Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW
Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW
Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW
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Beiträge zur regionalen Entwicklung<br />
<strong>Wirtschaftsstandort</strong> <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
<strong>Region</strong>alreport <strong>2002</strong><br />
Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft<br />
Heft-Nr. 98
<strong>Wirtschaftsstandort</strong> <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong>alreport <strong>2002</strong><br />
Auf dem Weg in die<br />
Wissensgesellschaft<br />
Studie im Auftrag<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung (Projektleiter <strong>NIW</strong>)<br />
Dr. Arno Brandt (Projektleiter NORD/LB)<br />
Matthias Franck (<strong>NIW</strong>)<br />
Kai Weber (<strong>NIW</strong>)<br />
Janin Wieja (NORD/LB)<br />
<strong>Hannover</strong>, April <strong>2002</strong><br />
<strong>NIW</strong><br />
Niedersächsisches Institut<br />
für Wirtschaftsforschung e.V.<br />
Schiffgraben 33<br />
30175 <strong>Hannover</strong><br />
Tel.: 0511 / 34 13 92<br />
Fax: 0511 / 3 18 04 00<br />
E-Mail: jung@niw.de<br />
NORD/LB<br />
Norddeutsche Landesbank<br />
Girozentrale<br />
<strong>Region</strong>alwirtschaft<br />
Georgsplatz 1<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
Tel.: 0511 / 361 - 0<br />
Fax: 0511 / 361 - 27 20<br />
E-Mail: arno.brandt@nordlb.de<br />
Zu beziehen durch:<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Team Kommunikation<br />
Hildesheimer Str. 20<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
Tel.: 0511 / 6 16 - 2 22 08<br />
Fax: 0511 / 6 16 - 2 24 95<br />
E-Mail: presse@region-hannover.de<br />
Internet: www.region-hannover.de
2 N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 3<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Vorwort<br />
Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse<br />
0. Veränderte Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung<br />
von großstädtischen Verdichtungsräumen<br />
TEIL I:<br />
DIE REGION HANNOVER IM VERGLEICH DER VERDICHTUNGSRÄUME (Hans-Ulrich Jung, Kai Weber)<br />
1. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter den Verdichtungsräumen<br />
1.1 Abgrenzung der Verdichtungsräume<br />
1.2 Position unter den Verdichtungsräumen<br />
1.3 Bevölkerungsdynamik und -struktur<br />
1.4 Wirtschaftsstruktur im Überblick<br />
1.5 Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklung im Überblick<br />
1.6 Standortbedingungen und Standortkosten<br />
2. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Unternehmensstandort:<br />
Unternehmenszentralen, Funktionalstrukturen und Gründungen von Betrieben<br />
2.1 Unternehmenszentralen<br />
2.2 Funktionalstrukturen<br />
2.3 Unternehmensgründungen<br />
3. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Industriestandort:<br />
Strukturen und Entwicklungstrends<br />
3.1 Branchenstruktur des Produzierenden Gewerbes<br />
3.2 Weitere strukturelle Merkmale des Produzierenden Gewerbes<br />
3.3 Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes<br />
4. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Dienstleistungsstandort:<br />
Strukturen und Entwicklungstrends<br />
4.1 Zusammensetzung und Spezialisierung des Dienstleistungssektors<br />
4.2 Entwicklung der Dienstleistungen<br />
4.3 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort des Handels<br />
4.4 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort von Finanzdienstleistungen<br />
4.5 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort unternehmensorientierter Dienstleistungen<br />
5. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und ihre Innovationspotenziale<br />
5.1 FuE in der Industrie<br />
5.2 FuE in außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
5.3 FuE in Hochschulen<br />
6. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und ihre Arbeitsmarktpotenziale<br />
6.1 Qualifikationspotenziale<br />
6.2 Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit<br />
4<br />
6<br />
20<br />
26<br />
28<br />
28<br />
28<br />
32<br />
39<br />
39<br />
47<br />
52<br />
52<br />
53<br />
55<br />
60<br />
60<br />
64<br />
67<br />
72<br />
72<br />
75<br />
79<br />
83<br />
86<br />
88<br />
89<br />
93<br />
95<br />
98<br />
98<br />
102<br />
TEIL II:<br />
BILDUNG, QUALIFIKATIONEN UND INNOVATIONEN IN DER REGION HANNOVER<br />
7. Berufliche Ausbildung und Berufsbildende Schulen (Fritz Stöcker, Matthias Franck)<br />
8. Berufliche Weiterbildung – Vielfalt der Träger und Angebote (Matthias Franck)<br />
9. Industrieforschung und regionale Innovationspotenziale (Matthias Franck)<br />
10. Schwerpunkte außeruniversitärer Forschungseinrichtungen (Kai Weber)<br />
11. Hochschulen als Kompetenzzentren für Bildung und Forschung (Kai Weber)<br />
12. Innovative Cluster: Beispiele technologischer Kernkompetenzen (Javier Revilla Diez)<br />
13. EXPO PARK HANNOVER im Kontext einer innovationsorientierten<br />
Standortvermarktungsstrategie (Arno Brandt)<br />
14. Innovative Existenzgründungen als Impuls für den Strukturwandel (Janin Wieja)<br />
15. Wege in die Zukunft – Beispiele für Innovationen im Handwerk<br />
(Wolfgang Koschorke)<br />
16. Innovative Modelle der Arbeitsgestaltung und Qualifizierung<br />
in Unternehmen (Lothar Schäffner)<br />
17. Neue städtebauliche Qualitäten (Robert Wegner)<br />
18. Städtebaulicher Wettbewerb – „Route der Wohnqualität“<br />
(Martina Flamme-Jasper)<br />
19. <strong>Region</strong>alreform als Innovation (Axel Priebs)<br />
ANHANG:<br />
Literatur<br />
Autorenverzeichnis<br />
Wichtige Kontaktadressen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Wirtschaftsförderung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
108<br />
110<br />
118<br />
136<br />
148<br />
154<br />
172<br />
196<br />
206<br />
214<br />
224<br />
236<br />
248<br />
254<br />
261<br />
261<br />
265<br />
266<br />
268
4<br />
Vorwort<br />
Im zweiten Jahr nach der EXPO 2000 steht die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> mitten in einem rasanten regionalen Strukturwandel.<br />
Die Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Konjunktur<br />
und das vorläufige Ende des Gründungsbooms<br />
der New Economy erhöhen den Wettbewerbsdruck auf<br />
die <strong>Region</strong>en. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen<br />
hat sich die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vergleichsweise gut<br />
aufgestellt. Im Zuge der EXPO 2000 konnte sie zum<br />
einen ihre Infrastrukturaustattung nachhaltig verbessern<br />
und zum anderen ihren Bekanntheitsgrad deutlich erhöhen.<br />
Einen weiteren Positionsgewinn hat die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> mit der <strong>Region</strong>alreform erworben. Die Reform<br />
bietet der <strong>Region</strong> erheblich bessere institutionelle Bedingungen,<br />
Stadt-Umland-Konflikte, wie sie in allen Großstadtregionen<br />
entwicklungshemmend wirksam sind, zu<br />
entschärfen. Mit der <strong>Region</strong>alreform ist zudem eine<br />
effizientere Ressourcennutzung verbunden. Politikfelder,<br />
wie regionale Wirtschaftsförderung können nun aus einer<br />
Hand bearbeitet werden.<br />
Vor diesem Hintergrund wird der <strong>Region</strong>alreport <strong>2002</strong><br />
erstmalig von der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vorgestellt, nachdem<br />
er in den Jahren 1998 und 2000 vom Kommunalverband<br />
Großraum <strong>Hannover</strong> vorgelegt wurde. Die<br />
ursprüngliche Intention des <strong>Region</strong>alreports, nämlich die<br />
Diskussion um die Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung<br />
sowie um grundlegende Fragen der <strong>Region</strong>alentwicklung<br />
im Rahmen einer laufenden und systematischen<br />
Berichterstattung auf eine solide Basis zu stellen, wurde<br />
nicht verändert. Der <strong>Region</strong>alreport <strong>2002</strong> setzt diese<br />
Berichterstattung fort und ergänzt sie um neue Aspekte<br />
der wirtschaftlichen Entwicklung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Der <strong>Region</strong>alreport <strong>2002</strong> informiert im ersten Teil über<br />
die Wettbewerbsposition der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und vergleicht<br />
diese mit der in anderen westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />
Im Wesentlichen befasst sich die Berichterstattung<br />
mit der Entwicklung und den Strukturen der<br />
Unternehmen in der <strong>Region</strong>, wobei die sektoralen und<br />
funktionalen Strukturveränderungen in der regionalen<br />
Wirtschaft besondere Berücksichtigung finden. Zudem<br />
werden Informationen zum innovativen Umfeld und zum<br />
Arbeitsmarkt der <strong>Region</strong> zusammengestellt.<br />
Neben der systematischen Analyse der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Vergleich zu anderen<br />
Verdichtungsräumen liegt das Schwerpunktthema<br />
des <strong>Region</strong>alreportes <strong>2002</strong> in der Untersuchung der<br />
Zukunftsfähigkeit der <strong>Region</strong>. Im zweiten Teil „Bildung,<br />
Qualifikationen und Innovationen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“<br />
steht deshalb die Frage im Mittelpunkt, wie <strong>Hannover</strong><br />
sich der Herausforderung der Wissensgesellschaft<br />
stellt. Investitionen in Bildung und die Veränderungen<br />
der Wissenschaftslandschaft werden als wichtige Faktoren<br />
der Zukunftsfähigkeit der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> analysiert.<br />
Darüber hinaus werden betriebliche Innovationen<br />
sowie regionale Erneuerungsprozesse in Bezug auf<br />
Städtebau und institutioneller <strong>Region</strong>alreform behandelt.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 5<br />
Für die Bearbeitung des Schwerpunktthemas des <strong>Region</strong>alreportes<br />
<strong>2002</strong> wurden Autoren aus Wissenschaft,<br />
Bildung, Wirtschaft und Verwaltung gewonnen, denen<br />
wir in besonderer Weise zu Dank verpflichtet sind: Fritz<br />
Stöcker (Berufliche Ausbildung), Dr. Javier Revilla Diez<br />
(Innovative Cluster), Dr. Wolfgang Koschorke (Innovationen<br />
im Handwerk), Prof. Dr. Lothar Schäffner (Innovative<br />
Modelle der Arbeitsgestaltung und Qualifizierung),<br />
Robert Wegner (Neue städtebauliche Qualitäten), Martina<br />
Flamme-Jasper (Städtebaulicher Wettbewerb) und<br />
Prof. Dr. Axel Priebs (<strong>Region</strong>alreform).<br />
Ohne die Mitwirkung zahlreicher Institutionen aus Wissenschaft,<br />
Wirtschaft und Verwaltung hätte diese Studie<br />
nicht erstellt werden können. Besonderer Dank gilt Dr.<br />
Harald Legler vom Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung<br />
(<strong>NIW</strong>) für die Erarbeitung von Sonderauswertungen<br />
zu industrieller Forschung und Entwicklung<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sowie Prof. Dr. Franz Josef<br />
Bade von der Universität Dortmund für die Bereitstellung<br />
grundlegender Daten. Informationen zu Unternehmensgründungen<br />
wurden freundlicherweise vom ZEW (Zentrum<br />
für Europäische Wirtschaftsforschung) in Mannheim<br />
zur Verfügung gestellt.<br />
Die meisten Auswertungen basieren auf den Daten der<br />
<strong>Region</strong>aldatenbanken des <strong>NIW</strong> und der NORD/LB. Die<br />
überwiegende Zahl der Tabellen und Grafiken erstellte<br />
Klaus-Jürgen Hentschel vom <strong>NIW</strong>. An der Auswertung<br />
von Daten sowie der Endredaktion wirkten Susanne<br />
Endres und Nadine Valentinelli mit.<br />
Allen Beteiligten sei an dieser Stelle herzlich gedankt.
6<br />
Zusammenfassung der<br />
wichtigsten Ergebnisse<br />
0. Veränderte Rahmenbedingungen für<br />
die wirtschaftliche Entwicklung von<br />
großstädtischen Verdichtungsräumen<br />
Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit über 20 Jahren<br />
in einem tief greifenden Strukturwandel, der vor allem<br />
an einer deutlich schwächeren Wachstumsdynamik und<br />
einer ständig steigenden Sockelarbeitslosigkeit sichtbar<br />
wird. Folgen der zu beobachtenden Globalisierung sind<br />
zunehmende Unternehmensfusionen, Betriebsverlagerungen<br />
und Veränderungen in der Wertschöpfungskette, die<br />
auch die regionale Wirtschaftsentwicklung beeinflussen.<br />
Es ist davon auszugehen, dass diejenigen Standorte gewinnen<br />
werden, die über hochwertige Infrastrukturen, entwickelte<br />
unternehmensorientierte Dienstleistungen sowie<br />
über qualifizierte Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen<br />
verfügen.<br />
Dagegen droht im Bereich standardisierter Massenproduktion<br />
die Verlagerung von Produktionskapazitäten an<br />
kostengünstigere Standorte. Dem entsprechend ist in den<br />
nächsten zehn Jahren eine drastische Abnahme einfacher<br />
und ein starker Anstieg komplexerer Tätigkeiten zu erwarten.<br />
Der Einsatz multimedialer Anwendungen auf der betrieblichen<br />
Ebene unterstützt die internationalen Globalisierungsprozesse<br />
und verändert die Standortanforderungen<br />
ebenfalls. Insbesondere solche <strong>Region</strong>en profitieren von<br />
diesen Veränderungen, die frühzeitig über eine Anbindung<br />
an die neuen leistungsfähigen Hochgeschwindigkeitsnetze<br />
verfügen. Dies bedeutet einen Bedeutungsgewinn<br />
von Agglomerationen, der aber weitere Suburbanisierungsprozesse<br />
innerhalb der Ballungsräume nicht ausschließt.<br />
Die stärksten Beschäftigungsverluste wird es in Wirtschaftszweigen<br />
geben, die bislang unter Schutz standen<br />
und nun verstärkt dem Wettbewerb ausgesetzt werden,<br />
aber auch in den Branchen, in denen der technische<br />
Fortschritt erhebliche Potenziale zur Produktivitätssteigerung<br />
bereitstellt. Positive Veränderungen sind dort zu erwarten,<br />
wo stärker als bisher private Organisationen<br />
und Unternehmen staatliche Leistungen ablösen.<br />
Da die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im industriellen Sektor mit weiteren<br />
Beschäftigungseinbußen rechnen muss und auch<br />
die ansässigen Dienstleistungsbereiche von Rationalisierung<br />
betroffen sein werden, müssen Wachstumsfelder<br />
mit Chancen auf zusätzliche Beschäftigung, wie z.B. die<br />
Kommunikationswirtschaft, Freizeit, Bildung oder Gesundheit,<br />
gestärkt werden.<br />
Der Rückgang des Neuansiedlungspotenzials führte in<br />
den 90er Jahren zu einer Neuorientierung der kommunalen<br />
Wirtschaftsförderung von der Akquisition zur Bestandsentwicklung<br />
und der Förderung von Existenzgründungen.<br />
Diese Strategie führt allerdings bestenfalls mittelbis<br />
langfristig zu einem nennenswerten Beschäftigungsaufbau<br />
vor Ort.<br />
Positive Ansätze für die norddeutschen <strong>Region</strong>en ergeben<br />
sich aus der neuen Lagegunst durch die deutsche<br />
Vereinigung, die Integration Nordeuropas in die EU sowie<br />
die Öffnung Osteuropas. Hiervon dürfte die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> in langfristiger Perspektive in jedem Fall profitieren.<br />
Dies gilt ebenso für die Stärkung der Agglomerationsräume<br />
im Standortwettbewerb, die jedoch eine Profilierung<br />
solcher Standortfaktoren erforderlich macht, die<br />
für innovative, wissensbasierte Produktions- und Dienstleistungskonzepte<br />
wichtig sind.<br />
1. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter den<br />
Verdichtungsräumen<br />
In einem Europa der <strong>Region</strong>en stehen in erster Linie die<br />
großstädtischen Verdichtungsräume im Wettbewerb und<br />
nicht einzelne Städte. Ein großer Teil der Untersuchung<br />
bezieht sich daher auf die Großstädte einschließlich des<br />
jeweiligen Umlands. Die Abgrenzung der Verdichtungsräume<br />
lehnt sich an die kreisscharfe Abgrenzung von<br />
F. J. Bade an, lediglich in Norddeutschland wurden einige<br />
Korrekturen vorgenommen. Bis auf wenige Ausnahmen<br />
bezieht sich die Analyse auf die 16 westdeutschen Verdichtungsräume,<br />
da für Berlin, Leipzig, Dresden und Chemnitz<br />
nur eingeschränkt vergleichbare Daten vorliegen.<br />
In den 20 deutschen Verdichtungsräumen leben auf 26%<br />
der Fläche der Bundesländer mit 42,3 Mio. Menschen<br />
rund 50% aller Einwohner. 53% der Erwerbstätigen<br />
erwirtschaften knapp 58% der gesamtwirtschaftlichen<br />
Wertschöpfung. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zählt mit etwa<br />
1,1 Mio. Einwohnern zu den eher kleinen Verdichtungsräumen.<br />
Die Stadt <strong>Hannover</strong> als Zentrum der <strong>Region</strong><br />
liegt dagegen mit 516.000 Einwohnern im Mittelfeld.<br />
Die Höhe der Bruttowertschöpfung und die Zahl der<br />
Erwerbstätigen entsprechen dem 13. Rang unter den<br />
20 <strong>Region</strong>en. Bei der Wirtschaftskraft, d.h. der Wertschöpfung<br />
je Einwohner, wird dagegen ein guter 8. Platz<br />
erreicht.<br />
Die Bevölkerung in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
entwickelt sich seit langem schlechter als im übrigen<br />
Bundesgebiet. Dies liegt sowohl an der ungünstigeren<br />
natürlichen Entwicklung als auch an schwächeren Wanderungsgewinnen.<br />
In den 80er Jahren lag <strong>Hannover</strong> bei<br />
der Bevölkerungsentwicklung im hinteren Drittel der<br />
DVG-Gebäude am Kronsberg<br />
untersuchten westdeutschen <strong>Region</strong>en. Mit der Öffnung<br />
der innerdeutschen Grenze verstärkte sich der Bevölkerungszuwachs<br />
überdurchschnittlich, allerdings wurde in<br />
den Jahren von 1989 bis 2000 insgesamt trotz hoher<br />
Wanderungsgewinne aufgrund der negativen natürlichen<br />
Entwicklung die durchschnittliche Dynamik der Verdichtungsräume<br />
nicht ganz erreicht.<br />
Innerhalb der Verdichtungsräume sind seit langem Suburbanisierungsprozesse<br />
zu beobachten. Die Zentren verlieren<br />
zu Gunsten ihrer Umlandbereiche besonders jüngere<br />
und einkommensstärkere Einwohner. Dabei dehnt<br />
sich der suburbane Raum weiter bis an die Ränder der<br />
Verdichtungsräume aus. In der zweiten Hälfte der 90er<br />
Jahre verstärkte sich die zunächst unterdurchschnittliche<br />
Suburbanisierung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Von 1996 bis<br />
2000 standen Wanderungsverlusten der Stadt <strong>Hannover</strong><br />
von 5.000 Personen Wanderungsgewinne von 14.000<br />
Einwohnern in den Umlandgemeinden gegenüber.<br />
Die schwache natürliche Entwicklung der Bevölkerung in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat ihre Ursache in einer „Überalterung“<br />
der Einwohner. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen<br />
ist ausgesprochen niedrig, während der Anteil<br />
der Älteren über 65 Jahren entsprechend hoch liegt.<br />
Eine Spitzenposition hat <strong>Hannover</strong> allerdings bei den<br />
20- bis 30-jährigen, was auf eine hohe Attraktivität der<br />
Ausbildungsstätten schließen lässt.<br />
In Bezug auf die Verteilung der großen Wirtschaftsbereiche<br />
stellt die <strong>Region</strong> sich eindeutig als Dienstleistungsstandort<br />
dar. Das Gewicht des Dienstleistungssektors ist<br />
gemeinsam mit dem Rhein-Main-Gebiet hinter München<br />
und Hamburg das größte unter den westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />
Entsprechend gering ist mit lediglich<br />
29% der gesamten Wertschöpfung der Anteil des Pro-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 7<br />
duzierenden Gewerbes, das seit Ende der 80er Jahre<br />
deutlich an Gewicht verloren hat.<br />
Die Beschäftigungsentwicklung der 80er Jahre war für<br />
die westdeutschen Verdichtungsräume insgesamt relativ<br />
schlecht. Nur 33% der 670.000 neuen Arbeitsplätze im<br />
damaligen Bundesgebiet entfielen auf die 16 <strong>Region</strong>en.<br />
In den Zentren gab es von 1980 bis 1989 sogar einen<br />
leichten Arbeitsplatzabbau. Nach einer kurzfristigen<br />
Stärkung der Verdichtungsräume mit der deutschen Einheit<br />
wurden von 1992 bis 1995 69% der 933.000 verlorenen<br />
Arbeitsplätze dort abgebaut. Von 1995 bis<br />
2000 stieg die Beschäftigtenzahl in Deutschland wieder<br />
um 250.000 Personen an, davon 217.000 in den Verdichtungsräumen.<br />
Seit Ende der 80er Jahre holen die<br />
norddeutschen Verdichtungsräume in der Wirtschaftsund<br />
Beschäftigungsentwicklung auf. Nach der Wiedervereinigung<br />
lag <strong>Hannover</strong> auf dem dritten Rang hinter<br />
Bielefeld und Hamburg, von 1992 bis 1995 hinter Köln-<br />
Bonn auf Rang 4. Auch von 1995 bis 2000 war die Beschäftigungsentwicklung<br />
vor allem durch den Effekt der<br />
EXPO 2000 deutlich positiver als im Durchschnitt der 16<br />
<strong>Region</strong>en. <strong>Hannover</strong> gehört zudem zu den <strong>Region</strong>en,<br />
die ihren Beschäftigtenbesatz, d.h. die Beschäftigung<br />
bezogen auf die Einwohnerzahl, langfristig steigern<br />
konnten.<br />
Die Standortbedingungen in Wirtschaftsregionen werden<br />
durch ein breites Spektrum unterschiedlicher Faktoren<br />
charakterisiert. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird den Anforderungen<br />
von Unternehmen an die infrastrukturelle<br />
Anbindung an Verkehr und Information weitgehend gerecht.<br />
Die zentrale Lage nach der deutschen Vereinigung<br />
und der Öffnung der Grenzen nach Osteuropa sowie<br />
die zusätzlichen Investitionen der letzten Jahre haben<br />
<strong>Hannover</strong>s Funktion als bedeutende Verkehrs- und Distri-
8<br />
ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />
butionsregion noch verstärkt. <strong>Hannover</strong> verfügt, u.a.<br />
forciert durch Expo und CeBIT, zudem über eine hoch entwickelte<br />
Telekommunikationsinfrastruktur.<br />
Auch für das Gewerbeflächenpotenzial ist die gute wirtschaftsräumliche<br />
Lage und überregionale Attraktivität<br />
des Verdichtungsraumes von großer Bedeutung. Mit zahlreichen<br />
Gewerbegebieten an den Autobahnachsen und<br />
im suburbanen Teilraum hat die <strong>Region</strong> ein breites Angebot<br />
an attraktiven und sofort verfügbaren Flächen.<br />
Größere Gebiete sind allerdings nicht überall verfügbar<br />
und konzentrieren sich an wenigen Standorten. Die Bodenpreise<br />
sind relativ hoch.<br />
Der Nachfragedruck auf dem Immobilienmarkt in <strong>Hannover</strong><br />
ist offensichtlich nur unterdurchschnittlich. Dies gilt<br />
sowohl für die Wohnungsmieten und die Preise für<br />
Eigentumswohnungen als auch für die Büromieten.<br />
Ausnahme sind lediglich die Einzelhandelsmieten im<br />
Zentrum der Stadt <strong>Hannover</strong>, die aber im Trend der<br />
Großstädte mit mehr als 500.000 Einwohnern liegen.<br />
2. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Unternehmensstandort:<br />
Unternehmenszentralen und<br />
Gründungen von Betrieben<br />
Großunternehmen haben auch über Beziehungen zu<br />
Zulieferern und Dienstleistern eine wichtige Funktion für<br />
den Arbeitsmarkt einer <strong>Region</strong>. Unternehmenszentralen<br />
sind darüber hinaus aufgrund ihres Gewichts in der Hierarchie<br />
des Unternehmens von besonderer Bedeutung. In<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> befindet sich der Sitz einiger bedeutender<br />
Konzernzentralen, wenn auch im Vergleich der<br />
Verdichtungsräume nur ein mittlerer Platz belegt wird.<br />
Betrachtet man die 500 umsatzstärksten Unternehmen in<br />
Deutschland, so liegt <strong>Hannover</strong> auf dem 10. Platz unter<br />
20 <strong>Region</strong>en. Die Preussag AG als größtes Unternehmen<br />
der <strong>Region</strong> belegt Platz 33 der Liste der umsatzstärksten<br />
Unternehmen Deutschlands.<br />
Unternehmensfunktionen wie Management und Verwaltung,<br />
Ein- und Verkauf oder Fertigung charakterisieren<br />
die Wirtschaftsstruktur von Verdichtungsräumen in<br />
besonderer Weise. Eine Betrachtung der höherwertigen<br />
Dienstleistungsfunktionen und der Fertigungstätigkeiten<br />
innerhalb von Unternehmen gibt tendenziell Auskunft<br />
über die Bedeutung des Standortes innerhalb des Unternehmensgefüges.<br />
In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind die leitenden<br />
Verwaltungsfunktionen in Betrieben des Produzierenden<br />
Gewerbes und des Dienstleistungssektors<br />
überdurchschnittlich vertreten. Bei anderen höherwertigen<br />
Dienstleistungen wie Unternehmensberater, DV-Fachleute<br />
etc. liegt <strong>Hannover</strong> dagegen etwas unter dem<br />
Durchschnitt. Insgesamt weist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine<br />
Funktionalstruktur auf, die der deutlich größerer Verdichtungsräume<br />
entspricht.<br />
Bei den Unternehmensgründungen nimmt <strong>Hannover</strong> in<br />
jüngster Zeit eine gute Position ein. Von 1995 bis 1999<br />
lag die <strong>Region</strong> bei den Gründungen je Erwerbsfähigem<br />
hinter München auf dem 2. Rang. Dies ist besonders auf<br />
die Gründungsintensität im Dienstleistungssektor zurück-<br />
zuführen. Auch bei den technologieorientierten Gründungen<br />
signalisieren die Daten für die <strong>Region</strong> ein gutes<br />
Gründungsklima.<br />
3. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Industriestandort:<br />
Strukturen und Entwicklungstrends<br />
Zwar hat das Verarbeitende Gewerbe im Strukturwandel<br />
der vergangenen 20 Jahre deutlich an Gewicht verloren,<br />
der industrielle Sektor bestimmt offenbar dennoch maßgeblich<br />
die Entwicklung auch anderer Wirtschaftszweige.<br />
Für die wirtschaftlichen Perspektiven spielt die Branchenzusammensetzung<br />
in einer <strong>Region</strong>, d.h. der Grad der<br />
Spezialisierung auf einzelne Branchen eine wesentliche,<br />
wenn auch nicht alles entscheidende Rolle. Innerhalb<br />
des Verarbeitenden Gewerbes ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
besonders auf den Straßenfahrzeugbau mitsamt der Zulieferbereiche<br />
spezialisiert. Weitere unter den Verdichtungsräumen<br />
überdurchschnittliche Bereiche sind der<br />
Bergbau mit Erdgasförderung und Kalibergbau sowie<br />
die Energiewirtschaft. Das Verarbeitende Gewerbe in<br />
der <strong>Region</strong> ist stark von Großbetrieben geprägt, die allgemein<br />
als wachstumsschwächer gelten als klein- und<br />
mittelbetriebliche Strukturen.<br />
Der Anteil der Fertigungsarbeitsplätze in den Industriebetrieben<br />
ist höher als im Durchschnitt der Verdichtungsräume.<br />
Bei den Qualifikationen der Beschäftigten zeigt<br />
sich ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Arbeitnehmern<br />
mit mittleren Qualifikationen, d.h. an Facharbeitern,<br />
während die Anteile der gering Qualifizierten und<br />
der Fachhochschul- und Hochschulabsolventen deutlich<br />
unter dem Durchschnitt liegen.Die Exportquote der Industrie<br />
übersteigt den mittleren Wert im gesamten Bundesgebiet<br />
um ein Fünftel, sie ist zudem überdurchschnittlich<br />
gestiegen. Innerhalb Niedersachsens ist <strong>Hannover</strong> nach<br />
Wolfsburg der zweitwichtigste Exportstandort. Besonders<br />
erfolgreich ist die Exportwirtschaft im Bereich der<br />
Spitzentechnologie.<br />
In den 80er Jahren erreichte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> beim<br />
Beschäftigungswachstum den vorletzten Platz vor den<br />
Montanregionen an Ruhr und Saar. In der ersten Phase<br />
nach der deutschen Einheit belegte <strong>Hannover</strong> bei den<br />
Beschäftigungsgewinnen immerhin schon Platz 6. Besonders<br />
gute Ergebnisse verzeichneten das Baugewerbe<br />
und überwiegend Konsumgüterindustrien. Von 1992 bis<br />
2000 waren die nun folgenden Beschäftigungsverluste<br />
in <strong>Hannover</strong> geringer als im Durchschnitt der Verdichtungsräume.<br />
Zuletzt verloren wie im Bundestrend vor<br />
allem das Baugewerbe, das Ernährungsgewerbe sowie<br />
Maschinenbau, Gummiverarbeitung und Chemische<br />
Industrie.<br />
4. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Dienstleistungsstandort:<br />
Strukturen und Entwicklungstrends<br />
Im Dienstleistungssektor der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind<br />
320.000 Personen beschäftigt. Herausragend ist die<br />
Spezialisierung auf den Verkehrs- und Telekommunikationssektor,<br />
überdurchschnittlich vertreten sind auch das<br />
Versicherungsgewerbe, die öffentlichen und die haushaltsorientierten<br />
Dienstleistungen. Ein überdurchschnittliches<br />
Gewicht haben auch die unternehmensorientierten<br />
Dienstleistungen, hier allerdings nicht die Rechts- und<br />
Wirtschaftsberatung, die technische Beratung und Planung<br />
sowie die Werbung. Die <strong>Region</strong> weist bei Dienstleistungen<br />
eine relativ breite Spezialisierung auf, die<br />
ansonsten eher für die großen Verdichtungsräume charakteristisch<br />
ist.<br />
Die Entwicklung der Dienstleistungen in <strong>Hannover</strong> war in<br />
den 80er Jahren schwach. In der ersten Phase der Wiedervereinigung<br />
verbesserte die <strong>Region</strong> ihre Position von<br />
Rang 11 auf Rang 3 hinter Nürnberg und Bielefeld. Von<br />
1989 bis 1992 entstanden 36.000 Arbeitsplätze im<br />
Dienstleistungssektor der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Nach dem<br />
Auslaufen des ersten Booms fiel <strong>Hannover</strong> wieder auf<br />
einen durchschnittlichen Wert unter den Verdichtungsräumen<br />
zurück. Hinter dem Bundestrend blieben vor<br />
allem der Groß- und Einzelhandel sowie die Finanzdienstleistungen<br />
zurück, während das Gastgewerbe, der<br />
Verkehrssektor und die unternehmensorientierten Dienstleistungen<br />
über dem Durchschnitt lagen. Insgesamt hat<br />
sich die Struktur von den haushaltsbezogenen hin zu den<br />
überregional orientierten Dienstleistungen verschoben.<br />
In den letzten Jahren haben sich die Dienstleistungen in<br />
der Stadt <strong>Hannover</strong> deutlich ungünstiger entwickelt als<br />
im Umland.<br />
Die Stadt <strong>Hannover</strong> gehört als Standort des Einzelhandels<br />
aufgrund der Einwohnerzahl naturgemäß nicht zu<br />
den Spitzenreitern bei den Umsätzen. Bezieht man den<br />
Einzelhandelsumsatz jedoch auf die Einwohnerzahl,<br />
liegt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter den deutschen Verdichtungsräumen<br />
an der Spitze. Auch die einzelhandelsrelevante<br />
Kaufkraft erreicht einen Spitzenwert gleichauf<br />
mit Rhein-Main, Hamburg und Düsseldorf hinter München.<br />
Per Saldo kommen rund 10% der in der <strong>Region</strong><br />
erwirtschafteten Umsätze von außerhalb des Großraums.<br />
Die Stadt <strong>Hannover</strong> liegt bei dieser Zentralität<br />
genannten Größe mit einem Wert von 134 bundesweit<br />
auf dem zweiten Rang hinter Karlsruhe, während das<br />
Umland nur 90 erreicht. Diese Spanne innerhalb der<br />
<strong>Region</strong> ist höher als in allen anderen Verdichtungsräumen,<br />
was darauf hindeutet, dass die Verlagerung von<br />
Einzelhandelsbetrieben ins Umland in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
weniger fortgeschritten ist als andernorts. Die<br />
Beschäftigung im Einzelhandel ist nach den deutlichen<br />
Gewinnen im Zuge der deutschen Einigung überdurchschnittlich<br />
stark zurückgegangen. Von 1992 bis 1999<br />
büßte der Einzelhandel der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 5.000<br />
Arbeitsplätze ein.<br />
Die Finanzdienstleistungen zählten in den 80er Jahren<br />
zu den florierenden Dienstleistungszweigen. Seitdem<br />
machen sich aufgrund des zunehmenden internationalen<br />
Wettbewerbs Umstrukturierungen und Anpassungsprozesse<br />
bemerkbar, die zu Rationalisierungen führen. <strong>Hannover</strong><br />
liegt als Standort für Finanzdienstleistungen bezogen<br />
auf die Einwohnerzahl auf Rang 3 hinter den Zentren<br />
Rhein-Main und München. Die Kreditinstitute sind im<br />
Vergleich aller Verdichtungsräume leicht unterdurch-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 9<br />
schnittlich vertreten. Auch die Beschäftigungsentwicklung<br />
war seit 1992 negativer als im Trend der Verdichtungsräume.<br />
Dagegen ist die <strong>Region</strong> mit 31 Zentralen in der Stadt<br />
<strong>Hannover</strong> ein bundesweit sehr bedeutsamer Versicherungsstandort.<br />
Mit 11.400 Beschäftigten sind die Versicherungen<br />
sehr stark überrepräsentiert, mit ihrem<br />
Marktanteil belegen die hannoverschen Versicherungen<br />
unter den größten deutschen Standorten den sechsten<br />
Platz. Während direkt nach der deutschen Einigung<br />
viele Arbeitsplätze in der <strong>Region</strong> entstanden sind, war<br />
der Rückgang der Zahlen seitdem überdurchschnittlich.<br />
Als Standort für unternehmensorientierte Dienstleistungen,<br />
die zu den bundesweit wachstumsstärksten Wirtschaftszweigen<br />
gehören, hat sich <strong>Hannover</strong> sehr positiv<br />
entwickelt. Seit 1989 ist das Gewicht der Branche an der<br />
Gesamtbeschäftigung von 7% auf über 15% angestiegen,<br />
in diesem Zeitraum entstanden in der <strong>Region</strong> fast<br />
39.000 Arbeitsplätze. Bei der Spezialisierung auf unternehmensorientierte<br />
Dienste wird ein dritter Rang hinter<br />
München und dem Rhein-Main-Gebiet erreicht. Geringer<br />
ist der Anteil allerdings bei der Rechts-, Wirtschafts- und<br />
technischen Beratung sowie bei der Vermietung.<br />
5. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und<br />
ihre Innovationspotenziale<br />
Die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung einer <strong>Region</strong><br />
hängt wesentlich von ihren Innovationspotenzialen ab.<br />
Die wissenschaftliche und technologische Ausstattung ist<br />
zu einem Schlüsselelement der <strong>Region</strong>alpolitik geworden.<br />
Dabei vollzieht sich der technologische Wettbewerb zwischen<br />
Metropolen auf einem deutlich höheren Niveau<br />
als in weniger verdichteten Räumen. Die industriellen Kapazitäten<br />
in Forschung und Entwicklung (FuE) sind in<br />
besonderem Maße auf die Zentren der Verdichtungsräume<br />
konzentriert. Zwischen den Agglomerationen zeigt<br />
sich dabei ein ausgeprägtes Süd-Nord-Gefälle.<br />
Ein Großteil der FuE-Aktivitäten Norddeutschlands konzentriert<br />
sich in der <strong>Region</strong> Braunschweig, in <strong>Hannover</strong><br />
liegt der FuE-Anteil an den Industriebeschäftigten dagegen<br />
unter dem Durchschnitt der Verdichtungsräume.<br />
Allerdings hat sich der Abstand zu den führenden<br />
<strong>Region</strong>en in den 90er Jahren deutlich verkürzt. Ein<br />
Grund dafür ist die Auslagerung von Forschung und Entwicklung<br />
an die Zulieferer im Automobilbau sowie die<br />
generell hohe Dynamik der Forschung in der Automobilindustrie.<br />
Zudem haben viele große Unternehmen ihre<br />
Grundlagenforschung reduziert, was die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
weniger stark traf.<br />
Eine wichtige Rolle für den Innovationsprozess spielen<br />
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die einen<br />
Wissenstransfer in die Unternehmen hinein ermöglichen<br />
und Schlüsselqualifikationen vermitteln. Hier bieten sich<br />
auch in <strong>Hannover</strong> Anknüpfungspunkte für Innovationsaktivitäten<br />
in der Wirtschaft, gerade in den für hochwertige<br />
technologische Forschungsaktivitäten relevanten<br />
Bereichen ist <strong>Hannover</strong> jedoch nicht so stark vertreten.
10<br />
ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />
Die Hochschulen haben in erster Linie eine Ausbildungsfunktion.<br />
Darüber hinaus wird vor allem Grundlagenforschung<br />
betrieben, für deren Nutzung räumliche Nähe oft<br />
weniger entscheidend ist. <strong>Hannover</strong> liegt bei der Ausstattung<br />
mit Lehr- und Forschungspersonal je Beschäftigtem<br />
auf Rang 3 hinter Aachen und Dresden. Dabei gibt<br />
es eine ausgesprochene Spezialisierung auf technische<br />
Bereiche. Die <strong>Region</strong> konnte ihre Ausstattung gegen den<br />
Bundestrend in den letzten Jahren sogar noch verbessern.<br />
Auch bei der Ausstattung mit Drittmitteln weist <strong>Hannover</strong><br />
besonders in den technischen Disziplinen überdurchschnittliche<br />
Werte auf.<br />
6. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und<br />
ihre Arbeitsmarktpotenziale<br />
Die Mobilisierbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte gewinnt<br />
als Standortfaktor zunehmend an Gewicht. Grundsätzlich<br />
verbessern sich die Aussichten regionaler Betriebe<br />
im interregionalen bzw. internationalen Wettbewerb mit<br />
steigendem Einsatz von Bildung, Wissen und Ausbildung.<br />
Gemessen am Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
wird in <strong>Hannover</strong> überdurchschnittlich<br />
ausgebildet. Unqualifizierte Beschäftigte spielen dem entsprechend<br />
nur eine vergleichsweise geringe Rolle. Beim<br />
Einsatz mittlerer Qualifikationen und bei den Abiturienten<br />
liegt die <strong>Region</strong> jeweils auf dem 4. Rang. Der Anteil<br />
der hoch qualifizierten Beschäftigten mit Hochschulabschluss<br />
bleibt allerdings leicht unter dem Durchschnitt<br />
zurück auf Platz 7. Diese schlechtere Ausstattung zeigt<br />
sich insbesondere im Verarbeitenden und im Verkehrsgewerbe.<br />
Das Niveau der Arbeitslosigkeit in den westdeutschen<br />
Verdichtungsräumen lag Ende der 80er Jahre um über<br />
ein Zehntel über dem Bundesdurchschnitt. Innerhalb<br />
dieser <strong>Region</strong>en gab es ein deutliches Nord-Süd-<br />
Gefälle. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> belegte den 13. Rang.<br />
Von 1989 bis 1999 hatte <strong>Hannover</strong> jedoch mit Hamburg,<br />
Köln-Bonn und Bremen die geringsten Zuwächse<br />
bei den Arbeitslosenzahlen. Allerdings hat sich die<br />
Position in den letzten Jahren wieder verschlechtert.<br />
Mitte 2001 war die Arbeitslosigkeit in der <strong>Region</strong><br />
nach dem Ruhrgebiet am höchsten unter den Verdichtungsräumen.<br />
Dabei ist das Stadt-Umland-Gefälle<br />
stärker ausgeprägt als in jedem anderen Verdichtungsraum.<br />
Die Arbeitslosigkeit bei den Frauen ist insbesondere in<br />
der Stadt <strong>Hannover</strong> geringer als im Bundesdurchschnitt.<br />
Durch den hohen Dienstleistungsanteil wird die Beschäftigung<br />
von Frauen begünstigt. Die Zahl der ausländischen<br />
Arbeitslosen ist dagegen deutlich höher als im<br />
Bundesdurchschnitt, hier liegen keine Vergleichswerte für<br />
andere Verdichtungsräume vor. Der Anteil der Jugendlichen<br />
liegt im westdeutschen Durchschnitt, die Betroffenheit<br />
der Jugendlichen dürfte angesichts ihres geringeren<br />
Anteils an der Bevölkerung jedoch höher sein. Ältere<br />
Arbeitnehmer sind dagegen besonders in der Stadt <strong>Hannover</strong><br />
weniger stark betroffen, die Langzeitarbeitslosigkeit<br />
liegt leicht unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.<br />
7. Berufliche Ausbildung und<br />
Berufsbildende Schulen<br />
Die berufliche Ausbildung spielt eine wesentliche Rolle<br />
für das Qualifikationsniveau der Bevölkerung und die<br />
Wettbewerbsfähigkeit von <strong>Region</strong>en. Das hohe Qualifikationsniveau<br />
und das vorhandene regionale Angebot<br />
an qualifizierten Arbeitskräften stellen wesentliche Stärken<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> dar. Im Bereich der beruflichen<br />
Ausbildung nehmen die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und besonders<br />
die Landeshauptstadt vielfältige Ausbildungsfunktionen<br />
wahr, die auch in das weitere Umland wirken. Die<br />
Leistungsfähigkeit des Dualen Ausbildungssystems trägt<br />
wesentlich zur Attraktivität der Ausbildungsregion <strong>Hannover</strong><br />
bei.<br />
Neben Fachhochschulen, Hochschulen, Berufsbildenden<br />
Schulen und ausbildenden Betrieben der Privatwirtschaft<br />
existiert eine Vielzahl weiterer Akteure der beruflichen<br />
Ausbildung. Das breite Spektrum an privaten und öffentlichen<br />
Ausbildungsträgern in der <strong>Region</strong> wird gebildet<br />
durch Akademien, Berufsakademien, Institute, Berufsfachschulen,<br />
sonstige Schulen und Vereine. Eine zentrale Bedeutung<br />
kommt auch den Kammern als regionale Steuerungs-<br />
und Aufsichtsinstanzen zu.<br />
In Deutschland beginnen rund zwei Drittel der Jugendlichen<br />
ihren Berufsweg mit einer Berufsausbildung im<br />
Dualen System. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gab es im Jahr<br />
2000 etwa 23.300 Auszubildende; im Arbeitsamtsbezirk<br />
<strong>Hannover</strong>, dem „Kernbereich“ der <strong>Region</strong>, standen<br />
Ausbildungsplätze in 171 Ausbildungsberufen bereit.<br />
Die meisten Plätze entfielen dabei auf Kaufleute im Einzelhandel<br />
und Bürokaufleute. Es wurden bei einer<br />
Gesamtnachfrage von 7.500 Stellen 7.200 neue Ausbildungsverträge<br />
abgeschlossen. Berufliche Ausbildung<br />
wird in erster Linie durch die Nachfrage der Wirtschaft<br />
geprägt, die sich im jeweils aktuellen Angebot an<br />
betrieblichen Ausbildungsplätzen niederschlägt. Je mehr<br />
Jugendliche sich in schulischen Vollzeitformen an den<br />
Berufsbildenden Schulen anmelden, desto kritischer sieht<br />
es auf dem Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt aus.<br />
Zum 1.11.2001 sind 14 Berufsbildende Schulen der<br />
Stadt und fünf des ehemaligen Landkreises auf die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> übergegangen. Insgesamt verfügt die <strong>Region</strong><br />
also derzeit über 19 Berufsbildende Schulen, an<br />
denen im November 2000 rund 30.300 Schülerinnen<br />
und Schüler gezählt wurden.<br />
Der größte Teil der Schulen hat sich in den letzten Jahren<br />
ein Profil gegeben. Profilgebung – im Gegensatz zur<br />
Bündelschule – ist sinnvoll, um für die Wirtschaftsstruktur<br />
der Zukunft vorbereitet zu sein. Ein Beispiel für eine<br />
Schule mit einem eindeutigen Profil ist die neue Multimedia-Berufsbildende<br />
Schule an der Expo-Plaza. Veränderungen<br />
in der Wirtschaft, in einzelnen Branchen und<br />
Berufsfeldern werden die Profile einer Schule ständig<br />
herausfordern. Ziel der Profilbildung ist es, die wirtschaftliche<br />
Entwicklung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> voranzutreiben<br />
und zukunftsweisende Ausbildungsangebote<br />
bereitzustellen.<br />
Lichthof der Universität <strong>Hannover</strong><br />
Die an beruflicher Bildung Beteiligten müssen in Zukunft<br />
intensiver kooperieren, um gemeinsam schneller und<br />
effektiver auf neue Bedarfe der Wirtschaft reagieren zu<br />
können. Das Projekt der Bezirksregierung „Neue Formen<br />
der Zusammenarbeit von Berufsbildenden Schulen,<br />
Schulträgern und Schulbehörden in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“<br />
zeigt diesen kooperativen Ansatz. Richtungsweisend<br />
für die Berufsbildenden Schulen ist zudem die Entschließung<br />
des Niedersächsischen Landtags vom<br />
17.9.2001 „Berufsbildende Schulen in Niedersachsen<br />
als regionale Kompetenzzentren“. Dabei geht es um<br />
mehr Gesamtverantwortung und Selbstständigkeit in<br />
haushaltsrechtlichen, personellen und inhaltlichen Bereichen,<br />
die zunächst erprobt werden sollen. Die Berufsbildenden<br />
Schulen werden sich stark verändern. Den gegenwärtigen<br />
und zukünftigen Herausforderungen werden<br />
sich die Berufsbildenden Schulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
und die weiteren an beruflicher Ausbildung Beteiligten<br />
gemeinsam stellen.<br />
8. Berufliche Weiterbildung – Vielfalt<br />
der Träger und Angebote<br />
Die Weiterbildung ist als vierte Säule neben Schule, Berufsausbildung<br />
und Hochschule ein Bestandteil des Bildungssystems<br />
unserer Gesellschaft. Die Vielfalt der möglichen<br />
Definitionen sowie die Heterogenität der Träger und<br />
Angebote von beruflicher Weiterbildung erschweren eindeutige<br />
und übertragbare Untersuchungsergebnisse, so<br />
dass die Weiterbildungslandschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
nicht quantitativ vergleichend, sondern qualitativ untersucht<br />
wird.<br />
Der Qualifikation der Beschäftigten kommt im Zuge der<br />
zunehmenden Wissensorientierung ökonomischer Akti-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 11<br />
vitäten in hoch entwickelten Volkswirtschaften eine immer<br />
stärkere Bedeutung zu. Schule und berufliche Erstausbildung<br />
werden dabei für eine wachsende Anzahl von<br />
Menschen nur die erste Phase im Bildungsweg sein.<br />
Weiterbildungs- und Qualifizierungskonzepte müssen<br />
vorausschauend, offen und flexibel gestaltet sein, um<br />
schnell auf die Bedarfe des Wirtschaftslebens reagieren<br />
zu können. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bietet außerordentlich<br />
vielfältige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an, die<br />
deutlich über den Bedarf der ansässigen Bevölkerung hinausgehen.<br />
Dies gilt besonders für die Stadt <strong>Hannover</strong>,<br />
aber beispielsweise auch für die „Bildungsstadt“ Springe.<br />
In der Studie werden die wichtigsten privaten und öffentlichen<br />
Einrichtungen der beruflichen Weiterbildung sowie<br />
deren vielfältiges Angebot im Überblick dargestellt. Detaillierte<br />
Beschreibungen von Weiterbildungsaktivitäten<br />
finden sich exemplarisch über die Tätigkeiten des Arbeitsamtes<br />
<strong>Hannover</strong>, der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und<br />
Beratungsgesellschaft für Beschäftigung (HRB), der Handwerkskammer<br />
<strong>Hannover</strong> sowie der CONTUR GmbH. Eine<br />
wichtige Rolle spielen darüber hinaus die Volkshochschulen,<br />
deren Strukturen sich in den letzten Jahren erheblich<br />
verändert haben. Einen umfassenden Überblick über die<br />
Weiterbildungsträger und deren Angebote verschaffen<br />
der jährliche „Aus- und Weiterbildungsmarkt der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong>“ sowie ein ständiger Internetauftritt.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weist als Verdichtungsraum ein<br />
sehr breites Spektrum an privaten und öffentlichen Einrichtungen<br />
auf, deren Weiterbildungsangebot vielfältig<br />
strukturiert ist. Die reichhaltigen Angebote lassen keine<br />
Lücken, aber auch keine ausgeprägten Spezialisierungen<br />
erkennen. Die Weiterbildungsmaßnahmen könnten insgesamt<br />
noch besser aufeinander abgestimmt sein, um<br />
deren Qualität und Professionalität zu verbessern, Syner-
12<br />
ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />
gieeffekte zu ermöglichen und die Transparenz für Anbieter<br />
und Nachfrager zu erhöhen. Hierfür existieren<br />
bereits vielversprechende Ansätze bspw. mit der<br />
„Arbeitsgruppe Qualifizierung“ oder dem regionalen<br />
Netzwerk für Lebens- und Berufsorientierung „FLUXUS“.<br />
9. Industrieforschung und regionale<br />
Innovationspotenziale<br />
Der Begriff der Industrieforschung umfasst die Aktivitäten<br />
der Industriebetriebe im Rahmen der unternehmenseigenen<br />
Forschung und der stärker umsetzungsorientierten experimentellen<br />
Entwicklung. Innovations- und Forschungsaktivitäten<br />
werden für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen,<br />
Volkswirtschaften und <strong>Region</strong>en immer wichtiger.<br />
Im deutschen Innovationssystem ist die private Wirtschaft<br />
der wichtigste Akteur: Rund zwei Drittel der Forschung<br />
und Entwicklung (FuE) werden in privatwirtschaftlichen<br />
Unternehmen durchgeführt. Aufgrund der intensiven<br />
Arbeitsteilung bei den Forschungsaktivitäten zwischen<br />
Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />
Technologietransfer-Einrichtungen und Unternehmen<br />
darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Industrieforschung<br />
nicht das einzige Element im Innovationssystem<br />
darstellt. Ob ein Innovationssystem funktionsfähig und<br />
qualitativ hochwertig ist, hängt im wesentlichen Maß vom<br />
Zusammenspiel aller Akteure ab. Auch das regionale<br />
Umfeld spielt hierbei mit seinen spezifischen Rahmenbedingungen<br />
eine große Rolle.<br />
In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist der Industriesektor, der in den<br />
letzten Jahren – im Gegensatz zum Tertiären Sektor – Beschäftigungsrückgänge<br />
verzeichnete, unterproportional<br />
vertreten. Die Industrie der <strong>Region</strong> weist einen hohen<br />
Spezialisierungsgrad im Straßenfahrzeugbau und dessen<br />
„Umfeld“ auf. Obwohl diese Branche überdurchschnittlich<br />
forschungsintensiv ist, hat der industrielle Sektor<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> insgesamt einen leicht unterdurchschnittlichen<br />
FuE-Besatz.<br />
Die <strong>Region</strong> verfügt dennoch über eine Reihe bedeutender<br />
Industrieunternehmen mit FuE-Aktivitäten (z. B. Continental,<br />
Höft & Wessel, Honeywell, KOMATSU HANO-<br />
MAG, Sennheiser, Solvay, Varta und WABCO) und<br />
beachtliche Produkt- und Prozessinnovationen.<br />
Neben diesen forschungsintensiveren Industrieunternehmen<br />
gibt es etliche Unternehmen, die in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
zwar bedeutende Betriebsstätten, aber keine<br />
eigenen Forschungskapazitäten haben. Prominentestes<br />
Beispiel ist VW Nutzfahrzeuge, der größte private<br />
Arbeitgeber der <strong>Region</strong>.<br />
Die Voraussetzungen für die Industrieforschung in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> werden von den Betrieben im Großen<br />
und Ganzen als gut eingeschätzt, auch wenn andere<br />
deutsche <strong>Region</strong>en offenbar noch bessere Rahmenbedingungen<br />
bieten. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> finden zwischen<br />
den verschiedenen Innovationsakteuren zwar<br />
zahlreiche Kooperationen statt, die aber je nach Branche<br />
und individueller Unternehmenskultur sehr unterschiedlich<br />
ausgeprägt sind. Offenbar hat ein großer Teil<br />
der Unternehmen noch nicht erkannt, dass regionale Kooperationen<br />
mit Forschungseinrichtungen sowie die<br />
Angebote der Transfereinrichtungen erhebliche Innovationspotenziale<br />
bieten. Allerdings werden Kooperationspartner<br />
häufig auch überregional und international gesucht.<br />
Die in der <strong>Region</strong> vorhandenen Potenziale werden von<br />
der Industrie nur vergleichsweise wenig für experimentelle<br />
Forschung oder die Entwicklung eigener neuer Produkte<br />
genutzt. Vielmehr sind die Industrieunternehmen offenbar<br />
eher Anwender hochwertiger Technologien. Insgesamt<br />
ergibt sich eine leicht unterdurchschnittliche Intensität<br />
der Innovationsaktivitäten mit einer Spezialisierung<br />
im Bereich der mittleren Technologie und nur vereinzelten<br />
„Highlights“ in der Spitzentechnologie. Bei isolierter<br />
Betrachtung des Industriesektors lässt sich die Erkenntnis<br />
gewinnen, dass die FuE-Aktivitäten der Industrieunternehmen<br />
und das Innovationspotenzial der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
im Vergleich zu anderen Verdichtungsräumen Defizite<br />
aufweisen. Dabei fehlt es der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> durchaus<br />
nicht an forschungsintensiven Branchen und Unternehmen<br />
oder innovativen und wettbewerbsfähigen Industrieerzeugnissen.<br />
Unter Berücksichtigung der weiteren Akteure des regionalen<br />
Innovationssystems sowie der forschungsrelevanten<br />
Rahmenbedingungen erreicht die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
durchaus den Status eines überregional bedeutenden<br />
Forschungszentrums.<br />
In den 90er Jahren wurden die FuE-Kapazitäten der<br />
Industrie, insbesondere im Bereich der mittleren Technologie,<br />
deutlich ausgeweitet. Defizite ergeben sich<br />
weiterhin in der Spitzentechnologie. Angesichts der<br />
jüngsten Aufholprozesse sowie der zukünftig intensiver<br />
auszuschöpfenden Kooperationspotenziale fällt der Ausblick<br />
für die Industrieforschung und das Innovationspotenzial<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> positiv aus.<br />
10. Schwerpunkte außeruniversitärer<br />
Forschungseinrichtungen<br />
Bei den außeruniversitären wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
verfügt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit der Bundesanstalt<br />
für Geowissenschaften und Rohstoffe, dem Niedersächsischen<br />
Landesamt für Bodenforschung und dem<br />
Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben<br />
über einen ausgeprägten naturwissenschaftlichen<br />
Schwerpunkt im Bereich Geowissenschaften. Weitere<br />
bedeutende außeruniversitäre Einrichtungen in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> im Bereich der Naturwissenschaften sind<br />
u.a. das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung,<br />
die IPF PharmaCeuticals GmbH (ehemals<br />
Niedersächsisches Institut für Peptidforschung) und das<br />
Max-Planck Institut für experimentelle Endokrinologie.<br />
Zahlreiche Einrichtungen in der <strong>Region</strong> haben zudem<br />
eine ingenieurwissenschaftliche Ausrichtung. Vor allem<br />
im Bereich der Produktionstechnik weist der Forschungsstandort<br />
<strong>Hannover</strong> besondere Stärken auf. Hierzu gehören<br />
beispielsweise das Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> und<br />
das IPH Institut für Integrierte Produktion <strong>Hannover</strong>.<br />
Daneben gibt es in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> aber auch eine<br />
beträchtliche Anzahl von außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
mit wirtschafts-, sozial- und geisteswissenschaftlicher<br />
Ausrichtung. Zu den bundesweit besonders<br />
profilierten Forschungsbereichen zählen u.a. die Hochschulforschung<br />
(HIS – Hochschul-Informations-System)<br />
und die kriminologische Forschung (Kriminologisches<br />
Forschungsinstitut Niedersachsen).<br />
Mit dem Institut für Tierzucht und Tierverhalten der Bundesanstalt<br />
für Landwirtschaft, dem Veterinärmedizinischen<br />
Institut des Niedersächsischen Landesamtes für<br />
Verbraucherschutz und der Lehr- und Versuchsanstalt für<br />
Gartenbau der Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong> verfügt<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> darüber hinaus auch im<br />
Bereich des Veterinärwesens und der Agrarwirtschaft<br />
über außeruniversitäre Forschungskapazitäten.<br />
11. Hochschulen als Kompetenzzentren<br />
für Bildung und Forschung<br />
Hochschulen sind aus verschiedenen Gründen wichtige<br />
Elemente der regionalen Wirtschaftsstruktur. Mit ihrer<br />
Ausbildungsfunktion bilden sie die Basis für betriebliche<br />
Innovationen. Darüber hinaus sind die Ergebnisse der<br />
hochschuleigenen Forschungsaktivitäten vor allem in<br />
neuen Technologiefeldern und besonders wissenschaftsintensiven<br />
Forschungsbereichen ein unverzichtbares Element<br />
auch privater Innovationsaktivitäten.<br />
Die Hochschullandschaft in <strong>Hannover</strong> zeichnet sich durch<br />
eine große Vielfalt an Einrichtungen und Studienmöglichkeiten<br />
aus. Schwerpunkte liegen besonders in den<br />
Fächergruppen Ingenieurwissenschaften, Humanmedizin,<br />
Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften sowie Veterinärmedizin.<br />
<strong>Hannover</strong> ist unter den Verdichtungsräumen<br />
vergleichsweise gut mit Lehr- und Forschungspersonal<br />
ausgestattet. Dies gilt besonders für die technischen, stärker<br />
industrierelevanten Fächergruppen. Überragend ist<br />
<strong>Hannover</strong>s Rolle im Bereich Veterinärmedizin. Eine sehr<br />
große Bedeutung hat <strong>Hannover</strong> auch für die humanmedizinische<br />
Ausbildung, Wissenschaft und Forschung<br />
in Deutschland. Dagegen sind die mathematischnaturwissenschaftlichen<br />
Fachbereiche eher schwach vertreten.<br />
Wenn man davon ausgeht, dass ingenieurwissenschaftliche<br />
Fachbereiche im Allgemeinen eher mit der anwendungsorientierten<br />
Umsetzung von Spitzenforschung in<br />
Verbindung stehen, während naturwissenschaftliche Felder<br />
eher die Grundlagen für industrielle Spitzenforschung<br />
legen, passt das Profil der Hochschulen der<br />
<strong>Region</strong> in den Schwerpunkten gut zur Ausrichtung der<br />
regionalen Wirtschaft auf die Bereiche der mittleren bis<br />
höherwertigen Technologie.<br />
Weitere Personalsteigerungen konnten in den letzten<br />
Jahren die ohnehin starken Bereiche der Ingenieurwissenschaften<br />
und Veterinärmedizin sowie die Wirtschaftswissenschaften<br />
erzielen. Rund ein Viertel des hannoverschen<br />
Lehr- und Forschungspersonals wird über Drittmit-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 13<br />
tel finanziert, was für eine hohe Akzeptanz der Tätigkeit<br />
auf dem Markt spricht. Weiterer Indikator für die Qualität<br />
der Forschung und Entwicklung sind die Förderungen<br />
einer Reihe von Projekten durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.<br />
Die drei Universitäten der <strong>Region</strong> verfügen über etwa 80%<br />
der Studierenden und fast 90% des Lehr- und Forschungspersonals.<br />
Die Universität <strong>Hannover</strong> als größte Hochschule<br />
bietet ein breites Spektrum an Studiengängen aus<br />
technischen, natur- und geisteswissenschaftlichen Bereichen<br />
an. Die MHH hat national und international einen<br />
sehr guten Ruf in verschiedenen Forschungsbereichen<br />
und die Tierärztliche Hochschule ist die einzige anerkannte<br />
eigenständige wissenschaftliche Hochschule für<br />
diesen Bereich in Deutschland.<br />
An den Fachhochschulen werden Fachrichtungen angeboten,<br />
an denen bundesweit eher ein geringeres Angebot<br />
existiert: So bspw. verschiedene Studiengänge für<br />
Grafik und Design sowie Journalistik und PR/Öffentlichkeitsarbeit.<br />
Aufgrund der praxisbezogenen Ausbildung<br />
spielen Drittmittel eine untergeordnete Rolle. Die Kunsthochschulen<br />
sind durch die Hochschule für Musik und<br />
Theater vertreten, die alle klassischen Studiengänge<br />
einer Musik- und Schauspielschule anbietet. Ein stärkerer<br />
direkter Bezug zur Wirtschaft wird an der privat organisierten<br />
Fachhochschule für die Wirtschaft und der ebenfalls<br />
zum Teil privat finanzierten GISMA Business School<br />
hergestellt.<br />
Zwischen den Hochschulen der <strong>Region</strong>, die alle ihren<br />
Sitz in der Stadt <strong>Hannover</strong> haben, existiert eine Reihe<br />
von intensiven Kooperationsbeziehungen, die zuletzt im<br />
2001 im erstmals gemeinsam durchgeführten „Fest der<br />
Wissenschaften“ ihren Ausdruck fanden.<br />
12. Innovative Cluster: Beispiele<br />
technologischer Kernkompetenzen<br />
Die stark von der Automobilindustrie geprägte <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> setzt große Hoffnungen in die Entwicklung<br />
bzw. Stärkung innovativer Cluster, vor allem in den<br />
Bereichen der Biotechnologie und Medizintechnik, der<br />
Informations- und Kommunikationstechnologie sowie der<br />
Mobilitätswirtschaft. Merkmale eines Clusters sind die<br />
räumliche Konzentration von vernetzten Betrieben und<br />
Institutionen eines speziellen Sektors, die Zusammenarbeit<br />
von vor- und nachgelagerten Produktions- und<br />
Dienstleistungsbetrieben sowie ein ausgewogenes Verhältnis<br />
von Kooperation und Wettbewerb zwischen den<br />
Betrieben. Diese Merkmale wirken sich positiv auf die<br />
betriebliche Produktivität aus, die aus der zwischenbetrieblichen<br />
Kooperation, der Realisierung von Skalenerträgen<br />
und anderen externen Effekten resultiert. Derartige<br />
Effekte ergeben sich durch einen Wissensspillover<br />
sowie die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte und<br />
spezialisierter Zulieferer.<br />
Cluster können unterschieden werden in funktionierende<br />
Cluster mit ausgeschöpften Potenzialen, unausgeschöpfte<br />
Cluster durch fehlende Kooperationsbezie-
14<br />
ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />
hungen sowie potenzielle Cluster, denen noch Voraussetzungen<br />
wie die kritische Masse der Unternehmen<br />
oder politischer Wille fehlen.<br />
Im Bereich der Biotechnologie nimmt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
unter den deutschen Standorten gemeinsam mit Göttingen<br />
und Braunschweig eine mittlere Position ein. In der<br />
Biotechnologie und Medizintechnik sind in der <strong>Region</strong><br />
mit 14.800 Personen 2,8% der Gesamtbeschäftigten<br />
tätig. Schwerpunkte in der Biotechnologie liegen bei der<br />
Entwicklung von Diagnostika und Therapeutika sowie<br />
bei Bioinstrumenten. Parallel zum Bundestrend konnte<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in der zweiten Hälfte der 80er<br />
Jahre eine kleine Gründungswelle verzeichnen, die ab<br />
1996 noch einmal aufgelebt ist. Im Gegensatz zur Biotechnologie<br />
weisen die Unternehmen der Medizintechnik<br />
ein weit gefächertes Tätigkeitsspektrum auf. Einen<br />
vergleichbaren Gründungsboom hat es in diesem Bereich<br />
nicht gegeben.<br />
Ausgangspunkt eines Clusters ist der Medical Park <strong>Hannover</strong>,<br />
dessen Kapazitäten bereits ausgeschöpft sind –<br />
ein Engpass in der <strong>Region</strong> wird in fehlenden Laborflächen<br />
für weitere Ansiedlungen gesehen. Die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> verfügt über zahlreiche Forschungseinrichtungen<br />
im Bereich der Biotechnologie und Medizintechnik<br />
sowie über Institutionen im Umfeld, die dem Wissenstransfer,<br />
der Vermarktung und der Verbesserung der<br />
Kooperationsbeziehungen dienen. Nachteilig wirkt sich<br />
das Fehlen eines führenden Konzerns der Branche aus.<br />
Durch gezielte Kooperationen mit Unternehmen an<br />
anderen Standorten können die Betriebe dieses Defizit<br />
aber zum Teil ausgleichen.<br />
Insgesamt gehört die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nicht zu den<br />
führenden deutschen Zentren der Biotechnologie/Medizintechnik.<br />
Es ist jedoch ein potenzielles Cluster vorhanden,<br />
das durch weitere Qualifizierung, Kooperation und<br />
Vernetzung sowie die Schaffung der nötigen Flächenangebote<br />
ausgebaut werden kann.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist mit 54% der insgesamt 54.000<br />
in Niedersachsen Beschäftigten der führende IuK-Standort<br />
des Landes. Im Vergleich zu anderen westdeutschen<br />
Großstadtregionen relativiert sich diese Position allerdings.<br />
Gemessen an der absoluten Zahl der IuK-Beschäftigten<br />
liegt die <strong>Region</strong> im hinteren Mittelfeld. Bei einem<br />
Vergleich der Bedeutung der Branche für die Gesamtbeschäftigung<br />
erreicht <strong>Hannover</strong> jedoch einen fünften<br />
Platz. Die Spezialisierung des Standortes liegt in den<br />
Teilbereichen Telekommunikation, IuK-Dienstleistungen<br />
und IuK-Technik. Stark unterdurchschnittlich ist die Spezialisierung<br />
bei den Inhalte-Produzenten.<br />
Die Keimzelle des geplanten IuK-Clusters bildet der<br />
EXPO PARK HANNOVER, der rund 57 ha des ehemaligen<br />
Weltausstellungsgeländes umfasst. Damit verfügt<br />
der Park über ausreichend Flächen für ansiedlungswillige<br />
Unternehmen. Auch die durch die Expo initiierten<br />
Investitionen in die Verkehrs- und die Telekommunikationsinfrastruktur<br />
begünstigen die Entwicklung des Standortes.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über zahlreiche universitäre<br />
und außeruniversitäre Forschungs- und Bildungseinrichtungen<br />
aus dem Bereich mit zum Teil internationaler<br />
Reputation. Im Bereich der 3D-Technik und -Gestaltung<br />
wird der <strong>Region</strong> eine Spitzenposition bescheinigt.<br />
Während das technologische Potenzial an den regionalen<br />
Hochschulen – besonders unter Einbeziehung von<br />
Braunschweig und Göttingen – als relativ günstig eingeschätzt<br />
werden kann, ist bei außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
ein Defizit auszumachen. Sowohl<br />
auf Landes- als auch auf lokaler Ebene sind zahlreiche<br />
Initiativen ins Leben gerufen worden, die die IuK-Wirtschaft<br />
in Niedersachsen unterstützen. Die wirtschaftsstrukturellen<br />
und verkehrsgeographischen Bedingungen<br />
befördern den Bereich der Verkehrstelematik. Die Telemedizin<br />
und Medizintechnik werden durch bedeutende<br />
ansässige Einrichtungen begünstigt. Innovative Ansätze<br />
bestehen auch bei den Einsatzfeldern Kultur und Bildung.<br />
Ein weiteres positives Signal geht vom Label der<br />
CeBIT-City aus. Auch die Nachfragepotenziale in der<br />
Wirtschaft sind vorhanden.<br />
Defizite bestehen dagegen nach Ansicht von Betrieben<br />
bei der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal, der<br />
Kooperation mit Transfereinrichtungen und Verwaltung<br />
sowie der Nähe zu Abnehmern und Zulieferern. Die Entwicklung<br />
des EXPO PARKS HANNOVER wirkt diesen<br />
Defiziten entgegen, so dass insgesamt Chancen für die<br />
<strong>Region</strong> bestehen, sich in einigen Nischen als bedeutsamer<br />
IuK-Standort zu etablieren.<br />
Im Bereich der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer<br />
sind in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> etwa 30.000 Personen beschäftigt.<br />
Dies entspricht etwa 7% der Gesamtbeschäftigung<br />
in der <strong>Region</strong>. Unter Einbeziehung von Mobilitätsdienstleistungen,<br />
Handel und Instandhaltung ergibt sich<br />
sogar ein Anteil von 15%. Schwerpunkt der Mobilitätswirtschaft<br />
ist die eigenständige Konzernmarke VW<br />
Nutzfahrzeuge neben einigen großen Zulieferbetrieben.<br />
Zudem ist die <strong>Region</strong> aufgrund ihrer geographisch vorteilhaften<br />
Lage im Zentrum Deutschlands ein erstklassiger<br />
Logistikstandort. Dazu trägt auch die besonders gute<br />
Verkehrsinfrastruktur bei. Profiliert hat sich <strong>Hannover</strong><br />
auch bei den Mobilitätsdienstleistungen und durch innovative<br />
Lösungen im öffentlichen Personennahverkehr, die<br />
immer häufiger auch von anderen <strong>Region</strong>en nachgefragt<br />
werden. Der Bereich der Touristik-Dienstleistungen hat<br />
sich in den letzten Jahren ebenfalls sehr dynamisch entwickelt.<br />
Für die Mobilitätswirtschaft sind im wissenschaftlichen<br />
Bereich vor allem die ingenieurwissenschaftlichen Fachbereiche<br />
der Universität und der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
sowie einzelne außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />
von Interesse. Allerdings besteht im Allgemeinen<br />
keine besondere Ausrichtung der Kooperationen<br />
auf Unternehmen der <strong>Region</strong>, zumal der Forschungsbereich<br />
der VW Nutzfahrzeuge in Wolfsburg angesiedelt<br />
ist. Ab Juli 2004 soll im Produktionstechnischen Zentrum<br />
<strong>Hannover</strong> in Garbsen ein neues Modell der Zusammenarbeit<br />
zwischen Industrieunternehmen und Wissenschaftlern<br />
umgesetzt werden.<br />
Defizite des Standortes werden von Betrieben in den vorhandenen<br />
Anbindungsproblemen an den kombinierten<br />
Ladungsverkehr, im Angebot von städtischen Gewerbeflächen<br />
und im schlechten Image gesehen. Positiv ist<br />
allerdings, neben den weichen Standortfaktoren, die Bedeutung<br />
des Messestandortes und die Kooperationskultur<br />
zu bewerten.<br />
Die Analyse deutet darauf hin, dass es sich bei der Mobilitätswirtschaft<br />
der <strong>Region</strong> um ein unausgeschöpftes<br />
Cluster handelt. Besonders wichtig für die Sicherung der<br />
industriellen Produktion in diesem Bereich ist die Verbesserung<br />
der Qualifikationsangebote und der Innovationskraft<br />
der <strong>Region</strong>. Die einzelnen Aktivitäten sind häufig<br />
unverbunden und isoliert, so dass Synergieeffekte ungenutzt<br />
bleiben und nach außen kein Profil als Mobilitätskompetenzregion<br />
entsteht. Bei entsprechendem Engagement<br />
könnten aber ein spezifisches Profil und eine Problemlösungskompetenz<br />
entstehen, die andere <strong>Region</strong>en<br />
so nicht vorweisen können. Dabei ist in einzelnen Feldern<br />
eine Kooperation mit der <strong>Region</strong> Braunschweig sinnvoll,<br />
da bereits Kontakte existieren und eine Konkurrenz auf<br />
kleinem Raum nicht sinnvoll wäre.<br />
13. EXPO PARK HANNOVER im Kontext<br />
einer innovationsorientierten Standortvermarktungsstrategie<br />
Voraussetzung für die Entstehung des EXPO PARK HAN-<br />
NOVER war, dass in Kenntnis der bei früheren Weltausstellungen<br />
aufgetretenen Nachnutzungsproblematik dem<br />
Grundsatz der Nachhaltigkeit bei der Planung des<br />
Expo-Geländes in <strong>Hannover</strong> ein hoher Stellenwert eingeräumt<br />
wurde. Dies gilt für das Prinzip eines sparsamen<br />
Geländeverbrauchs, aber auch für die Errichtung<br />
nachnutzbarer Pavillons und sonstiger Bauten. So bilden<br />
das Gelände um die Expo-Plaza und das Pavillongelände<br />
Ost heute den EXPO PARK.<br />
Die mit der Vermarktung des EXPO PARK beauftragte<br />
EXPO GRUND GmbH verfolgt mit dem Ansatz der branchenorientierten<br />
Flächennutzung das Ziel, einen für die<br />
Wirtschaft der <strong>Region</strong> insgesamt positiven Effekt hervorzurufen.<br />
Im Rahmen der zunehmend innovationsorientierten<br />
<strong>Region</strong>al- und Standortpolitik der letzten Jahre<br />
haben branchenorientierte Flächennutzungskonzepte<br />
immer stärker an Bedeutung gewonnen. Hauptbezugspunkt<br />
in <strong>Hannover</strong> ist dabei die von Land und <strong>Region</strong><br />
vorgenommene Ansiedlung von Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen,<br />
die der Schaffung eines lokalen<br />
Potenzials an qualifizierten Arbeitskräften sowie einer<br />
intensiven Vernetzung zwischen Forschung, Lehre und<br />
Praxis dienen sollen. Zudem existieren zusätzliche Entwicklungspotenziale<br />
für kleine Unternehmen mit Nähe<br />
zur Messe.<br />
Ein punktuell überschaubares und transparentes Angebot<br />
an branchenspezifisch qualifizierten Fachkräften ermöglicht<br />
es den Unternehmen, ohne große Suchkosten<br />
schnell und flexibel Mitarbeiter anzuwerben. Räumliche<br />
Nähe hat zudem einen positiven Einfluss auf die Möglichkeiten<br />
von Firmen zur Kooperation. Dies ist insbe-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 15<br />
sondere bei kleinen, flexiblen Unternehmen in innovativen<br />
Branchen notwendig, da die Übermittlung von Wissen<br />
und technologischem Know-how ein wesentlicher<br />
Erfolgsfaktor ist. Dies wird durch vielfältige, v.a. informelle<br />
Kontakte ermöglicht.<br />
Eine Sonderrolle im Rahmen der Diskussion um Vorteile<br />
räumlicher Nähe nehmen Science-Park-Initiativen ein.<br />
Kern dieser Konzepte ist die gezielte Schaffung attraktiver<br />
Ansiedlungsmöglichkeiten für Unternehmen aus innovativen<br />
Branchen im räumlichen Umfeld von Bildungsund<br />
Forschungseinrichtungen. Ein weiterer zentraler Ansatz<br />
ist es, den Betrieben geeignete Räumlichkeiten zu<br />
günstigen Konditionen zur Verfügung zu stellen und so in<br />
der Anfangsphase Fixkosten zu senken.<br />
Im Hinblick auf den EXPO PARK lässt sich feststellen,<br />
dass die Informations- und die Medienbranche ein Wirtschaftsbereich<br />
mit hoher Wissensintensität ist, in dem<br />
nicht-formalisierte Vorgehensweisen und beständige<br />
Innovation eine große Bedeutung haben. Diese Branche<br />
spielt in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit rund 2000 Betrieben<br />
eine beachtliche Rolle. Darüber hinaus haben Betriebsbefragungen<br />
gezeigt, dass in diesem Bereich eine hohe<br />
Kooperationsdichte vorhanden ist. Im Raum <strong>Hannover</strong><br />
sind also bereits Konturen eines Clusters der Informations-<br />
und Medienbranche vorhanden, der als Basis für<br />
Neugründungen und als Arbeitskräftepool für den EXPO<br />
PARK dienen kann.<br />
Die Umfeldbedingungen sind aufgrund der guten Infrastruktur<br />
und der Nähe zur Messe günstig. Die Vorleistung<br />
des Landes Niedersachsens für den EXPO PARK<br />
bestand in der Platzierung der Hochschule für Musik und<br />
Theater unter dem Dach des Kurt-Schwitters-Forums sowie<br />
der Fachbereiche für Bildende Kunst und Design und<br />
Medien der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> auf dem Gelände.<br />
Diese Institutionen wurden durch weitere Bildungseinrichtungen<br />
ergänzt. Es war jedoch von Anfang an offensichtlich,<br />
dass nicht alle nachgenutzten Bereiche in dieses<br />
Cluster passen würden. Zurzeit sind lediglich ca. 54%<br />
der dort beschäftigten Personen in der Informations- und<br />
Medienbranche tätig, knapp 35% arbeiten in zur Branche<br />
komplementären Betrieben und weitere gut 11% in<br />
Unternehmen, die in keiner Weise ins Cluster passen.<br />
Nach Einschätzung der EXPO GRUND GmbH besteht<br />
ein großes Potenzial zur Schaffung weiterer Arbeitsplätze<br />
auf dem Gelände.<br />
14. Innovative Existenzgründungen als<br />
Impuls für den Strukturwandel<br />
Als wichtiger Baustein für die regionale Wirtschaftsentwicklung<br />
sind Existenzgründungen in den letzten 20 Jahren<br />
immer stärker in das Blickfeld der regionalen Wirtschaftsförderung<br />
gerückt. Sie sind vor allem von Bedeutung,<br />
da sie Arbeitsplätze schaffen, den Unternehmensbestand<br />
erneuern, neue Produkte und Technologien einführen<br />
und somit den regionalen Strukturwandel vorantreiben.<br />
Technologie- und wissensintensive Gründungen<br />
tragen zur Innovationsdiffusion bei und stärken somit die<br />
regionale Wettbewerbsfähigkeit.
16<br />
ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />
Expo-Dach auf dem Messegelände<br />
<strong>Hannover</strong> nimmt bei den Existenzgründungen im Vergleich<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume eine vordere<br />
Position ein. Insbesondere im Dienstleistungssektor gab<br />
es von 1995 bis 1999 hohe Gründungsintensitäten. Der<br />
Anteil der technologie- und wissensintensiven Gründungen<br />
an allen Existenzgründungen betrug im Jahresdurchschnitt<br />
1995 bis 1999 in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 14%.<br />
Die Gründungsintensitäten sind im Bereich der nichttechnischen<br />
Beratungsdienstleistungen überdurchschnittlich.<br />
Insgesamt zeigt sich ein dynamisches Gründungsgeschehen<br />
bei den höherwertigen Dienstleistungen. Diesem<br />
Wirtschaftsbereich kommt auch zukünftig eine besondere<br />
Bedeutung im Strukturwandel zu.<br />
Der Erfolg einer Unternehmensgründung hängt im Wesentlichen<br />
von der Gründerperson selbst und von der bereitgestellten<br />
Infrastruktur ab. Eine qualitativ hochwertige Gründungsinfrastruktur<br />
zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass der<br />
Gründer in jeder Entwicklungsphase seines Unternehmens<br />
Zugriff auf eine qualitativ hochwertige Beratungsleistung<br />
hat. Die größten Hemmnisse liegen im Bereich Finanzen<br />
und häufig in für Gründer unzureichendem Wissen in<br />
Betriebswirtschaft, Buchhaltung, Steuern und Recht.<br />
Technologieorientierte Gründungen sind meistens mit speziellen<br />
Ansprüchen an die Finanzierung, die Beratung<br />
und den Standort verbunden. Je nach Branche entstehen<br />
hohe Kosten für Laborausstattung, die Erstellung von Technologiegutachten,<br />
Prototypenentwicklung oder Patentanmeldungen.<br />
Bei den beratenden Institutionen bedarf es<br />
eines hohen technischen Sachverstandes. Auch die Nähe<br />
zu Forschung und Entwicklung und die Verfügbarkeit<br />
technischer Infrastruktur spielt eine große Rolle.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über mehr als 30 Einrichtungen,<br />
die Existenzgründer als Haupt- oder Nebenleistung<br />
informieren, beraten und qualifizieren. Ein Teil der<br />
Akteure sind Mitglied in der Existenzgründungs-Initiative<br />
<strong>Hannover</strong> e.V. (EIH), welche die zentrale Anlaufstelle für<br />
Gründer in der <strong>Region</strong> darstellt. Die EIH ist Koordinierungsstelle<br />
für das Gründungsnetzwerk der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>,<br />
dem neben den Gründungsmitgliedern des Vereins<br />
– der Stadt, der <strong>Region</strong> sowie der Kreis- und der<br />
Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong> – und beratend tätigen Mitgliedern<br />
auch Sponsoren aus der Wirtschaft angehören.<br />
Die Beratungsangebote in der <strong>Region</strong> richten sich vor<br />
allem auf die Bereiche Investitions- und Finanzplanung,<br />
Konzepterstellung und Betriebswirtschaft. Einrichtungen<br />
für Existenzgründer sind die Gründerinnen Consult, das<br />
Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> (TCH) und eher unterstützende<br />
Institutionen wie die Niedersächsische Agentur<br />
für Technologietransfer und Innovation (NATI) GmbH,<br />
Uni transfer und das Erfinderzentrum Norddeutschland<br />
(EZN).<br />
Die Gründungsinfrastruktur in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist in<br />
Bezug auf die vorhandenen Beratungsangebote vielfältig<br />
und breit angelegt. In den nächsten Jahren soll es<br />
u.a. Aufgabe der EIH sein, die Netzwerkaktivitäten zu<br />
intensivieren, damit eine optimale Unterstützung der<br />
Existenzgründer über alle Entwicklungsphasen der Gründung<br />
gewährleistet ist.<br />
15. Wege in die Zukunft – Beispiele für<br />
Innovationen im Handwerk<br />
Die Entwicklung und Anwendung neuer Techniken ist für<br />
die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks<br />
vor dem Hintergrund wachsender internationaler Arbeitsteilung<br />
von existenzieller Bedeutung. Neue Techniken<br />
eröffnen wirtschaftliche Chancen durch eine Erweiterung<br />
des Güter- und Dienstleistungsangebotes, Kosten sparende<br />
Fertigungsverfahren und bessere Werkstoffe, die<br />
eigenständige Weiterentwicklung von Produkten und<br />
Verfahren sowie die Sicherung höherer Qualitätsanfor-<br />
derungen und eine Differenzierung der Produkte bei<br />
relativ niedrigen Preisen. Gleichzeitig verschärfen neue<br />
Techniken den Wettbewerb, da der Einsatz in kleinen<br />
und mittleren Betrieben schwieriger zu realisieren ist als<br />
in Großbetrieben.<br />
Forschung und Entwicklung führen zu einer immer schnelleren<br />
Zunahme des technischen Wissens und zu einer<br />
Beschleunigung des Innovationstempos. Genauso wichtig<br />
ist jedoch die Umsetzung in marktreife Produkte und Verfahren.<br />
Gerade Handwerksbetriebe sind zur Bewältigung<br />
der Anforderungen an Innovationen auf externes Wissen<br />
angewiesen. Sie haben weder die personellen noch die<br />
materiellen Ressourcen, um sich alle notwendigen Informationen<br />
beschaffen zu können und aus eigener Kraft<br />
neue Verfahren, Werkstoffe und Produkte einzuführen.<br />
Dennoch bestehen im Handwerk erhebliche Innovationspotenziale.<br />
Die Innovationsprozesse sind aufgrund der<br />
Nähe zur Praxis zudem extrem bedarfsorientiert. Zur<br />
Unterstützung der Innovation im Handwerk wurden Anfang<br />
der 80er Jahre bei den Handwerkskammern Innovationsberatungsstellen<br />
eingerichtet. Die Handwerksbetriebe<br />
werden bei der Planung, Realisierung und Vermarktung<br />
innovativer Vorhaben u.a. durch Informationen<br />
sowie die Vermittlung von Spezialisten unterstützt. Der<br />
Schwerpunkt der Beratung liegt bei den Metall- und Elektrobetrieben,<br />
erstreckt sich jedoch über die Felder Holz<br />
und Bau hinaus auf die gesamte Palette der Handwerksberufe.<br />
Auch eine Technologie-Transferstelle wurde mittlerweile<br />
eingerichtet.<br />
Wichtige Unterstützung für die Berater wird im Heinz-<br />
Piest-Institut an der Universität <strong>Hannover</strong> geleistet. Ziel<br />
der Arbeit des Instituts ist es vor allem, Informationen zu<br />
technischen handwerksrelevanten Entwicklungen an Multiplikatoren<br />
zur Umsetzung im Handwerk weiterzugeben.<br />
Durch die Einbindung der Innovationsberatungsstellen<br />
der niedersächsischen Handwerkskammern ist es der<br />
Landesregierung im Rahmen ihres Innovationsförderprogrammes<br />
gelungen, einen innovativen kleinbetrieblichen<br />
Sektor zu erreichen, der bisher von der allgemeinen Forschungsförderung<br />
vernachlässigt wurde. Im Rahmen der<br />
Multimedia-Initiative Niedersachsen konnte darüber hinaus<br />
eine Reihe von Projekten initiiert werden, die neue<br />
Medien für die Belange des Handwerks nutzbar<br />
machen. Dabei geht es um den Aufbau neuer Geschäftsverbindungen<br />
über größere räumliche Distanzen, aber<br />
auch um die Erweiterung der Kenntnisse über den Einsatz<br />
elektronischer Medien und die Bereitstellung geeigneter<br />
Bedieneroberflächen. So wurde es bspw. möglich,<br />
dass in der Bietergemeinschaft Handwerk (BIEGE)<br />
14 selbstständige Handwerksunternehmen aus ganz<br />
Deutschland den Themenpark der EXPO 2000 in <strong>Hannover</strong><br />
gemeinsam erstellt haben.<br />
Weitere zukunftsweisende Kooperationen wurden auf<br />
den Weg gebracht: Mit der Facility Management AG<br />
hat sich ein Netzwerk mittelständischer Betriebe gebildet,<br />
die gemeinsam den Wachstumsmarkt der ganzheitlichen<br />
Bewirtschaftung von Immobilien erschließen wollen.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 17<br />
Das Zentrum für Umweltschutz der Handwerkskammer<br />
<strong>Hannover</strong> hilft Betrieben bei der Erfüllung von Umweltanforderungen<br />
im Betrieb und bei der Weiterbildung im<br />
Bereich der Solartechnik. Eine Kooperation mit der Fachhochschule<br />
<strong>Hannover</strong> bietet Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />
von der Beratung über die Projektbearbeitung<br />
durch Studienarbeiten bis zu gemeinsamen Forschungsvorhaben.<br />
Generell gilt, dass die Innovationspotenziale<br />
des Handwerks durch all diese Instrumente stärker genutzt<br />
werden, um auch kleineren Betrieben die Wettbewerbsfähigkeit<br />
auf einem sich dynamisch entwickelnden<br />
Markt zu erhalten.<br />
16. Innovative Modelle der Arbeitsgestaltung<br />
und Qualifizierung in Unternehmen<br />
In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gibt es ein vielfältiges Netzwerk<br />
zwischen Unternehmen und Institutionen, die Veränderungen<br />
in Arbeits- und Qualifizierungsprozessen beratend<br />
begleiten. Unter Einbeziehung der Beschäftigten werden<br />
Projekte entwickelt, die bei hoher Motivation der Mitarbeiter<br />
unternehmensspezifischen Anforderungen an Arbeitsabläufe<br />
und Qualifikation gerecht werden. Einige<br />
Beispiele zeigen die Bandbreite der Projekte zur innovativen<br />
Arbeitsgestaltung und Qualifizierung.<br />
Die niedersächsische Landesregierung installiert unter<br />
der Zielsetzung der Telekooperation in der öffentlichen<br />
Verwaltung ein Informations- und Kommunikations-Breitband-Netzwerk,<br />
das die Vernetzung aller Dienststellen<br />
vorsieht. So soll der Datentransfer innerhalb der Behörden<br />
und zwischen Dienststellen und Bürgern verbessert<br />
werden. Eine solche technische Innovation ermöglicht zugleich<br />
Telearbeit und damit verbunden eine Flexibilisierung<br />
der Arbeitszeit.<br />
Die Einführung teilautonomer Gruppenarbeit bei den Firmen<br />
Universal Manufacturing & Logistics und Sennheiser<br />
soll die Maschinenlaufzeiten verlängern bzw. die Durchlaufzeit<br />
von Kundenaufträgen verringern. Bei den Projekten,<br />
die unter der Begleitung des Weiterbildungsstudiums<br />
Arbeitswissenschaft der Universität <strong>Hannover</strong><br />
bzw. der Technologie-Beratungsstelle des DGB durchgeführt<br />
werden, wird darauf geachtet, dass durch eine Verteilung<br />
der Effektivitätsgewinne auf Unternehmen und<br />
Mitarbeiter die Motivation zur aktiven Unterstützung der<br />
Arbeitszeitmodelle hergestellt wird.<br />
Die Firma Continental hat einen Ausbildungsgang in<br />
einer Kombination aus betrieblicher Ausbildung und Studium<br />
an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> initiiert. Gemeinsam<br />
mit anderen Unternehmen der <strong>Region</strong> werden sog.<br />
Multitalente qualifiziert, die sich mit dem entsprechenden<br />
Werkstoff auskennen, Praxisbezug haben und<br />
gleichzeitig die Sprache der Produzenten beherrschen.<br />
Die beteiligten Unternehmen sind in einem langjährig<br />
gewachsenen Netzwerk kreativ tätig bei der Suche nach<br />
Wegen, die Qualifikationsbedarfe der Zukunft zu decken.<br />
So wurde im vergangenen Jahr ein zweiter Ausbildungsgang<br />
nach dem gleichen Prinzip eingeführt.<br />
Volkswagen Nutzfahrzeuge entwickelt verschiedene<br />
Maßnahmen zur Förderung der Innovationspotenziale
18<br />
ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />
der Nachwuchskräfte. Grundlage der einzelnen Bausteine<br />
des Konzeptes ist die Einsicht, dass unternehmerische<br />
Maßnahmen nur dann ungestört ihr Ziel erreichen, wenn<br />
die Mitarbeiter in die vorgegebene Richtung mitgehen.<br />
Zum Informationsaustausch und der Kontaktaufnahme<br />
zwischen Nachwuchskräften und Management wurde ein<br />
Nachwuchsforum eingerichtet, in dem Projektarbeiten<br />
präsentiert werden. Auch in der Personalentwicklungsrunde<br />
aus Management und Vorstand können sich Nachwuchskräfte<br />
vorstellen. Die Kommunikation zwischen<br />
verschiedenen Ebenen der Mitarbeiter wird durch den<br />
Meistertreff zischen Management, Meistern und Meistervertretern<br />
gefördert, in dem Gespräche über werks- und<br />
marktpolitische Zusammenhänge und Entscheidungen<br />
stattfinden.<br />
Basis der Veränderungsprojekte ist ein gemeinsames Verständnis,<br />
Innovationen im Rahmen von Organisationsentwicklungsprozessen<br />
einzuführen. Ein Kernelement ist<br />
die Beteiligung der Betroffenen und das gemeinsame<br />
Lernen während des Veränderungsprozesses.<br />
17. Neue städtebauliche Qualitäten<br />
Noch nie wurde in <strong>Hannover</strong> in architektonischer und<br />
städtebaulicher Hinsicht so viel bewegt wie in den letzten<br />
zehn Jahren. Neben der spürbaren Verbesserung der<br />
Verkehrsinfrastruktur war in vielen Bereichen eine kontinuierliche<br />
Veränderung des Stadtbildes zu erleben. Mit<br />
einem Handlungsprogramm zur Stadtentwicklung 2001<br />
bis 2005 soll der Schwung der EXPO 2000 genutzt und<br />
so die Weiterentwicklung der Stadt fortgeführt werden.<br />
Besonders augenfällig wird sich das Erscheinungsbild<br />
der Innenstadt vor und unmittelbar hinter dem Hauptbahnhof<br />
mit dem Umbau des Kröpcke-Centers, der Sanierung<br />
und Neugestaltung der Passerelle und der Aufwertung<br />
des Raschplatzes verändern. Der Entwurf des<br />
Kröpcke-Centers orientiert sich an der ursprünglichen<br />
Quartierstypologie und stellt mit einem fünfgeschossigen<br />
dreieckigen Baublock die entsprechenden Proportionen<br />
der Straßenräume wieder her. So wird die Attraktivität<br />
der Fußgängerbereiche deutlich erhöht. Die Passerelle<br />
bleibt als unterirdische Ladenzeile und direkte Verbindung<br />
zwischen Hauptbahnhof und Kröpcke erhalten,<br />
wird aber deutlich aufgewertet. Im Gegensatz zur Passerelle<br />
soll am Raschplatz die Zeit des Untergrundes<br />
langfristig zu Ende gehen. Der Platz soll auf die Straßenebene<br />
verlegt und der bisherige Raum als Tiefgarage<br />
genutzt werden. Insgesamt wird für die Umsetzung des<br />
vorgelegten Konzeptes aber ein Zeitraum von mindestens<br />
20 Jahren angenommen.<br />
Die Betrachtung des Bahnhofsvorplatzes vermittelt eine<br />
Vorstellung davon, wie attraktiv der Bereich rund um den<br />
Bahnhof einmal werden kann. Der Platz wurde bis auf<br />
Busse und Bahnen vom Durchgangsverkehr befreit und<br />
umgebaut. Zur weiteren Aufwertung wird auch das Ernst-<br />
August-Carré beitragen, das im Frühjahr in einem umgebauten<br />
ehemaligen Bahngebäude östlich des Hauptbahnhofs<br />
eröffnet wird. Ähnliche Überlegungen gibt es<br />
auch für das Gebäude an der anderen Bahnhofsseite.<br />
Während einige Projekte noch im Stadium der Planung<br />
sind, hat sich vielerorts das Erscheinungsbild der Stadt<br />
schon auffällig weiterentwickelt. Oft sind es nur kleine<br />
Maßnahmen wie die ansprechende Gestaltung von Busund<br />
Bahnhaltestellen, die eine große Wirkung entfalten.<br />
Besonders deutlich werden Veränderungen im Stadtbild<br />
aber durch die Um- oder Neugestaltung von größeren<br />
zusammenhängenden Bereichen wie beispielsweise am<br />
Aegidientorplatz oder zwischen Steintor und Klagesmarkt.<br />
Aus städtebaulicher und architektonischer Sicht ein<br />
großer Gewinn ist der Neubau der Hauptverwaltung der<br />
NORD/LB am Friedrichswall; ein weiterer interessanter<br />
Bereich städtebaulicher Veränderungen ist das Steintor<br />
bis hin zum Klagesmarkt. Um neue Wege für die weitere<br />
Entwicklung am Steintor aufzuzeigen, fand im November<br />
2001 ein internationaler Architektenworkshop<br />
statt, dessen Anregungen jetzt im Stadtplanungsamt geprüft<br />
werden. Gerade in Richtung Klagesmarkt hat sich<br />
schon viel zum Positiven verändert. Dazu zählen der Umbau<br />
des Goseriedebades sowie die Sanierung und Umnutzung<br />
des Tiedthofs an der Goseriede.<br />
Seit vielen Jahren werden in <strong>Hannover</strong> innerstädtische<br />
Brachflächen mit Erfolg umgewandelt und für die Stadt<br />
zurückgewonnen. In den vergangenen Jahren realisiert<br />
wurde die Um- und Neugestaltung des ehemaligen Verwaltungs-<br />
und Produktionsgebäudes des Schreibmittelherstellers<br />
Pelikan. Das Miteinander von Alt und Neu,<br />
von Wohnen und Arbeiten, das den besonderen Charakter<br />
des Viertels ausmacht, trägt wesentlich zur Attraktivität<br />
und zum außerordentlichen Flair des Standortes<br />
bei.<br />
18. Städtebaulicher Wettbewerb –<br />
„Route der Wohnqualität“<br />
Stadt- und <strong>Region</strong>alplaner stehen vor neuen Aufgaben.<br />
Gerade in den Städten dokumentieren sich die Folgen der<br />
Globalisierung besonders deutlich – Urbanität, wirtschaftliche<br />
Leistungskraft, gesellschaftlicher Zusammenhalt und<br />
kulturelle Angebote sind vielerorts gefährdet. Diese Entwicklung<br />
birgt aber auch die Chance für Städte und<br />
<strong>Region</strong>en, ihre Modernisierungsbereitschaft unter Beweis<br />
zu stellen und so ihre ökonomischen und ökologischen<br />
Grundlagen zu sichern. Mit neuer Gestaltungskraft können<br />
interessante, beispielhafte Projekte initiiert werden.<br />
Die Entwicklung von Wohngebieten stellt eine besondere<br />
Herausforderung für die Städte dar. Dabei sollen städtebauliche<br />
Qualität gewährleistet und eine Zersiedelung<br />
der Landschaft weitgehend verhindert werden. Wie bei<br />
Kommunen und Bauinteressenten ein neues Qualitätsbewusstsein<br />
im Eigenheimbau gefördert werden kann, demonstriert<br />
ein Wettbewerbsverfahren, das im Jahr 2001<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit großem Erfolg durchgeführt<br />
worden ist.<br />
Die „Route der Wohnqualität“ besteht aus 23 Projekten,<br />
die von einer Jury unter Beachtung ökologischer und<br />
ästhetischer Kriterien ausgewählt wurden. Es zeigt sich,<br />
dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Bereich des Wohnens<br />
besondere Qualitäten aufzuweisen hat. Das Weiherfeld in<br />
Langenhagen ist ein völlig neuer Stadtteil aus Ein- und<br />
Mehrfamilienhäusern, in dem in den nächsten Jahren<br />
Wohnraum für 7.000 Menschen entstehen soll. Auf dem<br />
Kronsberg in <strong>Hannover</strong>, der zu einer Art permanenter<br />
Bauausstellung geworden ist, wurden vier ganz unterschiedliche<br />
Bauprojekte ausgewählt. Das Reihenhaus-Sonderprogramm<br />
als Anreiz für Bauwillige, die Stadtgrenzen<br />
nicht zu verlassen, die „Passivhaussiedlung Lummerlund“<br />
mit hohem ökologischen Standard, die „Holzhäuser“ als<br />
relativ kleine Siedlung in ökologischer Bauweise und die<br />
„LBS-Systemhäuser“ mit individuellen Gestaltungsmöglichkeiten.<br />
Auch die Reihenhauszeilen „Deisterstraße 37“ in<br />
<strong>Hannover</strong>-Linden dienen vor allem dazu, ein Eigenheimangebot<br />
für Familien in zentraler Lage in der Stadt zu<br />
schaffen. Die „Ökosiedlung“ in Wennigsen gilt als Beispiel<br />
für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen. Als wohl<br />
ungewöhnlichstes Bauprojekt der Route der Wohnqualität<br />
gilt die „Experimentelle Siedlung Kalihalde“ in Ronnenberg,<br />
die Teil eines Nachnutzungskonzeptes des Mitte der<br />
70er Jahre stillgelegten Kalibergbaus ist.<br />
19. <strong>Region</strong>alreform als Innovation<br />
Unter der Bezeichnung <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist eine regionale<br />
Gebietskörperschaft entstanden, die für alle<br />
überörtlichen bzw. regional zu erledigenden Aufgaben<br />
verantwortlich zeichnet. Mit der Bildung der <strong>Region</strong> hat<br />
der Großraum <strong>Hannover</strong> seine Vorreiterrolle hinsichtlich<br />
regionaler Kooperationen weiter ausgebaut und seine<br />
Innovationskraft auch im Bereich der politisch-administrativen<br />
Struktur unter Beweis gestellt. Es ist erstaunlich,<br />
dass eine solche <strong>Region</strong>alreform bisher ein Einzelfall<br />
geblieben ist, wird doch die Bedeutung der regionalen<br />
Politik- und Handlungsebene seit Jahren in Wissenschaft,<br />
Politik und Wirtschaft ebenso betont wie die Tatsache,<br />
dass sich im verschärften Wettbewerb um Investitionen<br />
nicht mehr einzelne Kommunen, sondern nur noch handlungsfähige<br />
<strong>Region</strong>en behaupten können.<br />
Mit der <strong>Region</strong>alreform wurden die Voraussetzungen<br />
geschaffen, dass in den Bereichen Gesundheitswesen,<br />
Abfallwirtschaft, Berufsschulen, <strong>Region</strong>alplanung, Verkehr,<br />
Umweltschutz, Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung<br />
sowie Jugend- und Sozialhilfe eine regionale Politik<br />
aus einem Guss, d.h. in der ausschließlichen Verantwortung<br />
eines direkt gewählten <strong>Region</strong>alparlaments und<br />
einer <strong>Region</strong>alverwaltung, realisiert wird. Die <strong>Region</strong> ist<br />
beispielsweise Aufgabenträgerin für den gesamten Öffentlichen<br />
Personennahverkehr auf Schiene und Straße,<br />
zuständig für die Wirtschaftsförderung und das <strong>Region</strong>almarketing,<br />
sie hat im Bereich des Umweltschutzes Aufgaben<br />
von Stadt, Landkreis und Bezirksregierung übernommen,<br />
ist untere Landesplanungsbehörde und ab 2003<br />
Trägerin sämtlicher Krankenhäuser der <strong>Region</strong>.<br />
Die <strong>Region</strong> soll als Rechtsnachfolgerin von Landkreis und<br />
Kommunalverband nicht nur bürgerorientierter und<br />
kostensparender arbeiten als ihre Vorgänger, sondern<br />
insbesondere die Verwaltungsabläufe verkürzen und die<br />
Transparenz der Zuständigkeiten und politischen Verant-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 19<br />
wortlichkeiten erhöhen. Nicht zuletzt ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Trägerin der Sozial- und Jugendhilfe, was bedeutet,<br />
dass die erforderlichen Leistungen in der gesamten<br />
<strong>Region</strong> auch durch sämtliche regionsangehörige Kommunen<br />
solidarisch finanziert werden.<br />
Die fast revolutionär anmutende <strong>Region</strong>alreform im<br />
Großraum <strong>Hannover</strong> ist in Wirklichkeit das Ergebnis eines<br />
evolutionären Prozesses. Der Großraum kann nämlich auf<br />
fast vier Jahrzehnte erfolgreicher interkommunaler Kooperation<br />
in wichtigen regionalen Aufgabenbereichen zurückblicken.<br />
Nur so ist auch verständlich, warum die <strong>Region</strong>alreform<br />
in weitestgehendem politischen Konsens und in<br />
verhältnismäßig kurzer Zeit realisiert werden konnte. Da<br />
das Reformprojekt von kommunalen Akteuren auf den<br />
Weg gebracht worden war, wurden die Kommunen vom<br />
niedersächsischen Innenminister schon früh und sehr intensiv<br />
in das Gesetzgebungsverfahren einbezogen.<br />
Ein weiterer Grund für die schnelle Realisierbarkeit<br />
der <strong>Region</strong> war die Bereitschaft zu Kompromissen im<br />
Reformprozess. So wurden nur einzelne Aufgaben von<br />
der Bezirksregierung übernommen, die besondere Rolle<br />
der Landeshauptstadt wurde gewürdigt, Städte und Gemeinden<br />
durch zusätzliche Kompetenzen gestärkt und<br />
die Einbeziehung weiterer Landkreise trotz vielfältiger<br />
Verflechtungen als unrealistisch erkannt.<br />
Mit der <strong>Region</strong>sbildung ist der Großraum <strong>Hannover</strong> gut<br />
gerüstet für die zahlreichen Herausforderungen, denen<br />
sich die Wirtschaftsräume in einer Zeit zunehmender<br />
globaler Verflechtungen und Abhängigkeiten stellen müssen.<br />
Steigende Bedeutung kommt nach dem Abschluss<br />
der <strong>Region</strong>alreform der Zusammenarbeit mit den<br />
benachbarten kommunalen Gebietskörperschaften zu.
20<br />
0.<br />
Veränderte Rahmenbedingungen<br />
für für die wirtwirtschaftliche Entwicklung<br />
Entwicklung<br />
von großstädtischen VerVerdichtungsräumen Die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland befindet<br />
sich seit nunmehr über 20 Jahren im Prozess eines tiefgreifenden<br />
Strukturwandels. Sichtbare Kennzeichen dieser<br />
Entwicklung sind die gegenüber früheren Zeiten deutlich<br />
schwächere Wachstumsdynamik und das im Verlauf<br />
der Konjunkturzyklen ständig gestiegene Niveau der<br />
Sockelarbeitslosigkeit. Eingebunden ist dieser Strukturwandel<br />
in einen Prozess fortschreitender Globalisierung,<br />
der insbesondere durch technologische Veränderungen<br />
im Bereich der Informations- und Kommunikationswirtschaft<br />
sowie des Transportwesens, durch eine politisch<br />
gewollte Liberalisierung des Welthandels und des internationalen<br />
Kapitalverkehrs sowie durch die Privatisierungs-<br />
und Deregulierungsstrategien vieler Nationalstaaten<br />
begünstigt wurde. In dieser sich verschärfenden<br />
Wettbewerbssituation gehen vor allem industrielle Unternehmen<br />
zunehmend dazu über, ihre Organisationsstrukturen<br />
grundlegend zu verändern, um die von den neuen<br />
Rahmenbedingungen geschaffenen Herausforderungen<br />
zu bewältigen und die mit ihnen verbundenen Chancen<br />
wahrzunehmen.<br />
Diese weit reichenden Veränderungen, die u.a. in der<br />
drastischen Zunahme von Unternehmensfusionen,<br />
Betriebsverlagerungen, neuen Formen der Integration<br />
von Wertschöpfungsketten und der Abkehr von streng<br />
hierarchischen Organisationsstrukturen ihren Ausdruck<br />
finden, beeinflussen nicht zuletzt auch den regionalen<br />
Strukturwandel. Mit dem Übergang zu flexibleren Produktionssystemen<br />
und neuen Dienstleistungskonzepten<br />
findet eine Neubewertung von Standortfaktoren und<br />
damit auch von Standorten statt. Alle Anzeichen sprechen<br />
dafür, dass die neuen, vielfach netzwerkförmigen<br />
Unternehmensstrukturen sehr stark auf gewachsene<br />
infrastrukturelle, kulturelle und politische Einbettungen<br />
angewiesen sind und damit den regionalen Standortvoraussetzungen<br />
künftig eine tendenziell größere Rolle<br />
zukommt. Grundsätzlich ist zwar davon auszugehen,<br />
dass die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
(IuK) die technischen Voraussetzungen für eine<br />
räumliche Funktionstrennung von Unternehmensbereichen<br />
erweitern. Aber gerade flexible und innovative<br />
Leistungsprozesse erfordern in hohem Maße die räumliche<br />
Nähe von Fertigung, betriebsinternen und -externen<br />
Dienstleistungen, Zulieferbetrieben und wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen. Durch die wachsende Bedeutung<br />
von Wissen, Lernen und Zusammenarbeit sind die<br />
Unternehmen vermehrt auf die Existenz „innovativer<br />
Milieus” angewiesen, die ihnen formale und informelle<br />
Netzwerkbeziehungen, Qualifizierungspotenziale, wissenschaftliche<br />
Impulse und kulturelle Anregungen bieten.<br />
Die wachsende Bedeutung weicher Standortfaktoren<br />
spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale<br />
Rolle.<br />
Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass diejenigen<br />
Standorte im Strukturwandel gewinnen, die über<br />
hochwertige Infrastrukturen, entwickelte unternehmensorientierte<br />
Dienstleistungen und nicht zuletzt über qualifizierte<br />
Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen verfügen.<br />
Dabei kommt es darauf an, dass diese Standortvoraussetzungen<br />
nicht unabhängig nebeneinander stehen,<br />
sondern als „regionale Kompetenzzentren” vernetzt<br />
werden. Derartige regionale Netzwerke ermöglichen<br />
innovationsorientierte Kooperationen, fördern kollektives<br />
Lernen und verringern Unsicherheiten während des technologischen<br />
Wandels.<br />
Wachsende Herausforderungen<br />
durch Globalisierung<br />
Spätestens seit den 90er Jahren vollzieht sich eine deutliche<br />
Internationalisierung der Märkte. Globalisierung ist<br />
zwar grundsätzlich kein neues Phänomen, sie wird<br />
jedoch aktuell stark vorangetrieben durch den internationalen<br />
Abbau von Handelshemmnissen, durch sinkende<br />
Transportkosten für Waren, Dienstleistungen und Wissen<br />
sowie durch die Entwicklung der neuen Informationsund<br />
Kommunikationstechnologien.<br />
Der deutschen Industrie erwachsen im Prozess der Globalisierung<br />
einerseits neue Absatzchancen, die sie in<br />
den letzten Jahren angesichts ihrer hohen Exportdynamik<br />
auch genutzt hat. Andererseits geraten die Unternehmen<br />
durch die Verlagerung von Wertschöpfung ins<br />
Ausland und durch die Importkonkurrenz unter Druck.<br />
Gerade im Bereich standardisierter Massenproduktionen<br />
droht die Verlagerung von Produktionskapazitäten an<br />
kostengünstigere Standorte. Zudem stellen einige<br />
Schwellen- und Reformländer nicht nur aufgrund ihrer<br />
niedrigeren Faktorkosten eine Konkurrenz für westliche<br />
Standorte dar. Sie können sich in einzelnen Produktionsbereichen<br />
auch immer stärker im Technologie- und Qualitätswettbewerb<br />
behaupten und verfügen zudem über ein<br />
beträchtliches Angebot an qualifizierten Arbeitskräften.<br />
Mit dem fortschreitenden Prozess der Globalisierung ist<br />
von einem Bedeutungsgewinn regionaler Standortpolitik<br />
auszugehen. So sind global agierende Unternehmen<br />
beispielsweise auf Arbeitsmärkte mit einem reichhaltigen<br />
Angebot an hochqualifizierten und hochspezialisierten<br />
Fachkräften sowie auf die Kooperation mit verschiedensten<br />
Bildungs- und Forschungseinrichtungen angewiesen.<br />
Standorte, die entsprechende Voraussetzungen bieten,<br />
werden sich im zunehmenden Standortwettbewerb<br />
besonders gut behaupten.<br />
Windrose in der Passerelle<br />
Neue Unternehmens-<br />
und Managementkonzepte<br />
Seit Mitte der 80er Jahre vollziehen sich in der deutschen<br />
Wirtschaft Veränderungen in der Arbeitsorganisation<br />
auf der Grundlage neuer Managementkonzepte,<br />
die nicht unerhebliche Auswirkungen auf die Bewertung<br />
von Standorten haben. Diese Managementkonzepte stellen<br />
im Wesentlichen unternehmensinterne Antworten auf<br />
die nachlassende Wachstumsdynamik der nachkriegszeitlichen<br />
Prosperitätskonstellation dar, die maßgeblich<br />
vom Modell industrieller Massenproduktion geprägt war.<br />
Unter den neuen Wettbewerbsbedingungen verlieren die<br />
jahrzehntelangen erfolgversprechenden Leitbilder industrieller<br />
Produktion zunehmend an Bedeutung. Wenngleich<br />
die Antworten auf die von den veränderten Rahmenbedingungen<br />
aufgeworfenen Herausforderungen<br />
noch Suchbewegungen darstellen und die neuen Konzepte<br />
sehr unterschiedliche Akzente setzen, zeichnen<br />
sich die neuen Ansätze durch eine Tendenz zur Dezentralisierung<br />
und Flexibilisierung sowie zur kooperationsorientierten<br />
Reorganisation der Wertschöpfungsketten<br />
aus. In vielen hannoverschen Industriebetrieben mit<br />
ihrem Schwerpunkt im Bereich der Automobilproduktion<br />
ist die Erprobung neuer Organisationskonzepte gut nachzuvollziehen.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 21<br />
Diese Veränderungen, die weitgehend auch im Dienstleistungssektor<br />
eine immer größere Rolle spielen, haben<br />
unmittelbar Auswirkungen auf die Qualifikationsanforderungen<br />
der Unternehmen. Für die weitere Zukunft ist in<br />
fast allen Berufen und Betrieben von erhöhten Anforderungen<br />
an Qualifikation und Flexibilität der Erwerbspersonen,<br />
verbunden mit erweiterten Handlungs-, Mitwirkungs-<br />
und Arbeitszeitspielräumen auszugehen. Der<br />
Anteil der höher qualifizierten Tätigkeiten wird sich künftig<br />
weiter drastisch zu Lasten des Anteils einfacher Tätigkeiten<br />
erhöhen. Darüber hinaus wird aufgrund der flexibleren<br />
Arbeitsprozesse und der kürzeren Produktzyklen<br />
das Wissen rascher veralten und damit die Bereitschaft<br />
und die Fähigkeit zur Umstellung und zur Weiterbildung<br />
an Bedeutung gewinnen.<br />
Neue Informations-<br />
und Kommunikationstechnologien<br />
Der Übergang zur Informationsgesellschaft, der durch<br />
die immer dynamischere Entwicklung der IuK-Technologien<br />
beschleunigt wird, hat nicht zuletzt Auswirkungen<br />
auf den regionalen Strukturwandel. Auch die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> hat die Herausforderung der Informationsgesellschaft<br />
angenommen und entwickelt vielfältige Initiativen,<br />
um sich als Standort der Kommunikationswirtschaft<br />
zu positionieren. Der Einsatz multimedialer Anwendun-
22<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Den Energiewettbewerb genutzt – die<br />
Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG auf europäischem<br />
Expansionskurs<br />
Mit einem Jahresumsatz von 650 Millionen Euro ge-<br />
hören die Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG zu den 25 größten<br />
Energieversorgern in Deutschland. Unter der Dachmarke<br />
„enercity“ bietet sie Energie und Dienstleistungen für<br />
Privat- und Geschäftskunden an. Als regionaler Anbieter<br />
beliefern die Stadtwerke <strong>Hannover</strong> über eine halbe<br />
Million Menschen in <strong>Hannover</strong> und einigen umliegenden<br />
Gemeinden mit Strom, Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser.<br />
Überregional werden inzwischen 2.000 Gigawattstunden<br />
Strom an Geschäftskunden unterschiedlicher<br />
Branchen geliefert, abgedeckt durch Kooperationsverträge,<br />
einen funktionierenden Energiehandel und eine<br />
strategische Beteiligung beim Berliner Energiebroker<br />
Ampere AG mit seinem europaweiten Bündelgeschäft.<br />
Als offizieller Energiepartner der EXPO 2000 haben die<br />
Stadtwerke <strong>Hannover</strong> nicht nur die Erschließung des<br />
gesamten EXPO-Geländes übernommen, sie stellen<br />
außerdem exklusiv die gesamte Energie- und Trinkwasserversorgung<br />
der Weltausstellung sicher.<br />
Seit der Liberalisierung des Energiemarktes bieten die<br />
Stadtwerke <strong>Hannover</strong> bundesweit Strom und zukünftig<br />
als Ergänzung auch Erdgas an. Die Stadtwerke <strong>Hannover</strong><br />
kooperieren mit der E.on Energie AG, dem zweitgrößten<br />
Kraftwerks- und Netzbetreiber Deutschlands.<br />
Über den Trading-Floor enercity trade der Stadtwerke<br />
<strong>Hannover</strong> AG konnte 2001 ein erster Weiterverteiler im<br />
Ruhrgebiet großvolumig mit Strom beliefert werden. In<br />
Kooperation mit der Naturstrom AG engagieren sich die<br />
Stadtwerke außerdem für den Ausbau regenerativer<br />
Energiequellen. Über 3.000 Privatkunden nutzen den<br />
mit dem „Grüner Strom Label in Gold“ zertifizierten<br />
Ökostrom enercity Strom & care.<br />
Die Netzeinspeisung der Stadtwerke <strong>Hannover</strong> lag<br />
2000 bei rund 3.488 Gigawattstunden. Knapp 90 Prozent<br />
des Strombedarfs deckt das Unternehmen aus eigenen<br />
Anlagen in Kraft-Wärme-Kopplung. Weniger als<br />
zehn Prozent des Bedarfs beziehen die Stadtwerke von<br />
der E.on Energie AG. Ressourcenschonend erzeugte<br />
Energien tragen mit knapp einem Prozent Anteil zur<br />
Stromversorgung bei. Damit ist das Unternehmen in der<br />
Lage, klar differenzierte Produkte für Privatkunden und<br />
individuelle Angebote für Geschäftskunden anzubieten.<br />
Die Stadtwerke <strong>Hannover</strong> vertreiben darüber hinaus<br />
eine umfassende Angebotspalette rund um das professionelle<br />
Energiemanagement. Diese Dienstleistungen<br />
In einem riesigen Blumenmosaik präsentierten die<br />
Stadtwerke der Bevölkerung <strong>Hannover</strong>s ihre neuen<br />
Unternehmensfarben und die Markenstrategie<br />
„enercity – positive energie“<br />
sind geprägt vom Know-how um modernste Energieeinspartechniken<br />
kombiniert mit dem ökologischem<br />
Anspruch der nachhaltigen Ressourcennutzung. Im<br />
Geschäftskundenbereich decken die Stadtwerke <strong>Hannover</strong><br />
das gesamte Leistungsspektrum des Energiemanagements<br />
ab – von Beratung und Schulungsmaßnahmen<br />
über die Planung von Neu- und Umbauten bis zum<br />
Betrieb von Anlagen. Das Leistungsangebot für Privatkunden<br />
umfasst im wesentlichen individuelle Beratung<br />
und Dienstleistungen zur Energieeinsparung.<br />
Die ökonomische Umsetzung ökologischer Ziele stellt<br />
einen besonderen Schwerpunkt in der Geschäftspolitik<br />
der Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG dar. So haben die Stadtwerke<br />
die in Europa erste und bislang umfangreichste<br />
Least-Cost-Planning-Studie zum Klimaschutz erstellt, nach<br />
der sich der heutige Stromverbrauch bei volkswirtschaftlich<br />
positiver Bilanz um bis zu 34 Prozent senken lässt.<br />
Seit 1995 setzen die Stadtwerke kontinuierlich Maßnahmen<br />
aus der Studie um. Darüber hinaus ist die Stadtwerke<br />
<strong>Hannover</strong> AG an dem enercity Klimaschutz-Fonds pro-<br />
Klima zur Förderung ökologisch orientierter Energieprojekte<br />
beteiligt. Aus den Fördermitteln in Höhe von insgesamt<br />
rund 5 Millionen Euro jährlich können inzwischen<br />
(kumuliert) mindestens 26.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich<br />
allein in und um <strong>Hannover</strong> vermieden werden.<br />
Größter Anteilseigner der Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG ist<br />
die Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft <strong>Hannover</strong><br />
(VVG) mit 75,09 Prozent. Weitere Anteile halten die<br />
Ruhrgas Energie-Beteiligungs-AG und die Thüga Aktiengesellschaft<br />
mit je 12 Prozent sowie der Landkreis <strong>Hannover</strong><br />
mit 0,91 Prozent.<br />
ADRESSE:<br />
Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG<br />
Ihmeplatz 2<br />
30449 <strong>Hannover</strong><br />
Ansprechpartner: Bernd Hagenberg<br />
Tel.: (0511) 4 30 - 26 86<br />
Fax: (0511) 4 30 - 20 32<br />
E-Mail: bernd.hagenberg@enercity.de<br />
Internet: www.enercity.de<br />
gen auf der betrieblichen Ebene unterstützt die internationalen<br />
Globalisierungsprozesse und verändert die<br />
Standortanforderungen. Auf der Basis der neuen Technologien<br />
wird eine Vernetzung von Unternehmen und<br />
Standorten über nationale Grenzen hinweg möglich, die<br />
einen qualitativen Sprung in der ökonomischen Entwicklung,<br />
den Möglichkeiten des Informationsaustauschs und<br />
der Wissensvermittlung bedeutet. Insbesondere solche<br />
<strong>Region</strong>en profitieren von diesen Veränderungen, die<br />
frühzeitig über eine Anbindung an die neuen leistungsfähigen<br />
Hochgeschwindigkeitsnetze verfügen.<br />
Der Übergang zur Informationsgesellschaft wird dabei<br />
aller Voraussicht nach mit einem Bedeutungsgewinn von<br />
Agglomerationsräumen einhergehen. Dieser ist aber<br />
durchaus vereinbar mit Prozessen verstärkter Suburbanisierung.<br />
Eine Abwanderung von Dienstleistungen aus<br />
den Kernstädten ins Umland wird durch den Einsatz von<br />
IuK-Technik erleichtert. Im Hinblick auf Betriebe und Beschäftigung<br />
dürften insbesondere suburbane Zentren die<br />
Gewinner solcher intraregionalen Dekonzentrationsbewegungen<br />
sein.<br />
Schrumpfende Wirtschaftsbereiche,<br />
neue Wachstumsfelder<br />
<strong>Region</strong>alwissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass<br />
der spezifische Branchenbesatz eines Standortes nicht<br />
allein ausschlaggebend ist für den Erfolg oder Misserfolg<br />
im regionalen Strukturwandel. Auch Standorte mit<br />
einem hohen Anteil gesamtwirtschaftlich schrumpfender<br />
Branchen können sich relativ erfolgreich behaupten,<br />
wenn die Unternehmen vor Ort über wettbewerbsfähige<br />
Strukturen verfügen. Dennoch ist es für die Standortpolitik<br />
von Bedeutung, dass durch den jeweiligen Branchenbesatz<br />
gegebene Chancen- und Gefährdungspotenzial<br />
zu identifizieren, um sich strategisch auf den Strukturwandel<br />
einzustellen.<br />
Die relativ stärksten Beschäftigungsverluste wird es in<br />
solchen Wirtschaftszweigen geben, die bislang unter<br />
erheblichem Schutz standen und die unter den neuen<br />
Rahmenbedingungen verstärkt dem Wettbewerb ausgesetzt<br />
werden. Dies gilt insbesondere für bislang direkt<br />
subventionierte Bereiche, wie den Bergbau und die<br />
Landwirtschaft sowie für die Eisenbahn, bei der die Privatisierung<br />
in Verbindung mit der Marktliberalisierung<br />
effizientere Strukturen erfordert. Deutliche Beschäftigungseinbußen<br />
werden auch Branchen zu verzeichnen<br />
haben, die schon heute starker internationaler Konkurrenz<br />
ausgesetzt sind oder es zukünftig sein werden (wie<br />
das gesamte Verarbeitende Gewerbe, Schifffahrt,<br />
Häfen, übriger Verkehr), in denen der technische Fortschritt<br />
erhebliche Potenziale zur Produktivitätssteigerung<br />
bereitstellt (Kreditgewerbe, Nachrichtenübermittlung,<br />
Teile des Handels, Energie- und Wasserversorgung) oder<br />
die Märkte bedienen, auf denen Sättigungsgrenzen erkennbar<br />
sind.<br />
Der Wettbewerb bringt dabei auch bislang relativ unangefochtene<br />
Positionen – wie sie beispielsweise der<br />
Maschinenbau, die Elektrotechnik, oder die chemische<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 23<br />
Industrie lange Zeit inne hatten – unter Druck. In diesen<br />
Branchen wirken technischer Fortschritt, Marktentwicklung<br />
und Kostendruck zusammen künftig deutlich negativ<br />
auf die Beschäftigung. Auch der Straßen- und Fahrzeugbau<br />
wird mittel- und längerfristig Beschäftigung abbauen.<br />
Dabei ist der Rückgang im Bereich Herstellung von<br />
Kraftwagen und Kraftwagenteilen noch am geringsten,<br />
weil deutsche Unternehmen mittlerweile mit modernsten<br />
Verfahren produzieren und mit hoch wettbewerbsfähigen<br />
Produkten am Markt vertreten sind.<br />
Positive Veränderungen sind dort zu erwarten, wo veränderte<br />
Formen der Arbeitsteilung und der Finanzierung<br />
stärker als bisher private Organisationen und Unternehmen<br />
begünstigen. So werden bislang staatlich bereitgestellte<br />
Leistungen künftig vermehrt von halbstaatlichen<br />
(z.B. in Form der Organisationen ohne Erwerbscharakter)<br />
oder privaten Anbietern erbracht. Dies führt zu<br />
Beschäftigungsgewinnen bei den Organisationen ohne<br />
Erwerbscharakter, im Gesundheitswesen, Bildung und<br />
Wissenschaft einschließlich Kultur- und Mediendienstleistungen.<br />
Ausschlaggebend für diese Veränderungen<br />
sind neben der Altersstruktur der Bevölkerung (z.B. Bildung<br />
und Gesundheit) die durch den organisatorischen<br />
und technologischen Wandel neu eröffneten Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
(Werbung, Beratung, Marketing,<br />
Forschung und Entwicklung oder Anwendung von Multimediadienstleistungen).<br />
Mit den sich abzeichnenden Veränderungen der Arbeitsplatzstrukturen<br />
und der Arbeitsinhalte ist davon auszugehen,<br />
dass sich die alten Abgrenzungen zwischen Fertigungs-<br />
und Dienstleistungstätigkeiten und damit auch<br />
zwischen Arbeitern und Angestellten mehr und mehr verwischen.<br />
Die abnehmende Beschäftigungszahl im Produzierenden<br />
Gewerbe und die steigende Zahl im Dienstleistungssektor<br />
ist nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen,<br />
dass Industrieunternehmen in Folge der neuen<br />
Managementkonzepte zunehmend unternehmensinterne<br />
Dienstleistungen auslagern.<br />
Da die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im industriellen Sektor mit weiteren<br />
Beschäftigungseinbußen rechnen muss und besonders<br />
auf solche Dienstleistungsbereiche spezialisiert ist,<br />
die von den künftigen Rationalisierungswellen besonders<br />
betroffen sein werden (Finanzdienstleistungen, Verwaltungen<br />
u.a.), muss sie Potenziale in solchen Wachstumsfeldern<br />
entwickeln, die die Chance auf zusätzliche Beschäftigung<br />
eröffnen (Kommunikationswirtschaft, Freizeit,<br />
Bildung, Gesundheit u.a.).<br />
Unternehmerische Standortmobilität<br />
und Wirtschaftsförderung<br />
Die Entwicklung des Saldos der Direktinvestitionen zeigt,<br />
dass in Deutschland bereits über einen längeren Zeitraum<br />
die Kapitalabflüsse größer waren als die Zuflüsse.<br />
Diese Entwicklung hat u.a. dazu beigetragen, dass das<br />
Ansiedlungspotenzial in Deutschland stark eingeschränkt<br />
ist. So lag zwar in Westdeutschland die Zahl<br />
der Ansiedlungsfälle in den 90er Jahren über dem entsprechenden<br />
Niveau in den Jahren vor der Deutschen
24<br />
VERÄNDERT RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DIE WIRTSCHAFTLICHE ENWICKLUNG VON GROSSSTÄDTISCHEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
Einheit, aber dennoch sind die absoluten Zahlen ausgesprochen<br />
gering. Der Rückgang des Neuansiedlungspotenzials<br />
führte in den 90er Jahren zu einer Neuorientierung<br />
der kommunalen Wirtschaftsförderung. Dabei hat<br />
sich eine Schwerpunktverlagerung von der Ansiedlungspolitik<br />
zur Bestandsentwicklung durchgesetzt. Die kommunale<br />
Wirtschaftsförderung wird dadurch zunehmend<br />
zu einer prozessorientierten Querschnittsaufgabe, die<br />
sich im Kern auf die Bindung der ortsansässigen Unternehmen<br />
an ihrem Standort und der Förderung ihrer Innovations-<br />
und Wettbewerbsfähigkeit orientiert.<br />
Auf ein wachsendes Interesse gerade auch der Wirtschaftsförderung<br />
sind in den letzten Jahren zunehmend<br />
die Unternehmensgründungen gestoßen. Die Dynamik<br />
der Unternehmensgründungen wird angeregt u.a. durch<br />
die Expansion der wissenschaftlichen Ausbildung der<br />
letzten Jahrzehnte, neue Basisinnovationen z.B. im<br />
Bereich der Informations- und Biotechnologien, die das<br />
Potenzial vermarktungsfähiger Problemlösungen<br />
erhöhen, und die kostengünstige Verfügbarkeit von Kommunikations-<br />
und Informationstechniken, die die Gestaltung<br />
betrieblicher und marktlicher Prozesse erheblich<br />
erleichtern. Die gewachsenen Chancen, mittels Strategien<br />
der Existenzgründungsförderung den regionalen<br />
Strukturwandel positiv zu beeinflussen und zusätzliche<br />
Beschäftigungseffekte zu erzielen, haben vor diesem<br />
Hintergrund zu einer Diversifizierung und Ausdehnung<br />
der kommunalen und regionalen Wirtschaftspolitik<br />
geführt.<br />
Auch in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind die Maßnahmen zur<br />
Förderung von Existenzgründungen in den letzten Jahren<br />
verstärkt und die Schwerpunkte der Wirtschaftsförderung<br />
entsprechend der sich verändernden Rahmenbedingungen<br />
angepasst worden. Spektakuläre Ansiedlungsfälle<br />
blieben dagegen weitgehend aus.<br />
Perspektiven der Arbeitsmarktentwicklung<br />
Eine zentrale Zielgröße der kommunalen und regionalen<br />
Wirtschaftsförderung ist ihr Beitrag zur Lösung des<br />
Beschäftigungsproblems. Unter den Wettbewerbsbedingungen<br />
des Standortes Deutschland kommt es dabei vorwiegend<br />
darauf an, Arbeitsplätze in den höher qualifizierten<br />
Tätigkeitsbereichen zu schaffen. Die Grenzen<br />
einer beschäftigungsorientierten Wirtschaftsförderung<br />
haben sich bereits in den 90er Jahren gezeigt, in denen<br />
gesamtwirtschaftlich ein Beschäftigungsrückgang zu verzeichnen<br />
war und insbesondere in den Städten überdurchschnittlich<br />
viele Arbeitsplätze verloren gingen. Aufgrund<br />
des sehr eingeschränkten Ansiedlungspotenzials<br />
gehören ohnehin sprunghafte Verbesserungen der<br />
Arbeitsplatzsituation an einem Standort zur Ausnahme.<br />
Die in letzten Jahren stärker in den Vordergrund rückenden<br />
Strategien der Bestandsentwicklung und Existenzgründungsförderung<br />
führen bestenfalls mittel- bis langfristig<br />
zu einem nennenswerten Beschäftigungsaufbau vor<br />
Ort. Ohne eine Veränderung der wirtschaftspolitischen<br />
Rahmenbedingungen auf nationalstaatlicher und<br />
europäischer Ebene wird daher kaum eine deutliche<br />
Erholung am Arbeitsmarkt zu erreichen sein.<br />
Mit gravierenden Änderungen am Arbeitsmarkt ist insbesondere<br />
in Hinblick auf die künftige Entwicklung der<br />
Qualifikationsstrukturen zu rechnen. Nach Schätzungen<br />
des IAB 1 ist in den nächsten zehn Jahren von einer drastischen<br />
Abnahme einfacher und einem starken Anstieg<br />
komplexerer Tätigkeiten auszugehen. So wird sich der<br />
Anteil höher qualifizierter Tätigkeiten bis 2010 um<br />
mehr als 40 Prozent erhöhen. Hintergrund dieser Qualifikationsentwicklung<br />
sind die sich fortsetzenden Rationalisierungsprozesse,<br />
die in den nächsten Jahren noch<br />
stärker als bislang Bereiche einfacher Tätigkeiten im<br />
Dienstleistungssektor erfassen, und die Internationalisierungs-<br />
und Globalisierungsprozesse, die dazu führen,<br />
dass Arbeitskräfte mit geringerer Qualifikationsausstattung<br />
einem zunehmenden Wettbewerb ausgesetzt werden.<br />
Süd-/Nord-Gefälle und West-/Ost-Gefälle<br />
in Deutschland<br />
Noch in den 80er Jahren galten jene, insbesondere<br />
urbanen Standorte als vom Strukturwandel besonders<br />
begünstigt, die sich in den süddeutschen Bundesländern<br />
befinden. Das räumliche Entwicklungsmuster in Westdeutschland<br />
war seinerzeit durch ein sich verstärkendes<br />
Süd-/Nord-Gefälle geprägt. Sowohl das Wirtschafts- als<br />
auch das Beschäftigungs- und Bevölkerungswachstum<br />
war in den 60er, 70er und 80er Jahren in den Bundesländern<br />
Bayern, Baden-Württemberg und Hessen deutlich<br />
stärker als in den nördlichen und westlichen Bundesländern.<br />
Ursache für diese Entwicklung war u.a. ein Prozess<br />
nachholender Industrialisierung in großen Teilen Süddeutschlands.<br />
Diese <strong>Region</strong>en waren Nachzügler, bauten<br />
dadurch aber vergleichsweise moderne Strukturen<br />
auf, die sich im weiteren Verlauf als wettbewerbsfähiger<br />
erwiesen. Auf der anderen Seite litten die norddeutschen<br />
und westdeutschen <strong>Region</strong>en unter veralteten Branchenstrukturen,<br />
die wie im Fall der norddeutschen Werften<br />
oder der Montanindustrie im Westen allmählich einem<br />
sich beschleunigenden Strukturwandel zum Opfer fielen.<br />
Diese Entwicklung eines zunehmenden Süd-/Nord-<br />
Gefälles setzte sich in den 90er Jahren nicht fort. Seit<br />
Anfang der 90er Jahre konnte bei insgesamt nur schwachem<br />
Wachstum im Bundesgebiet West die norddeutsche<br />
Wirtschaft mit ähnlichem Tempo wie im Süden<br />
expandieren.<br />
Ein wichtiger Erklärungsfaktor für die veränderte Konstellation<br />
im regionalen Strukturwandel des Bundesgebietes<br />
West liegt in dem durch die deutsche Vereinigung<br />
begründeten Lageeffekt, von dem Norddeutschland in<br />
besonderer Weise profitiert hat. Aber nicht nur durch die<br />
deutsche Vereinigung, sondern auch durch die Integration<br />
Nordeuropas in die EU und durch die Öffnung Osteuropas<br />
ist Norddeutschland aus seiner ursprünglich<br />
peripheren Lage herausgelöst worden. Vieles spricht<br />
überdies dafür, dass die norddeutschen Bundesländer in<br />
den achtziger und neunziger Jahren zumindest z.T. den<br />
notwendigen Strukturwandel vollzogen und dadurch an<br />
Illuminiertes Anzeiger Hochhaus am Steintor<br />
Erklärungsfaktor dürfte darin bestehen, dass sich die<br />
räumlichen Kostenrelationen entscheidend verändert<br />
haben. Die über Jahrzehnte anhaltenden Unterschiede<br />
in der Wachstumsdynamik zwischen dem Süden auf der<br />
einen und dem Norden sowie dem Westen auf der anderen<br />
Seite haben mittlerweile zu einer Umkehr der Knappheitsverhältnisse<br />
und damit auch der Preisrelationen<br />
geführt.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> dürfte in langfristiger Perspektive<br />
von der neu entstandenen Lagegunst profitieren und sich<br />
damit gegenüber den 80er Jahren in einer strukturell<br />
besseren Position befinden. Die Lagegunst allein macht<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> aber noch nicht zu einem Gewinner<br />
im regionalen Strukturwandel.<br />
Verdichtungsräume und periphere Räume<br />
Für die Abschätzung der Entwicklungschancen einzelner<br />
Standorte ist nicht zuletzt auf der großräumigen Ebene<br />
ihre Stellung im Spannungsfeld von Verdichtungsräumen<br />
und peripheren Räumen von Bedeutung. Auf der kleinräumigen<br />
Ebene geht es um die zu erwartenden Verschiebungen<br />
im Verhältnis von Zentrum und Umland.<br />
Unter diesem Blickwinkel war der regionale Strukturwandel<br />
in den letzten 20 Jahren auf der großräumigen<br />
Ebene durch eine deutlich dynamischere Beschäftigungsentwicklung<br />
in den ländlich-peripheren <strong>Region</strong>en<br />
als in den Verdichtungsräumen gekennzeichnet. Dieser<br />
auch als Desurbanisierung bezeichnete Prozess ist einerseits<br />
durch die kontinuierliche Verbesserung der Erreichbarkeit<br />
ehemals abgelegener Standorte durch die Verbesserung<br />
der Verkehrsinfrastruktur und andererseits<br />
durch das stärkere Hervortreten negativer Agglomerationseffekte<br />
zu erklären. Hierzu zählt vor allem in den<br />
Kernzonen der Verdichtungsräume die zunehmende<br />
Knappheit von Freiflächen und ein damit verbundenes<br />
überproportionales Wachstum der Bodenpreise.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 25<br />
Aufgrund der Veränderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />
die sich insbesondere durch die Trends zur<br />
Globalisierung und zur Informations- und Wissensgesellschaft<br />
kennzeichnen lassen, ist mit einer deutlichen<br />
Abschwächung des Desurbanisierungsprozesses zu rechnen.<br />
Die starke Konzentration der für die internationale<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen bedeutenden<br />
Funktionen und Qualifikationen in den Verdichtungsräumen<br />
wirkt sich in Zukunft aller Voraussicht nach entwicklungshemmend<br />
auf die peripheren <strong>Region</strong>en aus. Gerade<br />
in diesen Räumen konzentrieren sich die Betriebe standardisierter<br />
Massenproduktionen mit hohen Fertigungsintensitäten<br />
und einem geringen Anteil höherwertiger<br />
Dienstleistung. Diese Betriebe geraten zunehmend in den<br />
Wettbewerb mit Betrieben solcher Länder, die z.T. deutlich<br />
geringere Arbeitskosten bzw. Lohnstückkosten aufweisen.<br />
Dieser für die Zukunft zu erwartende Bedeutungsgewinn<br />
von Agglomerationsräumen ist durchaus vereinbar mit<br />
Prozessen der verstärkten Suburbanisierung. So wird insbesondere<br />
die Suburbanisierung von Dienstleistungen<br />
durch den Einsatz der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien<br />
gefördert. Hinzu kommt, dass sich<br />
die negativen Agglomerationseffekte, z.B. Flächenknappheit<br />
i.d.R. besonders auf die urbanen Zentren konzentrieren.<br />
Aufgrund der absoluten Knappheitsverhältnisse<br />
dürfte ein Entwicklungsszenario am wahrscheinlichsten<br />
sein, das von einer weiteren Suburbanisierung<br />
von Arbeits- und Wohnstandorten ausgeht.<br />
Von dem zu erwartenden Trend zugunsten der Agglomerationsräume<br />
dürfte auch die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in<br />
Zukunft stärker profitieren. Dazu bedarf es allerdings<br />
der Profilierung solcher Standortfaktoren, die für innovative,<br />
wissensbasierte Produktions- und Dienstleistungskonzepte<br />
wichtig sind.<br />
Wettbewerbsfähigkeit gewonnen haben. Ein weiterer 1) Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg
26<br />
TEIL I<br />
DIE REGION HANNOVER<br />
IM VERGLEICH DER<br />
VERDICHTUNGSRÄUME<br />
27
28<br />
1.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
unter den Verdichtungsräumen<br />
Die vorliegende Untersuchung setzt in ihrem Teil I 1 vor<br />
allem auf eine Positionsbestimmung des Wirtschaftsraums<br />
<strong>Hannover</strong> im überregionalen Vergleich, wobei die Ergebnisse<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> an denen der übrigen westdeutschen<br />
Verdichtungsräume gemessen werden. Diese<br />
Analyse geht davon aus, dass eine isolierte Betrachtung<br />
von Großstädten nur eine Seite der Medaille darstellt, weil<br />
diese mehr oder weniger intensiv mit ihrem jeweiligen<br />
wirtschaftlichen Umfeld verflochten sind und mit diesem<br />
einen zusammengehörigen Wirtschaftsraum und Arbeitsmarkt<br />
bilden. In einem Europa der <strong>Region</strong>en stehen in<br />
erster Linie die großstädtischen Wirtschaftsräume insgesamt<br />
untereinander im Wettbewerb, und nicht die einzelnen<br />
Standorte oder Städte.<br />
Ein reiner Großstadtvergleich wird auch dadurch verzerrt,<br />
dass die Grenzen der Großstädte unterschiedlich eng gezogen<br />
sind. So ist <strong>Hannover</strong> ein Beispiel für eine Großstadt mit<br />
vergleichsweise engen Grenzen, an die relativ große und<br />
eigenständige Städte, teilweise ohne erkennbare Zäsuren<br />
im Siedlungsbild angrenzen, so z.B. Laatzen, Garbsen,<br />
oder Langenhagen. Innerhalb einer <strong>Region</strong> mit enger gezogenen<br />
Grenzen der Kernstadt treten die bundesweit zu<br />
beobachtenden Strukturverschiebungen zwischen Stadt und<br />
Umland sowie die Verlagerungen von Haushalten und<br />
Betrieben aus der Kernstadt in das nähere und weitere<br />
Umland, die so genannten Suburbanisierungstendenzen,<br />
naturgemäß deutlicher zutage als bei <strong>Region</strong>en mit relativ<br />
weiten Grenzen der Zentren.<br />
Unter den Begriffen „Wirtschaftsraum <strong>Hannover</strong>“ bzw.<br />
„<strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong>“ wird das Gebiet der am 1. November<br />
2001 gebildeten <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verstanden, d.h. der<br />
Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> und der sie umgebenden<br />
übrigen Städte und Gemeinden der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
(ehemaliger Landkreis <strong>Hannover</strong>). Die räumliche Abgrenzung<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist damit identisch mit dem<br />
ehemaligen „Großraum <strong>Hannover</strong>“. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
wird im überregionalen Vergleich auch als „Verdichtungsraum<br />
<strong>Hannover</strong>“ bezeichnet.<br />
1.1 Abgrenzung der Verdichtungsräume<br />
Die verwendete Abgrenzung der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
lehnt sich weitgehend an die seit Jahren<br />
bewährte kreisscharfe Abgrenzung von F. J. Bade an 2<br />
(Karte1.1-1). Lediglich in Norddeutschland sind auf der<br />
Grundlage von Vorarbeiten des <strong>NIW</strong> 3 einige Veränderungen<br />
und Korrekturen vorgenommen worden. Der Verdichtungsraum<br />
<strong>Hannover</strong> ist identisch mit der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> (Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> und ehemaliger<br />
Landkreis <strong>Hannover</strong>). Gegenüber dem <strong>Region</strong>alreport<br />
2000 wurde die Abgrenzung des Verdichtungsraums<br />
Bremen geringfügig verändert, indem der Landkreis<br />
Oldenburg nicht mehr dazu gerechnet wird.<br />
Allerdings ergeben sich auch bei dieser Abgrenzung der<br />
Verdichtungsräume, die an Kreisgrenzen gebunden ist,<br />
einige Einschränkungen in der Vergleichbarkeit. So reicht<br />
etwa der Landkreis Diepholz als der südliche Randkreis<br />
von Bremen von der Zone der unmittelbaren Stadtrandgemeinden<br />
bis weit hinein in den ländlichen und extrem<br />
dünn besiedelten Raum. Von daher ist der Verdichtungsraum<br />
Bremen „weiter“ abgegrenzt als beispielsweise der<br />
Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> mit seinen <strong>Region</strong>sgrenzen.<br />
Da aber nur auf Kreisebene die notwendigen Daten für<br />
eine umfassende Analyse ökonomischer Strukturen und<br />
Entwicklungsprozesse vorliegen, müssen hier gewisse<br />
Unschärfen in Kauf genommen werden.<br />
Der folgende Vergleich konzentriert sich weitgehend auf<br />
die 16 westdeutschen Verdichtungsräume, weil nach wie<br />
vor aus Gründen der Verfügbarkeit von Daten bei wichtigen<br />
Entwicklungsindikatoren die Einbeziehung des<br />
Verdichtungsraums Berlin sowie der Verdichtungsräume<br />
Leipzig, Dresden und Chemnitz noch nicht vollständig<br />
möglich und sinnvoll ist 4 . Eine vergleichende Analyse<br />
aller 20 deutschen Verdichtungsräume geschieht nur dort,<br />
wo es die Datenlage ohne Einschränkungen zulässt.<br />
1.2 Position unter den Verdichtungsräumen<br />
Die Verdichtungsräume sind durch eine räumliche Konzentration<br />
von Bevölkerung und wirtschaftlichen Aktivitäten<br />
gekennzeichnet. In den hier untersuchten 20 deutschen<br />
Verdichtungsräumen 5 leben auf 26% der Fläche<br />
der Bundesländer rund 42,3 Mio. Menschen 6 , d.h. mehr<br />
als 50% der Einwohner. Die Bevölkerungsdichte ist entsprechend<br />
etwa doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt.<br />
Die wirtschaftlichen Aktivitäten konzentrieren<br />
sich sogar noch stärker als die Bevölkerung. In den Verdichtungsräumen<br />
werden von 53% der Erwerbstätigen<br />
1) Abschnitte 1. bis 6.<br />
2) z.B. Bade, Franz-Josef: <strong>Region</strong>ale Beschäftigungsentwicklung und produktionsorientierte<br />
Dienstleistungen. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Sonderheft<br />
143, Berlin, 1987.<br />
3) so z.B. Jung, Hans-Ulrich unter Mitarbeit von Klaus-Jürgen Hentschel: <strong>Region</strong>albericht<br />
<strong>2002</strong>. Aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in den <strong>Region</strong>en Niedersachsens<br />
und den angrenzenden Hansestädten. Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung,<br />
<strong>Hannover</strong>, <strong>2002</strong>.<br />
4) Zusätzlich wird der zeitliche Vergleich von statistischen Daten im Bundesland<br />
Sachsen durch eine zwischenzeitlich durchgeführte Gebietsreform erschwert.<br />
5) West- und Ostdeutschland<br />
6) 1.1.2000<br />
Karte<br />
1.1-1<br />
Verdichtungsräume in Deutschland<br />
Kreise und kreisfreie Städte<br />
Westdeutschland<br />
Kernstädte<br />
Umlandkreise<br />
Ostdeutschland<br />
Kernstädte<br />
Umlandkreise<br />
Düsseldorf<br />
Aachen<br />
Ruhrgebiet<br />
Saarbrücken<br />
Wuppertal<br />
Köln-Bonn<br />
Karlsruhe<br />
Bremen<br />
Bielefeld<br />
Rhein-Main<br />
Rhein-Neckar<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 29<br />
Stuttgart<br />
Hamburg<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Nürnberg<br />
München<br />
Leipzig<br />
Chemnitz<br />
Berlin<br />
Dresden
30 DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 31<br />
Übersicht<br />
1.2-1<br />
Kernindikatoren für die deutschen Verdichtungsräume<br />
Fläche Bevölkerung a)<br />
in km 2<br />
Bevölk.dichte<br />
b)<br />
Bevölk. d.<br />
größten<br />
Stadt a)<br />
Städte<br />
über<br />
100.000<br />
Einw.<br />
Wertschöpfung c)<br />
in 1.000 Rang D=100 in 1.000 Anz. in Mio. DM Rang D=100 in 1.000 Rang je Einw. in 1.000<br />
D=100<br />
<strong>Hannover</strong> 2.292 1.114,2 13 211 514,7 1 58,8 13 122 572,8 13 112 449,2<br />
Hamburg 8.626 3.220,5 4 162 1.704,7 1 181,9 4 132 1.577,1 4 108 1.163,2<br />
Bremen 3.815 1.069,1 16 122 540,3 1 51,1 15 111 520,1 14 106 372,4<br />
Bielefeld 4.073 1.604,8 11 171 321,1 1 71,3 10 103 760,1 10 104 573,8<br />
Ruhrgebiet 3.866 4.823,2 2 542 599,5 12 190,0 2 91 1.925,5 2 87 1.410,4<br />
Düsseldorf 3.304 2.620,8 6 345 568,9 4 143,9 8 127 1.278,7 8 107 980,3<br />
Wuppertal 1.960 1.670,9 10 370 369,0 5 69,3 11 95 739,8 11 96 556,1<br />
Köln-Bonn 5.088 3.199,5 5 273 962,5 4 163,7 6 119 1.477,2 5 101 1.113,2<br />
Aachen 2.276 1.064,1 17 203 243,8 1 39,6 17 87 426,0 19 88 307,8<br />
Rhein-Main 7.445 3.719,4 3 217 643,8 4 221,5 1 138 1.867,1 3 110 1.463,2<br />
Rhein-Neckar 3.623 1.714,0 9 206 307,7 3 86,4 9 117 805,5 9 103 617,4<br />
Karlsruhe 2.137 969,8 20 197 277,2 1 52,5 14 126 498,8 15 113 373,8<br />
Stuttgart 3.654 2.601,1 7 309 582,4 1 147,7 7 132 1.361,5 7 115 1.056,4<br />
Nürnberg 2.935 1.267,6 12 188 486,6 3 68,6 12 125 675,1 12 117 518,7<br />
München 5.504 2.410,1 8 190 1.194,6 1 177,2 5 172 1.401,5 6 128 1.071,0<br />
Saarbrücken 2.570 1.071,5 15 181 351,8 1 42,8 16 92 484,9 18 98 356,2<br />
Verdichtungsräume<br />
Westdeutschland 63.168 34.140,8 235 44 1.766,2 120 16.371,7 105 12.383,1<br />
Westdeutschland 248.441 64.828,8 113 3.010,4 108 30.059,5 102 22.098,2<br />
Berlin 18.527 5.064,7 1 119 3.386,7 2 186,9 3 85 2.230,9 1 96 1.672,3<br />
Leipzig 4.386 1.096,1 14 109 493,9 1 33,9 18 71 496,7 16 99 382,7<br />
Dresden 3.434 1.028,3 18 130 476,7 1 32,6 19 73 495,7 17 105 386,6<br />
Chemnitz 3.543 979,0 19 120 263,2 1 26,9 20 62 418,4 20 92 328,9<br />
Verdichtungsräume<br />
Ostdeutschland 29.890 8.168,1 119 4 280,3 79 3.641,8 97 2.770,6<br />
Ostdeutschland<br />
(incl. Berlin) 108.573 17.334,7 69 537,2 71 7.480,6 94 5.727,5<br />
Verdichtungsräume<br />
Deutschland 93.058 42.308,9 198 2.046,50 112 20.013,5 104 15.153,6<br />
Deutschland 357.013 82.163,5 100 3.547,5 100 37.540,0 100 27.825,6<br />
a) Bevölkerung am 1.1.2000<br />
b) Einwohner je km 2<br />
c) Bruttowertschöpfung 1998 zu Herstellungspreisen<br />
d) Bruttowertschöpfung 1998 zu Herstellungspreisen je Einwohner, D=100<br />
e) Erwerbstätige am Arbeitsort 1998<br />
f) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (ohne Selbstständige, Beamte) am 30.6.2000<br />
Wirtschaftskraft<br />
d)<br />
Erwerbstätige e)<br />
Beschäftigte<br />
f)<br />
Abb. 1.2-1 Wirtschaftskraft der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
München<br />
Rhein-Main<br />
Stuttgart<br />
Hamburg<br />
knapp 58% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung<br />
von Gesamtdeutschland erstellt.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zählt zu den eher kleinen Verdichtungsräumen.<br />
Die nach der Bevölkerungszahl größten Verdichtungsräume<br />
sind Berlin, das Ruhrgebiet, das Rhein-<br />
Main-Gebiet, Hamburg, Köln-Bonn und Düsseldorf (Übersicht<br />
1.2-1). Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit gut 1,1 Mio. Einwohnern<br />
liegt auf dem 13. Rang etwa gleichauf mit Aachen,<br />
Bremen, Dresden, Leipzig, Nürnberg und Saarbrücken.<br />
Stellt man allerdings das jeweilige Zentrum bzw. die<br />
größte Stadt der Verdichtungsräume in den Vordergrund,<br />
so liegt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit der Stadt <strong>Hannover</strong><br />
(515.000 Einwohner 7 ) auf dem 10. Rang und damit<br />
im Mittelfeld der deutschen Verdichtungsräume. Ein<br />
Zentrum vergleichbarer Größenordnung haben in Westdeutschland<br />
die Verdichtungsräume Stuttgart (582.000),<br />
Düsseldorf (569.000), Bremen (540.000) und Nürnberg<br />
(487.000). Sie sind von daher wichtige Vergleichsregionen<br />
für den Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong>. Nach den<br />
ökonomischen Kernindikatoren liegt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
mit einer Bruttowertschöpfung von 58,8 Mrd. DM 8<br />
auf Rang 13 und mit insgesamt 573.000 Erwerbstätigen<br />
9 ebenfalls auf dem 13. Rang unter den deutschen<br />
Verdichtungsräumen.<br />
Bezogen auf die Wirtschaftskraft 10 , d.h. die Wertschöpfung<br />
11 in Relation zur Einwohnerzahl, ergibt sich ein et-<br />
Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen 1998<br />
in den westdeutschen Verdichtungsräumen in 1.000 DM je Einwohner<br />
Düsseldorf<br />
Karlsruhe<br />
Nürnberg<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Köln-Bonn<br />
Quelle: <strong>NIW</strong> Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., <strong>Hannover</strong><br />
Rhein-Neckar<br />
Bremen<br />
Bielefeld<br />
was anderes Muster unter den Verdichtungsräumen<br />
(Abb. 1.2-1). An der Spitze stehen München, Rhein-<br />
Main), Stuttgart und Hamburg. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
erreicht hinsichtlich der Wirtschaftskraft den 8. Rang<br />
nach Düsseldorf, Karlsruhe und Nürnberg. Es folgen<br />
Köln-Bonn und Rhein-Neckar. Auffallend ist die geringere<br />
Wirtschaftskraft der norddeutschen <strong>Region</strong> Bremen<br />
sowie insbesondere der altindustrialisierten Wirtschaftsräume<br />
an Saar und Ruhr.<br />
Auch hinsichtlich der Arbeitsproduktivität 12 , d.h. der Wertschöpfung<br />
bezogen auf die eingesetzte Arbeit, bestehen<br />
beträchtliche Unterschiede zwischen den Verdichtungsräumen<br />
(Abb. 1.2-2). An der Spitze stehen auch hier<br />
München (126 13 ), die Rhein-Main-<strong>Region</strong> (118) und<br />
Hamburg (115). Danach folgen Düsseldorf (112), Köln-<br />
Bonn (111) und Stuttgart (108). Der Verdichtungsraum<br />
<strong>Hannover</strong> (102) liegt auf dem 9. Rang unter dem Durch-<br />
7) 1.1.2000<br />
Wuppertal<br />
Saarbrücken<br />
Ruhrgebiet<br />
Aachen<br />
VR insg.<br />
Westdeutschland<br />
8) Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen 1998<br />
9) Erwerbstätige am Arbeitsort 1998<br />
10) Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen bezogen auf die Einwohner, 1998<br />
11) Wegen grundlegender Veränderungen in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung<br />
(Harmonisierung im Rahmen des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher<br />
Gesamtrechnung, ESVG 1995), ergeben sich Abweichungen zu den Aussagen<br />
der vorher gehenden Veröffentlichung „<strong>Wirtschaftsstandort</strong> <strong>Hannover</strong><br />
<strong>Region</strong> – <strong>Region</strong>alreport 2000”.<br />
12) Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen bezogen auf die Erwerbstätigen, 1998<br />
13) alte Bundesländer =100
32<br />
DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
Abb. 1.2-2 Arbeitsproduktivität in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
130<br />
