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LU-Wissen - cultivent

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<strong>LU</strong>-<strong>Wissen</strong><br />

Beckmann Verlag · Februar 2012<br />

Maiszünsler – Vorbeugung<br />

und Bekämpfung Eine Serie der Zeitschrift Lohnunternehmen<br />

Mit freundlicher<br />

Empfehlung der


2 Maiszünsler<br />

Editorial<br />

Liebe Leser, aufgepasst<br />

vorm Zünsler!<br />

Der intensive Maisanbau ist einer der Dinge,<br />

um die sich in der Landwirtschaft und<br />

auch im öffentlichen Diskurs gerade vieles<br />

dreht. Auf ca. 20 % der landwirtschaftlich<br />

genutzten Fläche Deutschlands wird Silo-,<br />

Energie- oder Körnermais angebaut, das sind rund<br />

2,3 Mio. ha. Zugenommen haben in den letzten<br />

Jahren aber auch die Probleme mit Krankheiten<br />

und Schädlingen im Mais. Der wirtschaftlich<br />

bedeutendste Maisschädling in Deutschland<br />

ist der Maiszünsler. Rund 400.000<br />

ha Maisfläche sollen mittlerweile von ihm<br />

befallen sein. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis dies<br />

flächendeckend der Fall ist.<br />

(Foto: Gerd Spelsberg/www.biosicherheit.de)<br />

Verlag:<br />

Beckmann Verlag GmbH & Co KG<br />

Heidecker Weg 112, 31275 Lehrte<br />

Telefon: (0 51 32) 85 91- 0<br />

Telefax: (0 51 32) 85 91 25<br />

E-Mail: info@beckmann-verlag.de<br />

Dienstleistung Dienstleistung Dienstleistung im im im ländlichen ländlichen ländlichen Raum Raum Raum<br />

Offi Offi Offi zielles zielles zielles Organ Organ Organ der der der Lohnunternehmer-Berufsorganisation Lohnunternehmer-Berufsorganisation Lohnunternehmer-Berufsorganisation 67. 67. 67. Jahrgang Jahrgang Jahrgang · · · Januar Januar Januar 2012 2012 2012 · · · 1<br />

Spezial: Maiszünsler<br />

Beckmann Verlag · D-31275 Lehrte<br />

Verbreitung des Zünslers in Deutschland | Lebenszyklen und Entwicklung<br />

des Zünslers von Ei – Raupe – Larve – Falter? | Schadbilder richtig<br />

erkennen? | Praktiker-Meinung zur Bekämpfung | Geräte zur Maisstoppelzerkleinerung<br />

| Das bringt der chemischer Pfl anzenschutz<br />

In dieser<br />

Ausgabe:<br />

Spezial: Spezial: Maiszünsler<br />

Maiszünsler<br />

Abwarten Abwarten war war<br />

gestern gestern<br />

Gülleausbringung<br />

Nach vier Stunden im<br />

Boden<br />

Impressum<br />

Mirja Plischke<br />

Laut bisherigen Erkenntnissen ist die effektivste<br />

Bekämpfung durch die mechanische Zerkleinerung<br />

der Maisstoppeln möglich. Hierdurch<br />

wird der Lebensraum des Zünslers zerstört,<br />

bevor er sich erst richtig ausbreiten kann. Für<br />

eine erfolgreiche Bekämpfung ist aber entscheidend,<br />

dass möglichst viele Maisflächen einer<br />

Region diesen Maßnahmen unterzogen werden.<br />

Es ist Aufgabe von Landwirten und Lohnunternehmern<br />

in diesem Sinne möglichst effektiv<br />

zusammenzuarbeiten und sich intensiv mit dem<br />

Thema Maiszünslerbekämpfung auseinanderzusetzen.<br />

In unserem <strong>LU</strong> <strong>Wissen</strong> „Maiszünsler – Vorbeugung<br />

und Bekämpfung“ informieren wir Sie<br />

daher um fassend über die Biologie des Zünslers,<br />

chemische, biologische sowie technische<br />

Bekämpfungsmöglichkeiten.<br />

Dieser Sonderdruck wurde aus Beiträgen der Zeitschrift Lohnunternehmen erstellt.<br />

Düngefahrplan<br />

Spurennährstoffe<br />

auf das Blatt<br />

Herausgeber:<br />

Peter Frank Beckmann (pfb)<br />

Telefon: (0 51 32) 85 91-11<br />

Verlagsleiter:<br />

Jan-Klaus Beckmann (jkb)<br />

Telefon: (0 51 32) 85 91-12<br />

Vertrieb:<br />

Frauke Weiß<br />

Telefon (0 51 32) 85 91-50<br />

weiss@beckmann-verlag.de<br />

Ihre Mirja Plischke,<br />

Redaktion Lohnunternehmen<br />

Wollen Sie die Lohnunternehmen kennenlernen?<br />

Dann melden Sie sich unter Telefon (0 51 32) 85 91-50 oder<br />

vertrieb@beckmann-verlag.de<br />

Redaktion:<br />

Hans-Günter Dörpmund (hgd) (Chefredakteur),<br />

Telefon: (0 51 32) 85 91-47<br />

Mirja Plischke (pl), Telefon: (0 51 32) 85 91-49<br />

Gesa Lormis (gsl), Telefon: (0 51 32) 85 91-45<br />

Björn Anders Lützen (lue): (0 51 32) 85 91-46<br />

E-Mail: redaktion@beckmann-verlag.de<br />

Weitere Informationen zur Zeitschrift Lohnunternehmen<br />

finden Sie unter www.lu-web.de


10<br />

Maisstoppel-<br />

zerkleinerung – Welche<br />

Kosten, welche Geräte?<br />

5<br />

Schadbilder vom<br />

Maiszünsler – Nicht<br />

mehr zu übersehen<br />

15<br />

Maisstoppelbearbeitung<br />

– Geräte<br />

im Praxistest<br />

18<br />

Biologische und chemische<br />

Bekämpfung – Dem Zünsler zu<br />

Leibe rücken<br />

Inhalt<br />

Maiszünsler<br />

KWS-Fachtagung –<br />

Abwarten war gestern .....................4<br />

Schadbilder vom<br />

Maiszünsler – Nicht<br />

mehr zu übersehen ..........................5<br />

Lebensweise und Entwicklung<br />

des Maiszünslers – Der<br />

Blick ins Wohnzimmer ......................7<br />

Maisstoppelzerkleinerung –<br />

Welche Kosten,<br />

welche Geräte? ...........................10<br />

Maisstoppelbearbeitung –<br />

Geräte im Praxistest .................... 15<br />

Biologische und chemische<br />

Bekämpfung – Dem Zünsler<br />

zu Leibe rücken ...........................18<br />

3


4 Maiszünsler<br />

KWS-Fachtagung: Zünslerbekämpfung<br />

Abwarten war gestern<br />

„Im Norden ist es kalt, da traut sich kein Zünsler hin“, das jedenfalls<br />

hofften Maisanbauer. Aber Irrtum, der Zünsler ist im Norden<br />

angekommen, wegducken und abwarten war gestern. Die effektive<br />

Bekämpfung muss heute einsetzen. Wie kann das gehen und warum<br />

liebt die Zünslerraupe den Mais? Das war Thema der KWS-Fachtagung<br />

gemeinsam mit der Fachhochschule Kiel beim Lohnunternehmen<br />

Blunk in Rendswühren.<br />

Verbreitung<br />

des Mais-<br />

zünslers 2010<br />

Quelle: www.biosicherheit.de<br />

Die mit Tischen und Bänken ausgestattete<br />

und gut aufgeheizte Maschinenhalle von<br />

<strong>LU</strong> Blunk war bis auf den letzten Platz<br />

besetzt. Schätzungsweise 500 Landwirte<br />

und Lohnunternehmer waren gekommen,<br />

um sich schlau zu machen über<br />

die Lebensweise des Maiszünslers und<br />

Methoden, diesen Schädling effektiv zu<br />

bekämpfen. Der Vormittag stand im Zeichen<br />

der Theorie, mit Vorträgen über<br />

Krankheiten, Schädlinge im Mais,<br />

sowie über Möglichkeiten der mechanischen<br />

Zünslerbekämpfung.<br />

Überaus eindrucksvoll folgte ein<br />

16 Minuten langer Film über die<br />

Lebensweisheit des Maiszünslers.<br />

Die Autoren haben durch das<br />

Mikroskop die Zünslerraupe vom<br />

Schlüpfen über die verschiedenen Häutungsstadien<br />

bis hin zum Falter dargestellt.<br />

Wirklich einzigartige Aufnahmen,<br />

anschaulicher kann man die Lebensweise<br />

des Zünslers nicht darstellen (siehe Bericht<br />

und Aufnahmen aus dem Film „Maiszünsler“<br />

von Prof. Wyss auf Seite 7).<br />

Verbreitung des<br />

Maiszünslers 2010<br />

Vorkommen einer bivoltinen<br />

Rasse des Maiszünslers<br />

i­bio<br />

Informationen Biowissenschaften<br />

Jährlich 12 Mio. Euro Schaden<br />

Bereits im Jahre 2006 verlief die Befallsgrenze<br />

des Zünslers von Rheinland Pfalz über<br />

Hessen und Niedersachsen nach Sachsen-Anhalt<br />

bis Brandenburg und Mecklenburg. Im Jahr<br />

2010 wurde dann auch in Schleswig-Holstein<br />

den ersten Befall gemeldet, so Axel von Schrader<br />

(KWS). Nach Berechnungen des JKI (Julius<br />

Kühn Institut) verursacht der Maiszünsler<br />

in Deutschland jährlich einen Schaden von 12<br />

Mio. Euro, und das nicht nur vornehmlich in<br />

Süddeutschland, sondern eben auch im Norden.<br />

Das ist einer Reihe von Landwirten und Lohnunternehmern<br />

mittlerweile bewußt. Es mangelt<br />

allerdings noch an der Umsetzung und zwar an<br />

einer möglichst flächendeckenden Umsetzung.<br />

Das liegt vielleicht daran, dass der Schaden des<br />

Zünslers nicht erkannt oder unterschätzt wird<br />

und dass noch Unsicherheit herrscht über die<br />

effektivste mechanische Art der Stoppelzerkleinerung.<br />

Durch diese soll der Lebenszyklus der<br />

Raupe unterbrochen werden.<br />

<strong>LU</strong>s müssen Angebote machen<br />

Jochen Blunk, 27jähriger Juniorchef der<br />

Blunk GmbH in Rendswühren begrüßte die<br />

Teilnehmer der Fachtagung „Zünslerbekämpfung“<br />

und stellte den elterlichen Lohnbetrieb<br />

aus Rendswühren in Schleswig-Holstein vor.<br />

Das Unternehmen Blunk ist eines der leistungsfähigsten<br />

Lohnunternehmen im Norden und<br />

arbeitet derzeit mit 140 festen Mitarbeitern<br />

an Standorten in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Im kommenden Jahr<br />

wird das Unternehmen 30 Jahre jung. Angeboten<br />

werden alle landwirtschaftlichen Dienstleistungen,<br />

außer Pflanzenschutz. Den übernimmt<br />

der Kollege Stoltenberg komplett. Schwerpunkte<br />

bei Blunk sind Gülleausbringung mit<br />

rund 1. Mio. Kubikmeter pro Jahr, Grünfutterernte,<br />

Winterdienst, Forst- und Tiefbauarbeiten.<br />

Der Mais spielt im Lohnunternehmen Blunk<br />

eine besondere Rolle, beginnend mit Bodenbearbeitung<br />

und Saat bis hin zur kompletten<br />

Häckselkette. Etwa 13.000 ha Mais werden<br />

pro Jahr durch das Lohnunternehmen Blunk<br />

geerntet. Die Zerkleinerung des Maisstoppels<br />

passiert jedoch nur auf einem Bruchteil dieser<br />

Fläche. Aber die Nachfragen nehmen zu, erzählt<br />

Stefan Lorenzen, Kundenbetreuer bei Blunk.<br />

Die Maisstoppelbearbeitung zu Maiszünslerbekämpfung<br />

wird derzeit mit einem Spearhead<br />

Mulcher oder einer Amazone Catros Kurzscheibenegge<br />

hinter dem Güllefass erledigt.<br />

Hans-Günter Dörpmund,<br />

Redaktion Lohnunternehmen<br />

Jochen Blunk,<br />

Juniorchef im Lohnunternehmen<br />

Blunk<br />

stellt den Betrieb vor<br />

und betonte besonders<br />

die zunehmende Notwendigkeitflächendeckend<br />

die Maisstoppel<br />

zu bekämpfen,<br />

um die weitere Ausweitung<br />

des Zünslers<br />

zu verhindern.


