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Hautbräunung und Sonnenschutz

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Sommer - Sonne - Sonnenbrand 0<br />

1<br />

Untersuchungen r<strong>und</strong> um das Thema <strong>Hautbräunung</strong><br />

E [ ]<br />

Projekt des Leistungskurses Chemie der<br />

E [ ]<br />

Liebfrauenschule Vechta<br />

Marienstr. 4<br />

49377 Vechta<br />

Sofi 0 Super<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

100 200 300 400<br />

Wellenlänge [nm]<br />

E/c-Diagramm für Carotin<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

c (Carotin) [mg/l]


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 1<br />

Natürliche Bräune - Licht <strong>und</strong> Haut<br />

1.1 Die Sonne <strong>und</strong> ihr Licht<br />

Das Licht, das die Sonne aussendet, erstreckt sich vom infraroten über den sichtbaren bis zum<br />

ultravioletten Bereich. Vor allem das für uns unsichtbare ultraviolette Licht, das kürzere Wellenlängen<br />

besitzt, kann in Wechselwirkung mit sehr vielen Verbindungen, auch in der Haut, treten <strong>und</strong><br />

sogenannte photochemische Reaktionen auslösen. Weil das ultraviolette Licht je nach Wellenlänge<br />

unterschiedliche Wirkungen hervorruft <strong>und</strong> unterschiedliche tief in die Haut eindringen kann,<br />

unterteilt man es in drei Bereiche:<br />

UV-A-Strahlung mit Wellenlängen von 320 - 400 nm,<br />

UV-B-Strahlung mit Wellenlängen von 280 - 320 nm,<br />

UV-C-Strahlung mit Wellenlängen von 100 - 280 nm<br />

Die kurzwellige UV-C-Strahlung wird nahezu vollständig in der Stratosphäre absorbiert <strong>und</strong> gelangt<br />

nicht zur Erdoberfläche. Das in der Stratosphäre enthaltene Ozon absorbiert auch einen großen Teil<br />

der UV-B-Strahlung. Diese gelangt nur abgeschwächt auf die Erdoberfläche. UV-A-Strahlung gelangt<br />

nahezu ungehindert mit im Vergleich zur UV-B-Strahlung 20facher Intensität auf die Erdoberfläche (s.<br />

Abb. 1a. Wie in Abb. 1b dargestellt, ist in erster Linie. die UV-B-Strahlung für die Entstehung von<br />

Sonnenbränden verantwortlich, während UV-A-Strahlung zur Bräunung der Haut führt.<br />

Abb. 1 a) Sonnenstrahlung, die die Erde erreicht: , b) Strahlung, die v.a. den Sonnenbrand verursacht, c)<br />

Strahlung, die die <strong>Hautbräunung</strong> bewirkt [5, S. 116]<br />

1.2 Mögliche Wirkungen von Sonnenlicht auf den Menschen<br />

Dem Sonnenlicht, vor allem den UV-Strahlen, kann man sowohl positive als auch negative<br />

Wirkungen auf unser Wohlbefinden zuschreiben. Die genannten negativen Wirkungen stellen sich vor<br />

allem dann ein, wenn wir uns zu lange oder zu intensiver Sonneneinstrahlung aussetzen. UV-A-<br />

Strahlen dringen tief in die Leder- <strong>und</strong> Unterhaut ein. UV-B-Strahlen gelangen nur in äußere<br />

Hautschichten.


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 2<br />

In Abb. 3 sind die wichtigsten der im Folgenden beschriebenen Wirkungen der Sonnenstrahlung auf<br />

das Wohlbefinden des Menschen übersichtlich dargestellt:<br />

Positive Wirkungen:<br />

• Sonnenstrahlung fördert die Durchblutung der Haut.<br />

• Sonnenstrahlung fördert die Vitamin D3-Bildung. Vitamin D3 ist lebensnotwendig. Es ist v.a. an<br />

der Verwertung von Phosphor <strong>und</strong> Calcium beteiligt, die für den Erhalt <strong>und</strong> den Aufbau der<br />

Knochen benötigt werden. In unseren Breiten genügen 15 Minuten Sonnenlicht täglich auf Gesicht<br />

<strong>und</strong> Handrücken <strong>und</strong> eine ges<strong>und</strong>e Ernährung für eine ausreichende Vitamin D3-Versorgung. Zu<br />

viel Sonne führt dagegen zu einem Abbau des Vitamins.<br />

• <strong>Hautbräunung</strong> ist weniger aus kosmetischen Gründen, sondern vor allem insofern positiv zu<br />

bewerten, als mit ihr ein gewisser Schutz gegen weitere UV-Belastung verb<strong>und</strong>en ist.<br />

• Sonnenstrahlung fördert das Wohlbefinden, wirkt antidepressiv.<br />

Negative Wirkungen<br />

• Zu viel Sonnenstrahlung (hauptsächlich UV-B) führt zu Sonnenbrand. Durch zu intensives <strong>und</strong><br />

langes Sonnenbad kommt es zu einer Überlastung der körpereigenen Schutzmechanismen. Es<br />

kommt zum Absterben der Hautzellen. Der Sonnenbrand ist eine Entzündungsreaktion der Haut.<br />

• UV-A-Strahlen führen zu vorzeitiger Hautalterung. Sie dringen tief in die Haut ein <strong>und</strong> bewirken<br />

eine Zerstörung der Kollagenfasern im Bindegewebe der Haut. Die Haut verliert dadurch an<br />

Spannkraft <strong>und</strong> wird faltig <strong>und</strong> schrumpelig.<br />

• UV-B Strahlen zerstören Folsäure, das wichtigste Vitamin B, das an Wachstums- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsprozessen beteiligt ist.<br />

• Sonnenallergie: Auftreten von allergischen Hautreizungen durch Zusammenwirken von UV-<br />

Strahlen mit Duftstoffen <strong>und</strong> Emulgatoren aus <strong>Sonnenschutz</strong>mitteln.<br />

• Immunsuppression: UV-Belastung führt zu verminderter Leistungsfähigkeit des Immunsystems.<br />

• Hautkrebs: Hautkrebs ist inzwischen die häufigste Krebsform. Man unterscheidet Maligne<br />

Melanome (bösartiger Hautkrebs) <strong>und</strong> Nicht-Melanome (Basalhautkrebs <strong>und</strong> Spinalhautkrebs). In<br />

der BRD erkranken jährlich 100000 Menschen neu an Hautkrebs 1 . Über 3000 Menschen sterben<br />

daran. Die Bildung von Hautkrebs hängt direkt mit der Immunsuppression zusammen. Die<br />

Entstehung von Hautkrebs lässt sich folgendermaßen beschreiben:<br />

1 www.unserehaut.de<br />

� UV-Strahlen schädigen/verändern die DNA von Hautzellen.<br />

� Die geschädigte Zelle stirbt ab bzw. wird abgetötet.<br />

� Die geschädigte Zelle wird von Reparatursystemen repariert.<br />

� Die geschädigte Zelle überlebt <strong>und</strong> vermehrt sich. Es kommt zur<br />

Ausbildung von Hautkrebs.


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 3<br />

Abb. 3: Übersicht über mögliche Folgern der UV-Bestrahlung der Haut [1, S.40]<br />

1.3 Der Selbstschutz der Haut<br />

Um sich vor der negativen Wirkung der Sonnenstrahlen zu schützen, aktiviert die Haut bereits bei der<br />

ersten Bestrahlung hauteigene Schutzmechanismen. Diese wirken jedoch nur bei einer langsamen<br />

Gewöhnung an die Sonne <strong>und</strong> sind nur bis zu einem bestimmten Maße effektiv. Die Wirksamkeit des<br />

Eigenschutzes ist abhängig vom Hauttyp.


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 4<br />

1.3.1 <strong>Hautbräunung</strong>, Melanogenese<br />

<strong>Hautbräunung</strong> entsteht durch verstärkte Pigmentierung der Haut. Die in der Basalschicht der Haut<br />

vorkommenden Melanozyten enthalten Melanosome. Melanosome sind dunkel gefärbte Organelle, die<br />

den Farbstoff Melanin produzieren. Melanozyten transportieren die reifen Melanosome zu den<br />

Keratinozyten. Die reifen Melanosome lagern sich zum Schutz der DNA schirmförmig über deren<br />

Kernen an. Es wird zwischen einer Sofort- <strong>und</strong> einer Spätpigmentierung unterschieden. UVA löst eine<br />

Sofortpigmentierung durch Photooxidation von bereits vorhandenen Melaninvorstufen aus. Diese<br />

schützt nicht vor UVB-Strahlung. Eine Spätpigmentierung tritt etwa 72 St<strong>und</strong>en nach UV-B-<br />

Exposition auf. Diese Art der Bräunung entsteht durch die Vermehrung von Melanozyten <strong>und</strong> einer<br />

gesteigerten Synthese von Melanosomen. UV-B fördert den Transfer der Melanosomen von<br />

Melanozyten zu den Keratinozyten. Spätpigmentierung tritt auch nach UV-A-Bestrahlung auf, jedoch<br />

sind deutlich höhere UVA-Dosen nötig, um den gleichen Effekt zu erzielen.<br />

Melanin wirkt durch Absorption <strong>und</strong> Reflexion der UV-Strahlung als optische Barriere. Abb. 3 zeigt,<br />

dass vor allem der Wellenlängenbereich von 300 – 400 nm absorbiert wird, also auch die schädigende<br />

UV-B-Strahlung. Außerdem wirkt Melanin als Antioxidans. Es unterdrückt die zellschädigende<br />

