Gemeindebrief - Evangelische Kirchengemeinde Xanten-Mörmter
Gemeindebrief - Evangelische Kirchengemeinde Xanten-Mörmter
Gemeindebrief - Evangelische Kirchengemeinde Xanten-Mörmter
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Sonntagmorgen, 10:00 Uhr, das Orgelvorspiel<br />
erklingt, die letzten Gottesdienstbesucher<br />
finden ihre Plätze und legen das<br />
Gesangbuch zurecht, die Tür zur Sakristei<br />
öffnet sich und herein tritt – ein Clown.<br />
Was für uns und die meisten Gottesdienstbesucher<br />
landauf, landab eine riesen<br />
Überraschung wäre, ist an manchen<br />
Orten Realität.<br />
Nicht jeden Sonntag, sondern ab und<br />
zu, zu besonderen Anlässen und Terminen<br />
gestalten Clowns einen Gottesdienst.<br />
Sie tun das mal ganz allein, mal im<br />
Zusammenspiel mit einer Pfarrerin,<br />
einem Pfarrer.<br />
Eine Handvoll sind es in Deutschland,<br />
meist im Osten, Clown Leo, Clownin<br />
Frieda, einige andere, die ihre Kunst einsetzen,<br />
um Gott anderen näher zu bringen,<br />
um für ihn und mit ihm zu spielen.<br />
Clowns in der Kirche sind in den USA<br />
weiter verbreitet als hier in Deutschland.<br />
Für die USA lässt sich vielleicht sogar von<br />
einer Bewegung der Kirchenclowns sprechen,<br />
die sich unter dem Stichwort<br />
„clown ministry“ versammeln. „Handeln<br />
im Dienste Gottes“ wäre vielleicht eine<br />
geeignete Übersetzung, wie die Clowns in<br />
Amerika sich selbst sehen und was einer<br />
von ihnen so zusammenfasst: „Vergiss<br />
niemals, Menschen zu Jesus zu bringen.“<br />
Manchem von uns käme das vielleicht<br />
sehr fromm vor. Kirchenclowns in<br />
Deutschland erwecken aber den Eindruck,<br />
in ihrer Clownerie ein weiteres<br />
Spektrum von Zielen zu verfolgen. Sie<br />
heben die humorvollen, manchmal absurden<br />
Seiten von biblischen Geschichten<br />
in das Bewusstsein der Menschen: Das<br />
6<br />
Lachen<br />
| Clowns in der Kirche<br />
Eingreifen eines Fischs zur Rettung des<br />
pubertär agierenden Jona, der dann auch<br />
noch eine ganze Stadt zur Umkehr vom<br />
Bösen bringt, die schon fast hofnarrenhafte<br />
Art und Weise, in der Abraham mit<br />
Gott um Sodom und Gomorrah feilscht<br />
und Gott an seine ureigensten Grundsätze<br />
erinnert, Gerechte doch nicht gemeinsam<br />
mit Ungerechten zu vernichten.<br />
Dies und noch viel mehr referiert<br />
Clownin und Dr. theol. Gisela Matthiae in<br />
einem Internet-Lexikonartikel zu Humor<br />
im alten Testament.<br />
Clowns halten sich nicht an Ordnungen<br />
und Regeln, sie tun das Unerwartete,<br />
Ungewöhnliche. Häufig handeln sie übertreibend<br />
und öffnen gerade dadurch den<br />
Zuschauern die Augen, damit diese Altbekanntes<br />
neu entdecken können: Das<br />
meditative Versenken in den Anblick<br />
einer Butterblume in einer Szene zur<br />
Schöpfungsgeschichte, der Versuch die<br />
Buchstaben der Bibel zu zählen, um herauszufinden<br />
wie vielgestaltig Gott in das<br />
Leben von Menschen tritt.<br />
Clowns lenken das Lachen auf sich selbst<br />
und gewöhnlich nicht auf andere. So werden<br />
wir in die Lage gebracht, unverletzt<br />
und heiter einzustimmen und uns die<br />
Neugier, die Entdeckungen und das<br />
Staunen eines Clowns über Gott zu eigen<br />
zu machen.<br />
Wer auf den ökumenischen Kirchentag<br />
nach München fährt, hat die Gelegenheit,<br />
Clownin Dr. Matthiae zu begegnen.<br />
Jedenfalls hat sie ihre Mitwirkung in<br />
München angekündigt.<br />
Pfarrer W. Willnauer-Rosseck