Schadbilder vom Maiszünsler<br />

Nicht mehr zu<br />

übersehen<br />

Der Maiszünsler (Ostrinia nubialis) ist der weltweit größte<br />

Maisschädling. Auch in Deutschland ist er schon recht weit von<br />

Süden nach Norden vorgedrungen. Seine Spuren sind dabei kaum<br />

noch zu übersehen.<br />

Die Larve hat sich in der Spindel des<br />

Kolbens von der Kolbenspitze nach unten gebohrt<br />

und befindet sich im unteren Bild noch im<br />

Bohrgang der Spindel.<br />

Entliescht man den Kolben so<br />

werden die Verletzungen des<br />

Kolbens deutlicher sichtbar.<br />

Als Sekundärinfektion haben<br />

sich bereits auf den verletzten<br />

Pflanzenteilen Pilzmyzele entwickelt.<br />

Die Verletzung des<br />

Kolbens geht also mit einer<br />

Verschlechterung der Qualität<br />

der Ernteware einher.<br />

Maiszünsler<br />

Der Befall breitet sich mit dem Maisanbau<br />

sukzessive von Süden nach Norden aus,<br />

sodass nunmehr auch in Schleswig-Holstein<br />

erste Exemplare des Maiszünslers gefunden<br />

wurden. Die Befallshäufigkeiten sind im angrenzenden<br />

Niedersachsen in den betroffenen<br />

Kreisen mit Befallsraten von max. 17 % noch<br />

unter der Bekämpfungsschwelle (chemische<br />

Bekämpfung) von 30 %, ab der ein Einsatz von<br />

Insektiziden empfohlen wird. Dennoch gilt es,<br />

die Mais anbauenden Betriebe bereits früh auf<br />

die möglichen Schäden durch den Maiszünsler<br />

aufmerksam zu machen und für ackerbauliche<br />

Gegenmaßnahmen zu sensibilisieren.<br />

Befall unter 30 % drücken<br />

Ziel muss sein, mit überschaubarem Aufwand<br />

die Befallsraten langfristig unter 30 % zu<br />

halten. Da der Maiszünsler äußerst mobil ist,<br />

müssen alle Landwirte einer Region Bekämpfungsmaßnahmen<br />

durchführen, um einen guten<br />

Erfolg zu erzielen.<br />

Die Befallsraten hängen stark von der Bodenbearbeitung<br />

und der Erntetechnik ab. In<br />

seinem Entwicklungszyklus verursacht der<br />

Maiszünsler Schäden an der Pflanze, indem sich<br />

die Larven des Maiszünslers in der Pflanze von<br />

oben nach unten bohren, um dann im Stängelinneren<br />

zu überwintern. Im darauffolgenden Jahr<br />

verpuppt sich die Larve und die neue Generation<br />

Falter schlüpft.<br />

Durch das Einbohren wird das Stängelinnere<br />

mit seinen Leitungsbahnen zerstört, sodass<br />

Umlagerungsprozesse bei der Bildung von Stärke<br />

erheblich beeinträchtigt sind. Durch Fäulnis<br />

im Stängelmark kommt es zum Abknicken der<br />

Pflanze. Zudem ist der Maiszünsler auch in der<br />

Lage, die Kolben zu befallen und sich dort durch<br />

die Spindel hindurch zu fressen. Als Sekundärinfektionen<br />

entstehen an den durch Zünslerfraß<br />

verletzten Stellen oft Pilzerkrankungen, die<br />

zu minderwertigem, teilweise mykotoxinbelastetem<br />

Erntegut im Besonderen in der Körnernutzung<br />

führen können.<br />

In einer zweijährig durchgeführten Nacherntebonitur<br />

auf einer stark befallenen Fläche<br />

stellte die Landwirtschaftskammer NRW einen<br />

erhöhten Maiszünslerbefall in den oberen, auf<br />

dem Feld verbleibenden Stängelteilen fest.<br />

Das Ergebnis<br />

Je länger die Stoppel, desto höher ist die<br />

Zahl der Zünslerlarven. Für das Überwintern<br />

benötigt der Maiszünsler ein intaktes Internodium<br />

als Schutz und Hohlraum, indem er sich<br />

verpuppen kann. Die Bekämpfungswege sind<br />

vielfältig, zum Beispiel:<br />

Chemische Bekämpfung<br />

– Zielt auf frisch geschlüpfte Larven ab<br />

– Daher kurzer Zeitraum, in dem eine Wirkungsvolle<br />

Behandlung durchgeführt werden<br />

kann: Flughöhepunkt der Falter<br />

– Wuchshöhe des Maisbestandes erfordert<br />

Spezialtechnik (i. d. R. Stelzentraktor,<br />

Selbstfahrer mit hoher Bodenfreiheit)<br />

5


6 Maiszünsler<br />

1 Bohrloch im Stängel<br />

2 Die Raupe bohrt sich in den Stängel ein.<br />

An dieser Stelle entsteht auch das Bohrmehl,<br />

welches sich dann in der Blattachsel darunter<br />

sammelt.<br />

1 5<br />

2 6<br />

3 7<br />

4<br />

8<br />

9<br />

3 Rote Fahne: Sehr deutlich sichtbares Indiz<br />

für Zünslerbefall der Pflanze, entsteht durch<br />

Assimilatestau. Das Stängelinnere ist zerstört<br />

sodass die Umlagerung von Zucker aus dem<br />

Stängel in den Kolben nicht erfolgen kann.<br />

Folge ist die rote Färbung aufgrund dieses Staus<br />

in den oberen Pflanzenteilen. Achtung: dieses<br />

Indiz ist nicht eindeutig. Es kann sich auch um<br />

eine sterile Pflanze handeln, an der kein Kolben<br />

gebildet wurde. Hier stauen sich die Assimilate<br />

ebenfalls, jedoch in der gesamten Pflanze.<br />

– Wirkdauer der Insektizide ist begrenzt auf<br />

8–12 Tage<br />

– Notwendig bei höheren Befallsraten<br />

Biologische Bekämpfung<br />

– Ausbringen von Schlupfwespenlarven (Trichogramma),<br />

Schlupfwespe parasitiert<br />

Maiszünslerlarven<br />

– Dadurch verringerte Larvenanzahl<br />

– Ausbringung von Trichgrammakugeln/<br />

Pflanzenanhängern erfordert hohen Arbeitsaufwand<br />

Ackerbauliche Verfahren<br />

– Zerkleinern/zerspleißen der Erntereste<br />

– Zerstörte Stängel sind als Winterquartier<br />

für Zünsler nicht nutzbar<br />

– Dadurch erhöhe Wintermortalität<br />

– Geringer bis mittlerer Aufwand<br />

– Nutzen von vorhandener Technik oder vergleichsweise<br />

einfacher Spezialtechnik<br />

– Gute Bekämpfungserfolge in Regionen mit<br />

starkem Zünslerbefall<br />

Bewertet man die aufgeführten Bekämpfungswege,<br />

so ist mit Blick auf geringe Befallsraten<br />

die Befallsreduktion auf ackerbaulichem<br />

Wege das Verfahren mit dem besten Verhältnis<br />

zwischen Wirkung und Aufwand. Durch eine<br />

Kombination von Zerkleinerung und Bodenbearbeitung<br />

können sehr hohe Wirkungsgrade<br />

erreicht werden.<br />

Für die Zerkleinerung steht verschiedene<br />

Technik zur Verfügung, darunter sowohl angetrieben,<br />

aktiv arbeitende Technik wie Häcksler<br />

und Mulcher, aber auch nicht angetriebene,<br />

spezielle Walzen. Hier gilt es, das für den Standort<br />

und für betriebsindividuelle Anforderungen<br />

optimale Gerät zu identifizieren, um auf ackerbaulichem<br />

Wegen dem Maiszünsler Einhalt zu<br />

Gebieten.<br />

Philip Jung,<br />

Fachberater Mais/Sorgum der KWS<br />

4 Verletztes Stängelinneres mit Faulstellen<br />

(Sekundärinfektionen durch Verletzungen)<br />

5 Zerstörtes Stängelmark durch Bohrgänge der<br />

Zünslerlarve<br />

6 Bild einer Bruchstelle, Stängel ist durch Zünslerbefall<br />

derart verletzt, dass der obere Pflanzenteil<br />

abgebrochen ist.<br />

7 Durch die Verletzungen des Stängels wird dieser<br />

sehr instabil und kann abknicken. Abgeknickte<br />

Fahnen in einem Maisbestand deuten sehr<br />

sicher auf einen Zünslerbefall hin. Je weiter der<br />

Zünsler in der Pflanze nach unten gewandert<br />

ist, umso höher ist die Gefahr dass die Pflanze<br />

unterhalb des Kolbens abbricht.<br />

8 Unterhalb der Bohrlöcher und Bruchstellen<br />

sammelt sich das Bohrmehl in den Blattachseln.<br />

Ist Bohrmehl zu finden sollte die Pflanze genauer<br />

auf Verletzungen durch die Maiszünsler­<br />

Larve untersucht werden.<br />

9 Zünslerlarve am Maiskolben – bereits Beschädigungen<br />

am Korn sowie Bohrmehl zu sehen.<br />

Fotos: KWS


Männchen mit herausragendem Abdomenende<br />

(Pfeil)<br />

Frisch gelegte Eier; typisches Gelege auf Blattunterseite<br />

©entomart<br />

Kopf eines Männchens<br />

Ca. 1½ Woche später; Erstlarven kurz vor dem<br />

Schlupf<br />

Lebensweise und Entwicklung des Maiszünslers<br />

Der Blick ins<br />

„Wohnzimmer“<br />

Wenn über 300 Zuhörer mucksmäuschenstill sitzen und<br />

16 Minuten gebannt auf die Leinwand sehen, muss der<br />

Film wirklich spannend sein. Das war er zweifellos, weil der<br />

Hauptdarsteller nur ganz selten so zu sehen ist, wie in diesem<br />

Film. Gemeint ist der Maiszünsler, dessen Leben und<br />

Wirken Prof. Dr. Wyss mit dem Mikroskop begleitet hat. Eindrucksvolle<br />

Bilder aus dem „Wohnzimmer“ des Zünslers.<br />

Maiszünsler<br />

Weibchen; heller gefärbt als Männchen<br />

Erstlarve frisst sich aus dem Ei heraus<br />

Die wesentlichen Etappen im Lebenszyklus<br />

des weltweit wichtigsten Maisschädlings wurden<br />

unter dem Stereomikroskop aufgenommen.<br />

Der Film (Laufzeit 16 ½ Minuten) stellt den Zyklus<br />

der univoltinen Rasse (mit einer Generation<br />

pro Jahr) dar.<br />

Eiablage im Juni<br />

Zu Beginn werden die Merkmale der ab<br />

Anfang Juni in die Maisbestände einfliegenden<br />

Falter vorgestellt. Männchen sind an dem unter<br />

den Flügeln herausragenden Abdomenende zu<br />

erkennen; zudem sind sie dunkler gefärbt als<br />

