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Aktuell Tipps Angebote Dienst am Kunden – wir bauen ... - kneipp-hof

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<strong>Aktuell</strong> <strong>Aktuell</strong><br />

Was haben ausgerechnet Fledermäuse mit<br />

dem Abschied der Schwestern zu tun?<br />

Die Kirche war voll bis auf den letzten Platz. Nun also war er da, der Tag des<br />

Abschieds von den sechs noch verbliebenen Schwestern im <strong>kneipp</strong>-<strong>hof</strong>.<br />

Berührt und ergriffen sassen an<br />

diesem 22. Mai 2011 Frauen und<br />

Männer in der katholischen Kir ­<br />

che Dussnang; ganz vorne, in stiller<br />

Einigkeit, über vierzig Schwestern<br />

des Klosters Heiligkreuz Ch<strong>am</strong>.<br />

Sie wollten in der schweren Stunde<br />

des Abschieds vom <strong>kneipp</strong>­<strong>hof</strong><br />

ihren sechs Schwes tern Beistand<br />

leisten.<br />

Sr. Ruth Degonda (Oberin), Sr.<br />

Jolanda Frick, Sr. Marlies Hürlimann,<br />

Sr. Esther Arpagaus, Sr.<br />

Frieda Furrer und Sr. Cäcilia Iten<br />

verliessen den <strong>kneipp</strong>­<strong>hof</strong>, den Ort<br />

ihres zumeist jahrzehntelangen<br />

Lebens und Wirkens.<br />

Priorin Simone Buchs ergriff das<br />

Wort: «Liebe Freundinnen und<br />

Freunde der Heiligkreuz­Schwestern»,<br />

begann sie, «für Ihr Kommen<br />

bin ich Ihnen allen sehr<br />

dankbar. Was soll man zu einem<br />

Abschied sagen, der von viel Wehmut<br />

geprägt ist? Etwas salopp<br />

könnte man ausrufen: Es ist, wie<br />

es ist, gelobt sei der Herr, Jesus<br />

Christus.»<br />

Es gibt Momente im Leben, wo<br />

man zu wissen glaubt, was nun<br />

kommen <strong>wir</strong>d. In einer Abschiedsrede,<br />

zum Beispiel, der lobende<br />

Rückblick auf die Arbeit der zu<br />

Verabschiedenden.<br />

Die Priorin aber erzählte von Fledermäusen!<br />

«Haben Sie gewusst»,<br />

begann sie … und berichtete von<br />

der Population dieser Tiere, den<br />

Ultraschallrufen und ihren Fressgewohnheiten.<br />

Aber auch, dass<br />

vie le Arten ausgestorben sind,<br />

ohne dass dies von der Öffentlichkeit<br />

gross zur Kenntnis genommen<br />

worden wäre. Zunächst leicht irritiert,<br />

dann zunehmend <strong>am</strong>üsiert<br />

lauschte das Publikum ihren Worten.<br />

Wie kann man über Fleder­<br />

mäuse reden just im Moment des<br />

Abschieds? Wo liegt der tiefere<br />

Sinn? Und als ob Schwester Simone<br />

Gedanken lesen könnte, erklärte<br />

sie: «Nun haben <strong>wir</strong> einiges<br />

über Fledermäuse erfahren, aber<br />

zu welchem Zweck und warum<br />

in der Kirche, wo man eigentlich<br />

Frömmeres erwartet, zum Beispiel<br />

die Frohe Botschaft des Evangeliums?»<br />

Leises Lachen aus dem<br />

Publikum war die Antwort. Doch<br />

die Priorin fuhr unbeirrt weiter:<br />

«Es gibt grosse Ähnlichkeiten zwischen<br />

den Fledermäusen und den<br />

Klosterfrauen.» Ruhig und ernst<br />

setzte Simone Buchs ihre Rede<br />

fort, derweil einige Gäste in der<br />

Kirche zunehmend Mühe hatten,<br />

sich das Lachen zu verkneifen.<br />

«Ich meine weniger das Aussehen»,<br />

sagte die Priorin (einige versuchten<br />

noch schicklich das Lachen zu<br />

unterdrücken…), «als vielmehr<br />

de ren bedrohliche Lage.» Jetzt<br />

machte sich im Gotteshaus allgemeines<br />

Amüsement breit. «Sie<br />

sind nützlich wie die Fledermäuse,<br />

leben in stiller Abgeschiedenheit,<br />

setzen sich unermüdlich für<br />

andere ein. Kurz: Sie sind einfach<br />

da. Und plötzlich reibt sich män­<br />

niglich die Augen und stellt fest:<br />

Es gibt fast keine Schwestern<br />

mehr <strong>–</strong> die Spezies Klosterfrauen<br />

stirbt aus!<br />

Die Fledermäuse haben inzwischen<br />

ihre Tierschützer­Lobby<br />

gefunden; es werden grosse An­<br />

4<br />

5<br />

strengungen unternommen, die<br />

Lebensräume dieser Tiere wieder<br />

artgerecht zu gestalten. Und was<br />

ist mit den Klosterfrauen? Sie sind<br />

weder bundesrechtlich geschützt,<br />

noch stehen sie unter Denkmalschutz.<br />

Für sie muss man nicht<br />

nach einer geeigneten Behausung<br />

Ausschau halten, das tun die<br />

Schwestern schon selbst. Aber wie<br />

die Fledermäuse brauchen auch<br />

die Ordensschwestern eine geeignete<br />

Biosphäre.»<br />

Erschwerend komme hinzu, betonte<br />

die Priorin, dass, im Gegensatz<br />

zu den Fledermäusen, die Ordensschwestern<br />

ihren Nachwuchs<br />

nicht selber produzieren könnten.<br />

Nun ging die Stimmung in der Kirche<br />

vollends in allgemeine Heiterkeit<br />

über. Wie gut diese Worte taten,<br />

nachdem in der berührenden<br />

Feier so manche stille Träne vergossen<br />

worden war. Abschiednehmen<br />

ist nie einfach. Trotz der<br />

vordergründigen Belustigung verstanden<br />

aber alle Priorin Simone<br />

Buchs’ Botschaft.<br />

«Ich bedanke mich, dass Sie alle<br />

gekommen sind und dass Sie den<br />

Schwestern im <strong>kneipp</strong>­<strong>hof</strong> über<br />

Jahre hinweg mit Wohlwollen und<br />

Anerkennung genau die Verbundenheit<br />

und Dankbarkeit gezeigt<br />

haben, die es für ein gedeihliches<br />

‹Bio­Klima› braucht <strong>–</strong> auch für<br />

Klosterleute.»

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