110<br />
90<br />
70<br />
50<br />
30<br />
10<br />
-10<br />
München<br />
Rhein-Main<br />
Hamburg<br />
schnitt der westdeutschen Verdichtungsräume (108).<br />
Eine vergleichbare Arbeitsproduktivität haben Karlsruhe<br />
(105) und Nürnberg (101).<br />
1.3 Bevölkerungsdynamik und -struktur<br />
Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen 1998 in 1.000 DM je Erwerbstätigem<br />
Düsseldorf<br />
Köln-Bonn<br />
Stuttgart<br />
Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder<br />
Rhein-Neckar<br />
Karlsruhe<br />
Die Bevölkerungszahl und -entwicklung sowie die Zusammensetzung<br />
der Bevölkerung nach Altersgruppen<br />
bilden wichtige Rahmendaten für die regionale wirtschaftliche<br />
Entwicklung. Sie sind nicht nur eine grundlegende<br />
Bestimmungsgröße für das Angebot an Arbeitskräften<br />
auf dem regionalen Arbeitsmarkt, sondern sie<br />
prägen auch in wesentlichen Zügen die Nachfrage der<br />
Bevölkerung und der Haushalte in der <strong>Region</strong> nach haushaltsorientierten<br />
Dienstleistungen, nach Wohnungen sowie<br />
nach Infrastrukturleistungen und sonstigen öffentlichen<br />
Dienstleistungen. Die Entwicklung der auf die lokalen<br />
Märkte ausgerichteten Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe<br />
in einer <strong>Region</strong> hängt damit in hohem<br />
Maße von der Bevölkerungs- und Haushaltsdynamik ab.<br />
Die Bevölkerungsentwicklung insgesamt ergibt sich aus<br />
dem Zusammenspiel von vier Komponenten: den Geborenen<br />
und den Sterbefällen (natürliche Entwicklung) sowie<br />
den Zu- und Fortzügen (Wanderungssaldo). Natürliche<br />
Entwicklung und Wanderungen wirken sich sehr<br />
unterschiedlich auf die Bevölkerungsdynamik und auf<br />
den Bevölkerungsaufbau aus. Umgekehrt beeinflussen<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Nürnberg<br />
Ruhrgebiet<br />
Bremen<br />
Bielefeld<br />
Wuppertal<br />
Aachen<br />
Saarbrücken<br />
die Besonderheiten im demographischen Aufbau auch in<br />
starkem Maße die natürliche Entwicklung.<br />
BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG<br />
VR insg.<br />
Westdeutschland<br />
Im folgenden Abschnitt sollen die besonderen demographischen<br />
Strukturen und Entwicklungen im Verdichtungsraum<br />
<strong>Hannover</strong> im Vergleich zu den anderen westdeutschen<br />
Verdichtungsräumen herausgearbeitet werden.<br />
Die Bevölkerung in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
entwickelt sich insgesamt seit langem ungünstiger<br />
als im übrigen Bundesgebiet. Dabei sind die Abweichungen<br />
vom Bundestrend seit der Wiedervereinigung<br />
eher größer als kleiner geworden. Die Ursachen für die<br />
schwächere Bevölkerungsentwicklung der Verdichtungsräume<br />
liegen zum einen in der ungünstigeren natürlichen<br />
Entwicklung und zum anderen in deutlich<br />
schwächeren Wanderungsgewinnen. Vor allem von der<br />
Wiedervereinigung bis Mitte der 90er Jahre konnten die<br />
Verdichtungsräume nicht in dem Maße Zuwanderungen<br />
realisieren wie die übrigen westdeutschen <strong>Region</strong>en.<br />
In den 80er Jahren war unter den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung<br />
ebenso wie bei der wirtschaftlichen Entwicklung ein<br />
starkes Süd-Nord-Gefälle festzustellen. Die Spanne reichte<br />
von den Spitzenreitern München, Stuttgart und Nürn-<br />
Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />
berg mit erheblichen Bevölkerungsgewinnen bis hin zum<br />
Ruhrgebiet und zu den <strong>Region</strong>en Wuppertal und Saarbrücken<br />
mit beträchtlichen Verlusten.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> lag in den 80er Jahren mit ihrer<br />
Bevölkerungsentwicklung im hinteren Drittel (unter den<br />
16 westdeutschen Verdichtungsräumen auf dem 12. Rang)<br />
und verlor von 1980 bis 1989 mehr als 17.000 Einwohner.<br />
Vor allem in der zweiten Hälfte der 80er Jahre<br />
blieb sie hinter dem Durchschnitt der Verdichtungsräume<br />
zurück. Im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt war<br />
die Entwicklung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> entsprechend<br />
noch ungünstiger. Der Wiederanstieg der Bevölkerungszahlen<br />
in der zweiten Hälfte der 80er Jahre erfolgte in<br />
Relation zum Bundestrend mit Verzögerung von mehreren<br />
Jahren (Abb. 1.3-1). Die Gründe für das schwache<br />
Abschneiden der <strong>Region</strong> in den 80er Jahren lagen<br />
sowohl in einer sehr ungünstigen natürlichen Entwicklung<br />
als auch in nur bescheidenen Wanderungsgewinnen.<br />
Unter den Verdichtungsräumen war in den 80er<br />
Jahren beispielsweise nur in Hamburg das (relative)<br />
Geborenendefizit (Geborene abzüglich Gestorbene bezogen<br />
auf die Einwohnerzahl) höher als in <strong>Hannover</strong>.<br />
Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze kam auch<br />
für die Verdichtungsräume ein beträchtlicher Bevölkerungsschub,<br />
wenngleich sie nicht ganz so stark profitieren<br />
konnten wie die übrigen <strong>Region</strong>en Westdeutsch-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 33<br />
Abb. 1.3-1 Bevölkerungsentwicklung im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
und den westdeutschen Verdichtungsräumen insgesamt seit Anfang der 80er Jahre<br />
108<br />
106<br />
104<br />
102<br />
100<br />
98<br />
80<br />
VR <strong>Hannover</strong><br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
früheres<br />
Bundesgebiet<br />
1989 = 100<br />
81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Jahr<br />
lands. Gegenüber den 80er Jahren ergaben sich nach<br />
der Öffnung der innerdeutschen Grenze deutliche Positionsverschiebungen<br />
zwischen den großstädtischen<br />
<strong>Region</strong>en. In dieser ersten Phase nach der Wiedervereinigung<br />
verstärkte sich v.a. in den Verdichtungsräumen<br />
Bielefeld, Hamburg, Bremen und auch <strong>Hannover</strong> die<br />
Bevölkerungsentwicklung überdurchschnittlich. Erheblich<br />
an Vorsprung büßten demgegenüber die süddeutschen<br />
<strong>Region</strong>en ein, allen voran München, sowie die übrigen<br />
nordrhein-westfälischen <strong>Region</strong>en Ruhrgebiet, Düsseldorf,<br />
Köln-Bonn und Aachen.<br />
Von dem Wachstumsschub nach der Öffnung der innerdeutschen<br />
Grenze wurde auch die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf<br />
Grund ihrer nunmehr exponierten Lage begünstigt. Von<br />
1989 bis 1993 stieg die Einwohnerzahl der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> um mehr als 52.000. Sie erreichte damit allerdings<br />
auch in dieser Phase nicht ganz die durchschnittliche<br />
Dynamik der westdeutschen Verdichtungsräume,<br />
was weiterhin einen 12. Rang bedeutete.<br />
Die Gründe für das Aufholen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zu<br />
Anfang der 90er Jahre lagen in Wanderungsgewinnen,<br />
die z.T. deutlich höher waren als im Durchschnitt der<br />
westdeutschen Verdichtungsräume. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> blieb aber<br />
weiterhin relativ ungünstig (Abb. 1.3-2), sie hatte im<br />
Zeitraum 1989 bis 1993 vorübergehend sogar das
34<br />
DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
Abb. 1.3-2 Komponenten der Bevölkerungsentwicklung im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
und den westdeutschen Verdichtungsräumen seit Anfang der 80er Jahre<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
-8<br />
-10<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
Bevölkerungsentwicklung je 1.000 Einwohner<br />
1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999<br />
Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner<br />
Natürliche Bevölkerungsentwicklung je 1.000 Einwohner<br />
1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999<br />
Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />
Verdichtungsraum<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Verdichtungsräume<br />
Westdeutschland<br />
früheres<br />
Bundesgebiet<br />
1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999<br />
höchste (relative) Geborenendefizit unter den westdeutschen<br />
Verdichtungsräumen.<br />
Nach dem Abflauen der Zuwanderungsströme aus dem<br />
Ausland verringerte sich seit 1992 auch der Bevölkerungszuwachs<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume,<br />
womit sich ihr Rückstand zum Bundestrend wieder vorübergehend<br />
vergrößerte. An der Spitze des Bevölkerungswachstums<br />
standen von 1993 bis 1996 überwiegend<br />
Verdichtungsräume im Norden und Westen der<br />
alten Bundesländer: Bielefeld, Hamburg, Aachen und<br />
Köln-Bonn (Abb.1.3-3). Die ungünstigste Bevölkerungsentwicklung<br />
hatten bis Mitte der 90er Jahre München<br />
und Stuttgart sowie vor allem Saarbrücken, das Ruhrgebiet<br />
und Wuppertal.<br />
Von 1993 bis 1996 stieg die Einwohnerzahl im Verdichtungsraum<br />
<strong>Hannover</strong> um knapp 10.000 Personen.<br />
Damit erreichte die Wachstumsdynamik auch weiterhin<br />
nicht ganz den Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume.<br />
Unter den 16 westdeutschen <strong>Region</strong>en lag<br />
<strong>Hannover</strong> nunmehr auf dem 9. Rang, und damit etwa<br />
auf dem Niveau von Nürnberg, Rhein-Neckar und Rhein-<br />
Main. Auch weiterhin waren die Wanderungsgewinne<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> größer als im Durchschnitt der<br />
westdeutschen Verdichtungsräume. Mit einem Wanderungsgewinn<br />
von knapp 14.000 Einwohnern in den Jahren<br />
1993 bis 1996 erreichte sie den 7. Rang zwischen<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 35<br />
Abb. 1.3-3 Bevölkerungsentwicklung insgesamt in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
1993 bis 1996 und 1996 bis 2000<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
Köln-Bonn<br />
Hamburg<br />
Karlsruhe<br />
Aachen<br />
Bielefeld<br />
Stuttgart<br />
jahresdurchschnittliche Veränderung in v.T.<br />
Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />
Rhein-Main<br />
Rhein-Neckar<br />
Düsseldorf<br />
Nürnberg<br />
München<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Bremen<br />
Ruhrgebiet<br />
Saarbrücken<br />
Wuppertal<br />
1993-1996<br />
1996-2000<br />
VR insg.<br />
BG West<br />
Karlsruhe und Nürnberg. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />
war nach wie vor schwächer als im Durchschnitt<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume. <strong>Hannover</strong><br />
lag hier lediglich auf dem 13. Rang und wurde nur noch<br />
von Wuppertal, dem Ruhrgebiet und Saarbrücken unterboten.<br />
Von 1996 bis 2000 wurde die Bevölkerungsdynamik<br />
bundesweit nochmals schwächer, wobei sich der Rückstand<br />
der Verdichtungsräume gegenüber dem Bundesdurchschnitt<br />
wieder verringerte (Abb. 1.3-3). Innerhalb<br />
der Verdichtungsräume lagen auch weiterhin Köln-Bonn,<br />
Hamburg, Karlsruhe, Aachen und Bielefeld in der Spitzengruppe.<br />
Die Verdichtungsräume Wuppertal, Ruhrgebiet<br />
und Saarbrücken verzeichneten die mit Abstand<br />
schwächste Entwicklung und hatten sogar rückläufige<br />
Bevölkerungszahlen zu verkraften.<br />
In einigen Verdichtungsräumen war die natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />
in der zweiten Hälfte der 90er Jahre<br />
positiv, dazu zählen vor allem Stuttgart, München und<br />
Köln-Bonn. Das Geborenendefizit in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
wird mittlerweile übertroffen von dem Raum Bremen<br />
sowie den Verdichtungsräumen Wuppertal, Ruhrgebiet<br />
und Saarbrücken (Abb. 1.3-4). Die Wanderungsgewinne<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> lagen im Mittelfeld der Verdichtungsräume,<br />
etwa in der Größenordnung von Bremen<br />
oder Nürnberg. Spitzenreiter der Zuwanderung
36 DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 37<br />
waren Hamburg, Karlsruhe, Köln-Bonn sowie Bielefeld<br />
und Aachen. Wanderungsverluste hatte der Verdichtungsraum<br />
München sowie vor allem das Ruhrgebiet und<br />
der Verdichtungsraum Wuppertal.<br />
In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> stieg die Bevölkerung von 1996<br />
bis 2000 um knapp 15.000 Einwohner. Die Zuwachsrate<br />
lag, wie auch in dem vorhergehenden Zeitraum,<br />
leicht unter dem Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume.<br />
Die <strong>Region</strong> fiel damit allerdings auf<br />
den 11. Rang unter den 16 Verdichtungsräumen zurück.<br />
Bei einem Wanderungsgewinn von knapp 9.000 Personen<br />
lag der Beitrag der Wanderungen zwar knapp über<br />
dem Durchschnitt der Verdichtungsräume, die natürliche<br />
Entwicklung war aber nach wie vor deutlich ungünstiger.<br />
Das Geborenendefizit betrug in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
fast 4.000 Personen, was lediglich einen 12. Rang unter<br />
den 16 westdeutschen Verdichtungsräumen bedeutete.<br />
SUBURBANISIERUNG DER BEVÖLKERUNG<br />
Seit langem können wir in allen großen bundesdeutschen<br />
Verdichtungsräumen einen sogenannten „Suburbanisierungsprozess“<br />
bei der Bevölkerung beobachten.<br />
Die großstädtischen Zentren verlieren auf Grund des<br />
Wegzugs von v.a. jüngeren und einkommensstarken<br />
Haushalten in das nähere und weitere Umland mehr<br />
oder weniger kontinuierlich an Bevölkerung, während<br />
die Umlandbereiche sehr stark wachsen. Die mit der<br />
Mobilität verbundenen Selektionsprozesse verschärfen<br />
die sozialen Probleme in den Kernstädten. Der Suburbanisierungsprozess<br />
wurde gegen Ende der 80er Jahre<br />
vorübergehend durch Zuwanderungen aufgrund der<br />
Wiedervereinigung und der Öffnung der bundesdeutschen<br />
Außengrenzen überlagert. Seit dem Auslaufen<br />
dieser Wanderungsströme verstärkte sich seit Mitte der<br />
90er Jahre die Suburbanisierung der Bevölkerung wieder<br />
erheblich. Die Wanderungsverluste der Kernstädte<br />
und die Gewinne der Umlandregionen waren seit langem<br />
nicht mehr so groß wie Ende der 90er Jahre. Dabei<br />
dehnt sich der suburbane Raum weiter aus. An den Rändern<br />
der Verdichtungsräume in den Wohnstandorten mit<br />
vergleichsweise niedrigen Bodenpreisen ist die höchste<br />
Dynamik zu verzeichnen.<br />
In den 80er Jahren war dieser Suburbanisierungsprozess<br />
der Bevölkerung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> noch<br />
schwächer ausgeprägt als in den meisten übrigen Verdichtungsräumen.<br />
Die Wanderungssalden in Kernstadt<br />
und Umlandbereich <strong>Hannover</strong> in der zweiten Hälfte der<br />
90er Jahre belegen, dass die Suburbanisierung der<br />
Bevölkerung stärker geworden ist und mittlerweile über<br />
dem Durchschnitt der Verdichtungsräume liegt (Abb. 1.3-<br />
5). Den Wanderungsverlusten der Landeshauptstadt im<br />
Zeitraum 1996 bis 2000 in der Größenordnung von<br />
etwa 5.000 Personen standen Wanderungsgewinne der<br />
Abb. 1.3-4 Komponenten der Bevölkerungsentwicklung in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
1996 bis 2000<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
Köln-Bonn<br />
Hamburg<br />
Karlsruhe<br />
Aachen<br />
Bielefeld<br />
Stuttgart<br />
jahresdurchschnittliche Veränderung in v.T.<br />
Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />
Rhein-Main<br />
Rhein-Neckar<br />
Düsseldorf<br />
Nürnberg<br />
München<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Bremen<br />
Ruhrgebiet<br />
Wanderungssaldo<br />
natürliche<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
Bevölkerungsentwicklung<br />
insgesamt<br />
Saarbrücken<br />
Wuppertal<br />
VR insg.<br />
BG West<br />
Abb. 1.3-5 Wanderungssaldo in den Zentren und Umlandbereichen der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
1996 bis 2000<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
-2<br />
-4<br />
-6<br />
-8<br />
-10<br />
Hamburg<br />
Karlsruhe<br />
Zentren<br />
Umland<br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
Köln-Bonn<br />
Bielefeld<br />
Aachen<br />
Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />
Umlandgemeinden von knapp 14.000 Personen<br />
gegenüber. Die Spannweite der relativen Wanderungssalden<br />
zwischen Kernstadt und Umlandbereich entsprach<br />
dem Raum Bremen und war nur in den Verdichtungsräumen<br />
Hamburg, Aachen und vor allem München<br />
größer.<br />
ALTERSSTRUKTUR DER BEVÖLKERUNG<br />
Die Ursachen für die vergleichsweise schwache natürliche<br />
Entwicklung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind weitgehend<br />
in dem ungünstigen Altersaufbau der Bevölkerung<br />
zu suchen (Abb. 1.3-6). Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist durch<br />
eine überdurchschnittliche Überalterung der Bevölkerung<br />
geprägt. Der Anteil der Bevölkerung im Rentenalter (65<br />
Jahre und älter) von 16,6% 14 (105 15 ) ist deutlich höher<br />
als im Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
(101). Damit liegt <strong>Hannover</strong> hinsichtlich des Anteils<br />
älterer Menschen auf dem 5. Rang unter den westdeutschen<br />
Verdichtungsräumen nach dem Ruhrgebiet, Saarbrücken,<br />
Bielefeld und Wuppertal. Die Verdichtungsräume<br />
mit dem geringsten Anteil älterer Menschen sind<br />
München und Stuttgart.<br />
Der Anteil der Kinder und Jugendlichen (unter 20 Jahre)<br />
ist demgegenüber ausgesprochen niedrig (Abb. 1.3-7).<br />
Er macht in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 19,1% (89) der<br />
Gesamtbevölkerung aus, was unter dem Durchschnitt<br />
jahresdurchschnittliche Veränderung in v.T.<br />
Düsseldorf<br />
Rhein-Neckar<br />
Nürnberg<br />
Bremen<br />
Rhein-Main<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Stuttgart<br />
Saarbrücken<br />
München<br />
Ruhrgebiet<br />
Wuppertal<br />
VR insg.<br />
der Verdichtungsräume (95) liegt und nur noch in der<br />
<strong>Region</strong> München ein vergleichbar niedriges Niveau aufweist.<br />
Einen überdurchschnittlichen Anteil von Kindern<br />
und Jugendlichen haben demgegenüber die Verdichtungsräume<br />
Stuttgart, Aachen und vor allem Bielefeld.<br />
Zudem hat die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter den Verdichtungsräumen<br />
den mit Abstand geringsten Anteil an noch<br />
nicht schulpflichtigen Kindern 16 (97), wobei hier der<br />
Rückstand zu den Spitzenreitern Bielefeld und Aachen<br />
(beide 112) sowie Stuttgart (110) noch deutlicher ist.<br />
Eine Spitzenposition hat die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hingegen<br />
beim Anteil der 20- bis unter 30-Jährigen (106) zusammen<br />
mit München (106) und noch vor Stuttgart (105),<br />
Rhein-Neckar und Hamburg (je 103). Der ausgesprochen<br />
hohe Anteil junger Menschen in <strong>Hannover</strong> dürfte<br />
auf Zuwanderungen auf Grund der Attraktivität seiner<br />
Hochschulen, Schulen und sonstigen Bildungsstätten<br />
zurückzuführen sein. Dies belegt vor allem vor dem Hintergrund<br />
der ausgesprochen niedrigen Anteile der unter<br />
20-Jährigen Altersgruppen die außerordentliche Bedeutung<br />
von Ausbildungsfunktionen für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang aber<br />
14) 1.1.1998<br />
15) Anteil der jeweiligen Altersgruppe an der Bevölkerung insgesamt, jeweiliger<br />
Bundeswert (Deutschland) = 100<br />
16) Kinder unter 5 Jahre
38<br />
DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
Abb. 1.3-6 Altersstruktur der Bevölkerung 2000<br />
Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong>:<br />
Anteil der einzelnen<br />
Jahrgänge an der<br />
Bevölkerung insg.<br />
in %<br />
Landkreis<br />
<strong>Hannover</strong>:<br />
Anteil der einzelnen<br />
Jahrgänge an der<br />
Bevölkerung insg.<br />
in %<br />
Bevölkerung am 1.1.2000 nach Altersjahren<br />
Männer<br />
99 -<br />
96 - 97<br />
93 - 94<br />
90 - 91<br />
87 - 88<br />
84 - 85<br />
81 - 82<br />
78 - 79<br />
75 - 76<br />
72 - 73<br />
69 - 70<br />
66 - 67<br />
63 - 64<br />
60 - 61<br />
57 - 58<br />
54 - 55<br />
51 - 52<br />
48 - 49<br />
45 - 46<br />
42 - 43<br />
39 - 40<br />
36 - 37<br />
33 - 34<br />
30 - 31<br />
27 - 28<br />
24 - 25<br />
21 - 22<br />
18 - 19<br />
15 - 16<br />
12 - 13<br />
9 - 10<br />
6 - 7<br />
3 - 4<br />
0 - 1<br />
Frauen<br />
2,2 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2<br />
Quelle: Statistik der Bevölkerungsbewegung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />
früheres<br />
Bundesgebiet<br />
Männer<br />
99 -<br />
96 - 97<br />
93 - 94<br />
90 - 91<br />
87 - 88<br />
84 - 85<br />
81 - 82<br />
78 - 79<br />
75 - 76<br />
72 - 73<br />
69 - 70<br />
66 - 67<br />
63 - 64<br />
60 - 61<br />
57 - 58<br />
54 - 55<br />
51 - 52<br />
48 - 49<br />
45 - 46<br />
42 - 43<br />
39 - 40<br />
36 - 37<br />
33 - 34<br />
30 - 31<br />
27 - 28<br />
24 - 25<br />
21 - 22<br />
18 - 19<br />
15 - 16<br />
12 - 13<br />
9 - 10<br />
6 - 7<br />
3 - 4<br />
0 - 1<br />
Frauen<br />
2,2 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2<br />
früheres<br />
Bundesgebiet<br />
der Befund, dass der Anteil der 30- bis 40-Jährigen in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (101) bereits wieder unter dem<br />
Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
(102) liegt. Es ist der <strong>Region</strong> offensichtlich in der Vergangenheit<br />
nicht gelungen, die vergleichsweise große<br />
Zahl an jungen Menschen nach der Ausbildungsphase<br />
dauerhaft in der <strong>Region</strong> zu halten.<br />
1.4 Wirtschaftsstruktur im Überblick<br />
Im folgenden Abschnitt sollen fundamentale Unterschiede<br />
in der Wirtschaftsstruktur zwischen den westdeutschen<br />
Verdichtungsräumen anhand von Strukturindikatoren<br />
herausgearbeitet werden. Der Anteil des Produzierenden<br />
Gewerbes ist ein Indikator für die Bedeutung der<br />
industriellen Basis in der Wirtschaftsstruktur einer <strong>Region</strong>.<br />
Angesichts der für Verdichtungsräume zu vernachlässigenden<br />
Bedeutung der Landwirtschaft entspricht ein<br />
hoher bzw. niedriger Wert des Produzierenden Gewerbes<br />
spiegelbildlich einem niedrigen bzw. hohen Anteil<br />
der Dienstleistungen.<br />
Insgesamt sind die westdeutschen Verdichtungsräume in<br />
besonderem Maße auf Dienstleistungen spezialisiert.<br />
Während in Gesamtdeutschland insgesamt etwa 68%<br />
der Bruttowertschöpfung 17 auf den Dienstleistungssektor<br />
entfallen, sind es in den Verdichtungsräumen insgesamt<br />
71%. Das Produzierende Gewerbe hat in den Verdichtungsräumen<br />
entsprechend eine unterdurchschnittliche<br />
Bedeutung. Die Landwirtschaft spielt erwartungsgemäß<br />
mit einem Anteil von unter 1% nur eine geringe Rolle.<br />
Die Bedeutung des Produzierenden Gewerbes in der<br />
Wirtschaftsstruktur ist in den Verdichtungsräumen sehr<br />
unterschiedlich (Abb. 1.4-1). Eine ausgesprochen starke<br />
industrielle Prägung weisen nach wie vor die kleineren<br />
Verdichtungsräume Wuppertal und Bielefeld, aber auch<br />
Stuttgart und Nürnberg auf. Eine überdurchschnittliche<br />
Bedeutung hat der Produktionssektor darüber hinaus in<br />
den Räumen Saarbrücken, Aachen, Rhein-Neckar und<br />
Karlsruhe. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist mit knapp 29% der<br />
Beschäftigten (75 18 ) nur in geringerem Maße vom Produzierenden<br />
Gewerbe geprägt. Entsprechend hat <strong>Hannover</strong><br />
mit 71% der Beschäftigten im Dienstleistungssektor<br />
(116) zusammen mit dem Rhein-Main-Gebiet (116) nach<br />
München (118) und Hamburg (118) die stärkste Dienstleistungsorientierung<br />
aller westdeutschen Verdichtungsräume<br />
noch vor Köln/Bonn (112) und den mit Abstand<br />
folgenden <strong>Region</strong>en Düsseldorf (108) und Bremen<br />
(108).<br />
In allen Verdichtungsräumen ist im Zuge des sektoralen<br />
Strukturwandels der Anteil des Produzierenden Gewerbes<br />
seit Ende der 80er Jahre zurückgegangen (Abb.<br />
1.4-1). Auffallend gering war dieser Rückgang in den<br />
norddeutschen <strong>Region</strong>en Bremen und Hamburg, wobei<br />
dieser Anteil hier ohnehin bereits vergleichsweise niedrig<br />
war. Besonders stark ausgeprägt war der Strukturwandel<br />
vom Produzierenden Gewerbe hin zu den<br />
Dienstleistungen vor allem im Ruhrgebiet. Auch in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat das Produzierende Gewerbe seit<br />
Ende der 80er Jahre deutlich an Gewicht verloren.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 39<br />
Expo Cafe <strong>Hannover</strong><br />
1.5 Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklung<br />
im Überblick<br />
Im folgenden Abschnitt soll die wirtschaftliche Entwicklung<br />
des Verdichtungsraums <strong>Hannover</strong> im Vergleich der<br />
westdeutschen Verdichtungsräume analysiert werden.<br />
Von besonderem Interesse ist auch hier die Frage, ob<br />
sich nach dem Auslaufen des Wachstumsschubs durch<br />
die Öffnung der innerdeutschen Grenze in Westdeutschland<br />
die Entwicklungstrends der 80er Jahre weiter fortsetzen<br />
oder ob sich neue Entwicklungsmuster zeigen.<br />
Die wirtschaftliche Entwicklung wird im Folgenden<br />
anhand der Beschäftigtenentwicklung nachgezeichnet.<br />
Dabei muss in Kauf genommen werden, dass der wirtschaftliche<br />
Erfolg nicht immer mit der Beschäftigtenentwicklung<br />
korreliert, insbesondere wenn überdurchschnittliche<br />
Rationalisierungsfortschritte realisiert werden.<br />
Die Daten spiegeln daher stärker die Arbeitsmarktwirkungen<br />
wider, d.h. die Arbeitskräftenachfrage im<br />
Zuge des wirtschaftlichen Wachstums.<br />
17) Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen, 1998<br />
18) Spezialisierungsindex, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert<br />
(Deutschland) = 100
40<br />
DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
Abb. 1.3-7 Altersstruktur der Bevölkerung in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Kinder und Jugendliche sowie Anteil der Bevölkerung im Rentenalter<br />
Bielefeld<br />
Bevölkerung im Alter von 20 bis unter 30 sowie 30 bis unter 40 Jahre<br />
München<br />
Aachen<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Stuttgart<br />
Stuttgart<br />
Wuppertal<br />
Hamburg<br />
Köln-Bonn<br />
Rhein-Neckar<br />
Karlsruhe<br />
Nürnberg<br />
Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />
Anteil an der Bevölkerung insgesamt in % unter 20 Jahren<br />
65 Jahre und älter<br />
Düsseldorf<br />
Köln-Bonn<br />
Bremen<br />
Aachen<br />
Ruhrgebiet<br />
Karlsruhe<br />
Rhein-Neckar<br />
Rhein-Main<br />
Saarbrücken<br />
Bielefeld<br />
Nürnberg<br />
Bremen<br />
Rhein-Main<br />
Anteil an der Bevölkerung insgesamt in %<br />
Ruhrgebiet<br />
Hamburg<br />
Düsseldorf<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Wuppertal<br />
München<br />
Saarbrücken<br />
VR insg.<br />
VR insg.<br />
BG West<br />
20 bis unter 30 Jahre<br />
30 bis unter 40 Jahre<br />
BG West<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
Die Beschäftigung in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
insgesamt entwickelt sich über lange Phasen hinweg<br />
tendenziell ungünstiger als im übrigen Bundesgebiet. Der<br />
Rückstand zu den übrigen <strong>Region</strong>en des Bundesgebietes<br />
war in den 80er Jahren (bei insgesamt geringem gesamtwirtschaftlichem<br />
Wachstum) besonders deutlich. Von dem<br />
insgesamt relativ bescheidenen Zuwachs an 670.000<br />
Arbeitsplätzen im Bundesgebiet West im Zeitraum 1980<br />
bis 1989 entfielen nur 33% auf die Verdichtungsräume<br />
und damit fast zwei Drittel auf die übrigen <strong>Region</strong>en.<br />
Innerhalb der Verdichtungsräume setzte sich auch in den<br />
80er Jahren der massive Suburbanisierungsprozess der<br />
wirtschaftlichen Aktivitäten fort. Auf Grund von Flächenknappheit<br />
und hohen Bodenpreisen in den Zentren<br />
sowie der vergleichsweise günstigen Standortbedingungen<br />
im näheren und weiteren Umland der großstädtischen<br />
Standorte, von denen aus die städtischen Agglomerationsvorteile<br />
weiterhin wahrgenommen werden<br />
konnten, wurden immer mehr Betriebe und Arbeitsplätze<br />
ins Umland verlagert. Von 1980 bis 1989 schrumpfte<br />
die Beschäftigung in den Zentren der Verdichtungsräume<br />
um 128.000 oder jährlich 0,2%, während sie im<br />
Umland um 347.000 oder jährlich 0,8% anwuchs.<br />
Mit der erheblichen Beschleunigung des gesamtwirtschaftlichen<br />
westdeutschen Beschäftigtenwachstums in der<br />
ersten Phase nach der Wiedervereinigung hat sich der<br />
Rückstand der Verdichtungsräume vorübergehend deutlich<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 41<br />
Abb. 1.4-1 Produzierendes Gewerbe in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1989 und 2000<br />
60,0<br />
50,0<br />
40,0<br />
30,0<br />
20,0<br />
10,0<br />
0,0<br />
Wuppertal<br />
Bielefeld<br />
Stuttgart<br />
Saarbrücken<br />
Rhein-Neckar<br />
Karlsruhe<br />
Aachen<br />
Anteil an allen Beschäftigten in %<br />
Nürnberg<br />
Ruhrgebiet<br />
Bremen<br />
Düsseldorf<br />
Köln-Bonn<br />
Rhein-Main<br />
<strong>Hannover</strong><br />
München<br />
Hamburg<br />
VR insg.<br />
1989<br />
2000<br />
BG West<br />
verringert. Von 1989 bis 1992 entstanden in den alten<br />
Bundesländern insgesamt 1,92 Mio. Arbeitsplätze, von<br />
denen nunmehr 915.000 oder 48% auf die Verdichtungsräume<br />
entfielen. Vor allem auch die großstädtischen<br />
Zentren der Verdichtungsräume hatten in dieser ersten<br />
Phase nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze erstmals<br />
seit langem wieder Beschäftigungsgewinne. Von<br />
1989 bis 1992 konnten die Zentren einen Zuwachs von<br />
406.000 oder jährlich 1,9% für sich verbuchen, wobei<br />
allerdings auch weiterhin die Umlandbereiche mit einer<br />
Wachstumsrate von 3,2% oder insgesamt 509.000<br />
Beschäftigten deutlich stärker wuchsen (Abb. 1.5-1).<br />
Mit dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms in<br />
Westdeutschland sind die Verdichtungsräume in der<br />
ersten Hälfte der 90er Jahre wieder deutlich zurückgefallen.<br />
Von 1992 bis 1995 wurden in Westdeutschland<br />
933.000 Arbeitsplätze abgebaut, davon 646.000 oder<br />
69% in den Verdichtungsräumen.<br />
Von 1995 bis 2000 stieg die Beschäftigung in Westdeutschland<br />
um knapp 250.000 Personen. Auf die Verdichtungsräume<br />
entfiel von diesem Zuwachs 217.000<br />
oder 87%. Damit lag die durchschnittliche Wachstumsrate<br />
der Verdichtungsräume von knapp 0,4% über dem<br />
westdeutschen Durchschnitt von 0,2%.<br />
In den 80er Jahren gab es hinsichtlich der Wirtschaftsund<br />
Beschäftigtenentwicklung ein klares Süd-Nord-Gefäl-
42<br />
DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
Abb. 1.5-1 Beschäftigungsentwicklung im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> seit Anfang der 80er Jahre<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
le unter den westdeutschen Verdichtungsräumen. An der<br />
Spitze der Wachstumsregionen standen von 1980 bis<br />
1989 München, Stuttgart, Karlsruhe und Rhein-Main,<br />
erst dann folgten Köln-Bonn, Aachen, Bielefeld und<br />
Nürnberg. Die Schlusslichter bildeten die Montanregionen<br />
an Ruhr und Saar, nur geringfügig übertroffen von<br />
den wachstumsschwachen norddeutschen Verdichtungsräumen<br />
<strong>Hannover</strong>, Hamburg und Bremen. <strong>Hannover</strong> lag<br />
mit seiner Beschäftigtenentwicklung auf dem 13. Rang<br />
unter den 16 westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />
Bereits gegen Ende der 80er Jahre holten die norddeutschen<br />
<strong>Region</strong>en etwas auf. In den ersten Jahren<br />
nach der Wiedervereinigung, die allgemein durch hohe<br />
Wachstumsraten in Westdeutschland gekennzeichnet<br />
waren, wurden die Verdichtungsräume in unterschiedlicher<br />
Weise begünstigt. Das stärkste Wachstum hatten<br />
nunmehr neben dem ostwestfälischen Wirtschaftsraum<br />
Bielefeld die norddeutschen <strong>Region</strong>en Hamburg, <strong>Hannover</strong><br />
und Bremen, erst dann folgte Nürnberg als erster<br />
süddeutscher Verdichtungsraum. Die großstädtischen<br />
<strong>Region</strong>en im Süden und in der Mitte Westdeutschlands<br />
blieben in dieser Phase erkennbar zurück. Am Ende der<br />
Wachstumsskala lagen zwar weiterhin die <strong>Region</strong>en an<br />
Ruhr und Saar, dann aber folgten bereits Stuttgart, München<br />
und Rhein-Neckar, die bei weitem nicht die Dynamik<br />
der norddeutschen <strong>Region</strong>en entwickelten. Damit<br />
1989 = 100<br />
80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Vergleichsdaten für die Verdichtungsräume insgesamt erst ab 1989<br />
VR <strong>Hannover</strong><br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
früheres<br />
Bundesgebiet<br />
hatte sich in einer ersten Phase nach der Wiedervereinigung<br />
das Süd-Nord-Gefälle – zumindest was die<br />
Wachstumsraten der Beschäftigung betraf – offensichtlich<br />
umgedreht.<br />
Nach dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms<br />
war die Beschäftigung in der ersten Hälfte der 90er<br />
Jahre in allen westdeutschen großstädtischen <strong>Region</strong>en<br />
wieder stark rückläufig (Abb. 1.5-2). Die stärksten relativen<br />
Verluste hatten im Zeitraum 1992 bis 1995 die<br />
industriell geprägten <strong>Region</strong>en Wuppertal und Stuttgart<br />
sowie das Ruhrgebiet. Ebenfalls überdurchschnittliche<br />
Beschäftigtenverluste hatten die Verdichtungsräume<br />
Nürnberg, Rhein-Main, Düsseldorf und Rhein-Neckar.<br />
Die günstigste Entwicklung hatten bundesweit die <strong>Region</strong>en<br />
Bielefeld, Hamburg, Köln-Bonn und <strong>Hannover</strong> (Rang<br />
4), gefolgt von Saarbrücken und Bremen. Die norddeutschen<br />
<strong>Region</strong>en zählten damit auch nach dem Auslaufen<br />
des Wiedervereinigungsbooms zu den wirtschaftlich stabileren<br />
Verdichtungsräumen.<br />
In der zweiten Hälfte der 90er Jahre (ab 1998) konnte<br />
auch in den Verdichtungsräumen die Beschäftigung wieder<br />
gesteigert werden (Abb. 1.5-1 und 1.5-2). Entsprechend<br />
dem stärkeren Beschäftigtenabbau in den Jahren<br />
nach 1992 war auch dann der Wiederanstieg bis 2000<br />
etwas stärker. Trotzdem konnten die Verdichtungsräume<br />
insgesamt das Zurückbleiben seit 1989 (noch) nicht vollständig<br />
kompensieren.<br />
Auch im Zeitraum 1995 bis 2000 gab es beträchtliche<br />
Unterschiede in der Beschäftigungsdynamik der Verdichtungsräume<br />
(Abb. 1.5-2). An der Spitze standen nunmehr<br />
München und Köln-Bonn sowie mit etwas Abstand<br />
Aachen, Rhein-Main und <strong>Hannover</strong> (Rang 5). Nach wie<br />
vor rückläufig war die Beschäftigtenentwicklung in den<br />
Verdichtungsräumen Ruhrgebiet und Wuppertal. Ausgesprochen<br />
gering war auch die Dynamik in den <strong>Region</strong>en<br />
Bremen, Nürnberg, Rhein-Neckar und Bielefeld. Die<br />
Rangfolge der <strong>Region</strong>en hat sich gegenüber der ersten<br />
Hälfte der 90er Jahre teilweise deutlich verschoben.<br />
Deutlich nach vorne schieben konnten sich die <strong>Region</strong>en<br />
Rhein-Main (8), München (7), Aachen (6) und Stuttgart<br />
(6). Sehr stark an Rangplätzen verloren haben Bielefeld<br />
(12), Hamburg (8) und Bremen (8).<br />
Mit dem Abflauen des gesamtwirtschaftlichen Wachstums<br />
nach dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms<br />
verringerte sich auch die Dynamik in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong>. Von 1992 bis 1995 verlor sie etwa 15.000<br />
Beschäftigte. Aber auch weiterhin blieb die Beschäftigtenentwicklung<br />
günstiger als in den Verdichtungsräumen<br />
insgesamt (Abb. 1.5-1). Diese Entwicklung bedeutete<br />
insgesamt gegenüber dem Trend der Verdichtungsräume<br />
einen vergleichsweise geringen Abbau in der Größenordnung<br />
von etwa 7.700 Arbeitsplätzen.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 43<br />
Abb. 1.5-2 Beschäftigtenentwicklung insgesamt in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
1992 bis 1995 und 1995 bis 2000<br />
2<br />
1<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
-4<br />
München<br />
Köln-Bonn<br />
Aachen<br />
Rhein-Main<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Saarbrücken<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />
Karlsruhe<br />
Düsseldorf<br />
Stuttgart<br />
Hamburg<br />
Rhein-Neckar<br />
Bielefeld<br />
Nürnberg<br />
Bremen<br />
Ruhrgebiet<br />
Wuppertal<br />
1992-1995<br />
1995-2000<br />
VR insg.<br />
BG West<br />
Von 1995 bis 2000 stieg die Beschäftigung in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> um mehr als 12.000 Personen oder jährlich<br />
0,6%. Auch weiterhin war die Entwicklung mit 0,4%<br />
deutlich günstiger als im Durchschnitt der westdeutschen<br />
Verdichtungsräume. Bei einer Beschäftigtenentwicklung<br />
im Trend der Verdichtungsräume wären in der zweiten<br />
Hälfte der 90er Jahre in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 4.700<br />
Arbeitsplätze weniger entstanden.<br />
Dabei war von 1995 bis 1998 noch ein deutlicher Rückgang<br />
zu verzeichnen, und erst von 1998 bis 2000 stieg<br />
die Beschäftigung dynamisch. Hier hat sich in besonderer<br />
Weise die EXPO 2000 ausgewirkt. In den Jahren<br />
1998 bis 2000 wurde die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Beschäftigungszuwachs<br />
unter den Verdichtungsräumen nur noch<br />
von München übertroffen.<br />
Auch in der zweiten Hälfte der 90er Jahre ist die Suburbanisierung<br />
der Arbeitsplätze bundesweit weiter gegangen.<br />
Von 1995 bis 2000 wuchs die Beschäftigung in<br />
den Zentren der westdeutschen Verdichtungsräume um<br />
knapp 65.000 Personen oder 1,0%, während sie im<br />
Umland um 152.000 oder 2,8% anstieg. In der Stadt<br />
<strong>Hannover</strong> stand im Zeitraum 1995 bis 2000 einem<br />
Beschäftigtenzuwachs von etwa 4.000 Personen oder<br />
jährlich 0,3% ein Gewinn von etwa 8.500 Personen<br />
oder 1,1% im Umland gegenüber (Abb. 1.5-3). Der<br />
Beschäftigungszuwachs in der Stadt <strong>Hannover</strong> entsprach<br />
damit etwa dem Durchschnitt der Zentren der<br />
westdeutschen Verdichtungsräume. Die Dynamik des
44<br />
DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
Abb. 1.5-3 Beschäftigtenentwicklung insgesamt in den Zentren und in den Umlandbereichen<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume 1995 bis 2000<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
-0,5<br />
-1,0<br />
München<br />
Köln-Bonn<br />
Aachen<br />
Rhein-Main<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Saarbrücken<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
Landkreises war dagegen größer als in den meisten<br />
Umlandbereichen der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
und wurde lediglich vom Umland des Verdichtungsraumes<br />
München übertroffen.<br />
Setzt man mit dem Indikator „Beschäftigtenbesatz“ die<br />
Beschäftigtenzahlen zur Einwohnerzahl in Beziehung, so<br />
lässt sich im Zeitvergleich die Beschäftigtenentwicklung<br />
vor dem Hintergrund der regional unterschiedlichen Entwicklungsdynamik<br />
der Bevölkerung betrachten. Die Veränderung<br />
des Indikators Beschäftigtenbesatz, der letztlich<br />
das Angebot an Arbeitsplätzen in Relation zur<br />
Bevölkerung in einer <strong>Region</strong> setzt, gibt erste Hinweise<br />
auf die Veränderungstendenzen der Arbeitsmarktsituation.<br />
Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich in dem<br />
Niveau des Indikators unterschiedliche Aspekte des<br />
regionalen Arbeitsmarktes wie Erwerbsbeteiligung, aber<br />
auch unterschiedliche grenzüberschreitende Pendlerverflechtungen<br />
ausdrücken. Für die folgende Prozessbetrachtung<br />
ist weniger das Ausgangsniveau des Beschäftigtenbesatzes<br />
in den Verdichtungsräumen als vielmehr<br />
dessen Veränderung im Zeitablauf von Bedeutung. Der<br />
weit überdurchschnittliche Beschäftigtenbesatz der<br />
Verdichtungsräume Stuttgart, München und Nürnberg<br />
sowie auch von <strong>Hannover</strong>, Rhein-Main und Karlsruhe<br />
hängt sicherlich stark mit der Abgrenzung der <strong>Region</strong>en,<br />
d.h. mit der Enge der Grenzziehung um die Zentren<br />
zusammen.<br />
jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />
Karlsruhe<br />
Düsseldorf<br />
Stuttgart<br />
Hamburg<br />
Rhein-Neckar<br />
Bielefeld<br />
Nürnberg<br />
Bremen<br />
Ruhrgebiet<br />
Zentren<br />
Umland<br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
Wuppertal<br />
VR insg.<br />
Die einzelnen Trends der Entwicklung des Beschäftigtenbesatzes<br />
erweisen sich in den meisten Verdichtungsräumen<br />
als relativ stabil, es gibt nur wenige deutliche Verschiebungen<br />
im Zeitablauf. Stärkster Verlierer bis Mitte der 90er<br />
Jahre war Stuttgart, das damit seine Spitzenposition einbüßte.<br />
Mittlerweile entwickelt sie die <strong>Region</strong> aber wieder<br />
leicht positiv (Abb.1.5-4). Ähnlich stark wie Stuttgart hat<br />
auch der Verdichtungsraum Wuppertal verloren, wobei in<br />
den letzten Jahren nach einer gewissen Konsolidierungsphase<br />
der Abschwung anhält. Kontinuierlich rückläufig ist<br />
bis in die jüngste Zeit die Entwicklung im Ruhrgebiet. Bremen<br />
und Hamburg konnten in der zweiten Hälfte der 90er<br />
Jahre offensichtlich nicht mehr an die Erfolge der ersten<br />
Phase nach der Wiedervereinigung anschließen. München<br />
entfaltet nach einer gewissen Schwächephase zu Beginn<br />
der 90er Jahre mittlerweile die größte Dynamik und liegt<br />
nunmehr mit Abstand auf dem ersten Rang. Nürnberg hat<br />
im Verlauf der 90er Jahre leicht, aber kontinuierlich verloren,<br />
und erst in den letzen Jahren ist ein leichter Aufwärtstrend<br />
zu erkennen. Auch im Rhein-Main-Gebiet hat sich<br />
nach kontinuierlichen Verlusten bis Mitte der 90er Jahre<br />
wieder ein Aufwärtstrend durchgesetzt. Zu den Verdichtungsräumen,<br />
die ihren Beschäftigtenbesatz im langfristigen<br />
Trend überdurchschnittlich steigern konnten, zählt vor<br />
allem auch <strong>Hannover</strong>. Zwar war gegen Ende der 90er<br />
Jahre ein vorübergehender Rückgang zu verzeichnen, in<br />
den Jahren 1999 und vor allem 2000 entfaltete die <strong>Region</strong><br />
aber eine weit überdurchschnittliche Dynamik.<br />
Abb. 1.5-4<br />
130<br />
128<br />
126<br />
124<br />
122<br />
120<br />
118<br />
116<br />
114<br />
112<br />
110<br />
108<br />
106<br />
104<br />
102<br />
100<br />
98<br />
96<br />
94<br />
92<br />
90<br />
88<br />
86<br />
84<br />
82<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 45<br />
Entwicklung des Beschäftigtenbesatzes in den westdeutschen Verdichtungsräumen seit 1989<br />
Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (früheres Bundesgebiet) = 100<br />
1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000<br />
Jahr<br />
München<br />
Nürnberg<br />
Stuttgart<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Rhein-Main<br />
Karlsruhe<br />
Düsseldorf<br />
Rhein-Neckar<br />
Hamburg<br />
Bielefeld<br />
Verdichtungsräume<br />
Bremen<br />
Köln-Bonn<br />
Wuppertal<br />
Saarbrücken<br />
Ruhrgebiet<br />
Aachen
46 DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 47<br />
Karte<br />
1.6-1<br />
Erreichbarkeit von benachbarten deutschen und europäischen Verdichtungsräumen<br />
Normierter und standardisierter Verkehrsinfrastrukturindikator (Teilkomponenten: PKW-Fahrtzeiten, LKW-Fahrtzeiten, Fahrtzeiten im<br />
Schienenverkehr, PKW-Fahrtzeiten und Flugzeiten zu europäischen Metropolen), auf der Basis von Arbeitsmarktregionen, Durchschnitt = 100<br />
unter 98,6<br />
98,6 bis unter 99,3<br />
99,3 bis unter 100,0<br />
100,0 bis unter 100,7<br />
100,7 bis unter 101,4<br />
101,4 bis unter 102,1<br />
102,1 und mehr<br />
Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)<br />
niedriger Wert = gute Erreichbarkeit<br />
hoher Wert = schlechte Erreichbarkeit<br />
Abb. 1.6-1 Ladenmieten in 1a-Lage in den Städten der deutschen Verdichtungsräume 2001<br />
400<br />
350<br />
300<br />
250<br />
200<br />
150<br />
100<br />
50<br />
0<br />
Quelle: Ring Deutscher Makler, RDM-Immobilien-Spiegel 2001<br />
1.6 Standortbedingungen<br />
und Standortkosten<br />
Die Standortbedingungen in Wirtschaftsregionen werden<br />
durch ein breites Spektrum unterschiedlicher Standortfaktoren<br />
charakterisiert, die teilweise umfassend für<br />
alle wirtschaftlichen Aktivitäten relevant sind, teilweise<br />
aber auch sehr spezifische Vor- bzw. Nachteile für einzelne<br />
Wirtschaftszweige darstellen. Vor allem den so<br />
genannten weichen Standortfaktoren wie Wohn- und<br />
Wohnumfeld, Freizeit- und Kulturangebot bis hin zu<br />
Wirtschaftsklima und Image wird eine zunehmende<br />
Bedeutung zugesprochen, nach wie vor stehen aber die<br />
„harten“ Faktoren wie die Verkehrslage und Erreichbarkeit,<br />
Arbeitsmarktbedingungen sowie die Standortkosten<br />
im Vordergrund. Nachdem im <strong>Region</strong>alreport 2000 die<br />
Verkehrsinfrastruktur ausführlich analysiert wurde, sollen<br />
im Folgenden vor allem ausgewählte Aspekte der Standortkosten<br />
näher beleuchtet werden.<br />
GROSSRÄUMLICHE LAGE UND<br />
VERKEHRSINFRASTRUKTUR<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird den Anforderungen von<br />
Unternehmen an die infrastrukturelle Anbindung an Verkehr<br />
und Information weitgehend gerecht. Über die Lage<br />
in DM je m 2<br />
klein (bis ca. 60 m2 )<br />
groß (ab ca. 100 m2 )<br />
Mittel<br />
München<br />
Frankfurt<br />
Dortmund<br />
Düsseldorf<br />
Essen<br />
Köln<br />
Stuttgart<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Nürnberg<br />
Hamburg<br />
Bonn<br />
Berlin/Westteil<br />
Saarbrücken<br />
Karlsruhe<br />
Bremen<br />
Wiesbaden<br />
Wuppertal<br />
Mannheim<br />
Darmstadt<br />
Berlin/Ostteil<br />
Leipzig<br />
Aachen<br />
Bielefeld<br />
Bochum<br />
Heidelberg<br />
Krefeld<br />
Erlangen<br />
Hagen<br />
Oberhausen<br />
Dresden<br />
Duisburg<br />
Gelsenkirchen<br />
Offenbach/M.<br />
Bottrop<br />
Mönchengladbach<br />
Remscheid<br />
Herne<br />
Mühlheim a.d.R.<br />
Solingen<br />
Potsdam<br />
Ludwigshafen<br />
Fürth<br />
Leverkusen<br />
am Schnittpunkt der bedeutenden Verkehrsachsen in<br />
Nord-Süd und West-Ost-Richtung ist die <strong>Region</strong> sehr gut<br />
an die nationalen und internationalen Schwerpunkträume<br />
angebunden. Die zentrale Lage der <strong>Region</strong> nach der<br />
deutschen Vereinigung und der Öffnung der Grenzen<br />
nach Osteuropa hat <strong>Hannover</strong>s Funktion als bedeutende<br />
Verkehrs- und Distributionsregion noch verstärkt. Dies<br />
wird auch an der großen Bedeutung des Wirtschaftszweiges<br />
Verkehr deutlich.<br />
Die Ausbaumaßnahmen der Verkehrsinfrastruktur in den<br />
vergangenen Jahren, die u.a. in Vorbereitung auf die<br />
EXPO durchgeführt wurden, haben Engpässe beseitigt<br />
und zu einer weiteren Verbesserung der Verkehrsinfrastrukturqualität<br />
und der Erreichbarkeitsbedingungen<br />
geführt. Herausragend zeigt sich vor allem die Anbindung<br />
an den Schienenschnellverkehr der Bahn, während<br />
die Qualitätsbedingungen im Bahngüterverkehr im Vergleich<br />
zu den anderen Verdichtungsräumen eher durchschnittlich<br />
einzustufen sind. Die regionale und überregionale<br />
Anbindungsqualität im Straßenverkehr ist durchweg<br />
gut (Karte 1.6-1). Trotz guter Infrastrukturausstattung<br />
spiegelt der Indikator der Erreichbarkeit anderer<br />
Verdichtungsräume die großräumliche Lage der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> wider. Hier haben die Verdichtungsräume an<br />
Rhein, Main und Ruhr eindeutige Vorteile.
48<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe AG:<br />
Zukunftsweisender Nahverkehr für<br />
die <strong>Region</strong><br />
An etwa vier von fünf Tagen fährt statistisch gesehen<br />
jeder der 525 000 <strong>Hannover</strong>aner einmal mit den Bahnen<br />
und Bussen der üstra. Die üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe<br />
AG liegt hinsichtlich Größe und Leistung in der<br />
Spitzengruppe der deutschen Nahverkehrsunternehmen.<br />
Mit 149,3 Millionen Fahrgästen im Jahr ist sie in der<br />
<strong>Region</strong> der bedeutendste Partner im hannoverschen Verkehrsverbund<br />
Großraum-Verkehr <strong>Hannover</strong> (GVH).<br />
Von den Gesamtverkehrsleistungen im GVH erbringt die<br />
üstra rund drei Viertel. Dabei sorgt sie für eine umweltschonende<br />
Mobilität. Mit einem dichten Liniennetz und<br />
vielen Angeboten. Schnell, sicher, bequem und kundenfreundlich.<br />
Die Geschichte der heutigen üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe<br />
AG begann 1892 als Straßenbahn <strong>Hannover</strong><br />
AG. Heute gehören knapp 2300 Mitarbeiter zur<br />
üstra, zusätzlich bietet das Unternehmen jährlich etwa<br />
70 Ausbildungsplätze an. Die üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe<br />
AG erwirtschaftete im Jahr 2000 Umsatzerlöse<br />
in Höhe von 210 Millionen Mark, der Kostendeckungsgrad<br />
liegt bei 74 Prozent.<br />
Das Gesamtnetz der üstra mit 12 Stadtbahn- und 62 Buslinien<br />
beläuft sich auf 922 Kilometer. An einem durchschnittlichen<br />
Wochentag fahren mit der üstra rund<br />
450 000 Fahrgäste, davon etwa 330 000 mit den<br />
Straßenbahnen. Während der großen Messen in <strong>Hannover</strong><br />
kommen pro Tag bis zu 100 000 weitere Fahrgäste<br />
hinzu. Ihnen standen im vorigen Jahr 404 Stadtbahnwagen<br />
und 181 üstra-Omnibusse zur Verfügung.<br />
Daneben verfügt die üstra über eine Vielzahl von Sonder-<br />
und Dienstfahrzeugen für Service-Aufgaben bis zum<br />
Winterdienst.<br />
Die Weltausstellung EXPO 2000 war für die üstra eine<br />
besondere Herausforderung. Für 153 Tage hatte <strong>Hannover</strong><br />
die Gastgeberrolle für die erste Weltausstellung in<br />
Deutschland übernommen. Die Bewohner der <strong>Region</strong><br />
sind nun heute im Bereich Nahverkehr die Gewinner der<br />
EXPO 2000. Einmalig in der Unternehmensgeschichte<br />
der üstra wurde innerhalb kürzester Zeit eine derartig<br />
umfangreiche Infrastruktur zeitgerecht bereit gestellt und<br />
zugleich das Unternehmen umfassend modernisiert.<br />
<strong>Hannover</strong> ist zur S-Bahn-<strong>Region</strong> geworden. Die Landeshauptstadt<br />
verfügt heute über die modernste Stadtbahn-,<br />
die neueste Busflotte, eines der besten Fahrgast-Informationsysteme.<br />
Und <strong>Hannover</strong> ist der erste Verdichtungsraum<br />
mit „Stadtbahn-Fernsehen“. Für die üstra als Dienstleister<br />
am Treffpunkt der Nationen war das EXPO-Jahr<br />
ein voller Erfolg. Der üstra-Anteil am Gesamtverkehrsaufkommen<br />
im EXPO-Zulauf erwies sich höher als prognostiziert:<br />
Während der EXPO 2000, in der Zeit vom<br />
01. Juni bis 31. Oktober 2000, kamen nahezu 7,3 Millionen<br />
Fahrgäste mit der Stadtbahn zur Weltausstellung.<br />
An Spitzentagen wurde auf 15 Stadtbahnlinien die<br />
gesamte Fahrzeugflotte von 404 Fahrzeugen eingesetzt.<br />
Die letzten 14 der 144 silbernen Stadtbahnwagen des<br />
Typs TW 2000 wurden bis April ausgeliefert und in<br />
Betrieb genommen. Das Weltausstellungsgelände ist<br />
neben der traditionsreichen „Messestrecke“ seit Februar<br />
2000 über eine weitere Stadtbahnstrecke der neuen<br />
„D-Süd“ erreichbar. Auf diesen Strecken verkehrten<br />
während der EXPO die Linien 8 und 18 bzw. 6, 14 und<br />
16 mit bis zu vier Wagen pro Zug. In dieser Zeit wurden<br />
rund 6 Millionen Wagenkilometer zusätzlich gefahren.<br />
Die Gesamtfahrgastnachfrage – ohne EXPO-Verkehr –<br />
stieg im Jahr 2000 um über sechs Prozent.<br />
Die üstra intalliance AG, bis Ende Oktober 2001 im<br />
alleinigen Besitz der üstra, hat zwei weitere starke<br />
Eigentümer bekommen: die DB Regio AG und die<br />
Nord/LB haben Anteile an der von der üstra gegründeten<br />
Gesellschaft übernommen. Danach halten jetzt die<br />
üstra <strong>Hannover</strong>schen Verkehrsbetriebe AG und die DB<br />
Regio AG – die Nahverkehrssparte der Deutschen Bahn –<br />
jeweils 40 Prozent der Anteile des Unternehmens und<br />
die Nord/LB als Finanzinvestor 20 Prozent.<br />
Unter dem Dach der üstra intalliance AG wollen üstra<br />
und DB Regio künftig ihre Nahverkehrsleistungen im<br />
Großraum <strong>Hannover</strong> bündeln. Das heißt: Management<br />
und Betrieb von Nahverkehrsleistungen können künftig<br />
auf dem liberalisierten Nahverkehrsmarkt auch außerhalb<br />
von <strong>Hannover</strong> angeboten werden. Die üstra ist also<br />
für den Wettbewerb im Nahverkehr bestens gerüstet.<br />
ADRESSE:<br />
üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe AG<br />
Am Hohen Ufer 6<br />
Postfach 25 40<br />
30025 <strong>Hannover</strong><br />
Telefon: (05 11) 16 68 - 0<br />
Telefax: (05 11) 16 68 - 26 66<br />
E-mail: info@uestra.de<br />
Internet: www.uestra.de<br />
TELEKOMMUNIKATIONSINFRASTRUKTUR<br />
<strong>Hannover</strong> verfügt über eine hoch entwickelte Telekommunikationsinfrastruktur.<br />
Bedingt durch die EXPO 2000<br />
und die CeBIT als die international führende Messe für<br />
Produkte aus dem Bereich der IuK-Technologien ist <strong>Hannover</strong><br />
heute einer der wichtigen Knotenpunkte im IP-<br />
Backbone der Deutschen Telekom. Das Hochgeschwindigkeitsnetz<br />
basiert auf ATM-Technologie (Asyncronus<br />
Transfer Mode) und ist für die Übertragung aller multimedialen<br />
Inhalte geeignet. Die neue T-DSL Technik eröffnet<br />
zudem auch den kleinen und mittleren Betrieben<br />
neue Möglichkeiten zum Einstieg in die Multimediawelt.<br />
Darüber hinaus profitiert <strong>Hannover</strong> von der Liberalisierung<br />
des Telekommunikationsmarktes durch den Aufbau<br />
einer weiteren zukunftsorientierten Netz-Infrastruktur des<br />
City Carriers HTN-<strong>Hannover</strong>sche Telekommunikationsund<br />
Netzgesellschaft mbH.<br />
GEWERBEFLÄCHENANGEBOT<br />
Für das Gewerbeflächenpotenzial in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
ist die gute wirtschaftsräumliche Lage und überregionale<br />
Attraktivität des Verdichtungsraumes von großer<br />
Bedeutung. Von der hierdurch angeregten unternehmerischen<br />
Nachfrage profitieren einerseits Gewerbegebiete<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 49<br />
Abb. 1.6-2 Büromieten von Neubauten in den Städten der deutschen Verdichtungsräume 2001<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Quelle: Ring Deutscher Makler, RDM-Immobilien-Spiegel 2001<br />
in DM je m 2<br />
Frankfurt<br />
München<br />
Düsseldorf<br />
Bonn<br />
Köln<br />
Hamburg<br />
Berlin/Westteil<br />
Stuttgart<br />
Darmstadt<br />
Heidelberg<br />
Mannheim<br />
Mönchengladbach<br />
Berlin/Ostteil<br />
Bottrop<br />
Duisburg<br />
Krefeld<br />
Offenbach/M.<br />
Wiesbaden<br />
Dortmund<br />
Dresden<br />
Nürnberg<br />
Aachen<br />
Erlangen<br />
Essen<br />
Leverkusen<br />
Potsdam<br />
Wuppertal<br />
Bielefeld<br />
Bochum<br />
Karlsruhe<br />
Oberhausen<br />
Remscheid<br />
Bremen<br />
Fürth<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Herne<br />
Leipzig<br />
Ludwigshafen<br />
Mühlheim a.d.R.<br />
Saarbrücken<br />
Gelsenkirchen<br />
Hagen<br />
Solingen<br />
im Bereich der Landeshauptstadt und ihrem unmittelbaren<br />
Umland sowie andererseits Standorte mit einer schnellen<br />
und konfliktfreien Anbindung an die überregionalen Verkehrsachsen.<br />
Mit zahlreichen Gewerbegebieten an den<br />
Autobahnachsen und im suburbanen Teilraum hat die<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ein breites Gewerbeflächenangebot an<br />
attraktiven und sofort verfügbaren Flächen. Diese Gewerbeflächen<br />
eigenen sich zum Teil auch für Betriebe mit speziellen<br />
Anforderungen (z.B. Logistik, Automobilzulieferer,<br />
luftverkehrsaffine Betriebe). Größere Industriegebiete (GI)<br />
sind in der <strong>Region</strong> nicht überall verfügbar und konzentrieren<br />
sich an einigen Standorten. Auf Grund der Attraktivität<br />
vieler Standorte sind die Bodenpreise vergleichsweise<br />
hoch. Vor allem für kleinere Betriebe mit Präferenzen<br />
für kostengünstigere Gewerbegrundstücke ist deshalb<br />
das Angebot in der Stadt <strong>Hannover</strong> oder den angrenzenden<br />
bzw. autobahnnahen Standorten begrenzt.<br />
IMMOBILIENMARKT 19<br />
guter Nutzungswert<br />
einfacher Nutzungswert<br />
mittlerer Nutzungswert<br />
Der Markt für Einzelhandelsflächen ist durch stark<br />
gegenläufige Entwicklungen gekennzeichnet. Während<br />
die Ladenmieten in 1a-Lagen der Großstädte weiterhin<br />
deutlich steigen, gehen die Mieten in kleineren und mittelgroßen<br />
Städten sowie den 1b-Lagen zurück. Insbesondere<br />
auf Spitzenlagen in Städten mit 500.000 Ein
50<br />
DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
Abb. 1.6-3 Wohnungsmieten von Neubauten in den Städten der deutschen Verdichtungsräume 2001<br />
(guter Wohnwert)<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Quelle: Ring Deutscher Makler, RDM-Immobilien-Spiegel 2001<br />
in DM je m 2<br />
München<br />
Düsseldorf<br />
Heidelberg<br />
Hamburg<br />
Stuttgart<br />
Frankfurt<br />
Köln<br />
Wiesbaden<br />
Bonn<br />
Darmstadt<br />
Aachen<br />
Offenbach/M.<br />
Essen<br />
Erlangen<br />
Nürnberg<br />
Gelsenkirchen<br />
Bielefeld<br />
Dortmund<br />
Duisburg<br />
Hagen<br />
Karlsruhe<br />
Krefeld<br />
Leverkusen<br />
Mannheim<br />
Mühlheim a.d.R.<br />
Oberhausen<br />
Remscheid<br />
Wuppertal<br />
Bottrop<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Mönchengladbach<br />
Solingen<br />
Berlin/Westteil<br />
Berlin/Ostteil<br />
Bochum<br />
Saarbrücken<br />
Fürth<br />
Leipzig<br />
Bremen<br />
Herne<br />
Ludwigshafen<br />
Dresden<br />
Potsdam<br />
Abb. 1.6-4 Preis für den Neubau von Eigentumswohnungen in den Städten<br />
der deutschen Verdichtungsräume 2001 (guter Wohnwert)<br />
6.000<br />
5.000<br />
4.000<br />
3.000<br />
2.000<br />
1.000<br />
0<br />
Quelle: Ring Deutscher Makler, RDM-Immobilien-Spiegel 2001<br />
in DM je m 2<br />
München<br />
Düsseldorf<br />
Frankfurt<br />
Köln<br />
Darmstadt<br />
Heidelberg<br />
Hamburg<br />
Essen<br />
Erlangen<br />
Offenbach/M.<br />
Bochum<br />
Gelsenkirchen<br />
Karlsruhe<br />
Stuttgart<br />
Wiesbaden<br />
Berlin/Westteil<br />
Dortmund<br />
Krefeld<br />
Mönchengladbach<br />
Mühlheim a.d.R.<br />
Aachen<br />
Berlin/Ostteil<br />
Solingen<br />
Duisburg<br />
Mannheim<br />
Bonn<br />
Leverkusen<br />
Wuppertal<br />
Fürth<br />
Bottrop<br />
Hagen<br />
Remscheid<br />
Nürnberg<br />
Oberhausen<br />
Bielefeld<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Leipzig<br />
Herne<br />
Saarbrücken<br />
Bremen<br />
Dresden<br />
Ludwigshafen<br />
wohnern und mehr konzentriert sich die Mietnachfrage<br />
des Einzelhandels (Abb. 1.6-1). Folglich zählt die Innenstadt<br />
von <strong>Hannover</strong> gemeinsam mit den Zentren von<br />
München, Frankfurt, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Köln<br />
und Stuttgart zu den teuersten Einzelhandelstandorten in<br />
Deutschland.<br />
Anders ist die Position der Stadt <strong>Hannover</strong> bei den Mietpreisen<br />
für Bürostandorte. Während hier für die herausragenden<br />
Dienstleistungszentren ebenfalls weit überdurchschnittliche<br />
Spitzenpreise gezahlt werden – hervorzuheben<br />
ist insbesondere das Finanzzentrum Frankfurt –<br />
sind die Büromieten in <strong>Hannover</strong> sowohl für hochwertige<br />
als auch für einfache Objekte vergleichsweise niedrig<br />
(Abb. 1.6-2). <strong>Hannover</strong> liegt v.a. weit hinter den meisten<br />
großen Zentren der übrigen Verdichtungsräume.<br />
Auch bei den Wohnungsmieten (Abb. 1.6-3) und den<br />
Preisen für Eigentumswohnungen (Abb. 1.6-4) befindet<br />
sich <strong>Hannover</strong> im unteren Drittel der untersuchten Städte<br />
in Deutschland. Insgesamt gesehen ist der Nachfragedruck<br />
auf dem Immobilienmarkt in <strong>Hannover</strong> – abgesehen<br />
von Einzelhandelsflächen in Spitzenlagen – offensichtlich<br />
nur unterdurchschnittlich. Im Hinblick auf die<br />
Neuansiedlung von Unternehmen und deren Mitarbeiter<br />
sind diese niedrigen Kosten durchaus als Standortvorteil<br />
zu werten.<br />
19) Ring Deutscher Makler (RDM), 2001. Untersucht wurden ausgewählte Städte in<br />
Deutschland. Eine Analyse nach Verdichtungsräumen liegt nicht vor, insofern ist<br />
aus der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nur die Landeshauptstadt berücksichtigt.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 51<br />
„Telemax“ <strong>Hannover</strong>
52<br />
2.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als<br />
Unternehmensstandort:<br />
Unternehmenszentralen,<br />
Funktionalstrukturen<br />
und Gründungen von<br />
Betrieben<br />
Im folgenden Kapitel sollen zum einen wichtige Charakteristika<br />
und Strukturen der Unternehmen und Betriebe in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> aufgezeigt und zum anderen die Erneuerungsprozesse<br />
der Wirtschaftsstruktur durch Unternehmensgründungen<br />
analysiert werden. Im ersten Abschnitt<br />
geht es zunächst um eine kurze Charakterisierung<br />
der Wirtschaftsregion anhand ihrer größten Unternehmen.<br />
Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, ob<br />
und in welchem Ausmaß von Unternehmenszentralen der<br />
<strong>Region</strong> wirtschaftliche Aktivitäten in anderen <strong>Region</strong>en<br />
gesteuert werden. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich<br />
mit bestimmten Unternehmensfunktionen, die sich üblicherweise<br />
in den Verdichtungsräumen konzentrieren. In<br />
einem weiteren Abschnitt werden Ausmaß und Struktur der<br />
Unternehmensgründungen im überregionalen Vergleich<br />
beleuchtet.<br />
2.1 Unternehmenszentralen<br />
Die Wirtschaftsstruktur einer Großstadtregion wird in<br />
der Regel stark von den ansässigen Großunternehmen<br />
geprägt. Aufgrund der Beziehungen dieser Unternehmen<br />
zu Zulieferbetrieben und Dienstleistern aus der <strong>Region</strong><br />
und der wichtigen Funktion für den Arbeitsmarkt<br />
wirkt sich der jeweilige Standort eines Großunternehmens<br />
weit über den eigentlichen Betrieb hinaus auf die<br />
<strong>Region</strong> aus. Das Ausmaß der Krisenanfälligkeit eines<br />
Betriebes und damit zum Teil einer ganzen <strong>Region</strong> hängt<br />
maßgeblich davon ab, wie die Kontrollstrukturen gestaltet<br />
sind. Wenn ein Wirtschaftsraum über viele Unternehmens-<br />
und Konzernzentralen verfügt, ist dies positiv zu<br />
bewerten, da z.B. Rationalisierungs- und Verlagerungsmaßnahmen<br />
in der Regel nicht zuerst an den zentralen<br />
Standorten, sondern in peripheren <strong>Region</strong>en vorgenommen<br />
werden. Grundlegende betriebliche Entscheidungen<br />
werden häufig am Standort der Unternehmenszentrale<br />
getroffen und sind damit z.B. von Politik und Verwaltung<br />
auch nur dort zu beeinflussen. Darüber hinaus<br />
werden Dienstleistungen für alle Unternehmensteile häufig<br />
am Standort der Zentrale eingekauft, so dass der<br />
Ausstrahlungseffekt in die jeweilige <strong>Region</strong> größer ist.<br />
In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> befindet sich der Sitz einiger<br />
bedeutender Konzernzentralen, wenn auch im Vergleich<br />
der Verdichtungsräume nur ein mittlerer Platz belegt<br />
wird. Mit Abstand größter Konzern in der <strong>Region</strong> ist die<br />
Preussag AG mit einer Wertschöpfung von 6,6 Mrd. DM<br />
und insgesamt mehr als 76.000 Beschäftigten (Übersicht<br />
2.1-1). Während das Werk für Nutzfahrzeugbau der<br />
Volkswagen AG in <strong>Hannover</strong> der Zentrale in Wolfsburg<br />
zugerechnet werden muss, sind die Continental AG und<br />
die VARTA AG in <strong>Hannover</strong> mit ihrem jeweiligen Hauptsitz<br />
ansässig. Neben den Unternehmen des Verarbeitenden<br />
Gewerbes gibt es zudem wichtige Dienstleister unter<br />
den größten Unternehmen im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong>.<br />
Nach der Norddeutschen Landesbank folgen mehrere<br />
Versicherungskonzerne (z.B. HDI Versicherungen,<br />
VGH Versicherungsgruppe <strong>Hannover</strong> sowie VHV Vereinigte<br />
Haftpflichtversicherung) und verschiedene weitere<br />
Dienstleistungsanbieter, wie z.B. die Verlagsgesellschaft<br />
Madsack und die Deutsche Messe AG. Von den 58 niedersächsischen<br />
Unternehmen mit einer Wertschöpfung<br />
ab 175 Mio. DM befinden sich allein 20 in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong>.<br />
Betrachtet man die 500 umsatzstärksten Unternehmen in<br />
Deutschland 1 und ihre Standorte (Karte 2.1-1), so liegt<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit 17 Unternehmen auf dem 10.<br />
Platz der 20 deutschen Verdichtungsräume 2 . Insgesamt<br />
befinden sich 367 der größten Unternehmen in den westdeutschen<br />
Verdichtungsregionen. Der Rest verteilt sich<br />
auf die übrigen <strong>Region</strong>en Westdeutschlands, in Ostdeutschland<br />
gibt es lediglich 21 Unternehmen unter den<br />
größten 500, wobei der überwiegende Teil am Standort<br />
Berlin ansässig ist. Nur rund 11% der Unternehmensumsätze<br />
in den Verdichtungsräumen werden im Umland<br />
erzielt. Das größte Unternehmen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>,<br />
die Preussag AG, liegt gemessen an seinem Umsatz<br />
auf dem 33. Platz der Liste aller Großunternehmen in<br />
Deutschland. An der Spitze steht hier die Daimler-Chrysler<br />
AG in Stuttgart, an zweiter Stelle die Volkwagen AG<br />
in Wolfsburg.<br />
Die Branchenschwerpunkte in den Verdichtungsräumen<br />
sind sehr unterschiedlich verteilt:<br />
– Bezogen auf den Umsatz der Unternehmenszentralen<br />
hat das Ruhrgebiet eine Spitzenposition mit Schwerpunkten<br />
in der Stahlerzeugung und -verarbeitung,<br />
Maschinen- und Anlagenbau sowie bei der Energieerzeugung.<br />
– Im zweitplazierten Raum Köln-Bonn befinden sich die<br />
aus der ehemaligen Deutschen Bundespost hervorgegangenen<br />
Unternehmen sowie Großhandel und die<br />
Chemische Industrie.<br />
– Danach folgt der Verdichtungsraum München mit<br />
Unternehmen der Elektrotechnik, des Straßenfahrzeugbaus<br />
und der Energieversorgung.<br />
– Auf Rang 4 liegt Stuttgart mit dem Schwerpunkt Automobilindustrie.<br />
– Es folgen Hamburg mit Schwerpunkten in der Mineralölverarbeitung<br />
und im Ernährungsgewerbe sowie das<br />
Rhein-Main Gebiet mit Chemischer Industrie, Maschinenbau<br />
und Straßenfahrzeugbau sowie Düsseldorf.<br />
– Deutlich geringere Umsätze am Unternehmenssitz<br />
haben die Verdichtungsräume Rhein-Neckar (Chemieindustrie,<br />
Maschinenbau), <strong>Hannover</strong> (Energieerzeugung,<br />
Gummiverarbeitung, Maschinen- und An-<br />
Übersicht<br />
2.1-1<br />
lagenbau), Bielefeld (Handel, Medien), Nürnberg<br />
(Versandhandel, Elektrotechnik), Wuppertal, Karlsruhe,<br />
Bremen (Ernährungsgewerbe), Saarbrücken und<br />
Aachen.<br />
2.2 Funktionalstrukturen<br />
Unternehmensfunktionen wie Management und Verwaltung,<br />
Ein- und Verkauf oder Fertigung charakterisieren<br />
die Wirtschaftsstruktur in besonderer Weise. Hinsichtlich<br />
der Bedeutung dieser einzelnen Unternehmensstrukturen<br />
(„Funktionalstruktur“) gibt es vor allem bei Mehrbetriebsunternehmen<br />
eine ausgeprägte räumliche Arbeitsteilung,<br />
nach der sich die höherwertigen Unternehmensfunktionen<br />
in besonderer Weise in den großstädtischen Unter-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 53<br />
Die größten Unternehmen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Überblick 1<br />
Name des Unternehmens<br />
Branche<br />
Wertschöpfung 2000<br />
in Mio. DM<br />
Preussag AG (Konzern) Mischkonzern 6.655,3<br />
Continental AG (Konzern) Gummiverarbeitung 5.549,5<br />
Continental AG Gummiverarbeitung 926,7<br />
NORD/LB (Konzern) Kreditinstitut 1.566,5<br />
NORD/LB Kreditinstitut 828,5<br />
HDI Versicherungen (Konzern) Versicherungen 892,5<br />
Solvay Deutschland Gruppe Chemische Industrie 851,9<br />
BEB Erdgas und Erdöl GmbH Erdgas- u. Erdölförderung<br />
u. -handel<br />
814,7<br />
VARTA AG (Konzern) Akkumulatoren, Batterien 621,4<br />
Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG (Konzern) Verlag und Medien 507,6<br />
Versicherungsgruppe <strong>Hannover</strong> (VGH) (Konzern) Komposit- und<br />
Lebensversicherung<br />
383,5<br />
Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG Energieversorgung 375,5<br />
Deutsche Messe AG Messe- und<br />
Ausstellungsveranstalter<br />
291,9<br />
Bahlsen Gruppe (Konzern) Dauerbackwaren 271,7<br />
VHV Vereinigte Haftpflichtversicherung (Konzern) Versicherungen 264,0<br />
TÜV Nord Gruppe Techn. Dienstleistungen 257,7<br />
Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong> Kreditinstitut 228,4<br />
Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> Kreditinstitut 225,0<br />
Dirk Rossmann GmbH Groß- u. Einzelhandel<br />
mit Drogerieartikeln<br />
216,7<br />
Üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe AG Verkehrsleistungen 216,2<br />
Bahlsen GmbH & Co. KG Dauerbackwaren 203,0<br />
Concordia Versicherungsgruppe (Konzern) Komposit und<br />
Lebensversicherung<br />
194,8<br />
Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG (Konzern) Agrarhandel 193,4<br />
1 Unternehmen ab 160 Mio. DM Wertschöpfung<br />
Quelle: NORD/LB 2001a<br />
nehmens- und Konzernzentralen konzentrieren, während<br />
in den peripheren, stärker ländlich geprägten Standorten<br />
mehr die reinen Fertigungsfunktionen im Vordergrund<br />
stehen 3 . Ein hoher Anteil an Dienstleistungstätigkeiten<br />
ist somit tendenziell Ausdruck geringerer<br />
externer Kontrolle und relativ starker Eigenständigkeit,<br />
während ein hoher Fertigungsanteil eine vergleichsweise<br />
starke Außenkontrolle und -steuerung vermuten<br />
lässt.<br />
1) ohne Versicherungen und Kreditinstitute<br />
2) Jahresumsätze 1998 nach Verdichtungsräumen aggregiert.<br />
3) Diese Betrachtung wurde insbesondere von F.J. Bade in die regionalwissenschaftliche<br />
Diskussion eingebracht, vgl. F.J. Bade, 1997.
54 DIE REGION HANNOVER ALS UNTERNEHMENSSTANDORT<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 55<br />
Abb. 2.2-1 Dienstleistungstätigkeiten (Funktionalstruktur) in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
1989 und 2000<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
München<br />
Rhein-Main<br />
Hamburg<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Köln-Bonn<br />
Düsseldorf<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
Im Rahmen einer Sonderauswertung der Beschäftigtenstatistik<br />
für die vorliegende Studie sind für die westdeutschen<br />
Verdichtungsräume die Funktionalstrukturen anhand<br />
der tatsächlich ausgeübten Berufe erfasst worden.<br />
Danach kann unterschieden werden zwischen<br />
– Fertigungsfunktionen 4 und<br />
– Dienstleistungstätigkeiten 5 , darunter<br />
– Verwaltung und kaufmännische Dienste,<br />
– darunter Leitende Verwaltungsdienste sowie<br />
– andere höherwertige Unternehmensdienste 6 .<br />
In den westdeutschen Verdichtungsräumen sind die Fertigungsfunktionen<br />
erwartungsgemäß mit nur noch knapp<br />
25% der Beschäftigten 7 (88 8 ) unterrepräsentiert und die<br />
Dienstleistungsfunktionen mit 75% (105) entsprechend<br />
überdurchschnittlich vertreten. Innerhalb der Dienstleistungsfunktionen<br />
sind Verwaltung und kaufmännische<br />
Dienste in den Verdichtungsräumen (107) nur leicht<br />
überrepräsentiert. Die Leitenden Verwaltungsfunktionen<br />
(118) und vor allem die spezialisierten Unternehmensdienste<br />
(127) sind dagegen vergleichsweise stark vertreten.<br />
Unter den Verdichtungsräumen gibt es erhebliche Unterschiede<br />
hinsichtlich der Bedeutung der Fertigungs- bzw.<br />
Dienstleistungstätigkeiten (Abb. 2.2-1).<br />
– Der Anteil der Fertigungstätigkeiten ist vor allem in<br />
den kleineren, industriell geprägten Verdichtungsräumen<br />
hoch (Aachen, Bielefeld, Wuppertal und Saarbrücken).<br />
Anteil an den Beschäftigten insgesamt in %<br />
Nürnberg<br />
Bremen<br />
Rhein-Neckar<br />
Karlsruhe<br />
Stuttgart<br />
Ruhrgebiet<br />
Aachen<br />
Bielefeld<br />
Wuppertal<br />
Saarbrücken<br />
VR insg.<br />
1989<br />
2000<br />
früh. BG<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (77 9 ) hat nach München, Rhein-<br />
Main und Hamburg den niedrigsten Fertigungsanteil<br />
unter den westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />
– Beim Anteil der Dienstleistungsfunktionen insgesamt<br />
stehen München, Rhein-Main, Hamburg und <strong>Hannover</strong><br />
(109 10 ) vor Köln-Bonn, Düsseldorf und Nürnberg an<br />
der Spitze. Diese Werte sind stark von der Branchenstruktur<br />
gekennzeichnet und reflektieren z.B. für <strong>Hannover</strong><br />
auch die insgesamt vergleichsweise geringe<br />
Bedeutung des Produzierenden Gewerbes 11 .<br />
– Hinsichtlich der Verwaltungs- und kaufmännischen<br />
Funktionen ergibt sich bereits ein etwas modifiziertes<br />
Bild (Abb. 2.2-2): Die stärkste Spezialisierung hat das<br />
Rhein-Main-Gebiet (124 12 ) neben München (121),<br />
nunmehr gefolgt von Hamburg (118). Die weiteren<br />
Verdichtungsräume Düsseldorf (114), Köln-Bonn (112)<br />
und <strong>Hannover</strong> (112) setzen sich hiervon schon beträchtlich<br />
ab.<br />
– Die Leitenden Verwaltungsfunktionen konzentrieren<br />
sich in ganz besonderer Weise in den großen Unternehmens-<br />
und Verwaltungszentren des Bundesgebietes.<br />
Hier stehen München (162 13 ) und Rhein-Main (151)<br />
weit an der Spitze (Abb. 2.2-3). Mit deutlichem Abstand<br />
folgen Köln-Bonn (135) und Hamburg (133)<br />
sowie Stuttgart (127) und Düsseldorf (120). <strong>Hannover</strong><br />
(106) liegt mit deutlichem Abstand auf Rang 7. In<br />
München, Rhein-Main und Stuttgart stehen die Leitenden<br />
Verwaltungsfunktionen vor allem im Produzierenden<br />
Gewerbe im Vordergrund, in Köln-Bonn, Ham-<br />
Abb. 2.2-2 Verwaltungs- und kaufmännische Dienste sowie andere spezialisierte Unternehmensdienste<br />
(Funktionalstruktur) in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Rhein-Main<br />
München<br />
Hamburg<br />
Düsseldorf<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
burg sowie Düsseldorf stärker im Dienstleistungssektor.<br />
In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind die Unternehmens- und<br />
Verwaltungszentralen im Produzierenden Gewerbe<br />
und im Dienstleistungssektor in etwa gleichermaßen<br />
vertreten.<br />
– Bei den anderen spezialisierten Unternehmensdiensten<br />
wird der Vorsprung der großen deutschen Metropolen<br />
München (219 14 ), Rhein-Main (157) und Hamburg<br />
(152) noch größer (Abb.2.2-2). Aber auch die<br />
folgenden großstädtischen <strong>Region</strong>en Köln-Bonn (137),<br />
Stuttgart (131) und Düsseldorf (129) liegen über dem<br />
Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
(127), die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (123) leicht darunter.<br />
Diese führenden <strong>Region</strong>en heben sich deutlich von<br />
den übrigen großstädtischen Wirtschaftsräumen wie<br />
z.B. Bremen (85), Ruhrgebiet (82) oder Bielefeld (76)<br />
ab.<br />
Im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels hat sich<br />
auch die Funktionalstruktur erheblich verschoben. Zu Anfang<br />
der 80er Jahre waren in den Verdichtungsräumen<br />
noch knapp 36% der Beschäftigten mit Fertigungstätigkeiten<br />
beschäftigt, 1989 waren es 32% und 1999 noch<br />
etwa 25%. Das Gewicht der Dienstleistungstätigkeiten<br />
ist entsprechend stark gestiegen.<br />
Insgesamt weist die Wirtschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
aber eine Funktionalstruktur auf, die der deutlich größerer<br />
Verdichtungsräume entspricht. <strong>Hannover</strong> ist ein<br />
Anteil an den Beschäftigten, früheres Bundesgebiet = 100<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Köln-Bonn<br />
Nürnberg<br />
Stuttgart<br />
Bremen<br />
Karlsruhe<br />
Ruhrgebiet<br />
Rhein-Neckar<br />
Bielefeld<br />
Wuppertal<br />
Saarbrücken<br />
Aachen<br />
bedeutsamer Verwaltungssitz und auch bedeutsamer<br />
Unternehmensstandort „der zweiten Kategorie“.<br />
2.3 Unternehmensgründungen<br />
Verwaltung und<br />
kaufmännische Dienste<br />
andere spezialisierte<br />
Unternehmensdienste<br />
VR insg.<br />
Für die regionale Wirtschaftsentwicklung sind Unternehmensgründungen<br />
besonders von Bedeutung, da sie<br />
Arbeitsplätze schaffen, den Unternehmensbestand<br />
erneuern und somit den regionalen Strukturwandel vorantreiben.<br />
4) z.B. Fertigungsberufe, Landwirte, Bergleute, Bauberufe<br />
5) z.B. Warenkaufleute, Dienstleistungskaufleute, Verkehrsberufe, Organisations-, Verwaltungs-<br />
und Büroberufe, Ordnungs- und Sicherheitsberufe, schriftwerkschaffende,<br />
-ordnende und künstlerische Berufe, Gesundheitsdienstberufe, Sozial- und<br />
Erziehungsberufe, geistes- und naturwissenschaftliche Berufe, allgemeine Dienstleistungsberufe,<br />
technische Berufe<br />
6) z.B. Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsberater, -bewahrer, Datenverarbeitungsfachleute<br />
7) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />
8) Spezialisierungsindex, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert<br />
(alte Bundesländer) = 100<br />
9) Anteil der Beschäftigten mit Fertigungsberufen an den Beschäftigten insgesamt,<br />
jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100<br />
10) Anteil der Beschäftigten mit Dienstleistungsberufen an insgesamt, jeweiliger<br />
Bundeswert (alte Bundesländer) = 100<br />
11) vgl. Abschnitt 1.4<br />
12) Anteil der Beschäftigten mit Verwaltungs- und kaufmännischen Berufen an insgesamt,<br />
jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100<br />
13) Anteil der Beschäftigten mit Leitenden Verwaltungsberufen an insgesamt, jeweiliger<br />
Bundeswert (alte Bundesländer) = 100<br />
14) Anteil der Beschäftigten an insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer)<br />
= 100
56<br />
DIE REGION HANNOVER ALS UNTERNEHMENSSTANDORT<br />
Abb. 2.2-3 Leitende Verwaltungsfunktionen des Produzierenden Gewerbes und der Dienstleistungen<br />
(Funktionalstruktur) in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
DATENLAGE<br />
München<br />
Rhein-Main<br />
Köln-Bonn<br />
Hamburg<br />
Die amtliche Statistik bietet mit der Gewerbeanzeigenstatistik<br />
ein unzureichendes Instrument für die Erfassung<br />
und Bewertung von Unternehmensgründungen und -<br />
schließungen. Scheingründungen, Ummeldungen oder<br />
der Wechsel der Betriebsform können aus der Gewerbeanzeigenstatistik<br />
nicht eindeutig herausgefiltert werden,<br />
um die echten Neugründungen zu ermitteln. Die folgende<br />
Auswertung basiert deshalb auf Daten des Zentrums<br />
für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), die über<br />
den Verband der Vereine Creditreform (VVC) erfasst<br />
werden. Zur Datenerhebung führt der VVC eine systematische<br />
Recherche aller öffentlichen Register und Meldungen,<br />
Tageszeitungen, Geschäftsberichte und veröffentlichten<br />
Bilanzen durch. Neben der Handelsregisterdurchsicht<br />
stellen die durch Anfragen hinsichtlich der<br />
Kreditwürdigkeit ausgelösten Recherchen die wichtigsten<br />
Quellen für die Erfassung neuer Unternehmen dar, so<br />
dass mit der folgenden Auswertung nur originäre Neugründungen<br />
betrachtet werden. Eine gewisse Untererfassung<br />
ist aufgrund der Offenlegungs- und Eintragungspflichten<br />
der Unternehmen bei Kleinstbetrieben und Freien<br />
Berufen zu vermuten. Die Rechercheaktivitäten der<br />
Vereine Creditreform sind auf regionaler Ebene teilweise<br />
unterschiedlich stark ausgeprägt, was zu Unter- bzw.<br />
Übererfassung von Gründungsaktivitäten führen kann.<br />
Bei den uns vorliegenden Daten trifft das für Hamburg<br />
im Zeitraum 1995-96, <strong>Hannover</strong> (1995-97) und Wup-<br />
Anteil an den Beschäftigten, früheres Bundesgebiet = 100<br />
Stuttgart<br />
Düsseldorf<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Rhein-Neckar<br />
Bremen<br />
Nürnberg<br />
Karlsruhe<br />
Ruhrgebiet<br />
Wuppertal<br />
Bielefeld<br />
Produzierender<br />
Bereich<br />
Dienstleistungssektor<br />
insgesamt<br />
Aachen<br />
Saarbrücken<br />
pertal (1996-98) zu. In diesen Zeiträumen kann es in<br />
den drei genannten Verdichtungsräumen zu leichten<br />
Überschätzungen der Gründungsintensität kommen, die<br />
aber keine Auswirkungen auf die Positionen der Verdichtungsräume<br />
im Vergleich haben. Die Daten können<br />
dennoch als zuverlässige Quelle zur Bewertung des<br />
Gründungsgeschehen angesehen werden.<br />
UNTERNEHMENSGRÜNDUNGEN IN DEN<br />
VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />
VR insg.<br />
In den Jahren 1995 bis 1999 wurden in Deutschland<br />
jährlich rund 255.000 Unternehmen neu gegründet.<br />
Davon entfielen rund 198.000 auf Westdeutschland.<br />
Um aussagekräftige regionale Vergleiche durchführen<br />
zu können, wird die absolute Anzahl der Gründungen<br />
üblicherweise auf Größen bezogen, die das Gründungspotenzial<br />
abbilden. Im Folgenden wird die Zahl<br />
der Gründungen je Erwerbsfähigem (alle Personen im<br />
Alter von 18 bis 65 Jahre) verwendet und als Gründungsintensität<br />
bezeichnet.<br />
Zwischen den Verdichtungsräumen ist die Gründungsdynamik<br />
unterschiedlich ausgeprägt (Abb. 2.3-1). Die<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nimmt im Vergleich mit den anderen<br />
westdeutschen Verdichtungsräumen bei den Gründungen<br />
1995 bis 1999 insgesamt Rang 2 ein. Die Gründungsintensität<br />
(140) liegt deutlich über dem Durchschnitt<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume (110).<br />
Spitzenreiter ist mit Abstand Hamburg (174). Auf Platz<br />
drei liegt München (131), gefolgt von Bremen (121)<br />
sowie den Verdichtungsräumen Düsseldorf und Rhein-<br />
Main, die jeweils Platz 5 (119) belegen. Erheblich<br />
schwächer stellt sich die Gründungsdynamik im Ruhrgebiet<br />
(83) und in Saarbrücken (76) dar.<br />
Bei der Betrachtung der Gründungsintensitäten nach<br />
Wirtschaftssektoren kristallisieren sich unter den Verdichtungsräumen<br />
teilweise deutlich Standorte heraus,<br />
die besonders für industrielle Gründungen oder für<br />
Dienstleistungsgründungen attraktiv sind. Im Produzierenden<br />
Gewerbe liegt die Gründungsintensität aller Verdichtungsräume<br />
genau im Durchschnitt Westdeutschlands<br />
(100). Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (103) nimmt bei den<br />
Gründungen im Produzierenden Gewerbe den 5. Rang<br />
zusammen mit Bremen und Wuppertal ein. Die Verdichtungsräume<br />
Hamburg (130), Bielefeld (115), Düsseldorf<br />
(109) führen bei den Gründungen im Produzierenden<br />
Gewerbe die Rangliste an. Das Gründungsgeschehen im<br />
Produzierenden Gewerbe ist besonders schwach in<br />
Nürnberg (87) und im Ruhrgebiet (81) ausgeprägt. Die<br />
beiden Verdichtungsräume nehmen die letzten Plätze im<br />
Vergleich ein.<br />
Bei den Unternehmensgründungen im Dienstleistungssektor<br />
ist die Position <strong>Hannover</strong>s (148) weit über dem<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 57<br />
Abb. 2.3-1 Gründungsintensität im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor<br />
1995 bis 1999 in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Hamburg<br />
<strong>Hannover</strong><br />
München<br />
Quelle: Gründungsdaten des ZEW, eigene Berechnungen<br />
Gründungen 1995-1999 je Erwerbsfähigem, früheres Bundesgebiet = 100<br />
Bremen<br />
Düsseldorf<br />
Rhein-Main<br />
Wuppertal<br />
Karlsruhe<br />
Köln-Bonn<br />
Rhein-Neckar<br />
Gründungsintensität: Gründungen 1995 bis 1999 bezogen auf die Erwerbsfähigen<br />
(Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 65 Jahren),<br />
jeweiliger Bundeswert (früheres Bundesgebiet = 100)<br />
Bielefeld<br />
Aachen<br />
Nürnberg<br />
Stuttgart<br />
Produzierendes<br />
Gewerbe<br />
Dienstleistungssektor<br />
insgesamt<br />
Ruhrgebiet<br />
Saarbrücken<br />
Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
(111). <strong>Hannover</strong> reiht sich damit auf den 2. Platz hinter<br />
dem Verdichtungsraum Hamburg (183) ein, der mit<br />
Abstand die höchste Gründungsintensität im Dienstleistungssektor<br />
aufweist. Überdurchschnittliche Gründungsintensitäten<br />
in diesem Wirtschaftsbereich weisen zudem<br />
München (136), Bremen (125), die Rhein-Main <strong>Region</strong><br />
(122) und Düsseldorf (121) auf. Saarbrücken (71) hat<br />
demgegenüber die mit Abstand schwächste Position<br />
unter den westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nimmt bei Existenzgründungen<br />
eine gute vordere Position ein. Insbesondere im Dienstleistungssektor<br />
ist das Gründungsgeschehen im Vergleich<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume überdurchschnittlich.<br />
Dies weist auf ansprechende wirtschaftliche<br />
Rahmenbedingungen und ein gutes Klima für Dienstleistungsgründungen<br />
hin.<br />
TECHNOLOGIEORIENTIERTE GRÜNDUNGEN<br />
VR insg.<br />
Technologieorientierten Gründungen kommt in der regionalwirtschaftlichen<br />
Diskussion eine hohe Bedeutung zu,<br />
da von ihnen besondere Impulse für die regionale Wirtschaftsstruktur<br />
erwartet werden. Zum einen sind sie<br />
besonders wachstumsintensiv, zum anderen geht von<br />
ihnen eine besondere Anstoßwirkung für den regionalen
58<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Landesinitiative BioRegioN –<br />
Biotechnologie in Niedersachsen<br />
Die Landesinitiative BioRegioN, unter dem Dach der<br />
NATI Technologieagentur Niedersachsen GmbH angesiedelt,<br />
vernetzt 400 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft,<br />
Verwaltung, Banken und anderen Institutionen,<br />
die sich für die Entwicklung der Biotechnologie in<br />
Niedersachsen engagieren.<br />
Als besonderen Standortvorteil kann die BioRegioN auf<br />
eine ausgeprägte und hochwertige Forschungs- und Hochschullandschaft<br />
zurückgreifen. Unternehmen, Forschungseinrichtungen<br />
und Behörden stehen im kontinuierlichen<br />
branchenspezifischen Informationsaustausch und bieten<br />
Hilfestellung bei der schnellen und effektiven Umsetzung<br />
von Ideen in Produkte und Dienstleistungen an.<br />
Die Geschäftsleitung der BioRegioN, bestehend aus 27<br />
Mitgliedern, setzt sich aus Experten aus Unternehmen,<br />
Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />
Verbänden, Gewerkschaften und Banken zusammen.<br />
Die Fachgruppen der BioRegioN bieten den Netzwerkpartnern<br />
eine fachliche Beratung und Unterstützung<br />
in folgenden Kompetenzfeldern an:<br />
• Biomedizin/Genomforschung<br />
• Bioverfahrenstechnik<br />
• Meeresbiotechnologie<br />
• Pflanzenbiotechnologie<br />
• Umweltbiotechnologie<br />
Der im Jahr 2000 gegründete Förderverein BioRegio-<br />
Niedersachsen e.V. unterstützt die BioRegioN ideell und<br />
finanziell bei der Durchführung von Veranstaltungen und<br />
Workshops. Er versteht sich als Sprachrohr und Ideenund<br />
Ratgeber gegenüber der Politik und gesellschaftlichen<br />
Meinungsbildnern.<br />
Seit 1995 wurden in der BioRegioN 60 Unternehmen<br />
gegründet, über 50 zukunftsweisende Projekte initiiert<br />
und rund 700 neue Arbeitsplätze geschaffen. Insgesamt<br />
sind in Niedersachsen 170 Unternehmen im Bereich der<br />
Biotechnologie tätig.<br />
Begleitet durch die BioRegioN ging das Konzept Funktionelle<br />
Genomanalyse – Plattform für Diagnostik und<br />
Therapie als einer der drei Sieger aus dem Bundeswettbewerb<br />
BioProfil des bmb+f hervor und erhält in den<br />
kommenden fünf Jahren ca. 15 Mio. Euro Förderung.<br />
Die Leistungen der BioRegioN im Überblick:<br />
• Vermittlung kompetenter Beratung von Existenzgründern<br />
und Unternehmen<br />
• Einbeziehen von Partnern für die Erstellung eines<br />
überzeugenden Businessplans<br />
• Unterstützung bei der Auswahl und Kombination von<br />
Förderprogrammen und Finanzierungsangeboten<br />
• Organisation von nationalen und internationalen<br />
Messebeteiligungen<br />
• Organisation und Durchführung von Veranstaltungen,<br />
Workshops, Symposien zu biotechnologischen Themen<br />
• Zusammenführung von geeigneten Partnern für<br />
Patent- und Lizenzberatung<br />
• Technologietransfer zwischen Wissenschaft und<br />
Wirtschaft<br />
• Unterstützung bei Kooperationsanbahnungen<br />
• Unterstützung bei der Standortsuche<br />
Nieders. Gemeinschaftstand auf der BioTechnica 2001<br />
ADRESSE:<br />
Geschäftsstelle BioRegioN<br />
Vahrenwalder Str. 7<br />
D-30165 <strong>Hannover</strong><br />
Tel: #49 (0) 511/93 57 - 9 40<br />
Fax: #49 (0) 511/93 57 - 9 63<br />
E-Mail: bioregion@nati.de<br />
<strong>Region</strong>albüro Wilhelmshaven<br />
Virchowstr. 21<br />
D-26382 Wilhelmshaven<br />
Tel: #49 (0) 44 21/99 79 - 09<br />
Fax: #49 (0) 44 21/99 79 - 19<br />
E-Mail: bioregio@ewetel.net<br />
Internet: www.bioregion.de<br />
Quelle: Gründungsdaten des ZEW, eigene Berechnungen<br />
Strukturwandel aus. Im Zeitraum 1995 bis 1999 wurden<br />
in Deutschland jährlich rund 20.200 Unternehmen<br />
gegründet, die als technologieintensiv eingestuft werden<br />
können. Damit sind rund 8% aller Gründungen diesem<br />
Bereich zuzuordnen.<br />
Der Verdichtungsraum München (202) nimmt bei den<br />
technologieintensiven Gründungen die eindeutige<br />
Spitzenposition ein (Abb. 2.3-2). Deutlich über den<br />
Gründungsintensitäten der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
(115) liegen Hamburg (160), Rhein-Main (139)<br />
sowie Karlsruhe (134), die sich mit Abstand an München<br />
anschließen. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (126) weist<br />
ebenso überdurchschnittliche Intensitäten bei Technologiegründungen<br />
auf und hält mit Rang 5 einen Platz<br />
im vorderen Mittelfeld. Die Verdichtungsräume Wuppertal<br />
(88), Bielefeld (79), Saarbrücken und Ruhrgebiet<br />
(71) bilden die Schlusslichter, deren Gründungsintensitäten<br />
bei technologieintensiven Wirtschaftsbereichen<br />
deutlich unter dem Durchschnitt der westdeutschen<br />
Verdichtungsräume und Westdeutschland insgesamt<br />
liegen.<br />
Die differenzierte Betrachtung von technologieorientierten<br />
Gründungen, aufgesplittet nach Verarbeitendem<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 59<br />
Abb. 2.3-2 Gründungsintensität von technologieorientierten Unternehmen 1995 bis 1999<br />
in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
München<br />
Hamburg<br />
Rhein-Main<br />
Gründungen 1995-1999 je Erwerbsfähigem, früheres Bundesgebiet = 100<br />
Karlsruhe<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Stuttgart<br />
Bremen<br />
Technologieorientierte Unternehmen im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungssektor: Abgrenzung siehe Text.<br />
Gründungsintensität: Gründungen 1995 bis 1999 bezogen auf die Erwerbsfähigen (Bevölkerung im Alter von 18<br />
bis unter 65 Jahren), jeweiliger Bundeswert (früheres Bundesgebiet = 100)<br />
Düsseldorf<br />
Aachen<br />
Nürnberg<br />
Rhein-Neckar<br />
Köln-Bonn<br />
Wuppertal<br />
Bielefeld<br />
Verarbeitendes<br />
Gewerbe<br />
Dienstleistungssektor<br />
insgesamt<br />
Saarbrücken<br />
Ruhrgebiet<br />
VR insg.<br />
Gewerbe und Dienstleistungen, zeigt für <strong>Hannover</strong> eine<br />
deutliche Stärke bei den technologieorientierten Dienstleistungsgründungen.<br />
Im industriellen Bereich der Technologiegründungen<br />
liegt der Wirtschaftsraum leicht<br />
unter dem Durchschnitt der Verdichtungsräume. Führend<br />
bei technologieorientierten Gründungen im Verarbeitenden<br />
Gewerbe sind Karlsruhe (147), München (136) und<br />
Bielefeld (133). Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (99) nimmt Rang<br />
9 vor den Verdichtungsräumen Hamburg (94) und Rhein-<br />
Neckar (89) ein. <strong>Hannover</strong> (131) besetzt die vierte Position<br />
bei den technologieorientierten Dienstleistungsgründungen<br />
nach München (214), Hamburg (173) und<br />
Rhein-Main (145). Bielefeld (68) hat in diesem Bereich<br />
die letzte Position, die Montanregionen Ruhr (69) und<br />
Saar (74) stehen an zweit- bzw. drittletzter Stelle.<br />
Die Daten zu technologieorientierten Gründungen signalisieren<br />
für den Wirtschaftsraum <strong>Hannover</strong> ein gutes<br />
Gründungsklima. Vor allem die Standortbedingungen für<br />
technologieorientierte Gründungen im Dienstleistungssektor<br />
scheinen attraktiv zu sein. Auf die Struktur von Existenzgründungen<br />
und das Gründungsumfeld in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> wird vertiefend in Kapitel 14 eingegangen.
60<br />
3.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
als Industriestandort:<br />
Strukturen und<br />
Entwicklungstrends<br />
Das Produzierende Gewerbe und insbesondere das Verarbeitende<br />
Gewerbe haben zwar im Zuge des gesamtwirtschaftlichen<br />
Strukturwandels seit Anfang der 70er<br />
Jahre sowohl hinsichtlich Wertschöpfung als auch<br />
Beschäftigung erheblich an Gewicht verloren, im regionalwirtschaftlichen<br />
Kontext bestimmt aber offensichtlich nach<br />
wie vor der auf überregionale Märkte ausgerichtete industrielle<br />
Sektor in entscheidendem Maße auch die Entwicklung<br />
der meisten übrigen Wirtschaftszweige. Zum einen<br />
beeinflusst das Einkommenspotenzial der vom Verarbeitenden<br />
Gewerbe abhängigen privaten Haushalte über<br />
regionale Multiplikatorwirkungen die Entwicklung der<br />
lokalen Dienstleistungssektoren. Zum anderen sind die<br />
Industrien in vielfältiger Weise mit der regionalen Wirtschaft<br />
verflochten. Nicht zuletzt wird auch der Finanzspielraum<br />
der öffentlichen Haushalte auf kommunaler<br />
Ebene entscheidend durch die von der Ertragslage abhängigen<br />
Gewerbesteuerzahlungen der Unternehmen vor Ort<br />
geprägt.<br />
3.1 Branchenstruktur des Produzierenden<br />
Gewerbes<br />
Die regionalen Strukturprobleme und damit auch die Entwicklungsperspektiven<br />
werden in besonderem Maße<br />
von der Wirtschaftsstruktur geprägt. Konzentrieren sich<br />
in einer <strong>Region</strong> bundesweit schrumpfende Branchen, so<br />
ist auch nur ein schwächeres Wachstum zu erwarten,<br />
dominieren bundesweit wachsende Zweige, so ist auch<br />
ein höheres Wachstum wahrscheinlich. Allerdings ist<br />
dieser Zusammenhang zwischen Branchenstruktur und<br />
<strong>Region</strong>alentwicklung nicht ganz so eng wie früher angenommen.<br />
Weitere Strukturmerkmale wie Betriebsgrößen,<br />
Funktionalstrukturen, Innovationen sowie Forschungsund<br />
Entwicklungsanstrengungen, die Qualität der eingesetzten<br />
Arbeit, die Marktorientierung und die Ausrichtung<br />
auf internationale Märkte und weitere Unternehmensfaktoren<br />
und letztlich auch das wirtschaftliche<br />
Umfeld und die Standortbedingungen bestimmen die<br />
Wettbewerbsfähigkeit und damit die Entwicklungsperspektiven<br />
von Branchen.<br />
Ein erstes Kriterium zur Bewertung der Entwicklung und<br />
der Perspektiven des Produzierenden Gewerbes ist die<br />
auf dem Markt angebotene Güterpalette. Dies wird in<br />
erster Linie in der Branchenzusammensetzung deutlich.<br />
Dabei ist zum Einen die absolute Größe, d.h. die<br />
Beschäftigtenzahl einer Branche zu berücksichtigen, die<br />
das regionalwirtschaftliche Gewicht und ihren Beitrag<br />
zum Arbeitsplatzangebot insgesamt ausdrückt. Zum<br />
Anderen interessiert aber auch die „Spezialisierung“ der<br />
regionalen Wirtschaft auf bestimmte Branchen unabhängig<br />
von ihrer Größenordnung. So kann z.B. eine <strong>Region</strong><br />
in besonderer Weise auf eine bundesweit kleine Branche<br />
(wie etwa die Glasindustrie) spezialisiert sein 1 .<br />
Im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> ist das Produzierende<br />
Gewerbe mit insgesamt 129.000 Beschäftigten 2 – wie<br />
oben bereits festgestellt – deutlich unterrepräsentiert.<br />
Innerhalb des Produzierenden Gewerbes sind die größten<br />
Branchen (Übersicht 3.3-1)<br />
– der Straßenfahrzeugbau 3 (26.600 Beschäftigte),<br />
– das Baugewerbe (25.400),<br />
– die Elektrotechnik (14.200),<br />
– das Ernährungsgewerbe (8.800),<br />
– der Maschinenbau (6.900),<br />
– die Gummiverarbeitung (6.800),<br />
– die Energiewirtschaft (5.300)<br />
– die Kunststoffverarbeitung (4.700) sowie<br />
– die Chemische Industrie (4.600).<br />
Das Spezialisierungsmuster des Produzierenden Gewerbes<br />
weicht in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> damit deutlich vom<br />
Durchschnitt der Verdichtungsräume ab (Abb. 3.1-1).<br />
– Stark überdurchschnittlich vertreten ist die bundesweit<br />
bedeutende Branche des Straßenfahrzeugbaus mit<br />
etwa 6% (152 4 ) aller Arbeitsplätze der <strong>Region</strong>. In<br />
erster Linie wird der Straßenfahrzeugbau durch das<br />
Nutzfahrzeugwerk der Volkswagen AG geprägt. Die<br />
tatsächliche direkte und indirekte Abhängigkeit der<br />
wirtschaftlichen Entwicklung in der <strong>Region</strong> von der<br />
Nachfrage nach Straßenfahrzeugen ist aber noch<br />
höher als die o.g. Zahlen es ausdrücken, weil viele<br />
Unternehmen anderer Branchen Zulieferer für den<br />
nationalen und internationalen Fahrzeugbau sind, so<br />
z.B. die Gummiindustrie (Reifen), die Kunststoffverarbeitung<br />
(Kunststoffteile, Folien), die Elektrotechnik<br />
(Starterbatterien, u.a.), der Maschinenbau (Bremsen,<br />
Motorenteile), die Chemische Industrie (Katalysatoren)<br />
u.a. 5 .<br />
– Ebenfalls weit überdurchschnittlich ist die Spezialisierung<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf die bundesweit vergleichsweise<br />
kleine Branche der Gummiverarbeitung<br />
(439), die am Standort <strong>Hannover</strong> eine lange Tradition<br />
aufweist. Dominiert wird die Branche von dem zweitgrößten<br />
hannoverschen Unternehmen, der Continental<br />
AG.<br />
– Sehr viel stärker als im Durchschnitt der Verdichtungsräume<br />
ist der Bergbau (559) mit Erdgasförderung und<br />
Kalibergbau vertreten. Die Energiewirtschaft (108) mit<br />
dem Sitz mehrerer bedeutender Energieunternehmen<br />
sowie mehrerer kleinerer Energieversorger ist ebenfalls<br />
leicht überrepräsentiert.<br />
Kraftwerk Stöcken<br />
Alle übrigen Industriezweige sind gegenüber dem<br />
Durchschnitt der Verdichtungsräume mehr oder weniger<br />
unterrepräsentiert. Dazu zählen auch bundesweit bedeutende<br />
Branchen wie der Luftfahrzeugbau (82) die Elektrotechnik<br />
(78), das Ernährungsgewerbe (91), die Chemische<br />
Industrie (39) und der am Standort traditionsreiche<br />
Maschinenbau (47).<br />
Das Spezialisierungsmuster der übrigen westdeutschen<br />
Verdichtungsräume hinsichtlich des Produzierenden Gewerbes<br />
ist äußerst unterschiedlich. Es sind jeweils ganz<br />
verschiedene Industriezweige und -komplexe, die die<br />
Wirtschaftsstruktur prägen (Abb. 3.1-2):<br />
– In Hamburg ist die Industriestruktur stark von dem<br />
Luftfahrzeugbau sowie hafenaffinen Industrien geprägt<br />
wie dem Schiffbau, der Mineralölverarbeitung<br />
und der Nicht-Eisen-Metallerzeugung (Kupfer, Aluminium).<br />
– Im Verdichtungsraum Bremen stehen neben Schiffbau,<br />
der Eisen- und Stahlerzeugung und dem Ernährungsgewerbe<br />
(u.a. Verarbeitung von Kaffee und Tee) ebenfalls<br />
der Luft- und Raumfahrzeugbau sowie auch der<br />
Straßenfahrzeugbau im Vordergrund.<br />
– Der ostwestfälische Verdichtungsraum Bielefeld hat<br />
eine breite Spezialisierung, die von der Holzindustrie<br />
(Möbel), der Textil- und Bekleidungsindustrie und des<br />
Ernährungsgewerbes bis hin zur Metallverarbeitung,<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 61<br />
der Kunststoffverarbeitung, dem Maschinenbau und<br />
der Elektrotechnik reicht.<br />
– Im Ruhrgebiet stehen neben der Energiewirtschaft und<br />
dem Bergbau nach wie vor die Eisen- und Stahlerzeugung<br />
sowie die Nicht-Eisen-Metallerzeugung und -verarbeitung<br />
im Vordergrund. Ein überdurchschnittliches<br />
Gewicht haben auch die Stahlverformung und der<br />
Stahlbau. Maschinen- und Fahrzeugbau sind nach wie<br />
vor unterrepräsentiert.<br />
– Der Wirtschaftsraum Düsseldorf ist in erster Linie von<br />
der Chemischen Industrie sowie auch der Metallerzeugung<br />
und -verarbeitung geprägt. Eine überdurchschnittliches<br />
Gewicht haben darüber hinaus die Herstellung<br />
von EBM-Waren sowie auch die Textilindustrie.<br />
1) Die Spezialisierung einer <strong>Region</strong> auf eine Branche wird mit einem Spezialisierungs-koeffizienten<br />
gemessen, der den Anteil der Branche an der Gesamtbeschäftigung<br />
der <strong>Region</strong> auf den entsprechenden Anteil im Bundesgebiet (alte Bundesländer)<br />
bezieht (in v.H.). Bei einem Wert von 100 hat die <strong>Region</strong> genau denselben<br />
Beschäftigtenanteil wie der Referenzraum. Werte über 100 drücken entsprechende<br />
Spezialisierung aus, Werte unter 100 signalisieren, dass die entsprechende<br />
Branche in der Wirtschaftsstruktur der <strong>Region</strong> nicht das gleiche Gewicht hat wie<br />
im Bundesgebiet.<br />
2) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />
3) Herstellung von Kraftwagen und –teilen, Krafträdern, Fahrrädern, Reparatur und<br />
Lackierung von Kraftwagen, Krafträdern, Fahrrädern<br />
4) Spezialisierung: Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundesdurchschnitt<br />
(Westdeutschland) = 100; ein Wert über 100 signalisiert einen überdurchschnittlichen<br />
Anteil und damit Spezialisierung auf die Branche, unabhängig<br />
davon, ob es sich bundesweit um eine große oder kleine Branche handelt; sozialversicherungs-pflichtig<br />
Beschäftigte, 30.6.2000<br />
5) vgl. Beckmann, Karin und Arno Brandt, 1993
62<br />
DIE REGION HANNOVER ALS INDUSTRIESTANDORT<br />
Abb. 3.1-1 Branchenstruktur des Produzierenden Gewerbes im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
und in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />
6,0<br />
5,5<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
Baugewerbe<br />
Elektrotechnik<br />
Straßenfahrzeugbau<br />
Maschinenbau<br />
Chemie<br />
Anteil der Beschäftigten im Wirtschaftszweig an den Beschäftigten insgesamt in %<br />
Ernährungsgewerbe<br />
Herst. v. EBM-Waren<br />
Stahlverformung<br />
Energie-, Wasserversorgung<br />
Holzindustrie<br />
Kunststoffverarbeitung<br />
Druckereien<br />
Land-, Forstwirtschaft<br />
Textil-, Bekleidungsindustrie<br />
Stahlbau<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
– In Wuppertal ist die Spezialisierung auf die Bereiche<br />
Eisen, Nicht-Eisen und Stahl noch ausgeprägter als im<br />
Ruhrgebiet, darüber hinaus spielt die Textilherstellung<br />
eine vergleichsweise große Rolle.<br />
– Der Verdichtungsraum Köln-Bonn ist auf die Chemische<br />
Industrie und Mineralölverarbeitung sowie die<br />
Kunststoffverarbeitung und die Papiererzeugung spezialisiert.<br />
Der Straßenfahrzeugbau hat allenfalls ein<br />
durchschnittliches Gewicht.<br />
– Im Verdichtungsraum Rhein-Main steht vor allem die<br />
Chemische Industrie sowie die Gummiverarbeitung<br />
stark im Vordergrund. Wichtig ist darüber hinaus der<br />
Luftfahrzeugbau, die Herstellung von ADV-Geräten<br />
sowie die Druckindustrie. Der Straßenfahrzeugbau<br />
und der Maschinenbau sowie die Elektroindustrie sind<br />
insgesamt in der Wirtschaftsstruktur leicht unterdurchschnittlich<br />
vertreten.<br />
Feinmechanik, Optik<br />
Eisen- u. Stahlindustrie<br />
Bergbau<br />
Steine u. Erden<br />
Luftfahrzeugbau<br />
Papierverarbeitung<br />
Gummiverarbeitung<br />
Gießereien<br />
Herst. v. ADV-Geräten<br />
NE-Metallindustrie<br />
VR <strong>Hannover</strong><br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
Papiererzeugung<br />
Glasindustrie<br />
Mineralölverarbeitung<br />
Feinkeramik<br />
Herst. v. Musikinstr. u.a.<br />
Schiffbau<br />
– Der Verdichtungsraum Stuttgart ist herausragend auf<br />
Elektrotechnik, Herstellung von ADV-Geräten, Maschinenbau<br />
und Straßenfahrzeugbau spezialisiert. Überdurchschnittliches<br />
Gewicht haben darüber hinaus die<br />
Feinmechanik, Optik, die Herstellung EBM-Waren<br />
sowie die Papierverarbeitung und Druckindustrie. Nur<br />
gering vertreten sind beispielsweise Chemie, Steine,<br />
Erden und verwandte Bereiche sowie die Holzindustrie<br />
und das Ernährungsgewerbe.<br />
– Der Verdichtungsraum Nürnberg ist in besonderer Weise<br />
auf die Elektrotechnik, die Herstellung von Musikinstrumenten,<br />
Spielwaren u.ä., die Nicht-Eisen-Metallerzeugung<br />
und -verarbeitung und die Gießereiindustrie spezialisiert.<br />
Leicht überdurchschnittlich vertreten sind darüber<br />
hinaus der Maschinenbau und die Druckindustrie.<br />
– Die <strong>Region</strong> München besitzt ein besonders ausgeprägtes<br />
Spezialisierungsprofil. Es stehen die Herstel-<br />
Abb. 3.1-2 Branchenspezialisierung des Produzierenden Gewerbes<br />
in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1999<br />
Industrie<br />
Energie und Wasser<br />
Kohlenbergbau<br />
Übriger Bergbau<br />
Chemie<br />
Mineralölverarbeitung<br />
Kunststoff<br />
Gummi<br />
Steine und Erden<br />
Feinkeramik<br />
Glas<br />
Eisen u. Stahl<br />
Nicht-Eisen-Metallerzeugung<br />
Gießerei<br />
Stahlverformung<br />
Stahlbau<br />
Maschinenbau<br />
ADV, Büromaschinen<br />
Straßenfahrzeugbau<br />
Schiffbau<br />
Luftfahrzeugbau<br />
Elektrotechnik<br />
Feinmechanik, Optik<br />
Eisen-, Blech- und Metall-Waren<br />
Musik, Spiel, Sport, Schmuck<br />
Holzbe- und -verarbeitung<br />
Papiererzeugung und -verarbeitung<br />
Druckerei<br />
Leder<br />
Textil<br />
Bekleidung<br />
Nahrungs- u. Genussmittelgewerbe<br />
Baugewerbe<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 63<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Hamburg<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1999<br />
Bremen<br />
Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Wert in den Verdichtungsräumen = 100<br />
bis unter 50 50 b.u. 75 75 b.u.95 95 b.u.105 105 b.u.150 150 b.u. 250 über 250<br />
Bielefeld<br />
Ruhrgebiet<br />
Düsseldorf<br />
Wuppertal<br />
Köln-Bonn<br />
Aachen<br />
Rhein-Main<br />
Rhein-Neckar<br />
Karlsruhe<br />
Stuttgart<br />
Nürnberg<br />
München<br />
Saarbrücken
64<br />
DIE REGION HANNOVER ALS INDUSTRIESTANDORT<br />
Abb. 3.2-1 Dienstleistungsintensität und Fertigungsintensität des Produzierenden Gewerbes<br />
in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
München<br />
Nürnberg<br />
lung von ADV-Geräten und die Elektrotechnik auf der<br />
einen sowie der Luft- und Raumfahrzeugbau auf der<br />
anderen Seite stark im Vordergrund. Der Straßenfahrzeugbau<br />
sowie die Energiewirtschaft und die Druckindustrie<br />
sind insgesamt nur leicht überrepräsentiert.<br />
Alle anderen Industriezweige sind mehr oder weniger<br />
stark unterdurchschnittlich vertreten.<br />
3.2 Weitere strukturelle Merkmale des<br />
Produzierenden Gewerbes<br />
BETRIEBSGRÖSSENSTRUKTUREN<br />
Anteil an den Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe, früheres Bundesgebiet = 100<br />
Rhein-Main<br />
Stuttgart<br />
Rhein-Neckar<br />
Hamburg<br />
Düsseldorf<br />
Köln-Bonn<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
Eine Grundlage zur Bewertung des Verarbeitenden<br />
Gewerbes in einer <strong>Region</strong> sind neben der Branchenzugehörigkeit<br />
der Betriebe auch ihre sonstigen Betriebs- und<br />
Unternehmensstrukturen. Besonders wichtig sind die<br />
Betriebsgrößenstrukturen, weil mittelgroße (und häufig mittelständische)<br />
sowie auch kleine Betriebe im Allgemeinen<br />
als wachstumsgünstiger gelten als großbetriebliche Produktionen,<br />
die in den meisten Branchen seit langem in<br />
erheblichem Maße an Beschäftigung verlieren. Auf der<br />
anderen Seite gewähren die Großbetriebe ihren Mitarbeitern<br />
in der Regel besondere außertarifliche Leistungen.<br />
Das Verarbeitende Gewerbe im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
ist in besonderer Weise von großbetrieblichen<br />
Strukturen geprägt. Insgesamt 29 größere Betriebe mit<br />
500 und mehr Beschäftigten haben zusammen etwas<br />
Karlsruhe<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Bremen<br />
Wuppertal<br />
Ruhrgebiet<br />
Bielefeld<br />
mehr als 41.000 Beschäftigte 6 . Dies macht mehr als<br />
54% (134 7 ) der Beschäftigten aus, im Bundesdurchschnitt<br />
sind es etwa 41% der Beschäftigten. Dafür sind die mittelständischen<br />
Betriebe deutlich unterrepräsentiert. Die<br />
184 Betriebe in der Größenordnung zwischen 50 und<br />
500 Beschäftigten haben etwas mehr als 25.000 oder<br />
33% der Beschäftigten (74). Im Bundesdurchschnitt entfallen<br />
auf diese Größenklasse 45% der Beschäftigten.<br />
Die insgesamt 647 Kleinbetriebe in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
(bis unter 50 Beschäftigte) sind ebenfalls unterrepräsentiert.<br />
Sie stellen zusammen knapp 13% der Beschäftigten<br />
im Verarbeitenden Gewerbe (86), im Bundesdurchschnitt<br />
sind es etwa 15%. Insgesamt wird damit die<br />
besondere Abhängigkeit der Wirtschaftsregion <strong>Hannover</strong><br />
von großbetrieblichen Strukturen deutlich.<br />
FUNKTIONALSTRUKTUREN<br />
Dienstleistungstätigkeiten<br />
Fertigungstätigkeiten<br />
Aachen<br />
Saarbrücken<br />
VR insg.<br />
In besonderer Weise wird auch das Produzierende<br />
Gewerbe durch die sog. Funktionalstrukturen charakterisiert<br />
8 . Wichtige Indikatoren sind<br />
– der Anteil der Fertigungsarbeitsplätze, d.h. die Fertigungsintensität<br />
bzw.<br />
– der Anteil der Dienstleistungsarbeitsplätze, d.h. die<br />
Dienstleistungsintensität.<br />
Es ist zu erwarten, dass sich insbesondere auf Grund<br />
der Standortkosten die Dienstleistungsfunktionen in<br />
Abb. 3.2-2 Beschäftigte mit mittleren Qualifikationen im Produzierenden Gewerbe<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume 1989 und 1998<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Bremen<br />
Hamburg<br />
Ruhrgebiet<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Saarbrücken<br />
Bielefeld<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
besonderer Weise in den großstädtischen <strong>Region</strong>en konzentrieren.<br />
Fertigungstätigkeiten stehen in diesen Räumen<br />
unter einem besonderen Kostendruck, sowohl was<br />
Bodenpreise als auch Arbeitskosten betrifft.<br />
Die Fertigungsintensität des Produzierenden Gewerbes<br />
in den westdeutschen Verdichtungsräumen (94 9 ) liegt<br />
deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, die Dienstleistungsintensität<br />
(109 10 ) entsprechend darüber, weil sich<br />
vor allem Dienstleistungsfunktionen wie Management<br />
und Verwaltung in den großstädtischen Zentren konzentrieren.<br />
Zwischen den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
ergeben sich allerdings vergleichsweise große<br />
Unterschiede (Abb.3.2-1).<br />
– Die Fertigungsintensität des Produzierenden Gewerbes<br />
ist ausgesprochen hoch in den <strong>Region</strong>en Saarbrücken,<br />
Aachen, Bielefeld und Ruhrgebiet. Der Anteil<br />
der Fertigungsarbeitsplätze ist auch in <strong>Hannover</strong> (97)<br />
höher als im Durchschnitt der Verdichtungsräume (94).<br />
Ausgesprochen niedrig ist der Anteil der Fertigungsarbeitsplätze<br />
im Rhein-Main-Gebiet, in Nürnberg und in<br />
München.<br />
– Die Dienstleistungsintensität ist das Spiegelbild der<br />
Fertigungsaktivitäten. Sie erreicht in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
(104) nicht den Durchschnitt der Verdichtungs-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 65<br />
Anteil an den Beschäftigten insgesamt in %<br />
Rhein-Neckar<br />
Karlsruhe<br />
Rhein-Main<br />
Düsseldorf<br />
Köln-Bonn<br />
Nürnberg<br />
Aachen<br />
München<br />
Wuppertal<br />
Stuttgart<br />
räume (109). Hier macht sich bemerkbar, dass einige<br />
der großen Industriebetriebe in <strong>Hannover</strong> als Zweigwerke<br />
bzw. als in Konzernstrukturen eingebundene<br />
Unternehmen stärker von außen gesteuert werden.<br />
QUALIFIKATIONSSTRUKTUREN<br />
VR insg.<br />
1989<br />
1998<br />
BG West<br />
Im Produzierenden Gewerbe der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> werden<br />
insgesamt ausgesprochen wenig unqualifizierte<br />
Kräfte eingesetzt. Der Anteil der Beschäftigten ohne<br />
abgeschlossene Berufsausbildung ist mit 22% 11 (87 12 )<br />
deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt und auch<br />
als im Durchschnitt der Verdichtungsräume (97). Nur in<br />
Hamburg (77), Bremen (79), München (80) und im<br />
Rhein-Main-Gebiet (86) werden noch weniger nicht formal<br />
qualifizierte Beschäftigte eingesetzt. In den Regio-<br />
6) Verarbeitendes Gewerbe sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden,<br />
einschließlich industrieller Kleinbetriebe, Ende September 2000<br />
7) Anteil an den Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt, jeweiliger<br />
Bundeswert (Deutschland) = 100<br />
8) vgl. Abschnitt 2.2<br />
9) Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =<br />
100, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />
10) Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =<br />
100, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />
11) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1998<br />
12) Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =<br />
100
66<br />
DIE REGION HANNOVER ALS INDUSTRIESTANDORT<br />
nen Stuttgart (107) und vor allem in Aachen (125) und<br />
Wuppertal (139) ist dieser Anteil ausgesprochen hoch.<br />
Entsprechend sind die mittleren Qualifikationen im Produzierenden<br />
Gewerbe überdurchschnittlich vertreten.<br />
Während im Bundesdurchschnitt etwa 68% der Beschäftigten<br />
eine abgeschlossene Berufsausbildung (ohne<br />
Fachhochschul- und Hochschulabschluss) aufweisen,<br />
sind es in den westdeutschen Verdichtungsräumen mit<br />
67% (98) etwas weniger (Abb. 3.2-2). Im Produzierenden<br />
Gewerbe der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (104) werden in<br />
ganz besonderem Maße Arbeitskräfte mit mittleren Qualifikationen<br />
beschäftigt. Dieser Anteil wird unter den westdeutschen<br />
Verdichtungsräumen nur noch von Hamburg<br />
Übersicht<br />
3.3-1<br />
WS 1973<br />
Beschäftigtenentwicklung der wichtigsten Zweige des Produzierenden Gewerbes<br />
im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> 1992 bis 1995 und 1995 bis 2000<br />
Vergleichszahlen für die Verdichtungsräume insgesamt (VR-I)<br />
absolut*<br />
Produzierender Bereich<br />
128.800<br />
Baugewerbe<br />
25.400<br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
darunter:<br />
93.900<br />
Straßenfahrzeugbau<br />
26.600<br />
Elektrotechnik<br />
14.200<br />
Nahrungs- u. Genussmittelgewer. 8.800<br />
Maschinenbau<br />
6.900<br />
Gummi<br />
6.800<br />
Energie und Wasser<br />
5.300<br />
Kunststoff<br />
4.700<br />
Chemie<br />
4.600<br />
Holzindustrie<br />
2.700<br />
Feinmechanik, Optik<br />
2.600<br />
EBM-Waren<br />
2.600<br />
Druckerei<br />
2.400<br />
Stahlbau<br />
2.100<br />
Übriger Bergbau<br />
1.700<br />
Stahlverformung<br />
1.700<br />
Steine und Erden<br />
1.600<br />
Luftfahrzeugbau<br />
1.300<br />
ADV, Büromaschinen<br />
1.100<br />
Leder-, Textil-, Bekleidungsgewerbe 1.000<br />
Papiererzeugung u. -verarbeitung<br />
nachrichtlich:<br />
900<br />
alle Wirtschaftszweige<br />
449.200<br />
2000<br />
in %<br />
28,7<br />
5,7<br />
20,9<br />
5,9<br />
3,2<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,5<br />
1,2<br />
1,0<br />
1,0<br />
0,6<br />
0,6<br />
0,6<br />
0,5<br />
0,5<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,4<br />
0,3<br />
0,2<br />
0,2<br />
0,2<br />
100,0<br />
Ant.,<br />
VR-I=<br />
100**<br />
81<br />
101<br />
77<br />
152<br />
78<br />
91<br />
47<br />
439<br />
108<br />
99<br />
39<br />
55<br />
92<br />
39<br />
60<br />
71<br />
559<br />
32<br />
80<br />
82<br />
92<br />
35<br />
35<br />
100<br />
absolut*<br />
4.200<br />
3.100<br />
2.900<br />
800<br />
2.900<br />
1.100<br />
-1.300<br />
0<br />
-100<br />
100<br />
-1.500<br />
300<br />
200<br />
-400<br />
300<br />
500<br />
-1.100<br />
200<br />
400<br />
100<br />
-300<br />
-200<br />
200<br />
40.000<br />
in %<br />
(JD)<br />
0,9<br />
4,0<br />
0,8<br />
0,9<br />
6,2<br />
2,8<br />
-3,9<br />
-0,1<br />
-0,4<br />
1,0<br />
-7,1<br />
3,4<br />
1,7<br />
-4,9<br />
3,1<br />
7,3<br />
-12,5<br />
2,9<br />
5,7<br />
5,2<br />
-4,4<br />
-2,8<br />
5,6<br />
3,1<br />
(106) und Bremen (107) übertroffen. In allen anderen<br />
großstädtischen <strong>Region</strong>en liegt der Anteil wesentlich niedriger,<br />
vor allem auch in Nürnberg, München und Stuttgart.<br />
Demgegenüber liegt der Einsatz von Fachhochschul- und<br />
Hochschulabsolventen im Produzierenden Gewerbe der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (114) deutlich unter dem Durchschnitt<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume (131). Im Einsatz<br />
von hochqualifiziertem Personal des Produzierenden<br />
Gewerbes ergibt sich ein beträchtliches Süd-Nord-Gefälle<br />
innerhalb des Bundesgebietes. An der Spitze stehen<br />
hier München (265), Stuttgart (170) und Nürnberg<br />
(168) sowie Rhein-Main (165). <strong>Hannover</strong> wird noch<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
Abw. v.<br />
VR-I in<br />
%-Pkt.<br />
0,2<br />
0,9<br />
0,4<br />
-0,3<br />
6,5<br />
1,5<br />
-4,1<br />
0,7<br />
-1,2<br />
-1,9<br />
-6,7<br />
0,7<br />
1,9<br />
-6,6<br />
1,0<br />
5,7<br />
-8,3<br />
1,5<br />
4,2<br />
4,7<br />
-2,8<br />
0,5<br />
4,8<br />
* Differenzen durch Rundung<br />
** Spezialisierung, Anteile an den Beschäftigten insgesamt, westdeutsche Verdichtungsräume = 100<br />
0,6<br />
absolut*<br />
-16.800<br />
1.100<br />
-17.400<br />
-3.300<br />
-4.000<br />
-1.600<br />
-1.200<br />
-1.700<br />
-100<br />
-400<br />
-400<br />
-300<br />
0<br />
-400<br />
-500<br />
-200<br />
-200<br />
-300<br />
-400<br />
0<br />
-1.400<br />
-700<br />
-100<br />
-15.100<br />
Veränderung<br />
1989-1992 1992-1995 1995-2000<br />
in %<br />
(JD)<br />
-3,7<br />
1,3<br />
-5,1<br />
-3,8<br />
-8,2<br />
-4,1<br />
-4,2<br />
-6,0<br />
-0,8<br />
-3,5<br />
-2,4<br />
-3,4<br />
-0,2<br />
-5,1<br />
-5,4<br />
-3,0<br />
-3,1<br />
-6,1<br />
-5,6<br />
-0,9<br />
-35,5<br />
-10,1<br />
-3,9<br />
-1,1<br />
Abw. v.<br />
VR-I in<br />
%-Pkt.<br />
0,7<br />
1,7<br />
0,2<br />
1,3<br />
-2,3<br />
-1,3<br />
2,5<br />
4,2<br />
0,2<br />
0,8<br />
2,6<br />
-1,7<br />
3,0<br />
-0,4<br />
-0,7<br />
0,7<br />
0,1<br />
-1,5<br />
-4,9<br />
-2,8<br />
-17,3<br />
-1,2<br />
1,0<br />
0,6<br />
absolut*<br />
-13.500<br />
-3.700<br />
-8.700<br />
12.500<br />
in % Abw. v.<br />
(JD) VR-I in<br />
%-Pkt.<br />
-2,0<br />
-2,7<br />
-1,8<br />
-400 -0,3<br />
400 0,6<br />
-3.100 -5,8<br />
-1.900 -4,7<br />
-1.600 -4,2<br />
-700 -2,5<br />
900 4,5<br />
-1.200 -4,7<br />
-400 -2,9<br />
-500 -3,2<br />
600 5,0<br />
-500 -3,5<br />
-300 -2,7<br />
-400 -4,2<br />
100 0,8<br />
-400 -4,3<br />
400 6,7<br />
600 15,5<br />
-700 -9,6<br />
-200 -4,5<br />
0,6<br />
0,2<br />
0,8<br />
0,0<br />
-0,7<br />
1,4<br />
-3,0<br />
-2,9<br />
-1,5<br />
-0,5<br />
4,4<br />
-1,9<br />
0,3<br />
-1,4<br />
6,7<br />
-1,3<br />
0,9<br />
2,4<br />
0,9<br />
-0,4<br />
7,4<br />
5,5<br />
-2,6<br />
-2,0<br />
0,2<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
übertroffen von Hamburg (126) und Köln-Bonn (122) und<br />
liegt etwa auf dem Niveau von Bremen (114).<br />
AUSSENWIRTSCHAFTLICHE VERFLECHTUNGEN<br />
DER INDUSTRIE<br />
Die <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> ist ein bedeutender <strong>Wirtschaftsstandort</strong><br />
für die exportorientierte Industrie. Etwa 43%<br />
des Industrieumsatzes der Betriebe im Verdichtungsraum<br />
<strong>Hannover</strong> wurde im Jahr 2000 (direkt) im Ausland abgesetzt.<br />
Die Exportquote der Industrie (118 13 ) liegt damit<br />
um fast ein Fünftel über dem Bundesdurchschnitt. Die<br />
Exportquote in der Stadt <strong>Hannover</strong> (124) ist dabei<br />
erheblich höher als im Landkreis (103), wo der Bundesdurchschnitt<br />
nur geringfügig überschritten wird. Die<br />
Exportquote im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> ist in den<br />
letzten Jahren zudem offensichtlich überdurchschnittlich<br />
gestiegen 14 . Ende der 80er Jahre hatte die Exportquote<br />
teilweise sogar geringfügig unter dem Bundesdurchschnitt<br />
(damals alte Bundesländer) gelegen.<br />
Zu berücksichtigen ist dabei, dass von der amtlichen Statistik<br />
nur die direkten Exporte erfasst werden. Lieferungen<br />
von hannoverschen Betrieben, die als Zulieferer ihre<br />
Produkte an einen inländischen Hersteller von End-produkten<br />
mit Sitz außerhalb der <strong>Region</strong> verkaufen, der<br />
dann einen Teil seiner Pro-dukte im Ausland absetzt, sind<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 67<br />
Abb. 3.3-1 Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
seit Anfang der 80er Jahre<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
Vergleichsdaten für die Verdichtungsräume insgesamt erst ab 1989<br />
1989 = 100<br />
VR <strong>Hannover</strong><br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
früheres<br />
Bundesgebiet<br />
80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
nicht in den Exportwerten enthalten. Dies betrifft einen<br />
(unbekannten, aber sicherlich nicht kleinen) Teil der Produktion<br />
bedeutender hannoverscher Industriebetriebe.<br />
Daher dürfte die Abhängigkeit vom Auslandsabsatz auf<br />
Grund der Ausrichtung von Zulieferindustrien auf den<br />
Straßenfahrzeugbau höher sein, als es die Exportquote<br />
ausweist.<br />
Innerhalb Niedersachsens ist <strong>Hannover</strong> neben Wolfsburg<br />
der zweitwichtigste Standort der exportorientierten<br />
Industrie. Der Anteil der Exporte der hannoverschen Industriebetriebe<br />
an den gesamten Industrieexporten Niedersachsens<br />
betrug 2000 knapp 12%. Besonders ausgeprägt<br />
ist die Bedeutung <strong>Hannover</strong>s im Bereich der<br />
Spitzentechnologie, die fast ein Viertel aller niedersächsischen<br />
Ausfuhren aus <strong>Hannover</strong> ausmacht.<br />
3.3 Beschäftigtenentwicklung des<br />
Produzierenden Gewerbes<br />
In den 80er Jahren war die Beschäftigtenentwicklung<br />
des Produzierenden Gewerbes im Wirtschaftsraum Han-<br />
13) jeweiliger Bundeswert (Deutschland) = 100<br />
14) Eine direkte Vergleichbarkeit im Zeitablauf ist wegen Umstellungen in den statistischen<br />
Erhebungen nicht gegeben.
68<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH)<br />
Lehre und Forschung, Praxisbezug, Weiterbildung und<br />
Internationalisierung prägen die Leistungsfähigkeit der<br />
Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH). Mit ihren knapp 6.000<br />
Studierenden ist die FHH die zweitgrößte Hochschule der<br />
niedersächsischen Landeshauptstadt. 1971 aus mehreren<br />
Bildungseinrichtungen entstanden, bietet sie an mehreren<br />
Standorten in <strong>Hannover</strong> und Nienburg mit heute 27 Studiengängen<br />
und zahlreichen Studienrichtungen in den<br />
zehn Fachbereichen: Architektur und Bauingenieurwesen<br />
(beide am Standort Nienburg), Bildende Kunst, Bioverfahrenstechnik,<br />
Design und Medien, Elektro- und Informationstechnik,<br />
Informatik, Informations- und Kommunikationswesen,<br />
Maschinenbau und Wirtschaft ein ausgesprochen<br />
weit gefächertes Ausbildungsspektrum.<br />
Dazu gehören beispielsweise seit dem Wintersemester<br />
1999/2000 auch zwei bundesweit einzigartige Studiengänge,<br />
die im Fachbereich Informations- und Kommunikationswesen<br />
(IK) angesiedelt sind: Der bundesweit einzigartige<br />
Studiengang Public Relations/Öffentlichkeitsarbeit<br />
und der begehrte Studiengang Journalistik. Sowohl<br />
diese beiden Studiengänge und das Kulturarchiv der<br />
FHH als auch die Fachbereiche Bildende Kunst (BK)<br />
sowie Design und Medien (DM) sind seit Ende 2001 am<br />
Standort Kurt-Schwitters-Forum auf der Expo-Plaza<br />
beheimatet.<br />
Die Ausbildung an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> zeichnet<br />
sich durch kurze Studienzeiten und einen intensiven<br />
Praxisbezug aus, der hervorragend unterstützt wird durch<br />
die Einbindung von zwei Praxissemestern während des<br />
Studiums. Dies ermöglicht unseren Studierenden, bereits<br />
während ihrer Hochschulzeit Berufserfahrungen zu sammeln<br />
und Firmenkontakte zu knüpfen. Die Ausrichtung<br />
der Studiengänge ist konsequenterweise auf die Anforderungen<br />
der Wirtschaft abgestimmt.<br />
Für den reibungslosen Alltag im Hochschulleben sorgen<br />
500 Frauen und Männer, die an der FHH beschäftigt<br />
sind. Mehr als die Hälfte davon ist wissenschaftliches<br />
Personal. Damit hat die Hochschule in der <strong>Region</strong> auch<br />
eine gewichtige Bedeutung als Arbeitgeberin, der ein<br />
Jahresetat von mehr als 37 Millionen Euro – ohne Drittmittel<br />
– zur Verfügung steht.<br />
Neben der hochqualifizierten und stark praxisorientierten<br />
Lehre prägen vielfältige Aktivitäten im Bereich der<br />
angewandten Forschung, des Technologietransfers und<br />
eine Vielzahl internationaler Kooperationen weltweit die<br />
Leistungsfähigkeit der Hochschule. Forschung und Entwicklung<br />
sowie Technologie- und Wissenstransfer orientieren<br />
sich an der FHH immer an konkreten Aufgabenstellungen<br />
der Praxis. Im Verbund mit der Technologie-<br />
transfer-Kontaktstelle wird dafür gesorgt, dass das wissenschaftliche<br />
Know-how der FHH und ihre Erfahrungen<br />
Betrieben und anderen Einrichtungen der Praxis von Nutzen<br />
sind.<br />
An der FHH sind zwei Einrichtungen des Landes Niedersachsen<br />
installiert: Die Arbeitsgruppe Innovative Projekte<br />
(AGIP) beim Niedersächsischen Ministerium für<br />
Wissenschaft und Kultur betreibt Projektförderung im<br />
Bereich der angewandten Forschung an niedersächsischen<br />
Fachhochschulen und das Institut für ausländische<br />
Fachhochschulbewerber des Landes Niedersachsen<br />
begutachtet die Ausbildungsnachweise aller ausländischen<br />
Bewerber um einen Studienplatz. Aber auch der<br />
zeitweise Wechsel von der FHH ins Ausland klappt hervorragend:<br />
Bei dem Trend zur Internationalisierung der<br />
Wirtschaft erhöhen die Kooperationen der FHH mit über<br />
40 ausländischen Partnerhochschulen die Berufschancen<br />
der Studierenden im In- und Ausland, denn für sie ergeben<br />
sich durch die Austauschprogramme der Hochschule<br />
profunde Fremdsprachenkenntnisse, internationale<br />
Berufserfahrung und eine Aufgeschlossenheit gegenüber<br />
fremden Kulturen.<br />
Natürlich endet mit dem Hochschulabschluss nicht automatisch<br />
auch das Lernen. Die FHH bietet neben attraktiven<br />
Weiterbildungsangeboten auch Workshops und Programme<br />
im Bereich Gesundheitswesen für die Zielgruppen<br />
Ärzte und medizinisches Personal an.<br />
Der Neubau auf dem Campus der Hochschule bietet eine<br />
attraktive Umgebung für Lehre und Forschung.<br />
ADRESSE:<br />
Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH)<br />
Postfach 92 02 51<br />
30441 <strong>Hannover</strong><br />
Besucheradresse:<br />
Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH)<br />
Ricklinger Stadtweg 118<br />
30459 <strong>Hannover</strong><br />
Telefon: (05 11) 92 96 - 0<br />
Telefax: (05 11) 92 96 - 10 10<br />
E-Mail: praesidialbuero@fh-hannover.de<br />
Internet: http://www.fh-hannover.de<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
nover sehr schwach. Unter den 16 westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
erreichte <strong>Hannover</strong> lediglich den vorletzten<br />
Platz vor den Montanregionen an Ruhr und Saar,<br />
die extrem vom Strukturwandel geprägt werden. An der<br />
Spitze standen demgegenüber die Verdichtungsräume<br />
Stuttgart, Bielefeld, Karlsruhe und München. Die norddeutsche<br />
<strong>Region</strong> Bremen lag etwa im Mittelfeld, der von<br />
ebenfalls erheblicher Wachstumsschwäche geprägte<br />
Verdichtungsraum Hamburg entwickelte sich nur unwesentlich<br />
günstiger als <strong>Hannover</strong>.<br />
Im Produzierenden Gewerbe des Verdichtungsraums<br />
<strong>Hannover</strong> gingen von 1980 bis 1989 mehr als 26.000<br />
Arbeitsplätze verloren, die jährliche Abnahme um 1,7%<br />
war damit erheblich stärker als im Durchschnitt der<br />
westdeutschen Verdichtungsräume mit 0,9% (Abb. 3.3-<br />
1). Dieser Verlust konnte durch das Wachstum im Dienstleistungssektor<br />
nicht ganz kompensiert werden. Der<br />
Wirtschaftsraum <strong>Hannover</strong> verlor vor allem in der Rezession<br />
der ersten Hälfte der 80er Jahre überdurchschnittlich<br />
an Beschäftigung und hatte erst ab 1986, also<br />
gegenüber dem Bundesgebiet mit fast zwei Jahren Verzögerung,<br />
wieder Beschäftigungsgewinne im Produzierenden<br />
Gewerbe zu verzeichnen. Darüber hinaus setzte<br />
1987 bis 1989 in der <strong>Region</strong> ein Strukturanpassungsprozess<br />
von besonderer Intensität (vor allem im Straßenfahrzeug-<br />
und Maschinenbau) ein. Die nach Arbeitsplätzen<br />
größten Verlierer innerhalb des Produzierenden<br />
Gewerbes im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> von 1980 bis<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 69<br />
Abb. 3.3-2 Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes insgesamt<br />
in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1992 bis 1995 und 1995 bis 2000<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
-4<br />
-5<br />
-6<br />
München<br />
Stuttgart<br />
Karlsruhe<br />
Aachen<br />
1992-1995<br />
1995-2000<br />
Saarbrücken<br />
Bremen<br />
jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />
Bielefeld<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Nürnberg<br />
Rhein-Neckar<br />
Wuppertal<br />
Hamburg<br />
Köln-Bonn<br />
Düsseldorf<br />
Rhein-Main<br />
Ruhrgebiet<br />
VR insg.<br />
früh. BG<br />
1989 waren neben dem Baugewerbe der Maschinenund<br />
Fahrzeugbau, die Elektrotechnik, die Kunststoff- und<br />
Gummiverarbeitung sowie das Ernährungsgewerbe.<br />
In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung, in der<br />
bundesweit die Beschäftigung im Produzierenden<br />
Gewerbe wieder deutlich anstieg, verschob sich das bisherige<br />
Muster der industriellen Entwicklungsdynamik<br />
zwischen den Verdichtungsräumen erheblich. An der<br />
Spitze standen in dieser Phase Bielefeld sowie Bremen<br />
und Hamburg, mit deutlichem Abstand folgten Karlsruhe,<br />
Nürnberg und auf dem 6. Rang bereits <strong>Hannover</strong>.<br />
Ausgesprochen wenig profitierten der ehemalige Spitzenreiter<br />
Stuttgart sowie die <strong>Region</strong>en Aachen und Köln-<br />
Bonn. In der Ruhrregion und vor allem in München<br />
waren im Zeitraum 1989 bis 1992 sogar Beschäftigtenverluste<br />
des Produzierenden Gewerbes zu verzeichnen.<br />
Im Wirtschaftsraum München zeigten sich auf Grund der<br />
hohen Spezialisierung auf militärische Güter in besonderer<br />
Weise die Folgen der Konversion.<br />
Im Wirtschaftsraum <strong>Hannover</strong> stieg die Beschäftigung<br />
des Produzierenden Gewerbes von 1989 bis 1992 um<br />
4.200 Beschäftigte oder jahresdurchschnittlich 0,9%,<br />
was über dem Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
von 0,7% lag (Abb. 3.3-1). Arbeitsplatzgewinne<br />
verzeichneten in dieser Phase das Baugewerbe<br />
sowie überwiegend Konsumgüterindustrien, die vom<br />
Nachfrageschub aus den neuen Bundesländern begün-
70<br />
DIE REGION HANNOVER ALS INDUSTRIESTANDORT<br />
Abb. 3.3-3 Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes in den Zentren und in<br />
den Umlandbereichen der westdeutschen Verdichtungsräume 1995 bis 2000<br />
0<br />
-1<br />
-2<br />
-3<br />
-4<br />
-5<br />
München<br />
Stuttgart<br />
Karlsruhe<br />
Aachen<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
stigt wurden, so z.B. die Elektrotechnik, das Ernährungsgewerbe,<br />
der Straßenfahrzeugbau sowie die Holz-,<br />
Papier- und Druckindustrie.<br />
Der Strukturwandel nach dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms<br />
erfasste in besonderem Maße auch das<br />
Produzierende Gewerbe in den westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />
Die Betroffenheit der <strong>Region</strong>en war allerdings<br />
ausgesprochen unterschiedlich. Der Abbau des<br />
Süd-Nord-Gefälles aus den 80er Jahren setzte sich fort,<br />
wenn man die andauernden Umstrukturierungsprozesse<br />
im Ruhrgebiet und seinen Randzonen einmal ausblendet<br />
(Abb.3.3-2). Den stärksten industriellen Beschäftigtenabbau<br />
im Zeitraum 1992 bis 1995 hatten Stuttgart, Wuppertal,<br />
das Ruhrgebiet, das Rhein-Main-Gebiet und<br />
Nürnberg. Die geringsten Verluste im Produzierenden<br />
Gewerbe hatten hingegen Hamburg, Bielefeld und Bremen,<br />
gefolgt von Karlsruhe, <strong>Hannover</strong> (auf dem 5. Rang)<br />
und Saarbrücken. Die Arbeitsplatzverluste im Verdichtungsraum<br />
<strong>Hannover</strong> waren somit trotz des überdurchschnittlichen<br />
Beschäftigungsaufbaus nach der Wiedervereinigung<br />
vergleichsweise moderat.<br />
Von 1992 bis 1995 gingen im Produzierenden Gewerbe<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 16.800 Arbeitsplätze verloren.<br />
Die jahresdurchschnittliche Abnahme von -3,7% war<br />
damit etwas geringer als in den Verdichtungsräumen insgesamt<br />
(Übersicht 3.3-1 und Abb. 3.3-2). Die größten<br />
Beschäftigtenverluste des Produzierenden Gewerbes hat-<br />
jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />
Zentren<br />
Umland<br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
Saarbrücken<br />
Bremen<br />
Bielefeld<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Nürnberg<br />
Rhein-Neckar<br />
Wuppertal-Hagen<br />
Hamburg<br />
Köln-Bonn<br />
Düsseldorf<br />
Rhein-Main<br />
Ruhrgebiet<br />
VR insg.<br />
ten die Elektrotechnik und das Ernährungsgewerbe<br />
(Abb. 3.3-4). Geringer als im Branchentrend waren die<br />
Arbeitsplatzverluste im Maschinenbau, im Straßenfahrzeugbau,<br />
in der Gummiverarbeitung sowie in den meisten<br />
kleineren Industriezweigen.<br />
In der zweiten Hälfte der 90er Jahre blieb die Entwicklung<br />
des Produzierenden Gewerbes in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
in etwa im Bundestrend und war etwas günstiger<br />
als im Durchschnitt der Verdichtungsräume (Abb. 3.3-2).<br />
Die günstigste Entwicklung unter den Verdichtungsräumen<br />
hatten nunmehr wieder die süddeutschen <strong>Region</strong>en<br />
München, Stuttgart und Karlsruhe. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
lag im Zeitraum 1995 bis 2000 nach Bremen und Bielefeld<br />
auf dem 8.Rang. Weiterhin extrem starke Verluste<br />
im Produzierenden Gewerbe hatten das Ruhrgebiet<br />
sowie der Verdichtungsraum Rhein-Main. Auch in den<br />
<strong>Region</strong>en Düsseldorf, Köln-Bonn und Wuppertal sowie<br />
Hamburg war die Entwicklung schwächer als im Bundesdurchschnitt.<br />
Von 1995 bis 2000 wurde die Beschäftigung im Produzierenden<br />
Gewerbe der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> um weitere<br />
60<br />
13.500 Personen verringert. Die größten Verluste hatten<br />
das Baugewerbe, das Ernährungsgewerbe sowie<br />
50<br />
Maschinenbau, Gummiverarbeitung und Chemische<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Industrie. Insgesamt lag die Entwicklung damit im Bundestrend.<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 71<br />
Abb. 3.3-4 Beschäftigtenentwicklung in den wichstigsten Zweigen des Verarbeitenden Gewerbes<br />
im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> seit Ende der 80er Jahre<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
Chemie<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Maschinenbau<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Elektrotechnik<br />
1989 = 100<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
Kunststoff, Gummi<br />
VR <strong>Hannover</strong><br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
früheres<br />
Bundesgebiet<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Straßenfahrzeugbau<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Nahrungs- und Genußmittelgewerbe<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00
72<br />
4.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als<br />
Dienstleistungsstandort:<br />
Strukturen und<br />
Entwicklungstrends<br />
4.1 Zusammensetzung und Spezialisierung<br />
des Dienstleistungssektors<br />
Im Dienstleistungssektor des Verdichtungsraums <strong>Hannover</strong><br />
sind insgesamt 320.000 Personen beschäftigt 1 . Die<br />
größten Dienstleistungszweige sind (Übersicht 4.2-1):<br />
– die unternehmensorientierten Dienstleistungen 2<br />
(68.000),<br />
– der Groß- und Einzelhandel (mit 65.000 Beschäftigten),<br />
– der Verkehrs- und Kommunikationssektor (33.000),<br />
– das Gesundheitswesen (33.000 3 ),<br />
– die Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen<br />
(30.000 4 ),<br />
– das Gastgewerbe, Heime und sonstige personenbezogene<br />
Dienstleistungen (27.000),<br />
– die Finanzdienstleistungen (25.000) sowie<br />
– Wissenschaft, Bildung (19.000 5 ).<br />
Busstopp am Sprengelmuseum<br />
Aufgrund der insgesamt hohen Bedeutung der Dienstleistungen<br />
sind viele Dienstleistungszweige in der Wirtschaftsstruktur<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Vergleich mit<br />
den übrigen westdeutschen Verdichtungsräumen überdurchschnittlich<br />
vertreten (Abb.4.1-1).<br />
– Herausragend ist die Spezialisierung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
auf den Verkehrs- und Telekommunikationssektor<br />
(123 6 ), darunter vor allem Eisenbahnen (209), Telekommunikation<br />
(131), Straßenverkehr (110) und übriger<br />
Verkehr 7 (120).<br />
– Überdurchschnittlich vertreten sind auch die Finanzdienstleistungen<br />
(111), hier vor allem das Versicherungsgewerbe<br />
(152), während die Kreditwirtschaft (90) gemessen<br />
an den anderen großstädtischen <strong>Region</strong>en ein<br />
unterdurchschnittliches Gewicht hat.<br />
– Überrepräsentiert sind in der Wirtschaftsstruktur auch<br />
die öffentlichen Dienstleistungen im engeren Sinn 8<br />
(123), darunter der kleine Bereich der Sozialversicherung<br />
(166) und die Gebietskörperschaften (113).<br />
– Stärker vertreten als in anderen Verdichtungsräumen<br />
sind darüber hinaus auch die haushaltsorientierten<br />
Dienstleistungen, darunter vor allem Wissenschaft und<br />
Bildung (118), Reinigung und Körperpflege (111), das<br />
Gesundheitswesen 9 (110) sowie das Verlagswesen<br />
(101), während Kunst und Medien (91) im Vergleich<br />
zu anderen Verdichtungsräumen schwächer vertreten<br />
sind.<br />
– Gemessen an den Verdichtungsräumen insgesamt<br />
haben die unternehmensorientierten Dienstleistungen<br />
(114) in der Wirtschaftsstruktur der <strong>Region</strong> ein überdurchschnittliches<br />
Gewicht, stärkere Bedeutung haben<br />
die Gebäudereinigung und Abfallbeseitigung (155)<br />
sowie die übrigen Dienstleistungen für Unternehmen<br />
Abb. 4.1-1 Branchenstruktur des Dienstleistungssektors im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
und in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />
8,5<br />
8,0<br />
7,5<br />
7,0<br />
6,5<br />
6,0<br />
5,5<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
Einzelhandel<br />
Großhandel<br />
Gesundheitswesen<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
(166), ein etwa durchschnittliches Gewicht hat die<br />
Grundstücks- und Vermögensverwaltung (101),<br />
während die Rechts- und Wirtschaftsberatung (88),<br />
die Technische Beratung und Planung (85) sowie vor<br />
allem Werbung (68) schwächer vertreten sind als in<br />
anderen Verdichtungsräumen.<br />
– Ein etwa durchschnittliches Gewicht in der Wirtschaftsstruktur<br />
hat der Handel (98), dies gilt sowohl für<br />
den Einzelhandel (100) als auch für den Großhandel<br />
(95).<br />
Das Spezialisierungsmuster der Dienstleistungen in den<br />
westdeutschen Verdichtungsräumen ist ausgesprochen<br />
unterschiedlich (Abb. 4.1-2). Vor allem München, Ham-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 73<br />
Anteil der Beschäftigten im Wirtschaftszweig an den Beschäftigten insgesamt in %<br />
Gebietskörperschaft, Sozialversicherung<br />
Übrige unternehmensbezogene DL<br />
Wissenschaft, Bildung, Medien<br />
Heime, Gastgewerbe<br />
Rechts-, Wirtschaftsberatung<br />
Kreditinstitute<br />
Organisation ohne Erwerbszweck<br />
Übriger Verkehr<br />
Technische Beratung, Planung<br />
Gebäudereinigung, Abfallbeseitigung<br />
Straßenverkehr<br />
Versicherungen<br />
Reinigung, Körperpflege<br />
VR <strong>Hannover</strong><br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
Verlagswesen<br />
Telekommunikation<br />
Eisenbahnen<br />
Schifffahrt<br />
burg und Rhein-Main haben eine ausgesprochen breite<br />
Dienstleistungsstruktur. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weist eben-<br />
1) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />
2) Rechts- und Wirtschaftsberatung, Technische Beratung und Planung, Werbung,<br />
Grundstücks- und Vermögensverwaltung, Gebäudereinigung und Abfallbeseitigung,<br />
übrige Dienstleistungen für Unternehmen<br />
3) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ohne Beamte<br />
4) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ohne Beamte<br />
5) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ohne Beamte<br />
6) Spezialisierung: Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Durchschnitt der<br />
westdeutschen Verdichtungsräume = 100, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte,<br />
30.6.2000<br />
7) Luftverkehr, Reiseverkehr<br />
8) Gebietskörperschaften, Organisationen ohne Erwerbszweck, ohne die von diesen<br />
betriebenen Anstalten und Einrichtungen<br />
9) Die Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong> mit ca. 6.000 Beschäftigten wurde bis<br />
1996 dem Wirtschaftszweig „Wissenschaft“ und seit 1997 dem Wirtschaftszweig<br />
„Gesundheitswesen“ zugerechnet.
