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Mountainbike

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<strong>Mountainbike</strong><br />

1. Einleitung, Vorwort:<br />

1.1. Darum haben wir dieses Thema gewählt<br />

1.2.1. Vorwort von René B.<br />

1.2.2. Vorwort von Raymond W.<br />

2. Herkunft und Entstehung des <strong>Mountainbike</strong>s<br />

3. Definition <strong>Mountainbike</strong><br />

3.1. Unterschiede zwischen <strong>Mountainbike</strong> und Strassenrad<br />

3.2. Unterteilung des <strong>Mountainbike</strong>s: City-, Allround-, Fun- und Racebike.<br />

4. Marktsituation<br />

5. Technische Entwicklung des <strong>Mountainbike</strong>s<br />

5.1. Federgabeln<br />

5.2. Fullsuspensionbikes<br />

5.3. Alternative Federsysteme<br />

5.4. Scheibenbremsen, Hydraulische Bremssysteme<br />

5.5. Entwicklung der Clickpedale<br />

5.6. Rahmenmaterialien<br />

5.7. Leichtbau<br />

5.8. Schaltungssysteme<br />

6. Probleme mit Bikern<br />

6.1. Umweltproblematik<br />

6.2. Konflikte zwischen Wanderern und Bikern<br />

6.3. Sind spezielle Bikewege eine Lösung?<br />

6.4. Verhaltensregeln für <strong>Mountainbike</strong>r<br />

6.5. Sollen Biker Bergbahnen benutzen?<br />

7. Tourentips<br />

8. Glossar<br />

9. Informationsquellen<br />

10. Schlusswort<br />

1.1. Wie kamen wir zu dem Thema <strong>Mountainbike</strong>?<br />

Wir denken, dass man für eine Semesterarbeit ein Thema wählen sollte, welches einen sehr<br />

interessiert. Dadurch ist die nötige Motivation vorhanden und man geht mit vollem Elan an die<br />

Arbeit.<br />

Da unser gemeinsames Hobby das Mountain Bike ist, lag es nahe, unsere Semesterarbeit über<br />

dieses Thema zu schreiben. Inspiriert hat uns eigentlich die letztjährige Semesterarbeit über<br />

Mountain Bike, wobei sie auf den Themenbereich Fahrtechnik konzentriert war. Wir entschieden uns


daher, eine umfassende Arbeit über dieses Thema zu schreiben. Wir versuchen, auf den folgenden<br />

Seiten möglichst viele Aspekte dieser, noch neuen Sportart darzustellen. Da wir Schüler des C-<br />

Typus sind, legen wir den Schwerpunkt auf die Entwicklung der Technik im Bereich des<br />

<strong>Mountainbike</strong>s.<br />

Viele Fachausdrücke rund ums <strong>Mountainbike</strong> sind englisch; wir übernehmen sie bewusst in unsere<br />

Arbeit. Für Nicht-Insider sind diese Ausdrücke oft unverständlich, deshalb bemühen wir uns, ein<br />

möglichst vollständiges Glossar aufzustellen.<br />

In einem ersten Teil der Arbeit fragen wir uns, wie das <strong>Mountainbike</strong> entstanden ist, und was man<br />

unter einem <strong>Mountainbike</strong> versteht. Dabei unterteilen wir den Begriff "<strong>Mountainbike</strong>" in vier<br />

verschiedene Gruppen und heben die Unterschiede hervor. Weiter vergleichen wir das<br />

<strong>Mountainbike</strong> mit einem Strassenrad. Um den Aufwärtstrend in dieser Sportart darzustellen,<br />

analysieren wir die Marktsituation der letzten Jahre in Deutschland.<br />

Dann wenden wir uns dem technischen Bereich dieser Semesterarbeit zu. Durch die rasante<br />

technische Entwicklung des <strong>Mountainbike</strong>s wurde der gesamte Fahrradmarkt mit neuen technischen<br />

Errungenschaften belebt. Wir setzen uns mit den wichtigen Entwicklungen auseinander und<br />

versuchen, einen möglichst genauen Überblick zu vermitteln. Teilweise können wir unsere eigenen<br />

Erfahrungen mit solchen Produkten einbeziehen.<br />

Wir selbst können uns mit dem, von den Medien aufgebauten, Bikerimage nicht anfreunden.<br />

Deshalb versuchen wir diese Sache aus unserer Sicht, so objektiv wie möglich, darzustellen. Auch<br />

hier können wir unsere eigenen Erfahrungen und Meinungen mit einbeziehen.<br />

Zum Schluss geben wir noch ein paar Tourentips für diese Region. Ebenfalls am Schluss befindet<br />

sich das Glossar, welches alle Fachausdrücke beinhaltet und diese zu erklären versucht.<br />

Wir wünschen den Leserinnen und Lesern viel Spass beim Lesen dieser Arbeit und hoffen einen<br />

Gesamtüberblick über das <strong>Mountainbike</strong> zu vermitteln.<br />

1.2.1. Vorwort von René Bertiller<br />

Mein Vater ist ein grosser Velo-Fan, darum bin ich bereits recht früh mit Rennrädern in Kontakt<br />

gekommen. Mir hat aber das Rennvelo nie richtig zugesagt, ich war viel mehr von Fussball<br />

begeistert. Als ich noch in der Primarschule war, habe ich dann aber als einer der Ersten, eine Art<br />

Citybike geschenkt bekommen. Irgendwann kam dann der Wunsch auf, manchmal mit dem Bike<br />

etwas im Gelände herumzucrossen. Zuerst waren wir öfters auf einem kleinen Hügel hinter dem<br />

Schulhaus, dann verlegte ich das Ganze ins Gelände. Doch dies war nur sehr selten, und es waren<br />

auch ziemlich kurze Ausfahrten. Mit der Zeit war ich dann mit der Ausrüstung meines Bikes nicht<br />

mehr zufrieden, so dass ich Schutzbleche, Gepäckträger, Ständer und Licht abmontiert habe. In den<br />

Sommerferien machte ich dann auch einen Versuch im Bündnerland, doch das war alles andere als<br />

ein Erfolg. Danach gab es bei mir in Sachen Velo-Aktivitäten eine längere Pause, ehe Raymond und<br />

ich im Sommer '93 mit Tourenvelos von Basel nach Nantes (französische Westküste / Atlantik)<br />

gefahren sind. Danach stieg ich aber wieder auf das <strong>Mountainbike</strong> um. Raymond hatte bereits ein<br />

neues <strong>Mountainbike</strong>, und ich fuhr immer noch mit meinem, inzwischen recht alten und auch zu<br />

kleinen, Bike herum. Es gab nun immer mehr Kollegen von uns, die auch mit dem <strong>Mountainbike</strong>sport<br />

begannen. Ich beschloss aus diesen Gründen ein neues Bike zu kaufen. Mit meinem neuen Trek<br />

8000Shx machte mir das Biken noch mehr Spass, und wir machten nun öfters kleinere Touren auf<br />

den Gempen und auf die Eggflue. In den Sommerferien 1994 sind wir dann, mit einem Kollegen aus<br />

unserer Klasse, in die Ferien nach Davos gegangen. Diese Ferien waren ein grosser Erfolg, darum<br />

werden wir wohl auch in Zukunft Ferien mit dem <strong>Mountainbike</strong> planen.<br />

1.2.2. Vorwort von Raymond Weber<br />

1987 kaufte sich mein Vater ein <strong>Mountainbike</strong>. Dieser neue Fahrradtyp überzeugte mich vor allem<br />

mit seiner hohen Stabilität. Mein nächstes Fahrrad sollte ebenfalls ein <strong>Mountainbike</strong> sein. Also<br />

gingen wir an die Famoba '88, wo ich mich umschaute, was es so auf dem Markt gab. Die


<strong>Mountainbike</strong>s waren schon stark im Aufwind. Dort sah ich dann auch ein <strong>Mountainbike</strong>, das mir<br />

sehr gut gefiel, und welches ich auch ein paar Wochen später kaufte. Es war ein <strong>Mountainbike</strong> der<br />

Marke MBK. Was man damals <strong>Mountainbike</strong> nannte, wird heute unter dem Namen Citybike verkauft.<br />

Damals waren "echte" <strong>Mountainbike</strong>s, das heisst ohne Strassenausrüstung, also nur fürs Gelände<br />

konzipiert, noch relativ selten.<br />

Anfangs 1988 gab es in Reinach noch fast keine <strong>Mountainbike</strong>s, es war also erst der Anfang des<br />

<strong>Mountainbike</strong>-Booms. Ab und zu ging ich mit meinem Bike auch ins Gelände; ein Schulkollege und<br />

ich "crossten" dann ein bisschen im Wald von Reinach herum. Doch dann ging der Steuersatz<br />

meines Kollegen kaputt und danach gingen wir nur noch selten Biken.<br />

Ein paar Jahre später, das heisst '92 kam ich ans Gym Münchenstein. Ende der ersten Klasse, kurz<br />

vor den Sommerferien, wurde eine Projektwoche veranstaltet. Zwei meiner Klassenkollegen<br />

organisierten den Kurs "<strong>Mountainbike</strong>". Ich meldete mich an und rüstete mein <strong>Mountainbike</strong> fürs<br />

Gelände um. Diesen Kurs beendete ich, fasziniert vom <strong>Mountainbike</strong>-Sport und mit der Einsicht,<br />

dass mein <strong>Mountainbike</strong> aus dem Jahre '88 nur sehr bedingt fürs Gelände geeignet ist.<br />

Im August 1993 kaufte ich mir dann ein Marin Pine Mountain, ein echtes Funbike, mit neuester<br />

Technik ausgestattet und bestens geländetauglich. Nun ging ich häufig ins Gelände.<br />

Als die Zeit kam, in der man ein Thema für die Semesterarbeit wählen musste, lag es nahe, dass wir<br />

unser Hobby zum Inhalt dieser Arbeit ernannten.<br />

Zur selben Zeit beschlossen wir, die Sommerferien mit Biken zu verbringen. Christoph Schär, René<br />

und ich beschlossen in Davos "echte" Bikeferien zu machen. Es waren tolle Ferien, und wir können<br />

nun unsere Erfahrungen in diese Semesterarbeit einbringen, besonders beim Thema "Probleme mit<br />

Bikern".<br />

2. Herkunft des <strong>Mountainbike</strong>sports<br />

Wie so viele andere Trendsportarten, vom Surfen bis zum Skateboardfahren, stammt auch das<br />

<strong>Mountainbike</strong> aus Kalifornien, USA. Nördlich der Stadt San Francisco, gleich am anderen Ende der<br />

Golden Gate Bridge liegt der Ursprungsort der <strong>Mountainbike</strong>bewegung, Marin County.<br />

Hier in Fairfax, am Gipfel des Mount Tamalpais, trafen sich 1973 die ersten "Bike-Freaks". Ihre<br />

Fahrräder waren bleischwere Schwinn Cruiser aus den 30er Jahren. Diese Fahrräder waren mit nur<br />

einem Gang, Ballonreifen und einer massiven Trommelbremse ausgerüstet. Mit diesen Bikes konnte<br />

man unmöglich über die Schotterwege auf den 850 Meter hohen Mount Tamalpais fahren. Also<br />

luden sie die Räder auf die Ladefläche eines Pickups und fuhren damit den Berg hinauf.<br />

Dann rasten sie, ohne Rücksicht auf Gesundheit und Material, mit unglaublicher Geschwindigkeit<br />

die Fire Roads (Löschwege zur Brandbekämpfung) hinunter.<br />

Zu diesen Freaks gehörten unter anderen auch Gary Fisher, Joe Breeze und Charles Kelly.<br />

Sie waren davon völlig begeistert. Fisher nervte jedoch die schlechte Bremsleistung und die<br />

Schieberei bergauf. Also modifizierte er sein Schwinn Cruiser. Er montierte zwei riesige<br />

Trommelbremsen, Motorradbremshebel, Daumenschalthebel von einem Damenrad und ein Dreifach-<br />

Kettenblatt.<br />

Das erste <strong>Mountainbike</strong> der Geschichte war geboren, und es wurde sogleich von Fishers Kollegen<br />

verspottet, weil er so etwas Uramerikanisches wie ein Cruiser mit europäischem Schnick-Schnack<br />

beleidigte. Erst als Gary Fisher seinen Kumpels ein paarmal gnadenlos davon fuhr, tolerierten sie<br />

den modischen Kram am Fisher-Bike.<br />

1976 war die Zeit reif für den ersten sportlichen Wettbewerb: Charles Kelly kam die Idee, auf dem<br />

Hausberg von Fairfax eine Serie von Abfahrtsrennen zu veranstalten. Der drei Kilometer lange Kurs<br />

auf der Cascade Canyon Fire Road wurde bald in den Namen "Repack" umgetauft. Dieses Rennen,<br />

welches etwa alle zwei bis drei Wochen ausgetragen wurde, war der Motor für alle wesentlichen<br />

Mountain Bike-Innovationen der ersten Jahre.<br />

Im Jahre 1977 waren fast alle Rahmen der Marke Schwinn, Baujahr 1933-41, verschrottet.<br />

Eigeninitiative war gefragt. Joe Breeze, halbwegs der Kunst des Rahmenbaus vertraut, wurde von<br />

seinen Kollegen aufgefordert, zehn <strong>Mountainbike</strong>rahmen mit der Geometrie der alten Cruiser zu<br />

bauen. Aber Joe Breeze brauchte für die zehn Rahmen ganze neun Monate. Nun machte sich Gary<br />

Fisher auf die Suche nach einem anderen Rahmenbauer. Er traf Tom Ritchey, der von der Idee


sofort begeistert war. Tom Ritchey, ein erstklassiger Handwerker und Rahmenbauer, zeichnete sich<br />

vor allem durch seine Schnelligkeit aus. Er fertigte pro Woche einen Rahmen. Dies alles ereignete<br />

sich im Jahre 1978.<br />

Zwei Jahre später, also im Jahre 1980, gelang dann der Durchbruch, als plötzlich die <strong>Mountainbike</strong>s<br />

auf den Bike-Messen die Highlights waren. Schon 1982 wurden die ersten Grossserien-Bikes und<br />

spezielle Schaltungen und Bremsen präsentiert.<br />

Die drei Bikepioniere Gary Fisher, Joe Breeze und Tom Ritchey sind auch heute noch im Geschäft.<br />

Gary Fisher konstruiert seine Bikes auf dem Reissbrett und lässt sie dann bei TREK bauen. Auch<br />

Joe Breeze fertigt nur noch die Musterrahmen selber, die Serie kommt dann aus Japan, wie auch die<br />

meisten Rahmen von Tom Ritchey. Tom Ritchey baut aber nicht nur eigene <strong>Mountainbike</strong>s, sondern<br />

auch viele Komponenten, die sehr stark verbreitet sind.<br />

Die Entwicklung der Technik der <strong>Mountainbike</strong>s ging kontinuierlich weiter. Ein neues Zeitalter der<br />

Technik läutete die erste Federgabel von Jeff Turner (Rock Shox) ein. Die Federgabeln wurden<br />

stark weiterentwickelt und schon bald kam das "Fullsuspensionbike". Auch bei anderen<br />

Komponenten gab es Neuerung, z.B. bei den Pedalen, Shimano entwickelte die Clickpedale, bei<br />

denen der Fuss und das Pedal eine feste Einheit bilden. Bei den Bremsen entwickelte man<br />

hydraulische Systeme und Scheibenbremsen, die aber immer noch nicht ganz ausgereift sind.<br />

Die neuesten Innovationen kommen allerdings nicht mehr von den Bikepionieren, sondern von<br />

Leuten aus der Motorradbranche. Der Trend bei den Bikes geht klar zu den Federungen. Auf diesem<br />

Gebiet haben die Leute aus dieser Branche einen gewaltigen technischen Vorsprung.<br />

3. Definition <strong>Mountainbike</strong><br />

3.1. Was unterscheidet das <strong>Mountainbike</strong> von einem normalen Strassenrad?<br />

Auf den ersten Blick fallen bei einem <strong>Mountainbike</strong> sofort die sehr breiten Reifen auf. Mit solchen<br />

Reifen hat man auf der Strasse natürlich einen grossen Rollwiderstand, aber fürs Gelände sind sie<br />

optimal. Nebst dem, dass die Reifen sehr breit sind, verfügen sie auch über ein gutes Profil, das es<br />

erlaubt auf steinigem Untergrund zu fahren. Ebenfalls speziell fürs Gelände ist der robuste Rahmen<br />

des <strong>Mountainbike</strong>s. Der Rahmen muss starke Schläge aushalten können und darf trotzdem nicht zu<br />

schwer sein. Aluminiumbikes sind darum stark im Aufwind, denn Aluminium ist leicht und, dank der<br />

dickeren Rohre, auch sehr stabil. Es fällt weiter auf, dass <strong>Mountainbike</strong>s sehr oft ein leicht<br />

abfallendes Oberrohr haben. Auch das sieht man bei einem normalen Strassenrad nie, oder nur<br />

ganz selten. <strong>Mountainbike</strong>s verfügen über extrem breite Lenkstangen, die man noch mit "Hörnchen"<br />

(Bar Ends) versehen kann. "Hörnchen" bringen noch flachere Sitzpositionen, die es erlauben noch<br />

steilere Hänge hochzufahren.<br />

Citybikes sind auch darum so beliebt, weil sie dieselben Übersetzungen haben wie ein<br />

<strong>Mountainbike</strong>. Die 18 oder 21 Übersetzungen bieten eine kleinere Abstufung und damit auch einen<br />

grösseren Fahrkomfort, obwohl man nie und nimmer alle 21 Übersetzungen brauchen kann. Ein<br />

<strong>Mountainbike</strong> kann zum Beispiel bei den Kurbeln Zahnkränze mit 42, 32 und 22 Zähnen und 7 Ritzel<br />

mit 11 bis 28 Zähnen haben. Es gibt also Übersetzungen von 42-11 bis 22-28, wobei bei 22-28 nicht<br />

mehr von einer Übersetzung gesprochen werden kann, sondern das ist dann eine Untersetzung. Mit<br />

solchen, kleinsten Übersetzungen lassen sich selbst steile bis sehr steile Hänge erklimmen.<br />

Ein normales Strassenrad muss Licht, Schutzbleche und eine Klingel haben. <strong>Mountainbike</strong>s<br />

hingegen haben nur selten ansteckbare Schutzbleche, von Licht und Klingel kann gar nicht die<br />

Rede sein. Einzig Citybikes sind mit diesen Dingen und auch mit Gepäckträger und Lichtreflektoren<br />

ausgestattet. Weil man bei einem <strong>Mountainbike</strong> dieses Zubehör nicht benötigt und weil man<br />

Gewicht einsparen will wo man nur kann, werden diese Dinge erst gar nicht montiert. Dafür montiert<br />

man Pedalhaken an das <strong>Mountainbike</strong>. Diese dienen, wie beim Rennrad, dazu, dass der Fuss des<br />

Fahrers enger und fester mit dem Fahrrad verbunden ist. Diese Pedalhaken wurden aber in letzter<br />

Zeit immer mehr durch Clickpedale ersetzt.