Bildung bzw. Wirkung freier Radikale.<br />

Abb. 3 Absorptionsspektrum von Melanin 2<br />

Die Melaninsynthese geht von der Aminosäuren Tyrosin aus <strong>und</strong> wird durch UV-Licht initiiert. In<br />

komplexen Reaktionsfolgen entstehen das dunklere Eumelanin <strong>und</strong> unter Beteiligung von Cystein das<br />

rötlichere Phaeomelanin (s. Abb. 4). Eumelanin findet man häufiger bei schwarzhaarigen Personen mit<br />

dunkleren Hauttypen, Phaeomelanine treten bei Rothaarigen häufiger auf.<br />

Abbildung 5 zeigt, dass Melanine hochmolekulare, nicht einheitlich aufgebaute Verbindungen sind,<br />

die chemisch nicht einheitlich aufgebaut sind.<br />

Alle Syntheseschritte der Melaninbildung sind enzymkatalysiert (s. Abb. 4). Der Ausfall von Enzymen<br />

führt dazu, dass weniger oder keine (Krankheitsbild des Albinismus) Melanine gebildet werden<br />

können.<br />

2 http://www.cl.cam.ac.uk/users/jgd1000/melanin.gif


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 5<br />

Abb. 4 Bildung von Melanin 3<br />

Abb. 5 Melanin ist hochmolekular <strong>und</strong> chemisch nicht einheitlich gebaut [4, S.98ff]<br />

3 http://www.cbc.umn.edu/iac/facts.htm#how


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 6<br />

1.3.2 Lichtschwiele<br />

Auf verstärkte UV-Bestrahlung reagiert die Haut durch eine intensivere Teilung der Basalzellen in der<br />

Epidermis. Es kommt dadurch zu einer Verdickung der Hornschicht, die einen größeren Anteil der<br />

UV-Strahlen reflektiert. Die darunter liegenden Hautschichten werden so vor UV-Strahlung geschützt.<br />

1.3.3 Urocaninsäure im Schweiß<br />

Abb. 6 Urocaninsäure [4, S.98]<br />

1.3.4 Hydrolipidfilm<br />

Bei Sonnenbestrahlung ist im Schweiß vermehrt<br />

Urocaninsäure enthalten. Diese Verbindung<br />

entsteht aus Histidin (s. Abb. 6). Urocaninsäure<br />

absorbiert im UV-A-Bereich, ist jedoch<br />

wasserlöslich <strong>und</strong> verbleibt deshalb nur begrenzte<br />

Zeit auf der Haut. Sie wird zum Beispiel beim<br />

Baden sofort abgewaschen.<br />

Auf der Hautoberfläche bildet sich ein Oberflächenfilm, der aus Hautschuppen, Talg,<br />

feuchtigkeitsbindenden Substanzen <strong>und</strong> natürlichen Feuchthaltefaktoren besteht. Dieser Film wird<br />

auch als "Natural Moisturizing Factor" (NMF) bezeichnet. Er bietet Schutz vor Austrocknung der<br />

Haut <strong>und</strong> vor Bakterien. Bei zu intensiver Sonneneinstrahlung wird dieser Film beschädigt.<br />

Oberflächenlipide verhindern das Austrocknen der Haut <strong>und</strong> absorbieren im UV-Bereich.<br />

1.3.5 Antioxidantien<br />

Die Zellen der Haut verfügen über Enzyme (wie Superoxiddismutase, Peroxidasen oder Glutathion),<br />

um sich vor den zellschädigenden Effekten der Freien Radikale zu schützen. Die wirksamsten<br />

Radikalfänger sind Tocopherol, Ascorbinsäure <strong>und</strong> ß-Carotin, die mit der Nahrung aufgenommen<br />

werden. Auch das von den Melanozyten gebildete Melanin wirkt als Radikalfänger 4 .<br />

1.3.6 Zelleigene Reparatursysteme<br />

Durch UV-Licht wird die Aktivität des Tumorsuppressor-Gens p53 induziert, dessen Genprodukt<br />

schadhafte DNS-Abschnitte austauscht, repariert oder Zellen mit irreparablen Schäden absterben lässt<br />

(Apoptose). Reparaturenzyme sind nur wirkungsvoll, wenn der geschädigten Haut eine Auszeit von 24<br />

St<strong>und</strong>en gegönnt wird. Ansonsten vermehren sich die Zellen mit mutierter DNS.<br />

4 http://www.eucerin.de/skin/uv_prot_2.html


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 7<br />

1.4 <strong>Sonnenschutz</strong>mittel<br />

Abb 7 Auswahl der untersuchten Präparate<br />

Bis vor wenigen Jahren wurde vor allem auf einen Schutz vor UV-B-Strahlung geachtet. Die Ergebnisse neuerer<br />

Untersuchungen weisen jedoch darauf hin, dass die Bedeutung der UV-A-Strahlenwirkung bei der Ausbildung<br />

von Hautschäden, v.a. der malignen Melanome <strong>und</strong> der übrigen „nonmelanotic skin cancers“ (NMSC) wie<br />

Basalzellkarzinom oder Plattenepithelkarzinom, unterschätzt wurde. Die Hautalterung wird heute vor allem der<br />

UV-A-Strahlung angelastet, da sie tief in das Bindegewebe eindringt. Moderne <strong>Sonnenschutz</strong>mittel sollten einen<br />

wirksamen Schutz gegen UV-A <strong>und</strong> UV-B-Strahlung bewirken. Man spricht hier von einem Breitbandschutz.<br />

Dieser wird häufig durch Kombinationen mehrerer UV-Filtersubstanzen erreicht. Daneben sollten<br />

<strong>Sonnenschutz</strong>mittel eine Reihe weiterer Anforderungen erfüllen:<br />

- keine Toxizität<br />

- gute Verträglichkeit<br />

- begrenztes Eindringen in die Haut<br />

- Fotostabilität<br />

- Hitzeresistenz<br />

- Wasserfestigkeit<br />

- kosmetische Akzeptanz<br />

- hoher Lichtschutzfaktor (LSF) 5<br />

Neueste Entwicklungen von Cremes enthalten Reparatursysteme für geschädigte DNA, z.B. das<br />

Enzym Photolyase. Kritiker befürchten, dass dadurch die vom Sonnenlicht ausgehenden<br />

Ges<strong>und</strong>heitsgefahren noch stärker unterschätzt werden.<br />

1.4.1 Chemische UV-Filter<br />

Viele <strong>Sonnenschutz</strong>präparate enthalten chemische UV-Filter. Darunter versteht man organische Moleküle, die<br />

UV-Licht absorbieren <strong>und</strong> in Wärme umwandeln. Um einen Breitbandschutz zu erreichen, sind in gängigen<br />

Produkten Kombinationen von mehreren mehrere UV-Filtersubstanzen enthalten. In den im Folgenden<br />

beschriebenen Experimenten soll die Wirksamkeit dieser Substanzen untersucht werden.<br />

5 LSF = Erythemschwellendosis für geschützte Haut / Erythemschwellendosis für ungeschützte Haut


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 8<br />

Versuch 1: Untersuchung der UV-Absorption verschiedener Stoffe<br />

Durchführung: In einem ersten Experiment soll ein möglichst einfaches Verfahren entwickelt <strong>und</strong><br />

überprüft werden, mit dem getestet werden kann, ob eine gelöste Substanz ultraviolettes Licht<br />

absorbiert. Verschiedene Lösungen (Lösung des UV-Filters SofiO, β-Carotin-Lösung,<br />

Methylorangelösung, Hexan, Wasser) werden in Kunststoffküvetten gefüllt <strong>und</strong> vor einem UV-<br />

Leuchtschirm in geeigneter Entfernung platziert. Anschließend wird der Raum abgedunkelt <strong>und</strong> mit<br />

einer Labor-UV-Lampe mit UV-Licht der Wellenlänge 254 nm bestrahlt.<br />

Abb 8 Küvetten im Tageslicht (links) <strong>und</strong> bei UV-Bestrahlung (rechts) vor einem Leuchtschirm<br />

(vlnr.: SofiO-, β-Carotin-, Methylorangelösung, Luft, Wasser, Hexan)<br />

Ergebnis: Die Küvette, die mit einer Lösung des UV-Filters Sofix 6 in Hexan gefüllt ist, erzeugt auf<br />

dem Schirm einen sehr deutlichen Schatten. Eine β-Carotin-Lösung in Hexan erzeugt ebenfalls einen<br />

deutlichen Schatten, die bei Tageslicht ähnlich orangerot gefärbte Methylorangelösung dagegen kaum.<br />

Luft <strong>und</strong> die reinen Lösungsmittel Wasser <strong>und</strong> Hexan erzeugten keinen Schatten.<br />

Deutung: Die Schattenbildung tritt auf, wenn das UV-Licht absorbiert wird <strong>und</strong> nicht auf den<br />

Leuchtschirm fällt. SofiO <strong>und</strong> in geringerem Ausmaß β-Carotin absorbieren UV-Licht.<br />

Versuch 2: Extraktion von chemischen UV-Filtern aus <strong>Sonnenschutz</strong>präparaten<br />

Durchführung: Ziel der experimentellen Untersuchungen soll sein, das Absorptionsverhalten der in<br />

den untersuchten <strong>Sonnenschutz</strong>präparaten enthaltenen UV-Filter experimentell, d.h. fotometrisch, zu<br />

untersuchen. In einem ersten Schritt solle versucht werden, diese Inhaltsstoffe zu extrahieren. Dazu<br />

werden Freihandexperimente mit verschiedenen Lösungsmitteln durchgeführt. Jeweils eine geringe<br />

Menge des <strong>Sonnenschutz</strong>mittels wird mit einigen Millilitern eines Lösungsmittels in ein Reagenzglas<br />

gefüllt <strong>und</strong> geschüttelt.<br />

Beobachtung: Mit sehr unpolaren Lösungsmitteln (z.B. Hexan) <strong>und</strong> mit sehr polaren Lösungsmitteln<br />

(Wasser) lassen sich kaum befriedigende Ergebnisse erzielen, das sich jeweils einzelne Komponenten<br />

nicht lösen <strong>und</strong> Emulsionen erhalten werden. Am vielversprechendsten sehen die Ergebnisse bei der<br />