die Weibchen. Diese legen während der Dämmerung<br />

ihre Eier (bis zu 800 in Gruppen) auf die<br />

Unterseite mittlerer Blattetagen. Gezeigt wird<br />

ein frisches Gelege, das sich aus ca. 30 dachziegelartig<br />

überlappenden weißlich gefärbten<br />

Eiern zusammensetzt. Die Embryonalentwicklung<br />

dauert je nach Temperatur 9 – 14 Tage.<br />

Die Erstlarven schlüpfen<br />

Sobald sich die schwarz gefärbte Kopfkapsel<br />

voll ausgebildet hat, schlüpfen die Erstlarven.<br />

Sie durchbeißen die Eischale und reinigen sich<br />

anschließend ein paar Minuten lang, bevor sie<br />

sich auf eine ungezielte Wanderschaft begeben.<br />

Fast alle Larven schlüpfen synchron, einige<br />

knabbern an den Eischalen und gelegentlich<br />

kommt auch Kannibalismus vor. Vom Blatt fallende<br />

Larven spinnen sofort einen Faden und<br />

können daran baumelnd vom Wind über kürzere<br />

Strecken verfrachtet werden. Der Dispersionstrieb<br />

nach dem Schlupf lässt allmählich nach<br />

und die Larven beginnen auf der Blattuntersei-<br />

7


8 Maiszünsler<br />

Simultaner Schlupf der Erstlarven<br />

Die Larven schützen sich unter einem mit Kot bedecktem<br />

Gespinst<br />

L2­Larve bei der Häutung zur L3­Larve<br />

te zu fressen. Dabei entsteht ein typischer, vom<br />

bloßen Auge leicht erkennbarer, Fensterfraß.<br />

Zum Schutz vor Feinden spinnen die Larven<br />

über den Fraßstellen ein lockeres Gespinst und<br />

bedecken dieses mit Kot.<br />

Erste Häutung am Blatt<br />

Die Häutung zum zweiten Larvenstadium,<br />

der L2, erfolgt auf den Blättern. Fressen die<br />

Larven an den jungen, noch eng zusammengerollten<br />

Blättern im Spross, so entstehen mehrere<br />

kreisrunde hintereinander gereihte Löcher,<br />

die später beim Entfalten der Blätter als so genannte<br />

‚shot holes’ sichtbar werden. In der Re-<br />

Erstlarven an Spinnfäden hängend; Verbreitung<br />

durch Wind möglich<br />

Erstlarven (L1) und Larven im 2. Stadium (L2)<br />

beim Fensterfraß<br />

Feuchter Kot an Blattachsel; Eindringungstelle<br />

der L3 in den Schaft<br />

gel sind erst die L3-Larven dazu befähigt, sich<br />

mit ihren kräftigen Mundwerkzeugen in den<br />

Schaft der Rispe hineinzufressen. Der Eintritt<br />

erfolgt an den Blattachseln, wobei die Einbohrstellen<br />

mit dem davor aufgestapeltem Kot leicht<br />

erkennbar sind. Die Larven dringen im Inneren<br />

des Schafts fressend allmählich in Richtung<br />

Stängelbasis vor. Bei starkem Befall knickt die<br />

Rispe ab – ein typisches Maiszünsler Schadbild.<br />

Weitere Häutungen im Stängel<br />

Die Larven häuten sich auf ihrer Wanderschaft<br />

im Innern der Pflanze noch zwei Mal. Die<br />

im Stängelmark fressenden L4- und L5-Larven<br />

Erstlarven fressen auf Blattunterseite; typischer<br />

Fensterfraß<br />

Fraß an jungen zusammengerollten Blätern führt<br />

zu ‚shot holes’<br />

Die im Schaft der Rispe fressende L3­Larve<br />

stoßen an den stark verholzten Knoten auf<br />

erheblichen Widerstand. Häufig verlassen sie<br />

deshalb den Stängel oberhalb des Knotens und<br />

bohren sich darunter wieder ein. Wird der Stängel<br />

auf der Suche nach einer darin fressenden<br />

Larve aufgeschnitten, so ist regelmäßig eine<br />

typische Abwehrreaktion zu beobachten: Die<br />

Larve spinnt über der Schnittstelle sofort ein<br />

lockeres Gespinst, bedeckt dieses mit Fraßmehl<br />

und Kot und versteckt sich dann. Es gelingt deshalb<br />

nur äußerst selten, fressende Larven im<br />

Film zu dokumentieren. Mit Fraßmehl bedeckte<br />

Löcher in den Lieschblättern der Kolben sind<br />

ein sicheres Indiz für einen Kolbenbefall. Äl-


L4­Larve frisst im Stängelmark in Richtung<br />

Stängelbasis<br />

Kopf einer frisch gehäuteten L5­Larve im unteren<br />

Stängelbereich<br />

Im Frühjahr schlüpft die junge Puppe aus der<br />

überwinternden L5­Larve<br />

tere Larven fressen an den Körnern, an denen<br />

sich unter dem günstigen Mikroklima schnell<br />

Fusarium-Pilze entwickeln. Besonders schwere<br />

Fraßschäden entstehen an jungen Kolben.<br />

Der Falter schlüpft bei Sonnenaufgang<br />

Im Herbst spinnt die voll entwickelte L5-<br />

Larve an der Stängelbasis ein dichtes Gespinst,<br />

unter dem sie als Präpuppe überwintert. Im<br />

Frühjahr schlüpft aus der Larvenhaut die junge<br />

Puppe, welche sich in kurzer Zeit bräunlich verfärbt.<br />

Nach der Form des Hinterendes lassen<br />

sich weibliche Puppen von männlichen unter-<br />

L4­Larve frisst an einem Maiskorn<br />

L5­Larve in einem Fraßtunnel im unteren Stägelbereich<br />

Ein männlicher Falter schlüpft vor Sonnenaufgang<br />

aus der Puppe<br />

scheiden. Nach ca. 2 Wochen<br />

schlüpft der Falter noch<br />

vor Sonnenaufgang<br />

aus der Puppe.<br />

Text und Bilder:<br />

Prof. Dr. U. Wyss,<br />

Institut für Phytopathologie,<br />

Universität Kiel<br />

Videos unter<br />

www.entofilm.com<br />

oder unter<br />

www.<strong>cultivent</strong>.de<br />

Maiszünsler<br />

An den angefressenen Stellen entwickeln sich<br />

Fusarium­Pilze<br />

L5 spinnt ein Verpuppungsgespinst an der<br />

Stängelbasis<br />

9<br />

Kurz nach dem Schlupf;<br />

beim Entfalten und Strecken der Flügel<br />

Standbilder aus dem Film<br />

von U.Wyss, ©Entofolm<br />

©entomart


10 Maiszünsler<br />

Maisstoppel-Zerkleinerung<br />

Welche Kosten, welche<br />

Geräte?<br />

Dass der Zünsler bekämpft<br />

werden muss, steht mittler weile<br />

außer Frage. Möglichst auch<br />

flächendeckend. Die Maisstoppelzerkleinerung<br />

ist dabei ein<br />

Weg, aber über die Art der Geräte<br />

wird noch heftig diskutiert.<br />

So auch auf dem Feldtag in<br />

Schleswig-Holstein.<br />

Maisstoppel nach<br />

intensiver Bearbeitung<br />

mit einem<br />

Schlegel mulcher<br />

Zahlreiche Untersuchungen haben gezeigt,<br />

dass der Maiszünsler sich im April/Mai aus den<br />

Puppen, die im Stängel des Maises vom Vorjahr<br />

überwintern, entwickelt. Als Falter fliegt er in<br />

neue Mais-Bestände und legt dort seine Eier<br />

ab. Der Mais ist zu diesem Zeitpunkt kurz vor<br />

dem Fahnenschieben. Die aus den Eiern schlüpfenden<br />

Raupen fressen sich schnell in den Stängel,<br />

wo sie vor Insektiziden oder natürlichen<br />

Feinden geschützt sind. Die Wirksamkeit von<br />

Insektiziden oder auch biologischen Fressfeinden<br />

(Schlupfwespe) ist damit auf wenige Tage<br />

begrenzt, denn von der Eiablage bis zum einfressen<br />

der Raupen vergehen maximal 14 Tage<br />

(Wyss, 2011). Die Ausbringung erfordert Spezialtechnik,<br />

da der Mais zu diesem Zeitpunkt<br />

meist mehr als 2 Meter hoch ist.<br />

„Bis zu fünf Jahren findet man<br />

noch Maisstoppeln, die einfach<br />

nur untergepflügt wurden. Also<br />

ist eine „Stoppelbearbeitung“<br />

zusätzlich erforderlich“.<br />

Die Raupen, die sich in den Maisstängel<br />

eingefressen haben sind jetzt geschützt und<br />

fressen sich im Stängel nach unten. Befallene<br />

Pflanzen sind an den abgeknickten Fahnen zu<br />

erkennen. Die Raupen bewegen sich also im<br />

Stängel nach unten, einzig an den Knoten fressen<br />

sie sich nach außen und unterhalb eines<br />

jeden Knotens wieder in den Stängel hinein.<br />

Unterhalb des letzten Knotens bilden sie dann<br />

Puppen aus, die dort überwintern und im Frühjahr<br />

die nächste Generation von Faltern hervorbringen.<br />

Das bedeutet, je tiefer man häckselt,<br />

desto mehr Raupen werden schon vom Feld<br />

abgefahren und einsiliert, desto höher ist aber<br />

auch der Verschleiß am Häcksler.<br />

Unterpflügen reicht nicht<br />

Je tiefer also gehäckselt wird, desto weniger<br />

Überlebensraum besteht für die Larven. Die<br />

Schadschwelle von 30 Larven auf 100 Pflanzen<br />

muss unterschritten werden, sonst kommt es zu<br />

Ertragseinbußen von mehr als 30 % wie Ergebnisse<br />

aus Süddeutschland zeigen. Also kommt<br />

nur eine zusätzliche Bearbeitung der Stoppel<br />

in Frage. In der Praxis haben sich verschiedene<br />

Systeme bewährt, die auf dem Feldtag im<br />

Einsatz begutachtet werden konnten. Eine intensive<br />

Bearbeitung der Stoppeln hat mehrere<br />

Vorteile, zunächst werden die Lebensräume für<br />

die Zünslerlarven zerstört. Außerdem werden<br />

die Stoppeln aufgefasert und können so leichter<br />

verrotten.<br />

Ergebnisse der Fachhochschule Kiel zeigten,<br />

dass ein einfaches Unterpflügen der Stoppeln<br />

nicht ausreicht, da die Larven in den Stoppeln<br />

im Boden überdauern können und außerdem<br />

Schadpilze an den Stoppeln haften können.<br />

Eine Infektion der Folgefrucht, oder ein erneutes


Tab. 1: Geräte zur Maisstoppelbearbeitung beim KWS-Zünslerforum in Schleswig-<br />

