für alles. - Nord-Handwerk
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<strong>Handwerk</strong>skammer scHwerin<br />
Aktuell: Frühjahrskonjunktur 2008<br />
Stottert der Konjunkturmotor?<br />
Die Konjunktur verliert auch im <strong>Handwerk</strong> an Schwung. Die Aufwärtsbewegung der letzten<br />
beiden Jahre ist deutlich verhaltener geworden. Verschnaufpause oder die ersten Anzeichen<br />
von drohendem Abschwung? Vielleicht auch nur das Problem einzelner Branchen?<br />
Trotz der allgemein eingetrübten<br />
Konjunkturaussichten in Deutschland<br />
zeigt sich die wirtschaftliche Situation<br />
der <strong>Handwerk</strong>sbetriebe im Kammerbezirk<br />
Schwerin insgesamt stabil.<br />
Allgemein kann die konjunkturelle Stimmungslage<br />
wohl als „zufrieden“ bezeichnet<br />
werden. Die Betriebe beurteilen in der<br />
Mehrzahl ihre derzeitige geschäftliche Lage<br />
als gut bis befriedigend. Zudem sind die<br />
Erwartungen an die künftige geschäftliche<br />
Entwicklung weiterhin optimistisch. Zusammen<br />
bestimmen diese Faktoren den<br />
Anstieg des Geschäftsklima-Index auf ein<br />
neues Zehnjahreshoch. Der Wermutstropfen:<br />
Die Zuwachsrate ist deutlich geringer<br />
ausgefallen als in der jüngeren Vergangenheit.<br />
Negative Äußerungen zur derzeitigen<br />
Geschäftslage kommen insbesondere aus<br />
dem Kfz-Gewerbe. Aber auch im personenbezogenen<br />
Dienstleistungsgewerbe<br />
wird die aktuelle Geschäftslage als angespannt<br />
empfunden. Im Ausbau und im<br />
<strong>Handwerk</strong> <strong>für</strong> den gewerblichen Bedarf<br />
hingegen wird die aktuelle Geschäftslage<br />
insgesamt am optimistischsten beurteilt.<br />
Umsatzsituation befriedigt nicht<br />
Die Umsatzsituation ist in der Gesamtbetrachtung<br />
aller Branchen am besten mit<br />
dem Begriff „stagnierend“ zu bezeichnen,<br />
im Kfz-Gewerbe hingegen als dramatisch.<br />
Aber: Immerhin ein Drittel der<br />
Kfz-Betriebe erwartet zukünftig steigende<br />
20 <strong>Nord</strong><strong>Handwerk</strong> Mai 2008<br />
Umsätze. Hier könnte sich durchaus ankündigen,<br />
dass die tiefe Talsohle langsam<br />
durchschritten ist.<br />
Aufträge und Auslastung<br />
Bei mehr als der Hälfte der befragten Betriebe<br />
hat sich analog zum Umsatz auch an<br />
der Auftragsfront wenig verändert. Wieder<br />
ragen das Kfz-Gewerbe und die persönlichen<br />
Dienstleistungen negativ heraus.<br />
Auch hier verraten die zukünftigen Erwartungen<br />
aber bereits wieder Optimismus.<br />
Eine gute Betriebsauslastung melden noch<br />
am ehesten das Ausbaugewerbe und der<br />
gewerbliche Bedarf. In beiden Gewerbegruppen<br />
erreichen mehr als 40 % der<br />
Betriebe Auslastungsgrade von mehr als<br />
80 %.<br />
Personalsituation<br />
Auch wenn nur 4 % der Betriebe nach eigenen<br />
Angaben zusätzliches<br />
Personal eingestellt haben,<br />
ist parallel dazu der Anteil<br />
derer gesunken, die Personal<br />
abbauen.<br />
1998<br />
Selbst im Kfz-Gewerbe<br />
hat es trotz der aktuellen<br />
Probleme kaum Entlassungen<br />
gegeben. Die Beschäftigungssituation<br />
im<br />
<strong>Handwerk</strong> kann demnach<br />
wie in den Vorjahren als sehr<br />
stabil bezeichnet werden.<br />
Frühjahrskonjunkturumfrage 2008 im Kammerbezirk Schwerin<br />