Verwendung von 1-Propanol als Lösungsmittel aus. Es werden in den meisten Fällen klare Lösungen<br />

erhalten. Unlösliche mineralische Bestandteile lassen sich durch Filtration abtrennen.<br />

Kontrollversuch: An der Liebfrauenschule verfügen wir nicht über ein UV-Vis-Fotometer. Deshalb<br />

sollen die Extrakte an der Hochschule Vechta an einem Nachmittag untersucht werden. Die UV-<br />

Filtersubstanzen, die in den Extrakten enthalten sein sollen, sind nicht sichtbar. Um den Erfolg der an<br />

der Hochschule geplanten Untersuchungen abzusichern wird mit einigen Extrakten ein dem Versuch 1<br />

analoges Testverfahren durchgeführt. Reagenzgläser mit dem reinen Lösungsmittel 1-Propanol <strong>und</strong><br />

mit den Extrakten werden vor einem Leuchtschirm mit UV-Licht bestrahlt. In allen Fällen tritt bei den<br />

Extrakten ein deutlicher Schatten auf. Diese sollten also die Filtersubstanzen enthalten.<br />

6 Käuflich erworben bei http://www.omikron-online.de/cyberchem/


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 9<br />

Abb. 9 Reagenzglas mit 1-Propanol (links) <strong>und</strong> Extrakt eines<br />

<strong>Sonnenschutz</strong>mittels vor einem Leuchtschirm bei UV-Bestrahlung<br />

Versuch 3: Aufnahme von UV-Spektren der Extrakte<br />

Durchführung: Da an der Schule kein geeignetes Messgerät zur Verfügung steht, werden die UV-<br />

Spektren der in Versuch 2 erhaltenen Extrakte von den Schülerinnen des Kurses an der Hochschule<br />

Vechta aufgenommen 7 . Gewählt wurde eine Wellenlängenbereich von 190 - 400 nm. Die erhaltenen<br />

Daten werden in häuslicher Arbeit mit Excel konvertiert. Daraus werden Absorptionsspektren erstellt.<br />

In der Literatur [5, S.117] stehen Vergleichsspektren zur Verfügung. Für verschiedene UV-Filter<br />

werden Absorptionsbereiche zwischen 280 <strong>und</strong> 320 bzw. in einem Fall 350 nm gemessen (s. Abb. 10).<br />

Diese Ergebnisse stimmen mit den von uns für andere UV-Filter erhaltenen weitgehend überein. Das<br />

zeigt, dass unsere Messungen vermutlich zuverlässig sind.<br />

Abb. 10 Absorptionsspektren von<br />

Sonnenfiltersubstanzen a) SoFiW, b) SoFiO,<br />

c)SoFiO Super, d) SoFiTix [5, S.117]<br />

7 Wir bedanken uns herzlich bei Dr. Hans-Jörg Brauckmann vom Institut für Strukturforschung <strong>und</strong> Planung in<br />

agrarischen Intensivgebieten (ISPA) <strong>und</strong> seinen Mitarbeiterinnen für die Möglichkeit, die Messungen an der<br />

Hochschule durchführen zu können <strong>und</strong> für die Unterstützung bei den Messungen


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 10<br />

E [ ]<br />

E [ ]<br />

E [ ]<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

5<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Sofi 0 Super<br />

100 200 300 400<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Filtral Sonnencreme LSF 15<br />

100 150 200 250 300 350 400<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Dreaming Sun - Sonnenspray für Kinder<br />

5<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

100 200 300 400<br />

Wellenlänge [nm]<br />

E [ ]<br />

E [ ]<br />

E [ ]<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Sofi-W 50<br />

100 200 300 400<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Nivea Sun LSF 8<br />

100 200 300 400<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Cien Beauty<br />

100 200 300 400<br />

Wellenlänge [nm]


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 11<br />

E [ ]<br />

E [ ]<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Vichy Capital Soleil 20<br />

100 150 200 250 300 350 400<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Selbstbräuner Nivea Sun<br />

100 200 300 400<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Sun Ozon Sonnenmilch<br />

0<br />

100 200 300 400<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abb. 11: Von uns erhaltene UV-Spektren verschiedener Extrakte aus Lichtschutzmitteln<br />

Ergebnis: Alle Proben zeigen eine ausgeprägte Absorption im UV-B-Bereich. Im UV-A-Bereich, im<br />

Wellenlängenbereich oberhalb von 320 nm, absorbieren nur einige der untersuchten Extrakte. Unter<br />

der Voraussetzung, dass in dem Extrakt alle UV-absorbierenden Substanzen enthalten sind, wären<br />

letztere Präparate weniger geeignet. Die genannte Voraussetzung ist aber schon deshalb nicht immer<br />

zutreffend, weil einige der Produkte zusätzlich mineralische Filter enthalten, die hier nicht erfasst sind.<br />

Insofern können wir uns zur Qualität der Produkte nur zurückhaltend äußern.<br />

E [ ]<br />

E [ ]<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

Dreaming Sun Kinder<br />

4,5<br />

4<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

100 200 300 400<br />

Wellenlänge [nm]


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 12<br />

1.4.2 Mineralische Filter - Fortschritt durch Nanotechnologie<br />

Organische Filtersubstanzen haben Nachteile. Lichtschutzfaktoren über 30, die gelegentlich<br />

erwünscht sind, werden mit ihnen nicht erreicht. Sie können in die Haut eindringen <strong>und</strong> unerwünschte<br />

Wirkungen entfalten. Einigen Substanzen wird nachgesagt, bisher unbewiesen, dass sie im Körper<br />

hormonähnliche Wirkungen entfalten können. Chemische Filtersubstanzen neigen dazu, sich in<br />

Hautfalten anzureichern <strong>und</strong> an exponierteren Hautstellen zu fehlen. All diese Nachteile entfallen bei<br />

mineralischen Filtern wie Zinkoxid.<br />

Dank der Nanotechnologie ist es heute möglich, Zinkoxidpartikel mit definierten, sehr kleinen<br />

Ausmaßen (80 - 100 nm) herzustellen. Wegen ihrer Kleinheit sind diese völlig unsichtbar. Je kleiner<br />

Partikel werden, desto stärker ähneln ihre Eigenschaften großen Molekülen. Ab einer bestimmte<br />

Größe absorbieren Nanopartikel ultraviolettes Licht. In Abbildung 12 werden Lösungen von CdTe-<br />

Nanopartikeln gezeigt, die abhängig von ihrer Größe mit unterschiedlichen Farben fluoreszieren. Je<br />

größer die Partikel, desto langwelliger wird die Fluoreszenzstrahlung. Ähnliche Phänomene findet<br />

man auch bei bestimmten Molekülen.<br />

Abb. 12 Fluoreszenz unterschiedlich großer CdTe-Nanopartikel. Mit anwachsender Teilchengröße<br />

von ca. 2 auf 5 nm geht die Fluoreszenzfarbe allmählich von Grün in Rot über. 8<br />

Vor allem aber reflektieren diese mineralischen Partikel das UV-Licht sehr effektiv. Sie sind so groß,<br />

dass sie nicht in die Haut eindringen, das macht sie besonders ungefährlich. Anders als chemische<br />

Filtersubstanzen sammeln sie sich auch nicht in Hautfalten. Sie sind darüber hinaus absolut fotostabil.<br />

Modernste Entwicklungen, die bereits realisiert sind, zielen darauf ab, diese Partikel in Fetttröpfchen<br />

oder Glaskügelchen 9 - ebenfalls im Nano-Format - zu verpacken. Letzteres bietet die viel<br />

versprechende Möglichkeit, in den Glaskügelchen Substanzen miteinander zu kombinieren, die, z.B.<br />

wegen unterschiedlicher Löslichkeiten, ansonsten kaum kombinierbar wären.<br />

8 http://www.chemie.uni-hamburg.de/broschuere/pc/pc10.html<br />

9 http://pb.merck.de/servlet/PB/menu/1062080/


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 13<br />

1.4.3 Einfache Experimente zur Wirksamkeit von <strong>Sonnenschutz</strong>mitteln<br />

Versuch 4: Nachweis der UV-Belastung bei Verwendung von <strong>Sonnenschutz</strong>mitteln mithilfe von<br />

UV-Perlen 10<br />

UV-Perlen verfärben sich bei Bestrahlung mit UV-A-Strahlen blau oder orange. das Ausmaß dieser<br />

Verfärbung kann als relatives Maß für die UV-Belastung dienen.<br />

Durchführung: Der Boden einer Kunststoffschale wird mit UV-Perlen bedeckt. darüber legt man eine<br />

schwarze Pappe. Diese Pappe enthält verschieden geformte Löcher, die mit einer Klarsichtfolie<br />

bedeckt sind. Die UV-Durchlässigkeit dieser Folie wurde in Vorversuchen festgestellt. Über den<br />

Löchern wird die Folie mit Lichtschutzpräparaten mit unterschiedlichen Lichtschutzfaktoren<br />

bestrichen. Der Ansatz wird für eine Minute dem Sonnenlicht ausgesetzt. Anschließend wird die<br />

Pappe entfernt <strong>und</strong> das Ergebnis sofort fotografiert.<br />

Abb. 13 Versuchsansätze zu Versuch 4, links oben ohne, rechts oben LSF 8, links unten LSF 12,<br />

rechts unten LSF 20. Im rechten Bild ist der Ansatz kurz nach Entfernen der Pappe zu sehen.<br />

Beobachtung: Unter der Öffnung, die nicht mit einem Lichtschutzmittel bestrichen ist, ist eine<br />

deutliche (in der Realität besser als auf dem Foto) sichtbare Verfärbung der Perlen festzustellen. Die<br />

mit Lichtschutzmittel bestrichenen Öffnungen ist die Verfärbung der UV-Perlen geringer.<br />

Versuch 5: UV-Pflaster - Warnung vor dem Sonnenbrand<br />

UV-Dosimeter, die jetzt im Handel als SUN TO SEE UV-Strips erhältlich sind,<br />

bieten die Möglichkeit, bei Sonnenaufenthalten die von der Haut aufgenommene<br />