Das <strong>Mountainbike</strong> unterscheidet sich also in vielen Punkten von einem normalen Strassenrad. Es<br />

hat aber trotz seinen dicken Rohren und seinen breiten Reifen ein vernünftiges Gewicht und es sieht<br />

trotzdem noch sportlich und elegant aus.<br />

3.2. Unterteilung des <strong>Mountainbike</strong>s in City-, Allround-, Fun- und Racebike<br />

Der Oberbegriff "<strong>Mountainbike</strong>" umfasst vier unterschiedliche Bike-Typen. Natürlich sind die<br />

Übergänge zwischen den verschiedenen Typen fliessend, doch als Orientierungshilfe für Einsteiger<br />

sind solche Einteilungen sehr hilfreich.<br />

Citybike<br />

Das Citybike ist für die Stadt konzipiert. Es ist ein Alltagsrad, und natürlich mit Licht, Gepäckträger<br />

und Schutzblechen ausgestattet. Es ist für Leute geeignet, die ihr Rad hauptsächlich für den Weg<br />

zur Arbeit oder für den Einkaufsbummel benutzen. Sie wollen ein Rad ohne technische Spielereien,<br />

dafür aber mit einer soliden Ausstattung. Der Preisbereich für ein Citybike liegt zwischen dem Billig-<br />

Angebot für 300 Franken bis zum ordentlichen "Stadtflitzer" für 1'200 Franken. Das Gewicht eines<br />

Citybikes geht von 14 Kilogramm aufwärts.<br />

Rahmen und Gabel: Robust, aber schwergewichtig<br />

In der Citybike-Klasse werden nur selten hochwertige CroMo-Stahl-Rahmen verwendet. Hier<br />

dominieren die preiswerteren und etwas schwereren Hi-Ten-Stahlsorten und einfache<br />

Aluminiumlegierungen. Für den Einsatz in der Stadt sind aber auch solche "Low-Budget-Rahmen"<br />

voll ausreichend. Natürlich kann man sich auch bei einem Rahmenbauer sein Traum-Citybike<br />

zusammenstellen lassen, was aber eine beträchtliche Geldausgabe bedeutet, die nicht mehr in den<br />

Bereich von bis zu 1200 Franken fällt.<br />

Schaltung und Bremsen: Preiswert und funktionell<br />

Von der wartungsfreien 5-Gang-Nabenschaltung bis zur 21-Gang-Kettenschaltung ist alles<br />

vorzufinden. Der Bedienungskomfort und die Schaltpräzision der 94er Komponenten lässt, selbst in<br />

den unteren Preisklassen, nichts mehr zu wünschen übrig. Bei den Bremsen gibt es neben den<br />

bewährten Cantileverbremsen auch die wartungsarmen und wetterfesten Trommelbremsen, oder die<br />

Hydraulikbremse von Magura.<br />

Sonstige Ausstattung: Oft minderwertige Teile<br />

Trotz Komplettausstattung sind viele Citybikes, im Vergleich zu den sportlicheren <strong>Mountainbike</strong>s,<br />

erstaunlich günstig. Um die niedrigen Preise halten zu können, sparen die Hersteller oft bei den<br />

Komponenten wie Felgen, Reifen, Sättel, Vorbauten oder der Strassenausstattung. Diese Teile<br />

kommen dann von Billig-Lieferanten und kosten den Hersteller nur wenige Franken. Für den Käufer<br />

gibt's dann Verdruss, weil die minderwertigen Teile schnell den Geist aufgeben.<br />

Allroundbike<br />

Das Allroundbike ist für Einsteiger in den <strong>Mountainbike</strong>-Sport gedacht. Diese Leute sitzen noch nicht<br />

allzu häufig im Sattel, und haben ihren Spass vorwiegend in leichtem Gelände. Sie wünschen sich<br />

ein Bike mit sportlich-ausgewogenem Fahrverhalten und moderner Technik, scheuen aber die hohen<br />

Kosten für Top-Komponenten. Der Preisbereich der Allroundbikes liegt zwischen 1'000 und 1'500<br />

Franken. Das Gewicht der Allroundbikes geht von 12 Kilogramm aufwärts.


Rahmen und Gabel: Solide Mittelklasse<br />

Bei den Allroundbikes sind die meisten Rahmen komplett aus Chrom-Molybdän-Stahl gefertigt.<br />

Meistens handelt es sich dabei um preiswerte Rohrsätze der grossen Stahlproduzenten Tange,<br />

Columbus oder Reynolds. Die hohe Festigkeit des vergüteten Stahls sollte jeden Geländeritt<br />

überstehen.<br />

Man findet auch schon Federgabeln an Bikes in dieser Klasse. Diese verfehlen aber noch oft (nicht<br />

immer!) ihre Funktion. Das Fahrverhalten wird meist nicht verbessert, sondern verschlechtert, das<br />

heisst die Rahmengeometrien sind noch nicht auf die Federgabel abgestimmt, die Federgabeln nur<br />

von schlechter Qualität und sehr schwer, was zu einem schwergängigen Lenkverhalten führt. Es gibt<br />

aber auch Hersteller, die sehr gute Federgabelbikes anbieten, der Preis dafür liegt aber an der<br />

oberen Grenze, das heisst bei etwa 1'500 Franken.<br />

Schaltung und Bremsen: Neueste Technik in preisgünstiger Verpackung<br />

Die Komponenten in dieser Klasse bieten die fortschrittliche Technik und den grossen Komfort<br />

teurer High-Tech-Gruppen für wenig Geld. Die Technik ist die gleiche, aber beim Material liegt der<br />

Unterschied. Die Komponenten werden aus weniger teuren, schwereren Materialien hergestellt, oft<br />

wird auch bei den Dichtungen gespart. Die Funktion leidet aber nicht darunter. Im Jahre 95 gibt es<br />

sogar eine Neuerung. Der Marktleader Shimano führt einige Neuerungen nicht bei den High-Tech-<br />

Klassen ein, sondern bei den Komponenten der unteren Preisklasse.<br />

Bei den Bremsen besteht die identische Situation, gleiche Technik, gleiche Funktion, etwas<br />

schwereres Material, das heisst minime Gewichtsunterschiede zu Komponenten teurerer Klassen.<br />

Vor allem bei Shimano führt eine konstante Modellpflege zu geringen Handkräften und frappanter<br />

Wirkung.<br />

Sonstige Ausstattung: Kompromisse zugunsten des Kaufpreises<br />

Allroundbikes bieten mit ihrer hohen Funktionalität, einer guten Geländetauglichkeit und der soliden<br />

Bauart bereits ein sehr ordentliches Preis-Leistungs-Verhältnis. Trotzdem greifen noch viele<br />

Hersteller auch hier ins Billigteil-Regal. Felgen, Reifen, Sättel und Pedale sind meist günstige<br />

Fernost-Importe, die zwar schon die Optik teurer Teile aufweisen, aber oft ein bisschen schwerer,<br />

nicht so gut verarbeitet und weniger belastbar sind. Einige Hersteller versuchen mit billigen<br />

Plastikpedalen ein paar Franken zu sparen, auch die äusserst nützlichen Pedalhaken findet man<br />

nicht an jedem Allroundbike.<br />

Funbike<br />

Das Funbike ist für Fortgeschrittene. Diese Leute biken schon seit einiger Zeit und fühlen sich im<br />

Sattel bereits sehr sicher und routiniert. Nach Möglichkeit fahren sie mehrmals die Woche und<br />

schrecken auch nicht vor harten und technisch schwierigen Gelände- passagen zurück. Das<br />

Funbike ist ein reinrassiges Sportgerät, welches einen guten Gegenwert fürs Geld bringt. Der<br />

Preisbereich der Funbikes liegt um 2'000 Franken. Das Gewicht ist schon sehr niedrig; ab 10,5<br />

Kilogramm aufwärts.<br />

Rahmen und Gabel: Gutes Material und gediegene Verarbeitung<br />

In der Funbike-Klasse werden hochwertige CroMo-Stahl-Rahmen renommierter Hersteller<br />

verwendet. Die Rohrsätze besitzen eine wesentlich geringere Wandstärke als das billigere Hi-Ten-<br />

Material und dadurch sparen sie einiges an Gewicht.<br />

Als Alternative zu den Stahlrahmen bieten etliche Hersteller auch Aluminimrahmen an. Die Qualität<br />

des Leichtmetalls ist ebenfalls schon sehr gut, die Rahmen überzeugen darüber hinaus durch<br />

bullige Optik, gediegene Verarbeitung und geringes Gewicht.


Vereinzelt werden auch Carbon-Rahmen angeboten, sie überzeugen durch ein niedriges Gewicht<br />

und die guten Dämpfungseigenschaften des Carbons, als Nachteil muss aber genannt werden, dass<br />

die Verarbeitung des Carbons sehr schwierig ist und es nur wenige Hersteller gibt, die die Carbon-<br />

Technik voll im Griff haben.<br />

Die Rahmengeometrien der Funbikes sind schon sehr sportlich und der Lenkervorbau ist länger und<br />

flacher, was zu einer sportlichen Sitzposition führt.<br />

Auch in der Funbike-Klasse werden immer öfter Federgabeln angeboten. Im Gegensatz zu der<br />

Allroundbike-Klasse, überzeugen diese Federgabeln durch gute Verarbeitung und Funktion.<br />

Schaltung und Bremsen: Aufstieg in die Oberklasse<br />

Die Komponentengruppen der gehobenen Mittelklasse bieten die modernste Schaltungs- und<br />

Bremstechnik, ein geringes Gewicht und hochwertige Verarbeitung. Zum tollen Erscheinungsbild<br />

gesellen sich auch innere Werte: präzise gefertigte Lager sorgen für leichten Lauf und lange<br />

Lebensdauer, aufwendige Dichtungen bewahren ihr Innerstes vor Wasser und Schmutz. Die<br />

Bremsen in der Funbike-Klasse zeichnen sich durch leichte Dosierbarkeit und beachtliche Wirkung<br />

aus.<br />

Sonstige Ausstattung: Überwiegend gute Qualität<br />

Die Ausstattung der Funbikes lässt keine Wünsche mehr offen: Solides Material, gute Verarbeitung<br />

und geringes Gewicht machen die Funbikes wettbewerbsfähig. Damit man auch auf holprigen<br />

Pisten im Sattel bleibt, statten einige Hersteller ihre Geländerenner mit Federgabeln aus. Den<br />

Aufpreis der Federgabeln kompensieren die Bike-Produzenten durch eine etwas abgemagerte<br />

Ausstattung. Das heisst, bei gleicher Ausstattung, ist ein Funbike mit Federgabel etwa 500 bis 600<br />

Franken teurer als eines ohne Federgabel.<br />

Racebike<br />

Das Racebike ist ein kompromissloses Sportgerät, das auch die härtesten Touren und Rennen<br />

wegsteckt. Es ist für Freaks, denen kein Geländeabschnitt zu schwierig ist, und die jede<br />

konditionelle und fahrtechnische Herausforderung annehmen. Sie sind auch bereit, einen hohen<br />

Preis dafür zu bezahlen.<br />

Der Preisbereich geht von etwa 3'000 Franken an aufwärts. Eine obere Limite gibt es nicht. Bikes für<br />

10'000 Franken sind heute keine Seltenheit mehr.<br />

Rahmen und Gabel: Alles vom Feinsten<br />

Ob dünnwandiger CroMo-Stahl, ob wuchtige Alu-Rohre, ob Kohlefaser(Carbon) oder Titan. Jeder<br />

Biker findet das passende Material. Bei vielen Herstellern kann man auch die Geometrie und das<br />

Rahmendesign aussuchen. Die Rahmen in dieser Klasse bestechen durch makellose Verarbeitung.<br />

Federgabeln sind schon fast Standard, natürlich werden nur Top-Federgabeln an solche Bikes<br />

geschraubt.<br />

Stark im Aufwind sind Fullsuspensionbikes. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten, mit schlechten<br />

Federeigenschaften und hohem Gewicht, wurden sie ständig verbessert und weiterentwickelt. Ihre<br />

Vorzüge können sie vor allem beim Downhill entfalten. Jetzt werden aber auch Full-Suspension-<br />

Bikes speziell für den Cross-Country-Bereich angeboten.<br />

Schaltung und Bremsen: Lange Lebensdauer und erstklassige Funktion<br />

Selbst im harten Wettbewerbseinsatz funktionieren die Top-Komponenten der Racebikes<br />

hervorragend. Dank sorgfältiger Verarbeitung der hochwertigen Alu-Teile schalten und bremsen die<br />

teuren Rennboliden auch nach vielen tausend Kilometern noch fast wie am ersten Tag.


Sonstige Ausstattung: Top-Qualität auch im Detail<br />

In dieser Preislage gibt es nicht nur besonders robuste, sondern auch sehr leichte, gediegen<br />

verarbeitete und optisch pfiffige Ausstattungen. Die Teile kommen nur von renommierten<br />

Herstellern. Mittlerweile gehören nebst Federgabeln auch Clickpedale zur Grundausstattung von<br />

Racebikes.<br />

4. Marktsituation<br />

Der Wirtschaft geht es schlecht: Massenentlassungen, Produktionsstillstand, Probleme in der<br />

Autoindustrie - die Leute überlegen sich, wofür sie ihr Geld ausgeben. Man verzichtet auf<br />

extravagante Möbel oder Bilder, isst öfters bei Mc Donalds und spart am Auto; nicht jedoch im<br />

Freizeitbereich oder am Sportgerät. Auf jeden Fall kaufen die Leute nur noch ein Produkt, das gut<br />

für die Umwelt ist, keine Abgase produziert, unabhängig und fit macht, Träger einer Modewelle ist<br />

und damit ein positives Image besitzt. In diesem Sinn gibt es wohl kein perfekteres Produkt als das<br />

Bike.<br />

1992 wurden in Deutschland wieder etwa 6 Millionen Fahrräder verkauft, was den Verkauf von Autos<br />

um fast das Doppelte überflügelt. Heute wird der Gesamtfahrradbestand in Deutschland auf gegen<br />

60 Millionen geschätzt. Es besteht ein grosser Trend zum Zweit- bzw. Drittfahrrad. Bereits 65 % der<br />

verkauften Fahrräder sind Trekking- oder Mountain Bikes. 1992 wurden am meisten <strong>Mountainbike</strong>s<br />

verkauft, die weniger als 2'000 DM kosten. Bei höheren Preisen sind die Verkaufszahlen nicht mehr<br />

ganz so gross, aber dank Bike-Liebhabern besteht immer noch ein kleiner Trend zum Besonderen.<br />

Diese Leute geben dann für etwas Spezielles auch gerne etwas mehr Geld aus als andere, die das<br />

Bike für Sonntagsausflüge im Sommer kaufen.<br />

In Deutschland wurden 1992 wieder etwa 500'000 Mountain Bikes verkauft, wovon Giant mit 50'000<br />

und Wheeler mit 48'000 die meisten Bikes verkauft haben. Der Aufsteiger des Jahres ist jedoch<br />

Marin mit 13'000 verkauften Bikes. Experten sagen, dies sei vor allem auf das gute Outfit und die<br />

Technik, aber auch auf das gute Preis-Leistungs-Verhältnis zurückzuführen. Andere sehr beliebte<br />

Bike-Marken in Deutschland sind: Scott, Trek und Specialized.<br />

Bei den Komponenten sind die Marktanteile noch viel drastischer verteilt: 9 von 10 Bikes sind mit<br />

Komponenten von Shimano ausgerüstet. Shimano erfreut sich dieser grossen Beliebtheit, weil man<br />

über ein breites Sortiment verfügt und die Preise immer noch stabil tief bleiben. Gegen Shimano<br />

haben es andere Komponenten-Hersteller wie Suntour, Sachs oder Campagnolo sehr schwer. Sie<br />

können einfach nicht so billig produzieren wie Shimano.<br />

1993 waren Fahrräder mit robuster Offroadtechnik (Mountain-, Trekking-, All Terrain- Bikes und<br />

Kinderfahrräder) eindeutig die Gefragtesten in Deutschland. Herkömmliche Fahrräder wurden stark<br />

in den Hintergrund gedrückt. Das <strong>Mountainbike</strong> nahm 1993 10 % des deutschen Fahrradmarktes<br />

ein. 1993 war für die <strong>Mountainbike</strong>-Industrie also wieder ein Erfolg, obwohl man anfangs Jahr auf<br />

einen eher ruhigen Geschäftsverlauf getippt hatte. Und alles wäre noch besser gekommen, wenn da<br />

nicht von Juli bis Oktober eine Schlechtwetterlage viele Spontankäufer vom Kauf eines Bikes<br />

abgehalten hätte.<br />

Alle grossen Bike-Hersteller konnten ihre Verkaufszahlen gegenüber dem Vorjahr steigern, nur<br />