Holstein<br />

Gerät Arbeitsbreite<br />

Hochpflügen dieser infizierten Stoppeln in den<br />

Folgejahren ist nicht auszuschließen und damit<br />

ist auch das Zünslerproblem nicht gelöst. Bis zu<br />

5 Jahren findet man noch Stoppeln, die einfach<br />

nur untergepflügt wurden. Also ist eine „Stoppelbearbeitung“<br />

zusätzlich erforderlich. Hier<br />

haben sich das Nachhäckseln mit Sichel- oder<br />

Schlegelmulchern als sehr intensive Methode<br />

etabliert, bei der aber alle Ziele (Stoppelzerstörung<br />

und Auffaserung) erreicht werden.<br />

Stoppel in Spuren<br />

Allerdings haben alle Mulcher Probleme mit<br />

heruntergefahrenen Stoppeln durch die Erntetechnik<br />

oder die Abfahrwagen (Uppenkamp,<br />

2011). Walzen, die die Stoppeln platt drücken,<br />

haben sich für eine Zünslerbekämpfung ebenfalls<br />

etabliert, können allerdings die Stoppeln<br />

nur schwer auffasern und somit die Rotte nur<br />

schwer in Gang bringen. Was zu einem erhöhten<br />

Pilzdruck in den Folgefrüchten führt. Trotzdem<br />

sind auch hier einige interessante Weiterentwicklungen<br />

zu finden, wie die Dal-Bo Messerwalze,<br />

die die Stoppel zerdrückt und zerschneidet<br />

und der Zünslerschreck der im Frontanbau<br />

genutzt werden kann und besonders für Wasserschutzgebiete<br />

geeignet ist. Die Messerwalze<br />

zerschneidet die Stoppeln alle 15 cm, allerdings<br />

ist sie auf schweren Standorten und unter nas-<br />

Intensität der<br />

Bodenbearbeitung<br />

sen Bedingungen benachteiligt, da sie sich zusetzt<br />

und dadurch die Arbeitsqualität abnimmt.<br />

10 bis 45 Euro je Hektar<br />

Zerstörung der<br />

Stoppel/Knoten<br />

Güllefass mit Kurzscheibenegge 3 m + +<br />

Ketten Scheibenegge 8 m ++ +<br />

Messerwalze 6 m + ++<br />

Zünslerschreck ohne<br />

Zusatzgeräte<br />

4 m o ++<br />

Schlegelmulcher im Frontanbau 2,5 m o +++<br />

Schlegelmulcher im Heckanbau<br />

mit Rückfahreinrichtung<br />

6 m o +++<br />

Sichelmulcher 3 m o +++<br />

Grubber (dreibalkig) 4 m +++ +<br />

Pflug 2,5 m +++ o<br />

o keine + gering ++ hoch +++ sehr hoch<br />

Alle diese zusätzlichen Arbeitsgänge sind<br />

mit weiteren Kosten verbunden. Nach Auskunft<br />

verschiedener Lohnunternehmen bewegen sich<br />

diese von 10 €/ha für den Zünslerschreck bis hin<br />

zu 45 €/ha für den Schlegelmulcher. Trotzdem ist<br />

eine intensive Stoppelbearbeitung ein sicherer<br />

Garant für sichere Erträge auch in der Zukunft.<br />

Eine intensive Bearbeitung und Einarbeitung<br />

führt zur verbesserten Rotte und vermindert das<br />

Fusarien- und Zünslerrisiko deutlich. Der Pflug<br />

kann, nach einer intensiven Stoppelbearbeitung<br />

im Herbst nach der Ernte, wie gewohnt im<br />

Frühjahr eingesetzt werden. Auch die Mulchsaat<br />

kann nach einer intensiven Stoppelbearbeitung<br />

betrieben werden und damit aktiv den Erosionsschutz<br />

und die Befahrbarkeit verbessern.<br />

Geräte zur Maisstoppelbearbeitung<br />

Die folgenden Geräte (siehe Tabelle 1)<br />

wurden auf dem Zünslerforum im praktischen<br />

Einsatz vorgeführt und im Nachgang gemeinsam<br />

mit den Besuchern in ihrer Arbeitsweise<br />

und Wirkung bewertet. Die Stoppelzerstörung<br />

Maiszünsler<br />

11<br />

in Bezug auf die Maiszünslerbekämpfung und<br />

Zerstörung der Stoppel für die Rotte und zur Reduktion<br />

des Fusarium Risikos sind als Ergebnis<br />

in der folgenden Tabelle dargestellt.<br />

„Die Lohnunternehmer könnten<br />

ihre Maiserntekette um die<br />

Stoppelbearbeitung direkt nach<br />

dem Häcklser erweitern und für<br />

die Kunden und die Gesellschaft<br />

einen Dienst leisten, der auch den<br />

Maisanbau für die nächsten Jahre<br />

nachhaltig möglich macht.“<br />

Die Geräte zeigten erwartungsgemäß unterschiedliche<br />

Arbeitsbilder. Die einen sind für<br />

eine flache Bodenbearbeitung entwickelt und<br />

mit Scheibenwerkzeugen ausgestattet. Diese<br />

zerstören die Stoppeln und Knoten nur zufällig,<br />

denn sie sind zur Einebnung und oberflächigen<br />

Auflockerung gedacht. Wenn die Stoppeln<br />

schön aufgefasert wären, dann würde durch sie<br />

eine optimale Rotte erreicht werden.<br />

Die Sichel- und Schlegel-Mulcher sind hingegen<br />

nur zur „Stoppelbearbeitung“ also der<br />

Auffaserung entwickelt. Diese bearbeiten den<br />

Boden hingegen gar nicht. Die Mulcher haben<br />

ihre Probleme vor allem bei platt gefahrenen<br />

Stoppeln. Der Zünslerschreck bearbeitet ebenfalls<br />

nur die Stoppeln kann aber auch mit einer<br />

Scheibenegge kombiniert werden und so auch<br />

eine flache Bodenbearbeitung durchführen.<br />

Die Messerwalze zerschneidet als einzige<br />

die Stoppeln und wirft auch Boden auf so dass<br />

hier eigentlich die Bedingungen für die Zünslerbekämpfung<br />

und Stoppelrotte als optimal einzustufen<br />

sind. Allerdings hat die Messerwalze<br />

vor allem auf nassen und schwereren Böden<br />

ihre Probleme, da sich die Werkzeuge/Messer<br />

zusetzen und das Arbeitsbild mancherorts zu<br />

wünschen übrig lässt.<br />

Der Grubber als auch der Pflug sind hingegen<br />

für die eigentliche Bodenbearbeitung entwickelt<br />

und zerstören die Stoppeln kaum, sind als<br />

alleinige Maßnahme gegen Zünsler oder für eine<br />

wirksame Stoppelrotte nur schwer geeignet. In<br />

Kombination mit den Mulchern hingegen sind<br />

sie wirksame Werkzeuge, um dem Zünsler und<br />

den Fusarien entgegenzuwirken.<br />

Dal­Bo Messerwalze Kelly Kettenscheibenegge Güllefass mit Kurzscheibenegge


12 Maiszünsler<br />

Fazit<br />

Der Maiszünsler, der sich immer weiter nach<br />

Norden bewegt und auch zukünftig als Problem<br />

für die Maisanbauer weiter zunimmt, kann mit<br />

heutigen Geräten und Werkzeugen zur Stoppel-<br />

und Bodenbearbeitung bereits hinreichend bekämpft<br />

werden. Allerdings ist die Bekämpfung<br />

als Vorsorge anzusehen und mit zusätzlichen<br />

Kosten für einen weiteren Arbeitsgang behaftet.<br />

Die Agritechnica in Hannover hat gezeigt,<br />

dass auch zukünftig keine neue Technik für die<br />

Ernte zu erwarten ist, die auch die Stoppeln in<br />

einem Arbeitsgang mit zerstört. Daher wäre folgende<br />

Überlegung denkbar: Jeder Maisanbauer<br />

sollte vorsorglich die Stoppel intensiv bearbeiten<br />

unabhängig ob der Zünsler bereits da ist<br />

oder nicht. Die höheren Kosten je nach eingesetztem<br />

Gerät müssten die Lohnunternehmen<br />

bereits in den Erntekosten mit dazurechnen.<br />

Die Lohnunternehmer könnten so ihre Kette<br />

um die Stoppelbearbeitung direkt nach dem<br />

Häcklser erweitern und für die Kunden und die<br />

Gesellschaft einen Dienst leisten, der auch den<br />

Maisanbau für die nächsten Jahre nachhaltig<br />

möglich macht.<br />

Prof. Dr. Yves Reckleben,<br />

Fachhochschule Kiel<br />

Lohnunternehmer Bernhard Dohle<br />

Überzeugt vom Mulcher<br />

Zünslerschreck im Frontanbau mit nachlaufender<br />

Scheibenegge zur flachen Stoppeleinarbeitung<br />

Schlegelmulcher in Rückfahreinrichtung<br />

Abb. 1: Larvenposition im Stängel zum Zeitpunkt der Ernte (Demmel, 2010)<br />

Das Lohnunternehmen Dohle aus Ahlem<br />

(NRW) ist seit einigen Jahren bereits in der Zerkleinerung<br />

von Maisstoppel aktiv. <strong>LU</strong> Dohle setzt<br />

eine Front­Heck­Kombination von Müthing ein,<br />

bestehend aus einem MU­PRO 280 und einem<br />

MU Farmer 420S. Im Jahr 2009 wurde ein<br />

MU­Farmer/S 420 für den Einsatz im Getreidehochschnitt<br />

sowie für den Einsatz nach der<br />

Maisernte gekauft.<br />

Im Jahr 2011 wurde zusätzlich ein Frontgerät<br />

MU­PRO 280 zur Erhöhung der Flächenleistung<br />

angeschafft. Damit liegt die Leistung der<br />

Maschine bei rund 4 bis 6,5 ha pro Stunde. Der<br />

Zünslerdruck sei im Jahr 2010 besonders stark<br />

gewesen und im vergangenen Jahr wieder leicht<br />

abgeflaut. Trotzdem ordern die Landwirte das<br />

Mulchen der Maisstoppeln, um kein Risiko einzugehen,<br />

schildert Bernhard Dohle. Insgesamt<br />

kommt er auf eine Mulchfläche von 800 bis 900<br />

Hektar pro Jahr.<br />

Mit dieser Mulchkombi sei auch die Arbeit<br />

im Herbst bei oft nassen Bedingungen problemlos<br />

möglich. Er lobt den großen Wirkdurchmesser der<br />

Werkzeuge und die verstopfungsfrei arbeitende<br />

Kurzhäckselleiste des Mulchers. Die Kunden sind<br />

mit dem guten Arbeitsergebnis dieser Maschine<br />

sehr zufrieden.<br />

hgd Tobias Grabemeier, Fahrer im Lohnunternehmen Bernhard Dohle<br />

47 %<br />

27 % am 2. Knoten<br />