Tagesdosis an ultraviolettem (UV-)Licht zu messen. Ist die verträgliche<br />

Tagesdosis erreicht, zeigt das Dosimeter durch Farbveränderung an, dass die<br />

Nutzerin bzw. der Nutzer sich aus der Sonne zurückziehen sollte. Damit wird<br />

das Hautkrebsrisiko durch Sonnenbrand drastisch eingeschränkt. 11 Die UV-<br />

Strips berücksichtigen auch die Wirkung von <strong>Sonnenschutz</strong>mitteln, denn das<br />

Sichtfenster wird wie die Haut mit dem verwendeten <strong>Sonnenschutz</strong>mittel<br />

eingecremt.<br />

Abb. 14 Handelspackung mit 12 UV-Strips<br />

10 Bezug über das Ausbildungs- <strong>und</strong> Informationslabor für Biotechnologie von KölnPUB<br />

11 http://www.uv-signal.de/


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 14<br />

Durchführung: Auf dem Arm einer Schülerin werden vier UV-Strips untereinander aufgeklebt. Von<br />

oben nach unten werden die UV-Strips nicht (UV-Strip 1), mit LSF 8 (Strip 2), LSF 12 (Strip 3) <strong>und</strong><br />

LSF 20 (Strip 4) eingecremt. Der Arm wird in die Mittagssonne gehalten.<br />

Abb. 15 Arm einer Schülerin mit UV-Strips wie in der Versuchsbeschreibung beschrieben nach 15<br />

Minuten Sonne, 30 Minuten Sonne, 45 Minuten Sonne, Strips (ohne Arm) nach 120 Minuten Sonne<br />

Beobachtung: Es kommt zu der erwarteten blauen Verfärbung des Messfeldes. Diese ist ohne<br />

<strong>Sonnenschutz</strong>mittel schneller <strong>und</strong> stärker ausgeprägt.<br />

Deutung der Versuche 5 <strong>und</strong> 6: UV-Perlen <strong>und</strong> UV-Strips enthalten fotoaktive Substanzen, die auf<br />

UV-Bestrahlung mit Verfärbung reagieren. UV-Strips erlauben eine semiquantitative Beurteilung der<br />

UV-Dosis.<br />

2 Künstliche Bräune von außen - Selbstbräunungsmittel<br />

2.1 Was sind Selbstbräunungsmittel?<br />

Selbstbräunungsmittel sind kosmetische Zubereitungen, die zu einer Anfärbung der äußeren<br />

Hornhautschichten der Haut führen. Sie erfüllen diese Aufgabe ohne Aktivierung der Pigment<br />

bildenden Zellen der Haut. Die meisten Selbstbräunungsmittel enthalten Dihydoxyaceton (DHA) in<br />

einer Konzentration von 2-5%. DHA verbindet sich mit den Eiweißen <strong>und</strong> Aminosäuren in der<br />

Hornschicht <strong>und</strong> bildet braune Pigmente (Melanoide), welche die obere Hornschicht braun färben. Die<br />

abgestorbenen Hautschuppen werden schnell abgestoßen. die Bräunung hält daher nur wenige Tage.<br />

DHA dringt nicht in tiefere Hautschichten ein, Schädigungen der Haut sind nicht bekannt.<br />

DHA entzieht der Haut Feuchtigkeit. Um das auszugleichen, werden den Emulsionen reichlich<br />

Pflegestoffe zugesetzt. Und seit kurzem wird DHA auch mit einem anderen Zucker kombiniert, mit<br />

Erythrulose. Der Vorteil: Die Kombination trocknet weniger aus <strong>und</strong> sorgt für einen sehr natürlichen<br />

Hautton. Erythrulose reagiert zwar etwas langsamer als DHA, es dauert etwa zwei Tage, bis man<br />

etwas sieht - dafür hält die Tönung auch länger. 12<br />

12 http://www.brigitte.de/mode/beauty_trends/selbstbraeuner/?PAGE=4


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 15<br />

2.2 Dihydroxyaceton wirkt reduzierend<br />

Versuch 6: Fehling-Test mit Dihydroxyaceton<br />

Durchführung: In zwei Reagenzgläser werden jeweils Fehling-I <strong>und</strong> Fehling-II-Lösung gegeben. In<br />

eines der Reagenzgläser gibt man einige Tropfen einer 5%igen Dihydroxyacetonlösung.<br />

Abb. 16 Fehling-Test mit DHA (rechts)<br />

Beobachtung: Augenblicklich - also ohne das bei anderen Zuckern notwendige gelinde Erwärmen -<br />

tritt die für reduzierende Zucker typische Bildung eines ziegelroten Niederschlages auf.<br />

Deutung: Dihydroxyaceton steht mit Glycerinaldehyd im Gleichgewicht.<br />

HO-CH2-CO-CH2-OH → HO-CH2-CHOH-CHO<br />

DHA → GA .<br />

Unter den in der Fehling-Testlösung vorliegenden alkalischen Bedinungen bildet sich schnell<br />

Glycerinaldehyd. Dieses reagiert mit dem Fehling-Reagenz unter Bildung von Glycerinsäure:<br />

2 Cu 2+ + HO-CH2-COH-CHO + 4 OH - → Cu2O + HO-CH2-CHOH-COOH + 2H2O<br />

Das System Dihydroxyaceton/Glycerinaldehyd ist offenbar wesentlich reaktiver als höhermolekulare<br />

Zucker.


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 16<br />

2.3 Versuche zur Wirkungsweise von Selbstbräunungsmitteln<br />

Versuch 7: Dihydroxyaceton bräunt Hähnchenhaut<br />

Abb. 17: Hautpartie mit gebräuntem Kreuzmuster<br />

Versuch 8: Dihydroxyaceton reagiert mit Proteinen<br />

Auf der Haut eines Hähnchenschenkels wird mit einer 5%igen<br />

wässerigen Lösung von Dihydroxyaceton ein Kreuz markiert. Der<br />

Hähnchenschenkel wird im Kühlschrank aufbewahrt. Auch nach 24<br />

St<strong>und</strong>en ist keine Bräunung der markierten Stelle zu beobachten. Die<br />

Vermutung liegt nahe, dass dies durch die niedrige<br />

Aufbewahrungstemperatur bedingt ist. Um natürliche Hauttemperaturen<br />

zu simulieren, wird der Hähnchenschenkel für weitere 12 St<strong>und</strong>en in<br />

einen Wärmeschrank bei 35 °C temperiert. Danach ist eine Bräunung<br />

der Haut eindeutig zu erkennen (Abb. 18). Wegen der extremen<br />

Geruchsbelästigung können wir diesen Versuch zur Nachahmung<br />

allerdings nicht empfehlen.<br />

Die Vermutung liegt nahe, dass Dihydroxyaceton mit den Proteinen der oberen Hautschichten reagiert.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong>e wird ein zweites (weniger geruchsintensives) Modellexperiment entwickelt, mit<br />

dem diese Hypothese überprüft werden soll. In Petrischalen werden je zwei Proben verschiedener<br />

Proteine (Casein, Gelatine <strong>und</strong> Albumin) gefüllt. Je eine Probe bleibt unbehandelt, die andere wird<br />

mit 5%iger Dihydroxyacetonlösung versetzt. Die Petrischalen werden über Nacht bei 35 °C in den<br />

Wärmeschrank gestellt. Das folgend Foto zeigt das Ergebnis des Experimentes:<br />

Abb. 18: linke Petrischale: oben links: Casein unbehandelt, oben rechts mit DHA versetzt,<br />

unten links: Gelatine unbehandelt, unten rechts mit DHA versetzt,<br />

rechte Petrischale: oben links: Albumin unbehandelt, oben rechts mit DHA versetzt<br />

Beobachtung: Es ist zu erkennen, dass sich die mit DHA versetzten Proben jeweils deutlich braun<br />

gefärbt haben. Die unbehandelten Proben verfärben sich nicht.


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 17<br />

Deutung der Versuche 7 <strong>und</strong> 8:<br />

Auf der Haut findet die vor allem aus der Lebensmittelzubereitung bekannte Maillard-Reaktion statt.<br />

Die Maillard-Reaktion spielt eine wichtige Rolle bei der Bildung von Aromastoffen <strong>und</strong> braunen<br />

Pigmenten in Lebensmitteln. Es handelt sich dabei um eine so genannte nicht-enzymatische<br />

Bräunungsreaktion, im Laufe derer Zucker, Aminosäuren, Peptide <strong>und</strong> Proteine zu heterozyklischen<br />

Endprodukten reagieren. Die Farbe gebackener, gebratener <strong>und</strong> gerösteter Lebensmittel ist auf die<br />

Bildung von rotbraunen bis schwarzbraunen Pigmenten zurückzuführen, die im Zuge der Maillard-<br />

Reaktion entstehen. Man nennt diese charakteristischen Pigmente auch Melanoide. Sie sind in Wasser<br />

<strong>und</strong> Säuren unlöslich, in Alkali aber löslich. Wie sich zeigen wird (Versuch 10) , waren die in unseren<br />

Experimenten entstandenen Melanoide aber zumindest zum Teil löslich in verdünnter Salzsäure.<br />

Im Zuge der Maillard-Reaktion entstehen in einer ersten Reaktionsphase aus Kohlenhydraten sehr<br />

reaktive, polyfunktionelle Zwischenprodukte, die in weiterer Folge zum Beispiel mit Aminosäuren<br />

<strong>und</strong> anderen Aminoverbindungen reagieren. Die hoch reaktiven Zwischenprodukte können eine<br />

Vielzahl von Folgereaktionen eingehen, wie Isomerisierungen, Dehydratisierungen, Redoxreaktionen<br />

<strong>und</strong> C-C-Spaltungen. Aus der großen Zahl an möglichen Reaktionen resultiert eine große Vielfalt an<br />

Maillard-Folgeprodukten. Typische Endprodukte sind Schwefelwasserstoff, Alkylmercaptane <strong>und</strong><br />