Specialized, Wheeler und Winora hatten kleinere Einbussen. Giant und Wheeler sind nach wie vor<br />

die Stärksten auf dem deutschen Bikemarkt. Im Allgemeinen ist ein Trend zu weniger, dafür<br />

stärkeren Marken, die etwas bieten können, festzustellen. Alle Importeure waren mit dem Jahr 1993<br />

sehr zufrieden und sagten, dass man gar nicht merke, dass in Deutschland Rezession herrsche. So<br />

meinte zum Beispiel ein Rocky Mountain-Importeur, dass letztes Jahr 5'000 Mark-Bikes besser<br />

weggegangen seien als die für 3'000 Mark.<br />

Im Bereich der Bike-Komponenten konnte Shimano seinen Marktanteil auf 95% schrauben. Es ist<br />

klar, warum so viele Kunden Shimano kaufen. Der Bekanntheitsgrad ist extrem hoch und die<br />

Marktpräsenz überragend. Einige Bike-Produzenten können mit dem Shimano-Monopol gut leben<br />

und finden es eindeutig das beste Produkt. Andere glauben jedoch, dass der Kunde fast nur noch<br />

auf die Komponentengruppe und den Preis schaut und das Bike in den Hintergrund rückt. Shimano


nützt das Monopol, so einige Importeure, weidlich aus, denn sie reagieren nicht auf Kritik und auf<br />

neue Trends. Weiter ist man mit der Ersatzteillieferung nicht zufrieden, und auch der Preis wurde<br />

erhöht. Darum griffen einige Hersteller auf andere Komponentenhersteller zurück. Doch weder<br />

Sachs noch Suntour oder Campagnolo konnten 1993 in der <strong>Mountainbike</strong>szene Fuss fassen.<br />

Auch in der Saison 1994 konnten die <strong>Mountainbike</strong>-Hersteller einen Zuwachs auf immerhin 550'000<br />

Stück verzeichnen. Es wurden zwar mehr Bikes verkauft, das bedeutet aber nicht für alle Firmen<br />

eine Gewinnsteigerung. Trotz steigender Stückzahlen klagen viele Hersteller: "Der<br />

Durchschnittswert der verkauften Bikes sinkt immer weiter nach unten. Richtig fette Stückzahlen<br />

scheinen nur noch im Segment unter 800 Mark möglich zu sein." Einige Hersteller hatten die Saison<br />

1994 unter allzu rosigen Vorzeichen gesehen und zu optimistisch geordert, obwohl noch ein<br />

erheblicher Teil 93er Modelle bei den Händlern im Lager stand. Diese Bikes mussten weg und<br />

wurden zu Schleuderpreisen, verkauft. Tatsache ist, für die Konsumenten war 1994 ein gutes Jahr,<br />

fürs gleiche Geld gab es bessere Bikes.<br />

Experten sagen, dass auch 1995 gut kommen wird, da eine konstante Fahrradlust und ein Trend<br />

zum Zweit- und Drittrad zu beobachten seien. Der Trend zum <strong>Mountainbike</strong> ist also weiter<br />

ungebrochen, denn es ist ein Produkt von hohem Imagewert und Prestige, bietet immer neue<br />

Innovationen und Faszination und wird darum auch in Zukunft heiss begehrt sein.<br />

Verkaufszahlen in Deutschland:<br />

Marke 1992 1993 1994<br />

Giant 50'000 54'000 77'000<br />

Wheeler 48'000 43'000 45'000<br />

Scott 37'000 39'000 40'000<br />

Trek 26'000 32'000 36'000<br />

Derby 20'000 30'000 36'000<br />

Merida 15'000 19'000 35'000<br />

Raleigh 8'000 20'000 30'000<br />

Univega 12'000 19'000 25'000<br />

Diamond Back k.A. 18'000 24'000<br />

Specialized 25'000 23'000 23'000<br />

GT 15'000 19'000 20'000<br />

Corratec 9'000 15'000 20'000<br />

Marin 13'000 17'000 18'000<br />

Schwinn 5'000 k.A. 18'000<br />

Winora 15'000 10'000 16'500<br />

Centurion 10'000 k.A. 15'000<br />

RS Bikes 9'000 k.A. 10'000<br />

Total 457'000 468'000 550'000<br />

In dieser Verkaufsliste sind nur die sportlichen Mountain Bikes ohne City- und Allterrainbikes<br />

aufgeführt. Dabei wurden nur die Firmen erfasst, die mehr als 10 Einheiten verkaufen konnten<br />

(1994). Die Zahlen beruhen auf Herstellerangaben und Branchenschätzungen.<br />

5. Technische Entwicklung des <strong>Mountainbike</strong>s<br />

5.1. Die Federgabel<br />

Wie die meisten Neuheiten rund um das <strong>Mountainbike</strong> stammt auch die Federgabel aus der<br />

Motorradbranche. 1987 hatte der Motocross-Mechaniker Paul Turner die Idee, eine<br />

motorradähnliche Teleskopgabel in ein <strong>Mountainbike</strong> einzubauen. Weil Paul Turner bis dahin ein


absoluter Nobody in der Bikebranche war, und weil man sehr skeptisch gegenüber modernen Ideen<br />

war, hielten ihn alle für verrückt. Doch Turner hielt an seiner Idee fest. Er wollte eine Gabel<br />

konstruieren, die simpel und leicht zu warten ist, aber trotzdem "cool" aussieht. Die Kritiker wurden<br />

immer lauter und behaupteten, dass niemand eine solche Federgabel brauche, dass die Herstellung<br />

viel zu kompliziert sei, und dass der Käufer mit einem derart technisierten Produkt schlichtweg<br />

überfordert sei. Turner bastelte weiter, bis er 1989 die erste Federgabel auf den Bikemarkt bringen<br />

konnte. Er gab ihr einen genial einfachen Namen: Rock Shox. Ein Jahr später holte sich Greg<br />

Herbold mit genau dieser Rock Shox den Weltmeistertitel im Downhill. Das war das Startsignal für<br />

die Konkurrenz. In jeder Entwicklungsabteilung der grösseren amerikanischen Firmen versuchten<br />

Ingenieure, ebenfalls Federgabeln für das <strong>Mountainbike</strong> zu konstruieren. Es kamen aber meist nur<br />

mangelhafte Rock Shox-Kopien heraus. Vor knapp vier Jahren rührte sich dann auch erstmals etwas<br />

in Europa. Doch kein Produzent machte damals mit seinen Federgabeln das grosse Geld.<br />

Heute hat die Federgabel in der Bikebranche Fuss gefasst. Downhillrennen sind ohne Federgabel<br />

nicht mehr denkbar, und auch immer mehr Cross-Country-Fahrer rüsten ihre Bikes mit Federgabeln<br />

aus. Paul Turners Idee hat langsam auch die letzten Skeptiker überzeugt. Es ist allen klar, dass<br />

bessere Gabeln entscheidende Zeitvorsprünge in einem Rennen bringen, da das gefederte<br />

Vorderrad weniger unkontrolliert auf der Piste springt. Durch den permanenten Kontakt zum Boden<br />

werden die Lenkimpulse und Bremskräfte viel präziser übertragen. Dies bedeutet mehr Sicherheit<br />

und höheren Speed. Ein weiterer Vorteil einer Federgabel ist der grössere Fahrkomfort. Dieser<br />

Vorteil ist nicht zu unterschätzen, denn Bikerennen dauern oft lange, harte Stunden. Wenn der<br />

Fahrer weniger durchgeschüttelt wird, fährt er lockerer und konzentrierter und spart Kraft. Auch das<br />

Bike bekommt weniger Schläge ab und dankt es mit einer höheren Lebensdauer.<br />

Wenn zuerst die Konstrukteure für neuen Wind in der Bikebranche sorgten, so sind es jetzt die<br />

Fahrer selbst, die die Entwicklung vorantreiben. Die Fahrer fordern immer mehr Sicherheit und<br />

Kontrolle, denn die <strong>Mountainbike</strong>-Rennen werden schneller und schneller. Diese neue Generation<br />

von Racebikern, die mit der Federgabel aufgewachsen ist, kann sich ein Bike ohne Federung nicht<br />

mehr vorstellen. Dabei hetzen sie ihre Bikes über brutalste Strecken mit Geschwindigkeiten an die<br />

hundert Stundenkilometer. Allroundmodelle unter den Federgabeln kommen hier oft schon an die<br />

Grenzen der Belastbarkeit. Darum besteht der Trend zur Aufsplitterung: Es wird in Zukunft spezielle<br />

Gabeln für Cross Country und für Downhill geben, da die Anforderungen einfach zu verschieden<br />

sind. Für Rundstreckenrennen muss die Teleskopgabel sensibel ansprechen und besonders leicht<br />

sein. Es gibt auch schon Modelle, die weniger als ein Kilogramm wiegen und trotzdem zuverlässig<br />

sind. Eine reinrassige Downhillgabel hingegen braucht einen grossen Federweg und muss unter<br />

gröbsten Schlägen stabil bleiben, um die Lenkimpulse präzise auf die Strecke zu bringen.<br />

Die Bikehersteller haben auf den Trend zur Federgabel reagiert und bieten 1994 fast jedes zweite<br />

<strong>Mountainbike</strong> auch mit Federung an. Auf dem Zubehörmarkt kann der Kunde schon aus über 60<br />

verschiedenen Federgabelmodellen sein Wunschmodell aussuchen. Von den Billiggabeln (200<br />

Franken) bis hin zum 2'000 Franken teuren Titanmodell ist alles vertreten. Obwohl sich die Gabeln<br />

äusserlich stark ähneln, gibt es im Innenleben doch starke Unterschiede. Die Hersteller setzen bei<br />

ihren Federgabeln auf drei verschiedene Federtypen: Elastomere, Luft- und Stahlfederungen.<br />

Elastomergabeln:<br />

Der am häufigsten verwendete Federtyp sind die Elastomere. Elastomere sind Federungselemente<br />

aus Polyurethan, einer synthetischen Kunststoffmischung, die es in unterschiedlichen Härten gibt.<br />

Dadurch kann man die Federungseigenschaften steuern. Der Elastomerwechsel ist recht<br />

umständlich, weil man die Gabelbeine zerlegen muss, um härtere oder weichere Gummipuffer<br />

einzubauen. Leider kann man die Elastomergabeln nicht so exakt abstimmen wie Hydraulikgabeln.<br />

Ausserdem sind die Elastomere temperaturempfindlich. Das heisst, eine bei 20 Grad Celsius<br />

optimale Einstellung ist bei Temperaturen um den Gefrierpunkt viel zu hart. Ein weiterer<br />

Schwachpunkt der Elastomergabel ist die Dämpfung. Elastomere haben eine mangelhafte<br />

Dämpfung und verleihen dem Fahrer ein trügerisches Fahrkomfortgefühl und bieten nur wenig


Fahrsicherheit. Trotzdem sind Elastomergabeln sehr beliebt, weil Marken wie zum Beispiel Manitou,<br />

RC oder Spring über ein tolles Outfit verfügen.<br />

Hydraulische Gabeln:<br />

Andere Hersteller wie zum Beispiel Rock Shox oder Marzocchi benutzen bei ihren hydraulischen<br />

Gabeln Luft als Federungsmedium. Luft ist ein ideales Federelement: Leicht, stark progressiv und<br />

auf jede gewünschte Federhärte aufpumpbar. Der grosse Vorteil der Oel-Luft-Gabeln gegenüber<br />

den Elastomergabeln ist, dass sie fast wartungsfrei sind und dass man sie, per Luftdruck, leicht und<br />

sehr präzise einstellen kann. Weiter verfügen Hydraulikgabeln über eine hervorragende Dämpfung,<br />

das heisst, dass unkontrollierte Schwingungen des Federungssystems unterbunden werden. Auch<br />

der Preis ist erfreulich: Für den Preis einer durchschnittlichen Elastomergabel bekommt man heute<br />

eine gute Hydraulikgabel. Einer der wenigen Mängel bei Oel-Dämpfungen sind die etwas kurzen<br />

Federwege. Es gibt allerdings auch Ausnahmen: Zum Beispiel die Rock Shox Mag 21 mit 60<br />

Millimeter Federweg.<br />

Stahlfederungen:<br />

Zur dritten Kategorie gehören die Spring Downhill-Gabel und die RST 200: Beide Gabeln arbeiten<br />

mit Stahlfedern, einer, im Motorradbereich, seit Jahren bekannten Technik. Dies ist der seltenste<br />

Federungstyp und hat den grossen Nachteil, dass die Stahlfedern das Gewicht der Gabel deutlich<br />

nach oben treibt. Auch die Dämpfung lässt einiges zu wünschen übrig. Dies werden auch die<br />

Gründe sein, warum nur sehr wenige Hersteller auf diese Methode zurückgreifen.<br />

Die Dämpfung: Funktion und Wirkung<br />

Die Dämpfung hat den Sinn, unkontrollierte Schwingungen des Federungssystems zu unterbinden.<br />

Bei den Oel-Luft-Gabeln kommt die dämpfende Wirkung dadurch zustande, dass sich das Oel durch<br />

kleine Öffnungen im sogenannten Dämpferkolben pressen muss. Das erzeugt einen grossen<br />

Strömungswiderstand und führt zur Umwandlung der überschüssigen Energie in Wärme. Die<br />

Dämpfung ist um so stärker, je schneller sich der Kolben bewegt und je kleiner der<br />

Durchflussquerschnitt der Bohrungen ist. Die Bohrungen besitzen oft noch flache Scheibenventile<br />

oder Kugelventile, mit denen die Hersteller die Dämpfungseigenschaften noch zusätzlich<br />

beeinflussen können.<br />

Die meisten Gabelhersteller benutzen für ihre<br />

Hydraulikgabeln unterschiedliche Ventile, für die<br />

Dämpfung beim Einfedern (Druckstufendämpfung) und<br />

beim Ausfedern (Zugstufendämpfung). Die Druckstufe<br />

unterstützt die Federung bei heftigen Stössen, wie zum<br />

Beispiel beim Überfahren von Wurzeln, und soll damit ein<br />

Durchschlagen verhindern. Die Aufgabe der Zugstufe<br />

besteht darin, die Ausfederbewegung so stark abzubremsen,<br />

dass die Federung nicht über ihre Ruhelage<br />

hinausschiesst und damit das System zum Schwingen<br />

kommt. Genau darin liegt das Problem der Elastomere:<br />

Sie besitzen fast keine Dämpfung, so dass sie bei hohem<br />

Tempo zum Springen neigen.<br />

Neuster Trend: Oelgedämpfte Elastomerfedergabeln<br />

Die Marktleader im Bereich der Federgabeln, Rock Shox und Manitou, glauben die Lösung für die<br />

schlecht dämpfenden Elastomergabeln gefunden zu haben. Im September 1994 erschienen erstmals<br />

ihre ölgedämpften Elastomergabeln auf dem Markt. Mit Oeldämpfer-Kartuschen soll das lästige


Springen der Elastomere verhindert werden. Die Dämpfung wurde verbessert, der Aufbau der Gabel<br />

ist nicht mehr so kompliziert, und der Wechsel der Elastomere ist einfacher. Allgemein kann man<br />

auch sagen, dass die Rock Shox Judy und die Manitou EFC leichter zu warten sind als ihre<br />

Vorgänger. Aber sie haben immer noch die Schwachpunkte, die die Hydraulikgabeln besser<br />

machen: Elastomere sind temperaturempfindlich und nicht exakt justierbar. Darum ist eine<br />

Hydraulikgabel weiterhin eher zu empfehlen als die neusten ölgedämpften Elastomergabeln.<br />

Nebst dem, dass Federgabeln grösseren Fahrkomfort und mehr Sicherheit bringen, haben sie auch<br />

Nachteile. Beim Abbremsen sinkt die Federgabel leicht ein, was zu ganz kleinen<br />

Steuerunsicherheiten führt. Doch dieses Problem ist nur eine Frage der Gewohnheit, und der Fahrer<br />

verspürt das Einsinken der Federgabel nach nur wenigen Fahrten nicht mehr. Das, im Vergleich zu<br />

einer normalen Gabel, höhere Gewicht führt zu einem etwas schwergängigeren Lenkverhalten. Ein<br />

weiterer Nachteil ist, dass beim Wiegetritt bergauf etwas Kraft verloren geht. Doch dieser Verlust ist<br />

sehr klein und nicht zu vergleichen mit dem Kraftverschleiss beim Bergauffahren mit einem<br />

Fullsuspension-bike.<br />

Kritiker (und Neider) der Federgabel streichen diese Probleme übertrieben hervor, wobei diese<br />

Negativpunkte nie das Ausmass haben, wie viele glaubten. In einem Punkt haben die Kritiker aber<br />

recht: Die Rahmengeometrie des <strong>Mountainbike</strong>s verändert sich mit dem Einbau von Federgabeln.<br />

Heute ist diese Veränderung aber gering. Fast alle Federgabeln verändern den Sitz- und Lenkwinkel<br />

um ein bis zwei Grad. Aber auch hier wird weiter getüftelt. Viele Hersteller bieten mittlerweile eine<br />

Rahmengeometrie an, die bereits auf einen späteren Einbau einer Federgabel vorbereitet ist. Bei<br />

diesen Bikes kann man nachher keine nennenswerten Winkelveränderungen mehr feststellen. Es<br />

gibt allerdings noch ein paar extreme Downhill-Federgabeln, mit etwa 90 Millimeter Federweg, die<br />

eine übermässige Geometrieveränderung zur Folge haben. Doch solche Federgabeln sind auch<br />

nicht für normale Bikes vorgesehen, sondern für spezielle Downhillbikes.<br />

Man kann bei den Federgabeln aber ein durchwegs positives Fazit ziehen, denn die positiven<br />

Eigenschaften überwiegen doch deutlich, und eine gute Federgabel ist für jedes Bike eine<br />

Bereicherung. Auch die Preise nehmen langsam eine vernünftigere Basis an: Etwa 500 Franken<br />

kostet eine gute Hydraulikgabel.<br />

Ich selber fahre auch mit einer Federgabel. Es ist eine Trek Mogul, die bereits an meinem Bike<br />

montiert war, als ich es gekauft habe. Beim ersten Probefahren erschrak ich sehr, denn die<br />

