DNH - Hlb
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14 MÜLLER-BROMLEY<br />
Prof. Dr. Nicolai Müller-<br />
Bromley<br />
Professor für öffentliches<br />
Recht an der Fachhochschule<br />
Osnabrück<br />
Präsident des Hochschullehrerbundes<br />
hlb<br />
Wissenschaftszentrum<br />
Postfach 20 14 48<br />
53144 Bonn<br />
hlbbonn@aol.com<br />
<strong>DNH</strong> 2 ❘ 2008<br />
Nicolai Müller-Bromley<br />
Freiheit von<br />
Forschung und Lehre<br />
1. Ausgangsfälle<br />
Einem Leitartikel der Frankfurter Allgemeinen<br />
Zeitung vom 21. April 2008,<br />
Seite 2, zufolge verbietet die Hochschule<br />
für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen<br />
einem Professor, der bisher<br />
als einziger in Baden-Württemberg<br />
Freilandversuche mit gentechnisch veränderten<br />
Pflanzen gemacht hat, diese<br />
Versuche wegen der damit verbundenen<br />
politischen Implikationen. Er kann also<br />
nun – jedenfalls dazu – nicht mehr forschen.<br />
Die FAZ beklagt darin – vermutlich<br />
zu Recht – einen Eingriff in die Freiheit<br />
der Forschung aus Art. 5 Abs. 3 GG.<br />
In einem anderen Fall verpflichtet eine<br />
Fachhochschule ein hlb-Mitglied, das<br />
mit seiner Professur für „Vermessungskunde“<br />
nicht voll ausgelastet ist, „Darstellende<br />
Geometrie“ zu lesen. Auf seinen<br />
Einwand, das läge außerhalb seiner<br />
Denomination, wird die Professur<br />
umgewidmet in „Vermessungskunde,<br />
Darstellende Geometrie, Mathematik“.<br />
Es folgen mehrere gerichtliche Verfahren,<br />
bei denen das Mitglied zunächst<br />
vorläufig zur Übernahme der Lehrveranstaltung<br />
„Darstellende Geometrie“<br />
verpflichtet wird. Dagegen wendet es<br />
sich mit der Verfassungsbeschwerde an<br />
das Bundesverfassungsgericht wegen<br />
einer Verletzung seines Grundrechts auf<br />
Freiheit der Lehre aus Art. 5 Abs. 3.<br />
Gerade die letztere Situation kann bei<br />
der gegenwärtigen raschen Einführung,<br />
Umgestaltung oder Schließung teilweise<br />
recht spezieller Studienprogramme und<br />
dadurch verändertem Lehrbedarf auf<br />
viele von uns mit ungeahnter Schnelligkeit<br />
zukommen.<br />
Das Bundesverfassungsgericht nimmt<br />
die Verfassungsbeschwerde an und erlässt<br />
eine einstweilige Anordnung, nach<br />
der die Veranstaltung zunächst nicht<br />
übernommen werden muss. Für den<br />
Ausgang in der Hauptsache bedeutet<br />
das allerdings nicht viel, weil einstweilige<br />
Entscheidungen beim Bundesverfassungsgericht<br />
auf einer Folgenabwägung<br />
beruhen. Muss die Lehrveranstaltung<br />
jetzt nicht durchgeführt werden, stellt<br />
sich aber in der Hauptsache heraus,<br />
dass dies falsch war, sind der Hochschule<br />
weiter – wie schon seit Jahren – nur<br />
Kosten für Lehrbeauftragte entstanden.<br />
Muss dagegen die Lehrveranstaltung<br />
jetzt übernommen werden und im<br />
anschließenden Hauptverfahren erweist<br />
sich, dass dies falsch war, hat sich das<br />
betroffene Mitglied mit großem Aufwand<br />
in eine neue Aufgabe einarbeiten<br />
müssen, die es vielleicht anfangs nicht<br />
mit der gewohnten oder gebotenen<br />
Qualität erfüllen kann – bis hin zur<br />
Beschädigung seiner Reputation. Es liegt<br />
auf der Hand, dass letzteres schwerer<br />
wiegt.<br />
Vor einer Entscheidung der Hauptsache<br />
hat das Bundesverfassungsgericht dem<br />
hlb, dem Verband Hochschule und Wissenschaft<br />
im Deutschen Beamtenbund<br />
(vhw), dem wir über einen Kooperationsvertrag<br />
verbunden sind, dem Deutschen<br />
Hochschulverband (DHV), der<br />
die Kolleginnen und Kollegen an den<br />
Universitäten vertritt, und der Gewerkschaft<br />
Erziehung und Wissenschaft<br />
(GEW) Gelegenheit zur Stellungnahme<br />
zu den Fragen gegeben,<br />
1. „ob und inwieweit sich Fachhochschullehrer<br />
auf Art. 5 Abs. 3<br />
Satz 1 GG berufen können und