Disulfide, die aus schwefelhaltigen Aminosäuren hervorgehen, sowie eine große Zahl an<br />

heterozyklischen Verbindungen: substituierte Pyrazine, Furane, Furanone, Pyranone, Thiofurane,<br />

Thiophene, Pyrrole, Oxazole, Thiazole, Pyrrolidine, Oxazoline <strong>und</strong> Thiazoline (einige Beispiel für<br />

typischen Maillard-Produkte) 13 .<br />

2.4 Schützt Bräunung mit DHA vor UV-Strahlen ?<br />

Versuch 10: Absorptionsverhalten der Melanoide<br />

Durchführung: Die aus dem Versuch 9 stammende<br />

Probe der braun gefärbten Gelatine wird fein<br />

zerkleinert <strong>und</strong> in einem Reagenzglas mit Salzsäure<br />

versetzt. Die Gelatine wird erwartungsgemäß<br />

hydrolysiert, löst sich <strong>und</strong> wir erhalten eine klare<br />

braune Lösung der enthaltenen Melanoide. Diese<br />

Lösung wird filtriert. Von dieser filtrierten Lösung<br />

wird am ISPA (Institut für Strukturforschung <strong>und</strong><br />

Planung in agrarischen Intensivgebieten) ein UV-<br />

Spektrum gemessen.<br />

E [ ]<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Abb. 19: Absorption der Melanoide<br />

0 100 200 300 400 500<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Auswertung: Ohne, dass wir aufgr<strong>und</strong> unserer Untersuchungen quantitative Aussagen machen<br />

können, können wir festhalten, dass die Absorption im UV-Bereich insgesamt deutlich schwächer ist<br />

als die der Inhaltsstoffe der von uns untersuchten <strong>Sonnenschutz</strong>mittel <strong>und</strong> auch mit der des bei der<br />

durch Licht verursachten Bräunung entstehenden Melanins (s. Abb. 4) nicht vergleichbar ist. Das UV-<br />

Absorptionsspektrum der Melanoide (Abb. 20) zeigt, dass im Bereich der UV-A-Strahlung keine<br />

Absorption stattfindet. Daraus folgt, dass diese Art der künstlichen Bräune keinen oder nur einen<br />

geringen Schutz bietet.<br />

13 http://www.oebvhpt.at/chemie/aroma/maillard.html


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 18<br />

3 Künstliche Bräune von innen - Carotinoide<br />

3.1 Selbstbräunung durch Carotinoide<br />

Wohl jedem von uns dürfte bekannt sein, dass Babys, wenn sie häufig mit Möhrengemüse gefüttert<br />

werden, eine typisch gelbbraune Hautfarbe entwickeln. Diese wird dadurch bedingt, dass die in den<br />

Möhren enthaltenen Carotinoide in das Unterhautfettgewebe eingelagert werden <strong>und</strong> besonders bei der<br />

dünnen Babyhaut durchscheinen. Bei Erwachsenen ist dieser Effekt zwar deutlich geringer, aber<br />

dennoch sind Selbstbräunungspillen auf dem Markt, die β-Carotin bzw. in den USA auch<br />

Canthaxanthin enthalten. Neben der Bräunung der Haut werden Carotinoiden andere positive<br />

Wirkungen zugeschrieben, die die Gefahren des Sonnenlichtes lindern sollen.<br />

Abb. 20: Untersuchte Präparate<br />

3.2 Vorkommen von Carotinoiden in der<br />

Natur<br />

Als Carotinoide bezeichnet man eine umfangreiche<br />

Klasse von gelben bis rötlichen Farbstoffen, die vor<br />

allem in den Chromoplasten <strong>und</strong> Plastiden der<br />

Pflanzen, in Bakterien, aber auch in der Haut, in der<br />

Schale <strong>und</strong> im Panzer von Tieren sowie in den Federn<br />

oder im Eigelb der Vögel vorkommen, wenn die<br />

betreffenden Tiere mit ihrer Nahrung Abb. 21 Strukturen ausgewählter Carotinoide<br />

farbstoffhaltiges Pflanzenmaterial aufnehmen.<br />

Carotinoide mit Vorkommen im Tierreich sind<br />

ausschließlich pflanzlichen Ursprungs. Prominente Beispiele sind die Farbe des Eigelbs <strong>und</strong> der<br />

Hühnerküken. Meistens bestehen die Carotinoide aus ungesättigten Kohlenwasserstoffketten <strong>und</strong><br />

deren Oxidationsprodukten. Carotinoide sind aus 8 Isopren-Einheiten aufgebaut. Man unterteilt sie in<br />

* Carotine, die nur aus Kohlenstoff <strong>und</strong> Wasserstoff aufgebaut sind <strong>und</strong><br />

* Xanthophylle, sauerstoffhaltigen Derivate der Carotine.<br />

Die Carotinoide gehören zu den sek<strong>und</strong>ären Pflanzenstoffen, da sie nur in geringer Konzentration<br />

vorkommen. Sie haben dennoch große ges<strong>und</strong>heitliche Bedeutung, wie man jetzt immer besser<br />

erkennt. So haben die meisten von ihnen die Funktion von Antioxidantien, denen eine<br />

krebsvorbeugende Wirkung nachgesagt wird. 14<br />

14 http://de.wikipedia.org/wiki/Carotinoide


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 19<br />

Versuch 11: Extraktion von Carotinoiden aus Nahrungsergänzungsmitteln <strong>und</strong> aus Pflanzen<br />

Durchführung: Kapseln <strong>und</strong> Tabletten der untersuchten Präparate werden mit Hexan geschüttelt. Die<br />

erhaltenen gelben Lösungen werden filtriert.<br />

Tomaten, Möhren <strong>und</strong> rote Paprika werden mit einem Stabmixer in Wasser fein püriert <strong>und</strong> mit Hexan<br />

geschüttelt. Die oberen Phasen werden nach einiger Zeit abgesaugt <strong>und</strong> filtriert. Für die weiteren<br />

Untersuchungen werden klare Lösungen erhalten.<br />

Abb. 22 Extrakte der Nahrungsergänzunsmittel <strong>und</strong> von frischen Möhren, Tomaten <strong>und</strong> roter Paprika<br />

Versuch 12: Chromatographie <strong>und</strong> Photometrie der<br />

Carotinoide<br />

Durchführung: Mit allen Proben werden<br />

chromatografische Untersuchungen durchgeführt. Dabei<br />

werden Kieselgelfolien Polygram Sil G/UV254. verwendet.<br />

Von uns werden viele verschiedene Laufmittelgemische<br />

getestet. Das beste Trennergebnis ergibt sich mit einem<br />

Laufmittelgemisch aus Petrolether 50/70 <strong>und</strong> Aceton im<br />

Volumenverhältnis 9:3. Abbildung 24 zeigt ein<br />

gelungenes Chromatogramm von Paprikafarbstoffen.<br />

Abb. 23 Chromatogramm der Paprikafarbstoffe


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 20<br />

Die erhaltenen Farbstoffbanden werden anschließend vorsichtig abgekratzt <strong>und</strong> das Material mit wenig<br />

Aceton geschüttelt. Dabei lösten sich die Farbstoffe wieder vom Trägermaterial. Die gefärbten<br />

Lösungen werden filtriert <strong>und</strong> anschließend fotometrisch untersucht.<br />

Abb. 24 Aus dem Chromatogramm (Abb. 23) erhaltene Farbstofflösungen<br />

Als Beispiele seien hier nur drei der 10 Spektren dargestellt<br />

300 400 500 600 700 300 400 500 600 700<br />

300 400 500 600 700<br />

Abb. 25 Absorptionsspektren der Farbstofflösungen der drei ersten Banden


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 21<br />

Versuch 13: Lokalisierung der Carotinoide in den Zellen der roten Paprika<br />

Eine nächste Frage besteht darin, festzustellen, wo <strong>und</strong> in welcher Form die fettlöslichen Carotinoide<br />

in pflanzlichen Zellen mit überwiegend wässerigem Milieu lokalisiert sind. Dazu werden<br />

mikroskopische Untersuchungen durchgeführt. Von roter Paprika <strong>und</strong> anderen Objekten werden mit<br />

Rasierklingen dünne Schnitte angefertigt <strong>und</strong> mikroskopiert. Die mikroskopischen Bilder werden mit<br />

einer Digitalkamera per Adapter durch den Tubus des Mikroskops fotografiert. Besonders<br />

eindrucksvolle Ergebnisse werden mit roter Paprika erhalten:<br />

Abb. 26: Rote Paprika unter dem Mikroskop (Bild aus dem Unterricht)<br />

Erkennbar ist, dass Paprikazellen rote Chromoplasten enthalten. Die fettlöslichen Carotinoide sind in<br />

diesen von Membranen begrenzten Zellorganellen lokalisiert.


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 22<br />

3.3 Carotinoide als ungesättigte Verbindungen<br />

Carotinoidmoleküle enthalten eine Reihe konjugierter Doppelbindungen. Diese sind einerseits Ursache<br />

der Farbigkeit von Carotinoiden, andererseits lassen sie sich durch elementares Brom angreifen. Die<br />

Reaktion von Carotinoiden mit elementarem Brom wird in drei Varianten untersucht.<br />

Versuch 14: Reaktion von Tomatensaft mit Bromwasser<br />

Durchführung: Ein Messzylinder wird mit verdünntem Tomatensaft gefüllt <strong>und</strong> mit einigen<br />

Millilitern Bromwasser überschichtet. Anschließend wird das Bromwasser leicht in den oberen<br />

Bereich des Tomatensaftes eingerührt.<br />

Abb. 27: Versuchsergebnis nach 10 Minuten (links), 20 Minuten (Mitte), 30 Minuten (rechts)<br />

Beobachtung: Zunächst ist eine leichte blaugrüne Verfärbung zu beobachten, die dann in grün <strong>und</strong><br />

schließlich in gelb umschlägt. Im mittleren Bild sind drei Farbzonen (von oben nach unten gelb, grün,<br />

blau) zu erkennen.