Federgabel sinkt beim Bremsen ein. Bei starkem Abbremsen hatte ich das Gefühl, fast über die<br />

Lenkstange zu fallen, da ich einfach noch nicht damit vertraut war. Doch man gewöhnt sich recht<br />

schnell an das Einfedern der Gabel und kommt bald sehr gut damit zurecht. Der Fahrkomfort nimmt<br />

stark zu, vor allem die Schläge auf Handgelenke und Arme werden gut gedämpft. Bis jetzt hatte ich<br />

noch keine Probleme mit meiner Federgabel, und ich bin von der Funktion wirklich überzeugt.<br />

<strong>Mountainbike</strong>n ohne Federgabel kann ich mir gar nicht mehr vorstellen. Ich kann jeden Biker nur<br />

zum Kauf einer guten Federgabel ermutigen.<br />

5.2. Fullsuspensionbike<br />

Downhill ist sicher die ausgefallenste Disziplin des <strong>Mountainbike</strong>sports. Es hat weniger mit Kondition<br />

und Kraft zu tun, dafür um so mehr mit Überwindung und Risiko. Stürze sind keine Seltenheit.<br />

Darum tragen die Fahrer einen Integralhelm und spezielle Kleidung, die sie vor Verletzungen<br />

schützen. Geschwindigkeiten um die 100 Stundenkilometer sind in diesem Sport keine Utopie. Und<br />

solche Geschwindigkeiten muss man auch erreichen, um im Downhill an der Spitze mithalten zu<br />

können. Natürlich sind die Anforderungen ans Material riesig, und die Entwicklung wird von den<br />

Fahrern selber vorangetrieben. Es kommen von Tag zu Tag neue Wünsche punkto Sicherheit und<br />

höherem Speed auf die Produzenten zu. Es ist Material gefragt, das den enormen Belastungen<br />

standhält und die Downhiller immer noch schneller den Berg hinunter bringt. Eine Downhillfahrt von<br />

heute ist mit einem normalen <strong>Mountainbike</strong> nicht zu bewältigen, darum wurden spezielle Bikes für


Downhiller entwickelt. Das sind Bikes, die eine Federgabel haben und über einen gefederten<br />

Hinterbau verfügen. Man nennt sie Fullsuspensionbikes.<br />

Durch die Fullsuspensionbikes kommen immer neuere Rahmenformen auf den Markt, denn der<br />

gefederte Hinterbau verlangt neue Konstruktionen. Natürlich versucht jeder Hersteller seine<br />

eigenen, zum Teil verrückten, Ideen in die Wirklichkeit umzusetzen. Es entstanden so verschiedene<br />

Federtypen und verschiedenste Rahmenkonstruktionen. Einige Fullsuspensionbikes sehen richtig<br />

toll aus, andere hingegen fallen durch komplizierte und zum Teil unmöglich aussehende<br />

Rahmenformen auf. Heute gibt es nicht mehr nur die normale Rahmenkonstruktion, sondern es gibt<br />

zum Beispiel sehr dicke Rohre, oder es werden neue Rohre eingebaut, oder es wird ein Rohr<br />

weggelassen und durch eine andere Konstruktion ersetzt, oder man baut zwei Unterrohre ein<br />

anstelle von einem. Diese Entwicklung hat die <strong>Mountainbike</strong>branche interessanter gemacht und<br />

bringt viel Abwechslung. Jedes Jahr kommen neue Ideen und Formen auf den Markt, die manchmal<br />

zwar nicht besser sind, aber immerhin erstaunen. Fullsuspensionbikes werden heute immer noch<br />

grösstenteils von Downhillern gefahren, doch auch für Tourenfahrer sind vollgefederte Bikes<br />

sinnvoll, da sie sehr viel Fahrkomfort bringen. Leider verliert der Fahrer beim Bergauffahren etwas<br />

Energie an die Federung, aber trotzdem glauben einige Experten, dass man in etwa fünf Jahren fast<br />

nur noch Fullsuspensionbikes verkaufen wird, denn die Federungen sollen noch stark verbessert,<br />

und somit soll auch der Kraftverlust vermindert werden.<br />

Man kann sagen, dass fast jeder Hersteller sein eigenes Federsystem entwickelt hat, aber es gibt<br />

zum Teil sehr ähnliche Rahmen. Grundsätzlich kann man zwischen den vier folgenden<br />

Hinterbausystemen unterscheiden:<br />

Hoher Schwingendrehpunkt<br />

Die Fullsuspensionbikes der ersten Stunde<br />

besassen alle einen hochgelegten<br />

Schwingendrehpunkt, denn dadurch konnte man<br />

die gross-dimensionierten Schwingenlager ohne<br />

Platzprobleme unterbringen. Allerdings bringt<br />

diese einfache Konstruktion einen grossen<br />

Nachteil mit sich: Beim Einfedern des Hinterrades<br />

tritt nämlich ein kräftiger Pedalrückschlag auf.<br />

Der Grund dafür ist, dass sich durch das Einfedern der Abstand zwischen Tretlager und<br />

Hinterradachse vergrössert. Auch die Kette macht diese Bewegung mit und dreht die Kurbel nach<br />

hinten. Das kostet viel Kraft und schmälert das Fahrvergnügen deutlich.<br />

Praktisch alle etwas älteren Fullsuspensionbikes hatten dieses Federungssystem. Unter anderem<br />

auch der amerikanische Hersteller Trek. Doch heute ist dieses Systsm nicht mehr so beliebt, weil<br />

der Pedalrückschlag bei hohem Schwingendrehpunkt sehr stark zu spüren ist.<br />

Mittlerer Schwingendrehpunkt<br />

Um den energiefressenden Pedalrückschlag zu<br />

verkleinern und dennoch genügend Platz für eine<br />

massive Lagerung zu haben, verlegen manche<br />

Hersteller den Schwingendrehpunkt so nah wie<br />

möglich ans grosse Kettenblatt. Doch auch bei<br />

dieser Konstruktion spürt man noch deutlich den<br />

Pedalrückschlag. Je weiter der Drehpunkt der<br />

Schwinge vom Tretlager entfernt ist und je<br />

weicher der Hersteller das Federbein abgestimmt<br />

hat, desto stärker spürt man die<br />

Federungseinflüsse beim Überfahren von<br />

Hindernissen.


Niedriger Schwingendrehpunkt<br />

Diese Konstruktion ist für die vollgefederten Bikes<br />

sicherlich am besten geeignet, denn durch die<br />

Anlenkung des Hinterbaus in die Nähe des<br />

Tretlagergehäuses spürt der Fahrer keine Federungseinflüsse<br />

im Antriebsstrang. Besitzt das Bike<br />

darüber hinaus noch ein zusätzliches Gelenk am<br />

hinteren Ausfallende ("Horst-Link"), kann das<br />

Federbein auch bei angezogener Bremse noch<br />

ungehindert arbeiten. Man spricht dann von<br />

einem "aktiven System".<br />

Mongoose und Rocky Mountain verwenden bei ihren vollgefederten Bikes einen niedrigen<br />

Schwingendrehpunkt. Das zur Zeit wohl beliebteste Fullsuspensionbike ist das Mongoose Amplifier.<br />

Es begeistert durch eine feinfühlig und gut gedämpfte Hinterradfederung und durch die<br />

verwindungssteife und sehr schluckfreudige AMP-Gabel. Man sagt, dass das Bike sehr wendig sei<br />

und zielgenau in den Kurven liegt. Ähnliches gilt für das Rocky Mountain, wobei es durch seine<br />

renntaugliche Ausstattung zum perfekten Downhillbike wird.<br />

Hinterbau mit Umlenksystem<br />

Hebelsysteme sind im Motorradbau Stand der Technik. Jetzt kommen die aufwendigen Hebellagen<br />

auch beim Bike in Mode, denn durch eine geschickte Wahl des Übersetzungsverhältnisses kann der<br />

Konstrukteur Federweg und die Progressivität von Dämpfung und Federung optimal auf das Bike<br />

abstimmen. Manche Hersteller setzen die Umlenkhebel auch ein, um die Federung beim Pedalieren<br />

zu blockieren. Doch wie bei den anderen Systemen gilt auch hier: Auf den Drehpunkt kommt es an.<br />

Je höher der Schwingendrehpunkt, desto stärker ist der Pedalrückschlag zu spüren. Der grösste<br />

Nachteil ist, dass die Umlenksysteme durch den massiven Hebel und die vielen Lager oft schwerer<br />

und wartungsintensiver als herkömmliche Federungssysteme sind.<br />

Der bekannteste Hersteller, der auf dieses<br />

Federungssystem schwört, ist GT. Das<br />

vollgefederte GT verfügt über Licht und Schatten:<br />

Es überzeugt durch einen verwindungssteifen<br />

Rahmen und durch die hervorragende Rock Shox<br />

Titanium Federgabel. Die Hinterradfederung<br />

hingegen ist schlecht abgestimmt. Sie ist deutlich<br />

zu progressiv ausgelegt, was dazu führt, dass das<br />

Hinterrad bei härteren Schlägen ständig springt.<br />

Zum Schluss dieses Kapitels noch ein paar Daten und Fakten über Fullsuspensionbikes: Bei den<br />

Federungen am Hinterbau gibt es die gleichen Systeme wie bei den Federgabeln, nur sind die<br />

Häufigkeiten der Systeme anders verteilt. Die meisten vollgefederten Bikes arbeiten mit Stahlfedern<br />

und hydraulischer Dämpfung oder mit Elastomerfederungen. Oel-Luft-Systeme werden weniger oft<br />

verwendet. Sehr selten benützen die Hersteller hydraulisch gedämpfte Elastomerfederungen und<br />

nur die Firma Checker Pig montiert einen Carbonring an ihre Fullsuspensionbikes.<br />

Das Gewicht und der Preis der vollgefederten Bikes variieren von Modell zu Modell sehr stark. Die<br />

Bikes sind im allgemeinen zwischen 11 und 18 Kilogramm schwer. Fullsuspensionbikes sind wegen<br />

des gefederten Hinterbaus einiges schwerer als ungefederte Bikes. Es gibt natürlich auch<br />

Ausnahmen, die nur etwa 11 Kilogramm schwer sind, dafür schnellt der Preis bei solchen Modellen<br />

schnell in die Höhe. Das billigste vollgefederte <strong>Mountainbike</strong> kostet etwa 1'000 Franken und die


teuersten gegen 13'000 Franken. Hier gilt es noch anzumerken, dass ein Bike für 1'000 Franken<br />

nicht gerade das ideale Gerät für einen harten Downhill ist.<br />

Auf dem deutschen Bikemarkt bieten gegenwärtig 52 Hersteller 98 verschiedene<br />

Fullsuspensionbikes an. Diese Zahlen werden noch steigen, denn das Geschäft mit den<br />

vollgefederten <strong>Mountainbike</strong>s läuft gut.<br />

5.3. Alternative Federungssysteme<br />

"Schon für ungefähr 300 Franken kann man sein Bike mit Lenker- und Stossdämpfer-Sattelfederung<br />

so nachrüsten, dass man ein volltaugliches Fullsuspensionbike besitzt..."; dies jedenfalls behaupten<br />

die Hersteller verschiedener alternativer Federsysteme. Bei diesen Preisen könnte man sich sogar<br />

noch ein paar edle Komponenten kaufen. Weiter sagen die Hersteller: "Ein alternatives Federbike<br />

wiegt kaum mehr als ein ungefedertes Bike, was man von Bikes mit Federgabeln und<br />

Fullsuspensionbikes nicht behaupten kann. Auch entstehen durch alternative Federungssysteme<br />

keine Geometrieveränderungen." All diese Behauptungen machten viele Verkäufer und Kunden<br />

neugierig. Es wurden sofort Tests mit diesen neuartigen Federungssystemen duchgeführt. Auf den<br />

ersten Anblick fragte man sich sofort, ob das wirklich die Wunderteile gegen Wucherpreise, starke<br />

Schläge und wunde Gelenke sind, von denen ihre Hersteller so viel halten. Doch welche alternative<br />

Federungssysteme gibt es eigentlich?<br />

Die meisten der alternativen Federungselemente sind gefederte Lenkervorbauten. Es gibt hier<br />

verschiedene Systeme, zum Beispiel der Parallelogrammvorbau Allsop Softride. Er arbeitet mit<br />

Elastomerdämpfer und Stahlfeder in Form eines Parallelogramms. Der Vorbau reagiert sehr gut auf<br />

kleinere Schläge, dafür ist die Elastomerdämpfung bei grösseren Schlägen deutlich überfordert, was<br />

ein unkontrolliertes Zucken des Lenkers zur Folge hat. Der schweizer Bike-Profi Thomas<br />

Frischknecht fährt Rennen auf einem Bike mit einem solchen Vorbau. Wer aber noch nicht über<br />

genügend Erfahrung beim Biken verfügt, der sollte sich nicht diesen Vorbau kaufen. Allgemein kann<br />

man über einen gefederten Vorbau sagen, dass er den Fahrkonfort verbessert, und vor allem für<br />

geübte Tourenfahrer geeignet ist. Für Extrem-Biker ist ein gefederter Vorbau allerdings nichts. In<br />

Sachen Preis und Gewicht besitzen sie gegenüber der Federgabel deutliche Vorteile, aber in Bezug<br />

auf Funktionalität und Federweg sind ihnen die Federgabeln doch noch voraus.<br />

Viele Hersteller von alternativen Federungssystemen setzen auf gefederte Sättel, bzw. gefederte<br />

Sattelstützen. Sie arbeiten mit, in der Sattelstütze eingebauten, Stahlfedern. Das Gewicht ist relativ<br />

gering, und der Preis liegt unter 200 Franken. Die gefederten Sattelstützen mühen sich zwar mit den<br />

Schlägen ab, vermögen aber nur einen kleineren Teil zu absorbieren. Auch dieses alternative<br />

Federelement ist sehr springfreudig, da der Stahlfeder keine Dämpfung zur Seite steht. Dies führt zu<br />

unangenehmen Schwingungen und auch dazu, dass sich die Distanz Sattel-Pedal ständig verändert.<br />

Der Federweg einer solchen Federung beträgt etwa 40 Millimeter, was genau der Distanzänderung<br />

entspricht. Diese Distanzänderung erschwert im Gelände das Treten. Im Allgemeinen ist eine<br />

Sattelstützenfederung genau das Richtige für Tourenfahrer mit Rückenproblemen, sie ist aber für<br />

einen Renneinsatz eher hinderlich als nützlich.<br />

Ein weiteres alternatives Federungssystem stellt Ciclo Sport her: Allsop Softride. Es handelt sich<br />

hier um eine Kohlefaserschwinge, die am Oberrohr des Bikes befestigt wird und beinahe waagrecht<br />

(leicht steigend) nach hinten schaut. Am hinteren Ende ist der Sattel befestigt. Diese Konstruktion ist<br />

mit einem Rahmen ohne Sattelrohr zu vergleichen, aber der Arm des Allsop Softride ist noch viel<br />

stärker federbar. Schon beim Aufsitzen sinkt der Sattel um einige Centimeter ein. Durch die Montage<br />

eines solchen alternativen Federelements wird die Fahrt viel komfortabler, aber das System ist<br />

leider fast ungedämpft. Dadurch wird es bei holpriger Fahrt fast zu einem Katapult. Wegen des 90<br />

Millimeter Federwegs verändert sich die Distanz zwischen Sattel und Pedal noch stärker als bei den<br />

oben genannten gefederten Sattelstützen. Dieses alternative Federungssystem bietet zwar eine<br />

ziemlich aufregende Optik, aber es ist auch sehr kostspielig. Es kostet um die 500 Franken und<br />

sorgt dazu noch für eine unerwünscht beschwingte Fahrt.


