

Leberfunktion, vermindert Komplikationen und verlängert<br />

das Überleben und wird deshalb empfohlen.<br />

A hepatische Enzephalopathie: verzweigtkettige AS<br />

B Outcomeverbesserung bei fortgeschrittener Zirrhose<br />

durch orale Gabe von verzweigtkettigen AS<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

ESPEN Guidelines<br />

Leberzirrhose<br />

A Supplementierte enterale Ernährung<br />

A Sondenernährung empfohlen<br />

B BIA<br />

C SGA/Antropometrie<br />

C Trinknahrung empfohlen<br />

C PEG wird nicht empfohlen<br />

C Hochmolekulare Nahrung<br />

C Nahrung mit hoher Energiedichte (Ascites)<br />

C empf. Energiezufuhr: 35-40 kcal x kg KG x d<br />

C empf. Eiweißzufuhr: 1,2 g – 1,5 g x kg KG x d<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

Akute Pankreatitis<br />

Akute Pankreatitis<br />

Interstitiell (80%)<br />

• interstitielles Ödem<br />

• peripankreatische<br />

Fettgewebsnekrosen<br />

Nekrotisierend<br />

• Parenchymnekrosen<br />

• Hämorrhagien<br />

• peri- intrapankreatische<br />

Fettgewebsnekrosen<br />

1-J-ÜL CH C 35%<br />

C 10-15 Punkte<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld 23<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld 24<br />

25.04.2012<br />

20<br />

22<br />

4


ESPEN Guidelines<br />

Akute Pankreatitis<br />

milde Pankreatitis<br />

A enterale Ernährung innerhalb von 5 -7 Tagen hat keine<br />

Vorteile auf den Verlauf der Erkrankung<br />

schwere Pankreatitis<br />

A enterale Ernährung sollte wenn möglich angewendet werden<br />

C falls erforderlich zusätzlich parenterale Ernährung<br />

A Ernährung über Sonde ist in den meisten Fällen möglich<br />

C orale Ernährung kann zunehmend versucht werden, wenn<br />

keine Abflussbehinderung vorliegt, keine Schmerzen<br />

entstehen und Komplikationen beherrscht sind<br />

A nieder-molekulare Sondenkost kann problemlos<br />

verwendet werden<br />

C hoch-molekulare Sondenkost kann verwendet werden,<br />

wenn sie toleriert wird<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

Akute Pankreatitis<br />

25<br />

A Randomized Study of Early Nasogastric versus<br />

Nasojejunal Feeding in Severe Acute Pancreatitis<br />

50 konsekutive Patienten mit schwerer Pankreatitis<br />

Endpunkte APACHE II Score<br />

CRP<br />

Schmerz-Bewertung<br />

Analgetika-Verbrauch<br />

LOS ICU<br />

LOS<br />

Ergebnis Keine Unterschiede im klinischen Verlauf<br />

Mortalität insgesamt 24,5%<br />

NG-Gruppe mit 5 Todesfällen<br />

NJ-Gruppe mit 7 Todesfällen<br />

F. C. Eatock et al.<br />

Am J Gastroenterol 2005; 100:432-439<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld 27<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld 28<br />

Sekundäre Kachexie<br />

� Zungengrund - Ca<br />

� Hypopharynx - Ca<br />

� Larynx - Ca<br />

� Ösophagus - Ca<br />

� Bronchial – Ca<br />

� Magen - Ca<br />

� Pankreas - Ca<br />

� Mediastinalbestrahlung<br />

(fakultativ)<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

29<br />

Warum nehmen Tumorpatienten ab?<br />

Pro-entzündliche und metabolische Veränderungen<br />

Insulinresistenz erhöht<br />

verstärkte Fettverbrennung, Verlust von Körperfett<br />

Protein-Turnover vermehrt, Verlust von Muskelmasse<br />

Akut-Phase-Proteine steigen an<br />

Cytokine und andere Mediatoren (TNF-alpha, IL-1, IL-6, PIF, LMF)<br />

Klinische Zeichen<br />

Appetitlosigkeit<br />

Gewichtsverlust<br />

ESPEN Guidelines<br />

Onkologie<br />

Kachexie-Syndrom<br />

Ernährungsziele<br />

Verhindern der Mangelernährung<br />

Verbesserung der Anti-Tumor Therapie<br />

Verminderung der Nebenwirkungen<br />

Verbesserung der Lebensqualität<br />

A intensive Ernährungsberatung, Trinknahrung zur Vermeidung<br />

eines therapiebedingten Gewichtsverlustes und zur Vermeidung<br />

einer Unterbrechung der Therapie<br />

A Empfehlung zur präoperativen Ernährung über 10-14 Tage,<br />

auch wenn dadurch die Operation verzögert wird<br />

A wann immer möglich bei kachektischen Patienten einen<br />

enteralen Zugang wählen<br />

A vor großen Bauchoperationen enterale Ernährung auch mit<br />

Immunonutrition, unabhängig vom Ernährungszustand<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

25.04.2012<br />

26<br />

30<br />

5


ESPEN<br />

Leitlinien zur enteralen Ernährung<br />

Gesamtzahl der Empfehlungen = 226<br />

Empfehlungsgrad A = 55 (25%)<br />

Empfehlungsgrad B = 39 (17%)<br />

Empfehlungsgrad C = 117 (58%)<br />

über 50% der Empfehlungen beruhen auf<br />

Expertenmeinungen oder auf Konsenspapieren<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD Helios Klinikum Krefeld<br />

31<br />

Jürgen Heise 54. Bundeskongress VDD<br />

Vielen Dank!<br />

<strong>HELIOS</strong> Klinikum Krefeld<br />

www.helios-kliniken.de<br />

25.04.2012<br />

32<br />

6

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