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 23<br />

Versuch 15 : Reaktion von Tomatensaft mit Brom - Bromgewinnung durch Elektrolyse<br />

Ein U-Rohr wird mit einer Mischung von 50 % Tomatensaft <strong>und</strong> 50% Kaliumbromidlösung der<br />

Konzentration 1 mol/l gefüllt. Zwei Grafitelektroden werden eingehängt. Anschließend wird mit einer<br />

Gleichspannung von 5 V elektrolysiert.<br />

Abb. 28: Ergebnisse des Elektrolyseversuchs nach 2, 5, 10 <strong>und</strong> 15 Minuten (von oben links nach unten<br />

rechts)<br />

An der Kathode findet eine Gasentwicklung statt. An der Anode verfärbt sich der Tomatensaft über<br />

grün nach gelb.<br />

Deutung: Die Ergebnisse entsprechen denen, die bei der ersten Variante des Bromierungsversuchs<br />

erhalten werden. Die Bromentwicklung erfolgt hier jedoch elektrolytisch an der Anode. Das dort<br />

entstehende Brom wird teilweise an die im Tomatensaft enthaltenen Carotinoide addiert.


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 24<br />

Versuch 16: Reaktion von Tomatensaft mit Brom - Bromgewinnung durch chemische Reaktion<br />

In ein Becherglas werden 100 Milliliter Tomatensaft gefüllt. Dazu gibt man 100 Milliliter einer<br />

Lösung von Natriumbromat <strong>und</strong> Natriumbromid, jeweils in einer Konzentration von 1 mol/l. Dazu<br />

gibt man unter gleichmäßigem Rühren mit einem Magnetrührer einige Milliliter Salzsäure.<br />

Abb. 29: Ergebnisse des Experimentes nach 5 Minuten, 10 Minuten, 15 Minuten, 20 Minuten <strong>und</strong> 60<br />

Minuten (von oben links nach unten rechts)<br />

Das eingesetzte Redoxsystem entwickelt bei niedrigen pH-Werten Brom nach folgendem<br />

Reaktionssymbol:<br />

BrO3 - + 5 Br - + 6H + → 3 Br2 + 3 H2O<br />

Das entstehende Brom wird wie bei beiden anderen Varianten des Versuchs an die im Tomatensaft<br />

enthaltenen Carotinoide addiert.<br />

Beobachtung: Wie in den beiden anderen Versuchen zu Bromaddition treten hier unterschiedliche<br />

Färbungen von rot über blau, grün <strong>und</strong> schließlich gelb auf.<br />

Vergleich der Varianten: U.E. ist die dritte Variante des Versuchs am geeignetsten. Die<br />

Farbänderungen sind am besten zu sehen <strong>und</strong> die Bromentwicklung erfolgt sehr kontrolliert <strong>und</strong><br />

sicher. Ein Umgang mit elementarem Brom ist nicht notwendig.


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 25<br />

Deutung der Versuchsergebnisse der Versuche 14 - 16: Die Farbigkeit der Carotinoide beruht auf<br />

dem ausgedehnten System konjugierter Doppelbindungen. Das Mesomerimodell zur Erklärung der<br />

Farbigkeit besagt, dass die Lichtabsorption umso längerwellig ist, je ausgedehnter das mesomere<br />

System ist. Brom wird an die Doppelbindungen addiert, oder es bilden sich 1-Brom-2-hydroxyderivate<br />

des ß-Carotins. Dadurch wird das mesomere System partiell zerstört <strong>und</strong> die Lichabsorption verschiebt<br />

sich zu kürzeren Wellenlängen. Andererseits wirken Bromatome auxochrom, sie verschieben die<br />

Lichtabsorption zu längeren Wellenlängen. Die Bromlösung diff<strong>und</strong>iert langsam von oben nach unten<br />

in den Tomatensaft hinein. In den oberen Schichten liegt eine höhere Bromkonzentration vor. Der<br />

Grad der Bromierung nimmt von oben nach unten ab.<br />

Wellenlänge des Lichtes Farbe des Lichtes Komplementärfarbe<br />

350 - 400 nm Ultraviolett<br />

400 - 435 nm violett gelbgrün<br />

435 - 480 nm blau gelb<br />

480 -490 nm grünblau orange<br />

490 - 500 nm blaugrün rot<br />

500 - 560 nm grün purpur<br />

560 - 580 nm gelbgrün violett<br />

580 - 595 nm gelb blau<br />

595 - 605 nm orange grünblau<br />

605 - 750 nm rot blaugrün<br />

Tabelle: Wellenlänge <strong>und</strong> Lichtfarbe<br />

Die Tabelle verdeutlicht, dass die ursprüngliche blaue Färbung auf Absorption im<br />

Wellenlängenbereich von ca. 435 bis 480 nm beruht. Der zunächst auftretende blaue Farbstoff<br />

absorbiert bei etwa 580 nm - 595 nm, also langwelliger. Hier dürfte zunächst die auxochrome<br />

Wirkung des Broms dominieren. Wir nehmen an, dass die anschließend auftretende gelbgrüne<br />

Färbung auf dem gleichzeitigen Vorhandensein von gelben <strong>und</strong> blauen Farbstoffen beruht. die<br />

Gelbfärbung beruht auf einer kurzwelligeren Absorption bei 400 - 480 nm. hier dürfte sich die<br />

Verkleinerung des mesomeren Systems stärker auswirken.<br />

3.4 Carotinoide als Radikalfänger<br />

Die Auswirkungen freier Radikale im Körper sind in der Abbildung 30 übersichtlich dargestellt: Freie<br />

Radikale entstehen zum Beispiel bei der Atmung. Jedes Lebewesen produziert bei der Atmung freie<br />

Radikale. Freie Radikale entstehen, wenn einem Molekül einzelne Elektronen entrissen werden.<br />

Radikale beheben ihren Elektronenmangel, indem sie ihrerseits anderen Molekülen Elektronen<br />

entreißen <strong>und</strong> diese dadurch zu Radikalen machen. Über derartige Kettenreaktionen breiten sich<br />

Radikale im Körper aus. Sie greifen dabei unter anderem Proteine an <strong>und</strong> können letztlich Krankheiten<br />

bis hin zu Krebserkrankungen auslösen. Antioxidantien, wie bestimmte Vitamine oder Carotinoide,<br />

unterbrechen diese Kettenreaktion, indem sie Elektronen an Radikale abgeben, ohne selbst aggressive<br />

Radikale zu bilden (s. Abb. 30).<br />

In Maßen haben freie Radikale positive Auswirkungen auf die Ges<strong>und</strong>heit. Sie können z.B.<br />

Krankheitserreger abtöten. Wenn jedoch der Anteil freier Radikale im Körper, wie bei vielen<br />

Menschen der westlichen Industrieländer (s. Abb. 31: Umweltbedingte Quellen freier Radikale), zu<br />

hoch wird, verursachen sie einen oxidativen Stress <strong>und</strong> wirken zerstörerisch auf Zellbestandteile. Hohe<br />

Konzentrationen von Radikalen in unserem Körper beschleunigen den Alterungsprozess. Mit<br />

Antioxidantien, die vor allem in Früchten vorkommen, kann man den Alterungsprozess verlangsamen.


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 26<br />

Abb. 30 Freie Radikale – Entstehung <strong>und</strong> Wirkung [2, S.98]


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 27<br />

Schwefeldioxide<br />

Schwermetalle<br />

z.B. Hg,<br />

Cd, Pb, Pd<br />

Pestizide<br />

z.B. DDT<br />

Mykotoxine<br />

UV-<br />

Strahlen<br />

Stickoxide Radioaktivität<br />

Lösungsmittel<br />

Dioxine,<br />

Furane<br />

Rauchen<br />

<strong>und</strong><br />

Alkoholkonsum<br />

Medikamente<br />

z.B.<br />

Zytostatika,<br />

Pille<br />

Abb. 31: Umweltbedingte Quellen freier Radikale (eigene Erstellung, Alicia Siebold, Schülerin)<br />

Bei vielen Nahrungsergänzungsmitteln , die Carotinoide enthalten, sind Bezeichnungen wie "Sonnen-<br />

Vitamine" oder "Sonnen-Drink" zu lesen. Die Einnahme dieser Präparate wird u.a. vor Urlaubsreisen<br />

in den Süden empfohlen, um dem durch erhöhte UV-Belastung auftretenden oxidativen Stress zu<br />

vorzubeugen. Diese Ratschlag ist zumindest umstritten, da Studien die Wirksamkeit dieser Präparate<br />

in Frage stellen. In wissenschaftlichen Untersuchungen war bei Rauchern, die täglich mit β-<br />

Carotinpräparaten versorgt wurden, sogar eine höhere Lungenkrebsrate festgestellt worden als bei<br />

unbehandelten Vergleichsgruppen 15 . Eine mögliche Erklärung für dieses unerwartete Phänomen wäre,<br />

dass das massive Angebot an β-Carotin die Aufnahme von noch wirksameren Radikalfängern, wie<br />

etwa Lycopin aus Tomaten, behindert. Unbestritten bleibt jedoch, dass eine natürlich Aufnahme von<br />

Carotinoiden mit der Nahrung in jedem Fall positive Auswirkungen hat. Besonders das in Tomaten<br />

enthaltene Lycopin gilt als außerordentlich wirksamer Radikalfänger.<br />

15 http://www.wer-weiss-was.de/theme49/article1212240.html


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 28<br />

Versuch 17: Carotinoide als Radikalfänger<br />

Durchführung: 0,22 g Tetraiodethen werden unter leichtem Erwärmen auf 45°C in in 40 ml n-Heptan<br />

gelöst. Eine β-Carotin-Kapsel wird in 20 ml Heptan gelöst. Die Kapsel enthält 4 mg Carotin.<br />

erhaltenen Lösung hat dann eine Carotinkonzentration von etwa 4 mg/20 ml. Weiterhin werden für<br />

diesen Versuch ein Heptanextrakt von Tomaten eingesetzt.<br />

Drei Petrischalen werden auf einem Tageslichtprojektor platziert <strong>und</strong> zunächst mit der<br />

