12 den europäischen Metropolen oder heimlichen Provinz-Hotspots leisten kann, sondern: Von Events muss man erfahren. Weil sie an innovativen Orten auftrumpfen wollen oder vom Stadtmarketing gleich in eine vernachlässigte Zone gesteckt werden, die mit Kreativwirtschaft und Design wiederbelebt werden soll. So gewinnt <strong>das</strong> gehypte Event etwas Speakeasy-haftes, wie von Mund zu Mund weiter geraunte Adressentipps für sündhafte Nächte mit verbotenen Drogen. Ein deutlich öffentlicher, allgemein publik gemachter Ort für die Designpräsentation wäre besser, allemal demokratischer, auf jeden Fall verlässlicher – <strong>das</strong> würde allerdings erhebliche Investitionen voraussetzen: vom Event, singulär und flüchtig, mal hier und mal dort, zur Institution mit fester Adresse. Ein Deutsches Designmuseum wäre eine solche erste Adresse, die vom Rat für Formgebung unlängst ins Gespräch gebracht worden ist. Ein prominentes Haus für Design ist <strong>nicht</strong> nur dringend notwendig, meint <strong>das</strong> halb-offiziöse Designgremium, sondern auch die Antithese zum Event: Eine Dauerausstellung plus wechselnde, relevante Inszenierungen des Themas wäre für <strong>das</strong> breite Publikum eine als selbstverständlich wahrgenommene Adresse zur Information und Belehrung, <strong>nicht</strong> nur ein Partyraum für die Jünger der hippen Kreativwirtschaft. Oder ein Schritt zur Musealisierung anstelle einer lebendigen, dynamischen Wahrnehmung von Design? Das Fehlen eines „angemessenen Museums“ für Design in Deutschland prangerte die Süddeutsche Zeitung vor einem Jahr an: überall nur Vitrinen und keine Konzepte, zu geringe Ankaufsetats und daher veraltete Designartefakte des Alltags. Die zumeist als Anhängsel eines kunsthandwerklichen Museums geführten Abteilungen hinken der Aktualität deutlicher hinterher, als es für Sammlungen moderner Kunst gilt, denn Produktzyklen, Mode, Wechsel des Angesagten, auf <strong>das</strong> die Sammlungsbesucher aber intuitiv gerne treffen würden, lassen sich nur erschreckend fragmentarisch abbilden. Ankaufsetats und vielleicht auch kuratorische Unsicherheit führen dazu, <strong>das</strong>s man in Designausstellungen oft einen muffigen Hauch des Gestrigen wahrnimmt, was jedenfalls schmerzhaft ist, wenn sich die Schau auf den aktuellen Schau- und Wiedererkennungswert von Produkten konzentriert. Design bedarf besonderer Präsentation, befand <strong>das</strong> <strong>Magazin</strong> form unlängst, sonst lande es im Produkte-Showcase, wo zum Gebrauch bestimmte Industrieprodukte aus ihrem natürlichen Kontext gerissen und dabei auch ein Stück ihres Charakters beraubt sind: Was sagt uns Apple-Design ohne <strong>das</strong> Bedienerlebnis, eine Ausstellung über Sitzmöbel einer Marke ohne den Raumkontext dieser prestigeträchtigen Stühle und Sessel; ganz zu schweigen vom Erlebniswert solcher Alltagsgegenstände. Möbeldesign ohne Architektur und einen Diskurs über Traditionen und Formen der Geselligkeit, der Kommunikation oder der Interaktion von Gastgeber und Besucher, die rund um den Tisch Platz nehmen oder sich in die Sitzlandschaft fallen lassen. Designartefakte rufen nach Einbindung, nach Beteiligung des Publikums (die ja vielfach die Benutzer sind), nach Auseinandersetzung, die über die Frage der optischen Erneuerung und funktionalen Modernisierung hinausgehen: was bedeuten uns denn schön designte Dinge, die <strong>das</strong> Leben im Haushalt leichter machen, ist Schönheit zugleich Entlastung? Wie reagieren Dinge ergonomisch, funktional, in ihrer Signalsprache mit dem Einzelnen, der Nutzergruppe oder der Architektur? Diese Anforderungen an eine spezifische Präsentation von Design(geschichte) sind <strong>nicht</strong> gering. Das Konzept „Event“ kann sie womöglich <strong>nicht</strong> erfüllen, dazu sind Events zu fragmentarisch und, ja, auch inflationär-un-
Köln feiert Design: Passagen 2012, Material macht Design | Foto: Burat 13