Es gibt neben den oben genannten alternativen Federungssystemen auch noch weitere, die aber<br />

nicht von allzugrosser Bedeutung sind. Auch werden die Hersteller in Zukunft wohl noch mehr Ideen<br />

in Sachen alternative Federungssysteme auf den <strong>Mountainbike</strong>-Markt bringen.<br />

Abschliessend kann man über die alternativen Federungssysteme folgendes sagen: Die alternativen<br />

Federungen schonen in erster Linie den Fahrer und bringen mehr Fahrkomfort, vernachlässigen<br />

aber das Fahrgefühl (starke Sitzpositionsveränderungen) und schützen das Material überhaupt<br />

nicht. Fahrer, die mit alternativen Federungen herumfahren klagen nie, oder nur ganz selten, über<br />

irgendwelche Schmerzen. Darum sind diese Federungen vor allem Fahrern zu empfehlen, die<br />

Probleme mit dem Rücken, den Bandscheiben und den Handgelenken haben. Sie sind auch auf<br />

solche Fahrer zugeschnitten, die eher eine langsamere Gangart einlegen und viel Wert auf<br />

Fahrkomfort legen. Wer aber glaubt, dass alternative Federsysteme ein preiswerter Ersatz für eine<br />

Federgabel oder sogar für ein Fullsuspensionbike sind, der irrt sich gewaltig. Sie kommen nämlich<br />

nie an die Funktionalität einer Federgabel heran und sind nicht für sportliche Ausfahrten oder<br />

Renneinsätze, wenn man mal vom Parallelogrammvorbau absieht. Mit diesem kommt man allerdings<br />

nur zurecht, wenn man annähernd an das Fahrkönnen eines Thomas Frischknecht herankommt, und<br />

das hat beileibe nicht jeder.<br />

5.4 Scheibenbremsen, Hydraulische Bremssysteme<br />

Wie bei allen Gebieten im Bereich des <strong>Mountainbike</strong>sports, sind auch der Entwicklung der Bremsen<br />

keine Grenzen gesetzt. Auch bei den Bremsen stammen die neusten Ideen aus der<br />

Motorradbranche. Bis vor etwa zwei Jahren gab es auf dem <strong>Mountainbike</strong>markt nur<br />

Cantileverbremsen, doch seit kürzerer Zeit werden neu auch Scheibenbremsen angeboten. Im<br />

Gegensatz zur Federgabel hat sich die Scheibenbremse bei Funbikern noch nicht durchgesetzt,<br />

aber bei den Downhillern erfreut sie sich bereits grosser Beliebtheit.<br />

Obwohl die Scheibenbremsen auf den ersten Blick wesentlich komplizierter als Cantilever wirken,<br />

sind sie doch recht einfach und aus wenigen Teilen aufgebaut. Die Funktion der Bremse ist<br />

ebenfalls einleuchtend. Ein oder mehrere bewegliche Bremskolben befinden sich im Sattelgehäuse<br />

über einer mit der Nabe fest verbundenen Bremsscheibe. Betätigt man den Bremshebel, so drückt<br />

der Kolben mit dem Bremsbelag seitlich gegen die Bremsscheibe. Dennoch gibt es Unterschiede.<br />

Die Scheibenbremsen arbeiten nach drei unterschiedlichen Prinzipien - mechanisch,<br />

halbhydraulisch und hydraulisch.<br />

Mechanische Scheibenbremsen kommen ohne jede Hydraulik aus. Bei dieser Art von<br />

Scheibenbremse läuft der Bremskolben auf einer Art Schneckengang. Betätigt man den Bremshebel,<br />

so schraubt sich der Kolben weiter in den Bremssattel hinein und presst den Bremsbelag gegen die<br />

Scheibe. Eine Feder sorgt dafür, dass nach dem Bremsvorgang der Kolben wieder in seine<br />

ursprüngliche Lage zurückgeht. Der Vorteil der mechanischen Konstruktion liegt im einfachen und<br />

preiswerten Aufbau der Scheibenbremse. Darüber hinaus kann man zum Beispiel die Hope-<br />

Scheibenbremse mit jedem beliebigen Cantilever-Bremshebel kombinieren und damit auch sehr<br />

leicht und kostengünstig nachrüsten. Allerdings leidet die Dosierbarkeit der Bremse unter dem<br />

langen Bremszug. Besonders in feuchtem Gelände fällt es schwer, die Blockiergrenze des<br />

Vorderrades auszuloten. Eine mechanische Scheibenbremse verlangt nach einer schlammigen<br />

Fahrt eine säubernde und fettende Hand, um eine reibungslose Funktion auf Dauer sicherzustellen.<br />

Die halbhydraulischen Scheibenbremsen, wie sie<br />

zum Beispiel Pro-Stop und Diacompe herstellen,<br />

sind die Zwischenstufe zwischen einer mechanischen<br />

und vollhydraulischen Scheibenbremse. Mit<br />

einem herkömmlichen Cantilever-Bremshebel<br />

betätigt man zuerst einen Seilzug, der auf einen


Minihebel am Bremssattel wirkt. Erst mit dessen<br />

Hilfe bewegt man den Bremskolben dann zur<br />

Arbeit. Es ist von Modell zu Modell verschieden,<br />

ob die Bremsbeläge mit einem oder zwei Kolben<br />

gegen die Scheibe gepresst werden. Die<br />

halbhydraulischen Bremsen haben einen kleinen<br />

Nachteil gegenüber den vollhydraulischen<br />

Bremsen.<br />

Durch den langen Zug vom Bremshebel zum Bremssattel fühlen sich die halbhydraulischen<br />

Bremsen meist etwas teigig an, da sich die Hülle und der Zug leicht stauchen bzw. ausdehnen.<br />

Dadurch fällt es schwer, sich an die Blockiergrenze der Reifen heranzutasten.<br />

Die vollhydraulische Scheibenbremse hat die Bremstechnik im Motorrad- und Automobilbau<br />

revolutioniert. Sie vereint Wartungsfreiheit mit ausgezeichneter Bremskraft und Dosierbarkeit. Bei<br />

der hydraulischen Scheibenbremse drückt ein Geberkolben im Bremshebel das Hydrauliköl durch<br />

eine Leitung zum Nehmerkolben im Bremssattel. Dort presst der Nehmerkolben den Bremsbelag an<br />

die Scheibe. Ein grosser Vorteil ist, dass Schnee, Schmutz und Nässe der hydraulischen<br />

Scheibenbremse so gut wie nichts anhaben können, da das System komplett gekapselt ist.<br />

Die Funktionalität der Scheibenbremsen ist sowohl bei Nässe wie auch bei Trockenheit gleich gut.<br />

Keine Cantilever kommt, bei Nässe und Matsch, an die Bremskraft einer Scheibenbremse heran. Die<br />

Scheibenbremse ist viel bedienungsfreundlicher als die Cantilever. Das lästige justieren der<br />

Bremsbacken von Cantilever hat ein Ende. Man muss nicht nach jeder Fahrt neu einstellen, und es<br />

gibt auch weniger Aufwand beim Reinigen, denn das Bremsgehäuse ist komplett abgeschlossen.<br />

Auch das Gewicht der, anfänglich noch ziemlich schweren, Scheibenbremse konnte von den<br />

Herstellern stark gedrosselt werden. Man setzt zum Beispiel Aluminium-Scheiben ein, um die<br />

Scheibenbremse in Sachen Gewicht freundlicher zu gestalten.<br />

Eine normale Scheibenbremse kostet heute, unabhängig von den oben genannten Systemen,<br />

zwischen 400 und 1'000 Franken. Dies ist im Vergleich zu einer Cantilever-Bremse natürlich ein<br />

enormer Preis. Das Gewicht der verschiedenen Scheibenbremsen variiert sehr stark. Zwischen 400<br />

und 800 Gramm schwer ist ein, auf dem europäischen Markt erhältlicher, Disc-Stopper. Hersteller<br />

wie AMP, Paioli, Diacompe und auch die deutsche Marke Sachs versuchen sich auf dem neuen<br />

Bike-Sektor durchzusetzen.<br />

Es gibt also viele grosse Vorteile, welche die Scheibenbremse theoretisch gegenüber der<br />

Cantileverbremse haben müsste, doch die Praxis sieht leider etwas anders aus. Bei mehreren Tests<br />

traten die ersten Defekte schon beim Einfahren zum Vorschein. Abgerissene Bremsscheiben,<br />

geplatzte Befestigungsnieten und blockierte Bremsbeläge sind keine Seltenheit. Weitere Schwächen<br />

weisen die Scheibenbremsen bei längeren Fahrten auf. In den Dauertests haben sie gegen eine<br />

gute Cantilever, wie zum Beispiel die XTR, keine Chance. Die Scheibenbremsen kämpfen mit der<br />

entstehenden Hitze. Dadurch blockieren die Bremsen die Räder so, dass man kein Bike mehr<br />

schieben kann.<br />

Die Mehrzahl der Hersteller hat die Belastungen, denen eine Scheibenbremse beim Biken<br />

ausgesetzt wird, offensichtlich unterschätzt. Doch gerade bei Bauteilen, an denen das Leben des<br />

Fahrers hängt, muss Stabilität und Sicherheit über alles gehen. In der Scheibenbremse liegt die<br />

Zukunft. Sobald es den Konstrukteuren gelingt, die jetzt noch vorhandenen Mängel zu korrigieren,<br />

wird sich die Scheibenbremse gegen die normale Cantilever durchsetzen. Dann werden wohl auch<br />

Hobbybiker den Trend bei den Bikeprofis nachahmen und ihre <strong>Mountainbike</strong>s mit Scheibenbremsen<br />

ausstatten.<br />

Ein völlig anderes Bremsen-Konzept verfolgt der Hersteller Magura: Man entwickelte die erste<br />

hydraulische Felgenbremse fürs Bike. Ähnlich wie bei der Cantilever-Konkurrenz sitzen die beiden<br />

Bremszylinder auf Anlötsockeln am Rahmen und an der Gabel. Für die Übertragung der Handkräfte<br />

sorgt hier aber kein Bremsseil, sondern - wie beim Motorrad - eine Hydraulikleitung. Der Aufbau der


Hydro-Stop-Bremse ist denkbar einfach. Wie jedes hydraulische System besteht sie aus einem<br />

Geberkolben, einer Mittlerflüssigkeit und einem Nehmerkolben. Der Geberkolben sitzt im Bremsgriff.<br />

Sobald man den Griff betätigt, drückt der Kolben die Mittlerflüssigkeit - ein spezielles Hydrauliköl -<br />

durch die Bremsleitung. Dadurch bewegen sich die Nehmerkolben in den Bremszylindern aus ihrer<br />

Ruhelage und der Bremsklotz presst sich an die Felge. Der grösste Vorteil der Magura-Bremse ist,<br />

dass sie nahezu verlustfrei arbeitet.<br />

5.5 Das Clickpedal<br />

<strong>Mountainbike</strong>r stellen andere Forderungen an ein Clickpedal als die Radrennfahrer. Fürs Gelände<br />

braucht es einen beidseitigen Einstieg, festen Sitz des Schuhs, aber trotzdem seitliche<br />

Bewegungsfreiheit, versenkte Schuhplatten, einfacher Ein- und Ausstieg und gute Funktion auch bei<br />

widrigsten Bedingungen.<br />

Shimano nahm die Herausforderung an, und begann 1988 ein Clickpedal fürs <strong>Mountainbike</strong> zu<br />

entwickeln. Man nannte es SPD-Pedal, SPD steht für Shimano Pedaling Dynamics. Greg Herbold,<br />

Bike-Profi der ersten Stunde und Downhill Weltmeister 1990, war massgeblich an der Entwicklung<br />

des SPD-Pedals beteiligt. Die Entwicklung dauerte 2 Jahre, parallel zum Clickpedal entwickelten die<br />

Ingenieure von Shimano auch gleich den passenden Schuh. Im Jahre 1990 war die Entwicklung<br />

abgeschlossen. An der Weltmeisterschaft 1990 in Durango fuhr Greg Herbold als erster das SPD-<br />

Pedal. Greg Herbold war ja auch derjenige, der als erster mit einer Rock Shox Federgabel fuhr. Er<br />

war also immer dabei, wenn es eine bahnbrechende Neuerung gab.<br />

Bald schon entwickelten auch andere Hersteller Clickpedale für das <strong>Mountainbike</strong>. Viele<br />

übernahmen das System von Shimano, brachten nur kleine Änderungen an, es gibt aber auch völlig<br />

andere Konstruktionen, doch zu dem später.<br />

Im Worldcup fährt heute fast jeder mit SPD-Pedalen und auch unter Sport- und Funbiker findet das<br />

Pedal immer mehr Anhänger. Ich selbst fahre seit den Herbstferien '94 auch mit SPD-Pedalen.<br />

Das sagen die Bike-Profis<br />

• Thomas Frischknecht, Team Ritchey USA:<br />

"Ich finde das SPD-System einfach genial - im Rennen fährt es jeder. Der grosse Vorteil: Man<br />

kommt viel schneller rein und raus."<br />

• Peter Stiefl, Team Rocky Mountain:<br />

"<strong>Mountainbike</strong> ohne SPD - das wäre wie ein Laufrad ohne Speichen. Am Berg kann man viel<br />

effektiver ziehen, und beim Downhill besitzt man mehr Kontrolle über sein Bike."<br />

• Volker Krukenbaum, Team Kuwahara:<br />

"SPD-Pedale sind im Rennsport nicht mehr wegzudenken. Vor allem am Berg bringen sie enorme<br />

Vorteile, da man die Kraft voll aufs Pedal übertragen kann."<br />

Die Vor- und Nachteile der Clickpedale<br />

Nicht nur im Wettkampf bringt die feste Bindung mit dem Pedal Vorteile, auch für Normalbiker zahlt<br />

sich der enge Kontakte zum Pedal aus. Nach soviel Lob fragt man sich, ob es denn gar keine<br />

Nachteile gebe. Aus diesem Grund folgt nun eine objektive Beurteilung des SPD-Systems mit einer<br />

Auflistung von Vor- und Nachteilen:<br />

+ Man kann viel schneller ins Pedal einsteigen - wenn man's einmal raushat. Im Gegensatz zum<br />

herkömmlichen Riemenpedal kann man zweiseitig einsteigen, und das Problem in die Riemen zu<br />

kommen gehört der Vergangenheit an.<br />

+ Man kommt schneller aus dem Pedal heraus. Beim alten System musste man den Riemen stark<br />

anziehen, um eine gute Kraftübertragung zu gewährleisten, dies führte aber zu Problemen beim<br />

Ausstieg. Mit dem Clickpedal besitzt man eine sichere und feste Bindung, aus der man sich aber<br />

jederzeit problemlos ausklinken kann.


+ Durch die feste Verbindung überträgt man seine Kraft äusserst effektiv auf das Pedal. Da der Fuss<br />

sich auf dem Pedal weder vor noch zurückbewegen kann, sitzt er immer an der richtigen Stelle. Mit<br />

Haken und Riemen sitzt der Fuss zwar auch fest, doch Haken umklammert nur den halben Fuss und<br />

lässt ihm noch eine geringe senkrechte und seitliche Bewegungsfreiheit. Dagegen bildet das SPD-<br />

Pedal ein vertikal starres System.<br />

+ Die Härte des Auslösebereichs lässt sich, je nach Können, einstellen. Anfänger und Tourenbiker<br />

wollen meistens möglichst leicht aus dem Pedal kommen, während sich Rennfahrer in einer<br />

knallharten Verbindung oft sicherer fühlen.<br />

+ Sprünge werden viel einfacher. Wer bisher noch keinen Bunny Hop konnte, lernt ihn mit<br />

Clickpedalen bestimmt. Man braucht nur noch synchron an Pedalen und Lenker zu ziehen - schon<br />

ist man in der Luft.<br />

+ Es gibt keine verletzungsträchtigen Zacken mehr wie zum Beispiel bei den griffigen<br />

Bärentatzenpedalen.<br />

+ Die gefühllosen Füsse gehören der Vergangenheit an. Bei den herkömmlichen Pedalen mussten<br />

Race- und Sportbiker die Riemen extrem anziehen, um im Gelände sicheren Halt auf dem Pedal zu<br />

finden. Das schnürt den Fuss natürlich ab und die Folge sind eingeschlafene und, bei niedrigen<br />

Temperaturen, eiskalte Füsse.<br />

+ Clickpedale sind schmaler als normale Pedale. Deswegen sind grössere Schräglagen in Kurven<br />

möglich, in denen man noch weitertreten kann, beim SPD-Pedal bis zu 31 Grad.<br />

± Beim Laufkomfort gibt es kaum Abstriche, weil die Einsätze, im Gegensatz zu den Einsätzen bei<br />

Rennrad-Clickpedalen, in den Schuhsohlen versenkt sind.<br />

± Das Gewicht ist kaum oder nicht höher als bei den herkömmlichen Pedalen.<br />

Bei sovielen Vorteilen fragt man sich, warum denn nicht jeder mit Clickpedalen fährt. Der Grund<br />

dafür ist bei den Nachteilen zu suchen:<br />

– Der grösste Nachteil: Man muss sich völlig umgewöhnen: Am Anfang ist es schwierig, den Einstieg<br />

ins Pedal zu finden, weil das Gefühl noch fehlt, wo sich am Schuh das Gegenstück für die<br />

Verbindungsstelle am Pedal befindet. Das erfordert anfangs einiges Probieren und Geduld. Die<br />

Ausstiegsbewegung ist auch völlig ungewohnt, obwohl man den Fuss nur seitlich abdrehen muss.<br />

Wenn ein SPD-Beginner in einer brenzligen Situation schnell aus dem Pedal möchte, wird er<br />

anfangs - wie tausendmal vorher - den Fuss nach hinten ziehen - und dann langsam umfallen, weil<br />

ihn das Pedal bei der Bewegung nach hinten nicht freilässt. Das Paradoxe daran, wenn man seitlich<br />

abkippt soll man den Fuss auch noch in diese Richtung drehen, eine widersinnige Bewegung. Diese<br />

Umstellung erfordert oft viel Zeit, in der man noch einige Male Bekanntschaft mit dem Untergrund<br />

macht.<br />

– Es gibt keine Alternative: Man kann nur eingeklinkt fahren, da das schmale und rutschige Pedal<br />

keinen sicheren Halt für die Sohlen bietet. In schwierigen Trialpassagen kann man ein normales<br />

Pedal einfach umdrehen und ohne Haken den schwierigen Abschnitt fahren. Wer ohne zweiseitigen<br />

Einstieg auskommt, für den gibt es eine Alternative: Es werden nämlich Kombi-Pedale auf dem<br />

Markt angeboten. Auf der einen Seite haben sie einen SPD-Mechanismus, die andere ist wie bei<br />

einem herkömmlichen Pedal gestaltet.<br />

– Da die SPD's keinen Halt für normale Schuhe bieten, sind sie nur wenig alltagstauglich. Doch<br />

auch hier gibt es eine Lösung, Shimano bietet Aufsteckplatten an, die das Clickpedal auch mit<br />

normalen Schuhen fahrbar machen.<br />

– Die Einsätze sind zwar in der Sohle versenkt, doch wenn das Profil schon abgelaufen ist, stehen<br />

die Einsätze etwas hervor. Auch auf felsigem Untergrund können die Einsätze zu Ausrutschern<br />

führen.<br />

– Schlamm vertragen die SPD's noch relativ gut, doch bei Schneematsch gibt's Ärger. Raus kommt<br />

man zwar immer, doch wenn das Bike ein paar Minuten steht, gefriert der Matsch und blockiert die<br />

Mechanik. Die Folge: Man kommt nicht mehr rein.