Tetraiodethenlösung gefüllt. Anschließend gibt man gleichzeitig in die Petrischalen 5 Milliliter der<br />

Carotinlösung (Petrischale 1) bzw. 5 Milliliter des Tomatenextraktes in Heptan (Petrischale 2) <strong>und</strong><br />

schaltet die Beleuchtung ein.<br />

Versuchsergebnisse:<br />

Abb. 32 Petrischalen 1 (oben links), 2 (unten) <strong>und</strong> 3 (rechts) Bei Versuchsbeginn (links) nach 15<br />

Minuten (Mitte) <strong>und</strong> nach 45 Minuten (rechts)<br />

Beobachtung: Die Carotinoidlösungen sind zu Beginn leicht gelborange gefärbt, die reine<br />

Tetraiodethenlösung ist farblos. Nach 15 Minuten hat sich die reine Tetraiodethenlösung ohne<br />

Carotinoidzusatz rotviolett gefärbt. Bei den beiden Lösungen mit Carotinoidzusätzen tritt die<br />

rotviolette Verfärbung nach 45 Minuten ebenfalls auf, wird aber durch die Eigenfarbe der Carotinoide<br />

teilweise überdeckt.<br />

Deutung: Bei Belichtung bilden sich durch Zerfall des Tetraiodethans zunächst Iodradikale. Diese<br />

vereinigen sich ohne Anwesenheit von Carotinoiden sofort zu Iodmolekülen. Die rotviolette Färbung<br />

wird durch gelöstes elementares Iod verursacht. Carotinoide binden Iodradikale. Sie fungieren als<br />

Radikalfänger. Da Tetraiodethen im Überschuss eingesetzt wird <strong>und</strong> die Bestrahlung auch dazu führt,<br />

dass Iodradikale aus den Carotinoidmolekülen wieder freigesetzt werden, kommt es nach längerer<br />

Versuchsdauer auch bei Anwesenheit der Carotinoide zur Iodbildung <strong>und</strong> damit zur Violettfärbung.<br />

Carotinoide verzögern diese jedoch. 16<br />

16 http://www.chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/alte_seite_du/material/carotin/carver.html#7


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 29<br />

3.5 Braun durch Obst <strong>und</strong> Gemüse ?<br />

Wenn die Carotinpräparate zu einer <strong>Hautbräunung</strong> führen, dann sollte dies auch mit den in der<br />

normalen Nahrung enthaltenen Carotinoiden erreichbar sein. Zunächst versuchen wir zu ermitteln,<br />

welche Konzentrationen an Carotinoiden in Nahrungsmitteln enthalten sind. Hier wird das Beispiel<br />

der Möhre dargestellt:<br />

Versuch 18: Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Konzentration <strong>und</strong> Extinktion einer<br />

β-Carotinlösung <strong>und</strong> Besitimmung des Carotingehaltes in Möhren<br />

Durchführung: In einer Verdünnungsreihe (siehe folgende Tabelle) werden ausgehend von einer<br />

Stammlösung des Farbstoffes Carotin Lösungen unterschiedlicher Konzentrationen hergestellt.<br />

Anschließend werden mit einem Photometer die Extinktionswerte der Lösungen bei einer Wellenlänge<br />

von 480 nm ermittelt. Die Stammlösung wird durch Auflösen einer Carotinkapsel mit einem β-<br />

Carotingehalt von 4,8 mg in 100 ml Aceton hergestellt.<br />

Volumen der Carotin-<br />

Stammlösung [ml]<br />

Volumen Aceton [ml]<br />

Carotinkonzentration der<br />

erhaltenen Lösung [mg/l]<br />

Extinktion [ ]<br />

10<br />

0<br />

48<br />

0.754<br />

8<br />

2<br />

38.4<br />

0.696<br />

6<br />

4<br />

28.8<br />

0.658<br />

4<br />

6<br />

19.2<br />

0.608<br />

Bestimmung des Carotingehaltes in Möhren: Eine Möhre wird fein geraspelt. Die Raspel werden<br />

genau gewogen <strong>und</strong> mit 50 ml Aceton geschüttelt, bis sie sich entfärbt haben. Anschließend wird<br />

filtriert <strong>und</strong> die Extinktion der Carotinlösung bei 480 nm bestimmt.<br />

Masse der Möhrenraspel [g]<br />

Extinktion [ ]<br />

β-Carotin-Konzentration<br />

[mg/L]<br />

1<br />

0,31<br />

5,5<br />

2<br />

0,470<br />

8,5<br />

4<br />

0,563<br />

11,5<br />

2<br />

8<br />

9.6<br />

0.51<br />

0<br />

0<br />

0<br />

0<br />

6<br />

0,608<br />

17,0


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 30<br />

E [ ]<br />

0,8<br />

0,7<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,1<br />

E/c-Diagramm für Carotin<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

c (Carotin) [mg/l]<br />

Abb. 33 Zusammenhang zwischen Konzentration <strong>und</strong> Extinktion einer β-Carotinlösung<br />

Messung 1: Einwaage an Möhrenraspel: 6 g,<br />

erhalten: 50 ml Carotinlösung mit einem Carotingehalt von 17 mg/l,<br />

entspricht einer Carotinmasse von 17 mg/l • 0.05 l = 0.85 mg in 6 g Möhre<br />

entspricht einem Carotingehalt von 14,2 mg pro 100 g Möhre.<br />

Entsprechend ergeben die anderen Messungen Carotingehalte von 27.5 mg/100g, 21.25 mg/100 g, <strong>und</strong><br />

14,4 mg/100g.<br />

Wir gehen für unsere folgenden Überlegungen von einem Carotingehalt von 20 mg/100 g Möhre aus.<br />

(Literaturvergleiche zeigen, dass der tatsächliche Gehalt vermutlich etwas geringer ist.)<br />

Empfohlen wird (von den Herstellern der von uns untersuchten Carotinkapseln) die Einnahme einer<br />

Carotinkapsel pro Tag. Das entspricht einer zusätzlichen täglichen Aufnahme von 48 mg Carotin.<br />

Wollte man diese β-Carotinmenge ausschließlich durch Möhren decken, müsste man täglich 240 g<br />

Möhren verzehren. Wir halten das für machbar.<br />

In einer Studie haben Düsseldorfer Wissenschaftler nachgewiesen, dass auch gängige Nahrungsmittel<br />

einen <strong>Sonnenschutz</strong> bewirken können. In Tomaten ist das Carotinoid Lycopin hochkonzentriert<br />

enthalten. Versuchspersonen verzehrten zehn Wochen lang 40 g Tomatenpaste täglich. Ihre<br />

Sonnenbrand-Empfindlichkeit nahm ähnlich ab wie unter Gabe von Beta-Carotin. Der<br />

Lichtschutzfaktor lag bei etwa 2 bis 3. 17<br />

17 http://www.aerztlichepraxis.de/aktuell/artikel/1080129588/ges<strong>und</strong>heitszeitung/ernaehrung<br />

http://www.netzeitung.de/gen<strong>und</strong>mensch/159049.html


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 31<br />

3.6 Lichtempfindlichkeit der Carotinoide<br />

Versuch 19 Photochemischer Abbau von ß-Carotin auf Filterpapier<br />

Wir geben β-Carotinlösung auf Filterpapier <strong>und</strong> lassen den Farbstoff eintrocknen. β-Carotin wird<br />

dadurch auf dem Filterpapier gleichmäßig fixiert. Das getrocknet Filterpapier ist einheitlich<br />

gelborange gefärbt. Anschließend legen wir unterschiedliche gefärbte Farbgläser aus die Filterpapiere<br />

<strong>und</strong> setzen die Proben intensiver Sonnenbestrahlung aus. das Foto zeigt das Aussehen der Proben<br />

nach mehrstündiger Bestrahlung vor <strong>und</strong> nach Entfernen der Alufolie bzw. der Farbgläser:<br />

Abb. 34 Filterpapiere nach mehrstündiger Bestrahlung mit Sonnenlicht<br />

Beobachtung: Die ungeschützten Stellen sind völlig ausgebleicht. Unter der Alufolie ist die Färbung<br />

unverändert, ebenfalls unter den Farbgläsern. Unter dem blauen Farbglas hat sich ein leichte<br />

Entfärbung eingestellt.<br />

Deutung: Die Carotinmoleküle werden durch Licht angeregt. Es kommt zu chemischen Reaktion<br />

angeregter ß-Carotin-Moleküle. Es gibt mehrere Reaktionsmöglichkeiten: trans-cis-Isomerisierungen<br />

<strong>und</strong> Cycloadditionen in <strong>und</strong> zwischen ß-Carotin-Molekülen, Peroxid- <strong>und</strong> Hydroperoxid-Bildung<br />

unter Beteiligung des Sauerstoffs aus der Luft, sowie Fragmentierung des ß-Carotins unter Bildung<br />

von Carbonylverbindungen ähnlich wie bei der Ozonolyse. Es ist auch nicht auszuschließen, dass<br />

angeregte ß-Carotin-Moleküle mit dem Trägermaterial Cellulose reagieren. Eine entsprechende<br />

Reaktionsfolge könnte beispielsweise mit der Abstraktion eines H-Atoms durch ein angeregtes ß-<br />

Carotin-Molekül aus der Cellulose beginnen. Unter den aufgezählten Reaktionswegen gibt es mehrere,<br />

die zur Unterbrechung des konjugierten π-Systems im ß-Carotin-Molekül führen. Die höhere<br />

photochemische Empfindlichkeit des ß-Carotins bei Blaulicht gegenüber Rotlicht ist darauf<br />

zurückzuführen, dass die Absorptionsmaxima von ß-Carotin eben genau in diesem, dem kurzwelligen<br />