22 % am 1. Knoten<br />

4 % in der Wurzel


Landwirt Sönke Offt<br />

Bitte keine Insellösungen<br />

Sönke Offt, aus Windbergen, Schleswig­Holstein<br />

(Dithmarschen), ist 45 Jahre<br />

alt und bewirtschaftet in Dithmarschen<br />

(Schleswig­Holstein) einen typischen<br />

Geestbetrieb. In seinem Stall stehen<br />

70 Kühe. Futtergrundlage ist Gras und<br />

Silomais. Seine Feldwirtschaft besteht<br />

aus 60 ha Grünland und 17 ha Silomais.<br />

Noch sei kein Zünslerbefall feststellbar,<br />

betont er. Aber da der Silomais für seine<br />

Ration unersetzlich ist, wollte er auf der<br />

Fachtagung mehr darüber erfahren, wie<br />

der Zünsler lebt und was er vorbeugend<br />

gegen ihn machen kann.<br />

Derzeit läßt Sönke Offt die Maisstoppel<br />

bis zur Frühjahrssaat unberührt, also<br />

keine Stoppel­ und Bodenbearbeitung<br />

nach der Ernte. „Früher haben wir sogar<br />

regelmäßig eine Winterbegrünung<br />

in die Maisflächen gesät, um Nitratauswaschungen<br />

zu vermeiden“, erzählt er.<br />

Aber da diese Begrünung im Winter den<br />

Zünsler eher schützt als schadet, hat er die<br />

Begrünung im Winter wieder eingestellt.<br />

Die Vorträge und der Austausch mit Kollegen<br />

haben ihn an diesem Tag in seiner<br />

Meinung bestätigt, dass in diesem Winter<br />

der Maisstoppel nicht heil über den Winter<br />

kommen darf. Wie die Maisernte, soll<br />

das auch komplett der Lohnunternehmer<br />

erledigen und zwar wirkungsvoll auf der<br />

einen Seite aber nicht gefährdend für die<br />

Auflagen der Cross­Compliance­Richtlinie<br />

– also wenig Bodenbewegung.<br />

Ebenso wichtig ist dabei aber auch,<br />

dass es keine 17 ha Insellösung wird. Das<br />

heißt, auch seine Flächennachbarn sollten<br />

eine mechanische Zünslerbekämpfung<br />

durchführen, wenn das System wirken soll.<br />

Hier setzt Sönke Offt auf die Einsicht der<br />

Nachbarn aber auch auf durchdachte und<br />

offensive Angebote der Lohnunternehmer.<br />

hgd<br />

Sönke Offt ist Landwirt aus Schleswig­<br />

Holstein mit 17 ha Silomais. In diesem<br />

Winter wird erstmals der Maisstoppel<br />

zerkleinert. Er hofft, dass auch die<br />

Nachbarn mitmachen.<br />

<strong>LU</strong> Kock verwendet Striegel mit Güttlerwalze, kombiniert mit Scharen und Ringschneiden.<br />

Lohnunternehmer Hans­Jürgen Kock<br />

Die richtige Technik zum passenden Preis<br />

Hans­Jürgen Kock sieht die Notwendigkeit<br />

und durchaus auch das Interesse bei seinen Silomais­Kunden<br />

an einer mechanischen Maiszünslerbekämpfung.<br />

Aber es müsse eine wirkungsvolle<br />

Technik geboten werden und der Preis müsse stimmen.<br />

Mit Kosten von 45 Euro pro Hektar, die von<br />

Experten und Technikern genannt werden, würden<br />

sich seiner Meinung nach viele Landwirte schwer<br />

tun. Er ist auf der Suche nach einer Technik, die für<br />

25 bis 30 Euro plus Diesel pro Hektar angeboten<br />

werden kann.<br />

Um das herauszufinden, hat Hans­Jürgen Kock<br />

im vergangenen Jahr mit eigenen Versuchen begonnen<br />

und in diesem Jahr den Versuch ausgeweitet.<br />

Dabei verwendet er Striegel mit Güttlerwalze, kombiniert<br />

mit Scharen und Ringschneiden. „Die Ringschneiden<br />

und andere Schare sind eigene Versuche.<br />

Striegel und Güttler/Prismen­Walze wurde in Niedersachsen<br />

mit Erfolg eingesetzt“, schildert Kock.<br />

Die Ringschneider werden eingesetzt, um die festgefahrenen<br />

Stoppel wieder aus dem Spuren zu bekommen<br />

und zu zerkleinern. Aber die Entwicklung<br />

Hans Jürgen Kock ist Lohnunternehmer aus Bendorf<br />

in Schleswig­Holstein und macht eigene Versuche<br />

zur Maisstoppel­Zerkleinerung.<br />

Maiszünsler<br />

13<br />

sei erst am Anfang und daher besucht er viele dieser<br />

Fachtagungen und Maschinenvorführungen zum<br />

Thema Zünslerbekämpfung, um sich selbst ein Bild<br />

von der Arbeitsweise und der Wirkung zu machen.<br />

Seine Kundenflächen seien oft stark mit Steinen<br />

besetzt, was den Einsatz des Mulchers wegen Steinschlag<br />

und hohem Verschleiß oft schon ausschließt.<br />

Ebenso gehen die Meinungen darüber auseinander,<br />

ob und wie viel Erde dabei bewegt werden darf (N­<br />

Mineralisierung). Er sieht für diese Dienstleistung<br />

nicht nur echte Chancen sondern auch eine große<br />

Notwendigkeit, wenn der Mais weiterhin wichtige<br />

Futtergrundlage für Rindvieh und Biogas bleiben<br />

soll. Er will offensiv mit seinen Kunden darüber reden,<br />

um eine möglichst flächendeckende Bekämpfung<br />

erreichen zu können.<br />

hgd<br />

Das Ergebnis seiner Stoppelzerkleinerung. Diskutiert<br />

wird noch, wie viel Erde bei der Maßnahme<br />

bewegt werden darf.


14 Maiszünsler<br />

Kundenbetreuer Stephan Lorenz,<br />

Lohnunternehmen Blunk<br />

<strong>LU</strong> Blunk nutzt Mulcher und<br />

Scheibenegge<br />

Stephan Lorenz hat in Kiel Landwirtschaft<br />

studiert und ist seit Mai 2011 beim Unternehmen<br />

Blunk als Kundenbetreuer Landwirtschaft<br />

angestellt. Dabei spielt auch das Angebot zur<br />

Maisstoppelzerkleinerung eine Rolle. Eingesetzt<br />

werden Mulcher und Scheibenegge hinterm<br />

Güllefass. Der Mulcher arbeitet mit Schlegeln<br />

und wird zur Zerkleinerung des Maisstoppels<br />

in geschobener Variante eingesetzt. „Damit<br />

die Maisstoppel vom Traktor nicht noch weiter<br />

festgefahren werden. Bei guten Verhältnissen<br />

werden so 3,5–4 Hektar pro Stunde erreicht“,<br />

schildert Stephan Lorenz.<br />

Wann ist die Hauptzeit für das Stoppelmulchen?<br />

Der Mulcher läuft das ganze Jahr auch für Stilllegungsflächen,<br />

Wiesen und Weiden übermulchen.<br />

Die Maisstoppel wird überwiegend im Herbst<br />

nach der Ernte gemulcht. Und dann flach eingearbeitet<br />

damit sie schnell verrotten. Die Stoppeln<br />

sollten so klein und so schnell wie möglich in den<br />

Boden eingearbeitet werden.<br />

Berater Christoph Bommes, ppm<br />

Agrarberatung Niedersachsen<br />

Fan der Kettenegge<br />

Christoph Bommes fiel auf, weil er auf der<br />

Maschinenvorführung der KWS in Rendswühren<br />

mit dem Spaten auf dem Acker unterwegs war,<br />

um die Zerkleinerungsarbeit und die Bodenbewegung<br />

der gezeigten Maschinen zu prüfen. Sein Job<br />

ist die pflanzenbauliche Agrarberatung. Schwerpunkte<br />

sind Cultan­Düngeverfahren, Bodenbearbeitungssysteme<br />

und Mais unter Folie. Bei seinen<br />

niedersächsischen Beratungskunden mit Maisanbau<br />

nehme das Interesse an geeigneter Technik<br />

für die Maisstoppelzerkleinerung zwar zu, aber es<br />

reiche nicht, wenn ein Landwirt den Maisstoppel<br />

sorgfältig zerkleinern lässt, aber sein Feldnachbar<br />

sich nicht um seine Stoppel kümmert. Letztlich<br />

bringen nur möglichst flächendeckende Verfahren<br />

Erfolg gegen den Zünsler.<br />

Christoph Bommes berichtet von einer Zunahme<br />

an Maisbeständen, die ein klar ersicht­<br />

Stephan Lorenz ist beim Unternehmen Blunk<br />

als Kundenbetreuer Landwirtschaft angestellt<br />

und ist auch mit dem Mulcher zur Stoppelzerkleinerung<br />

unterwegs.<br />

In welchen Regionen wird diese Dienstleistung<br />

nachgefragt<br />

Im gesamten Raum Schleswig­Holstein und<br />

Mecklenburg­Vorpommern.<br />

liches Schadbild des Zünslers aufweisen, das<br />

aber von den Landwirten oft nicht erkannt würde.<br />

Bis hinauf nach Cuxhaven sei Zünslerbefall<br />

gefunden worden. Auch im Vorharz, in 300 bis<br />

400 m Höhe, eher als kalte Region bekannt, sei<br />

ein hoher Befall an Zünsler festzustellen. Auf der<br />

Ostseite des Harzes, also Richtung Magdeburg,<br />

sei es nicht besser. Irgendwann – so seine Vermutung<br />

– werde eine Verordnung kommen, die<br />

die flächendeckende Maisstoppelzerkleinerung<br />

vorschreibe. Dann würden am „grünen Tisch“<br />

aber nicht immer die besten Lösungen gefunden<br />

werden. Beispielsweise sei der Pflug wirklich kein<br />

Mittel zur Zünslerbekämpfung. „Wenn die Larve<br />

eingegraben wird, kann sie auch kalte Winter mit<br />

längeren Barfrösten überleben“, erklärt Bommes.<br />

Es gilt einen guten Kompromiss zu finden<br />

zwischen effektiver Stoppelzerkleinerung und<br />

möglichst geringer Bodenbewegung. Beispielsweise<br />

sei er vor drei Jahren auf einer dänischen<br />

Vorführung auf die Kettenegge gestoßen. Eine<br />

Maschine, die aus Australien kommt, aber seiner<br />

Meinung nach geeignet ist, in der Maisstop­<br />

Die Kettenegge zur Maisstoppelzerkleinerung wurde auch auf der Vorführung in Rendswühren<br />