74<br />
DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />
Abb. 4.1-2 Spezialisierung des Dienstleistungssektors in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1999<br />
Dienstleistungen<br />
Großhandel<br />
Einzelhandel<br />
Telekommunikation<br />
Eisenbahnen<br />
Straßenverkehr<br />
Schifffahrt<br />
Übriger Verkehr<br />
Kreditinstitute<br />
Versicherungen<br />
Rechts- u. Wirtschaftsberatung<br />
Technische Beratung<br />
Wirtschaftswerbung<br />
Grundstücks-,Vermögensverwaltung<br />
Vermietung beweglicher Sachen<br />
Gebäudereinigung u. Abfallbeseitigung<br />
Übrige DL für Unternehmen<br />
Wissenschaft u. Bildung<br />
Kunst, Medien<br />
Verlagswesen<br />
Gesundheitswesen<br />
Organisation ohne Erwerbszweck<br />
Private Haushalte<br />
Gastgewerbe, Heime<br />
Reinigung u. Körperpflege<br />
Übrige persönliche DL<br />
Gebietskörperschaften<br />
Sozialversicherung<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Hamburg<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1999<br />
Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Wert in den Verdichtungsräumen = 100<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
Bremen<br />
bis unter 50 50 b.u. 75 75 b.u.95 95 b.u.105 105 b.u.150 150 b.u. 250 über 250<br />
Bielefeld<br />
Ruhrgebiet<br />
Düsseldorf<br />
Wuppertal<br />
Köln-Bonn<br />
Aachen<br />
Rhein-Main<br />
Rhein-Neckar<br />
Karlsruhe<br />
Stuttgart<br />
Nürnberg<br />
München<br />
Saarbrücken<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
falls eine relativ breite Spezialisierung auf, die ansonsten<br />
eher für die großen Verdichtungsräume charakteristisch<br />
ist. Im Vergleich zu <strong>Hannover</strong> stehen in Hamburg<br />
neben den hafenorientierten Dienstleistungen vor allem<br />
hochspezialisierte unternehmensbezogene Dienste wie<br />
z.B. Werbung und Wirtschaftsberatung sowie auch<br />
Medien und Verlagswesen sehr viel stärker im Vordergrund.<br />
Im Rhein-Main-Gebiet konzentrieren sich nicht<br />
nur die unternehmensorientierten Dienstleistungen,<br />
Frankfurt ist vor allem auch das herausragende Finanzdienstleistungszentrum<br />
Deutschlands. Auch Düsseldorf ist<br />
stärker auf sehr spezialisierte Dienstleistungen wie z.B.<br />
Werbung und Großhandel ausgerichtet. Insgesamt zeigt<br />
der Vergleich, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hinsichtlich<br />
ihrer Dienstleistungsstruktur kaum mit einem anderen Verdichtungsraum<br />
vergleichbar ist.<br />
4.2 Entwicklung der Dienstleistungen<br />
In den 80er Jahren war die Dienstleistungsentwicklung<br />
im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> weit unterdurchschnittlich.<br />
An der Spitze standen unter den deutschen Verdichtungsräumen<br />
München, Nürnberg, Stuttgart und<br />
Rhein-Main, gefolgt von Aachen, Karlsruhe und Düsseldorf.<br />
<strong>Hannover</strong> erreichte unter den 16 westdeutschen<br />
Verdichtungsräumen den 11. Rang vor den <strong>Region</strong>en an<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 75<br />
Abb. 4.2-1 Beschäftigtenentwicklung des Dienstleistungssektors im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
seit Anfang der 80er Jahre<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
1989 = 100<br />
Vergleichsdaten für die Verdichtungsräume insgesamt erst ab 1989<br />
Keine Vergleichsdaten für die westdeutschen Verdichtungsräume insgesamt in den Jahren 1981 bis 1988<br />
VR <strong>Hannover</strong><br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
früheres<br />
Bundesgebiet<br />
80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Saar und Ruhr sowie den Hanseregionen Bremen und<br />
Hamburg.<br />
In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung profitierten<br />
alle Verdichtungsräume von der rasanten<br />
Beschleunigung der Dienstleistungsnachfrage. Allerdings<br />
folgten die Wachstumsimpulse nicht dem bekannten<br />
Muster der 80er Jahre, denn die Rangfolgen verschoben<br />
sich teilweise beträchtlich. An der Spitze standen nunmehr<br />
Nürnberg und Bielefeld, gefolgt von der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> auf Rang 3. Leicht überrundet wurden damit<br />
Düsseldorf und Aachen sowie Köln-Bonn, erst dann folgte<br />
München auf dem 7. Platz. Eine vergleichsweise<br />
schwache Dienstleistungsentwicklung hatten in diesen<br />
ersten Jahren nach der Wiedervereinigung u.a. Bremen,<br />
die Ruhrregion sowie Karlsruhe und Stuttgart.<br />
In den ersten drei Jahren nach der Wiedervereinigung<br />
entstanden in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> fast 36.000 Dienstleistungsarbeitsplätze<br />
(Übersicht 4.2-1). Die jährliche<br />
Wachstumsrate lag mit 4,4% nunmehr über dem Durchschnitt<br />
der Verdichtungsräume von 4,0%. Zusammen<br />
mit etwas mehr als 4.000 Arbeitsplätzen im Produzierenden<br />
Gewerbe ergab sich damit ein Zuwachs von<br />
knapp 40.000 Arbeitsplätzen im Zeitraum 1989 bis<br />
1992.
76<br />
DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />
Übersicht<br />
4.2-1<br />
WS 1973<br />
Beschäftigtenentwicklung der wichtigsten Zweige des Dienstleistungssektors im<br />
Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong>1989 bis 1992, 1992 bis 1995 und 1995 bis 2000<br />
Dienstleistungen<br />
davon:<br />
Großhandel<br />
Einzelhandel<br />
Handel<br />
Telekommunikation<br />
Eisenbahnen<br />
Straßenverkehr<br />
Schifffahrt<br />
Übriger Verkehr<br />
Verkehr, Telekommunikation<br />
Distributionsdienstleistungen<br />
Kreditinstitute<br />
Versicherungen<br />
Finanzdienstleistungen<br />
Rechts- und Wirtschaftsberatung<br />
Technische Beratung<br />
Wirtschaftswerbung<br />
Grundst.-, Vermögensverwaltung<br />
Vermietung beweglicher Sachen<br />
Gebäudereinig. u. Abfallbeseitig.<br />
Übrige DL für Unternehmen<br />
Unternehmensbezogene DL<br />
Wissenschaft und Bildung<br />
Kunst, Medien<br />
Verlagswesen<br />
Gesundheitswesen<br />
Organis. ohne Erwerbszweck<br />
Private Haushalte<br />
Gesellschaftsbezogene DL<br />
Gastgewerbe, Heime<br />
Reinigung und Körperpflege<br />
Übrige persönliche DL<br />
Personenbezogene DL<br />
Haushaltsbezogene DL<br />
Gebietskörperschaften<br />
Sozialversicherung<br />
Öffentliche DL<br />
nachrichtlich:<br />
alle Wirtschaftszweige<br />
Vergleichszahlen für die Verdichtungsräume insgesamt (VR-I)<br />
absolut*<br />
320.300<br />
28.500<br />
36.500<br />
65.000<br />
4.900<br />
4.600<br />
8.400<br />
100<br />
14.600<br />
32.600<br />
97.600<br />
13.600<br />
11.400<br />
25.000<br />
14.200<br />
8.900<br />
2.200<br />
7.100<br />
900<br />
14.400<br />
20.000<br />
67.700<br />
19.300<br />
3.700<br />
4.000<br />
33.000<br />
12.900<br />
500<br />
73.400<br />
22.800<br />
3.900<br />
300<br />
27.100<br />
100.400<br />
22.300<br />
7.300<br />
29.600<br />
449.200<br />
in %<br />
71,3<br />
6,3<br />
8,1<br />
14,5<br />
1,1<br />
1,0<br />
1,9<br />
0,0<br />
3,2<br />
7,2<br />
21,7<br />
3,0<br />
2,5<br />
5,6<br />
3,2<br />
2,0<br />
0,5<br />
1,6<br />
0,2<br />
3,2<br />
4,4<br />
15,1<br />
4,3<br />
0,8<br />
0,9<br />
7,3<br />
2,9<br />
0,1<br />
16,3<br />
5,1<br />
0,9<br />
0,1<br />
6,0<br />
22,4<br />
5,0<br />
1,6<br />
6,6<br />
100,0<br />
Ant.,<br />
VR-I=<br />
100**<br />
110<br />
95<br />
100<br />
98<br />
131<br />
209<br />
110<br />
12<br />
120<br />
123<br />
105<br />
90<br />
152<br />
111<br />
88<br />
85<br />
68<br />
101<br />
74<br />
155<br />
166<br />
114<br />
118<br />
91<br />
101<br />
110<br />
95<br />
76<br />
107<br />
117<br />
111<br />
73<br />
116<br />
109<br />
113<br />
166<br />
123<br />
100<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
absolut*<br />
35.800<br />
6.100<br />
3.200<br />
9.400<br />
500<br />
-200<br />
1.000<br />
0<br />
1.800<br />
3.000<br />
12.400<br />
700<br />
1.700<br />
2.400<br />
1.300<br />
2.300<br />
300<br />
500<br />
100<br />
4.700<br />
2.000<br />
11.300<br />
1.900<br />
400<br />
400<br />
2.600<br />
1.300<br />
0<br />
6.600<br />
2.600<br />
-100<br />
0<br />
2.500<br />
9.000<br />
0<br />
700<br />
700<br />
40.000<br />
in %<br />
(JD)<br />
4,4<br />
6,7<br />
2,9<br />
4,6<br />
2,6<br />
-1,5<br />
3,6<br />
6,9<br />
3,5<br />
4,3<br />
1,8<br />
5,1<br />
3,3<br />
6,5<br />
9,7<br />
12,0<br />
4,9<br />
8,7<br />
22,2<br />
10,6<br />
11,5<br />
2,8<br />
4,2<br />
3,2<br />
4,1<br />
3,8<br />
1,2<br />
3,5<br />
5,5<br />
-0,7<br />
0,2<br />
4,0<br />
3,6<br />
0,0<br />
3,7<br />
0,7<br />
3,1<br />
Abw. v.<br />
VR-I in<br />
%-Pkt.<br />
0,5<br />
2,4<br />
-0,1<br />
1,0<br />
-1,8<br />
-1,4<br />
-2,0<br />
1,6<br />
-1,0<br />
0,4<br />
-0,3<br />
1,2<br />
0,6<br />
-1,1<br />
0,7<br />
3,9<br />
-3,0<br />
-0,3<br />
11,2<br />
1,9<br />
2,8<br />
0,0<br />
1,7<br />
-0,2<br />
-0,1<br />
-0,5<br />
0,4<br />
-0,2<br />
0,7<br />
1,4<br />
-0,9<br />
0,8<br />
0,1<br />
-0,5<br />
-0,5<br />
-0,3<br />
0,6<br />
absolut*<br />
1.700<br />
-1.800<br />
-2.300<br />
-4.100<br />
-1.100<br />
-400<br />
-1.700<br />
-100<br />
2.600<br />
-700<br />
-4.700<br />
300<br />
-500<br />
-200<br />
2.200<br />
0<br />
300<br />
1.000<br />
100<br />
-200<br />
400<br />
3.800<br />
-100<br />
-100<br />
0<br />
1.700<br />
400<br />
0<br />
1.900<br />
1.300<br />
-400<br />
0<br />
900<br />
2.900<br />
-200<br />
300<br />
100<br />
-15.100<br />
Veränderung<br />
2000 1989-1992 1992-1995 1995-2000<br />
* Differenzen durch Rundung<br />
** Spezialisierung, Anteile an den Beschäftigten insgesamt, westdeutsche Verdichtungsräume = 100<br />
in %<br />
(JD)<br />
0,2<br />
-1,7<br />
-2,0<br />
-1,9<br />
-5,7<br />
-3,0<br />
-6,2<br />
8,2<br />
-0,7<br />
-1,5<br />
0,7<br />
-1,5<br />
-0,3<br />
9,1<br />
0,2<br />
7,0<br />
8,8<br />
5,9<br />
-0,8<br />
1,7<br />
3,1<br />
-0,1<br />
-0,9<br />
-0,2<br />
2,3<br />
1,2<br />
-1,2<br />
0,9<br />
2,4<br />
-2,8<br />
0,3<br />
1,4<br />
1,1<br />
-0,3<br />
1,3<br />
0,1<br />
-1,1<br />
Abw. v.<br />
VR-I in<br />
%-Pkt.<br />
0,0<br />
-0,6<br />
-0,4<br />
-0,5<br />
-0,6<br />
0,0<br />
-5,6<br />
10,3<br />
1,8<br />
0,2<br />
-0,1<br />
-0,6<br />
-0,5<br />
4,1<br />
-1,3<br />
5,8<br />
3,4<br />
7,6<br />
-3,5<br />
-1,6<br />
-0,1<br />
-1,4<br />
-1,3<br />
1,0<br />
-0,3<br />
-1,5<br />
0,7<br />
-1,0<br />
0,9<br />
0,3<br />
4,7<br />
0,9<br />
-0,5<br />
1,2<br />
0,6<br />
1,2<br />
0,6<br />
absolut*<br />
26.000<br />
-4.400 -2,8<br />
-300 -0,1<br />
-4.600 -1,4<br />
-600 -2,3<br />
100 0,6<br />
300<br />
0<br />
0,8<br />
2.200 3,3<br />
2.100 1,3<br />
-2.500 -0,5<br />
-500 -0,7<br />
-400 -0,6<br />
-900 -0,7<br />
4.600 8,1<br />
-700 -1,4<br />
700 8,3<br />
2.700 10,0<br />
200 5,1<br />
4.100 7,0<br />
11.900 19,9<br />
23.600 8,9<br />
-4.000 -3,7<br />
400 2,5<br />
0 -0,1<br />
7.800 5,5<br />
-100 -0,2<br />
100 4,9<br />
4.200 1,2<br />
4.200 4,2<br />
-400 -1,8<br />
0 -2,6<br />
3.800 3,1<br />
8,000 1,7<br />
-2.400 -2,0<br />
200 0,5<br />
-2.200 -1,4<br />
12.500<br />
in % Abw. v.<br />
(JD) VR-I in<br />
%-Pkt.<br />
1,7<br />
0,6<br />
-0,2<br />
-2,3<br />
-0,3<br />
-1,2<br />
1,1<br />
2,9<br />
-1,2<br />
1,0<br />
0,6<br />
-0,6<br />
-1,4<br />
-0,7<br />
-1,0<br />
-1,6<br />
-4,4<br />
-1,4<br />
2,7<br />
-0,3<br />
0,8<br />
7,7<br />
1,1<br />
-5,5<br />
-2,3<br />
-1,4<br />
4,2<br />
-2,3<br />
1,0<br />
-0,6<br />
1,3<br />
-0,6<br />
-1,1<br />
1,0<br />
-0,2<br />
-0,4<br />
0,6<br />
-0,1<br />
0,2<br />
Die Ursachen für das rasante Dienstleistungswachstum<br />
im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> nach der Wiedervereinigung<br />
lagen in dem starken Wachstum von Großhandel<br />
(Zuwachs von 6.100 Beschäftigten), Einzelhandel<br />
(3.200), Verkehrssektor (3.000), Versicherungen<br />
(1.700) und vor allen Dingen der unternehmensbezogenen<br />
Dienstleistungen (11.500).<br />
Nach dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms<br />
und dem allgemeinen Rückgang des Beschäftigungswachstums<br />
im Dienstleistungssektor fiel die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
bis Mitte der 90er Jahre wieder auf den Durchschnitt<br />
der Verdichtungsräume zurück. Unter den 16<br />
westdeutschen Verdichtungsräumen hatten von 1992 bis<br />
1995 insgesamt 9 ein stärkeres Dienstleistungswachstum<br />
als die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Abb. 4.2-1).<br />
Von 1992 bis 1995 stieg die Beschäftigung des Dienstleistungssektor<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> um etwa 1.700<br />
Personen oder jahresdurchschnittlich 0,2%, was genau<br />
im Wert der Verdichtungsräume lag (Übersicht 4.2-1).<br />
Der Abstand zu den Spitzenreitern Bielefeld, Saarbrücken,<br />
Köln-Bonn, Rhein-Neckar und Karlsruhe war<br />
damit beträchtlich (Abb. 4.2-2).<br />
In der zweiten Hälfte der 90er Jahre hat dann die Dienstleistungsentwicklung<br />
auch in den Verdichtungsräumen<br />
wieder so stark an Dynamik gewonnen, dass sie erst-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 77<br />
Abb. 4.2-2 Beschäftigtenentwicklung des Dienstleistungssektors insgesamt in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
1992 bis 1995 und 1995 bis 2000<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
-0,5<br />
Köln-Bonn<br />
München<br />
Rhein-Main<br />
Saarbrücken<br />
Aachen<br />
Karlsruhe<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />
Bielefeld<br />
Düsseldorf<br />
Rhein-Neckar<br />
Ruhrgebiet<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Stuttgart<br />
Nürnberg<br />
Hamburg<br />
Wuppertal<br />
Bremen<br />
1992-1995<br />
1995-2000<br />
VR insg.<br />
BG West<br />
mals seit langem wieder den Bundestrend übertraf. Die<br />
Spitzenreiter unter den Verdichtungsräumen seit 1995<br />
waren Köln-Bonn, München und Rhein-Main. Es folgten<br />
kleinere <strong>Region</strong>en wie Saarbrücken, Aachen, Karlsruhe<br />
und Bielefeld. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hatte nach der Mitte<br />
der 90er Jahre eine vergleichsweise schwache Dienstleistungsentwicklung<br />
und verlor von 1996 bis 1998 sogar<br />
leicht an Beschäftigung. Sie erreichte damit lediglich<br />
einen 11. Rang unter den Verdichtungsräumen. Noch<br />
deutlich ungünstiger war aber u.a. die Entwicklung in<br />
den <strong>Region</strong>en Stuttgart, Nürnberg, Hamburg, und Bremen<br />
(Abb. 4.2-2).<br />
Die Dienstleistungsbeschäftigung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
stieg von 1995 bis 2000 um 26.000 Personen oder<br />
jahresdurchschnittlich 1,7% (Westdeutschland 1,5%).<br />
Die Entwicklung in den einzelnen Dienstleistungsbereichen<br />
war durchaus unterschiedlich (Übersicht 4.2-1 und<br />
Abb. 4.2-4). Deutlich hinter dem Bundestrend der Verdichtungsräume<br />
blieben der Groß- und Einzelhandel<br />
sowie die Finanzdienstleistungen zurück. Schwächer<br />
war die Entwicklung auch in den Bereichen Kunst, Medien,<br />
Verlagswesen sowie bei den Gebietskörperschaften.<br />
Überdurchschnittliche Gewinne hatten der Verkehrssektor,<br />
Gastgewerbe, Heime sowie die gesamte Palette der<br />
unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Allein in den<br />
stark auf den Unternehmenssektor ausgerichteten Dienstleistungssparten<br />
entstanden in den letzten fünf Jahren
78<br />
DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />
Abb. 4.2-3 Beschäftigtenentwicklung des Dienstleistungssektors in den Zentren und in den Umlandbereichen<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume 1995 bis 2000<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Köln-Bonn<br />
München<br />
Rhein-Main<br />
Saarbrücken<br />
Aachen<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
fast 24.000 Arbeitsplätze in der <strong>Region</strong>, was erheblich<br />
über dem Bundestrend lag.<br />
Insgesamt hat sich damit in der Wirtschaftsregion <strong>Hannover</strong><br />
die Konstitution der Dienstleistungen gegenüber<br />
der ersten Phase nach der Wiedervereinigung stark verändert:<br />
– Die von der Haushaltsnachfrage abhängigen Zweige<br />
entwickelten sich in den letzten Jahren fast durchweg<br />
ungünstiger als im Bundestrend, dies spiegelt auch<br />
eine unterdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung<br />
wider.<br />
– Die von der Finanzkraft des öffentlichen Sektors bestimmten<br />
Bereiche konnten (noch) etwa durchschnittlich<br />
abschneiden.<br />
– Die überdurchschnittlichen Wachstumsimpulse kamen<br />
weitgehend aus dem Unternehmenssektor, insbesondere<br />
von den überregional orientierten Dienstleistungen.<br />
– Eine besondere Rolle hat die EXPO 2000 gespielt, die<br />
sich in den Jahreszahlen von 2000 widerspiegelt.<br />
Die Entwicklung innerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> war<br />
bereits in den 80er Jahren durch eine Umverteilung von<br />
der Stadt ins Umland gekennzeichnet. Von den knapp<br />
21.000 neuen Dienstleistungsarbeitsplätzen von 1980<br />
bis 1989 entstanden fast 55% im Landkreis <strong>Hannover</strong>.<br />
Das durchschnittliche Wachstum von 2,1% im Landkreis<br />
jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />
Karlsruhe<br />
Bielefeld<br />
Düsseldorf<br />
Rhein-Neckar<br />
Ruhrgebiet<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Stuttgart<br />
Nürnberg<br />
Hamburg<br />
Zentren<br />
Umland<br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
Wuppertal<br />
Bremen<br />
VR insg.<br />
übertraf dasjenige der Stadt von 0,6% beträchtlich.<br />
Allerdings lagen diese Wachstumsunterschiede zwischen<br />
Kern und Umland durchaus im Rahmen der anderen<br />
Verdichtungsräume, der Prozess der Suburbanisierung<br />
war also keinesfalls sehr viel stärker als in anderen<br />
<strong>Region</strong>en.<br />
Auch in der ersten Phase nach der Wiedervereinigung<br />
blieben zwar weiterhin die Wachstumsraten der Dienstleistungen<br />
im Landkreis höher als in der Stadt <strong>Hannover</strong>,<br />
dennoch waren die Unterschiede nicht mehr so groß wie<br />
in den 80er Jahren. Von den zusätzlichen 36.000<br />
Arbeitsplätzen im Zeitraum 1989 bis 1992 entfielen<br />
immerhin fast 66% auf die Stadt und etwa ein Drittel auf<br />
den Landkreis <strong>Hannover</strong>.<br />
Auch in der zweiten Hälfte der 90er Jahre klaffen die<br />
Wachstumsraten in den Zentren und den Umlandbereichen<br />
auseinander. Dies gilt in besonderer Weise<br />
auch für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Die Suburbanisierung<br />
der Dienstleistungen ist dabei zwar nicht ganz so stark<br />
wie in den Verdichtungsräumen München, Hamburg<br />
oder Nürnberg, aber doch deutlich stärker als in den<br />
<strong>Region</strong>en wie Stuttgart, Bremen oder im Rhein-Main-<br />
Gebiet.<br />
Bei aller Problematik der Vergleichbarkeit der Daten für<br />
Stadt und Landkreis 10 haben sich in den letzten Jahren<br />
vor allem die Dienstleistungen in der Stadt <strong>Hannover</strong><br />
Abb. 4.2-4 (a) Beschäftigtenentwicklung in den wichtigsten Zweigen der Dienstleistungen<br />
im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> seit Anfang der 80er Jahre<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
Großhandel<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Verkehr, Telekommunikation<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
schwach entwickelt (Abb. 4.2-3). Im Vergleich zu den<br />
übrigen Zentren der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
hatte die Stadt <strong>Hannover</strong> nach Hamburg die schwächste<br />
Entwicklung der Dienstleistungsbeschäftigung im Zeitraum<br />
1995 bis 2000. Der Landkreis <strong>Hannover</strong> erreichte<br />
knapp die Dynamik der Umlandregionen der westdeutschen<br />
Verdichtungsräume.<br />
4.3 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort<br />
des Handels<br />
Die Situation des Einzelhandels und dessen Bedeutung<br />
für die <strong>Region</strong> und darüber hinaus soll im Folgenden<br />
anhand der Indikatoren Einzelhandelsumsatz, Kaufkraft<br />
und Einzelhandelszentralität 11 beschrieben werden. Um<br />
die Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlich<br />
großen Verdichtungsräumen zu gewährleisten, werden<br />
die Indikatoren Werte pro Kopf berechnet.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 79<br />
1989 = 100<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
Einzelhandel<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Kreditinstitute<br />
VR <strong>Hannover</strong><br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
früheres<br />
Bundesgebiet<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
– Der Einzelhandelsumsatz pro Einwohner gibt den<br />
Umsatz an, den die Einzelhandelsbetriebe in einer<br />
<strong>Region</strong> realisieren können. Im interregionalen Vergleich<br />
ist damit aber noch nicht berücksichtigt, dass<br />
die Kaufkraft der <strong>Region</strong>en sehr unterschiedlich sein<br />
kann.<br />
– Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft einer <strong>Region</strong>, in<br />
die das Einkommensniveau sowie insbesondere auch<br />
die Erwerbsbeteiligung eingehen, reflektiert letztlich<br />
das für Konsumgüter zur Verfügung stehende Einkommen<br />
der Bevölkerung. Hierbei sind die Ausgaben für<br />
die Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel, Kleidung,<br />
Schuhe, übrige Güter für die Haushaltsführung<br />
(u.a. Möbel, Bodenbeläge, Haushaltselektrogeräte,<br />
Heimtextilien, Gartenbedarfsartikel, Reinigungsmittel),<br />
10) vgl. Abschnitt 1.5<br />
11) Datenquelle: GfK Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg
80<br />
DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />
Abb. 4.2-4 (b) Beschäftigtenentwicklung in den wichtigsten Zweigen der Dienstleistungen<br />
im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> seit Anfang der 80er Jahre (Fortsetzung)<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
Versicherungen<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Haushaltsbez. Dienstleistungen<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
Körper- und Gesundheitspflege, Bildung und Unterhaltung<br />
(z.B. TV, Radio, Bücher, Fotobedarf, Zeitschriften,<br />
Spielwaren, Sportartikel) und persönliche Ausstattung<br />
(u.a. Uhren, Schmuck) einbezogen. Nicht berücksichtigt<br />
sind Ausgaben für Kraftfahrzeuge und Brennstoffe.<br />
– Der Einzelhandelsumsatz bezogen auf die Kaufkraft<br />
einer <strong>Region</strong> beschreibt ihre Zentralität, d.h. den<br />
Anteil des Umsatzes der per Saldo zusätzlich aus anderen<br />
<strong>Region</strong>en realisiert wird bzw. in andere <strong>Region</strong>en<br />
abfließt. Werte über 100 zeigen einen Kaufkraftzufluss,<br />
darunter liegende Werte einen Kaufkraftabfluss<br />
an. Für die großstädtischen <strong>Region</strong>en ist aufgrund<br />
der Konzentration des Einzelhandelsangebots<br />
insbesondere des gehobenen Bedarfs grundsätzlich<br />
mit einem Kaufkraftzufluss zu rechnen.<br />
Die Entwicklung des Einzelhandels wird abschließend<br />
anhand der Zahlen der sozialversicherungspflichtig<br />
1989 = 100<br />
240<br />
230<br />
220<br />
210<br />
200<br />
190<br />
180<br />
170<br />
160<br />
150<br />
140<br />
130<br />
120<br />
110<br />
100<br />
90<br />
130<br />
125<br />
120<br />
115<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
Unternehmensbez. Dienstleistungen<br />
VR <strong>Hannover</strong><br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
früheres<br />
Bundesgebiet<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Öffentliche Dienstleistungen<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />
Beschäftigten erfasst. Dabei ist zu berücksichtigen, dass<br />
gerade der Zweig des Einzelhandels durch eine starke<br />
Dominanz von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen<br />
geprägt ist, die nicht der Sozialversicherungspflicht<br />
unterliegen.<br />
Die Stadt <strong>Hannover</strong> gehört natürlich von ihrer absoluten<br />
Größe her nicht zu den Spitzenreitern unter den Einkaufsstandorten<br />
in Deutschland. Mit DM 7,6 Mrd. Umsatz<br />
ist sie zwar zweitgrößter Einzelhandelsstandort in<br />
Norddeutschland, noch vor Bremen (DM 6,5 Mrd.),<br />
aber mit erheblichem Abstand hinter Hamburg (DM<br />
21,2 Mrd.).<br />
Nach dem Einzelhandelsumsatz bezogen auf die Einwohnerzahl<br />
12 liegt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (121 13 ) unter<br />
den deutschen Verdichtungsräumen vor München (119),<br />
Bremen (118) und Saarbrücken (116) an der Spitze und<br />
damit weit über dem Durchschnitt der Verdichtungsräume<br />
(108) (Abb. 4.3-1). Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft<br />
14 der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (110 15 ) erreicht mit deutlichem<br />
Abstand zu München (116) und zusammen mit<br />
Rhein-Main, Hamburg und Düsseldorf (je 109) ebenfalls<br />
einen Spitzenwert unter den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
(Abb. 4.3-1).<br />
Nach der Einzelhandelszentralität 16 steht der Verdichtungsraum<br />
<strong>Hannover</strong> (110 17 ) damit auf dem dritten Rang<br />
nach Saarbrücken und Bremen (Abb. 4.3-2). Alle drei<br />
profitieren (bei unterschiedlicher absoluter Größenordnung)<br />
davon, dass sie großstädtische Zentren für jeweils<br />
einen weiten, deutlich über die Grenzen des Verdichtungsraum<br />
hinausgehenden Einzugsbereich sind. Für die<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bedeutet dieses Ergebnis, dass per<br />
Saldo etwa 10% des Einzelhandelsumsatzes von außerhalb<br />
des Großraums kommen.<br />
Die Unterscheidung nach der Einzelhandelszentralität<br />
von Zentrum und Umland ermöglicht eine genauere Positionsbestimmung<br />
der Zentren in ihrem Umland sowie die<br />
Erfassung des Grades der Suburbanisierung der Einzelhandelsaktivitäten<br />
(Abb.4.3-2).<br />
- Im Vergleich der übrigen Zentren hat die Stadt <strong>Hannover</strong><br />
(134) eine herausragende Einzelhandelszentralität<br />
18 , die in der Größenordnung von Nürnberg (133)<br />
liegt und nur von Karlsruhe (142) deutlich übertroffen<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 81<br />
Abb. 4.3-1 Einzelhandelsumsatz und einzelhandelsrelevante Kaufkraft in den westdeutschen<br />
Verdichtungsräumen 2001<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
<strong>Hannover</strong><br />
München<br />
Bremen<br />
Saarbrücken<br />
Nürnberg<br />
Quelle: GfK - Gesellschaft für Konsumforschung<br />
Hamburg<br />
Düsseldorf<br />
je Einwohner Deutschland = 100<br />
Bielefeld<br />
Köln-Bonn<br />
Rhein-Main<br />
Karlsruhe<br />
Ruhrgebiet<br />
Umsatzkennziffer<br />
Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer<br />
Stuttgart<br />
Aachen<br />
Rhein-Neckar<br />
Wuppertal<br />
VR insg.<br />
Westdeutschland<br />
wird. Bielefeld, Aachen, München und Saarbrücken<br />
haben eine etwas niedrigere Einzelhandelszentralität<br />
(je 130).<br />
- Darüber hinaus ist der Abstand zum Landkreis <strong>Hannover</strong><br />
(90) ausgesprochen hoch (Abb. 4.3-2). Die Verlagerung<br />
von Einzelhandelsbetrieben ins Umland und<br />
der Entzug von Kaufkraft zugunsten des Umlandes ist<br />
offensichtlich in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weniger vorangeschritten<br />
als in vielen anderen Verdichtungsräumen.<br />
So ist z.B. in den anderen norddeutschen <strong>Region</strong>en<br />
Bremen und Hamburg der Zentralitätsunterschied zwischen<br />
Kernstadt und Umland wesentlich geringer.<br />
Innerhalb der westdeutschen Verdichtungsräume ist<br />
dieses Zentralitätsgefälle nur in den <strong>Region</strong>en München,<br />
Nürnberg und Karlsruhe größer.<br />
Eine Analyse des Einzelhandelsbesatzes 19 , macht deutlich,<br />
dass der Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> seine Position<br />
12) Umsatzkennziffer je Einwohner, 2001, Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg<br />
13) jeweiliger Bundeswert (Deutschland) = 100<br />
14) Einzelhandelsrelevante Kaufkraft je Einwohner, 2001, Gesellschaft für Konsumforschung,<br />
Nürnberg<br />
15) jeweiliger Bundeswert (Deutschland) = 100<br />
16) Umsatzkennziffer bezogen auf die einzelhandelsrelevante Kaufkraft, 2001, Gesellschaft<br />
für Konsumforschung, Nürnberg<br />
17) jeweiliger Bundeswert (Deutschland) = 100<br />
18) Umsatzkennziffer bezogen auf die einzelhandelsrelevante Kaufkraft, 2001, Gesellschaft<br />
für Konsumforschung, Nürnberg<br />
19) Beschäftigte im Einzelhandel bezogen auf die Einwohner; für diesen Indikator liegen<br />
längere Zeitreihen vor.
82<br />
DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />
NORD/LB-Neubau am Aegidientorplatz<br />
in den 80er Jahren verbessern konnte und nach der Wiedervereinigung<br />
noch einmal leicht hinzu gewonnen hat.<br />
In den letzten Jahren konnte die <strong>Region</strong> diese Position<br />
aber nicht ganz halten.<br />
Der Einzelhandel hat sich in bezug auf die Beschäftigten<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nach der Wiedervereinigung<br />
zunächst überdurchschnittlich entwickelt. Bereits seit<br />
1991 schwächte sich aber die im Vergleich der Verdichtungsräume<br />
überdurchschnittliche Entwicklung wieder<br />
ab. Von 1989 bis 1992 entstanden in der <strong>Region</strong><br />
3.200 Arbeitsplätze im Einzelhandel, die Wachstumsrate<br />
lag mit 2,9% – bezogen auf den Gesamtzeitraum – im<br />
Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
(Übersicht 4.2-1).<br />
In den letzten Jahren ist die Beschäftigung des Einzelhandels<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> stärker als in den übrigen<br />
Verdichtungsräumen zurückgegangen. Von 1992<br />
bis 1999 büßte der Einzelhandel rund 5.000 Arbeitsplätze<br />
ein, was einer jährlichen Abnahme von 1,9% entsprach.<br />
In den Verdichtungsräumen insgesamt lag der<br />
Rückgang nur bei jährlich 0,9%. Im Jahr 2000 konnte<br />
die Beschäftigung im Einzelhandel aufgrund der EXPO<br />
kurzfristig um 6% oder 2.100 Beschäftigte gesteigert<br />
werden.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist mit gut 28.000 Beschäftigten<br />
auch ein bedeutender Standort des Großhandels. Im<br />
Vergleich der Verdichtungsräume ist der Großhandel in<br />
<strong>Hannover</strong> etwa durchschnittlich vertreten. Die Großhandelsaktivitäten<br />
innerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> entfielen<br />
2000 zu 44% auf den Landkreis. Im Jahr 1989 waren<br />
es erst knapp 35%. Dies macht deutlich, dass der<br />
Großhandel neben dem Einzelhandel einer der Wirtschaftszweige<br />
mit starker Suburbanisierungstendenz ist.<br />
Der Großhandel in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat von der<br />
Wiedervereinigung zunächst in ganz besonderer Weise<br />
profitiert. Dazu dürfte besonders die günstige Lage zu<br />
den neuen Bundesländern beigetragen haben. Die<br />
Beschäftigung stieg von 1989 bis 1993 weit überdurchschnittlich<br />
um mehr als ein Viertel oder 5.800 Personen.<br />
In den Folgejahren ging die Beschäftigung aber ebenso<br />
rapide wieder zurück, sie schrumpfte von 1993 bis 2000<br />
um 7.800 Personen. Entsprechend hat sich die Spezialisierung<br />
auf den Großhandel von 1989 (125) bis<br />
2000 (109) verringert. In dieser Entwicklung drücken<br />
sich die Folgen des Aufbaus von Großhandelsstrukturen in<br />
den neuen Bundesländern ebenso aus wie die fortschreitende<br />
Konzentration im bundesdeutschen Handel, in deren<br />
Zuge ein großes, in <strong>Hannover</strong> ansässiges Handelsunternehmen<br />
seine Aktivitäten beträchtlich verringert hat.<br />
Quelle: GfK - Gesellschaft für Konsumforschung<br />
4.4 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort von<br />
Finanzdienstleistungen<br />
Die Finanzdienstleistungen zählten noch in den 80er<br />
Jahren zu den schnell wachsenden Dienstleistungszweigen.<br />
Spätestens mit der Vollendung des Gemeinsamen<br />
Marktes hat sich aber auch für Finanzdienstleistungen<br />
der internationale Wettbewerb beträchtlich verschärft<br />
und die quantitative Expansion ist stärker qualitativ orientierten<br />
Umstrukturierungen und Anpassungsprozessen<br />
gewichen. Von 1992 bis 2000 ist demzufolge die<br />
Beschäftigung bei den Kreditinstituten in Deutschland<br />
nur noch wenig gewachsen, bei den Versicherungen<br />
sogar um 2,6% gesunken.<br />
Die Finanzdienstleistungen konzentrieren sich in besonderer<br />
Weise in den wenigen ganz großen Zentren des<br />
Bundesgebietes. Aber auch in den übrigen großstädtischen<br />
Verdichtungsräumen sind die Finanzdienstleistungen<br />
überdurchschnittlich vertreten. Vor diesem Hintergrund<br />
soll im Folgenden die Bedeutung der Finanzdienstleistungen<br />
im Wirtschaftsraum <strong>Hannover</strong> überprüft werden.<br />
Wegen des unterschiedlichen räumlichen Musters<br />
und voneinander abweichender Entwicklungen wird zwischen<br />
Kreditwesen und Versicherungen unterschieden.<br />
Die in absoluten Zahlen größten Finanzdienstleistungsregionen<br />
in Deutschland sind das Rhein-Main Gebiet mit<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 83<br />
Abb. 4.3-2 Einzelhandelszentralität in den Zentren und im Umland der westdeutschen Verdichtungsräume 2001<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Saarbrücken<br />
Bremen<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Nürnberg<br />
Hamburg<br />
Bielefeld<br />
je Einwohner, Deutschland=100<br />
Ruhrgebiet<br />
München<br />
Aachen<br />
Düsseldorf<br />
Karlsruhe<br />
Köln-Bonn<br />
Rhein-Neckar<br />
Rhein-Main<br />
Stuttgart<br />
Zentren<br />
Umland<br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
Wuppertal<br />
VR insg.<br />
Frankfurt (121.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte),<br />
München (76.000) und Hamburg (63.000),<br />
gefolgt von Köln-Bonn (60.000) und Stuttgart (54.000).<br />
<strong>Hannover</strong> (25.000) liegt von der absoluten Größe her<br />
auf Rang 8. Hinsichtlich der Spezialisierung 20 auf Finanzdienstleistungen<br />
ergibt sich ein beträchtliches Gefälle<br />
zwischen den Verdichtungsräumen. Die relativ höchste<br />
Ausrichtung der Wirtschaftsstruktur auf Finanzdienstleistungen<br />
weisen die Verdichtungsräume Rhein-Main<br />
(198) und München (170) auf (Abb. 4.4-1). An dritter<br />
Stelle folgt dann bereits – wenn auch mit deutlichem<br />
Abstand – die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (132), noch vor Köln-<br />
Bonn (129), Hamburg (128) und Stuttgart (123). In fast<br />
allen Verdichtungsräumen ist die Spezialisierung auf<br />
Finanzdienstleistungen seit Ende der 80er Jahre gestiegen.<br />
Dies gilt vor allem für die beiden führenden<br />
Finanzplätze Rhein-Main (Kreditinstitute) und München<br />
(Versicherungen). Auch in <strong>Hannover</strong> hat die Ausrichtung<br />
– allerdings nur geringfügig – zugenommen.<br />
Die Kreditinstitute sind in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in Relation<br />
zu den Verdichtungsräumen insgesamt leicht unterdurchschnittlich<br />
vertreten (Abb.4.4-1). Die Beschäftigtenentwicklung<br />
der Kreditinstitute in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
20) Spezialisierung: Anteil an den Beschäftigten insgesamt, früheres Bundesgebiet =<br />
100, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000
84<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH<br />
Die Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> (TCH) GmbH wurde<br />
1985 gegründet. Sie ist als Gesellschaft für Managementund<br />
Innovationsberatung in Norddeutschland und hier<br />
insbesondere in der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> tätig. Im Jahr 2000<br />
erwirtschafteten 28 feste Mitarbeiter einen Umsatz von<br />
4,6 Mio. DM. Branchenschwerpunkte sind die Bereiche<br />
Informations- und Kommunikationstechnologien/Neue<br />
Medien.<br />
Am 01.01.2001 wurde<br />
die VisionConnect GmbH<br />
(www.visionconnect.de), ein<br />
Tochterunternehmen der TCH GmbH für E-Business-Lösungen,<br />
gegründet. Die insgesamt 18 festen IT-Berater,<br />
Anwendungsentwickler, Designer und Redakteure entwickeln<br />
internetbasierte Geschäftsprozesse für Unternehmen<br />
und Institutionen.<br />
Das Leistungsangebot der TCH GmbH ist focussiert auf die<br />
Durchführung, Finanzierung und Implementierung innovativer<br />
Veränderungsprozesse in Unternehmen. Das Portfolio<br />
umfasst Wachstumsbranchen der New Economy, Medizintechnik<br />
und Life Sciences ebenso wie dynamische Unternehmen<br />
der Investitions- und Konsumgüterindustrie.<br />
Die TCH GmbH hat drei Kernkompetenzen:<br />
• Management- und Innovationsberatung<br />
• E-Business Komplettlösungen<br />
• Betreiben zweier Start-Up-Center mit 11.000 m 2<br />
Nutzfläche für über 70 innovative Unternehmen:<br />
TCH,<br />
Vahrenwalder Str. 7<br />
CampMedia,<br />
Expo Plaza 3<br />
Innerhalb der Kernkompetenzen werden die Geschäftsfelder<br />
Start-Up-Services, Innovationsfinanzierungsberatung,<br />
Unternehmensübernahmen, Center-Management<br />
sowie IT-Beratung, Web-Applikationen, Software-Lösungen<br />
und Service-Providing im Markt angeboten.<br />
Die TCH GmbH ist auch Eigentümer und verantwortlicher<br />
Betreiber des Internet-Leitsystems der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong><br />
unter www.hannover.de.<br />
Um den Einsatz von Multimedia<br />
in Unternehmen, in<br />
der Verwaltung und in der<br />
Ausbildung zu fördern,<br />
hat der Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong> 1997 die<br />
Zukunftsfabrik Kommunikation (www.zukunftsfabrik.hannover.de)<br />
ins Leben gerufen. Sie wird von der Technologie-<br />
Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH durchgeführt. Die Zukunftsfabrik<br />
Kommunikation hat seit ihrer Gründung zahlreiche Projekte<br />
durchgeführt und Veranstaltungen zu aktuellen Themen<br />
aus der Multimedia-Welt organisiert. Einmal im Jahr vergibt<br />
die ZUK den Innovationspreis für besonders innovative<br />
oder anwendungsfreundliche IT-Lösungen an Unternehmen<br />
und Schulen.<br />
Partner der TCH GmbH:<br />
• Software AG<br />
• Oracle Deutschland GmbH<br />
• BEGIN (Beratungszentrum für Elektronischen<br />
Geschäftsverkehr in Niedersachsen)<br />
• IHK <strong>Hannover</strong><br />
• LambdaNet Communications GmbH<br />
• Cycore 3D Graphics Software<br />
• Verein Technologie-Centren<br />
Niedersachsen e.V. (www.vtn.de)<br />
ADRESSE:<br />
Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH<br />
Gesellschaft für Management-<br />
und Innovationsberatung<br />
Vahrenwalder Str. 7<br />
30165 <strong>Hannover</strong><br />
fon (05 11) 93 57 - 0<br />
fax (05 11) 93 57 - 100<br />
Internet: www.tch.de<br />
e-mail: tch@hannover.de<br />
Standort:<br />
Expo Plaza 3<br />
CampMedia<br />
fon (05 11) 7 60 71 - 600<br />
fax (05 11) 7 60 71 - 101<br />
Internet: www.campmedia.de<br />
e-mail: tch@hannover.de<br />
Abb. 4.4-1 Finanzdienstleistungen in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />
260<br />
240<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Rhein-Main<br />
München<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
nach der Wiedervereinigung erreichte knapp die Dynamik<br />
der übrigen Verdichtungsräume. Von 1989 bis<br />
1992 entstanden etwa 700 zusätzliche Arbeitsplätze,<br />
was einem jährlichen Zuwachs von 1,8% entsprach. Der<br />
Zuwachs konzentrierte sich vollständig auf die Stadt<br />
<strong>Hannover</strong>. Die Beschäftigtenentwicklung in den letzten<br />
Jahren war deutlich ungünstiger als im Trend der Verdichtungsräume.<br />
Von 1992 bis 2000 verlor die <strong>Region</strong><br />
etwa 220 Arbeitsplätze.<br />
Die Stadt <strong>Hannover</strong> ist ein bundesweit sehr bedeutsamer<br />
Versicherungsstandort. Nach einer jüngeren Untersuchung<br />
haben insgesamt 31 Versicherungsunternehmen ihren<br />
Sitz in <strong>Hannover</strong>, darunter vier Lebensversicherungen,<br />
sechs Pensionskassen, zwei Krankenversicherer, 15<br />
Schaden- und Unfallversicherungen und vier Rückversicherungsgesellschaften,<br />
die zusammen 1998 verdiente<br />
Bruttobeiträge in Höhe von mehr als DM 18 Mrd. erwirtschaftet<br />
haben 21 . Die Marktanteile der hannoverschen<br />
Versicherungsunternehmen im Bundesgebiet lagen 1998<br />
insgesamt bei 5,9%, darunter erreichten die Krankenversicherungen<br />
weniger als 0,1%, die Pensionskassen<br />
2,1%, die Lebensversicherungen 2,9%, die Schadenund<br />
Unfallversicherungen 7,3% und die Rückversicherungen<br />
12,4% Marktanteil 22 . Hinsichtlich der Position<br />
der Stadt <strong>Hannover</strong> unter den wichtigsten Versicherungsstandorten<br />
hat sich in den 90er Jahren im Wesentlichen<br />
nichts verändert. Mit den Plätzen drei bei den Rückversicherungen<br />
und vier bei den Schaden- und Unfallversicherungen<br />
liegt <strong>Hannover</strong> auf Rang sechs unter den<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 85<br />
Anteil an den Beschäftigten insgesamt, früheres Bundesgebiet = 100<br />
Köln-Bonn<br />
Hamburg<br />
Stuttgart<br />
Düsseldorf<br />
Karlsruhe<br />
Nürnberg<br />
Rhein-Neckar<br />
Saarbrücken<br />
Bremen<br />
Kreditinstitute<br />
Versicherungsgewerbe<br />
Finanzdienstleistungen insgesamt<br />
Aachen<br />
Ruhrgebiet<br />
Bielefeld<br />
Wuppertal<br />
VR insg.<br />
größten deutschen Versicherungsstandorten. Vor <strong>Hannover</strong><br />
(5,9%) rangieren mit weitem Abstand München<br />
(25% Marktanteil) und Köln (15%) sowie Hamburg<br />
(8,4%), Stuttgart (8,1%) und Wiesbaden (6,1%).<br />
Insgesamt sind die Versicherungen in der Wirtschaftsstruktur<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit knapp 11.400<br />
Beschäftigten 23 sehr stark überrepräsentiert. Der Anteil<br />
der Versicherungen an den Beschäftigten insgesamt ist<br />
unter den westdeutschen Verdichtungsräumen nur in<br />
München und Köln-Bonn höher als in <strong>Hannover</strong><br />
(Abb.4.4-1).<br />
Die Versicherungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hatten in<br />
der ersten Phase nach der Wiedervereinigung ihre<br />
Beschäftigung weit überdurchschnittlich ausgebaut. Von<br />
1989 bis 1992 entstanden fast 1.700 zusätzliche<br />
Arbeitsplätze. Dies entsprach einem jährlichen Zuwachs<br />
von 5,1%, was deutlich über dem Durchschnitt der westdeutschen<br />
Verdichtungsräume von 3,9% lag. Von 1992<br />
bis 2000 wurden im Versicherungsgewerbe der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> etwa 900 Arbeitsplätze wieder abgebaut.<br />
21) vgl. Hübl, Lothar und Ulrich Schasse: Struktur und Entwicklung der Versicherungswirtschaft<br />
am Standort <strong>Hannover</strong> in der ersten Hälfte der 90er Jahre. In: J.-Matthias<br />
Graf von der Schulenburg: Neue Wege des Versicherungsmanagements.<br />
Karlsruhe, 1997, S. 159-174; Schasse, Ulrich: Aktualisierung der Daten zur Versicherungswirtschaft<br />
am Standort <strong>Hannover</strong>, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung,<br />
<strong>Hannover</strong>, Januar 2000.<br />
22) Berechnungen des <strong>NIW</strong> nach Angaben des Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen<br />
23) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000
86<br />
DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />
Hauptbahnhof <strong>Hannover</strong><br />
Der Rückgang war damit stärker als im Durchschnitt der<br />
Verdichtungsräume.<br />
Die hannoverschen Versicherungen haben zwar bei den<br />
personalintensiveren Bereichen der Schaden- und Unfallversicherungen<br />
in den 90er Jahren kontinuierlich an<br />
Marktanteilen ihrer Sparten verloren, im Gegenzug<br />
haben aber die Rückversicherungen beträchtlich zugelegt.<br />
Dies zeigt, dass sich die hannoverschen Versicherer<br />
im Hinblick auf ihre Marktpositionierung und ihre<br />
Kostenlage an die veränderten Rahmenbedingungen bislang<br />
gut anpassen konnten. Allerdings ist mit weiter<br />
stark steigendem europaweiten Wettbewerb in der Branche<br />
zu rechnen 24 . Die letztlich am Votum der Aufsichträte<br />
gescheiterte Fusion eines großen hannoverschen Rückversicherers<br />
mit einem süddeutschen Versicherungsunternehmen<br />
wäre mit nicht unbeträchtlichen Arbeitsplatzverlusten<br />
in <strong>Hannover</strong> einhergegangen.<br />
4.5 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort unternehmensorientierter<br />
Dienstleistungen<br />
Die unternehmensorientierten Dienstleistungen 25 zählen<br />
zu den bundesweit wachstumsträchtigsten Wirtschafts-<br />
zweigen. Von 1989 bis 1992 ist die Beschäftigung in<br />
diesem Bereich bundesweit jährlich um gut 9% und von<br />
1992 bis 2000 nochmals um jahresdurchschnittlich 6%<br />
gestiegen. Insgesamt sind seit 1989 in diesem Bereich in<br />
Westdeutschland knapp 1,3 Mio. Arbeitsplätze entstanden.<br />
Allerdings profitieren die Unternehmensdienste in<br />
besonderem Maße von den Out-sourcing-Strategien der<br />
Unternehmen. Ein Teil der Arbeitplätze in neuen Unternehmen<br />
dieses Bereiches sind ehemalige Abteilungen<br />
oder Arbeitsgruppen von großen Unternehmen, die sich<br />
nunmehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Trotzdem<br />
bleiben die unternehmensbezogenen Dienstleistungen<br />
ein besonders wachstumsträchtiger Bereich, der mit seinem<br />
teilweise hochspezialisierten Angebot auch die<br />
regionalen Standortbedingungen für kleinere und mittlere<br />
Unternehmen verbessert.<br />
Die unternehmensbezogenen Dienstleistungen haben in<br />
der Wirtschaftsstruktur der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit knapp<br />
68.000 Beschäftigten 26 und einem Beschäftigtenanteil<br />
von 15% (139 27 ) ein überdurchschnittliches Gewicht im<br />
Vergleich der westdeutschen Verdichtungsräume (122);<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> erreicht mit seiner Spezialisierung<br />
auf unternehmensbezogene Dienste damit den dritten<br />
Rang (Abb. 4.5-1). Auf den Spitzenpositionen liegen<br />
hier München (150) und das Rhein-Main-Gebiet (149).<br />
<strong>Hannover</strong> liegt etwa gleichauf mit Hamburg (138) und<br />
Nürnberg (135). Deutlich schwächer ist die Bedeutung<br />
der unternehmensorientierten Dienste in den übrigen<br />
süddeutschen und nordrhein-westfälischen <strong>Region</strong>en.<br />
Der Vergleich zwischen 1989 und 2000 macht auch<br />
deutlich, wie stark die Bedeutung der unternehmensbezogenen<br />
Dienste in den letzten 12 Jahren angewachsen<br />
ist. Im Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />
ist der Anteil von 6,7% auf 13,2% gestiegen, im Verdichtungsraum<br />
<strong>Hannover</strong> von 7,1% auf 15,1% (Abb.<br />
4.5-1). Somit sind in diesem Dienstleistungszweig in den<br />
letzten 12 Jahren alleine in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> fast<br />
39.000 Arbeitsplätze entstanden.<br />
Innerhalb der unternehmensbezogenen Dienste in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind vor allem die Gebäudereinigung<br />
und Abfallbeseitigung sowie die übrigen Dienstleistungen<br />
für Unternehmen 28 überdurchschnittlich und die Technische<br />
Beratung und Planung etwa durchschnittlich vertreten<br />
(Übersicht 4.2-1). Unterrepräsentiert sind Rechts-,<br />
Wirtschafts- und technische Beratung sowie Vermietung.<br />
Noch schwächer ist die Bedeutung der Wirtschaftswerbung,<br />
die sich in besonderer Weise in den Verdichtungsräumen<br />
München, Hamburg und Düsseldorf konzentriert.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 87<br />
Abb. 4.5-1 Unternehmensbezogene Dienstleistungen in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1989 und 2000<br />
18<br />
16<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
München<br />
Rhein-Main<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Hamburg<br />
Nürnberg<br />
Düsseldorf<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
Anteil an den Beschäftigten insgesamt in %<br />
Köln-Bonn<br />
Ruhrgebiet<br />
Karlsruhe<br />
Rhein-Neckar<br />
Stuttgart<br />
Aachen<br />
Saarbrücken<br />
Bremen<br />
Bielefeld<br />
Wuppertal<br />
1989<br />
2000<br />
VR insg.<br />
BG West<br />
Innerhalb des Wirtschaftsraums <strong>Hannover</strong> konzentrieren<br />
sich die unternehmensbezogenen Dienstleistungen in<br />
besonderer Weise auf das Zentrum: Mehr als drei Viertel<br />
(76%) der Arbeitsplätze entfallen derzeit auf die<br />
Stadt <strong>Hannover</strong> 29 . Eine verstärkte Suburbanisierung von<br />
Arbeitsplätzen der unternehmensorientierten Dienste ist<br />
nicht festzustellen, seit Ende der 80er Jahre (1989:<br />
79%) ist der Beschäftigtenanteil der Landeshauptstadt an<br />
der <strong>Region</strong> nur geringfügig zurückgegangen.<br />
24) Hübl, Lothar und Ulrich Schasse, 1997<br />
25) Es gibt keine feste Definition für Unternehmensorientierte Dienstleistungen, weil die<br />
Grenzen zwischen der Ausrichtung auf Unternehmen und private Haushalte teilweise<br />
fließend sind. Wir lehnen uns an die Abgrenzung von BADE an und verstehen<br />
unter den unternehmensbezogenen Dienstleistungen die Rechts- und Wirtschaftsberatung,<br />
die Technische Beratung und Planung, Wirtschaftswerbung,<br />
Grundstücks- und Vermögensverwaltung, Vermietung beweglicher Sachen, Gebäudereinigung<br />
und Abfallbeseitigung sowie übrige Dienstleistungen für Unternehmen,<br />
so z.B. Messe- und Aus-stellungswesen; vgl. Bade, F.-J., 1987.<br />
26) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />
27) Spezialisierung: Anteil an den Beschäftigten insgesamt, früheres Bundesgebiet =<br />
100, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />
28) u.a. Messe- und Ausstellungswesen<br />
29) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000
88<br />
5.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
und ihre Innovationspotenziale<br />
Unterschiede im Entwicklungsstand und in der wirtschaftlichen<br />
Dynamik von <strong>Region</strong>en sind maßgeblich darauf<br />
zurückzuführen, wie die <strong>Region</strong>en am technischen Fortschritt<br />
partizipieren. Dies wiederum hängt von den „Innovationspotenzialen“<br />
der Wirtschaft ab, die vor allem<br />
durch die folgenden Faktoren bestimmt werden 1 :<br />
– Bildungs- und Ausbildungsniveau an Schulen und Hochschulen<br />
und somit die Qualifikation der Beschäftigten,<br />
– Ausstattung mit universitären und außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen, staatlicher Grundlagenforschung<br />
und damit Möglichkeiten des Wissenstransfers,<br />
– Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Wirtschaft<br />
sowie das Angebot von neuen Produkten und der Einsatz<br />
von neuen Produktionsverfahren,<br />
– Bereitschaft zu einem strukturellen Wandel zu Lasten<br />
„reifer“ Industrien und zu Gunsten „neuer“ forschungsintensiver<br />
Industrien sowie wissens- und innovations-orientierter<br />
Dienstleistungen.<br />
Erdgeist von André Heller auf der EXPO 2000<br />
Die wissenschaftliche und technologische Entwicklung ist<br />
zu einem Schlüsselelement der <strong>Region</strong>alpolitik geworden.<br />
Insofern ist das Innovationspotenzial für die <strong>Region</strong>en ein<br />
entscheidender Parameter, auch um damit einen Anziehungspunkt<br />
für Investoren darzustellen.<br />
In den vergangenen zwanzig Jahren sind deshalb in<br />
Deutschland regionale Gebietskörperschaften zunehmend<br />
dazu übergegangen, mit einer eigenständigen Innovationspolitik<br />
regionalpolitische Akzente zu setzen 2 . Damit<br />
wird der zentralen Rolle von Forschung und Technologie<br />
für Wachstum und Beschäftigung Rechnung getragen und<br />
auch der Versuch unternommen, sich für den Wachstumsprozess<br />
lokale und regionale Besonderheiten und Stärken<br />
zu Nutze zu machen. Dies gilt für Verdichtungsräume im<br />
besonderen Maße. Denn der technologische Wettbewerb<br />
zwischen Metropolen vollzieht sich auf einem deutlich<br />
höheren Niveau als der Wettbewerb zwischen weniger<br />
verdichteten Räumen.<br />
Im Folgenden wird die Position der hannoverschen Wirtschaft<br />
im Innovationswettbewerb der Verdichtungsräume<br />
dargestellt. Zentraler Indikator sind die Kapazitäten in der<br />
Industrieforschung. Hierzu gehört es auch, das „Umfeld“<br />
in Wissenschaft und Forschung zu betrachten sowie der<br />
Frage nachzugehen, inwieweit auf Seiten von Betrieben<br />
und Forschungseinrichtungen Kooperationsbereitschaft<br />
besteht, um die Potenziale optimal zu entwickeln. Denn<br />
inwieweit die Potenziale der Wirtschaft aktiviert und ausgeschöpft<br />
werden können, wird z.T. durch die Kooperationsbereitschaft<br />
und den Vernetzungsgrad der Betriebe<br />
und Forschungseinrichtungen untereinander entschieden 3 .<br />
Diese Frage ist für die Innovationskraft von Klein- und Mittelunternehmen<br />
und im Handwerk eher relevant als für die<br />
Innovationsaktivitäten der Großindustrie.<br />
5.1 Forschung und Entwicklung<br />
in der Industrie 4<br />
Von zentraler Bedeutung für das industrielle Innovationspotenzial<br />
sind die unternehmerischen Aktivitäten in Forschung<br />
und experimenteller Entwicklung (FuE). Sie sind<br />
Investitionen in technologisches Wissen und signalisieren<br />
die Bereitschaft zu struktureller Weiterentwicklung.<br />
Sie sind fundamental für die Verbreiterung der technologischen<br />
Basis. FuE in der Industrie macht zwar den „harten<br />
Kern“, insgesamt jedoch nur einen Teil der gesamten Innovationsaktivitäten<br />
von Unternehmen aus. Allerdings sind<br />
Innovationsaktivitäten, die außerhalb der FuE-Abteilungen<br />
anfallen, häufig eng mit der FuE-Tätigkeit gekoppelt 5 .<br />
Die industriellen FuE-Kapazitäten sind in besonderem<br />
Maße auf die Zentren in den Verdichtungsräumen konzentriert<br />
– weitaus stärker als die übrigen wirtschaftlichen<br />
Aktivitäten: Der Anteil des FuE-Personals an den<br />
Industriebeschäftigten ist in hochverdichteten Räumen<br />
bundesweit im Schnitt mehr als doppelt so hoch wie in<br />
ländlichen Räumen und Räumen mit Verdichtungsansätzen<br />
(Abb. 5.1-1). Trotz kontinuierlicher regionaler Fördermaßnahmen<br />
zu Gunsten der ländlichen und „altindustrialisierten“<br />
Räume in Westdeutschland haben sich<br />
die <strong>Region</strong>en in ihren industriellen FuE-Potenzialen in<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 89<br />
Abb. 5.1-1 FuE-Intensitäten der Unternehmen nach Raumtypen in Westdeutschland<br />
1985 bis 1997<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
FuE-Personal in % der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe<br />
Zentren Westdeutschland<br />
Umland Westdeutschland<br />
übriges Westdeutschland<br />
1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997<br />
Quellen: SV Wissenschaftsstatistik und BfLR/BBR, unveröffentlichte Zusammenstellungen des FuE-Personals für das<br />
<strong>NIW</strong> und das BMBF. Statistisches Bundesamt, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, veröffentlichte<br />
und unveröffentlichte Angaben, eigene Berechnungen und Schätzungen<br />
den letzten zwanzig Jahren kaum verändert 6 . Ballungsräume<br />
und ihre Kernstädte haben ihre vergleichsweise<br />
hohe Attraktivität für industrielle FuE beibehalten. Tendenziell<br />
hat die Bedeutung von Verdichtungsräumen für<br />
FuE sogar noch zugenommen. Dennoch gibt es deutliche<br />
Unterschiede zwischen den Agglomerationsräumen, insbesondere<br />
zeigt sich ein ausgeprägtes Süd-Nord-Gefälle<br />
(Abb. 5.1-2). FuE-Zentren haben sich verstärkt im süddeutschen<br />
Raum gebildet, mit München an der Spitze.<br />
Weitere Zentren – jedoch weit hinter München zurückliegend<br />
– bilden die Verdichtungsräume Stuttgart, Rhein-<br />
Neckar und Rhein-Main. Nürnberg, Köln-Bonn und<br />
Hamburg erreichen zwar nicht die durchschnittliche FuE-<br />
Intensität der westdeutschen Verdichtungsräume (4,6%),<br />
1) vgl. zum Folgenden die Übersicht von Stadler, 1997.<br />
2) vgl. Gehrke, Legler, 2000. Aus dieser Studie sind auch eine Reihe von konzeptionellen<br />
Überlegungen und empirischen Befunden übernommen worden, von denen<br />
nicht alle gesondert zitiert werden.<br />
3) Fragen der Kooperation zwischen Forschungseinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
werden im <strong>Region</strong>alreport an verschiedenen Stellen behandelt, so z.B. in den<br />
Abschnitten 9, 11 und 12.<br />
4) In vorliegendem Kapitel 5.1 steht der Verdichtungsraumvergleich im Vordergrund,<br />
während die Forschung und Entwicklung der Industrie inhaltlich in Abschnitt 9.<br />
(„Industrieforschung“) vertieft wird. Die folgende Analyse bezieht sich mangels<br />
aktuellerer Daten auf den Verdichtungsraumvergleich im Jahre 1997. Sie ist aus<br />
der Studie von Legler (2000) übernommen. Dort sind allerdings keine Aussagen<br />
zu den Verdichtungsräumen in den östlichen Bundesländern enthalten.<br />
5) z.B. Ausgaben für Konstruktion und Design, Versuchsproduktion sowie Sachinvestitionen,<br />
Kosten für Markttests, Patente und Lizenzen oder die Weiterbildung der<br />
Mitarbeiter. Vgl. Janz, Licht u.a., 1999<br />
6) vgl. Beise, Gehrke, Legler, 1999
90<br />
DIE REGION HANNOVER UND IHRE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />
Abb. 5.1-2 FuE-Intensitäten der Unternehmen in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1997<br />
München<br />
Stuttgart<br />
Rhein-Neckar<br />
Rhein-Main<br />
Nürnberg<br />
Köln-Bonn<br />
Hamburg<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Düsseldorf<br />
Aachen<br />
Bremen<br />
Karlsruhe<br />
Wuppertal<br />
Ruhrgebiet<br />
Bielefeld<br />
Saarbrücken<br />
nachrichtlich:<br />
Braunschweig<br />
dort wird jedoch immer noch intensiver FuE betrieben als<br />
im Durchschnitt Gesamtdeutschlands (3,6%). Zur Spitzengruppe<br />
zählen zusätzlich Berlin, das nach der deutschen<br />
Wiedervereinigung eine enorme Anziehungskraft<br />
auf industrielle FuE praktisch auf allen Technologiefeldern<br />
ausübt, sowie Braunschweig, Ingolstadt, Friedrichshafen,<br />
Ulm und Dresden.<br />
Ein Großteil der FuE-Kompetenzen Norddeutschlands<br />
befindet sich in der <strong>Region</strong> Braunschweig. Der norddeutsche<br />
Raum würde aus der Sicht der Industrieforschung<br />
verzerrt dargestellt, wenn sich die <strong>Region</strong>alverteilung<br />
von FuE auf die Betrachtung der Verdichtungsräume<br />
Hamburg, <strong>Hannover</strong> und Bremen beschränken<br />
würde und die forschungsreichste <strong>Region</strong> nur deshalb<br />
ausgeklammert würde, weil sie nicht die Verdichtungskriterien<br />
erfüllt. In <strong>Hannover</strong> liegt der FuE-Anteil der Industriebeschäftigten<br />
hingegen deutlich unter dem Durchschnitt<br />
der Verdichtungsräume. <strong>Hannover</strong> ist nicht zu den<br />
überregional führenden FuE-Zentren zu zählen.<br />
In den 90er Jahren hat sich der Abstand <strong>Hannover</strong>s zu<br />
den führenden Verdichtungsräumen in Westdeutschland<br />
deutlich verkürzt (Abb. 5.1-3). Bis 1997 hat es generell in<br />
Deutschland eine spürbare Reduzierung des FuE-Personals<br />
gegeben, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen<br />
FuE-Personal in % der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe<br />
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />
Quellen: SV Wissenschaftsstatistik und BfLR/BBR, unveröffentlichte Zusammenstellungen des FuE-Personals für das<br />
<strong>NIW</strong> und das BMBF. Statistisches Bundesamt, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, veröffentlichte<br />
und unveröffentlichte Angaben, eigene Berechnungen und Schätzungen<br />
ist. In <strong>Hannover</strong> ist dies jedoch nicht der Fall gewesen, in<br />
den 90er Jahren gab es sogar noch eine leichte Ausweitung<br />
der FuE-Kapazitäten. Das FuE-Bild <strong>Hannover</strong>s stellt<br />
sich also besser dar als noch vor ein paar Jahren. Generell<br />
sind die Unterschiede im Innovationspotenzial zwischen<br />
Nord und Süd etwas geringer geworden.<br />
Dies hat einerseits mit sektoralen Trends zu tun, die sich<br />
am eindrucksvollsten an den Beispielen Automobil und<br />
Chemie verdeutlichen lassen:<br />
– Der Automobilbau konnte in den letzten zwanzig Jahren<br />
seinen Anteil an den industriellen FuE-Kapazitäten<br />
in Deutschland verdoppeln: Die Automobilregionen<br />
sind im Sog des Wachstums von Produktion und FuE in<br />
diesem Sektor nach oben gespült worden. Hiervon hat<br />
auch der Raum <strong>Hannover</strong> profitiert, denn gerade im<br />
Automobilbau hat sich der Trend verstärkt, FuE mehr<br />
und mehr den Zu-lieferern zu überlassen.<br />
– Auf der anderen Seite haben vor allem die forschungsintensiven<br />
<strong>Region</strong>en entlang des Rheins mit der nachlassenden<br />
Innovationsneigung der Chemischen Industrie<br />
in Deutschland FuE-Kapazitäten eingebüßt.<br />
Weiter haben bis 1997 insbesondere Großunternehmen<br />
aus forschungsintensiven Industrien, in denen weit über<br />
Abb. 5.1-3 FuE-Intensitäten der Unternehmen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und in<br />
westdeutschen Verdichtungsräumen 1985 bis 1997<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Quellen: SV Wissenschaftsstatistik und BfLR/BBR, unveröffentlichte Zusammenstellungen des FuE-Personals für das<br />
<strong>NIW</strong> und das BMBF. Statistisches Bundesamt, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, veröffentlichte<br />
und unveröffentlichte Angaben, eigene Berechnungen und Schätzungen<br />
80% der FuE-Kapazitäten stationiert sind und die ihre<br />
Standorte vor allem in den süddeutschen <strong>Region</strong>en mit<br />
hohem Innovationspotenzial haben, ihre Zentralforschungseinheiten,<br />
in denen strategisch für künftige Technologielinien<br />
gearbeitet wird, deutlich reduziert: Innerhalb<br />
der FuE-Budgets der Unternehmen hat es eine starke<br />
Gewichtsverlagerung von der Grundlagenforschung<br />
hin zu eher marktorientierten Entwicklungen gegeben,<br />
die der Kunde bezahlt. Dieser Effekt trifft <strong>Region</strong>en, die<br />
wie <strong>Hannover</strong> eher im Bereich mittlerer Technologie tätig<br />
sind, weniger stark. Unternehmen aus solchen <strong>Region</strong>en<br />
sind im FuE-Prozess nämlich weniger mit Forschung im<br />
engeren Sinne („F“) befasst son-dern intensiver im Bereich<br />
der stärker umsetzungsorientierten experimentellen<br />
Entwicklung („E“) engagiert. In diesem Lichte betrachtet<br />
spricht der Aufholprozess in <strong>Hannover</strong> dafür, dass FuE<br />
vor allem in der Breite an Boden gewonnen hat.<br />
Zudem hat sich im Zuge der Globalisierung die früher<br />
recht enge Bindung von FuE-Aktivitäten an den Hauptsitz<br />
der Unternehmen gelockert 7 . Heute wird abhängigen<br />
Unternehmen und Betriebsstätten im konzerninternen<br />
Innovationsprozess vielfach mehr Raum gegeben, die jeweiligen<br />
regionalen Vorteile und Kompetenzen auch für<br />
FuE zu nutzen. Es ist davon auszugehen, dass <strong>Hannover</strong><br />
auch von diesem Trend profitiert hat.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 91<br />
FuE-Personal in % der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe<br />
Verdichtungsräume Westdeutschland<br />
<strong>Hannover</strong><br />
1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997<br />
Die geringe Aktualität der Daten wirft natürlich die<br />
Frage auf, wie es Ende der 90er Jahre weitergegangen<br />
sein könnte. Zusammengefasst gibt es viele Indizien<br />
dafür, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> Ende der 90er Jahre<br />
im Innovationswettbewerb der Verdichtungsräume noch<br />
einmal ein gutes Stück vorangekommen ist – zumindest<br />
was den Einsatz von FuE angeht 8 .<br />
– Die FuE-Intensität ist in Deutschland nach der langen<br />
Durststrecke bis in die zweite Hälfte der 90er Jahre<br />
hinein wieder kräftig angehoben worden.<br />
– FuE hat sich dabei regional betrachtet noch stärker auf<br />
die Ballungsräume konzentriert.<br />
– Vor allem Großunternehmen machen den Anstieg aus.<br />
Viele Klein- und Mittelunternehmen haben sich hingegen<br />
aus FuE zurückgezogen, was nicht ohne Sorgen<br />
beobachtet werden muss.<br />
– Zwischen den Industriezweigen sind scharfe Selektionsprozesse<br />
zu erkennen. Während die traditionellen<br />
deutschen Stärken Chemie, Elektro, Maschinen<br />
eher verhalten in FuE investiert haben, haben Spitzentechnikbereiche<br />
wie Pharmazie, Medien- und IuK-Tech-<br />
7) vgl. Rehfeld, Wompel, 1997<br />
8) Die folgenden Argumente sind aus dem <strong>NIW</strong>-Beitrag zum Indikatorenbericht zur<br />
technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2001 entnommen, der im Frühjahr<br />
<strong>2002</strong> erscheinen wird.
92<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Was ist GISMA Business School?<br />
GISMA, die German International Graduate School of<br />
Management and Administration wurde im Juni 1999<br />
mit der Unterstützung des damaligen Ministerpräsidenten<br />
Gerhard Schröder gegründet. GISMA wird privat organisiert,<br />
finanziert und geführt. Sie ist eine internationale<br />
Business School mit anerkannten US-Professoren und<br />
bewährter US-Lehrmethodik. Die Angebote der GISMA<br />
umfassen zum einen drei MBA-Programme (in Vollzeit<br />
und berufsbegleitender Form), zum anderen werden<br />
offene und firmenspezifische Seminare angeboten.<br />
Die traditionsreiche Krannert Graduate School of Management<br />
der Purdue University (West-Lafayette, Indiana/<br />
USA) ist Kooperationspartner der GISMA. Sie stellt die<br />
akademischen Programme und die Professoren; Unterrichtssprache<br />
ist Englisch. Absolventen der GISMA erhalten<br />
AACSB-akkreditierte MBA Abschlüsse der Purdue<br />
University. Damit sind sie, neben der Mitgliedschaft in<br />
der GISMA Alumni Association, auch in deren weltumspannendes<br />
Alumni-Network eingebunden.<br />
Die GISMA legt großen Wert auf Internationalität, und<br />
spricht weltweit Hochschulabsolventen aller Fachrichtungen<br />
an. Der Anteil der internationalen Studenten beträgt<br />
jedes Jahr mindestens 50%. Die Abschlussklasse 2001<br />
setzte sich aus Studenten aus 14 Nationen zusammen.<br />
GISMA Facts<br />
• Gründung: Juni 1999<br />
• Kooperationspartner: Purdue University,<br />
Indiana, USA<br />
• AACSB akkreditierte MBA Programme<br />
• Bietet MBA Ausbildung, die weltweit zu den<br />
„Top 25“ Programmen gehört<br />
• Unterrichtssprache: Englisch<br />
• Fakultät: internationale Professoren der<br />
Purdue University<br />
Vollzeit-MBA Programm:<br />
• Dauer: 1 Jahr<br />
• Zielgruppe: Postgraduierte aller Fachrichtungen<br />
mit erster Berufserfahrung<br />
• 50% internationale Studenten<br />
• Austauschprogramm mit Purdue University<br />
• Start: August<br />
• Bewerbungsfrist: Mai/Juni<br />
Executive-MBA Programm:<br />
• Dauer: 2 Jahre berufsbegleitend<br />
• Zielgruppe: Führungskräfte mit Hochschulabschluss<br />
und langjähriger Berufserfahrung<br />
• Zeitliche Struktur ermöglicht Teilnahme weltweit<br />
• Integrierter zweiwöchiger Studienblock<br />
an der Purdue University<br />
• Start: April<br />
• Bewerbungsfrist: Februar<br />
Top Management Seminare:<br />
• Offene Seminare für alle Führungsebenen zu<br />
aktuellen Management Themen<br />
• Firmenspezifische Intensivseminare, die gezielt<br />
relevante Themen bedienen<br />
• Gelehrt in englischer Sprache von renommierten,<br />
internationalen Professoren<br />
Sponsoren:<br />
• Baan Deutschland GmbH, <strong>Hannover</strong> • Baerlocher GmbH,<br />
Unterschleißheim • Continental AG, <strong>Hannover</strong> • Comet AG, <strong>Hannover</strong><br />
• Airbus Deutschland GmbH, Hamburg • Deutsche Bahn<br />
AG, Berlin • Elastogran GmbH, Lemförde • Felix Schoeller Holding<br />
GmbH & Co. KG, Osnabrück • Georgsmarienhütte Holding<br />
GmbH, Hamburg • Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co.<br />
KG • KPMG, Berlin und <strong>Hannover</strong> • Land Niedersachsen • Louis<br />
Dreyfus Holding Company Inc., New York • Lovells Boesebeck<br />
Droste Rechtsanwälte, Hamburg • Jos. L. Meyer GmbH, Papenburg<br />
• Nord/LB Norddeutsche Landesbank Girozentrale, <strong>Hannover</strong><br />
• Nordenia International AG, Steinfeld • Preussag AG, <strong>Hannover</strong><br />
• PwC, Osnabrück • Sartorius AG, Göttingen • Siemens<br />
AG, München • Tele Atlas Deutschland GmbH, Hildesheim • The<br />
Dow Chemical Company Foundation, Midland, Michigan • TÜV<br />
NORD GRUPPE, <strong>Hannover</strong> • Volkswagen AG, Wolfsburg • Wilhelm<br />
Karmann GmbH, Osnabrück • Wintershall AG, Kassel<br />
ADRESSE:<br />
GISMA Business School<br />
Feodor-Lynen-Str. 27<br />
30625 <strong>Hannover</strong><br />
Tel.: (0511) 5 46 09 - 0<br />
Fax: (0511) 5 46 09 - 54<br />
E-mail: info@gisma-hannover.de<br />
Internet: www.gisma-hannover.de<br />
nik stark zugelegt. Der Automobilbau überragt jedoch<br />
mit seiner FuE-Dynamik alles andere, in seinem Sog<br />
haben auch seine Zulieferer aus der Elektronik, der<br />
Gummi- und Kunststoffverarbeitung ihre FuE-Kapazitäten<br />
stark ausgeweitet. Dies sind alles Sektoren, die in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sehr gut vertreten sind.<br />
– Vor allem das „Automobilargument“ ist es, das eine<br />
Positionsverbesserung <strong>Hannover</strong>s sehr wahrscheinlich<br />
erscheinen lässt, zumal der niedersächsische Kraftwagenbau<br />
mit seinen Zulieferern mit an der Spitze der<br />
Bewegung steht.<br />
– Weitere Anregungen für FuE-Projekte dürfte die hannoversche<br />
Industrie zudem aus dem zur Durchführung der<br />
Weltausstellung EXPO 2000 erforderlichen Problemlösungsbedarf<br />
erhalten haben. Andererseits hat sich der<br />
wissensintensive Dienstleistungssektor in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> – anders als noch Mitte der 90er Jahre – ein<br />
wenig von der allgemeinen Dynamik in Deutschland<br />
abgekoppelt. Für sich genommen würde dies bedeuten,<br />
dass wichtige Impulsgeber für industrielle FuE in<br />
<strong>Hannover</strong> geringere Strahlkraft entfalten haben.<br />
Der Ausblick auf die jüngere Entwicklung fällt für <strong>Hannover</strong><br />
also positiv aus. Allerdings sollte bedacht wer-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 93<br />
Abb. 5.2-1 Ausstattung der deutschen Verdichtungsräume mit wissenschaftlichen Einrichtungen 1999<br />
5,5<br />
5,0<br />
4,5<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
Berlin<br />
Aachen<br />
München<br />
Anteil des FuE-Personals der außeruniversitären Forschungseinrichtungen in %<br />
an den Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe<br />
Karlsruhe<br />
Dresden<br />
Leipzig<br />
Köln-Bonn<br />
Hamburg<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik der Beschäftigten bei Einrichtungen<br />
für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung, eigene Berechnungen<br />
Rhein-Neckar<br />
Rhein-Main<br />
Stuttgart<br />
Chemnitz<br />
Bremen<br />
Ruhrgebiet<br />
Saarbrücken<br />
Nürnberg<br />
Düsseldorf<br />
Bielefeld<br />
Wuppertal<br />
Gesamt VR<br />
den, welche Konsequenzen eine noch größere technologische<br />
Abhängigkeit von einer einzigen Industrie mit<br />
ihrem sehr spezifischen Wissens- und Kompetenzbedarf<br />
haben könnte und ob nicht wieder auf eine stärkere<br />
Diversifizierung der industriellen Innovationspotenziale<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hingearbeitet werden<br />
sollte.<br />
5.2 Forschung und Entwicklung in außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen<br />
FuE in Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen<br />
macht etwa ein Drittel der FuE-Kapazitäten in<br />
Deutschland aus. Dem außerindustriellen Wissenschaftsund<br />
Forschungssystem kommt eine bedeutende Rolle im<br />
Innovationsprozess zu 9 : Einerseits schafft es wesentliche<br />
Grundlagen für die technologische Entwicklung, denn<br />
moderne Innovations- und Produktionsprozesse basieren<br />
in zunehmendem Maße auf dem Transfer wissenschaftlicher<br />
Forschungsergebnisse und auf der Kooperation von<br />
Industrie und Wissenschaft. Zum anderen werden in die-<br />
9) vgl. <strong>NIW</strong> u.a.,1999
94<br />
DIE REGION HANNOVER UND IHRE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />
sen Einrichtungen Erwerbspersonen mit Schlüsselqualifikationen<br />
für den Innovationsprozess ausgebildet, die ihr<br />
Wissen in der Industrie oder im eigenen Unternehmen zur<br />
Anwendung bringen („Technologietransfer über Köpfe“).<br />
Öffentliche Forschungseinrichtungen können auch regional<br />
Effekte ausstrahlen, d.h. sie können die in räumlicher<br />
Nähe stationierten forschenden Unternehmen stärken.<br />
Die empirische Erfahrung zeigt allerdings 10 , dass das<br />
FuE-Personal in öffentlichen Einrichtungen in Deutschland<br />
in einem weniger engen Zusammenhang mit der<br />
regionalen Verteilung der FuE-Kapazitäten in Unternehmen<br />
steht als gelegentlich vermutet. Außeruniversitäre<br />
wissenschaftliche Einrichtungen sind dabei noch vergleichsweise<br />
eng mit der Industrieforschung in Verbindung<br />
zu bringen, insbesondere Bundesanstalten, Großforschungseinrichtungen<br />
und Max-Planck-Institute, die<br />
häufig in enger regionaler und personeller Nähe zu<br />
Hochschulinstituten stehen. Fraunhofer-Institute hinterlassen<br />
jedoch keine sichtbaren Spuren in der deutschen<br />
Industrieforschungslandschaft. Ihre mittelstandsorientierte<br />
Technologietransferaufgabe bedeutet schließlich<br />
auch, dass nicht die forschungsintensiven Industrien und<br />
Unternehmen, sondern eher innovationsbereite Kleinund<br />
Mittelunternehmen die Klientel darstellen.<br />
Im Vergleich der Verdichtungsräume hat die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
als Standort außeruniversitärer wissenschaftlicher<br />
Einrichtungen 11 eine nur unterdurchschnittliche Bedeutung<br />
(Abb. 5.2-1). Insbesondere die durch Großforschungseinrichtungen<br />
des Bundes geprägten <strong>Region</strong>en<br />
im west- und süddeutschen Raum (Aachen, München und<br />
Karlsruhe) sowie die ostdeutschen Verdichtungsräume<br />
Berlin und Dresden verfügen über eine deutlich stärkere<br />
Ausstattung mit wissenschaftlichen Einrichtungen.<br />
– Bundesweit die quantitativ größte Bedeutung unter<br />
den wissenschaftlichen Einrichtungen haben Helmholtz-Forschungszentren,<br />
die zu 60% natur-, zu einem<br />
Drittel ingenieur- und zu 10% medizinwissenschaftliche<br />
Forscher haben. Entsprechend ihrem Charakter<br />
als „Großforschungseinrichtungen“ konzentrieren sie<br />
sich in Westdeutschland zu 95% auf wenige Standorte<br />
in Verdichtungsräumen (Aachen, Karlsruhe, München,<br />
Köln-Bonn, Hamburg und Rhein-Neckar). Alle<br />
anderen <strong>Region</strong>en beherbergen praktisch nur Außenstellen.<br />
<strong>Hannover</strong> ist insofern kaum beteiligt.<br />
– Öffentliche Einrichtungen sind Anstalten des Bundes,<br />
der Länder und Kommunen, die nur zu 45% Forschungsaufgaben<br />
12 haben und daneben öffentliche<br />
Aufgaben erfüllen und Dienstleistungen anbieten. Bei<br />
gesamtdeutscher Betrachtung sind deren FuE-Kapazitäten<br />
recht breit im Raum verteilt. Insbesondere entfällt<br />
etwa ein Drittel des FuE-Personals dieser Einrichtungen<br />
auf Ostdeutschland (einschließlich Berlin).<br />
Aber auch in Westdeutschland hat ein Viertel des Forschungspersonals<br />
seinen Standort außerhalb von Verdichtungsräumen.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Geowissenschaften)<br />
hat bei diesen Einrichtungen einen vergleichsweise<br />
großen Anteil an Forschungspersonal.<br />
Allerdings ist zu bedenken, dass die in diesen Einrichtungen<br />
betriebene Forschung meist wenig marktnah<br />
orientiert ist und häufig nur sehr bedingt ökonomisch<br />
verwendet werden kann.<br />
– Die Max-Planck-Institute sind hingegen zu 80% an naturwissenschaftlicher<br />
Grundlagenforschung mit strategischer<br />
Bedeutung ausgerichtet. Sie könnten von daher<br />
die größte räumliche Affinität zu unternehmerischer<br />
Spitzenforschung haben und dieser Forschungsrichtung<br />
Kooperationspotenzial bieten. In der Tat sind die<br />
Standorte der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in Westdeutschland<br />
zu drei Vierteln auf Verdichtungsräume<br />
konzentriert und eng mit der Verteilung der Spitzenforschung<br />
in der Wirtschaft korreliert: Überragender<br />
Standort ist hier der Verdichtungsraum München. <strong>Hannover</strong><br />
ist Standort für ein MPG-Institut (Endokrinologie) 13 .<br />
– Die sonstigen Forschungseinrichtungen sind schwer zuzuordnen.<br />
Hierunter verbergen sich vielfach Fachinformationszentren<br />
u.ä.. Die Konzentration auf Ballungsräume<br />
in Westdeutschland ist ähnlich wie bei den Anstalten.<br />
Über ein Drittel residiert in Ostdeutschland.<br />
– Fraunhofer-Institute (FhG) sind mit ihren Forschungskapazitäten<br />
(überwiegend ingenieurwissenschaftlich orientiert)<br />
ziemlich breit im Raum verteilt. Dies entspricht<br />
durchaus ihrem überregionalen transferorientierten<br />
Auftrag und dürfte mit dazu beigetragen haben, dass<br />
sich in Deutschland im internationalen Vergleich gesehen<br />
die Innovationstätigkeit auf einen überdurchschnittlich<br />
hohen Anteil von Klein- und Mittelunternehmen<br />
stützt 14 . Baden-Württemberg und Bayern sind mit<br />
Abstand die bevorzugten FhG-Standorte. In der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> konzentrieren sich die FhG-Forschungskapazitäten<br />
auf ein Institut (Toxikologie).<br />
– Die zu gleichen Teilen von Bund und Sitzland finanzierten<br />
Leibniz-Institute sind zu heterogen strukturiert,<br />
um technologische Muster oder spezifische Missionen<br />
erkennen zu können. Über die Hälfte der FuE-Kapazitäten<br />
sind in Ostdeutschland stationiert. Dies deutet<br />
auf ihre regional- und entwicklungspolitische Funktion<br />
hin. Auch in Westdeutschland zeigen sich ähnliche<br />
Muster: Denn dort liegen die Schwerpunkte unter den<br />
Verdichtungsräumen tendenziell dort, wo industrielle<br />
FuE nicht sehr intensiv betrieben wird. Der technologische<br />
Bezug in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Bodenforschung<br />
sowie Akademien und Technische Informationsbibliothek)<br />
ist ebenfalls nur mittelbar erkennbar.<br />
– Bibliotheken, Archive und Museen dürften ebenfalls<br />
nur schwach mit den Innovationsaktivitäten der Unternehmen<br />
in Verbindung zu bringen sein. Hier steht <strong>Hannover</strong><br />
allerdings recht gut da.<br />
Zusammengefasst bieten außeruniversitäre wissenschaftliche<br />
Einrichtungen auch für die hannoversche Wirtschaft<br />
Anknüpfungspunkte für Innovationsaktivitäten (siehe hierzu<br />
im Einzelnen Abschnitt 10 und insbesondere Übersicht<br />
10-1). Gerade in den für hochwertige technologische<br />
Forschungsaktivitäten relevanten Angebotsbereichen ist<br />
<strong>Hannover</strong> jedoch nicht so stark vertreten. Dies sollte nicht<br />
pauschal im negativen Sinne überbewertet werden, da<br />
Technologie- und Wissenstransfer neben der Ausbildungsfunktion<br />
der öffentlich geförderten wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen außerhalb der Hochschulen nur zum<br />
Teil die Existenznotwendigkeit der Institute begründen.<br />
Sie leiten ihre Existenz und Funktion vielfach aus anderen<br />
Aufgaben ab. Zudem ist auch immer wieder zwischen<br />
Transfer- und Kooperationsmöglichkeiten auf der einen<br />
und der tatsächlichen Ausnutzung der Potenziale zu<br />
unterscheiden. In diesem Zusammenhang kann gerade<br />
den Großforschungseinrichtungen nur eine recht niedrige<br />
Effizienz unterstellt werden 15 .<br />
5.3 Forschung und Entwicklung<br />
in Hochschulen<br />
Die Hochschulforschung hängt regional betrachtet nicht<br />
sehr eng mit der Verteilung der Industrieforschungskapazitäten<br />
zusammen 16 . Räumliche Nähe ist für die Industrieforschung<br />
noch am ehesten zu den natur- und medizinwissenschaftlichen<br />
Fachbereichen der Hochschulen<br />
zu beobachten, und zwar weitaus häufiger als zu ingenieurwissenschaftlichem<br />
Forschungspersonal. Dies deutet<br />
darauf hin, dass die forschende Industrie vor allem<br />
einen hohen Bedarf an technologischem Grundlagenwissen<br />
hat, welches über Personal-, Wissens- und Technologietransfer<br />
in die Betriebe gelangt.<br />
Dieser Befund – relativ enger Zusammenhang zwischen<br />
Industrieforschung und außeruniversitären Einrichtungen<br />
einerseits, schwache räumliche Affinität zur Hochschule<br />
andererseits – weist auf eine gewisse Rollenzuweisung<br />
in der räumlichen Arbeitsteilung hin: Bei Hochschulen<br />
stehen der Tendenz nach eher die Ausbildungsfunktio-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 95<br />
Abb. 5.3-1 Ausstattung der deutschen Verdichtungsräume mit Lehr- und Forschungspersonal<br />
an Hochschulen 2000<br />
4,0<br />
3,5<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
Aachen<br />
Dresden<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Berlin<br />
München<br />
Leipzig<br />
Anteil des LuF-Personals in %<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals an<br />
Hochschulen nach Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereichen und Fachgebieten, eigene<br />
Berechnungen und Schätzungen<br />
Nürnberg<br />
Rhein-Neckar<br />
Saarbrücken<br />
Karlsruhe<br />
Köln-Bonn<br />
Hamburg<br />
Ruhrgebiet<br />
Anteil des LuF-Personals in technikrelevanten<br />
Fächergruppen an den Beschäftigten im<br />
Produzierenden Bereich<br />
Anteil des LuF-Personals insgesamt<br />
an den Beschäftigten insgesamt<br />
Chemnitz<br />
Stuttgart<br />
Rhein-Main<br />
Bremen<br />
Bielefeld<br />
Düsseldorf<br />
Wuppertal<br />
Gesamt VR<br />
Deutschland<br />
nen und damit Kriterien der <strong>Region</strong>alpolitik wie Einheitlichkeit<br />
der Lebensverhältnisse, Chancengleichheit usw.<br />
im Vordergrund. Insbesondere im Vergleich zu anderen<br />
Volkswirtschaften sind in Deutschland aufgrund des föderativen<br />
Systems die Hochschulen räumlich sehr viel ausgewogener<br />
verteilt. Hochschulen sind auch breiter im<br />
Raum vertreten als reine Forschungseinrichtungen. Für<br />
diese dürfte bei den historischen Standortentscheidungen<br />
hingegen die regionale technologische Kompetenz<br />
eine größere Rolle gespielt haben 17 .<br />
Als Indikator für die innovationsbezogene Relevanz der<br />
Hochschulforschung im Vergleich der Verdichtungsräume<br />
dient im Folgenden die personelle Ausstattung der Hochschulen<br />
mit Lehr- und Forschungs-Personal 18 (LuF) sowie<br />
deren fachliche Struktur, d.h. der Anteil des LuF-Personals<br />
in den industrie- bzw. technikrelevanten Fächergruppen.<br />
10) vgl. Gehrke, Legler, 2000<br />
11) Eine ausführliche Auflistung und Charakterisierung der Einrichtungen findet sich in<br />
Übersicht 10-1.<br />
12) Fast die Hälfte entfällt auf agrarwissenschaftliche FuE.<br />
13) Für 2004 ist die Eröffnung einer Außenstelle des Max-Plack-Instituts für Gravitationsphysik,<br />
Golm (Brandenburg) in <strong>Hannover</strong> vorgesehen.<br />
14) vgl. Eurostat, 1999<br />
15) vgl. Beise, Stahl, 1999<br />
16) vgl. Gehrke, Legler, 2000<br />
17) vgl. Legler 2000<br />
18) Zum Lehr- und Forschungspersonal (LuF) zählt das gesamte hauptberuflich (Professoren,<br />
Dozenten, Assistenten, wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter) und<br />
nebenberuflich (Gastprofessoren, Emeriti, Lehrbeauftragte) tätige wissenschaftliche<br />
und künstlerische Personal. Wissenschaftliche Hilfskräfte sind nicht enthalten.
96<br />
DIE REGION HANNOVER UND IHRE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />
Abb. 5.3-2 Entwicklung des Lehr- und Forschungspersonals an Hochschulen in den Verdichtungsräumen<br />
1995 bis 2000<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
-5<br />
-10<br />
-15<br />
Nürnberg<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Dresden<br />
Köln-Bonn<br />
Saarbrücken<br />
Aachen<br />
Zum technikrelevanten Bereich zählen die Fächergruppen<br />
„Mathematik, Naturwissenschaften“, „Ingenieurwissenschaften“,<br />
„Humanmedizin“, „Veterinärmedizin“<br />
sowie „Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften“.<br />
<strong>Hannover</strong> ist ausgesprochen reich mit LuF-Personal ausgestattet<br />
und wird in dieser Beziehung nur noch von den<br />
Verdichtungsräumen Aachen und Dresden übertroffen<br />
(Abb. 5.3-1). Auf ähnlich hohem Niveau befinden sich<br />
München und Berlin. Betrachtet man nur das LuF-Personal<br />
in den technikrelevanten Fächergruppen, so liegt<br />
<strong>Hannover</strong> knapp hinter München sowie deutlich vor<br />
Dresden und Berlin. Spitzenreiter ist auch hier der Verdichtungsraum<br />
Aachen. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> besitzt<br />
also beim LuF-Personal eine ausgeprägte Spezialisierung<br />
auf technische Bereiche.<br />
Die vergleichsweise gute Position der ostdeutschen Verdichtungsräume<br />
ist v.a. durch strukturpolitisch motivierte<br />
Ansiedlungen von öffentlichen Einrichtungen der wissenschaftlichen<br />
Forschung bedingt. Dieser Effekt tritt bei den<br />
außeruniversitä-ren Forschungseinrichtungen noch stärker<br />
hervor. Der Besatz mit technikrelevantem LuF-Personal<br />
fällt aus methodischen Gründen (Berechnung des<br />
LuF-Personals in % der Beschäftigten im Produzierenden<br />
Bereich) in den stärker industrialisierten Verdichtungs-<br />
Veränderung des LuF-Personals in %<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals an<br />
Hochschulen nach Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereichen und Fachgebieten, eigene<br />
Berechnungen und Schätzungen<br />
München<br />
Leipzig<br />
Ruhrgebiet<br />
Stuttgart<br />
Bielefeld<br />
Rhein-Neckar<br />
Wuppertal<br />
Hamburg<br />
Chemnitz<br />
Karlsruhe<br />
technikrelevante Fächergruppen<br />
LuF insgesamt<br />
Düsseldorf<br />
Berlin<br />
Rhein-Main<br />
Bremen<br />
Gesamt VR<br />
Deutschland<br />
räumen etwas schwächer aus. Dementsprechend stehen<br />
Verdichtungsräume mit vergleichsweise geringem Industriebesatz<br />
tendenziell etwas besser da.<br />
Eine getrennte Betrachtung der Lehrpersonalanteile<br />
einerseits und der FuE-Personalanteile andererseits ist mit<br />
Hilfe der Statistik des LuF-Personals nicht möglich. Eine<br />
ältere Sonderauswertung des <strong>NIW</strong> 19 auf Basis des Jahres<br />
1997 zeigt aber, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auch bei<br />
der Ausstattung mit FuE-Personal an Hochschulen zu den<br />
führenden Verdichtungsräumen in Deutschland gehört.<br />
Während das LuF-Personal in den deutschen Verdichtungsräumen<br />
insgesamt von 1995 auf 2000 mit -1,1%<br />
leicht rückläufig war, konnte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ihre<br />
starke Position ausbauen (Abb. 5.3-2). Bei einem<br />
Zuwachs von knapp 15% wurde <strong>Hannover</strong> nur vom Verdichtungsraum<br />
Nürnberg (+16%) leicht übertroffen.<br />
Allerdings ist die deutliche Steigerung v.a. auf Zuwächse<br />
bei den nicht-technikrelevanten Fächergruppen zurückzuführen.<br />
Bei den technischen, d.h. den besonders<br />
industrierelevanten Fächergruppen konnte aber immerhin<br />
ein Zugewinn von 4,5% verzeichnet werden (Verdichtungsräume<br />
insgesamt: -2,8%).<br />
Die Akquirierung von Drittmitteln ist ein wichtiger Indi-<br />
kator für die Fähigkeit, über die begrenzten Finanzmittel<br />
der jeweiligen Hochschule hinaus, finanzielle Ressourcen<br />
zu erschließen. Diese Fähigkeit ist insbesondere vor<br />
dem Hintergrund des zunehmenden Wettbewerbs um<br />
knappe Drittmittel ein Hinweis auf die Qualität der Hochschulen<br />
und ihrer Institute. Drittmittel werden zwar<br />
primär für die Forschung bereit gestellt, wirken sich aber<br />
letztlich über die Kumulierung von Wissen auch positiv<br />
auf die inhaltliche Qualität der Lehre aus.<br />
LuF-Bereiche haben sehr unterschiedliche Möglichkeiten,<br />
Drittmittel zu akquirieren. Während die technikrelevanten<br />
Fächergruppen (Drittmittelanteil: 23,4% 20 ) teils sehr<br />
umfangreich mit der Industrie kooperieren und dadurch<br />
beträchtliche Mittel von Unternehmen für ihre Forschungstätigkeiten<br />
einwerben können, ist diese Möglichkeit<br />
für die übrigen Fächergruppen (Drittmittelanteil:<br />
9,4%) nur in sehr viel geringerem Maße gegeben. Diese<br />
sind überwiegend auf die eher knapp bemessenen öffentlichen<br />
Fördermittel angewiesen.<br />
Das LuF-Personal der Hochschulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
verfügt über einen überdurchschnittlichen Anteil von<br />
Stellen, die durch Drittmittel finanziert werden (Abb. 5.3-<br />
3). Dieses gilt insbesondere für die technikrelevanten<br />
Fächergruppen. Herausragend ist der Drittmittelanteil im<br />
Verdichtungsraum Bremen, gefolgt von Chemnitz,<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 97<br />
Abb. 5.3-3 Durch Drittmittel finanziertes Lehr- und Forschungspersonal an Hochschulen<br />
in den deutschen Verdichtungsräumen 2000<br />
50<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Bremen<br />
Chemnitz<br />
Aachen<br />
Anteil des durch Drittmittel finanzierten Personals am LuF-Personal insgesamt in %<br />
Stuttgart<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Karlsruhe<br />
Dresden<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals an Hochschulen<br />
nach Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereichen und Fachgebieten, eigene Berechnungen<br />
Köln-Bonn<br />
Nürnberg<br />
Rhein-Neckar<br />
Ruhrgebiet<br />
München<br />
Düsseldorf<br />
Wuppertal<br />
Bielefeld<br />
Berlin<br />
Rhein-Main<br />
Leipzig<br />
Hamburg<br />
technikrelevante<br />
Fächergruppen<br />
LuF insgesamt<br />
Saarbrücken<br />
Gesamt VR<br />
Deutschland<br />
Aachen und Stuttgart. In Bremen, Chemnitz und Stuttgart<br />
ist aber trotz der überdurchschnittlichen Drittmittelquote<br />
der LuF-Personalbesatz insgesamt vergleichsweise<br />
gering (Abb. 5.3-1), während die Verdichtungsräume<br />
<strong>Hannover</strong> und Aachen sowohl beim LuF-Personalbesatz<br />
als auch bei der Drittmittelquote führend sind.<br />
Verglichen mit der sehr guten Ausstattung an LuF-Personal<br />
fallen die privaten FuE-Aktivitäten in <strong>Hannover</strong> eher<br />
gering aus (vgl. 5.1 „FuE in der Industrie“). Eine reichliche<br />
Ausstattung mit Hochschuleinrichtungen ist selbst bei<br />
hoher wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit nicht automatisch<br />
ein Attraktivitätsfaktor für industrielle Forschungsaktivitäten<br />
in den <strong>Region</strong>en. Es muss davon ausgegangen<br />
werden, dass die Kooperations- und Transferbeziehungen<br />
insbesondere von renommierten Hochschulinstituten überregional<br />
und international ausgerichtet sind. Darüber hinaus<br />
ist zu berücksichtigen, dass weite Teile der wissenschaftlichen<br />
Forschung nicht mit dem unmittelbaren Ziel<br />
ihrer wirtschaftlichen Nutzung betrieben werden und von<br />
daher von Anfang an in ihrer Wirkung auf die Industrieforschung<br />
nicht überschätzt werden dürfen.<br />
19) Legler 2000<br />
20) Anteil des durch Drittmittel finanzierten LuF-Personals am LuF-Personal insgesamt in<br />
den deutschen Verdichtungsräumen<br />
21) Die Auswertung der FuE-Aktivitäten in der Industrie umfasst nicht die ostdeutschen<br />
Verdichtungsräume.
98<br />
6.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
und ihre Arbeitsmarktpotenziale<br />
6.1 Qualifikationspotenziale<br />
Qualifizierte und hochqualifizierte Kräfte gewinnen im<br />
wirtschaftlichen Strukturwandel in Deutschland zunehmend<br />
eine zentrale Bedeutung. Von daher sind das<br />
Angebot und die Mobilisierbarkeit qualifizierter Kräfte<br />
auch ein Standortfaktor mit steigendem Gewicht. Der<br />
Trend zur Produktion anspruchsvoller Erzeugnisse und<br />
zur Bereitstellung hochwertiger Dienstleistungen setzt<br />
entsprechende Qualifikationen bei den Mitarbeitern in<br />
Abb. 6.1-1 Auszubildende des Produzierenden Gewerbes und der Dienstleistungen<br />
in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1998<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Saarbrücken<br />
Rhein-Neckar<br />
Aachen<br />
Ruhrgebiet<br />
Bremen<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
Anteil an den Beschäftigten, Bundesgebiet West =100<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Nürnberg<br />
Bielefeld<br />
Karlsruhe<br />
den regionalen Betrieben voraus. Nicht zuletzt aufgrund<br />
der wachsenden Konkurrenz der Schwellenländer im<br />
Bereich standardisierter Erzeugnisse geraten die Betriebe<br />
an den Hochlohnstandorten – hierzu gehört auch die<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> – zunehmend unter Druck, sich auf<br />
technologie- und ausbildungskapitalintensive Bereiche<br />
zu spezialisieren. Grundsätzlich ist davon auszugehen,<br />
dass die Aussichten der regionalen Betriebe, sich im<br />
interregionalen bzw. internationalen Wettbewerb zu<br />
behaupten, mit steigendem Einsatz von Bildung, Wissen<br />
und Ausbildung verbessern. Die Qualifikationsstruktur<br />
der Beschäftigten in einer <strong>Region</strong> ist jeweils auch ein<br />
wichtiges Spiegelbild der Wirtschaftsstruktur.<br />
Die Qualifikationspotenziale der Arbeitskräfte in den<br />
<strong>Region</strong>en werden anhand von verschiedenen Indikatoren<br />
beleuchtet:<br />
– Der Anteil der Auszubildenden an den Beschäftigten<br />
spiegelt die Ausbildungsanstrengungen der Wirtschaft<br />
wider. Der Anteil ist seit Ende der 80er Jahre fast<br />
durchgehend gesunken und erst in den letzten Jahren<br />
wieder leicht ansteigend. Die Ursachen hierfür liegen<br />
zum einen in der (demographisch bedingt) geringeren<br />
Nachfrage nach Ausbildungsplätzen und zum anderen<br />
im Abbau von Ausbildungskapazitäten vor allem<br />
Köln-Bonn<br />
Stuttgart<br />
Wuppertal<br />
Hamburg<br />
Düsseldorf<br />
Produzierendes<br />
Gewerbe<br />
Dienstleistungssektor<br />
insgesamt<br />
München<br />
Rhein-Main<br />
VR insg.<br />
in der Industrie. Neben einer rein quantitativen Betrachtung<br />
spielt unter regionalwirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />
natürlich auch eine Rolle, in welchen<br />
Berufen ausgebildet wird. Die Zusammensetzung der<br />
Ausbildungsberufe hängt dabei eng mit der Wirtschaftsstruktur<br />
einer <strong>Region</strong> zusammen. In den ländlichen<br />
Räumen wird zwar in der Regel intensiv ausgebildet,<br />
die Ausbildung konzentriert sich aber häufig<br />
auf wenige Ausbildungsberufe. In den großstädtischen<br />
Räumen ist das Spektrum demgegenüber häufig breiter.<br />
– Trotz eines hohen Ausbildungsniveaus sind nach wie<br />
vor etwa ein Sechstel eines nachwachsenden Altersjahrgangs<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung,<br />
und diese Kräfte haben auf dem Arbeitsmarkt ganz<br />
besonders ungünstige Aussichten. Der Anteil der<br />
unqualifizierten Kräfte hängt einerseits eng mit der<br />
Wirtschaftsstruktur zusammen, er korreliert aber auch<br />
mit demographischen und sozialen Faktoren, so ist<br />
z.B. der Anteil der unqualifizierten Kräfte tendenziell<br />
höher in <strong>Region</strong>en mit stärkerer Ausländerbeschäftigung.<br />
Das Nachholen von versäumten schulischen und<br />
beruflichen Abschlüssen wird somit in Zukunft noch<br />
wichtiger werden.<br />
– Der Anteil der Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />
(ohne Fachhochschul- und Hochschulausbildung)<br />
ist ein Indikator für die Intensität des Einsatzes<br />
von Arbeitskräften mit „mittleren“ Qualifikationen.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 99<br />
Abb. 6.1-2 Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
1989 und 1998<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Wuppertal<br />
Aachen<br />
Stuttgart<br />
Bielefeld<br />
Köln-Bonn<br />
Nürnberg<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
Anteil an den Beschäftigten insgesamt in %<br />
Rhein-Neckar<br />
Saarbrücken<br />
Karlsruhe<br />
Düsseldorf<br />
Ruhrgebiet<br />
Rhein-Main<br />
München<br />
Bremen<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Hamburg<br />
VR insg.<br />
1989<br />
1998<br />
BG West<br />
– Innerhalb der Kräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />
können die Beschäftigten, die zusätzlich Abitur<br />
aufweisen, einem oberen Segment der mittleren Qualifikationen<br />
zugeordnet werden.<br />
– Dem Einsatz von hochqualifizierten Beschäftigten<br />
kommt im internationalen Wettbewerb der hochentwickelten<br />
Volkswirtschaften und ihrer <strong>Region</strong>en eine<br />
Schlüsselrolle zu. Arbeitskräfte mit Spitzenqualifikationen<br />
sind eine Voraussetzung für die Entwicklung, Produktion<br />
und Vermarktung hochwertiger Güter und<br />
Dienstleistungen. Sie sind deshalb bereits heute ein<br />
wichtiger Standortfaktor, und viele Anzeichen sprechen<br />
dafür, dass die Entwicklungsperspektiven von<br />
<strong>Region</strong>en in Zukunft noch entscheidender von ihrer<br />
Mobilisierbarkeit bestimmt werden. Als Indikator für<br />
den Einsatz von hochqualifizierten Kräften gilt der<br />
Anteil der Beschäftigten mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss<br />
1 .<br />
Die Anstrengungen der Wirtschaft in der beruflichen<br />
Erstausbildung sind seit langem in den Verdichtungsräumen<br />
geringer als in den übrigen <strong>Region</strong>en des Bundes-<br />
1) Einschränkend muss beachtet werden, dass es sich dabei um einen rein formalen<br />
Berufsabschluss handelt. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass Beschäftigte<br />
mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss überwiegend auch „hochqualifizierte“<br />
Tätigkeiten ausüben.
100<br />
DIE REGION HANNOVER UND IHRE ARBEITSMARKTPOTENZIALE<br />
Abb. 6.1-3 Beschäftigte mit abgeschlossener Berufsausbildung sowie mit Abitur<br />
in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1998<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
Hamburg<br />
Rhein-Main<br />
Köln-Bonn<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Düsseldorf<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
gebietes. So liegt der Anteil der Auszubildenden an den<br />
Beschäftigten insge-samt in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
mit 5,0% 2 (89 3 ) deutlich unter dem Bundesdurchschnitt<br />
(Abb. 6.1-1). Gemessen am Durchschnitt der westdeutschen<br />
Verdichtungsräume wird in <strong>Hannover</strong> (95)<br />
überdurchschnittlich ausgebildet. Die <strong>Region</strong> erreicht<br />
damit einen 6. Rang nach Saarbrücken, Rhein-Neckar,<br />
Aachen, dem Ruhrgebiet und Bremen. Dabei wird in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Produzierenden Gewerbe (101)<br />
stärker ausgebildet als im Dienstleistungssektor (93).<br />
Erwartungsgemäß spielen angesichts der vergleichsweise<br />
hohen Anstrengungen in der beruflichen Erstausbildung<br />
unqualifizierte Beschäftigte nur eine geringe Rolle.<br />
In den westdeutschen Verdichtungsräumen liegt der<br />
Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />
mit 21,5% 4 (97 5 ) nur geringfügig unter dem<br />
westdeutschen Durchschnitt. Zwischen den Verdichtungsräumen<br />
sind die Unterschiede im Einsatz von un- oder<br />
wenig qualifizierten Kräften vergleichsweise groß (Abb.<br />
6.1-2). An der Spitze stehen hier Industrieregionen wie<br />
Wuppertal, Aachen, Stuttgart und Bielefeld oder auch<br />
Köln-Bonn und Nürnberg. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat<br />
nach Hamburg den geringsten Anteil an Beschäftigten<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung unter den westdeutschen<br />
Verdichtungsräumen.<br />
Anteil an den Beschäftigten, Bundesgebiet West = 100<br />
München<br />
Aachen<br />
Stuttgart<br />
Bremen<br />
Ruhrgebiet<br />
Wuppertal<br />
Rhein-Neckar<br />
Karlsruhe<br />
Beschäftigte mit Berufsabschluss<br />
(ohne FHS/HS-Abschluss)<br />
darunter: Abiturienten mit<br />
Berufsabschluss<br />
Bielefeld<br />
Nürnberg<br />
Saarbrücken<br />
VR insg.<br />
In allen Verdichtungsräumen ist der Anteil der Beschäftigten<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung im Zuge<br />
des qualifikationsorientierten Strukturwandels seit Ende<br />
der 80er Jahre beträchtlich zurückgegangen. Die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> zählt zu den <strong>Region</strong>en, in denen die<br />
Beschäftigung von unqualifizierten Beschäftigten überdurchschnittlich<br />
zurückgegangen ist (Abb. 6.1-2).<br />
Der Anteil der Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />
6 liegt in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
insgesamt leicht unter dem Bundesdurchschnitt. Das<br />
bedeutet, dass die mittleren Qualifikationen außerhalb<br />
der Verdichtungsräume und hier vor allem auch in vielen<br />
ländlichen <strong>Region</strong>en stärker vertreten sind. Die Unterschiede<br />
zwischen den Verdichtungsräumen sind nicht so<br />
groß wie bei den unqualifizierten oder den hochqualifizierten<br />
Arbeitnehmern (Abb.6.1-3). An der Spitze stehen<br />
beim Einsatz von mittleren Qualifikationen Bremen,<br />
Hamburg, Bielefeld und <strong>Hannover</strong>. Aber auch in den<br />
Montanregionen an Ruhr und Saar ist der Anteil von<br />
Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung vergleichsweise<br />
hoch. Am niedrigsten ist der Anteil in den<br />
süddeutschen <strong>Region</strong>en Stuttgart und München.<br />
Der Anteil der Abiturienten 7 an den Beschäftigten insgesamt<br />
ist ein weiterer Hinweis auf ein oberes Segment der<br />
Abb. 6.1-4 Anteil der Beschäftigten mit Hochschul- und Fachhochschulabschluss<br />
in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1998<br />
220<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
0<br />
München<br />
Rhein-Main<br />
Stuttgart<br />
Köln-Bonn<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
mittleren Qualifikationen. Hier liegt der Anteil in den<br />
Verdichtungsräumen mit 4,7% 8 an den Beschäftigten<br />
(121 9 ) um mehr als ein Fünftel über dem westdeutschen<br />
Durchschnitt, wobei die Unterschiede zwischen den Verdichtungsräumen<br />
beträchtlich sind (Abb. 6.1-3). An der<br />
Spitze stehen einerseits die großen <strong>Region</strong>en wie Hamburg<br />
und Rhein-Main. Auf den weitere Positionen folgen<br />
dann Köln-Bonn und auf dem vierten Rang bereits <strong>Hannover</strong><br />
(143) vor Düsseldorf und München. In einigen<br />
kleineren Verdichtungsräumen liegt der Anteil der Abiturienten<br />
mit Berufsabschluss dann auch unter dem Bundesdurchschnitt,<br />
so z.B. in den <strong>Region</strong>en Bielefeld, Nürnberg<br />
und Saarbrücken.<br />
Der Anteil der hochqualifizierten Beschäftigten liegt in<br />
den westdeutschen Verdichtungsräumen mit 10% 10 (125 11 )<br />
um etwa ein Viertel über dem westdeutschen Durchschnitt.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (120) liegt damit zwar auf<br />
Rang 7, erreicht damit aber den Durchschnitt der westdeutschen<br />
Verdichtungsräume nicht ganz (Abb. 6.1-4).<br />
Vor allem der Abstand zum Spitzenreiter München (198)<br />
ist fundamental. Mit deutlichem Abstand folgen die<br />
<strong>Region</strong>en Rhein-Main (160), Stuttgart (141) sowie Köln-<br />
Bonn (135). Einen in etwa gleichen Anteil von Hochqualifizierten<br />
wie <strong>Hannover</strong> haben die <strong>Region</strong>en Nürn-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 101<br />
Anteil an den Beschäftigten insgesamt, Bundesgebiet West = 100<br />
Nürnberg<br />
Rhein-Neckar<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Hamburg<br />
Aachen<br />
Karlsruhe<br />
Düsseldorf<br />
Bremen<br />
Ruhrgebiet<br />
Hochschulabsolventen<br />
Fachhochschulabsolventen<br />
Fachhochschul- und<br />
Hochschulabsolventen<br />
Saarbrücken<br />
Wuppertal<br />
Bielefeld<br />
VR insg.<br />
berg, Rhein-Neckar, Hamburg und Aachen. Deutlich geringer<br />
ist er in den übrigen nordrhein-westfälischen <strong>Region</strong>en<br />
und im Raum Bremen.<br />
Die Untergliederung nach der Beschäftigung von Hochschul-<br />
und von Fachhochschulabsolventen zeigt deutliche<br />
Unterschiede zwischen den großstädtischen <strong>Region</strong>en,<br />
die mit der Wirtschaftsstruktur, aber möglicherweise<br />
auch mit den vorhandenen Hochschulen und deren<br />
Angebot zusammenhängen (Abb.6.1-4). In der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> stehen die Hochschulabsolventen stark im Vordergrund,<br />
während Arbeitskräfte mit Fachhochschulqualifikationen<br />
nicht in dem Maße beschäftigt werden. Dies<br />
gilt – auf höherem Niveau – auch für München, Rhein-<br />
Main und Köln-Bonn. In den Verdichtungsräumen Stutt-<br />
2) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1998<br />
3) jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100<br />
4) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1998<br />
5) jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100<br />
6) hier ohne Fachhochschul- und Hochschulabsolventen, die getrennt betrachtet werden<br />
7) mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />
8) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1998<br />
9) jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100<br />
10) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1998<br />
11) Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100
102<br />
DIE REGION HANNOVER UND IHRE ARBEITSMARKTPOTENZIALE<br />
Abb. 6.1-5 Fachhochschul- und Hochschulabsolventen nach Wirtschaftsbereichen im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
und in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1998<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Insgesamt<br />
Landwirtschaft<br />
Energie,<br />
Bergbau<br />
Verarbeitendes<br />
Gewerbe<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
gart und Nürnberg ist demgegenüber ein stärkeres<br />
Gewicht von Fachhochschulqualifikationen festzustellen.<br />
So ist z.B. im Verdichtungsraum Stuttgart der Einsatz von<br />
Hochschulabsolventen geringer als in <strong>Hannover</strong>, demgegenüber<br />
die Beschäftigung von Fachhochschulabsolventen<br />
erheblich höher.<br />
Der Anteil an Fachhochschul- und Hochschulabsolventen<br />
ist in den einzelnen Wirtschaftsbereichen sehr unterschiedlich<br />
(Abb. 6.1-5). Ausgesprochen hoch ist er im<br />
Durchschnitt der Verdichtungsräume in Wissenschaft, Bildung<br />
und Gesundheitswesen, bei den Unternehmensbezogenen<br />
Dienstleistungen und den Organisationen ohne<br />
Erwerbszweck. Deutlich niedriger ist er bei den Gebietskörperschaften,<br />
im Verkehrssektor und im Verarbeitenden<br />
Gewerbe. Die niedrigsten Anteile an Hochqualifizierten<br />
haben Baugewerbe, Handel, Finanzdienstleistungen<br />
und die Haushaltsorientierten Dienstleistungen.<br />
Die Beschäftigung von hochqualifizierten Kräften weicht<br />
in den meisten Wirtschaftsbereichen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
nur wenig vom Durchschnitt der Verdichtungsräume<br />
ab. Stärker ist er in Energiewirtschaft und Bergbau sowie<br />
bei den Unternehmensbezogenen Dienstleistungen<br />
und bei den Gebietskörperschaften. Geringer ist der Einsatz<br />
von hochqualifizierten Kräften vor allem im Verarbeitenden<br />
Gewerbe und im Verkehrssektor.<br />
Anteil an den Beschäftigten insg. in %<br />
Baugewerbe<br />
Handel<br />
VR <strong>Hannover</strong><br />
Finanzdienstleist.<br />
FHS<br />
VR insg.<br />
Verkehr und<br />
Telekommunikation<br />
FHS<br />
HS HS<br />
Haushaltsbez.<br />
Dienstl.<br />
Wissenschaft,<br />
Gesundheitswesen<br />
Unternehmensbez.<br />
Dienstl.<br />
In allen westdeutschen Verdichtungsräumen ist seit Ende<br />
der 80er Jahre der Anteil an hochqualifizierten Beschäftigten<br />
kräftig gestiegen. Der relative Vorsprung zum Bundesdurchschnitt<br />
ist in den meisten <strong>Region</strong>en fast unverändert<br />
geblieben. Dies zeigt, dass Positionsveränderungen<br />
bei diesen qualitativen Indikatoren – wenn überhaupt<br />
– nur sehr allmählich stattfinden. Eine unveränderte<br />
Position hat nicht nur die Spitzenreiterregion München,<br />
sondern dies gilt auch etwa für Hamburg und <strong>Hannover</strong>.<br />
Relativ zurückgefallen sind demgegenüber Bremen<br />
und Saarbrücken. Ihre Position ausbauen konnten<br />
aus der Spitzengruppe das Rhein-Main-Gebiet und Stuttgart<br />
sowie auch einige nordrhein-westfälische <strong>Region</strong>en<br />
wie Düsseldorf und Wuppertal.<br />
6.2 Entwicklung und Struktur<br />
der Arbeitslosigkeit<br />
Organisationen ohne<br />
Erwerbszweck<br />
Gebietskörperschaften<br />
Die hohe Arbeitslosigkeit ist die herausragende gesellschaftspolitische<br />
Herausforderung der 90er Jahre. Es kann<br />
davon ausgegangen werden, dass aufgrund der strukturellen<br />
Anpassungen auch nach dem Abflauen der gegenwärtigen<br />
Strukturkrise die Arbeitskräftenachfrage erst allmählich<br />
wieder ansteigen wird, so dass die (insbesondere<br />
aus demographischen Gründen) zu erwartende Zunahme<br />
des Arbeitskräfteangebots voll zu einem weiteren<br />
Abb. 6.2-1 Arbeitslosigkeit in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1995 und 2001<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
München<br />
Stuttgart<br />
Karlsruhe<br />
Rhein-Main<br />
Nürnberg<br />
Rhein-Neckar<br />
Hamburg<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
Zuwachs der Arbeitslosenzahlen führen wird. Die Entwicklung<br />
der letzten Jahre hat gezeigt, dass seitens der<br />
Industrie kaum durchgreifende Impulse mehr für die<br />
Beschäftigung zu erwarten sind. Nur ein kleiner Teil der in<br />
den letzten Jahren in der Industrie freigesetzten Arbeitsplätze<br />
dürfte in diesem Sektor zukünftig wieder eine neue<br />
Beschäftigung finden. Um die im Zuge des beschleunigten<br />
Strukturwandels freigesetzten Personen für Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
im Dienstleistungsbereich zu qualifizieren,<br />
sind erhebliche Anstrengungen notwendig.<br />
Im Folgenden sollen die Ungleichgewichte auf dem<br />
Arbeitsmarkt im überregionalen Vergleich analysiert<br />
werden. Insbesondere geht es um das Ausmaß und die<br />
Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Im weiteren sollen<br />
dann auch einzelne Aspekte der Angebots- und der<br />
Nachfrageseite des Arbeitsmarktes, die vorne teilweise<br />
bereits untersucht sind, angesprochen werden. Abschließend<br />
geht es um die Strukturen des Arbeitslosenbestandes,<br />
aus denen sich besonderer Handlungsbedarf<br />
bei einzelnen Gruppen ablesen lässt.<br />
Das Niveau der Arbeitslosigkeit in den westdeutschen<br />
Verdichtungsräumen insgesamt lag Ende der 80er Jahre<br />
um mehr als ein Zehntel über dem Bundesdurchschnitt 12 ,<br />
es ergaben sich aber zwischen den Verdichtungsräumen<br />
fundamentale Unterschiede, die weitgehend das wirtschaftliche<br />
Süd-Nord-Gefälle der 80er Jahre widerspiegelten.<br />
In den süddeutschen <strong>Region</strong>en Stuttgart (48) und<br />
München (60) war die Arbeitslosigkeit extrem niedrig, in<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 103<br />
Arbeitslosenquoten am 30.6. in %<br />
Köln-Bonn<br />
Düsseldorf<br />
Bielefeld<br />
Wuppertal<br />
Aachen<br />
Saarbrücken<br />
Bremen<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Ruhrgebiet<br />
VR insg.<br />
1995<br />
2001<br />
BG West<br />
den norddeutschen <strong>Region</strong>en Hamburg (128), <strong>Hannover</strong><br />
(138) und Bremen (147) wurde sie nur noch von den<br />
Montanregionen an Saar (145) und Ruhr (173) übertroffen.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> lag damit unter den 16<br />
westdeutschen Verdichtungsräumen auf dem 13. Rang 13 .<br />
Mit den wirtschaftlichen Impulsen für die westdeutschen<br />
<strong>Region</strong>en infolge der Wiedervereinigung und auch den<br />
räumlich selektiven Zuwanderungsströmen hat sich das<br />
Bild im Laufe der 90er Jahre zwar nicht grundlegend verändert,<br />
im Anstieg der Arbeitslosigkeit ergeben sich<br />
aber dennoch unterschiedliche Tendenzen. Mit Ausnahme<br />
von München hatten die süddeutschen <strong>Region</strong>en von<br />
1989 bis 1999 einen überdurchschnittlichen Anstieg<br />
der Arbeitslosenzahlen, während die Zuwächse in der<br />
ehemaligen Spitzengruppe eher geringer ausfielen<br />
(Abb. 6.2-1). <strong>Region</strong>en mit besonders stark ansteigender<br />
Arbeitslosigkeit waren neben Stuttgart, Karlsruhe, Rhein-<br />
Main und Nürnberg vor allem Aachen und Wuppertal.<br />
<strong>Hannover</strong> hatte zusammen mit Hamburg, Köln-Bonn und<br />
Bremen die geringsten Zuwächse.<br />
In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> war die Entwicklung der<br />
Arbeitslosigkeit vor allem Anfang der 90er Jahre etwas<br />
günstiger als im Bundestrend. Insbesondere nach der<br />
Öffnung der innerdeutschen Grenze konnte die Arbeitslosigkeit<br />
stärker als im Bundestrend zurückgeführt wer-<br />
12) Westdeutschland<br />
13) niedrigster Rang entspricht geringster Arbeitslosenquote
104<br />
DIE REGION HANNOVER UND IHRE ARBEITSMARKTPOTENZIALE<br />
Abb. 6.2-2 Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> und im Bundesgebiet<br />
seit Ende der 80er Jahre<br />
14<br />
13<br />
12<br />
11<br />
10<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
88<br />
Arbeitslosenquoten<br />
Quartalswerte und Trendwerte in %<br />
Ende des Quartals<br />
VR <strong>Hannover</strong><br />
früheres Bundesgebiet<br />
Differenz zum Bundeswert<br />
in %-Punkten<br />
89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
den (Abb. 6.2-2). In der zweiten Hälfte der 90er Jahre<br />
hat sich der Abstand nur wenig verändert. In der Folge<br />
gingen zwar auch in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> seit 1998 die<br />
Arbeitslosenzahlen zurück, der Abstand zum westdeutschen<br />
Durchschnitt ist aber zuletzt tendenziell wieder<br />
gestiegen. Kurzfristig ging im EXPO-Jahr 2000 die<br />
Arbeitslosigkeit zwar nach unten. Seit Anfang des Jahres<br />
2001 steigen die Arbeitslosenzahlen aber entgegen<br />
dem Bundestrend wieder an.<br />
Entsprechend dieser Entwicklung in den letzten Jahren<br />
hat sich die Arbeitsmarktposition eher wieder verschlechtert.<br />
Mitte Jahr 2001 lag das Niveau der Arbeitsmarktungleichgewichte<br />
im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
mit 54.000 Arbeitslosen und einer Quote von 10,3%<br />
(135) um mehr als ein Drittel über dem westdeutschen<br />
Durchschnitt und auch deutlich über dem Durchschnitt<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume (107). Nach dem<br />
Ruhrgebiet (161) hatte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die höchste<br />
Arbeitslosigkeit unter den Verdichtungsräumen. Es folgten<br />
Bremen, Saarbrücken, Aachen und Wuppertal. Ausgesprochen<br />
niedrig ist nach wie vor die Arbeitslosigkeit<br />
in den Verdichtungsräumen München (53) und Stuttgart<br />
(61) (Abb. 6.2-1).<br />
In allen großen Verdichtungsräumen konzentrieren sich<br />
die Arbeitslosen in besonderer Weise in den großstädtischen<br />
Zentren. Von den Arbeitslosen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Mitte des Jahres 2000 entfielen etwa knapp 30.000<br />
oder 59% auf die Stadt. Damit lag das Niveau der<br />
Arbeitslosigkeit in der Stadt <strong>Hannover</strong> mit einer Quote<br />
von 13,1% (173) um mehr als die Hälfte höher als im<br />
Landkreis <strong>Hannover</strong> mit 7,8% (103). Dieses Stadt-<br />
Umland-Gefälle in der Betroffenheit von Arbeitslosigkeit<br />
ist in keinem westdeutschen Verdichtungsraum stärker<br />
ausgeprägt als in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Abb. 6.2-3).<br />
Der Vergleich der Beschäftigten- und Arbeitslosenentwicklung<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume in den<br />
90er Jahren (1992 bis 2000) zeigt noch einmal die<br />
Zusammenhänge in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Abb. 6.2-4).<br />
Die relativ günstige Beschäftigtenentwicklung seit 1992<br />
hat sich in einem vergleichsweise moderaten Anstieg der<br />
Arbeitslosenzahlen ausgezahlt. Bei nur geringfügig<br />
schwächerer Beschäftigtendynamik hatte beispielsweise<br />
das Rhein-Main-Gebiet erheblich höhere Zuwächse an<br />
Arbeitslosen zu verkraften. Besonders deutlich wird, dass<br />
die erheblichen Beschäftigungseinbrüche im Ruhrgebiet<br />
und auch in Nürnberg zu stark steigenden Arbeitslosen-<br />
Quelle: Arbeitslosenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
zahlen geführt haben. Vergleichsweise besser hat die<br />
<strong>Region</strong> Stuttgart ihre Arbeitsplatzverluste verkraftet.<br />
Insgesamt macht aber die Betrachtung der Entwicklung<br />
deutlich, dass eine relative Verbesserung der Arbeitsmarktsituation,<br />
d.h. eine Verbesserung im Vergleich zu<br />
den anderen Verdichtungsräumen nur in kleinen Schritten<br />
zu erreichen und eine grundlegende Änderung auch<br />
bei positiver wirtschaftlicher Entwicklung nur auf sehr<br />
lange Sicht zu erwarten ist.<br />
Das Risiko der Erwerbslosigkeit ist je nach persönlichen<br />
und beruflichen Merkmalen und Qualifikationen sowie<br />
nach der jeweiligen Arbeitsmarktsituation äußerst unterschiedlich.<br />
Der rasche berufsstrukturelle und qualifikatorische<br />
Wandel sowie die langanhaltende hohe Arbeitslosigkeit<br />
seit Anfang der 80er Jahre haben immer mehr<br />
Arbeitnehmer mit geringen oder nicht mehr nachgefragten<br />
bzw. veralteten beruflichen Qualifikationen für längere<br />
Perioden bzw. auch dauerhaft aus dem Beschäftigungssystem<br />
herausgedrängt. Da mit zunehmender<br />
Dauer der Arbeitslosigkeit die Arbeitslosen aber objektiv<br />
oder doch zumindest subjektiv immer stärker allgemeine<br />
und berufliche Qualifikationen verlieren, wird ein Wiedereinstieg<br />
in das Beschäftigungssystem zunehmend<br />
schwieriger. Die „kritische Schwelle“ wird bei einer<br />
Dauer der Arbeitslosigkeitsperiode von etwa einem Jahr<br />
gesehen. Diese „Langzeitarbeitslosigkeit“ hat bundesweit<br />
nach wie vor beträchtliche Ausmaße.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 105<br />
Abb. 6.2-3 Arbeitslosigkeit in den Zentren und im Umland der westdeutschen Verdichtungsräume 2001<br />
14<br />
12<br />
10<br />
8<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
München<br />
Stuttgart<br />
Zentren<br />
Umland<br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
Karlsruhe<br />
Rhein-Main<br />
Nürnberg<br />
Rhein-Neckar<br />
Arbeitslosenquoten am 30.6. in %<br />
Hamburg<br />
Köln-Bonn<br />
Düsseldorf<br />
Bielefeld<br />
Wuppertal<br />
Aachen<br />
Saarbrücken<br />
Bremen<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Ruhrgebiet<br />
VR insg.<br />
Die Struktur der Arbeitslosen weicht zum Teil von den<br />
bundesdurchschnittlichen Verhältnissen ab und spiegelt<br />
die spezifische Arbeitsmarktsituation im Verdichtungsraum<br />
<strong>Hannover</strong> wider.<br />
– Der Anteil der Frauen an den Arbeitslosen 14 ist mit<br />
knapp 43% (95 15 ) niedriger als im Bundesdurchschnitt.<br />
Dies gilt besonders für die Stadt <strong>Hannover</strong><br />
(90), während im Landkreis (102) der Frauenanteil in<br />
etwa im Bundesdurchschnitt liegt. Insgesamt wird<br />
damit deutlich, dass das Angebot an Dienstleistungsarbeitsplätzen<br />
die Frauenbeschäftigung begünstigt.<br />
– Der Anteil der Arbeiter an den Arbeitslosen ist mit<br />
58% (96) leicht unterrepräsentiert und der Anteil der<br />
Angestellten (107) entsprechend höher als im Bundesdurchschnitt.<br />
In der Stadt ist der Arbeiteranteil (100)<br />
höher als im Landkreis (89).<br />
– Ausländer sind im Arbeitslosenbestand der <strong>Region</strong> mit<br />
etwa 23% (134) deutlich überrepräsentiert 16 . Sie stellen<br />
in der Stadt mit 32% eine deutlich größere Gruppe<br />
als im Landkreis mit 13%.<br />
– Der Anteil der Jugendlichen unter 25 Jahren an den<br />
Arbeitslosen liegt bei 11% (101) und entspricht damit<br />
dem westdeutschen Durchschnitt. Rechnet man<br />
14) 30.6.2001<br />
15) Anteil an den Arbeitslosen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) =<br />
100<br />
16) Gerade hier ist es schmerzlich, dass (noch) keine Vergleichszahlen für andere Verdichtungsräume<br />
vorliegen.
106<br />
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Unsere Gesellschaft lebt in einer vernetzten Welt: Vom<br />
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NATI Technologieagentur Niedersachsen GmbH, eine<br />
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Auftrag der Gesellschafter Land Niedersachsen, Norddeutsche<br />
Landesbank NORD/LB und Institut der Niedersächsischen<br />
Wirtschaft e.V. den Technologietransfer in<br />
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Verwaltungen und Politik, Kammern, Verbände<br />
und Institutionen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen.<br />
NATI-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen und nutzen<br />
alle Instrumente, um Impulsgeber für Innovationen zu<br />
sein, denn gute Ideen brauchen gute Partner. Zu den<br />
Arbeitsschwerpunkten gehören unter anderem:<br />
Euro Info Centre <strong>Hannover</strong> (EIC):<br />
Die offizielle Beratungsstelle der Europäischen Kommission<br />
in Niedersachsen gibt unter dem Dach der NATI<br />
kompetente Informationen und Beratung über europäische<br />
Förderprogramme, öffentliche Ausschreibungen,<br />
Richtlinien, Verordnungen und Länderinformationen und<br />
hilft bei der Suche nach Kooperationspartnern.<br />
Innovationsnetzwerk Niedersachsen (AGTIF):<br />
Das flächendeckende Informations-, Beratungs- und<br />
Dienstleistungsnetzwerk für kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU) in Niedersachsen fasst rund 200 Vertreter<br />
der niedersächsischen Hochschulen, außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen, Kammern, Technologiezentren<br />
sowie die Wirtschaftsförderer zusammen. Die NATI führt<br />
die Geschäftsstelle.<br />
Beratungsleistungen und Services:<br />
Um aus einer guten Idee ein erfolgreiches Unternehmen<br />
aufzubauen sind zahlreiche Hürden zu überwinden. Die<br />
NATI unterstützt technologieorientierte Unternehmensgründer<br />
mit Informationen zu Fördermitteln, hilft bei der<br />
Entwicklung des Geschäftsplanes und gibt fachliche Stellungnahmen<br />
für Anträge auf öffentliche Förderung. Die<br />
Erfahrungen zeigen, dass auch nach den geförderten<br />
Beratungen der Kontakt zwischen Unternehmen und<br />
Wissenschaft nicht abreißt. Oft folgen weitere Kooperationsvorhaben.<br />
BioRegioN:<br />
Mehr als 400 Kooperations- und Netzwerkpartner aus<br />
Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Banken, Verbänden<br />
und anderen Institutionen sind in der BioRegioN<br />
zusammengeschlossen und nutzen die Initiative für einen<br />
kontinuierlichen branchenspezifischen Informationsaustausch.<br />
In freier Selbstorganisation finden die Teilnehmer<br />
ihren Interessen entsprechend potentielle Kooperationspartner<br />
mit spezifischen Kenntnissen und Erfahrungen.<br />
ADRESSE:<br />
NATI Technologieagentur Niedersachsen GmbH<br />
Ursula Haufe<br />
Vahrenwalder Straße 7<br />
30165 <strong>Hannover</strong><br />
Tel.: (0511) 93 57 - 430<br />
Fax: (0511) 93 57 - 439<br />
E-mail: info@nati.de<br />
Internet: www.nati.de<br />
Abb. 6.2-4 Beschäftigtenentwicklung und Entwicklung der Arbeitslosigkeit<br />
in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1992 bis 2000<br />
Veränderung der Beschäftigten 1992 bis 2000 in % (JD)<br />
0,6<br />
0,4<br />
0,2<br />
0,0<br />
-0,2<br />
-0,4<br />
-0,6<br />
-0,8<br />
-1,0<br />
-1,2<br />
-1,4<br />
München<br />
Köln-Bonn<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Saarbrücken<br />
Hamburg<br />
Karlsruhe<br />
Aachen<br />
Stuttgart<br />
Bremen<br />
den niedrigeren Anteil an der Gesamtbevölkerung<br />
mit ein, so dürfte die Betroffenheit von Jugendarbeitslosigkeit<br />
insgesamt über dem Bundesdurchschnitt liegen.<br />
– Ältere Arbeitnehmer (über 55 Jahre) stellen 20% der<br />
Arbeitslosen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (95) und spielen<br />
damit eine geringere Rolle. Sie konzentrieren sich<br />
allerdings deutlich stärker im Landkreis (112),<br />
während sie in der Stadt <strong>Hannover</strong> (84) unterrepräsentiert<br />
sind.<br />
Insgesamt ist die Dynamik des Arbeitsmarktes <strong>Hannover</strong><br />
offensichtlich vergleichsweise hoch. Der Anteil der Lang-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 107<br />
VR insgesamt<br />
Düsseldorf<br />
Bielefeld<br />
Rhein-Main<br />
Rhein-Neckar<br />
Wuppertal<br />
-1,6<br />
1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 3,2 3,4 3,6<br />
Veränderung der Arbeitslosenquoten 1992 bis 2000 in %-Punkten<br />
Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />
Ruhrgebiet<br />
Nürnberg<br />
zeitarbeitslosen liegt mit 33% 17 (97 18 ) unter dem westdeutschen<br />
Durchschnitt. Dies gilt gleichermaßen für die<br />
Stadt <strong>Hannover</strong> (99) als auch den Landkreis (93). Es gibt<br />
somit keine Anzeichen dafür, dass die strukturellen<br />
Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage an<br />
Arbeitskräften und damit die Verfestigung des Arbeitslosenbestandes<br />
in der <strong>Region</strong> ausgeprägter sind als im<br />
Bundesdurchschnitt.<br />
17) 30.6.1999<br />
18) bezogen auf den jeweiligen Bundeswert (alte Bundesländer) = 100
108<br />
TEIL II<br />
BILDUNG, QUALIFIKATIONEN<br />
UND INNOVATIONEN IN<br />
DER REGION HANNOVER<br />
109
110<br />
7.<br />
Berufliche Ausbildung<br />
und Berufsbildende<br />
Schulen<br />
Fritz Stöcker, Matthias Franck<br />
Auf dem Weg zur wissensintensiven Gesellschaft kommt<br />
dem Qualifikationsniveau der Bevölkerung und der<br />
Mobilisierbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte eine immense<br />
strategische Bedeutung für Wachstum und Innovationsfähigkeit<br />
einer <strong>Region</strong> zu.<br />
Dabei spielt die berufliche Ausbildung eine wesentliche<br />
Rolle. Sie ist dem sekundären und tertiären Bereich des<br />
deutschen Bildungssystems zuzuordnen 1 :<br />
– Der sekundäre Bereich beinhaltet neben der schulischen<br />
Sekundarstufe auch das Duale System der<br />
Berufsausbildung (mit den beiden Lernorten Betrieb<br />
und Berufsbildende Schule), welches im Mittelpunkt<br />
dieses Beitrags stehen soll.<br />
– Aus dem tertiären Bereich werden die Fachhoch- und<br />
Hochschulen in Abschnitt 11 behandelt. Auf die sonstigen<br />
Ausbildungsstätten mit berufsqualifizierenden<br />
Abschlüssen des tertiären Bereichs wird in Abschnitt<br />
7.2 eingegangen.<br />
7.1 Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort für<br />
berufliche Ausbildung<br />
Aus- und Weiterbildung stellen ein strategisches Instrument<br />
zur Steigerung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit<br />
dar. Insgesamt bilden das hohe Qualifikationsniveau<br />
und das vorhandene regionale Angebot an qualifizierten<br />
Arbeitskräften eine der wirtschaftlichen Stärken<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, wie bereits dargestellt wurde 2 .<br />
Zwischen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und ihrem Umland, insbesondere<br />
dem sog. „Zweiten Ring“ (Landkreise Celle,<br />
Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Nienburg/Weser, Peine<br />
und Schaumburg), bestehen enge funktionale Verflechtungen.<br />
Im Bereich der beruflichen Ausbildung ist zu<br />
beobachten, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und insbesondere<br />
die Landeshauptstadt vielfältige Ausbildungsfunktionen<br />
wahrnehmen, die weit in das Umland wirken. Insbesondere<br />
sind es die Hoch- und Fachhochschulen, die<br />
eine große und räumlich weitreichende Anziehungskraft<br />
ausüben. Aber auch die sonstigen Ausbildungsstätten<br />
des tertiären Bereichs mit berufsqualifizierenden<br />
Abschlüssen sind ein Faktor zur Ausprägung der Standortqualität<br />
und zur langfristigen Sicherung der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Auch die Leistungsfähigkeit des Dualen Ausbildungssystems,<br />
also der beruflichen Ausbildung in privatwirtschaftlichen<br />
Betrieben und Berufsbildenden Schulen<br />
(BBS), trägt in wesentlichem Maße zu der Attraktivität<br />
der „Ausbildungsregion <strong>Hannover</strong>“ bei.<br />
7.2 Akteure der beruflichen Ausbildung in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Neben den in Abschnitt 11 dargestellten Hoch- und Fachhochschulen,<br />
den in Abschnitt 7.3 zu vertiefenden Berufsbildenden<br />
Schulen sowie den ausbildenden Betrieben der<br />
Privatwirtschaft gibt es eine Vielzahl weiterer Akteure der<br />
beruflichen Ausbildung.<br />
Das breite Spektrum an privaten und öffentlichen Ausbildungsträgern<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird u.a. gebildet<br />
durch Akademien, Berufsakademien, Institute, Berufsfachschulen,<br />
sonstige Schulen und Vereine. Räumlich betrachtet<br />
befinden sich die meisten dieser Träger in der Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong>, aber auch in weiteren Städten und<br />
Gemeinden der <strong>Region</strong>, beispielsweise mit der Berufsakademie<br />
des Einzelhandels sowie der Norddeutschen Kälte-<br />
Fachschule in der „Bildungsstadt“ Springe 3 oder der Pestalozzi-Stiftung<br />
in Burgwedel, einer Berufsfachschule für<br />
Sozialassistenten, Erzieher und Heilpädagogen.<br />
Angehörige des öffentlichen Dienstes werden bei Behörden<br />
ausgebildet, z.B. beim Bundesgrenzschutz, in Stadtund<br />
Gemeindeverwaltungen, beim Finanzamt, in der<br />
Wehrbereichsverwaltung oder in Genossenschaften.<br />
Die regionalen Dienststellen der Bundesanstalt für<br />
Arbeit, die Arbeitsämter, sind innerhalb der beruflichen<br />
Ausbildung insbesondere für die Vermittlung von Ausbildungsstellen<br />
und für die Förderung der Berufsausbildung<br />
(Leistungen an Auszubildende, Arbeitgeber, Träger<br />
der beruflichen Ausbildung) zuständig 4 . Für jeweilige<br />
Teilgebiete der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind dies die<br />
Arbeitsämter <strong>Hannover</strong>, Celle, Hameln, Hildesheim und<br />
Nienburg.<br />
Eine zentrale Bedeutung für die berufliche Aus- und Weiterbildung<br />
haben die Kammern als regionale Steuerungsund<br />
Aufsichtsinstanzen. Die Kammern mit den meisten<br />
zu betreuenden Auszubildenden in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
sind die Industrie- und Handelskammer <strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />
(mit mehr als 20.000 zu betreuenden Ausbildungsverhältnissen)<br />
und die Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />
5 . Die IHK, die HWK und die weiteren Kammern<br />
(Landwirtschafts-, Architekten-, Ärzte-, Steuerberaterkammer)<br />
haben u.a. nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG)<br />
bzw. der Handwerksordnung als „zuständige Stelle“ für<br />
die Berufsausbildung die Aufgabe,<br />
– die Durchführung der Berufsausbildung auf der Grundlage<br />
der bundesgesetzlichen Bestimmungen zu überwachen<br />
(insbesondere betrifft dies die persönliche und<br />
fachliche Eignung des Ausbildungspersonals sowie<br />
die Eignung der Ausbildungsstätte),<br />
– die Ausbildung in den Betrieben durch Beratung der<br />
Ausbildenden und Auszubildenden zu fördern,<br />
Multimedia-BBS auf der Plaza im EXPO PARK HANNOVER<br />
– die Zwischen- und Abschlussprüfungen durchzuführen<br />
sowie<br />
– Regelungen zu erlassen, soweit übergeordnete Vorschriften<br />
und Rechtsverordnungen nicht bestehen (z.B.<br />
gilt dies für den Erlass von Prüfungsordnungen) 6 .<br />
7.3 Berufsbildende Schulen in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
BERUFSBILDENDE SCHULEN ALS<br />
BESTANDTEIL DES DUALEN SYSTEMS<br />
Im Großen und Ganzen wird die berufliche Ausbildung<br />
in Deutschland v.a. durch die Hochschulausbildung<br />
sowie das Duale System geprägt. Hierbei wirken einerseits<br />
ausbildende Unternehmen bzw. öffentliche Arbeitgeber<br />
sowie andererseits Berufsbildende Schulen in<br />
jeweiliger Eigenverantwortung bei der Ausbildung in<br />
praktischer und theoretischer Form zusammen. In<br />
Deutschland beginnen rund zwei Drittel aller Jugendlichen<br />
ihren Berufsweg mit einer Berufsausbildung im<br />
Dualen System.<br />
AUSBILDUNGSSTELLEN IM DUALEN SYSTEM<br />
Die Auszubildenden erlernen im Rahmen des Dualen<br />
Systems einen von derzeit 346 staatlich anerkannten<br />
Ausbildungsberufen 7 . Im Jahr 1999 wurden in Niedersachsen/Bremen<br />
Ausbildungen in 249 anerkannten Ausbildungsberufen<br />
– von Anlagenmechaniker/in bis Zweiradmechaniker/in<br />
– angeboten.<br />
In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gab es im Jahr 2000 etwa<br />
23.300 Auszubildende, davon waren 11.900 männlichen<br />
und 11.400 weiblichen Geschlechts 8 .<br />
Im Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong>, dem „Kernbereich“ der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, standen in diesem Jahr Ausbildungs-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 111<br />
plätze in 171 Ausbildungsberufen bereit. Differenziert<br />
nach einzelnen Berufen entfielen die meisten Ausbildungsstellen<br />
dabei auf die Berufe „Kaufmann/-frau im<br />
Einzelhandel“ und „Bürokaufmann/-frau“ (Übersicht<br />
7–1).<br />
NEU ABGESCHLOSSENE AUSBILDUNGS-<br />
VERTRÄGE IM DUALEN SYSTEM<br />
Im Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong> wurden im Jahr 2000<br />
etwa 7.200 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen,<br />
das entspricht etwa 1,2% der neuen Ausbildungsverträge<br />
in Deutschland. Einer Gesamtnachfrage von 7.500<br />
Stellen stand ein Gesamtangebot von etwa 7.560 Ausbildungsplätzen<br />
gegenüber; die Angebots-Nachfrage-<br />
Relation gestaltet sich demnach also vergleichsweise<br />
ausgeglichen 10 . Von den 7.200 neu abgeschlossenen<br />
Ausbildungsverträgen entfielen auf die Bereiche<br />
– Industrie und Handel 60,9% (Deutschland: 54%),<br />
– Handwerk 23% (32%),<br />
– Freie Berufe 11,3% (8,4%)<br />
– Öffentlicher Dienst 3% (2,5%),<br />
– Landwirtschaft 1,1% (2,4%) sowie<br />
– Hauswirtschaft 0,6% (0,8%).<br />
1) Der vierte Bildungsbereich betrifft die Weiterbildung; sie wird in Abschnitt 8 aufgegriffen.<br />
2) vgl. Abschnitt 6.1<br />
3) vgl. hierzu auch <strong>NIW</strong>, NORD/LB 2001: Standortentwicklungskonzept für die<br />
Stadt Springe<br />
4) vgl. B. Hövels und G. Kutscha 2001, S. 49 ff.<br />
5) Ausführliche Informationen zur beruflichen Ausbildung sind den Internetauftritten<br />
www.hannover.ihk.de und www.hwk-hannover.de zu entnehmen.<br />
6) vgl. B. Hövels und G. Kutscha 2001, S. 48.<br />
7) Stand: Februar <strong>2002</strong>; einschl. der fortgeltenden Altregelungen; vgl.<br />
http://www.bibb.de/indexber.htm vom 4.2.<strong>2002</strong><br />
8) Stichtag 30.6.2000; Angaben des NLS - Niedersächsisches Landesamt für Statistik<br />
9) Die regionale Zuständigkeit des Arbeitsamtes <strong>Hannover</strong> umfasst die Stadt <strong>Hannover</strong><br />
und zehn weitere Kom-munen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Barsinghausen, Garbsen,<br />
Gehrden, Hemmingen, Laatzen, Langenhagen, Pattensen, Ronnenberg, Seelze,<br />
Wennigsen).<br />
10) vgl. Bundesanstalt für Arbeit, Ergebnisse der Berufsberatungsstatistik; Bundesinstitut<br />
für Berufsbildung (BIBB), Erhebung zum 30. September 2000
112<br />
BERUFLICHE AUSBILDUNG UND BERUFSBILDENDE SCHULEN<br />
Übersicht<br />
7-1<br />
Ausbildungsberufe nach Auszubildendenanzahl im Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong> 1999<br />
Anerkannter Ausbildungsberuf Anzahl der angebotenen Anzahl der Auszubildenden<br />
Ausbildungsstellen im<br />
Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong><br />
(Durchschnitt)<br />
in Niedersachsen/Bremen<br />
Kaufmann/frau im Einzelhandel 445 3.622<br />
Bürokaufmann/frau 387 4.005<br />
Kaufmann/frau im Groß- und Außenhandel 314 2.184<br />
Bankkaufmann/frau 275 1.754<br />
Kaufmann/frau für Bürokommunikation 254 k. A.<br />
Koch/Köchin 252 1.431<br />
Zahnarzthelfer/in 226 1.440<br />
Industriekaufmann/frau 216 2.204<br />
Hotelfachmann/frau 207 1.305<br />
Rechtsanwaltsfachangestellte/r 203 k. A.<br />
Quelle: Landesarbeitsamt Niedersachsen-Bremen 2001<br />
Bei einer differenzierteren Betrachtung nach einzelnen<br />
Ausbildungsberufen spiegelt sich im Arbeitsamtsbezirk<br />
<strong>Hannover</strong> bei der Aufteilung der im Jahr 2000 neu<br />
abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach Ausbildungsberufen<br />
und -bereichen im Großen und Ganzen<br />
die Verteilung wider, die auch im Land Niedersachsen<br />
zu beobachten ist. In Relation zum Bundesland wurden<br />
jedoch im Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong> überproportional<br />
viele neue Ausbildungsverträge in den Berufsgruppen 11<br />
„Neue IT-Berufe“ und „Neue Medienberufe“ vereinbart,<br />
was allerdings nicht verwundern darf, da die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> der dominierende Standort für IuK innerhalb<br />
Niedersachsens ist 12 . Die 298 neuen Ausbildungsverträge<br />
in der Berufsgruppe „Neue IT-Berufe“ nahmen im<br />
Arbeitsamtsbezirk 4,1% der Verträge ein (Nds.: 2,1%).<br />
In der Gruppe „Neue Medienberufe“ wurden mit 135<br />
Ausbildungsverträgen 1,9% der Verträge abgeschlossen<br />
(Nds.: 0,9%) 13 .<br />
STÄNDIGE WEITERENTWICKLUNG<br />
DES DUALEN SYSTEMS<br />
Das Duale System der Berufsausbildung wird kontinuierlich<br />
modernisiert. Beispielsweise wird seit August 2001<br />
die jeweils dreijährige Berufsausbildung in drei neuen<br />
Dienstleistungsberufen angeboten. Diese neuen Berufe<br />
sind Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen, Sport- und<br />
Fitnesskaufmann/-frau und Veranstaltungskaufmann/frau<br />
14 .<br />
Zum Start des neuen Ausbildungsjahrgangs im August<br />
<strong>2002</strong> werden derzeit von der Bundesregierung für zwölf<br />
Berufe die Ausbildungsverordnungen aktualisiert und<br />
acht neue Ausbildungsberufe (u.a. Fachkraft für Abwassertechnik,<br />
Maskenbildner/-in) geschaffen 15 .<br />
AUSBILDUNGSMARKT UND BERUFSBILDENDE<br />
SCHULEN ALS SPIEGEL DER WIRTSCHAFTSSTRUKTUR<br />
UND -ENTWICKLUNG<br />
Der Ausbildungsmarkt ist schon immer ein wichtiger Spiegel<br />
für wirtschaftliche Entwicklungen gewesen. Wenn die<br />
Konjunktur abflaut, werden von den Betrieben i.d.R. weniger<br />
Auszubildende eingestellt als in Zeiten konjunkturellen<br />
Wachstums. Berufliche Ausbildung wird in erster Linie<br />
durch die Nachfrage der Wirtschaft geprägt, die sich u.a.<br />
in dem jeweils aktuellen Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen<br />
äußert. Beispielsweise haben bundesweit<br />
die Bereiche IT und Medien in den letzten Jahren einen<br />
rasanten Aufschwung genommen, der sich auch in neuen<br />
Berufsbildern und Ausbildungsgängen sowie dem Angebot<br />
an Ausbildungsplätzen widerspiegelt.<br />
Insofern liefern Berufsbildende Schulen Zahlen und Indikatoren<br />
für die wirtschaftliche Entwicklung einer <strong>Region</strong>,<br />
also beispielsweise der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Die Statistik<br />
Berufsbildender Schulen, die zum 15.11. jeden Jahres<br />
behördlich erhoben wird, liefert Erkenntnisse über die<br />
wirtschaftlichen Entwicklungstendenzen einer <strong>Region</strong>.<br />
Beispielsweise hatte die konjunkturelle Entwicklung im<br />
Baugewerbe in den letzten drei Jahren deutliche Einflüsse<br />
auf die Nachfrage hinsichtlich Auszubildenden und<br />
Ausbildungen im Bereich der Bauberufe.<br />
Je mehr Jugendliche sich in schulischen Vollzeitformen –<br />
wie insb. einjährige Berufsfachschulen, Berufsvorbereitungsjahre<br />
(BVJ), freiwillige Berufsgrundbildungsjahre<br />
(BGJ) – an den Berufsbildenden Schulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
anmelden, desto kritischer ist es um den Ausbildungsmarkt<br />
bestellt. Wenn darüber hinaus weiterführende<br />
Vollzeitformen (z.B. Fachoberschulen) gewählt wer-<br />
den, ist die Übernahme nach der Ausbildung in das<br />
Berufsleben eine weitere Hürde, die nicht nur für den Einzelnen,<br />
sondern auch für die <strong>Region</strong> und ihre wirtschaftliche<br />
Entwicklung bedeutsam ist. Je problematischer sich<br />
die Lage auf dem Ausbildungsmarkt darstellt, umso kritischer<br />
müssen die Wirtschaftslage und die wirtschaftlichen<br />
Perspektiven der <strong>Region</strong> eingeschätzt werden.<br />
Berufsbildende Schulen führen neben der Berufsschule<br />
auch weiterführende Schulformen wie die Fachoberschule,<br />
die Berufsoberschule oder das Fachgymnasium,<br />
welche die Berufsschüler nach erfolgreichem Abschluss<br />
z.B. berechtigen, die Hoch- oder Fachhochschule zu<br />
besuchen. Des Weiteren bieten Berufsbildende Schulen<br />
mit den Schulformen Berufsfachschule und Fachschule<br />
zwei Schulformen an, die im Rahmen von Vollzeitmaßnahmen<br />
auf eine berufliche Ausbildung vorbereiten bzw.<br />
auf einen schulischen und/oder beruflichen Abschluss<br />
hin orientieren. In bestimmten Bereichen gibt es ausschließlich<br />
nur die schulische Ausbildung an Berufsbildenden<br />
Schulen (öffentlich-rechtlicher als auch privater<br />
Art), z.B. in sozialpädagogischen und pflegerischen<br />
Berufen.<br />
ZUSTÄNDIGKEITEN BEI DEN ANERKANNTEN<br />
AUSBILDUNGSBERUFEN<br />
Die Berufsschule erhält ihre Aufgabe im Dualen System<br />
der beruflichen Erstausbildung gemäß Berufsbildungsgesetz<br />
(BBiG). Neue Ausbildungsberufe und inhaltliche<br />
Veränderungen von Ausbildungsberufen werden also<br />
auf Bundesebene geregelt, wobei die Sozialpartner<br />
(Arbeitgeber und Gewerkschaften) richtungsweisende<br />
Vereinbarungen (Inhalte und Dauer der Berufsausbildung)<br />
treffen, die vom Gesetzgeber umgesetzt werden.<br />
Die Inhalte der Berufsausbildung in den Berufsschulen<br />
werden zeitgleich von Kommissionen der Kultusministerkonferenz<br />
(KMK) erarbeitet und vom Land Niedersachsen<br />
in Kraft gesetzt.<br />
ZUSTÄNDIGKEITEN FÜR DIE REIN<br />
SCHULISCHEN AUSBILDUNGSGÄNGE<br />
Neben den Berufen, die im Rahmen des Dualen Systems<br />
betrieblich ausgebildet werden, gibt es auch eine Reihe<br />
vollständig schulischer Ausbildungen, die zwei bis vier<br />
Jahre dauern. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wurden 1999<br />
schulische Ausbildungen in 48 Berufen – vom Altenpfleger/in<br />
(Altenpflegeschulen) bis zum Veterinärmedizinisch-technische/r<br />
Assistent/in (Lehranstalt an der<br />
Tierärztlichen Hochschule <strong>Hannover</strong>) – durchgeführt 16 .<br />
Natürlich findet in diesen Ausbildungsgängen auch<br />
praktische Anwendung statt – entweder im Labor der<br />
Berufsbildenden Schulen und/oder im Betriebspraktikum.<br />
Im Bereich der schulischen Ausbildungsberufe liegt<br />
die Zuständigkeit nicht beim Bund, sondern beim Land<br />
Niedersachsen.<br />
ZUSTÄNDIGKEITEN FÜR PRÜFUNGEN<br />
Die verschiedenen Zuständigkeiten und Entscheidungsbefugnisse<br />
erschweren oftmals das Verständnis für die<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 113<br />
Berufsausbildung. Hinzu kommt, dass die Abschlussprüfung<br />
z.B. zum Facharbeiter oder Fachangestellten nicht<br />
von der Berufsschule abgenommen wird, sondern von<br />
einem Prüfungsausschuss der bereits erwähnten jeweils<br />
„zuständigen Stelle“. Mitglieder dieser Prüfungsausschüsse<br />
sind nach BBiG neben Vertretern der Arbeitgeber<br />
und der Gewerkschaften auch Lehrkräfte der Berufsbildenden<br />
Schulen, in der Regel die Lehrkräfte, welche<br />
die Jugendlichen in ihren Klassen ausgebildet haben.<br />
Das „Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe<br />
und des Verzeichnisses der zuständigen Stellen“ 17 wird<br />
jährlich durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)<br />
herausgegeben. Zuständige Stellen sollen die Berufsausbildung<br />
rechtlich und inhaltlich überwachen.<br />
Zuständig für Handwerksberufe ist in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
die Handwerkskammer <strong>Hannover</strong>, für Berufe in<br />
der Gastronomie, des Handels und der Industrie die<br />
Industrie- und Handelskammer <strong>Hannover</strong>-Hildesheim.<br />
Andere Berufe, die nicht dem Handwerk, dem Handel<br />
oder der Industrie zuzuordnen sind – also z.B. die Hauswirtschaftsberufe,<br />
die Berufe in der Land- und Forstwirtschaft,<br />
die Steuerberufe oder die Helferinnen-Berufe – unterliegen<br />
anderen Zuständigkeiten. Beispielsweise ist die zuständige<br />
Stelle für den Beruf Vermessungstechniker/-in die<br />
Bezirksregierung <strong>Hannover</strong>, für den Beruf Fachangestellter/Fachangestellte<br />
für Medien- und Informationsdienste<br />
die Niedersächsische Landesbibliothek in <strong>Hannover</strong>.<br />
PROFILGEBUNG DER BERUFSBILDENDEN SCHULEN<br />
IN DER REGION HANNOVER<br />
Zum 1.11.2001 sind 14 Berufsbildende Schulen der<br />
Stadt und fünf des ehemaligen Landkreises auf die <strong>Region</strong><br />
als neue Schulträgerin übergegangen. Insgesamt verfügt<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> also derzeit über 19 Berufsbildende<br />
Schulen, an denen im November 2000 rund<br />
30.300 Schüler und Schülerinnen 18 gezählt wurden.<br />
In der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> hat die Diskussion um<br />
die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen an<br />
beruflicher Bildung Beteiligten und um die Frage, welche<br />
Inhalte bzw. Qualifikationen eine Berufsschule der<br />
Zukunft anbieten muss, dazu geführt, über „Profile“ der<br />
Berufsbildenden Schulen in der Stadt nachzudenken. Mit<br />
der Profilgebung der Berufsbildenden Schulen wurde<br />
bereits vor ca. 10 Jahren begonnen. Dabei kam dem<br />
kontinuierlichen Prozess zugute, dass sich die handelnden<br />
Personen im Schulamt und die Vertreter der Schulleiter<br />
und -leiterinnen der Berufsbildenden Schulen in der<br />
Landeshauptstadt dieser Verantwortung für eine notwendige<br />
Veränderung bewusst waren.<br />
11) Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) unterscheidet 52 Berufsgruppen.<br />
12) Auf die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> entfallen beispielsweise 54% der niedersächsischen IuK-<br />
Beschäftigten.<br />
13) Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Erhebung zum 30. September 2000<br />
14) nach Informationsmaterial von G. Spevacek, Industrie- und Handelskammer <strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />
15) vgl. Pressemitteilung Nr. 19/<strong>2002</strong> des BMBF<br />
16) vgl. Landesarbeitsamt Niedersachsen-Bremen, S. 10 ff.<br />
17) Die letzte Bekanntmachung stammt vom 29.2.2000.<br />
18) vgl. NLS – Niedersächsisches Landesamt für Statistik
114<br />
BERUFLICHE AUSBILDUNG UND BERUFSBILDENDE SCHULEN<br />
Auswirkungen dieses Prozesses war die Profilgebung der<br />
meisten Berufsbildender Schulen (Übersicht 7–2), die z.T.<br />
gegen erhebliche Widerstände umgesetzt wurde. Bei den<br />
Berufsbildenden Schulen 1 und 22 ist die Diskussion um<br />
die Profile noch nicht abgeschlossen. Die beiden Berufsbildenden<br />
Schulen des ehemaligen Landkreises im Gebiet<br />
der Stadt <strong>Hannover</strong> haben aufgrund der Absprachen zwischen<br />
den beiden ehemaligen Schulträgern Stadt und<br />
Landkreis ebenfalls entsprechende Profile: So hat die BBS<br />
Justus-von-Liebig-Schule in <strong>Hannover</strong>-Ahlem das Profil<br />
„Agrar- und Forstwirtschaft“ und die BBS Wirtschaft (Hannah-Arendt-Schule)<br />
am Altenbekener Damm das Profil<br />
„Steuer-, Verkehrs- und Anwaltsberufe“ entwickelt.<br />
Profilgebung ist notwendig, um für die Wirtschaftsstruktur<br />
der Zukunft vorbereitet zu sein. Dabei ist auch allen Experten<br />
klar, dass Veränderungen in der Wirtschaft, in<br />
einzelnen Branchen und Berufsfeldern die Profile einer<br />
Berufsbildenden Schule ständig herausfordern werden.<br />
MULTIMEDIA-BBS ALS BEISPIEL<br />
In diesem Zusammenhang ist als Ergebnis von – beabsichtigten<br />
und in Ansätzen bereits verwirklichten – strukturellen<br />
Veränderungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> beispielsweise<br />
die neue Multimedia-BBS an der EXPO-Plaza sehr<br />
zu begrüßen – und zwar ohne „Neid“ der städtischen<br />
Berufsbildenden Schulen. Wenn die <strong>Region</strong> ein bedeutender<br />
Medien-Standort werden soll, dann ist im Bereich der<br />
beruflichen Erstausbildung eine Berufsbildende Schule mit<br />
diesem Profil unbedingt erforderlich, und auch an diesem<br />
Standort (EXPO-Plaza – ehemals Christus-Pavillon). Die<br />
schulische Berufsausbildung für IT- und Medienberufe, die<br />
vorher in vier Berufsbildenden Schulen der Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong> angeboten wurde, kann nun gebündelt<br />
den Medienstandort <strong>Hannover</strong> weiterentwickeln.<br />
PROFILGEBUNG DER BERUFSBILDENDEN SCHULEN<br />
NOCH NICHT VOLLSTÄNDIG VOLLZOGEN<br />
Die Profilgebung der neuen Multimedia-BBS ist einzureihen<br />
in die gesamte Profilgebungsstruktur der Berufsbildenden<br />
Schulen der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong>. Ziel<br />
war und ist es, die wirtschaftliche Entwicklung der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> zu unterstützen und zukunftsweisende Ausbildungsangebote<br />
bereitzustellen. Die Berufsbildenden<br />
Schulen in der Stadt <strong>Hannover</strong> sind hierfür gut vorbereitet.<br />
Die bereits vor rund 10 Jahren im Arbeitskreis der<br />
Schulleiter und Schulleiterinnen der BBS der Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong> formulierte Vision gilt auch heute<br />
noch: Berufsbildende Schulen sind aktiver Bestandteil<br />
regionaler Strukturpolitik, wenn sie entsprechend den<br />
Anforderungen der Wirtschaft bzw. der Betriebe gestaltet<br />
sind und werden.<br />
Ob dieses auch die neue Schulverwaltung der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> erkannt hat und positiv aufgreift, bleibt abzuwarten.<br />
Der ehemalige Landkreis <strong>Hannover</strong> hat mit seinen<br />
Berufsbildenden Schulen in Neustadt am Rübenberge,<br />
Burgdorf und Springe (die sog. Bündelschulen) bislang<br />
noch keine vergleichbare Profilgebung bzw. Schulentwicklungsplanung<br />
durchgeführt.<br />
KOOPERATIONEN DER AKTEURE<br />
DER BERUFLICHEN AUSBILDUNG<br />
Die an beruflicher Bildung Beteiligten müssen kooperieren.<br />
Dazu zählen neben den Berufsbildenden Schulen in<br />
erster Linie die Kammern, die sonstigen zuständigen Stellen,<br />
die Innungen im Handwerk, die Prüfungsausschüsse<br />
bei den zuständigen Stellen, die Betriebe und Verwaltungen,<br />
die allgemeinbildenden Schulen und die Schulbehörden.<br />
Das Projekt der Bezirksregierung <strong>Hannover</strong> „Neue Formen<br />
der Zusammenarbeit von Berufsbildenden Schulen,<br />
Schulträgern und Schulbehörden in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“<br />
zeigt diesen kooperativen Ansatz. Dieses Projekt<br />
entstand aufgrund der Frage in der Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong>, wie Berufsbildende Schulen in der Zukunft<br />
besser, schneller und effektiver auf neue Bedarfe der<br />
Wirtschaft (neue Branchen, neue Inhalte, neue Berufe)<br />
reagieren können. Sowohl in den Bereichen der Budgetierung<br />
von Haushaltsmitteln des Landes und des Schulträgers,<br />
der Zuweisung von Berufen und Schulformen<br />
einschließlich der Profilgebung der Berufsbildenden<br />
Schulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als auch in Fragen der<br />
Information bzw. Kommunikation der an beruflicher Bildung<br />
Beteiligten und der gemeinsamen Personalbewirtschaftung<br />
und -entwicklung ist Zusammenarbeit angesagt<br />
– zumal es sich derzeit um 19 Berufsbildende Schulen<br />
in der <strong>Region</strong> handelt 20 .<br />
ROLLE DER BERUFSBILDENDEN SCHULEN IN DER<br />
REGIONALEN STRUKTURPOLITIK<br />
Berufliche Bildung ist aufgrund der dargestellten Zusammenhänge<br />
ein nicht zu unterschätzendes Element der<br />
regionalen Strukturpolitik. Aber oftmals spielen die Berufsbildenden<br />
Schulen im Rahmen der strukturellen Entwicklungspolitik<br />
einer <strong>Region</strong> – und auch in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> – für politische Entscheidungsträger immer<br />
noch nicht die entsprechend angemessene Rolle.<br />
7.4 Fazit und Ausblick<br />
Das Angebot und die Mobilisierbarkeit qualifizierter<br />
Arbeitskräfte gewinnen auf dem Weg in die Wissensgesellschaft<br />
und als Standortfaktor im Wettbewerb der<br />
<strong>Region</strong>en an Bedeutung. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> – als<br />
Verdichtungsraum und politisches und wirtschaftliches<br />
Zentrum des Landes – ist ein großes Spektrum an beruflichen<br />
Ausbildungsträgern und eine außerordentliche<br />
Vielfalt an Ausbildungsangeboten festzustellen. Die vorhandene<br />
„Berufsausbildungslandschaft“ ist eine der wirtschaftlichen<br />
Stärken der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
19) Die Standortplanung für das Schul- und Berufsschulwesen vollzog sich bisher nach<br />
den Schulentwicklungsplänen der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> und des Landkreises<br />
<strong>Hannover</strong>. Zukünftig wird ein gemeinsam entwickelter Schulentwicklungsplan den<br />
Rahmen vorgeben.<br />
20) Abzuwarten bleiben Pläne einer Arbeitsgruppe bei der Bezirksregierung<br />
<strong>Hannover</strong> zu Schließungen einzelner Berufsbildender Schulen (BBS 1, BBS 4 und<br />
Hannah-Arendt-Schule) und zu Neuorganisation der verbleibenden Berufsbildenden<br />
Schulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Übersicht<br />
7-2<br />
Quelle: Stöcker<br />
Profile der Berufsbildenden Schulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Berufsbildende Schule Anschrift Profil<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 115<br />
BBS der Stadt <strong>Hannover</strong><br />
BBS 1 Lavesallee 16 (Diskussion um Profilierung noch nicht<br />
30169 <strong>Hannover</strong> abgeschlossen)<br />
BBS 2 Ohestraße 5 BBS für Ernährung und Gastronomie<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
BBS 3 Ohestraße 6 BBS für Berufe am Bau<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
BBS 4 Gustav-Bratke-Allee 1 BBS für Elektrotechnik<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
BBS 5 Lavesallee 14 BBS für Metalltechnik und Weiterbildung<br />
30169 <strong>Hannover</strong> in Metall- und Elektrotechnik<br />
BBS 6 Goetheplatz 7 BBS für Fahrzeugtechnik<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
BBS 7 Im Moore 38 BBS für Hauswirtschaft und Textiltechnik<br />
30167 <strong>Hannover</strong><br />
BBS 11 Andertensche Wiese 26 BBS für Industrie- und Büroberufe<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
BBS 12 Brühlstraße 7 BBS für den Handel<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
BBS 13 Herrenhäuser Straße 10 BBS für Banken und Versicherungen<br />
30419 <strong>Hannover</strong><br />
BBS 14 Nußriede 4 BBS für Büro-, Verkehrs- und<br />
30627 <strong>Hannover</strong> Freizeitwirtschaft<br />
BBS 21 Kirchröder Straße 13 BBS für Gesundheit und Soziales<br />
30167 <strong>Hannover</strong><br />
BBS 22 Windausstraße 2 (Diskussion um Profilierung noch nicht<br />
30163 <strong>Hannover</strong> abgeschlossen)<br />
Multimedia-BBS EXPO-Plaza 3 BBS für IT- und Medienberufe<br />
30521 <strong>Hannover</strong><br />
BBS des ehemaligen Landkreises <strong>Hannover</strong><br />
BBS Justus-von-Liebig-Schule Heisterbergallee 8 BBS für Agrar- und Forstwirtschaft<br />
30453 <strong>Hannover</strong>-Ahlem<br />
BBS Wirtschaft Altenbekener Damm 79 BBS für Steuer-, Verkehrs- und<br />
(Hannah-Arendt-Schule) 30173 <strong>Hannover</strong> Anwaltsberufe<br />
BBS Burgdorf - Berliner Ring 28 und Vor dem<br />
Celler Tor 74 in 31303 Burgdorf<br />
- Spreewaldstr. 1 in 31275 Lehrte<br />
BBS Neustadt am - Bunsenstraße 6 und Friedrich-Brand-<br />
Rübenberge Straße 2-6 in 31535 Neustadt<br />
- Marienburger Straße 19/21 in<br />
31515 Wunstorf<br />
BBS Springe Paul-Schneider-Weg<br />
31832 Springe
116<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
NORD/LB Norddeutsche Landesbank<br />
Die NORD/LB Norddeutsche Landesbank konzentriert<br />
sich regional auf Norddeutschland und hier insbesondere<br />
auf ihr Kerngeschäftsgebiet mit den Bundesländern<br />
Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Nord-Ost-Europa bildet den Schwerpunkt der<br />
Auslandsstrategie. Darüber hinaus ist die größte Bank<br />
im Norden Deutschlands an den internationalen Finanzplätzen<br />
London, New York und Singapur vertreten.<br />
Die NORD/LB bietet als Geschäftsbank alle Bankgeschäfte<br />
für Wirtschaftsunternehmen und Gebietskörperschaften<br />
im In- und Ausland an. Dazu gehören Kreditund<br />
Kapitalmarktgeschäfte sowie der gesamte Finanzdienstleistungsbereich.<br />
Besondere Schwerpunkte bilden<br />
das Investment Banking, das Immobilien- und Agrarbanking,<br />
die Schiffs- und Flugzeugfinanzierung, Projekt- und<br />
strukturierte Finanzierungen auch im Rahmen von Public-<br />
Private-Partnership-Projekten sowie die Unternehmensund<br />
Beteiligungsberatung. Die NORD/LB ist eine der<br />
bedeutenden Banken Deutschlands bei nationalen und<br />
internationalen Anleihe-Emissionen sowie bei Privatisierungen<br />
und Börseneinführungen.<br />
Als Landesbank der Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt<br />
(NORD/LB Mitteldeutsche Landesbank) und<br />
Mecklenburg-Vorpommern (NORD/LB Landesbank für<br />
Mecklenburg-Vorpommern) unterstützt sie die drei Länder<br />
und ihre kommunalen Körperschaften in der Erfüllung<br />
öffentlicher Aufgaben. Als Girozentrale übernimmt<br />
sie die Aufgaben einer Zentralbank für die Sparkassen<br />
in diesen drei Ländern. Die NORD/LB beteiligt sich an<br />
Finanzgeschäften der Sparkassen und unterstützt sie im<br />
Bereich des Wertpapier- und Auslandsgeschäfts sowie<br />
mit zahlreichen Beratungsleistungen. Sie ist die viertgrößte<br />
Landesbank in der Sparkassen-Finanzgruppe. In<br />
der <strong>Region</strong> Braunschweig bietet die NORD/LB traditionell<br />
mit 130 Niederlassungen darüber hinaus ein umfassendes<br />
Leistungsspektrum im Retail-Banking.<br />
Die Eigentümer der NORD/LB sind die Bundesländer<br />
Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern<br />
sowie die jeweiligen Sparkassenverbände in<br />
den drei Ländern. Als Gewährträger haften sie für die<br />
Verbindlichkeiten der Bank gesamtschuldnerisch. Die<br />
Anstaltslast (Bestandssicherung) und die Gewährträgerhaftung<br />
(Garantieverpflichtung) durch die Eigentümer<br />
sind Teil der öffentlich-rechtlichen Struktur der Bank.<br />
Die NORD/LB Norddeutsche Landesbank Girozentrale<br />
entstand 1970 aus der Fusion von Niedersächsischer<br />
Landesbank (gegründet 1917), Braunschweigischer<br />
Staatsbank (gegründet 1765), <strong>Hannover</strong>scher Landeskreditanstalt<br />
(gegründet 1840) und Niedersächsischer<br />
Wohnungskreditanstalt - Stadtschaft (gegründet 1919).<br />
ADRESSE:<br />
NORD/LB<br />
Norddeutsche Landesbank Girozentrale<br />
Georgsplatz 1<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
Tel.: (0511) 3 61 - 51 04<br />
Fax: (0511) 3 61 - 40 78<br />
E-Mail: info@nordlb.de<br />
Internet: www.nordlb.de<br />
In räumlicher Hinsicht übt das Ausbildungsangebot Anziehungskräfte<br />
bis weit in das Umland aus. Innerhalb<br />
der <strong>Region</strong> ist es selbstverständlich die Stadt <strong>Hannover</strong>,<br />
die den Großteil der Träger und Angebote beruflicher<br />
Ausbildung auf sich vereinigt. Aber auch weitere Städte<br />
und Gemeinden der <strong>Region</strong> haben in jedem Fall betriebliche<br />
Ausbildungsbetriebe und darüber hinaus oftmals<br />
auch Berufsbildende Schulen (Burgdorf-Lehrte, Neustadt<br />
am Rübenberge-Wunstorf, Springe) oder sonstige Träger<br />
und Akteure der beruflichen Ausbildung (z.B. Burgwedel<br />
oder Springe) aufzuweisen.<br />
Berufsbildenden Schulen bilden – neben den Unternehmen<br />
der Privatwirtschaft – einen der beiden Bestandteile des<br />
Dualen Systems der Berufsausbildung. In Deutschland beginnen<br />
rund zwei Drittel aller Jugendlichen ihren beruflichen<br />
Werdegang mit einer Berufsausbildung im Dualen<br />
System, indem sie einen von derzeit 346 staatlich anerkannten<br />
Ausbildungsberufen erlernen. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
gab es im Jahr 2000 etwa 23.300 Auszubildende.<br />
Differenziert nach einzelnen Berufen entfallen dabei die<br />
meisten Ausbildungsstellen auf die Berufe „Kaufmann/frau<br />
im Einzelhandel“ und „Bürokaufmann/frau“.<br />
Im Großen und Ganzen spiegelt sich die Verteilung wider,<br />
die auch im Land Niedersachsen zu verzeichnen ist. Für<br />
den Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong> kann ferner festgehalten<br />
werden, dass im Jahr 2000 insgesamt etwa 7.560 neue<br />
Ausbildungsplätze zur Verfügung standen und 7.200<br />
neue Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden.<br />
Zwischen Ausbildungsmarkt, Wahl der verschiedenen<br />
Schulformen der Berufsbildenden Schulen und Wirtschaftsstruktur<br />
und -entwicklung einer <strong>Region</strong> bestehen<br />
enge kausale Zusammenhänge. Insgesamt bilden die<br />
BBS ein aktives Element der regionalen Strukturpolitik,<br />
wenn sie entsprechend den Anforderungen der Wirtschaft<br />
bzw. der Betriebe gestaltet sind und werden.<br />
Diese Bedeutung der BBS wird seitens der Politik aber<br />
oftmals noch unterschätzt.<br />
Zum 1.11.2001 sind 14 Berufsbildende Schulen der<br />
Stadt und fünf des ehemaligen Landkreises auf die <strong>Region</strong><br />
als neue Schulträgerin übergegangen. Insgesamt verfügt<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> somit derzeit über 19 Berufsbildende<br />
Schulen, an denen im November 2000 rund<br />
30.300 Schüler und Schülerinnen gezählt wurden.<br />
Richtungsweisend für die zukunftsorientierte Aufstellung<br />
der Berufsbildenden Schulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist<br />
die notwendige Profilgebung der einzelnen BBS, die vor<br />
etwa 10 Jahren in Angriff genommen wurde und von<br />
den meisten Schulen bereits vollzogen wurde. Die neue<br />
Multimedia-BBS stellt in diesem Zusammenhang sicherlich<br />
ein besonders innovatives und zukunftsorientiertes<br />
Highlight da.<br />
Abzuwarten bleiben die Vorschläge einer Arbeitsgruppe<br />
des Projekts der Bezirksregierung <strong>Hannover</strong> „Neue Formen<br />
der Zusammenarbeit von Berufsbildenden Schulen,<br />
Schulträgern und Schulbehörden in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“,<br />
drei der BBS zu schließen und die verbleibenden<br />
erneut umzuorganisieren.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 117<br />
An der beruflichen Ausbildung ist eine Vielzahl an<br />
Akteuren beteiligt. Neben den Hoch- und Fachhochschulen<br />
und den BBS sind dies u.a. die ausbildenden<br />
Betriebe der Privatwirtschaft, die verschiedenen Behörden<br />
im Rahmen der Beamtenausbildung, die sonstigen<br />
Ausbildungsstätten mit berufsqualifizierenden Abschlüssen<br />
des tertiären Bereichs (u.a. Akademien, Berufsakademien,<br />
Institute, Berufsfachschulen, sonstige Schulen,<br />
Vereine), die Kammern und sonstigen „zuständigen Stellen<br />
für die Berufsausbildung“ und die Arbeitsämter.<br />
Folglich sind im Bereich der beruflichen Ausbildung<br />
Kooperationen von ausschlaggebender Bedeutung.<br />
Schon die Zuständigkeiten für die Inhalte, Dauer und<br />
Prüfungen der verschiedenen Arten der Ausbildungsberufe<br />
(anerkannte Ausbildungsberufe und rein schulische<br />
Ausbildungsgänge) und die einzelnen Berufsbilder sind<br />
auf viele Akteure verteilt und sehr komplex.<br />
Zukünftig ist die Koordination und Kooperation der an<br />
Berufsausbildung Beteiligten in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
noch weiter zu intensivieren. Das o.g. Projekt der<br />
Bezirksregierung <strong>Hannover</strong> zu neuen Formen der Zusammenarbeit<br />
zeigt bereits diesen kooperativen Ansatz,<br />
um gemeinsam schneller und effektiver auf neue Bedarfe<br />
der Wirtschaft reagieren zu können.<br />
Berufsbildende Schulen können zukünftig die Rolle als<br />
Leitstelle eines regionalen Qualifizierungsnetzwerks einnehmen,<br />
wie es das Land Niedersachsen mit der Förderung<br />
von „Lernenden <strong>Region</strong>en“ anstrebt. Die Berufsbildenden<br />
Schulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> werden sich zu<br />
Kompetenzzentren umgestalten und weiterentwickeln<br />
(müssen). Das „Modernisierungskonzept für die Berufsbildenden<br />
Schulen 2000 in Niedersachsen – Qualifizierung<br />
der <strong>Region</strong>“ des Niedersächsischen Kul-tusministeriums<br />
hat dazu die Grundlagen gelegt. Oberstes Ziel der<br />
Modernisierung ist die Umsetzung von Qualität in der<br />
Berufsbildung durch<br />
– mehr Selbständigkeit,<br />
– mehr Eigenverantwortung,<br />
– mehr Kooperation und verbindlicher Absprachen,<br />
– mehr Kompetenz,<br />
– mehr Einbeziehung der an beruflicher Bildung Beteiligter<br />
sowie<br />
– mehr ganzheitlicher Erziehung und Ausbildung.<br />
Richtungweisend ist die einstimmig angenommene Entschließung<br />
des Niedersächsischen Landtages vom<br />
17.9.2001 „Berufsbildende Schulen in Niedersachsen<br />
als regionale Kompetenzzentren“. Dabei geht es für die<br />
Berufsbildenden Schulen um mehr Gesamtverantwortung<br />
und Selbständigkeit in haushaltsrechtlichen, in personellen<br />
und inhaltlichen Bereichen, die in einem fünfjährigen<br />
Schulversuch erprobt werden sollen. Diese Entwicklungsrichtungen<br />
sind nicht mehr umzukehren; die Berufsbildenden<br />
Schulen werden sich stark verändern. Den gegenwärtigen<br />
und zukünftigen Herausforderungen werden<br />
sich die Berufsbildenden Schulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
und die weiteren an beruflicher Ausbildung Beteiligten<br />
gemeinsam stellen müssen.