– Auch die seitliche Auslösung der Pedale wird manchmal zum Problem. Durch unbeabsichtigtes<br />

Verdrehen bei Tricks oder Sprüngen entlassen sie den Fahrer ohne Vorwarnung aus der<br />

Verbindung - das kann zu Stürzen führen.<br />

– Durch häufiges Gehen werden die Schuhplatten abgenutzt. Abgenutzte Schuhplatten klinken nicht<br />

mehr sauber ein oder aus, sie müssen ersetzt werden.<br />

– Die Pedale sind nicht gerade billig. Zusätzlich zu den Pedalen benötigt man auch noch spezielle<br />

SPD-Schuhe.<br />

Meine Erfahrungen mit Clickpedalen<br />

Ich selbst hatte mit dem Einstieg mehr Mühe als mit der ungewohnten Ausstiegsbewegung. Ich<br />

musste mich anfangs einfach auf den seitlichen Ausstieg konzentrieren, hatte dies aber bald schon<br />

automatisiert. Beim Einstieg suchte ich anfangs minutenlang herum, bis ich endlich die richtige<br />

Stelle traf. Auch jetzt, nach zwei Monaten gelingt mir der Einstig nicht immer auf Anhieb. Bestätigt<br />

hat sich die Voraussage für den Bunny Hop. Vorher konnte ich den Bunny Hop nicht, ich hatte<br />

immer Probleme, das Hinterrad in die Luft zu kriegen. Jetzt mit den Clickpedalen ist es völlig einfach<br />

- man muss nur am Lenker und an den Pedalen ziehen und schon ist man in der Luft. Man ist viel<br />

besser mit seinem Bike verbunden, ich habe den Eindruck, dass ich dadurch mehr Kontrolle über<br />

mein Bike habe.<br />

Die unterschiedlichen Clickpedal-Systeme<br />

Die Clickpedale von Shimano, Look, Ritchey,<br />

Shogun, MKS, Wellgo etc. funktionieren alle<br />

nach dem gleichen Prinzip: Wenn man auf das<br />

Pedal tritt, drückt sich eine, mit Federkraft<br />

vorgespannte, bewegliche Halteklammer<br />

kurzzeitig nach aussen, und der speziell<br />

geformte Schuheinsatz rastet ein. Bewegt man<br />

den Fuss nach aussen, gleitet der<br />

Schuheinsatz wie über eine Schanze nach<br />

oben, hebelt dabei die bewegliche Haltebacke<br />

auf, und rutscht aus seiner Fixierung heraus.<br />

Bei dieser Art von Clickpedalen ist die<br />

Auslösehärte einstellbar.<br />

Onza baut ein Pedal nach dem gleichen Prinzip, die Auslösehärte wird aber nicht über eine Feder,<br />

sondern mit unterschiedlichen Elastomeren bestimmt.<br />

Time konstruiert ein Pedal, welches nur einen einseitigen Einstieg besitzt, es ist aber so<br />

ausbalanciert, dass es mit der richtigen Seite oben liegt. Die Verbindung erfolgt über zwei<br />

Stahlbügel, einer davon ist beweglich gelagert. Beim Einstieg wie auch beim Ausstieg, wird der<br />

bewegliche Stahlbügel weggedrückt und die Verbindung mit dem Schuheinsatz gelöst. Bei dieser<br />

Konstruktion ist die Auslösehärte nicht einstellbar.<br />

Die ungewöhnlichste Konstruktion kommt von Speedplay. Dieses Pedal funktioniert ähnlich wie ein<br />

Bajonettverschluss: Halterung und Zapfen haben zwei Nasen. Liegen sie übereinander, hängt der<br />

Schuh fest am Pedal, verdreht man sie gegeneinander, kommt man frei. Das Ungewöhnliche daran<br />

ist, dass man beim Auslösen fast keinen Widerstand überwinden muss. Dies kann sich positiv oder<br />

negativ auswirken und schränkt den Einsatzbereich ein.<br />

Einsatzbereich für Clickpedale<br />

Clickpedale sind nicht für jeden Biker und Einsatzbereich zu empfehlen. Auf schwierigen Touren, mit<br />

extrem schwierigen Trialpfaden, sollten Normalbiker auf ihre alten Pedale zurückgreifen. Auch


Trialfahrer wie Hansjörg Rey benutzen weder Clickpedale noch Haken und Riemen, sondern stehen<br />

bei ihren waghalsigen Aktionen auf dem nackten Pedal.<br />

5.6. Rahmenmaterialien: Stahl, Aluminium, Carbon und Titan<br />

In letzter Zeit wurden die <strong>Mountainbike</strong>s oft nur noch nach der Komponentengruppe beurteilt. Dabei<br />

bildet der Rahmen die Basis für ein gutes Bike. Was nützen einem XTR-Komponenten, wenn der<br />

Rahmen den starken Belastungen im Gelände nicht standhält? Es ist also wichtig, dass die<br />

Komponenten und der Rahmen auf den entsprechenden Einsatzbereich abgestimmt sind.<br />

Im Rahmenbau findet man vier Materialien. Der klassische Stahlrahmen ist am weitesten verbreitet,<br />

er erhielt aber starke Konkurrenz durch den Aluminiumrahmen. Auf dem neuesten Stand der<br />

Technik sind Carbonrahmen in der Monocoque-Bauweise. Und für solche, die einen grossen<br />

Geldbeutel haben, gibt es die sehr teuren Titanrahmen.<br />

Um Licht ins Dunkel zu bringen, folgt ein Vergleich der verschiedenen Materialien in Bezug auf<br />

Materialeigenschaften und Verarbeitung.<br />

Stahl<br />

Materialeigenschaften:<br />

Auch heute noch besteht die Mehrzahl der Bikes aus Stahl, obwohl die Konkurrenz aus dem<br />

Carbon-, Titan- und Aluminiumlager immer grösser wird. Es gibt eine Vielzahl von Stahlrohrsätzen in<br />

den unterschiedlichsten Qualitäten und Preisklassen auf dem Markt. In erster Linie unterscheiden<br />

sich die Rahmenrohree durch ihr Gewicht und durch die Festigkeit des Materials. Hochwertige<br />

Rohrsätze bestehen aus Chrom-Molybdän-Stahl, kurz "Cro-Moly". Diese Stahllegierung ermöglicht<br />

es, sehr leichte Rohre mit einer extrem dünnen Wandstärke herzustellen. Oft werden die Rohre<br />

auch noch konfiziert, das heisst, die Wandstärke ist in der Mitte geringer als an den Enden, wo das<br />

Material durch das Schweissen oder Löten stärker strapaziert wird. Der Fachausdruck für solche<br />

endverstärkte Rohre lautet "Double-Butted". Die bekanntesten Hersteller für solche Rohre sind<br />

Tange und Ishiwata in Japan, Columbus, Oria, Reynolds, Vitus und Mannesmann in Europa und<br />

True Temper in den USA.<br />

Verarbeitung:<br />

Die Stahlrohrsätze kann der Rahmenbauer auf die unterschiedlichsten Arten miteinander verbinden:<br />

Materialschonendes Löten, mit oder ohne Muffen oder das von den Taiwanern oft praktizierte WIG-<br />

Schweissen. Es bleibt dem Geschmack des Käufers überlassen, welche Verbindungstechnik er<br />

bevorzugt. Hochwertige Stahlrahmen begeistern den Biker mit filigraner Optik und einem guten<br />

Kompromiss aus Rahmenstabilität und Fahrkomfort.<br />

Fazit:<br />

Ein gut verarbeiteter Stahlrahmen hält auch härtesten Beanspruchungen stand und überzeugt durch<br />

zeitloses Design. Die immer leichteren Rohrsätze machen den Gewichtsnachteil gegenüber Carbon,<br />

Titan oder Alu wett.<br />

Aluminium


Materialeigenschaften:<br />

Der Werkstoff Aluminium ist gleichbedeutend mit Leichtbau ohne Stabilitätseinbussen. Aluminium<br />

gehört zu der Gruppe der Leichtmetalle. Bei einer Dichte von 2.7 kg/dm 3 bringt das Alu nur ein<br />

Drittel des Stahlgewichts auf die Waage. Reines Aluminium ist ein sehr weicher Werkstoff und für<br />

den Rahmenbau völlig ungeeignet. Durch bestimmte Legierungszusätze kann man, wie auch bei<br />

Stahl und Titan, enorme Festigungssteigerungen erzielen.<br />

Verarbeitung:<br />

Für geschweisste Rahmen verwendet man eine Aluminium-Legierung mit Magnesium- und Silizium-<br />

Bestandteilen. Eine Legierung mit Zusätzen von Kupfer, Magnesium und Zink ist zwar wesentlich<br />

fester, aber nicht mehr schweissbar. Rohre aus diesem Material eignen sich also nur für geklebte<br />

Rahmen, bei denen man die Rohre mit Muffen verbindet. Gleiches gilt für Titanal, eine<br />

Aluminiumlegierung mit geringen Titanzusätzen, die sogar die Festigkeitswerte einiger Stahlsorten<br />

überbietet. Aber ungeachtet der relativ hohen Festigkeit, die man mit Aluminium erzielen kann,<br />

widersteht dieser Werkstoff Verformungen weniger gut als Stahl. Theoretisch müsste man die<br />

Wandstärke bei Alu verdreifachen, um die gleichen Festigkeitswerte wie bei Stahl zu erreichen.<br />

Damit wäre der Gewichtsvorteil des Leichtmetalls Alu dahin. Die Lösung für dieses Problem heisst<br />

Oversized: Die Rahmenbauer verwenden Rohre mit einem sehr grossen Durchmesser, dadurch<br />

kann man die Wandstärke gering und das Gewicht niedrig halten.<br />

Fazit:<br />

Aluminium besitzt 30 % Marktanteil, das bedeutet Platz zwei hinter Stahl. Für das hochwertige<br />

Leichtmetall sprechen das geringe Gewicht, die wuchtige Optik und eine enorme Seitensteifigkeit.<br />

Weniger erfreulich ist die unnachgiebige Härte der meisten Oversized-Rahmen, dies kann aber mit<br />

einer guten Federgabel mehr als wett gemacht werden.<br />

Carbon<br />

Materialeigenschaften:<br />

Carbon ist fünfmal leichter und dabei etwa sechsmal fester als Stahl. Eigentlich optimale<br />

Voraussetzungen für einen extrem leichten und trotzdem stabilen Rahmen. Aber Carbon kann man<br />

nicht in seiner reinen Form verarbeiten. Erst die Kombination von Carbonfasern mit stabilisierendem<br />

Harz bringt die gewünschte Haltbarkeit. Neben dem spröden Carbon enthalten die Rahmen oft noch<br />

die PU-Faser Spectra und die zähe Aramidfaser Kevlar. Mit diesen Fasern kann der Konstrukteur<br />

das Dämpfungs- und Schwingungsverhalten des Rahmens sehr gut auf den Einsatzbereich<br />

abstimmen.<br />

Verarbeitung:<br />

Die Carbonfaser kann man auf zwei Arten verarbeiten. Die erste Möglichkeit besteht darin, dass<br />

man die Fasern um einen Kern spinnt und dann das Gewebe mit Harz tränkt. Nach dem Aushärten<br />

des Carbonrohres zieht man dann den Innenkern heraus. Dann verklebt man die Carbonrohre mit<br />

Aluminiummuffen.<br />

Die zweite Möglichkeit nutzt die Eigenschaften des Carbons noch viel besser aus, die in der Formel<br />

1 benutzte Monocoque-Bauweise. Die Carbonlagen legt man hier in einer Form genau entlang der<br />

Kraftflussrichtung aus. Der Vorteil dieser Verarbeitungsart: Man kann an wenig belasteten Stellen


Material sparen und an stark beanspruchten Stellen Material dazugeben; Computerberechnungen<br />

helfen dabei. Nach dem sorgfältigen Auslegen der Matten schliesst man die Form und setzt sie dann<br />

entweder von innen unter Überdruck oder erzeugt von aussen ein Vakuum. Dann erwärmt man die<br />

Form, so dass das Gewebe aushärtet. Nachdem der Rahmen in der Form ausgebacken ist, muss<br />

man den noch recht unansehnlichen Rahmen durch Handarbeit verspachteln und verschleifen.<br />

Fazit:<br />

Trotz mancher Verarbeitungskompromisse: Carbon ist das Material der Zukunft, dessen<br />

Möglichkeiten bisher noch lange nicht ausgeschöpft wurden. Carbonrahmen sind robust, leicht und<br />

dämpfen Vibrationen hervorragend.<br />

Titan<br />

Materialeigenschaften:<br />

Titanrahmen gehören zur absoluten Spitzenklasse im Rahmenbau; das Rahmenmaterial ist sehr<br />

teuer, die Verarbeitung sehr aufwendig. Reines Titan ist für den Rahmenbau ungeeignet, da es sich<br />

schon unter geringster Belastung verformt. Also wird das Edelmetall mit anderen Stoffen veredelt,<br />

das heisst legiert. Sehr oft findet man bei Titanrahmen die Werkstoffbezeichnung Ti3/Al2,5V, was<br />

bedeutet, dass der Rahmen aus 94,5 % Titan, 3 % Aluminium und 2,5 % Vanadium besteht. Diese<br />

Legierung übertrifft die Festigkeitswerte von sämtlichen, im Rahmenbau eingesetzten<br />

Aluminiumverbindungen und auch etlicher Stahlsorten. Das Problem liegt aber bei der Elastizität,<br />

Titan besitzt nur die Hälfte der Steifigkeit von Stahl. Diesen Nachteil kann man aber mit einem<br />

Oversized- Rahmen wieder wett machen.<br />

Verarbeitung:<br />

Die Verarbeitung von Titan ist schwierig. Man kann Titan nicht in der normalen Luftatmosphäre<br />

schweissen, sondern muss die gesamte Wärmeeinflusszone mit einem Schutzgas abdecken. In der<br />

Regel verschweisst man daher die Rohre in Kabinen, die ganz mit dem Edelgas Argon gefüllt sind.<br />

Der Aufwand lohnt sich, die Titanrahmen besitzen neben dem geringen Gewicht und dem<br />

ausgezeichneten Fahrkomfort noch einen grossen Vorteil - Titan ist ausserordentlich<br />

korrosionsbeständig. Auf eine schlagempfindliche Lackierung kann man daher verzichten.<br />

Fazit:<br />

Gut verarbeitete Titanrahmen halten ein Leben lang. Sie rosten nicht und fahren sich sehr<br />

komfortabel. Nachteile liegen beim hohen Preis und bei der geringen Seitensteifigkeit.<br />

5.7. Leichtbau<br />

Leichtbaubikes sind gross in Mode, jedes Gramm Gewichtsersparnis wird als Werbemittel genutzt.<br />

Doch bringt ein Leichtbaubike wirklich soviel? Man muss zwischen dem Fahren in der Ebene und<br />

dem Biken am Berg unterscheiden. In der Ebene spielt die Masse des Bikes keine grosse Rolle, sie<br />

wirkt sich nur beim Beschleunigen aus. Entscheidende Vorteile bringt ein Leichtbaubike aber am<br />

Berg, weil sich dort Beschleunigen und Abbremsen ständig abwechseln. Stufen, Steine und Wurzeln<br />

rauben dem Bike den Schwung und bringen den Fahrer aus dem Tritt, was jedesmal wertvolle<br />

Energie kostet. An einem steilen Anstieg wird das Bike bei jedem Tritt beschleunigt, im toten Punkt


verlangsamt sich das Bike wieder, so dass man kurz darauf wieder neu antreten muss. Es ist also<br />

keine gleichmässige Bewegung wie in der Ebene, sondern ein ständiger Wechsel zwischen<br />

Beschleunigung und Abbremsung. Jede Geschwindigkeitsänderung kostet Kraft, und die ist von der<br />

bewegten Masse abhängig. Ein leichtes Bike bringt hier also Vorteile. So gross ist die<br />

Energieersparnis aber auch wieder nicht. Eine Untersuchung von Professor Dr. von Osten-Sacken<br />

zeigte: Ein neun Kilogramm schweres Bike bringt einem 88 Kilogramm schweren Fahrer an einer<br />

Steigung nur eine Energieersparnis von 4 % gegenüber einem Bike mit 12 Kilogramm Masse.<br />

Der Informatiker Arno Schmidmeier kommt auf ähnliche Ergebnisse, bei ihm erzielt das 9.4<br />

Kilogramm leichte Juchem-Bike bei einem 85 Kilogramm schweren Fahrer an einer zehnprozentigen<br />

Steigung eine 3 % höhere Geschwindigkeit als ein 12-Kilogramm-Racebike. Das bedeutet, anstatt<br />

mit 15 Stundenkilometern fährt man mit 15.45 km/h die Steigung hinauf. Vordergründig erscheint<br />

einem diese Geschwindigkeitszunahme minimal, doch über eine längere Strecke summiert sie sich,<br />

und kann zu einem beträchtlichen Vorsprung führen.<br />

Die Leichtbikes haben aber noch andere Vorteile, so zum Beispiel im Wiegetritt. Dort bewegt man<br />

das Bike zusätzlich zur Vorwärtsbewegung auch noch seitlich hin und her. Natürlich ist auch diese<br />

seitliche Beschleunigung von der Masse abhängig, ein Leichtbike kippt fast von alleine von einer<br />

Seite auf die andere, während man bei einem 15-Kilogramm-Bike kräftig am Lenker ziehen muss.<br />

Durch die geringen Massen rund um die Lenkachse reagieren Leichtbikes schneller und direkter auf<br />

Steuerimpulse des Fahrers, so dass der Fahrer das Gefühl hat, mit sehr wenig Lenkkraft um die<br />

Kurven zu kommen.<br />

Komponenten für den Leichtbau<br />

Leichtbau fängt mit einem leichten, aber trotzdem stabilen Rahmen an. Dann kann man eine leichte<br />

Gabel mit einem leichten Steuersatz einbauen. Beim Innenlager könnte man ein Modell aus Titan<br />

verwenden, was aber eine beträchtliche Geldausgabe bedeutet.<br />

Das grösste Potential liegt aber bei den Laufrädern, dort kann man, ohne Mehrpreis, mehr als 1000<br />

Gramm einsparen. Man verwendet leichte Felgen mit Alunippel und dünnen leichten Speichen. Dies<br />

kombiniert man mit einem leichten Reifen und einem leichten Schlauch.<br />

Bei den Bremsen kann man nicht viel einsparen, hier genügt es, wenn man die Teile aus der Gross-<br />

Serie nimmt .<br />

Bei den Schalthebeln bringt der Daumenschalthebel immer noch am wenigsten Gewicht mit sich,<br />

und beim Schaltwerk kann man eine Short-Cage-Version verwenden.<br />

Auch beim Lenker ist es möglich einige Gramm einzusparen, allerdings sollte man dort der<br />

Sicherheit grosse Beachtung schenken, ein Lenkerbruch kann zu bösen Verletzungen führen.<br />

Beim Sattel und bei der Sattelstütze werden oft Sättel im "Flite"-Design verwendet, welche weniger<br />

als 200 Gramm auf die Waage bringen. Bei der Sattelstütze kann man ein leichtes Aluminium oder<br />

Carbon Modell wählen.<br />

Sicherheitsrisiken beim Leichtbau<br />

Lenker knicken ab, Sattelstützen brechen und auch Kurbeln halten der Belastung nicht stand.<br />

Rückrufaktionen wie bei Ringlé zeigen, dass etwas nicht stimmt. Der Einsatz der Leichtteile im Alltag<br />

deckt die Schwächen auf. Leider sind solche renommierten Firmen wie Ringlé noch eine löbliche<br />

Ausnahme. Sie handeln beim kleinsten Anzeichen eines Fehlers und tauschen die Produkte<br />

kostenlos aus. Oft wird der Markt aber als "Testfeld" benutzt, berichtet der Fahrradsachverständige<br />

Ernst Brust.<br />

Der Leichtbau ist sicher bis zu einem gewissen Punkt sinnvoll. Wenn man aber bei tragenden<br />

Teilen, wie Lenker, Sattelstützen, Vorbauten, Kurbeln und Gabeln gewisse Grenzen überschreitet,<br />

dann kann es gefährlich werden.<br />

Am meisten Probleme gibt es bei billigen Leichtbauteilen aus Carbon. Die Billig-Hersteller haben zu<br />

grosse Fertigungstoleranzen und wenn noch eine unsachgemässe Behandlung des Verbrauchers<br />

dazu kommt, der die Schrauben zu fest anzieht, ist der Defekt vorprogrammiert.