gezeigt.<br />

Wie ist die Akzeptanz bei den Kunden?<br />

Hier kann man keine genau Zahlen nennen, da<br />

es zusätzliche Kosten für den Betrieb sind, die<br />

Vorteile des Mulchens liegen klar auf der Hand:<br />

Durch die gute Zerkleinerung werden nicht nur der<br />

Zünsler sondern auch die Rotte gefördert, so dass<br />

Pilzsporen nicht auf dem Restmaterial überwintern<br />

und so keine neuen Infektionen im Folgejahr<br />

auslösen können.<br />

Welche Arbeits­Preise pro Hektar bzw. Stunde<br />

sind realisierbar?<br />

Wir arbeiten mit einem Hektar­Stunden­Kombipreis,<br />

dadurch werden für beide Seiten gerechte<br />

Verhältnisse geschaffen. Große Flächen können<br />

dadurch kostengünstiger bearbeitet werden,<br />

bei kleiner Struktur mit einer geringeren Flächenleistung<br />

können unsere Kosten trotzdem<br />

gedeckt werden.<br />

Wann und in welchem Umfang wird die Lemken<br />

Rubin Scheibenegge (am Güllefass) auch zur<br />

Stoppelbearbeitung in Mais eingesetzt und wie<br />

beurteilen Sie die Arbeitsleistung?<br />

Die Scheibenegge wird in einem großen Umfang<br />

sowohl im Herbst wie auch im Frühjahr<br />

eingesetzt, da die Erntereste flach eingearbeitet<br />

werden und somit schnell verrotten können.<br />

Im gleichen Arbeitsgang werden noch flüssige<br />

Wirtschaftsdünger zur Folgesaat ausgebracht.<br />

hgd<br />

Christoph Bommes ist Pflanzenbauberater aus<br />

Niedersachsen und bekommt zunehmend<br />

Anfragen zur Maiszünslerbekämpfung.<br />

pelzerkleinerung eingesetzt zu werden. „Bei der<br />

Kettenegge stimmt die Schlagkraft, der Dieselverbrauch<br />

und der Effekt, den wir brauchen“,<br />

meint Bommes. Die Kettenegge hinterlasse natürlich<br />

kein Pflugbild, aber sei ein erster tauglicher<br />

Schritt in dem Verfahren. Seine Empfehlung<br />

geht dahin den Stoppel erst nach einigen<br />

Frostnächten zu bearbeiten. Die Zerkleinerung<br />

müsse also nicht gleich nach der Ernte erfolgen,<br />

sondern sei auch noch im Januar oder auch später<br />

bis in den März hinein in Ordnung. So ist auch<br />

in Wasserschutzgebieten bei Maisbeständen mit<br />

Untersaaten eine effektive Zünslerbekämpfung<br />

möglich.<br />

hgd


Die Landwirtschaftskammer<br />

Niedersachsen organisierte<br />

im Oktober einen Feldtag zur<br />

Maisstoppelbearbeitung in<br />

Luttringhausen. Die hohe<br />

Besucherzahl unterstreicht<br />

wie präsent das Thema für alle<br />

Maisanbauer ist. Die Ausbreitung<br />

des Maiszünslers stellt Berater,<br />

Hersteller, Landwirte und<br />

Lohnunternehmer vor eine<br />

echte Herausforderung.<br />

Beim Maiszünslerbefall sind Mindererträgen<br />

von bis zu 30% möglich. Dabei handelt es<br />

sich nicht nur um direkte Vertragsverluste sondern<br />

durch die abgeknickten Pflanzen wird die<br />

Futterqualität, verstärkt durch eine Fusariumbelastung<br />

negativ beeinflusst.<br />

In der Praxis muss die Maisstoppelbearbeitung<br />

noch professioneller umgesetzt werden,<br />

um den Zünsler vorbeugend effektiv zu bekämp-<br />

Maiszünsler<br />

Maisstoppelbearbeitung<br />

Geräte im Praxistest<br />

Der Rotormulcher StarCut von Spearhead kann<br />

mit einer Arbeitsgeschwindigkeit von bis zu 14<br />

km/h gefahren werden. Die Maschine eignet sich<br />

zur Mais­ und Getreidestoppelbearbeitung aber<br />

auch für den Grünlandeinsatz.<br />

fen. Derzeit liegt die offizielle Schadschwelle<br />

bei 30 Larven je 100 Pflanzen. Wird diese<br />

überschritten, liegen die Bekämpfungskosten<br />

laut Landwirtschaftskammer Niedersachsen<br />

Die Messerwalze MaxiCut von Dalbo beeindruckte die<br />

Besucher vor allem durch ihre hohe Arbeitsgeschwindigkeit<br />

von 18 bis 25 km/h. Sie ist leichtzügig und kommt bei 6 m<br />

Arbeitsbreite auf eine Flächenleistung von bis zu 10 ha/h.<br />

Laut Hersteller liegt der Kraftstoffbedarf bei 3–4l/ha.<br />

Die Standzeit der Messer wird mit 2000 ha ausgewiesen.<br />

Die Walze lässt sich mit Wasser befüllen und ist somit flexibel<br />

unter verschiedenen Verhältnissen einzusetzen. Grasuntersaaten<br />

bleiben laut Dalbo erhalten.<br />

15


16 Maiszünsler<br />

„Stoppelzerkleinerung beugt verschiedenen<br />

Problematiken vor“<br />

PD Dr. habil. Joachim Brunotte<br />

vom Institut für Agrartechnologie<br />

im vTI aus Braunschweig überzeugt<br />

sich vor Ort von der Arbeitsqualität<br />

der Stoppelbearbeitungsgeräte:<br />

„Zwischen die traditionellen Arbeitsgänge<br />

Mähdrusch/Maishäckseln und<br />

der Bodenbearbeitung für die Folgekultur<br />

schiebt sicher immer mehr ein<br />

neuer Arbeitsgang der Stoppelzerkleinerung<br />

unter dem Stichwort „Feldhygiene“.<br />

Nicht nur der physikalische<br />

Einfluss von sperrigen Ernteresten auf<br />

Bearbeitungsqualität und Feldaufgang,<br />

sondern auch die phytosanitären<br />

Effekte hinsichtlich Gesundheit der<br />

Folgefrucht gewinnen an Bedeutung.<br />

Für mich dient die Nachzerkleinerung<br />

von Ernteresten vor allem dem Ziel der<br />

Rotteförderung für eine störungsfreie<br />

Aussaat und für eine Minderung des<br />

Gefährdungspotenzials durch Schädlinge<br />

wie den Maiszünsler und den<br />

Maiswurzelbohrer sowie Krankheiten.<br />

Hier stehen vor allem die Fusarienpilze<br />

im Blickpunkt. Durch das unterschiedlich<br />

starke Auftreten, sind die mechanischen<br />

Maßnahmen grundsätzlich<br />

auf alle Probleme auszurichten.<br />

Durch das in Norddeutschland<br />

bisher geringe Gefährdungspotential<br />

durch den Maiszünsler, ist noch nicht<br />

abschließend formuliert, wie stark die<br />

Maisstoppeln gequetscht, geknickt<br />

bzw. zerkleinert werden müssen, um<br />

den Überwinterungshohlraum im<br />

Stängel zu zerstören. Daher ist eine<br />

abschließende Beurteilung der eingesetzten<br />

Geräte hinsichtlich ihrer Maiszünslerwirkung<br />

schwierig. Da beim<br />

Mulchen die Ziele der Fusarienbekämpfung<br />

mit zu berücksichtigen sind,<br />

muss in jedem Fall bestmöglich zerkleinert<br />

werden, damit das Material<br />

„mundgerecht“ für die Regenwürmer<br />

vorbereitet ist und schnell verrotten<br />

kann. Dies gelingt am effektivsten mit<br />

Schlegelmulchern, die allerdings auch<br />

den höchsten Energiebedarf haben.<br />

Den Praktikern muss bewusst sein,<br />

dass das Gefährdungsproblem nicht<br />

gelöst wird, wenn die Stängel einfach<br />

untergepflügt werden, zumal dann<br />

Bodenschutzanforderungen nicht berücksichtigt<br />

sind und bei Pflugeinsatz<br />

im Folgejahr die Stoppelreste zur Infektion<br />

beim Weizen führen können.<br />

Ich bin mir sicher, dass die Zerkleinerung<br />

von Ernteresten, insbesondere<br />

beim Mais, zukünftig fester Bestandteil<br />

in der gesamten Arbeitskette werden<br />

wird. Dieser Arbeitsgang kann<br />

gut vom Lohnunternehmer erledigt<br />

werden. Um die Effizienz bei der Zerkleinerung<br />

zu erhöhen, müssen zwei<br />

Stoppelreihen unter dem Maisgebiss,<br />

vor dem Überfahren durch den Häcksler<br />

zerkleinert werden und die Abfuhrlogistik<br />

der Transportfahrzeuge darauf<br />

abgestimmt werden. Im Sinne einer<br />

integrierten Bewirtschaftung sind<br />

neben Zerkleinern und Bodenbearbeitung<br />

alle indirekten Maßnahmen,<br />

wie Sortenwahl bei Mais und Weizen,<br />

Fruchtfolge und Pflanzenschutzmanagement<br />

mit zu berücksichtigen.“<br />

mj<br />

bei 50- 60€/ ha. Der optimale Bekämpfungstermin<br />

liegt Mitte bis<br />

Ende Juli. In der Regel hat der Mais<br />

dann eine Wuchshöhe von knapp<br />

2 Metern erreicht, so dass für die<br />

Pflanzenschutzmittelausbringung<br />

auf spezielle Hochradtechnik zurückgegriffen<br />

werden muss. Es<br />

befinden sich zwar wirksame Insektizide<br />

auf dem Markt und auch<br />

die ersten Maisfungizide laufen in<br />

den Prüfungen, dennoch sollten die<br />

Anbauer vorbeugend auf eine gute<br />

Feldhygiene achten.<br />

Auf der Vorführung wurde eine<br />

klare Anforderung an die Maisstoppelbearbeitung<br />

gestellt: Nach der<br />

Maisaussaat dürfen keine Pflanzenreste<br />

an der Bodenoberfläche<br />

sein. Außerdem dürfen keine heilen<br />

Maisstoppeln im oberen Krumen-<br />

bereich zu finden sein. Diese Ziele<br />

sind nur durch eine zügige Verrottung<br />

zu erreichen. Der Stoppel<br />

muss also durch den Stoppelbearbeitungsgang<br />

beschädigt werden.<br />

Ansonsten kann der Maiszünsler in<br />

den 10 cm langen, unbeschädigten<br />

Maisstoppeln überwintern und sich<br />

im Mai verpuppen.<br />

Auf dem Feldtag wurden siebenMaisstoppelbearbeitungsgeräte<br />

vorgestellt. Als Walzen kamen<br />

der Greenmaster von Güttler, der<br />

Zünslerschreck von Knoche und<br />

die Messerwalze Maxcut von Dalbo<br />

zum Einsatz. Bei den Mulchern<br />

stellte Spearhead den Sichel/ Rotormulcher<br />

Star Cut und den Schlegelmulcher<br />

Trident vor. Dücker war mit<br />

einem Front/Heckanbau Schlegelmulcher<br />

dabei und Müthing mit sei-<br />

Durch den hohen Niederschlag kurz vor dem Feldtag hatten alle Mulcher<br />

Probleme im Praxistest. In der Regel liegen die Arbeitsgeschwindigkeiten der<br />