118<br />
8.<br />
Berufliche Weiterbildung –<br />
Vielfalt der Träger<br />
und Angebote<br />
Matthias Franck<br />
Nachfolgend werden das außerordentlich breite Spektrum<br />
der Weiterbildungsträger in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
und die Vielfältigkeit ihrer Qualifizierungsangebote dargestellt.<br />
Im Anschluss an die einleitenden Bemerkungen<br />
wird in Abschnitt 8.1 die Weiterbildungslandschaft der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in ihrer Breite veranschaulicht.<br />
Abschnitt 8.2 ermöglicht vertiefende Einblicke in die<br />
Weiterbildungsaktivitäten des Arbeitsamtes <strong>Hannover</strong><br />
und gibt drei regionalen Weiterbildungseinrichtungen 1<br />
die Gelegenheit, sich und die entsprechenden Weiterbildungsangebote<br />
vorzustellen.<br />
BEGRIFF „WEITERBILDUNG“<br />
Die Begriffe Weiterbildung und Erwachsenenbildung<br />
werden inzwischen oft synonym benutzt. Weiterbildung<br />
bezeichnet die Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten<br />
Lernens nach Abschluss einer ersten Bildungsphase<br />
2 . Weiterbildung kann individuelles Bestreben<br />
sowie betriebliche Strategie sein („Investition in Humankapital“)<br />
und ist als „Vierte Säule“ (neben Schule, Berufsausbildung<br />
und Hochschule) ein Bestandteil des Bildungssystems<br />
der Gesellschaft 3 . Die berufliche Weiterbildung<br />
ist nicht staatlich reglementiert oder an bestimmte<br />
Formen und Inhalte gebunden. Vielmehr besteht ein<br />
vielfältiges Angebot unterschiedlicher Träger, das in seiner<br />
Gesamtheit darauf abzielt, schnell und flexibel auf<br />
gegenwärtige und zukünftige Anforderungen zu reagieren.<br />
Wichtigste Träger der beruflichen Weiterbildung<br />
sind die Betriebe der Wirtschaft. Die wichtigsten außerbetrieblichen<br />
Träger beruflicher Weiterbildung sind Kammern,<br />
Wirtschafts- und Berufsverbände, Gewerkschaften<br />
sowie gewerbliche Anbieter. Zunehmend bieten auch<br />
berufliche Schulen und tertiäre Bildungseinrichtungen<br />
Weiterbildung an. Berufliche Weiterbildung kann in<br />
Kraft treten als Fortbildung (Anpassungs- und Aufstiegsfortbildung<br />
im erlernten Beruf) und Umschulung 4 .<br />
Die Vielfalt der möglichen Definitionen sowie die Heterogenität<br />
der Träger und Angebote von beruflicher Weiterbildung<br />
5 erschweren eindeutige und übertragbare<br />
Untersuchungsergebnisse. Die unvollkommene Datenlage<br />
und die Unterschiede in der Methodik der bisherigen<br />
Untersuchungen erbringen uneinheitliche und z.T. widersprüchliche<br />
Resultate, deren Evidenz insbesondere auf<br />
regionaler Ebene oftmals hinterfragt werden muss 6 . Vor-<br />
liegender Beitrag verzichtet somit auf eigene statistische<br />
Analysen und die Darlegung quantitativer sekundärstatischer<br />
Forschungsergebnisse. Vielmehr wird sich der<br />
Weiterbildungslandschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> qualitativ<br />
genähert.<br />
QUALIFIKATION DER BESCHÄFTIGTEN 7<br />
Der Qualifikation der Beschäftigten kommt im Zuge der<br />
Intensivierung des internationalen Wettbewerbs und der<br />
zunehmenden Wissensorientierung ökonomischer Aktivitäten<br />
in hoch entwickelten Volkswirtschaften eine<br />
immer stärkere Bedeutung zu. Gerade für ein Land wie<br />
die Bundesrepublik Deutschland mit hohen Lohnkosten<br />
ist das Humankapital einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren.<br />
Qualifizierte Arbeitnehmer sind eine Voraussetzung<br />
für die Entwicklung, Produktion und Vermarktung<br />
hochwertiger Güter und Dienstleistungen. Insgesamt<br />
ist ein Trend zu höherer Qualifikation zu beobachten:<br />
Während der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene<br />
Berufsausbildung deutlich zurückgeht, steigt<br />
die Zahl der Beschäftigten mit mittleren Qualifikationen<br />
und diejenige der Hochqualifizierten stetig an, wobei<br />
sich insbesondere die hoch qualifizierten Beschäftigten<br />
mit Fachhochschul- bzw. Hochschulausbildung in den<br />
großstädtischen Verdichtungsräumen konzentrieren.<br />
Arbeitskräfte mit niedrigem Ausbildungsniveau bzw.<br />
ohne abgeschlossene Berufsausbildung werden in<br />
Zukunft zunehmend Probleme haben, auf dem Arbeitsmarkt<br />
Fuß zu fassen, während es gleichzeitig zu Engpässen<br />
bei qualifizierten Fachkräften kommen wird.<br />
ZUNEHMENDE BEDEUTUNG<br />
DER BERUFLICHEN WEITERBILDUNG<br />
Die modernen Gesellschaften befinden sich somit unübersehbar<br />
auf einem Entwicklungspfad, der als Trend von der<br />
Schulbildungs- zur Weiterbildungsgesellschaft beschrieben<br />
werden kann. Schule und berufliche Erstausbildung<br />
werden in Zukunft für eine wachsende Anzahl Menschen<br />
nur die erste Phase im Bildungsweg sein. Immer mehr<br />
Menschen müssen durch organisiertes und lebenslanges<br />
Lernen neue Kompetenzen erwerben, um den wachsenden<br />
und wechselnden beruflichen und gesellschaftlichen<br />
Anforderungen gerecht zu werden 8 . Die wesentlichen<br />
Gründe für den Prozess der lebensbegleitenden Qualifizierung<br />
sind die stetige Zunahme der Wissensproduktion<br />
und ein Rückgang der Halbwertzeit des Wissens 9 . Arbeitsprozesse<br />
verändern sich und erfordern einen entsprechenden<br />
Anpassungsbedarf bei Kenntnissen und Fähigkeiten<br />
der Mitarbeiter. Insbesondere mit der Anwendung<br />
und Verbreitung der neuen IuK-Technologien ergibt sich<br />
ein deutlich erhöhter Bedarf an beruflicher Weiterbildung,<br />
gleichzeitig eröffnen sich aber auch neue Wege bei der<br />
Unterstützung von Lernen und Lehren in allen Bildungsbereichen.<br />
Hinzu treten die Auswirkungen des demographischen<br />
Wandels. Angesichts der alternden Erwerbsbevölkerung<br />
und des abnehmenden Anteils jüngerer Erwerbstätiger<br />
in Deutschland – ein langfristiger demographischer<br />
Trend, der voraussichtlich bis 2040 anhalten wird –<br />
ist ein Paradigmenwechsel notwendig. Die Unternehmen<br />
müssen sich vom jugendzentrierten Mitarbeiterideal ver-<br />
Französischer Pavillon auf der EXPO 2000<br />
abschieden und zukünftig auch mit älteren Belegschaften<br />
produktiv und innovativ sein, folglich in deren Humankapital<br />
investieren 10 . Alle diese Trends zeigen auf, dass die<br />
Bedeutung der beruflichen Weiterbildung als „Vierte<br />
Säule des Bildungssystems“ auch zukünftig noch weiter<br />
zunehmen wird, sowohl<br />
– für den Einzelnen, um sich „ein Leben lang“ auf dem<br />
Arbeitsmarkt behaupten zu können,<br />
– für Unternehmen und auch für den <strong>Wirtschaftsstandort</strong><br />
Deutschland, um dem Strukturwandel aktiv begegnen<br />
zu können und<br />
– für die Gesellschaft, um ihre Innovationsfähigkeit zu<br />
sichern.<br />
WEITERBILDUNG ALS STANDORTFAKTOR FÜR<br />
DIE WETTBEWERBSFÄHIGKEIT VON REGIONEN<br />
Nicht nur Unternehmen, sondern auch Wirtschaftsräume<br />
sehen sich zunehmend einer verschärften überregionalen<br />
Konkurrenz gegenüber gestellt. Ein wichtiger Wettbewerbs-<br />
und Standortfaktor ist dabei das Qualifikationsniveau<br />
der aktiven und potentiellen Erwerbstätigen,<br />
das u.a. auch durch Weiterbildungsanstrengungen bestimmt<br />
wird. Im Informationszeitalter und auf dem Weg<br />
in die Wissensgesellschaft gewinnen das Vorhandensein<br />
und die Mobilisierung qualifizierter Erwerbstätiger für<br />
die Wettbewerbsfähigkeit und die zukünftigen Entwicklungschancen<br />
von Unternehmen und <strong>Region</strong>en weiterhin<br />
an Bedeutung 11 . An die Ausbildung 12 und Weiterbildung<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 119<br />
der Bevölkerung werden entsprechend hohe Anforderungen<br />
gestellt. Weiterbildungs- und Qualifizierungskonzepte<br />
müssen vorausschauend und immer offener und<br />
flexibler gestaltet werden, um schnell auf die Bedarfe<br />
des Wirtschaftslebens reagieren zu können. Es ist nicht<br />
nur die Aufgabe der Wirtschaft und betriebsinterner<br />
Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, sondern<br />
auch jedes Einzelnen, zusätzliche fachliche, methodische<br />
und soziale Kompetenzen zu erlangen. Eine<br />
besondere Bedeutung kommt dabei auch den außerbetrieblichen<br />
Trägern von Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
zu. Letztlich sind auch sie es, die<br />
durch ihre Angebote und durchgeführten Maßnahmen<br />
die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und <strong>Region</strong>en<br />
sichern und steigern können.<br />
1) <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und Beratungsgesellschaft für Beschäftigung mbH<br />
(HRB), Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> sowie CONTUR GmbH<br />
2) Deutscher Bildungsrat 1970, S. 197 in R. Arnold 1996, S. 5, 44; H.-J. Bontrup<br />
2001, S. 61<br />
3) vgl. K. Hebborn 1995, S. 16; R. Arnold 1996, S. 1<br />
4) vgl. R. Arnold 1996, S. 5; H.-J. Bontrup 2001, S. 61<br />
5) In diesem Zusammenhang ist u.a. auch die Einrichtung der Metasuchmaschine<br />
„InfoWeb Weiterbildung“ abzuwarten, die vom Bundesministerium für Bildung und<br />
Forschung (BMBF) bis zum Jahr 2004 mit 1,3 Mio. € gefördert wird. Das Internetportal<br />
zu den verschiedenen Weiterbildungsdatenbanken soll eine verbesserte<br />
Transparenz und Ordnung in dem komplexen Weiterbildungsmarkt schaffen.<br />
6) vgl. H.-J. Back 1999, S. 60 f.; W. Heidemann 2001<br />
7) siehe hierzu auch Abschnitt 6.1<br />
8) vgl. R. Arnold 1996, S. 2; G. Willke 1998, S. 270 ff.; Arbeitsstab Forum Bildung<br />
2001; Bildungsrat beim Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen 2001; E.<br />
Nuissl 2001, S. 8 ff.<br />
9) vgl. H.-J. Bontrup 2001, S. 43, 61<br />
10) vgl. G. Willke 1998, S. 246; H. Mohr u. A. Heimer 2001, S. 6<br />
11) vgl. K. Hebborn 1995; H.-J. Back 1999<br />
12) siehe hierzu Abschnitt 7
120<br />
BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />
8.1 Weiterbildungsträger in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> und ihre Angebote im<br />
Überblick<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über vielfältige Beziehungen<br />
mit anderen Gebietseinheiten und ist in einem überregionalen<br />
Kontext zu betrachten. Besonders enge funktionale<br />
Verflechtungen bestehen für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
bekanntlich mit dem sog. „Zweiten Ring“ (mit den<br />
Landkreisen Celle, Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Nienburg/Weser,<br />
Peine und Schaumburg), auch hinsichtlich<br />
der Weiterbildungsfunktion. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bietet<br />
außerordentlich vielfältige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
an, die deutlich über den Bedarf der ansässigen<br />
Bevölkerung herausgehen. Insbesondere die Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong> verfügt als wirtschaftliches und<br />
politisches Zentrum Niedersachsens – ganz im Sinne<br />
zentralörtlicher Theorien und landesplanerischer Zielsetzungen<br />
– über außerordentlich vielfältige Weiterbildungseinrichtungen<br />
und –angebote. Aber auch einige<br />
weitere Städte und Gemeinden der <strong>Region</strong> sind Standorte<br />
für Weiterbildung, beispielsweise die „Bildungsstadt“<br />
Springe: Mit rund 160 festangestellten Beschäftigten und<br />
mehr als 280 Honorarkräften wie Referenten und Dozenten<br />
sind die privaten Weiterbildungseinrichtungen (u.a.<br />
Akademie Überlingen, BZE – Bildungszentrum des Einzelhandels<br />
Niedersachsen oder Lehrgangswerk Haas)<br />
ein wichtiger Arbeitgeber in der Stadt Springe 13 .<br />
Die in diesem Beitrag im Vordergrund stehenden beruflichen<br />
Weiterbildungs- und Qualifizierungseinrichtungen<br />
bzw. -träger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und ihre Angebote<br />
sind – wie die Thematik der Weiterbildung selbst – sehr<br />
heterogen strukturiert. Übersicht 8-1 stellt die wichtigsten<br />
privaten und öffentlichen Einrichtungen der beruflichen<br />
Weiterbildung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sowie deren vielfältiges<br />
Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebot im<br />
Überblick dar. Die Auswahl schließt die betrieblichen<br />
Träger sowie die „reinen“ Weiterbildungsträger für<br />
Sprach- und Computerschulungen aus.<br />
VOLKSHOCHSCHULEN<br />
ALS WEITERBILDUNGSTRÄGER<br />
Eine wichtige Rolle im Rahmen der Weiterbildung spielen<br />
auch die Volkshochschulen, deren Aufgaben und<br />
Arbeitsstrukturen sich in den letzten Jahren erheblich verändert<br />
haben. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind der Landesverband<br />
der Volkshochschulen Niedersachsens e.V.,<br />
Bödekerstr. 16, 30161 <strong>Hannover</strong> sowie folgende acht<br />
Volkshochschulen ansässig:<br />
– Volkshochschule <strong>Hannover</strong>, Theodor-Lessing-Platz 1,<br />
30159 <strong>Hannover</strong> (www.vhs-hannover.vhs-net.de).<br />
– Volkshochschule Ostkreis <strong>Hannover</strong>, Rathausplatz 2,<br />
31275 Lehrte (www.vhs-ostkreis-hannover.vhs-net.de).<br />
Es gibt eine Nebenstelle in Burgdorf und drei Außenstellen<br />
in Sehnde, Uetze und Häningsen.<br />
– Volkshochschule <strong>Hannover</strong>Land, Schloßstraße 1,<br />
31535 Neustadt (www.kvhs-hannover.vhs-net.de).<br />
Standorte sind Burgwedel, Garbsen, Neustadt,<br />
Wedemark und Wunstorf.<br />
– Volkshochschule Langenhagen, Marktplatz 1,<br />
30853 Langenhagen (www.vhs-langenhagen.de).<br />
– Leine-Volkshochschule, Marktplatz 13,<br />
30880 Laatzen (www.leine-vhs.vhs-net.de).<br />
Die drei Geschäftsstellen befinden sich in Hemmingen,<br />
Laatzen und Pattensen.<br />
– Volkshochschule Isernhagen, <strong>Hannover</strong>sche Straße 23,<br />
30916 Isernhagen (www.isernhagen.de/Volkshochschule.htm).<br />
– Volkshochschule Seelze-Ronnenberg mit den beiden<br />
Standorten Bürgermeister-Röber-Platz 1, 30926 Seelze<br />
und Stillestraße 8A, 30952 Ronnenberg.<br />
– Deister Volkshochschule mit den vier Geschäftsstellen<br />
Langenäcker 38 in 30890 Barsinghausen, Kirchstraße<br />
1-3 in 30989 Gehrden, Bahnhofstraße 38 in<br />
31832 Springe sowie Im Lindenfelde 2 in 30974<br />
Wennigsen.<br />
Das Berufsbildende Zentrum für Weiterbildung, Umschulung<br />
und Fortbildung WUF der vhs-<strong>Hannover</strong>, Ihmepassage<br />
3-5, 30449 <strong>Hannover</strong> (www.wuf.de) bietet vielfältige<br />
Weiterbildungskurse mit praxisorientierten Inhalten<br />
und auch Firmenschulungen an. Neben EDV- und kaufmännischen<br />
Kursen werden auch weitere Schulungen<br />
angeboten, beispielsweise im Bereich „Managementtechniken<br />
und Kommunikation“ oder „Mediendesign /<br />
Multimedia“ 14 :<br />
„AUS- UND WEITERBILDUNGSMARKT<br />
DER REGION HANNOVER“<br />
Einen Überblick über die verschiedenen Weiterbildungsträger<br />
und deren Angebote bieten auch der jährlich stattfindende<br />
„Aus- und Weiterbildungsmarkt der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong>“ sowie ein ständiger Internetauftritt 15 . An der<br />
11. Veranstaltung, die am 1. und 2. Februar <strong>2002</strong> im<br />
<strong>Hannover</strong> Congress Centrum stattfand, beteiligten sich<br />
mehr als 100 Aussteller. In den Jahren 2001 und <strong>2002</strong><br />
wurden auf der Bildungsleitmesse der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
jeweils rund 11.000 Besucher gezählt.<br />
8.2 Exemplarisch vertiefte Weiterbildungsträger<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Am Beispiel des Arbeitsamtes <strong>Hannover</strong>, das eine Vielzahl<br />
von Weiterbildungsmaßnahmen fördert, sowie<br />
anhand der Selbstdarstellung von drei regionalen Weiterbildungsträgern<br />
soll im Folgenden das breite Spektrum<br />
der Träger und die Heterogenität der Angebote verdeutlicht<br />
werden. Diese drei Fenster betreffen<br />
– Weiterbildung und Personalentwicklung durch die<br />
<strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und Beratungsgesellschaft<br />
für Beschäftigung mbH (HRB),<br />
– Aus-, Fort- und Weiterbildung bei der Handwerkskammer<br />
<strong>Hannover</strong> sowie<br />
– Weiterbildungsaktivitäten der CONTUR GmbH.<br />
13) vgl. <strong>NIW</strong> u. NORD/LB 2001, S. III-19<br />
14) vgl. www.wuf.de vom 21.12.2001<br />
15) www.entdeckediezukunft.de<br />
Übersicht<br />
8-1<br />
Weiterbildungsträger<br />
(Name und Adresse)<br />
Abendgymnasium <strong>Hannover</strong><br />
Thurnithistraße 6<br />
30519 <strong>Hannover</strong><br />
www.abendgymnasium-hannover.de<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 121<br />
Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Akademie für Medientechnik<br />
c/o IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />
Schiffgraben 49<br />
30175 <strong>Hannover</strong><br />
www.akademie-fuer-medientechnik.de<br />
Akademie Überlingen<br />
- Niederlassung <strong>Hannover</strong><br />
Badenstedter Straße 42<br />
30453 <strong>Hannover</strong><br />
- Niederlassung Springe<br />
Philipp-Reis-Straße 18 a<br />
31832 Springe<br />
www.akademie-ueberlingen.de/hannover<br />
Arbeit und Leben Niedersachsen e.V.<br />
- Landesgeschäftsstelle<br />
Dreyerstraße 6<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
- Bezirksbüro <strong>Hannover</strong><br />
Arndtstraße 20<br />
30167 <strong>Hannover</strong><br />
www.arbeitundleben-nds.de<br />
ArtSet<br />
Institut für kritische Sozialforschung und<br />
Bildungsarbeit e.V.<br />
Ferdinand-Wallbrecht-Straße 17<br />
30163 <strong>Hannover</strong><br />
www.artset.de<br />
Bénédict School <strong>Hannover</strong><br />
Goseriede 13<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
www.benedict-school.de<br />
Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft<br />
in <strong>Hannover</strong> (BWV) e.V.<br />
Heisenbergstr. 17<br />
30627 <strong>Hannover</strong><br />
www.bwv-online.de<br />
bfw – Berufsfortbildungswerk des DGB<br />
Schulungsort <strong>Hannover</strong><br />
Arndtstraße 20<br />
30167 <strong>Hannover</strong><br />
www.bfw.de<br />
b.i.b. – Bildungszentrum für<br />
informationsverarbeitende Berufe e.V.<br />
Freundallee 15<br />
30173 <strong>Hannover</strong><br />
www.bib.de<br />
Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />
Das Abendgymnasium ist eine allgemeinbildende staatliche Schule für Erwachsene im Zweiten<br />
Bildungsweg. Die staatliche Schule bietet ihr Angebot kostenfrei an. Sie wendet sich an Erwerbstätige,<br />
welche die Erweiterung ihrer Allgemeinbildung anstreben sowie berufsbegleitend einen höheren<br />
Schulabschluss (Realschulabschluss, Fachhochschulreife oder Abitur) erreichen wollen.<br />
Die Akademie für Medientechnik wurde 1999 gemeinsam von der IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim und den<br />
drei Bildungsträgern b.i.b. (Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe), PROCON GmbH<br />
und Profil GmbH gegründet. Ziel der Gründung war es, qualifizierte Mitarbeiter der Multimediabranche<br />
auszubilden. Der Schwerpunkt des Fort- und Weiterbildungsangebots liegt auf den Vorbereitungslehrgängen<br />
für IHK-Abschlussprüfungen zum/zur Multimedia-Assistentin (IHK), Medienfachwirt/in (IHK) und<br />
Assistent/in (IHK) Electronic Commerce. Darüber hinaus bestehen weitere Angebote in Form von<br />
Trainings und Seminaren. Die Kurse und Seminare finden bei den Partnern der Akademie statt.<br />
Das Institut für Fortbildung und Umschulung hat seinen Stammsitz in Osnabrück und ist mit zwei von<br />
insgesamt 35 Standorten in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vertreten. Ein breites Weiterbildungsangebot wird<br />
vorgehalten, das berufsbegleitend oder in Vollzeit wahrgenommen werden kann. Auch auf Unternehmen<br />
abgestimmte Firmenschulungen werden durchgeführt. Am Standort <strong>Hannover</strong> stehen PC-<br />
Anwenderschulungen und der Lehrgang zum Event-/ Projekt-/ Marketingassistent im Vordergrund.<br />
Durch den Lehrgang „Kaufmännisches Trainingszentrum Springe“ können am Standort Springe qualifizierte<br />
kaufmännische Abschlüsse sowie der Europäischen Computerführerschein (ECDL – European Computer<br />
Driving Licence) erworben werden.<br />
Die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen ist eine gemeinnützige Bildungseinrichtung<br />
des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Volkshochschulen, die seit mehr als 50 Jahren besteht.<br />
Die Hauptaufgabe ist die politische und berufliche Arbeitnehmerbildung. Bei der Bildungsvereinigung<br />
Arbeit und Leben Niedersachsen arbeiten landesweit ca. 300 Mitarbeiter. Die Landesgeschäftsstelle<br />
der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen e.V. hat ihren Sitz in <strong>Hannover</strong> und arbeitet<br />
derzeit mit 34 hauptamtlich beschäftigten Mitarbeitern. Die Geschäftsstellen in Niedersachsen sind vier<br />
<strong>Region</strong>en zugeordnet; der Bezirk Mitte (39 hauptamtlich Beschäftigte) hat seinen Sitz in <strong>Hannover</strong>.<br />
Gegenwärtig gibt es drei übergeordnete Aufgabenfelder: Politisch-kulturelle, allgemeine und berufliche<br />
Bildung (Ausbildung, Umschulung, Fortbildung in verschiedenen Berufsbereichen).<br />
Das ArtSet Institut wurde 1987 in <strong>Hannover</strong> gegründet. Forschungserfahrungen werden durch ein<br />
umfangreiches Angebot an Aus-, Weiterbildungs- sowie Beratungsleistungen in Kooperation mit der<br />
Praxis ergänzt. Angebote im Rahmen der Aus- und Weiterbildung beinhalten u.a. Erwachsenenbildung,<br />
Aus- und Weiterbildung für Beratungstätigkeiten und Führungstechniken. Zielgruppe des ArtSet Instituts<br />
sind Organisationen wie Weiterbildungseinrichtungen, Schulen, Krankenhäuser und Unternehmen.<br />
Beratungs- und Weiterbildungsangebote können den Wünschen der Kunden entsprechend gestaltet<br />
werden. Eine besondere und innovative Entwicklung des ArtSet Instituts ist ein Qualitätstestierungsmodell<br />
für Weiterbildungseinrichtungen, das in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der niedersächsischen<br />
Volkshochschulen im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Landes<br />
Niedersachsen entwickelt wurde. In 12 verbindlichen Qualitätsbereichen (z.B. Lehrinfrastruktur,<br />
Angebotsinformation, Geschäftsbedingungen, Controlling) können sich Weiterbildungseinrichtungen<br />
extern testieren lassen. In Niedersachsen wurde das Testierungsverfahren bereits im Juli 2001 vom<br />
Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur als den Anforderungen des Niedersächsischen<br />
Erwachsenenbildungsgesetzes (NEBG) § 10 entsprechend anerkannt.<br />
Das Angebot der Bénédict School umfasst auch am Standort <strong>Hannover</strong> die drei Bereiche Sprachen,<br />
Wirtschaft und Informationstechnologie. 1993 ist die RAG Bildung GmbH Lizenznehmer des Bénédict<br />
School Konzepts geworden. Seitdem hat das Dienstleistungskonzept „Bénédict School“ inhaltlich neue<br />
Aspekte gewonnen. Neben die wirtschafts-, sprachpädagogischen und IT-Kompetenzen ist das Know-<br />
How der RAG Bildung GmbH im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung getreten. Unter dem<br />
Dach der RAG Bildung GmbH arbeiten mittlerweile über 20 nationale und internationale Bénédict<br />
Schools, die ein sehr breites Spektrum beruflicher und privater Bildungsmöglichkeiten bedecken.<br />
Das BWV <strong>Hannover</strong> e.V. ist ein eingetragener Verein, der sich seit 1970 für eine anspruchsvolle und<br />
bedarfsgerechte Bildungsarbeit in der Versicherungswirtschaft engagiert. Als Angebot gibt es einerseits<br />
ein bedarfsgerechtes Bildungsprogramm für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, sowie in den Landkreisen Hameln-<br />
Pyrmont, Hildesheim, Schaumburg, Soltau-Fallingbostel, Celle und Peine (Einzugsgebiet) und andererseits<br />
Beratungen in Fragen der überbetrieblichen Aus- und Weiterbildung. Die Adressaten sind vornehmlich<br />
Mitarbeiter der Versicherungswirtschaft in <strong>Hannover</strong> und Umgebung, welche die Notwendigkeit einer<br />
kontinuierlichen fachlichen Weiterbildung erkannt haben. Konkret geboten werden Prüfungen zum<br />
Versicherungsfachmann (BWV), Vorträge und Seminare, überbetriebliche Ausbildung für Auszubildende,<br />
Ausbildung zum Versicherungskaufmann (berufsbegleitend), Studium zum gepr. Versicherungsfachwirt,<br />
Studium zum Risiko-Experten in der gewerblichen und industriellen Sachversicherung, Studium zum<br />
Personen-Risiko-Experten, Studium zum Risiko-Experten Landwirtschaft.<br />
Das Berufsfortbildungswerk (bfw) bietet mit seiner Zweigniederlassung Niedersachsen Umschulungen<br />
in kaufmännischen und gewerblichen Berufen für Industrie- und Handwerksbetriebe, Garten- und<br />
Landschaftsbau sowie Hotel- und Gaststättenbetriebe. Am Schulungsstandort <strong>Hannover</strong> finden Fort- und<br />
Weiterbildungslehrgänge statt zu den Themen EDV und Touristik, Fachwerkstatt Elektrotechnik, First Step<br />
Förderung und Orientierung für Rehabilitanden 50+, Förderung und Orientierung junger Rehabilitanden,<br />
Übungsbetrieb Gastronomie sowie Umschulung zum Reiseverkehrskaufmann/zur Reiseverkehrskauffrau.<br />
Das b.i.b. – Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe ist bundesweit an sechs Standorten<br />
präsent. Im Oktober 1984 eröffnete das b.i.b. in <strong>Hannover</strong> den Studienbetrieb. Neben der beruflichen<br />
Erstausbildung bietet das b.i.b. in <strong>Hannover</strong> berufsbegleitende, an den Bedürfnissen der Unternehmen<br />
orientierte Weiterbildungsseminare und Fortbildungen in den Bereichen Multimedia, Netzwerktechnik,<br />
Technisches Projektmanagement und Controlling an. Die Eröffnung der Fachhochschule für die Wirtschaft<br />
<strong>Hannover</strong> (FHDW) im Oktober 1996 ist der bisher größte Expansionsschritt des b.i.b., dessen<br />
Bildungsangebot dadurch eine weitere Komponente erhalten hat.
122<br />
BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />
Übersicht<br />
8-1<br />
Weiterbildungsträger<br />
(Name und Adresse)<br />
Bildung und Umwelt GmbH<br />
Dr. Braun & Partner<br />
Am Güterbahnhof 2a<br />
31303 Burgdorf<br />
www.buu-gmbh.de<br />
Bildungsverein Soziales Lernen und<br />
Kommunikation e.V.<br />
Wedekindstraße 14<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
www.bildungsverein.de<br />
Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Bildungswerk der Chemischen Industrie in<br />
Norddeutschland e.V. (BCI)<br />
Güntherstrasse 1<br />
30519 <strong>Hannover</strong><br />
www.bci-nord.de/vwf/index.html<br />
Bildungswerk der Vereinten<br />
Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)<br />
in Niedersachsen e.V.<br />
Hildesheimer Straße 17<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
www.bw-verdi.de<br />
www.nananet.de/bwdag<br />
Bildungswerk des Großhandels in<br />
Niedersachsen e.V. (BGN)<br />
Berliner Allee 7<br />
30175 <strong>Hannover</strong><br />
www.gvn-nds.de<br />
Bildungswerk Verkehrsgewerbe<br />
Niedersachsen e.V. (BVN)<br />
Lister Kirchweg 95<br />
30177 <strong>Hannover</strong><br />
www.verkehrsgewerbe.de<br />
BNW – Bildungswerk der<br />
Niedersächsischen Wirtschaft<br />
gemeinnützige GmbH<br />
- Zentrale: Höfestraße 19-21<br />
30163 <strong>Hannover</strong><br />
- <strong>Region</strong>alzentrum <strong>Hannover</strong><br />
Lister Damm 2,<br />
30163 <strong>Hannover</strong><br />
- <strong>Region</strong>alzentrum <strong>Hannover</strong><br />
Plathnerstraße 5A,<br />
30175 <strong>Hannover</strong><br />
www.bnw.de<br />
BZE – Bildungszentrum des Einzelhandels<br />
Niedersachsen<br />
Kurzer Ging 47<br />
31832 Springe<br />
www.bze-springe.de<br />
Call-Center Akademie Niedersachsen (CAN)<br />
Gerhardtstraße 3<br />
30167 <strong>Hannover</strong><br />
www.callcenter-akademie.de<br />
Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />
Die Bildung und Umwelt GmbH hat ihre Standorte in Burgdorf, Magdeburg, Chemnitz und Berlin.<br />
Die Gesellschaft konzipiert, organisiert und betreut Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen sowie<br />
Seminare schwerpunktmäßig zur Thematik Natur- und Umweltschutz. Das Angebot orientiert sich an<br />
der beruflichen Praxis und wird mit der nötigen Flexibilität den Erfordernissen des Arbeitsmarktes<br />
angepasst. Mit ca. 150 Dozenten aus der Umweltschutzpraxis und Projektleitern, die über eine langjährige<br />
Erfahrung im Bereich Umweltpädagogik verfügen, stehen der Gesellschaft zu allen umweltschutzrelevanten<br />
Themen kompetente Lehrkräfte zur Verfügung.<br />
Der Bildungsverein führt pro Jahr vier Programme zur Weiterbildung durch. Er bietet jährlich ca. 600<br />
Kurse, 200 Wochenendseminare und 90 Bildungsurlaube an, die inhaltlich ein sehr breites Spektrum<br />
abdecken. Die Angebote werden von über 12.000 Teilnehmern pro Jahr wahrgenommen. Der Verein<br />
verfügt über vier Lernorte mit kommunikativem Charakter in den Schwerpunktstadtteilen Oststadt/List,<br />
Linden, Südstadt und Stadtmitte.<br />
Das Bildungswerk der Chemischen Industrie in Norddeutschland e.V. (BCI) führt Fortbildungslehrgänge<br />
durch und bietet Seminare und Schulungsangebote an. Weiterbildungsveranstaltungen werden<br />
berufsbegleitend oder im Tagesunterricht durchgeführt. Dabei werden die Teilnehmer in sechs Monaten<br />
bzw. bei berufsbegleitenden Lehrgängen in ca. 2 bis 3 1/2 Jahren auf die jeweilige Prüfung vor der<br />
zuständigen Industrie- und Handelskammer vorbereitet. Das Programm umfasst u. a.: Berufsbegleitende<br />
Aufstiegslehrgänge zum Industriemeister der Fachrichtungen Chemie, Pharmazie, Druck und Kunststoff<br />
/ Kautschuk, Facharbeiter-Lehrgänge zum Chemikanten sowie branchenbezogene Weiterbildungsseminare.<br />
Das Bildungswerk ver.di in Niedersachsen e.V. ist eine anerkannte Einrichtung der Erwachsenenbildung.<br />
Durch eine enge Zusammenarbeit mit den gewerkschaftlichen Interessenvertretungen und den beruflichen<br />
Bildungswerkseinrichtungen wird eine bedürfnisorientierte Bildungsarbeit gewährleistet. Im Weiterbildungsbereich<br />
des Bildungswerkes werden Kurse und Seminare angeboten u.a. zur politischen Bildung,<br />
Kommunikationstechnik und Rhetorik, Umweltbildung, Frauenbildung, Fremdsprachenausbildung und<br />
zur Qualifizierung in Fragen des Designs (Projekt dekos). Zusätzlich zur niedersächsischen Zentrale<br />
ist auch der „<strong>Region</strong>albereich <strong>Hannover</strong>“ in der Landeshauptstadt (Schulenburger Landstrasse 150)<br />
zu finden.<br />
Im Bereich der Erwachsenenbildung werden vom Bildungswerk des Großhandels in Niedersachsen<br />
an über 20 Veranstaltungsorten Tages- und Mehrtagesseminare mit den Schwerpunkten Verkaufs-,<br />
Personal- und Forderungs-Management durchgeführt. Im Bereich der Auszubildenden-Veranstaltungen<br />
werden Vorträge in Ergänzung zum Berufsschulunterricht durchgeführt. Zusätzlich werden diverse<br />
überbetriebliche Ergänzungs-Lehrgänge angeboten mit den Schwerpunkten Rechnungswesen und Kurse,<br />
die kurz vor der Prüfung stattfinden, um den prüfungsrelevanten Stoff, der in der Berufsschule behandelt<br />
wird, zu vertiefen.<br />
Das Bildungswerk Verkehrsgewerbe Niedersachsen ist eine Einrichtung der privaten Verkehrswirtschaft<br />
in Niedersachsen. Berufliche Aus- und Fortbildung sowie die Durchführung von aktuellen fachspezifischen<br />
Seminaren sind Aufgaben dieses eingetragenen gemeinnützigen Vereines. Seit der Gründung im Jahr<br />
1974 haben über 50.000 Personen an den Veranstaltungen des BVN teilgenommen. Schwerpunkte<br />
sind die überbetrieblichen Schulungen von Auszubildenden, die Unterstützung der Berufsschulen durch<br />
eigene Lehrkräfte sowie Seminare aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Arbeitsrecht, Verkehrssicherheit<br />
und Umweltschutz. Neben den hauptberuflichen Mitarbeitern beschäftigt es mehr als 40 Dozenten.<br />
Dieses qualifizierte Lehrpersonal wie Fahrlehrer, Kfz-Meister, Betriebswirte, Wirtschaftsingenieure und<br />
Juristen garantiert effektive und praxisorientierte Lehrgänge. Als besonders vorteilhaft wird die enge<br />
Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen e.V. (GVN) gesehen. Der<br />
GVN hat das BVN gegründet und verfügt über beste Kontakte zu seinen rund 4.000 Mitgliedsunternehmen<br />
in ganz Niedersachsen. Im BVN-eigenen Schulungs- und Verwaltungsgebäude in <strong>Hannover</strong> sind die<br />
kaufmännische Ausbildung und das Seminarwesen konzentriert.<br />
Das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft ist mit über 600 Beschäftigten einer der führenden<br />
Anbieter wirtschaftsnaher Qualifizierung. An rund 50 Standorten hat sich das BNW seit seiner Gründung<br />
1969 zu einem der größten Bildungsdienstleister in Niedersachsen entwickelt. Das Bildungswerk der<br />
Niedersächsischen Wirtschaft ist eine gemeinnützige GmbH, hinter der 24 Arbeitgeberverbände als<br />
Gesellschafter stehen. Zu den Kunden und Partnern gehören Unternehmen, Verbände, öffentlich-rechtliche<br />
Einrichtungen der Berufsförderung, Schulen und Hochschulen. Zu dem Weiterbildungsangebot zählen<br />
„Berufliche Orientierung und Berufsvorbereitung junger Menschen“, „Qualifizierung Arbeitssuchender<br />
für den beruflichen Wiedereinstieg“, „Fachliche und persönliche Fortbildung betrieblicher Fach- und<br />
Führungskräfte“, „Gesellschaftspolitische Aktivitäten“ sowie „Consulting bei betrieblichen Veränderungsprozessen“.<br />
Dazu angeboten werden beispielsweise Seminare für Fach- und Führungskräfte, Nachwuchsförderung,<br />
Lehrgänge mit IHK-Abschluss und Integrationsprojekte für Arbeitssuchende. Im Jahr 2000<br />
nahmen niedersachsenweit mehr als 25.000 Teilnehmende das Bildungsangeboten wahr.<br />
Das BZE in Springe wurde 1960 von den niedersächsischen Einzelhandelsverbänden gegründet und<br />
hat sich seitdem zu einem der größten und renommiertesten Aus- und Fortbildungsinstitute des Einzelhandels<br />
in Deutschland entwickelt. Das BZE bietet eine reichhaltige Auswahl an Lehrgängen, Seminaren<br />
und weiteren Dienstleistungen. Es wendet sich an alle Mitarbeiter in Einzelhandelsunternehmen gleich<br />
welcher Betriebsform und Größe. Das Hauptziel aller Seminare ist die Vermittlung von beruflichem<br />
Wissen zur direkten Umsetzung und Anwendung im Betrieb. Die praxisnahe Bildung durch über 300<br />
qualifizierte Trainer und Referenten erfolgt durch gezielte methodische Schulung.<br />
Die Call-Center Akademie Niedersachsen (CAN) versteht sich als Partner für professionelle Beratung<br />
und praxisorientiertes Training rund um die Thematik Call-Center. Die 14 Trainer und Berater ermöglichen<br />
– in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Partnern – die Qualitätssteigerung von Call-Centern. Die<br />
Tätigkeiten werden unterteilt in Seminare, Workshops, Beratungen, Training-on-the-job-Maßnahmen und<br />
individuelles Einzelcoaching. Die Weiterbildungsmaßnahmen können sowohl als Inhouse-Schulungen<br />
als auch im offenen Seminarbereich durchgeführt werden.<br />
Übersicht<br />
8-1<br />
Weiterbildungsträger<br />
(Name und Adresse)<br />
CONTUR GmbH<br />
Training, Coaching & Consulting<br />
Vahrenwalder Straße 253A<br />
30179 <strong>Hannover</strong><br />
www.contur-online.de<br />
DAA Deutsche Angestellten-Akademie<br />
GmbH<br />
- Adolfstr. 8<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
- Schulenburger Landstraße 150<br />
30165 <strong>Hannover</strong><br />
www.daa-hannover.de<br />
www.daa-technikum.de<br />
DEKRA Akademie GmbH<br />
Kesselstr. 14<br />
30453 <strong>Hannover</strong><br />
www.dekra-akademie.de<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 123<br />
Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Dr. Buhmann Schule gGmbH / Europa<br />
Fachakademie Dr. Buhmann<br />
Prinzenstr. 13<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
www.buhmann.de<br />
Duales Bildungs-Concept GbR<br />
Berenbosteler Straße 76A<br />
30823 Garbsen<br />
www.duales-bildungs-concept-online.de<br />
econ COLLEG Gesellschaft für Schulung<br />
und Fortbildung mbH & Co. KG<br />
- Hauptniederlassung - Büro Kirchhorst<br />
Imkerstraße 5 · 30916 Isernhagen<br />
- Büro <strong>Hannover</strong><br />
Rathenaustraße 13/14 · 30159 <strong>Hannover</strong><br />
www.econ-gruppe.de<br />
ErFo GmbH<br />
Sutelstraße 7A<br />
30659 <strong>Hannover</strong><br />
www.erfo.de<br />
Euro-Schulen <strong>Hannover</strong> GmbH<br />
Hamburger Allee 26<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
www.euro-schulen-hannover.de<br />
FAA Gesellschaft für berufliche Bildung<br />
GmbH<br />
Tannenbergallee 6<br />
30163 <strong>Hannover</strong><br />
www.faa.de<br />
Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />
(vgl. Selbstdarstellung in 8.2)<br />
Die Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) verfügt über eine fünfzigjährige Erfahrung in der beruflichen<br />
Erwachsenenbildung und ist einer der größten Träger der beruflichen Weiterbildung in Deutschland.<br />
Bundesweit gibt es mehr als 50 Institute und Zweigstellen, die in 280 Lehrgangsorten – zwei davon<br />
befinden sich in <strong>Hannover</strong> – Fort- und Weiterbildungen durchführen. Am Standort <strong>Hannover</strong> umfasst<br />
das Angebot Vollzeitlehrgänge, berufsbegleitende Lehrgänge, Prüfungsvorbereitungen und<br />
Firmenschulungen. Die Weiterbildungsinhalte sind in erster Linie auf die kaufmännischen und gewerblichen<br />
Berufsbereiche sowie auf Berufe im Gesundheitswesen orientiert. Als neue Beispiele für Kurse im<br />
Tagesbereich sind die Umschulung zum Bürokaufmann oder Kauffrau Bürokommunikation sowie die<br />
Umschulung zum Fachinformatiker zu nennen.<br />
Die DEKRA Akademie GmbH verfügt über 120 Aus- und Weiterbildungszentren. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
bietet das Zentrum Arbeitsuchenden, Berufsrückkehrern, Mitarbeitern sowie Führungskräften der privaten<br />
und öffentlichen Wirtschaft eine Fülle von Kursen und Seminaren, die sich an den Anforderungen der<br />
Betriebe orientieren. Es werden ganzheitliche Maßnahmen angeboten, zu denen auch die persönliche<br />
Situationsanalyse und die Beratung gehören. Mit einem breiten Schulungsangebot aus Bereichen wie<br />
z.B. Lager-, Transport-, und Gefahrgutlogistik, Umwelt oder Kfz-Technologie, versteht sich die Akademie<br />
als leistungsstarker Bildungsträger und verlässlicher Partner für die Wirtschaft und die Arbeitsverwaltung.<br />
Bildungskonzepte werden in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt und mit Unternehmen der<br />
<strong>Region</strong> erarbeitet, um eine Orientierung am Arbeitsmarkt zu gewährleisten.<br />
Den Schwerpunkt der Dr. Buhmann Schule bildet die berufliche Erstausbildung für Haupt- und Realschulabsolventen<br />
und Abiturienten. Die Europa Fachakademie Dr. Buhmann ist demgegenüber eine<br />
Einrichtung der Erwachsenenbildung, die international ausgerichtete Berufsausbildungen und qualifizierte<br />
berufsbegleitende Weiterbildung anbietet. Im Rahmen der beruflichen Weiterbildung wird die Weiterbildung<br />
zum staatlich geprüften Betriebswirt angeboten. In einem mehrjährigen Studiengang verbindet sich<br />
theoretisches Wissen mit dem ständigen Blick auf Anwendbarkeit in der Praxis. Eine Vielzahl weiterer<br />
Möglichkeiten beruflicher Weiterbildung besteht in den Bereichen Betriebswirtschaft / Rechnungswesen,<br />
EDV, Fremdsprachen und Sekretariat. Die Fachakademie bereitet auf zahlreiche Abschlüsse u. a. der<br />
Industrie- und Handelskammer vor.<br />
Die Gesellschaft bietet neben EDV-Schulungen (Training in Modulen, Basistraining), IT-Schulungen<br />
(Netzwerke, E-Commerce, Moderne Medien) und Sprachenausbildung auch kaufmännische<br />
Weiterbildungen (Büroqualifikation, Bürofachkraft) sowie die Fortbildung zum Fitnessfachwirt/in (IHK)<br />
an. Die Schulungen richten sich an Privatpersonen, Unternehmen und deren Mitarbeiter. Das Duale<br />
Bildungs-Concept ist anerkannter Bildungsträger der Bundesanstalt für Arbeit und führt Weiterbildungsmaßnahmen<br />
auch in Zusammenarbeit mit den örtlichen Arbeitsämtern durch.<br />
econ ist eine in <strong>Hannover</strong> ansässige Unternehmensgruppe, die mit ihren vier Firmen und etwa 100<br />
Mitarbeitern ein umfassendes Dienstleistungsangebot im Bereich des Rechnungswesens bereithält. Die<br />
Firma econ COLLEG bietet kaufmännische Schulungs- und Fortbildungsangebote für Unternehmen aller<br />
Größenordnungen in den Schwerpunktbereichen Buchführung und Bilanzierung, Kostenrechung und<br />
Controlling, Steuern und Wirtschaftsrecht an. Unterschieden wird in offene und geschlossene Seminare.<br />
Die offenen Seminare werden ausnahmslos auch als Inhouse-Schulungen angeboten.<br />
Die ErFo Gesellschaft für Erwachsenenfortbildung mbH wurde 1994 gegründet und führt seither vor<br />
allem Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen für das Arbeitsamt <strong>Hannover</strong> und den<br />
Berufsförderungsdienst der Bundeswehr (BFD) im kaufmännischen, bürotechnischen und schreibtechnischen<br />
Bereich durch. Für das Arbeitsamt werden derzeit beispielsweise folgende drei Weiterbildungslehrgänge<br />
durchgeführt: Fachkraft für Schreibtechnik und Bürokommunikation, EDV-Basistraining für Frauen,<br />
Kauffrau für Bürokommunikation (IHK). Für den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr werden<br />
verschiedene Arbeitsgemeinschaften organisiert, z.B. zur Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung<br />
(IHK) oder zur Thematik „DFÜ und Internet“. Darüber hinaus werden Kurse zur Vorbereitung auf die<br />
IHK-Abschlussprüfung „Bürokauffrau/-mann“ und „Kauffrau/-mann für Bürokommunikation“ veranstaltet.<br />
Seminare und EDV-Workshops runden das Angebot ab.<br />
Die Euro-Schulen-Organisation wurde ursprünglich vor über 30 Jahren als Ausbildungsstätte für<br />
Fremdsprachenberufe gegründet. In den über 100 Euro-Schulen bundesweit gibt es heute aber auch<br />
Weiterbildungsmaßnahmen im kaufmännischen, sprachlichen, gewerblich-technischen, sozialen und<br />
medizinischen Bereich. Seit Mitte der 80er Jahre umfasst das Angebot der Euro-Schulen <strong>Hannover</strong><br />
neben Sprachenschulung auch berufsbegleitende Weiterbildungsmaßnahmen mit anerkannten Abschlüssen<br />
(z.B. Fremdsprachenkaufmann, Fremdsprachenkorrespondent, Managementassistent, Direktionsassistent).<br />
Das IT-Lernzentrum an den Euro-Schulen <strong>Hannover</strong> führt modulare Aus- und Weiterbildungen im<br />
Themengebiet Informationstechnologie durch. Insgesamt werden Trainings für Privatpersonen und die<br />
Wirtschaft individuell auf die Firmenbedürfnisse abgestimmt. In verschiedenen Maßnahmen wird eng<br />
mit dem Arbeitsamt, Kammern und anderen öffentlichen Trägern zusammengearbeitet.<br />
Die FAA Bildungsgesellschaft mbH ist ein privatwirtschaftliches Bildungsunternehmen auf dem Gebiet<br />
der beruflichen Erwachsenen- und Erstausbildung. Nach Erstgründung im Jahre 1975 in Hamburg<br />
entwickelte sich die Gesellschaft schnell zu einem überregional agierenden Bildungsunternehmen mit<br />
rund 900 Mitarbeitern, 22 Bildungszentren und 102 Ausbildungsstätten. Das ursprünglich gewerblichtechnisches<br />
Angebot umfasst heute gleichermaßen Aus- und Weiterbildungen für Dienstleistung, Handel<br />
und Verwaltung wie für die Bereiche EDV und Informations- und Telekommunikationstechnik. Angestrebt<br />
wird ein Abgleich zwischen dem Bedarf der Wirtschaft einerseits und den individuellen Kenntnissen<br />
und Fertigkeiten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern andererseits.
124<br />
BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />
Übersicht<br />
8-1<br />
Weiterbildungsträger<br />
(Name und Adresse)<br />
Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Grone-Schulen Niedersachsen GmbH<br />
- Färberstraße 8 · 30453 <strong>Hannover</strong><br />
- Marktktstraße 32a· 30890 Barsinghausen<br />
- Philipp-Reis-Straße 13 · 31832 Springe<br />
www.grone-schule.de<br />
Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />
und Akademie des Handwerks (ADH)<br />
Berliner Allee 17 · 30175 <strong>Hannover</strong><br />
Förderungs- und Bildungszentrum (FBZ)<br />
Seeweg 4 · 30827 Garbsen<br />
www.hwk-hannover.de<br />
<strong>Hannover</strong>-Kolleg<br />
Thurnithistraße 6<br />
30519 <strong>Hannover</strong><br />
www.hannover-kolleg.de<br />
<strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und<br />
Beratungsgesellschaft für Beschäftigung<br />
mbH (HRB)<br />
Prinzenstr.12<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
www.hrb-beratung.de<br />
ihler data bildungszentrum<br />
- Lange Laube 28 · 30159 <strong>Hannover</strong><br />
- Weißekreuzstraße 18 · 30161 <strong>Hannover</strong><br />
www.ihler.de<br />
Industrie- und Handelskammer<br />
<strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />
Schiffgraben 49<br />
30175 <strong>Hannover</strong><br />
www.hannover.ihk.de<br />
INITA gemeinnützige GmbH - Institut für<br />
angewandte Psychologie, Transaktionsanalyse<br />
und Erwachsenenbildung<br />
Langensalzastr. 5<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
www.INITA.de<br />
INKOFA Dr. Leibbrand Schulen<br />
Akademien für Kosmetik & med. Fußpflege<br />
Georgstraße 8A<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
www.inkofa.de<br />
Institut für Berufliche Bildung GmbH (IBB)<br />
- IBB <strong>Hannover</strong><br />
Sokelantstraße 5<br />
30165 <strong>Hannover</strong><br />
www.ibbgmbh.com<br />
Institut für Betriebliche Berufsbildung<br />
IBB – Staat<br />
Heutrift 15<br />
31303 Burgdorf<br />
www.ibbstaat.de<br />
Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />
Die Grone-Schulen Niedersachsen sind ein privater und gemeinnütziger Bildungsträger mit bundesweit<br />
über 60 Bildungszentren. Seit 1995 bietet die Grone-Schule in <strong>Hannover</strong> im Stadtteil Limmer Umschulungen<br />
und Fortbildungen in kaufmännischen Berufen an. Ergänzend zu den traditionellen Fachrichtungen wird<br />
dabei ein besonderer Schwerpunkt auf die modernen IT-Berufe gelegt. In Barsinghausen steht der<br />
kaufmännische Bereich im Vordergrund. Seit November 2000 bietet die Grone-Schule auch in Springe<br />
die Möglichkeit zur Fort- und Weiterbildung. In den Räumen der Norddeutschen Kältefachschule werden<br />
individuelles Vermittlungscoaching sowie ein Job-Service angeboten.<br />
(vgl. Selbstdarstellung in 8.2)<br />
Das <strong>Hannover</strong>-Kolleg ist eine staatliche Institution des Zweiten Bildungsweges. Es führt junge Frauen<br />
und Männer, die bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung besitzen oder eine gleichwertige Tätigkeit<br />
nachweisen können, in Form einer Vollzeitschule zur allgemeinen Hochschulreife (Abitur) oder zur<br />
Fachhochschulreife. In den etwa 30 Jahren seit der Gründung wurden etwa 1.400 Erwachsene zum<br />
Abitur geführt.<br />
(vgl. Selbstdarstellung in 8.2)<br />
Das privat geführte ihler data bildungszentrum wurde 1986 in <strong>Hannover</strong> gegründet. Inzwischen gibt<br />
es drei weitere Sitze in Halle/Saale, Dessau und Leipzig. Die Teilnehmer an den Bildungsmaßnahmen<br />
sind Naturwissenschaftler, Ingenieure, Human- und Veterinärmediziner, Geistes- und<br />
Wirtschaftswissenschaftler ebenso wie Produktdesigner, Grafiker, Werbe- und Marketingleute sowie<br />
Fachkräfte aus kaufmännischen Berufen und Handwerker. Diese Berufsgruppen werden den Anforderungen<br />
entsprechend im ihler data bildungszentrum weiterqualifiziert. Das Bildungsangebot wird durch<br />
maßgeschneiderte Firmenschulung und Teilzeitmaßnahmen ergänzt.<br />
Die Industrie- und Handelskammer (IHK) ist die Selbstverwaltungsorganisation der gewerblichen<br />
Wirtschaft. Alle Gewerbetreibenden – mit Ausnahme reiner Handwerksbetriebe – sind IHK-pflichtzugehörig,<br />
wenn sie zum Kreis der Gewerbesteuerpflichtigen gehören. Der Bereich der IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />
umfasst die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und die Landkreise Diepholz, Göttingen, Hameln-Pyrmont, Holzminden,<br />
Hildesheim, Nienburg, Northeim, Schaumburg und Osterode. Der IHK-<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />
sind mehr als 110.000 Betriebe zugehörig, davon sind etwa 34.000 im Handelsregister eingetragen.<br />
Das Weiterbildungsprogramm der IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim umfasst neben Beratungen eine Vielzahl<br />
an Seminaren und Lehrgängen. Beispielsweise bietet die IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim als neuen Lehrgang<br />
ab April <strong>2002</strong> in Kooperation mit der Call-Center Akademie Niedersachsen (s.o.) einen 200 Stunden<br />
umfassenden berufsbegleitenden Lehrgang zum Call-Center Trainer (IHK) an. Fortbildungsprüfungen<br />
werden derzeit angeboten zum Assistent/in (IHK), Fachkaufmann/frau (IHK), Fachkaufmann/frau (IHK),<br />
Fachwirt/in (IHK), Industriemeister/in (IHK), Technischer Fachwirt (IHK), Technischer Betriebswirt (IHK)<br />
und Betriebswirt/in (IHK). Das Weiterbildungsprogramm der IHK bietet neben den Seminaren und<br />
Lehrgängen auch maßgeschneiderte firmeninterne Trainings an. Darüber hinaus ist die IHK <strong>Hannover</strong>-<br />
Hildesheim ein Träger der Akademie für Medientechnik (s.o.).<br />
INITA, das Institut für angewandte Psychologie, Transaktionsanalyse und Erwachsenenbildung besteht<br />
seit 1981. Das staatlich anerkannte Ausbildungsinstitut für Psychotherapie bildet aus und bietet Trainingsund<br />
Fortbildungsmaßnahmen und Seminare an. Zehn Weiterbildungsbereiche werden unterschieden:<br />
Allgemeines, Transaktionsanalyse, Tagungen und Kolloquien, Supervision und Coaching, Beratung,<br />
Personal- und Organisationsentwicklung / Führung, INITA-Forschung, Psychotherapie und Projekte.<br />
Die INKOFA Dr. Leibbrand Schulen führen Tages-, Abend- und Wochenendausbildungen zur Kosmetikerin<br />
und Fußpflegerin aus. Fortbildungen werden angeboten zu Visagismus, Nail-Design, Lymphdrainage,<br />
Reflexzonenmassage, Nagelprothetik und Spangentechnik.<br />
Das Institut für Berufliche Bildung GmbH (IBB) ist einer der größten privaten Bildungsträger Deutschlands.<br />
Etwa 540 Mitarbeiter arbeiten an ca. 50 Standorten in Niedersachen, Bremen, Nordrhein-Westfalen<br />
und Sachsen-Anhalt. Die Hauptverwaltung befindet sich seit 1984 in Buxtehude. Zu den Auftraggebern<br />
des IBB zählen die Bundesanstalt für Arbeit, die Landesregierung als Partner des Europäischen Sozialfonds<br />
sowie Unternehmen und Behörden. Das Bildungsangebot des IBB in <strong>Hannover</strong> konzentriert sich auf<br />
die Aus- und Weiterbildung im EDV- und kaufmännischen Bereich.<br />
Seit 25 Jahren unterstützt das Institut für Betriebliche Berufsbildung Unternehmen verschiedener Branchen<br />
und von unterschiedlicher Größe im Bereich Aus- und Weiterbildung. Die betriebliche Fortbildung erfolgt<br />
über Mitarbeiter- und Führungskräfteseminare in den Bereichen Finanzierung, Kosten- und Leistungsrechnung,<br />
Geschäftsbuchführung, Marketing, Personalwirtschaft und Controlling. Die Geschäftstätigkeit<br />
erfolgt in den drei Feldern „Consulting“, „Education“ und „Softwareservice“.<br />
Übersicht<br />
8-1<br />
Weiterbildungsträger<br />
(Name und Adresse)<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 125<br />
Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Institut für Biochemische Forschung und<br />
Analytik (IBFA)<br />
Glueckaufstraße 15<br />
31319 Sehnde<br />
www.ibfa.de<br />
Landesbildungszentrum für Blinde <strong>Hannover</strong><br />
Bleekstraße 22<br />
30559 <strong>Hannover</strong><br />
www.lbzs.de<br />
Ländliche Erwachsenenbildung in<br />
Niedersachsen e.V. (LEB)<br />
Johannssenstraße 10<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
www.nds.leb.de<br />
Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong><br />
- Johannssenstr. 10<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
Bezirksstelle <strong>Hannover</strong><br />
- Wunstorfer Landstraße 9<br />
30453 <strong>Hannover</strong><br />
www.lwk-hannover.de<br />
Lehrgangswerk Haas (H.a.a.S. GmbH)<br />
Jägerallee 17<br />
31832 Springe<br />
www.lwhaas.de<br />
Leibniz-Akademie <strong>Hannover</strong><br />
Expo Plaza 11<br />
30539 <strong>Hannover</strong><br />
www.leibniz-akademie.de<br />
Management Institut Herrenhausen<br />
Herrenhäuser Straße 83-99<br />
30419 <strong>Hannover</strong><br />
www.management-institut.de<br />
Medizinisches Fortbildungszentrum<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Peiner Straße 2<br />
30519 <strong>Hannover</strong><br />
Mikroelektronik Akademie GmbH<br />
Training Center <strong>Hannover</strong><br />
Mikroelektronik Akademie<br />
Garbsener Landstr. 10<br />
30419 <strong>Hannover</strong><br />
www.meak.de<br />
Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />
Das Institut für Biochemische Forschung und Analytik (IBFA) ist ein Fortbildungs- und Dienstleistungsinstitut<br />
auf dem Gebiet der Life Sciences (Biologie, Biochemie, Gen- und Biotechnologie). In Kooperation mit<br />
dem Arbeitsamt wird Fortbildung für stellungssuchendes Technisches Personal (Biochemie und<br />
Gentechnologie) angeboten. Neu im Angebot sind berufsbegleitende Kurse aus dem Bereich der<br />
Biochemie und Gentechnologie.<br />
Als soziale Einrichtung des Landes Niedersachsen und einziges Landeszentrum für die Bildung,<br />
Ausbildung und Rehabilitation blinder und sehbehinderter Menschen, versucht das Landesbildungszentrum<br />
für Blinde für die schwieriger werdenden Lebenssituationen sehgeschädigter – oft mehrfach behinderter<br />
– junger Menschen Lösungen zu finden, so auch mit Weiterbildungsaktivitäten. In der „Einzelplatzschulung“<br />
werden berufstätige Sehgeschädigte individuell weitergebildet. Angebote betreffen die Vermittlung<br />
erforderlicher Kenntnisse bei Veränderungen am Arbeitsplatz, eine Intensiv-Ausbildung im Tastschreiben<br />
am PC, umfassende Schulung neuer Programme und Betriebssysteme, arbeitsplatzorientierte Schulung<br />
an den blinden- und sehbehindertenspezifischen Programmen und Geräten. Als Fort- und Weiterbildungskurse<br />
gibt es weiterführende Schulungen für blinde und sehbehinderte Telefonisten sowie<br />
Schulungen in der praktischen Anwendung neuer elektronischer Hilfsmittel (Lexika, Fahrplanauskunft,<br />
Telefon- und Adressverzeichnisse etc. auf CD-ROM) an blinden- und sehbehindertengerecht ausgestatteten<br />
Arbeitsplätzen.<br />
Der eingetragene Verein der Ländlichen Erwachsenenbildung in Niedersachsen (LEB) ist ein Bildungspartner<br />
für allgemeine, politische, kulturelle sowie berufliche Erwachsenenbildung. LEB verfügt über mehrere<br />
Standorte in Niedersachsen. Am Standort <strong>Hannover</strong> gibt es die Bildungsprojekte AutoCAD, Euromanagerin,<br />
Key Account Manager, Management und Marketing in der Wirtschaft, Qualitätsmanagement in der<br />
Lebensmittelwirtschaft, Umsetzung der Landschafts- und Freiraumplanung sowie Umweltbetriebsprüfer<br />
/ Umweltcontroller.<br />
Die Aufgaben der Landwirtschaftskammern unterteilen sich in sogenannte Pflichtaufgaben und<br />
Auftragsangelegenheiten. Zu den wichtigsten Pflichtaufgaben der Landwirtschaftskammer gehört laut<br />
Kammergesetz auch die eigenverantwortlich ausgeübte Aus- und Weiterbildung in den „Grünen Berufen"<br />
(z.B. Forstwirt, Gärtner, Landwirt). Die Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong> bietet berufsbegleitende<br />
Weiterbildungsseminare zu unterschiedlichen Themen an. Für den Bereich Gartenbau umfassen diese<br />
beispielsweise die Themen Verkauf / Vermarktung, Pflanzenschutz und Baumpflege sowie ein Seminar<br />
für Ausbilder. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> befindet sich zudem eine von insgesamt sechs Bezirksstellen der<br />
Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong>. Weiterhin hervorzuheben die LVG Ahlem (Lehr- und Versuchsanstalt<br />
für Gartenbau der Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong> in <strong>Hannover</strong>-Ahlem), ein überregional tätiges<br />
Institut für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Unternehmern, Betriebsleitern, Mitarbeitern und<br />
Auszubildenden im Gartenbau.<br />
Die H.a.a.S. GmbH führt Veranstaltungen zur Fort- und Weiterbildung für Praktiker und qualifizierte<br />
Mitarbeiter auf dem Gebiet des Steuer- und Wirtschaftsrechts, des Revisionswesens und der<br />
Betriebswirtschaftslehre durch. Die einzelnen Veranstaltungen sollen im Beruf stehenden Personen die<br />
Möglichkeit bieten, sich im Rahmen von Tagesseminaren bei aktuellen Themen fortzubilden oder ihr<br />
vorhandenes Wissen aufzufrischen. Neben regelmäßig wiederkehrenden Fortbildungen werden auch<br />
zahlreiche Tagesseminare zu aktuellen Themen angeboten. Die Kurse finden in Springe, <strong>Hannover</strong> und<br />
weiteren Städten außerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> statt.<br />
Die Leibniz-Akademie – Berufsakademie <strong>Hannover</strong> – Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie e.V. ist<br />
seit über 75 Jahren in der kaufmännischen Aus- und Weiterbildung tätig. Die verschiedenen Studiengänge<br />
im Bereich der Ausbildung führt die Berufsakademie <strong>Hannover</strong> durch, die berufsbegleitenden<br />
Weiterbildungsstudiengänge bietet die Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie (VWA) an. Träger des<br />
Vereins sind die IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim, die Stadt <strong>Hannover</strong> sowie einige namhafte Unternehmen<br />
aus der <strong>Region</strong>. Als Einrichtung der Wirtschaft versteht sich die Akademie als Dienstleister für die<br />
Unternehmen. Auf die Bedarfe der Unternehmen kann schnell reagiert werden. Das berufsbegleitende<br />
Studium führt zur Zeit zu den Abschlüssen Betriebswirt (VWA), Marketingbetriebswirt (VWA/DMV) und<br />
Personalbetriebswirt (VWA).<br />
Das Management Institut Herrenhausen ist an verschiedenen Standorten bundesweit tätig. Das<br />
Angebotsspektrum in der Weiterbildung bzw. berufsbegleitenden Fortbildung umfasst folgende fünf<br />
Bereiche: Management und Firmenschulungen (Controlling, Kongressmanagement,<br />
Unternehmensbilanzierung), Bildung & Beratung (Personalentwicklung, Coaching, Konfliktmanagement,<br />
EDV-Seminare), Soft Skills (Rhetorik), Gesprächsführung, Zeitmanagement, Moderation), Lehrgänge mit<br />
IHK-Abschluss (Controller (IHK), Bilanzbuchhalter (IHK), Fachwirt/in für die Tagungs-, Kongress- und<br />
Messewirtschaft (IHK), Assistent (IHK) für Controlling, Assistent (IHK) für Rechnungswesen) sowie<br />
Veranstaltungsmanagement (Marketing, Messeconsulting, Planung, Durchführung, Organisation).<br />
Das Medizinische Fortbildungszentrum <strong>Hannover</strong> bietet Weiterbildungsmaßnahmen an in den Bereichen<br />
Fußreflexzonentherapie, Sportphysiotherapie, Rückenschule, Schlingentisch, Elektrotherapie, E-Technik,<br />
Osteoporose, Fernöstliche Heiltechniken sowie Organisation, Recht, Politik.<br />
Neben <strong>Hannover</strong> verfügt die Mikroelektronik Akademie GmbH noch über drei weitere Trainingszentren<br />
(Braunschweig, Hamburg, München). Mit hochwertigen Industrie-Seminaren, als zertifiziertes Training<br />
Center für Sun Microsystems und mit Vollzeit-Weiterbildungsmaßnahmen versteht sich die Mikroelektronik<br />
Akademie als kompetenter Partner für Trainings im IT-Bereich. Als Beispiele für Vollzeit-Weiterbildungsmaßnahmen<br />
am Standort <strong>Hannover</strong> können die 12-monatige Weiterbildung zum Web-Engineer oder<br />
die 9-monatige Weiterbildung zum Elektronik-Entwickler angeführt werden.
126<br />
BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />
Übersicht<br />
8-1<br />
Weiterbildungsträger<br />
(Name und Adresse)<br />
Norddeutsche Akademie für<br />
Marketing + Kommunikation e.V.<br />
Lange Laube 2<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
www.norddeutsche-akademie.de<br />
PBA – Private BildungsAkademie<br />
<strong>Hannover</strong> GmbH<br />
Büttnerstraße 19<br />
30165 <strong>Hannover</strong><br />
www.pba.de<br />
Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Praxis – Institut für systemische Beratung<br />
<strong>Region</strong>alinstitut Nord<br />
Lister Meile 32<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
www.praxis-institut.de<br />
PROCON GmbH Seminare und Software<br />
- Leisewitzstraße 26 · 30175 <strong>Hannover</strong><br />
- Expo Plaza 11 · 30539 <strong>Hannover</strong><br />
www.procon.de<br />
PROFIL GmbH<br />
Gerhardtstraße 3<br />
30167 <strong>Hannover</strong><br />
www.profil-hannover.de<br />
Prokoda Training & Services GmbH<br />
Geschäftsstelle <strong>Hannover</strong><br />
Pelikanstraße 13<br />
30177 <strong>Hannover</strong><br />
www.prokoda.de<br />
Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen<br />
Wirtschaft e.V. / RKW Nord<br />
Friesenstraße 14<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
www.rkw-nord.de<br />
Schulen Dr. W. Blindow<br />
Baumstraße 18 und 20<br />
30171 <strong>Hannover</strong><br />
www.blindow-schulen.de<br />
Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />
Die neue Bezeichnung „Norddeutsche Akademie für Marketing + Kommunikation" aktualisiert den<br />
Namen der seit 1950 bestehenden Fortbildungseinrichtung. Die Akademie ist heute mit ihren zwei<br />
Fachbereichen „Marketing" und „Kommunikation" eine Institution für den Nachwuchs und die Fachkräfte<br />
suchende Wirtschaft in Niedersachsen und ganz Deutschland. Als Mitglied der „Konferenz der<br />
Akademien für Kommunikation, Marketing, Medien" gehört sie zum Zusammenschluss führender<br />
deutscher Bildungsinstitute. Die Lehrveranstaltungen für die Ausbildungsbereiche Marketing und<br />
Kommunikation finden in der BBS 12 statt. In zwei Jahren Abendstudium oder berufsbegleitender<br />
Fortbildung können die Abschlüsse „Fachkauffrau / -mann für Marketing" sowie „Kommunikationswirtin<br />
/ Kommunikationswirt" erreicht werden.<br />
Als Nachfolger des ehemaligen CDI Computer Data Instituts in <strong>Hannover</strong> wurde die PBA im Dezember<br />
1994 gegründet. Es wird auf eine 25jährige Erfahrung im Schulungssektor des kaufmännischen und<br />
EDV-Bereichs zurückgegriffen. Ziel der Akademie ist, ein möglichst breites Spektrum im Bereich der<br />
Weiterbildung zu präsentieren. In Kurz-, Intensiv- und Firmenseminaren ist es möglich, Fach- und<br />
Spezialthemen abzudecken. An längerfristigen Lehrgängen kann die PBA im Bereich Umschulung, Ausund<br />
Fortbildung durch die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt <strong>Hannover</strong> Interessenten anspruchsvolle<br />
Unterrichtseinheiten in Vollzeit präsentieren. Das modulare Aus- und Weiterbildungssystem ist eine<br />
organisatorische Innovation. Auf sich rasch ändernde Bedarfsanforderungen des Arbeitsmarktes kann<br />
schnell reagiert werden. Alle drei Monate beginnt die Ausbildung für etwa 60 Personen. Nach<br />
Grundlageneinheiten sind verschiedene Wege der weiteren, insgesamt 42 Wochen dauernden Ausbildung<br />
wählbar. Im Falle der Ausbildung zum Netzwerktechniker sind dies beispielsweise die<br />
Spezialisierungszweige Elektronik, Netzwerktechnik und Administration sowie die Wahleinheiten PC-<br />
Hardware, Internetservice und neue Betriebssysteme. Neben dem „Netzwerktechniker“ werden die<br />
Fortbildungsmöglichkeiten zum „Fachassistent für Wirtschaft / Verwaltung, Englisch und Office-<br />
Anwendungen“ sowie „Informatikspezialist“ angeboten. Letztere ist auch modular strukturiert und erfolgt<br />
ebenfalls in einer Dauer von 42 Wochen.<br />
Das Praxis – Institut für systemische Beratung mit den beiden <strong>Region</strong>alinstituten Süd in Hanau sowie<br />
Nord in <strong>Hannover</strong> bietet folgende berufsbegleitende Weiter- und Zusatzausbildungen an: „Systemisches<br />
Arbeiten in Sozialarbeit, Pädagogik, Beratung und Therapie“ (in sieben Blöcken), „Systemische<br />
Familientherapie“ (als Aufbauweiterbildung an 25 Tagen innerhalb des Zeitraumes von zwei Jahren)<br />
und „Systemische Supervision und Organisationsberatung“.<br />
Die PROCON GmbH Seminare und Software betätigt sich in den beiden Geschäftsfeldern „Berufliche<br />
Fortbildungsmaßnahmen (SGB III)“ und „Seminare für Industrie und Verwaltung“ an den Standorten<br />
<strong>Hannover</strong>, Oldenburg und Quedlinburg. Während sich die beruflichen Fortbildungsmaßnahmen (z.B.<br />
21-monatige Fortbildung zum Mediengestalter Bild und Ton) in erster Linie an Einzelpersonen richten,<br />
zählen insgesamt insbesondere Unternehmen zu der Zielgruppe. Neben Klein- und Mittelbetrieben aus<br />
der jeweiligen <strong>Region</strong> gehören auch eine Reihe international tätiger Unternehmen aus Dienstleistung<br />
und Produktion zu den Kunden. Im Rahmen von der Firmenschulungen werden individuell zugeschnittene<br />
Schulungen angeboten, welche die gesamte Palette der Standardsoftware auf PC, Apple und Unix<br />
abdecken. Im Jahr 2001 wurde eine Niederlassung auf der Expo Plaza in <strong>Hannover</strong> eröffnet.<br />
Das Institut für Weiterbildung, Personalentwicklung und Computertraining hat seinen Hauptsitz in<br />
<strong>Hannover</strong> und Außenstellen in Helmstedt, Wolfsburg und Wolfenbüttel. Im Rahmen der Akademie für<br />
Medientechnik bietet der Bildungsträger die Ausbildung zum Multimedia-Assistenten und zum Multimedia-<br />
Fachwirt an. Ein modulares Fortbildungskonzept ermöglicht im Multimediabereich die Weiterbildung<br />
zu den Berufszielen Webdesigner, Webprogrammierer, E-Business Fachmann, Web- / Shopadministrator,<br />
Webtrainer / Online-Coach und Online-Redakteur. Eine andere Weiterbildungsmaßnahme führt zum<br />
Call Center Agent.<br />
Die Prokoda Training & Services GmbH Geschäftsstelle <strong>Hannover</strong> gehört zu der M2S PROKODA<br />
GmbH, Köln. Die Gesellschaft ist ein IT-Dienstleister mit Schwerpunkt Qualifizierung und Qualifizierungs-<br />
Management und versteht sich als einer der führenden One-Stop-Supply-Qualifizierungspartner in<br />
Deutschland. Das Angebotsspektrum reicht von klassischen Seminaren bis hin zu E-Learning-Lösungen,<br />
wie internetbasierten Maßnahmen zur Zertifizierung (SKIN). Schwerpunkte des Produktportfolios bilden<br />
die Entwicklung und Umsetzung integrierter Schulungskonzepte (Hybrid-Lösungen) und die Beratung<br />
und komplette Abwicklung unternehmensweiter Qualifizierungsprojekte, wie z.B. anlässlich von<br />
Migrationen oder der Neueinführung von Software. Durch Partnerschaften und Kooperationen<br />
(z.B. ETN) werden Consulting und Trainings zu allen Belangen einer IT-Infrastruktur angeboten.<br />
Im RKW Nord haben sich die Landesgruppen Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein<br />
zusammengeschlossen. Das RKW unterstützt bundesweit mittelständische Unternehmen durch Beratung,<br />
Weiterbildung und Information. Die Träger sind die Wirtschaft, die Sozialpartner und die öffentliche<br />
Hand. Für die bundesweit etwa 7.000 Mitgliedsunternehmen ist das RKW ein Kommunikations- und<br />
Beratungsnetzwerk mit umfangreichem Weiterbildungsangebot in den drei Kategorien Seminare,<br />
Arbeitskreise und innerbetriebliche Qualifikation.<br />
Die Schulen Dr. W. Blindow sind in den Feldern Ausbildung und Fortbildung an neun Standorten in<br />
Nord- und Ostdeutschland tätig. Am Standort <strong>Hannover</strong> besteht ein Ausbildungs- bzw. Umschulungsangebot<br />
in staatlich anerkannte Berufe in den vier Bereichen Ergotherapeut/in, Physiotherapeut/in, Altenpfleger/in,<br />
Masseur/in und med. Bademeister/in sowie Rettungsassistent/in. Das Fortbildungsangebot am Standort<br />
<strong>Hannover</strong> führt zu den fünf Abschlüssen „staatl. gepr. Betriebswirt“ sowie „staatl. gepr. Techniker“ in<br />
den Fachrichtungen Elektro-, Medizin-, Maschinen- und Umwelttechnik.<br />
Übersicht<br />
8-1<br />
Weiterbildungsträger<br />
(Name und Adresse)<br />
tbo-Beratung<br />
Lützowstr. 5<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
www.tbo-beratung.de<br />
TEUTLOFF-Bildungszentrum <strong>Hannover</strong><br />
Lange Laube 14<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
www.teutloff.de<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 127<br />
Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
TÜV Akademie GmbH Unternehmensgruppe<br />
TÜV Süddeutschland<br />
Garbsener Landstraße 10<br />
30419 <strong>Hannover</strong><br />
www.tuev-akd.de<br />
TÜV NORD Akademie<br />
Geschäftsstelle <strong>Hannover</strong><br />
Am TÜV 1<br />
30519 <strong>Hannover</strong><br />
www.tuev-nord.de<br />
Verein für Fortbildung<br />
Hohenzollernstraße 48/49<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
www.lern-dazu.de<br />
Verein zur Berufsförderung der Bauindustrie<br />
in Niedersachsen e.V. / Gesellschaft zur<br />
Förderung der Weiterbildung und des<br />
Technologietransfers im Bauwesen e. V.<br />
Eichstrasse 19<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
www.bauindustrie-nds.de<br />
www.gwt-hannover.de<br />
VNB – Verein Niedersächsischer<br />
Bildungsinitiativen e.V.<br />
Landesgeschäftsstelle<br />
Warmbüchenstraße17<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
www.vnb.de<br />
Werkakademie für Gestaltung im Handwerk<br />
Niedersachsen<br />
Hamburger Allee 42<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
www.werkakademie-gestaltung.de<br />
ZEW – Zentrale Einrichtung für<br />
Weiterbildung der Universität <strong>Hannover</strong><br />
Lange Laube 32<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
sun1.rrzn.uni-hannover.de/zew<br />
Quelle: Informationsmaterial und Internetauftritte der Weiterbildungsträger<br />
Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />
1988 ist die Technologieberatungsstelle (TBS <strong>Hannover</strong>) auf Initiative des DGB-Kreises <strong>Hannover</strong><br />
gegründet worden. Hauptaufgabe und Zielsetzung war die Beratung und Qualifizierung von<br />
Interessenvertretungen und Beschäftigten, die mit der Einführung und Nutzung von Informations- und<br />
Kommunikationstechniken, mit Organisations- oder Managementkonzepten konfrontiert werden. 1995<br />
erfolgte die Umbenennung zur tbo-Beratung <strong>Hannover</strong> (Technologie, Beteiligung, Organisation). Das<br />
„o“ steht somit für Organisationsberatung und drückt die Erweiterung des Kerngeschäftes aus.<br />
Weiterbildungsseminare gibt es in den Kategorien Neue Technologien / Datenschutz, Personal- und<br />
Organisationsentwicklung, Kompetenzen für Interessenentwicklung, Arbeits- und Gesundheitsschutz.<br />
Darüber hinaus werden individuelle Inhouse-Schulungen angeboten.<br />
Die TEUTLOFF-Schule gemeinnützige Schulgesellschaft mbH hat ihren Hauptsitz in Braunschweig.<br />
Umfassende Aus- und Weiterbildungsprogramme in allen technischen, gewerblichen und kaufmännischen<br />
Bereichen bilden das Bildungsangebot. Am Standort <strong>Hannover</strong> werden Akademikerweiterbildungen<br />
(für Ingenieure aller Fachrichtungen sowie Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker; in Vollzeit-<br />
oder Teilzeitform) sowie Weiterbildungen angeboten, die zu den drei Abschlüssen Technischer<br />
Betriebswirt, Industriemeister Metall und Industriemeister Elektro (jeweils in verschiedenen Formen)<br />
führen.<br />
Die TÜV Akademie GmbH Unternehmensgruppe TÜV Süddeutschland gründete 1999 ein Joint Venture<br />
mit der Mikroelektronik Akademie GmbH in <strong>Hannover</strong>. Innerhalb der Unternehmensgruppe ist <strong>Hannover</strong><br />
zugleich eines von bundesweit 25 „Training Center“. Unternehmenszweck ist: mehr als 500 offene<br />
Lehrgänge und Trainings mit anerkannten Abschlüssen und Zertifikaten, kundenspezifische Inhouse-<br />
Seminare zu Spezialthemen und Kleinstgruppentrainings am Arbeitsplatz und an der Werkbank,<br />
geförderte Maßnahmen zum Erwerb von beruflichen Abschlüssen, Online-Lernen via Internet, Fach- und<br />
Führungskräfte-Coaching sowie Tagungen und Kongresse für Entscheider. Als bundesweit präsenter<br />
Aus- und Weiterbildungspartner für Industrie, Handwerk, Gewerbe sowie für Privatpersonen bietet die<br />
TÜV Akademie jährlich über 4000 Lehrgänge und Veranstaltungen mit über 43.000 Teilnehmern an.<br />
Die TÜV NORD Gruppe hat ihre Zentralen in Hamburg und <strong>Hannover</strong>. Das umfassende und professionelle<br />
Qualifizierungsprogramm wird über drei zielgruppenspezifische Geschäftseinheiten (TÜV NORD<br />
Akademie, TSN Technische Schulungen TÜV NORD GmbH, VTN Verkehrsfachschule TÜV NORD GmbH)<br />
angeboten. In <strong>Hannover</strong> befindet sich einer der bundesweit 12 Standorte der TÜV NORD Akademie.<br />
Angeboten werden Inhouse-Schulungen und vielfältige Seminare zu folgenden Themenbereichen:<br />
Unternehmensführung, Qualitätssicherung, Technische Sicherheit, Umweltschutz, Arbeits- und Gesundheitsschutz,<br />
Gefahrgut, Transport und Verkehr, Geförderte Maßnahmen.<br />
Der Verein für Fortbildung arbeitet unter dem Motto „Lern‘ dazu“. Angeboten werden Fort- und<br />
Weiterbildungen durch Kurse, Wochenendseminare und Umschulungen. Inhaltliche Schwerpunkte sind<br />
neben Sprachkursen in erster Linie EDV-Kurse und Kurse im kaufmännischen Bereich.<br />
Der Verein zur Berufsförderung der Bauindustrie in Niedersachsen ist der bauindustrielle Wirtschaftsund<br />
Arbeitgeberverband für Niedersachsen und tätig in den Feldern der beruflichen Aus-, Fort- und<br />
Weiterbildung. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gibt es die beiden Ausbildungszentren in <strong>Hannover</strong> und<br />
Mellendorf. Die Gesellschaft zur Förderung der Weiterbildung und des Technologietransfers im Bauwesen<br />
– GWT – ist eine Bildungseinrichtung der Niedersächsischen Bauindustrie. Sie realisiert Seminarveranstaltungen,<br />
die sich sowohl an Führungs- und Fachkräfte im kaufmännischen und technischen<br />
Bereich von Bauunternehmen als auch an Juristen, Architekten, Ingenieure sowie Mitarbeiter öffentlicher<br />
und privater Auftraggeber wenden. Das Themenangebot umfasst schwerpunktmäßig die vier Bereiche<br />
„privates und öffentliches Baurecht“, „Baubetriebswirtschaft“, „Bautechnik, Baustoffkunde“ und<br />
„Umweltrecht“.<br />
Der VNB ist eine Landeseinrichtung der Erwachsenenbildung in Form eines Verbandes von gegenwärtig<br />
über 40 Mitgliedsgruppen, die mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten selbstorganisierte Bildungsarbeit<br />
durchführen. Der Verein bietet ein breites Spektrum an Bildungsveranstaltungen, das von der politischen<br />
Bildung bis zur beruflichen Qualifizierung reicht und das in Form von Seminaren, Bildungsurlauben,<br />
Kursen, Tagungen, Workshops und Trainings angeboten wird. Neben der Landesgeschäftsstelle befindet<br />
sich in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auch eine Geschäftsstelle in Barsinghausen (Langenkampstraße 26).<br />
(vgl. Selbstdarstellung der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> in 8.2)<br />
Die Zentrale Einrichtung für Weiterbildung der Universität <strong>Hannover</strong> (ZEW) ist die zentrale<br />
Dienstleistungseinrichtung der Universität <strong>Hannover</strong> für die wissenschaftliche Weiterbildung in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und für die Fortbildung des Hochschulpersonals. Die ZEW initiiert und unterstützt<br />
als Kooperations- und Beratungsstelle wissenschaftliche Weiterbildungsmaßnahmen und führt diese<br />
auch z.T. eigenständig durch. Mit den Weiterbildungsveranstaltungen werden jährlich etwa 9.000<br />
Personen erreicht. Thematisch reicht das Angebot von berufsbezogener Weiterbildung über frauenspezifische<br />
Kurse bis zu Schulungen in Mediation und Multimedia. So bietet die ZEW z.B. ab dem Wintersemester<br />
<strong>2002</strong>/2003 in Kooperation mit dem IfEB das viersemestrige Weiterbildungsangebot „Offene Universität<br />
für Frauen“ an, ein wissenschafts- und praxisorientiertes Weiterbildungsprogramm der Universität<br />
<strong>Hannover</strong>. Ein anderes Beispiel ist der Lehrgang „Kompetenz für Fach- und Führungskräfte“, der sich<br />
an Fach- und Führungskräfte aus kleinen und mittleren Betrieben sowie aus öffentlichen Einrichtungen<br />
der Bereiche Bildung, Kultur, soziale Dienste und Gesundheitswesen richtet. Die insgesamt 146<br />
Unterrichtsstunden bestehen aus Seminaren, Workshops und Einzelcoaching. U.a. werden folgende<br />
Inhalte vermittelt: Präsentationstechniken, Gesprächsführung, Konfliktmanagement, Führungsstrategien.
128<br />
BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />
FÖRDERUNG VON WEITERBILDUNGSMASS-<br />
NAHMEN DURCH DAS ARBEITSAMT HANNOVER<br />
Viele Weiterbildungsmaßnahmen werden von der Bundesanstalt<br />
für Arbeit bzw. den einzelnen Arbeitsämtern<br />
angeboten und/oder unterstützt. Arbeitnehmer können<br />
bei der Teilnahme an Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung<br />
vom Arbeitsamt gefördert werden, wenn die<br />
Weiterbildungsmaßnahme den rechtlichen Anforderungen<br />
entspricht und auch der Arbeitnehmer die gesetzlich<br />
vorgesehenen Anspruchsvoraussetzungen erfüllt. Nicht<br />
in den Aufgabenbereich der Arbeitsämter fallen Aufstiegsweiterbildungen.<br />
Das Arbeitsamt <strong>Hannover</strong> hat neben seinem Hauptsitz in<br />
der Brühlstraße 4 in <strong>Hannover</strong> die vier Geschäftsstellen<br />
in Barsinghausen, Garbsen, Laatzen und Langenhagen.<br />
Die regionale Zuständigkeit umfasst die Stadt <strong>Hannover</strong><br />
und zehn weitere Kommunen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Barsinghausen,<br />
Garbsen, Gehrden, Hemmingen, Laatzen,<br />
Langenhagen, Pattensen, Ronnenberg, Seelze, Wennigsen).<br />
Für die übrigen Städte und Gemeinden der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> sind die Arbeitsämter Celle, Hameln, Hildesheim<br />
und Nienburg zuständig. Anhand des Arbeitsamtes<br />
<strong>Hannover</strong>, das den Großteil der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> –<br />
insbesondere hinsichtlich Wohnbevölkerung und Erwerbstätigen<br />
– erfasst, soll im Folgenden dargestellt werden,<br />
mit welchen Weiterbildungsträgern kooperiert wird und<br />
welche einzelnen Weiterbildungsmaßnahmen exemplarisch<br />
angeboten werden.<br />
Die Finanzmittel für Weiterbildungsmaßnahmen des<br />
Arbeitsamtes werden im Rahmen von zwei Kategorien<br />
bereitgestellt: Neben Pflichtleistungen, auf die Rechtsanspruch<br />
besteht, gibt es die „Ermessensleistungen der aktiven<br />
Arbeitsförderung“, die den größeren Betrag ausmachen.<br />
Für das Jahr 1999 betrugen die Ausgaben für die<br />
Ermessensleistungen des Arbeitsamtes <strong>Hannover</strong> insgesamt<br />
rund 230 Mio. DM; im Haushaltsjahr 2000 wurden<br />
etwa 240 Mio. DM ausgegeben 16 . Die regionalen Entscheidungsspielräume<br />
sind seit Inkrafttreten des Dritten<br />
Buchs des Sozialgesetzbuchs (SGB III) am 1.1.1998 ausgeweitet<br />
worden. Über die Aufteilung der zugewiesenen<br />
Mittel auf einzelne Ermessensleistungen wird seitdem<br />
dezentral durch die Verwaltungsausschüsse (drittelparitätisch<br />
besetzt aus Arbeitnehmern, Arbeitgebern, öffentlicher<br />
Hand) der jeweiligen Arbeitsämter entschieden.<br />
Nach Abschluss eines Haushaltsjahres hat jedes Arbeitsamt<br />
über seine Ermessensleistungen der aktiven Arbeitsförderung<br />
eine sog. Eingliederungsbilanz vorzulegen. Die<br />
Eingliederungsbilanz 1999 des Arbeitsamtes <strong>Hannover</strong><br />
weist folgende Anteile der einzelnen Ermessensleistungen<br />
an den Gesamtausgaben des Eingliederungstitels aus:<br />
– Berufliche Weiterbildung 55,7% (absolut ca. 127<br />
Mio. DM),<br />
– Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen 17,5%,<br />
– Eingliederungszuschuss 11,0%,<br />
– Berufsausbildung Benachteiligter 8,1%,<br />
– Allgemeine Leistungen zur beruflichen Eingliederung<br />
Behinderter 3,0%,<br />
– Trainingsmaßnahmen 1,6%,<br />
– Freie Förderung 1,5% sowie<br />
– Sonstige 1,6%.<br />
Im Haushaltsjahr 2000 wurde für die Förderung der<br />
beruflichen Weiterbildung etwas mehr als die Hälfte der<br />
Ermessensleistungen der aktiven Arbeitsmarktförderung<br />
bereitgestellt; Ausgaben in Höhe von etwa 120 Mio.<br />
DM entfielen auf Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung.<br />
Damit lag das Volumen sowohl absolut als auch<br />
relativ unter dem des Vorjahres, aber noch über dem<br />
bundesweiten durchschnittlichen Anteilswert in Höhe von<br />
48,8%. Ziele der Förderung der beruflichen Weiterbildung<br />
sind die Verbesserung der Angebotsstruktur, die<br />
Reduzierung der qualifikatorischen Mismatch-Arbeitslosigkeit<br />
und die Erhöhung der Eingliederungschancen auf<br />
dem Ersten Arbeitsmarkt. Die durchschnittlichen Ausgaben<br />
je geförderter Person bewegten sich im Monat bei<br />
etwa 3.000 DM, von denen etwa zwei Drittel auf das<br />
Unterhaltsgeld und ein Drittel auf die sonstigen Weiterbildungskosten<br />
entfielen. Der Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen<br />
wird u.a. an der sog. Verbleibsquote<br />
gemessen, die aussagt, wie viele Teilnehmer sich sechs<br />
Monate nach der Beendigung der Maßnahme nicht<br />
mehr in der Arbeitslosigkeit befinden. Bezogen auf die<br />
Jahre 1999 sowie 2000 waren jeweils etwa 72% nach<br />
diesem halben Jahr nicht mehr arbeitslos 17 .<br />
Das Arbeitsamt <strong>Hannover</strong> fördert eine Vielzahl von Weiterbildungsmaßnahmen,<br />
die sich an Arbeitslose und von<br />
Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen richten. Übersicht 8-<br />
2 stellt ausgewählte Weiterbildungsträger (einschließlich<br />
einer exemplarischen Weiterbildungsmaßnahme) dar,<br />
mit denen das Arbeitsamt <strong>Hannover</strong> hierbei kooperiert 18 .<br />
16) vgl. Bundesanstalt für Arbeit/Arbeitsamt <strong>Hannover</strong>: Eingliederungsbilanzen 1999<br />
und 2000<br />
17) vgl. Bundesanstalt für Arbeit/Arbeitsamt <strong>Hannover</strong>: Eingliederungsbilanz 2000<br />
18) Der vollständige Katalog kann im Internet (www.arbeitsamt.de/hannover/information/fbw.html)<br />
abgerufen werden.<br />
Übersicht<br />
8-2<br />
Träger der<br />
Weiterbildungsmaßnahme<br />
Akademie Überlingen<br />
bfw – Berufsfortbildungswerk<br />
des DGB<br />
b.i.b. – Bildungszentrum<br />
für informationsverarbeitende<br />
Berufe e.V.<br />
Bildungsverein Soziales Lernen<br />
und Kommunikation e.V.<br />
Bildungswerk Verkehrsgewerbe<br />
Niedersachsen e.V. (BVN)<br />
BZE – Bildungszentrum des<br />
Einzelhandels Niedersachsen<br />
DAA Deutsche Angestellten<br />
Akademie GmbH<br />
DEKRA Akademie GmbH<br />
Dr. Buhmann Schule gGmbH<br />
Duales Bildungs-Concept GbR<br />
ErFo GmbH<br />
Euro-Schulen <strong>Hannover</strong> GmbH<br />
FAA Gesellschaft für berufliche<br />
Bildung GmbH<br />
Grone-Schulen Niedersachsen<br />
GmbH<br />
Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />
ihler data bildungszentrum<br />
Institut für Berufliche Bildung<br />
GmbH (IBB)<br />
Ländliche Erwachsenenbildung<br />
in Niedersachsen e.V. (LEB)<br />
Mikroelektronik Akademie<br />
GmbH<br />
Norddeutsche Akademie für<br />
Marketing + Kommunikation e.V.<br />
PBA – Private BildungsAkademie<br />
<strong>Hannover</strong> GmbH<br />
PROCON GmbH<br />
PROFIL GmbH<br />
Schulen Dr. W. Blindow<br />
Verein zur Berufsförderung der<br />
Bauindustrie in Nieders. e.V.<br />
VHS <strong>Hannover</strong><br />
Leine-VHS<br />
Quelle: eigene Auswahl und Darstellung, nach Bundesanstalt für Arbeit / Arbeitsamt <strong>Hannover</strong><br />
(Hrsg.): Wege zum Erfolg – Angebote beruflicher Weiterbildung 2001. Stand: Januar 2001<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 129<br />
Weiterbildungsträger und -maßnahmen in Kooperation mit dem Arbeitsamt <strong>Hannover</strong><br />
Bezeichnung<br />
Umschulung Koch / Restaurant- /<br />
Hotelfachmann<br />
Übungsbetrieb Gastronomie, individueller<br />
Einstieg<br />
Informatikassistent (4 Fachrichtungen)<br />
Fachkraft Gebäudemanagement und<br />
Umweltschutz<br />
Feststellungsmaßnahme für kaufmännische<br />
Berufe (einer Umschulung<br />
vorausgehend)<br />
Verkaufstraining für den Einzelhandel<br />
Büroinformationsmanager/in Teilzeit<br />
Übungswerkstatt „TUL“, individueller<br />
Einstieg<br />
Betriebswirtschaftliche/r Assistent/in im<br />
Gesundheitswesen<br />
Individuelle Büroqualifikation für Büroassistenz<br />
u. Bürokräfte, individ. Einstieg<br />
Umschulung zur Kauffrau für<br />
Bürokommunikation (25 Zeitstunden)<br />
Petra 41 (Maßnahme für Frauen) –<br />
Praxisorientiertes EDV Training /<br />
Arbeitsmarktanpassung<br />
Personalsachbearbeiter / -disponent<br />
Allround-Bürosassistenz in Kleinbetrieben<br />
Vollzeitkurs für Teilzeit-Arbeitsuchende<br />
Umschulung zum Gas-/ und<br />
Wasserinstallateur<br />
Infobroker/in<br />
Office Managerin (IHK)<br />
Gärtnerische Übungseinrichtung,<br />
individueller Einstieg<br />
Industrial Certified (IC) - Designer<br />
(Elektronik Entwickler)<br />
Texter für Kommunikationsberufe<br />
Fachassistent individueller Einstieg<br />
Ingenieurbildungszentrum <strong>Hannover</strong>,<br />
individueller Einstieg<br />
Call Center Agent<br />
Rettungsassistent/in<br />
Fachqualifizierung zum Trockenbau,<br />
individueller Einstieg<br />
Umschulung Kauffrau für<br />
Bürokommunikation<br />
Fachkraft für Bürokommunikation<br />
Beispiel einer Weiterbildungsmaßnahme<br />
Dauer in<br />
Monaten<br />
21,3<br />
10<br />
24<br />
11<br />
1,8<br />
9,3<br />
10<br />
9<br />
24<br />
12<br />
28,4<br />
10,5<br />
11,9<br />
20<br />
23,9<br />
11,7<br />
11,7<br />
12<br />
11,8<br />
7,8<br />
10<br />
12<br />
6,2<br />
12<br />
12<br />
14,9<br />
12<br />
Inhalte / Abschlüsse<br />
gemäß Ausbildungsberufsbild / Gesellen-, Facharbeiter-,<br />
Gehilfenprüfung<br />
Fachpraxis, Fachtechnologie in Gemeinschaftsverpflegung,<br />
Systemgastronomie und gehobenes à-la-carte-Geschäft<br />
gemäß staatlichem Ausbildungsrahmenplan, Informatikassistent,<br />
Wirtschafts-/ Softwaretechnologie / Multimedia /<br />
E-Commerce / staatliche Prüfung<br />
Betreuung und Beratung, Umgang mit Mietern, Gebäude-<br />
Instandhaltung, Umweltschutz, BWL-Kenntnisse<br />
Verkehrswirtschaft, Deutsch, Gemeinschaftskunde, Mathematik,<br />
Englisch, EDV, Wirtschaftsgeographie,<br />
Buchführung/Rechnungswesen, Wirtschaftslehre<br />
gemäß Ausbildungsrahmenplan, Englischunterricht /<br />
Gehilfenprüfung IHK<br />
EDV-Grundlagen, MS Office 97, SAP R/3, Lotus Notes, Internet,<br />
Intranet, Praktikum / IHK-Zertifikat, Trägerinterne, Prüfung<br />
Transport-, Umschlag-, Lagertechnik (TUL) mit<br />
Gabelstaplerfahrausweis<br />
gemäß Rahmenplan<br />
1 bis 7 Module für Büroassistent oder Bürofachkraft<br />
gemäß Rahmenlehrplan / Gehilfenprüfung, IHK<br />
Arbeitsorganisation und Zeitmanagement, EDV-Grundlagen,<br />
MS Office 97, Kommunikations- / Verkaufs-, Motivations,-<br />
Bewerbungstraining / trägerinterne Prüfung<br />
VWL, BWL, Recht, Planung, Statistik, Lohn und<br />
Gehaltsbuchführung, EDV<br />
EDV, Wirtschaftslehre/Recht, Buchführung, Statistik, Rechnen,<br />
Büroorganisation, Internet, MSOffice, Bewerbungstraining/<br />
Arbeitsmarkt / trägerinterne Prüfung<br />
gemäß Ausbildungsberufsbild<br />
BWL und betriebl. Datenmanagement, Recht, Datenverarbeitung<br />
und Infotechnologien, Kommunikationstechnik, Bewerbung<br />
Dispositives, operatives und kommunikatives Office-Management<br />
Fachtheorie, Fachpraxis, Praktikum<br />
Grundlagen, Digitaltechnik, IC-Design, VHDL (Sprache zur<br />
Beschreibung von Hardware), Programmieren in C, Embedded<br />
Systems, Mikrokontrolleur, Projektarbeiten, BWL, Englisch,<br />
Management, Bewerbungstraining / trägerinterne Prüfung<br />
Textgestaltung, Marketing und Kommunikation<br />
Module: Office, Englisch, Präsentation, Praktikum<br />
BWL/EDV, Qualitätsmanagement, Technisch-wirtschaftlicher<br />
Vertrieb, CAD, Unternehmensberatung/Projektarbeit, Praktikum<br />
Kommunikationstraining, EDV, Projektarbeit<br />
gemäß Rahmenplan / staatliche Prüfung<br />
Grundlagenphase, Vertiefungsstufen, Innenausbau, Praktikum,<br />
Gesellen-, Facharbeiter-, Gehilfenprüfung<br />
Gehilfenprüfung IHK<br />
EDV-Schreibtechnik, Büroorganisation, Finanzbuchhaltung,<br />
BWL, Bewerbungstraining / trägerinterne Prüfung
130<br />
BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />
Weiterbildung und Personalentwicklung durch die HRB 19 (Dr. Michael Meilwes, Fachbereich<br />
Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>)<br />
Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben eine<br />
enorme Bedeutung als Beschäftigungsträger. Etwa<br />
zwei Drittel aller Beschäftigten der Republik arbeiten<br />
in einem der ca. drei Millionen mittelständischen<br />
Unternehmen 20 . In einer Unternehmensbefragung des<br />
Instituts für Arbeit und Technik (IAB) der Bundesanstalt<br />
für Arbeit berichtet ein Drittel der befragten KMU von<br />
Weiterbildungsbedarfen in der innerbetrieblichen<br />
Organisation, Qualitätssicherung, Personalführung<br />
und Controlling. Weiterbildungsbedarf besteht in den<br />
KMU auch unter den Führungskräften und Unternehmenseignern<br />
21 . Unabhängig von subjektiven Gründen<br />
existieren auch strukturelle Schwierigkeiten für<br />
KMU, ihren Beschäftigten Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
zu eröffnen. So verursacht der geringe Personalbestand<br />
Probleme, eine Vertretung für die Zeit der<br />
Fortbildung zu organisieren. Oft verfügen gerade<br />
KMU nicht über ausreichende finanzielle Reserven,<br />
um die notwendige Weiterbildung zu ermöglichen.<br />
Passgenau auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens<br />
zugeschnittene Angebote können aufgrund<br />
der geringen Zahl von einzubeziehenden Mitarbeiter/innen<br />
nicht organisiert werden. Gerade auf dem<br />
externen Markt fehlt es häufig an Transparenz des<br />
Angebots und an Möglichkeiten, das Kosten-Leistungs-Verhältnis<br />
einer Maßnahme beurteilen zu können.<br />
Ein weiteres Problem konzentriert sich auf die<br />
Anpassung von Weiterbildungsinhalten auf den spezifischen<br />
betrieblichen Bedarf. Mindestens 50% der<br />
traditionellen Weiterbildungsmaßnahmen führen<br />
nicht zur Realisierung angestrebter Veränderungen<br />
und damit zur Demotivation statt notwendiger Motivation<br />
der Teilnehmer/innen. Vor diesem Hintergrund<br />
wird deutlich, dass die berufliche Weiterbildung<br />
bzw. Personalentwicklung, insbesondere in kleineren<br />
und mittleren Unternehmen ein wesentliches Gestaltungsinstrument<br />
des Strukturwandels auch in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und es eine Aufgabe der „öffentlichen<br />
Hand“ ist, dieses Feld mit zu beeinflussen. Die<br />
regionale Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> trägt dem u.a. Rechnung,<br />
indem sie mit der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungsund<br />
Beratungsgesellschaft für Beschäftigung mbH<br />
(HRB) einen Partner gegründet hat, der mit der Arbeit<br />
in vier Geschäftsfeldern die Personalentwicklung von<br />
KMU in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mitgestalten soll.<br />
„NETZWERK FÜR ARBEIT“<br />
Im Geschäftsfeld „netzwerk für arbeit“ fördert die<br />
HRB die zwischenbetriebliche Kooperation von KMU.<br />
Darüber hinaus entwickelt die HRB gemeinsam mit<br />
den Unternehmen Personalentwicklungsmaßnahmen,<br />
die möglichst auch mit Organisationsentwicklungen<br />
verknüpft werden. In dieser Verknüpfung wird Personalentwicklung<br />
nicht nur zu einem entwicklungsfördernden<br />
Instrument der Kompetenzen der Arbeitneh-<br />
mer/innen im Sinne einer Nachhol- und Aufholfunktion,<br />
sondern sogar zu einem Innovationstreiber. Beispielsweise<br />
arbeitet die HRB mit KMU an deren Entwicklung<br />
zur „Lernenden Organisation“: Betriebliche<br />
Entscheidungsträger haben die permanente Aufgabe,<br />
ihr Unternehmen und dessen Umfeld sowie die<br />
Arbeitsplatzanforderungen an ihre Mitarbeiter/innen<br />
qualifiziert einzuschätzen. Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
sind kontinuierlich zu planen und<br />
in das betriebliche Geschehen zu implementieren.<br />
Die Qualifizierungsmaßnahmen haben sich auch an<br />
den strategisch und konzeptionell erforderlichen Entwicklungs-<br />
und Geschäftsprozessen des Unternehmens<br />
auszurichten. Das bedeutet, dass die individuelle<br />
berufliche Kompetenzerweiterung der Arbeitnehmer/innen<br />
im Projekt „Lernende Organisation“ mit<br />
einer Umorganisation des Unternehmens verbunden<br />
ist. Eine wesentliche Aufgabe der HRB ist, diese innovative<br />
Verbindung von Personal- mit Organisationsentwicklung<br />
in den KMU der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und<br />
darüber hinaus zu verbreitern.<br />
„KRISENMANAGEMENT UND OUTPLACEMENT“<br />
Die HRB kooperiert mit der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung<br />
der <strong>Region</strong> im Geschäftsfeld “Krisenmanagement<br />
und Outplacement”. In Unternehmen<br />
wird es immer wieder zu Krisensituationen kommen,<br />
in denen Umstrukturierungen vorzunehmen<br />
oder Insolvenzen anzumelden sind. Diese gilt es sozialverträglich<br />
zu gestalten, vorhandene Potenziale<br />
sind zu erhalten und zu nutzen. In vielen Fällen ist bei<br />
frühzeitigem Eingreifen die Umstrukturierung der<br />
betroffenen Unternehmen möglich. Die Aufgabe der<br />
HRB ist es vor allem, die betroffenen Arbeitnehmer/innen<br />
auf den Wechsel ihres Arbeitsplatzes<br />
durch Beratungs- und Vermittlungsleistungen vorzubereiten<br />
und für sie auch Qualifizierungsmaßnahmen<br />
zu entwickeln.<br />
„FRAU & BERUF“<br />
Eine Herausforderung einer zukunftsorientierten<br />
Arbeitsmarktpolitik ist es, die Erwerbsbeteiligung von<br />
Frauen zu verbessern. Lösungen sind hier gefragt,<br />
die zu einer gleichgestellten Teilhabe von Frauen am<br />
Arbeitsleben und von Männern am Familienleben<br />
führen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />
ermöglichen. Ein Instrument, dies zu erreichen, sind<br />
in Niedersachsen die Koordinierungsstellen „Frau &<br />
Beruf“. Die HRB ist Trägerin von „Frau & Beruf“ in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Die Aufgabe dieser Koordinierungsstelle<br />
ist es, ein Bindeglied zwischen der regionalen<br />
Wirtschaft, dem Arbeitsmarkt und den im Einzugsgebiet<br />
lebenden und arbeitenden Frauen zu<br />
schaffen. „Frau & Beruf“ in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat<br />
ein Verbundmodell entwickelt, in dem KMU in diesem<br />
Stahlbau in den Messehallen<br />
spezifischen Feld kooperieren, um gemeinsam Maßnahmen<br />
zu realisieren, die sonst nur in Großbetrieben<br />
möglich sind. Dazu gehört z.B. die Weiterqualifizierung<br />
von Frauen während der Elternzeit, die<br />
Organisation von Urlaubsvertretungen oder die Stellenvermittlung<br />
innerhalb des Verbundes. Mit dem Verbundmodell<br />
gelingt es, das Interesse von Berufsrückkehrerinnen<br />
und Frauen in der Elternzeit „am Ball zu<br />
bleiben” mit dem Interesse der Betriebe, ihre Mitarbeiterinnen<br />
weiter zu qualifizieren und an den Betrieb<br />
zu binden, zu verknüpfen.<br />
„POTENTIAL ASSESSMENT“<br />
In ihrem Geschäftsfeld „Potential Assessment“ arbeitet<br />
die HRB an der Entwicklung und Durchführung von<br />
Basisqualifikationen für un- und angelernte Arbeitskräfte,<br />
von ausländischen Mitarbeitern/innen sowie<br />
älteren Arbeitnehmern/innen, die noch in Beschäftigung<br />
sind. Die Fort- und Weiterbildungsbemühungen<br />
haben sich in den vergangenen Jahren verstärkt auf<br />
die Vermittlung von „Schlüsselqualifikationen“ konzentriert<br />
und weniger auf die Vermittlung von Grundlagen<br />
und Fachwissen. Diese Form von Wissen ist<br />
jedoch eine wichtige Voraussetzung, um einer grossen<br />
Zahl von un- und angelernten Arbeitskräften,<br />
deutschen und ausländischen Mitarbeitern/innen, in<br />
den Unternehmen den Anschluss an die Dynamik des<br />
beruflichen Wissens zu ermöglichen. Eine EU-vergleichende<br />
Prognose zur Entwicklung der Altersstruktur<br />
des Erwerbspersonenpotenzials in Deutschland<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 131<br />
zeigt 22 , dass die Unternehmen sich zukünftig auch mit<br />
alternden Belegschaften am Markt behaupten müssen:<br />
Erstens nehmen ab 2010 die über 50-Jährigen<br />
massiv zu, ihren Höhepunkt erreicht diese Entwicklung<br />
um 2020 und flaut danach wieder ab. Zweitens<br />
wird zunächst ein leichterer Rückgang der „Nachrückerkohorten“<br />
der 15- bis 19-Jährigen erwartet,<br />
der sich ab 2035 stark beschleunigen soll. Drittens<br />
wird es schon ab 2010 einen deutlichen Rückgang<br />
der „mittelalten“ Erwerbstätigen geben, also der<br />
Gruppe, aus der sich gegenwärtig die Kernbelegschaften<br />
rekrutieren. Der demographische Umbruch<br />
ist jedoch keineswegs erst ein Problem von morgen,<br />
sondern ein schon jetzt schleichender Prozess, der<br />
von der Öffentlichkeit und den Unternehmen bisher<br />
kaum registriert wird. Zwischen 1993 und 1998 ist<br />
trotz massiven Personalabbaus bei Älteren der Anteil<br />
der über 55-Jährigen um 22% angestiegen 23 . Angesichts<br />
des steigenden Handlungsdrucks unterstützt die<br />
HRB eine Personalpolitik, die den Leistungsausbau<br />
der Älteren befördert und Personal- und Organisationsentwicklungsmaßnahmen<br />
der Unternehmen auch<br />
mit alternden Belegschaften entwickelt.<br />
19) Die im Jahr 2000 gegründete <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und Beratungsge-sellschaft<br />
für Beschäftigung mbH (HRB) ist eine hundertprozentige<br />
Tochter der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zur Weiterbildung und Beratung mittelständischer<br />
Unternehmen.<br />
20) vgl. Entwurf eines Programms der EU-Gemeinschaftsinitiative EQUAL 2000 –<br />
2006, S. 54 ff.<br />
21) vgl. ebenda<br />
22) vgl. FR vom 17.2.2001<br />
23) vgl. ebenda
132<br />
BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung bei der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />
(Matthias Mölle, Referent für Weiterbildung der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong>)<br />
Die Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> als Selbstverwaltungseinrichtung<br />
der Wirtschaft hat aufgrund ihrer<br />
Aufgabenstellung sowie ihrer internen (u.a. umfassendes<br />
Beratungswesen) und externen (Kreishandwerkerschaften,<br />
Innungen) Organisationsstruktur<br />
intensive Kenntnisse und Erfahrungen über den Qualifikationsbedarf<br />
der im Regierungsbezirk <strong>Hannover</strong><br />
ansässigen Handwerksbetriebe. Hierbei handelt es<br />
sich um ein Potenzial von über 20.000 Betrieben der<br />
Branchen Bau, Metall, Holz, Bekleidung, Nahrung,<br />
Gesundheit, Glas/Papier, Kaufmännische und Sonstige<br />
mit ca. 150.000 Beschäftigten.<br />
Die im Beratungswesen (Weiterbildungs-, Ausbildungs-,<br />
Betriebsberatung) tätigen Mitarbeiter der<br />
Kammer stehen in unmittelbarem Kontakt mit den<br />
Betrieben.<br />
Aufgrund der so gewonnenen Erkenntnisse bietet die<br />
Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> im Rahmen ihres Dienstleistungsangebotes<br />
über ihre Bildungseinrichtungen –<br />
der Akademie des Handwerks (kaufmännischbetriebswirtschaftliche<br />
Fort- und Weiterbildung), dem<br />
Förderungs- und Bildungszentrum (gewerblich-technische<br />
Aus-, Fort- und Weiterbildung) und dem Institut<br />
des Zahntechnikerhandwerks in Niedersachsen e.V. –<br />
eine breite Palette an Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />
sowie Anpassungs-, Qualifizierungsund<br />
Umschulungsmaßnahmen für eine Vielzahl von<br />
Berufen. Daneben bieten sich die Werkakademie für<br />
Gestaltung (künstlerisch-kreativ-gestalterische Fort- und<br />
Weiterbildung) sowie das Zentrum für Umweltschutz<br />
(Fort- und Weiterbildung auf dem Umweltschutzsektor)<br />
ebenfalls als Bildungspartner an.<br />
Fachliches Know-how in der Qualifizierung und organisatorische<br />
Kompetenz in der Durchführung von Schulungen<br />
leistet die Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> in<br />
ihren Bildungseinrichtungen seit mehr als 25 Jahren.<br />
Auch im Jahr <strong>2002</strong> werden wieder weit über 180 Bildungsmaßnahmen<br />
in den Einrichtungen der Kammer<br />
angeboten. Das Lehrgangsprogramm deckt unter<br />
dem Motto „Beraten – Bilden – Betreuen“ ein breites<br />
Spektrum von handwerksbezogenen und praxisorientierten<br />
Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ab.<br />
Die Angebotspalette auf der kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen<br />
Seite reicht von mehrmonatigen Studiengängen<br />
(z.B. Betriebswirt/in des Handwerks, Fachkauffrau/-mann<br />
Handwerkswirtschaft) über berufs- und<br />
arbeitspädagogische Maßnahmen (Ausbildung der<br />
Ausbilder), Unternehmensführungs- und Praxisseminaren<br />
(Betriebsabrechnung und Kalkulation, Arbeitsrecht,<br />
Mitarbeiterführung, Rhetorik, Schriftverkehr, Büroorganisation,<br />
Arbeitsplatzorganisation, Vertragsgestaltung),<br />
EDV-Schulungen (Europäischer Computerführerschein,<br />
Internetpass), Buchführungskursen, Betriebsnachfolgeund<br />
Existenzgründungsseminaren bis hin zu Maßnahmen<br />
der Personalentwicklung, Marketingschulungen<br />
und Sprachkursen. Neu ist vor allem auch die Pluralität<br />
der Schulung: So werden die attraktiven Studiengänge<br />
sowohl in berufsbegleitender Form als auch als Kompaktmaßnahme<br />
angeboten.<br />
Schwerpunkt im gewerblich-technischen Schulungsbereich<br />
sind die Meistervorbereitungslehrgänge in Vollund<br />
Teilzeitform für über 20 Berufe in den Bereichen<br />
Bau, Elektro/Elektronik, Metall (einschließlich Heizung,<br />
Klima, Sanitär und Kfz) sowie Zahntechnik. Das<br />
gewerblich-technische Fort- und Weiterbildungsangebot<br />
reicht von Gebäudesystemtechnik, Steuerungsund<br />
Robotertechnik, Pneumatik, Hydraulik, SPS und<br />
EMS im Elektro/Elektronikbereich über Gasgerätetechnik,<br />
CAD und CND-Lehrgängen bis hin zu Werkpolierlehrgängen<br />
für Maurer und Zimmerer, Radiound<br />
Fernsehtechnik, Telekommunikation und Maßnahmen<br />
im Kfz-Bereich (Dieselelektronik, AU-Schulungen,<br />
Sachkundenachweis für Klimaanlagen, Airbag und<br />
Gurtstraffer). Daneben finden Umschulungen für Elektroinstallateure<br />
und Gas-/Wasserinstallateure sowie Anpassungsmaßnahmen<br />
für Elektroberufe, Kfz-Techniker<br />
und Metallberufe statt. Darüber hinaus besteht eine<br />
Qualifizierungsmaßnahme zum Recyclingwerker.<br />
Ein ähnlich breitgefächertes Spektrum bietet das Institut<br />
des Zahntechnikerhandwerks in Niedersachsen e.V.<br />
speziell für diesen Berufsstand.<br />
Daneben bieten die Bildungseinrichtungen der Handwerkskammer<br />
spezielle Betriebslösungen in Form von<br />
Inhouse-Schulungen an. Hierbei wird jeweils gemeinsam<br />
mit dem Betriebsinhaber der konkrete Weiterbildungsbedarf<br />
der Mitarbeiter ermittelt, ein betriebliches<br />
Qualifizierungskonzept entwickelt und vor Ort<br />
oder am Standort der Bildungszentren umgesetzt.<br />
Qualitätskontrolle und Erfolgsevaluation sind bei<br />
allen o.g. Maßnahmebeispielen Standard. Es besteht<br />
ein hausinternes Qualitätssicherungsverfahren.<br />
Aussagefähige und arbeitsmarktrelevante Fortbildungsprüfungen/Zertifikate<br />
werden bei erfolgreichem Abschluss<br />
von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen vergeben<br />
(Betriebswirt/in des Handwerks, Fachkauffrau/mann<br />
Handwerkswirtschaft, Ausbildung der Ausbilder,<br />
Europäischer Computerführerschein, Internetpass,<br />
Gebäudeenergieberater im Handwerk, Elektronikpässe,<br />
Umweltschutzberater des Handwerks), daneben<br />
diverse Sachkundenachweise (Asbest, Leichtflüssigkeitsabscheider,<br />
Fettabscheider, Airbag, Gurtstraffer,<br />
Klimaanlagen, Elektrofachkraft, Motorgerätetechnik)<br />
oder bestimmte berufsgenossenschaftlich vorgeschriebene<br />
Maschinenanwenderscheine.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 133<br />
Weiterbildungsaktivitäten der CONTUR GmbH<br />
(Ursula Seckler-Meineke, International Management Training, CONTUR GmbH)<br />
Hervorgegangen aus dem Trainingsbereich der Continental<br />
AG wurde die CONTUR GmbH mit Sitz in<br />
<strong>Hannover</strong> 1997 gegründet. Der Jahresumsatz liegt<br />
bei 2 Mio. € . Die Zahl der Mitarbeiter beträgt 14.<br />
1999 kam eine Niederlassung in Frankfurt mit weiteren<br />
sieben Mitarbeitern und einem Umsatz von 1<br />
Mio. € hinzu. Zu den Kunden von CONTUR zählen<br />
Continental, VARTA, Sennheiser, WABCO, TUI, Melitta,<br />
Rexroth Mecman, Hapag-Lloyd, <strong>Hannover</strong> Rück<br />
und Baker Hughes.<br />
Die CONTUR möchte ein verlässlicher Dienstleistungspartner<br />
sein, der aufgrund langfristiger, vertrauensvoller<br />
Beziehungen „nah dran ist“ am Business-Szenario<br />
seiner Kunden, ihren Zielen und Strategien<br />
wie auch ihren aktuellen Herausforderungen<br />
und Problemen. Auf dieser Basis bietet sie eine ganzheitliche,<br />
kundenspezifische Weiterbildung und Qualifizierung,<br />
die sowohl das Lernen Einzelner und<br />
Teams, als auch die Entwicklung der Unternehmen als<br />
Ganzes beabsichtigt.<br />
Die CONTUR GmbH verfügt über jahrelange Erfahrung<br />
im Training und in der Beratung von Veränderungs-<br />
bzw. Entwicklungsprozessen im Unternehmen.<br />
Die Stärke des Unternehmens ist es, kundenspezifische<br />
Lösungen zu liefern, die zur jeweiligen Firmenphilosophie,<br />
der Organisation, der Unternehmenskultur<br />
und der darin handelnden Menschen passen. Eine<br />
Zusammenarbeit mit der CONTUR bedeutet, dass<br />
man sich Zeit nimmt für ausführliche Gespräche, in<br />
denen die Wünsche und Anforderungen des Kunden<br />
mit der entsprechenden Kompetenz abgeglichen werden.<br />
„Kostproben“ aus dem Coaching- und Beratungsfeld<br />
werden mitgebracht, und im Seminarbereich<br />
kann auch „geschnuppert“ werden.<br />
Die Breite des Leistungsangebots vom (internationalen)<br />
Training über das Management Development<br />
und Coaching bis hin zum Consulting ermöglicht ein<br />
internationales Partnernetzwerk erfahrener Trainer<br />
und Berater.<br />
TRAINING<br />
Im Bereich Training fasst die CONTUR Leistungsangebote<br />
zusammen, die der Vermittlung klar umrissener<br />
Lehrinhalte im Sinne von notwendigen Kenntnissen<br />
und Fertigkeiten, bzw. Einstellungen/Verhaltensweisen<br />
dienen. Die Angebotspalette wird einmal<br />
offeriert in Form eines „offenen Programms“ mit rund<br />
150 Seminarthemen, zum anderen als maßgeschneiderte<br />
Inhouse-Trainings für kundenspezifische Bereiche<br />
oder Zielgruppen. Je nach Bedarf kann gewählt<br />
werden aus den Themen Führungstraining, Arbeitsund<br />
Managementtechniken, Persönlichkeitstraining,<br />
Informationstechnologien, BWL & Recht, Qualität und<br />
Statistik, Marketing und Vertrieb, First-Line Management<br />
sowie Sprachentraining. Dabei können die vier<br />
Zielgruppen Führungskräfte, Graduierte, Linienfunktionen<br />
und First-Line Management gewählt werden.<br />
Durch die Erfahrung aus/mit dem Continental-Konzern<br />
wurden speziell für Fach- und Führungskräfte<br />
international agierender Unternehmen das Interkulturelle<br />
und das Internationale Managementtraining entwickelt.<br />
Unter diesem Angebot finden sich z.B.<br />
Workshops und Coachings zu den Themen Führung,<br />
Kommunikation, Internationale Teamentwicklung, allgemeine<br />
interkulturelle Sensibilisierung, Vorbereitung<br />
auf Auslandsaufenthalte, Integration ausländischer<br />
Mitarbeiter (sog. „Expats“) in <strong>Hannover</strong>.<br />
Ein jährliches Highlight ist das „Advanced Career<br />
Development Program“ für erfahrene Führungskräfte:<br />
In Kooperation mit internationalen Business Schools<br />
wird in komprimierter Form aktuellstes Management-<br />
Wissen vermittelt. Erstklassige, internationale Referenten<br />
aus Wissenschaft und Praxis stehen zum interaktiven<br />
Erfahrungsaustausch zur Verfügung und bieten<br />
die Gelegenheit zu persönlicher und organisatorischer<br />
Entwicklung.<br />
Eine weitere Besonderheit sind firmenspezische Spezialangebote.<br />
Unter dem Namen „Corporate Program“<br />
findet sich z.B. eine Seminarreihe für neu eingestellte<br />
Hochschulabsolventen. Beginnend mit der<br />
„Entry Conference“, die den Teilnehmern Einblick in<br />
Strategie, Visionen und Organisation des Unternehmens<br />
gewähren soll, wird eine Modulreihe (z.B.<br />
Modul 1: Cultural Awareness and Basics of Communication)<br />
von sechs Seminaren durchlaufen, angelegt<br />
auf insgesamt drei Jahre. Die Teilnehmer stammen<br />
aus allen Bereichen (je nach Unternehmen weltweit)<br />
und auch die Referenten sind (genau wie im International<br />
Management Training) internationaler Herkunft.<br />
MANAGEMENT DEVELOPMENT UND COACHING<br />
Im Bereich Management Development und Coaching<br />
geht es um die Diagnose und Begleitung von Einzelnen<br />
und Teams in Entwicklungsprozessen:<br />
– Einzelcoaching: partnerschaftliche, individuelle<br />
Begleitung von Führungskräften und Mitarbeitern,<br />
die vor neuen Aufgaben und Herausforderungen<br />
stehen, neue Rollen übernehmen wollen oder in<br />
Phasen beruflicher Umorientierung bzw. Krisen<br />
Unterstützung brauchen.<br />
– Teamcoaching: Zielfindung, Strukturierung und<br />
Zusammenarbeit des Teams werden aktionsorientiert<br />
reflektiert und begleitet, um Motivation und Leistungsfähigkeit<br />
des Teams langfristig zu fördern.
134<br />
BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />
CONTUR verfügt über ein Repertoire international validierter<br />
Instrumente und Prozesse, die es ermöglichen,<br />
– spezifische Anforderungsprofile für Ebenen, Bereiche,<br />
Funktionen zu definieren,<br />
– die Managementpotenziale und Kompetenzen Einzelner<br />
einzuschätzen bzw.<br />
– Leistungsfähigkeit und Verhalten durch Vorgesetzte,<br />
Kollegen und Mitarbeiter realistisch beurteilen zu<br />
lassen sowie<br />
– ganzheitliche Talent-Diagnose- und Entwicklungsprozesse<br />
für Nachwuchsführungskräfte zu konzipieren<br />
und einzuführen.<br />
Für die CONTUR ist ein Klassiker aus ihrem Management<br />
Development Programm das PEP (selbstgesteuertes<br />
Personalentwicklungsprogramm). Die Teilnehmer<br />
werden i.d.R. vom Auftraggeber (Bereichs-<br />
/Unternehmensleitung) benannt. Die Gruppe besteht<br />
idealerweise aus 10 bis 16 Nachwuchskräften oder<br />
High-Potentials. Das modulare Programm geht über<br />
ca. neun Monate. Die Teilnehmer lernen in dieser<br />
Zeit sowohl in der Großgruppe als auch in kleinen<br />
selbstorganisierten themenspezifischen Arbeitsgruppen.<br />
Die Gruppe wird von Beratern der CONTUR<br />
begleitet, welche die Instrumente für den Lernprozess<br />
zur Verfügung stellen und für eine kontinuierliche<br />
Reflexion des Entwicklungsprozesses sorgen. Die<br />
Praxisorientierung des Programms garantiert den Transfer<br />
der neu erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen.<br />
Lernen in der Wissensgesellschaft<br />
CONSULTING<br />
Das dritte Arbeitsfeld der CONTUR GmbH ist das<br />
Consulting und verbindet die Instrumente und Konzepte<br />
der Betriebswirtschaft mit dem Know-how aus<br />
der systemischen Organisationsberatung und dem<br />
Veränderungsmanagement. Man legt Wert darauf,<br />
das Business-Szenario des Kunden genau zu kennen,<br />
um die eigene Beratungsleistung gezielt und schnell<br />
zur Wirkung zu bringen. Auch dies wird als eine<br />
Form der Qualifizierung für den Betroffenen verstanden.<br />
Die Themenbereiche sind<br />
– Visions- und Leitbilderstellung,<br />
– Strategieentwicklung und -umsetzung,<br />
– Veränderungs- und Integrationsmanagement,<br />
– Betriebswirtschaftliche Analyse und Performance<br />
Improvement,<br />
– Projektmanagement und Teamorganisation sowie<br />
– Teamentwicklung.<br />
Das Motto der CONTUR GmbH ist: „Unser Ziel ist,<br />
dass Sie Ihr Ziel realisieren!“<br />
24 ) Stand: Dezember 2001<br />
Hochschulinformation im Lichthof der Universität <strong>Hannover</strong><br />
8.3 Fazit und Ausblick<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weist als Verdichtungsraum ein<br />
sehr breites Spektrum an privaten und öffentlichen Weiterbildungseinrichtungen<br />
auf. Das sehr vielfältig strukturierte<br />
Weiterbildungsangebot übt nicht nur auf Bewohner<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine große Anziehungskraft aus,<br />
sondern auch darüber hinaus auf Nachfrager aus dem<br />
Umland. Aufgrund der zentralörtlichen Funktionen und<br />
des Status „Landeshauptstadt“ liegt auf der Hand, dass<br />
insbesondere die Stadt <strong>Hannover</strong> innerhalb der <strong>Region</strong><br />
den größten Teil der privaten und öffentlichen Träger<br />
beheimatet. Daneben gibt es aber auch in weiteren<br />
Städten und Gemeinden der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> Weiterbildungseinrichtungen<br />
und -angebote, beispielsweise in<br />
der „Bildungsstadt“ Springe. Die vielfältigen beruflichen<br />
Weiterbildungsträger und deren reichhaltige Weiterbildungsangebote<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> lassen als Standortfaktor<br />
keine Lücken, aber auch keine besonderen<br />
Spezialisierungen erkennen.<br />
Hervorzuhebende Innovationen und Highlights der<br />
beruflichen Weiterbildungslandschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
sind beispielsweise das modularisierte Weiterbildungssystem<br />
der PBA oder das von ArtSet neu entwickelte<br />
Qualitätstestierungsmodell für Weiterbildungseinrichtungen<br />
25 . Mit dem „Aus- und Weiterbildungsmarkt<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“ und einem ständigen Internetportal<br />
werden neue Wege in der Vermittlung von Informationen<br />
zu beruflichen Weiterbildungsträgern und ihren<br />
Angeboten gegangen 26 .<br />
Insgesamt könnten in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die Weiterbildungsmaßnahmen<br />
noch besser aufeinander abgestimmt<br />
werden, um die Qualität und Professionalität in<br />
bestimmten Bereichen (z.B. über das Ermöglichen von<br />
jeweiligen Spezialisierungen) weiter zu verbessern und<br />
um die Transparenz für die Anbieter und Nachfrager zu<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 135<br />
erhöhen. Anstrengungen werden diesbezüglich bereits<br />
seit einigen Jahren unternommen, beispielsweise mit der<br />
im Jahr 1992 gegründeten „Arbeitsgruppe Qualifizierung“,<br />
die von der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> beim Institut für Entwicklungsplanung<br />
und Strukturforschung (IES) in Auftrag<br />
gegeben wurde. In diesem Forum für Information, Erfahrungsaustausch<br />
und Handlungsvorbereitung sind Personen<br />
u.a. aus den Bereichen Weiterbildung, Betriebe,<br />
Forschungseinrichtungen, Arbeitsverwaltung, Gebietskörperschaften,<br />
Kammern und Berufsschulen vertreten.<br />
Aktuell diskutiert werden die Themen „Multimedia“, „Lernende<br />
<strong>Region</strong>“ und „Qualifizierung von hauptberuflichen<br />
Weiterbildnern“ 27 . Abzuwarten bleibt in diesem<br />
Zusammenhang auch die gegenwärtige Etablierung des<br />
regionalen Netzwerks für Lebens- und Berufsorientierung<br />
„FLUXUS“, das gemeinschaftlich von mehr als 50 Einrichtungen<br />
getragenen wird und die Bildung in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> fördern will 28 . Auch die der niedersächsischen<br />
Staatskanzlei vorliegenden Konzepte „<strong>Region</strong>en<br />
des Lernens – Förderung regionaler Bildungskonferenzen“<br />
und „Lebenslanges Lernen – im regionalen Kontext“<br />
29 plädieren für eine <strong>Region</strong>alisierung der Bildungspolitik<br />
und orientieren sich an der Aktivierung und Sicherung<br />
regionaler Potenziale durch Kooperation und Vernetzung<br />
der regionalen Bildungseinrichtungen. Verstärkte<br />
Koordinationsbemühungen und Kooperationen zwischen<br />
den verschiedenen Weiterbildungsträgern würden<br />
das Ausnutzen von Synergieeffekten (z.B. durch gemeinsame<br />
Information und Werbung) ermöglichen und könnten<br />
letztlich zu einer weiteren Verbesserung des Weiterbildungsangebots<br />
sowie des Qualifikationsniveaus der<br />
Bevölkerung als Standortfaktor der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> –<br />
auf dem Weg in die Wissensgesellschaft – führen.<br />
25) vgl. Übersicht 8.2<br />
26) vgl. www.entdeckediezukunft.de vom 4.2.<strong>2002</strong><br />
27) vgl. http://www.ies.uni-hannover.de vom 2.1.<strong>2002</strong><br />
28) vgl. http://www.hannover.de/deutsch/bildung/fluxus/fluxusst.htm vom 4.2.2001<br />
29) vgl. Bildungsrat beim Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen 2000 bzw.<br />
2001
136<br />
9.<br />
Industrieforschung und<br />
regionale Innovationspotenziale<br />
Matthias Franck<br />
Der Begriff „Industrieforschung“ umfasst die Aktivitäten<br />
der Industrieunternehmen im Rahmen der unternehmenseigenen<br />
Forschung (v.a. angewandte und kommerziell<br />
orientierte Forschung zur Lösung konkreter Einzelprobleme,<br />
seltener auch Grundlagenforschung) und der stärker<br />
umsetzungsorientierten experimentellen Entwicklung. In<br />
hochtechnisierten Industriegesellschaften ist es mittlerweile<br />
zu einer engen Verknüpfung von Forschung und<br />
Entwicklung (FuE) gekommen. FuE verweist auf die permanente<br />
Neu- und Weiterentwicklung von Produkten und<br />
Pro-duktqualitäten, den Einsatz von Produktionsmitteln<br />
und -verfahren mit stetig steigender Effizienz und die entsprechende<br />
Organisation von Arbeitsprozessen 1 .<br />
BEDEUTUNG DER INDUSTRIEFORSCHUNG<br />
FÜR UNTERNEHMEN<br />
FuE geht in erster Linie von der Privatwirtschaft aus und<br />
unterwirft diese gleichzeitig einem steigenden Innovationsdruck<br />
mit kürzeren Produktlebenszyklen und sinkenden<br />
Entwicklungszeiten für Neuprodukte. Die Industrieforschung<br />
dient als unternehmerische Teilfunktion dazu,<br />
die jeweilige Position des Unternehmens im überregionalen<br />
Wettbewerb zu sichern bzw. zu verbessern. Innovations-<br />
und Forschungsaktivitäten werden für die Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Unternehmen immer wichtiger.<br />
Forschung i.e.S. geschieht in der Privatwirtschaft v.a. in<br />
industriellen Großunternehmen sowie in den Branchen<br />
Luft- und Raumfahrzeugbau, Elektrotechnik/Elektronik,<br />
Chemische Industrie, Straßenfahrzeugbau und Maschinenbau.<br />
Für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU)<br />
bieten sich oftmals kooperative Lösungen in Forschungsgemeinschaften<br />
oder durch Vertragsforschung (Aufträge<br />
an Forschungseinrichtungen) an.<br />
EINBETTUNG DER INDUSTRIEFORSCHUNG IN<br />
DAS DEUTSCHE INNOVATIONSSYSTEM<br />
Forschungsaktivitäten sind in nationale und regionale<br />
Innovationssysteme eingebettet. Im deutschen Innovationssystem<br />
ist die Wirtschaft der wichtigste Akteur: Rund<br />
zwei Drittel der FuE wird in privatwirtschaftlichen Unternehmen<br />
durchgeführt. Den produzierenden Unternehmen<br />
kommt im Innovationssystem v.a. die Aufgabe zu,<br />
Innovationen in handel- und verwertbare Produkte umzu-<br />
setzen und mit ihnen im verschärften Wettbewerb Marktanteile<br />
zu sichern bzw. auszubauen.<br />
Zu den privatwirtschaftlichen Unternehmen treten im<br />
deutschen Innovationssystem die außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
und die Hochschulen als weitere<br />
Forschungsträger sowie die Technologietransfer-Einrichtungen,<br />
die in den entsprechenden Beiträgen vertiefend<br />
dargestellt werden 2 .<br />
Ein weiteres Element innerhalb des Innovationssystems<br />
bildet das regionale Umfeld mit seinen spezifischen Rahmenbedingungen.<br />
Nach vorherrschender Meinung spielt<br />
räumliche Nähe für die Ausgestaltung der Arbeitsteiligkeit<br />
von Innovationsprozessen eine wesentliche Rolle.<br />
Ob ein Innovationssystem funktionsfähig und qualitativ<br />
hochwertig ist, hängt in wesentlichem Maß vom Zusammenspiel<br />
aller Elemente und Akteure des Innovationssystems<br />
und der Art und Weise ihrer Vernetzung ab. Dieses<br />
Zusammenwirken hat nationale, sektorale und auch<br />
regionale Dimensionen.<br />
INDUSTRIEFORSCHUNG ALS FAKTOR IM<br />
WETTBEWERB DER REGIONEN<br />
Insgesamt stellen die Industrieforschung sowie die daraus<br />
resultierenden neuen Produkte und Produktionsverfahren<br />
nicht nur ein wesentliches Element für die Erhöhung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dar,<br />
sondern werden auch als Faktor im zunehmend verschärften<br />
Wettbewerb zwischen Volkswirtschaften und<br />
zwischen <strong>Region</strong>en immer wichtiger. Das „Innovationsklima“<br />
bzw. Innovationspotenzial einer <strong>Region</strong> hat sich<br />
für eine Vielzahl an Unternehmen zu einem bedeutenden<br />
Standortfaktor im Rahmen der betrieblichen Standortentscheidungen<br />
3 entwickelt. In den letzten Jahren sind die<br />
verschiedenen Determinanten der Innovationstätigkeit<br />
auch entsprechend stärker in den Vordergrund regionalpolitischer<br />
Überlegungen gerückt worden. Die FuE-Aktivitäten<br />
der Industrie – als Basis für Produktivität und Einkommen,<br />
Expansion und Wettbewerbsfähigkeit – erhalten<br />
in diesem Zusammenhang eine zentrale Bedeutung 4 .<br />
EXKURS: METHODISCHE PROBLEME<br />
Aufgrund der intensiven Arbeitsteiligkeit von Forschungsaktivitäten<br />
darf nicht vergessen werden, dass<br />
die Industrieforschung zwar ein wesentliches, aber nicht<br />
das einzige Element im Innovationssystem darstellt.<br />
Aber selbst bei isolierter Analyse der Industrieforschung<br />
ergeben sich eine Reihe von methodischen Schwierigkeiten,<br />
die nur angedeutet werden sollen. So gestaltet<br />
sich bereits die Wahl geeigneter Indikatoren zur Analyse<br />
der Industrieforschung und des Innovationspotenzials<br />
einer <strong>Region</strong> als problematisch. Zur Auswahl stehen<br />
– Input-Indikatoren (z.B. Anteil forschungsintensiver<br />
Branchen innerhalb der Industriestruktur, Anzahl und<br />
Forschungsintensivität vorhandener Industrieunternehmen,<br />
Vorhandensein innovationsrelevanter Unterneh-<br />
Industrieforschung als wichtiger Baustein des regionalen Innovationssystems<br />
mensfunktionen, FuE-Aufwand der Unternehmen in<br />
Relation zum Umsatz, Vorhandensein hochqualifizierter<br />
Arbeitskräfte, FuE-Beschäftigtenquote),<br />
– Throughput-Indikatoren (v.a. Patentanmeldungen) und<br />
– Output-Indikatoren (z.B. Art und Häufigkeit von Produkt-<br />
und Prozessinnovationen, Anteil neu eingeführter<br />
Produkte an der Produktpalette).<br />
Insbesondere auf regionaler Ebene gibt es neben der<br />
Problematik fehlender oder der Geheimhaltung unterliegender<br />
Daten Schwierigkeiten bei der Entwicklung von<br />
umfassenden und aussagekräftigen, interregional sowie<br />
im Zeitablauf vergleichbaren Indikatoren. So unterliegen<br />
beispielsweise Daten zur Industrieforschung oder zu<br />
Patentanmeldungen Einschränkungen hinsichtlich einer<br />
regionalisierten Interpretation, da es zu Zuordnungsschwierigkeiten<br />
von unternehmerischen FuE-Aufwendungen<br />
auf lokale Betriebsstätten kommt 5 .<br />
Aufbauend auf den Erkenntnissen aus vorangestellten<br />
Abschnitten 6 werden im Folgenden für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
– die Industriestruktur und forschungsrelevante Industrieunternehmen<br />
(9.1) und<br />
– forschungsrelevante Rahmenbedingungen und Kooperationen<br />
(9.2) dargestellt sowie<br />
– die Innovationspotenziale zusammenfassend beurteilt<br />
(9.3).<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 137<br />
9.1 Forschungsrelevante Industrieunternehmen<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
RÄUMLICHE ABGRENZUNG<br />
Bei der isolierten Betrachtung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als<br />
Standort forschender Industrieunternehmen darf nicht in<br />
Vergessenheit geraten, dass <strong>Region</strong>en über vielfältige<br />
funktionale Verflechtungen mit anderen Gebietseinheiten<br />
verfügen. Insbesondere die Industrieforschung ist durch<br />
komplexe horizontale und vertikale Kooperationen<br />
geprägt und erfolgt in räumlicher Hinsicht i.d.R. überregional<br />
und teilweise sogar international vernetzt.<br />
INDUSTRIESTRUKTUR<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist bekannt als international<br />
bedeutsamer Messe- und Handelsplatz und als Dienstlei-<br />
1) vgl. z.B. K. Schubert in D. Nohlen 2001, S. 134<br />
2) siehe Abschnitte 10, 11 und 12<br />
3) Hierbei ist nicht nur an großräumige Verlagerungen oder Gründungen neuer<br />
Unternehmen(steile) zu denken, sondern auch an die Vielzahl weiterer betrieblicher<br />
Entscheidungen mit Standortrelevanz (z.B. Investitionsentscheidungen zu<br />
Standortausweitungen oder -reduzierungen).<br />
4) vgl. H. Legler 2000, S. 2 f.; H. Legler 2001, S. 1<br />
5) vgl. A. Backhaus u. O. Seidel 1997; B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 24 ff.,<br />
61; BMBF et al. 2000; W. Weibert 2001, S. 33<br />
6) In den Abschnitten 3 „<strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> als Industriestandort: Strukturen und Entwicklungstrends”<br />
sowie 5 „Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und ihre Innovationspotenziale”<br />
steht der Verdichtungsraumvergleich im Vordergrund der Betrachtung.