2000<br />
-4,8 -4,8<br />
Quelle: <strong>Handwerk</strong>skammer Schwerin<br />
Preisentwicklung<br />
Wie schon im Vorjahr beklagen die Betriebe<br />
ganz erhebliche Belastungen durch<br />
enorm gestiegene Einkaufspreise. In hohem<br />
Maße mitverantwortlich da<strong>für</strong> sind<br />
die nach wie vor enormen Rohstoff- und<br />
Energiekosten. Insbesondere das Nahrungsmittelhandwerk<br />
beklagt gestiegene<br />
Einkaufspreise. 90 % der Betriebe berichten<br />
über daraus resultierende Belastungen.<br />
Ursache hier<strong>für</strong> sind in erster Linie höhere<br />
Kosten <strong>für</strong> Getreide, Milchprodukte, Transport<br />
und Energie.<br />
Die folgerichtige Reaktion auf steigende<br />
Einkaufspreise ist die Erhöhung<br />
von Verkaufspreisen. Allerdings zeigt die<br />
Umfrage, dass lediglich Betriebe aus dem<br />
Nahrungsmittelhandwerk zu dieser Maßnahme<br />
gezwungen waren. In allen anderen<br />
Gewerbezweigen konnten sich höhere<br />
Verkaufspreise offenbar nicht durchsetzen<br />
GESCHÄFTSKLIMAINDEX<br />
-16,6<br />
2002<br />
2004<br />
-26,5<br />
2006<br />
-13,8<br />
2008<br />
+5,8<br />
Foto: Archiv<br />
oder wurden gar nicht erst riskiert. 68 %<br />
der Betriebe haben ihre Verkaufspreise<br />
daher weitgehend konstant gehalten.<br />
Investitionsklima<br />
Das Investitionsverhalten spiegelt wohl am<br />
besten die vorsichtig-abwartende Haltung<br />
der Betriebe wider. Eine Mehrzahl der<br />
Unternehmen behält sich zusätzliche Investitionen<br />
weiterhin vor, aktuell sind aber<br />
in dieser Hinsicht keine außergewöhnlichen<br />
Aktivitäten zu verzeichnen.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Es geht weder rasant auf- noch abwärts.<br />
Positiv formuliert kann man die konjunkturelle<br />
Situation des <strong>Handwerk</strong>s im<br />
Frühjahr 2008 als weitere Konsolidierung<br />
werten. Pessimistische Stimmen sprechen<br />
von Stagnation. Viele Betriebe verzeichnen<br />
kaum Bewegung in Bezug auf Aufträge,<br />
Umsätze und auch die Betriebsauslastung.<br />
Damit trotzen sie aber auch im Großen<br />
und Ganzen der infolge der weltweiten Finanzkrise<br />
entstandenen Verunsicherung.<br />
„Es zeigt sich wieder einmal, dass Mittelstand<br />
und <strong>Handwerk</strong> in unserer Region<br />
wichtige Standbeine, Stabilitätsgaranten<br />
und wertvolle Impulsgeber <strong>für</strong> die Gesamtwirtschaft<br />
sind“, sagt Kammer-Hauptgeschäftsführer<br />
Edgar Hummelsheim.<br />
Lohnnebenkosten endlich senken<br />
„Es ist unerlässlich, den nach wie vor sichtbaren<br />
Optimismus und den Tatendrang der<br />
kleinen und mittelständischen Betriebe<br />
zu stützen“, fordert Hummelsheim. Ein<br />
weiterer Anstieg der Sozialbeiträge sei<br />
fatal. Die Erhöhung der Pflegeversicherungsbeiträge<br />
und der Irrweg Gesundheitsfonds<br />
würden die Kosten auf Arbeit<br />
weiter steigen lassen. Vielmehr müsse die<br />
Politik endlich da<strong>für</strong> sorgen, dass Arbeit<br />
<strong>für</strong> die Arbeitgeber bezahlbar bleibe und<br />
der Mitarbeiter mehr Nettolohn in der<br />
Tasche habe. „Nur so können Kaufkraft,<br />
Binnenkonsum und damit die Konjunktur<br />
nachhaltig gestützt werden“, appelliert<br />
Hummelsheim.