Die Hersteller bewegen sich auf einem schmalen Grat. Ist das Produkt zu leicht, bricht es. Ist es zu<br />

schwer, kauft es niemand.<br />

Man kommt zum Schluss, dass Leichtbauteile ihren Preis haben und Leichtbau durchaus sinnvoll ist,<br />

er darf aber in keinem Fall auf Kosten der Sicherheit der Funktionalität betrieben werden.<br />

5.8. Schaltungssysteme<br />

Die Schaltungen funktionieren alle nach dem gleichen Prinzip: Mit der linken Hand schaltet man<br />

zwischen den drei vorderen Kettenblättern hin und her, die rechte steuert die Kette auf den hinteren<br />

sieben oder acht Ritzeln. Der Unterschied liegt bei den Schalthebeln. Die wiederum gliedern sich in<br />

vier Systeme:<br />

1. Daumenschalthebel:<br />

Man konnte sie schon am "Ur-<strong>Mountainbike</strong>" von Gary Fisher vorfinden. Trotz diverser neuer<br />

Modelle erfreuen sie sich, besonders unter Rennfahrern, grosser Beliebtheit. Sie sind sehr robust<br />

und im Falle eines Schadens kann man die Rasterschaltung auf Reibschaltung umschalten.<br />

Leichtbau-Freaks wählen dieses System, weil es das Leichteste auf dem Markt ist. Solche<br />

Daumenschalthebel werden von den Firmen Shimano, Suntour und Campagnolo hergestellt. Die auf<br />

dem Lenker sitzenden Hebel bedient man einfach mit Daumen und Zeigefinger. Ein kleiner Nachteil<br />

besitzt aber dieses System: Man muss zum Schalten den sicheren Griff am Lenker lösen.<br />

2. STI-Schalthebel / X-Press:<br />

Die zweite Generation der Schaltsysteme kommt von Shimano (STI) und Suntour (X-Press). Das<br />

System besteht aus zwei indexierten Hebeln, die unterhalb des Lenkers liegen. Fürs Rauf- und<br />

Runterschalten gibt es auf jeder Seite einen eigenen Hebel, den man nur noch mit dem Daumen<br />

bedient. Dadurch muss man die Hand zum Schalten nicht mehr vom Lenker nehmen. Viele<br />

Einsteiger bewerteten dieses System aber als zu kompliziert, weil es im Gelände vorkommen kann,<br />

dass man den falschen Hebel erwischt.<br />

Dieses System wird heute von Shimano nicht mehr produziert, es wurde vollständig durch das<br />

folgende System ersetzt.<br />

3. Rapidfire-Plus-Schalthebel:<br />

Mit dieser Entwicklung setzte Shimano neue Massstäbe in bezug auf Funktionalität und Ergonomie.<br />

Hier liegen die Hebel zwar auch unter dem Lenker, sie sind aber räumlich getrennt. Der eine Hebel<br />

liegt vor, der andere hinter dem Lenker, so dass die Hand beim Schalten den Griff immer<br />

umschliesst. Durch die Trennung der Hebel ist eine Verwechslung, wie sie beim STI noch möglich<br />

war, ausgeschlossen. Der Daumen übernimmt das Rauf-, der Zeigefinger das Runterschalten.<br />

4. Drehgriffschaltung:<br />

Dieses System wird von Grip Shift, Sachs, Suntour und Campagnolo angeboten. Hier ist der ganze<br />

Griff, meist aber nur ein Teil des Griffes, drehbar gelagert. Durch einfaches Drehen des Griffes<br />

bewegt man ihn in die nächste Rasterung und wechselt damit den Gang. Dabei hält man den Lenker<br />

ganz umschlossen.<br />

Die Drehgriffschaltung von Grip Shift erfreute sich in der Saison '94 grosser Beliebtheit und bildete<br />

die grösste Konkurrenz zum Rapidfire-Plus-System von Shimano.<br />

6. Probleme mit Bikern<br />

6.1 Umweltproblematik<br />

Mountainbiking ist eine Sportart, die immer mehr Fans und Freunde für sich gewinnt, aber leider<br />

auch viele Gegner und Kritiker hervorruft. Wanderer, welche ein negatives Erlebnis mit Bikern<br />

gehabt haben, stacheln die Medien an. So entsteht ein allgemeines Bild von Bikern, das etwa so


aussieht: Biker sind hirnlose Ökosäue, die auf jeder Biketour die Natur niederwalzen, gewaltige<br />

Erosionen auslösen und seltene Pflanzen ausrotten.<br />

Durch verschiedene Nachfragen bei Naturschutz- und Forstämtern können diese erheblichen<br />

Schäden der Natur, die durch Biker verursacht werden sollen, dementiert werden. Wo man auch<br />

nachfragt, nirgends sind ökologische Schäden in der Natur bekannt, die von <strong>Mountainbike</strong>rn<br />

stammen. Wenn man aber Presseberichte über das Biken liest, dann kommt man nicht um die<br />

angeblichen Schäden der Natur durch Biker herum. Es muss sich hier um eine Art von<br />

Hetzkampagne gegen den <strong>Mountainbike</strong>sport handeln. Diese Artikel verkaufen sich bei den Lesern<br />

sehr gut, denn der Leser will über etwas empört sein und braucht einen Sündenbock. Dazu sind<br />

natürlich Umweltschäden, die von einer kleinen Gruppe von Sportlern verursacht werden sollen, wie<br />

geschaffen. Der <strong>Mountainbike</strong>sport eignet sich dafür wirklich gut, denn eine noch sehr junge<br />

Sportart, die vor allem von jungen Personen betrieben wird, hat in der Regel ziemlich viele Kritiker<br />

und Feinde. Und diese warten natürlich nur darauf, an einem weiteren Punkt herumzumeckern.<br />

Doch die angeblich von Bikern verursachten grossen Naturschäden sind keiner offiziellen Stelle, die<br />

sich mit der Problematik auseinandersetzt, bekannt. Schon gar nicht kann man von einer<br />

ökologischen Bedrohung der Natur sprechen. Eine Studie des österreichischen Alpenvereins im<br />

Karwendelgebiet ergab folgende Auswertung: Im gesamten Untersuchungsgebiet konnten keine<br />

ökologischen Schäden festgestellt werden. Leider fahren vereinzelte Biker abseits von Wegen, doch<br />

man konnte trotzdem keine negativen Auswirkungen entdecken. Im Wald wird überhaupt nicht<br />

gefahren, aber im Bereich der Alpen und Wiesen konnten vereinzelte Ausritte registriert werden.<br />

Meist sind dies allerdings Wanderer, die sich abseits von Wegen aufhalten und somit auch für das<br />

Wegabschneiden verantwortlich sind.<br />

Da fragt man, sich von wo denn die ganze Aufregung und der publizistische Ärger stammen? Die<br />

Antwort liefert die Studie aus Österreich. Es sind weniger als zehn Prozent der Biker, welche den<br />

ganzen Konflikt hervorrufen. Sie sind diejenigen, die die Wege verlassen und über Wiesen fahren.<br />

Eine weitere Studie bestätigt dies. 93 Prozent aller Biker bleiben auf den Wegen, denn der grosse<br />

Teil der Biker hat Sinn für ökologische Zusammenhänge, ist sensibel für die Natur und schränkt sich<br />

bei der Routenwahl selber ein. Leider vermiesen einige Schwachsinnige mit ihren Randalen in der<br />

Natur allen Bikern den Ruf und durch ihre Geschicklichkeitsfahrten mitten durch den Wald<br />

provozieren sie nur Verbote. Daraus entsteht ein schlechtes Image, unter dem auch die<br />

rücksichtsvollsten Biker zu leiden haben.<br />

Der grössere Teil der Biker allerdings fährt vorwiegend auf Forstwegen. Diese Wege sind etwa zwei<br />

bis drei Meter breit und bestehen aus Schotter. Dass Biker hier Erosionsschäden hervorrufen ist<br />

völlig unmöglich, denn dort fahren ja auch Lastwagen und Forstfahrzeuge herum. Weitere ideale<br />

Wege für Biker sind die Wanderwege, welche als befestigte Wege erkennbar sind und<br />

aufgeschottert sind. Wenn ein Weg aber feucht ist, so sind sofort Spuren sichtbar, die zu Empörung<br />

bei Wanderern führen, obwohl sie keine ökologische Auswirkung haben. Es gilt eine Faustregel für<br />

Biker im Gelände: Je feuchter der Weg und je höher der Weg hinauf führt, um so empfindlicher wird<br />

die Natur, und um so sorgfältiger müssen die Biker damit umgehen.<br />

Seit 1989 befasst sich eine Forschergruppe der Universität Bern mit dem Thema "Tourismus und<br />

Wild". Das Ziel dieser Gruppe ist es, die Gesamtbelastung und die Störung der Wildtiere durch den<br />

Freizeitbetrieb in den Alpen zu erforschen. Die Frage nach den beobachteten Häufigkeiten von<br />

möglichen Störquellen ergab, dass sich zumindest Wanderer in jedem Gebiet aufhalten, und zwar<br />

das ganze Jahr über. Im Sommer und Herbst werden sie auch von Wildhütern als die grössten<br />

Störenfriede genannt. Fast ebenso häufig seien Pilz- und Beerensammler anzutreffen. Erst dann<br />

folgen in der Störungshitliste Helikopterflüge, Hängegleiter, Privatverkehr auf Forststrassen,<br />

Bergsteiger, <strong>Mountainbike</strong>r, Jogger und freilaufende Hunde. Im Winter verschiebt sich das Ganze in<br />

Richtung Skisport. Als häufigste Störungsquelle nannten die Wildhüter Tourenskifahrer, Wanderer,<br />

Helikopter, Variantenskifahrer und freilaufende Hunde. Danach wurden Privatverkehr, Bergsteiger,<br />

Jogger, Hängegleiter und ganz am Schluss <strong>Mountainbike</strong>r genannt.<br />

Abgesehen davon, dass nur wenige Biker der Natur möglicherweise geringen Schaden zufügen,<br />

muss man sich natürlich bewusst sein, dass jedes Motorfahrzeug mehr Spuren hinterlässt und dazu<br />

auch noch mit vielen Abgasen die Luft verschmutzt. Ein echter Schaden für die Natur kann


möglicherweise nur dann entstehen, wenn eine Strecke (im Gelände, nicht auf Wegen) regelmässig<br />

von Bikern befahren wird, und selbst dann ist die entstandene Zerstörung nur gering. Im Vergleich<br />

mit der grossflächigen Ausbeutung und der Zerstörung der Natur, die ein Skiferienort für seine<br />

Wintersportler in Kauf nimmt, sind die geringen potentiellen Schäden durch <strong>Mountainbike</strong>r<br />

lächerlich. Dass es Menschen gibt, die sich heutzutage über ökologische Probleme des<br />

<strong>Mountainbike</strong>sports beklagen, grenzt an eine Frechheit. Es gibt in der heutigen Zeit wahrlich viel<br />

grössere Umweltprobleme, denen man sich widmen sollte.<br />

6.2. Konflikte zwischen Wanderern und Bikern<br />

Der eigentliche Grund für die Probleme mit <strong>Mountainbike</strong>rn ist nicht die Umweltverträglichkeit dieser<br />

Sportart, sondern die Tatsache, dass die Biker die gleichen Wege wie die Wanderer nutzen.<br />

Während vielen Jahren konnten die Wanderer diese Wege für sich allein beanspruchen, nun<br />

müssen sie sie mit den Bikern teilen. Vielen Wanderern fällt diese Umstellung schwer, und es gibt<br />

sogar militante Bike-Gegner, die lebensgefährliche Nagel- und Draht-Fallen aufstellen. Dazu ein<br />

Bericht aus der Basler Zeitung vom 27. August 1994:<br />

Gemeingefährliche Biker-Fallen<br />

Von Hindernissen der gemeingefährlichen Art berichten aber heute schon einige Biker: Verbürgt ist<br />

etwa die Stahldraht-Falle (sie hat dem betreffenden Biker glücklicherweise "nur" das Bremskabel<br />

durchgesäbelt und nicht den Hals) und dutzendweise auf Wurzeln geschlagene Nägel an<br />

einschlägigen Wegen. Besonders in der Gegend der Schönmatt sind solche Fallen militanter Biker-<br />

Gegner anzutreffen, die Biker, Gemeinden und Kantonspolizei gleichermassen verurteilen.<br />

Wir können diesen Bericht bestätigen, auf dem Gempen hat uns ein Biker-Kollege drei solcher<br />

Drahtfallen gezeigt und auch am Blauen gibt es welche. Er selbst ist in eine solche Falle<br />

hineingefahren und hat Schnittwunden an den Armen davongetragen.


Ein anderes extremes Beispiel aus Deutschland; Bericht aus dem "bike" 9/94:<br />

Brutale Wanderer verprügeln Biker<br />

Die Agressivität zwischen Wanderern und Bikern nimmt ständig zu: Auf dem Weg zum Baden<br />

wurden das Ehepaar W. aus Hausham von zwei Männern vom Rad gestossen und verprügelt:<br />

23. Juli, 15 Uhr, auf der Uferstrasse von Schliersee: Zwei Fussgänger kommen dem Ehepaar W.<br />

entgegen. August W. klingelt, doch keiner der Männer macht Anstalten, den beiden Radfahrern<br />

auszuweichen. Als August W. von seinem Bike absteigt, wird er von einem der Männer in den<br />

Graben gestossen. Zur Rede gestellt, schlägt der militante Fussgänger plötzlich mit der Hundekette<br />

auf den Rentner ein. August W. versucht zu flüchten, aber er kann den Hieben auf seinen Rücken<br />

nicht ausweichen. Frau W. wagt einzuschreiten, wird aber von dem anderen Fussgänger getreten<br />

und beschimpft. Schliesslich lassen die Täter unter Drohungen von ihren Opfern ab und machen<br />

sich aus dem Staub. Ihr Pech: August W. kann sich die Autonummer notieren. Die Anzeige wird jetzt<br />

von der Polizei Miesbach bearbeitet.<br />

Man muss sich natürlich im Klaren sein, dass dies extreme Fälle sind, und wir die Wanderer nicht in<br />

ein schlechtes Licht rücken wollen. Überall gibt es schwarze Schafe, natürlich auch unter den<br />

Bikern. Diese kleinen Gruppen sind es, die Hass schüren und bei vielen Wanderern Vorurteile<br />

hervorrufen. Aber wie das so ist in den Medien, man schreibt ausschliesslich über den sehr kleinen<br />

Teil der Bikerowdies und der militanten Wanderer. Über den grossen Teil der vielen netten und<br />

freundlichen Menschen unter Wanderern wie auch unter Bikern wird nie etwas geschrieben...<br />

Negativschlagzeilen verkaufen sich halt besser.<br />

Unsere eigenen Erfahrungen mit Wanderern sehen durchwegs positiv aus. Die meisten grüssen oft<br />

freundlich zurück, andere zeigen sich sogar an der Technik des <strong>Mountainbike</strong>s interessiert.<br />

Natürlich trifft man auch solche Wanderer an, denen man anmerkt, dass sie nicht viel für Biker übrig<br />

haben, ausfällig wurde aber noch niemand.<br />

Während unseren <strong>Mountainbike</strong>ferien in Davos, ist uns aufgefallen, dass dort die <strong>Mountainbike</strong>r viel<br />

besser akzeptiert werden, das Image der Biker ist klar besser. Dies hängt wahrscheinlich damit<br />

zusammen, dass Davos ein Touristenort ist und natürlich auch auf <strong>Mountainbike</strong>-Touristen<br />

angewiesen ist. Paradoxerweise haben wir aber gerade in Davos auch schlechte Erfahrungen<br />

gemacht. Wir mussten solche Sprüche wie "Wollt ihr nicht auch noch mit dem Auto kommen? / "Ist<br />

das hier ein <strong>Mountainbike</strong>-Weg? Dürfen wir hier eigentlich auch noch wandern?" über uns ergehen<br />

lassen und dies, obwohl wir vom Bike stiegen und den betreffenden Wanderern den Weg frei<br />

machten.<br />

6.3. Sind spezielle Bike-Wege die Lösung?<br />

"In verschiedenen Ferienorten hat man geeignete Wege extra für Bikes ausgeschildert, was die<br />

anderen Wege entlastet und Spazierende auf mögliche Begegnungen mit <strong>Mountainbike</strong>rn<br />

vorbereitet", schreiben die Medien.<br />

Unsere eigenen Erfahrungen sehen aber anders aus. Wir wählten Davos als Ferienort, weil uns der<br />

dortige Verkehrsverein Davos für <strong>Mountainbike</strong>ferien empfahl. Uns wurde gesagt, dass es eine<br />

spezielle Karte für <strong>Mountainbike</strong>r mit ausgeschilderten Routen gäbe. Als wir dann dort waren war die<br />