138<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Medien made in <strong>Hannover</strong><br />
Vom Zeitungsmacher zum Mediendienstleister – so<br />
rasant, wie sich die Medienlandschaft verändert,<br />
wandelt sich auch die Verlagsgruppe Madsack: Der<br />
Zeitungsverlag, 1892 von August Madsack gegründet,<br />
hat sich zu einem bundesweit agierenden Medienkonzern<br />
entwickelt, der auf allen wichtigen Märkten<br />
von Zeitungen über Hörfunk und Fernsehen bis hin<br />
zum Internet aktiv ist.<br />
Zeitungen und mehr<br />
Keimzelle des Madsack-Konzerns ist der „<strong>Hannover</strong>sche<br />
Anzeiger“. Das Erfolgsprodukt der Gründerzeit zählte<br />
schon in den zwanziger Jahren zu den 15 auflagenstärksten<br />
deutschen Zeitungen. Im Anzeiger-Hochhaus in<br />
der hannoverschen Innenstadt wurde die Zeitung produziert.<br />
Ihre Nachfolgerin, die „<strong>Hannover</strong>sche Allgemeine<br />
Zeitung“, erschien hier von 1949 bis 1974. Seitdem<br />
werden die Aktivitäten des Verlags von der Konzernzentrale<br />
in <strong>Hannover</strong>-Kirchrode gesteuert. Im Stammhaus in<br />
der City wurde ein Medienzentrum geschaffen, in dem<br />
u.a. die privaten Hörfunksender „ffn“ und „Hitradio<br />
Antenne“ ihr Domizil haben.<br />
Information als Kernkompetenz<br />
Der Wettbewerb um den Medienkunden wird immer härter.<br />
Dabei machen die elektronischen Medien wie Hörfunk,<br />
Fernsehen und Internet den Print-Produkten zwar<br />
Konkurrenz, Madsack nutzt die Digitalisierung jedoch<br />
auch zur Ergänzung der eigenen Medienangebote.<br />
Mit der Kernkompetenz – Produktion und Vermarktung<br />
verlässlicher Informationen – präsentiert sich Madsack<br />
als Dienstleister für den Medienkunden.<br />
Die Zeitungsmacher<br />
Neben der „<strong>Hannover</strong>schen Allgemeinen Zeitung“ und<br />
der „Neuen Presse“ gibt die Verlagsgruppe sechs weitere<br />
Tageszeitungen in Niedersachsen heraus – Peiner Allgemeine<br />
Zeitung, Schaumburger Nachrichten, Göttinger<br />
Tageblatt/Eichsfelder Tageblatt, Aller-Zeitung, Wolfsburger<br />
Allgemeine Zeitung. Die Gesamtauflage der eigenen<br />
Zeitungen erreicht täglich 352 000 Exemplare. Ergänzt<br />
wird das Print-Angebot durch rund 25 Anzeigenblätter<br />
mit einer Gesamtauflage von 1,6 Millionen Exemplaren.<br />
Gut 1930 Mitarbeiter arbeiten an den Madsack-Standorten<br />
in <strong>Hannover</strong>, Göttingen und Peine am Produkt<br />
„Information“.<br />
Der Multimedia-Dienstleister<br />
Bei den olympischen Winterspielen in Salt Lake City läuft<br />
es nicht ohne sie: die „TVN Television Programm- und<br />
Nachrichtengesellschaft mbH & Co. KG“. Mit ihren zwei<br />
„Ü“-Wagen, den modernsten Fernseh-Übertragungswagen<br />
in Europa, wickelt die Madsack-Tochter die komplette<br />
mobile Produktion der Sendungen von den Spielen<br />
für den ORF ab. Außerdem stellt TVN als fernsehtechnischer<br />
Dienstleister Werbespots, Industrie- und Schulungsfilme<br />
sowie Reportagen und Videoproduktionen her.<br />
Im Dialog mit dem Kunden<br />
Print-HAZ und Online-HAZ – mit der Verzahnung beider<br />
Produkte schafft Madsack Zusatznutzen für seine Kunden,<br />
die Abonnenten. Die HAZ im Internet liefert alle<br />
wichtigen Informationen von Börsennachrichten über<br />
Sportergebnisse bis hin zum Anzeigenmarkt. Im neuen<br />
Online-ServiceCenter können Abonnenten nun zudem<br />
per Mausklick selbst aktiv werden: Anzeigen aufgeben,<br />
mit eigenem Text und Fotos selbst bearbeiten und vieles<br />
mehr rund um das Zeitungsabonnement. Und das 24<br />
Stunden täglich.<br />
Das Know-how für die Medien<br />
Der Madsack-Konzern entwickelt sein eigenes Knowhow<br />
für das Verlagswesen – und vermarktet es. Dafür ist<br />
die Tochter „GUTENBERG Rechenzentrum - Abrechnungsgesellschaft<br />
von Zeitungsverlagen GmbH & Co.<br />
KG“ zuständig. Das Software-Haus hat vor allem die<br />
„Verlags-, Informations- und Verkaufs-Anwendung“ entwickelt,<br />
kurz VI&VA. Mit dieser Software können alle<br />
Prozesse im Anzeigen-, Beilagen- und Vertriebsbereich<br />
unter einer Benutzeroberfläche gesteuert werden. VI&VA<br />
wird zusammen mit der „Lufthansa Systems AS“ vermarktet.<br />
Bei Madsack geht die Post ab<br />
Mit der Übernahme der „Citipost GmbH“ hat die Verlagsgruppe<br />
ihre Vertriebslogistik gestärkt. Erst seit Februar<br />
1999 in <strong>Hannover</strong> am Markt, stellt der Postdienstleister<br />
als Konkurrent zur Deutschen Post bereits mehr als<br />
30 000 Briefe täglich zu. Kunden sind vor allem Firmen<br />
und Behörden.<br />
ADRESSE:<br />
Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG<br />
August-Madsack-Straße 1<br />
30559 <strong>Hannover</strong><br />
Tel.: (0511) 51 80<br />
Fax: (0511) 51 31 75<br />
E-Mail: info@madsack.de<br />
Internet: www.madsack.de<br />
stungszentrum mit fast drei Vierteln aller Sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigten im Tertiären Wirtschaftssektor.<br />
Der sektorale Strukturwandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft<br />
ist in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> schon weit fortgeschritten.<br />
Der in den letzten Jahren Beschäftigungsrückgänge verzeichnende<br />
Industriesektor ist – in Relation zum Bundesdurchschnitt<br />
– entsprechend unterproportional vertreten 7 .<br />
Die Industrie der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weist einen hohen<br />
Spezialisierungsgrad hinsichtlich der Branche des<br />
Straßenfahrzeugbaus 8 auf. Weitere Kompetenzfelder bilden<br />
der Maschinenbau und die Elektrotechnik, die zum<br />
Großteil ebenfalls auf den Straßenfahrzeugbau ausgerichtet<br />
sind. Darüber hinaus ist – verglichen mit dem<br />
deutschen und niedersächsischen Durchschnitt – eine<br />
deutliche Spezialisierung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf die<br />
Gummiverarbeitung festzustellen.<br />
Die starke Ausrichtung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf den<br />
Straßenfahrzeugbau ist einerseits als positiv anzusehen,<br />
da es sich beim Straßenfahrzeugbau um einen technologisch<br />
hochwertigen Sektor mit Innovationskraft und<br />
Wachstumspotenzial handelt. Andererseits ist die hohe<br />
Abhängigkeit von wenigen Produkten und Produktmärkten<br />
als negativ zu bewerten, beispielsweise hinsichtlich<br />
konjunktureller Schwankungen. Der Automobilbau sieht<br />
sich darüber hinaus einem verschärften weltweiten Wettbewerb<br />
gegenübergestellt, der die Beschäftigungsmöglichkeiten<br />
und wirtschaftlichen Wachstumspotenziale<br />
zukünftig tendenziell eher beschneiden dürfte. Ferner ist<br />
zu berücksichtigen, dass die Dominanz einer Branche<br />
potentiellen positiven Entwicklungen in anderen Bereichen<br />
im Wege stehen und somit alternative Entwicklungspfade<br />
einer <strong>Region</strong> erschweren kann 9 .<br />
Der dominierende und als überdurchschnittlich forschungsintensiv<br />
einzustufende Straßenfahrzeugbau kann<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nicht kompensieren, dass die<br />
strukturelle Zusammensetzung des Industriesektors insgesamt<br />
einen leicht unterdurchschnittlichen Besatz mit FuEintensiven<br />
Industrien aufweist 10 .<br />
Innerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nimmt die Landeshauptstadt<br />
die dominierende Rolle als Hauptsitz von Großunternehmen<br />
sowie als Stätte von FuE-Aktivitäten ein. Neben<br />
dem auch hier prägenden Straßenfahrzeugbau wird<br />
seitens der Stadt <strong>Hannover</strong> eine stärkere Profilierung als<br />
Standort für Medizintechnik und Biotechnologie (Medical<br />
Park) angestrebt. Als „CeBIT-City“ soll <strong>Hannover</strong> darüber<br />
hinaus für Unternehmen aus dem Bereich der Informations-<br />
und Kommunikationstechnologie (IuK) zukünftig<br />
noch attraktiver werden 11 .<br />
FORSCHUNGSINTENSIVE INDUSTRIEUNTERNEHMEN<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt – neben einer Vielzahl an<br />
KMU – über eine Reihe weltweit bedeutender und forschungsintensiver<br />
Industrieunternehmen. Hierzu gehören<br />
beispielsweise folgende Unternehmen:<br />
– Die Continental AG hat ihren Konzernsitz in der Stadt<br />
<strong>Hannover</strong>. Der Continental-Konzern ist – gemessen an<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 139<br />
der Wertschöpfung – Niedersachsens drittgrößtes<br />
Unternehmen nach der Volkswagen AG in Wolfsburg<br />
und der Preussag AG in <strong>Hannover</strong>. Der hannoversche<br />
Traditionskonzern beschäftigt in den Konzernbereichen<br />
Reifen, Continental Automotive Systems und ContiTech<br />
etwa 69.000 Mitarbeiter 12 an rund 80 Standorten<br />
in 36 Ländern der Erde. Seit einigen Jahren richtet<br />
sich der viertgrößte Reifenhersteller der Welt zunehmend<br />
auf das gesamte Fahrzeugfahrwerk aus und vollzieht<br />
den Wandel zu einem führenden Automobilzulieferer<br />
im Bereich elektronischer Fahrwerkssysteme<br />
und zu einem Systemanbieter in der Fahrzeugtechnologie.<br />
Neben dem Konzernsitz, dem Entwicklungszentrum<br />
und der Produktion von PKW- und Nutzfahrzeugreifen<br />
befinden sich in <strong>Hannover</strong> auch die Hauptverwaltungen<br />
der beiden Konzernbereiche Continental Automotive<br />
Systems und ContiTech. Unter dem Dach der ContiTech<br />
Holding GmbH sind in <strong>Hannover</strong> fünf der insgesamt<br />
acht Unternehmensbereiche ansässig: Neben<br />
vier GmbHs (Antriebssysteme, Luftfedersysteme, Conti-<br />
Tech Profile, Vibration Control), die technisch anspruchsvolle<br />
und innovative Produkte aus den Hauptmaterialien<br />
Kautschuk und Kunststoff am Standort <strong>Hannover</strong><br />
produzieren und entwickeln, gehört dazu auch<br />
die Benecke-Kaliko AG. Benecke-Kaliko ist ein führender<br />
Hersteller von technischen und dekorativen<br />
Flächenmaterialien für die Automobil-, Möbel- und<br />
Freizeitindustrie und beschäftigt rund 1.200 Mitarbeiter<br />
13 . Am Standort <strong>Hannover</strong> erfolgen nicht nur Produktion<br />
und Vertrieb der Folien, sondern auch deren<br />
Entwicklung. Im Konzernbereich Continental Automotive<br />
Systems bündelt Continental die Kompetenzen des<br />
Konzerns rund um die Fahrwerktechnologie. Im<br />
Erstausrüstungsgeschäft der weltweiten Automobilindustrie<br />
werden technologische Spitzenleistungen erzielt:<br />
Neben ABS und ESP ist hier auch ISAD zu nennen,<br />
das Integrierte-Starter-Alternator-Dämpfersystem, das<br />
1997 mit dem Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft<br />
ausgezeichnet wurde.<br />
Um das Unternehmensziel des Continental-Konzerns<br />
zu erreichen, in allen Geschäftsfeldern die weltweite<br />
Technologieführerschaft zu erringen und dauerhaft zu<br />
behaupten, werden Forschung und Entwicklung beständig<br />
ausgebaut. Im Geschäftsjahr 2000 investierte<br />
Continental etwa 418 Mio. € in FuE, das entspricht<br />
4,1% vom Umsatz. Im Reifenwerk <strong>Hannover</strong>-Stöcken<br />
befindet sich auch das Entwicklungszentrum der weltweiten<br />
Continental-Gruppe. Seit 1996 sind hier alle<br />
FuE-Tätigkeiten der Reifenbereiche in einem für mehr<br />
als 15 Mio. € erbauten Technologie-Zentrum konzentriert,<br />
in dem über 800 hochqualifizierte Mitarbeiter<br />
7) siehe Abschnitt 4<br />
8) Herstellung von Kraftwagen und -teilen, Krafträdern, Fahrrädern, Reparatur und<br />
Lackierung von Kraftwagen, Krafträdern, Fahrrädern.<br />
9) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 98<br />
10) vgl. A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 148; H. Legler 2000<br />
11) siehe auch Abschnitt 12<br />
12) ohne Auszubildende, Stand: Ende September 2001<br />
13) Stand: 31. Dezember 2001
140<br />
INDUSTRIEFORSCHUNG UND REGIONALE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />
arbeiten. In unmittelbarer Nachbarschaft forschen und<br />
entwickeln 180 weitere Ingenieure und Wissenschaftler<br />
im Konzernbereich Automotive Systems 14 .<br />
– Die Honeywell Speciality Chemicals Seelze GmbH ist<br />
aus der ehemaligen Riedel-de Haën AG entstanden<br />
und gehört seit 1995 dem US-amerikanischen<br />
Honeywell-Konzern an, der mit einem Umsatz von<br />
25 Milliarden US-Dollar zu den 100 größten Industrieunternehmen<br />
der Welt zählt. Der Mischkonzern<br />
liefert Bauteile und Grundstoffe für fast alle Industriezweige.<br />
Weltweit sind etwa 120.000 Mitarbeiter in<br />
den vier Geschäftsbereichen Luft- und Raumfahrttechnik,<br />
Automatisierung und Steuerungssysteme, Spezialmaterialien<br />
sowie Transport und Turbinen<br />
beschäftigt.<br />
Mit über 900 Beschäftigten und einem Umsatz von<br />
fast 200 Mio. € zählt die Honeywell Specialty Chemicals<br />
Seelze GmbH zu den größten Arbeitgebern in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Am Standort Seelze treffen eine<br />
einhundertjährige Tradition mit der Dynamik eines<br />
innovativen Spezial- und Feinchemikalien-Herstellers<br />
zusammen. Die von Honeywell Specialty Chemicals<br />
Seelze GmbH produzierten Spezial-Chemikalien werden<br />
weltweit ausgeliefert. Die Produktpalette umfasst<br />
etwa 3.000 verschiedene Produkte, beispielsweise<br />
Chemikalien für die Herstellung von Mikrochips oder<br />
Erzeugnisse aus dem Bereich der anorganischen und<br />
organischen Industriechemikalien, die in der Glas-,<br />
Stahl- und Aluminiumfertigung benötigt werden. Auch<br />
Zwischenprodukte für Pharma- und Pflanzenschutz-<br />
Anwendungen werden in Seelze entwickelt und produziert.<br />
Zu den bekannten Markennamen der Produkte<br />
gehören Riedel-de Haën, Pina, Lumilux und Puranal.<br />
Die Forschungsabteilung besteht aus derzeit etwa 50<br />
Chemikanten, Chemielaboranten, Chemotechnikern,<br />
Ingenieuren und Chemikern. Die Forschungsarbeit ist<br />
matrixartig organisiert; die multifunktionalen Teams<br />
werden nach den jeweiligen Projektanforderungen<br />
zusammengestellt. Neben der Optimierung der existierenden<br />
Produkte und deren Weiterentwicklung – in<br />
enger Kooperation mit den Kunden – konzentrieren<br />
sich die Forschungsaktivitäten auf die drei Zukunftsmärkte<br />
Telekommunikation/Optoelektronik, PCs/<br />
Halbleiter und Life Sciences.<br />
– Die KOMATSU HANOMAG AG in <strong>Hannover</strong> gehört<br />
seit 1989 dem weltweit tätigen Komatsu-Unternehmensverbund<br />
an, der als Technologieunternehmen<br />
u.a. das weltweit umfangreichste Produktprogramm im<br />
Baumaschinenbereich anbietet. Durch die Einbindung<br />
in die Komatsu-Gruppe eröffnen sich für Komatsu Hanomag<br />
neue Märkte und die technischen Möglichkeiten<br />
und Ressourcen eines weltweit erfolgreichen Konzerns.<br />
Mit der Neustrukturierung des Unternehmens<br />
gingen in den letzten Jahren erhebliche Investitionen<br />
einher, die als Bekenntnis von Komatsu zur Förderung<br />
des traditionsreichen Firmenstandorts <strong>Hannover</strong> zu<br />
werten sind, dessen Geschichte bereits im Jahr 1835<br />
mit der Gründung einer Maschinenfabrik und Eisengießerei<br />
begann.<br />
Die Komatsu Hanomag AG in <strong>Hannover</strong> übernimmt<br />
innerhalb der Komatsu-Gruppe zwei wichtige Funktionen,<br />
einerseits als Vertriebs- und Servicegesellschaft<br />
für alle Komatsu Baumaschinen in Deutschland sowie<br />
andererseits als europäische Produktions- und Vertriebszentrale<br />
für Radlader. Die Absatzgebiete für die<br />
in <strong>Hannover</strong> produzierten kleinen und mittelgroßen<br />
Radlader und Deponie-Compaktoren befinden sich in<br />
erster Linie in Europa, darüber hinaus auch in den<br />
USA, im mittleren Osten und in einigen afrikanischen<br />
Staaten. Die neueste Eigenentwicklung, der Radlader<br />
WA115, wurde bereits mit hoher Kundenakzeptanz in<br />
den Markt eingeführt. Zurzeit wird die neue Radladergeneration<br />
der Serie 5 eingeführt. Die Entwicklung<br />
der Maschinen erfolgt je nach Fahrzeugtyp eigenständig<br />
in <strong>Hannover</strong> oder in Kooperation mit FuE-Abteilungen<br />
innerhalb des Komatsu-Verbundes in Japan und<br />
den USA. Die FuE-Organisation ermöglicht unternehmensintern<br />
den weltweiten technischen Austausch und<br />
Simultaneous Engineering. Von den etwa 600 Mitarbeitern<br />
am Standort <strong>Hannover</strong> sind 44 in der Abteilung<br />
FuE beschäftigt, welche die Bereiche Konstruktion/Entwicklung,<br />
Versuch, Dokumentation sowie Administration<br />
beinhaltet 16 .<br />
– Die Sennheiser electronic GmbH & Co KG gehört weltweit<br />
zu den führenden Herstellern von elektronischen<br />
Geräten, insbesondere von Mikrophonen, Kopfhörern<br />
und drahtlosen Übertragungssystemen. Sie hat ihre<br />
Zentrale in der Wedemark nördlich von <strong>Hannover</strong>, wo<br />
zugleich auch das Stammwerk angesiedelt ist. Hier<br />
werden drahtgebundene Sennheiser-Mikrophone,<br />
Mikrophone der Tochtergesellschaft Neumann (Berlin),<br />
Hör-/Sprechgarnituren sowie Mikrophon- und Kopfhörerkapseln<br />
hergestellt. Angeschlossen sind drei weitere<br />
Produktionsgesellschaften: In Burgdorf bei <strong>Hannover</strong><br />
findet ein Großteil der Fertigung von Hochfrequenz-Mikrophonen<br />
statt; hier werden auch Leiterplatten<br />
automatisch bestückt und die elektronischen Geräte<br />
montiert. Die Fertigung von Sennheiser-Kopfhörern<br />
ist in Tullamore (Irland) konzentriert. Seit April 2000<br />
produziert Sennheiser in Albuquerque (New Mexico,<br />
USA) Leiterkarten elektronischer Baugruppen und<br />
drahtlose Kopfhörer für den US-Markt sowie im Drei-<br />
Schicht-Betrieb die „evolution wireless“-Serie (Drahtlostechnik<br />
für Bühne, Broadcast und Filmproduktionen).<br />
Sennheiser erwirtschaftete im Jahr 2001 einen Umsatz<br />
von rund 223 Mio. €. Insgesamt beschäftigt Sennheiser<br />
etwa 1.400 Mitarbeiter 17 , davon gut die Hälfte in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Forschung und Entwicklung haben für Sennheiser eine<br />
herausragende Bedeutung, etwa 5% des Umsatzes<br />
werden in diesen Unternehmensbereich investiert.<br />
Sennheisers FuE-Abteilung besteht aus 80 Beschäftigten<br />
und ist am Standort in der Wedemark konzentriert.<br />
Hier wurde im Februar 2000 ein hochmodernes Technologie-Fertigungszentrum<br />
eröffnet. Die Weiterentwicklung<br />
der Technologien in der Akustik und Elektronik<br />
bringt innovative Produkte hervor, mit denen Sennheiser<br />
seine Position als Global Player ausbaut. Die<br />
Trends der Digitalisierung der drahtlosen Übertragungstechniken<br />
und der Miniaturisierung bringen ständige<br />
Herausforderungen mit sich, um die führende<br />
Rolle von Sennheiser als Impulsgeber in der Elektroakustikbranche<br />
zu bestätigen.<br />
Zu den hervorragenden Produktinnovationen der vergangenen<br />
Jahre gehören das Optische Mikrophon<br />
(Innovationspreis der deutschen Wirtschaft im Jahre<br />
1999) und der „Audiobeam“ (Innovationspreis der<br />
deutschen Wirtschaft 2000). Sennheiser hat zahlreiche<br />
weitere Auszeichnungen erhalten, beispielsweise<br />
1987 den „Scientific and Engineering Award“ für das<br />
Richtmikrophon MKH 816 oder 1996 den Emmy-<br />
Awards der US-Fernsehindustrie für Pionierleistungen<br />
auf dem Gebiet der drahtlosen Übertragungstechnik 18 .<br />
– Die Varta AG erzielt mit ihren Konzernbereichen Auto-,<br />
Geräte- und Microbatterien und weltweit etwa 8.000<br />
Mitarbeitern einen jährlichen Umsatz von über 1,1<br />
Mrd. €. Schaltzentrale der weltweiten Aktivitäten des<br />
High-Tech-Unternehmens ist der Hauptsitz <strong>Hannover</strong>,<br />
wo konzernübergreifend Managementdienstleistungen<br />
(z.B. Finanzen, Bilanzen, Recht und Öffentlichkeitsarbeit)<br />
bereitgestellt und FuE-Aktivitäten ausgeübt<br />
werden. Im Werk <strong>Hannover</strong> arbeiten mehr als 1.000<br />
Mitarbeiter für den Bereich Autobatterien, davon 600<br />
in der Produktion. Hergestellt werden Autobatterien,<br />
Lkw-Batterien, Motorrad- und Bootsbatterien sowie Versorgungs-<br />
und Solarbatterien. Ein Drittel der Autobatterien<br />
wird im Erstausrüstungsgeschäft direkt an die<br />
großen europäischen Automobilhersteller geliefert.<br />
Weitere 400 der hannoverschen Mitarbeiter sind in<br />
den Bereichen Vertrieb, Logistik, Verwaltung, Forschung<br />
und Entwicklung tätig.<br />
Als hervorzuhebende FuE-Stätte der Varta AG gilt das<br />
im Jahr 2000 eröffnete neue Varta-Technologiezentrum<br />
unter dem Namen NBT GmbH (Neue Batterie<br />
Technologie), das Labors, Prüfeinrichtungen und Pilotlinien<br />
beherbergt. Rund 50 Mitarbeiter arbeiten hier<br />
an anwendungsbezogenen Technologien. Dies gilt vor<br />
allem für die Entwicklung der Systeme Nickel-Metallhydrid<br />
und Lithium-Ionen. Im Automobilbereich intensiviert<br />
Varta die Weiterentwicklung der Blei-Säure-Systeme<br />
hin zu sog. AGM-Batterien (Absorptive Glass Matt)<br />
mit gesteigerter Zyklenfähigkeit und säurebindenden<br />
Vlies-Separatoren. Auf dem Gebiet der Batterie-Managementsysteme<br />
forscht Varta gemeinsam mit der<br />
Robert Bosch GmbH unter dem Arbeitstitel „neue Bordnetze“.<br />
In dieser Kooperationsform wird im Auftrag<br />
namhafter Automobilhersteller an neuartigen Batteriesystemen<br />
für das Mehrspannungsbordnetz künftiger<br />
Autogenerationen geforscht 19 .<br />
– Das Nutzfahrzeugtechnologie-Unternehmen WABCO<br />
<strong>Hannover</strong> ist am Standort <strong>Hannover</strong>-Linden ansässig.<br />
Der weltweit tätige WABCO-Konzern 20 gilt als einer<br />
der weltweit bedeutendsten Hersteller von Fahrzeugkomponenten<br />
und liefert Bremssysteme und andere<br />
Regelsysteme in erster Linie an die Nutzfahrzeugindustrie<br />
und ihren Aftermarket-Bereich. Die Produktpa-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 141<br />
lette umfasst Luftaufbereitung, Bremssysteme,<br />
Antriebsstrang, Fahrwerksregelung für Nutzfahrzeuge,<br />
Elektronik-Architektur und Pkw-Produkte. Wegweisende<br />
Entwicklungen von WABCO wie das<br />
Antiblockiersystem (ABS), die Antriebsschlupfregelung,<br />
elektronisch geregelte Bremssysteme (EBS, auch<br />
brake-by-wire), Fahrdynamikregelsysteme sowie Fahrerassistenzsysteme<br />
erhöhen die Sicherheit der Nutzfahrzeuge.<br />
Innerhalb des WABCO-Konzerns mit seinen etwa<br />
5.600 Beschäftigten arbeiten mehr als 700 Ingenieure<br />
und Techniker im Bereich der FuE, vornehmlich in<br />
den vier europäischen Entwicklungszentren in Deutschland<br />
(<strong>Hannover</strong> und Mannheim), Frankreich und England,<br />
aber auch in den USA, Brasilien, Japan, Korea<br />
und China (Application Engineering). Von den etwa<br />
2.300 Beschäftigten in <strong>Hannover</strong> sind rund 600 in der<br />
FuE tätig. Innerhalb des Konzerns werden etwa 6%<br />
des Umsatzes in FuE investiert. Neben eigenen Versuchsbahnen<br />
in Deutschland und Finnland für die<br />
Optimierung von Fahrzeugsystemen stehen den Ingenieuren<br />
die modernsten Entwicklungswerkzeuge für<br />
CAE, Simulation und Messdatenerfassung zur Verfügung,<br />
welche die Konstruktionssicherheit erhöhen und<br />
die Entwicklungszeit verkürzen. Vernetztes Denken,<br />
interdisziplinäre Teamarbeit, Vernetzung aller Arbeitsplätze<br />
und Standorte innerhalb des Konzerns sowie<br />
das frühzeitige Einbeziehen der Zulieferer und Abnehmer<br />
sind wichtige Voraussetzungen für das effektive<br />
Einsetzen dieser Werkzeuge.<br />
WABCO verfolgt die Strategie, im Rahmen eines Standortkonzeptes<br />
den deutschen – und damit insbesondere<br />
den hannoverschen – Standort hinsichtlich der Entwicklungs-,<br />
Fertigungs- und Produktstruktur zum Innovations-<br />
und Technologieführer in der WABCO-Gruppe<br />
auszubauen und damit die Entwicklung sowie den Fertigungsanlauf<br />
bis zur stabilen Serienproduktion von<br />
High-Tech-Produkten auf Dauer zu gewährleisten 21 .<br />
Desweiteren gehören zu den forschungsintensiven Industrieunternehmen<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die in der Landeshauptstadt<br />
ansässigen Unternehmen Solvay Deutschland<br />
GmbH sowie Höft & Wessel AG, die sich und ihre<br />
FuE-Aktivitäten in den folgenden Fenstern selbst darstellen.<br />
14) vgl. Geschäftsbericht 2000; http://www.benecke-kaliko.de vom 22.2.<strong>2002</strong>;<br />
http://www.conti-online.com vom 22.2.<strong>2002</strong>; http://www.contitech.de vom<br />
23.2.<strong>2002</strong><br />
15) vgl. schriftliche Information von A. Kanschik-Conradsen, Honeywell Specialty Chemicals<br />
Seelze GmbH; http://www.honeywell.com vom 22.2.<strong>2002</strong>;<br />
http://www.honeywellseelze.com vom 22.2.<strong>2002</strong><br />
16) vgl. schriftliche Information von K. Kraft, Komatsu Hanomag AG;<br />
http://www.komatsuhanomag.de vom 11.2.<strong>2002</strong><br />
17) Stand: Ende 2001<br />
18) vgl. schriftliche Information von R.-G. Münchow, Sennheiser electronic GmbH &<br />
Co KG; http://www.sennheiser.com vom 11.2.<strong>2002</strong><br />
19) vgl. http://www.varta.com vom 11.2.<strong>2002</strong><br />
20) Hauptsitz in Brüssel<br />
21) vgl. schriftliche Information von R. Fricke, WABCO <strong>Hannover</strong>; http://www.wabcoauto.com<br />
vom 11.2.<strong>2002</strong>
142<br />
INDUSTRIEFORSCHUNG UND REGIONALE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />
Industrieforschung bei Solvay in <strong>Hannover</strong>: Von Wärmedämmung und<br />
Reizdarm-Medikamenten (Sylvio Montag, Solvay Deutschland)<br />
Die internationale Solvay-Gruppe mit Sitz in Brüssel<br />
hat im Jahr 2000 bei einem Umsatz von 8,9 Mrd. €<br />
insgesamt 360 Mio. € in Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />
investiert. Die Zentrale der deutschen<br />
Solvay-Gruppe befindet sich in <strong>Hannover</strong>; hier wird<br />
unter anderem Forschung und Entwicklung für Solvays<br />
Fluor-Produkte und für den Unternehmensbereich<br />
Pharma betrieben. Mit Forschung und Entwicklung<br />
befassen sich am Solvay-Standort <strong>Hannover</strong><br />
rund 250 der insgesamt etwa 1.300 Beschäftigten.<br />
FUE IM FLUOR-BEREICH<br />
Im Fluorbereich hat Solvay im Jahr 2000 die Entscheidung<br />
getroffen, eine Anlage zur großtechnischen<br />
Produktion von Solkane ® 365 mfc zu errichten.<br />
Dieser Hydrofluorkohlenwasserstoff (HFKW) ist ein<br />
Isolier- und Treibmittel zur Schäumung von Polyurethan,<br />
das vor allem zur Wärmedämmung in Wohnund<br />
Industriegebäuden sowie Kühlhäusern genutzt<br />
wird. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für<br />
das neue Produkt wurden in <strong>Hannover</strong> durchgeführt,<br />
von wo aus auch das gesamte Fluorgeschäft der Solvay-Gruppe<br />
gesteuert wird. Es ist davon auszugehen,<br />
dass die Nachfrage nach Solkane ® 365 mfc künftig<br />
schnell weiter wachsen wird, da bei der Schaumkunststoff-Produktion<br />
ein Ersatz für bisher häufig noch<br />
verwendete HFCKW benötigt wird. HFCKW werden<br />
aufgrund ihres Ozonabbaupotenzials voraussichtlich<br />
ab Anfang 2003 in der EU, den USA und in Japan<br />
Anwendungsverboten unterliegen. Bereits in der Entwicklungsphase<br />
von Solkane ® 365 mfc wurde ein besonderes<br />
Augenmerk auf das Thema Umwelt gerichtet.<br />
So haben zwei von Experten des TÜV Nord begleitete<br />
und überprüfte Ökobilanz-Studien anhand<br />
der Untersuchung ganz konkreter Anwendungsbeispiele<br />
ergeben, dass Solkane ® 365 mfc – trotz eines<br />
materialbezogenen Treibhauspotenzials – Alternativprodukten<br />
auch bei der Beurteilung des Beitrags zum<br />
Klimaeffekt überlegen ist.<br />
Eine andere erfolgreiche Produktgruppe, die aus Solvays<br />
Fluor-FuE in <strong>Hannover</strong> hervorgegangen ist, sind<br />
fluorierte Synthesebausteine. Im Laufe des Jahres<br />
2001 ist das Interesse der Hersteller von Arzneimitteln<br />
und Agrochemikalien an diesen neuartigen Bausteinen<br />
stark gestiegen. Der Grund: Fluorierte Synthesebausteine<br />
(oder im Fachjargon: CF3-/CF2-Produkte)<br />
bewirken im Vergleich zu nicht fluorierten<br />
Wirksubstanzen eine bis zu 30fach höhere Aktivität,<br />
eine bessere Selektivität und eine bessere Umweltverträglichkeit.<br />
Das bedeutet, dass die Dosierung sowohl<br />
von Medikamenten als auch von Pflanzenschutzmitteln<br />
merklich reduziert werden kann – ein Plus für<br />
die Patienten bzw. die Umwelt.<br />
Forschungslabor Solvay Deutschland<br />
FUE IM PHARMA-BEREICH<br />
Im Pharma-Bereich konzentriert sich Solvay auf die<br />
Therapiegebiete Gynäkologie, Gastroenterologie<br />
(Magen/Darm), Psychiatrie und Kardiologie (Herz/<br />
Kreislauf). In der „Produkt-Pipeline“ befinden sich<br />
einige viel versprechende Präparate, die in den<br />
nächsten Jahren auf den Markt kommen könnten.<br />
Am Standort <strong>Hannover</strong> bearbeitet man unter anderem<br />
das Therapiegebiet Magen/Darm. Ein zwar nur<br />
selten gefährliches, für Patienten aber meist mit<br />
großem Leidensdruck verbundenes Krankheitsbild<br />
aus diesem Therapiegebiet ist der so genannte Reizdarm.<br />
Rund zehn Prozent der Weltbevölkerung sind<br />
davon betroffen, überwiegend Frauen. In den USA<br />
ist der Reizdarm gar die verbreitetste Erkrankung<br />
des Magen-Darm-Traktes; aktuellen Studien zufolge<br />
leiden bis zu 20 Prozent der US-Amerikaner daran.<br />
Mit DUSPATAL ® und DICITEL ® verfügt Solvay über ein<br />
in Jahrzehnten gewachsenes, außerordentlich hohes<br />
Maß an Kompetenz in der Reizdarm-Behandlung.<br />
Dieser Kompetenzvorsprung wird derzeit genutzt,<br />
um ein auf einem neuartigen pharmakologischen<br />
Konzept beruhendes Reizdarm-Medikament zu entwickeln.<br />
Es zielt auf die ursächliche, nicht die symptomatische<br />
Behandlung des Krankheitsbildes ab.<br />
Das innovative Arzneimittel (voraussichtlicher Markenname<br />
ABDOLAN ® ) befindet sich gegenwärtig in<br />
Phase III der klinischen Entwicklung; die weltweite<br />
Markteinführung soll 2004/2005 starten.<br />
WEITERE INDUSTRIEUNTERNEHMEN<br />
Neben diesen forschungsintensiveren Industrieunternehmen<br />
gibt es etliche bedeutende Unternehmen, die in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zwar große Betriebsstätten, ihre Forschungskapazitäten<br />
aber in anderen <strong>Region</strong>en haben.<br />
Dies betrifft u.a. die Betriebe aus dem Straßenfahrzeugbau,<br />
welche in <strong>Hannover</strong> produzieren und hierzu hochqualifiziertes<br />
Personal für wichtige hochwertige Funktionen<br />
wie Fertigungsplanung, -steuerung und -kontrolle,<br />
Einkauf usw. benötigen, ihre FuE-Aktivitäten aber an<br />
anderen Standorten (u.a. Wolfsburg, Braunschweig,<br />
Salzgitter) ausüben 22 .<br />
Als konkretes Beispiel kann Volkswagen Nutzfahrzeuge<br />
(VWN), der mit 15.000 Beschäftigten größte private<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 143<br />
Arbeitgeber der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, angeführt werden:<br />
Das Nutzfahrzeugwerk in <strong>Hannover</strong>-Stöcken stellt durchaus<br />
innovative und ausgesprochen wettbewerbsfähige<br />
Produkte her. Die FuE-Aktivitäten sind aufgrund von Synergieeffekten<br />
jedoch weitgehend am Hauptsitz der Volkswagen<br />
AG in Wolfsburg konzentriert. In <strong>Hannover</strong> findet<br />
lediglich der Prototypenbau statt, bei dem sich die<br />
unmittelbare räumliche Nähe zur Fertigung als vorteilhaft<br />
erweist 23 .<br />
Industrieforschung der Höft & Wessel AG: Kundenorientierte Forschung und Entwicklung im<br />
Bereich der Informationstechnologie (Anne Bentfeld, Höft & Wessel AG)<br />
INTELLIGENTE UND SCHNELLE IT-LÖSUNGEN<br />
Die Höft & Wessel Gruppe ist im Bereich der Informationstechnologie<br />
tätig und entwickelt, fertigt und<br />
vertreibt seit 1978 Hard- und Software. Das Unternehmen<br />
hat etwa 500 Mitarbeiter, davon rund 300<br />
in der Zentrale in <strong>Hannover</strong>. Höft & Wessel bietet<br />
komplette Systemlösungen in verschiedenen Produktgruppen.<br />
Die Unternehmenstätigkeit konzentriert sich<br />
auf den Bereich der mobilen Systeme mit mobiler<br />
Datenerfassung, Zahlungsverkehr, Verkehrstelematik<br />
und Internet, auf den Bereich Ticketing und Transport<br />
und auf den Bereich der Parkraumbewirtschaftung.<br />
Die Kernkompetenz bilden die Basistechnologien im<br />
Bereich der drahtlosen Datenübertragung wie DECT-,<br />
GSM- und FHSS-Kommunikationssysteme.<br />
Besondere Stärke des Unternehmens ist die rasche<br />
Entwicklung von kundenindividuellen IT-Lösungen, die<br />
technisch anspruchsvoll und gleichzeitig ausgesprochen<br />
anwenderfreundlich sind. Zu den Kunden von<br />
Höft & Wessel gehören die Deutsche Bahn, Lufthansa,<br />
TUI, ÜSTRA <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe AG, D2<br />
Vodafone, Mitropa, Aldi, Tengelmann oder die<br />
Schweizer Mövenpick.<br />
MASCHINEN FÜR MENSCHEN<br />
Die Anwendungsgebiete, in denen Entwicklungen<br />
von Höft & Wessel eingesetzt werden, sind breit<br />
gefächert: Neben der mobilen Datenerfassung und<br />
dem elektronischen Zahlungsverkehr gehört dazu<br />
das Ticketing, besonders bekannt sind hier neben<br />
den Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn AG<br />
die Check-In-Terminals der Lufthansa AG und insbesondere<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die tix und müx der<br />
ÜSTRA <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe AG. Einen<br />
Vorstoß in den Consumer-Bereich unternimmt Höft &<br />
22) vgl. H. Legler 2000, S. 9<br />
23) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 92; A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 43;<br />
http://www.vw-nutzfahrzeuge.de vom 11.2.<strong>2002</strong><br />
Wessel nun mit dem mobilen Internetcomputer<br />
skeye.pad, der als Multifunktionsgerät eingesetzt<br />
wird. Das prämierte Gerät wird mit einer Windows-<br />
Standard-Software ausgerüstet und ist als Arbeitsplatz<br />
ebenso einsetzbar wie zur Datenfernübertragung<br />
und zur mobilen Kommunikation.<br />
FLEXIBEL, SCHNELL, ZUVERLÄSSIG<br />
Schnelle Reaktionen und kurze Realisierungsfristen<br />
sind im Projektgeschäft der Regelfall. Damit Höft &<br />
Wessel solche Aufträge bewältigen kann, hat sich das<br />
Unternehmen die notwendige schlanke Struktur gegeben<br />
und seine Technologie modular aufgebaut. Die<br />
Abteilungen sind aufeinander eingespielt, die technischen<br />
Grundkomponenten erprobt und zuverlässig.<br />
Ein Beispiel liefert das Check-In-Terminal. Zum problemlosen<br />
Jahrtausendwechsel (Stichwort: Y2K-Problem)<br />
bei der Lufthansa hat auch Höft & Wessel beigetragen.<br />
Erst im Frühjahr 1999 wurde zwischen Lufthansa<br />
und Höft & Wessel die Entwicklung von Check-<br />
In-Terminals vereinbart, die kundenfreundlich sein<br />
sollten, robust und dennoch in modernem, ansprechendem<br />
Design. 200 Terminals der neuen Generation<br />
sollten innerhalb eines guten halben Jahres durch<br />
Höft & Wessel entwickelt, gebaut, installiert und in<br />
Betrieb genommen werden, rechtzeitig vor dem Jahreswechsel.<br />
Unter „Hochdruck“ wurden das Design,<br />
die Hardware und die Sys-temsoftware entwickelt.<br />
Die Anwendungssoftware kam von Lufthansa. Keine<br />
fünf Monate nach Vertragsunterzeichnung fand der<br />
Rollout im November 1999 statt.<br />
FUNKTIONALITÄT UND DESIGN DER PRODUKTE<br />
Die Produkte sind streng modular aufgebaut. Jedes<br />
Modul hat verschiedene Aufgaben, z.B. als Drucker,
144<br />
INDUSTRIEFORSCHUNG UND REGIONALE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />
Display, Kartenleser oder Stromversorgung. Die<br />
Modulpalette wird ständig erweitert, überarbeitet<br />
und erneuert, so dass sie immer auf dem neuesten<br />
Stand der Technik ist. Die Produkte sollen sich aber<br />
nicht nur durch eine hohe Funktionalität, sondern<br />
auch durch ansprechendes Design auszeichnen.<br />
Mehrere Entwickler und Designer arbeiten mit einem<br />
CAD-System parallel und somit zeitsparend an einem<br />
Produkt, ohne dass es dabei zu Parallelentwicklungen<br />
kommt. Die 3D-Modellierung ermöglicht eine<br />
sofortige Kollisionserkennung: Der entsprechende<br />
Arbeitsbereich ist für die Kollegen zwar einsehbar,<br />
aber dennoch für den Zugriff gesperrt.<br />
FUE IM MITTELPUNKT<br />
Forschung und Entwicklung stehen bei Höft & Wessel<br />
im Mittelpunkt. In der Unternehmens-Zentrale in <strong>Hannover</strong><br />
sind – Auszubildende eingeschlossen – fast die<br />
Hälfte der Mitarbeiter in der FuE tätig, eine beeindruckend<br />
hohe Zahl gegenüber den knapp 5% in<br />
normalen technikorientierten Unternehmen und etwa<br />
15-20% in der Telekommunikations-Branche.<br />
CAD-gestützte Entwicklung bei Höft & Wessel<br />
QUALIFIZIERTE UND MOTIVIERTE MITARBEITER<br />
Bekanntlich herrscht im IT-Bereich ein großer Mangel<br />
an Fachkräften. Höft & Wessel hat einen eigenen<br />
Weg beschritten, um dem Unternehmen hochqualifizierten<br />
Nachwuchs zu sichern. Seit August 1999 findet<br />
an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in<br />
<strong>Hannover</strong> eine neue, zweigleisige Ausbildung statt.<br />
In 38 Monaten durchlaufen die Studierenden eine<br />
theoretische und praktische Ausbildung, die sie mit<br />
einem Berufsabschluss der IHK und staatlich anerkanntem<br />
Diplom abschließen. Im Wechsel wird<br />
jeweils drei Monate lang gelernt und praktisch gearbeitet.<br />
Höft & Wessel ist von Beginn an beteiligt; die<br />
ersten Auszubildenden schließen im Herbst <strong>2002</strong> ihr<br />
Studium ab. Es ist nicht immer ganz einfach, denn<br />
das Projektgeschäft läuft nicht im dreimonatigen Rhythmus,<br />
oft „fehlen“ die Studierenden gerade dann,<br />
Mitarbeiter der Höft & Wessel AG<br />
nach Unternehmensbereichen<br />
10,6%<br />
14,2%<br />
Vertrieb<br />
Entwicklung<br />
Finanzen / Verwaltung<br />
Einkauf / Produktion<br />
Service<br />
wenn man sie am wenigsten entbehren kann. Unter<br />
dem Strich ist das jedoch zu verkraften, denn die Studierenden<br />
bringen eine überdurchschnittlich hohe<br />
Motivation mit und lassen neue Ideen in die Entwicklungsarbeit<br />
bei Höft & Wessel einfließen.<br />
SCHLANKE STRUKTUREN<br />
47,4%<br />
13,4%<br />
14,3%<br />
Um schnell auf neue Produktanforderungen und mögliche<br />
Marktschwankungen reagieren zu können, konzentriert<br />
sich Höft & Wessel auf die Kernkompetenzen<br />
und ganz bewusst auf eine geringe Fertigungstiefe<br />
mit schlanken Strukturen. Für die Serienfertigung<br />
arbeitet Höft & Wessel mit bewährten und<br />
renommierten Partnern zusammen. In <strong>Hannover</strong> wird<br />
entwickelt, konstruiert, programmiert und verkauft.<br />
Außerdem sind hier das Produktdesign und der Bau<br />
der Prototypen angesiedelt.<br />
9.2 Forschungsrelevante Rahmenbedingungen<br />
und Kooperationen in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Eine Bewertung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in Bezug auf FuE-<br />
Aktivitäten und hinsichtlich ihres Innovationspotenzials<br />
darf sich nicht ausschließlich auf die Analyse der Industriestruktur<br />
und der ansässigen Unternehmen beschränken.<br />
Wie bereits einleitend erwähnt, sind auch<br />
die weiteren Elemente und Akteure des regionalen Innovationssystems<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zu berücksichtigen.<br />
FORSCHUNGSRELEVANTE RAHMENBEDINGUNGEN<br />
DURCH DAS UMFELD<br />
Innerhalb eines regionalen Innovationssystems spielt<br />
neben den forschenden Industrieunternehmen und den<br />
weiteren Akteuren auch das räumliche Umfeld eine<br />
große Rolle, beispielsweise in Form von<br />
– vorherrschenden rechtlich-institutionellen Rahmenbedingungen<br />
(Regulierung und Normensetzung), die<br />
zumeist von der Politik auf nationaler Ebene vorgegeben<br />
werden,<br />
– Auswirkungen verschiedener nationaler und regionaler<br />
Politikfelder (insb. Forschungs- und Technologiepolitik),<br />
– qualifizierten Arbeitskräften,<br />
– Institutionen zur Finanzierung,<br />
– unternehmensorientierten Dienstleistungsunternehmen,<br />
– Aus- und Weiterbildungseinrichtungen oder<br />
– materieller Infrastruktur (z.B. überregionale Verkehrsanbindung,<br />
hochwertige Telekommunikationsinfrastruktur)<br />
24 .<br />
EINSCHÄTZUNG DER RAHMENBEDINGUNGEN<br />
DURCH DIE INDUSTRIEUNTERNEHMEN<br />
Die Industrieunternehmen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gaben<br />
in vorliegenden Betriebsbefragungen 25 folgende Einschätzungen<br />
zu wichtigen Standortfaktoren bzw. Rahmenbedingungen<br />
bei der Durchführung von Innovationen<br />
ab 26 :<br />
– Überwiegend sehr positiv wird die Qualität der Verkehrsinfrastruktur<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und die<br />
überregionale Verkehrsanbindung bewertet.<br />
– Positiv bewertet werden auch das Gewerbeflächenangebot<br />
und die Kommunikationsinfrastruktur.<br />
– Die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften als<br />
Basis für das Innovationspotenzial sowie das Vorhandensein<br />
geeigneter Zulieferer in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
werden von den befragten Unternehmen überwiegend<br />
als gut bewertet. Im weiteren räumlichen Umfeld wird<br />
das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften dagegen<br />
deutlich kritischer eingeschätzt.<br />
Im Großen und Ganzen bietet die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit<br />
ihren harten und weichen Standortfaktoren für die Industrieforschung<br />
gute Voraussetzungen, auch wenn andere<br />
<strong>Region</strong>en in Deutschland offenbar – zumindest für be-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 145<br />
stimmte Branchen – noch bessere Rahmenbedingungen<br />
bereitstellen 27 .<br />
INNOVATIONSORIENTIERTE KOOPERATIONEN<br />
Aufgrund der intensiven Arbeitsteiligkeit im Rahmen des<br />
Innovationsgeschehens ist – zumindest in knapper Form<br />
– auch auf die Ausgestaltung der forschungsorientierten<br />
Kooperationen in der <strong>Region</strong> einzugehen 28 .<br />
Wie schon betont, sind nicht nur die FuE-Aktivitäten der<br />
KMU, sondern auch die der Industrieunternehmen in<br />
immer größerem Ausmaß von verschiedenen Formen der<br />
arbeitsteiligen Zusammenarbeit geprägt. Dies betrifft<br />
v.a. die innovationsorientierten Kooperationen<br />
– innerhalb verschiedener Funktionseinheiten und ggf.<br />
verschiedener Standorte eines Unternehmens,<br />
– zwischen Unternehmen innerhalb einer Branche (industrielle<br />
Gemeinschaftsforschung) bzw. zwischen Abnehmern<br />
und Zulieferern,<br />
– zwischen Unternehmen und unternehmensnahen<br />
Dienstleistern, die jeweils aufeinander angewiesen<br />
sind und sich gegenseitig stimulieren,<br />
– zwischen Unternehmen und Hochschulen 29 und auch<br />
zwischen Unternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
(Verbundforschung).<br />
Innerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> finden zwischen den<br />
verschiedenen Innovationsakteuren zahlreiche Prozesse<br />
arbeitsteiliger FuE statt, die aber stark unterschiedlich<br />
– z.B. nach Branche oder individueller Unternehmenskultur<br />
– ausgeprägt sind.<br />
Während einige Analysen von einer vergleichsweise<br />
geringen Kooperationsneigung der Industrieunternehmen<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ausgehen 30 , kommen andere<br />
Untersuchungen 31 – abhängig von der Relation zu<br />
den jeweils gewählten Vergleichsregionen – zu positiveren<br />
Ergebnissen für die Kooperationskultur in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong>. Demnach wird beispielsweise beim Vergleich<br />
der Kooperationsneigung in der Untersuchungsregion<br />
32 mit den <strong>Region</strong>en Baden und Sachsen deutlich,<br />
dass die Bereitschaft zu innovationsorientierten Kooperationen<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bei den Industriebe-<br />
24) vgl. u.a. W. Weibert 2001, S. 36 f.<br />
25) vgl. A. Backhaus u. O. Seidel 1997, S. 59 ff.; A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 57 ff.<br />
26) Auf die Variation dieser Ergebnisse nach Betriebsgröße, Branche und Innovationstätigkeit<br />
der befragten Unternehmen soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen<br />
werden.<br />
27) siehe Verdichtungsraumvergleich (Teil I)<br />
28) siehe ergänzend u.a. auch Abschnitte 10, 11 und 12<br />
29) Die Kooperationsbeziehungen von Industrieunternehmen und Hochschulen innerhalb<br />
einer <strong>Region</strong> sind allerdings nicht überzubewerten, da renommierte Hochschulinstitute<br />
in großem Maße überregional und international orientiert kooperieren.<br />
Hinzu kommt, dass weite Bereiche der Hochschulforschung nicht mit dem<br />
unmittelbaren Ziel einer wirtschaftlichen Verwertung betrieben werden und somit<br />
für die privatwirtschaftlichen Unternehmen nur eine sehr eingeschränkte Bedeutung<br />
aufweisen.<br />
30) vgl. z.B. H. Legler 2001<br />
31) vgl. z.B. A. Backhaus, O. Seidel 1997<br />
32) Im Forschungsdreieck <strong>Hannover</strong>-Braunschweig-Göttingen wurden fast 900 regionale<br />
Innovationsakteure (Industriebetriebe, Forschungseinrichtungen, unternehmensnahe<br />
Dienstleister) schriftlich befragt.
146<br />
INDUSTRIEFORSCHUNG UND REGIONALE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />
trieben – insbesondere in der Branche der elektro-technischen<br />
Betriebe – deutlicher ausgeprägt ist als in den<br />
Vergleichsregionen.<br />
Das Vorhandensein an außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
sowie deren Beratungsangebot wird von<br />
Seiten der in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ansässigen Unternehmen<br />
insgesamt als positiv gewertet. Trotzdem ist eine<br />
leicht unterdurchschnittliche Kooperationsneigung mit<br />
Forschungseinrichtungen zu beobachten. Offenbar hat<br />
ein Großteil der Unternehmen noch nicht erkannt, dass<br />
Kooperationen mit diesen Einrichtungen sowie die Angebote<br />
der Technologietransfer-Stellen erhebliche Innovationspotenziale<br />
bieten 33 .<br />
In räumlicher Hinsicht werden die Kooperationspartner –<br />
insbesondere im Bereich der FuE – aber i.a. nicht nur<br />
intraregional, also in der räumlichen Nähe des jeweiligen<br />
Unternehmensstandortes, sondern überregional und<br />
teilweise auch international gesucht. Diese Tendenzen<br />
sind auch in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zu beobachten.<br />
9.3 Zusammenfassende Beurteilung<br />
der Innovationspotenziale der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Das Innovationspotenzial einer <strong>Region</strong> setzt sich u.a.<br />
zusammen aus der Leistungsfähigkeit der forschenden<br />
Unternehmen hinsichtlich betrieblicher Innovationsaktivitäten<br />
(9.1) und den in einer <strong>Region</strong> vorherrschenden<br />
Rahmenbedingungen sowie der Ausprägung der innovationsorientierten<br />
Kooperationen (9.2).<br />
ISOLIERTE BETRACHTUNG DES<br />
INDUSTRIESEKTORS<br />
Nur für sich betrachtet, lässt die Bewertung des insgesamt<br />
unterrepräsentierten Industriesektors der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> sowie der hier ansässigen Unternehmen und<br />
der Struktur ihrer FuE-Aktivitäten den Schluss zu, dass die<br />
Forschungsanstrengungen der Industrie und das Innovationspotenzial<br />
der <strong>Region</strong> im Vergleich zu anderen Agglomerationsräumen<br />
Defizite aufweisen.<br />
Der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> fehlt es dabei aber durchaus nicht<br />
an forschungsintensiven Branchen wie dem dominierenden<br />
Straßenfahrzeugbau, FuE-intensiven Unternehmen<br />
und an Innovationspotenzialen der Industrie, z.B. in<br />
Form von qualifizierten Arbeitskräften (Humankapitalbzw.<br />
Wissenschaftlerintensität). Auch die in der <strong>Region</strong><br />
hergestellten Industrieerzeugnisse sind oftmals sehr innovativ<br />
und wettbewerbsfähig.<br />
Die verfügbaren Qualifikationen und Potenziale werden<br />
jedoch von der Industrie nur in vergleichsweise geringem<br />
Ausmaß für experimentelle Forschung oder für die<br />
Entwicklung neuer Produkte eingesetzt. Festzustellen ist<br />
eine insgesamt leicht unterdurchschnittliche Intensität der<br />
Innovationsaktivitäten mit einer Spezialisierung im Bereich<br />
der höherwertigen Technik bzw. gehobenen Gebrauchstechnologie<br />
34 und nur vereinzelten „Highlights“<br />
in der Spitzentechnologie 35 . Die Industrieunternehmen<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind tendenziell offenbar eher<br />
Anwender von hochwertigen Technologien und nicht<br />
„Technologieproduzenten“. Der Industriesektor der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> ist im Großen und Ganzen also auf mittlere<br />
Technologien und dabei insbesondere auf das Automobil<br />
ausgerichtet 36 .<br />
FUE-INTENSITÄT DER REGION HANNOVER ALS<br />
AGGLOMERATIONSRAUM<br />
Industrielle FuE-Aktivitäten sind in räumlicher Hinsicht<br />
insbesondere auf Verdichtungsräume konzentriert 37 , von<br />
denen Niedersachsen aber strenggenommen nur die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> ausweist. Die erfindungsstärksten <strong>Region</strong>en<br />
Niedersachsens – u.a. messbar am Indikator der<br />
Patentanmeldungen – sind die beiden Agglomerationsräume<br />
<strong>Hannover</strong> und insbesondere die <strong>Region</strong> Braunschweig.<br />
Relativierend muss dabei allerdings festgestellt<br />
werden, dass Niedersachsen im Jahr 2000 mit 6,6% der<br />
Patentanmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt<br />
in der Rangfolge der Bundesländer nur den 5.<br />
Platz 38 einnimmt 39 . Auch bei der Analyse anderer Indikatoren<br />
(z.B. Besatz mit FuE-intensiven Industriezweigen,<br />
FuE-Beschäftigtenquote) wird deutlich, dass Niedersachsen<br />
nicht zur Spitze der forschungsintensiven Bundesländer<br />
zählt.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gehört im Vergleich der Agglomerationsräume<br />
nicht zu den überregional führenden FuE-<br />
Zentren, beispielsweise liegt der FuE-Anteil der Industriebeschäftigten<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> deutlich unter<br />
dem Durchschnitt der Verdichtungsräume. Im Wettbewerb<br />
avancierter Technologien ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
immer noch vergleichsweise schlecht positioniert 40 . Innerhalb<br />
der <strong>Region</strong> erreicht lediglich die Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong> den westdeutschen Durchschnitt an FuE-Intensität<br />
41 .<br />
ERWEITERUNG DER BETRACHTUNG AUF DAS<br />
INNOVATIONSSYSTEM, DIE RAHMENBEDINGUN-<br />
GEN UND DIE KOOPERATIONEN<br />
Unter Berücksichtigung der weiteren Elemente und<br />
Akteure des kooperativen Innovationsgeschehens verfügt<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als politisches und wirtschaftliches<br />
Zentrum des Landes mit den Hochschulen, außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen und Technologietransfer-Einrichtungen<br />
insgesamt aber durchaus über eine<br />
hochwertige Forschungsinfrastruktur. Als regionales<br />
Innovationssystem erlangt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> insgesamt<br />
den Status eines bedeutenden überregionalen Forschungszentrums.<br />
Das räumliche Umfeld gibt in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im<br />
Großen und Ganzen gute Rahmenbedingungen für Industrieforschung<br />
vor. Die wichtigen Standortfaktoren der<br />
überregionalen Verkehrsanbindung und der Verkehrsund<br />
Kommunikationsinfrastruktur werden von Seiten der<br />
Unternehmen insgesamt als hervorragend bewertet.<br />
Auch das Angebot qualifizierter Arbeitskräfte und geeigneter<br />
Zulieferer werden positiv eingeschätzt. Alles in<br />
allem kann die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit ihrem Besatz an<br />
harten und weichen Standortfaktoren gute Voraussetzungen<br />
für die Industrieforschung bieten.<br />
Die für Innovationen sehr bedeutsame „Kooperationskultur“<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird uneinheitlich bewertet.<br />
Die innovationsorientierte Zusammenarbeit der forschenden<br />
Unternehmen geschieht in vielen Formen und ist sehr<br />
individuell ausgeprägt. Insgesamt ist aber eine leicht<br />
unterdurchschnittliche Kooperationsneigung, z.B. zwischen<br />
Industrieunternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />
festzustellen. Durch eine verbesserte<br />
Kooperation der regionalen Wirtschaft untereinander<br />
sowie mit den hannoverschen Hochschulen, außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen und Technologietransfer-Stellen<br />
könnte das Innovationspotenzial der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weiter gestärkt und die positiven Effekte<br />
für die regionale Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur<br />
gebündelt und ausgeschöpft werden.<br />
ENTWICKLUNG IN DEN 90ER JAHREN<br />
In den 90er Jahren hat sich der Abstand der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> zu den führenden Verdichtungsräumen<br />
Deutschlands hinsichtlich des Innovationspotenzials verkürzt.<br />
Während es in den letzten Jahren in Deutschland<br />
beispielsweise insgesamt eine Reduzierung des FuE-Personals<br />
gegeben hat, sind die FuE-Kapazitäten in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> deutlich ausgeweitet worden 42 . Dieser<br />
Aufholprozess ist offenbar zu großen Teilen auf den<br />
überproportional großen Ausbau der FuE-Kapazitäten<br />
im Bereich des Straßenfahrzeugbaus zurückzuführen.<br />
Der Automobilbau hat – zusammen mit seinen Zulieferern,<br />
u.a. aus den Branchen Chemie, Kunststoff/Gummi,<br />
Elektronik, Metallerzeugung – seine FuE-Kapazitäten signifikant<br />
erhöht, wovon die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> besonders<br />
profitieren konnte 43 .<br />
Der Aufholprozess der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hinsichtlich<br />
industrieller FuE ist insbesondere im Bereich der mittleren<br />
und gehobenen Technologien feststellbar. Defizite ergeben<br />
sich demgegenüber weiterhin im Bereich der<br />
Spitzentechnologien: Während „Technologieführerschaft”<br />
nur in Ausnahmefällen anzutreffen ist, konnte die<br />
starke Stellung in der kompetenten Anwendung bzw.<br />
Umsetzung avancierter Forschungsergebnisse behauptet<br />
werden. Allerdings haben auch einige Spitzenbereiche<br />
(Biotechnologie, IuK) stark an Profil gewonnen 44 .<br />
AUSBLICK<br />
Angesichts dieser jüngsten Aufholprozesse sowie der<br />
zukünftig intensiver auszunutzenden Kooperationspotenziale<br />
fällt der Ausblick für die Industrieforschung und das<br />
Innovationspotenzial der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> positiv aus.<br />
Von dem in der <strong>Region</strong> stark vertretenen Automobilbau<br />
dürften mit seiner großen FuE-Dynamik und seinen ebenfalls<br />
hier ansässigen Zulieferern aus anderen Branchen<br />
(u.a. Elektronik, Gummi- und Kunststoffverarbeitung)<br />
weiterhin positive Impulse erwartet werden. Allerdings<br />
sollte bedacht werden, welche Konsequenzen eine noch<br />
größere technologische Abhängigkeit von einer einzigen<br />
Industrie mit ihrem sehr spezifischen Wissens- und<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 147<br />
Kulturen in der Petrischale<br />
Kompetenzbedarf haben könnte und ob nicht wieder auf<br />
eine stärkere Diversifizierung der industriellen Innovationspotenziale<br />
hingearbeitet werden sollte 45 . Mit der<br />
angestrebten weiteren Profilierung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
als Standort für Medizintechnik und Biotechnologie<br />
sowie IuK sind diesbezüglich bereits zukunftsorientierte<br />
Ansätze vorhanden.<br />
33) vgl. A. Backhaus u. O. Seidel 1997, S. 59 ff.; A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 57 ff.<br />
34) FuE-Intensität zwischen 3,5 und 8,5% des Umsatzes<br />
35) FuE-Intensität von über 8,5% des Umsatzes<br />
36) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 5, 42, 87 ff.; A. Brandt u. T. Klodt<br />
2001, S. 149 ff.<br />
37) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 57; H. Legler 2000, S. 5<br />
38) Spitzenreiter: Bayern mit 24,9% und Baden-Württemberg mit 23,3%<br />
39) vgl. S. Greif, Deutsches Patent- und Markenamt, Vortrag beim Workshop des Niedersächsischen<br />
Landesamt für Statistik am 8. März 2001<br />
40) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 57; H. Legler 2000, S. 7; siehe auch<br />
Abschnitt 5.1<br />
41) vgl. A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 155<br />
42) vgl. A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 155<br />
43) vgl. H. Legler u. J. Schmidt in A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 154. Weitere Faktoren<br />
für den Aufholprozess der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind Abschnitt 5.1 zu entnehmen.<br />
44) vgl. H. Legler 2000, S. 31<br />
45) vgl. unveröffentlicher Beitrag von H. Legler, Dezember 2001
148<br />
10.<br />
Schwerpunkte außeruniversitärerForschungseinrichtungen<br />
Kai Weber<br />
In Abschnitt 5 wurde bereits die Position der außeruniversitären<br />
Forschung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Vergleich<br />
zu den anderen deutschen Verdichtungsräumen<br />
dargestellt. Demnach bieten außeruniversitäre wissenschaftliche<br />
Einrichtungen auch für die hannoversche<br />
Wirtschaft Anknüpfungspunkte für Innovationsaktivitäten.<br />
Gerade in den für hochwertige technologische Forschungsaktivitäten<br />
relevanten Angebotsbereichen ist<br />
<strong>Hannover</strong> jedoch weniger stark vertreten. Dies sollte<br />
nicht pauschal im negativen Sinne überbewertet werden,<br />
da Technologie- und Wissenstransfer neben der<br />
Ausbildungsfunktion der öffentlich geförderten wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen außerhalb der Hochschulen<br />
nur zum Teil die Existenznotwendigkeit der Institute<br />
begründen. Sie leiten ihre Existenz und Funktion vielfach<br />
aus anderen Aufgaben ab.<br />
Wie die nähere Betrachtung zeigt, verfügt die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und<br />
Rohstoffe (BGR), dem Niedersächsisches Landesamt für<br />
Bodenforschung und dem Institut für Geowissenschaft-<br />
IPH – Institut für Integrierte Produktion gGmbH<br />
Das IPH wurde 1988 aus der Universität <strong>Hannover</strong> ausgegründet<br />
und bearbeitet nationale sowie internationale<br />
Forschungsprojekte zu praxisbezogenen Themen<br />
der Produktionstechnik. Mit den produktionstechnischen<br />
Instituten der Universität bestehen nach der Ausgründung<br />
auch heute noch enge Kooperationen. Darüber<br />
hinaus ist das Institut als Beratungs- und Forschungspartner<br />
produzierender Unternehmen ein wichtiges<br />
Bindeglied zwischen Industrie und Wissenschaft.<br />
Das Institut entwickelt innovative, anwendungsorientierte<br />
und wirtschaftliche Lösungen für individuelle<br />
Problemstellungen auf dem Gebiet der Produktionstechnik.<br />
Das Leistungsspektrum reicht hierbei von der<br />
Entwicklung eines Lösungsansatzes über Konzeption<br />
und Planung bis zur Umsetzung. Für kleine und mittlere<br />
Produktionsunternehmen in Niedersachsen bietet<br />
das IPH zudem komplette Orientierungsberatungen<br />
auf dem Gebiet der modernen Produktionstechnik an.<br />
liche Gemeinschaftsaufgaben (GGA) über einen ausgeprägten<br />
naturwissenschaftlichen Schwerpunkt im Bereich<br />
Geowissenschaften (Übersicht 10-1). Insgesamt sind in<br />
den drei Instituten über tausend Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Die BGR ist mit gut 700 Beschäftigten der mit Abstand<br />
größte Arbeitgeber bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Der Anteil<br />
von wissenschaftlichen Mitarbeitern an den Beschäftigten<br />
ist jedoch bei den Bundes- bzw. Landesanstalten<br />
insgesamt geringer als bei den anderen außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen. Der relativ hohe Anteil<br />
an nicht-wissenschaftlichem Personal ist dadurch begründet,<br />
dass diese Einrichtungen nicht nur Forschung betreiben,<br />
sondern zu einem großen Teil hoheitliche Aufgaben<br />
wahrnehmen.<br />
Weitere bedeutende außeruniversitäre Einrichtungen in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Bereich der Naturwissenschaften<br />
sind u.a. das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung,<br />
die IPF PharmaCeuticals GmbH (ehemals<br />
Roboter vor Schmelzofen<br />
Als Branchenschwerpunkte haben sich in letzter Zeit<br />
die Automobil- und Luftfahrtindustrie, die Schmiedeindustrie,<br />
der Sondermaschinenbau sowie der<br />
Werkzeug- und Formenbau herausgebildet.<br />
Die besonderen Kompetenzen des Instituts liegen<br />
zum einen im Bereich der Organisation sowie Logistik<br />
und betreffen hierbei u.a. Geschäftsprozesse,<br />
Fertigungsstrukturierung und Fabrikplanung, Beurteilung<br />
der Logistikleistung, Fertigungscontrolling und<br />
Benchmarking sowie Potenzial- und Wirtschaftlichkeitsanalysen.<br />
Zum anderen arbeitet das Institut im<br />
Bereich technischer Informationssysteme (CAD-<br />
/CAM-/DNC-Systeme, ERP-/PPS- und Fertigungsleitsysteme,<br />
Monitoring- und Controllingsysteme sowie<br />
Simulationssysteme). In der Produktionstechnologie<br />
liegt der Schwerpunkt in der Entwicklung neuer<br />
Schmiedetechnologien und der Auslegung von Verfahren<br />
und Prozessketten.<br />
Niedersächsisches Institut für Peptidforschung) und das<br />
Max-Planck Institut für experimentelle Endokrinologie. Für<br />
das Jahr 2004 ist die Eröffnung einer Außenstelle des<br />
Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik, Golm (Brandenburg)<br />
in <strong>Hannover</strong> vorgesehen.<br />
Zahlreiche Einrichtungen in der <strong>Region</strong> haben zudem<br />
eine ingenieurwissenschaftliche Ausrichtung. Vor allem<br />
im Bereich der Produktionstechnik weist der Forschungsstandort<br />
<strong>Hannover</strong> besondere Stärken auf. Hierunter<br />
befindet sich das Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> mit gut 200<br />
Beschäftigten (siehe Fenster) und das IPH Institut für Integrierte<br />
Produktion <strong>Hannover</strong> (siehe Fenster).<br />
Daneben gibt es in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> aber auch eine<br />
beträchtliche Anzahl von außeruniversitären Forschungs-<br />
HIS – Hochschulinformations-Systeme GmbH<br />
Die HIS GmbH wurde bereits 1969 gegründet und<br />
beschäftigt derzeit 160 Mitarbeiter. Das Forschungsund<br />
Service-Unternehmen unterstützt auf bundesweiter<br />
Ebene die Hochschulentwicklung mit Analysen<br />
und praktischen Dienstleistungen.<br />
Die Tätigkeitsfelder werden bestimmt von der derzeit<br />
stattfindenden Neuorganisation des Studien- und Prüfungswesens.<br />
So hat die HIS GmbH zum einen die<br />
Aufgabe, die Hochschulen im Prozess des Übergangs<br />
von (rein) staatlicher Finanzierung und Steuerung<br />
zu größerer finanzieller Autonomie und Eigenverantwortung<br />
sowie verbessertem Management zu<br />
unterstützen. Zum anderen unterstützt sie die Hochschulen<br />
und die zuständigen Verwaltungen in ihrem<br />
Bemühen um eine rationelle und wirtschaftliche Erfüllung<br />
der Hochschulaufgaben. Das Institut arbeitet<br />
dabei mit Ministerien, Hochschulen und weiteren<br />
Institutionen im Hochschulbereich (insbesondere auch<br />
mit dem Deutschen Studentenwerk) zusammen.<br />
LZH – Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> e.V.<br />
Das Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> fördert seit 1986 die<br />
angewandte Forschung auf dem Gebiet der Lasertechnik.<br />
Das Institut kooperiert eng mit der Universität<br />
<strong>Hannover</strong> (Institut für Quantenoptik, Institut für Fertigungstechnik<br />
und Spanende Werkzeugmaschinen,<br />
Institut für Werkstoffkunde), der Materialprüfanstalt<br />
<strong>Hannover</strong>, der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt<br />
<strong>Hannover</strong> und dem Institut für Integrierte<br />
Produktion.<br />
Zu den Hauptaufgaben des Laser Zentrums zählen<br />
Forschungs- und Entwicklungsvorhaben in den Bereichen<br />
Laserentwicklung und Laseranwendung. Das<br />
Institut führt technische und wissenschaftliche Beratungen<br />
mit dem Ziel durch, Forschung und Praxis<br />
zusammenzuführen. Zudem werden Dienstleistungen<br />
auf dem Gebiet der Immissions- und Emissionsmes-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 149<br />
einrichtungen mit wirtschafts-, sozial- und geisteswissenschaftlicher<br />
Ausrichtung. Zu den bundesweit besonders<br />
profilierten Forschungsbereichen zählen u.a. die Hochschulforschung<br />
(HIS – Hochschul-Informations-System, siehe<br />
Fenster) und die kriminologische Forschung (Kriminologisches<br />
Forschungsinstitut Niedersachsen).<br />
Mit dem Institut für Tierzucht und Tierverhalten der Bundesanstalt<br />
für Landwirtschaft, dem Veterinärmedizinischen<br />
Institut des Niedersächsischen Landesamtes für<br />
Verbraucherschutz und der Lehr- und Versuchsanstalt für<br />
Gartenbau der Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong> verfügt<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> darüber hinaus auch im<br />
Bereich des Veterinärwesens und der Agrarwirtschaft<br />
über außeruniversitäre Forschungskapazitäten.<br />
Die Kompetenzen der HIS GmbH liegen in drei<br />
Arbeitsbereichen: Der Bereich „Informationstechnologie<br />
in der Hochschulverwaltung“ beschäftigt sich mit<br />
der Entwicklung, Einführung und Pflege EDV-gestützter<br />
Verwaltungsverfahren für Hochschulen. In dem<br />
Aufgabengebiet „Studentenforschung, Organisation<br />
von Studium und Lehre, Hochschulsteuerung und<br />
-finanzierung“ werden sozialwissenschaftliche Untersuchungen<br />
zur Schaffung von Entscheidungsgrundlagen<br />
im Hochschulbereich durchgeführt. Des Weiteren<br />
umfasst die Arbeit des Bereichs „Bedarfs-, Bau- und<br />
Nutzungsplanung, Arbeits- und Umweltschutz, Technische<br />
Versorgung, Betriebswirtschaft“ Projekte des<br />
hochschulübergreifenden Liegenschafts-, Flächenund<br />
Gebäudemanagements sowie Projekte des<br />
Arbeits- und Umweltschutzes an Hochschulen.<br />
sungen angeboten sowie Fachkräfte für die Entwicklung,<br />
Anwendung und Bedienung von Lasersystemen<br />
ausgebildet.<br />
Die Arbeitsschwerpunkte des Laserzentrums liegen in<br />
den Bereichen Prozesstechnologie, Anlagentechnik,<br />
Optiken und Beschichtungen, Laserentwicklung sowie<br />
Umweltanalytik. Der Aus- bzw. Aufbau der Themenfelder<br />
Photonische Mikrotechnologie, Medizintechnik<br />
und Mikromechatronik sollen die Basis zukünftiger<br />
Forschungsaktivitäten bilden. Eine besondere Stärke<br />
des LZH ist die fachliche Verknüpfung zwischen physikalischen<br />
und ingenieurtechnischen Bereichen. Aus<br />
der engen Zusammenarbeit von Fertigungstechnikern,<br />
Werkstoffkundlern und Physikern ergeben sich<br />
so fachübergreifende Lösungen von Problemen aus<br />
allen Bereichen des Lasereinsatzes.
150<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
uni transfer: Ihr Partner für den Wissenstransfer<br />
aus der Universität in die Wirtschaft<br />
Ein Unternehmen aus der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat ein Problem,<br />
das die Qualitätssicherung seiner Produkte betrifft<br />
und wendet sich damit an uni transfer. Die Forschungsund<br />
Technologiekontaktstelle der Universität <strong>Hannover</strong><br />
vermittelt diese Anfrage an ein Institut, das entsprechende<br />
Untersuchungen durchführt.<br />
Wie sich herausstellt, handelt es sich nicht um einen<br />
Produktionsfehler, sondern um eine nicht sachgerechte<br />
Anwendung beim Kunden. Da das Unternehmen schnell<br />
eine Lösung für sein Problem erhalten hat, erteilt es<br />
weitere Analyseaufträge an die Universität <strong>Hannover</strong>.<br />
Dies ist nur ein Beispiel für die Beratung von Unternehmen<br />
bei der Suche nach praktischen Lösungen. Die<br />
Anfragen kommen aus allen Bereichen der Wirtschaft<br />
und reichen von der Optimierung von Maschinenelementen<br />
über die Aufklärung der Ursachen von Schadensfällen<br />
bis hin zur Anwendung neuer Normen, Standards<br />
oder Rechtsvorschriften.<br />
Im genannten Beispiel kam der Erstkontakt zum Unternehmen<br />
während einer Veranstaltung der Reihe „Knowhow<br />
für die Wirtschaft“ zustande. Unternehmen erhalten<br />
in dieser Veranstaltungsreihe regelmäßig Einblick in<br />
neue Entwicklungen und Angebote aus der Universität.<br />
Das Themenspektrum reicht von A wie Abwasserbehandlung<br />
bis Z wie Zertifizierung.<br />
Anfragen erfolgen auch als Resonanz auf die regelmäßig<br />
erscheinenden „Technologie-Informationen niedersächsischer<br />
Hochschulen“. Hier werden anwendungsorientierte<br />
Ergebnisse aus den niedersächsischen Hochschulen in<br />
komprimierter Form praxisbezogen dargestellt. Themen<br />
der letzten Ausgaben waren Bautechnik, Seeverkehr/<br />
Schiffstechnik, Messtechnik und Electronic Government.<br />
Darüber hinaus informiert der „Forschungskatatalog<br />
<strong>Hannover</strong>“ mit seinen rund 1700 Einträgen über das<br />
Dienstleistungsangebot und die technische Ausstattung<br />
der hannoverschen Hochschulen. Er ist – wie auch der<br />
„Forschungsbericht der Universität <strong>Hannover</strong>“ – sowohl<br />
in Papierform als auch ständig aktualisiert im Internet<br />
verfügbar.<br />
Über die Transferangebote aus der Universität <strong>Hannover</strong><br />
hinaus bietet uni transfer Ihnen auch die Möglichkeit, Ihr<br />
Das Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen<br />
der Universität <strong>Hannover</strong> präsentiert auf der <strong>Hannover</strong><br />
Messe einen neuartigen Handhabungsroboter mit Parallelkinematik.<br />
Technologieangebot oder Ihre Technologieanfrage international<br />
bekannt zu machen. Als Partner im Innovation<br />
Relay Centre Niedersachsen / Sachsen-Anhalt hilft uni<br />
transfer kleinen und mittleren Unternehmen dabei, im<br />
europäischen Ausland Partner für Industriekooperationen<br />
zu finden.<br />
Unternehmen, die ihre Geschäftsfelder erweitern möchten<br />
und Interesse an der Einlizenzierung von Hochschulpatenten<br />
haben, können sich ebenfalls an uni transfer<br />
wenden. Ihre Anfragen leiten wir an die Innovationsgesellschaft<br />
Universität <strong>Hannover</strong> mbH weiter, die im Auftrag<br />
der niedersächsischen Hochschulen deren Patente<br />
verwaltet. Auch wenn Sie neue Mitarbeiter suchen, helfen<br />
wir Ihnen gerne weiter: Unternehmen können ihre<br />
diesbezüglichen Angebote in der Absolventenstellenbörse<br />
„JobConnect“ der Universität <strong>Hannover</strong> veröffentlichen.<br />
uni transfer berät aber nicht nur bestehende Unternehmen<br />
sondern ist auch Ansprechpartner für Existenzgründer<br />
aus den hannoverschen und hildesheimer Hochschulen.<br />
In Fachvorträgen und Seminaren erhalten<br />
die Jungunternehmer Informationen z.B. zu betriebswirtschaftlichen<br />
oder steuerrechtlichen Fragen. In der individuell<br />
zugeschnittenen Einzelfallbetreuung werden alle<br />
Fragen der Gründung besprochen. Uni transfer begleitet<br />
damit aktiv die Existenzgründer aus den genannten<br />
Hochschulen bei ihren ersten Schritten in die Selbständigkeit.<br />
ADRESSE:<br />
uni transfer<br />
Forschungs- und Technologiekontaktstelle<br />
Universität <strong>Hannover</strong><br />
Wilhelm-Busch-Str. 22<br />
30167 <strong>Hannover</strong><br />
Tel.: (0511) 7 62 - 57 22<br />
Fax: (0511) 7 62 - 57 23<br />
E-Mail: info@t-uni-hannover.de<br />
Internet: www.tt.uni-hannover.de<br />
Übersicht<br />
10-1<br />
Institut 1<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 151<br />
Wirtschaftlich relevante außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
(Auswahl)<br />
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />
(Bundeseinrichtung mit Forschungsaufgaben im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie,<br />
zentrale Fachinformationseinrichtung)<br />
– Zentrale geowissenschaftliche Beratungsinstitution der Bundesregierung, Beratung der deutschen Wirtschaft in georelevanten<br />
Themenkomplexen sowie Mitarbeit bei der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Geotechnische Sicherheit/Endlagerung, Überwachung des Kernwaffenteststoppabkommens/<br />
Nationales Datenzentrum, fossile Energie, mineralische Rohstoffforschung, Meeres- und Polarforschung, umweltschonende<br />
Ressourcennutzung, geologische Risiken sowie Klimaentwicklung<br />
Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung<br />
– Forschungseinrichtung zur Durchführung von geologischen, geophysikalischen und bodenkundlichen Untersuchungen<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Bodenkundliche Landeserforschung, geologische Landeserforschung, Landesplanung, angewandte<br />
Geologie (Lagerstätten, Hydrogeologie, Ingenieurgeologie)<br />
Technische Informationsbibliothek der Universität <strong>Hannover</strong> (Blaue Liste-Einrichtung, zentrale Fachbibliothek)<br />
– Dienstleistungen im Bereich der Dokumentlieferung für externe Kunden und lokale Literaturversorgung für die Angehörigen<br />
der Universität <strong>Hannover</strong><br />
– Arbeitsschwerpunkte: „Digitale Bibliothek“, „Virtuelle Fachbibliothek Technik“, Elektronische Zeitschriften in der überregionalen<br />
Literaturversorgung (EZUL)<br />
Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft – Institut für Tierzucht und Tierverhalten, Neustadt a. Rbge.<br />
– Forschungsarbeiten zur Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen als Entscheidungshilfen für die Ernährungs- und<br />
Forstwirtschaftspolitik und zur Erweiterung wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Züchtung und genetische Ressourcen, funktionelle Genetik und Bioregulation, Biotechnologie,<br />
Haltung und Tierschutz, Produktions- und Produktqualität<br />
Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung<br />
– Forschungsarbeiten und Dienstleistungen auf dem Gebiet des Umwelt- und Gesundheitsschutzes sowie in der<br />
Pharmaforschung<br />
– Arbeitsschwerpunkte: toxikologische, pharmakologische und präklinische Untersuchungen für die Zulassung von<br />
Chemikalien und Arzneimitteln, Erzeugung transgener Tiere und differenzierter immortaler Zelllinien verschiedenen<br />
Ursprungs sowie die Produktion von rekombinanten Proteinen<br />
HIS – Hochschul-Informations-System GmbH<br />
– Analysen und praktische Dienstleistungen für die Hochschulentwicklung<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Entwicklung, Einführung und Pflege EDV-gestützter Systeme zur Rationalisierung der Hochschulverwaltung,<br />
sozialwissenschaftliche Untersuchungsreihen zur Dauerbeobachtung wichtiger bildungspolitischer<br />
Entwicklungen, Projekte des hochschulübergreifenden Liegenschafts-, Flächen- und Gebäudemanagements sowie<br />
Projekte des Arbeits- und Umweltschutzes an Hochschulen<br />
LZH – Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> e.V.<br />
– Forschung und Entwicklung in den Bereichen Laserentwicklung und Laseranwendung, technische und wissenschaftliche<br />
Beratung sowie industrienahe Ausbildung von Fachkräften<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Prozesstechnologie, Anlagentechnik, Optiken und Beschichtungen, Laserentwicklung sowie<br />
Umweltanalytik<br />
IPF – PharmaCeuticals GmbH<br />
– Forschungsinstitut zur Struktur- und Funktionsaufklärung von Peptidwirkstoffen des menschlichen Körpers<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Extrahierung, Auftrennung und Untersuchung der Wirksamkeit von Peptiden, Strukturaufklärung<br />
von bioaktiven Peptiden, synthetische Herstellung von Wirkstoffen, Grundlagenforschung in enger Zusammenarbeit<br />
mit verschiedenen Abteilungen der Medizinischen Hochschule <strong>Hannover</strong><br />
Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben (Blaue Liste-Einrichtung)<br />
– Forschungseinrichtung für angewandte Geowissenschaften mit geophysikalischer Ausrichtung<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Erforschung von Prozessen, Strukturen und Zuständen im anthropogen beeinflussbaren Untergrund,<br />
Quantifizierung der Auswirkungen derartiger Prozessabläufe auf die Geosphäre und die Umwelt sowie Entwicklung<br />
und Optimierung von Methoden und Techniken, die für die Erforschung von Untergrundprozessen geeignet sind<br />
Veterinärinstitut <strong>Hannover</strong><br />
– Veterinärmedizinisches Institut des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit,<br />
Oldenburg<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Diagnostik, Tierkrankheiten und -seuchen (Haustier- und Wildtierpathologie und Tierschutz,<br />
spezielle Mikrobiologie, Serologie und ELISA-Kontrollen sowie Virologie), Veterinärhygiene und Rückstandsanalytik<br />
(Bakteriologie, Hemmstoffe, Nährböden, Reinigung und Desinfektion), Molekularbiologie sowie Strahlenmessstelle<br />
Max-Planck Institut für experimentelle Endokrinologie<br />
– Grundlagenforschung im Bereich der molekularen Entwicklungsbiologie und Neuroendokrinologie sowie im Bereich<br />
der Analyse von Genfunktionen<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Molekulare Embryologie, Funktionelle Genomanalyse, Chronobiologie, Signaltransduktion,<br />
Neuroendokrinologie<br />
Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie<br />
– Projektarbeit und beratende Zusammenarbeit mit Planungsbüros und kommunalen Auftraggebern, Entwicklung<br />
fachspezifischer Software für den Bereich der Stadtentwässerung und Wasserwirtschaft<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Technische Ausrüstung, Umwelt und DV-Beratung<br />
Deutsches Institut für Kautschuktechnologie e.V.<br />
– Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Kautschuktechnologie, grundlegende Untersuchungen zur Entwicklung<br />
und chemischen, physikalischen und technologischen Charakterisierung elastomerer Hochleistungswerkstoffe<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Mehrphasensysteme, Entwicklung von Hochleistungswerkstoffen durch gezielte Einstellung<br />
selbstadaptiver Füllstoffstrukturen, Versagensmechanismen und Lebensdauervorhersagen, Prozesssimulation und<br />
Prozessmodelle, Umweltfragen und Recycling von Elastomeren<br />
Mitarbeiter<br />
insg. davon<br />
wissenschaftl.<br />
728 307<br />
238 2 91<br />
238 14<br />
173 20<br />
160 145<br />
160 130<br />
112 37<br />
78 65<br />
72 39<br />
61 14<br />
45 22<br />
44 2 20<br />
44 15
152<br />
SCHWERPUNKTE AUSSERUNIVERSITÄRE FORSCHUNGSEINRICHTUNGEN<br />
Übersicht<br />
10-1<br />
Institut<br />
Wirtschaftlich relevante außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
(Auswahl)<br />
Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong>, Lehr und Versuchsanstalt für Gartenbau<br />
– Institut für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Unternehmen, Betriebsleitern, Mitarbeitern und Auszubildenden<br />
im Gartenbau, Forschungstätigkeit in den Bereichen Zierpflanzenbau und Gemüsebau, Identifikation von Pflanzenschäden<br />
im Ahlemer Diagnosezentrum<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Phytotechnik, Gartenbau, Pflanzenschutz und Phytopathologie<br />
IES – Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung an der Uni <strong>Hannover</strong> GmbH<br />
– Analyse der Prozesse des strukturellen Wandels, Identifizierung der auftretenden Probleme und die Vorbereitung<br />
von Modelllösungen sowie von strategischen Konzepten, Erarbeitung von Planungen und Vermittlung von Expertise<br />
zu Methoden, z.B. Verfahren der Prozessplanung und -steuerung<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Bildung, Beschäftigung, soziale Infrastrukturen, Lebenslagen und räumliche Entwicklung<br />
IPH – Institut für Integrierte Produktion <strong>Hannover</strong> gGmbH<br />
– Bearbeitung von nationalen und internationalen Forschungsprojekten zu praxisbezogenen Themen der Produktionstechnik,<br />
Entwicklung innovativer, anwendungsorientierter und wirtschaftlicher Lösungen für individuelle Problemstellungen<br />
auf dem Gebiet der Produktionstechnik<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Geschäftsprozesse, Fertigungsstrukturierung und Fabrikplanung in den Bereichen Organisation<br />
und Logistik, Beurteilung der Logistikleistung, Fertigungscontrolling und Benchmarking sowie Potenzial- und<br />
Wirtschaftlichkeitsanalysen, technische Informationssysteme, Entwicklung neuer Schmiedetechnologien<br />
ARL – Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Blaue Liste-Einrichtung)<br />
– Forschungs- und Transferleistungen auf dem Gebiet von Raumforschung und Raumentwicklung<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Bevölkerung, Siedlungswesen, private und öffentliche Infrastruktur, natürliche Lebensgrundlagen,<br />
<strong>Region</strong>alökonomie, Arbeitsmarkt- und Sozialstrukturen, Öffentliche Finanzen, Verwaltungs- und Planungsstrukturen,<br />
Bundesraumordnung, Landes-, <strong>Region</strong>al- und Bauleitplanung, Landes-, <strong>Region</strong>al-, Stadt- und Dorfentwicklung,<br />
grenzüberschreitende und europäische Raumentwicklung<br />
Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik<br />
– Wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Handwerkstechnik, Assistenz bei der Anpassung an technische<br />
Entwicklungen für kleine und mittlere Unternehmen des Handwerks<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Innovationsförderung, Förderung des Technologie-Transfers, Einführung neuer Technologien<br />
Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.<br />
– Forschungseinrichtung zur praxisorientierten, interdisziplinären kriminologischen Forschung<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Kriminalitätsfurcht älterer Menschen, Gefängnis und seine Folgen, Anti-Aggressivitätstraining<br />
und Legalbewährung, Erforschung der Ursachen über divergierende Belegung im Justizvollzug der Länder, fortlaufende<br />
Analysen zur polizeilichen Kriminalstatistik mit den Schwerpunkten Jugendkriminalität und Ausländerkriminalität,<br />
Polizei im Wandel, Gewalt gegen Polizeibeamte<br />
imug – Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft e.V.<br />
– Forschungsinstitut zur Förderung des gesellschaftlich und ökologisch verantwortlichen Handelns und Beratungsgesellschaft<br />
für sozial-ökologische Innovationen<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Unternehmenstests nach sozialen und ökologischen Kriterien, individuelle Marktforschung,<br />
strategische Marketing- und Kommunikationsberatung, Umsetzung und Prozessbegleitung sowie Erfolgskontrolle<br />
ISFH – Institut für Solarenergieforschung (Außenstelle <strong>Hannover</strong>)<br />
– Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Solarenergie sowie Beratung und Fortbildung<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Photovoltaik, Systemtechnik von Solarenergieanlagen sowie Photochemie und Dünnschnitttechnik<br />
Institut für Verkehrswirtschaft, Straßenwesen und Städtebau an der Universität <strong>Hannover</strong><br />
– Planung, Entwurf und Betrieb von Straßenverkehrsanlagen sowie konstruktiver Straßenbau, Lösungen zur nachhaltigen<br />
Sicherung und Verbesserung der Qualität des Straßenverkehrs unter Wahrung wirtschaftlicher, städtebaulicher und<br />
ökologischer Belange<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Entwicklung bzw. Vermittlung von Erkenntnissen und Verfahren zur Sicherung einer stadt- und<br />
umweltverträglichen Mobilität (u.a. Verkehrsplanungs- und Verkehrsmanagementkonzepte für die EXPO 2000)<br />
<strong>NIW</strong> – Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.<br />
– Forschungstätigkeit im Bereich der Analyse und Bewertung der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes Niedersachsen<br />
und seiner <strong>Region</strong>en sowie wirtschaftspolitische Beratung<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Industrie und Technologie, Dienstleistungen und Querschnittsbranchen, internationale Wirt<br />
schaftsbeziehungen, Berichterstattung zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands, Öffentliche Haushalte<br />
und Finanzbeziehungen zwischen föderalen Ebenen, <strong>Region</strong>alanalysen und <strong>Region</strong>ale Entwicklungskonzepte,<br />
kommunale Wirtschaftsförderung, Standortmarketing und Stadtentwicklung, Gewerbeflächenentwicklung, Evaluierung<br />
wirtschaftspolitischer Programme sowie regionalökonomische Wirkungen von spezifischen Investitionsprojekten<br />
Erfinderzentrum Norddeutschland<br />
– Analyse der wissenschaftlichen Richtigkeit erfinderischer Ideen, der technischen Realisierbarkeit neuer Technologien,<br />
des Innovationswertes neuer Produkte und Verfahren, der Wirtschaftlichkeit neuer Technologien sowie der unternehmerischen<br />
Umsetzbarkeit<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Beratung und Betreuung bei der Verwertung von Schutzrechten, Finanzierung von Schutzrechtsanmeldungen,<br />
Bau und Betrieb von Funktionsmodellen oder Prototypen<br />
AGIS – Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Sozialstrukturforschung der Universität <strong>Hannover</strong><br />
– Forschungszentrum des Fachbereichs Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften der Universität <strong>Hannover</strong><br />
– Arbeitsschwerpunkte: Mentalitätswandel, regionale Akteure, Arbeitnehmervertretung und Industrie, Biographien im<br />
Umbruch, Lebenslagen, Wahlverhalten, politische Kultur und soziale Bewegungen<br />
Mitarbeiter<br />
insg. davon<br />
wissenschaftl.<br />
40 9<br />
34 23<br />
32 26<br />
30 9<br />
24 16<br />
21 14<br />
21 18<br />
20 3 20<br />
19 2 14<br />
12 9<br />
11 6<br />
10 2 10<br />
Übersicht<br />
10-1<br />
Institut<br />
Quelle: Eigene Erhebung im Herbst 2001 auf Basis verschiedener Zusammenstellungen von<br />
außeruniversitären Einrichtungen, u.a. Bundesministerium für Bildung und Forschung, <strong>2002</strong>;<br />
Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, 2001<br />
FAZIT<br />
Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bieten für die Wirtschaft Anknüpfungspunkte<br />
für Innovationsaktivitäten. Die Schwerpunkte der<br />
außeruniversitären Forschungseinrichtungen liegen im<br />
naturwissenschaftlichen Bereichen, insbesondere bei den<br />
Geowissenschaften. Darüber hinaus verfügen zahlreiche<br />
Einrichtungen über eine ingenieurwissenschaftliche Ausrichtung.<br />
Insbesondere die Produktionstechnik weist in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> Stärken auf. Ergänzt wird das Angebot<br />
durch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />
mit wirtschafts-, sozial- und geisteswissenschaftlicher Ausrichtung.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 153<br />
Wirtschaftlich relevante außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
(Auswahl)<br />
Fernwärme-Forschungsinstitut in <strong>Hannover</strong> e.V.<br />
– Untersuchung, Beratung und Hilfestellung bei der Weiterentwicklung von Fernwärmekomponenten als Schnittstelle<br />
zwischen Erzeuger, Betreiber und Verbraucher<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Erstellen von Gutachten bei Sanierung und Neubau von Nah- und Fernwärmenetzen,<br />
qualitätsbegleitende Prüfung an Fernwärmerohren und Verbindungsstücken, Untersuchungen an erdverlegten<br />
Fernwärmerohrsystemen, Aufnahme von Material- und Verbundkennwerten, Armaturen- und Kompaktstationsprüfung<br />
ISP – Eduard Pestel Institut für Systemforschung e.V.<br />
– Institut für Systemanalyse mit Schwerpunkt der Modellbildung<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Bevölkerungsprognose, Wohnungsmarktbeobachtung (auch regional), Energiewirtschaft,<br />
Großinvestitionsvorhaben<br />
Forschungsvereinigung „Kalk-Sand“ e.V.<br />
– Unternehmensübergreifende Forschungstätigkeit für die Kalksandsteinindustrie im Rahmen der Bauwirtschaft<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Optimierung der Verfahrenstechnik der Kalksandsteinherstellung, Verbesserung der Eigenschaftswerte<br />
von Kalksandsteinen und Kalksandsteinmauerwerk sowie Recycling von Kalksandsteinmaterial<br />
Institut für Bauforschung e.V.<br />
– Untersuchung von Fragen zum kosten- und nutzengünstigen Bauen im Bereich Wohnungsbau<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Bebauungsplanung, Gebäudeplanung, Baukonstruktion, Bauphysik (insb. Wärmeschutz)<br />
Mittelstandsinstitut Niedersachsen e.V.<br />
– Mittelstandsforschung und Unterstützung der mittelständischen Wirtschaft<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Entwicklung von Kooperationsmodellen für mittelständische Branchen, Betreuung von<br />
Betriebsübernahmen, Unternehmerausbildung für den Mittelstand, theoretische Crash-Untersuchungen,<br />
Mitarbeitermotivation sowie Mittelstand und Rating<br />
Europäische Forschungsgesellschaft für Blechverarbeitung<br />
– Industrieverein zur Förderung kooperativer Forschung und Pflege eines Kommunikationsnetzwerkes auf dem Gebiet<br />
der Blechverarbeitung<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Technologie Feinbleche (Umformen, Schneiden), Maschinen und Werkzeuge, Fügen von<br />
Feinblechen (Mechanisches Fügen), Übergreifende Optimierung (Simulation, Messtechnik), Schienenfahrzeuge und<br />
Massentransportmittel<br />
Kompetenzzentrum für Raumforschung und <strong>Region</strong>alentwicklung<br />
– Interdisziplinäres Netzwerk für den Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit<br />
– Arbeitsschwerpunkte: Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote für Studierende und für die Praxis (erster Baustein:<br />
<strong>Region</strong>almanagement, Start im Frühjahr <strong>2002</strong>), Sondierung gemeinsamer Forschungsinteressen und disziplinübergreifende<br />
Bearbeitung konkreter Vorhaben in Forschung und Praxis, gemeinsame Nachwuchsförderung, Politikberatung und<br />
Öffentlichkeitsarbeit<br />
1) Soweit nicht anders angegeben befindet sich der jeweilige Institutssitz in der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong>.<br />
2) Stand April 2000<br />
3) Hauptsitz des Institut für Solarenergieforschung, ISFH ist Emmerthal bei Hameln. Das Institut hat insgesamt<br />
75 Mitarbeiter, davon 65 wissenschaftliche.<br />
Mitarbeiter<br />
insg. davon<br />
wissenschaftl.<br />
9 6<br />
8 6<br />
8 3<br />
7 3<br />
6 5<br />
4 1<br />
kein eigenes Personal
154<br />
11.<br />
Hochschulen als<br />
Kompetenzzentren für<br />
Bildung und Forschung<br />
Kai Weber<br />
Die Hochschulen bilden eine wesentliche Voraussetzung<br />
für Innovationen der privaten Wirtschaft. Sie sind nicht<br />
nur selbst auf verschiedensten Feldern von FuE tätig, sondern<br />
stellen mit ihrer Ausbildungsfunktion, d.h. dem<br />
„Wissenstransfer über Köpfe“ die Basis für die überwiegende<br />
Anzahl von Innovationen zur Verfügung. Absolventen<br />
der Hochschulen tragen zum Wissenstransfer bei,<br />
sind als Existenzgründer tätig und setzen ihre erworbenen<br />
Kenntnisse in der Wirtschaft um 1 . Darüber hinaus<br />
sind die Ergebnisse der hochschuleigenen FuE-Aktivitäten<br />
v.a. in neuen Technologiefeldern (z.B. Biotechnologie,<br />
Mikroelektronik, neue Werkstoffe) und anderen,<br />
besonders wissenschaftsintensiven Forschungsbereichen<br />
(v.a. Naturwissenschaften) ein unverzichtbares Element<br />
auch privater Innovationstätigkeiten.<br />
STUDIENANGEBOTE<br />
Die Hochschullandschaft in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist<br />
durch eine große Vielfalt an Einrichtungen und Studienmöglichkeiten<br />
geprägt (Übersicht 11-1). Die acht Hochschulen<br />
der <strong>Region</strong> konzentrieren sich ausschließlich auf<br />
die Stadt <strong>Hannover</strong>. Das Studienangebot der Hochschulregion<br />
<strong>Hannover</strong> (gemessen am Anteil und der Zahl der<br />
Studierenden in den einzelnen Studienbereichen) hat seinen<br />
Schwerpunkt insbesondere in den technikrelevanten<br />
Fächergruppen Ingenieurwissenschaften, Humanmedizin,<br />
Universität <strong>Hannover</strong> (Hauptgebäude)<br />
Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften sowie Veterinärmedizin<br />
(Abb. 11-1). Unter den technisch bedeutsamen<br />
Fächergruppen ist lediglich der Bereich Mathematik,<br />
Naturwissenschaften unterdurchschnittlich vertreten.<br />
Die wichtigsten Schwerpunkte sind im Einzelnen:<br />
– in der Fächergruppe Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften<br />
die Studienbereiche Sozialwissenschaft<br />
und Rechtswissenschaft (Universität),<br />
– in der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften<br />
die Studienbereiche Sonderpädagogik (Universität)<br />
und Bibliothekswissenschaft, Dokumentation, Publizistik<br />
(Fachhochschule sowie Hochschule für Musik und<br />
Theater),<br />
– in der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften<br />
der Studienbereich Geowissenschaften (Universität) 2 ,<br />
– in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften die Studienbereiche<br />
Elektrotechnik (Universität und Fachhochschule),<br />
Architektur/Innenarchitektur (Universität<br />
und Fachhochschule), Bauingenieurwesen (Universität)<br />
und Vermessungswesen (Universität),<br />
– die Studienbereiche Human- und Zahnmedizin (Medizinische<br />
Hochschule),<br />
– in der Fächergruppe Kunst, Kunstwissenschaften die Studienbereiche<br />
Gestaltung (Fachhochschule) und Musik,<br />
Musikwissenschaft (Hochschule für Musik und Theater),<br />
– in der Fächergruppe Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften<br />
die Studienbereiche Landespflege und<br />
Umweltgestaltung sowie Agrarwissenschaften/Lebensmittel-<br />
und Getränketechnologie (Universität),<br />
– der Studienbereich Tiermedizin (Tierärztliche Hochschule).<br />
PERSONELLE AUSSTATTUNG<br />
Die aus der Studierendenstatistik abgeleitete Spezialisierung<br />
der Hochschulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf<br />
technikrelevante Fächergruppen wird im Wesentlichen<br />
auch durch die Angaben aus der Personalstatistik, d.h.<br />
die Spezialisierung des an den Hochschulen tätigen<br />
Lehr- und Forschungspersonals 3 (LuF) bestätigt (Abb.<br />
11.2). Lediglich in den Lehr- und Forschungsbereichen<br />
Sonderpädagogik, Sozialwissenschaften, Rechtswissen-<br />
Übersicht<br />
11-1<br />
schaften, Geowissenschaften und Gestaltung sind die<br />
Spezialisierungen des LuF-Personals entgegen den<br />
Angaben aus der Studierendenstatistik nur unterdurchschnittlich.<br />
Die Gründe hierfür können z.B. ein vergleichsweise<br />
ungünstiges Verhältnis von Studierenden<br />
und Lehrpersonal oder der geringe Anteil von Forschungstätigkeiten<br />
in den genannten Studienbereichen<br />
sein.<br />
<strong>Hannover</strong> ist im Vergleich der deutschen Verdichtungsräume<br />
ausgesprochen gut mit LuF-Personal ausgestattet<br />
(vgl. Abschnitt 5, Abb. 5.3-1). Bei den technischen, d.h.<br />
besonders industrierelevanten Fächergruppen ist der LuF-<br />
Personalbesatz der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sogar noch stärker.<br />
Während <strong>Hannover</strong>s Anteil am gesamten LuF-Personal an<br />
Hochschulen in Westdeutschland 2,6% beträgt, liegt er<br />
im technikrelevanten Bereich bei 3%. Überragend ist<br />
<strong>Hannover</strong>s Rolle im Bereich der Veterinärmedizin; über<br />
27% des LuF-Personals und 22% der Studierenden in<br />
Deutschland haben ihren Standort in <strong>Hannover</strong>. Eine sehr<br />
große Bedeutung hat <strong>Hannover</strong> zudem für die humanmedizinische<br />
Ausbildung, Wissenschaft und Forschung in<br />
Deutschland. Demgegenüber sind die mathematischnaturwissenschaftlichen<br />
Fachgebiete eher schwach in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vertreten, also gerade jene Bereiche,<br />
die in Deutschland tendenziell noch den engsten Zusammenhang<br />
mit der industriellen Forschung aufweisen 4 .<br />
Eine reichliche Ausstattung mit Hochschuleinrichtungen<br />
ist aber selbst bei hoher wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit<br />
nicht automatisch ein Attraktivitätsfaktor für<br />
industrielle Forschungsaktivitäten in den <strong>Region</strong>en. Es<br />
muss davon ausgegangen werden, dass die Kooperati-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 155<br />
Hochschulen, Studierende und wissenschaftliches Personal in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
(WS 2000/2001) 1<br />
Studierende 2<br />
Lehr- und Forschungspersonal<br />
(LuF) 3<br />
Universität <strong>Hannover</strong> 26.318 2.785<br />
Fachhochschule <strong>Hannover</strong> 4.659 4<br />
365 5<br />
Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong> 3.341 1.601<br />
Tierärztliche Hochschule <strong>Hannover</strong> 1.700 381<br />
Evangelische Fachhochschule <strong>Hannover</strong> 1.303 (56) 6<br />
Hochschule für Musik und Theater, <strong>Hannover</strong> 1.041 272<br />
Fachhochschule für die Wirtschaft <strong>Hannover</strong> 292 (10) 6<br />
German International Graduate School of 91 – 7<br />
Management and Administration (GISMA)<br />
Insgesamt 38.745 5.470<br />
1) Auf die Auswertung von Zeitreihen wird aus methodischen Gründen verzichtet, da die erstmalige Einführung eines Verwaltungskostenbeitrages<br />
für die Studierenden Niedersachsens im Sommersemester1999 in den nachfolgenden Semestern zu einem außerordentlichen Rückgang der<br />
Studierendenzahlen geführt hat. Die geplante Einführung einer Studiengebühr für höhere Semester wird voraussichtlich ähnliche Auswirkungen<br />
haben. 2) Niedersächsisches Landesamt für Statistik. 3) Statistisches Bundesamt. 4) Nur Standort <strong>Hannover</strong>, ohne Nienburg. 5) Nur Standort<br />
<strong>Hannover</strong>, ohne Nienburg. 6) Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Die Evangelische Fachhochschule <strong>Hannover</strong> und<br />
Fachhochschule für die Wirtschaft <strong>Hannover</strong> sind nicht in der Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals an Hochschulen (LuF)<br />
enthalten. 7) Kein eigenes LuF-Personal, Dozenten werden durch die Partneruniversität Purdue-University (Indiana, USA) gestellt.<br />
ons- und Transferbeziehungen insbesondere von renommierten<br />
hannoverschen Hochschulinstituten überregional<br />
und international ausgerichtet sind. Darüber hinaus ist<br />
zu berücksichtigen, dass weite Teile der wissenschaftlichen<br />
Forschung nicht mit dem unmittelbaren Ziel ihrer<br />
wirtschaftlichen Nutzung betrieben werden und daher<br />
von Anfang an in ihrer Wirkung auf die Industrieforschung<br />
nicht überschätzt werden dürfen.<br />
Insgesamt passt die Spezialisierungsstruktur der hannoverschen<br />
Wirtschaft, die sich eher im Bereich mittlerer bis<br />
höherwertiger Technologie bewegt als in spitzentechnologischen<br />
Sektoren, recht gut zum Profil der Hochschulforschung:<br />
Ingenieurwissenschaftliche Fakultäten stehen<br />
im Allgemeinen eher mit der anwendungsorientierten<br />
Umsetzung von Spitzenforschung in Innovationen in<br />
Zusammenhang und kommen vor allem dort als Kooperationspartner<br />
der Industrie in Betracht, während naturwissenschaftliche<br />
Fachbereiche eher die wissenschaftlichen<br />
Grundlagen für die industrielle Spitzenforschung<br />
legen und auch in dem entsprechenden Unternehmensbereich<br />
ihre Klientel finden. Dieser Bereich der Industrieforschung<br />
ist in <strong>Hannover</strong> weniger stark ausgeprägt 5 .<br />
1) vgl. Beise, Gehrke u.a. 1998<br />
2) Auch im Studienbereich Chemie (Universität) ist für <strong>Hannover</strong> auf den ersten Blick<br />
eine überdurchschnittliche Spezialisierung feststellbar. Allerdings haben sich hier<br />
Ende der 90er Jahre aufgrund fehlender Zugangsbeschränkungen eine hohe Zahl<br />
von Studierenden eingeschrieben, die nicht wirklich studieren, sondern lediglich<br />
zum Ziel haben, aus verschiedenen Gründen den Status als Student in Anspruch<br />
nehmen.<br />
3) Zum Lehr- und Forschungspersonal (LuF) zählt das gesamte hauptberuflich (Professoren,<br />
Dozenten, Assistenten, wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter) und<br />
nebenberuflich (Gastprofessoren, Emeriti, Lehrbeauftragte) tätige wissenschaftliche<br />
und künstlerische Personal. Wissenschaftliche Hilfskräfte sind nicht enthalten.<br />
4) vgl. Legler, 2000<br />
5) vgl. Legler, 2000
156<br />
HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />
Abb. 11-1 Studierende an den Hochschulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, WS 2000/2001<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Rechts-, Wirtschafts- und<br />
Sozialwissenschaften<br />
Sprach- und Kulturwissenschaften<br />
Das heißt jedoch noch nicht, dass keine Beziehungen<br />
zwischen regionaler Wirtschaft und der Wissenschaft<br />
vor Ort bestehen. Vermutlich wirkt sich die tendenzielle<br />
Übereinstimmung der wissenschaftlichen und technologischen<br />
Ausrichtung in <strong>Hannover</strong> eher bei Personalrekrutierungen<br />
der heimischen Wirtschaft aus und ist damit<br />
langfristig strukturprägend. Diese Übereinstimmung<br />
kann sich aber im Strukturwandel auch als hinderlich<br />
erweisen: Naturwissenschaftler kommen am ehesten für<br />
Unternehmensgründungen im Spitzentechnologiebereich<br />
und damit für einen Strukturwandel über den „Generationenwechsel“<br />
in Frage. Hochtechnologieorientierte<br />
Unternehmensgründungen gedeihen in ihren ersten<br />
Lebensjahren am besten im direkten Umfeld von Hochschulen<br />
6 .<br />
Während das LuF-Personal in den deutschen Verdichtungsräumen<br />
1995 bis 2000 insgesamt leicht rückläufig<br />
war, konnte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ihre starke Position ausbauen<br />
(vgl. Abschnitt 5, Abb. 5.3-2). Allerdings ist die<br />
deutliche Steigerung v.a. auf Zuwächse bei den nichttechnikrelevanten<br />
Fächergruppen zurückzuführen. Bei<br />
den technischen, d.h. den besonders industrierelevanten<br />
Fächergruppen konnte aber immerhin ein Zugewinn von<br />
4,5% verzeichnet werden (westdeutsche Verdichtungsräume<br />
insgesamt: -2,8%). Starke Personalsteigerungen<br />
konnten v.a. die ohnehin schon überdurchschnittlich vertretenen<br />
ingenieurwissenschaftlichen (+22%) und veterinärmedizinischen<br />
(+38%) LuF-Bereiche erzielen. Bei<br />
den nicht-technischen Bereichen ragen die Wirtschaftswissenschaften<br />
(+110%) heraus.<br />
Anteil der Studierenden nach Fächergruppen an insgesamt in %<br />
Mathematik,<br />
Naturwissenschaften<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt und Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Statistik der Studierenden und Studienanfänger/-innen<br />
nach Hochschularten, Fächergruppen, Studienbereichen und 1.Studienfach, eigene Berechnungen<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
Humanmedizin<br />
Kunst,<br />
Kunstwissenschaft<br />
Agrar-, Forst- und<br />
Ernährungswissenschaften<br />
DRITTMITTELFINANZIERUNG<br />
Die Akquirierung von Drittmitteln ist ein wichtiger Indikator<br />
für die Fähigkeit, über die begrenzten Finanzmittel der<br />
jeweiligen Hochschule hinaus finanzielle Ressourcen zu<br />
erschließen. Diese Fähigkeit ist insbesondere vor dem Hintergrund<br />
des zunehmenden Wettbewerbs um knappe Drittmittel<br />
ein Hinweis auf die Qualität der Hochschulen und<br />
ihrer Institute. Drittmittel werden zwar primär für die Forschung<br />
bereit gestellt, wirken sich aber letztlich über die<br />
Kumulierung von Wissen auch positiv auf die inhaltliche<br />
Qualität der Lehre aus.<br />
LuF-Bereiche haben sehr unterschiedliche Möglichkeiten,<br />
Drittmittel zu akquirieren. Während die technikrelevanten<br />
Fächergruppen (Drittmittelanteil an den hannoverschen<br />
Hochschulen: 31,3% 7 ) teils sehr umfangreich mit der Industrie<br />
kooperieren und dadurch beträchtliche Mittel von Unternehmen<br />
für ihre Forschungstätigkeiten einwerben können,<br />
ist diese Möglichkeit für die übrigen Fächergruppen<br />
(Drittmittelanteil: 10,4%) nur in sehr viel geringerem<br />
Maße gegeben. Diese sind überwiegend auf die eher<br />
knapp bemessenen öffentlichen Fördermittel angewiesen.<br />
Insgesamt sind rund ein Viertel des hannoverschen<br />
Lehr- und Forschungspersonals durch Drittmittel finanziert.<br />
Der Anteil des durch Drittmittel finanzierten LuF-Personals<br />
ist in den einzelnen Lehr- und Forschungsbereichen sehr<br />
unterschiedlich (Abb. 11-3):<br />
– Die höchste Drittmittelquote bei LuF-Personal haben die<br />
Ingenieurwissenschaften und hierbei insbesondere die<br />
Sport<br />
Deutschland<br />
<strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong><br />
Veterinärmedizin<br />
Bereiche Maschinenbau/Verfahrenstechnik (58%) und Bauingenieurwesen<br />
(61%), in denen mehr als die Hälfte des<br />
Personals durch extern akquirierte Gelder bezahlt wird.<br />
– Einen hohen Anteil verzeichnen auch die LuF-Bereiche<br />
Physik (50%) und Biologie (46%) bei den Naturwissenschaften.<br />
– In der Fächergruppe Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften<br />
erzielt der Bereich Agrarwissenschaften,<br />
Lebensmittel- und Getränketechnologie (36%) einen<br />
überdurchschnittlichen Drittmittelanteil.<br />
– In den nicht-technischen Disziplinen ragen die Wirtschaftswissenschaften<br />
mit einer Drittmittelquote von<br />
28% heraus, was insofern bemerkenswert ist, da der<br />
Anteil im Durchschnitt der deutschen Verdichtungsräume<br />
nur knapp 10% beträgt.<br />
Ein maßgebliches Instrument zur Forschungsförderung in<br />
Deutschland und damit eine wichtige Quelle für die<br />
Akquirierung von Drittmitteln durch die Hochschulen ist<br />
die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die überwiegend<br />
von Bund und Ländern finanziert wird. Die Förderinstrumente<br />
konzentrieren sich v.a. auf die Universitäten,<br />
da sie die wesentlichen Forschungsakteure unter<br />
den verschiedenen Hochschularten sind. Neben der Förderung<br />
von Einzelvorhaben (DM 970 Mio. 8 ) und überregionalen<br />
Schwerpunktprogrammen (DM 334 Mio.)<br />
entfallen umfangreiche Fördervolumen der DFG auf folgende<br />
koordinierte Programme:<br />
– Sonderforschungsbereiche (DM 665,7 Mio.),<br />
– Graduiertenkollegs (DM 147,0 Mio.) und<br />
– Forschergruppen (DM 91 Mio.)<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 157<br />
Abb. 11-2 Lehr- und Forschungspersonal an den Hochschulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, 2000<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Mathematik,<br />
Naturwissenschaften<br />
Anteil des LuF-Personals in % nach Fächergruppen am LuF-Personal insgesamt<br />
Verdichtungsräume<br />
insgesamt<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Humanmedizin<br />
Veterinärmedizin<br />
Agrar-, Forst- u.<br />
Ernährungswissenschaften<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals<br />
an Hochschulen nach Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereichen und Fachgebieten, eigene Berechnungen<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
technikrelevante<br />
Fächergruppen gesamt<br />
Die Bewilligung eines der genannten Schwerpunktprogramme<br />
darf als Nachweis der Qualität eines Forschungsgebietes<br />
an der jeweiligen Universität gewertet<br />
werden. Bewilligte Anträge haben sich gegen eine Vielzahl<br />
anderer, teilweise nicht bewilligter Anträge im Wettstreit<br />
um knappe Finanzmittel durchgesetzt. Im Jahr<br />
2000 wurden von der DFG rund 45% der ursprünglichen<br />
Antragssumme bewilligt.<br />
Sonderforschungsbereiche sind langfristig angelegte Forschungseinrichtungen<br />
der Hochschulen, in denen Wissenschaftler<br />
auf der Basis fächerübergreifender Forschungsprogramme<br />
zusammenarbeiten 9 . Sie sind das<br />
bedeutendste koordinierte Programm der DFG und können<br />
bis zu 12 Jahre laufen. Sonderforschungsbereiche<br />
ermöglichen die Bearbeitung umfassender Forschungsvorhaben<br />
durch Bündelung der Kräfte einer Hochschule.<br />
Von den rund 280 derzeit bundesweit geförderten Sonderforschungsbereichen<br />
entfallen auf die<br />
– Geistes- und Sozialwissenschaften 37 (12% des Fördervolumens),<br />
– Biowissenschaften (einschl. Medizin) 112 (39%),<br />
– Naturwissenschaften 68 (23%) und auf die<br />
– Ingenieurwissenschaften 67 (26%).<br />
6) vgl. Beise, Gehrke u.a., 1998<br />
7) Anteil des durch Drittmittel finanzierten LuF-Personals am LuF-Personal insgesamt<br />
8) vgl. Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001<br />
9) vgl. Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001<br />
übrige Fächergruppen
158<br />
HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />
Abb. 11-3 Durch Drittmittel finanziertes Lehr- und Forschungspersonal an Hochschulen in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, 2000<br />
80<br />
70<br />
60<br />
50<br />
40<br />
30<br />
20<br />
10<br />
0<br />
Anteil des LuF-Personals in % nach Fächergruppen am LuF-Personal insgesamt in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Mathematik,<br />
Naturwissenschaften<br />
LuF-Personal<br />
insgesamt<br />
durch Drittmittel<br />
finanziertes LuF-<br />
Personal<br />
Humanmedizin<br />
Veterinärmedizin<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals<br />
an Hochschulen nach Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereichen und Fachgebieten, eigene Berechnungen<br />
Die Universität <strong>Hannover</strong>, die Medizinische Hochschule<br />
und die Tierärztliche Hochschule verfügen federführend,<br />
d.h. als sogenannte „Sprecherhochschulen“ über zusammen<br />
sechs derzeit laufende Sonderforschungsbereiche;<br />
an sechs weiteren Sonderforschungsbereichen sind die<br />
Hochschulen der <strong>Region</strong> beteiligt (Übersicht 11-2). Die<br />
Schwerpunkte der hannoverschen Hochschulen liegen<br />
eindeutig bei den ingenieurwissenschaftlichen (7) und<br />
den biowissenschaftlichen 10 (4) Sonderforschungsbereichen.<br />
Die ingenieurwissenschaftlichen Projekte stammen<br />
überwiegend aus dem Fachbereich Maschinenbau, auf<br />
den alleine fünf der insgesamt zwölf Sonderforschungsbereiche<br />
entfallen. Aus den Naturwissenschaften kommt<br />
nur ein Sonderforschungsbereich (Physik), geistes- und<br />
sozialwissenschaftliche Sonderforschungsbereiche sind<br />
nicht vorhanden. Hier zeigt sich zum wiederholten Mal<br />
die stark ingenieurwissenschaftliche Ausrichtung der<br />
Universität <strong>Hannover</strong>.<br />
Graduiertenkollegs sind langfristige, aber nicht auf<br />
Dauer angelegte Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung<br />
des graduierten wissenschaftlichen Nachwuchses<br />
(Doktoranden) durch Beteiligung an der Forschung.<br />
Doktoranden sollen in Graduiertenkollegs die Gelegen-<br />
Agrar-, Forst- und<br />
Ernährungswissenschaften<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
technikrelevante<br />
Fächergruppen gesamt<br />
übrige Fächergruppen<br />
heit finden, im Rahmen eines systematisch angelegten<br />
Studienprogramms ihre Promotion vorbereiten zu können<br />
und mit ihrer Dissertation in einem umfassenden Forschungszusammenhang<br />
zu arbeiten. Graduiertenkollegs<br />
dienen insofern einer forschungsorientierten Integration<br />
von Forschung und Ausbildung und sollen einen Beitrag<br />
zur Neuordnung des Studiums leisten 11 .<br />
Schwerpunkt der insgesamt sieben Graduiertenkollegs<br />
an den Universitäten der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind die<br />
naturwissenschaftlichen (3) und medizinischen (3) Fächergruppen<br />
(Übersicht 11-3). Im Gegensatz zu den<br />
Sonderforschungsbereichen sind die Ingenieurwissenschaften<br />
(1) bei diesem Förderinstrument eher unterrepräsentiert.<br />
Dieses entspricht auch der bundesdurchschnittlichen<br />
Verteilung von Graduiertenkollegs auf die<br />
jeweiligen Fachgebiete. Geistes- und Sozialwissenschaftliche<br />
Projekte sind auch bei den Graduiertenkollegs<br />
nicht vertreten.<br />
Die Forschergruppe ist ein mittelfristiger Zusammenschluss<br />
mehrerer Wissenschaftler zur Bearbeitung einer<br />
besonderen Forschungsaufgabe. Die Aufgabe muss<br />
nach ihrem thematischen, zeitlichen und finanziellen<br />
Umfang über die Förderungsmöglichkeiten im Rahmen<br />
Übersicht<br />
11-2<br />
der Einzelförderung hinausgehen. Die Förderung von<br />
Forschergruppen soll helfen, einer mittelfristig angelegten<br />
engen Zusammenarbeit einer Gruppe von Wissenschaftlern<br />
bei einer bedeutsamen Forschungsaufgabe<br />
die notwendige Sicherheit einer ausreichenden personellen<br />
und materiellen Ausstattung zu geben. Sie soll insbesondere<br />
dazu beitragen, neue Arbeitsrichtungen zu<br />
etablieren, die in der Bundesrepublik Deutschland noch<br />
nicht hinlänglich vertreten sind 12 . An der Universität <strong>Hannover</strong><br />
ist je eine Forschergruppe in den Fächergruppen<br />
Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften (Gartenbau)<br />
und Ingenieurwissenschaften (Maschinenbau) angesiedelt<br />
(Übersicht 11-4).<br />
Aus der Zahl der aufgeführten Forschungsschwerpunkte<br />
alleine lassen sich noch keine verbindlichen Rückschlüsse<br />
auf deren Leistungsfähigkeit und Effizienz im Einzel-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 159<br />
Sonderforschungsbereiche (SFB) an hannoverschen Universitäten<br />
Universität Prozessintegrierte Qualitätsprüfung mit Qualitätsinformationssystem für metallische Bauteile<br />
<strong>Hannover</strong> des Maschinenbaus (Fachbereich Maschinenbau, Institut für Werkstoffkunde, SFB 326)<br />
Prozesskette zur Herstellung präzisionsgeschmiedeter Hochleistungsbauteile<br />
(Fachbereich Maschinenbau, Institut für Umformtechnik und -maschinen, SFB 489)<br />
Quantenlimitierte Messprozesse mit Atomen, Molekülen und Photonen<br />
(Fachbereich Physik, Institut für Quantenoptik, SFB 407)<br />
Medizinische Immunreaktionen und Pathomechanismen bei Organtransplantationen (SFB 265)<br />
Hochschule<br />
<strong>Hannover</strong> Zytokin-Rezeptoren und Zytokin-abhängige Signalwege als therapeutische Zielstrukturen<br />
(SFB 566)<br />
Tierärztliche Gastrointestinale Barriere (in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule, SFB 280)<br />
Hochschule<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Beteiligungen Fertigen in Feinblech (Universität <strong>Hannover</strong>, Fachbereich Maschinenbau, Institut für<br />
an SFB anderer Umformtechnik und -maschinen, Federführung durch die TU Clausthal, SFB 362)<br />
Hochschulen<br />
in Deutschland Magnesiumtechnologie für komplexe Anwendungen (Universität <strong>Hannover</strong>, Fachbereich<br />
Maschinenbau, Institut für Werkstoffkunde, Federführung durch die TU Clausthal, SFB 390)<br />
Lebensdauerorientierte Entwurfskonzepte unter Schädigungs- und Deteriorationsaspekten<br />
(Universität <strong>Hannover</strong>, Fachbereich Bauingenieur- und Vermessungswesen, Institut für Baustoffkunde<br />
und Materialprüfung, Federführung durch die Ruhruniversität Bochum, SFB 398)<br />
Sicherstellung der Nutzungsfähigkeit von Bauwerken mit Hilfe innovativer Bauwerksüberwachung<br />
(Universität <strong>Hannover</strong>, Fachbereich Bauingenieur- und Vermessungswesenwesen, Curt-Risch-<br />
Institut, Federführung durch die TU Braunschweig, SFB 477)<br />
Konstruktion und Fertigung aktiver Mikrosysteme (Universität <strong>Hannover</strong>, Fachbereich<br />
Maschinenbau Universität <strong>Hannover</strong>, Institut für Mikrotechnologie, Federführung durch die<br />
TU Braunschweig, SFB 516)<br />
Molekulare Genetik morphoregulatorischer Prozesse (Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong>,<br />
Federführung durch die Universität Göttinigen, SFB 271)<br />
Quelle: Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001 und Angaben der Universitäten<br />
nen ziehen 13 . Immerhin lässt sich aus dem Umstand, dass<br />
die Projekte extern gefördert werden ein wissenschaftlicher<br />
Mindeststandard ableiten.<br />
11.1 Universitäten in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Die drei universitären Hochschulen (Universität <strong>Hannover</strong>,<br />
Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong> und Tierärztliche<br />
Hochschule <strong>Hannover</strong>) prägen die hannoversche<br />
Hochschullandschaft ganz entscheidend: Auf sie entfallen<br />
über 80% der Studierenden und fast 90% des Lehrund<br />
Forschungspersonals in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Auf<br />
10) Biowissenschaftliche Sonderforschungsbereiche umfassen u.a. human- und veterinärmedizinische<br />
Fragestellungen.<br />
11) Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001<br />
12) Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001<br />
13) vgl. Legler, 2000
160<br />
HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />
Abb. 11-4 Studierende an den Universitäten der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in den Fächergruppen Ingenieurwissenschaften,<br />
Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften sowie Human- und Veterinärmedizin, WS 2000/2001<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
9<br />
8<br />
7<br />
6<br />
5<br />
4<br />
3<br />
2<br />
1<br />
0<br />
Maschinenbau/<br />
Verfahrenstechnik<br />
Agrarwissenschaften,<br />
Lebensmittel- und<br />
Getränketechnologie<br />
Anteil der Studierenden nach Studienbereichen an insgesamt in % (nur Universitäten)<br />
Elektrotechnik<br />
Agrar-, Forst- und<br />
Ernährungswissenschaften<br />
Landespflege,<br />
Umweltgestaltung<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt und Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Statistik der Studierenden<br />
und Studienanfänger/- innen nach Hochschularten, Fächergruppen, Studienbereichen und 1. Studienfach,<br />
eigene Berechnungen<br />
Bauingenieurwesen<br />
sonstige Agrar-, Forstund<br />
Ernährungswiss.<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
Architektur,<br />
Innenarchitektur<br />
Raumplanung<br />
Humanmedizin<br />
(ohne Zahnmedizin)<br />
Vermessungswesen<br />
Human- und<br />
Veterinärmedizin<br />
Zahnmedizin<br />
Deutschland<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
sonstige Ingenieurwissenschaften<br />
Veterinärmedizin<br />
Übersicht<br />
11-3<br />
Übersicht<br />
11-4<br />
Graduiertenkollegs an hannoverschen Universitäten<br />
Quelle: Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001 und Angaben der Universitäten<br />
die besonderen Spezialisierungen bei den Fächergruppen<br />
Humanmedizin, Veterinärmedizin, Ingenieurwissenschaften<br />
sowie Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften<br />
wurde bereits hingewiesen. Diese Schwerpunkte<br />
konzentrieren sich insbesondere auf die hannoverschen<br />
Universitäten. Ein genauerer Blick auf die technischen<br />
Fächergruppen zeigt die Schwerpunkte in den einzelnen<br />
Studienbereichen (Abb. 11-4): Alle großen<br />
Studienbereiche sind in <strong>Hannover</strong> überdurchschnittlich<br />
vertreten. Lediglich in den Bereichen Ernährungs- und<br />
Haushaltswissenschaften, Forstwissenschaft, Holzwirtschaft,<br />
Raumplanung und Verkehrstechnik, Nautik sind<br />
keine Studienabschlüsse möglich.<br />
Der unterdurchschnittliche Anteil von Studierenden in<br />
den Naturwissenschaften (Deutschland 19,6%, <strong>Region</strong><br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 161<br />
Universität Vernetzte Entwicklung umweltgerechter Produkte und Prozesse<br />
<strong>Hannover</strong> (Fachbereich Maschinenbau, Institut für Mikrotechnologie, GK 240)<br />
Quantenfeldtheoretische Methoden in der Teilchenphysik, Gravitation und statistischen Physik<br />
(Fachbereich Physik, Institut für Theoretische Physik, GK 282)<br />
Interference and Quantum applications (Fachbereich Physik, Institut für Quantenoptik,<br />
GK 665, in Kooperation mit Universitäten in Glasgow, Orsay und Paris)<br />
Interaktion von Modellbildung, Numerik und Software-Konzepten für technischwissenschaftliche<br />
Problemstellungen (Fachbereich Mathematik und Informatik, Institut für Angewandte Mathematik<br />
(IFAM), GK 615)<br />
Medizinische Pseudomonas: Pathogenicity and Biotechnology (Zentrum Biochemie und Zentrum Kinder-<br />
Hochschule heilkunde, Abt. Pädiatrische Pneumologie, GK 653)<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Charakterisierung pathophysiologischer Versuchstiermodelle (Institut für Versuchstierkunde,<br />
Zentrales Tierlaboratorium, GK 705,<br />
in Kooperation mit der Tierärtzlichen Hochschule <strong>Hannover</strong>)<br />
Tierärztliche Mukosale Erreger-Wirt-Interaktionen (Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen, GK 745)<br />
Hochschule<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Forschergruppen an hannoverschen Universitäten<br />
Universität Protected cultivation – an approach to sustainable vegetable production in the humid tropics<br />
<strong>Hannover</strong> (Fachbereich Gartenbau, Institut für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz, FG 431)<br />
Struktur und Steuerung schneller Maschinen (Fachbereich Maschinenbau, Institut für<br />
Fertigungstechnik und Spanende Werkzeugmaschinen der Universität <strong>Hannover</strong>, FG 164)<br />
<strong>Hannover</strong> 16,3%) ist in erster Linie auf die vergleichsweise<br />
geringe Anzahl von Informatikstudenten zurückzuführen<br />
(Deutschland 4,8%, <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 1,7%). Bei<br />
den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind<br />
die Studienbereiche Wirtschaftswissenschaften und<br />
Rechtswissenschaft in etwa mit gleichen Anteilen wie im<br />
Bundesschnitt vertreten. Stark überdurchschnittlich ist die<br />
Zahl der Studierenden bei den Sozialwissenschaften.<br />
Noch stärker als bei den Hochschulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
insgesamt ist bei den Universitäten die Konzentration<br />
des Lehr- und Forschungspersonals auf die technikrelevanten<br />
Fächergruppen: Über drei Viertel des Personals<br />
stammen aus den technischen Bereichen. Aufgrund<br />
der besonderen Personalstruktur der Medizinische<br />
Hochschulen ist die Fächergruppe Humanmedizin
162<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Die NILEG<br />
Norddeutsche Immobiliengesellschaft<br />
Die NILEG Norddeutsche Immobiliengesellschaft zählt<br />
zur Spitzengruppe der Immobilienunternehmen in Norddeutschland.<br />
Sie gehört zum Verbund der NORD/LB-<br />
Immobilien-Holding, in der die baunahen Aktivitäten der<br />
Norddeutschen Landesbank zusammengeführt werden.<br />
Hauptsitz der NILEG ist <strong>Hannover</strong>. Als Projektentwickler<br />
hat die NILEG die Grenzen Norddeutschlands hinter sich<br />
gelassen und ihre Aktivitäten auf ganz Deutschland und<br />
Europa ausgeweitet.<br />
Das Leistungsspektrum der NILEG ist breit gefächert und<br />
umfasst drei Schwerpunkte:<br />
• Gewerbeimmobilien<br />
Komplexe Standort- und Nutzungsentwicklung<br />
im In- und Ausland, Büro- und Hotelbauten,<br />
Immobilien für Einzelhandel, Freizeit und Gastronomie,<br />
Spezialimmobilien, Facility Management<br />
• Immobiliendienstleistungen<br />
Projektsteuerung im Hoch- und Tiefbau,<br />
Bauleitplanung, Altlastenmanagement,<br />
Grünplanung, Städtebauliche Leistungen,<br />
Stadtsanierung<br />
• Wohnimmobilien<br />
Bauträgerprojekte und Grundstücksgeschäfte,<br />
Management von Wohnimmobilien, Erwerb, Entwicklung<br />
und Wiederverkauf von Bestandsimmobilien<br />
Im Raum <strong>Hannover</strong> hat sich die NILEG als größter Investor<br />
auf der EXPO Plaza einen Namen gemacht. Als drittes<br />
Gebäude nach dem World Trade Center und dem<br />
Plaza Forum errichtet sie dort das Office Center Plaza.<br />
In den Neubau wird die NILEG voraussichtlich zum Ende<br />
des Jahres <strong>2002</strong> ihren Hauptsitz verlagern. Durch ihr<br />
Engagement für die EXPO Plaza hat die NILEG dazu beigetragen,<br />
dass sich dort, ausgehend von der Weltausstellung<br />
in <strong>Hannover</strong>, ein attraktiver Zukunftsstandort entwickelt.<br />
Zu ihren aktuellen Projekten im Raum <strong>Hannover</strong> gehört<br />
auch die Entwicklung der ehemaligen Langenhagen Barracks<br />
an der Vahrenwalder Straße. Hier entsteht ein<br />
Standort mit Zukunft: Das Office-Center Plaza<br />
moderner Gewerbepark mit optimaler Verkehrsanbindung,<br />
der Businesspark <strong>Hannover</strong>-Nord.<br />
Als Projektsteuerer ist die NILEG zum Beispiel für die<br />
fristgerechte Fertigstellung des NORD/LB-Neubaus am<br />
Aegidientorplatz in <strong>Hannover</strong> verantwortlich.<br />
Ein Beispiel für eine durch die NILEG verwaltete Gewerbeimmobilie<br />
ist die Calenberger Esplanade mit ihren<br />
Büros, Arztpraxen, Läden und Wohnungen.<br />
Als Bauträger bietet die NILEG Eigenheime und Eigentumswohnungen<br />
auf hohem Qualitätsniveau an. Dabei<br />
geht sie mit der Zeit und entwickelt auch individuelle<br />
Wohnformen, zum Beispiel für den Verein „Gemeinsam<br />
statt einsam e.V.“, für betreutes Wohnen oder Wohnen<br />
mit Service. Auf dem ehemaligen Bahlsen-Gelände am<br />
Mittellandkanal in <strong>Hannover</strong> schafft die NILEG ein<br />
neues, besonders vielfältiges Wohnquartier mit maritimen<br />
Anklängen.<br />
Die Verwaltung von Wohnimmobilien ist eine traditionelle<br />
Aufgabe der NILEG. Ihr Bestand umfasst ca. 7.500<br />
Wohnungen in Niedersachsen. Kontinuierliche Modernisierung<br />
und der Ausbau des Mieterservice sind Schwerpunkte<br />
dieses Geschäftsbereichs.<br />
ADRESSE:<br />
NILEG Norddeutsche Immobiliengesellschaft mbH<br />
In der NORD/LB-Gruppe<br />
Walter-Gieseking-Straße 6<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
Tel.: (0511) 81 16 - 0<br />
Fax: (0511) 81 16 - 4 73<br />
E-Mail: info@nileg.de<br />
Internet: www.nileg.de<br />
mit einem Drittel des universitären Lehr- und Forschungspersonals<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> besonders stark vertreten<br />
(Abb. 11-3).<br />
UNIVERSITÄT HANNOVER<br />
Die Universität <strong>Hannover</strong> wurde 1831 zunächst als<br />
„Höhere Gewerbeschule“ gegründet und ab 1879 als<br />
„Königlich Technische Hochschule“ weiter geführt. Erst<br />
im Jahre 1978 erfolgte aufgrund des mittlerweile deutlich<br />
erweiterten Fächerspektrums die Umbenennung in<br />
„Universität <strong>Hannover</strong>“. Die Universität <strong>Hannover</strong> ist die<br />
größte Hochschule Niedersachsens und zwischen den<br />
Universitäten Bochum und Münster im Westen, Hamburg<br />
im Norden, Frankfurt im Süden und den Berliner Universitäten<br />
im Osten mit gut 26.000 Studierenden eine der<br />
größten Hochschulen im nördlichen Deutschland.<br />
Die Universität verfügt über ein breites Studienangebot<br />
von 130 Studiengängen in 16 Fachbereichen 14 . Die<br />
Fachbereiche und ihre wichtigsten Studiengänge sind<br />
– Mathematik und Informatik (Studiengänge Angewandte<br />
Informatik, Mathematik, Mathematik/Informatik und<br />
Mathematik/Rechnergestützte Wissenschaften),<br />
– Physik (Studiengänge Physik/Allgemeine Physik, Physik/<br />
Technische Physik und Meteorologie),<br />
– Chemie (Studiengänge Biochemie, Chemie, Life Science<br />
und Lebensmittelwissenschaften für das Lehramt an<br />
Berufsbildenden Schulen),<br />
– Geowissenschaften und Geographie (Studiengänge<br />
Geographie und Geowissenschaften),<br />
– Biologie (Studiengänge Biologie und Life Science 15 ),<br />
– Architektur (Studiengänge Architektur sowie Bau-,<br />
Holz-, Farbtechnik und Raumgestaltung für das Lehramt<br />
an Berufsbildenden Schulen),<br />
– Bauingenieur- und Vermessungswesen (Studiengänge<br />
Bauingenieurwesen, Computergestützte Ingenieurwissenschaften<br />
und Vermessungswesen (Geodäsie)),<br />
– Maschinenbau (Studiengänge Maschinenbau, Metalltechnik<br />
für das Lehramt an Berufsbildenden Schulen,<br />
Biomedizinische Technik und Weiterbildungsstudienfach<br />
Kautschuktechnologie),<br />
– Elektrotechnik und Informationstechnik (Studiengänge<br />
Angewandte Informatik 16 , Elektrotechnik, Technische<br />
Informatik und Elektrotechnik für das Lehramt an Berufsbildenden<br />
Schulen),<br />
– Gartenbau (Studiengang Gartenbau),<br />
– Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung (Studiengang<br />
Landschafts- und Freiraumplanung),<br />
– Literatur- und Sprachwissenschaften (Studiengänge<br />
Anglistik (Englisch), Germanistik (Deutsch), Romanistik<br />
(Französisch), Romanistik (Italienisch) und Darstellendes<br />
Spiel),<br />
– Erziehungswissenschaften (Studiengänge Berufspädagogik,<br />
Erwachsenenbildung, Evangelische und<br />
katholische Theologie/Religion, Lehramt an Grund-,<br />
Haupt- und Realschulen, Lehramt an Gymnasien 17 ,<br />
Lehramt für Sonderpädagogik, Pädagogik, Sonderpädagogik,<br />
Sport, Textil- und Bekleidungstechnik für<br />
das Lehramt an Berufsbildenden Schulen),<br />
– Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 163<br />
(Studiengänge Geschichte, Philosophie, Politik, Politische<br />
Wissenschaft, Religionswissenschaft, Sozialpsychologie,<br />
Sozialwissenschaften und Soziologie),<br />
– Rechtswissenschaften (Studiengänge Rechtswissenschaften<br />
und Europäische Rechtspraxis, Rechtsinformatik),<br />
– Wirtschaftswissenschaften (Studiengänge Wirtschaftswissenschaften<br />
und Wirtschaftsingenieur).<br />
Aufgrund der Integration der Pädagogischen Hochschule<br />
Niedersachsen im Jahr 1978 verfügt die Universität<br />
über Lehramtsstudiengänge für alle Schulstufen und -arten.<br />
Hervorzuheben sind hierbei das Lehramt an Berufsbildenden<br />
Schulen mit seiner großen Bandbreite insbesondere<br />
an technischen Schulfächern und das Fach Sonderpädagogik/Lehramt<br />
für Sonderpädagogik, bei der jeder<br />
zwölfte Studierende in Deutschland an der Universität<br />
<strong>Hannover</strong> eingeschrieben ist.<br />
Darüber hinaus werden die Studiengänge Gartenbau<br />
(40% aller Studierenden in Deutschland an der Universität<br />
<strong>Hannover</strong> eingeschrieben), Landschafts- und Freiraumplanung<br />
(27%), Vermessungswesen (16%) sowie<br />
Biochemie (9,5%) neben der Universität <strong>Hannover</strong> nur<br />
von wenigen anderen deutschen Hochschulen angeboten.<br />
Die Stu-diengänge Bauingenieurwesen (7,5%),<br />
Architektur (7,5%), Maschinenbau (5%) und Elektrotechnik<br />
(4%) zeichnen sich ebenfalls durch eine große<br />
Anzahl von Studierenden aus.<br />
In vielen Fächern werden derzeit Überlegungen zur<br />
Modernisierung der Studienstrukturen und zur internationalen<br />
Ausrichtung der Abschlüsse (Bacherlor, Master)<br />
angestellt. In einigen Studiengängen, so z.B. im Studiengang<br />
„Angewandete Informatik“, sind diese Überlegungen<br />
bereits umgesetzt worden.<br />
Neben den bereits genannten Förderprogrammen der<br />
DFG (u.a. Sonderforschungsbereiche, Graduiertenkollegs<br />
und Forschergruppen) gibt es an der Universität<br />
<strong>Hannover</strong> eine Vielzahl weiterer profilbildender Forschungs-<br />
und Ausbildungsschwerpunkte. Für einen Teil<br />
dieser Schwerpunkte nutzt die Universität die Innovationsoffensive<br />
des Landes Niedersachsen als Förderinstrument.<br />
Die meisten dieser vom Ministerium für Wissenschaft<br />
und Kultur geförderten Projekte werden in Kooperation<br />
mehrerer Fachbereiche bearbeitet 18 :<br />
– „Nanoelektronik“ (Fachbereiche Physik sowie Elektrotechnik<br />
und Informationstechnik),<br />
– „Internationales Zentrum für computergestützte Ingenieurwissenschaften“<br />
(Fachbereiche Physik, Mathematik<br />
und Informatik, Bauingenieur- und Vermessungswesen,<br />
Maschinenbau sowie Elektrotechnik und Informationstechnik),<br />
14) Universität <strong>Hannover</strong>, der Präsident (Hrsg.), 2001<br />
15) siehe auch Fachbereich Chemie<br />
16) siehe auch Fachbereich Mathematik und Informatik<br />
17) Die Unterrichtsfächer werden von den fachlich zuständigen Fachbereichen angeboten.<br />
18) Universität <strong>Hannover</strong>, der Präsident (Hrsg.), 2001
164<br />
HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />
Studiengang „Angewandte Informatik“ an der Universität <strong>Hannover</strong><br />
Der erstmals zum Wintersemester 2000/2001 angebotene<br />
Studiengang Angewandte Informatik wird in<br />
Kooperation der Fachbereiche Elektrotechnik und<br />
Infor-mationstechnik sowie Mathematik und Informatik<br />
durchgeführt. Das Studium ist in Anlehnung an<br />
internationale Standards als Bachelor- und Master-<br />
Studiengang konzipiert. Die Studiendauer beträgt<br />
entsprechend 6 bzw. 10 Semester.<br />
Die Ausbildung erfolgt in theoretischen und praxisorientierten<br />
Grundlagenfächern der Informatik sowie<br />
in anwendungsnahen Fächern. Die Studierenden lernen<br />
fundiert die Grundlagen von Software und Hardware<br />
kennen. Darauf aufbauend kann aus heute so<br />
wichtigen Fächern wie Kommunikations- und Internettechniken,<br />
Computer Vision, Informationssysteme,<br />
Simulation oder Entwurfsautomatisierung gewählt<br />
werden. Hinzu kommen verschiedene nicht-technischen<br />
Anwendungsfächer, z.B. Betriebswirtschaft,<br />
Rechtswissenschaften oder Biologie.<br />
– „Festkörperchemie und neue Materialien“ (Fachbereiche<br />
Chemie, Maschinenbau sowie Geowissenschaften<br />
und Geographie),<br />
– „Zentrum für Biomedizintechnik“ (Fachbereich Maschinenbau,<br />
in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule<br />
und der Tierärztlichen Hochschule),<br />
– „Mechatronik-Zentrum“ (Fachbereich Maschinenbau),<br />
– Internationaler Postgraduierten-Studiengang „Master<br />
of Science in Horticulture“ (Fachbereich Gartenbau),<br />
– Ausbildungs- und Forschungsschwerpunkt „Unternehmensrechnung“<br />
(Fachbereich Wirtschaftswissenschaften),<br />
– Masterstudiengang „Life Science“ (Fachbereiche Biologie<br />
und Chemie) sowie<br />
– „Educational Technology Initiative <strong>Hannover</strong>“ (17 Einzelprojekte<br />
diverser Institute aus mehreren Fachbereichen).<br />
MEDIZINISCHE HOCHSCHULE HANNOVER<br />
Geplantes „Produktionstechnisches Zentrum“ der Universität <strong>Hannover</strong><br />
Das Produktionstechnische Zentrum (PZH) wird ein<br />