Mulcher bei 6–10 km/h.<br />

Beim Zünslerschreck von Knoche fielen die pendelnd aufgehängten Walzenelemente<br />

positiv auf. Sie passten sich gut an den Boden an. Auch diese Walze<br />

wird mit hohen Arbeitsgeschwindigkeiten von 12–18 km/h gefahren. Laut<br />

Knoche kommt das Gerät bei einer hohen Flächenleistung<br />

auf einen geringen Kraftstoffverbrauch.<br />

Durch die kurze Bauart ist nur ein geringer<br />

Hubkraftbedarf notwendig. Der Zünslerschreck<br />

kann auch in der Fronthydraulik in<br />

Kombination mit einer Kurzscheibenegge<br />

im Heck gefahren werden. Diese Gerätekombination<br />

empfiehlt der Hersteller für<br />

eine effektive Fusarium­und Zünslerbekämpfung.


Müthing stellte seinen Mulcher MU­Farmer in einer Front­Heckkombination<br />

vor. Hervorgehoben wurden die Hammerschlegel aus Spezialstahl.<br />

Unten: Die Maisstoppeln in den Fahrspuren konnten weder von den Mulchern<br />

noch von den Walzen effektiv zerkleinert werden.<br />

nem MU-Farmer. Die Leistung der<br />

Geräte wurde von den Besuchern<br />

intensiv begutachtet und diskutiert.<br />

Keine der eingesetzten Maschinen<br />

konnte allerdings die niedergedrückten<br />

Maisreihen in den Fahrspuren<br />

effektiv zerkleinern bzw.<br />

beschädigen. Es stand die Frage im<br />

Raum, ob die gequetschten Stängel<br />

„Hersteller sollten über Unterflurhäcksler<br />

nachdenken“<br />

Eckard Seemann, Pflanzenschutzdienst<br />

LWK Niedersachsen, organisierte<br />

den Feldtag im niedersächsischen<br />

Luttringhausen: „In unserem<br />

Beratungsgebiet hat der Maisanteil<br />

in der Fruchtfolge durch den Bau der<br />

Biogasanlagen enorm zugenommen.<br />

Allein Niedersachsen verzeichnet das<br />

Statistische Bundesamt einen Zuwachs<br />

von 12,8%. Somit haben wir<br />

hier das größte Maisanbaugebiet in<br />

Deutschland. Die Herausforderungen<br />

an den Anbau steigen. Neben Problemunkräutern<br />

nehmen Pilzinfektionen<br />

zu, der Maiszünsler breitet sich aus<br />

und auch der Maiswurzelbohrer ist<br />

auf dem Weg gen Norden.<br />

Wir haben uns entschieden einen<br />

Feldtag zur Maisstoppelbearbeitung<br />

zu organisieren, um einige Stoppelbearbeitungsgerät<br />

unter Praxisbedingungen<br />

im Einsatz zu vergleichen.<br />

Leider ist noch kein einheitliches Bonitursystem<br />

ausgearbeitet, so dass eine<br />

neutrale Bewertung der Maisstoppelbearbeitung<br />

zum heutigen Zeitpunkt<br />

schwierig ist. Unser Augenmerk liegt<br />

zurzeit auf einer effektiven Zünslerkontrolle<br />

und vorbeugenden Maßnahmen<br />

gegen das Fusariumrisiko bei nachfolgendem<br />

Mulchweizen. Es sollten über<br />

den Winter keine heilen Maisstoppeln<br />

im oberen Krumenbereich vorhanden<br />

sein. Ziel muss es also sein, die Verrottung<br />

durch Abknicken, Quetschen und<br />

Zerkleinern der Knoten und Stängelabschnitte<br />

sowie der anschließenden Einarbeitung<br />

zu beschleunigen. Auf dem<br />

Feldtag konnten aufgrund der feuchten<br />

Witterung die Mulcher mit Stahlführungswalze<br />

nicht zum Einsatz kommen.<br />

Grundsätzlich kann man aber<br />

sagen, dass sich Walzen und Mulcher<br />

zur Zünslerbekämpfung eignen. Mulcher<br />

haben den Vorteil, dass sie Stoppeln<br />

so zerkleinern, dass sie im darauf<br />

folgenden Arbeitsgang gut mit Erde<br />

gemischt werden können, so dass auch<br />

die Fusarienproblematik eingedämmt<br />

wird. Die Mulcher müssen allerdings<br />

tief genug eingestellt werden, damit<br />

der Maisstoppel mindestens bis zum<br />

1. Knoten zerschlagen wird.<br />

Maiszünsler<br />

17<br />

genügend durch die Überfahrten<br />

beschädigt werden, dass sie sich<br />

im Frühjahr gut zerkleinern lassen.<br />

Maren Jänsch<br />

Auf der Vorführung war zu sehen,<br />

dass sich der Zünslerschreck von Knoche<br />

mit seinen pendelnd aufgehängten<br />

75 cm Walzenelementen am besten an<br />

die Bodengegebenheiten angepasst<br />

hat. Ich gehe davon aus, dass der<br />

Greenmaster von Güttler unter trockenen<br />

Bedingungen ein besseres Arbeitsbild<br />

hinterlässt. Wenn die Stängel<br />

trocken und brüchig sind, können sie<br />

auch bei den eher niedrigen Arbeitsgeschwindigkeiten<br />

des Greenmasters<br />

von 8 bis 12 km/h brechen. Bei der<br />

Dalbo Messerwalze MaxiCut mit 3 m<br />

Arbeitselementen ist die Bodenanpassung<br />

oftmals nicht ausreichend, um<br />

eine flächendeckende Bearbeitung zu<br />

gewährleisten.<br />

Grundsätzlich kann ich die Aussage<br />

treffen, dass der Mulchereinsatz<br />

auf Maisstoppeln bei darauffolgendem<br />

Mulchsaatweizen unbedingt<br />

notwendig ist. Die Walzen eignen sich<br />

für die Maisstoppelbearbeitung, um<br />

im Herbst die Verrottung anzuregen.<br />

Darauf sollte dann allerdings keine<br />

Herbstbestellung sondern eine Sommerung<br />

folgen.<br />

Alle Geräte hatten Probleme die<br />

Maisstoppeln in den Spuren zu zerstören.<br />

Daher sollte die Forderung nach<br />

einem Unterflurhäcksler/­mulcher,<br />

der direkt am Maisgebiss sitzt von den<br />

Herstellern bedacht werden.“<br />

mj


18 Maiszünsler<br />

Biologische und<br />

chemischen Bekämpfung<br />

Dem<br />

Zünsler zu<br />

Leibe<br />

rücken<br />

Für den Maiszünsler stehen – wie<br />

für kaum einen anderen Schädling<br />

– eine ganze Reihe von vorbeugenden,<br />

biologischen und<br />

chemischen Bekämpfungsmaßnahmen<br />

zur Verfügung. Dr. Bernd<br />

Hommel vom Julius Kühn-Institut<br />

(JKI) erklärt die Möglichkeiten<br />

der biologischen und chemischen<br />

Maiszünsler-Bekämpfung unter<br />

Beachtung der Grundsätze des integrierten<br />

Pflanzenschutzes.<br />

Die Anwendung der allgemeinen Grundsätze<br />

des integrierten Pflanzenschutzes aus Anhang<br />

III der Pflanzenschutz-Rahmenrichtlinie<br />

der EU (2009/128/EG), die in allen Mitgliedsstaaten<br />

bis 1.1.2014 verbindlich umzusetzen<br />

sind, kann für diesen Schädling exemplarisch<br />

dargestellt werden.<br />

Über die Sortenwahl kann der Befall nur marginal<br />

kontrolliert werden, da – mit Ausnahme der<br />

vom Anbau in Deutschland ausgeschlossenen<br />

Bt-Maissorten – alle Maissorten als durchweg<br />

anfällig für den Maiszünsler (Ostrinia nubilalis)<br />

einzustufen sind. Vorbeugende Maßnahmen<br />

nach der Maisernte im Herbst sind deshalb das A<br />

und O, um im Folgejahr ohne direkte biologische<br />

oder chemische Bekämpfungsmaßnahmen<br />

auskommen zu können. Dennoch, eine wenig<br />

effiziente oder nicht von allen Landwirten einer<br />

Befallsregion durchgeführte intensive Stoppel-<br />

und Bodenbearbeitung (Pflugfurche) nach der<br />

Maisernte oder für den Maiszünsler günstige<br />

Überwinterungsbedingungen können dazu führen,<br />

dass im Folgejahr die Anwendung direkter<br />

Bekämpfungsmaßnahmen notwendig wird. Aufgrund<br />

der oft schwierigen Situation während des<br />

Bekämpfungsfensters im Juni und Juli werden<br />

allerdings niedrige bis mittlere Maiszünslerschäden<br />

durch die Landwirte toleriert, da die Ernte<br />

wenig beeinträchtigt wird und Schätzungen über<br />

Ertrags- und Qualitätsverluste kaum vorliegen.<br />

Lichtfalle zur Kontrolle des Falterfluges. Foto: B. Hommel<br />

Der Schwellenwert für den Maiszünslerbefall<br />

liegt für Silo- und Körnermais bei 5 bis 10 Eigelegen<br />

oder Primärfraßsymptomen (Lochfraß<br />

durch die Eiraupen) je 100 Pflanzen.<br />

Überwachung des Schädlings<br />

Entscheidend für die Festlegung des Bekämpfungstermins<br />

sind erstens die Ermittlung<br />

des Flugbeginns und -höhepunktes sowie<br />

des Zeitpunktes des Larvenschlupfes z.B.<br />

durch den amtlichen Dienst und zweitens<br />

die Bestandskontrolle für die Ermittlung des<br />

Schwellenwertes durch den Landwirt oder<br />

Berater. Oft werden allerdings chemische Bekämpfungsmaßnahmen<br />

durchgeführt, ohne<br />

dass eine vorherige Bestandskontrolle stattgefunden<br />

hat. Grundsätzlich sollte aber das<br />

Monitoring der Flugaktivität und die zeitnahe<br />

Veröffentlichung der Daten als Entscheidungshilfe<br />

verstanden werden, um den Beginn der<br />

Kontrolle der einzelnen Maisbestände auf Eigelege<br />

zu signalisieren. Für Informationen zu<br />

den aktuellen Monitoringergebnissen stehen<br />

verschiedene Angebote im Internet zur Verfügung.<br />

Hierzu gehören vor allem das Pflanzenschutzportal<br />

der Länder ISIP unter www.isip.<br />