MTB-Karte nicht vorhanden, und auch die Routen waren nicht speziell ausgeschildert, es waren die<br />

normalen Wanderwege.<br />

Markierte <strong>Mountainbike</strong>routen sind sicher ein Lösungsweg und für Biker wie auch für Wanderer sehr<br />

wünschenswert.<br />

Aber auch die gemeinsame Nutzung des bestehenden Wanderwegnetzes sollte möglich sein, es<br />

braucht nur ein wenig Toleranz auf beiden Seiten und ein Einhalten der SRB-Regeln (siehe unten)<br />

seitens der <strong>Mountainbike</strong>r.<br />

6.4. Verhaltensregeln für <strong>Mountainbike</strong>r


Gegen das negative Biker-Image, das durch einzelne Extremisten und durch die Medien entstanden<br />

ist, haben verschiedene Bikerorganisationen anzukämpfen versucht. Sie sind der Meinung, dass der<br />

erste Eindruck sehr wichtig ist und dass durch anständiges Benehmen gegenüber Mensch und<br />

Natur das angekratzte Image wieder aufpoliert werden kann. Darum haben sie einige<br />

Verhaltensregeln für Biker aufgestellt, die sie empfehlen zu beachten.<br />

Regelempfehlungen des SRB (Schweizerischer Rad- und Motorfahrerbund):<br />

Die <strong>Mountainbike</strong>fahrer...<br />

...freuen sich am Leben und an der Natur. Sie tragen Sorge zur Umwelt, lassen keine Abfälle liegen<br />

und beschädigen keine Pflanzen, Wiesen und kein Gehölz.<br />

...benutzen wo immer möglich, markierte <strong>Mountainbike</strong>-Routen und geeignete, breite Fahrwege,<br />

fahren nicht rudelweise und bei unübersichtlichen Teilstücken stets hintereinander.<br />

...beachten strikte das Vortrittsrecht der Wanderer auf den markierten Berg- und Wanderwegen,<br />

steigen bei engen und gefährlichen Stellen vom Bike und setzen den Weg zu Fuss fort.<br />

...fahren nicht über bewirtschaftete Weiden und Naturschutzzonen, schliessen Zaungatter und<br />

stören keine Nutztiere oder das Wild.<br />

...respektieren das Ruhebedürfnis der Wanderer, sind besorgt für deren Sicherheit, machen sich<br />

frühzeitig bemerkbar und passieren sie langsam und rücksichtsvoll. (Ein <strong>Mountainbike</strong> fährt lautlos<br />

und kann andere von hinten erschrecken!)<br />

...schonen durch massvolles Fahren die Wanderwege und beteiligen sich an deren Bau und<br />

Unterhalt.<br />

...informieren sich beim Planen eines Ausflugs über wenig begangene Wanderwege und<br />

berücksichtigen bei Extremaktivitäten die geeigneten Tages- und Jahreszeiten.<br />

...fördern ihre sportliche Leistungsfähigkeit im Einklang mit der Natur und fahren ausschliesslich mit<br />

eigener Kraft bergwärts. Grössere Touren lassen sich umweltschonend mit geeigneten öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln kombinieren (z.B. SBB).<br />

...beachten ihre fahrerischen und körperlichen Grenzen, um nicht sich und andere in Gefahr zu<br />

bringen.<br />

...sorgen mit ihrem Verhalten dafür, dass sie als Naturfreunde akzeptiert werden und dadurch die<br />

Ausübung dieser umweltbewussten Freizeitbetätigung erhalten bleibt.<br />

Des weiteren kann ein freundliches Grüssen, ein Dankeschön an zur Seite gehende Wanderer, oder<br />

einfach ein paar nette Worte schon im vornherein einen möglichen Konflikt verhindern. Und genau<br />

dies muss im Sinne des Bikers sein, denn er wird nie um Wanderer herum kommen. Hier mag man<br />

jetzt ein wenig den Eindruck haben, dass vor allem junge und rüpelhafte Biker diesen Konflikt<br />

hervorrufen, doch nicht selten sind es mürrische Wanderer, die einen Biker anmeckern, obwohl sich<br />

dieser korrekt verhalten hat. Auch dies mögen Ausnahmen sein, doch genau das zeigt auf, dass sich<br />

Biker und Wanderer entgegenkommen müssen, damit sie ihre Aktivitäten auch in Zukunft friedlich<br />

verfolgen können. Denn eigentlich haben beide Gruppen ja dieselben Ziele: Loslösen vom Alltag,<br />

Naturerlebnis und Spass.<br />

6.5. Sollen Biker Bergbahnen benutzen?<br />

Für die Downhiller unter Bikern kein Thema, bei den umweltbewussten Bikern allerdings verpönt:<br />

das Seilbahnfahren mit dem Bike.<br />

Was in den USA bereits gang und gäbe ist, wie zum Beispiel im Big-Bear-Gebiet Südkaliforniens,<br />

hält langsam auch bei uns, in den Alpen und Mittelgebirgen, Einzug.<br />

Die Gemeinde Laax in Graubünden hat Pläne, den <strong>Mountainbike</strong>rn Teile der Skiregion zu öffnen.<br />

In Österreich fahren die Ehrwalder Almbahnen seit zwei Jahren die <strong>Mountainbike</strong>r auf den Gipfel.<br />

Auch in Ischgl transportieren die Gondeln Biker. Ein Teil des Skigebietes wurde für die Biker<br />

freigegeben. Schilder weisen vier Touren aus, und eine Downhillstrecke bekommt sogar noch eine<br />

Geschwindigkeitsmessanlage!


Neben der Funivia Stresa Mottarone seilt in Italien auch die Monte Baldo Bergbahn Biker auf 1800<br />

Meter über den Gardasee. In Bolzano (Bozen) gehört die Seilbahn mittlerweile zum Alltag, mitten in<br />

der Stadt hat man die Möglichkeit, sich mit dem Bike durch die Bahn hinauf nach Oberbozen fahren<br />

zu lassen.<br />

In Deutschland wurde die Beförderung von Bikern durch Seilbahnen nach anfänglichen Versuchen<br />

wieder eingeschränkt. Nur die Osterfeldbahn in Garmisch-Partenkirchen transportiert <strong>Mountainbike</strong>r.<br />

Das könnte sich jedoch schon bald ändern; nach den schneearmen Wintern der letzten Jahre<br />

könnten Seilbahnbesitzer ihre finanziellen Einbussen zum Teil verkleinern, indem sie im Sommer<br />

neben den Wanderern auch Biker transportieren. Viele Biker befürchten, dass es wie beim Skifahren<br />

aussehen würde: Menschenmassen, die am Lift anstehen.<br />

Verständlich ist der Transport mit der Seilbahn bei Rennfahrern, die eine Möglichkeit brauchen, die<br />

Strecke genau kennenzulernen. Plötzlich zeigt sich aber eine ganz andere Spezies <strong>Mountainbike</strong>r<br />

mit dem Motto: Speed bringt das Erlebnis, nicht die Natur. Das Ergebnis von hirnlosem<br />

Bergabbolzen: seit die Monte Baldo-Bergbahnen Biker (Downhiller) transportieren, häufen sich die<br />

schweren Unfälle.<br />

Die Horrorvision von langen Lift-Warteschlangen wie auf den Skipisten im Winter spukt durch die<br />

Köpfe der Natursportler. Viele glauben jedoch nicht, dass es soweit kommen kann. Sich hochkarren<br />

zu lassen und steinspritzend bergab zu rasen, ist einfach nicht mehr zeitgemäss. Sportliche und<br />

naturbewusste <strong>Mountainbike</strong>r erkämpfen sich die Höhenmeter und benutzen keine Seilbahnen. Dies<br />

steht auch in den Regelempfehlungen des SRB. Diese Regel können wir nur unterstützen, denn der<br />

Biker sollte sich den Berg erkämpfen, die wohlige Erschöpfung geniessen und sich dann an einem<br />

gemässigten Downhill, ohne Gefahr für Umwelt und Wanderer, erfreuen.<br />

"Blauen"-Tour:<br />

• Rundkurs � Start/Ziel: Aesch • tiefster Punkt: 315 m.ü.M.<br />

• Höhenmeter total: 530 m • Distanz: 23 km<br />

• höchster Punkt: 790 m.ü.M. • Dauer: ca. 1 - 1 1/2 Stunden<br />

• Verpflegungsmöglichkeiten: Restaurant Bergmatten<br />

• Route:<br />

AESCH (315 m.ü.M.) - Rüti - unterhalb des Amselfels - Radmer - ob der Sennmatt - Chüerütli -<br />

Hofstätter Matte (Restaurant) - Bergmatten (790 m.ü.M.) - Wallental - Blattenpass - Oberer Blatten -<br />

Nänzligerweid - Glögglifels - Grossi Weid - Pfeffingen - AESCH<br />

"Gempen"-Tour:<br />

• Start: Bahnhof Münchenstein • tiefster Punkt: 273 m.ü.M.<br />

• Ziel: Bahnhof Aesch • Distanz: 32 km<br />

• Höhenmeter total: 720 m • Dauer: ca. 1 1/2 - 2 Stunden<br />

• höchster Punkt: 712 m.ü.M.<br />

• Verpflegungsmöglichkeiten: Restaurant Schönmatt<br />

• Route:<br />

Bahnhof Münchenstein (273 m.ü.M.) - Teufelsgraben - Rängersmatt - Schönmatt - Stollen -<br />

Baselweg (712 m.ü.M.) - Zitmatt - Güggelhof - Büren - Zelgli (Seewen) - Zollfiechten - Ziegelschüren<br />

- Oberäsch - Tüfleten - Dornach - Lolibach - Bahnhof Aesch<br />

8. Glossar<br />

ATB All Terrain Bike, Mischung zwischen City- und <strong>Mountainbike</strong>.


Bar Ends Auch Bull Horns oder Lenkerhörnchen genannt. Montage an<br />

Lenkerenden, erhöht die Anzahl Griffpositionen.<br />

Bunny Hop Fahrmanöver, bei dem man einen Gegenstand überspringt,<br />

indem man beide Räder gleichzeitig anhebt.<br />

Cantilever-Bremse Zwei jeweils unabhängig voneinander montierte Schenkel, die<br />

an Gabel und Hinterbau auf Sockeln sitzen. Beide sind durch<br />

einen Seilzug miteinander verbunden und drücken beim<br />

Ziehen der Bremshebel zwei Bremsklötze an die Felge.<br />

CroMo, Cro-Moly Abkürzungen für die Stahllegierung Chrom Molybdän.<br />

Cross-Country Disziplin im <strong>Mountainbike</strong>sport, Gelände-Fahren.<br />

Disc-Stopper Scheibenbremse.<br />

Double Butted Stahlrohr, dessen Enden eine grössere Wandstärke besitzen.<br />

Downhill Disziplin im <strong>Mountainbike</strong>sport, Abfahrt.<br />

Elastomer Federungselement aus Polyurethan.<br />

Federweg Distanz, die die Federgabel maximal eintauchen kann.<br />

Flite Gewichtsoptimierter Sattel, der sehr beliebt ist und häufig<br />

kopiert wird.<br />

Fullsuspension Vollgefedertes <strong>Mountainbike</strong>, besitzt eine Federgabel und<br />

einen gefederten Hinterbau.<br />

Grip-Shift Drehgriffschaltung.<br />

Gruppen Komponentengruppen, die sich durch Preis und Material<br />

unterscheiden (z.B. Shimano Deore LX / XT, XTR).<br />

Hi-Ten-Material Billige Stahlsorten.<br />

Hydro-Stop-Bremse Hydraulische Felgenbremse.<br />

Integralhelm Velohelm mit Kinnschutz, ähnlich den Mottorrad- und<br />

Skihelmen.<br />

Komponenten Alle Teile, die an den Rahmen montiert werden.<br />

Monocoque Bikerrahmen aus Carbon aus einem Stück.<br />

MTB Abkürzung für <strong>Mountainbike</strong>.<br />

Oversized Englische Bezeichnung für alle Rohre mit grösserem<br />

Rohrdurchmesser, vor allem bei Aluminiumrahmen.<br />

Pedalrückschlag Unerwünschter Effekt, der bei Fullsuspensionbikes aufritt, die<br />

einen zu hohen Schwingendrehpunkt besitzen.<br />

progressiv Hier, Federkennlinie, die zuerst flach verläuft und dann immer<br />

steiler wird. In Bezug auf die Federungseigenschaften heisst<br />

dies, dass die Gabel bei kleinen Schlägen gut anspricht und<br />

sich bei grösseren Schlägen immer mehr verhärtet.<br />

Short-Cage-Version Schaltwerk mit kleinerer Distanz zwischen den beiden<br />

Leitröllchen; dient zur Gewichtsersparnis.<br />

SPD Shimano Pedaling Dynamics; Clickpedalsystem von Shimano.<br />

STI Shimano Total Integration; Schalteinheit die nur mit dem<br />

Daumen bedient wird.<br />

Trial Geschicklichkeitsfahren.<br />

Wiegetritt Fahrweise, bei der man das Bike seitlich hin und her bewegt<br />

um Kraft zu sparen.<br />

Es ist klar, dass wir neben unseren Fachkenntnissen und Erfahrungen auch auf Fachliteratur<br />

zurückgreifen mussten. Uns standen einige Fachbücher zur Verfügung, diese sind aber nicht mehr<br />

auf dem allerneusten Stand, da die Entwicklung sehr schnell vorangeht. Deshalb benötigten wir die<br />

aktuellsten Informationen. Diese sind nur durch aktuelle Fachzeitschriften zu erlangen. Eine weitere<br />

Informationsquelle stellte das Deutsche Sport Fernsehen und Eurosport dar. Wir haben uns mehrere


Sendungen zu unserem Thema angesehen. Besonders interessant zum Thema "Probleme mit<br />

Bikern" waren die verschiedenen Artikel und Leserbriefe aus Tageszeitungen.<br />

Es folgt eine detaillierte Auflistung der Informationen, welche wir zur Erstellung dieser<br />

Semesterarbeit verwendet haben:<br />

9.Informationsquellen<br />

Magazine:<br />

- bike (Deutsches <strong>Mountainbike</strong>magazin, Jahrgänge 1/92 - 1/95)<br />

- Velo (Schweizerisch/Deutsches Radmagazin, Jahrgänge 93 - 94)<br />

- MBA (<strong>Mountainbike</strong> Action, grösstes amerikanisches <strong>Mountainbike</strong>magazin)<br />

- Mountain Bike (9 -10 '94)<br />

- Move (Zeitschrift für lautlose Fortbewegung)<br />

- Schweizer Bike Magazin (ehemals "go dirt")<br />

Bücher:<br />

- Alles übers <strong>Mountainbike</strong> (Ulrich Stanciu)<br />

- bike Workshop (Norbert Misch-Kunert)<br />

- bike Fahrtechnik (Thomas Rögner, Ulrich Stanciu)<br />

- bike MARKT, (Bike Special 1993, 1994)<br />

Besuche:<br />

- FaMoBa (Fahrrad- und Mofa-Messe Basel)<br />

- diverse Fachhändler in der Region<br />

10. Schlusswort<br />

Wir danken...<br />

... Peter Vary für die Betreuung und Unterstützung unserer Semesterarbeit,<br />

... Familie Bertiller und Familie Weber für die Mithilfe,<br />

... unseren Klassenkollegen für die offene Kritik,<br />

... Benjamin Märklin für Beratung und Material.<br />

Bald nachdem die Wahl des betreuenden Lehrers getroffen war, begannen wir uns mit dem Thema<br />

auseinanderzusetzen, das heisst wir überlegten uns, was wir alles in dieser Semesterarbeit<br />

behandeln wollen. Da wir uns schon sehr früh mit dem Thema beschäftigten und uns jeden<br />

Freitagmorgen trafen, standen wir später nie unter Zeitdruck. Wir empfanden es als Vorteil, dass wir<br />

diese Arbeit zu zweit schreiben konnten und es uns darum nie langweilig wurde.<br />

Wir haben viele nützliche Erfahrungen gemacht. Unsere Fachkenntnisse zum Thema wurden<br />

erweitert, und wir können nun bei der Auswahl von Bike-Produkten auf diese zurückgreifen. Weiter<br />

haben wir festgestellt, dass unser Thema sehr umfangreich ist und wir noch viel detailliertere<br />

Berichte schreiben könnten. Leider machten wir die Erfahrung, dass die Entwicklung sehr rasch


vorangeht und kaum verfasst, ist ein Text schon nicht mehr auf dem neusten Stand. Wo es nötig<br />

war, haben wir unsere Arbeit aktualisiert. Sie entspricht dem aktuellen Stand vom Januar 1995.<br />

Bei der Suche nach Informationsquellen, ist uns aufgefallen, dass es bis jetzt noch kein allumfassendes<br />

Werk mit dem Thema <strong>Mountainbike</strong> gibt.<br />

Wir haben gelernt, mit offener konstruktiver Kritik zu leben und für Vorschläge offene Ohren zu<br />

haben. Des weiteren haben wir auch in Sachen Teamwork dazugelernt. Auch unsere<br />

Computerkenntnisse in bezug auf Textverarbeitung und Grafikverarbeitung konnten wir vergrössern.<br />

Wir hatten viel Spass bei der Erstellung dieser Arbeit und werden uns auch in Zukunft diesem<br />

Thema widmen, wenn auch eher im praktischen Bereich.<br />

Reinach, den 22. Januar 1995<br />

René Bertiller, Raymond Weber

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