neues Modell der Zusammenarbeit zwischen Industrie<br />
und Wissenschaft verwirklichen. Rund 300 Wissenschaftler<br />
und 50 Techniker aus den sechs Instituten<br />
des Fachbereichs Maschinenbau werden ihre Tätigkeiten<br />
in das PZH verlagern und dort gemeinsam mit<br />
Ingenieuren aus Industrieunternehmen Forschungsergebnisse<br />
praktisch erproben und direkt anwenden.<br />
Vorgesehen ist, auf Seiten der Unternehmen zusätzlich<br />
250 hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen.<br />
Laboratorien und Versuchsfeldern werden dabei von<br />
Industrie und Wissenschaft gemeinsam genutzt. Derzeit<br />
werden mit verschiedenen Unternehmen<br />
Gespräche über eine Beteiligung geführt (u.a. Volkswagen,<br />
DaimlerChrysler, BMW und Airbus).<br />
Die Praxisnähe des Studiums wird durch mehrwöchige<br />
Praktika in der Wirtschaft gewährleistet. Im Rahmen<br />
der Bachelor- oder der Master-Arbeit sowie<br />
durch die Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft<br />
besteht die Möglichkeit, weitere Erfahrungen in industriellen<br />
Forschungsprojekten zu erlangen. Querschnittsorientierte<br />
Fähigkeiten und Methoden wie<br />
Teamarbeit, Präsentationstechniken und Sprachkenntnisse<br />
sind weitere Ausbildungsziele.<br />
Für die nahe Zukunft ist geplant, die Informatikkompetenzen<br />
der verschiedenen Fachbereiche (z.B. Technische<br />
Informatik, Bauinformatik, Wirtschaftinformatik)<br />
gemeinsam mit dem Institut für Informatik und<br />
dem Studiengang Angewandte Informatik stärker zu<br />
bündeln. In diesem Rahmen hat die Stadt <strong>Hannover</strong><br />
der Universität zunächst für fünf Jahre eine Stiftungsprofessur<br />
„Software-Engineering“ zur Verfügung gestellt.<br />
Die Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong> (MHH) besteht<br />
seit 1963, der Lehrbetrieb wurde 1965 aufgenommen.<br />
Die MHH wurde gegründet, um neben der Medizinischen<br />
Fakultät in Göttingen über weitere medizinische<br />
Hochschulkapazitäten in Niedersachsen zu verfügen.<br />
Ziel war, zum einen die bestehenden Einrichtungen in<br />
Göttingen zu entlasten, aber auch Reformideen in der<br />
medizinischen Ausbildung umzusetzen. Die Studierenden<br />
sollten „wirklichkeitsnah und krankenorientiert“ 19<br />
ausgebildet werden. Die Medizinische Hochschule bietet<br />
heute<br />
– die klassischen Studiengänge Humanmedizin und<br />
Zahnmedizin,<br />
Das PZH wird für den Bereich der Produktionstechnik<br />
in <strong>Hannover</strong> eine erhebliche Standortaufwertung darstellen.<br />
Neben den verbesserten Rahmenbedingungen<br />
für FuE wird auch der Studienstandort <strong>Hannover</strong><br />
erheblich gestärkt. Studierende am Fachbereich<br />
Maschinenbau werden künftig noch intensiver von<br />
konkreten Projek-ten für die industrielle Praxis profitieren.<br />
Darüber hinaus wird mit der Realisierung des<br />
PZH eine effizientere Vernetzung der einzelnen<br />
Maschinenbauinstitute verbunden sein.<br />
Der Baubeginn des Zentrums ist für den Herbst <strong>2002</strong><br />
in Garbsen geplant, im Sommer 2004 soll dann der<br />
erste Bauabschnitt in Betrieb genommen werden. Der<br />
zweite Bauabschnitt ist für das Jahr 2009 vorgesehen.<br />
– den Postgraduierten-(Aufbau-)studiengang „Bevölkerungsmedizin<br />
und Gesundheitswesen (Public Health)“<br />
sowie<br />
– einen in englischer Sprache durchgeführten<br />
MD/Ph.D.-Aufbaustudiengang Molekulare Medizin<br />
(Postgraduate bzw. Promotions-Aufbaustudium).<br />
– Geplant ist die Aufnahme der Studiengänge Life Science<br />
und European Health Management (in Kooperation<br />
mit der GISMA).<br />
Darüber hinaus bestehen Lehrkooperationen mit der Universität<br />
<strong>Hannover</strong> und der Tierärztlichen Hochschule<br />
<strong>Hannover</strong> in den Studiengängen Biologie, Biochemie<br />
und Biomedizintechnik (siehe auch weiter unten: „Ausgewählte<br />
Kooperationen zwischen den Hochschulen der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“). Eindeutiger Schwerpunkt des Studienangebots<br />
ist die Humanmedizin mit 85% aller Studierenden;<br />
13% entfallen auf die Zahnmedizin. Deutlich<br />
niedriger ist entsprechend die Zahl der Studierenden in<br />
den übrigen beiden Studiengängen.<br />
In der Forschung hat die MHH auf verschiedenen Gebieten<br />
national und international einen sehr guten Ruf. Viele<br />
der Forschungsfelder werden gemeinsam mit renommierten<br />
regionalen und überregionalen Einrichtungen<br />
bearbeitet. Zu den Schwerpunkten zählen u.a. 22<br />
– die Entzündungsforschung,<br />
– die infektionsimmunologische Forschung,<br />
– die grundlagenimmunologische Forschung,<br />
– die Transplantationsmedizin,<br />
– die hämatologisch-onkologische Forschung sowie<br />
– die Public Health- und Gesundheitssystemforschung,<br />
die insbesondere in den letzten Jahren als eigenständiger<br />
Schwerpunkt entwickelt wurde.<br />
Das Klinikum der MHH verfügt derzeit über 1.330 Betten.<br />
Im Jahr 2000 wurden hier 42.000 Patienten stationär<br />
und 133.000 Patienten ambulant behandelt. Die<br />
Schwerpunkte der Krankenversorgung liegen in den Be-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 165<br />
Der Ergänzungsstudiengang „Bevölkerungsmedizin und Gesundheitswesen (Public Health)“<br />
Der Studiengang hat zum Ziel, Experten für das<br />
Management im Gesundheitswesen, die Beratung in<br />
den Bereichen Gesundheitsplanung, Gesundheitsökonomie<br />
und Politik, die Entwicklung, Durchführung<br />
und Evaluation von gesundheitsfördernden und<br />
präventiven Programmen und die Planung, Durchführung<br />
und Auswertung epidemiologischer Studien<br />
auszubilden.<br />
Von zentraler Bedeutung ist die Praxisorientierung<br />
des Studiums durch Einbezie-hung von Dozenten aus<br />
allen relevanten Praxiseinrichtungen des Gesundheitswesens,<br />
durch obligatorische Berufsfeldpraktika<br />
und durch Vermittlung von Managementfähigkeiten.<br />
Das Studium wird multidisziplinär, d.h. unter Einbeziehung<br />
auch internationaler Dozenten unterschiedlicher<br />
Disziplinen durchgeführt.<br />
Studienschwerpunkte sind 20<br />
– Management im Gesundheitswesen (Bündelung<br />
von besonderen Kenntnissen des Gesundheitswesens<br />
sowie spezielle Managementfähigkeiten),<br />
– Gesundheitsförderung und präventive Dienste (Anleitung<br />
und Unterstützung von Projekten der Gesundsheitsförderung<br />
sowie Planung, Durchführung<br />
und Bewertung von bevölkerungs- oder risikogruppenorientierten<br />
Präventionsprogrammen),<br />
– Epidemiologie (Untersuchung der Häufigkeit, Verteilung<br />
und Kinetik von Gesundheitsstörungen,<br />
deren Determinanten und Folgen in menschlichen<br />
Populationen),<br />
– European Health Management 21 (anwendungsorientierte<br />
Kompetenzen in den bevölkerungs-,<br />
system-, und institutionenbezogenen Handlungsfeldern<br />
des Europäischen Gesundheitsmanagements).<br />
reichen Transplantationsmedizin, Herz-, Thorax- und<br />
Gefäßchirugie, Unfall- und Notmedizin, Frühgeborenenmedizin,<br />
Neuromedizin, Lungenmedizin, Krebstherapie<br />
sowie der Klinischen Immunologie, Infektiologie und<br />
Rheumatologie 23 .<br />
TIERÄRZTLICHE HOCHSCHULE HANNOVER<br />
Die Tierärztliche Hochschule (TiHo) <strong>Hannover</strong> ist aus<br />
der 1778 gegründeten königlichen „Roßarzneyschule“<br />
hervorgegangen. Sie ist eine der ältesten veterinärmedizinischen<br />
Bildungsstätten in Europa und hat bundesweit<br />
als Einzige den Status einer selbständigen wissenschaftlichen<br />
Hochschule. Neben den zwei Standorten<br />
in der Stadt <strong>Hannover</strong> mit 16 Instituten, 6 Kliniken<br />
und 2 Zentren unterhält die TiHo <strong>Hannover</strong> einige<br />
Außenstellen, so zum Beispiel das Institut für Epidemiologie<br />
in Bakum bei Vechta und das landwirtschaftliche<br />
Lehr- und Forschungsgut Ruthe mit 230 Hektar Nutzfläche<br />
bei Sarstedt, in dem u.a. die ökologischen Folgen<br />
der Geflügelhaltung wissenschaftlich untersucht<br />
werden.<br />
Die Lehre an der TiHo konzentriert sich fast ausschließlich<br />
auf den Studiengang Tiermedizin. Hinzu kommt seit<br />
1998 ein Ph.D.-Studium (Promotions-Aufbaustudium)<br />
sowie in Kürze eine Graduate School mit dem Studiengang<br />
„Biomedical Science“. Darüber hinaus bestehen<br />
Lehrkooperationen mit der Universität <strong>Hannover</strong> und der<br />
Medizinischen Hochschule <strong>Hannover</strong> in den Studiengängen<br />
Biologie, Biochemie und Biomedizintechnik<br />
(siehe auch weiter unten: „Ausgewählte Kooperationen<br />
zwischen den Hochschulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“).<br />
19) http://www.mh-hannover.de/ vom 19.12.2001<br />
20) http://www.mh-hannover.de/studium/POSO/PubHealth/Info%20Public%20Health.pdf<br />
21) in Kooperation mit der GISMA, geplanter Studienschwerpunkt ab Wintersemester<br />
<strong>2002</strong><br />
22) Vgl. hierzu auch die weiter oben dargestellten Sonderforschungsbereiche (SFB) in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
23) Quelle: Verschiedene Informationsmaterialien der Medizinischen Hochschule <strong>Hannover</strong>
166<br />
HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />
Abb. 11-5 Studierende an den Fachhochschulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (WS 2000/2001)<br />
45<br />
40<br />
35<br />
30<br />
25<br />
20<br />
15<br />
10<br />
5<br />
0<br />
Rechts-, Wirtschafts- und<br />
Sozialwissenschaften<br />
Anteil der Studierenden nach Studienbereichen an insgesamt in % (Fachhochschulen)<br />
Ingenieurwissenschaften<br />
Mathematik,<br />
Naturwissenschaften<br />
Quelle: Statistisches Bundesamt und Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Statistik der Studierenden<br />
und Studienanfänger/innen nach Hochschularten, Fächergruppen, Studienbereichen und 1. Studienfach,<br />
eigene Berechnungen<br />
Die zahlreichen Forschungsvorhaben der TiHo 24 gelten<br />
zwar überwiegend den Tieren (u.a. Tierklinik, Tierernährung,<br />
Tierschutz und Tierzucht), sind aber auch auf<br />
die Gesundheit des Menschen (z.B. Lebensmittelwissenschaften)<br />
ausgedehnt worden. In der Forschung arbeitet<br />
die TiHo besonders eng mit der MHH zusammen.<br />
Neben der wissenschaftlichen Ausbildung und Forschung<br />
erfüllt die TiHo eine wichtige Funktion als Dienstleister.<br />
Schwerpunktaufgaben der TiHo sind hierbei zum<br />
Beispiel die klinische Versorgung von Tieren, verschiedene<br />
Laborfunktionen, die Betreuung von Nutztierbeständen,<br />
die Beratung in Fragen der Tierhaltung sowie<br />
die Bewertung chemischer, biochemischer oder toxikologischer<br />
Analysen. In den institutseigenen Kliniken werden<br />
jährlich mehr als 9.000 Tiere stationär, etwa<br />
27.500 poliklinisch und 12.600 ambulant, d.h. in den<br />
landwirtschaftlichen Betrieben behandelt 25 .<br />
Darüber hinaus verfügt die TiHo über zwei international<br />
anerkannte Referenzzentren:<br />
– Das WHO-Zentrum für Veterinary Public Health beschäftigt<br />
sich seit 1973 mit den Auswirkungen der<br />
Tierwelt auf die menschliche Gesundheit.<br />
Kunst, Kunstwissenschaft<br />
Agrar-, Forst- und<br />
Ernährungswissenschaften<br />
– Das EU-Referenzlaboratorium für Europäische Schweinepest<br />
und andere Pestviren zur Koordination nationalstaatlicher<br />
Referenzzentren, das zugleich als Referenzzentrum<br />
der FAO (Welternährungsorganisation)<br />
und der OIE (Internatio-nales Tierseuchenamt) fungiert.<br />
11.2 Fachhochschulen<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Deutschland<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Sprach- und<br />
Kulturwissenschaften<br />
Das Studium an Fachhochschulen grenzt sich gegenüber<br />
dem Universitätsstudium durch kürzere Studienzeiten<br />
und einen stärken Praxisbezug ab. Durch obligatorische<br />
Praxissemester sammeln Fachhochschulstudierende<br />
bereits während ihrer Studienzeit Berufserfahrungen und<br />
stellen frühzeitig Firmenkontakte her, die ihnen nach<br />
Abschluss ihres Studiums zu Gute kommen. Darüber hinaus<br />
ist die praktische Erfahrung auch für das Lehrpersonal<br />
eine wichtige Eingangsvoraussetzung.<br />
Die detaillierte Analyse der Studierenden an den drei<br />
hannoverschen Fachhochschulen (Fachhochschule <strong>Hannover</strong>,<br />
Evangelische Fachhochschule <strong>Hannover</strong> und<br />
Fachhochschule für die Wirtschaft <strong>Hannover</strong>) zeigt deutliche<br />
Spezialisierungen des Studienangebots in Fächer-<br />
Studiengang „Journalistik” an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
Den Studierenden werden grundlegende Fertigkeiten<br />
in allen journalistischen Arbeitsfeldern wie Rundfunk<br />
und Fernsehen, Printmedien und Bildschirmmedien,<br />
Fotografie und Gestaltung vermittelt, die dann unter<br />
berufstypischen Arbeitsbedingungen eingesetzt werden.<br />
Darüber hinaus werden ein solides Grundwissen<br />
der Medienwissenschaft und der wissenschaftlichen<br />
Methoden sowie Kenntnisse über Themen<br />
bestimmter Fachressorts und der Kulturwissenschaften<br />
erworben.<br />
Parallel hierzu sind Vermittlungstechniken wie Präsentation<br />
und Fremdsprachen sowie überfachliche<br />
Schlüsselqualifikationen wie Kenntnisse im Bereich<br />
des Medienrechts, der Medienethik, politisches<br />
Grundwissen, Kenntnisse über Wirtschafts- und Sozialsysteme,<br />
Grundlagen der Betriebswirtschaft und<br />
des Arbeitsrechts Bestandteil des Studiums.<br />
gruppen, die deutschlandweit eher geringere Bedeutung<br />
haben (Abb. 11-5):<br />
– Stark vertreten ist die Fächergruppe Kunst, Kunstwissenschaft<br />
mit den Studienbereichen Bildende Kunst<br />
und Gestaltung. Hierunter verbergen sich verschiedene<br />
Design- und Grafikstudiengänge.<br />
– Eine ebenfalls überdurchschnittliche Bedeutung in<br />
<strong>Hannover</strong> hat die Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften<br />
mit dem Studienbereich Bibliothekswissenschaft,<br />
Dokumentation, Publizistik (u.a. Studiengänge<br />
Journalistik und PR/Öffentlichkeitsarbeit).<br />
– Unterdurchschnittlich ist dagegen die Fächergruppe<br />
Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vertreten.<br />
Der Grund hierfür liegt v.a. in der<br />
vergleichsweise geringen Anzahl von Studierenden im<br />
Fach Betriebswirtschaftslehre. Deutschlandweit stammt<br />
jeder vierte Student aus diesem Fach; in <strong>Hannover</strong><br />
sind es dagegen nur rund 9%. Einen vergleichsweise<br />
hohen Anteil hat demgegenüber der Studienbereich<br />
Sozialwesen (Evangelische Fachhochschule).<br />
– Auf den ersten Blick etwas schwächer als im Bundesdurchschnitt<br />
sind auch die Ingenieurwissenschaften<br />
vertreten. Allerdings muss hier berücksichtigt werden,<br />
dass die Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen<br />
am Standort Nienburg der Fachhochschule<br />
<strong>Hannover</strong> angeboten werden und somit in den Zahlen<br />
für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nicht enthalten sind. Bei Einbeziehung<br />
der Nienburger Fächer ist das ingenieurwissenschaftliche<br />
Studienangebot – wie bei den Universitäten<br />
– überdurchschnittliche vertreten. In <strong>Hannover</strong><br />
selbst gilt dies v.a. für den Studienbereich Elektrotechnik.<br />
Beim Lehr- und Forschungspersonal 26 dominieren –<br />
anders als bei den Universitäten – nicht die technikrelevanten<br />
Fächergruppen: Auf sie entfallen lediglich 40%<br />
des Lehr- und Forschungspersonals an der Fachhoch-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 167<br />
Aufgrund der Internationalität des möglichen Einsatzgebietes<br />
der Absolventen ist der Studiengang Journalistik<br />
als international anerkanntes zweistufiges<br />
Bachelor-Studium konzipiert. Ein erster berufsqualifizierender<br />
Abschluss erfolgt nach drei, der zweite<br />
nach vier Jahren. Letzter ist mit einem Diplomabschluss<br />
gleichwertig. Zwei Praxissemester (eines<br />
davon im Ausland) sind obligatorisch.<br />
Die Organisation und Durchführung des Studiums<br />
sowie die Nutzung der materiellen Ausstattung<br />
erfolgt durch den Fachbereich Informations- und<br />
Kommunikationswesen in Kooperation mit dem Institut<br />
für Journalistik und Kommunikationsforschung (Studiengang<br />
Medienmanagement) der Hochschule für<br />
Musik und Theater <strong>Hannover</strong>. Gemeinsamer Standort<br />
beider Einrichtungen ist das Kurt-Schwitters-Forum an<br />
der EXPO-Plaza.<br />
schule <strong>Hannover</strong>. Überdurchschnittlich stark vertreten<br />
sind dagegen die nicht technischen Bereiche „Gestaltung“<br />
(20%), „Bibliothekswissenschaften, Dokumentation,<br />
Publizistik“ (15%) sowie „Bildende Kunst“ (6%).<br />
Forschung spielt an den Fachhochschulen im Vergleich<br />
zu den Universitäten naturgemäß eine eher untergeordnete<br />
Rolle. Auch hier stehen praxisorientierte Ansätze im<br />
Vordergrund. Entsprechend ist der Drittmittelanteil beim<br />
Lehr- und Forschungspersonal äußerst gering. Dennoch<br />
gibt es an den hannoverschen Fachhochschulen eine<br />
Reihe von Forschungsprojekten, die im Folgenden noch<br />
näher dargestellt werden.<br />
FACHHOCHSCHULE HANNOVER<br />
Die Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH) ist 1971 aus mehreren<br />
Bildungseinrichtungen hervor gegangen 27 . Die<br />
älteste hiervon ist die bereits 1791 gegründete „Freye<br />
Zeichenschule für Handwerker und Gewerbelehrlinge“.<br />
Dei FHH ist heute die zweitgrößte Hochschule der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> und die drittgrößte Fachhochschule des<br />
Landes Niedersachsen 28 . In zehn Fachbereichen werden<br />
insgesamt 27 Studiengänge angeboten:<br />
– Fachbereich Bildende Kunst: Studiengang Bildende<br />
Kunst und Aufbaustudium Bildende Kunst,<br />
– Fachbereich Bioverfahrenstechnik: Studiengänge<br />
Milchwirtschaftliche Lebensmitteltechnologie und Technologie<br />
Nachwachsender Rohstoffe,<br />
24) Vgl. hierzu auch die weiter oben dargestellten Sonderforschungsbereiche (SFB) in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
25) Quelle: Verschiedene Informationsmaterialien der Tierärztlichen Hochschule <strong>Hannover</strong><br />
26) Ausschließlich Fachhochschule <strong>Hannover</strong>. Die Evangelische Fachhochschule<br />
<strong>Hannover</strong> und die Fachhochschule für die Wirtschaft <strong>Hannover</strong> sind nicht in der<br />
Statistik des LuF-Personals enthalten.<br />
27) Vgl. Fachhochschule <strong>Hannover</strong>, 2000 und 2001<br />
28) nach der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven (ca. 7.400 Studierende)<br />
und der FH Osnabrück (ca. 6.000 Studierende)
168<br />
HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />
Innenansicht der Fachhochschule, Institut Design und Medien auf der Plaza im EXPO PARK HANNOVER<br />
– Fachbereich Design und Medien: Studiengänge Innenarchitektur,<br />
Kommunikations-Design und Produkt-<br />
Design,<br />
– Fachbereich Elektro- und Informationstechnik: Studiengänge<br />
Energietechnik, Informationstechnik, Ingenieurinformatik,<br />
Nachrichtentechnik und Europäischer<br />
Studiengang Nachrichtentechnik,<br />
– Fachbereich Informatik: Studiengang Angewandte<br />
Informatik,<br />
– Fachbereich Informations- und Kommunikationswesen:<br />
Studiengänge Allgemeine Dokumentation, Bibliothekswesen,<br />
Biowissenschaftliche Dokumentation, Journalistik,<br />
PR/Öffentlichkeitsarbeit und Technische Redaktion,<br />
– Fachbereich Maschinenbau: Studiengänge Maschinenbau,<br />
Produktionstechnik und Technische Informatik,<br />
– Fachbereich Wirtschaft: Studiengänge Betriebswirtschaftslehre<br />
und Wirtschaftsinformatik,<br />
– in Nienburg: Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen<br />
29 .<br />
An der FHH laufen derzeit zwei Angewandte Forschungsschwerpunkte<br />
mit einer Laufzeit von fünf Jahren:<br />
– Die Angewandte Mikrosystemtechnik für die Mittelständische<br />
Industrie (AMIS) im Fachbereich Elektround<br />
Informationstechnik soll Innovationshemmnisse bei<br />
mittelständischen Unternehmen auf dem Gebiet der<br />
Mikrosystemtechnik überwinden und Beiträge zur<br />
Schließung der Diskrepanz zwischen Grundlagenforschung<br />
und industrieller Umsetzung in marktfähige<br />
Produkte leisten. Die Mikrosystemtechnik wird als<br />
Kombinationstechnik von Mikroelektronik, Mikromechanik<br />
und Mikrooptik weltweit als eine Schlüsseltechnologie<br />
für technischen Fort-schritt und Innovation in<br />
den kommenden Jahrzehnten eingeschätzt 30 .<br />
– Die Automatisierung umwelt- und bioverfahrenstechnischer<br />
Prozesse und Systeme (AUBIOS) in Kooperation<br />
der Fachbereiche Bioverfahrenstechnik und Maschinenbau<br />
hat als Ausgangspunkt eine Referenzanlage<br />
zur Quarkherstellung, an der sich alle Aspekte der<br />
rechnergestützten Auslegung und Projektie-rung verfahrenstechnischer<br />
Anlagen exemplarisch untersuchen<br />
lassen 31 .<br />
Darüber hinaus gibt es an der FHH eine Vielzahl weiterer<br />
Forschungsprojekte, z.B.<br />
– Steuerung und Planung: Entwicklung eines allgemeingültigen,<br />
integrierten Vorgehensmodells zur Einführung<br />
eines Selbstkontrollsystems zur Risikominimierung<br />
in der Bauwirtschaft am Fachbereich Bauingenieurwesen,<br />
– Forschungsprojekt „Business Angels“ (Finanzierungsverhalten<br />
von Business Angels sowie deren Motive,<br />
Erfolgsbeitrag von Business Angels bei Unternehmensausgründungen<br />
aus Hochschulen) an den Fachbereichen<br />
Elektro- und Informationstechnik sowie Wirtschaft,<br />
– Einführung eines Energiemanagements am Fachbereich<br />
Maschinenbau.<br />
EVANGELISCHE FACHHOCHSCHULE HANNOVER<br />
Die Anfänge der Evangelischen Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
(EFH) gehen auf das Jahr 1869 zurück. Damals wurden<br />
im Stephansstift in <strong>Hannover</strong> die ersten Diakone ausgebildet.<br />
Seit 1971 existiert die staatlich anerkannte<br />
Evangelische Fachhochschule <strong>Hannover</strong>. Träger der<br />
Hochschule ist die evangelisch-lutherische Landeskirche<br />
<strong>Hannover</strong>. Die EFH ist in drei Fachbereiche untergliedert:<br />
– Fachbereich Sozialwesen mit den Studiengängen<br />
Sozialarbeit/Sozialpädagogik und Heilpädagogik<br />
(jeweils als grundständiger bzw. berufsbegleitender<br />
Studiengang). Der Studiengang Heilpädagogik ist ein<br />
„Frühstudium Musik“ an der Hochschule für Musik und Theater<br />
Das „Institut zur Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter“<br />
(IFF) bietet seit dem Wintersemester<br />
2000/2001 den Studiengang Frühstudium Musik<br />
an. Die Studiendauer beträgt drei Jahre und wird in<br />
der Regel zwischen dem 13. und 16. Lebensjahr<br />
absolviert. Der erfolgreiche Abschluss des Frühstudiums<br />
berechtigt zur Aufnahme eines Studiums an der<br />
HMT. Studienleistungen im IFF können auf ein späteres<br />
Hauptstudium angerechnet werden.<br />
Die Gründung dieses bislang einzigartigen Instituts<br />
basiert auf einer Vereinbarung zwischen dem Niedersächsischen<br />
Kultusministerium, dem Niedersächsischen<br />
Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der<br />
Stiftung Niedersachsen, der HMT und drei hannoverschen<br />
Partnerschulen.<br />
Das Institut sieht seine Aufgabe in der Verbesserung<br />
der Ausbildung musikalisch hochbegabter Kinder<br />
Modellversuch des Landes Niedersachsen und richtet<br />
sich an staatlich anerkannte Heilpädagogen mit Berufserfahrung,<br />
– Fachbereich Religionspädagogik und Diakonie mit<br />
dem Studiengang Religionspädagogik und Diakonie,<br />
– Fachbereich Gesundheitswesen mit den berufsbegleitenden<br />
Studiengängen Pflegemanagement und Pflegepädagogik.<br />
Darüber hinaus bietet die Zentrale Einrichtung für Weiterbildung<br />
der EFH die berufsbegleitenden Studiengänge<br />
Supervision und Organisationsberatung und Management<br />
und Organisationsentwicklung im sozialen und<br />
kirchlichen Bereich sowie diverse Langzeitweiterbildungen<br />
(Lebensweltorientierte Beratung – Beratung als Hilfe<br />
zur Lebensbewältigung, Systemische Therapie und Beratung<br />
sowie Bibliodrama konkret). Das Winnicott Institut<br />
der EFH unterhält einen Studiengang zur Ausbildung von<br />
Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Alle Fachrichtungen<br />
stehen – wie bei Fachhochschulen üblich – für<br />
eine intensive Verknüpfung von theoretischen Grundlagen<br />
und praktischen Erfahrungen.<br />
Ab dem Sommersemester <strong>2002</strong> soll das Studienangebot<br />
der EFH erneut erweitert werden. Zum einen wird im<br />
Fachbereich Sozialwesen der Masterstudiengang<br />
„Master of Social Work“ eingerichtet. Damit ist die EFH<br />
<strong>Hannover</strong> eine der ersten Hochschulen in Deutschland,<br />
die diesen postgradualen Studiengang nach europäisch-wissenschaftspolitischen<br />
Vorgaben anbieten wird.<br />
Zum anderen befinden sich weitere Bachelor-Studiengänge<br />
in den Fachbereichen Sozialwesen und Gesundheitswesen<br />
in der Entwicklung.<br />
Die Forschungstätigkeiten der EFH sind im „Institut für<br />
praxisbezogene Forschung“ (IpF) gebündelt worden.<br />
Das IpF beschäftigt sich mit der Erforschung von Verän-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 169<br />
und Jugendlicher im Sinne einer ganzheitlichen Musikalisie-rung.<br />
Hierzu gehören drei Hauptfächer: Das<br />
Instrument (bzw. Gesang oder Komposition), Musiktheorie<br />
(Tonsatz/Gehörbildung) und Rhythmische<br />
Erziehung (Rhythmische Gehörbildung und Elementare<br />
Dirigierlehre). Daneben werden Begleit- und<br />
Zusatzfächer angeboten (z.B. Kammermusik, zweites<br />
Instrument).<br />
Der wöchentliche Unterricht in der HMT, der vor allem<br />
an Wochenenden stattfindet, wird durch eine Frühjahrsund<br />
Sommerakademie ergänzt. Die Frühstudierenden<br />
verbleiben in ihrem familiären und schulischen Umfeld,<br />
um den angestrebten Schulabschluss mit der intensivierten<br />
berufsvorbereitenden Musikausbildung zu verbinden.<br />
Dieses Modell wird durch die Abstimmung<br />
zwischen den Schulen und der HMT unterstützt. Hierbei<br />
dienen Verfügungsstunden einer individuellen Betreuung<br />
und Flexibilisierung der Stundenplangestaltung.<br />
derungen der Alltagswelt und Analyse der Entwicklung<br />
in sozialer Arbeit und kirchlicher Praxis. Daneben<br />
betreibt das „Pastoralsoziologische Institut“ empirische<br />
Forschung im kirchlichen Bereich.<br />
11.3 Kunsthochschulen<br />
HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND<br />
THEATER HANNOVER<br />
Die Ursprünge der Hochschule für Musik und Theater<br />
<strong>Hannover</strong> (HMT) liegen in der Landesmusikschule und<br />
der <strong>Hannover</strong>schen Schauspielschule, die zum Teil bereits<br />
im letzten Jahrhundert existierten. 1950 wurden sie<br />
in der Akademie für Musik und Theater zusammengeführt.<br />
Seit 1973 ist das Land Niedersachsen Träger der<br />
HMT und im Jahr 1978 erhielt die HMT den Status einer<br />
künstlerisch-wissenschaftlichen Hochschule mit Promotions-<br />
und Habilitationsrecht.<br />
Ein Blick auf die Studierendenstatistik 32 zeigt, dass das<br />
Studienangebot der HMT stark auf den musikalischen<br />
Bereich ausgerichtet ist. Fast 80% der Studierenden<br />
gehören zum Studienbereich Musik, Musikwissenschaften.<br />
Die übrigen Studierenden stammen aus den Studienbereichen<br />
Bibliothekswissenschaft, Dokumentation,<br />
Publizistik (16%, Studienfach Medienmanagement) und<br />
Darstellende Kunst (5%, Studienfächer Schauspiel und<br />
Tanzpädagogik). Fächer der Bildenden Kunst und Gestaltung<br />
sind an der HMT nicht vertreten.<br />
29) Studiengänge Architektur, Bauingenieurwesen und Weiterbildungsstudiengang<br />
„Nachhaltiges Planen und Bauen“<br />
30) Weitere Informationen zum Angewandten Forschungsschwerpunkt AMIS:<br />
http://www.fh-hannover.de/amis/index.html<br />
31) Weitere Informationen zum Angewandten Forschungsschwerpunkt AUBIOS:<br />
http://www.aubios.fh-hannover.de/<br />
32) Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Studenten nach 1. Studienfach im<br />
Wintersemester 2000/2001
170<br />
HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />
Die HMT bietet alle klassischen Studiengänge einer<br />
Musik- und Schauspielschule an. Die Schwerpunkte der<br />
Ausbildung liegen im Bereich Künstlerische Ausbildung,<br />
Soloklassen, Schulmusik, Musikerziehung und Theater 33 :<br />
– Diplom-Musiker,<br />
– Diplom-Dirigent,<br />
– Diplom-Komponisten,<br />
– Diplom-Opernsänger bzw. Opernchorsänger,<br />
– Soloklassen zum Diplom-Konzertsolisten (Aufbaustudium<br />
für diplomierte Musiker, Sänger, Dirigenten und<br />
Komponisten),<br />
– Diplom-Kirchenmusiker,<br />
– Diplom-Schauspieler,<br />
– Vier Studiengänge zum Diplom-Musiklehrer (Instrumentallehrer,<br />
Elementare Mu-sikpädagogik, Lehrer für<br />
Jazz/Pop/Rock sowie Lehrer für Chor und Ensembleleitung)<br />
sowie zum Diplom-Rhythmiklehrer,<br />
– Musiklehrer für die Schularten Gymnasium, Grund-,<br />
Haupt- und Realschulen, sowie Sonderpädagogik.<br />
Voraussetzung in allen künstlerischen Studiengängen ist<br />
eine Zulassungsprüfung. Darüber hinaus werden die<br />
Fächer Musikwissenschaft, Musikpädagogik und Philosophie<br />
als Ergänzung der klassischen Studiengänge<br />
sowie in Kombination als ei-genständiger Magisterstudiengang<br />
angeboten. Neu hinzu gekommen ist seit kurzem<br />
der Studiengang Frühstudium für Musik.<br />
Der Studiengang Medienmanagement (als Vollstudium<br />
und Ergänzungsstudium) mit dem Abschluss Diplom-<br />
Medienwissenschaftler wird seit 1999 in Zusammenarbeit<br />
mit der FH <strong>Hannover</strong> durch Bachelor- und Masterprogramme<br />
im Bereich Journalistik und PR/Öffentlichkeitsarbeit<br />
ergänzt (siehe auch weiter unten: „Ausgewählte<br />
Ko-operationen zwischen den Hochschulen der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“).<br />
Das Symphonieorchester und die Bigband der Hochschule<br />
sowie die zahlreichen Ensembles und Solomusiker<br />
sind für ihren hohen künstlerischen Anspruch und<br />
ihre Programmvielfalt bekannt. Öffentliche Konzerte<br />
oder Theaterveranstaltungen der Opern- und Schauspielabteilung<br />
finden regelmäßig im Hauptgebäude der<br />
Hochschule am Emmichplatz sowie in anderen Veranstaltungsräumen<br />
statt. Bei nationalen wie internationalen<br />
Wettbewerben gelingt es der HMT jedes Jahr, eine<br />
große Zahl von Preisträger zu stellen.<br />
Ein besonderes Merkmal der HMT ist – wie an anderen<br />
Kunsthochschulen auch – die Internationalität der Studierendenstruktur:<br />
Ein Viertel der Studierenden 34 stammen<br />
aus dem Ausland (Kunsthochschulen Deutschland<br />
insgesamt: 22%). Über alle Hochschulen liegt der Ausländeranteil<br />
in <strong>Hannover</strong> dagegen bei 10,4% (Hochschulen<br />
Deutschland insgesamt: 10,9%).<br />
Eine im bundesweiten Vergleich einzigartige Einrichtung<br />
ist das Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin.<br />
Hier werden spezielle Forschungen auf dem Gebiet<br />
der anatomisch-physiologischen Voraussetzungen für<br />
Sänger, Instrumenta-listen und Bühnentänzer betrieben.<br />
11.4 Private Hochschulen<br />
FACHHOCHSCHULE FÜR DIE<br />
WIRTSCHAFT HANNOVER<br />
<strong>Hannover</strong> ist neben Bergisch Gladbach, Bielefeld, Gütersloh<br />
und Paderborn einer von insgesamt fünf Standorten<br />
der privaten Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW). Träger<br />
der FHDW in <strong>Hannover</strong> ist das Bildungszentrum für<br />
informationsverarbeitende Berufe (b.i.b.), das 1972 von<br />
dem Unternehmer Heinz Nixdorf gegründet wurde.<br />
Die FHDW nahm in <strong>Hannover</strong> 1996 den Betrieb auf und<br />
bietet für ihre derzeit knapp 300 Studierenden folgende<br />
Studiengänge mit staatlich anerkannten Abschlüssen an:<br />
– Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Europäische<br />
Unternehmensführung, Finanzdienstleistungen<br />
oder Mittelständische Wirtschaft sowie Steuer und Revision,<br />
– Wirtschaftsinformatik,<br />
– Informatik.<br />
Während des Studiums an der FHDW wechseln sich pro<br />
Jahr zwei Studienperioden mit zwei berufspraktischen<br />
Phasen ab. Die FHDW <strong>Hannover</strong> kooperiert dazu mit<br />
mehr als 300 Firmen, die Praktikumsplätze bereit stellen<br />
sowie als potenzielle Arbeitgeber in Betracht kommen.<br />
Der Unterricht ist international ausgerichtet und wird teilweise<br />
in englischer Sprache abgehalten. Die Kosten für<br />
die Studiengänge belaufen sich zwischen € 560,- und<br />
€ 610,- je Monat. Voraussetzung für ein Studium an der<br />
FHDW ist ein mehrstufiges Auswahlverfahren (Eignungstest,<br />
Grup-pengespräch und persönliches Gespräch).<br />
GISMA BUSINESS SCHOOL<br />
Die GISMA (German International Graduate School of<br />
Management and Administration) ist eine deutsch-amerikanische<br />
Business School für die postgraduierte Managementausbildung<br />
und als Stiftung unter Beteiligung des Landes<br />
Niedersachsen und der Wirtschaft gegründet worden.<br />
Derzeit hat die GISMA gut 90 Studierende. Die<br />
Hochschule verfügt über keine eigenen akademischen Programme<br />
und kein eigenes Lehrpersonal. Beides wird im<br />
Rahmen einer Kooperation durch die renommierte Krannert<br />
Graduate School of Management der Purdue Universitiy,<br />
West-Lafayette, Indiana, USA bereitgestellt. Entsprechend<br />
sind das Lehrprogramm und die Lehrmethodik<br />
durch die amerikanische Partneruniversität geprägt.<br />
Derzeit werden an der GISMA die folgenden Ausbildungsgänge<br />
angeboten:<br />
– Master of Business Administration (MBA), ein 11-monatiges<br />
wirtschaftswissenschaftliches Vollzeitprogramm,<br />
dass sich an Studienabsolventen mit mehrjähriger<br />
Berufserfahrung richtet,<br />
– Executive Master of Business Administration (EMBA),<br />
ein zweijähriges wirtschaftswissenschaftliches berufsbegleitendes<br />
Programm für Manager mit etwa achtjähriger<br />
Berufserfahrung,<br />
– offene und firmenspezifische Intensivseminare für Mitarbeiter<br />
in Führungsebenen von Unternehmen.<br />
Zum Zwecke der Praxisorientierung und der internationalen<br />
Ausrichtung der Ausbildung unterhält die GISMA<br />
ein Netzwerk zahlreicher Partner aus der Wirtschaft. Die<br />
beteiligten Unternehmen fungieren auch als Sponsoren<br />
der Business School. Die Studienkosten betragen € 30.600<br />
für das EMBA-Programm sowie € 20.500,- für das MBA-<br />
Programm.<br />
11.5 Ausgewählte Kooperationen zwischen<br />
den Hochschulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Zwischen den Hochschulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gibt es<br />
eine Vielzahl von Kooperationen auf sehr unterschiedlichen<br />
Ebenen. Die Kooperationen betreffen sowohl Forschung<br />
und Lehre als auch das Marketing der Hochschulen.<br />
Ein Teil der universitären Forschungskooperationen<br />
ist bereits zu Beginn des Abschnitts 11 bei den Sonderforschungsbereichen<br />
(SFB) beschrieben worden. Im Folgenden<br />
wird eine Auswahl weiterer, überwiegend die<br />
Lehre betreffende Kooperationsbeziehungen dargestellt:<br />
– Die Universität, die Medizinische Hochschule und die<br />
Tierärztliche Hochschule organisieren bereits seit 1982<br />
gemeinsam den Diplom-Studiengang Biologie. Die Einschreibung<br />
erfolgt an der Universität; die drei Hochschulen<br />
bieten verschiedene Module des Studiengangs<br />
an und ermöglichen mit ihren einzelnen Schwerpunkten<br />
eine besondere Qualität des Studiums.<br />
– Darüber hinaus werden einzelne Veranstaltungen für<br />
Studierende der jeweils anderen Universitäten angeboten<br />
(z.B. Chemie- und Physik-Praktika für Studierende<br />
der Medizinischen Hochschule an der Universität).<br />
Kooperationen gibt es darüber hinaus in den<br />
Bereichen Sportphysiologie und Biochemie.<br />
– In der Biomedizintechnik kooperieren die drei Universitäten<br />
sowohl in der Lehre (v.a. Vertiefungsfach Biomedizintechnik<br />
im Fachbereich Maschinenbau) als<br />
auch in der Forschung. Das am Fachbereich Maschinenbau<br />
der Universität im Rahmen der Innovationsoffensive<br />
des Landes Niedersachsen eingerichtete Zentrum<br />
für Biomedizintechnik (ZBM) bündelt die Kompetenzen<br />
verschiedener Fachbereiche, Institute und Klinken<br />
sowie des außeruniversitären Laser-Zentrums <strong>Hannover</strong><br />
35 . Zudem werden am ZBM Kooperationen mit<br />
der Industrie koordiniert. Die Biomedizintechnologie<br />
muss zu den aktuellen Schlüsseltechnologien gerechnet<br />
werden. Industrie und Forschung in Deutschland<br />
besitzen auf diesem Feld teilweise die internationale<br />
Technologieführerschaft 36 .<br />
– Die Fachhochschule <strong>Hannover</strong> und die Hochschule für<br />
Musik und Theater kooperieren im Kurt-Schwitters-<br />
Forum an der EXPO-Plaza mit ihren Studiengängen<br />
Journalistik und PR/Öffentlichkeitsarbeit (FHH) sowie<br />
Medienmanagement (HMT).<br />
– Der neue Studiengang Medienwissenschaften wird<br />
gemeinsam von der Universität sowie der Hochschule<br />
für Musik und Theater angeboten.<br />
– Die Fachbereiche Chemie und Wirtschaftswissenschaften<br />
der Universität und das Institut für Journalistik<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 171<br />
und Kommunikationsforschung der Hochschule für<br />
Musik und Theater bieten gemeinsam ein transdisziplinäres<br />
Studienangebot „Ökonomie und Kommunikation<br />
in der Biotechnologie“ an.<br />
– Der Fachbereich Design und Medien der Fachhochschule<br />
<strong>Hannover</strong> und das Institut für Textil- und Bekleidungstechnik<br />
der Universität nutzen wechselseitige<br />
ihre Lehrangebote.<br />
– Das <strong>Region</strong>ale Rechenzentrum für Niedersachsen, eine<br />
zentrale Einrichtung der Universität, stellt sein Knowhow,<br />
seine Infrastruktur und seine Dienstleistungen auch<br />
den anderen Hochschulen der <strong>Region</strong> zur Verfügung.<br />
– Mit dem Anfang November 2001 zum ersten Mal<br />
durchgeführten „Fest der Wissenschaften“ haben sich<br />
alle acht hannoverschen Hochschulen gemeinsam mit<br />
einem aufeinander abgestimmtem Programm einer<br />
breiten Öffentlichkeit präsentiert. An drei Tagen wurde<br />
die Möglichkeit geboten, an verschiedensten Präsentationen,<br />
Vorträgen, Ausstellungen, Führungen usw.<br />
teilzunehmen. Es ist vorgesehen, das Fest der Wissenschaften<br />
als feste, jährlich stattfindende Veranstaltung<br />
zu etablieren.<br />
FAZIT<br />
Die Hochschullandschaft in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist<br />
durch eine große Vielfalt an Einrichtungen und Studienmöglichkeiten<br />
geprägt, wobei insbesondere die technikrelevanten<br />
Fächergruppen Ingenieurwissenschaften,<br />
Human- und Veterinärmedizin sowie Agrar-, Forst- und<br />
Ernährungswissenschaften die Schwerpunkte des Studienangebots<br />
bilden. Gleiches gilt im Wesentlichen auch<br />
für die Spezialisierung des an den Hochschulen tätigen<br />
Lehr- und Forschungspersonals: Hier sind die technikrelevanten<br />
Fächergruppen gleichfalls stark vertreten.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist vergleichsweise gut mit Lehrund<br />
Forschungspersonal ausgestattet. Während die Entwicklung<br />
des Personals in den deutschen Verdichtungsräumen<br />
1995 bis 2000 insgesamt leicht rückläufig war,<br />
konnte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ihre starke Position ausbauen<br />
und damit der Hochschulstandort <strong>Hannover</strong> weiter<br />
gestärkt werden. Der Anteil des Personals, das durch<br />
Drittmittel finanziert wird, ist insbesondere in den technikrelevanten<br />
Fächergruppen hoch, was als Qualitätsnachweis<br />
für diesen Bereich gewertet werden darf.<br />
Die Bedeutung der technikrelevanten Fächergruppen für<br />
die hannoversche Hochschullandschaft wird im Wesentlichen<br />
durch die Ausrichtung der drei Universitäten<br />
bestimmt. Demgegenüber weisen die übrigen Hochschulen<br />
(insb. Fachschule <strong>Hannover</strong>, Hochschule für Musik<br />
und Theater) Schwerpunkte in Bereichen auf, die<br />
deutschlandweit eher geringere Bedeutung haben. Hierzu<br />
zählen beispielsweise zukunftweisende Studienangebote<br />
für Design und Grafik sowie Journalistik, Öffentlichkeitsarbeit<br />
und Medienmanagement.<br />
33) vgl. http://www.hmt-hannover.de/haupt.htm<br />
34) Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Studenten nach 1. Studienfach im<br />
Wintersemester 2000 /2001<br />
35) zu außeruniversitären Forschungseinrichtungen siehe Abschnitt 10<br />
36) http://www.zbm.uni-hannover.de/ vom 10. Dezember 2001
172<br />
12.<br />
Innovative Cluster:<br />
Beispiele technologischer<br />
Kernkompetenzen<br />
Javier Revilla Diez<br />
12.1 Einleitung<br />
Die nach wie vor stark von der Automobilindustrie geprägte<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> setzt große Hoffnungen in die<br />
Entwicklung bzw. Stärkung innovativer Cluster, vor allem<br />
in den Bereichen der Biotechnologie und Medizintechnik,<br />
der Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK)<br />
sowie der Mobilitätswirtschaft. Die starke Forschungsorientierung<br />
universitärer sowie außeruniversitärer Wissenschaftseinrichtungen,<br />
wie z.B. die Universität <strong>Hannover</strong>,<br />
die Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong>, die Tierärztliche<br />
Hochschule <strong>Hannover</strong>, aber auch das Fraunhofer<br />
Institut für Toxikologie und Aerosolforschung, bildet<br />
eine zentrale Voraussetzung für die weitere Entwicklung<br />
der Biotechnologie bzw. Medizintechnik. Der ausgelastete<br />
Medical Park, der 1987 als Keimzelle für die Etablierung<br />
eines Biotechnologie- und Medizintechnikclusters<br />
auf der Unternehmensebene gegründet worden ist, und<br />
die Gründungsdynamik seit 1996 zeigen, dass die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> bislang vorhandene Potenziale ausnutzen<br />
konnte.<br />
Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
hat die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vor allem durch die<br />
Expo und die Nachnutzung des ehemaligen Pavillongeländes<br />
Ost und der Expo-Plaza, die zum EXPO PARK<br />
HANNOVER zusammengefasst worden sind, neue Entwicklungsimpulse<br />
erhalten. Nach Ansicht wichtiger<br />
Akteure stellt der EXPO PARK HANNOVER einen herausragenden<br />
Standort für die Ansiedlung von Unternehmen<br />
aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
dar. Hier entsteht ein campusähnlicher<br />
Standort, auf dem sich neben verschiedenen Bildungsund<br />
Forschungseinrichtungen auch bereits erste Unternehmen<br />
der IuK-Wirtschaft angesiedelt haben. Positive<br />
Ausstrahlungseffekte für das geplante IuK-Cluster erwartet<br />
die HMG <strong>Hannover</strong> Marketing Gesellschaft in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> von der weltweit bedeutendsten Computermesse,<br />
der CeBIT, die zuletzt 700.000 Besucher<br />
anzog und auf der alle namhaften Unternehmen der<br />
Branche vertreten waren. In Anlehnung an die Computermesse<br />
versucht sich die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter dem<br />
Label „CeBIT-City“ als IuK-Standort zu positionieren,<br />
obwohl die <strong>Region</strong> nicht zu den traditionellen IuK- und<br />
Medienstandorten zählt.<br />
Die Mobilitätswirtschaft ist eines der zentralen wirtschaftlichen<br />
Standbeine in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Ihr<br />
Schwerpunkt ist die Automobilindustrie mit Volkswagen<br />
Nutzfahrzeuge als einem Fahrzeughersteller und einer<br />
Reihe von z.T. bedeutenden Automobilzulieferern. Daneben<br />
gibt es aber auch eine Reihe weiterer Unternehmen,<br />
die sich mit den unterschiedlichsten Verkehrsdienstleistungen<br />
beschäftigen. Der Automobilstandort <strong>Hannover</strong><br />
kann im Wettbewerb vor allem mit kostengünstigeren<br />
Standorten in Osteuropa nach wie vor bestehen, wenn<br />
die industrielle Produktion in unmittelbarem Zusammenhang<br />
mit der Entwicklung neuer Produkte oder mit der<br />
Nutzung höherwertiger Technologien steht.<br />
Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, ob in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> das Potenzial für die erfolgreiche Weiterentwicklung<br />
des Biotechnologie- und Medizintechnikclusters,<br />
für die Implementierung eines „neuen“ IuK-Clusters<br />
sowie der Umstrukturierung des „traditionellen“<br />
Mobilitätsclusters vorhanden ist. Auf der Grundlage der<br />
genannten Zielsetzung lassen sich folgende zentrale Fragen<br />
ableiten:<br />
1. Welche Standortfaktoren lassen sich aus der theoretischen<br />
Diskussion für die erfolgreiche Etablierung<br />
eines Clusters identifizieren?<br />
2. Welche Entwicklungspotenziale besitzen die Biotechnologie<br />
bzw. Medizintechnik, die IuK-Wirtschaft und<br />
die Mobilitätswirtschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> angesichts<br />
der theoretisch abgeleiteten Erfolgsfaktoren?<br />
– Wie sind die regionalen Rahmenbedingungen für<br />
die genannten Bereiche zu bewerten?<br />
– Welche Hemmnisse stehen der Entwicklung der<br />
Unternehmen entgegen?<br />
3. Welche regionalpolitischen Maßnahmen lassen sich<br />
angesichts der Ergebnisse ergreifen, um die Clusterentwicklung<br />
zu forcieren?<br />
12.2 Theoretische Anmerkungen<br />
zum Clusterbegriff<br />
Die Arbeiten von Krugman (1996) und Porter (1998a)<br />
zur räumlichen Konzentration von Betrieben haben den<br />
Begriff des ökonomischen Clusters geprägt und in den<br />
Mittelpunkt aktueller wirtschafts- und regionalpolitischer<br />
Diskussion gerückt. Während Porter den Schwerpunkt<br />
seiner Argumentation auf Wettbewerbsvorteile legt, liefert<br />
Krugman Gründe für die räumliche Ballung von Betrieben<br />
1 . Trotz der unterschiedlichen Sichtweise lassen<br />
sich bestimmte Merkmale eines Clusters festhalten:<br />
– Räumliche Konzentration von vernetzten Betrieben und<br />
Institutionen eines speziellen Sektors<br />
– Zusammenarbeit von vor- und nachgelagerten Produktions-<br />
und Dienstleistungsbetrieben<br />
– Ausgewogenes Verhältnis von Kooperation und Wettbewerb<br />
zwischen den Betrieben<br />
Die drei Merkmale wirken sich positiv auf die betriebliche<br />
Produktivität aus, die aus der zwischenbetrieblichen<br />
Kooperation, der Realisierung von Skalenerträgen und<br />
externen Ersparnissen resultiert. Krugman (1991, 1996)<br />
VW-Präsentation im Mexikanischen Pavillon auf der EXPO 2000<br />
hebt insbesondere die externen Ersparnisse hervor, die<br />
sich in technologischer und monetärer Hinsicht untergliedern<br />
lassen. Technologische Ersparnisse ergeben<br />
sich durch Wissensspillover, die infolge der Kooperation<br />
zwischen den Betrieben auftreten, monetäre Ersparnisse<br />
durch die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften<br />
und spezialisierten Zulieferern. Die von Krugman beschriebenen<br />
externen Ersparnisse sind in der <strong>Region</strong>alökonomie<br />
nicht neu. Krugman greift auf Marshall zurück,<br />
dem es als Erstem gelungen war, die Ursachen für<br />
die räumliche Konzentration von Betrieben systematisch<br />
zu ergründen. Als Gründe für die Standortbindung von<br />
Betrieben nannte Marshall „the development of a local<br />
pool of specialized workers, the increased local provision<br />
of non-traded input specific to an industry, and the<br />
maximum flow of information and ideas“ 2 . Die lokale<br />
Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften bewirkt,<br />
dass die Betriebe ihre Beschäftigtensituation entsprechend<br />
den Marktgegebenheiten sehr viel effizienter<br />
gestalten können als räumlich isolierte Betriebe. Die<br />
Bereitstellung und räumliche Konzentration materieller<br />
Infrastruktur, die von zahlreichen Betrieben genutzt wird,<br />
wirkt sich ebenfalls positiv auf die betriebliche Produktivität<br />
aus. Zusätzlich führt die räumliche Ballung von<br />
Betrieben dazu, dass Wissen und Informationen über<br />
Produkte und Märkte durch die räumliche Nähe einfacher<br />
zwischen den Akteuren ausgetauscht werden können<br />
als zwischen dispers im Raum verteilten Akteuren 3 .<br />
Die Agglomerationswirkungen lassen sich in Lokalisations-<br />
und Urbanisationsvorteile unterteilen. Das Vorhandensein<br />
von Betrieben derselben Branche führt zu Lokalisationsvorteilen.<br />
Lokalisationsvorteile ergeben sich z.B.<br />
durch die Verfügbarkeit von spezialisierten Zulieferern<br />
und Abnehmern, durch die Nutzung branchenspezifischer<br />
Einrichtungen der materiellen, institutionellen und<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 173<br />
personellen Infrastruktur sowie durch den Zugang zu<br />
spezialisierten Arbeitskräften. Mit Blick auf die regionale<br />
Innovationsdynamik bedeuten Lokalisationsvorteile für<br />
den einzelnen Betrieb den Zugang zu spezialisiertem<br />
Wissen. Durch die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen<br />
Akteuren entstehen Wissensspillover, die<br />
u.a. zu einer Senkung von Innovationskosten und -risiken<br />
führen 4 . Urbanisationsvorteile entstehen durch das Vorhandensein<br />
mehrerer Betriebe verschiedener Branchen,<br />
die eine bessere Ausstattung mit städtischen Einrichtungen<br />
und eine intensivere Verflechtung der wirtschaftlichen<br />
Aktivitäten zur Folge haben 5 .<br />
Rosenfeld (1997) unterscheidet Clustertypen, die sich<br />
zum einen aus dem erreichten Entwicklungsstand und<br />
zum anderen aus der Entstehungsgeschichte ableiten lassen.<br />
In Abhängigkeit vom erreichten Entwicklungsstand<br />
definiert Rosenfeld drei Stadien von Clustern:<br />
– Das funktionierende Cluster: Das wirtschaftliche Potenzial<br />
wird in diesem Clustertyp vollständig genutzt. Intensive<br />
Kooperationsverflechtungen unterschiedlicher<br />
Akteure lösen Lern- und Synergieeffekte aus, die zu<br />
Produktivitätssteigerungen führen und letztendlich die<br />
regionale Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Zudem<br />
zeichnet sich das Cluster durch eine hohe Innovationsfähigkeit<br />
und eine hohe Zahl von Existenzgründern<br />
aus.<br />
– Das unausgeschöpfte Cluster: Zwar ist in diesem Clustertyp<br />
die kritische Masse an Unternehmen vorhanden.<br />
Die fehlenden bzw. nur schwach ausgebildeten<br />
1) vgl. Begg 1999<br />
2) vgl. Krugman 1991, S. 184<br />
3) vgl. Gordon/McCann 2000<br />
4) vgl. Sternberg 1998<br />
5) vgl. Schätzl 2000
174<br />
INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />
Abb. 12-1<br />
Faktorbedingungen<br />
(Input)<br />
Quelle: Porter 2000<br />
Voraussetzungen für lokale Wettbewerbsvorteile<br />
• Faktormenge und -kosten<br />
(Input)<br />
• Natürliche Ressourcen<br />
• Humankapital<br />
• Kapitalressourcen<br />
• Physische Infrastruktur<br />
• Administrative Infrastruktur<br />
• Informationsinfrastruktur<br />
• Wissenschaftliche und<br />
technologische Infrastruktur<br />
• Faktorqualität<br />
• Faktorspezialisierung<br />
Kooperationsverflechtungen verhindern allerdings<br />
erforderliche Synergie- und Lerneffekte. Die Unternehmen<br />
folgen nicht einer gemeinsamen Vision und identifizieren<br />
sich nicht mit „ihrem“ Cluster. Häufig ist die<br />
Unternehmensstruktur von Zweigbetrieben multinationaler<br />
Unternehmen geprägt.<br />
– Das potenzielle Cluster: Dieser Clustertyp verfügt über<br />
einzelne Bestandteile eines funktionierenden Clusters.<br />
Es fehlen jedoch wichtige Faktoren, die die genannten<br />
Agglomerationsvorteile auslösen. Gründe können z.B.<br />
die kritische Masse an Unternehmen, eine zu schwache<br />
technologische Basis, eine zu geringe Kooperationsintensität<br />
zwischen den Akteuren oder fehlender<br />
politischer Wille sein.<br />
In Abhängigkeit von der Entstehungsgeschichte leitet<br />
Rosenfeld weitere Clustertypen ab, die sich aus historischen<br />
Zufällen (z.B. Castel Goffredo in der Lombardei),<br />
aus einer herausragenden Standortgunst (z.B. Logistikcluster<br />
in den Niederlanden), aus einem universitären<br />
Rahmen für<br />
Unternehmensstrategie<br />
und<br />
Wettbewerb<br />
Ein lokales Umfeld, das<br />
angemessene Investitionsformen<br />
und nachhaltige<br />
Weiterentwicklungen fördert<br />
Intensiver Wettbewerb zwischen<br />
lokal angesiedelten<br />
Konkurrenten<br />
Existenz<br />
verwandter und<br />
unterstützender<br />
Branchen<br />
• Anwesenheit fähiger,<br />
lokal angesiedelter<br />
Anbieter<br />
• Anwesenheit<br />
wettbewerbsfähiger,<br />
verwandter Branchen<br />
• Lokale Kunden, die<br />
hochwertige Produkte in<br />
ausreichender Menge<br />
nachfragen<br />
• Ungewöhnliche lokale<br />
Nachfrage in speziellen<br />
Segmenten, die global<br />
bedient werden können<br />
• Kundenbedürfnisse, die<br />
solchen von anderswo<br />
zuvorkommen<br />
Nachfragebedingungen<br />
Hintergrund (z.B. Cambridge), aus der Existenz eines<br />
bestehenden Clusters (z.B. das Luft- und Raumfahrtcluster<br />
mit Kompetenz im Bereich neuer Materialien führte zu<br />
der Entwicklung eines Golfausrüstungsclusters in San<br />
Diego), aus einer sehr spezifischen lokalen Nachfrage<br />
(z.B. Umwelttechnikcluster in Finnland als Folge durch<br />
die Papierindustrie ausgelöster Umweltschäden) oder<br />
aus dem Vorhandensein eines dominierenden Großunternehmens<br />
ergeben können 6 .<br />
Die Beispiele zeigen, welche unterschiedlichen Faktoren<br />
die Clusterentwicklung beeinflussen können. Die Vielfalt<br />
möglicher Erklärungsvariablen erschwert die Ableitung<br />
eines einfachen Erklärungsmodells. Nichtsdestotrotz entwickelt<br />
Porter (2000) in Anlehnung an sein Diamant-<br />
Konzept zur Erklärung nationaler Wettbewerbsvorteile<br />
ein Konzept für funktionierende Cluster, das den Rahmen<br />
für die nachfolgende Analyse der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bildet<br />
(Abb.12-1). Die Wettbewerbsfähigkeit eines Produktionsclusters<br />
wird entscheidend durch die Faktorbedin-<br />
gungen, die Nachfragebedingungen, die Existenz verwandter<br />
und unterstützender Branchen, durch Unternehmensstrategie,<br />
Struktur und Wettbewerb sowie durch<br />
Zufallsereignisse und staatliche Politik determiniert.<br />
Konkret lassen sich daraus folgende Grundvoraussetzungen<br />
für ein funktionierendes Cluster ableiten:<br />
– Räumliche Konzentration von Betrieben einer speziellen<br />
Branche und die Verfügbarkeit vor- und nachgelagerter<br />
Produktions- und Dienstleistungsbetriebe: Nach<br />
Porter (1998b) realisieren die Betriebe eines Clusters<br />
aus der Zusammenarbeit mit Zulieferindustrien, verwandten<br />
Branchen und Konkurrenten wichtige Synergieeffekte,<br />
die letztlich zu einer erhöhten Produktivität<br />
führen. Im Wesentlichen ergeben sich durch die räumliche<br />
Konzentration und Kooperation die bereits oben<br />
beschriebenen Lokalisationsvorteile.<br />
– Hohes regionales Nachfragepotenzial: Die Nachfrage<br />
prägt entscheidend das Tempo und die Art der<br />
betrieblichen Innovationsprozesse. Neben der Quantität<br />
ist vor allem die Qualität der regionalen Nachfrage<br />
für die Etablierung eines international wettbewerbsfähigen<br />
Clusters von Bedeutung. Das Verlangen<br />
nach hochwertigen Produkten und Dienstleistungen<br />
erhöht den Innovationsdruck in den Betrieben. Zusätzlich<br />
kann eine antizipierende Nachfrage dafür sorgen,<br />
dass in der <strong>Region</strong> bereits Bedürfnisse befriedigt<br />
werden, die in anderen <strong>Region</strong>en erst später auftreten.<br />
Dadurch entsteht ein Zeitvorteil, der den Betrieben<br />
eines Clusters einen entscheidenden Wettbewerbsvorsprung<br />
sichert.<br />
– Angebotsstimulierende Faktoren – Faktorbedingungen,<br />
wie z. B.:<br />
– Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte<br />
– günstige infrastrukturelle Voraussetzungen<br />
– Zugang zu Information und Wissen<br />
– Zugang zu und Anreize durch politische Entscheidungsträger<br />
– Unternehmensstrategie, Struktur und Konkurrenz: Der<br />
betriebliche Erfolg hängt entscheidend von der Unternehmensstrategie<br />
und der Unternehmensstruktur ab.<br />
Neben betriebsinternen Faktoren beeinflussen spezifische<br />
nationale und regionale Gegebenheiten (z.B. Erziehungs-<br />
und Bildungssystem, soziale Normen und<br />
Traditionen usw.) das betriebliche Vorgehen. Daraus<br />
ergeben sich beispielsweise Unterschiede bei Führungspraktiken,<br />
bei der Art der Kundenbeziehungen,<br />
der Einstellung zu internationalen Aktivitäten, der Beziehung<br />
zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />
und somit Unterschiede in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Eine intensive Konkurrenz sorgt zusätzlich<br />
für eine Erhöhung des Innovationsdrucks.<br />
Neben den vier Bestimmungsfaktoren treten zwei weitere<br />
Variablen auf, die das Zusammenspiel und die<br />
Bedeutung der einzelnen Bestimmungsfaktoren beeinflussen.<br />
Zum einen handelt es sich um Zufallsereignisse,<br />
die außerhalb der Einflussmöglichkeiten der Unternehmen<br />
und häufig auch der Politik liegen, die eine Veränderung<br />
der Wettbewerbsposition zur Folge haben können<br />
(zufällige Erfindungen, Preisschwankungen bei Pro-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 175<br />
duktionsmitteln, Wechselkursschwankungen, technologische<br />
Brüche, Verschiebungen auf den Weltfinanzmärkten,<br />
Änderungen der Nachfrage, internationale Politik<br />
und Kriege). Zum anderen kann der Staat sowohl einen<br />
positiven als auch negativen Einfluss über Bildungs-,<br />
Steuer-, Umwelt-, Geldpolitik, Kartellrecht, Regulierungsmaßnahmen<br />
etc. auf die vier Bestimmungsfaktoren<br />
ausüben.<br />
12.3 Die Bedeutung der Biotechnologie<br />
und Medizintechnik in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> 7<br />
BIOTECHNOLOGIE UND MEDIZINTECHNIK IM<br />
REGIONALEN UND NATIONALEN KONTEXT<br />
Die Biotechnologie ist ein Sammelbegriff für Technologien,<br />
die sich u.a. aus der Biochemie, der Molekularbiologie,<br />
der Gentechnik oder Pharmakologie herleiten. Allgemein<br />
lässt sich die Biotechnologie in drei Bereiche<br />
einteilen: Die so genannte „rote Biotechnik“, also der<br />
Bereich Medizin und Pharma, bildet für die meisten<br />
Biotech-Unternehmen den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit.<br />
Daneben gibt es noch die „grüne“ Agro-Biotechnik sowie<br />
die im Umweltschutz angesiedelte „graue“ Biotechnik 8 .<br />
Die Biotechnologieentwicklung hat in Deutschland erst in<br />
den letzten fünf Jahren an Dynamik gewonnen. Zu groß<br />
waren in den 80er und frühen 90er Jahren die Vorbehalte<br />
gegenüber der Biotechnologie, insbesondere<br />
gegenüber der Gentechnik. Die Genehmigungsverfahren<br />
für neue Produkte und Freilandversuche waren und<br />
sind z.T. heute noch langwierig und kompliziert. In nur<br />
wenigen Jahren ist es Deutschland allerdings gelungen,<br />
den Entwicklungsvorsprung der USA, Japans und Großbritanniens<br />
wettzumachen und sich als internationaler<br />
Mitspieler zu etablieren 9 . Deutschland löste England als<br />
Europas führende Biotechnologie-Nation ab. 20,7%<br />
aller europäischen Firmen im Jahr 2000 kommen aus<br />
Deutschland, eine Steigerung von 25% gegenüber dem<br />
Vorjahr 10 .<br />
Abbildung 12-2 zeigt die Verteilung der Biotechnologie<br />
in Deutschland. Zurzeit gibt es rund 1.600 Unternehmen<br />
in der Bundesrepublik, die sich mit der Biotechnologie<br />
befassen: 604 Biotechnik-Unternehmen im engeren<br />
Sinne und 720 Firmen mit überwiegendem Ausrüsteroder<br />
Zuliefercharakter. Zu diesen1.324 eigentlichen Biotechnik-Unternehmen<br />
kommen noch 298 Anbieter von<br />
Beratungsleistungen, Servicefirmen, Finanzierungsspezialisten<br />
und sonstige hinzu. Allgemein lässt sich sagen,<br />
dass diese Firmen rund 19.800 Menschen beschäftigten<br />
(diese Zahl beinhaltet nicht die biotechnisch ausgerichteten<br />
Arbeitsplätze in der Großindustrie) und dass ihr<br />
Gesamtumsatz bei rund 1,5 Milliarden € lag (ohne die<br />
6) vgl. Rosenfeld 1997, Porter 1998a, Malmberg 1996<br />
7) Die Darstellung basiert im Wesentlichen auf einem Gutachten des Fraunhofer-<br />
Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) für den<br />
Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong> mit dem Titel „Vermarktungskonzeption<br />
Biotechnologie/Medizintechnik für den Großraum <strong>Hannover</strong>“ (Januar 2001).<br />
8) vgl. BerliNews 2000<br />
9) vgl. Dohse 2000, S. 4<br />
10) vgl. Koschatzky 2000, S. 16ff
176<br />
INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />
Abb. 12-2<br />
Quelle: BIOCOM AG <strong>2002</strong><br />
Verteilung der Biotechnologie-Unternehmen in Deutschland<br />
Insgesamt 1.622 Unternehmen beschäftigen sich mit Biotechnologie in Deutschland.<br />
Firmensitz<br />
Übersicht<br />
12-1<br />
Pharmakonzerne). Ein Blick auf diese Umsatzgrößen bestätigt<br />
den frühen Entwicklungsstand der Biotech-Branche.<br />
Die meisten Unternehmen befinden sich überwiegend im<br />
Forschungs- und Entwicklungsstadium, in dem häufig die<br />
Kosten deutlich höher liegen als die Einnahmen.<br />
Die regionalen Schwerpunkte der Biotechnologie in<br />
Deutschland bilden München, Berlin und die Rhein-Neckar-<br />
<strong>Region</strong>. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nimmt gemeinsam mit den<br />
Städten Braunschweig und Göttingen eine mittlere Position<br />
ein 11 .<br />
Während die Biotechnologie als eine Schlüsseltechnologie<br />
für das 21. Jahrhundert gilt, deren erwartete Effekte<br />
sich erst mittel- bis langfristig entfalten werden, ist die<br />
Medizintechnik ein Forschungs- und Anwendungsfeld,<br />
das in Deutschland eine lange Tradition aufweist. Die<br />
Betriebsgrößenstruktur ist vor allem klein- und mittelbetrieblich<br />
strukturiert. Je nach Abgrenzung und Definition<br />
zählt die sehr exportorientierte Medizintechnik rund<br />
100.000 Beschäftigte in Deutschland.<br />
Innerhalb Niedersachsens stellt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gemeinsam<br />
mit den Städten Braunschweig und Göttingen<br />
den wichtigsten Biotechnologiestandort dar. Wie Abbildung<br />
12-3 zeigt, spielen andere Standorte in Niedersachsen<br />
nur eine geringfügige Rolle 12 .<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 177<br />
Unternehmen der Biotechnologie und Medizintechnik in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Biotechnologie<br />
Unternehmen der Biotechnologie- und Medizintechnik<br />
Zahl der Unternehmen Zahl der Mitarbeiter<br />
bis 10 Mitarbeiter 31 155<br />
11 - 50 Mitarbeiter 42 1.077<br />
51 - 100 Mitarbeiter 7 483<br />
101 - 250 Mitarbeiter 6 918<br />
mehr als 251 Mitarbeiter 4 2.600<br />
Insgesamt 90 5.233<br />
Medizintechnik<br />
bis 10 Mitarbeiter 16 95<br />
11 - 50 Mitarbeiter 16 410<br />
51 - 100 Mitarbeiter 4 347<br />
101 - 250 Mitarbeiter 4 784<br />
mehr als 251 Mitarbeiter 0 0<br />
Insgesamt 40 1.636<br />
Insgesamt 130 6.869<br />
Quelle: Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung 2001<br />
Nach Berechnungen der Fraunhofer Gesellschaft (2001)<br />
sind in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> rund 14.800 Beschäftigte<br />
in dem Bereich Biotechnologie und Medizintechnik tätig,<br />
das sind rund 2,8% der insgesamt 517.000 Beschäftigten<br />
in der <strong>Region</strong>. Die Beschäftigten teilen sich nahezu<br />
zu je 50% auf Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
auf. Von den 6.870 in Unternehmen beschäftigten<br />
Mitarbeitern entfallen 5.230 Mitarbeiter auf 90 Biotechnologieunternehmen,<br />
die verbleibenden 1.640 auf 40<br />
Unternehmen der Medizintechnik. Hinzu kommen rund<br />
8.000 Beschäftigte (davon 2.100 wissenschaftliche Mitarbeiter)<br />
in relevanten Forschungseinrichtungen wie die<br />
Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong> (MHH), Universität<br />
<strong>Hannover</strong> (UH), Tierärztliche Hochschule <strong>Hannover</strong><br />
(TiHo), das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung<br />
(Fraunhofer ITA) und das Institut für Tierzucht<br />
und Tierverhalten Mariensee der Bundesforschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft.<br />
UNTERNEHMERISCHE SPEZIALISIERUNGSMUSTER<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zeichnet sich im Biotechnologiebereich<br />
durch eine hohe Spezialisierung aus. Schwerpunkte<br />
der Unternehmenstätigkeit liegen bei der Ent-<br />
11) vgl. BerliNews 2000<br />
12) vgl. FaKo 2001
178<br />
INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />
INI <strong>Hannover</strong>: International Neuroscience Institute<br />
wicklung von Diagnostika und Therapeutika (z.B. gentechnisch<br />
hergestellte Medikamente, Gentherapie, Gendiagnostik)<br />
sowie bei Bioinstrumenten (z.B. Geräte,<br />
Apparate, Verbrauchsmaterial für Biotechnologie).<br />
Relativ schwach vertreten ist die so genannte „grüne“<br />
Biotechnologie. Die dazu zählenden Unternehmen in<br />
den Bereichen Pflanzentechnologie (Pflanzenzucht,<br />
Pflanzenschutz, Methoden zur Verbreitung von Pflanzen)<br />
und Biotechnologie bei Tieren (Tierzucht, Tierproduktion,<br />
Veterinärwesen) beschäftigen sich bislang noch mit der<br />
Erforschung von Grundlagen. Defizite bestehen zudem<br />
in den Bereichen Plattformtechnologien und Bioprozesstechniken,<br />
in denen nur 12 Unternehmen tätig sind.<br />
Die Altersstruktur der Biotechnologieunternehmen wird<br />
von bereits länger bestehenden Betrieben geprägt. Rund<br />
40% der Unternehmen sind vor 1980 gegründet worden.<br />
Parallel zum Bundestrend konnte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in<br />
der zweiten Hälfte der 1980er Jahre eine kleine „Gründungswelle“<br />
verzeichnen, die Anfang der 1990er Jahre<br />
abebbte. Ab 1996 ist allerdings eine erneute Gründungsdynamik<br />
festzustellen; 19 Unternehmen sind seitdem<br />
dazugekommen. Die Biotechnologieunternehmen sind<br />
klein- bis mittelbetrieblich strukturiert. Rund drei Viertel der<br />
Unternehmen haben weniger als 50 Beschäftigte. Insgesamt<br />
lassen sich nur vier größere Unternehmen mit mehr<br />
als 250 Mitarbeiter in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> identifizieren,<br />
weitere sechs Unternehmen sind in der Unternehmensgrößenklasse<br />
101 bis 250 Mitarbeiter anzutreffen.<br />
Das wichtigste Biotechnologieunternehmen ist die Solvay<br />
Pharmaceuticals GmbH, die mehr als 300 Mitarbeiter in<br />
<strong>Hannover</strong> beschäftigt. Die Niederlassung <strong>Hannover</strong><br />
umfasst eines der beiden Pharmaforschungszentren von<br />
Solvay, das v.a. auf die Entwicklung neuer Medikamente<br />
gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krankheiten<br />
des Magen-Darm-Traktes spezialisiert ist. Ein weiteres<br />
Großunternehmen ist die ehemalige Riedel-de-Hae .. n AG,<br />
die seit 1995 dem US-amerikanischen Honeywell-Konzern<br />
angehört und mehr als 900 Mitarbeiter beschäftigt.<br />
Neben einem Werk für Spezialchemikalien betreibt die<br />
Honeywell Specialty Chemicals Seelze GmbH ein Forschungszentrum,<br />
das spezielle Immunassays und andere<br />
Diagnostiksysteme entwickelt. Erfreulich positiv verläuft<br />
die Entwicklung der seit 1996 gegründeten Biotechnologieunternehmen.<br />
Unternehmen, wie z.B. Biovision und<br />
Adnagen, die in den Feldern Bioinstrumente, Plattformtechnologien<br />
und Diagnostika tätig sind, realisieren beeindruckende<br />
Wachstumsraten.<br />
Im Gegensatz zu den Biotechnologieunternehmen weisen<br />
die Unternehmen der Medizintechnik ein sehr weit<br />
gefächertes Tätigkeitsspektrum auf. Auffällig ist, dass bei<br />
fast der Hälfte der Unternehmen die geschäftlichen Aktivitäten<br />
außerhalb der Kernbereiche der Medizintechnik<br />
liegen. Innerhalb der Kernbereiche erfolgt eine Spezialisierung<br />
auf die Entwicklung und Produktion von Implantaten<br />
und Prothesen, chirurgische Instrumente bzw. Verfahren,<br />
die Endoskopie sowie physikalische Diagnostik.<br />
Allerdings ist die absolute Zahl der tätigen Unternehmen<br />
mit ein bis zwei je Teilbereich sehr gering.<br />
Die Medizintechnikunternehmen bestehen in der Regel<br />
seit über 20 Jahren. Ein Gründungsboom, vergleichbar<br />
mit dem der Biotechnologie, fand in der Medizintechnik<br />
nicht statt. Zwei Drittel der Unternehmen weisen weniger<br />
als 50 Beschäftigte auf, nur vier Unternehmen zählen<br />
mehr als 100 Mitarbeiter.<br />
INFRASTRUKTURELLE VORAUSSETZUNGEN<br />
Ausgangspunkt der Entwicklung eines biotechnologischen<br />
bzw. medizintechnischen Clusters in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> bildet der 1987 gegründete Medical Park<br />
<strong>Hannover</strong>, der sich in unmittelbarer Nähe zur Medizinischen<br />
Hochschule <strong>Hannover</strong> befindet. Das Umfeld der<br />
Medizinischen Hochschule <strong>Hannover</strong> fördert den intensiven<br />
Kontakt zwischen Wirtschaft und Wissenschaft und<br />
bietet einen optimalen Technologietransfer. Die Medical<br />
Park <strong>Hannover</strong> GmbH stellt in zwei Gebäuden ca.<br />
6.000 qm Labor- und Bürofläche zur Verfügung, die zurzeit<br />
alle vermietet sind. Die Labor- und Bürogebäude<br />
sind so konzipiert, dass der Einbau von nutzerspezifischen<br />
Laboreinrichtungen und -anschlüssen ohne weiteres<br />
möglich ist. Es werden in erster Linie junge Unternehmen<br />
aus den Bereichen Medizintechnik, Biomedizin,<br />
Biotechnologie und artverwandten Fachrichtungen angesprochen,<br />
die sich im Umfeld der Medizinischen Hochschule<br />
<strong>Hannover</strong>, des Medical Parks und aus der BioRegioN<br />
gegründet haben. Daneben bietet der Medical<br />
Park neben einem Hörsaal (115 Sitzplätze) mehrere<br />
Konferenz- und Seminarräume unterschiedlicher Größe<br />
zur Durchführung von Veranstaltungen, Tagungen und<br />
Präsentationen an.<br />
Die bereits ausgeschöpften Kapazitäten im Medical Park<br />
stellen allerdings einen wichtigen Engpassfaktor für die<br />
weitere Ansiedlung von Unternehmen der Biotechnologie<br />
bzw. Medizintechnik dar. Nach Einschätzung von<br />
befragten Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
wird das sehr eingeengte Angebot an kostengünstigen<br />
Laborflächen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als entscheidendes<br />
Hemmnis für die weitere Entwicklung dieser Unternehmen<br />
angesehen.<br />
BIOTECHNOLOGIE- BZW. MEDIZINTECHNIK-<br />
RELEVANTE BILDUNGS- UND FORSCHUNGS-<br />
EINRICHTUNGEN<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über zahlreiche Forschungseinrichtungen<br />
im Bereich Biotechnologie und Medizintechnik.<br />
Neben drei Universitäten (UH, MHH, TiHo) bilden<br />
das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung<br />
(ITA) sowie eine Einrichtung der Bundesforschungsanstalt<br />
für Landwirtschaft die wissenschaftliche<br />
Basis für den Life-Science-Bereich.<br />
An der UH haben die Fachbereiche Chemie, Biologie und<br />
Gartenbau unmittelbare Relevanz für den Bereich der Biotechnologie,<br />
weitere ergänzende Disziplinen sind die Physik,<br />
Informatik, Elektrotechnik und der Maschinenbau. Am<br />
Fachbereich Chemie ist vor allem der Forschungsschwerpunkt<br />
„Naturstoffchemie und Naturstofftechnologie“ besonders<br />
hervorzuheben. Die Forschungsarbeiten beschäftigen<br />
sich mit der Synthese, Biosynthese und Biotransformation<br />
von Wirkstoffen, mit nachwachsenden Rohstoffen<br />
und der dazugehörigen Analytik und mit der Bioprozesstechnik.<br />
Darunter fallen auch zahlreiche interdisziplinäre<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 179<br />
Forschungsprojekte, die gemeinsam mit der Medizin,<br />
Pharmakologie und Biotechnologie realisiert werden. Im<br />
engen Zusammenhang zu diesem Forschungsschwerpunkt<br />
steht das Graduiertenkolleg „Chemische und technische<br />
Grundlagen der Naturstofftransformation“, das ebenfalls<br />
zu dem Forschungsfeld Naturstoffchemie und Naturstofftechnologie<br />
zu zählen ist.<br />
Der Fachbereich Biologie hat durch gezielte Berufungen<br />
den Bereich Biotechnologie und Ökologie ausgebaut. Im<br />
Bereich Biotechnologie sind z.B. das Institut für Mikrobiologie,<br />
das Institut für Botanik und das Lehrgebiet<br />
Molekulargenetik zu nennen, die z.B. Mikroorganismen<br />
für technische Verfahren zur Lösung von Umweltproblemen,<br />
pflanzliche Zellkulturen zur Analyse von Modellgenen<br />
oder genetisch orientierte Strategien zur Verbesserung<br />
von ertragsrelevanten Eigenschaften von Nutzpflanzen<br />
entwickeln. Im Bereich Ökologie ist sowohl das<br />
Institut für Geobotanik als auch das Institut für Biophysik<br />
durch zahlreiche Forschungsprojekte vertreten. Dabei<br />
ergeben sich enge Verknüpfungen mit den Forschungsschwerpunkten<br />
des Fachbereiches Gartenbau, der ebenfalls<br />
Projekte zur Angewandten Ökologie, Molekularbiologie<br />
und Biotechnologie durchführt.<br />
Die MHH, die zu den wichtigen nationalen Standorten<br />
der medizinischen Versorgung zählt, weist Forschungsschwerpunkte<br />
in den Bereichen Transplantationsmedizin,<br />
Entzündungsforschung, lokale Infektionsabwehr, Public-<br />
Health- und Gesundheitssystemforschung sowie Lungenforschung<br />
auf.<br />
Die MHH leistete im Bereich der Transplantationsmedizin<br />
Pionierarbeit und führt bundesweit nach wie vor die<br />
meisten Transplantationen durch. Die herausragende<br />
Stellung der MHH in diesem Bereich soll u.a. durch den<br />
Aufbau eines Transplantationsforschungszentrums, die<br />
Errichtung eines Instituts für Grundlagenimmunologie<br />
sowie eine Forschergruppe „Xenotransplantation“ und<br />
eine Stiftungsprofessur auf dem Gebiet der Organtransplantation<br />
weiterhin gesichert werden. Darüber hinaus<br />
hat 2001 das durch das BMBF geförderte Kompetenzzentrum<br />
„Kardiovaskuläre Implantate“ seine Arbeit aufgenommen,<br />
das konventionelle Medizintechnik mit der<br />
Biotechnologie verbindet.<br />
Die Entzündungsforschung an der MHH steht im engen<br />
Zusammenhang mit dem von der DFG geförderten Sonderforschungsbereich<br />
(SFB) 244, der neue Ansätze und<br />
Lösungsmöglichkeiten für Ursachen und das Entstehen<br />
chronischer Erkrankungen erarbeitete. Die Forschungsarbeiten<br />
sollen in einem sich in der Antragsphase befindlichen<br />
SFB im Bereich der Zytokinforschung fortgesetzt<br />
werden. Der Ausbau des Zentrums für Zelltherapie und<br />
die Kooperation mit dem oben genannten Kompetenzzentrum<br />
stärkt diesen Forschungsschwerpunkt nachhaltig.<br />
Die lokale Infektionsabwehr steht im engen Zusammenhang<br />
mit den bislang genannten Forschungsschwerpunkten<br />
an der MHH. Ausgangspunkt für den Aufbau<br />
des Forschungsschwerpunktes war erneut ein SFB, der<br />
2001 endet und durch zwei geplante SFBs weitergeführt
180<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Die Deutsche Telekom in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> – Schrittmacher in der<br />
Kommunikations- und Informationstechnik<br />
Schon 1882 wurde in <strong>Hannover</strong> telefoniert. Seit<br />
dieser Zeit ist die Deutsche Telekom Schrittmacher für<br />
den Einsatz innovativer Kommunikationstechnologie.<br />
Heute steht in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> für über eine<br />
Million Kunden ein digitales Netz mit modernster<br />
Übertragungstechnik zur Verfügung.<br />
Die Deutsche Telekom<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> heute:<br />
• ca. 5.000 Arbeitsplätze<br />
• fast 200 Ausbildungsplätze<br />
• mehr als 1.500 Callcenter-Beschäftigte<br />
• 11 T-Punkte, 1 T-Punkt Megastore, 2 T-Punkte Business<br />
• Vollsortimenter mit über 5.500 Produkten:<br />
von der Telefonschnur bis zu firmenindividuellen<br />
Datennetzanwendungen inklusive Planung,<br />
Projektierung sowie Ausführung und Service vor Ort<br />
• Zentrum für spezielle Dienstleistungen wie „T-NetBox“<br />
(Anrufbeantworter im Festnetz), „T-Vote-Call“ (für die<br />
Zuschauer-Meinungsumfrage bei Fernsehsendungen)<br />
oder „Rechnung Online“ (elektronisches Abrechnungssystem<br />
der Deutschen Telekom)<br />
<strong>Hannover</strong> – eine besondere Herausforderung<br />
Für die EXPO 2000 und die Computermesse CeBIT<br />
wurde eines der weltweit leistungsfähigsten Campus-<br />
Netze geschaffen:<br />
Glasfaser, Internet, Highspeed-Datenkommunikation,<br />
Multimedia, interaktive Systeme u. v. m. – alles aus einer<br />
Hand, alles von einem kompetenten Partner, alles von<br />
der Deutschen Telekom.<br />
Vorteile im Wettbewerb<br />
Informationen müssen heute schneller, umfassender und<br />
sicherer verfügbar sein, um so Wettbewerbsvorteile auszubauen.<br />
Mit einer leistungsfähigen Vernetzung, mobiler<br />
Kommunikation und hoher Sicherheit stellen wir die volle<br />
Funktionsfähigkeit der volkswirtschaftlich so wichtigen<br />
Infrastrukturen sicher und schaffen somit wichtige Voraussetzungen<br />
für das Wirtschaftswachstum.<br />
Durch den nahezu flächendeckenden T-DSL Ausbau<br />
wurde das herkömmliche analoge Kupferkabelnetz in<br />
kürzester Zeit zu einer Datenautobahn. Damit eröffnet<br />
die Deutsche Telekom besonders mittelständischen Unternehmen<br />
die Möglichkeit, multimediale Kommunikation<br />
effektiver zu nutzen und neue Lösungen, Dienste und Anwendungen<br />
einzusetzen bzw. zu entwickeln.<br />
<strong>Hannover</strong>s Wahrzeichen,<br />
der 282,2 m hohe „Telemax“<br />
der Deutschen Telekom.<br />
Neue Chancen<br />
Ausbildung ohne Kommunikation ist undenkbar. Deshalb<br />
hat die Deutsche Telekom alle Schulen mit einem kostenlosen<br />
Internetanschluss auf Basis von T-ISDN und T-Online<br />
ausgestattet. Darüber hinaus wurden bundesweit fast<br />
30.000 Lehrerinnen und Lehrer in Telekom Seminaren<br />
„fit fürs Internet“ gemacht. Mit diesem Programm leistet<br />
die Deutsche Telekom einen Beitrag zur Chancenverbesserung<br />
für die gesamte heranwachsende Generation.<br />
Dieses Projekt ist beispielhaft für eine zukunftsweisende<br />
Kooperation – im Sinne gesellschaftlicher Verantwortung –<br />
mit der Politik.<br />
Was vor 120 Jahren mit dem Telefon begann, ist heute<br />
durch völlig neue Anforderungen geprägt. Nicht mehr<br />
die Sprache bestimmt die Kommunikation, sondern die<br />
Gewinnung, Verarbeitung und der Transport multimedialer<br />
Informationen.<br />
Bei allen Telekommunikations- und Informationsdiensten<br />
wird die Deutsche Telekom auch dem steigenden Sicherheitsbedürfnis<br />
im hohen Maße gerecht. „Public Key Services“,<br />
mit denen die digitale Signatur ermöglicht wird,<br />
oder „T-TeleSec Protection Services“, ein Firewall-<br />
System, sind nur einige Produkte aus einem Bündel wirksamer<br />
Maßnahmen. Sie führen zu einer steigenden Akzeptanz<br />
der elektronischen Dienstleistungen, wie E-Commerce,<br />
E-Health und E-Government.<br />
Aus diesem Grund ist die Deutsche Telekom der ideale<br />
Partner für Produkte und Lösungen der Kommunikationsund<br />
Informationstechnik.<br />
ADRESSE:<br />
Deutsche Telekom<br />
Vahrenwalder Straße 247<br />
30179 <strong>Hannover</strong><br />
Tel.: (0511) 3 33 - 0<br />
Fax: (0511) 3 33 - 60 60<br />
Internet: www.telekom.de<br />
werden soll. Hervorzuheben ist auch die bisherige und<br />
geplante enge Kooperation mit Wissenschaftlern anderer<br />
Arbeitsgebiete der MHH, der TiHo, des Fraunhofer<br />
ITA sowie der Gesellschaft für biotechnologische Forschung<br />
in Braunschweig. Ein europäisches Graduiertenkolleg<br />
und eine intensive Kooperation mit dem Fraunhofer<br />
ITA zum Aufbau einer gemeinsamen Abteilung für<br />
Inhalationstoxikologie/Inhalationsallergie unterstützen<br />
die Absichten, diesen Forschungsschwerpunkt langfristig<br />
zu etablieren.<br />
In den letzten Jahren hat sich an der MHH auch ein<br />
Schwerpunkt auf dem Gebiet der Lungenerkrankungen<br />
entwickelt. Die Basis dafür bildet das Zentrum zur Erforschung<br />
und Behandlung der Mukosviszidose, das ebenfalls<br />
eng mit dem Fraunhofer Institut ITA zusammenarbeitet.<br />
Beispiele für Projekte im Forschungsgebiet Public-<br />
Health- und Gesundheitssystemforschung sind die Weiterentwicklung<br />
einer Datenbasis „Evaluation medizinischer<br />
Verfahren und Technologien“ für die gesamte Bundesrepublik,<br />
der norddeutsche Forschungsverbund<br />
„Public Health“ sowie zahlreiche epidemiologische Studien<br />
und die Evaluation verschiedener therapeutischer<br />
oder präventiver Maßnahmen.<br />
Neben den genannten Forschungsschwerpunkten sind<br />
an der MHH weitere Aktivitäten angesiedelt, die gemeinsam<br />
mit anderen Hochschulen bzw. außeruniversitären<br />
Forschungseinrichtungen durchgeführt werden. Zu<br />
nennen sind z.B. Unfallforschung, Hals-Nasen-Ohren-<br />
Heilkunde, Rheumatologie, Onkologie, Herz-Kreislaufund<br />
hirnorganische Erkrankungen.<br />
Weitere Forschungseinrichtungen, die sich in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft zur MHH befinden, sind die Leibniz-<br />
Forschungslaboratorien und das International Neuroscience<br />
Institute (INI). In den Leibniz-Forschungslaboratorien<br />
werden durch interdisziplinäre Grundlagenforschung,<br />
klinische Forschung und industrielle Kooperation<br />
Schwerpunkte in den Bereichen Biotechnologie und Organersatzsysteme<br />
gesetzt. Das INI widmet sich zukunftsweisenden<br />
Therapien im Gebiet der Neurowissenschaften.<br />
Ziel ist es, neue biologische und technische Verfahren<br />
zu entwickeln, mit deren Hilfe gestörte Funktionen<br />
des Nervensystems wiederhergestellt werden können.<br />
Die Tierärztliche Hochschule <strong>Hannover</strong> deckt ein breites<br />
Spektrum an Forschungsgebieten ab. Dabei konzentrieren<br />
sich die Forschungsarbeiten nicht nur auf Tiere, sondern<br />
auch auf die Beeinflussung der menschlichen<br />
Gesundheit durch Produkte tierischer Herkunft. 1994<br />
wurde zu diesem Zweck das Zentrum für Lebensmittelwissenschaften<br />
gegründet. Wissenschaftler der TiHo kooperieren<br />
eng mit Kollegen der MHH und anderen Forschungseinrichtungen.<br />
So sind z.B. die TiHo-Forscher an<br />
zwei SFBs mit der MHH, am Kompetenzzentrum „Kardiovaskuläre<br />
Implantate“ und an gemeinsamen Graduiertenkollegs<br />
beteiligt.<br />
Das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung<br />
widmet sich in drei Forschungsfeldern der Biotechnologie<br />
bzw. Medizintechnik. Dabei handelt es sich<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 181<br />
um präklinische Pharmaforschung und -entwicklung, klinische<br />
Inhalationsforschung, medizinische Biotechnologie<br />
und molekulare Medizin. Im Bereich der Pharmaforschung<br />
stellt das ITA Dienstleistungen und spezielle Forschungsangebote<br />
zur Verfügung, wie z.B. Entwicklung<br />
von Biochips, Wirkungs- und Nebenwirkungsscreening<br />
von potenziellen Wirkstoffkandidaten im HTS-System,<br />
pharmakologische und toxikologische Untersuchungen.<br />
Darüber hinaus können transgene Tiere oder Stammzellen<br />
für die autologe Tumortherapie hergestellt werden.<br />
2000 wurde ein Zentrum für klinische Inhalation eröffnet,<br />
das gemeinsam mit der MHH betrieben wird. Die medizinische<br />
Biotechnologie und die molekulare Medizin<br />
sind durch den Aufbau des Zentrums für Pharmaforschung<br />
und medizinische Biotechnologie gestärkt worden.<br />
Als Teil der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft<br />
stellt das Institut für Tierzucht und Tierverhalten Mariensee<br />
wissenschaftliche Grundlagen als Entscheidungshilfe<br />
für die Ernährungs-, Land- und Forstwirtschaft sowie Verbraucherpolitik<br />
bereit. In diesem Rahmen führt das Institut<br />
Forschungsprojekte bei landwirtschaftlichen Nutztieren<br />
durch, die in den Bereichen Genetik/genetische Ressourcen,<br />
Nutztierphysiologie, Biotechnologie, Prozessund<br />
Produktqualität angesiedelt sind.<br />
UMFELD- UND NACHFRAGEBEDINGUNGEN<br />
Wie auch im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />
versuchen zahlreiche Institutionen im regionalen<br />
Umfeld, die Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
im Bereich Biotechnologie bzw. Medizintechnik<br />
zu unterstützen. Von besonderer Bedeutung sind die<br />
Niedersächsische Agentur für Technologietransfer und<br />
Innovation GmbH (NATI), die BioRegioN, die Investment<br />
Promotion Agency (IPA), das Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong>,<br />
das Erfinderzentrum Niedersachsen (EZN), die<br />
Technologietransferstelle der Universität <strong>Hannover</strong> und<br />
MHH sowie Beteiligungsgesellschaften.<br />
Die NATI übernimmt die Projektträgerschaft für verschiedene<br />
technologie- und innovationspolitische Maßnahmen<br />
des Landes und ist u.a. die Koordinierungs- und Geschäftsstelle<br />
des Innovationsnetzwerkes Niedersachsen<br />
AGTIF sowie Träger der BioRegioN. Zusätzlich nimmt<br />
die NATI Beratungsaufgaben der EU, wie z.B. das Euro<br />
Info Centre und das Innovation Relay Centre wahr.<br />
Die BioRegioN ist ein Zusammenschluss von wissenschaftlichen<br />
Einrichtungen, Unternehmen und Akteuren des Landes<br />
Niedersachsen im Bereich Biotechnologie. Seit 2001<br />
ist das BioRegioN-Netzwerk, das sich im Wesentlichen<br />
auf das Städtedreieck <strong>Hannover</strong> – Braunschweig – Göttingen<br />
erstreckt, mit der Bio<strong>Region</strong>NWN (Emden, Oldenburg,<br />
Wilhelmshaven) verschmolzen worden. Ziel der Bio-<br />
RegioN ist es, Kooperationen zwischen Wissenschaft und<br />
Unternehmen zu initiieren, um eine schnellere Vermarktung<br />
von Forschungsergebnissen zu ermöglichen. So berät<br />
die BioRegioN z.B. Existenzgründer, aber auch bestehende<br />
Unternehmen im Bereich Finanzierung und Management,<br />
vermittelt Kooperationspartner und übernimmt verschiedenste<br />
Arten der Öffentlichkeitsarbeit.
182<br />
INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />
Das Technologiezentrum <strong>Hannover</strong> unterstützt sowohl<br />
Existenzgründer als auch bestehende Unternehmen in<br />
den Bereichen Management und Innovation. Tätigkeitsschwerpunkte<br />
sind die Beratung und Finanzierung technologieorientierter<br />
Existenzgründer, Unterstützung bei<br />
der Übernahme von Unternehmen und Beratungsleistungen<br />
zur Finanzierung von Innovationsprojekten in mittelständischen<br />
Unternehmen.<br />
Das Erfinderzentrum Niedersachsen (EZN) unterstützt<br />
Erfinder aus Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
und so genannte freie Erfinder bei der Beurteilung<br />
von Ideen zur Patentierung oder bei der Umsetzung von<br />
Erfindungen in marktfähige Produkte, Verfahren bzw.<br />
Dienstleistungen. Darüber hinaus bietet das EZN internationale<br />
Datenbankrecherchen sowie die Auswertung<br />
zu bereits bestehenden Schutzrechtsanmeldungen an.<br />
Die Technologietransferstelle der Universität <strong>Hannover</strong><br />
ist die zentrale Anlaufstelle für Angehörige der Universität,<br />
die eine kommerzielle Nutzung von Forschungsergebnissen<br />
anstreben. Besonders wichtig ist die Patentberatung<br />
und -verwertung sowie die Förderung von Existenzgründungen.<br />
Die Beurteilung der bestehenden Transfer- und Beratungseinrichtungen<br />
durch Unternehmen der Biotechnologie<br />
und Medizintechnik im Rahmen des Fraunhofer-Gutachtens<br />
zeigt, dass von Seiten der Wirtschaft ein dringender<br />
Verbesserungsbedarf besteht. So wurden in einigen<br />
Beratungseinrichtungen z.B. die fehlende „Praxisnähe“<br />
oder die „tatkräftige und effiziente Unterstützung<br />
bei Fragen der Unternehmensgründung und des -managements“<br />
bemängelt. Einige Biotechnologieunternehmen<br />
kritisierten auch die „Virtualität“ der bestehenden Netzwerke<br />
und zweifeln am Nutzen dieser Bemühungen. Im<br />
Gegensatz dazu beklagen die Unternehmen der Medizintechnik<br />
das Fehlen solcher Netzwerke.<br />
Die Bereitstellung von Risikokapital ist besonders für<br />
Unternehmen der Biotechnologie bzw. Medizintechnik<br />
wichtig, da von der Entwicklung bis zur Markteinführung<br />
neuer Produkte sehr hohe Kosten entstehen. Neun Beteiligungsgesellschaften<br />
investieren gezielt in Unternehmen<br />
der Life-Science-Branchen bzw. generell in technologieorientierte<br />
Unternehmen. Auf den Bereich der Biotechnologie<br />
haben sich insbesondere die Industrie Management<br />
Holding und die BioMed Venture AG spezialisiert.<br />
Zu nennen ist auch die <strong>Region</strong>ale Beteiligungsgesellschaft<br />
der Kreissparkasse <strong>Hannover</strong>, die u.a. Unternehmen<br />
aus den Bereichen Biotechnologie bzw. Medizintechnik<br />
unterstützt. Das Angebot an Risiko- und Beteiligungskapital<br />
wird von den interviewten Unternehmen<br />
als ausreichend eingestuft. Es besteht kein Mangel an<br />
Finanzierungsmöglichkeiten für die Unternehmensgründung<br />
und -expansion.<br />
Die Nachfragebedingungen stellen eine zentrale Voraussetzung<br />
für die Beurteilung eines Clusters dar. Besonders<br />
nachteilig wirkt sich das Fehlen eines führenden<br />
Pharma- bzw. Life-Science-Konzerns aus. Durch ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />
können die Unternehmen dieses Defizit<br />
teilweise durch gezielte Kooperationen mit Großunternehmen<br />
außerhalb der <strong>Region</strong> kompensieren. Die Ergebnisse<br />
einer Befragung bei Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />
zeigt allerdings, dass die bislang schon<br />
erfreuliche Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und<br />
Unternehmen noch weiter ausgedehnt werden kann.<br />
Während in den Forschungseinrichtungen die Kooperationsbeziehungen<br />
zu anderen Forschungseinrichtungen<br />
dominieren, sind es in den Unternehmen vor allem die<br />
Kooperationsbeziehungen zu anderen Unternehmen.<br />
FAZIT – REALISTISCHE CHANCEN FÜR DIE<br />
WEITERENTWICKLUNG DES BIOTECHNOLOGIE-<br />
BZW. MEDIZINTECHNIKCLUSTERS IN DER<br />
REGION HANNOVER?<br />
Im Bereich der Biotechnologie bzw. Medizintechnik<br />
zählt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im nationalen Kontext bislang<br />
noch nicht zu den führenden Zentren des Landes.<br />
Dennoch weist die Analyse wichtiger Clusterelemente<br />
darauf hin, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Sinne von<br />
Rosenfelds Clustertypologie als potenzielles Cluster eingestuft<br />
werden kann. Die Stärke des Biotechnologiestandortes<br />
<strong>Hannover</strong> liegt eindeutig im Bereich der Entwicklung<br />
von Diagnostika und Therapeutika. Neben<br />
einer starken wissenschaftlichen Basis existiert eine<br />
Reihe von Unternehmen, die sich erfolgreich am Markt<br />
platzieren können. Eine Bestätigung der herausragenden<br />
Rolle der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in diesem Schwerpunkt<br />
spiegelt der Gewinn des mit 15,3 Mio. € dotierten Bio-<br />
Profil-Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung<br />
und Forschung (BMBF) für die weitere Stärkung des<br />
Standortes im Bereich „Verbesserte Diagnostik und Therapie“<br />
wider. Im Vordergrund des Interesses steht vor<br />
allem die verbesserte wirtschaftliche Umsetzung der Forschungsergebnisse,<br />
insbesondere für Existenzgründer 13 .<br />
In den anderen Bereichen der Biotechnologie sind Entwicklungspotenziale<br />
vorhanden, allerdings bestehen<br />
Defizite in der Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft.<br />
So lassen sich z.B. in den Bereichen der Pflanzentechnologie,<br />
in der Anwendung biotechnischer<br />
Methoden und Verfahren bei Tieren oder bei der Entwicklung<br />
von Plattformtechnologien vor allem in der Wissenschaft<br />
Kompetenzen identifizieren, denen keine<br />
Schwerpunkte auf der Unternehmensebene gegenüberstehen.<br />
Eine vergleichbare Situation lässt sich auch für<br />
den Bereich Medizintechnik feststellen. Die eindeutige<br />
Stärke der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> liegt bei den Forschungseinrichtungen<br />
im Bereich chirurgische Instrumente und<br />
Verfahren sowie Implantate und Prothesen. Dagegen<br />
sind unternehmerische Aktivitäten in diesem Bereich nur<br />
in einem sehr geringen Umfang zu beobachten.<br />
Mögliche Maßnahmen zur Stärkung des Biotechnologieund<br />
Medizintechnikclusters in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
sehen die Gutachter des Fraunhofer Instituts (2001) in<br />
folgenden Feldern:<br />
– Vernetzung und Koordinierung der Akteure: Um die bestehenden<br />
Potenziale im wissenschaftlichen Bereich<br />
stärker als bisher kommerziell zu nutzen, ist eine intensivere<br />
Vernetzung und Koordinierung der Akteure not-<br />
wendig. Die anstehende Neuausrichtung der Arbeit der<br />
neu formierten BioRegioN sollte Funktionen als zentrale<br />
Anlaufstelle für gesetzliche und untergesetzliche Bestimmungen<br />
für Biotechnologieunternehmen übernehmen.<br />
– Zusammenarbeit zwischen Akteuren: Die bereits zahlreich<br />
vorhandenen Kooperationen zwischen den Akteuren<br />
der Biotechnologie in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sollten<br />
durch den Ausbau der Zusammenarbeit zwischen<br />
den ansässigen Hochschulen intensiviert werden.<br />
– Unterstützung der kommerziellen Nutzung von Forschungsergebnissen:<br />
Die festzustellende Kommerzialisierungslücke<br />
in der Biotechnologie in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> sollte durch entsprechende Maßnahmen verringert<br />
werden. Leistungsfähige Transferstellen in den<br />
Hochschulen oder eine zentrale Einheit unterstützen<br />
die Mitarbeiter wissenschaftlicher Einrichtungen bei<br />
der Patentanmeldung. Die kommerzielle Umsetzung<br />
wissenschaftlicher Ergebnisse sollte zudem durch eine<br />
Unternehmensgründungsinitiative gefördert werden.<br />
Die geplante Änderung des Niedersächsischen Hochschulgesetzes<br />
schafft die rechtlichen Voraussetzungen<br />
für die direkte Beteiligung von Forschungseinrichtungen<br />
an Unternehmen. Zudem bereitet ein Förderprogramm<br />
für Existenzgründer aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />
diese auf die Unternehmensgründung<br />
vor.<br />
– Schaffung von Laborflächen und Geschäftsräumen:<br />
Für die Expansion der bestehenden Biotechnologieunternehmen<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, aber auch für<br />
Neugründungen ist die Beseitigung des Mangels an<br />
Laborflächen insbesondere in der Nähe zu Forschungseinrichtungen<br />
von entscheidender Bedeutung.<br />
Der Ausbau des Medical-Park-Geländes mit modernsten<br />
Laborgebäuden kann durch die Beteiligung der<br />
Stadt bzw. <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und des Landes Niedersachsen<br />
finanziert bzw. sichergestellt werden.<br />
– Personal/Qualifizierung: Um die Verfügbarkeit qualifizierten<br />
Personals dauerhaft gewährleisten zu können,<br />
sollten die Ausbildungskonzepte und -inhalte in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> den sich schnell wandelnden Anforderungen<br />
angepasst werden. Zudem sollte die Vermittlung<br />
wissenschaftlicher Methoden durch Management-<br />
und Unternehmenswissen ergänzt werden.<br />
Zusätzlich zu diesen Maßnahmen sollte die Außendarstellung<br />
des Biotechnologie- und Medizintechnikstandortes<br />
<strong>Hannover</strong> auf regionaler, nationaler und internationaler<br />
Ebene verbessert werden, um die Aufmerksamkeit<br />
z.B. international agierender Beteiligungsgesellschaften<br />
oder führender Pharma bzw. Life-Science-Konzerne zu<br />
gewinnen.<br />
12.4 Die Bedeutung der IuK-Wirtschaft in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
DIE IUK-REGION HANNOVER IM NATIONALEN<br />
UND REGIONALEN KONTEXT<br />
Innerhalb Niedersachsens ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> der<br />
führende IuK-Standort. Rund 62.000 sozialversicherungspflichtig<br />
Beschäftigte sind im Bereich der IuK-Wirtschaft<br />
in Niedersachsen tätig. Allein auf die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 183<br />
entfallen 53% der niedersächsischen IuK-Beschäftigten.<br />
Im Vergleich zum restlichen Niedersachsen ist in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine starke Konzentration im Bereich<br />
IuK-Technik, IuK-Dienstleistungen, Telekommunikation<br />
und Inhalte-Produzenten festzustellen (Übersicht 12-2).<br />
Die herausragende Stellung der <strong>Region</strong> innerhalb Niedersachsens<br />
lässt sich auch anhand der Umsatzsteuerstatistik<br />
belegen. 1998 waren 3.146 steuerpflichtige<br />
Unternehmen mit Umsätzen über 16.360 € in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> angesiedelt. Dies entsprach einem Anteil<br />
von 37% an den Unternehmen der niedersächsischen<br />
IuK-Wirtschaft 14 .<br />
Im Vergleich zu anderen Großstadtregionen Westdeutschlands<br />
relativiert sich die Position der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Gemessen an der absoluten Zahl der IuK-Beschäftigten<br />
liegt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im hinteren Mittelfeld.<br />
Der Verdichtungsraum München weist die höchste räumliche<br />
Konzentration von IuK-Beschäftigten auf, gefolgt<br />
von den Verdichtungsräumen Stuttgart, Rhein-Main,<br />
Hamburg und Berlin. Die Zahl der IuK-Beschäftigten in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist in etwa mit der der Verdichtungsräume<br />
Karlsruhe, Rhein-Neckar und Nürnberg vergleichbar.<br />
Die geringste Zahl von IuK-Beschäftigten ist in<br />
Bremen und Saarbrücken anzutreffen 15 (Übersicht 12-3).<br />
Zwischen den Verdichtungsräumen treten deutliche<br />
Unterschiede hinsichtlich ihrer Spezialisierungsmuster<br />
auf. Der Verdichtungsraum Stuttgart zeichnet sich durch<br />
eine hohe Konzentration von IuK-Beschäftigten im Bereich<br />
IuK-Technik (Hardware) aus. Der Verdichtungsraum<br />
München ist das bedeutendste Zentrum im Bereich IuK-<br />
Dienstleistungen; Berlin nimmt eine herausragende Position<br />
im Bereich Telekommunikation ein. Die wichtigsten<br />
Standorte der IuK-Inhalte-Produzenten sind München und<br />
Hamburg. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> kommt über eine Platzierung<br />
im Mittelfeld in den einzelnen IuK-Branchen<br />
nicht hinaus 16 (Abb. 12-3).<br />
SPEZIALISIERUNGSMUSTER<br />
DER LOKALEN WIRTSCHAFT<br />
Mithilfe des Lokalisationskoeffizienten, der sich aus dem<br />
Beschäftigtenanteil einer betrachteten Branche in einer<br />
<strong>Region</strong> dividiert durch den entsprechenden Anteil der<br />
betrachteten Branche im Bundesgebiet an der Gesamtbeschäftigung<br />
ergibt, lassen sich unterschiedliche räumliche<br />
Spezialisierungsmuster zwischen den westdeutschen<br />
Großstadtregionen identifizieren. Die höchste<br />
Spezialisierung im Bereich IuK-Wirtschaft weist im Hinblick<br />
auf die Beschäftigung der Verdichtungsraum München<br />
auf. Es folgen die Verdichtungsräume Stuttgart,<br />
Karlsruhe und Hamburg. Überraschenderweise liegt an<br />
fünfter Stelle der Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong>, der sich<br />
ebenfalls durch einen überdurchschnittlichen Besatz an<br />
IuK-Beschäftigten auszeichnet 17 .<br />
13) vgl. BMBF 2001<br />
14) vgl. NORD/LB 2001<br />
15) vgl. NORD/LB 2001, <strong>NIW</strong> 2000<br />
16) vgl. NORD/LB 2001<br />
17) vgl. NORD/LB 2001
184<br />
INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />
Übersicht<br />
12-2<br />
Beschäftigte der luK-Wirtschaft in Niedersachsen und der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
IuK-Technik<br />
IuK-Dienstleistungen<br />
Telekommunikation<br />
Inhalte-Produzenten<br />
IuK-Wirtschaft insgesamt<br />
Gesamtwirtschaft<br />
IuK-Technik<br />
IuK-Dienstleistungen<br />
Telekommunikation<br />
Inhalte-Produzenten<br />
IuK-Wirtschaft insgesamt<br />
Gesamtwirtschaft<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit – Berechnungen der NORD/LB<br />
Die Lokalisationskoeffizienten der einzelnen Teilbranchen<br />
der IuK-Wirtschaft geben ein sehr differenziertes Spezialisierungsmuster<br />
der Verdichtungsräume wieder. In den<br />
IuK-Teilbereichen Telekommunikation, IuK-Dienstleistung<br />
und IuK-Technik weist der Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
einen hohen Spezialisierungsgrad auf. Im Bereich der<br />
Telekommunikation nimmt <strong>Hannover</strong> nach Berlin den<br />
zweiten Rang, im Bereich IuK-Dienstleistung den dritten<br />
und im Bereich IuK-Technik den fünften Rang im westdeutschen<br />
Vergleich ein. Stark unterdurchschnittlich ist<br />
der Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> im IuK-Bereich Inhalte-<br />
Produzenten. An erster Stelle dieser Teilbranche liegen<br />
die Medienzentren München, Hamburg und Köln-Bonn 18 .<br />
Nach einer Studie des BAW (2000), die eine weitergehende<br />
Differenzierung der IuK-Branchen auf der räumlichen<br />
Ebene der Großstädte vornimmt, sind die wichtigsten<br />
IuK-Zentren Deutschlands die Städte Berlin, Hamburg,<br />
München, Köln und Frankfurt. Diese Städte können<br />
nahezu 60% der IuK-Beschäftigten auf sich vereinen. Die<br />
Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> liegt weit abgeschlagen.<br />
Bei einer Unterscheidung nach Branchen nimmt <strong>Hannover</strong><br />
allerdings im Bereich Software eine Spitzenposition<br />
innerhalb Deutschlands ein. Nach München und Dortmund<br />
errechnet sich für <strong>Hannover</strong> der dritthöchste Lokalisationskoeffizient.<br />
In den Bereichen Werbung und<br />
Radio/Fernsehen liegt die Landeshauptstadt im Mittelfeld<br />
des bundesdeutschen Großstädtevergleichs, im<br />
Bereich der Filmbranche dagegen nur auf dem vorletzten<br />
Platz der 20 Vergleichsstädte 19 .<br />
Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (30.6.2000) in<br />
Niedersachsen <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> + 2. Ring<br />
19.723<br />
18.861<br />
3.925<br />
19.074<br />
61.583<br />
2.436.007<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
100<br />
absolut<br />
6.817<br />
8.923<br />
1.748<br />
6.889<br />
24.377<br />
449.171<br />
Anteil an Niedersachsen in vH<br />
34,6<br />
47,3<br />
44,5<br />
36,1<br />
39,6<br />
18,4<br />
11.682<br />
9.877<br />
1.807<br />
9.055<br />
32.421<br />
778.371<br />
59,2<br />
52,4<br />
46,0<br />
47,5<br />
52,6<br />
32,0<br />
INFRASTRUKTURELLE VORAUSSETZUNGEN<br />
Die Keimzelle des geplanten IuK-Clusters in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> bildet der EXPO PARK HANNOVER, der rund<br />
57 ha des ehemaligen Weltausstellungsgeländes umfasst.<br />
In Kenntnis der Nachnutzungsprobleme vorangegangener<br />
Weltausstellungen (z.B. Sevilla, Vancouver)<br />
wurde das Gelände der EXPO 2000 von Anfang an<br />
unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit entwickelt.<br />
Zentraler Bestandteil dabei war die Integration des Messegeländes<br />
der Deutschen Messe AG (rund 88 ha) in<br />
das 163 ha große Weltausstellungsgelände 20 .<br />
Der EXPO PARK, der östlich an das Messegelände grenzt,<br />
setzt sich aus der ehemaligen Expo-Plaza und dem sich<br />
daran anschließenden Expo-Gelände Ost zusammen.<br />
Die Expo-Plaza stellte den Mittelpunkt der Weltausstellung<br />
dar und wurde vom Deutschen Pavillon, der Preussag-Arena<br />
sowie von zwei westlich und östlich verlaufenden<br />
Gebäudezeilen umrahmt. Mit Ausnahme des<br />
Christus-Pavillons und des Expo-Theaters wurden alle<br />
Gebäude der Plaza als dauerhafte Gebäude errichtet.<br />
Das Expo-Ostgelände bestand aus 35 sowohl dauerhaften<br />
als auch temporären Pavillons. Bislang ist die konkrete<br />
Nachnutzung von 10 der 35 Pavillons gesichert,<br />
weitere sieben Pavillons scheinen zum jetzigen Zeitpunkt<br />
weiter genutzt zu werden. Definitiv abgebaut werden 15<br />
Pavillons, die neuen baulichen Nutzungen Platz<br />
machen. Damit verfügt der EXPO PARK noch über ausreichend<br />
Flächen für ansiedlungswillige Unternehmen 21 .<br />
Übersicht<br />
12-3<br />
Neben der Flächenverfügbarkeit stellen die infrastrukturellen<br />
Bedingungen eine notwendige Voraussetzung für<br />
die Ansiedlung von Betrieben der IuK-Wirtschaft dar.<br />
Anlässlich der Weltausstellung sind rund 1,53 Mrd. € in<br />
verkehrliche Infrastrukturmaßnahmen investiert worden,<br />
die v.a. die Leistungsfähigkeit des Straßensystems in und<br />
um das Messegelände und somit des EXPO PARKS entscheidend<br />
verbessert haben 22 . Zusätzlich ist das Gelände<br />
an das neue S-Bahn-System und das hannoversche<br />
Stadtbahnsystem angeschlossen worden. Vor dem Hintergrund<br />
des geplanten IuK-Clusters sind die getätigten<br />
Investitionen im Bereich der Telekommunikationsinfrastruktur<br />
hervorzuheben. Die Deutsche Telekom hat zur<br />
Expo den Standort <strong>Hannover</strong> zu einem der leistungsfähigsten<br />
Netzknoten der Bundesrepublik ausgebaut<br />
(Knotenpunkt für 16 Gbit/s-Verbindungen). Darüber hinaus<br />
wurde das Expo-Gelände mit einer der modernsten<br />
Campus-Universalnetze (Festnetz und Mobilfunk) ausgestattet.<br />
Dieses Netz steht auch nach der Expo für die<br />
CeBIT und für Unternehmensansiedlungen im EXPO<br />
PARK HANNOVER zur Verfügung.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 185<br />
Räumliche Konzentration der luK-Beschäftigten in westdeutschen Verdichtungsregionen<br />
Verdichtungs- luK-Wirtschaft luK-Technik luK-Dienst- Telekom- Inhalteraum<br />
insgesamt leistung munikation Produzenten<br />
Hamburg<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Bremen<br />
Bielefeld<br />
Ruhrgebiet<br />
Düsseldorf<br />
Wuppertal<br />
Köln-Bonn<br />
Aachen<br />
Rhein-Main<br />
Rhein-Neckar<br />
Karlsruhe<br />
Suttgart<br />
Nürnberg<br />
München<br />
Saarbrücken<br />
Berlin<br />
Leipzig<br />
Dresden<br />
Chemnitz<br />
Bundesgebiet<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit – Berechnungen der NORD/LB<br />
Anteil eines Verdichtungsraumes an den luK-Beschäftigten des gesamten<br />
Bundesgebietes in der jeweiligen Branche in %<br />
6,9<br />
2,3<br />
1,1<br />
1,7<br />
4,3<br />
4,2<br />
1,3<br />
5,4<br />
1,4<br />
7,4<br />
2,8<br />
2,5<br />
6,3<br />
2,5<br />
9,7<br />
1,0<br />
6,9<br />
1,2<br />
1,7<br />
0,5<br />
100<br />
2,9<br />
2,4<br />
0,3<br />
1,1<br />
3,9<br />
4,4<br />
2,3<br />
2,4<br />
2,5<br />
5,2<br />
2,0<br />
2,2<br />
8,7<br />
3,3<br />
7,9<br />
0,4<br />
4,4<br />
0,4<br />
3,4<br />
0,5<br />
100<br />
6,4<br />
3,0<br />
1,3<br />
2,0<br />
5,9<br />
4,3<br />
0,8<br />
5,1<br />
1,5<br />
9,4<br />
5,6<br />
2,7<br />
6,3<br />
2,4<br />
11,3<br />
1,7<br />
5,7<br />
0,9<br />
1,0<br />
0,5<br />
100<br />
6,7<br />
2,1<br />
1,2<br />
1,7<br />
3,6<br />
2,2<br />
1,1<br />
4,5<br />
1,1<br />
5,5<br />
1,4<br />
1,7<br />
3,8<br />
1,4<br />
5,2<br />
0,1<br />
14,4<br />
3,5<br />
3,2<br />
1,5<br />
100<br />
10,3<br />
1,8<br />
1,4<br />
1,9<br />
3,6<br />
4,4<br />
1,1<br />
8,1<br />
0,5<br />
7,8<br />
1,6<br />
2,8<br />
5,1<br />
2,2<br />
10,7<br />
1,0<br />
8,0<br />
1,7<br />
0,7<br />
0,4<br />
100<br />
IUK-RELEVANTE BILDUNGS- UND FORSCHUNGS-<br />
EINRICHTUNGEN<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über zahlreiche universitäre<br />
bzw. außeruniversitäre Forschungs- sowie Bildungseinrichtungen,<br />
die z.T. internationale Reputation besitzen.<br />
Innerhalb der Hochschulen zeigt sich eine Spezialisierung<br />
auf den Bereich Elektrotechnik, der v.a. auf IuK-<br />
Technik (Hardware-Produktion) ausgerichtet ist. An der<br />
Fachhochschule <strong>Hannover</strong>, der Hochschule für Musik<br />
und Theater in <strong>Hannover</strong>, der Fachhochschule Hildesheim,<br />
Holzminden, Göttingen in Hildesheim sind Studiengänge<br />
vertreten, die dem IuK-Bereich Inhalte (Gestaltung,<br />
Kunst, Publizistik) zuzuordnen sind 23 .<br />
18) vgl. NORD/LB 2001<br />
19) vgl. NORD/LB 2001<br />
20) vgl. NORD/LB, <strong>NIW</strong>, Universität <strong>Hannover</strong> 2001<br />
21) vgl. NORD/LB, <strong>NIW</strong>, Universität <strong>Hannover</strong> 2001<br />
22) vgl. NORD/LB, <strong>NIW</strong>, Universität <strong>Hannover</strong> 2001<br />
23) vgl. NORD/LB 2001, <strong>NIW</strong> 2000
186<br />
INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />
Abb. 12-3 Verteilung der IuK-Beschäftigten in den Verdichtungsräumen 1998<br />
Düsseldorf<br />
Aachen<br />
Anzahl<br />
luK-Technik<br />
luK-Dienstleistungen<br />
Telekommunikation<br />
Inhalte-Produzenten<br />
Köln/Bonn<br />
80.000<br />
50.000<br />
20.000<br />
Wuppertal<br />
Saarbrücken<br />
Karlsruhe<br />
Ruhrgebiet<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit – Berechnungen der NORD/LB<br />
Bielefeld<br />
Bremen<br />
Rhein-Main<br />
Rhein-Neckar<br />
Stuttgart<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Hamburg<br />
Nürnberg<br />
Leipzig<br />
Chemnitz<br />
München<br />
Berlin<br />
Dresden<br />
Die Universität <strong>Hannover</strong>, die bislang noch keinen Fachbereich<br />
Informatik eingerichtet hat, führte zum WS<br />
2000/2001 den Studiengang „Angewandte Informatik“<br />
ein. Zu den IuK-relevanten Forschungseinrichtungen der<br />
Universität <strong>Hannover</strong> zählt das Institut für Allgemeine<br />
Nachrichtentechnik, das Institut für Informatik, das Institut<br />
für theoretische Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung,<br />
das Institut für Wirtschaftsinformatik, das<br />
Laboratorium für Informationstechnologie, das <strong>Region</strong>ale<br />
Rechenzentrum Niedersachsen und das Lehrgebiet für<br />
Rechnernetze und verteilte Systeme. Inhaltliche und technische<br />
Schwerpunkte sind vor allem in der 3D-Technik<br />
und -Gestaltung (automatische Bildinterpretation, Integration<br />
virtueller und realer Szenen für Film- und Fernsehproduktionen,<br />
Datenvisualisierung und 3D-Übertragungen)<br />
festzustellen. In diesem Bereich nimmt die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> nach einer Studie von Grau/Broszio<br />
(1999) eine Spitzenposition in Deutschland ein 24 .<br />
Die Fachhochschule <strong>Hannover</strong> verfügt über einen Fachbereich<br />
Informations- und Kommunikationswesen, an dem<br />
seit dem WS 1999/2000 die Studiengänge „Public Relations/Öffentlichkeitsarbeit“<br />
und Journalistik angesiedelt<br />
sind. Die Universität Hildesheim etablierte im April 2001<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 187<br />
Abb. 12-4 Räumliche Spezialisierung in der luK-Wirtschaft in westdeutschen Verdichtungsräumen<br />
nach Teilbranchen 1998<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
Lokalisationskoeffizient: Beschäftigungsanteil einer Teilbranche in einem Verdichtungsraum dividiert durch<br />
den bundesdurchschnittlichen Anteil dieser Teilbranche an der Gesamtbeschäftigung<br />
luK–Technik<br />
Dresden<br />
Stuttgart<br />
Aachen<br />
München<br />
Nürnberg<br />
Karlsruhe<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Düsseldorf<br />
Wuppertal<br />
Bundesgebiet<br />
Rhein-Main<br />
Rhein–Neckar<br />
Ruhrgebiet<br />
Berlin<br />
Hamburg<br />
Köln–Bonn<br />
Bielefeld<br />
Chemnitz<br />
Saarbrücken<br />
Leipzig<br />
Bremen<br />
Telekommunikation<br />
Leipzig<br />
Berlin<br />
Dresden<br />
Hamburg<br />
München<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Karlsruhe<br />
Chemnitz<br />
Köln–Bonn<br />
Rhein-Main<br />
Stuttgart<br />
Bundesgebiet<br />
Aachen<br />
Bremen<br />
Bielefeld<br />
Nürnberg<br />
Ruhrgebiet<br />
Düsseldorf<br />
Rhein–Neckar<br />
Wuppertal<br />
Saarbrücken<br />
Quelle: Bundesanstalt für Arbeit – Berechnungen der NORD/LB<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
3,0<br />
2,5<br />
2,0<br />
1,5<br />
1,0<br />
0,5<br />
0,0<br />
den Fachbereich Informations- und Kommunikationswissenschaften,<br />
der im Studiengang „Informationsmanagement<br />
und Informationstechnologie“ die Bereiche Informationstechnologie,<br />
Betriebswirtschaft/Management und Informationswissenschaft<br />
bündelt. Darüber hinaus finden sich<br />
in der Universität Hildesheim zahlreiche IuK-relevante<br />
Institute, wie z.B. das Institut für Mathematik und Angewandte<br />
Informatik, das Institut für Physik und Technische<br />
Informatik sowie das Institut für Multimedia, Bildungstechnologie,<br />
Informationsmanagement und Telekooperation 25 .<br />
Während das technologische Potenzial an den regionalen<br />
Hochschulen, besonders auch unter Einbezug der<br />
IuK-relevanten Fachbereiche der Standorte Braunschweig<br />
und Göttingen, als relativ günstig eingestuft<br />
werden kann, ist bei außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />
hingegen ein Defizit auszumachen. Nur die<br />
SCIWORX GmbH, die aus der SICAN-Gruppe hervorgegangen<br />
und u.a. auf den Bereich leistungsfähiger<br />
Videokonferenzsysteme spezialisiert ist, sowie das Pon-<br />
24) vgl. Irmer 2000<br />
25) vgl. NORD/LB 2001, Irmer 2000<br />
luK-Dienstleistungen<br />
München<br />
Rhein–Neckar<br />
Karlsruhe<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Rhein-Main<br />
Stuttgart<br />
Hamburg<br />
Aachen<br />
Saarbrücken<br />
Köln–Bonn<br />
Nürnberg<br />
Düsseldorf<br />
Ruhrgebiet<br />
Bundesgebiet<br />
Berlin<br />
Bielefeld<br />
Bremen<br />
Dresden<br />
Leipzig<br />
Chemnitz<br />
Wuppertal<br />
Inhalte-Produzenten<br />
München<br />
Hamburg<br />
Karlsruhe<br />
Köln–Bonn<br />
Rhein-Main<br />
Stuttgart<br />
Berlin<br />
Leipzig<br />
Düsseldorf<br />
Nürnberg<br />
<strong>Hannover</strong><br />
Bundesgebiet<br />
Bremen<br />
Bielefeld<br />
Saarbrücken<br />
Ruhrgebiet<br />
Rhein–Neckar<br />
Wuppertal<br />
Dresden<br />
Aachen<br />
Chemnitz
188<br />
INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />
ton European Art Lab, das sich überwiegend mit Web-<br />
Design und virtuellen Lernwelten beschäftigt, sind als private<br />
Forschungseinrichtungen einzustufen.<br />
Auf dem EXPO PARK HANNOVER konnten bereits zahlreiche<br />
IuK-relevante Forschungs- und Bildungseinrichtungen<br />
angesiedelt werden. Unter dem Dach des Kurt-Schwitters-Forums<br />
entstehen im ehemaligen Deutschen Pavillon<br />
die Fachhochschule für Medien und Design und Einrichtungen<br />
der Hochschule für Musik und Theater (Studiengänge<br />
Schauspiel, Jazz, Rock, Pop, Medienmanagement).<br />
Zusätzlich gründet das Land Niedersachsen<br />
die Berufsbildende Schule für Multimedia, die bis zu<br />
3.000 Berufsschüler aufnehmen kann. Weitere IuK-relevante<br />
Einrichtungen sind die Leibniz-Akademie <strong>Hannover</strong><br />
als Bildungseinrichtung für Medienberufe mit rund<br />
300 Studierenden und das Learning Lab Lower Saxony<br />
(Forschungskooperation zwischen der Universität <strong>Hannover</strong>,<br />
TU Braunschweig, University of Stanford, Hochschule<br />
für Bildende Künste in Braunschweig) 26 .<br />
UMFELD- UND NACHFRAGEBEDINGUNGEN<br />
Eine wichtige Rahmenbedingung für funktionierende<br />
Cluster ist der unterstützende Einfluss politischer Entscheidungsträger.<br />
Sowohl auf Landes- als auch auf lokaler<br />
Ebene sind zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen<br />
worden, die die IuK-Wirtschaft in Niedersachsen zu fördern<br />
versuchen. Besonders hervorzuheben sind die<br />
1995 beschlossene Multimedia-Initiative des Landes<br />
Niedersachsen und die vom Technologiezentrum <strong>Hannover</strong><br />
1997 gegründete Zukunftsfabrik Kommunikation,<br />
ein Diskussionsforum für die IuK-Wirtschaft. Nicht zu vernachlässigen<br />
ist auch die Rolle der EXPO 2000, durch<br />
die ebenfalls eine Reihe von IuK-Pilotprojekten angestoßen<br />
worden ist. Zu nennen sind IuK-Projekte in den<br />
Bereichen Verkehrstelematik, Telemedizin und Medizintechnik<br />
sowie Kultur und Bildung 27 .<br />
Der Bereich Verkehrstelematik knüpft sehr gut an die<br />
wirtschaftsstrukturellen und verkehrsgeographischen<br />
Bedingungen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> an. Erste Kompetenzen<br />
in diesem Bereich entstanden Anfang der 90er<br />
Jahre bei der Entwicklung von Fahrplanauskunftssystemen<br />
(EFA). Hervorzuheben ist die Entwicklung und Einführung<br />
des Verkehrsmanagementsystems „move“ (Mobilität<br />
und Verantwortung) als Exponat der EXPO 2000.<br />
Dieses integrierte Verkehrsleit-, Informations- und Kommunikationssystem<br />
stellt durch die Verknüpfung unterschiedlicher<br />
Verkehrsträger und Telematikfelder eine IuKtechnische<br />
Innovation dar 28 .<br />
Die IuK-Projekte im Bereich Telemedizin und Medizintechnik<br />
stehen im engen Zusammenhang mit den zahlreichen<br />
medizinischen Einrichtungen wie z.B. der Medizinischen<br />
Hochschule <strong>Hannover</strong>. Stellvertretend für viele<br />
andere Projekte soll an dieser Stelle nur kurz auf den<br />
Aufbau eines landesweiten Gesundheitsinformationsnetzwerkes<br />
eingegangen werden. Über Videokommunikationsvernetzung<br />
soll medizinischen Akteuren klinisches<br />
Wissen online zugänglich gemacht werden und dadurch<br />
eine Vernetzung der Bereiche Diagnostik und Weiterbil-<br />
dung erfolgen. Technologische Herausforderungen ergeben<br />
sich bei der digitalen Bildverarbeitung. Röntgenbilder<br />
und radiologische Bilder müssen ohne Qualitätsverlust<br />
in digitales Bildmaterial übertragen werden.<br />
Innovative Ansätze zur Nutzung der IuK-Technik bestehen<br />
auch in den Einsatzbereichen Kultur und Bildung. Geförderte<br />
Projekte sind z.B. Kultur- und Jugendnetze sowie -server,<br />
der HOBSY-Bibliotheksverbund, das Medienhaus für<br />
Kunst und Kultur <strong>Hannover</strong> und die Multimedia-Werkstatt<br />
„KunstWerk“ der Kunstschule 29 . Für Floeting/Grabow<br />
(1999) ergeben sich gerade in diesem Bereich deutliche<br />
Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen <strong>Region</strong>en.<br />
Ein weiteres positives Signal geht vom Standortmarketing<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> aus, das das bereits beschriebene<br />
Label der „CeBIT-City“ nutzt, um die <strong>Region</strong> als IuK-<br />
Standort zu positionieren. Die CeBIT ist ein markantes<br />
Unterscheidungsmerkmal im Vergleich zu anderen Standorten<br />
der IuK-Wirtschaft und verhilft der <strong>Region</strong> zu einem<br />
einzigartigen Profil.<br />
Nach Porter (1998a) hängt die Entwicklung eines Clusters<br />
entscheidend vom regionalen Nachfragepotenzial<br />
ab. <strong>Region</strong>alspezifische Anwendungspotenziale und<br />
damit Ansatzpunkte für die IuK-Wirtschaft ergeben sich<br />
sowohl im Dienstleistungssektor als auch im Verarbeitenden<br />
Gewerbe der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
weist innerhalb der deutschen Verdichtungsräume<br />
die höchste Dienstleistungsorientierung auf. 1997 lag<br />
der Anteil der im Dienstleistungssektor Beschäftigten bei<br />
74%, wobei der öffentliche Bereich eine dominierende<br />
Rolle einnimmt 30 . Floeting/Grabow (1999) sehen durch<br />
die Rationalisierungsmaßnahmen im Dienstleistungsbereich,<br />
insbesondere im öffentlichen Sektor, eine erhöhte<br />
Nachfrage nach IuK-Produkten. Wichtige Nachfrageimpulse<br />
ergeben sich zusätzlich im Bereich der Finanzdienstleistungen,<br />
insbesondere des Versicherungsgewerbes,<br />
und des Messewesens, bei denen die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
umsatzstarke Unternehmen aufzuweisen hat. Die<br />
industrielle Spezialisierung auf die Automobilindustrie<br />
und deren Zulieferbranchen stellt nach Grau/Broszio<br />
(1999) ein wichtiges Abnehmerpotenzial vor allem im<br />
Bereich der virtuellen Prototypen und der Daten- und Prozessvisualisierung<br />
dar.<br />
Trotz dieser zahlreichen regionalpolitischen Maßnahmen<br />
und der beschriebenen Marktpotenziale zeigen die<br />
Ergebnisse einer Betriebsbefragung, die zwischen<br />
Dezember 1999 und März 2000 unter der wissenschaftlichen<br />
Begleitung der Abteilung Wirtschaftsgeographie<br />
der Universität <strong>Hannover</strong> von der NORD/LB durchgeführt<br />
worden ist, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nach wie vor<br />
Defizite bei wichtigen Clusterelementen aufzuweisen hat<br />
(Übersicht 12-4). Befragt nach einer Einschätzung unterschiedlicher<br />
Standortfaktoren fällt die Beurteilung der<br />
Verkehrsanbindung, der Verfügbarkeit von Gewerbeund<br />
Büroflächen sowie der kommunikationstechnischen<br />
Infrastruktur überwiegend positiv aus. Auch weiche<br />
Standortfaktoren, wie z.B. die Umwelt- und Wohnqualität<br />
sowie das Kulturangebot, werden von den Betrieben<br />
der IuK-Wirtschaft gut benotet 31 .<br />
Übersicht<br />
12-4<br />
Quelle: NORD/LB 2001<br />
Bewertung von Standortfaktoren<br />
Zentrale Voraussetzungen für ein funktionierendes Cluster<br />
werden allerdings durch die hannoversche IuK-Wirtschaft<br />
als schlecht eingestuft. Nach Ansicht der befragten<br />
IuK-Betriebe besteht ein dringender Handlungsbedarf<br />
bei der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal,<br />
der Kooperation mit Verwaltung, Bildungs-, Beratungsund<br />
Transfereinrichtungen sowie der Nähe zu Abnehmern,<br />
Zulieferern und FuE-Einrichtungen. Auch die<br />
schlechte Beurteilung des Standortimages liefert trotz der<br />
genannten Bemühungen Grund für Verbesserungen 32 .<br />
FAZIT – REALISTISCHE CHANCEN FÜR DIE<br />
ETABLIERUNG EINES IUK-CLUSTERS IN DER REGION<br />
HANNOVER?<br />
Zwar ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in Niedersachsen der<br />
bedeutendste Standort für Betriebe der IuK-Wirtschaft.<br />
Innerhalb Deutschlands gehört die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
allerdings nicht zu den führenden IuK-Standorten. Die<br />
Analyse der clusterdeterminierenden Faktoren lässt den<br />
Schluss zu, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in Anlehnung an<br />
Rosenfelds Clustertypologie als Cluster mit Entwicklungspotenzial<br />
einzustufen ist.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 189<br />
Standortfaktoren Bewertung<br />
(Saldo aus der Anzahl der Betriebe, die den Standortfaktor<br />
sehr gut bzw. gut beurteilen und der Anzahl der Betriebe,<br />
die den Standortfaktor als mangelhaft bzw. schlecht beurteilen)<br />
Verkehrsanbindung 50<br />
Gewerbe-/Büroflächen 37<br />
Kommunikationstechnische Infrastruktur 29<br />
Umweltqualität 29<br />
Wohnungsmarkt 22<br />
Kulturangebot 12<br />
Qualifizierte Arbeitskräfte 6<br />
Image 4<br />
Nähe zu Abnehmern 2<br />
Transportgewerbe -1<br />
Bildungseinrichtungen -10<br />
Kooperationsmöglichkeiten in der <strong>Region</strong> -12<br />
Steuern, Abgaben -16<br />
Nähe zu FuE-Einrichtungen -18<br />
Nähe zu Zulieferern -20<br />
Kooperation mit Verwaltung -23<br />
Beratungs- und Transfereinrichtungen -25<br />
Aufgrund ihres Spezialisierungsmusters besitzt die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> durchaus gute Positionierungschancen in<br />
einzelnen IuK-Bereichen, vor allem im IuK-Bereich Dienstleistungen/Software<br />
und IuK-Technik. Die relativ hohe<br />
Zahl von Beschäftigten in diesem Bereichen deutet auf<br />
bereits vorhandenes qualifiziertes Humankapital hin,<br />
das über wettbewerbsfähige Kompetenzen verfügt. Die<br />
technologische Basis, entscheidend durch die Universität<br />
<strong>Hannover</strong> geprägt, sichert vor allem im Bereich 3D-Technik<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> große Know-how- und Entwicklungsvorsprünge.<br />
Wie auch Blömer/Broszio/Grau<br />
(2000) in ihrem Gutachten zu möglichen IuK-Potenzialen<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> festhalten, wäre es sinnvoll,<br />
(Pilot-)Projekte mit dem Ziel der Entwicklung praxisorientierter<br />
Anwendungslösungen aufzulegen.<br />
26) vgl. NORD/LB, <strong>NIW</strong>, Universität <strong>Hannover</strong> 2001<br />
27) vgl. NORD/LB 2001<br />
28) vgl. Floeting/Grabow 1999<br />
29) vgl. Irmer 2000<br />
30) vgl. <strong>NIW</strong>, NORD/LB 2000<br />
31) vgl. NORD/LB 2001<br />
32) vgl. NORD/LB 2001, Irmer 2000
190<br />
INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />
Übersicht<br />
12-5<br />
Wissens- und Technologietransfereinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Überblick<br />
• Die Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> (TCH) GmbH fungiert zum einen als Gesellschaft für<br />
Management- und Innovationsberatung und zum anderen als Gründerzentrum und<br />
Innovationsberatungsstelle. Bis zu 5 Jahre lang haben innovative, technologieorientierte<br />
Unternehmensgründer die Möglichkeit, sich als Mieter anzusiedeln. Die TCH GmbH bietet eine<br />
Vielzahl von Dienstleistungen an. Die Tätigkeitsfelder reichen von Beratungen zu Innovationsfördermöglichkeiten<br />
über Existenzgründungsseminare bis hin zu umfassenden Internet-Dienstleistungen<br />
inklusive E-Business/IT-Beratung. Diese Angebote richten sich an alle Unternehmen<br />
und Institutionen der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> und Norddeutschlands, aber auch an die im Hause ansässigen<br />
Existenzgründer.<br />
• Die Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> bietet spezifische Dienstleistungen im Technologietransfer<br />
u.a. im Bereich der Innovationsberatung für Handwerksunternehmen, der Koordinierung von<br />
Pilotprojekten für Handwerksbranchen und der Betreuung von Kooperationsvorhaben mit<br />
Forschungseinrichtungen an. Darüber hinaus berät sie bei Existenzgründungsvorhaben, bei der<br />
Entwicklung von Marketingkonzepten und zu Umweltschutzfragen im Handwerk. Zielgruppe der<br />
Handwerkskammer sind alle Handwerksunternehmen.<br />
• Die Industrie- und Handelskammer <strong>Hannover</strong>-Hildesheim leistet u.a. Kontaktvermittlung zu<br />
Experten in Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, innovationsorientierte<br />
Kooperationsförderung sowie Förder- und Erfinderberatung. Zielgruppe der IHK sind Unternehmen<br />
sowie Existenzgründer und Erfinder aus der <strong>Region</strong>.<br />
• Das RKW Nord Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. bietet<br />
mittelständischen Unternehmen ziel- und erfolgsorientierte Beratung, praxisbezogene Weiterbildung,<br />
unternehmensspezifische Qualifizierung, Arbeitskreise und Erfahrungsaustauschgruppen. In<br />
vielen Fällen wird das RKW-Angebot durch staatliche Förderung verbilligt. Die Beratungsschwerpunkte<br />
sind u.a. Existenzgründung, Existenzaufbau und -sicherung, Unternehmensnachfolge,<br />
integrierte Management-Systeme (Qualität und Umwelt), Außenwirtschaft, betriebswirtschaftliche<br />
und organisationsoptimierende Beratung. Die Personalentwicklungs- und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
in Unternehmen konzentrieren sich auf Marketing/Vertrieb, Unternehmensführung und Managementtechniken,<br />
Teamtraining und Gruppenarbeit.<br />
• Das Erfinderzentrum Norddeutschland GmbH (EZN) bietet Dienstleistungen im Bereich der<br />
Bewertung und Begutachtung von Innovationen, Technologien und Erfindungen zur realistischen<br />
Einschätzung des technologischen und kommerziellen Potenzials an. Darüber hinaus unterstützt<br />
und betreut das EZN bei Lizenzverhandlungen, bei der Pflege von Lizenzverträgen und bei der<br />
Lösung technischer Probleme. Zielgruppe sind kleine und mittlere Unternehmen sowie Wissenschaftler<br />
und Mitarbeiter von Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen sowie freie<br />
Erfinder.<br />
• Die Technologieberatungsstelle beim DGB Niedersachsen e.V. (TBS Niedersachsen) hat den<br />
Auftrag, technologische, soziale und ökologische Modernisierungsprozesse im Bereich der<br />
niedersächsischen Klein- und Mittelbetriebe zu unterstützen. Die TBS Niedersachsen berät, schult<br />
und informiert Unternehmen und Arbeitnehmer sowie deren Interessenvertretungen. Die<br />
Beratungsfälle der TBS Niedersachsen liegen u.a. im Bereich der Gruppenarbeit, IT-Systemeinführung,<br />
der Organisationsentwicklung, des Qualitätsmanagements, der Arbeitssicherheit und der<br />
Arbeitsplatzgestaltung sowie im Bereich des Gesundheitsschutzes und des Umweltmanagements.<br />
Zielgruppe der TBS Niedersachsen sind Arbeitnehmer, Personal- und Betriebsräte sowie Fachund<br />
Führungskräfte aus der Privatwirtschaft und aus öffentlichen Institutionen.<br />
• Die tbo-Beratung (technologie- und beteiligungsorientierte Organisationsberatung für<br />
Arbeitnehmer/innen beim DGB-Kreis <strong>Hannover</strong>) informiert, berät und qualifiziert Personen und<br />
Gruppen, die von der Einführung und Nutzung von Informations- und Kommunikationstechniken<br />
sowie von der Änderung von Organisations- oder Managementkonzepten betroffen sind.<br />
Schwerpunkte der Transferdienstleistungen liegen im Bereich der Unterstützung bei Projektmanagement<br />
von betrieblichen Veränderungsprozessen, der Beratung beim Einsatz moderner IuK-<br />
Technologien und der Moderation von Beteiligungsprozessen. Zielgruppe der tbo-Beratung sind<br />
Beschäftigte und ihre Interessenvertretung sowie interessierte Bürger in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Übersicht<br />
12-5<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 191<br />
Wissens- und Technologietransfereinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Überblick<br />
• Die Niedersächsische Agentur für Technologietransfer und Innovation (NATI) GmbH nimmt die<br />
Geschäftsstellenfunktion für das Innovationsnetzwerk Niedersachsen (AGTIF) wahr. Das<br />
Innovationsnetzwerk ist ein Zusammenschluss von rund 200 Partnern verschiedener Institutionen<br />
in Niedersachsen. Im Rahmen ihres Dienstleistungsangebotes berät und unterstützt die NATI<br />
GmbH kleine und mittlere Unternehmen in Niedersachsen auf den Gebieten Technologietransfer,<br />
Innovation, Information, Kooperation, Förderprogramme und in europäischen Fragestellungen.<br />
Einen besonderen Schwerpunkt stellt der Geschäftsbereich NATI Euroservices dar, in dem alle<br />
Aktivitäten der NATI GmbH mit Europabezug zusammengefasst sind. Hierzu zählt das Euro-Info-<br />
Centre (EIC) <strong>Hannover</strong>, das als offizielle Beratungsstelle der Kommission der Europäischen Union<br />
für kleine und mittlere Unternehmen in Niedersachsen fungiert (Bereitstellung von Information<br />
und Beratung zu Förderprogrammen der EU, Ausschreibungen und Richtlinien). Daneben existiert<br />
das Innovation-Relay-Centre (IRC) Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, das sich zur Aufgabe gemacht<br />
hat, die Verbreitung und Verwertung von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen zu fördern<br />
und eine stärkere Beteiligung an Forschungs- und Technologieprogrammen zu erreichen. Im<br />
Bereich Kooperationsstrategien und Management bietet die NATI GmbH kleinen und mittleren<br />
Unternehmen die Begleitung bei der Suche nach Kooperationspartnern in Europa an. Zielgruppe<br />
der NATI sind die Partner des Innovationsnetzwerkes, kleine und mittelständische Unternehmen<br />
sowie öffentliche Einrichtungen und Ministerien.<br />
• uni transfer ist die Forschungs- und Technologiekontaktstelle der Universität <strong>Hannover</strong>. uni<br />
transfer fungiert als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und leistet damit Beiträge<br />
zur Umsetzung anwendungsorientierter Forschungsergebnisse der Universität <strong>Hannover</strong> in die<br />
betriebliche Praxis. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Initiierung gemeinsamer Forschungs- und<br />
Entwicklungsarbeiten. Die wesentlichen Aktivitätsfelder von uni transfer liegen im Bereich der<br />
Information von Unternehmen über Forschungsergebnisse, der Beratung über Förderprogramme<br />
und Kooperationsmöglichkeiten, der Vermittlung kompetenter Wissenschaftler, der Beratung<br />
niedersächsischer Hochschulerfinder sowie der Unterstützung von Existenzgründern aus den<br />
hannoverschen Hochschulen. Als Partner im Innovation Relay Centre Niedersachsen/Sachsen-<br />
Anhalt unterstützt uni transfer die europaweite Verbreitung und Verwertung von Ergebnissen aus<br />
Forschung und Entwicklung und informiert kleine und mittlere Unternehmen über die Beteiligung<br />
an europäischen Forschungs- und Technologieprogrammen. Zielgruppe von uni transfer sind<br />
vornehmlich kleine und mittlere Unternehmen in der <strong>Region</strong> sowie an einer Kooperation mit der<br />
Universität <strong>Hannover</strong> interessierte Einrichtungen, Behörden und Verbände. Darüber hinaus wurde<br />
im vergangenen Jahr die Innovationsgesellschaft Universität <strong>Hannover</strong> mbH gegründet. Diese<br />
ist Trägerin des Projekts „Patentoffensive an niedersächsischen Hochschulen“, durch das es<br />
prinzipiell allen niedersächsischen Hochschulen ermöglicht wird, Diensterfindungen auf eigenen<br />
Namen zum Patent anzumelden.<br />
• Die Technologietransfer-Kontaktstelle (TTK) der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> bietet der Industrie<br />
und dem Handwerk die Möglichkeit, Auskünfte in technisch-wissenschaftlichen Fragen einzuholen<br />
und für diesen Zweck Professorinnen und Professoren zur Lösung technischer Probleme zu<br />
vermitteln. Der Wissens- und Technologietransfer ist dabei den individuellen Erfordernissen<br />
angepasst. Untersuchungen, Entwicklungen, Gutachten etc. werden an der FHH häufig im Rahmen<br />
von Drittmittelprojekten durchgeführt. Hier berät die TTK auch bezüglich der Finanzierungsmöglichkeiten.<br />
• Die Forschungs- und Technologiekontaktstelle der Tierärztlichen Hochschule <strong>Hannover</strong> (TiHo)<br />
vermittelt Informationen und Kontakte innerhalb und außerhalb der TiHo und fördert verstärkt<br />
die Umsetzung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in die Praxis. Zielgruppe der Forschungsund<br />
Technologiekontaktstelle der TiHo sind kleine und mittlere Unternehmen sowie kommunale<br />
Einrichtungen und Behörden in der <strong>Region</strong>.
