essay Heinz Kaiser Designevents vs. Musealisierung Event, Event, ein Lichtlein brennt... Wenn es nach diesem Reim ginge, wären Löschtrupps heillos überfordert: Das Feuer der Aufmerksamkeit wird als Event seit einigen Jahren rund um den Globus entzündet, immer aufs Neue und überall, <strong>nicht</strong> zuletzt auf dem weiten Feld des Designs. Das offensichtlich besonders leicht entzündliche Terrain der Angewandten Künste, der schönen Gebrauchsform und verblüffenden Ergonomie, <strong>das</strong> weite Feld der clever gestalteten, <strong>nicht</strong>s desto weniger oft alltäglichen Dinge und ihrer Marken, die sich <strong>nicht</strong> dagegen wehren, zu Fetischen stilisiert zu werden, <strong>das</strong> alles ruft geradezu nach Events! Events! Zur Wahrnehmung, zur Wertsteigerung, zur Selbstvergewisserung: Denn Event geht <strong>nicht</strong> ohne Teilnehmer, und die treffen sich gerne – wie man von Mailand bis Köln, von Kortrijk bis Langenthal beobachten kann – mit Gleichgesinnten zur Suche nach dem Heiligen Designgral, zu den Honneurs beim Event-mit-Designer, oder einfach zum Sich-treffen-und-Spaß-haben. Den „richtigen“ Blick auf die Dinge und Geschmack vorausgesetzt. Dass falsche Leute, zumal in Massen, in Kombination mit falschen Getränken den ganzen Spaß am Designrummel verderben <strong>können</strong>, beklagte bereits 2010 <strong>das</strong> art-magazin: Um die Ausstellungszone rund um die hippe Via Tortona in Mailand zum Salone sei es „so überlaufen“ gewesen, <strong>das</strong>s es Autorin Dorothea Sundergeld keinen Spaß mehr machte, zumal „die begleitende Party-Animation der lokalen Gastronomie ... an Ballermannisierung (grenzte)“. 10 In der Tat: Designevents sind <strong>nicht</strong> zuletzt Veranstaltungen des Meet-and-greet und Sehen-und-Gesehenwerdens einer Klientel, die im Smalltalk über Ästhetik und im Namedropping unvergleichlicher Kreativer ihre gemeinsame Basisnote findet. Gut, <strong>das</strong>s man dazu gehört; Design und Kreative sind <strong>das</strong> Thema, zu dem jeder halbwegs intellektuelle und kultivierte Konsument eine Meinung hat, da er sein eigenes Umfeld, Schreibtisch und Küchenbank schließlich mit Designartefakten aufgepeppt hat. Gut, wenn wir mal drüber reden <strong>können</strong>. Schade, vielleicht, <strong>das</strong>s bei Designevents immer dieselbe In-crowd <strong>das</strong> Parlando dominiert... Passagen Köln-Ehrenfeld, sozusagen die coole „off-imm cologne“: Schanze-Mitte-Brooklyn-Williamsburg-Einheitslook und Flaschenbier-für-unterwegs aus dem Büdchen, Kennerblick und herzliche Umarmungen; Qubique Berlin im vergangenen Jahr in Tempelhof: Hipster meets design manager, Karohemd und Röhrenjeans, iMac auf den Knien balanciert, Kurzmantel und Nerd-Brille, dicht gedrängtes Dazu-gehören auf der Sitzstufen-Pyramide in der ersten Halle. Die Designszene, bzw. ihre Follower (oder: devotees?), gaben <strong>das</strong> anheimelnde Bild einer Klassenjahrgangsfeier. Das ist bei Vernissagen des Kunstbetriebs im Prinzip <strong>nicht</strong> anders, – aber nützt es dem Design, wenn bei Events nur eine schmale Gesellschaft der Eingeweihten <strong>das</strong> Publikum gibt? Das Problem mit Events ist allerdings <strong>nicht</strong>, ob man <strong>das</strong> richtige Outfit oder Accessoire zur Hand hat, ob man sich den Trip zu
Designers’Saturday 2010, Standort: City Center, Marburger Tapetenfabrik; © Designers’Saturday | © Susana Bruell Photography 11