Bereich des sichtbaren Spektrums liegen. 18<br />

18 http://www.chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/alte_seite_du/material/carotin/carver.html#6


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 32<br />

Versuch 20: Fotoprotektion Photoprotektion von Blattextrakten mit ß-Carotin<br />

Durchführung: Brennnesselblätter werden mit Aceton <strong>und</strong> etwas Seesand gemörsert. Anschließend<br />

wird filtriert. 5 ml dieser Lösung werden mit 1 ml gesättigter ß-Carotin-Lösung in Heptan versetzt.<br />

Eine Küvette wird mit dieser Lösung gefüllt, eine zweite mit Efeuextrakt ohne ß-Carotin-Zusatz.<br />

Beide Küvetten werden gleichzeitig aus kurzer Entfernung mit dem Licht des Diaprojektors zehn<br />

Minuten lang bestrahlt. Danach werden die beiden bestrahlten Proben <strong>und</strong> der unbestrahlte<br />

Brennnesselextrakt dünnschichtchromatographisch aufgetrennt. 19<br />

Abb. 35 Chromatogramm der eingesetzten Proben: links mit Carotinzusatz nach Bestrahlung, Mitte<br />

ohne Carotinzusatz nach Bestrahlung, rechts mit Carotinzusatz ohne Bestrahlung<br />

Beobachtung: Es sind kaum Veränderungen festzustellen. Im unbestrahlten Ansatz mit Carotinzugabe<br />

ist naturgemäß die β-Carotinbande (1) ausgeprägter. Die Chlorphyll a- <strong>und</strong> Chlorphyll b-Banden sind<br />

in allen Ansätzen praktisch gleich. Lediglich die Bande 2, die vermutlich durch ein Xanthophyll<br />

verursacht wird, ist nach Bestrahlung deutlich schwächer, besonders in dem Fall, in dem kein Carotin<br />

zugesetzt ist. Trotz Carotinzugabe ist die Carotinbande im bestrahlten Ansatz nicht so ausgeprägt wie<br />

im unbestrahlten Ansatz.<br />

Deutung: Carotin verhindert die oxidative Zerstörung der Blattpigmente. Vermutlich beruht dieser<br />

Effekt auf dem Abfangen von durch Belichtung entstehenden freien Radikalen. Carotin selbst wird<br />

dabei zerstört.<br />

19 Vorschrift nach http://www.chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/alte_seite_du/material/carotin/carver.html#6<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 33<br />

3.7 Braun durch Eier - ein Exkurs<br />

Bereits in vorangegangenen Arbeiten hatte sich Schülerinnen diese Kurses mit Carotinoiden<br />

beschäftigt. Unter anderem wurden Carotinoide in Eidottern untersucht. Diese Carotinoide werden<br />

heute in definierter Menge (außer bei "Bio-Eiern") dem Hühnerfutter beigemischt. Dadurch wird ein<br />

definierter Farbton erreicht, den die B<strong>und</strong>esbürger laut Umfragen bevorzugen. Wir wollten in<br />

Erfahrung bringen, ob diese Vorliebe international einheitlich ist <strong>und</strong> hatten eine weltweite Umfrage<br />

über das Internet geplant. Dazu wurde ein Testbogen entwickelt. Die Umfrage scheiterte letztlich<br />

daran, dass es nicht möglich war, Bildschirmeinstellungen so zu beeinflussen, dass überall gleiche<br />

Farbtöne entstanden. Aber eine unserer Schülerinnen führte während ihres Amerikaaufenthaltes eine<br />

Umfrage durch <strong>und</strong> kam zu dem Ergebnis, dass auch die Amerikaner einen Farbfächerwert von 12<br />

bevorzugen. Angesichts der hier vorliegenden Arbeit ließe sich heute vielleicht vermuten, dass der<br />

damit verb<strong>und</strong>ene hohe Carotinoidgehalt ges<strong>und</strong>heitlich positive Auswirkungen haben könnte.<br />

Allerdings wird dem Hühnerfutter häufig das Carotinoid Canthaxanthin zugesetzt, dessen<br />

ges<strong>und</strong>heitliche Bewertung umstritten ist.<br />

Abb. 36 Farbmuster zur Identifizierung der Dotterfarbe<br />

Abb. 37 Schülerinnen entwickeln einen Testbogen, nächste Seite: Testbogen zur Ermittlung von<br />

Präferenzen bei der Dotterfarbe von Hühnereiern


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 34<br />

Abb. 38 Testbogen zur Ermittlung der bevorzugten Dotterfarbe


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 35<br />

Schlusswort <strong>und</strong> Fazit: Wir glauben, dass wir mit unserem Thema das Glück hatten, auf ein sehr<br />

aktuelles <strong>und</strong> wichtiges Gebiet gestoßen zu sein. Abgesehen von der inhaltlichen Wichtigkeit der<br />

Themen bietet das Gebiet sehr vielfältige Möglichkeiten zu eigenen Experimenten.<br />

Es vergeht kaum eine Woche, in der nicht in Tageszeitungen, Fernsehsendungen oder in der<br />

Fachpresse auf die Gefahren übermäßigen Sonnenbadens hingewiesen wird. Angesichts der<br />

voranschreitenden Zerstörung der Ozonschicht <strong>und</strong> der auch damit verb<strong>und</strong>enen erhöhten<br />

Strahlenbelastung wird ein vernünftiges Verhalten beim Sonnen immer wichtiger <strong>und</strong> angesichts der<br />

steigenden Zahlen neuer Hautkrebsfälle zu einem ges<strong>und</strong>heitspolitischen Thema. Auch die<br />

B<strong>und</strong>eszentrale für ges<strong>und</strong>heitliche Aufklärung warnt eindringlich vor zu intensiven Sonnenbädern.<br />

Künstliche Bräune durch Selbstbräunungsmittel ist als solche ges<strong>und</strong>heitlich völlig unbedenklich.<br />

Diese darf aber nicht zu der trügerischen Ansicht führen, die künstlich vorgebräunte Haut sei nun<br />

unempfindlicher gegenüber dem Sonnenlicht.<br />

Carotinoide können helfen, die von freien Radikalen ausgehenden Gefahren zu mindern. Mit<br />

Nahrungsergänzungsmitteln zugeführt sind positive Effekte sehr in Frage zu stellen. Nachweislich<br />

wirksamer sind Carotinoide, wenn sie im Rahmen einer ges<strong>und</strong>en Ernährung als normale<br />

Nahrungsbestandteile, z.B. von Tomaten, Paprika oder Möhren, aufgenommen werden.<br />

<strong>Sonnenschutz</strong>mittel bieten einen relativen Schutz. Allerdings können trügerische Versprechungen oder<br />

unsachgemäße Anwendung zu zusätzlichen Risiken führen, wenn Sonnenbäder stark ausgedehnt<br />

werden. Es ist zu erwarten, dass neuartige Entwicklungen, z.B. mit enthaltenen Reparatursystemen,<br />

diese Gefahr noch verstärken.<br />

"Meine Damen <strong>und</strong> Herren der Abschlussklasse 1997, benutzt <strong>Sonnenschutz</strong>", begann<br />

Kolumnistin Mary Schmich eine Rede, die in der Chicago Tribune erschien <strong>und</strong> sogar vertont<br />

wurde. "Die langfristigen Vorteile sind durch Wissenschaftler bewiesen. Meine restlichen<br />

Vorschläge beruhen lediglich auf Erfahrung." Es folgen nette Weisheiten wie "Hebt Eure alten<br />

Liebesbriefe auf, schmeißt die Kontoauszüge weg." "Schont Eure Kniegelenke, Ihr werdet sie<br />

vermissen, wenn sie kaputt sind." Sie schloss: "Seid vorsichtig, wessen Ratschläge Ihr annehmt. ...<br />

Doch den einen nehmt an: <strong>Sonnenschutz</strong>!" 20<br />

Abb. 39: Der Kurs am ISPA<br />

20 http://www.wissenschaft-online.de/spektrum/index.php?action=rubrik_detail&artikel_id=6143


Sommer - Sonne - Sonnenbrand 36<br />

Verwendete Literatur: Printmedien<br />

[1] D.C. Dreesmann, UV-Strahlung ist überall. Unterricht Biologie 292, 02/2004<br />

[2] C. Gottschling, Vitamine gegen Krebs. Focus 5/1994, S. 94- 98<br />

[3] G. Jablonski, N. Chaplin, Die Evolution der Hautfarben. Spektrum der Wissenschaft 6/2003<br />

[4] H. Langhals, K. Fuchs, Chemie am Strand - Sonnenstrahlung, Hautreaktionen <strong>und</strong> <strong>Sonnenschutz</strong>.<br />

ChiuZ 2/2004<br />

[5] J. Pütz, C. Niklas: Schminken, pflegen, schönes Haar. vgs, Köln, 1991<br />

Internetadressen sind bei den Fußnoten genannt. Eine Ausnahme soll bei folgender Internetadresse<br />

von Prof. Dr. M. W. Tausch gemacht werden, weil dieser sehr viele Anregungen <strong>und</strong><br />

Versuchsvorschriften für Experimente zu den Carotinoiden entnommen wurden:<br />

http://www.chemiedidaktik.uni-wuppertal.de/alte_seite_du/material/carotin/home.html<br />

An den Untersuchungen waren beteiligt: Martin Ratermann (Fachlehrer), Julia Aulike, Ann-Katrin<br />

Harting, Caroline Honkomp, Kristina Kliesch, Mareike Klostermann, Eva-Maria Lüers, Katrin<br />

Seelhorst, Alicia Siebold, Ruth Themann, Anna Zumbrägel, Luzia Sommer, Sabrina Musolf<br />

Anschrift des Verfassers:<br />

Martin Ratermann<br />

Liebfrauenschule Vechta<br />

Marienstr. 4<br />

49377 Vechta<br />

e-mail: ratermann@liebfrauenschulevechta.de

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