192<br />
INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />
Defizite zeigen sich allerdings bei wichtigen Clustervoraussetzungen.<br />
Zahlreiche Hemmnisse verhindern den Aufschwung<br />
zu einem wichtigen IuK-Standort. Von entscheidender<br />
Bedeutung ist die nicht ausreichende Verfügbarkeit<br />
von qualifizierten Arbeitskräften, die in der gesamten<br />
Bundesrepublik beklagt wird. Obwohl auf der Bundesebene<br />
mit der Einführung der „Greencard“ sowie auf<br />
regionaler Ebene über die Errichtung einschlägiger Studiengänge<br />
an den unterschiedlichen Hochschulen Maßnahmen<br />
ergriffen worden sind, stellt der Mangel an qualifiziertem<br />
Personal ein großes Innovations- und Entwicklungshemmnis<br />
dar. Die von den IuK-Betrieben als schlecht<br />
bewerteten Standortfaktoren, wie z.B. die Kooperation<br />
mit Beratungs- und Transfereinrichtungen, Verwaltung und<br />
Bildungseinrichtungen, die Nähe zu Abnehmern, Zulieferern<br />
und FuE-Einrichtungen, deuten auf gravierende<br />
Schwächen des IuK-Clusters hin. Die schlechte Beurteilung<br />
der Kooperationspartner bei der Bewertung der Standortfaktoren<br />
widerspricht dem tatsächlichen Kooperationsverhalten<br />
der befragten IuK-Betriebe. Demnach kooperieren<br />
die Betriebe in einem hohen Ausmaß mit lokalen Kooperationspartnern.<br />
Dieser erkennbare Widerspruch kann<br />
vorsichtig interpretiert darauf hindeuten, dass in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> Defizite bei komplementären Kooperationspartnern<br />
bestehen, durch die in einem funktionierenden<br />
Cluster Lern- und Synergieeffekte entstehen.<br />
Die mit dem Ende der EXPO 2000 begonnene Entwicklung<br />
des EXPO-PARKS HANNOVER zu einer Keimzelle<br />
des regionalen IuK-Clusters wirkt den genannten Defiziten<br />
entgegen. Die Ansiedlung von Bildungs- und Forschungseinrichtungen<br />
sowie namhafter Firmen aus der<br />
IuK-Wirtschaft, darunter Mobilcom, TV-Travelshop, Schlütersche<br />
Verlagsgesellschaft (Online-Service), Cisco-<br />
Systems und Peppermint Park, steht noch am Anfang. Es<br />
zeigt sich, dass das Ansiedlungskonzept versucht, unterschiedliche<br />
Akteure aus vor- und nachgelagerten Bereichen<br />
und aus dem Bereich der Forschung konzentriert<br />
auf dem ehemaligen Weltausstellungsgelände anzusiedeln<br />
und Synergieeffekte zu initiieren. Nach Porter<br />
(1998) benötigt ein Cluster zehn und mehr Jahre bis zur<br />
vollständigen Entwicklung. Angesichts der heutigen<br />
Situation des EXPO-PARKS und der sich anbahnenden<br />
verbesserten Außendarstellung des IuK-Standortes <strong>Hannover</strong><br />
als CeBIT-City besitzt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mittelbis<br />
langfristig gute Aussichten, sich in bestimmten<br />
Nischen als bedeutsamer IuK-Standort zu etablieren.<br />
12.5 Die Bedeutung der Mobilitätswirtschaft<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
MOBILITÄTSWIRTSCHAFT IM REGIONALEN UND<br />
NATIONALEN KONTEXT<br />
Die Mobilitätswirtschaft ist einem laufenden Wandel<br />
unterzogen. 1999 vereinte die Automobilindustrie, die<br />
innerhalb der Mobilitätswirtschaft eine führende Rolle<br />
einnimmt, in Deutschland mit 159,5 Mrd. € fast 16%<br />
des Umsatzes der gesamten deutschen Industrie auf sich,<br />
war mit einem Ausfuhrvolumen von 97,1 Mrd. € die<br />
führende Branche im deutschen Export und beschäftigte<br />
im Bundesgebiet ca. 5 Mio. Arbeitnehmer 33 .<br />
Als Reaktion auf die Krise im Automobilbau in den<br />
frühen 90er Jahren hat sich in der Branche eine Reihe<br />
grundlegender Umstrukturierungen vollzogen, die sich in<br />
Konzentrationsprozessen, Veränderungen der Wertschöpfungskette,<br />
der Neuorganisation von Arbeitsprozessen,<br />
technologischen Innovationen und einer zunehmenden<br />
Differenzierung und Kundenorientierung des<br />
Angebots manifestieren. Von besonderer Bedeutung ist<br />
dabei das „Outsourcing“ wichtiger betrieblicher Prozesse,<br />
das sehr hohe Ansprüche an die Zulieferer stellt.<br />
Die Bedeutung der Mobilitätswirtschaft in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> lässt sich bereits an den Beschäftigtenzahlen<br />
ablesen. So sind allein im Bereich der Automobilindustrie<br />
incl. Zulieferer ca. 30.000 Personen sozialversicherungspflichtig<br />
beschäftigt. Dies entspricht etwa einem<br />
Drittel der Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe<br />
und rund 7% der Gesamtbeschäftigung in der <strong>Region</strong> 34 .<br />
Für den Bereich der direkten Mobilitätsdienstleistungen<br />
lassen sich für den Stichtag 30.6.2000 in der <strong>Region</strong><br />
zusätzlich 37.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />
identifizieren 35 . Davon sind 27.500 unmittelbar mit<br />
dem Erbringen und dem Verkauf von Verkehrsleistungen<br />
beschäftigt, während 9.500 Beschäftigte im Bereich<br />
Handel und Instandhaltung von Kraftfahrzeugen tätig<br />
sind. Das bedeutet, dass 67.000 Beschäftigte in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> unmittelbar in der Mobilitätswirtschaft<br />
arbeiten. Dies ist ein Anteil von rund 15% an den Gesamtbeschäftigten.<br />
Zusätzlich gibt es in Feldern wie Planung,<br />
Forschung, Telekommunikation und Recycling weitere<br />
Arbeitsplätze, die sich unmittelbar an Schnittstellen<br />
zur Mobilitätswirtschaft befinden.<br />
UNTERNEHMERISCHE<br />
SPEZIALISIERUNGSMUSTER<br />
Schwerpunkt der Mobilitätswirtschaft in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
ist die Automobilindustrie mit einem großen Endhersteller<br />
und einer Reihe großer wie kleinerer Zulieferbetriebe.<br />
Das Hauptgewicht in diesem Bereich entfällt<br />
auf den Bereich der Nutzfahrzeuge, auf den nicht nur<br />
der Endhersteller, sondern auch einige der Zulieferbetriebe<br />
spezialisiert sind. Die Automobil- und Zulieferindustrie<br />
hat in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine überdurchschnittliche<br />
Bedeutung. Die 26.500 Beschäftigten<br />
(2000) im Straßenfahrzeugbau der <strong>Region</strong> haben einen<br />
Anteil von 6% an der regionalen Gesamtbeschäftigung<br />
und von gut 28% an den Beschäftigten im Verarbeitenden<br />
Gewerbe. Unter Hinzunahme der unmittelbar automobilindustriebezogenen<br />
Beschäftigung in den Zulieferbetrieben<br />
erhöht sich die Zahl auf insgesamt ca. 30.000<br />
sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das entspricht<br />
7% der Gesamtbeschäftigung und 33% der Beschäftigten<br />
des Verarbeitenden Gewerbes in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Der größte Arbeitgeber in der Automobilindustrie in<br />
<strong>Hannover</strong> ist die eigenständige Konzernmarke Volkswagen<br />
Nutzfahrzeuge (VWN), gefolgt von bedeutenden<br />
Zulieferunternehmen wie Continental, Varta und Wabco<br />
und umgeben von einem dichten Netzwerk vieler kleiner<br />
und mittelständischer Unternehmen. Dabei stellen die<br />
drei genannten Betriebe ca. 70% der Beschäftigung<br />
aller Automobilzulieferer 36 .<br />
Dadurch besteht eine gewisse Nähe zu einem zweiten<br />
Schwerpunkt, dem Bereich Logistik. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
ist aufgrund ihrer geographisch vorteilhaften Lage im Zentrum<br />
Deutschlands – und mit Blick auf die wirtschaftliche<br />
Integration Ost- und Nordosteuropas auch im Zentrum<br />
Europas – ein erstklassiger Logistikstandort. Dazu trägt<br />
insbesondere auch die gute Verkehrsinfrastruktur mit<br />
bedeutenden Kreuzen des Autobahn- und Schienennetzes,<br />
dem Mittellandkanal sowie dem Flughafen bei. Viele<br />
Großunternehmen mit europaweiten Distributionsnetzen<br />
haben daher einen Standort in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> oder<br />
im nahen Umfeld, wie z.B. Spicers (Büroartikel) in Sehnde,<br />
Varta AG (Akkumulatoren) in <strong>Hannover</strong>, Minolta (Elektronik)<br />
in Langenhagen, Sennheiser (Elektronik) in der<br />
Wedemark, ContiTech (Gummiprodukte) in <strong>Hannover</strong>,<br />
Alcatel (Elektrotechnik) in <strong>Hannover</strong>, Siemens AG (Elektrotechnik)<br />
in <strong>Hannover</strong>, IKEA (Möbel) in Braunschweig,<br />
Bosch (Elektrotechnik) in Salzgitter und Blaupunkt (Elektrotechnik)<br />
in Hildesheim. Ebenso sind viele bedeutende<br />
„Global Player“ und nationale Unternehmen der Logistikbranche<br />
bereits in <strong>Hannover</strong> ansässig und bieten eine<br />
hohe Bandbreite an Dienstleistungsangeboten mit hoher<br />
Wertschöpfungstiefe an. Zu nennen sind hier u.a.: Alli<br />
(Zentrallager in <strong>Hannover</strong>, Distributionszentrum in Soltau),<br />
ABX-Logistik (Wedemark), DACHSER (Langenhagen),<br />
Danzas (Langenhagen), Deutsche Post, LHG Frachtenkontor<br />
(<strong>Hannover</strong>-Anderten und Isernhagen), Köster&Hapke<br />
(<strong>Hannover</strong>), Mannesmann Dematic (<strong>Hannover</strong>), Nelke-<br />
Spedition/Hellmann (Lehrte), Schenker (Langenhagen),<br />
Trans-o-flex (Sehnde). Einige Logistikdienstleister sind im<br />
Rahmen von Outsourcing-Projekten Kooperationen mit<br />
Großunternehmen eingegangen, wie z.B. Knoch-Barth mit<br />
Schwarzkopf/Henkel (Isernhagen), Schenker Automotive<br />
mit VW (<strong>Hannover</strong>) und TTS mit Metro (Sehnde) sowie<br />
außerhalb der unmittelbaren <strong>Region</strong> Cotrans mit VW<br />
(Wolfsburg), SVL mit Bahr (Wolfsburg) und PowerLogistics<br />
mit Kraft (Soltau). Durch diesen hohen Bestand an Logistikkompetenz<br />
und hohe Logistikansprüche stellende Produktion<br />
und Distribution weist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine<br />
hohe Eignung für zusätzliche Potenziale im Rahmen einer<br />
nationalen und europäischen Drehscheibenfunktion auf.<br />
Insgesamt kann also eine erhebliche Standorteignung für<br />
Logistikunternehmen vieler Geschäftsfelder festgestellt werden.<br />
Dies gilt für Logistikunternehmen im Bereich Transport<br />
und Umschlag ebenso wie für solche im Bereich Lager und<br />
Handel oder Service.<br />
Daneben wird in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine Reihe von<br />
Mobilitätsdienstleistungen entwickelt. Dazu gehören Informations-<br />
und Fahrkartenverkaufssysteme ebenso wie<br />
mobilitätsorientierte Stadtentwicklungskonzepte und Angebote<br />
im Bereich der Verkehrstelematik. Im Bereich der<br />
informationellen Mobilitätsdienstleister sind die Strukturen<br />
weniger klar ausgeprägt als in der Logistikbranche.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weist entscheidende Kompetenzen<br />
im Bereich Telematik auf, allerdings sind deren Anbieter<br />
bis auf wenige große Firmen wie Alcatel und Höft&Wessel<br />
im Wesentlichen kleine und mittelständische Unternehmen<br />
mit oftmals nicht mehr als 25 Angestellten.<br />
Schwerpunktkompetenzen hannoverscher Firmen finden<br />
sich u.a. in den Bereichen Verkehrsmanagement, Parkleitsysteme<br />
(ATS, Siemens), Berührungslose Verkehrsmes-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 193<br />
sung, Verkehrsdatenübertragung (Beratec), Flottenmanagement,<br />
Navigationssysteme (Elblinger, Lohrmann, ATS),<br />
Consulting beim Aufbau von Informationssystemen für<br />
Fahrplanauskunft (GVS), Verkehrswirtschaftliche Untersuchungen<br />
(GVS), Fahrplan-, Kundeninformationssysteme<br />
(HaCon) und Mobile IT (ICS).<br />
Profiliert hat sich die <strong>Region</strong> darüber hinaus durch innovative<br />
Lösungen im öffentlichen Personennahverkehr, die<br />
immer häufiger auch von anderen <strong>Region</strong>en nachgefragt<br />
werden. Das größte Nahverkehrsunternehmen der <strong>Region</strong><br />
versucht zurzeit mit einem größeren Partner, im liberalisierten<br />
Nahverkehr zu einem der großen überregionalen<br />
Anbieter Norddeutschlands zu werden. Die üstra<br />
AG ist der Anbieter für Stadtbus- und Stadtbahnlinienverkehr<br />
in <strong>Hannover</strong> und beschäftigt 2.200 Mitarbeiter.<br />
Neben dem ÖPNV-Kernangebot befasst sich das Unternehmen<br />
zusätzlich auch mit Personen- und Objektschutz,<br />
Telekommunikationsinfrastruktursystemen, Akquisition<br />
und Abwicklung von Dienstleistungsaufträgen für<br />
gewerblich genutzte Immobilien, Marketing und Außenwerbung,<br />
kaufmännischer Revision und Beratung sowie<br />
der Förderung des Klimaschutzes (Initiative „proKlima“).<br />
Der Bereich der Touristik-Dienstleistungen – insbesondere<br />
der Flugpauschalreisen – hat sich in der <strong>Region</strong> in den<br />
letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Der weltgrößte<br />
Touristikkonzern hat hier seinen Sitz und der Flughafen<br />
hat sich zu einem der führenden deutschen Flughäfen<br />
für Flugtouristik entwickelt. Am Standort <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
sind mit der TUI Group und der Hapag-Lloyd-Flug<br />
zwei große Touristikfirmen ansässig. Die TUI Group beschäftigt<br />
in <strong>Hannover</strong> rund 1.700, Hapag-Lloyd-Flug am<br />
Flughafen rund 1.000 Mitarbeiter. Die Beschäftigtenzahl<br />
der Fluglinie am Standort Langenhagen ist damit in den<br />
letzten zehn Jahren um ca. 400 gestiegen.<br />
RELEVANTE BILDUNGS- UND FORSCHUNGS-<br />
EINRICHTUNGEN<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über eine Reihe bedeutender<br />
universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen,<br />
die im Wesentlichen in der Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong> konzentriert sind. Für die Mobilitätswirtschaft<br />
sind dabei vor allem die ingenieurwissenschaftlichen<br />
Fachbereiche der Universität <strong>Hannover</strong> und der Fachhochschule<br />
<strong>Hannover</strong> sowie einzelne außeruniversitäre<br />
Forschungseinrichtungen von Interesse. Die Mehrzahl<br />
dieser Institute führt regelmäßig Forschungskooperationen<br />
mit Unternehmen der Mobilitätswirtschaft durch.<br />
Allerdings gibt es dabei im Allgemeinen keine besondere<br />
Ausrichtung auf Unternehmen aus der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Zumindest die größeren Institute suchen sich ihre<br />
Kooperationspartner aus der Wirtschaft bundesweit,<br />
wenn nicht sogar international.<br />
Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch, dass in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit dem Werk von Volkswagen<br />
33) vgl. NORD/LB 2000<br />
34) vgl. NORD/LB 2000, S. 82<br />
35) WZ 93, Branchen 50, 60-63<br />
36) vgl. NORD/LB 2000, S. 83
194<br />
INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />
Nutzfahrzeuge (VWN) in <strong>Hannover</strong>-Stöcken zwar ein<br />
großer Betrieb der Mobilitätswirtschaft angesiedelt ist.<br />
Die FuE-Tätigkeiten für VWN sind jedoch aufgrund von<br />
Synergieeffekten weitgehend am Standort Wolfsburg<br />
konzentriert. In <strong>Hannover</strong> findet lediglich der Prototypenbau<br />
statt, bei dem die räumliche Nähe zur Fertigung von<br />
Vorteil ist. Kooperationen von Forschungsinstituten aus der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit Volkswagen beziehen sich daher<br />
in aller Regel auf die Konzernzentrale in Wolfsburg.<br />
Relevante Forschungseinrichtungen für die Mobilitätswirtschaft<br />
stellen die Bereiche Produktionstechnik, Technik<br />
von Verkehrsträgern sowie Verkehrswirtschaft und<br />
Mobilität im Allgemeinen dar.<br />
In den Bereich der Produktionstechnik fallen Fragen der<br />
Fabrikplanung, Qualitätskontrolle, Werkstoffkunde und<br />
Ähnliches. Auf diesem Themenfeld weist der Forschungsstandort<br />
<strong>Hannover</strong> besondere Stärken auf. Hervorzuheben<br />
ist hier der Fachbereich Maschinenbau der<br />
Universität <strong>Hannover</strong>, der im Bereich der Produktionstechnik<br />
über eine Reihe national und international<br />
führender Institute verfügt 37 . An diesen sechs Instituten<br />
sind mehr als 200 wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt<br />
(ohne wissenschaftliche Hilfskräfte). Zusätzlich sind<br />
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie z.B. das<br />
IPH – Institut für Integrierte Produktion <strong>Hannover</strong> und<br />
Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> (LZH) zu nennen, die eng mit<br />
der Universität <strong>Hannover</strong> zusammenarbeiten. Ab Juli<br />
2004 soll in einer neuen Einrichtung, dem Produktionstechnischen<br />
Zentrum <strong>Hannover</strong> (PZH) in Garbsen ein<br />
neues Modell der Zusammenarbeit zwischen Industrieunternehmen<br />
und Wissenschaftlern umgesetzt werden.<br />
Über 200 Wissenschaftler aus den sechs produktionstechnischen<br />
Instituten des Fachbereichs Maschinenbau,<br />
die komplett an den neuen Standort umsiedeln, werden<br />
gemeinsam mit Ingenieuren aus Industrieunternehmen<br />
Forschungsergebnisse praktisch erproben und direkt anwenden.<br />
Dabei werden die Ressourcen in Laboratorien<br />
und Versuchsfeldern gemeinsam von der Industrie und<br />
der Wissenschaft genutzt. Zu den beteiligten Unternehmen<br />
zählt auch die Volkswagen AG, mit DaimlerChrysler,<br />
BMW und Airbus werden derzeit Gespräche geführt.<br />
Das PZH stellt für den Bereich der Produktionstechnik in<br />
<strong>Hannover</strong> eine erhebliche Standortaufwertung dar.<br />
Im Bereich Technik von Verkehrsträgern gibt es in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong>, anders als in der <strong>Region</strong> Braunschweig/<br />
Wolfenbüttel, keine Forschungseinrichtungen, die speziell<br />
auf den Bereich der Fahrzeugtechnik ausgerichtet<br />
sind. Dies ist auch Folge einer strategischen Schwerpunktsetzung<br />
am Fachbereich Maschinenbau der Universität<br />
<strong>Hannover</strong>, an dem der produktionstechnische<br />
Bereich in den letzten Jahren stark ausgebaut wurde.<br />
Vorhandene Institute im Bereich der Fahrzeugtechnik<br />
wurden dagegen infolge von Sparzwängen und frei werdenden<br />
Professuren geschlossen. Dies geschah allerdings<br />
auch vor dem Hintergrund, dass Ausbildungs- und<br />
Forschungskapazitäten in der Fahrzeugtechnik in der <strong>Region</strong><br />
Braunschweig konzentriert wurden. Gleichwohl gibt<br />
es auch in <strong>Hannover</strong> eine Reihe universitärer und außeruniversitärer<br />
Institute, deren Forschungstätigkeiten zu-<br />
mindest teilweise die Technik von Verkehrsträgern betreffen,<br />
wie z.B. Institut für Technische Verbrennung, Institut<br />
für Maschinenelemente, Konstruktionstechnik und Tribologie,<br />
Institut für Mechanik, Institut für Antriebssysteme<br />
und Leistungselektronik, Mechatronik Zentrum <strong>Hannover</strong><br />
(MZH) und Deutsches Institut für Kautschuktechnologie<br />
(DIK).<br />
Im Bereich Verkehr und Mobilität allgemein ist insbesondere<br />
das Institut für Verkehrswirtschaft, Straßenwesen<br />
und Städtebau an der Universität <strong>Hannover</strong> hervorzuheben.<br />
Die Schwerpunkte liegen u.a. in der Entwicklung<br />
bzw. Vermittlung von Erkenntnissen und Verfahren zur<br />
Sicherung einer stadt- und umweltverträglichen Mobilität.<br />
Auch an anderen Instituten der Universität <strong>Hannover</strong><br />
gibt es Bezüge zum Thema Mobilitätswirtschaft, wie<br />
z.B. am Institut für Bauinformatik, am Institut für Theoretische<br />
Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung,<br />
am Institut für Meteorologie und Klimatologie.<br />
UMFELD- UND NACHFRAGEBEDINGUNGEN<br />
Im Rahmen der Mobilitätswirtschaftsstudie der NORD/LB<br />
wurde eine Untersuchung zum Thema Standortfaktoren<br />
durchgeführt, in der Unternehmen der Automobilzulieferbranche<br />
sowie der Mobilitätswirtschaft i.w.S. über die<br />
Bedeutung dieser Standortfaktoren für ihr Unternehmen<br />
befragt und um eine Bewertung für den Standort <strong>Hannover</strong><br />
gebeten wurden.<br />
Die überregionale Lage der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird als<br />
günstig eingestuft, lediglich zu den südeuropäischen Verdichtungsräumen<br />
bestehen Verbindungsnachteile 38 . Für<br />
die Mobilitätsbranche belegt allerdings das Beispiel der<br />
langjährigen Kooperation zwischen VW und SEAT, dass<br />
für große Unternehmen auch diese Entfernungen bei<br />
guter Verkehrsanbindung überbrückbar sind.<br />
Die Verkehrsinfrastruktur in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird generell<br />
überwiegend positiv bewertet, aus Sicht der Mobilitätswirtschaft<br />
bestehen jedoch auch Schwächen. So stehen<br />
die noch vorhandenen Anbindungsprobleme im kombinierten<br />
Ladungsverkehr (Logistikknoten), die schleppende<br />
Umsetzung des GVZ-Konzeptes und das fehlende Miteinander<br />
der Verkehrsträger im Straßenverkehr der Entwicklung<br />
eines Mobilitätsclusters im Bereich Integrierte<br />
Verkehrssysteme hindernd entgegen. Zudem sind teilweise<br />
Engpässe im Bundesfernstraßennetz, die unzureichende<br />
tangentiale Erschließung der <strong>Region</strong> im ÖPNV und fehlende<br />
interkontinentale Flugverbindungen als die Standortqualität<br />
mindernde Faktoren auszumachen.<br />
Auch im Bereich Flächen und Gebäude wird das<br />
Gesamtangebot im für die moderne Mobilitätswirtschaft<br />
relevanten Logistik- und Wissenschaftsbereich als positiv<br />
beurteilt. Allerdings besteht Handlungsbedarf im Bereich<br />
der Wiedernutzbarmachung von Gewerbebrachen und<br />
im Angebot an Gewerbeflächen für Kleinbetriebe in der<br />
Kernstadt <strong>Hannover</strong>.<br />
Die Kostensituation am Standort <strong>Hannover</strong> ist für viele<br />
Unternehmen aufgrund der im Bundesvergleich extrem<br />
hohen Gewerbesteuer-Hebesätze nicht als günstig anzu-<br />
sehen. Positiv wirkt jedoch das vergleichsweise große<br />
Hebesatz-Gefälle zwischen Stadt <strong>Hannover</strong> und Landkreisgemeinden,<br />
was in der Mobilitätswirtschaft von vielen<br />
Betrieben, die nicht auf die Kernstadt als Standort<br />
angewiesen sind, als Standortqualität genutzt werden<br />
kann.<br />
Im Bereich weiche Standortfaktoren, d.h. Umweltqualität,<br />
Wohnungs- und Wohnumfeldsituation sowie Kulturund<br />
Freizeitangebot, kommt der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine<br />
durchweg positive Einschätzung zu, was sich vor dem<br />
Hintergrund der angestrebten Förderung eines modernen,<br />
stärker innovationsorientierten Clusters und der<br />
damit anzustrebenden Zuwanderung von hoch qualifizierten<br />
Arbeitskräften als sehr vorteilhaft erweisen kann.<br />
<strong>Hannover</strong>s große Stärken im Bereich der allgemeinen<br />
<strong>Wirtschaftsstandort</strong>faktoren liegen in seiner Bedeutung<br />
als Messestandort und in einer ausgeprägten Kooperationskultur,<br />
die seit langem durch den Kommunalverband<br />
Großraum <strong>Hannover</strong> gepflegt und durch die bundesweit<br />
einmalige gebietskörperschaftliche Reform zur Bildung<br />
der „<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“ vermutlich bestärkt werden wird.<br />
Trotz dieser Standortvorteile und der Bemühungen im<br />
Rahmen der EXPO 2000 wird das Image des Standortes<br />
<strong>Hannover</strong> noch immer als unzureichend beurteilt. Es<br />
besteht weiterer Handlungsbedarf in Bezug auf die Positionierung<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nach innen und außen.<br />
Zusätzlich werden durch den eher durchschnittlichen<br />
Besatz mit unternehmensorientierten Dienstleistungsunternehmen<br />
die sonst in der Verkehrs- und Logistikbranche<br />
guten Voraussetzungen für die Entstehung von Fühlungsvorteilen<br />
eingeschränkt.<br />
FAZIT – REALISTISCHE CHANCEN FÜR DIE<br />
UMSTRUKTURIERUNG DES MOBILITÄTSWIRT-<br />
SCHAFTSCLUSTERS IN DER REGION HANNOVER?<br />
Die Analyse wichtiger Clusterelemente deutet darauf<br />
hin, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als unausgeschöpftes<br />
Cluster im Sinne von Rosenfelds Clustertypologie eingestuft<br />
werden kann. Die strategische Herausforderung<br />
liegt für die regionale Wirtschaftspolitik darin, die industrielle<br />
Produktion in der <strong>Region</strong> zu sichern. Industrielle<br />
Produktion hat allerdings nach wie vor dann gute Chancen<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, wenn sie in unmittelbarem<br />
Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Produkte<br />
oder mit der Nutzung höherwertiger Technologien steht.<br />
Der Schlüssel zur Sicherung dieser Bereiche liegt folglich<br />
in der Verbesserung der Qualifikationsangebote und der<br />
Innovationskraft der <strong>Region</strong>.<br />
Die Mobilitätswirtschaft in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist stark<br />
diversifiziert. Zwar macht wie in vielen anderen <strong>Region</strong>en<br />
die Automobilindustrie den Schwerpunkt aus; dennoch<br />
gibt es weitere Felder, in denen die Unternehmen<br />
der <strong>Region</strong> besondere mobilitätswirtschaftliche Kompetenzen<br />
aufweisen. Diese Vielfalt von Aktivitäten und<br />
Kompetenzen sollte als Stärke aufgefasst werden.<br />
Gleichzeitig ist es jedoch ein Problem, dass die einzel-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 195<br />
nen Aktivitäten häufig sehr unverbunden und isoliert, in<br />
einigen Fällen sogar ohne gegenseitiges Wissen voneinander<br />
betrieben werden. Dies führt dazu, dass einerseits<br />
mögliche Synergieeffekte in der <strong>Region</strong> nicht genutzt<br />
werden und dass andererseits nach außen kein Profil als<br />
Mobilitätskompetenzregion vorhanden ist. Da die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> vergleichbare Fähigkeiten in diesem Bereich<br />
wie die <strong>Region</strong>en Braunschweig/Wolfsburg oder<br />
Stuttgart aufweist, besteht die Chance, sich als Standort<br />
der Mobilitätswirtschaft zu positionieren. Durch die Breite<br />
der Aktivitäten könnte sogar ein spezifisches Profil<br />
und eine Problemlösungskompetenz entstehen, die andere<br />
<strong>Region</strong>en so nicht vorweisen können.<br />
Eine der Voraussetzungen, diese Kompetenz voll zu entfalten,<br />
ist die Entwicklung der regionalen Mobilitätswirtschaft<br />
vom Teilelieferanten zum Systemintegrator. Hintergrund<br />
für diese plakativen Begriffe aus dem Bereich der<br />
Automobilzulieferindustrie ist die Entwicklung in allen<br />
Bereichen der Verkehrswirtschaft, dass zunehmend weniger<br />
Einzelprodukte und in immer größerem Maße intelligente<br />
Systemlösungen nachgefragt werden. Dieser<br />
Trend geht einher mit einer Verschiebung der Wertschöpfungsanteile<br />
innerhalb der Mobilitätswirtschaft von<br />
industrieller Produktion und Erstausstattung hin zu Planung,<br />
Dienstleistungen und Instandhaltung. Die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> sollte diese Entwicklung aktiv begleiten. Dabei<br />
geht es zunächst darum, unterschiedliche Akteure zusammenzubringen,<br />
Kompetenzen zu bündeln und gemeinsam<br />
regionale Leitprojekte zu entwickeln.<br />
Die Unternehmen sollten dabei unterstützt werden, industrielle<br />
Produktion in der <strong>Region</strong> zu erhalten und gleichzeitig<br />
neue Dienstleistungen und Produktideen zu entwickeln.<br />
Dies dürften zwei Seiten der gleichen Medaille<br />
sein, denn nur in Verbindung mit aktiven Produkt- und<br />
Prozessinnovationen werden sich nach Auffassung der<br />
Entscheidungsträger in den Unternehmen die Fertigungsstandorte<br />
in der <strong>Region</strong> mit ihren im Vergleich zu Osteuropa<br />
relativ hohen Kosten behaupten können. Eine<br />
Schlüsselfrage bei der weiteren Entwicklung der Mobilitätswirtschaft<br />
im Raum <strong>Hannover</strong> ist vor allem die Infrastruktur<br />
im Umfeld der Betriebe. Hier hat die <strong>Region</strong> oftmals<br />
direkte oder indirekte Einflussmöglichkeiten. Diese<br />
sollten genutzt werden, um insbesondere Lücken in der<br />
Qualifizierungs- und der Forschungslandschaft zu<br />
schließen. Durch die Entwicklung neuer Angebote in diesen<br />
Bereichen könnte die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit<br />
der Betriebe verbessert werden. Dabei ist in<br />
einzelnen Feldern eine Kooperation mit der <strong>Region</strong><br />
Braunschweig sinnvoll, da bereits eine Vielzahl von Kontakten<br />
und Kooperationen existiert und eine Rivalität von<br />
Angeboten auf relativ kleinem Raum nicht sinnvoll wäre.<br />
Die Nähe zu Forschungseinrichtungen und Unternehmen<br />
dort sollte nicht als Konkurrenz, sondern als zusätzliches<br />
Potenzial für den Mobilitätsstandort <strong>Hannover</strong> verstanden<br />
werden.<br />
37) Dieses sind das Institut für Fabrikanlagen und Logistik, das Institut für Fertigungstechnik<br />
und spanende Werkzeugmaschinen, das Institut für Transport- und Automatisierungstechnik,<br />
das Institut für Mikrotechnologie, das Institut für Umformtechnik<br />
und Umformmaschinen und das Institut für Werkstoffkunde.<br />
38) vgl. NORD/LB 2000
196<br />
13.<br />
EXPO PARK HANNOVER<br />
im Kontext einer<br />
innovationsorientierten<br />
Standortvermarktungsstrategie<br />
Arno Brandt<br />
Nach dem Ende der EXPO 2000 wurde auf dem Areal<br />
des Weltausstellungsgeländes, das nicht der Deutschen<br />
Messe AG zuzurechnen ist, ein Flächennutzungskonzept<br />
für innovations- und dienstleistungsorientierte Betriebe sowie<br />
Wissenschaft- und Bildungseinrichtungen umgesetzt.<br />
In <strong>Hannover</strong> entsteht damit ein Campus, auf dem wissenschaftliche<br />
und berufliche Bildung und Forschung mit<br />
einer konzentrierten Strategie der Ansiedlung von Existenzgründern<br />
und etablierten Unternehmen verbunden werden,<br />
um schwerpunktmäßig Innovationsprozesse im Bereich<br />
der regionalen Wirtschaft anzuregen. Diese Campus-Strategie<br />
führte im EXPO PARK HANNOVER bislang<br />
zu einer Schwerpunktbildung im Bereich der Informations-<br />
und Kommunikationswirtschaft (IuK). Das Nachnutzungskonzept<br />
entspricht damit im Wesentlichen der im<br />
Rahmen der zunehmenden innovationsorientierten <strong>Region</strong>al-<br />
und Standortpolitik in den letzten Jahren in den<br />
Vordergrund gerückten branchenorientierten Flächennutzungskonzepte.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat damit die<br />
Chance, unter dem in jüngster Zeit verstärkt kommunizierten<br />
Label „CeBIT-City“ einen infrastrukturell besonders<br />
gut ausgestatteten Gewerbepark zu vermarkten.<br />
13.1 Weltausstellungsgelände und<br />
Nachnutzungspotenziale<br />
In Kenntnis der bei früheren Weltausstellungen (z.B. Vancouver<br />
1986, Sevilla 1992) deutlich gewordenen Nachnutzungsproblematik<br />
wurde dem Grundsatz der Nachhaltigkeit<br />
bei der Planung des Expo-Geländes in <strong>Hannover</strong><br />
bereits weit im Vorfeld der EXPO 2000 ein hoher<br />
Stellenwert eingeräumt. Dieser Grundsatz bezog sich<br />
nicht nur auf eine möglichst ressourcenschonende Infrastrukturausstattung<br />
und die Einbettung des Ausstellungsareals<br />
in einen großzügig gestalteten Landschaftspark,<br />
sondern auch auf das Prinzip eines sparsamen Geländeverbrauchs<br />
sowie die Errichtung nachnutzbarer Pavillons<br />
und sonstiger Bauten. Bei der Nachnutzung des Weltausstellungsgeländes<br />
in <strong>Hannover</strong> wurde in diesem Zusammenhang<br />
eine Doppelstrategie verfolgt:<br />
Erstens hatte das Nachnutzungskonzept der EXPO 2000<br />
im Unterschied zu allen vorangegangenen Weltausstellungen<br />
bereits dadurch eine reale Basis, dass das Gelände<br />
der <strong>Hannover</strong>-Messe als Expo-Gelände Nord von<br />
vorneherein integriert war. Auf 88 der 163 ha des<br />
Expo-Geländes waren Maßnahmen zur Vorbereitung<br />
der Weltausstellung damit gleichzeitig Maßnahmen zur<br />
Modernisierung des Messegeländes. Konkret wurden<br />
auf dem Messegelände im Vorfeld der Expo vor allem<br />
Hallenneubauten und -modernisierungen sowie Maßnahmen<br />
der Freiflächengestaltung realisiert. Zusätzlich<br />
wurden die bestehenden Flächen des Messegeländes<br />
um das ca. 18 ha umfassende Expo-Gelände West erweitert,<br />
auf dem während der Expo temporäre Pavillonbauten<br />
Platz fanden. Nach dem Abbau dieser Pavillons<br />
hat die Deutsche Messe AG das Gelände als Parkplatzfläche<br />
und für einen Hallenneubau genutzt.<br />
Zweitens gehörten zum Weltausstellungsgelände die unmittelbar<br />
östlich des Messeschnellweges gelegene Expo-<br />
Plaza (ca. 12 ha) und das sich südlich an die Plaza anschließende<br />
ehemalige Pavillongelände Ost mit einer Gesamtfläche<br />
von 45 ha. Die Plaza war als Mittelpunkt der<br />
Weltausstellung konzipiert und wird durch die mit 30 m<br />
Breite größte europäische Fußgängerbrücke „Exponale“<br />
mit dem Messegelände verbunden. Dadurch dient sie als<br />
Scharnier zwischen dem Messegelände und dem Pavillongelände<br />
Ost, wobei sie von der Preussag Arena und<br />
dem Deutschen Pavillon sowie zwei westlich und östlich<br />
angeordneten Gebäudezeilen eingerahmt wird. Weiterhin<br />
befinden sich an der Expo-Plaza das Europahaus,<br />
das Global House, der ehemalige „Planet M“ Pavillon<br />
der Firma Bertelsmann und das Gebäude des deutschen<br />
Pavillons sowie das neu errichtete Medienhaus auf dem<br />
Areal des zurückgebauten Christus-Pavillons. Mit Ausnahme<br />
des Christus-Pavillons und des Expo-Theaters wurden<br />
alle Bauten auf der Plaza als dauerhafte Gebäude<br />
errichtet.<br />
Südlich an das Gelände um die Expo-Plaza grenzt das<br />
ehemalige Pavillongelände Ost an, auf dem sich<br />
während der Weltausstellung die Mehrzahl der Länderpavillons<br />
befand. Diese wurden teils als dauerhafte, teils<br />
als temporäre Gebäude errichtet. Insgesamt 15 Pavillons<br />
waren von Anfang an fest zum Abbau vorgesehen, womit<br />
viele Flächen für eine erneute Nutzung frei wurden.<br />
Die Errichter fester Gebäude mussten sich zwar um die<br />
Nachnutzbarkeit ihrer Bauten bemühen und dementsprechende<br />
Konzepte vorlegen, verbindlich war diese Anforderung<br />
jedoch nur für einen Teil der Bauten. Das Gelände<br />
um die Expo-Plaza und das Pavillongelände Ost bilden<br />
heute gemeinsam den EXPO PARK.<br />
13.2 Begründung für die Verfolgung eines<br />
branchenorientierten Ansatzes im<br />
Rahmen des EXPO-PARK-Konzeptes<br />
Die mit der Vermarktung des EXPO PARK HANNOVER beauftragte<br />
EXPO GRUND GmbH verfolgt mit dem Flächennutzungskonzept<br />
im EXPO PARK das Ziel, einen für die<br />
Wirtschaft der <strong>Region</strong> insgesamt positiven Effekt hervorzurufen.<br />
Im Folgenden soll näher dargestellt werden,<br />
welche Elemente des Konzeptes aus regionalwirtschaftlicher<br />
Sicht zur Begründung eines solchen Effekts herangezogen<br />
werden können.<br />
Blick aus der Postbox auf den Expo-Pavillon der Niederlande<br />
Begrifflich lässt sich das EXPO-PARK-KONZEPT in den Rahmen<br />
der Diskussion um „regionale Kompetenzzentren“,<br />
„innovative Milieus“ und „kollektives Lernen“ einordnen,<br />
die seit den frühen 90er Jahren verstärkt in den <strong>Region</strong>alund<br />
Wirtschaftswissenschaften geführt worden ist 1 . Hauptbezugspunkt<br />
ist dabei die von Land und <strong>Region</strong> vorgenommene<br />
Ansiedlung von Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen,<br />
die die Schaffung eines lokalen Potenzials<br />
an qualifizierten Arbeitskräften sowie eine intensive Vernetzung<br />
zwischen Forschung, Lehre und Praxis schwerpunktmäßig<br />
im IT-Bereich anstrebt. Zudem existieren für<br />
kleinere Unternehmen, die von der Nähe zur Messe profitieren<br />
können, zusätzliche Entwicklungspotenziale.<br />
Diese Flächenentwicklungs- und Ansiedlungsstrategie<br />
kann sich auf folgende ökonomische Argumente beziehen:<br />
– Ein lokal spezialisierter Arbeitsmarkt, bzw. ein punktuell<br />
überschaubares und transparentes Angebot an<br />
branchenspezifisch qualifizierten Fachkräften, ermöglicht<br />
es den Unternehmen, ohne große Suchkosten<br />
schnell und flexibel Mitarbeiter anzuwerben. Aufgrund<br />
der von allen in der <strong>Region</strong> in der Branche ausgebildeten<br />
und arbeitenden Beschäftigten geteilten spezifischen<br />
theoretischen Kenntnisse und des Erfahrungswissens<br />
benötigen neu angeworbene Mitarbeiter<br />
außerdem auch eine geringere Einarbeitungszeit, was<br />
wiederum die Produktivität der Unternehmen zu erhöhen<br />
vermag: Dieser Zusammenhang, der 1920 erstmalig<br />
von Alfred Marshall beobachtet wurde 2 , beschreibt<br />
die Vorteile einer Ballung „lokaler Kompetenz“<br />
und einer „gemeinsamen Wissensbasis“.<br />
– Räumliche Nähe hat einen positiven Einfluss auf die<br />
Möglichkeit, von Firmen zu kooperieren. Vernetzung<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 197<br />
mit ihrer Umgebung spielt heutzutage insbesondere<br />
bei kleinen, flexiblen Unternehmen in innovativen<br />
Branchen eine dominierende Rolle, da diese aufgrund<br />
ihrer Größe nur wenige Abläufe vollständig innerhalb<br />
des Unternehmens selbst vollziehen können. Kooperationen<br />
sind dabei oft weniger vertragliche Zulieferbeziehungen<br />
als Zusammenarbeit bei technischer Entwicklung<br />
oder in nicht unmittelbar produktionsorientierten<br />
Unternehmensbereichen, wie z.B. Marketing.<br />
– Bei der Etablierung von Kooperationen (Anbahnung<br />
unter Unsicherheit, Koordination) mit anderen Unternehmen<br />
aber treten Transaktionskosten auf, die bei<br />
geringer räumlich-kultureller Distanz der beteiligten<br />
Unternehmen niedriger sind als bei Kooperation über<br />
Entfernung. Diese Differenz ergibt sich aus den bei geringer<br />
räumlicher und kultureller Distanz günstigeren<br />
Voraussetzungen, informelle bzw. persönliche Kontakte<br />
zu unterhalten. Auf dieser Grundlage ist der Aufbau<br />
wechselseitigen Vertrauens und die Etablierung von<br />
Routinen und damit reibungsloser Kooperationen<br />
leichter möglich. Statt gegenseitigem Misstrauen und<br />
kostspieliger Kontrolle fördert räumliche Nähe vor diesem<br />
Hintergrund ein „Klima der Kooperation“.<br />
– Gerade im Bereich innovativer Produktion und Dienstleistungen<br />
spielt die Übermittlung von Wissen und<br />
technologischem Know-how (Wissens- und Technologietransfer)<br />
eine wesentliche Rolle für den Erfolg eines<br />
Unternehmens. Die Theorie der „innovativen Milieus“<br />
verweist darauf, dass besonders diese spezielle Form<br />
der Kooperation durch vielfältige informelle Kontakte<br />
erleichtert wird, da sie über Preise und vertragliche<br />
Regelungen nur unzureichend steuerbar ist. Die an<br />
1) vgl. Brandt 2001, S.38 ff<br />
2) vgl. Marshall 1920
198<br />
EXPO PARK HANNOVER IM KONTEXT EINER INNOVATIONSORIENTIERTEN STANDORTVERMARKTUNGSSTRATEGIE<br />
Abb. 13-1 EXPO PARK HANNOVER (EXPO PLAZA)<br />
NILEG MEDIA FORUM<br />
(Fertigstellung <strong>2002</strong>)<br />
• NILEG Office-Center (30.000 m2 )<br />
• Büroflächen<br />
• Parkhaus für 400 PKW<br />
Preussag Arena<br />
Veranstaltungshalle<br />
SAS Radisson<br />
Hotel<br />
NILEG PLAZA FORUM<br />
• Diskothek FUN 2000<br />
• TV Travel Shop, Call Center<br />
• Starzone Softwareentwicklung,<br />
interaktives TV<br />
• Mobilcom<br />
• GRBV, Architekten + Ingenieure<br />
• MBC, Softwaredienstleister<br />
• Schlütersche Marketing<br />
• Eggers & Partner<br />
Unternehmensberatung<br />
Planet M<br />
• voraussichtlich Bertelsmann<br />
Büro- und Veranstaltungszentrum<br />
Europahaus<br />
• Kurt-Schwitters-Forum<br />
· Hochschule für Musik und Theater<br />
· Institut für Journalismus und<br />
Kommunikationsforschung<br />
· Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
Institut für Bildende Kunst<br />
• World Trade Center<br />
• TV Travel Shop, TV-Studio<br />
• Leibniz-Akademie<br />
• Annastift<br />
• Procon<br />
• Profil GmbH<br />
• UBWI<br />
• GIS Gesellschaft für<br />
Informationssysteme<br />
• Akademie für Medientechnik<br />
• Call Center Akademie<br />
Niedersachsen<br />
• IHK e-learning<br />
Medienhaus<br />
(ehem. Christus-Pavillon)<br />
• Multimedia BBS<br />
• Camp Media (TCH)<br />
· Cyoshi Crucial GmbH<br />
· Krispin Marketing Management<br />
· K&W GbR<br />
· Medisite Systemhaus GmbH<br />
· Plock GmbH<br />
· Dr. Marc Cremer-Thursby<br />
· Trisko GmbH/Tekko GmbH<br />
· ebus electronic business<br />
software GmbH<br />
· VisionConnect GmbH<br />
· Zukunftsfabrik Kommunikation<br />
· TCH GmbH<br />
· Frank Schauerte<br />
· Softwareberatung Elmhorst<br />
GmbH<br />
· GiLA Consult<br />
• <strong>Hannover</strong> Online<br />
• 3D Economy<br />
Global House<br />
• Kurt-Schwitters-Forum<br />
· Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
Institut Design und Medien<br />
Seilbahn-Mittelstation<br />
Kurt-Schwitters-Forum<br />
(Atelier- und Werkstattgebäude)<br />
Deutscher Pavillon<br />
• Learning Lab Lower Saxony (L3S)<br />
• Nord Media Mediengesellschaft<br />
Niedersachsen/Bremen mbH<br />
• Pro Business CIS AG<br />
Legende auf der<br />
folgenden Seite<br />
Stand Feb. <strong>2002</strong><br />
Abb. 13-2 EXPO PARK HANNOVER (Ostgelände)<br />
RENERGY GmbH,<br />
Forum für regenerative Energie,<br />
Finanzierung noch nicht<br />
gesichert<br />
Frankreich<br />
Eigentum Fa. Decathlon,<br />
Nachnutzung vermutlich durch<br />
Deutsche Post e-commerce<br />
Postbox<br />
Fachmarkt Decathlon<br />
• DaCapo Marketing,<br />
Event & Werbung GmbH<br />
• Best Company Video GmbH<br />
• Akzente<br />
• MM Production<br />
Niederlande<br />
GOLDBECK Bau GmbH,<br />
steht zur Vermietung<br />
Großbritannien<br />
Finnland<br />
Schweiz<br />
NCC, steht zur Vermietung<br />
EXPO GRUND,<br />
Fläche ist geräumt<br />
und steht zum Verkauf<br />
Firma Bestseller,<br />
steht zur Vermietung<br />
Norwegen Schweden<br />
Äthiopien<br />
Peppermint Jam Records und<br />
Peppermint Park<br />
Türkei<br />
EXPO GRUND,<br />
Timon Bauregie GmbH,<br />
Gelände sind geräumt,<br />
die Nachnutzung als High-Tech-<br />
Meile ist geplant<br />
Dänemark<br />
Belgien<br />
Bauunternehmen Kurth baut<br />
Pavillon als Event-Halle um,<br />
Servicegebäude wird zu<br />
Bürogebäude aufgestockt,<br />
Baugenehmigung wird zzt.<br />
eingeholt<br />
Polen<br />
Vermutlich Abriss,<br />
Vermarktung offen<br />
Süd<br />
Ungarn<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 199<br />
Tschechische<br />
Republik<br />
Deutsch-Türkisches<br />
Handelszentrum geplant<br />
Spanien<br />
China<br />
EXPO GRUND, Vermarktung<br />
offen. Evtl. Deutsch-Spanisches<br />
Veranstaltungszentrum<br />
Jordanien<br />
„9-Drachen-Park“,<br />
Asiatische Ausstellung<br />
und Restaurant<br />
Portugal<br />
Süd<br />
Griechenland<br />
Fa. Gintaro Kelias aus<br />
Litauen, Nutzung als<br />
Handelszentrum<br />
Litauen<br />
Kroatien<br />
Irland<br />
Lettland<br />
Eduard Matthai GmbH & Co.,<br />
KG Kosmetik; soll Verwaltung,<br />
Vertrieb und Verkauf sowie<br />
e-commerce-Auftritt aufnehmen<br />
Estland<br />
Monaco<br />
Flächen geräumt<br />
Italien<br />
Jemen<br />
EXPO GRUND,<br />
voraussichtlich Abbau<br />
Süd<br />
Geplant sind ein Gesundheitszentrum,<br />
Räumlichkeiten der<br />
deutsch-chinesischen Gesellschaft<br />
und ein Restaurant, Umsetzung<br />
wird erfolgen<br />
Schulungszentrum der DVAG<br />
(Neubau)<br />
Rumänien<br />
Filmproduktionsunternehmen<br />
„Brunch“<br />
Wird als Veranstaltungszentrum<br />
der World Vision e.V. genutzt<br />
Vereinigte<br />
Arabische<br />
Emirate<br />
Fläche ist geräumt<br />
Neubau<br />
Mongolei<br />
Süd<br />
bleibt erhalten<br />
bleibt vermutlich erhalten<br />
wird abgebaut<br />
die Nutzung ist noch offen<br />
Walfisch<br />
(CVJM)<br />
sind abgebaut/Flächen geräumt<br />
Stand Feb. <strong>2002</strong><br />
Freifläche
200<br />
EXPO PARK HANNOVER IM KONTEXT EINER INNOVATIONSORIENTIERTEN STANDORTVERMARKTUNGSSTRATEGIE<br />
einem Entwicklungsprojekt beteiligten Mitarbeiter<br />
können nämlich im Rahmen von persönlichen Kontakten<br />
nicht nur reine Fakten, sondern auch sog. implizites<br />
Wissen austauschen, d.h. Erfahrungen über den<br />
Umgang mit bestimmten technischen Problemen beziehungsweise<br />
Wege zur praktischen Umsetzung von<br />
technischen Lösungen, die u.U. nur ihnen selbst bekannt<br />
sind. Hierdurch und durch den leicht möglichen<br />
Wechsel von Arbeitskräften zwischen den Betrieben<br />
kann es neben einem „Klima der Kooperation“ auch<br />
zu einem „kollektiven Lernprozess“, d.h. zu einem<br />
dynamischen Entwicklungsvorteil der beteiligten Unternehmen<br />
kommen. Auf diese Weise können alle Akteure<br />
wechselseitig von ihren Erfahrungen profitieren.<br />
Eine Sonderrolle im Rahmen der Diskussion um Vorteile<br />
räumlicher Nähe nehmen Science Park Initiativen ein.<br />
Kern des Science-Park-Konzeptes ist die gezielte Schaffung<br />
von attraktiven Ansiedlungsmöglichkeiten für Unternehmen<br />
aus innovativen Branchen im räumlichen Umfeld<br />
von Bildungs- und Forschungseinrichtungen.<br />
Der Hauptvorteil für die im Science Park angesiedelten<br />
Unternehmen liegt in der Möglichkeit, auf das umfangreiche<br />
Wissen und wissenschaftliche Innovationen einer<br />
nahen, fachspezifisch spezialisierten Universität in Form<br />
von Kooperationen zugreifen zu können. Gleichzeitig<br />
steht ihnen stets ein lokaler Pool von fachlich qualifizierten<br />
Absolventen zur Verfügung, die selbst z.T. noch über<br />
Beziehungen im Wissenschaftsbetrieb vor Ort verfügen.<br />
Wie Befragungen zeigen, ist der entscheidende Faktor<br />
für den Erfolg eines Science Parks allerdings sein brancheninterner<br />
Bekanntheitsgrad und sein „guter Ruf“ in<br />
Fachkreisen, der den dort angesiedelten Unternehmen<br />
die Aufnahme von Geschäftsbeziehungen erleichtert 3 .<br />
Ein weiterer zentraler Ansatz des Science-Park-Konzeptes<br />
ist es, den Unternehmen geeignete Räumlichkeiten zu<br />
günstigen Mietkonditionen zur Verfügung zu stellen und<br />
durch die Nutzungsmöglichkeit gemeinsamer Einrichtungen,<br />
wie ausgestatteten Laboren, Konferenzräumen und<br />
gastronomischen Facilitäten, in der Anfangsphase ihre<br />
Fixkosten zu senken. Die Nutzung von gemeinsamen<br />
Einrichtungen soll außerdem der Möglichkeit der Entstehung<br />
von informellen Kontakten Raum bieten. In einigen<br />
Parks werden die Unternehmen auch zusätzlich<br />
durch das zentrale Angebot von günstigen Beratungsleistungen<br />
bei der Überwindung von Kooperationshemmnissen<br />
und bei der Etablierung von Kooperationen unterstützt.<br />
Internationale Paradebeispiele erfolgreicher Entwicklungen<br />
in diesem Bereich sind die Route-128-Area um das<br />
MIT bei Boston, das Silicon Valley im Einflussbereich der<br />
Universitäten Stanford und Berkeley, der Science Park<br />
der Universität Cambridge, UK, der KISTA Science Park<br />
bei Stockholm, der britische Warwick Science Park und<br />
der Sophia-Antipolis Komplex in Südfrankreich.<br />
In Hinblick auf den EXPO PARK lässt sich feststellen, dass<br />
die IuK-Wirtschaft ein Wirtschaftsbereich hoher Wissens-<br />
intensität ist, in dem nicht-formalisierte Vorgehensweisen<br />
und beständige Innovation eine große Rolle spielen. Der<br />
oben diskutierte Austausch von Erfahrungen und Ideen<br />
spielt von daher gerade für junge bzw. kleine Unternehmen<br />
in diesem Bereich eine entscheidende Rolle, womit<br />
insbesondere auch die räumliche Nähe zu Hochschulen<br />
und Messe die o.g. positiven Wirkungen entfalten kann.<br />
Die IuK-Wirtschaft, die den Kern einer sektoral orientierten<br />
Ansiedlung im EXPO PARK bilden soll, spielt in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit insgesamt rd. 2.000 Betrieben<br />
eine beachtliche Rolle. In Bezug auf den Anteil der<br />
Beschäftigten in der Informations- und Medienbranche an<br />
der Gesamtbeschäftigung liegt <strong>Hannover</strong> damit unter<br />
den 18 deutschen Verdichtungsregionen an fünfter Stelle<br />
(Lokalisationskoeffizient von ca. 1,5). In der Teilbranche<br />
IuK-Dienstleistungen liegt <strong>Hannover</strong> beispielsweise<br />
an vierter Stelle nach München, dem Rhein-Neckar-<br />
Raum und Karlsruhe (Lokalisationskoeffizienten von ca.<br />
1,7). Eine geringere Spezialisierung findet sich im<br />
Bereich der Produktion von IuK-Inhalten (Lokalisationskoeffizient<br />
nur ca. 1,2, bundesweit elfter Rang) 4 .<br />
Darüber hinaus haben Betriebsbefragungen in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> gezeigt, dass zwischen Unternehmen der<br />
IuK-Wirtschaft sowie zwischen Hochschulen und Unternehmen<br />
eine hohe Kooperationsdichte vorhanden ist. So<br />
ergab eine Studie der NORD/LB, dass ca. 30% der IuK-<br />
Unternehmen auf horizontaler Ebene (d.h. nicht im<br />
Zusammenhang mit der Belieferung innerhalb der Produktionskette)<br />
miteinander kooperieren. Weit darüber sogar<br />
liegt der Anteil derer, die mit ihren Zulieferern (ca. 55%)<br />
sowie ihren Kunden kooperieren (ca. 95%). Des Weiteren<br />
befand sich mit nahezu 20% ein vergleichsweise<br />
hoher Anteil aller befragten Unternehmen in Kooperation<br />
mit Hochschulen und Fachhochschulen 5 . Schließlich<br />
ist es bemerkenswert, dass 54,8% aller innerhalb der<br />
letzten zwei Jahre von Betrieben der IuK-Branche in der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eingestellten Hochschulabsolventen<br />
von einer Hochschule oder Forschungseinrichtungen aus<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> kamen, sowie 43,4% vorher bereits<br />
bei einem anderen Unternehmen in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> beschäftigt waren 6 . Dies lässt auf das Vorhandensein<br />
eines lokalen Pools an sektorspezifisch qualifizierten<br />
Arbeitskräften schließen, der von den Betrieben<br />
der IuK-Branche in der Befragung als eindeutig wichtigster<br />
Standortfaktor bewertet wurde 7 .<br />
Im Raum <strong>Hannover</strong> sind also bereits Konturen eines Clusters<br />
der Informations- und Medienbranche vorhanden,<br />
der als Basis für Neugründungen und als Arbeitskräftepool<br />
für im EXPO PARK angesiedelte Unternehmen dienen<br />
kann sowie selbst von einem erfolgreichen Ansiedlungskonzept<br />
im EXPO PARK profitieren könnte.<br />
Es ist davon auszugehen, dass die Hochschule für Musik<br />
und Theater, die Fachbereiche für Bildende Kunst sowie<br />
3) vgl. Westhead & Batstone 1998<br />
4) vgl. NORD/LB 2001, S.14 f<br />
5) vgl. NORD/LB 2001, S.47<br />
6) vgl. NORD/LB 2001, S.42; Mehrfachnennungen waren möglich.<br />
7) vgl. NORD/LB 2001, S.58<br />
Expo-Wal<br />
Design und Medien der FHH, sowie das mit e-learning<br />
befasste Learning Lab Lower Saxony gemeinsam genügend<br />
Kompetenz auf sich vereinigen, um eine Ansiedlung<br />
in räumlicher Nähe zu ihnen attraktiv erscheinen zu<br />
lassen. Außerdem ist durch die Ansiedlung des „Camp<br />
Media“ des Technologie Centrums <strong>Hannover</strong> (TCH) an<br />
der Expo-Plaza eine Einrichtung zur Unterstützung junger<br />
Unternehmen bzw. von Neugründungen bereits vor<br />
Ort vorhanden. Auch die Ansiedlung gastronomischer<br />
Betriebe und Freizeiteinrichtungen auf dem Expo-Gelände<br />
Ost stellt vor dem Hintergrund der Förderlichkeit gemeinsamer<br />
Anlaufstellen für die Aufnahme wechselseitiger,<br />
informeller Kontakte zwischen Mitarbeitern unterschiedlichen<br />
Unternehmen u.U. eine sinnvolle Ergänzung<br />
dar.<br />
13.3 Ansätze zur Steuerung der Nachnutzung<br />
des Expo-Geländes Ost<br />
Im Rahmen der Entwicklung eines Nachnutzungskonzeptes<br />
für den EXPO PARK HANNOVER werden zwei Ziele<br />
angestrebt. Zum einen sollen die vorhandenen dauerhaften<br />
Bauten in möglichst hohem Maße nachgenutzt<br />
werden, zum anderen soll diese Nachnutzung aber<br />
auch für die Wirtschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> insgesamt<br />
positive Effekte hervorrufen.<br />
Der Grundgedanke für die Ansiedlung von Unternehmen<br />
im EXPO PARK HANNOVER war, auf den vorhandenen<br />
Standortvorteilen aufzubauen und ein ansprechendes<br />
Umfeld für qualitativ hochwertige private Investitionen<br />
zu schaffen. In diesem Zusammenhang ist herauszustellen,<br />
dass die Ansiedlungschance für Unternehmen aus<br />
innovativen Branchen auf dem Expo-Gelände Ost bereits<br />
aufgrund der Umfeldsituation günstig sind: Durch die<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 201<br />
Nähe zur Messe haben die Unternehmen regelmäßig<br />
unmittelbaren Zugriff auf Informationen über die neuesten<br />
Entwicklungen in ihrer Branche sowie Kontaktmöglichkeiten<br />
zu potenziellen Geschäftspartnern, die anlässlich<br />
der international bedeutenden Messen, wie CeBIT<br />
oder <strong>Hannover</strong> Messe, in <strong>Hannover</strong> verweilen. Besonders<br />
für Unternehmen, die selbst im Bereich Messedienstleistungen<br />
tätig sind, ist dies ein ausschlaggebender<br />
Vorteil. Hinzu kommt die allgemein gute Erreichbarkeit<br />
über Schiene und Straße, die schnelle S-Bahn-Anbindung<br />
des EXPO PARK an die <strong>Hannover</strong>aner Innenstadt<br />
(5-10 Minuten Fahrt), die hervorragende technische Einbindung<br />
in Netze der Kommunikationsinfrastruktur, das<br />
Vorhandensein von architektonisch ansprechenden<br />
Gebäuden sowie ein reichhaltiges Angebot an noch zu<br />
vermietenden Flächen.<br />
Bereits im Oktober 1995 wurde von Roland Berger &<br />
Partner ein Nachnutzungskonzept für die Grundstücke<br />
der EXPO GRUND GmbH vorgelegt. Mit Blick auf die<br />
oben beschriebene doppelte Aufgabe der EXPO<br />
GRUND GmbH wurde die Meinung vertreten, dass<br />
„eine einseitige Fokussierung auf eine Branche oder ein<br />
Thema aufgrund der großen zur Verfügung stehenden<br />
Fläche unbedingt vermieden“ und statt dessen ein „Branchenmixkonzept<br />
mit unverfänglichem Motto“ angestrebt<br />
werden sollte, in der jedoch die IuK-Branche bereits als<br />
Element einer Nachnutzung als hochwertiger Gewerbepark<br />
erwähnt wurde 8 . Auch eine 1997 von der NILEG<br />
vorgelegte Fortschreibung der Nachnutzungsstudie setzte<br />
Schwerpunkte eher im Bereich Freizeit und Entertainment<br />
mit ergänzenden Wohn- und Gewerbefunktionen („High-<br />
8) vgl. Roland Berger & Partner 1995, S.19 f
202<br />
EXPO PARK HANNOVER IM KONTEXT EINER INNOVATIONSORIENTIERTEN STANDORTVERMARKTUNGSSTRATEGIE<br />
Abb. 13-3 Aktueller Nachnutzungsstand auf dem ehemaligen Pavillongelände Ost<br />
Quelle: Eigene Berechnungen<br />
35%<br />
Zu entwickelnde Flächen<br />
Aktuelle Nutzung findet statt<br />
Konkrete Nutzungsplanung liegt vor<br />
Zu vermietende Pavillons<br />
16%<br />
Tech-Freizeitpark“, „Kino Center“) 9 . Insgesamt zeichnen<br />
sich diese Konzepte durch wesentlich höher gesteckte<br />
stadtplanerische Zielsetzungen und die Planung von<br />
Großprojekten aus. Vergleiche wurden z.B. zum Parc de<br />
la Vilette in Paris gezogen 10 . Diese Projekte konnten in<br />
Folge, mit Ausnahme der Preussag Arena, jedoch nicht<br />
realisiert werden.<br />
Nach Ende der Weltausstellung wurde aufgrund der allgemein<br />
positiven und dynamischen Entwicklung des IT-<br />
Sektors im Laufe der 1990er Jahre, die sich noch weit<br />
bis ins Jahr 2000 hinein fortsetzte, die sich auf dem ehemaligen<br />
Expo-Gelände bietende Chance zur Ansiedlung<br />
von innovativen Unternehmen aus der IuK-Wirtschaft<br />
genutzt. Ein nicht geringer Teil dieser Unternehmen bietet<br />
überwiegend oder unter anderem Messedienstleistungen<br />
an und kann von daher unmittelbar von der Nähe<br />
zum Messegelände profitieren. Dies führte zu einer<br />
eigenständigen, weitgehend ungesteuerten Herausbildung<br />
der Grundlage eines Branchenprofils im EXPO<br />
PARK HANNOVER.<br />
Im Windschatten dieser Entwicklung wird seither von<br />
Seiten der EXPO GRUND GmbH versucht, der Nachnutzung<br />
eine klarere Zielrichtung zu geben, indem man an<br />
den bestehenden Ansiedlungstrend anknüpft und vor<br />
allem die weitere Ansiedlung von Firmen aus der Informations-<br />
und Medienbranche fördert. Hiermit sollen<br />
sowohl in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zusätzliche Kompetenzen<br />
und Synergien in dieser Branche geschaffen als<br />
auch eine in sich schlüssige und abgestimmte Nachnutzung<br />
des Geländes realisiert werden.<br />
20%<br />
29%<br />
Zum Ausbau der günstigen Konstellation von guten Ansiedlungsbedingungen<br />
und bereits vorhandenen Potenzialen<br />
wurden von Seiten des Landes Niedersachsen<br />
und der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die Ansiedlung von Wissenschafts-<br />
und Bildungseinrichtungen betrieben. Konkret<br />
bestand die Vorleistung des Landes Niedersachsen hierbei<br />
darin, auf der Plaza unter dem Dach des „Kurt-Schwitters-Forum“<br />
die Hochschule für Musik und Theater (Studiengänge<br />
Schauspiel, Jazz, Rock, Pop, Medienmanagement)<br />
und die Fachbereiche für Bildende Kunst und<br />
Design und Medien der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />
(FHH) zu platzieren. Ergänzt werden die Hochschuleinrichtungen<br />
des Landes durch weitere Bildungseinrichtungen,<br />
darunter die Multimedia BBS, die Leibniz-Akademie<br />
<strong>Hannover</strong>, einige Weiterbildungseinrichtungen der<br />
IHK, sowie durch Forschungseinrichtungen wie das Learning<br />
Lab Lower Saxony (L3S), eine Forschungskooperation<br />
der Universität <strong>Hannover</strong>, der Universität Karlsruhe,<br />
der TU Braunschweig, der Hochschule für Bildende<br />
Künste Braunschweig sowie der Stanford University<br />
(Kalifornien). Weitere komplementäre Institutionen sind<br />
die Nord-Media GmbH als neue Mediengesellschaft der<br />
Länder Niedersachsen und Bremen sowie das World<br />
Trade Center. Durch die Ansiedlung des branchenspezifischen<br />
Start-up Centers „Camp-Media“ auf dem Plaza-<br />
Gelände versucht das Technologie Centrum <strong>Hannover</strong><br />
den EXPO PARK auch für Gründer interessant zu<br />
machen.<br />
Generell erhofft man sich durch die Verbesserung der<br />
Rahmenbedingungen für Unternehmen der Informationsund<br />
Medienbranche die Branchenzusammensetzung der<br />
sich auf dem Gelände ansiedelnden Unternehmen der<br />
privaten Wirtschaft im Sinne des Konzeptes beeinflussen<br />
zu können. Es war jedoch von Anfang an offensichtlich,<br />
dass dies nicht in Bezug auf alle nach Abschluss der<br />
Weltausstellung noch zur Vermietung stehenden Flächen<br />
mit Erfolg möglich sein würde. Bereits lange feststehende<br />
Nachnutzungen, wie die des französischen Pavillons<br />
durch die Firma Decathlon, werden durch die Bemühungen<br />
zur Schaffung eines Branchenprofils folglich nicht in<br />
Frage gestellt. Vor dem Hintergrund der angestrebten<br />
und wirtschaftlich wünschenswerten Nachnutzung möglichst<br />
vieler Länderpavillons haben sich inzwischen auch<br />
weitere Betriebe, die sich auf den ersten Blick nur<br />
schwer in das angestrebte branchenorientierte Flächennutzungskonzept<br />
einfügen, im EXPO PARK niedergelassen.<br />
Hierbei ist zu differenzieren zwischen solchen<br />
Unternehmen, die im Rahmen einer Ausrichtung auf die<br />
Informations- und Medienbranche durchaus komplementäre<br />
Funktionen wahrnehmen können, und solchen,<br />
die in keinerlei Zusammenhang mit der angestrebten<br />
Branchenorientierung stehen. In die erste Kategorie fallen<br />
dabei z.B. Einrichtungen des Gastgewerbes, Angebote<br />
des Nahversorgungseinzelhandels sowie Freizeiteinrichtungen.<br />
An anderen Standorten in Deutschland werden<br />
zurzeit technologieorientierte Gewerbeparks geplant,<br />
bei denen bewusst auf die Kombination von Gewerbeund<br />
Freizeitfunktionen abgestellt wird (z.B. O-Vision in<br />
Oberhausen). In die zweite Kategorie fallen z.B. Einrichtungen<br />
des großflächigen Einzelhandels, deren weitere<br />
Ansiedlung durch Beschränkungen des B-Planes<br />
auch künftig begrenzt bleiben dürfte.<br />
Innerhalb bestimmter Grenzen muss die Ansiedlung von<br />
Unternehmen verschiedener Branchen gerade aufgrund<br />
ihrer möglichen Komplementarität für die Profilierung<br />
des EXPO PARK als innovationsorientierter Standort nicht<br />
notwendigerweise schädlich sein. Es besteht allerdings<br />
stets die Gefahr, dass durch die Ansiedlung zu vieler<br />
Betriebe aus nicht innovativen Branchen die Profilierung<br />
als IT- und Medienstandort verwässert werden könnte.<br />
Es ist in diesem Zusammenhang wichtig, anzuerkennen,<br />
dass bei der Verfolgung einer branchenorientierten Ansiedlungsstrategie<br />
ein langer Atem notwendig ist, um die<br />
Strategie nicht sofort bei kurzfristig ausbleibenden finanziellen<br />
Erfolgen zu gefährden.<br />
13.4 Die aktuelle Nachnutzung<br />
Alle an die Plaza angrenzenden Grundstücke sind mittlerweile<br />
erfolgreich vermarktet. Allerdings sind diese zum<br />
Teil, wie der ehemalige „Planet M“ Pavillon der Firma<br />
Bertelsmann und das Gebäude des deutschen Pavillons,<br />
zwar in Privatbesitz, aber noch nicht oder nur teilweise<br />
erfolgreich einer wirtschaftlichen Nutzung zugeführt<br />
oder an Investoren verkauft. Kernelemente der Nachnutzung<br />
im Bereich der Plaza bilden die Bildungs- und<br />
Wissenschaftseinrichtungen, das World Trade Center sowie<br />
das Messehotel Radisson SAS und die Preussag Arena.<br />
Auf dem ehemaligen Pavillongelände Expo-Ost sind zurzeit<br />
ca. 35% der Flächen nachgenutzt, für weitere 16%<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 203<br />
liegen konkrete Nutzungsplanungen vor. Demgegenüber<br />
stehen weiterhin 29% als freie Fläche zum Verkauf bzw.<br />
zur Vermietung. Auf weiteren 20% der Fläche des EXPO<br />
PARK befinden sich Pavillonbauten, die noch nicht wieder<br />
vermietet werden konnten (Abb. 13-3).<br />
Zurzeit sind ca. 53,8% der auf der Plaza und auf dem<br />
ehemaligen Pavillongelände Expo-Ost beschäftigten<br />
Personen in der Informations- und Medienbranche tätig.<br />
Hiervon sind ca. 24,5% bei den Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen<br />
beschäftigt 12 , weitere 16,5% der IuK-<br />
Beschäftigung entfallen auf eher niedrig qualifizierte<br />
Call-Center-Arbeitsplätze. Im Gegensatz dazu arbeiten<br />
34,7% aller Beschäftigten im EXPO PARK in Betrieben,<br />
die als komplementär zur Informations- und Medienbranche<br />
betrachtet werden können 13 , und weitere 11,4%<br />
in Unternehmen, die sich in keiner Weise mit dem Konzept<br />
eines branchenbezogenen Clusteransatzes in Einklang<br />
bringen lassen 14 . Auswertungen zur anteiligen<br />
Flächennutzung der einzelnen Bereiche sind aufgrund<br />
fehlender Daten nicht möglich.<br />
Durch Nachnutzungsmaßnahmen im EXPO PARK wurden<br />
bis heute etwa 2.100 Arbeits- und etwa 1.600 Studienplätze<br />
geschaffen bzw. dorthin verlagert (Angaben der<br />
NILEG bzw. EXPO GRUND 12/2001). Die verfügbaren<br />
Angaben über die Beschäftigtenzahlen sind aber nicht<br />
präzise genug, um klare Aussagen über die jeweiligen<br />
Anteile an neu geschaffenen bzw. verlagerten Arbeitsplätzen<br />
zu treffen. Im Rahmen der geplanten Fertigstellung<br />
des NILEG-Media Forums in <strong>2002</strong> besteht nach Einschätzung<br />
der EXPO-GRUND ein großes Potenzial zur<br />
Schaffung von weiteren Arbeitsplätzen.<br />
FAZIT<br />
Insgesamt zeigt sich, dass die Nachnutzung des Expo-<br />
Geländes Ost in <strong>Hannover</strong> dem Konzept einer innovationsorientierten<br />
Standortvermarktung folgt. Obgleich ursprünglich<br />
weniger auf einen Branchenschwerpunkt<br />
fokussiert, hat sich mittlerweile insbesondere durch die<br />
Ansiedlung spezifischer Wissenschafts-, Forschungs- und<br />
Bildungseinrichtungen ein Profil als hochwertiger IuK-<br />
Standort herausgebildet. Bereits erfolgte Ansiedlungen,<br />
die nicht mit dieser Branchenfokussierung in Einklang<br />
stehen, haben bislang noch keinen negativen Einfluss<br />
auf das Standortprofil ausgeübt. Sollte der bislang eingeschlagene<br />
Kurs – auch trotz der vorübergehenden<br />
Schwäche der IuK-Wirtschaft – beibehalten werden, hat<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die einmalige Chance, mit dem<br />
innovativen Kristallisationskern im EXPO PARK HANNO-<br />
VER starke Ausstrahlungseffekte für die gesamte regionale<br />
IuK-Wirtschaft zu bewirken.<br />
9) vgl. NILEG 1997<br />
10) vgl. NILEG 1997, S.11<br />
11) d.h. bei: Learning Lab Lower Saxony, Nord Media, ProBusiness CIS, Multimedia<br />
BBS, Camp Media, Hochschule für Musik and Theater, FHH FB Bildende Kunst &<br />
Design und Medien, TV Travel AG, Leibniz-Akademie, Procon, Profil, UBWI,<br />
Starzone, MBC, Peppermint Jam/Park, DaCapo/MM, Mobilcom, Call Center und<br />
Schlütersche Marketing<br />
12) d.h. bei: Learning Lab Lower Saxony, Multimedia BBS, Hochschule für Musik und<br />
Theater, FHH FB Bildende Kunst & Medien und Design und Leibniz-Akademie<br />
13) d.h. bei: World Trade Center, Preussag Arena, SAS Radisson, FUN 2000 und<br />
9-Drachen Park<br />
14) d.h. bei: Annastift, GRBV, Decathlon, Fa. Mathai und Schulungszentrum DVAG
204<br />
EXPO PARK HANNOVER IM KONTEXT EINER INNOVATIONSORIENTIERTEN STANDORTVERMARKTUNGSSTRATEGIE<br />
Übersicht<br />
13-1<br />
Äthiopien und Jordanien<br />
Belgischer Pavillon<br />
Britischer Pavillon<br />
Chinesischer Pavillon<br />
Dänischer Pavillon<br />
Deutscher Pavillon<br />
Europahaus<br />
EXPO-Museum<br />
Finnischer Pavillon<br />
Französischer Pavillon<br />
Global Haus<br />
Jemenitischer Pavillon<br />
Litauischer Pavillon<br />
Medienhaus<br />
Monaco-Pavillon<br />
Mongolischer Pavillon<br />
Nachnutzung der Expo-Bauten im Bereich Plaza und Expo-Ost<br />
Für die Fläche der ehemaligen Länderpavillons wird eine Nachnutzung als High-Tech-Meile angestrebt.<br />
Momentan befindet sich das Projekt aber noch in der Planungsphase. Die Fläche gehört der EXPO GRUND<br />
und Timon Bauregie GmbH.<br />
Der belgische Pavillon wurde seiner Nachnutzung durch die Firma Peppermint Jam Records und dem damit<br />
verbundenen Peppermit Park Studio im August 2001 übergeben. Das Plattenlabel und die Studios sind durch<br />
Produktionen wie Fury in the Slaughterhouse und dem Produzenten Mousse T. auch auf internationalem Level<br />
bekannt geworden.<br />
Der britische Pavillon gehört der GOLDBECK Bau GmbH und ist zurzeit mit keiner Nachnutzung belegt. Das<br />
Gebäude steht leer und zur Nachnutzung zur Verfügung.<br />
Momentan findet im chinesischen Pavillon keine Nutzung statt. Es ist jedoch seit längerem geplant, dort ein<br />
chinesisches Gesundheitszentrum aufzubauen und Räumlichkeiten für die Deutsch-Chinesische Gesellschaft zu<br />
nutzen. Außerdem soll ein chinesisches Restaurant innerhalb des Pavillons entstehen.<br />
Der dänische Pavillon befindet sich heute im Besitz der in Dänemark ansässigen Bekleidungsgesellschaft Bestseller.<br />
Das Unternehmen ist in 25 Ländern tätig und beschäftigt knapp 3.000 Mitarbeiter. Momentan stehen die<br />
Räumlichkeiten des Pavillons leer. Die Fa. Bestseller plant keine Nutzung für eigene Zwecke, sondern sucht<br />
vielmehr nach einem geeigneten Mieter.<br />
Nach dem Ende der EXPO 2000 wurde das Gebäude vom Learning Lab Lower Saxony (L3S) genutzt. Außerdem<br />
haben die Nord Media Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH und die Pro Business CIS AG ihren<br />
Sitz im ehemaligen deutschen Pavillon.<br />
Das Europahaus beherbergt viele Nutzungen unterschiedlicher Bereiche. Zum einen ist es der Sitz des World<br />
Trade Center. Im Rahmen des Kurt-Schwitter-Forums haben die Hochschule für Musik und Theater mit dem Institut<br />
für Journalismus und Kommunikationsforschung sowie die Fachhochschule <strong>Hannover</strong> mit dem Institut für Bildende<br />
Kunst ihren Sitz im Europahaus. Des Weiteren sind dort Bildungseinrichtungen wie die Leibniz-Akademie, das<br />
Annastift, die Akademie für Medientechnik, die Call Center Akademie Niedersachsen und die IHK E-learning<br />
dort vertreten. Außerdem beherbergt der Bau Unternehmen der Privatwirtschaft, wie die Procon GmbH, die Profil<br />
GmbH, UBWI und GIS Gesellschaft für Informationssysteme.<br />
Auf der Fläche nordwestlich des Pavillons der Hoffnung wird ein Museum über die Weltausstellung entstehen.<br />
Betreiber wird der Exposeum e.V. werden.<br />
Der ehemalige finnländische Pavillon wird von mehreren Unternehmen zusammen genutzt. Die Best Company<br />
Video GmbH hat sich auf die Film-, Fernseh- und Radioproduktion spezialisiert und arbeitet unter anderem für<br />
NDR3 und den MDR. Darüber hinaus ist das Unternehmen noch im Bereich der Erstellung von CD-ROM und<br />
DVD-Produktionen tätig. Die Da Capo Marketing Agentur ist eine Full-Service-Agentur für interne und externe<br />
Unternehmenskommunikation. Die Schwerpunkte liegen hier in den Bereichen Marketing, Veranstaltungsmanagement,<br />
Werbung, TV-, Film- und Messekonzeption. Das Unternehmen MM Productions Music & Media unterhält im<br />
finnischen Pavillon ein volldigitales Studio für die Produktion und Komposition von Musik und anderen Audio-<br />
Beiträgen. Neben Produktionen im Pop- und Dance-Sektor werden auch die Geschäftsfelder Filmmusik, Bühnenund<br />
Theatermusik und Rundfunk- und Fernsehmusik abgedeckt.<br />
Im Gebäude des ehemaligen französischen Pavillon ist seit dem 7. Juni 2001 der Sportgroßmarkt Decathlon<br />
ansässig. Der französische Sportartikelhersteller und -händler wurde 1976 gegründet und betreibt insgesamt<br />
282 Geschäfte in 13 Ländern; davon 206 in Frankreich und 7 in Deutschland. In Decathlon Märkten wird ein<br />
breites Angebot von Artikeln rund um den Sport vertrieben, außerdem veranstaltet das Unternehmen Sportprojekte<br />
in Schulen und Sportaktionswochen.<br />
Hier befindet sich das Institut Design und Medien der Fachhochschule <strong>Hannover</strong>.<br />
Der Pavillon wurde im Dezember 2001 von der Film- und Fernsehproduktionsfirma Brunch aufgekauft.<br />
Der Pavillon Litauens wird momentan durch die Fa. Gintaro Kelias als Handelszentrum genutzt.<br />
Neben der Berufsbildenden Schule für Multimediaberufe, der TCH GmbH, <strong>Hannover</strong> Online und 3D Economy<br />
befindet sich das Technologie Centrum <strong>Hannover</strong> mit seinem Camp Media in dem Gebäude. Im Rahmen dieser<br />
Existenzgründungsinitiative befindet sich eine Vielzahl von jungen Unternehmen, größtenteils der Medienbranche,<br />
in dem Gebäude. Diese sind Cyoshi Crucial GmbH, Krispin Marketing Management, K&W GbR, Medisite<br />
Systemhaus GmbH, Plock GmbH, Dr. Marc Cremer-Thursby, Trisko GmbH/Tekko GmbH, ebus electronic business<br />
software GmbH, Zukunftsfabrik Kommunikation, Frank Schauerte, Softwareberatung Elmhorst GmbH und GiLA<br />
Consult.<br />
Der Pavillon wird voraussichtlich abgebaut werden. Es laufen Verhandlungen mit einem Unternehmen der<br />
Medienbranche, das den Kauf des gesamten Geländes um den Pavillon herum in Erwägung zieht. Dabei handelt<br />
es sich um die Flächen der bereits abgerissenen Pavillons von Kroatien, Griechenland, Irland und Italien.<br />
Der mongolische Pavillon wurde nach dem Ende der Weltausstellung abgerissen. Die Fläche liegt jetzt im Besitz<br />
der Deutschen Vermögensberatungs- AG, die dort den Bau eines Schulungszentrums plant und voraussichtlich<br />
im Frühjahr <strong>2002</strong> mit den Baumaßnahmen beginnen wird.<br />
Übersicht<br />
13-1<br />
Niederländischer<br />
Pavillon<br />
NILEG Media Forum<br />
NILEG Plaza Forum<br />
Norwegischer Pavillon<br />
Pavillon der Hoffnung<br />
Planet M<br />
Polnischer Pavillon<br />
Postbox<br />
Preussag Arena<br />
Radisson SAS Hotel<br />
Schwedischer Pavillon<br />
Schweizer Pavillon<br />
Seilbahnstation<br />
Sonstige Pavillons<br />
Spanischer Pavillon<br />
Tschechischer Pavillon<br />
Türkischer Pavillon<br />
Ungarischer Pavillon<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 205<br />
Nachnutzung der Expo-Bauten im Bereich Plaza und Expo-Ost<br />
Die Nachnutzung des niederländischen Pavillons ist noch offen. Die deutsch-niederländische Firmengruppe<br />
RENERGY GmbH plant die Eröffnung eines Zentrums für regenerative Energien. Die Finanzierung ist jedoch noch<br />
nicht gesichert.<br />
Neubau eines Office-Centers. Voraussichtliche Fertigstellung im Sommer <strong>2002</strong>.<br />
Das NILEG Plaza Forum beherbergt Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Vertreten sind die Discothek FUN<br />
2000, der Fernsehanbieter TV Travel Shop mit seinem Call Center, die Starzone Softwareentwicklung, Mobilcom,<br />
GRBV Architekten + Ingenieure, MBC Softwaredienstleister, die Schlütersche Marketing und die Unternehmensberater<br />
Eggers & Partner.<br />
Der ehemalige norwegische Pavillon wurde von der EXPO GRUND zum Verkauf angeboten. Der potenzielle<br />
Käufer musste aber aufgrund von Schwierigkeiten Insolvenz anmelden und konnte seinen Verpflichtungen nicht<br />
nachkommen. Deswegen wurde der Pavillon teilweise abgebaut. Die Flachbauten neben dem Pavillon sind noch<br />
auf dem Gelände vorhanden. Die Fläche steht für weitere Nachnutzung zur Verfügung.<br />
Der Pavillon befindet sich im Besitz der World Vision e.V., einem christlichen, überkonfessionellen Hilfswerk, das<br />
seit 1979 seine Arbeitsschwerpunkte in der langfristigen Entwicklungshilfe und der humanitären Nothilfe hat.<br />
Es ist für das Gebäude keine längerfristige Dauernutzung vorgesehen. Allerdings vermietet die World Vision e.V.<br />
das Objekt für Veranstaltungen.<br />
Noch immer im Besitz der Bertelsmann. Eine konkrete Nachnutzung liegt nicht vor, es laufen jedoch Verhandlungen<br />
für ein entsprechendes Konzept.<br />
Das Gebäude des ehemaligen polnischen Pavillons ist von den Nationen der asiatischen Staatengemeinschaft<br />
ASEAN der „9 Drachen Park“, ein asiatisches Kultur- und Handelszentrum, eingerichtet worden, als dessen<br />
Standort vorher Berlin oder Paris im Gespräch gewesen waren. Im Rahmen der Expo fiel dann jedoch die<br />
Standortentscheidung zugunsten von <strong>Hannover</strong>. Geleitet wird das Zentrum von der Trägergesellschaft „Red River“,<br />
die sich aus europäischen Unternehmern und Vertretern der Asean-Staaten zusammensetzt: Brunei, Indonesien,<br />
Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar (ehemals Burma), den Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.<br />
Für das Handelszentrum werden im Gebäude des ehemaligen polnischen Pavillons die handgeschnitzten Expo-<br />
Holzbauten aus Laos, Kambodscha, Thailand und Vietnam wieder aufgebaut. In dem ebenfalls wieder errichteten<br />
„Kaiserhaus" wird traditionelle asiatische Küche angeboten. Attraktion des 9-Drachen-Parks ist jedoch ein<br />
vietnamesisches Wasserpuppenballett.<br />
Ist nach dem Ende der Expo in den Besitz des Sportgroßhändlers Decathlon übergegangen. Die Deutsche Post<br />
AG wird hier ein E-commerce-Center eröffnen.<br />
Nutzung als Veranstaltungszentrum für Großveranstaltungen, wie Konzerte, Kongresse und Sportevents.<br />
Wird weiterhin als Hotel genutzt.<br />
Der ehemalige schwedische Pavillon befindet sich heute im Besitz des NCC Konzerns, der seinen Hauptsitz in<br />
Solna/Schweden hat. Das international agierende Unternehmen war für die Planung und Realisierung des<br />
schwedischen Pavillons für die EXPO 2000 zuständig. Momentan steht das Gebäude leer und wird zur Vermietung<br />
angeboten.<br />
Der Schweizer Pavillon wurde nach dem Ende der EXPO 2000 abgebaut. Die ehemalige Fläche des Pavillons<br />
steht momentan frei und ist im Besitz der EXPO GRUND. Ein Käufer für die Nachnutzung des Pavillon-Geländes<br />
wird zurzeit noch gesucht.<br />
Wurde im Rahmen des Kurt-Schwitters-Forums zu Ateliers und Werkstätten umgenutzt.<br />
Die Pavillons von Äthiopien, Jordanien, Griechenland, Kroatien, Irland, Portugal, Italien, Lettland, Estland,<br />
Rumänien und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden bereits abgerissen. Die Flächen stehen momentan<br />
leer, konkrete Pläne für eine Nachnutzung liegen nicht vor.<br />
Der Pavillon ist auf dem Gelände verblieben und steht zurzeit leer. Es laufen jedoch Verhandlungen mit einem<br />
potenziellen Käufer. Angedacht ist die Nachnutzung als Deutsch-Spanisches Veranstaltungszentrum.<br />
Der Pavillon ist nach der EXPO 2000 in den Besitz der Eduard Mathai GmbH & Co. KG übergegangen. Das<br />
Unternehmen ist spezialisiert auf Haarfarben und entsprechende Auswahlsysteme. Zurzeit wird das Gebäude<br />
umgebaut und soll in naher Zukunft Vertrieb, Verkauf und Verwaltung des Unternehmens aufnehmen. Auch der<br />
E-commerce Auftritt des Unternehmens „Digital HairColor“ wird dort vorhanden sein. Außerdem ist der Pavillon<br />
Sitz der Stiftung Horizonte, an der die Fa. Mathai beteiligt ist. Es werden dort entsprechend Kunstausstellungen<br />
stattfinden. Zusätzlich ist die Vermietung für Events und Messenutzungen vorgesehen.<br />
Der türkische Pavillon ist auch nach der EXPO 2000 weiterhin im Besitz des Türkischen Staates. Als Nachnutzung<br />
sind hier die Schaffung von Flächen für ein Türkisch-Deutsches Kulturzentrum und ein Handelszentrum geplant.<br />
Nach dem Ende der EXPO 2000 wurde der Pavillon von der ungarischen Regierung im Mai 2001 an den<br />
hannoverschen Bauunternehmer Heinz-Bernd Kurth verkauft. Momentan findet dort keine Nutzung statt. Es ist<br />
allerdings geplant, den Pavillon in eine Event-Halle umzuwandeln, wozu das Gebäude überdacht und die offenen<br />
Seiten verglast werden sollen. Die hinter dem Pavillon liegenden Servicegebäude sollen erweitert und zu<br />
Büroräumen umgebaut werden. Eine entsprechende Baugenehmigung wurde bei der Stadt <strong>Hannover</strong> eingereicht.
206<br />
14.<br />
Innovative Existenzgründungen<br />
als Impuls<br />
für den Strukturwandel<br />
Janin Wieja<br />
Aufbauend auf den Vergleich des Gründungsgeschehens<br />
in den westdeutschen Verdichtungsräumen in Abschnitt<br />
2.2 des <strong>Region</strong>alreportes, gibt der folgende Beitrag tiefere<br />
Einblicke in die Struktur der Unternehmensgründungen<br />
und das Gründungsumfeld in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Dabei wird besonders auf technologieorientierte Gründungen<br />
mit ihren spezifischen Anforderungen an die<br />
Gründungsinfrastruktur eingegangen. Die Datengrundlage<br />
für die Strukturanalyse bilden die Gründerdaten des<br />
Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW),<br />
deren Vor- und Nachteile in Abschnitt 2.2 dargelegt<br />
sind.<br />
GRÜNDUNGEN ALS MOTOR<br />
DER REGIONALENTWICKLUNG<br />
Als wichtiger Baustein für die regionale Wirtschaftsentwicklung<br />
sind Existenzgründungen in den letzten 20 Jahren<br />
immer stärker in das Blickfeld der regionalen Wirtschaftsförderung<br />
gerückt. Da Neuansiedlungen von<br />
Unternehmen, zumindest in Westdeutschland, immer seltener<br />
realisiert werden konnten, gewann die Existenzgründungsförderung<br />
für die <strong>Region</strong>alentwicklung stärker<br />
an Bedeutung. Zugleich wurde die Dynamik der Unternehmensgründungen<br />
durch die Ausweitung der wissenschaftlichen<br />
Ausbildung und neue Basisinnovationen in<br />
der Informations- und Biotechnologie angeregt, die das<br />
Potenzial vermarktungsfähiger Problemlösungen erhöhen.<br />
Dabei sind Unternehmensgründungen für die<br />
regionale Wirtschaftsentwicklung besonders von Bedeutung,<br />
da sie<br />
– Arbeitsplätze schaffen,<br />
– den Unternehmensbestand erneuern,<br />
– neue Produkte und Technologien einführen<br />
– und somit den regionalen Strukturwandel vorantreiben.<br />
In der regionalwirtschaftlichen Diskussion kommt technologie-<br />
und wissensintensiven Gründungen eine besondere<br />
Bedeutung zu. Obwohl mit 15% (1999) nur ein geringer<br />
Anteil der Gründungen in Deutschland diesem Bereich<br />
zuzuordnen ist, wird ihnen besondere Aufmerksamkeit<br />
geschenkt. Die Ursache dafür liegt in den hohen<br />
Beschäftigungs- und Wachstumsintensitäten dieser Unternehmen<br />
sowie ihrer besonderen Funktion für den wirt-<br />
schaftlichen Strukturwandel. Technologie- und wissensintensive<br />
Gründungen tragen zur Innovationsdiffusion bei<br />
und stärken somit die regionale Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Die Einführung neuer Produkte und Produktionsmethoden<br />
erfolgt häufig zunächst in neu gegründeten Unternehmen.<br />
In vielen Fällen werden diese Innovationen, sofern sie<br />
sich am Markt bewährt haben, von bereits etablierten<br />
Unternehmen übernommen oder aber von anderen<br />
Unternehmen in verbesserter Form am Markt durchgesetzt.<br />
Dies zeigt sich deutlich bei den Informations- und<br />
Kommunikationstechnologien, mit denen durch Start-Ups<br />
in der „New Economy” innovative Prozesse in der „Old<br />
Economy“ angeregt und beschleunigt wurden.<br />
Als technologieintensiv oder- orientiert gelten Gründungen<br />
im Verarbeitenden Gewerbe, deren Forschungs- und<br />
Entwicklungstätigkeiten 3,5% des Umsatzes übersteigen.<br />
Fernmeldedienste, Datenverarbeitung, Forschungs- und<br />
Entwicklungsdienstleister sowie Architektur- und Ingenieurbüros<br />
werden als technologieintensive Dienstleister<br />
bezeichnet. Gegründete Unternehmen, die nichttechnische<br />
Beratungsleistungen anbieten, werden vom Zentrum<br />
für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) als<br />
wissensorientiert bzw. -intensiv eingestuft.<br />
STRUKTUR DER UNTERNEHMENSGRÜNDUNGEN<br />
IN DER REGION HANNOVER<br />
<strong>Hannover</strong> nimmt bei Existenzgründungen im Vergleich<br />
der westdeutschen Verdichtungsräume eine vordere Position<br />
ein. Bei der Gründungsintensität insgesamt steht die<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf dem zweiten Platz nach Hamburg<br />
und weist damit eine deutlich höhere Zahl von Gründungen<br />
je Erwerbsfähigen auf als der Durchschnitt der<br />
westdeutschen Verdichtungsräume (vgl. Abschnitt 2.2).<br />
Insbesondere im Dienstleistungssektor gab es im Jahresdurchschnitt<br />
1995 bis 1999 hohe Gründungsintensitäten<br />
in der <strong>Region</strong>. Von 67 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähigen<br />
im Alter zwischen 18 und 65 Jahren entfielen<br />
mit 59 Gründungen fast 90% auf diesen Wirtschaftsbereich.<br />
Die verbleibenden acht Gründungen je<br />
10.000 Erwerbsfähigen im Produzierenden Gewerbe<br />
teilten sich mit fünf auf den Bausektor und mit drei Gründungen<br />
auf das Verarbeitende Gewerbe auf (Abb.14-1).<br />
Im Dienstleistungssektor sind die Gründungsintensitäten<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vor allem im Handel und bei<br />
den konsumorientierten Dienstleistungen hoch. Mit 20<br />
Gründungen je 10.000 Erwerbsfähigen liegt die Zahl<br />
der neuen Unternehmen im Handel deutlich über dem<br />
Durchschnitt Westdeutschlands mit 14 Gründungen je<br />
10.000 Erwerbsfähigen. Die konsumorientierten Dienstleistungen<br />
haben in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die zweithöchste<br />
Gründungsintensität mit 16 Gründungen je 10.000<br />
Erwerbsfähigen im Jahresdurchschnitt 1995 bis 1999.<br />
Der Wirtschaftszweig der unternehmensnahen Dienstleister<br />
folgt dicht mit 15 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähigen.<br />
Zu den unternehmensnahen Dienstleistern zählen<br />
u.a. Rechts- und Steuerberatung sowie Datenverarbeitung.<br />
Daran schließen sich die Bereiche Verkehr und<br />
sonstige Dienstleistungen (Banken, Versicherungen und<br />
Postdienste) mit jeweils gut drei Gründungen an.<br />
Abb. 14-1 Branchenzusammensetzung der Gründungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Verarbeitendes Gewerbe<br />
Baugewerbe<br />
Quelle: Gründerdaten des ZEW, eigene Darstellung<br />
Das Gründungsumfeld in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> scheint<br />
damit für Existenzgründungen im Dienstleistungssektor<br />
ansprechend zu sein und spiegelt die Bedeutung dieses<br />
Wirtschaftsbereichs für den Standort <strong>Hannover</strong> wider.<br />
Inwieweit sich die zahlreichen Gründungen aus diesem<br />
Bereich erfolgreich am Markt etabliert haben, bleibt auf<br />
der Grundlage der verwendeten Daten offen. Auch<br />
wenn nur ein Teil der Gründungen am Markt überlebt<br />
hat, ist die hohe Gründungsintensität ein Zeichen für<br />
eine dynamische Wirtschaftsregion, die der Erneuerung<br />
der Wirtschaftsstruktur offen gegenübersteht.<br />
Bei den technologieorientierten Gründungen steht <strong>Hannover</strong><br />
im Verdichtungsraum-Vergleich auf dem fünften<br />
Platz und liegt damit im vorderen Mittelfeld der westdeutschen<br />
Großstadtregionen (vgl. Abschnitt 2.2). Den<br />
Schwerpunkt der technologieorientierten Gründungen<br />
bilden in <strong>Hannover</strong> die technologieintensiven Gründungen<br />
im Dienstleistungssektor. Neben den Technologiegründungen<br />
sind die wissensorientierten Gründungen,<br />
die nichttechnische Beratungstätigkeiten als Dienstleistung<br />
anbieten, für den Strukturwandel zur Informationsund<br />
Wissensgesellschaft von Bedeutung.<br />
Der Anteil der technologie- und wissensintensiven Gründungen<br />
an allen Gründungen betrug im Jahresdurchschnitt<br />
1995 bis 1999 in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 14%.<br />
Von den jährlich 67 Gründungen insgesamt je 10.000<br />
Erwerbsfähigen entfielen jeweils fünf auf technologieintensive<br />
und auf wissensorientierte Gründungen. Das<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 207<br />
Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige im Jahresdurchschnitt 1995-99<br />
Handel<br />
Verkehr<br />
Unternehmensnahe Dienstleister<br />
Konsumorientierte Dienstleister<br />
Sonstige Dienstleister<br />
Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
westdeutsche Verdichtungsräume<br />
Westdeutschland<br />
0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />
Verhältnis zwischen Technologiegründungen im Verarbeitenden<br />
Gewerbe und im Dienstleistungssektor verhielt<br />
sich 1:7 (Abb.14-2). Damit sind die Gründungsintensitäten<br />
im Vergleich zu Westdeutschland und den Verdichtungsräumen<br />
im früheren Bundesgebiet bei den nichttechnischen<br />
Beratungsdienstleistungen überdurchschnittlich.<br />
Bei den Technologiegründungen entsprechen die<br />
Gründungsintensitäten der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in etwa<br />
dem Durchschnitt der Verdichtungsräume.<br />
Insgesamt zeigt sich damit für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
innerhalb des Dienstleistungssektors ein dynamisches<br />
Gründungsgeschehen bei den höherwertigen Dienstleistungen.<br />
Dies wird auch zukünftig ein Wirtschaftsbereich<br />
sein, dem im Rahmen des Strukturwandels eine besondere<br />
Bedeutung zukommt.<br />
ERGEBNISSE DER GRÜNDUNGSFORSCHUNG<br />
Der Erfolg einer Unternehmensgründung hängt im<br />
Wesentlichen von zwei Determinanten ab: zum einem<br />
von der Gründerperson selbst und zum anderen von der<br />
bereitgestellten Gründerinfrastruktur. Verschiedene Studien<br />
belegen, dass die Humankapitalausstattung der<br />
Gründerperson wie Bildungsstand, Berufserfahrung,<br />
Branchenwissen oder Managementqualitäten maßgeblich<br />
für den Erfolg einer Unternehmensgründung sind. In<br />
Hinblick auf die Gründungsinfrastruktur ist die Zusammenarbeit<br />
zwischen dem Gründer und den Beratungsinstitutionen<br />
sowie deren Angebot in qualitativer Hinsicht
208<br />
INNOVATIVE EXISTENZGRÜNDUNGEN ALS IMPULS FÜR DEN STRUKTURWANDEL<br />
Abb. 14-2 Technologie- und wissensintensive Gründungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Technologiegründungen<br />
im Verarbeitenden<br />
Gewerbe<br />
Technologiegründungen<br />
im Dienstleistungssektor<br />
Gründungen<br />
im Bereich<br />
nichttechnischer<br />
Beratungstätigkeit<br />
Quelle: Gründerdaten des ZEW, eigene Darstellung<br />
von hoher Bedeutung. Neben Akteuren, welche die Jungunternehmer<br />
von der Vorgründungsphase bis in die<br />
Nachgründungsphase beratend begleiten, spielen Finanzierungsangebote,<br />
Gewerbeflächen- und Infrastruktureinrichtungen,<br />
z.B. in Form von Gründerzentren, eine<br />
wichtige Rolle. Im Folgenden sollen die Beratungsdienstleistungen<br />
für Gründer im Vordergrund stehen. Eine gute<br />
Gründungsinfrastruktur zeichnet sich u.a. dadurch aus,<br />
dass der Gründer in jeder Entwicklungsphase seines<br />
Unternehmens Zugriff auf eine qualitativ hochwertige<br />
Beratungsleistung hat.<br />
Die Gründungsforschung unterteilt den Prozess einer Unternehmensgründung<br />
in Phasen ein, in denen Gründer mit<br />
verschiedenen Problemen und Aufgaben konfrontiert werden.<br />
Entsprechend sind die Anforderungen an die Beratung<br />
in den einzelnen Phasen unterschiedlich. Im Allgemeinen<br />
wird der Prozess der Unternehmensgründung in<br />
drei Abschnitte gegliedert: die Vorgründungsphase, die<br />
Gründungsphase und die Nachgründungsphase.<br />
In der Vorgründungsphase entsteht die Idee des eigenen<br />
Unternehmens und der Entschluss zur Selbstständigkeit<br />
wird getroffen. In der Gründungsphase werden Gründungsidee<br />
und das Konzept für die Existenzgründung<br />
überarbeitet und verfeinert. Gleichzeitig werden notwendige<br />
Genehmigungen eingeholt, Kredite und Förderungen<br />
beantragt, bis schließlich die formale Unternehmensgründung<br />
mit dem Eintrag ins Handelsregister oder<br />
mit der Gewerbeanmeldung erfolgt. Die Übersicht 14-1<br />
zeigt, welche Aufgaben die Jungunternehmer in den<br />
jeweiligen Phasen zu bewältigen haben, welche Probleme<br />
in diesem Zusammenhang auftauchen und welche<br />
Institutionen vor allem die Beratung in den einzelnen<br />
Phasen übernehmen.<br />
Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige im Jahresdurchschnitt 1995-99<br />
Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />
westdeutsche Verdichtungsräume<br />
Westdeutschland<br />
0 1 2 3 4 5 6<br />
Existenzgründerbefragungen in <strong>Region</strong>en Niedersachsens<br />
und in Nordrhein-Westfalen ergaben, dass die größten<br />
Hemmnisse für den Unternehmensgründer im Bereich<br />
Finanzen liegen. Informations-, Beratungs- und Fördermaßnahmen<br />
sind in diesem Bereich anscheinend besonders<br />
notwendig. Weiterhin verfügen die Gründer häufig<br />
über ein unzureichendes Wissen in Betriebswirtschaft,<br />
Buchhaltung, Steuern und Recht. Zudem wirken sich die<br />
Doppelbelastung durch Familie und Beruf, die Bürokratie<br />
der Verwaltungen, die Defizite bei Marketing- und Vertriebskenntnissen,<br />
beim persönlichen Auftreten und bei<br />
Marktkenntnissen negativ auf den Existenzgründungsprozess<br />
aus. Besonders die zuletzt genannten Punkte gewinnen<br />
im Verlauf der Unternehmertätigkeit an Bedeutung 1 .<br />
Das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn ermittelte<br />
für Existenzgründungen in Nordrhein-Westfalen, dass in<br />
der Nachgründungsphase, unmittelbar nach Aufnahme<br />
der Geschäftstätigkeit, vor allem Schwierigkeiten in den<br />
Bereichen Absatz, Finanzierung und Betriebsablaufsplanung<br />
auftreten: Die Erschließung neuer Kundenpotenziale<br />
und Absatzwege, eine hohe Wettbewerbsdichte,<br />
Nachfrageschwächen und Mängel im Marketingkonzept<br />
führen zu Absatzschwierigkeiten. Zudem tauchen weiterhin<br />
Finanzierungsprobleme auf, die hauptsächlich in der<br />
Beschaffung von Fremdkapital bestehen, gefolgt von Forderungsausfällen<br />
und Eigenkapitalknappheit. Die Auftragsplanung<br />
und die Einhaltung von Terminen ist ein<br />
weiterer Schwachpunkt in der Nachgründungsphase,<br />
der die Betriebsablaufsplanung erschwert 2 .<br />
Technologiegründungen sind meistens mit speziellen<br />
Ansprüchen der Existenzgründer an die Finanzierung,<br />
die Beratung und den Standort verbunden. Je nach Branche<br />
entstehen hohe Kosten für Laborausstattung, die<br />
Übersicht<br />
14-1<br />
Aufgaben/Ziele<br />
Problemfelder<br />
Beratungsschwerpunkte<br />
Beratungsanbieter<br />
Zeitachse<br />
Quelle: verändert nach Kailer 2000<br />
Erstellung von Technologiegutachten, Prototypenentwicklung<br />
oder Patentanmeldungen. Zum einem sind damit<br />
die Vorlaufkosten von Technologiegründungen höher als<br />
beim Aufbau eines nichttechnologieintensiven Unternehmens.<br />
Zum anderen eignen sich für Technologiegründungen<br />
wegen des höheren Kapitalbedarfs und Risikos eher<br />
Finanzierungsmöglichkeiten außerhalb des normalen<br />
Kreditgeschäfts, z.B. in Form von Beteiligungskapital.<br />
Aufgrund der Technologieintensität der Gründungsvorhaben<br />
bedarf es eines hohen technischen Sachverstands<br />
bei den beratenden Institutionen, damit die Unternehmenskonzepte<br />
richtig eingeschätzt werden können. Im<br />
Gegensatz zu nichttechnologieintensiven Gründungen<br />
spielen die Nähe zu Forschungs- und Bildungseinrichtungen,<br />
die Verfügbarkeit technischer Infrastruktur wie<br />
z.B. Laboratorien sowie der Zugang zu Netzwerken und<br />
qualifizierte Arbeitskräfte eine große Rolle.<br />
Die Ergebnisse der Gründungsforschung zeigen, dass<br />
Existenzgründer sehr differenzierte Anforderungen an<br />
Beratungsleistungen haben. Die auftretenden Schwierig-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 209<br />
Anforderungen an Gründer und die Förderung nach Gründungsphasen<br />
Vorgründungsphase<br />
• Generierung/Klärung<br />
von Gründungsideen<br />
• Klärung der Entscheidung<br />
bezgl. Selbstständigwerden<br />
• Zunehmend unausgereifte<br />
Gründungsideen<br />
• Vorzeitige Fremd-/<br />
Selbstselektion<br />
• Informationssuche und<br />
-bereitstellung<br />
• Angebote zur Generierung<br />
von Gründungsideen<br />
• Persönliche Beratung<br />
• Industrie- u. Handelskammer<br />
für Erstinformationen u. zur<br />
Weiterleitung im Gründungsnetzwerk<br />
• Handwerkskammer<br />
etwa 29 Monate<br />
Gründungsphase<br />
• Aufbereitung eines<br />
Geschäftsplanes<br />
• Beseitigung von<br />
Kompetenzdefiziten<br />
• Zulassungsprüfungen<br />
Gründungsakt<br />
• Fehlende bzw. mangelhaft<br />
ausgearbeitete Gründungspläne<br />
• Weiterbildungsveranstaltungen<br />
• Prüfungsvorbereitungskurse<br />
• Kurzdiagnosen, -checks<br />
• Fachberatung<br />
• Begleit-Coaching<br />
• Team-Coaching<br />
• Problembezogene Fachberatung<br />
durch Steuerberater,<br />
Rechtsanwalt, Bank,<br />
Gründungsberater, Technische<br />
Berater, Unternehmensberater<br />
Nachgründungsphase<br />
• Unternehmenssicherung<br />
und -ausbau<br />
• Erweiterungsfinanzierung<br />
• Aufbau von Kooperationen,<br />
Kontakten<br />
• Krisenbewältigung<br />
• Enge zeitliche/örtliche<br />
Grenzen für Konzeptentwicklung<br />
• Dominanz des Tagesgeschäfts<br />
• Informelle Lernprozesse von<br />
hoher Bedeutung<br />
• fehlende Kapitalgeber<br />
• Erfahrungsaustauschtreffen<br />
• Kooperationsunterstützung<br />
• Fachberatung<br />
• Begleit-Coaching<br />
• Prozessberatung<br />
• Integrierte Trainings- u.<br />
Beratungsprogramme<br />
• Unternehmensberater<br />
• Fachberater<br />
• Existenzfestigungsberatung<br />
• Coaches<br />
etwa fünf Jahre<br />
keiten und Problemfelder während der Gründungsphasen<br />
und die speziellen Anforderungen, die Technologiegründungen<br />
an die Finanzierung, Beratung und den<br />
Standort haben, erfordern eine Gründungsinfrastruktur,<br />
die sich an den Beratungsbedarfen in den unterschiedlichen<br />
Entwicklungsphasen und der verschiedenen Gründergruppen<br />
orientieren. Vor allem ist die Unterstützung<br />
der Gründer in allen Gründungsphasen notwendig, damit<br />
das vorhandene Gründungspotenzial ausgeschöpft<br />
werden kann. Der Existenzgründer steht in der Praxis<br />
einer Vielzahl von Beratungsinstitutionen gegenüber, die<br />
kaum durchschaubar ist. Andererseits hängt es stark von<br />
der Gründerperson selbst ab, ob Beratungsleistungen<br />
überhaupt in Anspruch genommen werden. Zudem entspricht<br />
das Beratungsergebnis nicht immer den Vorstellungen<br />
der Gründer 3 .<br />
1) vgl. Jung 1998, 1999<br />
2) vgl. IfM 2000<br />
3) vgl. Jung 1998,1999; Kailer, 2000
210<br />
INNOVATIVE EXISTENZGRÜNDUNGEN ALS IMPULS FÜR DEN STRUKTURWANDEL<br />
Übersicht<br />
14-2<br />
Ausgewählte Beratungseinrichtungen für Gründer und junge Unternehmen in <strong>Hannover</strong><br />
Akteur<br />
Existenzgründungs-Initiative <strong>Hannover</strong> e.V. (EIH)<br />
Alt hilft Jung Wirtschafts-Senioren <strong>Hannover</strong> e.V.<br />
Arbeitsamt <strong>Hannover</strong><br />
Architektenkammer Niedersachsen<br />
Deutsche Angestellten Akademie (DAA)<br />
Existenzgründungszentrum <strong>Hannover</strong> GmbH (EGZ )<br />
Erfinderzentrum Norddeutschland GmbH (EZN)<br />
Gründerinnen-Consult <strong>Hannover</strong><br />
Industrie- und Handelskammer<br />
<strong>Hannover</strong>-Hildesheim (IHK)<br />
Nieders. Landestreuhandstelle<br />
für Wirtschaftsförderung (LTS)<br />
Rationalisierungs- und Innovationszentrum<br />
der deutschen Wirtschaft e.V. (RKW Nord)<br />
Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH (TCH)<br />
Technologieagentur Niedersachsen GmbH (NATI)<br />
Uni transfer<br />
Wirtschafts-Junioren <strong>Hannover</strong><br />
Volkshochschule <strong>Hannover</strong> (VHS)<br />
Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> (HWK)<br />
Betriebswirtschaftl. Beratungsstelle<br />
für den Einzelhandel (BBE)<br />
Beratungsteam Gastgewerbe<br />
Wirtschaftsverband für Handelsvermittlung<br />
und Vertrieb Niedersachsen/Bremen CDH e.V.<br />
Landesgesellschaft zur Beratung und Information<br />
von Beschäftigungsinitiativen (LaBiB)<br />
Ingenieurkammer Niedersachsen<br />
Kreditinstitute<br />
• Angebot wird vom Akteur bereitgestellt<br />
* Stadtsparkassen <strong>Hannover</strong> und Burgdorf, Kreissparkasse <strong>Hannover</strong>, Volksbank <strong>Hannover</strong>, Lindener Volksbank<br />
Quelle: verändert nach EIH 2001, Hesse 1999<br />
Konzepterstellung<br />
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Investitions- u.<br />
Finanzierungsangebot<br />
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Betriebswirtschaft<br />
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Organisationsberatung<br />
Beratungsangebot<br />
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Standortwahl<br />
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Franchising<br />
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Schutzrechts- und<br />
Patentberatung<br />
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Rechtsberatung<br />
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Steuerberatung<br />
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Machbarkeitsstudien<br />
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Persönlichkeitstraining<br />
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Mitglied in der EIH<br />
Schulung für Existenzgründer<br />
GRÜNDUNGSUMFELD IN DER REGION HANNOVER<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über mehr als 30 Einrichtungen,<br />
die Existenzgründer als Haupt- oder Nebenleistung<br />
informieren, beraten und qualifizieren. Ein Teil der<br />
Akteure sind Mitglieder in der „Existenzgründungs-Initiative<br />
<strong>Hannover</strong> e.V.“ (EIH), welche die zentrale Anlaufstelle<br />
für Gründer in der <strong>Region</strong> darstellt (Übersicht 14-2).<br />
Die EIH wurde 1999 vom Kommunalverband Großraum<br />
<strong>Hannover</strong>, der Stadt <strong>Hannover</strong> sowie der Kreis- und<br />
Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong> gegründet, um die Transparenz<br />
der Gründungsinfrastruktur zu erhöhen. Sie hat die<br />
Aufgabe, die vorhandenen Angebote zu bündeln und<br />
den Gründern einen qualifizierten Zugang zum gesamten<br />
Spektrum der Unterstützungsmöglichkeiten in der<br />
<strong>Region</strong> zu bieten. Dazu gehört die Identifizierung der<br />
individuellen Beratungsnotwendigkeiten, die Analyse<br />
des persönlichen Qualifizierungsbedarfes und die Weiterleitung<br />
zu kompetenten Ansprechpartnern. Die EIH ist<br />
Koordinierungsstelle für das Gründungsnetzwerk der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, welches neben den Gründungsmitgliedern<br />
des Vereins und den beratend tätigen Mitgliedern<br />
auch Sponsoren aus der Wirtschaft umfasst 4 . Um<br />
diese Koordinierungsaufgabe zu erfüllen, initiiert die<br />
EIH regelmäßige Netzwerktreffen, aus denen u.a. gemeinsame<br />
Übersichten zum Beratungs- und Weiterbildungsangebot<br />
resultieren.<br />
Neben der Koordinierung des Gründungsnetzwerkes in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat sich die Existenzgründungs-<br />
Initiative die Vernetzung von Unternehmen und Grün-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 211<br />
dern mit Kapitalgebern zur Aufgabe gemacht. Dazu<br />
wurde die Veranstaltungsreihe „founders dialog“ ins<br />
Leben gerufen, die seit 2000 jährlich durchgeführt wird.<br />
Unternehmen und Unternehmensgründer werden auf der<br />
Veranstaltung direkt mit Kapitalgebern, Beteiligungsgesellschaften<br />
und Dienstleistern zusammengebracht. Die<br />
Veranstaltung dient als Plattform für den Informationsund<br />
Erfahrungsaustausch, für Know-how-Transfer und<br />
zum Aufbau von Kontakten zwischen Kapitalgebern und<br />
-nehmern 5 .<br />
Aus Übersicht 14-2 geht hervor, dass sich die Beratungsangebote<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vor allem auf die Bereiche<br />
Investitions- und Finanzplanung, Konzepterstellung<br />
und Betriebswirtschaft konzentrieren. Die Angebote<br />
werden von Gründern vorwiegend in den ersten zwei<br />
Entwicklungsphasen nachgefragt. Erkennbar ist eine<br />
Ausrichtung einzelner Anbieter auf bestimmte Zielgruppen<br />
und Branchen. Dazu gehören die Architektenkammer<br />
Niedersachsen und Betriebswirtschaftliche Beratungsstelle<br />
für den Einzelhandel (BBE), die Existenzgründer<br />
mit einem Fokus auf die entsprechende Branche<br />
berät.<br />
„Gründerinnen Consult“ richtet sich mit Seminaren und<br />
individuellen Beratungen an Frauen, die sich eine Existenz<br />
aufbauen möchten. „Gründerinnen Consult“ steht<br />
4) vgl. EIH 2001, http://www.eih-online.de<br />
5) vgl. http://www.founders-dialog.de
212<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Existenzgründungs-Initiative <strong>Hannover</strong><br />
(EIH) e.V.<br />
Zum 01.08.1999 haben die Stadt, der Kommunalverband<br />
sowie die Stadt- und Kreissparkasse <strong>Hannover</strong><br />
die EIH in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eingerichtet.<br />
Im August 2000 wurde der Verein EIH e.V. gegründet<br />
mit dem Ziel, eine zentrale Anlaufstelle für Existenzgründerinnen<br />
und Existenzgründer zu bilden sowie die<br />
Netzwerkstrukturen und die Kooperation innerhalb des<br />
Gründungsnetzwerks <strong>Hannover</strong> zu koordinieren und<br />
zu festigen. In dieser Funktion bringt die EIH mehr<br />
Transparenz in das gesamte Spektrum vorhandener<br />
Informations-, Beratungs- und Qualifizierungsangebote<br />
für GründerInnen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Durch<br />
die Vernetzung sollen die Rahmenbedingungen für<br />
Existenzgründungen optimiert und die vorhandenen<br />
Potentiale sowie das Know-How der einzelnen Beratungseinrichtungen<br />
besser nutzbar gemacht werden.<br />
Um GründerInnen effektiv<br />
Unterstützung bieten zu können,<br />
sollten Gründungskonzepte<br />
vorab bei der EIH eingereicht<br />
werden. Die BeraterInnen<br />
der EIH analysieren<br />
dann gemeinsam mit den potentiellen<br />
Jungunternehmern/<br />
Jungunternehmerinnen die<br />
Geschäftspläne und die notwendigen<br />
nächsten Schritte<br />
auf dem Weg in die Selbständigkeit.<br />
Die Beratung bietet<br />
Unterstützung bei der<br />
Erstellung des Geschäftsplans<br />
als zwingende Voraussetzung<br />
für die Beantragung von Fördermitteln und zur<br />
Selbstkontrolle über die Tragfähigkeit des eigenen Konzepts,<br />
sowie eine neutrale Finanzierungsberatung – insbesondere<br />
im Hinblick auf die Einbeziehung öffentlicher<br />
Fördermittel. Bei speziellen Finanzierungs-, Rechts- und<br />
Steuerfragen werden auch – nach Analyse der Fragestellungen<br />
– entsprechende Fachberatungen in der EIH<br />
durchgeführt. Junge Unternehmen werden außerdem<br />
individuell über die Gründungsphase hinaus begleitet.<br />
Weitere Dienstleistungen der EIH:<br />
Ein halbjährlich herausgegebener Seminarfahrplan<br />
informiert ExistenzgründerInnen und junge Unternehmen<br />
über wichtige Seminarangebote der NetzwerkpartnerInnen<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Seit Mitte März 2000 bietet die EIH Gründungswilligen<br />
zusätzlich die Möglichkeit, über das Internet aktuelle<br />
Informationen, z.B. praktische Checklisten und Planungsunterlagen<br />
abzurufen. Der Veranstaltungskalender<br />
informiert über das komplette Angebot der in der EIH<br />
aktiven Partnerinnen und -partner sowie über regionale<br />
Existenzgründungsseminare. Über die Kontaktbörse können<br />
Existenzgründerinnen und -gründer ihr Unternehmen<br />
bzw. ihre Geschäftsidee via Internet präsentieren.<br />
In den Räumen der EIH wurde von der DtA eine neue<br />
Plattform zur Information für angehende Unternehmerinnen<br />
und Unternehmer durch einen Kundenterminal (POI)<br />
geschaffen, an dem sich Gründungsinteressierte schnell<br />
und unkompliziert über die einzelnen Förderprodukte<br />
der DtA informieren und durch das virtuelle Gründerzentrum<br />
der DtA im Internet surfen können.<br />
Seit April 2001 bietet die EIH darüber hinaus eine spezielle<br />
Beratung für MigrantInnen an, die die besonderen<br />
sozio- und interkulturellen Barrieren von MigrantInnen<br />
berücksichtigt. Hierbei handelt es sich um ein auf zwei<br />
Jahre angelegtes Projekt, das von der LHH, dem Arbeitsamt<br />
und dem Niedersächsischen Wirtschaftsministerium<br />
getragen wird. Ziel ist, durch spezifische Hilfestellungen<br />
bei Gründungs- und Existenzfestigungsproblemen die<br />
Eingliederung ausländischer Unternehmen in die regionalen<br />
Wirtschaftsstrukturen zu verbessern.<br />
In Kooperation mit dem Gründungsnetzwerk veranstaltet<br />
die EIH einmal im Jahr den FOUNDERS DIALOG, eine<br />
Kommunikationsplattform für Gründungsinteressierte und<br />
junge Unternehmen. Darüber hinaus ist die EIH 2001<br />
erstmals regionales Start-Up-Wettbewerbsbüro gewesen.<br />
Ab März <strong>2002</strong> wird es einen EIH-Gründungswettbewerb<br />
geben, bei dem GründerInnen ganzjährig ihre<br />
Geschäftsplanentwürfe einreichen können, die monatlich<br />
von der EIH-Jury gesichtet und bewertet werden. Prämierte<br />
Konzeptentwürfe werden mit Coaching-Preisen<br />
bis zu 5.000 € gefördert. Weitere Informationen sind<br />
bei der EIH und den Netzwerkpartnern abrufbar.<br />
Die EIH ist ein ergänzender Baustein im Konzept „<strong>Hannover</strong><br />
– die Gründerstadt“ und wirkt als wichtige Partnerin<br />
im Gründungsnetzwerk <strong>Hannover</strong> mit. Die Existenzgründungsberatung<br />
und -betreuung in der Existenzgründungs-Initiative<br />
<strong>Hannover</strong> ist neutral und kostenlos.<br />
ADRESSE:<br />
EIH<br />
Prinzenstr. 12 (im Haus der Wirtschaftsförderung)<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
Ansprechpartnerin: Andrea Irmer<br />
Tel.: (0511) 3 66 15 - 40,<br />
Fax: (0511) 3 66 15 - 49<br />
E-Mail: info@eih-online.de<br />
Internet: www.eih-online.de<br />
für die Beratung, Qualifizierung und Vernetzung von<br />
Unternehmerinnen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Die Finanzierung<br />
erfolgt aus Mitteln der EU, des Arbeitsamtes,<br />
des Ministeriums für Frauen, Arbeit und Soziales sowie<br />
der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong>. Die Koordinierung und<br />
Vernetzung der Gründerzentren für Unternehmerinnen in<br />
der <strong>Region</strong> – „Unternehmerinnen Zentrum <strong>Hannover</strong> GmbH“<br />
(UZH), „Frauen im Zentrum e.V.“ in Langenhagen sowie<br />
„Zuckerwerk e.V.“ in Laatzen – sind Aufgaben von Gründerinnen<br />
Consult. Im bundesweiten Regio-Wettbewerb<br />
„Zukunftsregion für Gründerinnen“ wurde „Gründerinnen<br />
Consult“ 1999 als Sieger ausgezeichnet 6 .<br />
Auf die Unterstützung technologieorientierter Gründungen<br />
sind in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> das Technologie-<br />
Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH (TCH), die Niedersächsische<br />
Agentur für Technologietransfer und Innovation GmbH<br />
(NATI), Uni transfer und das Erfinderzentrum Norddeutschland<br />
GmbH (EZN) spezialisiert.<br />
– Das Technolgie-Centrum <strong>Hannover</strong> bietet zusammen<br />
mit der 100%igen Tochter VisionConnect GmbH Komplettlösungen<br />
für Electronic Commerce, Managementund<br />
Innovationsberatung sowie das Center-Management<br />
für innovative Start-Ups an. Der Branchenfokus<br />
des TCH sind die Bereiche Informations- und Kommunikationstechnologien/Neue<br />
Medien, Telematik, Logistik<br />
und Umwelttechnologien.<br />
Das TCH unterstützt Gründer von innovativen und technologieorientierten<br />
Unternehmen zum einen über das<br />
Gründerzentrum. Zum anderen ist der Leistungskatalog<br />
des TCH auf die speziellen Bedarfe technologieintensiver<br />
Gründungen abgestimmt. Mit branchenspezifischen<br />
Fachwissen gibt das TCH u.a. Hilfestellung bei der Konzeption<br />
von Business-Plänen und unterstützt den Ausbau<br />
der Unternehmensidee zu einem marktfähigen Produkt<br />
oder einer marktfähigen Dienstleistung. Darüber hinaus<br />
bietet das TCH die Abwicklung der Projektfinanzierung<br />
für geplante Neuentwicklungen an und stellt Kontakte zu<br />
geeigneten Kapitalgebern her.<br />
– Als Instrument der niedersächsischen Wirtschaftsförderung<br />
nimmt die NATI verschiedene Aufgaben war.<br />
Dazu gehören u.a. die Trägerschaft für Technologieinitiativen<br />
des Landes Niedersachsen, die Koordination<br />
des Technologietransfers über das Innovationsnetzwerk<br />
Niedersachsen (AGTIF), die Vermittlung von Kooperationspartnern<br />
für Technologiefragen sowie die<br />
Förderberatung für Programme der EU, des Bundes<br />
und des Landes Niedersachsen.<br />
Die NATI bietet technologieintensiven Gründungen vertiefende<br />
Unterstützung für die Realisierung der Gründungsidee.<br />
Dazu gehören Informationen über Fördermittel,<br />
Unterstützung bei der Entwicklung des Geschäftsplans,<br />
fachliche Stellungnahmen für Anträge auf öffentliche<br />
Förderung sowie Kontaktanbahnung zu Kapitalgebern.<br />
Wichtiger Bestandteil der Innovationsbewertung<br />
von Gründungsideen ist dabei die Zusammenarbeit mit<br />
externen Experten, die das fachspezifische Know-how<br />
der NATI ergänzen 7 .<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 213<br />
– Uni transfer ist die Forschungs- und Technologiekontaktstelle<br />
der Universität <strong>Hannover</strong>. Sie informiert über<br />
Forschungsergebnisse und Kooperationsmöglichkeiten<br />
mit der Universität. Damit werden anwendungsorientierte<br />
Forschungs- und Entwicklungsergebnisse, neue<br />
Verfahren und Dienstleistungen aus den Hochschulen<br />
für die Wirtschaft nutzbar gemacht. Das Kooperationsangebot<br />
richtet sich insbesondere an kleine und<br />
mittlere Unternehmen aus der <strong>Region</strong> und an interessierte<br />
Institutionen.<br />
Für technologieorientierte Gründungen aus dem Hochschulbereich<br />
bietet Uni transfer eine spezielle Beratung<br />
zu Technologiemärkten an. Zudem ermöglicht Uni transfer<br />
den Zugang zu Infrastrukturen der Universität.<br />
– Das Erfinderzentrum Norddeutschland hat sich darauf<br />
spezialisiert, Innovationen, Technologien und Erfindungen<br />
zu bewerten. Damit erfolgt eine Einschätzung des<br />
realistischen kommerziellen und technologischen<br />
Potenzials von Erfindungen, Technologien und Innovationen.<br />
Zudem berät und unterstützt das Erfinderzentrum<br />
bei Lizenzverhandlungen, der Pflege von Lizenzverträgen<br />
und bei der Lösung technischer Probleme.<br />
Mit dem TCH, der NATI, Uni transfer und dem Erfinderzentrum<br />
gibt es in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vier Einrichtungen,<br />
die sich mit der Unterstützung von technologieintensiven<br />
Unternehmensgründungen beschäftigen. Ihr<br />
Beratungsangebot orientiert sich an den besonderen<br />
Bedarfen von Technologiegründungen und ergänzt die<br />
Gründungsinfrastruktur in der <strong>Region</strong> sinnvoll.<br />
FAZIT<br />
Die Gründungsinfrastruktur in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist in<br />
Bezug auf die vorhandenen Beratungsangebote vielfältig<br />
und breit angelegt. In den nächsten Jahren ist es eine<br />
Aufgabe der Existenzgründungs-Initiative <strong>Hannover</strong>, die<br />
Netzwerkaktivitäten zu intensivieren und auszubauen,<br />
damit über eine effektive Arbeitsteilung unter den Akteuren<br />
eine optimale Unterstützung der Existenzgründer<br />
über alle Entwicklungsphasen der Gründung gewährleistet<br />
ist. Neben der breiten Unterstützung von Gründungen<br />
erscheint es sinnvoll, die vorhandene Förderung<br />
von technologieintensiven Gründungen zu spezifizieren.<br />
Denkbar wäre eine stärkere Verknüpfung der Gründerförderung<br />
mit einer strategischen Ausrichtung auf die<br />
Bereiche Biotechnologie/Medizintechnik, Informationsund<br />
Kommunikationstechnologie, Medien und Mobilitätswirtschaft,<br />
um die vorhandenen Ansätze stärker auszubauen.<br />
Ein Schritt in diese Richtung ist CampMedia,<br />
das IT-Start-Up Center auf dem Expo-Gelände.<br />
6) vgl. http://www.gruenderinnen-consult.de<br />
7) vgl. http://www.nati.de
214<br />
15.<br />
Wege in die Zukunft –<br />
Beispiele für Innovationen<br />
im Handwerk<br />
Wolfgang Koschorke<br />
15.1 Neue Techniken im Handwerk<br />
BEDEUTUNG VON INNOVATION UND<br />
TECHNOLOGIE-TRANSFER<br />
Entwicklung und Anwendung „neuer Techniken“ sind für<br />
die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks<br />
vor dem Hintergrund wachsender internationaler Arbeitsteilung<br />
von existenzieller Bedeutung. „Neue Techniken“<br />
eröffnen wirtschaftliche Chancen für die Zukunft, sie beinhalten<br />
im Wettbewerbsprozess allerdings auch Risiken.<br />
Sie ermöglichen:<br />
– eine Erweiterung des Güter- und Dienstleistungs-Angebots<br />
(einschl. Beratung, Wartung, Instandhaltung, Zulieferwesen<br />
usw.),<br />
– die Anwendung neuer Kosten sparender Fertigungsverfahren<br />
und qualitativ besserer und z.T. preisgünstigerer<br />
Werkstoffe,<br />
– die eigenständige (Weiter-)Entwicklung von Produkten,<br />
Verfahren und Werkstoffen sowie<br />
– die Sicherung höherer Qualitätsanforderungen, stärkere<br />
Individualisierung und Differenzierung der Produkte<br />
bei vergleichsweise niedrigen Preisen.<br />
„Neue Techniken“ führen aber auch zur Verschärfung<br />
des Wettbewerbs. Größere Unternehmen sind inzwischen<br />
imstande, kleine Produkt-Serien mit hoher Qualität kostengünstig<br />
herzustellen. Kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU) können sich daher dem strukturellen Anpassungsund<br />
Umstellungsprozess nicht entziehen, wenn sie ihre<br />
Stellung am Markt behaupten wollen.<br />
Forschung und Entwicklung führen zu einer immer<br />
schnelleren Zunahme des technischen Wissens und zu<br />
einer Beschleunigung des Innovationstempos. Genauso<br />
wichtig ist jedoch die zeitnahe Umsetzung in marktreife<br />
Produkte und Verfahren. Es ist Aufgabe des Technologieund<br />
Informations-Transfers, die „neuen Techniken“<br />
schnell weiterzuleiten und sie gezielt an einen möglichst<br />
großen Kreis von potenziellen Anwendern zu vermitteln.<br />
Neue Erkenntnisse fallen oft nicht dort an, wo sie zur<br />
Problemlösung benötigt werden. Gleichzeitig nehmen<br />
die Entwicklungs-Risiken wegen der Verkürzung wirt-<br />
schaftlicher Lebenszyklen neuer Produkte und Verfahren<br />
zu. Kleine und mittlere Unternehmen sind daher heute in<br />
ungleich stärkerem Maße als früher auf externes Wissen<br />
angewiesen, da sie nicht über eigene Forschungs- und<br />
Entwicklungs-Abteilungen oder über ständige Kooperationsbeziehungen<br />
zu Forschungsinstituten und größeren<br />
Unternehmens-Einheiten verfügen.<br />
SCHWACHPUNKTE BEI DER<br />
UMSETZUNG VON INNOVATIONEN<br />
Bei der marktmäßigen Umsetzung technischer Neuerungen<br />
in kleinen und mittleren Unternehmen sind zahlreiche<br />
hemmende Faktoren zu überwinden:<br />
– Informationsdefizite über bereits vorhandene technische<br />
Neuerungen (Gefahr von Doppel-Entwicklungen)<br />
– Innerbetriebliche Qualifizierungsprobleme (fehlende<br />
Fachkräfte)<br />
– Anwendungs- und Umsetzungsprobleme in marktreife<br />
Produkte, Verfahren und Werkstoffe<br />
– Mangel an Kooperationsmöglichkeiten (hohe Vorhalte-<br />
Kosten bei „neuen Techniken“, fehlende Bindungen<br />
und Kontakte zu Forschungseinrichtungen und mangelnde<br />
Kooperationsbereitschaft)<br />
– Hoher Kostenaufwand und Risiken bei Eigenentwicklungen<br />
(Verkürzung des Innovationszyklus auf der einen,<br />
längere „Produktionswege“ auf der anderen Seite)<br />
Darüber hinaus stehen einer schnelleren Ausbreitung<br />
„neuer Techniken“ im Handwerk besondere Organisationsprobleme<br />
(Veränderung der Führungsstruktur im<br />
Betrieb) und psychologische Barrieren (Berührungsängste,<br />
Trägheit) sowie eine zu geringe Eigenkapitalbasis<br />
entgegen. Besondere Probleme bestehen vor allem<br />
auch in KMU in wirtschaftlich schwächer strukturierten<br />
<strong>Region</strong>en.<br />
UNTERSTÜTZUNG IM RAHMEN<br />
DER GEWERBEFÖRDERUNG<br />
Entwicklung und Transfer „neuer Techniken“ ist in einer<br />
marktwirtschaftlichen Ordnung primär Aufgabe der<br />
Wirtschaft selbst. Technologie-Transfer ist keine Einbahnstraße.<br />
Er ist gleichzeitig eine „Bringschuld“ der Technikanbieter<br />
und eine „Holschuld“ der Techniknutzer. Staatliche<br />
Aktivitäten können die erforderlichen vermehrten<br />
privaten Anstrengungen zur beschleunigten Umsetzung<br />
in marktreife Produkte, Verfahren und Werkstoffe bei<br />
wachsendem Innovationstempo nicht ersetzen. Ihre Aufgabe<br />
ist es vielmehr, notwendige strukturelle Anpassungen<br />
und Umstellungsprozesse im Rahmen der „Hilfe zur Selbsthilfe“<br />
wirksam zu flankieren und zu helfen, größenbedingte<br />
Engpässe KMU besser und schneller zu überwinden.<br />
Als geeignete Maßnahmen haben sich gezeigt:<br />
– Abbau von Informations-Defiziten und die Verbesserung<br />
der Übersicht über Möglichkeiten und Grenzen<br />
„neuer Techniken“<br />
– Herstellerneutrale branchen- und betriebsspezifische Beratung<br />
(einschl. Begleitung und Erfolgskontrolle)<br />
– Demonstrationen und praktische Übungen vor Ort<br />
– Unterstützung bei der Einführung neuer Fertigungsverfahren<br />
und Werkstoffe im Betrieb<br />
– Hilfestellung bei Kooperations-Vermittlungen gegenüber<br />
Forschungseinrichtungen und Betriebspartnern<br />
– Unterstützung bei der Entwicklung von Prototypen und<br />
Testarbeiten an Werkstoffen<br />
– Gezielte Nutzung von Informationsquellen und Verbesserung<br />
der Kommunikation zwischen Handwerk,<br />
Handel, Industrie und Forschung<br />
Transfer-Probleme treten besonders im Handwerk auf,<br />
das wegen seiner personellen und technischen Ausstattung<br />
oft nicht in der Lage ist, allein und aus eigener Kraft<br />
neue Verfahren, Werkstoffe und Produkte zu entwickeln.<br />
Zur Überwindung innerbetrieblicher Engpässe ist daher<br />
aus ordnungspolitischen und kostenmäßigen Gründen<br />
eine überbetriebliche Förderung erforderlich.<br />
15.2 Betriebs- und Innovationsberatung<br />
im Handwerk<br />
DIE BETRIEBSBERATUNG IM HANDWERK<br />
Die technische und auch organisatorisch-kaufmännische<br />
Entwicklung schreitet ständig voran und stellt dadurch<br />
Betriebe vor immer neue Anforderungen, so dass vor<br />
allem Handwerksunternehmer, die als „Alleinunterhalter“<br />
oder mit einem kleinen Stab von Mitarbeitern die Geschicke<br />
des Betriebes führen, unter starken Druck geraten.<br />
Insbesondere die immer stärkere Verflechtung der Wirtschaft<br />
beeinflusst das Betriebsgeschehen in den KMU:<br />
Die Umsetzung innovatorischer Entwicklungen in den<br />
Betrieb stößt in vielen Fällen auf strukturbedingte Schranken,<br />
so dass auf Veränderungen oft nicht rechtzeitig<br />
oder gar nicht reagiert werden kann. Damit der Betrieb<br />
trotzdem weiter am Markt existiert, benötigt der mittelständische<br />
Unternehmer ein Instrumentarium, das ihm<br />
hilft, die gegenüber größeren Unternehmen bestehenden<br />
Nachteile auszugleichen.<br />
Aus diesem Grunde haben sich die Handwerksorganisationen<br />
bereits vor Jahrzehnten entschlossen, ein Betriebsberatungssystem<br />
zu installieren, das von den Handwerksunternehmen<br />
kostenlos genutzt werden kann. Die<br />
öffentliche Hand unterstützt diese Aktivitäten finanziell.<br />
Inzwischen ist ein bundesweites Berater-Netz aufgebaut<br />
worden, das als flächendeckend bezeichnet werden<br />
kann. Es ist dadurch gekennzeichnet, dass es auf die<br />
Probleme in den kleinen und mittleren Betrieben spezialisiert<br />
ist. So kann dem Wunsch nach schneller und<br />
unbürokratischer Entscheidungshilfe bei akuten Problemen<br />
vielfach entsprochen werden.<br />
INNOVATIONSBERATUNG ALS TEIL DES TECHNOLO-<br />
GIEPROGRAMMS NIEDERSACHSEN<br />
Das Handwerk ist innovativ. Allerdings laufen Innovationsprozesse<br />
in diesem kleinbetrieblich ausgerichteten<br />
Wirtschaftsbereich ganz anders als in Großunternehmen<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 215<br />
ab. Handwerksunternehmen haben in der Regel keine<br />
eigenständigen personalintensiven Forschungsabteilungen<br />
und betreiben keine Grundlagenforschung. Sie<br />
besitzen nur sehr selten Mitarbeiter, die sich speziell der<br />
systematischen Forschung und Entwicklung widmen können;<br />
die Ideen entstehen im täglichen Produktionsprozess,<br />
sozusagen nebenbei. Ihre Budgets für diesen<br />
Bereich sind zudem in aller Regel sehr begrenzt.<br />
Trotzdem bestehen im Handwerk erhebliche Innovationspotenziale.<br />
Die Stärken der Handwerksunternehmen<br />
liegen im Bereich der anwendungs- und praxisorientierten<br />
Entwicklung. Aufgrund ihrer unmittelbaren Marktnähe<br />
entwickeln sie im Allgemeinen marktreife Produkte<br />
und Leistungen mit einem konkreten wirtschaftlichen Verwertungszweck.<br />
Ihre Innovationsprozesse sind extrem<br />
bedarfsorientiert. Daneben unterstützen Handwerksbetriebe<br />
die Verbreitung technologischer Neuheiten in<br />
einem erheblichen Ausmaß auch durch die Übernahme<br />
innovativer Produkte und Dienstleistungen industrieller<br />
Produzenten. Durch innovative Weiterentwicklungen des<br />
Handwerks erreichen bestimmte industrielle Innovationen<br />
erst ihre Marktreife.<br />
In Ergänzung des bundesweiten Beratungsangebots für<br />
Handwerksunternehmen verabschiedete die niedersächsische<br />
Landesregierung bereits 1980 ein niedersächsisches<br />
Programm zur Förderung der wirtschaftsnahen Forschung<br />
und des Technologie-Transfers. Zu den konzeptionellen<br />
Vorstellungen gehörte der Aufbau eines Technologieberatungssystems,<br />
der 1982 abgeschlossen<br />
wurde. In diesem Zusammenhang wurden u.a. bei den<br />
Handwerkskammern Innovationsberatungsstellen eingerichtet.<br />
Die Innovationsberatung zielt auf die Anregung und<br />
Beschleunigung des Technologie-Transfers in KMU, weil<br />
neue Technologien in vielen Bereichen der mittelständischen<br />
Wirtschaft immer noch mit Verzögerung eingesetzt<br />
werden. Die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen ist<br />
jedoch nur durch schnelle Anpassung an gesamtwirtschaftliche<br />
und technische Veränderungen sicherzustellen.<br />
Hierzu ist eine Konzentration auf die Entwicklung<br />
und Anwendung neuer Produkte und Produktionsverfahren<br />
notwendig. Gerade für kleine und mittlere Betriebe<br />
ist eine Verbesserung des Technologie-Transfers besonders<br />
vielversprechend. Es gehört zu den Stärken kleiner<br />
und mittlerer Unternehmen, sich aufgrund ihrer hohen<br />
Flexibilität schnell an die Entwicklung neuer Produkte<br />
und Verfahren anpassen zu können. Durch den Technologie-Transfer<br />
in KMU wird deren Anpassungsfähigkeit<br />
unterstützt und gestärkt.<br />
Die Innovationsberater bei den Handwerkskammern verstehen<br />
sich nicht als Spezialisten für alle technischen<br />
Problemlösungen, da die Vielfalt der Gewerke dies nicht<br />
zulässt. Vielmehr werden die handwerklichen Unternehmen<br />
bei Planung, Realisierung und Vermarktung innovativer<br />
Vorhaben durch Informationsbereitstellung, Vermittlung<br />
von Spezialisten usw. unterstützt. Dabei nimmt die<br />
Bereitstellung von relevanten Informationen eine zentrale<br />
Rolle ein.
216<br />
WEGE IN DIE ZKUNFT – BEISPIELE FÜR INNOVATIONEN IM HANDWERK<br />
Expo-Dach<br />
Die Ausbildung der Berater (Ingenieur, Wirtschaftsingenieur,<br />
Ökonom) ermöglicht das Verständnis für im Innovationsprozess<br />
auftretende Problemfelder. Aufgrund<br />
einer unterschiedlichen Ausbildung verfolgt dabei jeder<br />
Berater spezifische Schwerpunkte. Durch die kammerübergreifende<br />
Zusammenarbeit lässt sich im Bedarfsfall<br />
das Know-how der Beraterkollegen nutzen. Die Aufgabe<br />
der Beratungsstelle ist daher in einem Zusammenwirken<br />
von Maßnahmen zur Förderung des Innovationsklimas<br />
und in Einzelberatungen zu sehen, wobei<br />
jeder Innovationsberater den besonderen wirtschaftlichen<br />
Gegebenheiten des jeweiligen Kammerbezirks<br />
entsprechende Ziele berücksichtigen muss. Das System<br />
der Innovationsberatung ist mittlerweile fester Bestandteil<br />
des handwerklichen Beratungswesens. Die Handwerkskammer<br />
<strong>Hannover</strong> hat seit 1982 die Stelle des<br />
Innovationsberaters besetzt. Daneben hat sich das Zentrum<br />
für Umweltschutz etabliert, das erhebliches Knowhow<br />
vorhält.<br />
Der Schwerpunkt der Beratung liegt bei den Metall- und<br />
Elektrobetrieben, erstreckt sich jedoch über die Bereiche<br />
Holz und Bau hinaus auf die gesamte Palette der Handwerksberufe.<br />
Es wurde insgesamt ein beträchtliches Innovationspotenzial<br />
festgestellt, das durch die Beratung aufgeschlossen<br />
bzw. bei der Umsetzung der jeweiligen Entwicklung<br />
unterstützt werden konnte.<br />
Auch eine Technologie-Transferstelle ist inzwischen bei<br />
der Kammer eingerichtet worden. Diese im Förderungsund<br />
Bildungszentrum der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />
in Berenbostel angesiedelte Stelle hat u.a. zum Ziel, das<br />
handwerkseigene Berufsbildungs- und Technologiezentrum<br />
stärker in den Technologietransferprozess einzubeziehen<br />
und die Kompetenz der Einrichtung zu erweitern.<br />
Diese Maßnahme wird vom Bundeswirtschaftsministerium<br />
(BMWi) im Rahmen des bundesweiten „Programms<br />
zur Stärkung von Innovationen und Technologie-Transfer<br />
bei KMU“ gefördert. Dem Heinz-Piest-Institut ist dabei<br />
die Funktion der Leitstelle übertragen worden.<br />
15.3 Das Heinz-Piest-Institut<br />
AUFGABENSTELLUNG UND ORGANISATION<br />
Das Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik an der Universität<br />
<strong>Hannover</strong> (HPI) ist 1950 als „Handwerkstechnisches<br />
Institut“ gegründet worden. Umbenannt wurde es nach<br />
seinem Gründer und ersten Institutsleiter, Prof. Dr.-Ing.<br />
Heinz Piest. Als technisches Forschungsinstitut innerhalb<br />
des Deutschen Handwerksinstituts (DHI) beschäftigt sich<br />
das HPI mit allen Fragen der Technik und der neuen<br />
Technologien im Handwerk. Nachdem anfangs einzelbetriebliche<br />
Probleme im Vordergrund der Institutstätigkeit<br />
gestanden haben, dominiert heute die Bearbeitung<br />
überbetrieblicher Fragestellungen.<br />
Mit der Universität <strong>Hannover</strong> besteht seit 1953 ein<br />
Kooperationsvertrag, in dem das HPI als „An-der-Universität“-Institut<br />
anerkannt worden ist. Die Zusammenarbeit<br />
wird über ein Kuratorium koordiniert.<br />
Entsprechend der grundsätzlichen Arbeitsaufgabe des<br />
Heinz-Piest-Instituts, die Handwerksunternehmen bei der<br />
Anpassung an die technische Entwicklung zu unterstützen,<br />
ist der Technologie-Transfer und die Innovationsförderung<br />
als zentrale Funktion im Arbeitsspektrum des<br />
Instituts zu sehen.<br />
Schon früh, Anfang der 80er Jahre, hat das HPI eine<br />
Untersuchung über die Innovationsaktivitäten der Handwerksbetriebe<br />
durchgeführt und dabei bundesweit festgestellt,<br />
dass der Umfang der Innovationstätigkeiten aus<br />
verschiedenen Gründen gering war, dass jedoch ein Entwicklungspotenzial<br />
durchaus vorhanden ist.<br />
Seit rund 20 Jahren unterstützt das HPI dementsprechend<br />
das Handwerk bei der Umsetzung von Innovationen und<br />
Problemen des Technologie-Transfers. Im Regelfall erfolgt<br />
die Hilfestellung des Instituts nicht auf den einzelnen<br />
Betrieb bezogen, sondern erstreckt sich auf die Multiplikatoren<br />
im Beratungswesen bei Kammern und Fachver-<br />
bänden sowie die Berufsbildungs- und Technologiezentren<br />
des Handwerks. Damit soll eine möglichst große<br />
Effizienz der Institutsarbeiten erzielt werden. Zudem<br />
wird der Zentralverband des Deutschen Handwerk (ZDH)<br />
zu technischen Fragestellungen beraten.<br />
Um die im Handwerk bereits vorhandenen Informationsquellen<br />
und -potenziale möglichst effizient zu nutzen,<br />
wird im Auftrag des BMWi seit 1989 der Modellversuch<br />
„Förderung des Technologie-Transfers für das Handwerk“<br />
vom HPI als Leitstelle betreut. Im Rahmen dieses Projektes<br />
sollen insbesondere die bestehenden Berufsbildungsund<br />
Technologiezentren als Know-how- und Technologieträger<br />
verstärkt in den Transferprozess einbezogen werden.<br />
Das Institut sieht seinen Arbeitsschwerpunkt heute in der<br />
Innovationsförderung, der Förderung des Technologie-<br />
Transfers und der Einführung neuer Techniken im weitesten<br />
Sinne. Hierzu gehören vor allem die Durchführung<br />
von Forschungsarbeiten, die Umsetzung der Ergebnisse<br />
in Veröffentlichungen, Vorträgen und Lehrgangsunterlagen,<br />
die Durchführung von Weiterbildungsveranstaltungen,<br />
die Beratung und Gutachtenerstellung bei der Planung<br />
überbetrieblicher Berufsbildungszentren sowie die Mitwirkung<br />
bei der Erarbeitung von Berufsordnungsmitteln.<br />
Ziel der Arbeiten ist es im Allgemeinen, Informationen zu<br />
technischen handwerksrelevanten Entwicklungen an Multiplikatoren<br />
zur Umsetzung im Handwerk weiterzugeben.<br />
Damit soll eine möglichst große Effizienz der Institutsarbeiten<br />
erzielt werden.<br />
15.4 Aktuelle Projekte und Aktivitäten<br />
des HPI im Bereich Innovation<br />
SEMINARE FÜR MULTIPLIKATOREN<br />
Eine zentrale Maßnahme stellt das einmal jährlich angebotene<br />
Praxisseminar zu Innovationsfragen im Handwerk<br />
dar. In dieser Veranstaltung werden aktuelle Themen der<br />
Beratungspraxis im Bereich Innovation/Technologie-Transfer<br />
behandelt. Die Themenauswahl und Durchführung dieser<br />
Maßnahme im Rahmen des Weiterbildungsangebots<br />
des Deutschen Handwerkskammertages erfolgt in enger<br />
Kooperation mit den regional tätigen Beratern. Daneben<br />
werden regelmäßig Fachseminare und Fachtagungen für<br />
TT- und Innovationsberater durchgeführt.<br />
ERFINDER-FÖRDERUNG HANDWERK<br />
Ein Ergebnis des Zusammenwirkens zwischen HPI,<br />
Handwerkspolitik und Bundesministerien war das Zustandekommen<br />
des Projektes „Erfinderförderung Handwerk<br />
(EFH)”. Aufgrund der langen Erfahrung des HPI<br />
mit dem Thema Innovationsfragen und der entsprechenden<br />
guten Kontakte zu kompetenten Stellen wie dem<br />
Erfinderzentrum Norddeutschland (EZN) in <strong>Hannover</strong><br />
konnte dieses Projekt zwischen dem Handwerk (ZDH)<br />
und dem EZN initiiert werden, das seitens des Bundesministeriums<br />
für Bildung und Forschung (BMBF) bis Ende<br />
Oktober 1998 finanziell unterstützt wurde. Ziel dieser<br />
Maßnahme war die Unterstützung und Ermunterung der<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 217<br />
innovativen Betriebe über die fachkompetente Ergänzung<br />
der organisationseigenen Betriebsberatung durch<br />
das Erfinderzentrum. Seit Anfang 2001 gibt es eine Folgemaßnahme<br />
„EFH 2“, die beim BMWi angesiedelt ist<br />
und vom ZDH abgewickelt wird. Eingebunden in das<br />
Projekt sind wieder das Erfinderzentrum Norddeutschland<br />
und – in begleitender und evaluierender Funktion<br />
– das HPI. Im Fokus steht die Unterstützung von Handwerksbetrieben<br />
bei der Durchführung von Innovationen,<br />
von der Idee über die Erlangung von Schutzrechten bis<br />
zur Vermarktung durch die Innovationsberatungskette<br />
Handwerk.<br />
REGIONALES NETZ NIEDERSACHSEN<br />
Auf regionaler Ebene ist das HPI Mitglied im Innovationsnetzwerk<br />
Niedersachsen (AGTIF). Diese Arbeitsgemeinschaft<br />
verfolgt das Ziel, die Aktivitäten der verschiedenen<br />
in Niedersachsen tätigen Technologiemittler<br />
und Innovationsförderer (Innovationsberatungs- und TT-<br />
Stellen an Kammern, Hochschulen und kommunalen Einrichtungen)<br />
durch eine verstärkte Zusammenarbeit und<br />
eine Verknüpfung der Informationsstellen und Kommunikationssysteme<br />
zu unterstützen und zu stärken.<br />
MULTIMEDIA-INITIATIVE NIEDERSACHSEN<br />
Im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft,<br />
Technologie und Verkehr (MWTV) hat das HPI Anfang<br />
1998 die fachliche Koordinierung und Bewertung<br />
sowie – gemeinsam mit der Landesgewerbeförderungsstelle<br />
des niedersächsischen Handwerks (LGFST) – die Begleitung<br />
der Fördermaßnahme „Telekooperation im Handwerk“<br />
übernommen. Ausschlaggebend war dabei die Kompetenz<br />
des HPI auf dem Sektor Elektronik/IuK-Technik.<br />
Dieses Projekt war Bestandteil der Multimedia-Initiative<br />
Niedersachsen, die vom MWTV und der Deutschen Telekom<br />
AG (DTAG) ins Leben gerufen und von beiden Partnern<br />
finanziert wurde. Die fachliche Begleitung des Projektes<br />
durch das HPI endete vertragsgemäß zum 31.12.2000.<br />
LASER IM HANDWERK<br />
Auch in die Konzipierung des BMBF-Projektes „Laser<br />
2000“, insbesondere hinsichtlich der Überlegungen zur<br />
Einrichtung von KMU/handwerksnahen Kompetenz- und<br />
Erprobungszentren, ist das HPI eingebunden worden.<br />
Seit dem 1.9.1996 ist das Institut Partner im Netzwerk<br />
„Erprobungs- und Beratungszentren Lasertechnik“ und<br />
nimmt seit dem 1.7.1999 die Aufgaben eines Fachsekretariats<br />
„Handwerk“ für den Verbund wahr. Partner ist<br />
u.a. das Laserzentrum <strong>Hannover</strong> (LZH).<br />
ANFORDERUNGEN AN DAS HANDWERK<br />
DURCH DIE INNOVATION BRENNSTOFFZELLE<br />
Unter diesem Titel ist Ende 2001 ein BMWi-Projekt<br />
bewilligt worden, das zum Ziel hat, die Auswirkungen<br />
der neuen Technologie auf das Handwerk zu analysieren<br />
und Maßnahmen zur Einbindung in Tätigkeiten der<br />
betroffenen Handwerksberufe zu entwickeln. Partner bei<br />
diesem Auftrag sind das Fraunhofer-Institut für Innovati-
218<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Vielfältige Impulse für eine starke <strong>Region</strong><br />
Die Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> ist eine regional ausgerichtete<br />
Großsparkasse und gehört mit einer Bilanzsumme<br />
von 6,5 Mrd. EUR im Jahr 2001 und mehr<br />
als 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den<br />
20 größten Sparkassen Deutschlands. Vertreten mit<br />
75 Geschäftsstellen in den 21 Städten und Gemeinden<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> engagieren wir uns für diese<br />
<strong>Region</strong>, deren Wirtschaftskraft und die darin lebenden<br />
Menschen.<br />
Die Zukunft entscheidet sich vor Ort<br />
In einer Welt, die immer mehr zusammenwächst,<br />
gewinnt zunehmend das <strong>Region</strong>ale an Gewicht. Die<br />
Globalisierung der Märkte, der verstärkte internationale<br />
Standortwettbewerb und nicht zuletzt der rasante technologische<br />
Fortschritt stellen die Wirtschaft vor erhebliche<br />
Herausforderungen. Herausforderungen, die immer<br />
häufiger nur mit professioneller Unterstützung gemeistert<br />
werden können. Dieser Anforderung stellt sich die Kreissparkasse<br />
<strong>Hannover</strong> mit einem Leistungsangebot, das<br />
weit über die reine Kreditvergabe und Geldanlage hinausgeht:<br />
Geboten wird ein zukunftsweisendes Instrumen-<br />
tarium im Bereich der Wirtschafts- und Technologieförderung.<br />
Das ganzheitliche Spektrum deckt professionelle<br />
Finanzdienstleistungen ebenso ab wie die Bereitstellung<br />
von Eigenkapital für die mittelständische Wirtschaft,<br />
für innovative Unternehmen und Existenzgründer<br />
sowie umfangreiche problemlösungsorientierte Management-Beratungsleistungen.<br />
Als Partnerin der regionalen<br />
Unternehmen sieht die Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> auch<br />
eine ihrer Aufgaben darin, Firmenkunden aktiv und<br />
umfassend auf ihrem Weg in die Weltmärkte zu begleiten.<br />
<strong>Region</strong>ale Begrenzung bedeutet somit keinesfalls<br />
ein eingeschränktes Leistungsspektrum, sondern vielmehr<br />
eine besondere Verbundenheit, Verantwortung, Kompetenz<br />
und Leistungsfähigkeit für die Wirtschaft und die<br />
Menschen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />
Verbesserung der regionalen<br />
Wirtschaftsstruktur<br />
Mit diesem breiten Leistungsangebot werden die Wettbewerbschancen<br />
vorhandener Unternehmen gestärkt,<br />
gleichzeitig sind damit aber auch wichtige Voraussetzungen<br />
für die Ansiedlung neuer Unternehmen gegeben.<br />
Die Ansiedlung zu fördern – insbesondere von Unternehmen<br />
aus der Kommunikations- und Biotechnikbranche<br />
– ist ein Anliegen, das die Kreissparkasse <strong>Hannover</strong><br />
im besonderen Maße verfolgt. Die Standortbedingungen,<br />
die die <strong>Region</strong> dafür bietet, sind gut. Um aus den<br />
vorhandenen Potenzialen auch Erfolge in Form einer ausgewogenen,<br />
verbesserten Wirtschaftsstruktur werden zu<br />
lassen, ist die Bündelung aller Kräfte notwendig. Unser<br />
Engagement im Bereich der Wirtschaftsförderung ist<br />
damit eine konsequente Fortsetzung bisheriger Schritte<br />
und Maßnahmen.<br />
Innovative und kreative Partnerschaft<br />
Veränderungen bestimmen unser Handeln. Nur wer<br />
Ideen entwickelt, Initiative ergreift, Impulse gibt und<br />
Verantwortung übernimmt, stellt sich den Veränderungen<br />
der Zeit. Die Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> tut dies –<br />
als aktive Partnerin der Wirtschaft.<br />
ADRESSE:<br />
Kreissparkasse <strong>Hannover</strong><br />
Aegidientorplatz 1<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
Tel.: (0511) 36 00 - 0<br />
Fax: (0511) 36 00 - 400<br />
E-Mail: info@ksk-hannover.de<br />
Internet: www.ksk-hannover.de<br />
onsforschung und Systemtechnik (ISI), Karlsruhe und die<br />
Ludwig Bölkow Systemtechnik in Ottobrunn.<br />
INNOVATIONSPREISE<br />
Seit 1983 zählt es zu den Aufgaben des Instituts, über die<br />
Auszeichnung von Betrieben mit Innovationspreisen im<br />
Handwerk zu beraten und zu entscheiden. So führt das<br />
Institut den Vorsitz in der Jury zur Vergabe des „Innovationspreises<br />
des Niedersächsischen Handwerks“, der<br />
regelmäßig alle zwei Jahre vor der Karl-Möller-Stiftung<br />
ausgeschrieben wird. Die nächste Ausschreibung läuft zurzeit.<br />
Die Preisvergabe ist für den Herbst <strong>2002</strong> geplant.<br />
Weiterhin ist das Institut in den Entscheidungsgremien des<br />
„Bundespreises für hervorragende innovatorische Leistungen<br />
für das Handwerk“ sowie des Baupreises der IDUNA-<br />
Bausparkasse „Das Ideenhaus“ vertreten. In diesem Jahr<br />
stellte das Institut auch ein Jurymitglied für den erstmalig<br />
ausgeschriebenen Internetpreis des Handwerks.<br />
15.5 Innovations-Aktivitäten des Handwerks<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
INNOVATIONSBERATUNG DURCH DIE<br />
HANDWERKSKAMMER HANNOVER<br />
In einer Zeit des rasanten wirtschaftlichen und technischen<br />
Wandels müssen sich die Handwerksbetriebe dieser<br />
Entwicklung stellen. Wer geschäftliche Veränderungen<br />
anstrebt, wer ein neues Produkt oder eine neue<br />
Dienstleistung auf den Markt bringen will, ist mit seinen<br />
Fragen beim Innovationsberater der Handwerkskammer<br />
<strong>Hannover</strong> gut aufgehoben. Er informiert von gewerblichen<br />
Schutzrechten über Produktionsprognosen und Vermarktungschancen<br />
bis hin zu Fördermöglichkeiten und<br />
Marketingstrategien. Darüber hinaus vermittelt er Partner<br />
an Hochschulen und unterstützt Handwerksbetriebe<br />
beim Aufbau von Qualitätsmanagementsystemen.<br />
Außerdem ist er mit der Organisation des Gemeinschaftsstandes<br />
„Technologie Handwerk Niedersachsen“ auf der<br />
<strong>Hannover</strong> Messe betraut.<br />
INNOVATIONSFÖRDERPROGRAMM<br />
NIEDERSACHSEN<br />
Viele innovative Prozesse scheitern im Handwerk aufgrund<br />
der vergleichsweise hohen Vorlaufkosten oder<br />
können aufgrund finanzieller Engpässe nicht entsprechend<br />
am Markt platziert werden. Die auf Initiative des<br />
niedersächsischen Handwerks von der Landesregierung<br />
aufgelegte Innovationsförderung trägt den besonderen<br />
Anforderungen von Handwerksunternehmen im Innovationsprozess<br />
in einem hohen Maße Rechnung. Es ist der<br />
niedersächsischen Landesregierung durch die Einbindung<br />
der Innovationsberatungsstellen der niedersächsischen<br />
Handwerkskammern gelungen, einen innovativen<br />
kleinbetrieblichen Sektor zu erreichen, der bisher von<br />
der allgemeinen Forschungsförderung vernachlässigt<br />
wurde. Die positive Resonanz auf dieses Programm bei<br />
den Betrieben macht den Bedarf für die Innovationsförderung<br />
deutlich, zeigt aber auch das durchaus vorhandene<br />
Potenzial auf.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 219<br />
Das Landesprogramm „Innovationsförderung für das niedersächsische<br />
Handwerk“ ist bereits jetzt als großer Erfolg<br />
zu verbuchen. Das Programm hat inzwischen eine bundesweite<br />
Beachtung gefunden. Der Erfolg hat dazu geführt,<br />
dass vor Ablauf der geplanten Förderdauer fast<br />
sämtliche Mittel des Förderprogramms belegt sind.<br />
Durch zusätzliche Bereitstellung von Fördermitteln aus<br />
dem Technologieprogramm des Wirtschaftsministeriums<br />
wird eine Weiterführung der Maßnahme ermöglicht.<br />
Die Antragstellung erfolgt über die Innovationsberatungsstelle<br />
der zuständigen Handwerkskammer, die die Anträge<br />
entgegennimmt und die vorgelegten Anträge bewertet.<br />
Für die Auszahlung der Zuschüsse ist die Landesgewerbeförderungsstelle<br />
des niedersächsischen Handwerks<br />
e.V. zuständig. Das folgende Beispiel belegt, wie Innovationsprozesse<br />
erfolgreich vorangetrieben werden.<br />
GERÄT ZUR GLEICHMÄßIGEN VERNÄSSUNG<br />
VON AGRARFLÄCHEN<br />
Ein Unternehmen aus Uchte projektiert und montiert<br />
Stahlhallen, Stahlkonstruktionen, Dach- und Wandelemente<br />
sowie Dächer für Tankstellen. Die Idee zur Entwicklung<br />
von Maschinen für den Bereich der Landwirtschaft, hier<br />
der Schmidt-Rekultivator, war für das Unternehmen fertigungstechnisches<br />
Neuland. Die herkömmliche Bodenbearbeitung<br />
durch Pflügen/Fräsen parallel zur verdichteten<br />
Bodenschicht unter der Ackerkrume hat erhebliche<br />
Nachteile für die Vegetation.<br />
Zur Lösung dieses Problems wurde ein Maschinenelement<br />
zur Bodenbearbeitung entwickelt, mit dem Ziel, die Bodenerosion<br />
zu vermindern und die Wasserrückhaltung des<br />
Bodens zu verbessern. Weitere Vorteile liegen in der Wassereinsparung<br />
und der Grundwasserverbesserung. Das<br />
Bearbeitungsgerät ist daneben hochwasser- und erosionsmindernd,<br />
verhindert das Abfließen von Niederschlagswasser<br />
an Hanglagen und beugt somit Erdrutschen vor.<br />
Begünstigt werden Renaturierungsmaßnahmen, z.B.<br />
Wiedervernässung von Torfabbauflächen, Brachflächen,<br />
Naturforstflächen u.a., sowie die Verbesserung von Floraund<br />
Faunaverhältnissen bei aufgegebenen Plantagenflächen,<br />
z.B. in den Tropen und in Wüstenrandgebieten.<br />
Ein Prototyp wurde erstellt und in Praxisversuchen erprobt.<br />
Nach erfolgreichen Tests werden zz. wissenschaftliche<br />
Feldversuche mit größtmöglichen Maschinen und langfristiger<br />
Fruchtertrags- und allgemeiner Erfolgskontrolle durchgeführt.<br />
Mit der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Institut<br />
für Pflanzenernährung und Bodenkunde, wird dabei zusammengearbeitet.<br />
Für das Unternehmen ergibt sich durch<br />
das patentierte Produkt eine Erweiterung des Betriebsbereiches<br />
Maschinenbau und damit die Zukunftssicherung für<br />
den Metallbaubetrieb durch Diversifizierung.<br />
ERFINDERFÖRDERUNG NIEDERSACHSEN DURCH<br />
DAS ERFINDERZENTRUM NORDDEUTSCHLAND (EZN)<br />
Das Ideenpotenzial von Erfindern gezielt nutzbar zu<br />
machen und die Innovationsfähigkeit von Unternehmen
220<br />
WEGE IN DIE ZKUNFT – BEISPIELE FÜR INNOVATIONEN IM HANDWERK<br />
durch die Nutzung von Erfindungen bei der Entwicklung<br />
neuer Produkte und Verfahren zu stärken, dient der Verbesserung<br />
der Wirtschaftskraft des Landes und liegt<br />
daher in seinem Interesse. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />
gewährt das Land Niedersachsen Zuwendungen für<br />
– die Beratung von Erfindern durch die Erfinderzentrum<br />
Norddeutschland GmbH – EZN – (Erfinderberatung)<br />
sowie Beurteilung deren Erfindung in wissenschaftlichtechnischer,<br />
betriebs- und volkswirtschaftlicher Hinsicht,<br />
– die Anmeldung und/oder Aufrechterhaltung von<br />
Schutzrechten (Schutzrechtssicherung) und<br />
– die Realisierung von Erfindungen (RE-Förderung).<br />
Gegenstand der Förderung sind die notwendigen und<br />
nachweisbaren Maßnahmen, die dazu dienen, aus<br />
einer Erfindung ein verwertbares Produkt und/oder Verfahren<br />
bis zur Serienreife zu entwickeln.<br />
15.6 Telekooperation im Handwerk<br />
DAS PROJEKT<br />
Handwerksunternehmen sind eher regional ausgerichtet<br />
und bilden durch eine gewisse Bodenständigkeit einen<br />
stabilisierenden Faktor der Wirtschaft. Die bestehenden<br />
traditionellen Kontakte einiger Betriebe zu anderen<br />
Unternehmen (z.B. als Zulieferer) stellen Abhängigkeiten<br />
her und erfordern eine verstärkte Verknüpfung der Kommunikationstechnik<br />
dieser Partner. Darüber hinaus eröffnet<br />
sich durch die schnelle technische Entwicklung u.a.<br />
die Möglichkeit des Aufbaus neuer Geschäftsverbindungen<br />
über größere räumliche Distanz.<br />
Mehrwertdienstangebote wie Ausschreibungen in elektronischen<br />
Medien und die „Elektronisierung“ von Geschäftsprozessen<br />
können diesen Effekt beschleunigen.<br />
Die natürliche Dynamik dieser Entwicklung kann jedoch<br />
im Handwerk (und in KMU allgemein) wegen finanzieller<br />
und personenbezogener Hemmnisse nicht allein die notwendige<br />
Beschleunigung im Technologiefeld bewirken.<br />
Deshalb müssen zum Ausgleich von Nachteilen des Handwerks,<br />
z.B. bei Ausschreibungen und zur Verbesserung<br />
von Kommunikation und Kooperationen zwischen Handwerksbetrieben<br />
und mit anderen Partnern/Abnehmern,<br />
unterstützende Maßnahmen greifen. Sie müssen eine<br />
organisatorische Neugestaltung der Kommunikationsstrukturen<br />
und die Realisierung von Wirtschaftlichkeitsreserven<br />
zum Ziel haben. Dazu gehört auch die Erweiterung des<br />
Kenntnisstandes bezüglich praktischer Einsatz- und Anwendungsmöglichkeiten<br />
der elektronischen Medien und<br />
die Bereitstellung benutzerspezifischer Informationsangebote<br />
sowie geeigneter Bedieneroberflächen.<br />
Aus diesem Grund wurde zur Stimulierung von Multimediaanwendungen<br />
im niedersächsischen Handwerk eine<br />
Fördermaßnahme „Telekooperation im Handwerk“ im Rahmen<br />
der Multimedia-Initiative Niedersachsen aufgelegt.<br />
Der niedersächsische Minister für Wirtschaft, Technologie<br />
und Verkehr hatte gemeinsam mit der Deutschen Telekom<br />
AG für diese Fördermaßnahme Mittel bereitgestellt.<br />
Unter „Telekooperation“ verbirgt sich ein Sammelbegriff,<br />
der sämtliche Ebenen der elektronischen Zusammenarbeit<br />
zwischen verschiedenen Partnern, an mehreren Standorten,<br />
an einem gemeinsamen Projekt beinhaltet. Eine<br />
gleichzeitige interaktive Zusammenarbeit wird durch die<br />
Nutzung neuer Multimediatechniken ermöglicht. Die<br />
Telekooperation hatte zum Ziel, Koordinierung und<br />
Kooperation von eigenständigen Unternehmen im Rahmen<br />
von virtuellen Unternehmensverbünden bzw. Anbietergemeinschaften<br />
zu fördern, Plattformen für Servicedienste<br />
zu schaffen und Werbemöglichkeit sowie Dienstleistungs-<br />
und Problemlösungsangebote zu verbessern.<br />
Die Landesgewerbeförderungsstelle des niedersächsischen<br />
Handwerks (LGFSt) wickelte die Anträge ab, prüfte sie<br />
formal auf Förderfähigkeit und leitete sie an das Heinz-<br />
Piest-Institut für Handwerkstechnik an der Universität<br />
<strong>Hannover</strong> (HPI) und die T-Nova, eine Tochter der Deutschen<br />
Telekom, zur fachlichen Prüfung weiter. Das<br />
Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik begleitete die<br />
Fördermaßnahme fachlich und gab sein Votum zur Förderfähigkeit<br />
ab. Einige erfolgreiche Projekte aus der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> seien kurz beschrieben:<br />
LANDMASCHINEN RUND UM DIE UHR VERFÜGBAR –<br />
SCHNELLER ZUGRIFF AUF ERSATZTEILBESTÄNDE UND<br />
DATENBANK FÜR GEBRAUCHTE LANDMASCHINEN<br />
Die Landmaschinen-Vertrieb Bennigsen GmbH (LVB) vertreibt<br />
Landmaschinen der Firma John Deere. In diesem<br />
Zusammenhang betreut die LVB ein Netz von Landmaschinenhändlern<br />
vor Ort (sog. Basishändler). Wurde bislang<br />
von den Basishändlern, z.B. in der Erntezeit, ein Ersatzteil<br />
benötigt, so konnte es erst während der Geschäftszeit<br />
bei der LVB bestellt bzw. geordert werden.<br />
Durch den Einsatz von neuen IuK-Techniken ist erreicht<br />
worden, dass der Basishändler 24 Stunden am Tag auf<br />
die Ersatzteilbestände der LVB zugreifen und auch<br />
außerhalb der Geschäftszeiten die Bestellung aufgeben<br />
kann. Somit kann sich der Basishändler schon vor den<br />
Geschäftszeiten der LVB auf den Weg machen, um bei<br />
Geschäftsöffnung das Ersatzteil in Empfang zu nehmen.<br />
Bei der LVB wurde ein Internet-Server eingerichtet, auf<br />
dem das Warenwirtschaftssystem installiert ist. Das System<br />
ermöglicht den Basishändlern über das Internet die<br />
Suche nach Artikeln, gibt Auskunft über die Preise und<br />
zeigt, ob der Artikel verfügbar ist usw. Der Zugriff auf<br />
das Warenwirtschaftssystem ist nicht öffentlich, d.h. es<br />
kann nur der Basishändler mit einem Passwort auf die<br />
Daten zugreifen. Parallel zu diesem System ist eine<br />
Datenbank für gebrauchte Landmaschinen eingerichtet<br />
worden. Die Basishändler sind mit geeigneter Hardware<br />
ausgestattet. Die Zugangssoftware wird vom LVB zur<br />
Verfügung gestellt.<br />
DIE „BIEGE“ – BIETERGEMEINSCHAFT HANDWERK<br />
Bei der „BIEGE“ (Bietergemeinschaft Handwerk) handelt<br />
es sich um eine Kooperationsgemeinschaft 14 selbstständiger<br />
Handwerksunternehmen aus ganz Deutschland,<br />
die sich zum Ziel gesetzt haben, Groß- und Größt-<br />
projekte gemeinsam abzuwickeln. Zu diesem Zweck<br />
wurde die Abwicklungsgemeinschaft „BIEGE“ gegründet,<br />
in die sich alle beteiligten Handwerksunternehmen<br />
finanziell eingebracht haben. Die gemeinsamen Projekte<br />
wurden über diese Gesellschaft gemanagt. Das Büro<br />
hatte seinen Sitz in <strong>Hannover</strong> und wurde von der Handwerkskammer<br />
<strong>Hannover</strong> betreut.<br />
Die „BIEGE“ war Produzent des Themenparks der Weltausstellung<br />
EXPO 2000 in <strong>Hannover</strong>. Diese Aufgabe<br />
war ungewöhnlich anspruchsvoll, nicht zuletzt deshalb,<br />
weil die Rahmenbedingungen des Projekts alles andere<br />
als einfach waren. Die Produktion der einzelnen Komponenten<br />
des Themenparks erfolgte an verschiedenen<br />
Standorten der Bundesrepublik Deutschland. Dies erforderte<br />
ein hohes Maß an Kommunikation (Terminabsprachen,<br />
exakte Liefertermine, genaue Logistik etc.). Der<br />
Zeitdruck war enorm.<br />
Die Kooperation sah ihre Ziele darin, auch Projekte von<br />
sehr komplexen Strukturen realisieren zu können. Die<br />
Projektteilnehmer der „BIEGE“ arbeiteten schon seit längerem<br />
als Kooperationspartner zusammen. Mit dem<br />
Zuschlag zur Produktion des EXPO 2000 Themenparks<br />
wurde eine neue Größenordnung für die Zusammenarbeit<br />
im Handwerk erreicht. Auch nach Abschluss der<br />
Expo-Arbeiten existiert die Kooperation unter der<br />
Bezeichnung „BIEGE 21“ weiter.<br />
HAND-IN-HAND-WERKER GMBH HANNOVER<br />
Die Idee, im Handwerk miteinander zu kooperieren, ist<br />
nicht wirklich neu. Bereits seit Generationen arbeiten Handwerksfirmen<br />
dort zusammen, wo sie sich Vorteile erhoffen.<br />
Fehlende Kompetenzen oder mangelhafte technische<br />
Ausstattungen lassen einen Handwerksmeister schon mal<br />
beim Kollegen etwas produzieren. Dieses geschieht<br />
jedoch eher willkürlich und nicht systematisch. Die Interessen<br />
des Kunden sind dabei zunächst zweitrangig.<br />
Die letzten Jahre haben das Handwerk aber stark verändert:<br />
Die früher hoch geschätzte individuelle „Handarbeit“<br />
wurde ersetzt durch eine Nachfrage nach absoluter<br />
Präzisionsarbeit auf dem jeweils neuesten technischen<br />
Niveau. Bauzeiten wurden drastisch verkürzt und<br />
der Begriff „just in time“ hat auch im Handwerk Einzug<br />
gehalten. Industriell nach Kundenwunsch gefertigte Produkte<br />
sowie Lohndumping sind heute die Konkurrenten.<br />
Nur eine Bündelung der Kräfte innerhalb des Handwerks<br />
ermöglicht den Betrieben die Abgabe von konkurrenzfähigen<br />
Angeboten. Dazu ist ein Umdenken erforderlich:<br />
jeder muss sich auf seine Stärken konzentrieren und<br />
diese weiter ausbauen. Es gilt, mögliche Synergieeffekte<br />
zu erkennen.<br />
Durch eine Veranstaltung der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />
stieß man auf das Konzept der „Hand-in-Hand-<br />
Werker“. Bis heute wurde dieses mit regionalem Gebietsschutz<br />
63-mal in Deutschland realisiert. Hierbei<br />
handelt es sich um kein Franchise, sondern um eine Lizenzvergabe.<br />
Für eine einmalige Summe wird die Lizenz<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 221<br />
für die Verwendung von Namen und Logo in einem definierten<br />
Bereich erworben. Neben den reinen Lizenzrechten<br />
wird ein komplettes Musterregelwerk zur Verfügung<br />
gestellt, das ständig aktualisiert und durch die<br />
Erfahrungen der aktiven Kooperationen ergänzt wird.<br />
Neun Handwerksbetriebe unterschiedlicher Gewerke sowie<br />
ein Planungsbüro sind Gesellschafter der neu gegründeten<br />
GmbH geworden. Eingestellt wurde ein Geschäftsstellenleiter,<br />
der zuständig ist für die Akquise und<br />
Betreuung der Kunden sowie die Koordinierung der einzelnen<br />
Projekte. Damit ist er zunächst alleiniger Ansprechpartner<br />
für die Kunden.<br />
E-COMMERCE-INITIATIVE<br />
Die E-Commerce-Initiative b-online wurde im Mai 2000<br />
durch das Land Niedersachsen in Partnerschaft mit den<br />
niedersächsischen Industrie- und Handelskammern, den<br />
niedersächsischen Handwerkskammern und der NATI<br />
Technologieagentur Niedersachsen GmbH mit dem Ziel<br />
gestartet, den <strong>Wirtschaftsstandort</strong> Niedersachsen im<br />
Bereich der elektronischen Medien auszubauen und<br />
einen Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />
niedersächsischer Unternehmen zu leisten. Das Land<br />
Niedersachsen unterstützt die Initiative durch den Aufbau<br />
eines landesweiten Beratungs- und Qualifizierungsnetzwerkes<br />
und die Förderung von innovativen E-Commerce-<br />
Projekten in niedersächsischen Unternehmen.<br />
Die Initiative b-online hat im Auftrag des Landes ihre<br />
Schwerpunkte darauf gelegt, kleinen und mittleren Unternehmen<br />
(KMU) in Handel, Industrie, Handwerk, Tourismus,<br />
Logistik und Dienstleistungen die Chancen und Risiken<br />
im E-Commerce aufzuzeigen, den Einstieg in den Umgang<br />
mit elektronischen Medien zu erleichtern und innovative<br />
Anwendungsformen im E-Commerce zu vermitteln.<br />
Für die Umsetzung ihrer Ziele hat die Initiative b-online<br />
auf der operativen Ebene ein landesweites Netzwerk mit<br />
regionalen Knotenpunkten in Braunschweig, Emden,<br />
<strong>Hannover</strong>, Lüneburg, Oldenburg, Osnabrück und Stade<br />
aufgebaut. In diesen sieben Knotenpunkten kooperieren<br />
die regional zuständigen Industrie- und Handelskammern<br />
mit den jeweiligen Handwerkskammern und bieten<br />
gemeinsam ein auf den Entwicklungsstand in der <strong>Region</strong><br />
abgestimmtes Maßnahmepaket, von Informationstransfer<br />
über neutrale Beratungen von Unternehmen und Qualifizierungsmaßnahmen<br />
für Unternehmer bis hin zur Betreuung<br />
von Demonstrationsprojekten im Electronic-Commerce, an.<br />
FACILITY MANAGEMENT<br />
Facility Management (FM) oder auch ganzheitliche Gebäudebewirtschaftung,<br />
hinter diesem Begriff steht ein<br />
ganzes Paket von Arbeiten und Dienstleistungen, die für<br />
die gesamte Existenz einer „Facility“ – zu deutsch: eines<br />
Bauwerks, einer Anlage oder einer Liegenschaft – notwendig<br />
sind.<br />
Die Dienstleistungen reichen von der Architektenzeichnung<br />
über den Bau, den Betrieb, die Instandhaltung der
222<br />
WEGE IN DIE ZKUNFT – BEISPIELE FÜR INNOVATIONEN IM HANDWERK<br />
Bausubstanz und der technischen Anlagen, evtl. Umbauten<br />
und Modernisierungen bis hin zu Rückbau und Entsorgung.<br />
In allen diesen Dienstleistungen ist das Handwerk<br />
entweder sachkundig oder die Handwerksbetriebe<br />
verfügen über enge Verbindungen zu entsprechenden<br />
Fachleuten wie Architekten und Sonderingenieuren.<br />
Ein Unternehmen neuen Typs nimmt in diesem Zusammenhang<br />
seine Arbeit auf. Die Facility Management Niedersachsen<br />
Aktiengesellschaft ist gegründet worden. Beteiligt<br />
an der FMN AG sind Unternehmen aus den Gewerken<br />
Sanitär, Innenausbau, Heizung, Maler und Elektro<br />
sowie auch zwei Ingenieurbüros. Unterstützt werden sie<br />
von der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong>. Es handelt sich<br />
um ein Netzwerk mittelständischer Betriebe, die gemeinsam<br />
den Wachstumsmarkt der ganzheitlichen Bewirtschaftung<br />
von Immobilien erschließen wollen. Denn zusammen<br />
können die Handwerksbetriebe und Ingenieurbüros<br />
bieten, was ihnen allein unmöglich ist: Komplettlösungen<br />
aus einer Hand.<br />
Sieben Unternehmen haben die neue Aktiengesellschaft<br />
in <strong>Hannover</strong> aus der Taufe gehoben – mehr als 100 aus<br />
ganz Niedersachsen sollen sich anschließen und werden<br />
gesucht. Die Facility Management Niedersachsen<br />
AG ist die Antwort des Mittelstandes auf die sich wandelnden<br />
Markterfordernisse. Zwänge des europäischen<br />
Wettbewerbes, Kostendruck oder auch die Liberalisierung<br />
der Energie-Märkte führen zunehmend zur Industrialisierung<br />
handwerklicher Leistungen. Nur starke, größere<br />
Unternehmen können in diesem Umfeld bestehen. Das<br />
sich entwickelnde Netzwerk aus vielen Betrieben unterschiedlicher<br />
Gewerke soll diese Kraft haben.<br />
Idee bei der FMN AG ist die intelligente Vernetzung von<br />
bereits bestehenden Betrieben, wobei deren Eigenständigkeit,<br />
Flexibilität und Qualität erhalten bleibt. Als Netzwerk<br />
können sie die Vorteile eines Großunternehmens<br />
erbringen und haben dann bei solchen Großprojekten<br />
gute Chancen, bei denen sie als Einzelfirmen leer ausgehen<br />
würden. Das neue Unternehmen nimmt Gemeinschaftsaufgaben<br />
im Vertrieb wahr, organisiert die Auftragsabwicklung,<br />
koordiniert die an einem Auftrag beteiligten<br />
Unternehmen und nutzt dabei Synergieeffekte zum<br />
Vorteil der Auftraggeber.<br />
Das in Hamburg entstandene Konzept von Aktiengesellschaften<br />
aus dem Handwerk hat sich in mehreren <strong>Region</strong>en<br />
der Bundesrepublik bereits durchgesetzt. In der Hansestadt,<br />
in Frankfurt, Berlin, Nordbayern und im Raum<br />
Rhein-Ruhr arbeiten gleichartige Unternehmen erfolgreich.<br />
Sie haben eine strategische Allianz auf nationaler<br />
Ebene gebildet. Auf diese Weise kann auch Kunden mit<br />
überregionalem Gebäudebestand geholfen werden. Von<br />
dem bundesweiten Netzwerk können über die FMN AG<br />
nun auch niedersächsische Unternehmen profitieren.<br />
UMWELTTECHNIK<br />
Das Zentrum für Umweltschutz der Handwerkskammer<br />
<strong>Hannover</strong> bietet ein breites Spektrum für die Unterstützung<br />
der Betriebe auf dem Sektor Umwelttechnik.<br />
Neue Umweltschutzverordnungen und ökologische Bestimmungen<br />
verunsichern viele Betriebsinhaber. Mit<br />
einer sog. Schwachstellenanalyse helfen die Berater des<br />
Zentrums für Umweltschutz die Bereiche Abfall, Abluft,<br />
Abwasser, Gefahrenstoffe, Lärm und Energieeinsparung<br />
eines Betriebes einzugrenzen und ein geeignetes Umweltkonzept<br />
zu entwerfen, das den gültigen und zukünftigen<br />
Erfordernissen entspricht. Auch das Prüfen von Gesetzen<br />
und Verordnungen im Bereich Umwelt, die sich<br />
insgesamt auf das Handwerk auswirken, gehört zum<br />
Handwerkszeug der Berater.<br />
Um den Himmel über <strong>Hannover</strong> kümmert sich seit 1998<br />
die Gemeinschaftsinitiative proKlima unter besonderer<br />
Beteiligung der Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG. Zusammen<br />
mit der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong>, den Städten Laatzen,<br />
Langenhagen, Seelze, Ronnenberg und Hemmingen<br />
stellt der hannoversche Energieversorger jährlich mehrere<br />
Millionen Mark für den Klimaschutz bereit. In diesem<br />
Fördergebiet können Hausbesitzer vor allem von dem<br />
Alt- und Neubauprogramm direkt profitieren. So setzt<br />
proKlima im Bereich Solarenergie neue Akzente: die<br />
Förderung wendet sich direkt an die Handwerksbetriebe.<br />
Diese können einen Antrag bei proKlima stellen und<br />
verpflichten sich, die Förderung im Angebot zu berücksichtigen.<br />
So wird der Zuschuss an den Endverbraucher<br />
weitergegeben. Vorteil ist, dass dieser Zuschuss mit der<br />
bundesweiten Förderung des BAW kombinierbar ist.<br />
Das Solarzentrum <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> in Springe-Eldagsen<br />
ist Lernort für die berufliche Fortbildung, Informationsplattform<br />
für Endverbraucher sowie Forum für Fachleute<br />
und Multiplikatoren. Hier wird die gesamte Themenpalette<br />
der Solartechnik abgedeckt: Solarthermie und Photovoltaik,<br />
Qualifizierung und Marketing. An den rund<br />
zwanzig thermischen und photovoltaischen Solaranlagen<br />
unterschiedlicher Bauart kann das theoretische Wissen<br />
direkt umgesetzt werden. Kernstück, Schulungsstätte<br />
und Demonstrationsobjekt zugleich ist das Passivhaus für<br />
Innovationen, Luftdichtheit, Bau- und Solartechnik, kurz<br />
philbus. So ungewöhnlich der Name des Passivhauses<br />
klingt, so faszinierend ist dessen Technik: Geheizt wird<br />
überwiegend durch passive solare Gewinne und die<br />
Wärmeabgabe der Besucher.<br />
Auf dem Gelände des Förderungs- und Bildungszentrums<br />
der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> wird eine Schulungseinrichtung<br />
geschaffen, die die Themenbereiche Solarthermie<br />
und Photovoltaik in die Erstausbildung, Meisterausbildung<br />
und Weiterbildung von Handwerkern integriert.<br />
Mit den neu geschaffenen, praxisnahen Aufgaben<br />
und Trainingsmöglichkeiten sollen bei Handwerkern evtl.<br />
bestehende Vorbehalte aufgehoben und vorhandenes<br />
Know-how weiter ausgebaut werden. Diese Einrichtung<br />
soll <strong>2002</strong> fertiggestellt werden. Sie wird gefördert durch<br />
den Klimaschutz-Fonds <strong>Hannover</strong> proklima.<br />
KOOPERATION HANDWERK – FACHHOCHSCHULE<br />
HANNOVER<br />
Im Bezirk der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> sind<br />
16.250 Handwerksbetriebe gemeldet, die insgesamt<br />
140.000 Personen beschäftigen. Die Fachhochschule<br />
<strong>Hannover</strong> (FHH) hat durch ihr interdisziplinäres Angebot<br />
von zehn Fachbereichen ein vielfältiges Angebot, um mit<br />
den verschiedenen Gewerken des Handwerks gemeinsam<br />
innovative Ideen zu initiieren und vorhandene zu<br />
unterstützen. Der an der FHH eingerichtete Forschungsschwerpunkt<br />
Angewandte Mikrosysteme für die mittelständische<br />
Industrie (AMIS) hat bereits erfolgreich mit<br />
dem Handwerk zusammengearbeitet und neue Produkte<br />
entwickelt.<br />
Ziel des Kooperations-Vorhabens ist es, dass die FHH im<br />
Bereich des Technologie-Transfers verstärkt mit den<br />
Handwerksbetrieben in der <strong>Region</strong> und im Umland von<br />
<strong>Hannover</strong> zusammenarbeitet. Es wird angestrebt, unter<br />
Nutzung bestehender Strukturen, die Akzeptanz der<br />
FHH als Partner für Forschungs-, Entwicklungs- und<br />
Kooperationsaufträge weiter zu erhöhen.<br />
Es bietet sich je nach Komplexität der Anfrage die Kurzberatung,<br />
die Projektbearbeitung im Rahmen einer Studienarbeit,<br />
der Forschungs- und Entwicklungsvertrag<br />
oder ein gemeinsames Forschungsvorhaben an. Die<br />
Technologie-Transfer-Kontaktstelle sucht das wissenschaftliche<br />
Personal, realisiert Fördermöglichkeiten, erstellt<br />
Vertragsentwürfe und übernimmt das Projektmanagement.<br />
Gesamtziel ist es, im Handwerk der <strong>Region</strong><br />
möglichst viele innovative Projekte zum Erfolg zu führen.<br />
Das geplante Vorhaben soll neben der konkreten Entwicklung<br />
von Dienstleistungen (z.B. e-communication)<br />
und Produkten für das Handwerk (z.B. Sensortechnik)<br />
auch langfristig den Personaltransfer von der Fachhochschule<br />
in das Handwerk etablieren. Die Studierenden<br />
sollen durch ihre Ausbildung in der Fachhochschule und<br />
anhand von durchgeführten Praxisprojekten in Handwerksbetrieben<br />
erkennen, dass ein interessanter und<br />
vielseitiger Arbeitsplatz im Handwerk vorhanden ist.<br />
INNOVATIONSPREIS DES<br />
NIEDERSÄCHSISCHEN HANDWERKS<br />
Vor dem Hintergrund verstärkter energiepolitischer Aktivitäten<br />
von Bund und Ländern stellte Zimmermeister Karl<br />
Möller, damaliger Präsident des Gesamtverbandes<br />
Handwerk Niedersachsen, auf der Mitgliederversammlung<br />
dieses Verbandes im Februar 1981 seine Idee vor,<br />
eine Stiftung zur Mobilisierung des Erfinder- und Forschungspotenzials<br />
im Handwerk zu gründen. Der Gedanke,<br />
handwerkliche Innovationen durch Geldpreise<br />
auszuzeichnen, fand große Zustimmung bei den Mitgliedsverbänden.<br />
Unterstützung fand diese Idee auch<br />
bei der Niedersächsischen Landesregierung.<br />
Die Gründung der Stiftung „Innovationspreis des Niedersächsischen<br />
Handwerks“ erfolgte am 27. August 1981<br />
durch die Mitgliederversammlung des Gesamtverbandes<br />
Handwerk Niedersachsen. 1986 erfolgte die Umbenennung<br />
in „Karl-Möller-Stiftung“.<br />
Mit dem alle zwei Jahre stattfindenden Innovationswettbewerb<br />
will die vom niedersächsischen Handwerk ge-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 223<br />
gründete Stiftung die handwerklichen Forschungsreserven<br />
in Niedersachsen erschließen und fördern. Über die<br />
Vergabe des Innovationspreises entscheidet grundsätzlich<br />
der Vorstand der Stiftung. Dabei wird er von einer<br />
Jury unterstützt, die die Entscheidung vorbereitet. Ihr Vorsitzender<br />
ist der Leiter des Heinz-Piest-Instituts für Handwerkstechnik<br />
an der Universität <strong>Hannover</strong>.<br />
Seit 1983 hat es 12 Preisverteilungen gegeben. Dabei<br />
sind insgesamt 51 Preisträger für ihre innovativen Entwicklungsarbeiten<br />
ausgezeichnet worden.<br />
15.7 Fazit<br />
Das Handwerk hat in den letzten 20 Jahren bei der<br />
Umsetzung von innovativen Ideen gute Erfolge zu verzeichnen.<br />
Trotzdem darf man sich auf dem bisher Erreichten<br />
nicht ausruhen, sondern muss mit gebündelten<br />
Kräften auf dem eingeschlagenen Weg weitermachen,<br />
ja verstärkte Anstrengungen an den Tag legen. Ohne<br />
eine entsprechende Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />
für die kleinen Betriebe durch Innovationsberatung,<br />
Erfinder- und Schutzrechtsberatung, finanzielle und fachliche<br />
Unterstützung bei der Durchführung von Projekten<br />
sowie die Anbahnung von Kooperationen mit Forschungseinrichtungen<br />
würde diese Bilanz sicher weitaus<br />
magerer ausfallen. Man ist hier auf einem guten Weg.<br />
Voraussetzung für eine weitere positive Entwicklung ist<br />
es jedoch, dass das Handwerk selbst aktiv ist und die<br />
Herausforderung annimmt, und zwar sowohl der einzelne<br />
Betrieb als auch die Handwerksorganisation.<br />
Für die Zukunft wird man technische Innovationen des<br />
Handwerks voraussichtlich in ähnlichem Umfang wie<br />
heute erwarten können. Wie bisher werden die Entwicklungen<br />
sich dabei in erster Linie in Nischenbereichen<br />
bewegen. Ein richtungsweisender Trend geht jedoch verstärkt<br />
in eine etwas andere Richtung: Das Dienstleistungsangebot<br />
des Handwerks wird sich erweitern müssen<br />
und die Zusammenarbeit zwischen gleichartigen Betrieben<br />
wie auch zwischen verschiedenen Gewerken<br />
muss sich entsprechend verstärken. Berührungsängste<br />
und krampfhaftes Festhalten an manchen tradierten Besitzstandsansprüchen<br />
müssen überwunden werden. Nur<br />
so kann das Handwerk im Verdrängungswettbewerb<br />
seine Position erhalten oder sogar ausbauen. Die Zukunftsfähigkeit<br />
des Handwerks – nicht nur in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> – hängt davon ab, dass man diese Zeichen<br />
nicht nur rechtzeitig erkennt, sondern dass man mit innovativen<br />
Ideen auf die Herausforderung reagiert.<br />
Einen Beitrag dazu versucht auch das Heinz-Piest-Institut<br />
zu leisten, indem es die technologischen Entwicklungen<br />
beobachtet und die aus dem Monitoring von spezifischen<br />
Technologiefeldern gewonnenen Erkenntnisse zeitnah<br />
auf das Handwerk überträgt. Ein aktuelles Beispiel<br />
ist die Analyse der Innovation Brennstoffzelle, die zz.<br />
auf ihre Auswirkung auf das Handwerk durchleuchtet<br />
wird.