de und die schriftlichen Mitteilungen der Pflanzenschutzdienste<br />

in den Ländern. Weitere Onlineangebote<br />

mit regionalen Monitoringdaten<br />

zum Maiszünsler bieten z.B. die Firma DuPont,<br />

das Landwirtschaftliche Technologiezentrum<br />

Augustenberg für Baden-Württemberg und<br />

Hessen und die Landesanstalt für Landwirtschaft<br />

(LfL) für Bayern an.<br />

Maisflächen, die in Nachbarschaft zu vorjährigen<br />

Flächen mit hohem Befall (über 1/3 befallene<br />

Pflanzen) und mit unzureichenden vorbeugenden<br />

Maßnahmen, z.B. aufgrund später<br />

Ernte, liegen, sind erste Kandidaten für intensive<br />

Bestandskontrollen und die Durchführung<br />

von direkten Bekämpfungsmaßnahmen. Der<br />

Nachbau von Mais sollte auf solchen Flächen<br />

generell unterbleiben.<br />

Mit einer bekämpfungswürdigen 2. Generation<br />

des Maiszünslers ist in Deutschland –<br />

vielleicht mit Ausnahme der wärmsten Lagen<br />

in Baden-Württemberg - noch nicht zu rechnen,<br />

obwohl bei den Bonituren im Spätsommer und<br />

Herbst schon mal Puppen und junge Larven<br />

gefunden werden. In bestimmten Regionen im<br />

südwestdeutschen Anbaugebiet wird allerdings<br />

die 2. Generation (vor allem bei der Saat- und<br />

Süßmaiserzeugung) teilweise bekämpft.<br />

Biologische Bekämpfungsmaßnahmen<br />

Für den biologischen Pflanzenschutz stehen<br />

(a) Insektizide auf der Basis des insektenpathogenen<br />

Bakteriums Bacillus thuringiensis (z.B. Di-


pel ES), die aber in der Praxis keine Rolle spielen,<br />

und (b) der Eiparasitoid Trichogramma brassicae<br />

zur Verfügung. Für die oft 2 bis 3 Ausbringungen<br />

von Trichogramma ist die exakte Terminierung<br />

durch Lichtfallen und Bestandskontrollen besonders<br />

wichtig. Allerdings ist die Anwendung<br />

von Trichogramma weniger wirkungssicher und<br />

teurer im Vergleich zu den chemischen Mitteln.<br />

In einigen Bundesländern wird die Ausbringung<br />

von Trichogramma mit bis zu 60 EURO pro ha<br />

unterstützt. Unter optimalen Bedingungen und<br />

einem nicht zu großen Schaderregerdruck sind<br />

die Wirkungsgrade vergleichbar denen der Insektizide.<br />

Die Nützlinge werden in unterschiedlichen<br />

Entwicklungsstadien in bestimmten Freilassungseinheiten<br />

zum Zeitpunkt des Flughöhepunktes<br />

ausgebracht. Die Berücksichtigung der<br />

Eiablage und damit des Schwellenwertes ist für<br />

die erste Ausbringung von Trichogramma damit<br />

kaum zu realisieren.<br />

Kartonkärtchen zum Anhängen an die Pflanzen<br />

(50 Karten mit je 2.000 Nützlingen pro ha<br />

und Ausbringung) sind für die Handausbringung<br />

vorgesehen. Kleine Kugeln aus verrottbarem<br />

Material (100 Kugeln mit je 1.000 Nützlingen<br />

pro ha und Ausbringung) sind robuster<br />

und könnten auch mit speziellen Geräten (z.B.<br />

Stelzenschleppern) ausgebracht werden und<br />

sind deshalb für größere Flächen geeignet.<br />

Jede Einheit (Karte oder Kugel) bringt 7 bis 10<br />

Schlupfwellen und ist damit über mehrere Tage<br />

aktiv. Anbieter in Deutschland sind z.B. AMW<br />

Nützlinge GmbH in Pfungstadt und BIOCARE<br />

in Einbeck. Die mit diesem Nützling behandelte<br />

Maisfläche umfasst in Deutschland, insbesondere<br />

im kleinstrukturierten Südwesten, derzeit<br />

rund 20.000 ha, vor allem bei der Saat- und<br />

Süßmaiserzeugung.<br />

Chemische Bekämpfungsmaßnahmen<br />

Wenn vorbeugende und biologische Bekämpfungsmaßnahmen<br />

nicht durchgeführt<br />

werden konnten oder nicht den erhofften Bekämpfungserfolgt<br />

brachten, dann kommt im<br />

Rahmen des integrierten Pflanzenschutzes<br />

die Anwendung chemischer Bekämpfungsmaßnahmen<br />

in Betracht. Ganz entscheidend<br />

hängt der Bekämpfungserfolg der chemischen<br />

Maßnahmen von der Maishöhe zum optimalen<br />

Termin ab. Viele Landwirte verfügen nicht über<br />

die entsprechende Applikationstechnik, um den<br />

dann 1,3 bis 1,5 m hohen Bestand zu durchfahren.<br />

Entweder wird die Behandlung dann unterlassen,<br />

der Termin nach vorn verlegt oder über<br />

Lohnunternehmen Stelzenfahrzeuge zum optimalen<br />

Termin eingesetzt. Die Durchführung der<br />

Behandlung des Maisbestands mit Luftfahrzeugen<br />

ist in Deutschland genehmigungspflichtig<br />

und zukünftig wohl verboten.<br />

Die folgenden chemischen Pflanzenschutzmittel<br />

sind zur Bekämpfung des Maiszünslers<br />

zugelassen: Stewardmit 125 g/ha (Indoxacarb;<br />

B4) der Firma Du Pont de Nemours (Deutschland)<br />

GmbH und Gladiator (auch abgegeben unter<br />

den Namen Runner) mit 0,6 l/ha (Methoxyfenozide;<br />

B4) von Dow AgroSciences GmbH. Als<br />

optimaler Einsatztermin wird der Zeitraum von<br />

5 bis 8 Tagen nach dem ersten Flughöhepunkt<br />

des Maiszünslers angesehen. Das heißt, für<br />

die Bestandsüberwachung zur Ermittlung des<br />

Schwellenwertes bleiben nur wenige Tage nach<br />

der Warnmeldung Zeit. Für eine gute Benetzung<br />

ist eine Wasseraufwandmenge von mindestens<br />

300 l/ha zu verwenden. Teil-/Randflächenbehandlungen<br />

sind eher die Ausnahme, da die<br />

Falter zur Eiablage tief in den Maisbestand<br />

eindringen. Wenn alles stimmt, dann kann ein<br />

guter Bekämpfungserfolg von 70 bis 90 % erreicht<br />

werden.<br />

Eine zweite Behandlung bei starkem Befallsdruck<br />

durch verzettelten Flug oder gegen<br />

die zweite Generation geht mit demselben<br />

Mittel nur über eine befristete Ausnahmengenehmigung<br />

für Notfallsituationen (s. PflSchG).<br />

Die zweite Behandlung bei starkem Befallsdruck<br />

der 1. Generation erfolgt in der Regel 10 bis 14<br />

Tage nach der ersten Behandlung und sollte einen<br />

Wirkstoffwechsel beinhalten, um der Resistenzbildung<br />

vorzubeugen.<br />

Weitere Mittel in der Zulassung<br />

Weitere chemische Insektizide sind in der<br />

Zulassung, wie Coragen mit dem Wirkstoff<br />

Rynaxypyr von DuPont. Versuche der Baye-<br />

Die Anwendung von Insektiziden im hohen Mais erfordert spezielle Stelzenspritzgeräte wie hier zur<br />

Behandlung gegen den Maiswurzelbohrer. (Foto: LTZ Augustenberg/Stuttgart)<br />

Anhand der Eigelege des Maiszünslers an der<br />

Blattunterseite kann festgestellt werden, ob der<br />

Schwellenwert für eine Bekämpfung erreicht ist.<br />

Er liegt bei 5 bis 10 Eigelegen oder Primärfraßsymptomen<br />

je 100 Pflanzen.<br />

(Foto: Foto: Hommel/JKI)<br />

rischen Landesanstalt für Landwirtschaft im<br />

Jahr 2011 weisen Coragen mit 125 ml/ha als<br />

sehr leistungsfähiges Insektizid aus. Damit<br />

könnte das Zeitfenster vor allem im Vergleich zu<br />

Steward für die Behandlung der Bestände nach<br />

vorn verlegt werden, um eventuell noch mit der<br />

Standardtechnik die Maßnahmen durchführen<br />

zu können. Auch notwendige Resistenzstrategien<br />

würden von einem breiteren Wirkstoffangebot<br />

profitieren.<br />

Bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln<br />

sind die Gebrauchsanleitungen sowie die<br />

gesetzlichen Bestimmungen zum Anwender-,<br />

Verbraucher- und Umweltschutz zu beachten.<br />

Eine flächenbezogene Dokumentation des<br />

jährlichen Maiszünslerauftretens und -schadens,<br />

der Bekämpfungsmaßnahmen und des<br />

Bekämpfungserfolges der einzelnen Maßnahmen<br />

durch den Landwirt bzw. Lohnunternehmer<br />

unterstützt die nächstjährige Kontrolle des<br />

Maiszünslers und die Kommunikation zwischen<br />

Landwirt und Berater.<br />

Fazit<br />

Maiszünsler<br />

Die zunehmende Maisanbaufläche, insbesondere<br />

in Verbindung mit pfluglosen Bodenbearbeitungssystemen,<br />

und die Klimaveränderung<br />

werden das Schädigungspotential des<br />

Maiszünslers für Deutschland, inklusive der oft<br />

mit der Schädigung einhergehenden Infektion<br />

mit dem Mykotoxin bildenden Pilz Fusarium,<br />

weiter verschärfen. Es ist nur eine Frage der<br />

Zeit bis alle Maisanbaugebiete in Deutschland<br />

befallen sind. Nur über ein effizientes Monitoring,<br />

eine intensive Beratung und Weiterbildung<br />

der Landwirte, Lohnunternehmer und Berater<br />

sowie ein breites Portfolio praktikabler vorbeugender<br />

und direkter Bekämpfungsmaßnahmen<br />

können integrierte Pflanzenschutzstrategien<br />

gegen den Maiszünsler im Mais nachhaltig umgesetzt<br />

werden.<br />

Dr. Bernd Hommel,<br />

Julius Kühn-Institut (JKI),<br />

Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen<br />

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