224<br />
16.<br />
Innovative Modelle<br />
der Arbeitsgestaltung<br />
und Qualifizierung<br />
in Unternehmen<br />
Lothar Schäffner<br />
INNOVATIVES NETZWERK<br />
In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gibt es ein vielfältiges Netzwerk<br />
zwischen Unternehmen und Institutionen, die Veränderungen<br />
in Arbeits- und Qualifizierungsprozessen beratend<br />
begleiten. Dabei handelt es sich unter anderem um<br />
die Fachhochschule <strong>Hannover</strong>, die Universität <strong>Hannover</strong>,<br />
die <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und Beratungsgesellschaft<br />
für Beschäftigung (HRB), das Technologiezentrum<br />
und die Technische Beratungsstelle beim DGB Niedersachsen.<br />
Innerhalb der Universität <strong>Hannover</strong> liegt es<br />
nahe, dass Institute des Fachbereiches Maschinenbau,<br />
wie zum Beispiel das Institut für Fabrikanlagen, das Institut<br />
für Fertigungstechnik und spanende Werkzeugmaschinen<br />
und das Institut für Arbeitswissenschaft und Didaktik<br />
des Maschinenbaus sich intensiv mit Fragen der<br />
Arbeitsgestaltung und Qualifizierung auseinander setzen.<br />
Aber auch der Fachbereich Erziehungswissenschaften<br />
– und hier insbesondere das Institut für Berufspädagogik<br />
und das Institut für Erwachsenenbildung – ist als beratender<br />
und begleitender Partner für Veränderungsprozesse<br />
in Unternehmen seit mehr als zwei Jahrzehnten gefragt.<br />
Zudem hat sich die Zentrale Einrichtung Weiterbildungsstudium<br />
Arbeitswissenschaft der Universität <strong>Hannover</strong><br />
(ZEW) in ihrem Forschungs- und Beratungszweig<br />
als Expertenpool etabliert.<br />
Eine solche Zusammenarbeit zwischen Hochschuleinrichtungen<br />
und anderen Beratungsinstituten, deren Mitarbeiter<br />
häufig aus den hannoverschen Hochschulen<br />
kommen, hat neben dem Vorteil des Expertenrates für<br />
Prozesse auch den einer ausführlichen Dokumentation,<br />
zumal diese anders als in Unternehmen, in denen häufig<br />
nur das Ergebnis zählt, ein wesentliches Element wissenschaftlicher<br />
Arbeit darstellt. So ist der von der Gesellschaft<br />
für Arbeitswissenschaft herausgegebene Tagungsband<br />
über die Ergebnisse des Themenpark-Kongresses<br />
„Zukunft der Arbeit in Europa: Gestaltung betrieblicher<br />
Veränderungsprozesse“, der im Herbst 1999 in <strong>Hannover</strong><br />
in Vorbereitung auf die EXPO 2000 durchgeführt<br />
wurde, eine nahezu nicht versiegende Quelle über das,<br />
was in Unternehmen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> an innovativen<br />
Projekten realisiert wird. Insofern liegt es nahe, dass<br />
diese Dokumentation für den vorliegenden Bericht zu<br />
einer wesentlichen Grundlage wurde.<br />
Zur Konkretisierung der innovativen Fähigkeiten bei der<br />
Arbeitsplatzgestaltung und Qualifizierung werden folgende<br />
Projekte dargestellt:<br />
– Telekooperation in der öffentlichen Verwaltung am Beispiel<br />
des niedersächsischen Ministeriums des Innern<br />
– Implementierung teilautonomer Gruppen bei den Firmen<br />
Universal Manufacturing & Logistics und Sennheiser<br />
Electronics<br />
– Die Entwicklung von Multitalenten durch ein Studium<br />
im Praxisverbund am Beispiel der Continental AG<br />
<strong>Hannover</strong><br />
– Das Programm Kommunikation und Nachwuchsförderung<br />
bei Volkswagen Nutzfahrzeuge <strong>Hannover</strong><br />
Entscheidendes Kriterium für die Auswahl aus den vielen<br />
Projekten war das Bestreben, die Vielfalt beziehungsweise<br />
Breite der innovativen Ansätze in der <strong>Region</strong> aufzuzeigen.<br />
TELEKOOPERATION IN DER<br />
ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG<br />
Die niedersächsische Landesregierung hat sich die<br />
Modernisierung der staatlichen Verwaltung zum Ziel<br />
gesetzt. Dazu wurde im Ministerium des Innern die Geschäftsstelle<br />
„Verwaltungsreform“ geschaffen, zu deren<br />
Aufgaben es gehört, den Wandel durch Organisationsentwicklungsprozesse<br />
und Personalentwicklungsmaßnahmen<br />
zu fördern. Die einzelnen Projekte lassen sich<br />
inzwischen zu einem Katalog von ca. 300 Vorhaben zusammenfassen.<br />
Ein zentraler Aspekt liegt in der Installation<br />
eines Informations- und Kommunikations-Breitband-<br />
Netzwerkes, das die Vernetzung aller Dienststellen vorsieht.<br />
Ziel ist es, den Datentransfer innerhalb der Behörden<br />
und zwischen Dienststellen und den Bürgern zu verbessern.<br />
Eine solche technische Innovation ermöglicht<br />
zugleich Telearbeit und damit verbunden eine Flexibilisierung<br />
der Arbeitszeit.<br />
Die Überschrift des Projekts heißt „Telekooperation“ und<br />
verdeutlicht damit die doppelte Chance, die solch eine<br />
Erneuerung in sich trägt: einerseits der Zuschnitt der Arbeitszeit<br />
auf individuelle Bedürfnisse und zum anderen<br />
die Verbesserung der Kooperation über den optimierten<br />
Zugang zu Daten. In der Regel wird dabei die Form der<br />
alternierenden Telearbeit praktiziert. Das heißt, die Behördenmitarbeiter<br />
sind abwechselnd in der Dienststelle<br />
und am häuslichen Arbeitsplatz tätig. Sie bedienen also<br />
einen Mix aus Face-to-Face-Kommunikation und technischen<br />
Medien.<br />
Als Arbeitsinhalte haben sich vor allem Sachbearbeiteraufgaben<br />
als geeignet erwiesen. Für die von der Innovation<br />
betroffenen Gruppen lassen sich Ziele und Maßnahmen<br />
definieren, die in Übersicht 16.1 ausgeführt<br />
sind.<br />
Arbeitsorganisatorisch herausfordernd ist das Zusammenspiel<br />
zwischen synchroner Kommunikation und asynchroner<br />
Information hin zu einem gemeinsamen Arbeitsergebnis.<br />
Dazu werden individuell zu differenzierende<br />
Übersicht<br />
16-1<br />
Quelle: Schäffner<br />
Telekooperation: Ziele und Maßnahmen der Akteure<br />
Perspektive<br />
Bürger- und Kundensicht<br />
Verwaltungssicht<br />
Mitarbeitersicht<br />
Oberziele<br />
Gestaltungslösungen die Antwort auf folgende Fragen<br />
geben:<br />
– Welche Technikkomponenten und Softwarealternativen<br />
sind für den einzelnen Mitarbeiter qualifikationsadäquat<br />
einzusetzen?<br />
– Wie ist das Mischungsverhältnis zwischen natürlicher<br />
und technischer Kommunikation zu gestalten?<br />
– Wie sind Mitarbeiter im Rahmen der Telekooperation<br />
zu führen?<br />
– Wie ist die Qualität und Effizienz der Arbeitsleistung<br />
zu sichern?<br />
– Welche Rahmenbedingungen sind zu schaffen, damit<br />
die Arbeitsform Telekooperation von den Mitarbeitern<br />
angenommen und aktiv gestaltet wird?<br />
Die hier skizzierten Fragen können nur über die Prinzipien<br />
der Organisationsentwicklung beantwortet werden,<br />
zu diesen gehören zentral<br />
– die doppelte Zielsetzung Steigerung der Effektivität<br />
und Humanität<br />
– die Beteiligung der Betroffenen<br />
– die Veränderung der Organisation durch die in ihr<br />
tätigen Menschen<br />
Dies erfordert einen umfangreichen Qualifizierungsprozess,<br />
der über die Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />
zur Benutzung der technischen Medien und zur<br />
inhaltlichen Bearbeitung der sachlichen Vorgänge weit<br />
hinausreicht. Das, was über die traditionelle Schulung<br />
hinausgeht, geschieht in Workshops, in denen die Be-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 225<br />
• Kundenorientierung<br />
• bessere Qualität<br />
• Termintreue<br />
• kurze Durchlaufzeit<br />
(schnellere Bearbeitung)<br />
• mehr Wirtschaftlichkeit<br />
• Produktivitätssteigerung<br />
• Kapazitätsoptimierung<br />
• flexiblere Funktionszeiten<br />
• Neues Führungsverhalten<br />
(Management by Objectives)<br />
• Arbeitszufriedenheit<br />
• Leistungsbereitschaft<br />
• Bereitschaft zur Arbeitszeitflexibilität<br />
• Familienfreundliche Arbeitszeit<br />
• Selbstorganisation<br />
• Formelle und informelle Kontakte<br />
Maßnahmen<br />
• Kommunikationsanalyse<br />
• Bürgerbefragungen<br />
• Analyse der Arbeitsabläufe<br />
• Beteiligung des Controlling<br />
• Zulagensystem<br />
• Dienstplangestaltung<br />
• Gestaltung von Betriebs- und Arbeitszeit<br />
Entwickeln der erforderlichen Formen von:<br />
• Teletechnik, Ergonomie<br />
• Telearbeit<br />
• Telemanagement<br />
• Face-to-Face-Kommunikation<br />
Schulung von:<br />
• DV-Kompetenz<br />
• sozialer Kompetenz<br />
• Selbstkompetenz<br />
troffenen Gestaltungsvorschläge für das sich durch die<br />
neue Arbeitsform stark verändernde System öffentlicher<br />
Verwaltung entwickeln. Elemente dieses Systems, die<br />
dabei zum Thema werden, sind<br />
– die Kooperationspartner (das heißt Kollegen, Vorgesetzte,<br />
Bürger)<br />
– die zeitliche Gestaltung des Wechsels des Arbeitsplatzes<br />
– die technische und räumliche Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />
– die Arbeitszeit und die Erreichbarkeit<br />
– die Formen des Arbeitsvertrages<br />
Ein solches Vorgehen setzt auf die Selbstverantwortung<br />
der Betroffenen – damit sind sowohl die Mitarbeiter als<br />
auch deren Vorgesetzte gemeint –, die Gestaltung ihrer<br />
Arbeit selbst in die Hand zu nehmen. Dieses Aushandeln<br />
der eigenen Arbeitsbedingungen kann als Grundlage für<br />
die positiven Ergebnisse angesehen werden, die von der<br />
Universität <strong>Hannover</strong> (Weiterbildungsstudium Arbeitswissenschaft)<br />
als Prozessbegleiter festgestellt werden<br />
konnten:<br />
– Die Bürger- und Kundennähe hat sich intensiviert, da<br />
sich die telefonische Erreichbarkeit (Anrufweiterleitung,<br />
Anrufbeantworter) und der Informationsaustausch<br />
(E-Mail und Fax) verbessert haben.<br />
– Die Arbeitszufriedenheit und Motivation der Telearbeitenden<br />
ist gut; darüber hinaus haben sich durch mehr<br />
Autonomie der Telearbeitenden die Qualität ihrer<br />
Arbeit und die Leistungsbereitschaft verbessert.
226<br />
INNOVATIVE MODELLE DER ARBEITSGESTALTUNG UND QUALIFIZIERUNG IN UNTERNEHMEN<br />
– Die Produktivität der Arbeit wird infolge von mehr<br />
Eigenverantwortung und flexiblerer Arbeitszeiteinteilung<br />
(konzentrierte Arbeitsphasen) größer.<br />
– Es gibt einen Trend zur Reduzierung von Krankenstand<br />
und Fehlzeiten.<br />
– Es zeichnet sich ein Trend zur verstärkten Bindung der<br />
Beschäftigten an die Dienststellen ab, der sich in der<br />
Aussetzung oder Verkürzung des bis zu dreijährigen<br />
Erziehungsurlaubs niederschlagen kann.<br />
– Telearbeit bietet erweiterte Möglichkeiten zur Beschäftigung<br />
von Behinderten.<br />
Eingeräumt werden muss allerdings, dass für die Face-to-<br />
Face-Kontakte zu den Kollegen weniger Zeit zur Verfügung<br />
steht. Dies wird jedoch durch die Gestaltung des<br />
Bürotages und durch mehr Telefonkontakte ausgeglichen.<br />
Darüber hinaus wird deutlich, dass sich das Verhältnis<br />
zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten verändert hat<br />
und nach einer neuen Führungskultur verlangt, die stärker<br />
ziel- und ergebnisorientiert ausgerichtet ist. Das heißt,<br />
die unmittelbare Kontrolle während des Arbeitsvollzuges<br />
wird erheblich eingeschränkt. Dies setzt von Seiten der<br />
Vorgesetzten Vertrauen und die Delegation von Verantwortung<br />
voraus. Dass die niedersächsische Landesregierung<br />
diesen Weg gehen will, zeigt der nach einer Pilotphase<br />
gefasste Kabinettsbeschluss, diese Form der Telekooperation<br />
als neue Alternative der Regelarbeitszeit<br />
einzuführen.<br />
MODELLE TEILAUTONOMER GRUPPENARBEIT BEI<br />
UNIVERSAL MANUFACTURING & LOGISTICS UND<br />
SENNHEISER ELECTRONICS<br />
Die Implementierung teilautonomer Gruppenarbeit war<br />
auch in vielen Unternehmen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
eine Managementstrategie zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.<br />
Zwei Projekte sollen hier beispielhaft<br />
skizziert werden, da sie von externen Institutionen begleitet<br />
und dokumentiert wurden. Durchgeführt wurden<br />
die Implementierungsprojekte in der Firma Universal<br />
Manufacturing& Logistics, begleitet vom Weiterbildungsstudium<br />
Arbeitswissenschaft der Universität <strong>Hannover</strong>,<br />
und in der Firma Sennheiser Electronics, begleitet von<br />
der Technologieberatungsstelle (TBS) beim DGB Niedersachsen.<br />
Die Firma Universal Manufacturing & Logistics will mit<br />
der teilautonomen Gruppenarbeit eine „intelligente CD-<br />
Fertigung“ erreichen. In strategischen Überlegungen des<br />
Managements wurde im Bereich der Organisation das<br />
höchste Optimierungspotenzial (vor der Technik und der<br />
Erzeugung neuer Produkte) gesehen. Konkret sollte eine<br />
Verlängerung der Maschinenlaufzeit erreicht werden.<br />
Dies wiederum ist nur möglich, wenn auch sonnabends<br />
und sonntags gearbeitet wird. Ein solches Arbeitszeitmodell<br />
braucht Mitarbeiter, die den Zusammenhang zwischen<br />
Kosten und Arbeitsplätzen sehen. Eine solche Einsicht<br />
wächst am besten, wenn die Mitarbeiter selbst<br />
stärker Verantwortung für die Gestaltung ihres Arbeitsalltages<br />
tragen, so das Management-Kalkül, und dies<br />
spricht letztendlich für die Einführung teilautonomer<br />
Gruppenarbeit.<br />
Bei der Firma Sennheiser stellt die Gruppenarbeit ein<br />
wesentliches Element bei der Restrukturierung des kooperativen<br />
Geschäftes dar, die darauf abzielt, die Gesamtdurchlaufzeiten<br />
für Kundenaufträge drastisch zu reduzieren.<br />
Was beide Unternehmen auszeichnet, ist das Bemühen,<br />
Rahmenbedingungen zu schaffen, die Gruppenarbeit<br />
nachhaltig zu sichern und die Erkenntnisse aus den Implementierungsprozessen<br />
in Richtung eines “lernenden<br />
Unternehmens” zu nutzen.<br />
Erfahrungen haben gezeigt, dass die Mitarbeiter sich<br />
langfristig nicht damit zufrieden geben, wenn man ihren<br />
Vorteil bei der Einführung von Gruppenarbeit auf die<br />
Humanisierungseffekte beschränkt (so zum Beispiel<br />
durch interessantere, abwechslungsreichere Arbeiten<br />
und durch die Chance der Selbstorganisation) und die<br />
Effektivitätsgewinne ausschließlich dem Unternehmen<br />
überträgt. Trotz aller guten Absichten wird eine Veränderung<br />
der organisatorischen Rahmenbedingungen von<br />
den Mitarbeitern nur getragen, wenn sie an dem Produktivitätsgewinn<br />
beteiligt werden. Zumindest muss das<br />
Entlohnungssystem der Form der Arbeitsorganisation entsprechen.<br />
Gruppenarbeit scheitert erfahrungsgemäß<br />
dann, wenn verbal der Gruppengeist propagiert wird,<br />
das Entlohnungssystem jedoch unverändert den Fokus<br />
auf die Einzelarbeit richtet.<br />
Bei der Firma Universal Manufacturing & Logistics wurde<br />
ein dreiteiliges Entgeltsystem geschaffen, das sich aus<br />
dem Tarifentgelt, individuellen Zulagen und einer<br />
Gruppenprämie zusammensetzt. Dabei ist die Gruppenprämie<br />
so gestaltet, dass sie über die Leistung einer<br />
Schicht hinausreicht. Konkret bilden drei Gruppen, die<br />
über 24 Stunden in drei Schichten an den gleichen<br />
Maschinen tätig sind, eine Fertigungszelle und gleichzeitig<br />
die Abrechnungseinheit. Die erzielte Leistungssteigerung<br />
gegenüber der auf der Grundlage von Planungsdaten<br />
ermittelten Zielvereinbarung mit der jeweiligen Fertigungszelle<br />
wird anhand von vier Kriterien monetär bewertet und<br />
gemäß der vereinbarten Gewichtung der Kriterien (Output,<br />
Liefertreue, Reklamationen, Umfeld) ausgeschüttet.<br />
Die Verteilung des erwirtschafteten Betrages erfolgt zu<br />
einem Drittel für das Unternehmen und zu zwei Dritteln<br />
für die Mitarbeiter, wobei der Mitarbeiteranteil nur zu<br />
50% direkt ausgezahlt wird. Die anderen 50% fließen in<br />
ein Fortbildungskonto für die jeweilige Fertigungszelle,<br />
das für die Finanzierung von Fortbildungsmaßnahmen<br />
für Gruppenmitglieder oder für ganze Gruppen aus der<br />
Fertigungszelle genutzt wird.<br />
Eine der Rahmenbedingungen, die Gruppenarbeit als<br />
strategische Effizienzsteigerung erst möglich macht, ist<br />
eine Arbeitszeitregelung, die die Maschinenlaufzeiten erhöht.<br />
Die Ausdehnung der Arbeitszeiten bis zu einer 21-<br />
Schicht-Produktion sind zweifellos die Kosten, die die Mitarbeiter<br />
zu tragen haben. Sie können jedoch minimiert,<br />
ausgeglichen oder sogar in einen Gewinn umgemünzt<br />
werden, wenn man die Flexibilität, die mit einem solchen<br />
System zwangsläufig verknüpft ist, als eine Chance für<br />
eine flexiblere individuelle Lebensgestaltung begreift.<br />
Übersicht<br />
16-2<br />
Quelle: Schäffner<br />
Zeitkontensteuerung bei Universal Manufacturing & Logistics<br />
Grün: +/- 25 Stunden<br />
Innerhalb dieses Bereichs kann der Mitarbeiter sein Konto selbst steuern.<br />
Ein Instrument, das diese Chance unterstützt, ist das persönliche<br />
Zeitkonto. Dieses beginnt bei der Firma Universal<br />
Manufacturing & Logistics jeweils zum 1. September,<br />
also zum Beginn der „Hochsaison“. Damit wird den<br />
Mitarbeitern die Gelegenheit gegeben, ihr Zeitkonto aufzubauen,<br />
um es dann bei schwächerer Auslastung wieder<br />
abzubauen. Dabei ist eine Zeitkundensteuerung entwickelt<br />
worden, die gemäß dem Ampelprinzip in drei<br />
Phasen geteilt ist (vgl. Übersicht 16.2).<br />
Hinsichtlich der Arbeitsinhalte und des Entscheidungsspielraums<br />
für alle teilautonomen Gruppen lassen sich<br />
die Vorteile im Vergleich zwischen alter und neuer Arbeitsorganisation<br />
wie in Übersicht 16.3 darstellen.<br />
Sowohl Universal Manufacturing & Logistics als auch die<br />
Firma Sennheiser nutzen die Erfahrungen bei der Implementierung<br />
von Gruppenarbeit für eine Entwicklung in<br />
Richtung eines „lernenden Unternehmens“. Eine Maßnahme,<br />
die Elemente der nachhaltigen Wirkung der Implementierung<br />
von Gruppenarbeit mit Aspekten des lernenden<br />
Unternehmens verbindet, ist die Einführung eines<br />
Gruppenarbeitsbuches in der Firma Sennheiser, in dem<br />
die Erkenntnisse, die bei der Einführung der Gruppenarbeit<br />
gewonnen wurden, einschließlich der entwickelten<br />
Methoden und Techniken, zusammengefasst sind. Diese<br />
Bücher liegen in jeder teilautonomen Gruppe aus und<br />
können von allen Mitarbeitern des Unternehmens eingesehen<br />
werden.<br />
Außerdem wurde für die Einführung weiterer teilautonomer<br />
Gruppen eine Standardvorgehensweise entwickelt,<br />
die von der Auswahl der Gruppenmitglieder über das<br />
Layout und den Materialfluss, die Wahl des Gruppensprechers,<br />
die Lohnfestschreibung bis hin zu den Qualifizierungsmaßnahmen<br />
zur Steigerung sowohl der Fachkompetenz<br />
als auch der Sozialkompetenz die wesentlichen<br />
Schritte festlegt.<br />
Die Firma Universal Manufacturing & Logistics hat mit<br />
der Implementierung der Gruppenarbeit und insbeson-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 227<br />
Gelb: +/- 25 bis +/- 50 Stunden<br />
In diesem Bereich ergreift der Mitarbeiter gleichsam mit seinem Vorgesetzten Maßnahmen,<br />
den Zeitsaldo unter Beachtung der betrieblichen Belange in einem angemessenen Zeitraum<br />
wieder in den grünen Bereich zurückzuführen.<br />
Rot: +/- 50 bis +/- 75 Stunden<br />
Der Vorgesetzte ist aufgefordert, gemeinsam mit dem Mitarbeiter unter Beachtung der betrieblichen Belange<br />
den Zeitsaldo in einem angemessenen Zeitraum wieder abzubauen.<br />
dere mithilfe der externen fachlich-methodischen Beratung<br />
Folgendes erreicht: Sie hat<br />
– eine Vorgehensweise erarbeitet, die bei zukünftigen<br />
Gruppenarbeitsprojekten eingesetzt werden kann<br />
– diese Systematik und Methodik in die Organisation<br />
auch für andere Maßnahmen implementiert als Organisationsentwicklungsprinzip<br />
– das notwendige Know-how und Potenzial aufgebaut,<br />
um für die Zukunft eine externe Beratung für vergleichbare<br />
Prozesse überflüssig zu machen<br />
– ein Ablaufmuster für vergleichbare Veränderungsprozesse,<br />
von der Planungsphase über die Umsetzungsbis<br />
zur Schluss- und Evaluierungsphase, gefunden<br />
Darüber hinaus wurden für die betriebliche Infrastruktur<br />
und insbesondere für zukünftige Veränderungsprozesse<br />
folgende Kriterien definiert:<br />
– beteiligungsorientierte Vorgehensweise<br />
– Prozessbegleitung<br />
– Elemente einer neuen Projektkultur<br />
– Übertragung der Projektorganisation und der Vorgehensweise<br />
auf Folgeprojekte mit dem Effekt einer deutlichen<br />
Verkürzung der Projektlaufzeit<br />
– Projektteams als eine etablierte Form der Teamarbeit mit<br />
dezentralisierter Verantwortung und zentraler Steuerung<br />
– Projekt-Leitfaden<br />
– einheitliche Projektorganisation<br />
– Personalentwicklung<br />
– Erweiterung der Sozial- und Fachkompetenz aller<br />
Teammitglieder<br />
– Projektleitung und Projektassistenz als etablierte Aufstiegsfunktionen<br />
DIE ENTWICKLUNG VON MULTITALENTEN<br />
DURCH EIN STUDIUM IM PRAXISVERBUND BEI<br />
DER CONTINENTAL AG<br />
Betrachtet man die Veränderungen in der industriellen<br />
Produktion, so kann man im Verlauf der vergangenen
228<br />
INNOVATIVE MODELLE DER ARBEITSGESTALTUNG UND QUALIFIZIERUNG IN UNTERNEHMEN<br />
Übersicht<br />
16-3<br />
Quelle: Schäffner<br />
Merkmal<br />
Vor- und Nachteile alter und neuer Arbeitsorganisation<br />
Direkte Funktionen<br />
Indirekte Funktionen<br />
Handlungs- und<br />
Entscheidungsspielraum<br />
Führung<br />
zwei Jahrzehnte einen Prozess feststellen, der sich zugespitzt<br />
mit folgenden drei Phasen kennzeichnen lässt:<br />
– Von der geschickten Handarbeit<br />
– zur überlegten Handhabung<br />
– bis zu einer gemeinsamen gegenseitigen Verantwortung.<br />
Das heißt, die Phase, in der es um Geschick und Kraft<br />
vor allem im Hinblick auf die Behandlung von Material<br />
ging, wird abgelöst durch das intellektuelle Beherrschen<br />
von komplexen Maschinen und schließlich überlagert<br />
durch das Prinzip der Selbstverantwortung, die auf Produktionsteams<br />
verlagert wird. Getragen wird die neue<br />
Kompetenz durch die gemeinsame gegenseitige Verantwortung.<br />
Die Firma Continental AG hat dieser Entwicklung<br />
durch die Ausbildung von Produktionsfacharbeitern<br />
Arbeitsorganisation CD-Fertigung alt<br />
• hoher Spezialisierungsgrad der<br />
einzelnen Mitarbeiter bezüglich<br />
Anlagen-Bedienung<br />
• Prüftätigkeiten<br />
• Wartungs- und Instandsetzungstätigkeiten<br />
• stark eingeschränkt im Bereich der<br />
direkten Funktionen<br />
• nicht vorhanden im Bereich der<br />
indirekten Funktionen<br />
• Hierarchie mit Abteilungsleiter,<br />
Meister, Schichtmeister, Funktionsmechaniker<br />
als Vertreter der Schichtmeister<br />
Arbeitsorganisation CD-Fertigung neu<br />
• deutliche Erhöhung der Einsatzflexibilität<br />
durch gruppenorientiertes Qualifikationsprofil<br />
• Prüftätigkeiten und Qualitätssicherung<br />
• vorbeugende Instandhaltung, erweiterte<br />
Wartungs- und Instandsetzungstätigkeiten<br />
• Transport<br />
• Feinsteuerung<br />
• Personaleinsatzplanung<br />
• Arbeitsvorbereitung Werkzeuge und<br />
Verbrauchsmaterialien<br />
• diverse dispositive Tätigkeiten<br />
• Qualifizierungsplanung<br />
• persönliche und gruppenspezifische<br />
Erweiterung überwiegend im Bereich der<br />
indirekten Funktionen<br />
• Bestandteil der Führungsstruktur<br />
a) Funktionen eines Technischen<br />
Koordinators integriert, Wegfall der<br />
Meister-Ebene und der Ebene der<br />
Funktionsmechaniker<br />
b) Abteilungsleiter, Service-Koordinator<br />
und Schichtkoordinatoren als Führungsteam<br />
mit neuen Funktionsprofilen, neuer<br />
Funktionsteilung und Vertretungsregelung<br />
c) Leitprinzip der Führungsarbeit:<br />
Management by Objectives<br />
d) Individuelle und kollektive<br />
Zielvereinbarungen mit dem Führungsteam<br />
Rechnung getragen, die zum Teil das System der Anlernausbildung<br />
ersetzt hat. Eine Folgewirkung zielte auf die<br />
Intention, zwischen den Facharbeitern und den Angelernten<br />
die Diskrepanz nicht zu groß werden zu lassen.<br />
Dies führte zu erheblichen Qualifizierungsanstrengungen<br />
für diese Zielgruppe. So wurde sukzessive das Qualifikationsniveau<br />
der Arbeiter in der Produktion um eine<br />
Stufe erhöht.<br />
Dies musste selbstverständlich auch Konsequenzen für<br />
die Führungskräfte in der Produktion haben, da man sinnvollerweise<br />
Qualifikationsprofile von unten nach oben<br />
entwickelt. Das heißt, die Führungsfunktion auf jeder<br />
Ebene wird jeweils bestimmt durch das Qualifikationsniveau<br />
ihrer Mitarbeiter. Am Beispiel der höher qualifizierten<br />
Produktionsfacharbeiter bedeutet dies für die<br />
Ebene des First-Line-Managements ein Zurücknehmen<br />
unmittelbarer fachlicher Eingriffe im Tagesgeschäft und<br />
eine Ausweitung der eigentlichen Führungsaufgabe im<br />
Sinne der Zielsetzung, des Soll-Ist-Vergleichs, des Steuerns<br />
und der Mitarbeiterentwicklung.<br />
Ein Weg, aus diesem Dilemma herauszukommen, ist die<br />
Weiterbildung der Meister, die weniger auf Fachinhalte<br />
zielt, sondern die Veränderung des Meisters zum Gegenstand<br />
hat und Fähigkeiten vermittelt, die neue Rolle besser<br />
ausfüllen zu können. Ein zweiter Weg besteht in der<br />
Ausbildung eines neuen Typs betrieblicher Vorgesetzter.<br />
Die Continental AG hat beide Wege beschritten. Neben<br />
den Anstrengungen, die Meister weiterzubilden, richtete<br />
sich eine neue zusätzliche Alternative auf die Entwicklung<br />
eines neuen Berufsbildes, und zwar die des Produktionstechnikers.<br />
Es handelt sich dabei um ein duales<br />
Studium im Ausbildungsverbund. Die Teilnehmer an diesem<br />
Qualifizierungsmodell machen eine Facharbeiterausbildung<br />
zum Kunststoff-Formgeber Fachrichtung Kautschuk<br />
(in der heutigen Terminologie Verfahrensmechaniker<br />
Fachrichtung Kautschuk Kunststoff), studieren gleichzeitig<br />
an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> Maschinenbau<br />
mit der Fachrichtung Produktionstechnik und werden<br />
durch entsprechende Seminare firmenintern auf ihre<br />
zukünftige Führungsaufgabe vorbereitet.<br />
Da ein solches Verbundsystem unter Effizienzgesichtspunkten<br />
eine bestimmte Anzahl von Studierenden erfordert,<br />
mussten auch andere nicht nur Kautschuk verarbeitende<br />
Unternehmen gewonnen werden. Continental<br />
ergriff die Initiative und sicherte die Lebensfähigkeit des<br />
Unterfangens, indem die Firma jeweils rund 50% der<br />
Teilnehmer stellt. Diese Vorreiterrolle wurde 1993 mit<br />
dem Initiativpreis Aus- und Weiterbildung der Wolf-von-<br />
Amerongen-Stiftung und des Deutschen Industrie- und<br />
Handelstages an das Bildungswesen der Continental AG<br />
gewürdigt.<br />
Da das Institut für Erwachsenenbildung der Universität<br />
<strong>Hannover</strong> den Implementierungsprozess der Ausbildung<br />
zum Produktionstechniker und deren Ergebnisse phasenweise<br />
begleitet hat, beschränken sich die Aussagen auf<br />
dieses Unternehmen, zumal die strategischen Vorüberlegungen<br />
und die Ergebnisse umfassend dokumentiert sind.<br />
Mit der Zielgruppe der Produktionstechniker musste eine<br />
neue Ausbildungsinfrastruktur aufgebaut werden, und<br />
dies weniger von den technischen Geräten her als vielmehr<br />
von dem Qualifikationsniveau der hauptamtlichen<br />
Ausbilder als auch von den Ausbildungsbeauftragten in<br />
den einzelnen Betriebsabteilungen. Sie mussten in der<br />
Lage sein, auf Fragen Antworten zu geben, die von wissbegierigen<br />
Ingenieurstudenten gestellt werden. Das Bemühen<br />
der Bildungsabteilung, diesem neuen Anspruch<br />
zu entsprechen, hatte somit zugleich auch die Anhebung<br />
des Ausbildungsniveaus zur Folge.<br />
Begreift man die Ausbildung als ein Element im System<br />
Betrieb und die einzelnen Aspekte der Ausbildung von<br />
der Anwerbung bis zur Abschlussprüfung und bis zur In-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 229<br />
tegration in das spätere normale Berufsleben ebenfalls<br />
systemisch, so wird deutlich, dass vieles, was in der bisherigen<br />
Berufsausbildung traditionell Standard war, auf<br />
den Prüfstand gestellt werden musste, zum Beispiel auch<br />
die Auswahl der zukünftigen Produktionstechniker.<br />
So wurde zusätzlich zu den vorgelagerten Auswahlkriterien,<br />
wie überdurchschnittliche Leistungen in mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />
Fächern, ein Auswahlverfahren<br />
eingeführt, das die extrafunktionalen Fähigkeiten<br />
der Bewerber ermittelt.<br />
Der Fokus richtet sich dabei auf<br />
– die Reflexionsfähigkeit über Ereignisse im gesellschaftlichen<br />
Umfeld,<br />
– die Kommunikationsfähigkeit und<br />
– die aktive Mitgestaltung eines Teamgeistes.<br />
Während die ersten beiden Qualifikationen mithilfe<br />
einer Gruppendiskussion überprüft wurden, ist für das<br />
dritte Kriterium die Gestaltung einer Collage in Kleingruppen<br />
die Aufgabe an die Bewerber. Stellt man als<br />
Collagenthema die Situation, die die Bewerber im bisherigen<br />
Verlauf des Auswahlgespräches wahrgenommen<br />
haben, als Aufgabe, so erhält man zugleich eine<br />
Rückmeldung, die Hinweise für erforderliche Revisionsmaßnahmen<br />
liefert.<br />
Inzwischen ist dieses Auswahlverfahren zu einem Mini-<br />
Assessment ausgebaut worden, in dem neben der Erstellung<br />
einer Teamleistung auch die Fähigkeit zur Präsentation<br />
beobachtet wird. Für die Bewerber bedeutet das<br />
Studium im Praxisverbund – wie eine Befragung der im<br />
Unternehmen verbliebenen Produktionstechnikern gut<br />
fünfzehn Jahre nach dem Start ergab –:<br />
– ein Studium mit deutlichem Praxisbezug,<br />
– bei gleichzeitigem finanziellem Rückhalt und<br />
– mit einer guten Berufsperspektive versehen.<br />
Der Praxisaspekt ergibt sich schon aus dem Ausbildungskonzept<br />
und wird durch die Tatsache bestätigt,<br />
dass über 90% der Befragten eine Diplomarbeit über<br />
eine Continental-spezifische betriebliche Problematik<br />
geschrieben haben. Der finanzielle Rückhalt wird über<br />
die Ausbildungsvergütung gegeben und die positive<br />
Berufsperspektive durch die schnelle Übernahme in das<br />
Betriebssystem bestätigt, da weniger als 10% von den<br />
verbliebenen Befragten mehr als sechs Wochen auf<br />
einen festen Arbeitsplatz warten mussten.<br />
Auch diejenigen, die nicht mehr im Unternehmen sind,<br />
weil sie sich in den Jahrgängen, in denen kaum Ingenieure<br />
eingestellt wurden, eine berufliche Alternative suchen<br />
mussten, waren meist erfolgreich. Der Grund hierfür liegt<br />
auf der Hand: Die Begehrlichkeit nach Produktionstechnikern<br />
war so hoch, dass einige Unternehmen drohten,<br />
bei früher Abwanderung einen großen Teil der Ausbildungskosten<br />
zurückzufordern.<br />
Betrachtet man die Funktionen, die die Produktionstechniker<br />
der Firma Continental heute innehaben, handelt es
230<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Zukunftsfabrik Kommunikation –<br />
Multimedia-Initiative der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Schnell an Informationen kommen und Abläufe vereinfachen<br />
– das sollen die Neuen Medien bringen!<br />
Um den Einsatz von Multimedia in Unternehmen,<br />
in der Verwaltung und in der Ausbildung zu fördern,<br />
hat die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bereits 1997 die Zukunftsfabrik<br />
Kommunikation (ZuK) ins Leben gerufen.<br />
Die ZuK hat seitdem zahlreiche Projekte durchgeführt<br />
und Veranstaltungen zu aktuellen Themen aus der<br />
Multimedia-Welt organisiert, z.B. den Jugend- und<br />
Berufsserver YouBe (www.yoube.de).<br />
Im Oktober jeden Jahres vergibt die ZuK den Innovationspreis<br />
für besonders innovative oder anwendungsfreundliche<br />
IT-Lösungen. Vor allem mittelständische Unternehmen,<br />
wissenschaftliche Einrichtungen und Studenten<br />
können sich für den Innovationspreis bewerben. Der mit<br />
15.000 DM dotierte Preis wird vergeben für eine Hardoder<br />
Softwarelösung aus den Bereichen Informationstechnologie<br />
und Neue Medien. Wichtig ist der innovative<br />
Charakter oder die besondere Anwenderfreundlichkeit.<br />
Zur Förderung der Medienkompetenz von Schülern<br />
ist gleichzeitig der mit 5.000 DM dotierte Innovationspreis<br />
für Schulen ausgeschrieben. Prämiert werden im<br />
Unterricht oder in Arbeitsgruppen erarbeitete Internet-,<br />
CD-ROM- oder Computerlösungen. Inhalte können schulische<br />
Darstellungen, optimierte Schulabläufe oder Schulprojekte<br />
sein. Die Preise werden im Herbst im Rahmen<br />
einer eigenen Großveranstaltung verliehen.<br />
Mit ihrem neuen Internet-Portal www.zukunftsfabrik.hannover.de<br />
informiert die ZuK über IT und Multimedia in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und bietet nun mit dem b2b-Supportcenter<br />
auch speziell Informationen und Beratung<br />
zum Thema „E-Business“ an. Das Netzwerk b2b-Supportcenter<br />
soll Unternehmen ermöglichen, auf reales<br />
interdisziplinäres Expertenwissen zu Vernetzungslösungen<br />
im E-business zurückzugreifen. Die Kommunikation<br />
im Internet wird durch eine digitale Community mit<br />
Foren, Chats und Newsletter gestärkt. Darüber hinaus<br />
gibt es Kundenberatung zu diversen Anwendungslösungen<br />
(www.b2b-supportcenter.de).<br />
Mit dem Aufbau des Netzwerks 3D-Economy wird die<br />
ZuK die Nischenkompetenz 3D in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
stärken. Kernelement ist ein Informations- und Kommunikationsportal<br />
über Chancen und Möglichkeiten von 3D-<br />
Darstellungen im Internet, insbesondere im E-Commerce.<br />
Das Internet-Portal gibt einen umfassenden Überblick<br />
über Einsatzgebiete, 3D-Technologien und ihre Anbieter<br />
(www.3d-economy.de).<br />
Mit ihrem Umzug in das IT-Center CampMedia auf der<br />
EXPO-Plaza ist die Zukunftsfabrik Kommunikation wichtiger<br />
Baustein dieses Zukunftsstandortes der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
geworden. Im Umfeld der EXPO-Plaza konzentrieren<br />
sich mehr und mehr Multimedia- und IT-Ausbildungsstätten<br />
sowie Unternehmen der Informations- und<br />
Medienwirtschaft. Am 30. November 2001 ging das<br />
Internet-Portal EXPO-Mediapark an den Start, das über<br />
die Multimedia-Aktivitäten im Expo-Park informiert und<br />
die Zusammenarbeit der Akteure unterstützt (www.expomediapark.de).<br />
Dieses wichtige Zukunftsprojekt wurde<br />
von der TCH GmbH und der IHK <strong>Hannover</strong> gemeinsam<br />
entwickelt, um Kooperationen und zugleich Marketing<br />
von Unternehmen und Institutionen zu unterstützen.<br />
Frau Dr. Knorre, die niedersächsische Ministerin für Wirtschaft,<br />
Technologie und Verkehr, mit den Preisträgern des<br />
Innovationspreises für Schulen 2001 von der IGS List.<br />
ADRESSE:<br />
Zukunftsfabrik Kommunikation<br />
c/o Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH<br />
CampMedia<br />
Expo Plaza 3<br />
30539 <strong>Hannover</strong><br />
Ansprechpartnerin: Susanne Oetzmann<br />
Tel.: (0511) 760 71 600<br />
Fax: (0511) 760 71 101<br />
E-Mail: oetzmann@hannover.de<br />
Internet: www.zukunftsfabrik.hannover.de<br />
sich mehrheitlich um Leitungsfunktionen in Abteilungen,<br />
Gruppen und Projekten. Die Einsatzbereiche haben sich<br />
jedoch entgegen der ursprünglichen Absicht eher in die<br />
Produktionsperipherie, also in die Produkt- und Verfahrensentwicklung,<br />
Materialentwicklung, den technischen<br />
Service und Industrial Engineering verlagert. Danach folgen<br />
mit Abstand produktionsnahe Bereiche wie Logistik,<br />
Qualitätssicherung und Materialvorbereitung. Damit entspricht<br />
der Einsatzort nicht dem anvisierten Ziel der Ausbildung.<br />
Dieses Ergebnis als Misserfolg zu verstehen,<br />
wäre jedoch völlig falsch. Die Ausbildung zu einem Ingenieur<br />
der Produktionstechnik mit sehr starkem Praxisbezug<br />
hat anscheinend zu einem Fachkräftepotenzial<br />
geführt, das aufgrund seiner „theoriegeleiteten Bodenhaftung“<br />
vielfach verwendbar und vor allem im näheren<br />
und weiteren Produktionsumfeld gefragt ist.<br />
Dass die Ausbildung von Produktionstechnikern trotz<br />
einer Veränderung der Zielperspektive auf produktionsunterstützende<br />
Funktionen ein großer Erfolg ist, beweist<br />
die Ausweitung dieses Qualifizierungsprinzips über die<br />
Verfahrenstechnik hinaus auf die Mechatronik mit dem<br />
Start im September 2001.<br />
Das bedeutet, dass das Studium zum Produktionstechniker<br />
im Praxisverbund heute zwei Berufsausbildungssäulen<br />
bietet: zum einen die Verfahrenstechnik, die bei Continental<br />
auf Kautschuk ausgerichtet ist (bei anderen beteiligten<br />
Unternehmen eher auf Metall), und zum anderen<br />
die Mechatronik. Damit verbunden ist zugleich die Verdoppelung<br />
der Zahl derer, die in dieses Programm aufgenommen<br />
werden, und zwar auf insgesamt fünfzig.<br />
Continental trägt wiederum die Verantwortung für die<br />
Hälfte der Plätze. Andere Firmen, wie zum Beispiel<br />
Volkswagen, Wabco und Varta, teilen sich die restlichen<br />
Kapazitäten. Man verspricht sich in den Unternehmen<br />
die Entwicklung von Multitalenten, die den Werkstoff<br />
kennen, Praxisbezug haben und die Sprache der Produzenten<br />
beherrschen. In der Planung für die nächste<br />
Zukunft ist die Übertragung des Modells auf den Bereich<br />
Konstruktionstechnik.<br />
Was in der Einleitung zu diesem Beitrag als positive<br />
Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen<br />
und Unternehmen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vermerkt<br />
wurde, gilt auch für die Kooperation zwischen den<br />
Unternehmen, konkret zwischen denen, die für die Entwicklung<br />
von qualifizierten Mitarbeitern verantwortlich<br />
sind. Sie sind in einem langjährig gewachsenen Netzwerk<br />
kreativ tätig bei der Suche nach Wegen, die Qualifikationsbedarfe<br />
der Zukunft zu decken. Darüber hinaus<br />
wird das Innovationspotenzial in der Zusammenarbeit<br />
zwischen den beteiligten Bildungsträgern, und zwar<br />
den Hochschulen, den Berufsschulen und den Ausbildungsabteilungen,<br />
gefordert und auch gefördert.<br />
KOMMUNIKATION UND NACHWUCHS-<br />
FÖRDERUNG BEI VOLKSWAGEN NUTZFAHRZEUGE<br />
Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) hat ein Programm<br />
unter dem Titel „Kommunikation und Nachwuchsförde-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 231<br />
rung“ aufgelegt, das dem Prinzip „Die Mitarbeiter stellen<br />
den entscheidenden Wettbewerbsfaktor dar“ folgt und<br />
deren Weiterqualifizierung durch konkrete Maßnahmen<br />
unterstützt. Das Personal ist es, das die guten Produkte<br />
und die gut funktionierende Fabrik erst zu einem strategischen<br />
Vorteil macht.<br />
Dieses Potenzial, das in <strong>Hannover</strong> auf einer Größenordnung<br />
von 15.000 Mitarbeitern im Wesentlichen durch<br />
die 195 Auszubildenden, die jährlich eingestellt werden,<br />
und durch kontinuierlich qualifizierte Neueinstellungen<br />
stabil gehalten wird, bedarf demnach einer besonderen<br />
„Pflege“. Dieser Erkenntnis wird dadurch Rechnung<br />
getragen, dass Nachwuchsförderung in eine spezifische<br />
Kommunikationskultur eingebettet und durch gezielte<br />
Kommunikationsprogramme umgesetzt wird. In<br />
diesem Punkt sind sich auch Unternehmensleitung und<br />
Betriebsrat einig. Damit wird der Einsicht Rechnung getragen,<br />
der Ruf nach mehr Information sei in Wirklichkeit<br />
der nach mehr Kommunikation. Während die Information<br />
Vermittlungsagent des Wissens ist, ist Kommunikation<br />
Träger von Deutungen und Interpretationen zu diesem<br />
Wissen. Diese erst ermöglichen, Kenntnisse und Fähigkeiten<br />
in effektives Handeln umzusetzen – und was mindestens<br />
genauso wichtig ist – Identität aufzubauen. Erst<br />
wenn die Mitarbeiter begreifen, welchen Sinn bestimmte<br />
Managemententscheidungen haben, können sie sich<br />
mit diesen und zugleich auch mit dem Unternehmen<br />
identifizieren. Unternehmerische Maßnahmen erreichen<br />
nur dann ungestört ihr Ziel, wenn die Mitarbeiter in die<br />
vorgegebene Richtung mitgehen, und dafür wiederum ist<br />
über Kommunikation gewonnene Einsicht die beste Voraussetzung.<br />
Das Postulat nach mehr Kommunikation ist allenthalben<br />
in den Wirtschaftsunternehmen zu hören. Dadurch allein<br />
wird noch nichts bewegt; entscheidend ist das konkrete<br />
Tun, das heißt faktisch durchgeführte Programme und<br />
kontinuierlich eingesetzte Instrumente.<br />
Insofern ist es konsequent, das Gruppengespräch als ein<br />
zentrales Element der Gruppenarbeit zu praktizieren. So<br />
gilt bei Volkswagen Nutzfahrzeuge die grundsätzliche<br />
Regelung, dass jedem Mitarbeiter eine Stunde Arbeitszeit<br />
pro Woche zur Verfügung steht, um über seine Arbeit<br />
sprechen zu können. Das, was im Management<br />
üblich ist, soll auch Kulturelement auf der Ebene der Produktionsarbeiter<br />
sein. Damit besteht die Chance, dem<br />
Modell der fraktalen Fabrik das vor allem für technische<br />
Aspekte angedachte Prinzip der Selbstähnlichkeit auch<br />
auf den sozialen Prozess der Kommunikation zu übertragen.<br />
Eine solche Kultur mindert zugleich die negativen Folgen<br />
einer streng hierarchisch organisierten Kommunikation.<br />
Aus dem bilateralen Austausch zwischen einem Vorgesetzten<br />
und einem Mitarbeiter wird der Dialog zwischen<br />
gleichgestellten Mitarbeitern um ihre Führungskraft<br />
herum. Die Strategie der Kommunikationsprogramme<br />
über die einzelnen Ebenen soll am Beispiel der Nachwuchsförderung<br />
verdeutlicht werden, so wie sie seit dem<br />
Jahre 2000 in Etappen realisiert wird.
232<br />
INNOVATIVE MODELLE DER ARBEITSGESTALTUNG UND QUALIFIZIERUNG IN UNTERNEHMEN<br />
Übersicht<br />
16-4<br />
Klausurtagung<br />
VWN-Forum<br />
M.I.T. aktuell/extra<br />
Management Infoletter<br />
Kaminabend<br />
Meistertreff<br />
Meisterbrief<br />
Nachwuchsforum/<br />
Projektnetzwerk<br />
PE-Gespräch<br />
PE-Runde<br />
Gesundheitscoaching<br />
Quelle: Schäffner<br />
Zielgruppen und Bausteine des Kommunikationsprogramms<br />
Kolleg für Unterabteilungsleiter/innen<br />
und Meister/innen<br />
Förderung Berufsbeste<br />
Einsteigerprogramm<br />
Sonderaktionen, z.B.<br />
Werksabnahmefahrten<br />
Patensystem<br />
Mit Fachhochschul- oder Universitätsabschluss<br />
Unterabteilungsleiter/innen, Schichtleiter/innen, Meister/innen, Meistervertreter/innen<br />
Qualifizierte Mitarbeiter/innen mit Potenzial für höherwertige (Fach- und Führungs-)Aufgaben;<br />
zentraler Nachwuchspool in NS (Datenbank)<br />
Inkl. Außertarifliche im Management, Managementnachwuchskräfte<br />
Marken- und erweiterter Vorstand<br />
Hoch qualifizierte<br />
Mitarbeiter<br />
Betriebliche<br />
Führungsebene<br />
Nachwuchspotenzial<br />
Führungskräfte Vorstand<br />
Conti-Reifen-Produktion<br />
Das Projekt der Nachwuchsförderung startete mit einer<br />
Analyse der Ausgangssituation seiner grundlegenden<br />
Elemente. Für die Kommunikation wird Folgendes kritisch<br />
festgestellt:<br />
– Ein Kommunikationskonzept für das Management von<br />
Volkswagen Nutzfahrzeuge ist vorhanden.<br />
– Es existieren mehrere eingeführte Kommunikationsveranstaltungen.<br />
– Es gibt viele Angebote für das Management, aber nur<br />
wenige für Meister und Unterabteilungsleiter und<br />
keine für „Potenzialträger“.<br />
– Bisher existiert keine systematische Verknüpfung zwischen<br />
Unternehmens- und Personalentwicklung.<br />
Der Status quo der Nachwuchsförderung wird folgendermaßen<br />
skizziert:<br />
– Ein durchgängiges Personalentwicklungssystem zur<br />
Förderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von<br />
der Einstellung bis zum möglichen Managementnachwuchs<br />
ist zu optimieren.<br />
– Die Entwicklungsmöglichkeiten aus dem Tarifbereich<br />
heraus werden dem Nachwuchs zu wenig aufgezeigt.<br />
– Es gibt einen hohen Bedarf an Managementnachwuchs<br />
in den nächsten Jahren.<br />
– Es existieren viele Angebote für wenige, aber nur<br />
wenige Angebote für viele.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 233<br />
Eine Veränderung des Status quo ist mit folgenden Zielen<br />
und Perspektiven verbunden:<br />
– Bindung der Besten<br />
– Systematisierung der Personalentwicklung<br />
– Sicherung, Bindung und Förderung des Nachwuchses<br />
– Erweiterung der Basis an identifizierten Potenzialträgern<br />
– Informationsaustausch und Wissensweitergabe<br />
– gemeinsame Orientierung und Unternehmensentwicklung<br />
– bereichs- und hierarchieübergreifende Verzahnung<br />
und Austausch<br />
– Weiterentwicklung von Markenprofil und Markenidentität<br />
– stabilisierende Elemente der Unternehmenskultur<br />
Wird die Nachwuchsförderung als ein stabilisierendes<br />
Element der Unternehmenskultur begriffen, steht sie logischer<br />
Weise im Zusammenhang eines Programms, das<br />
mehr als die Gruppe des Nachwuchses umfasst. Die<br />
Abbildung (S. 232) verdeutlicht, welche Zielgruppen an<br />
welchen Bausteinen des Kommunikationsprogrammes<br />
teilhaben können.<br />
Zur Verdeutlichung dessen, was das Kommunikationsprogramm<br />
in den einzelnen Elementen leistet, sollen drei<br />
der skizzierten Maßnahmen etwas deutlicher beschrieben<br />
werden:
234<br />
FIRMEN IN DER REGION<br />
Wir über uns<br />
Die Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong> ist die größte Sparkasse<br />
in Niedersachsen und die größte kommunale Sparkasse<br />
Norddeutschlands. Wir gehören zur Sparkassenorganisation,<br />
also zur Finanzgruppe, die im Jahr<br />
2000 World Partner der Weltausstellung EXPO 2000<br />
in <strong>Hannover</strong> für Finanzdienstleistungen war.<br />
Die Stadtsparkasse wurde 1823 gegründet. 1998 haben<br />
wir unser 175-jähriges Bestehen gefeiert. Wohl kaum ein<br />
Unternehmen in der Stadt ist so eng mit <strong>Hannover</strong> verbunden<br />
wie die Stadtsparkasse, die ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor<br />
dieser Stadt ist. Sie zählt zu den größten<br />
Gewerbesteuerzahlern in <strong>Hannover</strong>. Gleichzeitig ist die<br />
Sparkasse ein bedeutender Arbeitgeber in der <strong>Region</strong>.<br />
Insgesamt arbeiten rund 1.900 Beschäftigte in den sechzig<br />
Filialen und vierzehn BetreuungsCentern im Stadtgebiet<br />
<strong>Hannover</strong>s sowie der Zentrale am Raschplatz.<br />
Mit rund einer Million Kundenkonten sind wir Marktführer<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und nehmen vielfältige Aufgaben<br />
im Bereich der Kreditwirtschaft wahr. Kundennähe<br />
und eine hohe Qualität bei allen Leistungen<br />
sind uns wichtig. Unsere Stärke beziehen wir aus dem<br />
persönlichen Kontakt zu Kunden und Geschäftsfreunden,<br />
aber auch aus profunden Einblicken in das Wirtschaftsleben<br />
der <strong>Region</strong>. Den differenzierten Ansprüchen und<br />
Bedarfssituationen unserer Privat-, Individual- und Firmenkunden<br />
werden wir mit einer zeitgemäßen Vertriebsund<br />
Unternehmensstruktur gerecht.<br />
Mit unserer Kompetenz wollen wir die positive Entwicklung<br />
der heimischen Wirtschaftstrukturen fördern. Die<br />
Betreuung neuer Unternehmen und potenzieller Existenzgründer<br />
ist seit Jahren ein Schwerpunkt unserer Aktivitäten.<br />
Der jährliche Gründungswettbewerb StartUp, die<br />
sparkasseneigene <strong>Hannover</strong>-Fonds Unternehmensbeteiligungsgesellschaft,<br />
die Mitwirkung an der Existenzgründungs-Initiative<br />
<strong>Hannover</strong> (EIH) sowie die Beteiligung an<br />
der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Grundstücksgesellschaft (HRG)<br />
und an weiteren Gesellschaften zur Erschließung und<br />
Vermarktung von Wohnbaugebieten und Gewerbeflächen<br />
sind Beispiele für unser Engagement in der Wirtschaftsförderung.<br />
Aber nicht nur die Dienstleistung rund ums Geld wird als<br />
Verwirklichung des öffentlichen Auftrags gesehen. Wir<br />
engagieren uns vor Ort bei karitativen, sportlichen und<br />
kulturellen Aktivitäten des städtischen Lebens. Von den<br />
Stiftungserlösen der sparkasseneigenen <strong>Hannover</strong>Stiftung,<br />
die mit einem Kapital von rund 5 Mio. E ausgestattet<br />
ist, profitieren ausschließlich gemeinnützige Projekte<br />
und Einrichtungen in <strong>Hannover</strong>.<br />
Wir sind ein hannoversches Traditionsunternehmen, das<br />
dabei stets für Innovationen offen ist und Visionen für die<br />
Gestaltung der Zukunft hat. Unser Ziel ist es, unsere Kunden<br />
optimal bei allen Geldangelegenheiten zu betreuen.<br />
Fragen Sie uns einfach direkt!<br />
Die Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong><br />
auf einen Blick: (Stand: 31.12.2001)<br />
Bilanzsumme 8.260 Mio. €<br />
Kreditvolumen 4.920 Mio. €<br />
Gesamteinlagen von Kunden 4.524 Mio. €<br />
Eigenkapital 307 Mio. €<br />
Anzahl der Sparkonten 517.500<br />
ADRESSE:<br />
Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong><br />
Korrespondenzanschrift:<br />
Postfach 1 45,<br />
30001 <strong>Hannover</strong><br />
Zentrale: Raschplatz 4,<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
Tel. (05 11) 3 46 - 0<br />
Fax: (05 11) 3 46 - 25 25<br />
Telex: 922315 hans d · SWIFT HANS DE 2H<br />
T-Online * 969696 #<br />
E-Mail: ssk-hannover@t-online.de<br />
Internet: http://www.stadtsparkasse-hannover.de<br />
Im Meistertreff kommen Management, Meister und Meistervertreter<br />
zusammen, um vom Management aktuelle<br />
und vertiefende Informationen zum Beispiel über werksund<br />
marktpolitische Zusammenhänge zu erhalten und<br />
darüber zu sprechen. Darüber hinaus dient der Treff<br />
dem Kennenlernen, dem Knüpfen von Netzwerken und<br />
der Entfaltung von Lösungsideen für Brennpunkte vor<br />
Ort. Die Veröffentlichung des Protokolls in dem institutionalisierten<br />
Meisterbrief sichert dem Meistertreff eine<br />
Seriosität und Verbindlichkeit, die weit über eine lockere,<br />
unverbindliche Gesprächsrunde hinausreicht.<br />
Das Nachwuchsforum beziehungsweise das Projektnetzwerk<br />
ermöglicht eine Kommunikation zwischen<br />
Führungs- und Nachwuchskräften und trägt dazu bei,<br />
gute Nachwuchskräfte zu entdecken. Dieses Forum steht<br />
unter dem Motto: Nachwuchskräfte bewegen etwas bei<br />
Volkswagen Nutzfahrzeuge. Dahinter steht das Prinzip,<br />
Lernen durch bereichsübergreifende Projektarbeit im<br />
Rahmen konkreter Aufträge zu ermöglichen und diese<br />
Ergebnisse innerhalb des Forums zu präsentieren. Die<br />
Nachwuchskräfte finden dafür ein Forum von Kolleginnen<br />
und Kollegen, Führungskräften, Vertretern des Personalwesens<br />
und des Betriebsrates und Vorstandsmitgliedern.<br />
Die Form der Tagesveranstaltung außerhalb<br />
des Werkes verdeutlicht, dass genügend Raum und Zeit<br />
zur Verfügung gestellt wird.<br />
Die Personalentwicklungs-Runde (PE-Runde) aus Mitgliedern<br />
des erweiterten Vorstandes und dessen strategischen<br />
Managements, das viermal im Jahr der systematischen<br />
Personalentwicklung, Personalplanung und Nachfolgeplanung<br />
dient, enthält ebenfalls Elemente der hierarchieübergreifenden<br />
Kommunikation. Dies geschieht<br />
durch die Präsentation von Nachwuchskräften vor deren<br />
Teilnahme an der „Orientierungsklausur“, welche die<br />
Präzisierung von persönlichen Entwicklungsprogrammen<br />
zum Ziel hat. Darüber hinaus erhalten Trainees und weitere<br />
Nachwuchskräfte die Gelegenheit, sich dem Top-<br />
Management zu präsentieren.<br />
Damit zielen die Kommunikationsangebote zwischen<br />
Unternehmensleitung und Management einerseits und<br />
den Nachwuchskräften anderseits auf eine Qualitätsverbesserung<br />
der Personalentwicklung im Sinne einer Praxis,<br />
in der die Chancen für den Nachwuchs, entdeckt<br />
und gezielt gefördert zu werden, steigen. Ein zweites<br />
Element der Qualitätssteigerung durch die Förderung<br />
der Kommunikation beweist sich auf dem „shop floor“.<br />
Die dort etablierten Gruppengespräche sind auch ein<br />
zentrales Element zur Umsetzung von Zielen und der<br />
Evaluation von Zielvereinbarungsprozessen in den Feldern<br />
Qualität, Kosten, Organisation und Mitarbeiter.<br />
Die hier dokumentierten Beispiele verdeutlichen das<br />
Bestreben, die Zielrichtung der Hierarchie und bereichsübergreifenden<br />
Kommunikation in eine Organisationsform<br />
zu bringen, die das Postulat einer Verbesserung der<br />
Kommunikation in den betrieblichen Prozessen Wirklichkeit<br />
werden lässt und so zu einem grundlegenden Kulturgut<br />
wird.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 235<br />
FAZIT<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist ein Standort, in dem ein gut<br />
funktionierendes Netzwerk von universitären und privaten<br />
Beratungsleistungen einerseits und interessierten<br />
Unternehmen und Organisationen andererseits gute Projekte<br />
und Ergebnisse hervorbringt. Basis der Veränderungsprojekte<br />
ist ein gemeinsames Verständnis, Innovationen<br />
im Rahmen von Organisationsentwicklungsprozessen<br />
einzuführen. Ein Kernelement von Organisationsentwicklung<br />
ist die Beteiligung der Betroffenen und ein<br />
gemeinsames Lernen während des Veränderungsprozesses.<br />
Insofern steckt in den hier dargestellten Projekten –<br />
und auch in denen, die hier nicht berücksichtigt werden<br />
konnten – ein Fundus für eine lernende <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.
236<br />
17.<br />
Neue städtebauliche<br />
Qualitäten<br />
Robert Wegner<br />
Die Weltausstellung EXPO 2000 hat <strong>Hannover</strong> einen besonderen<br />
Schub gegeben. Die Landeshauptstadt hat die<br />
Chance genutzt und im Vorfeld der Veranstaltung viele<br />
neue Projekte realisiert. Noch nie wurde in <strong>Hannover</strong> in<br />
architektonischer und städtebaulicher Hinsicht so viel bewegt<br />
wie in den letzten 10 Jahren. Neben der spürbaren<br />
Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur war in vielen Bereichen<br />
eine kontinuierliche Veränderung des Stadtbildes<br />
zu erleben. Es gab unzählige Architektur-Wettbewerbe<br />
für größere und kleinere Bauprojekte, viele Stadtplätze<br />
wurden neu gestaltet, historische Bauten wie das Alte<br />
Rathaus und der Hauptbahnhof wurden modernisiert<br />
und mit neuem Leben gefüllt, Kaufhausfassaden wurden<br />
verschönert und schließlich ist am Kronsberg sogar ein<br />
völlig neuer Stadtteil entstanden.<br />
Blick aus Richtung Bahnhofstraße auf das Kröpcke-Center nach seinem geplanten Umbau<br />
Unter der Überschrift „Zukunft <strong>Hannover</strong>“ soll mit einem<br />
Handlungsprogramm zur Stadtentwicklung 2001 – 2005<br />
dieser Schwung genutzt und die Weiterentwicklung der<br />
Stadt kontinuierlich fortgeführt werden. In städtebaulicher<br />
Hinsicht stehen hier unter anderem Projekte an wie<br />
die gestalterische und funktionale Aufwertung von Plätzen<br />
und Grünflächen in zahlreichen Stadtteilen.<br />
BLICK NACH VORN – ZWISCHEN KRÖPCKE<br />
UND RASCHPLATZ<br />
Besonders augenfällig wird sich das Erscheinungsbild<br />
der Innenstadt vor und unmittelbar hinter dem Hauptbahnhof<br />
verändern. Mit dem Umbau des Kröpcke-Centers,<br />
der Sanierung und Neugestaltung der Passerelle und der<br />
Aufwertung des Raschplatzes als heutigem „Hinterhof“<br />
des Bahnhofs stehen gleich drei Großvorhaben in unmittelbarem<br />
räumlichen und inhaltlichen Zusammenhang,<br />
bei allen dreien sollen die städtebaulichen Fehler der<br />
70er Jahre ausgebügelt werden.<br />
Das verschachtelte Kröpcke-Center aus dem Jahr 1972<br />
beschäftigt die Öffentlichkeit und Stadtplaner nun schon<br />
seit rund fünf Jahren. Nach einem gelungenen Entwurf von<br />
Prof. Volkwin Marg (gmp von Gerkan, Marg und Partner,<br />
Hamburg) sollte die Umgestaltung ursprünglich bereits<br />
zur EXPO 2000 abgeschlossen sein. Doch Klagen von Geschäftsleuten<br />
aus der Nachbarschaft, die durch die Vergrößerung<br />
des zentral an Fußgängerzonen gelegenen<br />
Komplexes Nachteile befürchteten, haben den Baubeginn<br />
immer wieder verzögert. Alle juristischen Probleme<br />
sollen jetzt aber weitestgehend geklärt sein, so dass der<br />
Investor, die Deutsche Grundbesitz-Investment GmbH aus<br />
Frankfurt, in absehbarer Zeit mit dem Umbau beginnen kann.<br />
Computeranimation der Passerelle nach ihrem Umbau<br />
Der Entwurf orientiert sich an der ursprünglichen Quartierstypologie<br />
und stellt mit einem fünfgeschossigen dreieckigen<br />
Baublock die entsprechenden Proportionen der<br />
Straßenräume wieder her. Es werden klare Fluchten entstehen,<br />
die die Attraktivität der Fußgängerbereiche deutlich<br />
erhöhen werden. Zu dieser Aufwertung wird auch<br />
entscheidend die Überbauung des so genannten großen<br />
„Passerellenlochs“ beitragen, das in der Minus-Eins-<br />
Ebene als Eingang in die U-Bahnstation „Kröpcke“ dient.<br />
Der Gebäudekomplex wird zwar insgesamt kräftiger<br />
und massiver und auch der alte Turm bleibt bestehen,<br />
doch wird eine wesentlich größere Funktionalität in der<br />
Fläche erreicht und an der Nord-Ecke entsteht wieder<br />
eine große ebenerdige Fußgängerkreuzung. Mit der<br />
Gliederung der Fassade in einen zweigeschossigen<br />
Arkadenbereich mit Ladengeschäften und drei verglaste<br />
Obergeschosse wird das Erscheinungsbild des Kröpcke-<br />
Centers entscheidend zum Positiven verändert.<br />
Auch die Passerelle erfährt derzeit eine deutliche Aufwertung.<br />
Es gab zwar auch Kritiker, die die Bahnhofstraße<br />
lieber wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen<br />
wollten, doch bleibt die unterirdische Passage als<br />
Ladenzeile und direkte fußläufige Verbindung zwischen<br />
den beiden großen U-Bahn-Umsteigestationen „Hauptbahnhof“<br />
und „Kröpcke“ erhalten. Im November 2000<br />
wurde ein Gutachterverfahren für die Sanierung sowie<br />
die funktionale und gestalterische Verbesserung zunächst<br />
für den Abschnitt zwischen Kröpcke und Hauptbahnhof<br />
entschieden. Unter fünf hannoverschen Büros,<br />
die durch die HRG <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Grundstücksgesellschaft<br />
in Abstimmung mit der Stadt <strong>Hannover</strong> beauftragt<br />
worden waren, sind die Architekten Venneberg & Zech<br />
als Sieger hervorgegangen. Ihr Entwurf sieht im Wesentlichen<br />
vor, die Passerelle in ihrer jetzigen Form als zwei-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 237<br />
geschossige Straße zu erhalten, sie aber unter dem<br />
Motto „Weniger ist mehr“ prägnanter zu gestalten.<br />
Einbauten wie große Kunstobjekte oder Brunnen verschwinden,<br />
der Verkehrsweg wird schmaler, die Läden<br />
rücken mit einheitlichen Fronten mehr in die Mitte, so<br />
dass in ihren hinteren Bereichen Platz für neue Haustechnik<br />
entsteht. Aus dem straffen, sehr reduzierten<br />
orthogonalen System werden künftig nur die Verbindungsbrücken<br />
und schrägstehenden Treppen ausbrechen.<br />
Um diese Unterscheidung zu unterstreichen, werden sich<br />
die seitlichen Brüstungen der Passerelle von denen der<br />
Treppen und Brücken unterscheiden. Gläserne Aufzüge<br />
werden an den Enden der Passerelle eingebaut und<br />
Glasdächer über den Ladenfronten sollen den Witterungsschutz<br />
verbessern. Mit der Hinwendung zu einer<br />
Glas-Natursteinarchitektur soll das negative Image der<br />
Betonarchitektur beseitigt und die Ladenstruktur mit<br />
attraktiveren Warenangeboten verbessert werden. Ein<br />
neues Beleuchtungskonzept wird die unterirdische Passage<br />
heller und freundlicher erscheinen lassen. Lichtstelen,<br />
die sehr an die Gestaltung der Expo-Brücken erinnern,<br />
werden in einer gleichmäßigen Reihe aus der Minus-<br />
Eins-Ebene „herauswachsen“ und sollen so auch eine Verbindung<br />
zur Straßenebene herstellen. Bis zum Herbst<br />
<strong>2002</strong>, spätestens bis zum Weihnachtsgeschäft, wird der<br />
Abschnitt zwischen Kröpcke und Bahnhof fertiggestellt<br />
sein. Möglichst zeitnah soll dann der Umbau des so<br />
genannten Abschnitts B unter dem Bahnhof erfolgen.<br />
Im Gegensatz zur Passerelle, soll am Raschplatz die Zeit<br />
der Minus-Eins-Ebene langfristig zu Ende gehen. Um für<br />
diesen recht problematischen Bereich hinter dem Bahnhof<br />
ein auf längere Sicht tragfähiges Entwicklungskonzept<br />
zu bekommen, hatten die Stadt <strong>Hannover</strong> und die
238<br />
NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />
Wettbewerbsmodell für die Umgestaltung des Raschplatzes der Architekten gmp<br />
HRG <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Grundstücksgesellschaft einen<br />
städtebaulichen Ideenwettbewerb ausgeschrieben und<br />
sieben Büros aus Hamburg und <strong>Hannover</strong> dazu eingeladen.<br />
Der Ende November 2000 ermittelte Gewinner,<br />
Prof. Volkwin Marg, entwickelte ein umfassendes und<br />
klares städtebauliches Konzept mit gut proportionierten<br />
öffentlichen Räumen. Er erarbeitete einen Rahmen mit<br />
Spielraum für die Ausgestaltung von Einzelprojekten und<br />
verschiedenen Entwicklungsstufen, einen Entwurf, dem<br />
man anmerkt, dass er sich bereits beim Kröpcke-Center<br />
intensiv mit der städtebaulichen Situation und mit der<br />
Problematik der Minus-Eins-Ebene beschäftigt hat.<br />
Marg schlägt vor, den Raschplatz wieder auf die Straßenebene<br />
zu verlegen und die heutige Platzfläche zur Tiefgarage<br />
umzufunktionieren. Eine ebenerdige Fußgängerverbindung<br />
könnte sich dann in einer Linie von der Bahnhofstraße<br />
durch den Bahnhof und über den Raschplatz<br />
zur Lister Meile erstrecken. Die umstrittene Hochstraße,<br />
die im Norden an dem Platz vorbeiführt, sollte nach seinen<br />
Vorstellungen abgerissen werden, so dass der Innenstadtbereich<br />
aus seiner Umklammerung befreit und die<br />
Verbindung zu den Stadtteilen List und Oststadt verbessert<br />
wird.<br />
Die Platzfläche soll schmaler und als Allee ausgebildet<br />
werden, der rückwärtige Eingang zum Bahnhof soll eine<br />
gläserne Vorhalle bekommen und die Passerelle wird<br />
künftig am Bahnhof enden. Neubauten an der Nordwest-Seite<br />
des Platzes und auf der Fläche des angrenzenden<br />
Busbahnhofs (ZOB) und des Postgeländes werden<br />
für klare Linien sorgen und die City in Richtung Lister<br />
Meile erweitern. Konkrete Pläne existieren bereits für ein<br />
modernes Handels- und Dienstleistungszentrum an der<br />
Hamburger Allee auf dem ehemaligen Postgelände und<br />
auch das so genannte „Lister Dreieck“, das heutige ZOB-<br />
Gelände, wird als hochwertiges Grundstück aus Sicht<br />
der Stadt gut zu vermarkten sein. Der Busbahnhof soll<br />
näher an den Bahnhof heranrücken. Insgesamt gilt der<br />
Entwurf für die Umgestaltung des Raschplatzes als entwicklungsfähiges<br />
Konzept, für seine vollständige Umsetzung<br />
wird allerdings ein Zeitraum von mindestens 20<br />
Jahren angegeben. Zurzeit wird das Konzept vom Architekturbüro<br />
gmp überarbeitet und weiterentwickelt.<br />
Betrachtet man den Bahnhofsvorplatz, kann man sich<br />
vorstellen, wie attraktiv der Bereich rund um den Bahnhof<br />
einmal werden kann. Die Neugestaltung des Ernst-<br />
August-Platzes wurde parallel zur aufwändigen Umgestaltung<br />
des Hauptbahnhofs kurz vor der Eröffnung der<br />
Weltausstellung nach Plänen des Hamburger Büros Ohrtvon-Seggern-Partner<br />
realisiert und ist ein besonders gelungenes<br />
Beispiel qualitätsvoller Stadtplanung.<br />
Der Platz wurde verkehrsberuhigt und bis auf Busse und<br />
Bahnen vom Durchgangsverkehr befreit. Die umliegenden<br />
Gebäude geben dem Platz klare Raumkanten, die<br />
großen alten Platanen am Rand wurden erhalten und an<br />
den Seiten durch Neupflanzungen ergänzt. Das Pflaster<br />
besteht aus neu entwickelten Betonplatten mit Mineralgemisch<br />
und wirkt fast wie Naturstein. Nach Beendigung<br />
der Bauarbeiten in der Passerelle wird es ebenfalls<br />
auf den Gehwegen der Bahnhofstraße verlegt, so dass<br />
beide Bereiche auch optisch ineinander übergehen.<br />
Zwei sichelförmige Brunnen prägen besonders im Sommer<br />
die Atmosphäre des Platzes und unterstützt durch<br />
gastronomische Angebote im Freien erinnert der Platz<br />
an schönen Tagen an eine Piazza im Süden. Für das<br />
attraktive Lichternetz, das den Platz überspannt, stand<br />
tatsächlich ein südländischer Stadtplatz Pate, hier haben<br />
sich die Stadtplaner von einem Platz in Locarno im Tessin<br />
inspirieren lassen. Originell ist der sprechende Gully,<br />
der dank eines unterirdischen CD-Wechslers tagsüber<br />
Musik und nachts sogar Texte von Schwitters von sich<br />
gibt und Passanten immer wieder in Staunen versetzt.<br />
Zur weiteren Aufwertung dieses Bereichs wird auch das<br />
„Ernst-August-Carré“ beitragen, das im Frühjahr <strong>2002</strong> in<br />
einem umgebauten ehemaligen Bahngebäude östlich<br />
des Hauptbahnhofs eröffnet wird. Das Carré bekommt<br />
einen direkten Zugang vom Ernst-August-Platz und die<br />
großzügig um einen Innenhof gruppierten Läden<br />
schließen mit ihren hochwertigen Angeboten an die<br />
Qualität der nahen Galerie Luise an. Ähnliche Überlegungen<br />
gibt es auch für das Gebäude an der anderen<br />
Bahnhofsseite. Dort, wo heute noch das städtische Touristikbüro<br />
untergebracht ist, könnte schon bald eine ansprechende<br />
Ladenpassage zur neuen Hauptpost führen.<br />
DIE STADT VERÄNDERT SICH –<br />
DER AEGIDIENTORPLATZ<br />
Während einige Projekte noch im Stadium der Planungsphase<br />
sind, hat sich vielerorts das Erscheinungsbild der<br />
Stadt schon auffällig weiterentwickelt. Oft sind es nur<br />
kleine Maßnahmen wie die ansprechende Gestaltung<br />
von Bus- oder Bahnhaltestellen, die eine große Wirkung<br />
entfalten. Besonders deutlich werden Veränderungen im<br />
Stadtbild aber durch die Um- oder Neugestaltung von<br />
größeren zusammenhängenden Bereichen, wie beispielsweise<br />
am Aegidientorplatz oder zwischen Steintor<br />
und Klagesmarkt.<br />
Rechtzeitig vor der Weltausstellung wurde am Aegi nach<br />
vielen Jahren die ursprünglich als Provisorium gedachte<br />
und für die Entlastung des motorisierten Verkehrs eingesetzte<br />
Hochstraße demontiert. Nach ihrem Abriss und<br />
NORD/LB Neubau<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 239<br />
der Umgestaltung des Platzes gibt es nun keine optische<br />
Einschnürung des Innenstadtbereichs gegenüber der<br />
Südstadt mehr, der Blick von der City Richtung Hildesheimer<br />
Straße ist wieder frei. Der Verkehr wurde neu<br />
geregelt und das von einigen Skeptikern erwartete Verkehrschaos<br />
ist ausgeblieben.<br />
Doch trotz Bepflanzungen und Neugliederung hat der<br />
Aegi aufgrund der uneinheitlichen Bebauung noch kein<br />
unverwechselbares „Gesicht“ bekommen. Ein gestalterischer<br />
Gewinn wäre die Realisierung der geplanten<br />
Straßenkunst, für die sogar ein Wettbewerb ausgeschrieben<br />
war. Ob aber die Lichtinstallation einer rund<br />
25 Meter hohen „Lichtwolke“, die den gesamten Aegidientorplatz<br />
mit Hilfe einer Stahlkonstruktion überspannen<br />
soll, wie in der gemeinsamen Planung der Architekten<br />
Behnisch und dem Künstler Heinz Mack vorgesehen,<br />
ausgeführt wird, ist aufgrund der hohen Kosten noch<br />
offen. Aus der „Lichtwolke“ würden nicht nur bei Dunkelheit<br />
Lichter leuchten, sie soll auch tagsüber das Sonnenlicht<br />
reflektieren. Mit den Arbeiten am Aegi-Torhaus,<br />
einem Bürogebäude der Architekten Storch und Ehlers,<br />
wurde ebenfalls noch nicht begonnen. Nach der Realisierung<br />
dieses Hauses an der Ostseite des Platzes würden<br />
die vorgesehenen strukturellen Maßnahmen abgeschlossen<br />
sein.<br />
Aus städtebaulicher und architektonischer Sicht ein<br />
großer Gewinn ist der Neubau der Hauptverwaltung der<br />
NORD/LB am Friedrichswall, in dem vom Sommer <strong>2002</strong><br />
an rund 1.500 Menschen arbeiten. Nach den Plänen<br />
des Stuttgarter Architekturbüros Behnisch, Behnisch &<br />
Partner erhält <strong>Hannover</strong> hier ein beispielhaftes Stück<br />
moderner Architektur. Das Gebäude ist mit seiner Höhenentwicklung<br />
entlang der Straßen an die angrenzende
240<br />
NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />
Bebauung angepasst und fügt sich in die Stadtstruktur<br />
ein. Als markantes „Wahrzeichen“ wächst ein Hochhaus<br />
aus der Anlage rund 70 Meter in die Höhe. Der Erdgeschossbereich<br />
ist frei zugänglich und mit Wasserflächen<br />
attraktiv gestaltet. Mit Läden und Gastronomiebetrieben<br />
und durch den offenen Charakter des Hauses wird ein<br />
Stück neuer vitaler Urbanität entstehen. Das Gebäude<br />
wird zum Bindeglied zwischen den verschiedenen stadträumlichen<br />
Funktionen Einkaufen, Arbeiten, Wohnen,<br />
Kultur, Sport und Freizeit. Die Bank nutzt hier ein wichtiges<br />
Stück Stadt und schafft im Gegenzug einen attraktiven<br />
öffentlichen Raum. Dieses Gebäude dokumentiert,<br />
dass innerstädtische Bürobauten und eine lebendige<br />
Stadt keine Widersprüche darstellen müssen, sondern<br />
dass derartige Bauten mit der entsprechenden Konzeption<br />
den Stadtraum wiederbeleben können.<br />
ZWISCHEN STEINTOR UND KLAGESMARKT<br />
Ein weiterer interessanter Bereich städtebaulicher Veränderungen<br />
ist das Steintor bis hin zum Klagesmarkt.<br />
Durch zahlreiche Einzelmaßnahmen hat sich das Erscheinungsbild<br />
hier in Teilbereichen schon positiv gewandelt,<br />
doch birgt das Areal rund um den zentralen<br />
Platz am Steintor noch enormes Entwicklungspozential.<br />
Durch die halbrunde Platzgestaltung, die Anbindung an<br />
das U-Bahnnetz und die Fortführung der Achse Georgstraße-Lange<br />
Laube wurde der Platz nach Plänen des hannoverschen<br />
Büros Storch und Ehlers zwar gestalterisch<br />
und funktional aufgewertet, er wird aber dennoch nicht<br />
als richtiger Platz wahrgenommen. Es gibt keine klaren<br />
Raumkanten rund um den Platz und die Randbebauung<br />
mit trister Nachkriegsarchitektur liefert keine prägnante<br />
Begrenzung. Lange Zeit überragte nur das Anzeiger<br />
Hochhaus von Fritz Höger (Bauzeit 1927-28) mit mehreren<br />
Geschossen die anderen Gebäude, als erste<br />
„Reparatur-Maßnahme“ wurde 1989 „Das Neue Steintor“<br />
fertiggestellt. Das Grundstück zwischen dem Anzeiger-<br />
Hochhaus und der Langen Laube lag seit Kriegsende<br />
brach und wurde als Behelfsparkplatz oder während des<br />
U-Bahn-Baus als Lagerfläche genutzt, was für Image und<br />
Erscheinungsbild des Bereiches nicht gerade förderlich<br />
war. Prof. Gottfried Böhm hat mit seinem Entwurf für<br />
„Das Neue Steintor“ an den turmartigen Charakter des<br />
Anzeiger-Hochhauses und an sein Baumaterial angeknüpft.<br />
Das Gebäude dient als Platzwand, zwei erhöhte<br />
Baukörper flankieren einen niedrigeren Mittelteil, der mit<br />
seinen dreigeschossigen torähnlichen Zugängen und der<br />
glasüberdachten Passage das alte Stadttor assoziiert.<br />
Trotz dieses ersten Ansatzes hinterlässt der Steintorplatz<br />
keinen bleibenden Eindruck, eine aufeinander abgestimmte<br />
höhere Bebauung würde ihm gut zu Gesicht stehen.<br />
Um neue Wege für die weitere städtebauliche Entwicklung<br />
am Steintor aufzuzeigen, fand im November 2001<br />
ein internationaler Architektenworkshop mit dem Titel<br />
„Imagination: Radical City Vision <strong>Hannover</strong> 2001“statt,<br />
initiiert von der Universität <strong>Hannover</strong> in enger Zusammenarbeit<br />
mit der Kestner Gesellschaft, die dafür ihre<br />
attraktiven Ausstellungsräume zur Verfügung stellte. In<br />
mehreren Arbeitsgruppen haben international bekannte<br />
Architekten und engagierte Nachwuchsplaner kreative<br />
und innovative Entwicklungsmodelle erarbeitet, aus<br />
denen sich, so der Initiator Prof. Jörg Friedrich, Ansätze<br />
ableiten lassen „wie man das Steintorviertel von der<br />
Citybrache zu einem urbanen, kulturell bedeutsamen<br />
architektonischen und zugleich investiv sinnvollen Höhepunkt<br />
in der Stadtlandschaft <strong>Hannover</strong>s entwickeln könnte“.<br />
Im Stadtplanungsamt hat man diese Anregungen mit<br />
großem Interesse aufgenommen und wird prüfen, welche<br />
Vorschläge für konkrete Planungen geeignet sind.<br />
Neben diesen Ausblicken darf auch das bisher Erreichte<br />
nicht unerwähnt bleiben, denn gerade in Richtung<br />
Klagesmarkt hat sich schon viel zum Positiven verändert.<br />
Dazu zählen der Umbau des Goseriedebades für die<br />
bereits erwähnte Kestner Gesellschaft, die Sanierung<br />
und Umnutzung des Tiedthofs an der Goseriede, in dessen<br />
Nachbarschaft bis zum Frühjahr 2003 die Dienstleistungsgewerkschaft<br />
ver.di ihr neues Zentrum errichtet,<br />
und auch die Umgestaltung des Klagesmarkts selber. Als<br />
Ergebnis eines Wettbewerbs, den das hannoversche<br />
Büro Jabusch und Schneider gewonnen hat, war<br />
zunächst eine vollständige Umbauung des Platzes vorgesehen.<br />
Da der Klagesmarkt aber weiterhin für<br />
Wochenmärkte und Veranstaltungen wie den „Pöttemarkt“<br />
oder DGB-Kundgebungen nutzbar bleiben sollte,<br />
musste der Entwurf überarbeitet und reduziert werden.<br />
Von der ursprünglichen Idee ist als städtebaulicher<br />
Ansatz die Allee oder Promenade an der Ostseite des<br />
Platzes realisiert worden, die für den Autoverkehr<br />
gesperrt wurde und jetzt als fußläufige Verbindung die<br />
City mit der Nordstadt verbindet. An beiden Längsseiten<br />
des Platzes wurden nach historischem Vorbild Bäume<br />
gepflanzt, die leider noch nicht groß genug sind, um die<br />
schmucklosen 50er-Jahre-Fassaden an der Westseite des<br />
Platzes zu verdecken. In der Platzmitte ist ein zweigeschossiges<br />
Restaurant entstanden, das im Frühjahr <strong>2002</strong><br />
auch mit Außenbewirtung eröffnet wird. Zusammen mit<br />
den Gastronomieangeboten im Bereich nördlich des<br />
Nikolai-Friedhofs bis zum CinemaxX wird es zur Belebung<br />
der Abendszene beitragen. Im Sommer <strong>2002</strong> wird<br />
die Stadt noch vier kleine Pavillons mit je knapp 50 Quadratmetern<br />
Fläche entlang der Allee errichten. Kleine<br />
Läden sollen darin auch tagsüber für eine stärkere Nutzung<br />
des Klagesmarkts sorgen.<br />
Im südlichen Anschluss an das Steintor hat die ÜSTRA in<br />
der Goethestraße mit dem 30 Meter hohen Gehry-Tower<br />
ein besonders markantes Haus realisiert und damit diesem<br />
Bereich einen weiteren Impuls gegeben. Nach dem Entwurf<br />
des amerikanischen Stararchitekten Frank O. Gehry<br />
entstand ein neungeschossiges, in sich gedrehtes Gebäude<br />
mit einer auffälligen Fassade aus mattiertem Edelstahl.<br />
Mit diesem Gebäude ist die ÜSTRA nicht zum ersten Mal<br />
als Förderer von Gestaltqualität aufgetreten. Die zwölf<br />
spektakulären Haltestellen im Stadtgebiet, die als Ergebnis<br />
eines Workshops von international anerkannten Architekten<br />
und Designern wie Alessandro Mendini, Frank O.<br />
Gehry oder Jasper Morrison entworfen wurden, prägen<br />
nun schon seit einigen Jahren den Stadtraum wie Kunstobjekte<br />
und sind aus dem Erscheinungsbild <strong>Hannover</strong>s<br />
nicht mehr wegzudenken. Gleiches gilt auch für die vom<br />
britischen Designer Jasper Morrison entworfenen neuen<br />
Gehry-Tower<br />
Stadtbahn-Fahrzeuge, die „Silberpfeile“ zeichnen sich<br />
durch ihr zeitloses und elegantes Design aus.<br />
Um diese Qualität fortzuführen, wurde für die Hochbahnsteige<br />
der neuen Stadtbahnlinie D zum Weltausstellungs-<br />
bzw. Messegelände von der Stadt 1995 ein Wettbewerb<br />
ausgelobt, den das in <strong>Hannover</strong> ansässige Büro<br />
Despang-Architekten in Zusammenarbeit mit dem Tragwerksbüro<br />
ARUP aus Düsseldorf gewonnen hat. Die<br />
neuen Haltestellen sind als variables Baukastensystem<br />
ebenfalls viel beachtete Stadtobjekte geworden und ausgezeichnete<br />
obendrein, denn noch vor ihrer eigentlichen<br />
Einweihung erhielten sie den Deutschen Städtebaupreis.<br />
ERFOLGREICHE UMNUTZUNG<br />
INNERSTÄDTISCHER BRACHEN<br />
Seit vielen Jahren werden in <strong>Hannover</strong> innerstädtische<br />
Brachflächen mit Erfolg umgewandelt und für die Stadt<br />
zurückgewonnen. Dazu gehören die durch betriebsbedingte<br />
Schließungen oder produktionsbedingte Verlagerungen<br />
ansässiger Firmen frei werdenden Betriebsgelände<br />
und Gebäude. Die Beispiele sind zahlreich: Die bekanntesten<br />
sind die Stammhäuser der Deutschen Grammophon,<br />
Bahlsen, Ahrberg, Pelikan und Geha. Mit unterschiedlichen,<br />
den jeweiligen Anforderungen angepassten<br />
Nutzungskonzepten, entstanden aus dem wirtschaftlichen<br />
Unglück heraus Glücksfälle für die Stadtentwicklung.<br />
Auch die Umwandlung der nicht mehr benötigten<br />
Kasernengelände wird wie beim Prinz-Albrecht-Carré<br />
gleichermaßen erfolgreich umgesetzt.<br />
In den vergangenen Jahren realisiert wurde die Um- und<br />
Neugestaltung der ehemaligen Verwaltungs- und Pro-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 241<br />
duktionsgebäude des bekannten Schreibmittelherstellers<br />
Pelikan. Nachdem die Produktion aus den alten Gebäuden<br />
der Jahrhundertwende in neue Produktionsstätten<br />
ausgelagert worden war, wurden die Gebäude aufwändig<br />
saniert und durch neue ergänzt. Die so entstandenen<br />
Flächen wurden erfolgreich mit einem Nutzungsmix aus<br />
Veranstaltung, Hotel, Gastronomie, Wohnen, Freizeit<br />
und Einzelhandel belegt. Das PelikanViertel ist eines der<br />
Schlüsselprojekte <strong>Hannover</strong>s. Es ist eine Art Leitbild für<br />
die Umnutzung innerstädtischer Brachflächen geworden<br />
und dokumentiert die Fortschreibung einer auf Kontinuität<br />
ausgelegten Stadtplanung.<br />
Im Zentrum des Viertels gelegen, dient ein Marktplatz als<br />
Bindeglied zwischen den historischen Gebäuden und<br />
dem Neubaubereich. Die einzelnen Neubauabschnitte<br />
folgen in der Qualität dem sanierten, modernisierten<br />
und denkmalgeschützten Bereich. Die Neubauten nehmen<br />
das Wechselspiel von rotem Klinker und weißem<br />
Putz der Altbausubstanz auf, so dass eine optische Einheit<br />
entsteht. Dieses Miteinander von Alt und Neu, von<br />
Wohnen und Arbeiten macht den besonderen Charakter<br />
des PelikanViertels aus und trägt wesentlich zur Attraktivität<br />
und zum besonderen Flair des Standorts bei.<br />
Für die wegweisende städtebauliche Konzeption und die<br />
anspruchsvolle gestalterische Ausbildung der Gebäudestrukturen<br />
hat das PelikanViertel, geplant von dem hannoverschen<br />
Architekten Dieter Neikes, im Wettbewerb<br />
„Neue Nutzung von Bauland im besiedelten Bereich“<br />
des Landes Niedersachsen die höchste Auszeichnung<br />
erhalten. Von der Jury wurde die Entwicklung des PelikanViertels<br />
zu einem vitalen Stadtquartier mit großer<br />
Nutzungsvielfalt hervorgehoben.
242<br />
NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />
Andere noch zur Verfügung stehende, große, zusammenhängende<br />
Flächen, wie beispielsweise das ehemalige<br />
Betriebsgelände der Hanomag-Werke, das Areal des<br />
Güterbahnhofes und weitere Kasernengelände, bedeuten<br />
ein großes Potenzial für die Verdichtung der Stadt. In<br />
<strong>Hannover</strong> entsteht mit ihrer Umnutzung ein Wandel auf<br />
engstem Raum, ohne den sonst mit Neuplanungen verbundenen<br />
Verlust an Natur- oder Grünflächen. Gleichzeitig<br />
kann mit der Bebauung von Brachen die Lebensund<br />
Wohnqualität in den Stadtteilen verbessert und die<br />
Abwanderung ins Umland gestoppt werden. So entstehen<br />
beispielsweise Eigenheime in der „Lister Plantage“,<br />
dem ehemaligen Bahlsen-Gelände am Mittellandkanal.<br />
Auch das Gelände der Gilde-Brauerei in Linden wandelt<br />
sich vom Gewerbegebiet zur attraktiven Wohngegend.<br />
Auf dem ehemaligen Brauereigelände wird insbesondere<br />
der von jungen Familien gewünschte Wohnraum in<br />
Stadthäusern mit eigenem kleinen Garten in einem urbanen<br />
Umfeld geschaffen. Die Umgestaltung der rund 2,2<br />
Hektar große Fläche wird mit der Ostland Wohnungsbaugesellschaft<br />
als Bauträger und nach den Plänen der<br />
Architekten Peter Lassen und Tobias Hübotter Ende <strong>2002</strong><br />
beginnen und ein Jahr später abgeschlossen sein. Im<br />
„Gilde-Carré“ werden 70 zwei- und dreigeschossige<br />
Einfamilienhäuser mit Wohnflächen zwischen 110 und<br />
180 Quadratmetern errichtet. In der Blumenauer Straße<br />
wird eine viergeschossige Wohnbebauung das neu entstehende<br />
Viertel begrenzen. Die Hauptverwaltung der<br />
Wohnungsgenossenschaft am Küchengarten und ein Verwaltungsgebäude<br />
der Polizei an der Ecke Blumenauer<br />
Straße/Gartenallee werden zusätzlich städtebauliche<br />
Pelikan Gebäude<br />
Akzente setzen. Ein besonderer Vorteil des ehemaligen<br />
Brauereigeländes ist die gute Infrastruktur. Die Stadtbahnlinien<br />
am Schwarzen Bären und am Küchengarten<br />
bieten eine optimale Erschließung durch den öffentlichen<br />
Nahverkehr. Zu Fuß und mit dem Rad ist das Stadtzentrum<br />
in wenigen Minuten zu erreichen, Kulturangebote<br />
und Einkaufsmöglichkeiten liegen vor der Haustür und<br />
entlang der Ihme erreicht man den weitläufigen Naherholungsbereich<br />
der Leineaue. Wie in der Deisterstraße,<br />
wo bereits ein ähnliches Konzept in kleinerem Umfang<br />
erfolgreich realisiert wurde, stößt das Projekt „Gilde-<br />
Carré“ gerade bei den Bauwilligen auf große Resonanz,<br />
die die Vorzüge des Stadtlebens mit den Qualitäten<br />
eines Eigenheims kombinieren möchten.<br />
KRONSBERG UND MESSE –<br />
POSITIVE FOLGEN DER WELTAUSSTELLUNG<br />
Das größte hannoversche Entwicklungsgebiet liegt im<br />
Südosten der Stadt am Kronsberg. Erste städtebauliche<br />
Ansätze für eine Bebauung des Kronsbergs sind schon<br />
rund 30 Jahre alt. Wieder aufgenommen wurde die Diskussion<br />
Anfang der 90er Jahre, als ein Gutachten für<br />
<strong>Hannover</strong> einen Bedarf von 20.000 Wohnungen im Jahr<br />
2000 prognostizierte. Da die in der Stadt vorhandenen<br />
Baugebiete für diese Größenordnung nicht mehr ausreichten,<br />
wurde die Entwicklung des neuen Stadtteils<br />
Kronsberg vorangetrieben. Die Realisierung dieses ehrgeizigen<br />
Projektes wurde aber schließlich erst durch die<br />
EXPO 2000 möglich. In einem 1995 geschlossenen Generalvertrag<br />
zur Weltausstellung war die Stadt zum Bau<br />
einer Expo-Siedlung verpflichtet, die ursprünglich direkt<br />
DVG, Zentrale am Kronsberg<br />
neben dem Expo-Gelände errichtet werden sollte. Doch<br />
letztlich entschied sich die Stadt für die sinnvolle<br />
Mischung von Expo-Wohnungen und allgemeinem Wohnungsbau<br />
am Kronsberg. In seiner endgültigen Größe ist<br />
der Stadtteil mit rund 6.000 Wohnungen für ungefähr<br />
15.000 Menschen geplant. 3.000 Wohnungen, darunter<br />
200 Reihenhäuser, sind bereits fertiggestellt und bieten<br />
schon knapp 6.000 Menschen ein neues Zuhause.<br />
Während der Weltausstellung waren 1.000 Wohnungen<br />
für Expo-Mitarbeiter reserviert und konnten anschließend<br />
wieder frei vermietet werden.<br />
Dank klarer Regelungen und Vorgaben seitens der Stadt<br />
garantierte ein kooperatives Planungsverfahren ein hohes<br />
Maß an gestalterischer Vielfalt. So waren an der Planung<br />
der Kronsberg-Siedlung ca. 50 Architektur- und Landschaftsplanungsbüros<br />
sowie 25 verschiedene Bauträger<br />
beteiligt. Das Wohnquartier ist ein Vorzeigeprojekt<br />
geworden, bei dem die Vorzüge Flächen sparenden Bauens<br />
mit hohen ökologischen Ansprüchen kombiniert sind.<br />
Im direkten Anschluss an die Wohnbebauung entsteht<br />
ein Gewerbegebiet, in dem sich bereits die Landesbausparkasse<br />
LBS und das Software-Unternehmen<br />
Datenverarbeitungsgesellschaft mbH (dvg) angesiedelt<br />
haben. Für das Verwaltungsgebäude der dvg wurde<br />
1996 ein EU-offener Wettbewerb ausgerichtet, den die<br />
Architekten Haschler+Jehle aus Berlin gewonnen haben.<br />
Die begrünten Innenhöfe des 350 Meter langen, außergewöhnlichen<br />
Gebäudes werden von einem gebogenem<br />
Glasdach überdeckt. Für die 1.700 Mitarbeiter gibt es<br />
nur 1.300 Arbeitsplätze. Folgerichtig hat niemand einen<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 243<br />
angestammten Platz, sondern verlässt jeden Tag seinen<br />
Platz als „clean desk“, sucht sich am nächsten Morgen<br />
einen freien Platz oder findet sich projektbezogen mit<br />
seinen Teamkollegen zusammen. Damit ist die dvg das<br />
erste größere Unternehmen in Deutschland, das konsequent<br />
dieses System erprobt. Voraussetzung hierfür war,<br />
dass alle Arbeitsplätze gleich gut belichtet sind. Für die<br />
architektonische Umsetzung dieser Betriebsphilosophie<br />
war eine hoch entwickelte Gebäudetechnik erforderlich.<br />
Das benachbarte Messegelände hat in besonderem<br />
Maße von der Weltausstellung profitiert. Bei der Entwicklung<br />
des Ausstellungsgeländes für die EXPO 2000<br />
wurden in <strong>Hannover</strong> ganz neue Wege beschritten, denn<br />
erstmals in der 150-jährigen Geschichte der Weltausstellungen<br />
ist ein bestehendes Messegelände in die Planungen<br />
einbezogen worden. Das insgesamt 160 Hektar<br />
große Expo-Areal setzte sich zusammen aus dem rund<br />
100 Hektar großen Gelände der Deutschen Messe AG<br />
und 60 Hektar neu erschlossener Fläche auf dem<br />
benachbarten Kronsberg. Die Einbeziehung vorhandener<br />
Messeeinrichtungen und Ausstellungsflächen reduzierte<br />
den Flächenverbrauch erheblich und machte<br />
durch die gesicherte Nachnutzung auch ökonomisch<br />
Sinn. Um das Messegelände in ein attraktives Weltausstellungsgelände<br />
zu verwandeln, waren allerdings<br />
neben der aufwändigen Freiraumplanung vor allem<br />
umfangreiche bauliche Veränderungen notwendig. Ein<br />
Schwerpunkt lag darin, einige der alten mehrgeschossigen<br />
Messehallen durch großzügige, lichtdurchflutete<br />
Neubauten mit hoher Gestaltqualität zu ersetzen. Diese<br />
Aufgabe hat einen Entwicklungsprozess eingeleitet, der-
244<br />
NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />
Messegelände <strong>Hannover</strong><br />
zukunftsweisende Lösungen hervorgebracht hat. Führende<br />
Architekten haben mit Mut zum Neuen innovative<br />
Energiekonzepte erarbeitet, neue Tragwerks-Konstruktionen<br />
entwickelt und im Einklang von Gestaltung und Technik<br />
architektonisch anspruchsvolle Gebäude mit hoher<br />
Aufenthaltsqualität entworfen.<br />
Der Begriff der Messe- und Ausstellungsarchitektur<br />
wurde im Vorfeld der Expo für das Messegelände völlig<br />
neu definiert. Die Hallen 2 und 4 aus den Jahren 1993<br />
und 1996 gelten dabei als richtungsweisend. Die dreischiffige<br />
Halle 2 (Europahalle) der hannoverschen Architekten<br />
Bertram, Bünemann & Partner nutzt das natürliche<br />
Tageslicht und öffnet sich mit ihrer 100 Meter langen<br />
Glasfassade großzügig nach außen. Als größte freitragende<br />
Messehalle Europas wurde sie abgelöst von der<br />
benachbarten Halle 4 der Hamburger Architekten gmp<br />
von Gerkan, Marg & Partner, die mit ihren Abmessungen<br />
von 184 x 132 Meter über 20.000 Quadratmeter<br />
Ausstellungsfläche bietet. Ein transparentes gewölbtes<br />
Dach überspannt die gesamte Hallenfläche und auch<br />
hier sorgt eine Verglasung in voller Höhe für die optische<br />
Öffnung und natürliche Belichtung der Halle. Beide Bauten<br />
prägen heute mit ihrer leichten und markanten Architektur<br />
den Nordbereich des Geländes und geben ihm<br />
zusammen mit dem angrenzenden Messepark ein offenes,<br />
erlebnisorientiertes und urbanes Flair.<br />
Bei der 220 x 115 Meter großen Halle 26 ist es den<br />
Planern in besonderer Weise gelungen, eine Wechsel-<br />
beziehung zwischen Ökologie und Architektur herzustellen,<br />
die Trennung von Innen- und Außenräumen aufzuheben<br />
und attraktive Sichtbeziehungen zu schaffen.<br />
Dieses architektonische Highlight des Münchener Büros<br />
Herzog & Partner ist eine Kombination aus funktionaler<br />
Ausstellungshalle und sympathischem Erlebnisraum. Zu<br />
den besonderen Merkmalen der 1996 fertiggestellten<br />
Halle zählen die Dreiteilung und der Zeltcharakter des<br />
Hängedachs, die Verglasung der Fassaden und die Verwendung<br />
von Holz für die Deckenkonstruktion (Brettstapeldecke).<br />
Ein neu entwickeltes, Kosten sparendes Lüftungssystem,<br />
das so genannte Hybridsystem, kombiniert<br />
natürliche und mechanische Lüftung. Hallenluft, die sich<br />
in den nach Norden ausgerichteten, 28 Meter hohen<br />
„Giebeln“ bis auf 45 °C aufheizen kann, wird durch<br />
den Außenwind abgesaugt. Ein spezielles Beleuchtungssystem,<br />
bei dem die Hallendecke als Großreflektor<br />
dient, nutzt optimal das einfallende Tageslicht. 1998<br />
wurden die Architekten für ihre Arbeit mit dem Deutschen<br />
Stahlbauer-Preis ausgezeichnet, weil es ihnen<br />
nach Auffassung der Jury mit diesem innovativen Hallentypus<br />
gelungen ist, in herausragender Weise Funktionalität,<br />
Gestaltung und Ökologie in Einklang zu bringen.<br />
Die Halle 13 aus dem Jahr 1997 zeichnet sich durch ihr<br />
zurückhaltendes Erscheinungsbild, eine klare Form, konstruktive<br />
Intelligenz, innovative Haustechnik und Umweltfreundlichkeit<br />
aus. Das 225 x 120 Meter große Gebäude<br />
des Münchener Architekten Prof. Ackermann hat zu<br />
allen Seiten transparente Fassaden und besteht primär<br />
aus einem Stahlträgerrost, der auf sechs Installationskernen<br />
aus Beton aufliegt. Bis auf diese Techniksäulen,<br />
die gleichzeitig der Aussteifung in vertikaler und horizontaler<br />
Richtung dienen, ist die Halle stützenfrei und<br />
kann für unterschiedliche Nutzungen flexibel aufgeteilt<br />
werden. Mut zum Experiment hat laut Prof. Ackermann<br />
das innovative Lüftungssystem der Halle 13 hervorgebracht.<br />
Verbrauchte Hallenluft wird durch ein System<br />
aus so genannten Venturi-Flügeln auf dem Dach durch<br />
Unterdruck abgesaugt. Dieses natürliche Lüftungskonzept<br />
führt zusammen mit der optimalen Ausnutzung des<br />
Tageslichts durch ein blendfreies Oberlichtsystem zu<br />
einer Energieeinsparung von 50%. Besuchern, die über<br />
den Skywalk vom Bahnhof zum Messegelände kommen,<br />
bereitet die Halle 13 an der Allee der Vereinigten<br />
Bäume mit ihrer offenen Architektur einen freundlichen<br />
Empfang.<br />
Nach ihrer Fertigstellung im Frühjahr 1999 ist nun die<br />
neue Doppelhalle 8/9 die größte freitragende Ausstellungshalle<br />
Europas, sie ist geprägt von Transparenz und<br />
Leichtigkeit. Die Halle verfügt über eine Ausstellungsfläche<br />
von rund 30.000 Quadratmeter, davon sind<br />
22.050 stützenfrei. Der markante architektonische Eckpunkt<br />
für den Süden des Messegeländes entstand nach<br />
den Plänen des Hamburger Büros gmp von Gerkan,<br />
Marg und Partner. Ein besonderer Blickfang ist das freitragende<br />
Holzdach mit seinen fünf sanften Schwüngen.<br />
Es scheint auf dem Gebäude zu schweben – ein Eindruck,<br />
der durch die allseitig transparente Fassade<br />
noch unterstrichen wird. Der hohe Tageslichtanteil, die<br />
ressourcenschonende Verwendung von Materialien und<br />
der Einsatz von Holz als nachwachsendem Rohstoff<br />
dokumentieren den ökologischen Anspruch. Der 250 x<br />
143 Meter große Gebäudekomplex stellt auch eine Art<br />
Bindeglied zwischen der benachbarten Expo-Plaza und<br />
dem Messegelände dar. Von der Stadtbahnhaltestelle<br />
Messe-Ost gelangen Besucher über die Plaza und die<br />
attraktive, 30 Meter breite Fußgängerbrücke „Exponale“<br />
zunächst auf ein großzügig gestaltetes Plateau,<br />
das gleichzeitig als Dach der Halle 8 dient. Eine 80<br />
Meter breite Freitreppe führt von dort direkt zur Südschiene<br />
des Messegeländes mit der Allee der Vereinigten<br />
Bäume.<br />
Das neue Verwaltungsgebäude der Deutschen Messe<br />
AG, geplant vom Münchner Büro Herzog & Partner, ist<br />
das neue Wahrzeichen der Messe und zugleich mit<br />
etwas über 100 Metern auch das höchste Gebäude<br />
<strong>Hannover</strong>s. Es ist im Hinblick auf hohe Arbeitsplatzqualität<br />
und einen innovativen Einsatz von Energie entwickelt<br />
und von dem in <strong>Hannover</strong> ansässigen Büro BKSP<br />
umgesetzt worden. Es reiht sich ein in das konsequent<br />
umgesetzte städtebauliche Konzept einer durchgängig<br />
rechtwinkligen Grundstruktur, bei der der ständige<br />
Wechsel von bebauten und unbebauten Flächen für eine<br />
gute Orientierung und für die besondere Aufenthaltsqualität<br />
sorgt. Das hannoversche Messegelände ist<br />
heute nicht nur weltweit eines der größten, sondern<br />
auch eines der modernsten und attraktivsten – ein<br />
bedeutender Faktor im internationalen Vergleich.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 245<br />
FAZIT<br />
Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich das Erscheinungsbild<br />
<strong>Hannover</strong>s auffällig gewandelt. Im Vorfeld der<br />
Expo wurden so viele interessante architektonische und<br />
städtebauliche Projekte initiiert, dass Bewohnern und<br />
Gästen diese positiven Veränderungen im ganzen Stadtgebiet<br />
begegnen. Ob auf dem Messegelände, in einzelnen<br />
Stadtteilen oder direkt in der Innenstadt – der neue<br />
Qualitätsanspruch ist überall sichtbar. Die Lebensqualität<br />
ist gestiegen und das neue Selbstbewusstsein kommt<br />
dem Standort <strong>Hannover</strong> zugute. Die Stadtplaner setzen<br />
die begonnene Arbeit kontinuierlich auch nach der Weltausstellung<br />
fort und tragen so, wenn auch manchmal nur<br />
in kleinen Schritten, zu einer zukunftsorientierten Entwicklung<br />
der Stadt bei. Diese größere städtebauliche<br />
Attraktivität ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass der<br />
Städtetourismus in <strong>Hannover</strong> wie in keiner anderen<br />
deutschen Stadt zugenommen hat – ein Kompliment und<br />
zugleich ein Anreiz, die entwickelten Konzepte konsequent<br />
weiterzuverfolgen.
246<br />
NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />
Neue Mitte Garbsen<br />
Auch außerhalb der Landeshauptstadt wird in städtebaulicher<br />
Sicht viel bewegt. Ein besonders interessantes<br />
Beispiel ist die Entwicklung der neuen Stadtmitte in Garbsen.<br />
Unter dem Stichwort „Innovativer Städtebau“ darf<br />
daher an dieser Stelle ein Blick auf die Stadt vor den<br />
Toren <strong>Hannover</strong>s und ihre ambitionierten Pläne zur<br />
Gestaltung eines neues Zentrums nicht fehlen.<br />
Der Stadtteil Garbsen Mitte<br />
Garbsen heute<br />
Die Stadt Garbsen ist mit 63.000 Einwohnern nach <strong>Hannover</strong><br />
die zweitgrößte Stadt in der <strong>Region</strong>. Sie wurde<br />
1974 durch den Zusammenschluss mehrerer ehemals<br />
selbstständiger Gemeinden gebildet und besteht heute aus<br />
dreizehn Stadtteilen in einer Größe von 630 bis 14.500<br />
Einwohnern. Etwa zwei Drittel von ihnen leben im städtisch<br />
geprägten Hauptsiedlungsbereich. Die hervorragende<br />
Verkehrslage, eine abwechslungsreiche Landschaft und<br />
die sehr gute wohnortnahe, soziale Infrastruktur machen<br />
Garbsen zum beliebten Wohnstandort. Dafür sorgen<br />
außerdem eine breite Palette kultureller Veranstaltungen,<br />
die das ganze Jahr über in den verschiedenen Stadtteilen<br />
angeboten werden. Auch Sport und Vereinsaktivitäten<br />
werden groß geschrieben, in den Garbsener Vereinen<br />
sind insgesamt über 15.000 Mitglieder aktiv.<br />
Die dynamische Arbeitsplatzentwicklung der letzten<br />
Jahre belegt die zunehmende Bedeutung Garbsens als<br />
wichtiges gewerbliches Zentrum im Nordwesten der<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Mit Radio 21 ging ein erfolgreicher<br />
Hörfunksender im ehemaligen Garbsener Rathaus auf<br />
Sendung. Parallel dazu gewinnen die Bereiche Forschung,<br />
Hightech und Entwicklung von Jahr zu Jahr an<br />
Bedeutung. So wird sicherlich die Ansiedlung des PZH<br />
(Produktionstechnisches Zentrum <strong>Hannover</strong> Deutsches<br />
Kompetenzzentrum) der Universität <strong>Hannover</strong> die Standortentwicklung<br />
nachhaltig positiv beeinflussen. Für den<br />
Spätsommer <strong>2002</strong> ist die Grundsteinlegung geplant und<br />
ab 2004 können dann namhafte Unternehmen verschiedener<br />
Branchen und die Wissenschaftler des Fachbereichs<br />
Maschinenbau der Universität im Produktionstechnischen<br />
Zentrum in Garbsen neue Wege der Zusammenarbeit<br />
gehen. Ehemals sechs einzelne Institute werden<br />
unter einem Dach vereinigt, mit dem Ziel gemeinsamer<br />
Forschung und enger Kooperation zwischen Wirtschaft<br />
und Wissenschaft. Neben den vierhundert Wissenschaftlern<br />
und Technikern in der Einrichtung entstehen durch<br />
das PZH 250 neue Arbeitsplätze. Ein weiterer Teil der<br />
universitären Forschungseinrichtungen wurde mit dem<br />
Zentrum der Biomedizintechnik in Garbsen eingerichtet.<br />
Als Bestandteil der Innovationsoffensive des Landes Niedersachsen<br />
und der niedersächsischen Hochschulen soll<br />
das Zentrum dazu beitragen, bestehende Forschungsaktivitäten<br />
zu bündeln und neue fokussiert zu platzieren.<br />
Zu den wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre zählt<br />
man in Garbsen den Erhalt der bestehenden Infrastruktur<br />
in den einzelnen Stadtteilen und zugleich die Weiterentwicklung<br />
des Zentrums für alle Garbsener – gemeint ist<br />
der Bereich zwischen Autobahn, B6 und den Stadtteilen<br />
Garbsen und Berenbostel. Die bisherige Entwicklung<br />
des Stadtteils Garbsen Mitte folgte mit dem Leitbild der<br />
„Grünen Mitte“ bereits einem landschaftsbezogenen<br />
Ansatz. Die vorhandenen Seen und Teiche – Abbaugruben<br />
ehemaliger Ziegeleien – sind Ausgangspunkt der<br />
städtebaulichen Konzeption und machen den Stadtteil zu<br />
einem beliebten Wohnstandort: Hier gibt es neben den<br />
attraktiven Naherholungsmöglichkeiten alle bedeutenden<br />
Infrastruktureinrichtungen wie Schulen, Kindergärten<br />
sowie Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten.<br />
Der Stadtteil Garbsen Mitte<br />
Das neue Rathaus, 1997 fertiggestellt, setzte neue Maßstäbe<br />
für die gesamte Stadtentwicklung und das<br />
Stadtzentrum. Hier wurde mehr als ein architektonisch<br />
interessantes, ökologisches und energieeffizientes Bauwerk<br />
geschaffen, es wurde ein zentrales Haus der<br />
Dienstleistung, Information und Kommunikation, ein<br />
Haus der Bürgernähe und Kundenorientierung. Die<br />
Stadtverwaltung dokumentiert hier zudem innovative<br />
Energiepolitik und setzt auf die Kraft des guten Beispiels<br />
durch Einhaltung des Niedrigenergiehausstandards,<br />
durch entsprechende Wärmedämmung, Wärmeversorgung<br />
vom nahe gelegenen Blockheizkraftwerk des<br />
Schulzentrums, Erdwärmetauscher, Regenwassernutzung<br />
sowie passive und aktive Solarenergienutzung. Die am<br />
Südgiebel und im Dachbereich installierte Photovoltaikanlage<br />
mit 7.000 Silizium-Solarzellen auf 180 Quadratmetern<br />
Fläche deckt zehn Prozent des Strombedarfs.<br />
Das neue Rathaus (rechts) und das Kinocenter (links) sind<br />
erster baulicher Ausdruck für eine „Neue Mitte“<br />
Mit der Eröffnung des Multiplexkinos CineStar, der angegliederten<br />
Gastronomie und der Fertigstellung des Rathausplatzes<br />
folgte 1999 ein weiterer wichtiger Schritt<br />
zur Belebung der Neuen Mitte. Stadträumlich ist noch<br />
der bauliche Abschluss des Zentrums nach Westen mit<br />
entsprechend urbanen Nutzungen und die Einbindung<br />
durch Wohn-, Gewerbe- und Freiflächen zu realisieren.<br />
Auf neuen Wegen zur „Neuen Mitte“<br />
Das insgesamt achtzig Hektar große Areal stellt hohe<br />
Anforderungen an den Städtebau. Die Realisierung der<br />
„Neuen Mitte“ kann nur schrittweise geschehen. Deshalb<br />
muss die Konzeption Investitionen über einen langen<br />
Zeitraum lenken können und innerhalb des gesetzten<br />
Rahmens Flexibilität aufweisen. In diesem Sinne galt es,<br />
eine nachhaltige Entwicklungsperspektive zu finden.<br />
Innovativer Städtebau ist in Garbsen eng verknüpft mit<br />
neuen Wegen, dieses Ziel zu erreichen. Bewusst entschieden<br />
sich Bürgermeister Wolfgang Galler und Stadtbaurat<br />
Alexander Heuer in Abstimmung mit dem Rat für<br />
ein kooperatives, transparentes Planverfahren. Wesentliche<br />
Elemente waren dabei unter anderem die Vorbereitung<br />
der Planung durch themenbezogene Workshops;<br />
die Durchführung der Entwurfswerkstatt mit fünf Teams<br />
vor Ort im Rathaus; die akzeptanzorientierte Planung<br />
durch Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern; die<br />
Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Planung;<br />
die umsetzungsorientierte Planung durch frühzeitige<br />
Einbeziehung potenzieller Investoren und die regional<br />
orientierte Planungsbetrachtung mit der <strong>Region</strong>alplanung<br />
als Fachberater.<br />
Erarbeitet wurde die Konzeption zur „Neuen Mitte“ in<br />
einer städtebaulichen Entwurfswerkstatt. Insgesamt<br />
waren fünf regional bis international erfahrene Teams<br />
(Städtebau, Architektur, Landschaftsplanung) mit der Planungsaufgabe<br />
betraut. Es gab ein für alle Interessierten offenes,<br />
mehrtägiges Werkstattverfahren, bei dem die Garbsener<br />
vor Ort im Rathaus ihre eigenen Visionen einbrachten.<br />
Im November 2000 empfahl die Jury der Stadt, mit<br />
dem Gedankengut von zwei Teams weiterzuarbeiten und<br />
damit die attraktivsten und interessantesten Ansätze im<br />
Sinne einer optimalen Lösung zu nutzen.<br />
Erkennbar ist bei beiden Teams („Hegger/Hegger/<br />
Schleif“ und „RKW Rohde/Kellermann/Wawrosky“) die<br />
grobe Einteilung des Plangebietes in einen deutlich<br />
urban geprägten Zentrumsbereich mit Öffnung zum Freiraum<br />
nach Westen und separat erschließbare Wohnfelder<br />
südlich der Meyenfelder Straße. Weiterhin planen beide<br />
ein Gewerbegebiet in Zuordnung zur Autobahn A 2,<br />
eine neue Verbindungsstraße parallel zur Autobahn und<br />
einen großen Freibereich in der Mitte des Plangebietes.<br />
Der Freibereich verdeutlicht das Leitbild der städtebaulichen<br />
Entwicklung: die räumliche Verknüpfung einer urbanen<br />
Mitte mit dem Potenzial der Landschaft. Diese<br />
gegensätzlichen Pole in direkter Kombination sind nicht<br />
nur Garant für ein einzigartiges Profil der neuen Stadtmitte.<br />
Sie stehen auch für qualitativ hochwertige, zukunftsorientierte<br />
Wohnquartiere, die in unmittelbarer Nähe, zu<br />
Fuß erreichbar, zu allen bedeutsamen Infrastruktureinrich-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT HANNOVER REGION 247<br />
Rahmenplan des Teams „Hegger/Hegger/Schleif“<br />
tungen liegen. Beide Entwürfe benutzen als zentrales<br />
Gestaltungselement das Wasser. Beim Team „RKW“ wird<br />
das Wasser durch gegliederte Wasserbecken bis in das<br />
Zentrum geführt und in der Mitte dieser Wasserlandschaft<br />
schlagen sie eine landschaftlich gestaltete Insel vor. Das<br />
zweite Team „Hegger/Hegger/Schleif“ plant einen<br />
neuen See, über den die Vernetzung mit den umliegenden<br />
Landschaftsräumen erfolgen soll. Attraktive Stege<br />
kennzeichnen das Nordufer mit der Wohnbebauung und<br />
künstliche Dünen schaffen neben geplanten Gewerbeflächen<br />
am Südufer Platz und ein ansprechendes Umfeld<br />
für Baden und Sport. Um den See soll ein vernetztes Fußund<br />
Radwegnetz angelegt werden und eine Baumallee ist<br />
zwischen dem zentralen Marktplatz und der Uferpromenade<br />
geplant.<br />
Rahmenplan des Teams „RKW<br />
Rohde/Kellermann/Wawrosky“<br />
Aktuell entsteht mit einem Büro- und Geschäftshaus die<br />
Fortführung eines vorhandenen Gebäuderiegels, mit dem<br />
der Rathausplatz seine nördliche Raumkante erhält. Auf<br />
der Grundlage verfeinerter Vorgaben zum städtebaulichen<br />
Konzept und den erwünschten Nutzungen im Kerngebiet<br />
wird von der Stadt Garbsen derzeit ein Investorenwettbewerb<br />
für weitere Bauabschnitte im Umfeld des Rathauses<br />
vorbereitet. Mit deren Realisierung wird für alle Garbsener<br />
ein weiterer Mosaikstein ihres gemeinsamen Zentrums<br />
erlebbar. Die „Neue Mitte“ wird das unverwechselbare<br />
Profil Garbsens durch den direkten Landschaftsbezug des<br />
städtebaulichen Konzeptes stärken und damit die Attraktivität<br />
der Stadt in der <strong>Region</strong>.
248<br />
18.<br />
Städtebaulicher Wettbewerb<br />
– „Route der<br />
Wohnqualität“<br />
Martina Flamme-Jasper<br />
18.1 Ausgangslage für den Wettbewerb<br />
Die Konferenz für Umwelt und Entwicklung, die 1992 in<br />
Rio de Janeiro stattfand, hat eine nachhaltige, zukunftsverträgliche<br />
Entwicklung zur zentralen Aufgabe unserer<br />
Gesellschaften im 21. Jahrhundert erklärt. Dadurch wurde<br />
ein Prozess in Gang gesetzt, der von der internationalen<br />
politischen Ebene über nationale Regierungen bis zu<br />
den Kommunen Umdenkungsprozesse verlangt. Bei der<br />
Habitat II Konferenz in Istanbul wurden darauf aufbauend<br />
grundsätzliche Zielsetzungen einer sozial- und umweltverträglichen<br />
Städtebaupolitik erarbeitet und mit der<br />
Weltkonferenz zur Zukunft der Städte „URBAN 21“, die<br />
im Sommer 2000 in Berlin stattfand, wurde der Dialog<br />
über nachhaltige Stadtentwicklung mit der Erarbeitung<br />
konkreter Lösungsansätze fortgeführt.<br />
Die Erfolge dieser Konferenzen sind sicherlich daran zu<br />
messen, ob die von dort ausgegangenen Impulse und Beschlüsse<br />
tatsächlich zu verändertem politischen Handeln<br />
führen und umgesetzt werden. Stadt- und <strong>Region</strong>alplaner<br />
stehen vor neuen Aufgaben. Gerade in den Städten dokumentieren<br />
sich die Folgen der Globalisierung besonders<br />
deutlich – Urbanität, wirtschaftliche Leistungskraft,<br />
gesellschaftlicher Zusammenhalt und kulturelle Angebote<br />
sind vielerorts gefährdet. Auf der anderen Seite birgt<br />
diese Situation aber auch eine Chance für Städte und<br />
<strong>Region</strong>en, ihre Modernisierungsbereitschaft unter Beweis<br />
zu stellen, und ihre ökonomischen und ökologischen<br />
Grundlagen zu sichern und weiterzuentwickeln. Mit<br />
neuer Gestaltungskraft können interessante, beispielhafte<br />
Projekte initiiert werden.<br />
Neben den Herausforderungen in den Innenstadtbereichen<br />
stellt gerade auch die Entwicklung von Wohngebieten<br />
eine besondere städtebauliche Aufgabe dar. Im<br />
europäischen Vergleich gibt es in der Bundesrepublik<br />
Deutschland immer noch eine sehr niedrige Eigentumsquote<br />
und vergleichsweise hohe Bodenpreise. In den<br />
<strong>Region</strong>en stehen Städte und Gemeinden beim Werben<br />
um Bauwillige so in Konkurrenz zueinander, dass sie<br />
häufig konzeptlos alle gewünschten Bauformen zulassen.<br />
Dies geht meist zu Lasten der städtebaulichen Qualität<br />
und treibt die Zersiedelung der Landschaft weiter<br />
voran. Wie man bei Kommunen und Bauinteressenten<br />
ein neues Qualitätsbewusstsein im Eigenheimbau för-<br />
dern kann, demonstriert ein Wettbewerbsverfahren,<br />
dass im Jahr 2001 in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit großem<br />
Erfolg durchgeführt worden ist. Die „Route der Wohnqualität“<br />
präsentiert vorbildliche nachhaltige und ästhetisch<br />
ansprechende Wohnquartiere und dokumentiert damit<br />
anschaulich, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> neben den<br />
klassischen Ordnungs- und Steuerungsmaßnahmen der<br />
<strong>Region</strong>alplanung vor allem auf die Kraft des guten Beispiels<br />
setzt. Das Verfahren und seine in einer Broschüre 1<br />
dargestellten Ergebnisse haben über die Grenzen Niedersachsens<br />
hinaus eine große Resonanz gefunden, weil<br />
sie praktische Anregungen vermitteln, den Eigenheimbau<br />
so regionalverträglich wie möglich zu gestalten,<br />
eine vorbildliche Mischung von Geschoss- und Einfamilienhäusern<br />
zu fördern und durch Flächen sparende Konzepte<br />
die Zersiedelung der Landschaft aufzuhalten. Der<br />
Wettbewerb ist auch als Bestandteil der aktuellen Diskussion<br />
um eine neue Baukultur zu verstehen und verdient<br />
besondere Aufmerksamkeit.<br />
18.2 Zum Wettbewerbsverfahren der<br />
„Route der Wohnqualität“<br />
Die „Route der Wohnqualität“ hat ihren Ursprung in dem<br />
vom Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong> initiierten<br />
Zukunftsdialog „Profil für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 2001+“.<br />
Im Rahmen dieses Dialogs, der zur Imagebildung der<br />
neuen <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> durchgeführt wurde, sind in<br />
unterschiedlichen Arbeitsgruppen insgesamt 26 Leitprojekte<br />
entwickelt worden. Das Projekt „Route der Wohnqualität“<br />
wurde in der Arbeitsgruppe „Zukunftsfähige<br />
Siedlungsprojekte – Wohnen im 21. Jahrhundert“ erarbeitet<br />
und als Wettbewerbsverfahren organisiert.<br />
Die Bauverwaltungen aller 21 Kommunen in der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> konnten sich mit Siedlungsprojekten an dem<br />
Wettbewerb beteiligen, ein zuvor von der Arbeitsgruppe<br />
entwickelter Kriterienkatalog diente dabei als Rahmen<br />
für ihre Auswahl und später auch als Richtschnur für die<br />
Jury. Das Spektrum reichte hier von gestalterischen, funktionalen<br />
und technischen Qualitätskriterien über soziale<br />
und ökologische bis zu ökonomischen Vorgaben. Bei<br />
den städtebaulichen Merkmalen war von besonderer Bedeutung:<br />
die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr,<br />
eine fußläufige Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen<br />
(Wegeketten), die Nachnutzung<br />
von Brachflächen, eine maßvolle Verdichtung und vertretbare<br />
Grundstücksgrößen, die Vernetzung von Grünflächen,<br />
eine verkehrsberuhigte Erschließung sowie die<br />
Verbindung von Geschosswohnungsbau und Einfamilienhäusern<br />
(Mischform).<br />
In Kenntnis dieser Kriterien haben 13 Städte und Gemeinden,<br />
eine Quote von über 60%, insgesamt 63 Projekte<br />
zum Wettbewerb eingereicht, wobei nicht jedes<br />
Quartier gleichzeitig alle Anforderungen erfüllte. Noch<br />
in Planung befindliche Vorhaben waren nicht zugelassen,<br />
dafür wurden aber auch ältere Siedlungen (bis zu<br />
den 70er Jahren) berücksichtigt, wenn sie den aktuellen<br />
Qualitätsansprüchen genügten. Nicht entscheidend für<br />
die Auswahl war, ob die Siedlungen durch die jeweiligen<br />
Bauämter geplant, von Fertighausanbietern oder<br />
Langenhagen „Weiherfeld“<br />
Bauträgern entwickelt, von Architekten individuell entworfen<br />
oder von Bauherrengemeinschaften realisiert<br />
worden sind.<br />
Die 13-köpfige Jury unter Vorsitz von Prof. Dr. Peter Hansen<br />
(Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen,<br />
Gundlach GmbH) und Hans-Herbert Kruse<br />
(Gesamtverband der Wohnungswirtschaft, Kreissiedlungsgesellschaft<br />
<strong>Hannover</strong>) setzte sich aus Fachleuten<br />
aller baurelevanten Bereiche zusammen. Das Spektrum<br />
reichte von der Architektenkammer, Landschafts- und<br />
<strong>Region</strong>alplanung über Wohn- und Mieterbund bis zu<br />
Vertretern aus Bauwirtschaft und Finanzierung. Nach<br />
mehreren Sitzungen und zwei ganztägigen Bereisungen<br />
fällte die Jury ihr Urteil. 23 Projekte wurden in die<br />
„Route der Wohnqualität“ aufgenommen, mit der Differenzierung,<br />
dass 15 Siedlungen in ihrer Gesamtheit uneingeschränkt<br />
positiv bewertet wurden und acht Siedlungen<br />
jeweils aufgrund bestimmter Teilaspekte aufgenommen<br />
wurden. Diese Differenzierung schlug sich bei<br />
der Länge der jeweiligen Projekt-Dokumentationen in der<br />
Broschüre „Route der Wohnqualität – Besondere Wohngebiete<br />
in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> entdecken“ nieder.<br />
Die Broschüre ist in erster Linie als Instrument für Bauwillige<br />
gedacht. Bei der Lektüre und beim Abfahren der<br />
Route lernen sie unterschiedliche Siedlungsformen und<br />
Gestaltungsansätze kennen und können auch anhand<br />
der Kriterienliste besser ihre eigenen Vorstellungen und<br />
Wohnwünsche reflektieren und formulieren. Sechs unterschiedliche<br />
Symbole kennzeichnen dabei zu Beginn der<br />
Beschreibung die wichtigsten Eigenschaften der jeweiligen<br />
Siedlung und liefern damit eine zusätzliche Orientierungshilfe.<br />
Die Symbole beziehen sich auf Mischgebiete,<br />
ökologisches, gemeinschaftliches und Flächen<br />
sparendes Bauen sowie auf die Freiflächengestaltung<br />
und Kinderfreundlichkeit.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 249<br />
Wohnen in einem ansprechenden Umfeld bedeutet Lebensqualität,<br />
es ist mehr als nur ein Grundbedürfnis des<br />
Menschen. So zählt das Wohnen auch nicht umsonst zu<br />
den bedeutendsten weichen Standortfaktoren und die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> hat hier besondere, wenn auch manchmal<br />
wenig bekannte Qualitäten aufzuweisen. Vielgestaltige<br />
Wohnquartiere, verbunden mit guter Infrastruktur, neuen<br />
S-Bahnverbindungen, ausgiebigen Fahrradwegen und<br />
attraktiven Grünzügen, bieten etwas für jeden Geschmack<br />
und Geldbeutel. Die Kurzdarstellung von fünf, aufgrund<br />
ihrer städtebaulich unterschiedlichen Ansätze exemplarisch<br />
ausgewählten Siedlungen aus der „Route der Wohnqualität“<br />
soll hier einen kleinen Überblick liefern.<br />
18.3 Die Kraft des guten Beispiels<br />
LANGENHAGEN „WEIHERFELD“<br />
Im Norden Langenhagens, im direkten Anschluss an den<br />
Stadtteil Kaltenweide, wird zurzeit ein sehr anspruchsvolles<br />
Projekt realisiert. Mit dem „Weiherfeld“ entsteht<br />
ein völlig neuer Stadtteil, der sich durch sein städtebauliches<br />
Konzept, die Kombination von verdichteten Einfamilienhäusern<br />
und Mehrfamilienhäusern und eine gute<br />
Infrastruktur auszeichnet. Langenhagens jüngstes und<br />
modernstes Stadtquartier wächst seit 1999 kontinuierlich<br />
und soll nach einer Bauzeit von 12 bis 15 Jahren in<br />
rund 2.700 Häusern und Wohnungen 7.000 Menschen<br />
beherbergen.<br />
Flächen sparende und kostengünstige Bauweisen sowie<br />
ein breites Angebot an Haustypen ermöglichen es speziell<br />
jungen Familien, hier Wohneigentum zu erwerben.<br />
Ein Teil der Bebauung und zentrale Infrastruktureinrichtungen<br />
sind inzwischen fertiggestellt. Die Siedlung ist<br />
1) vgl. Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong> (Hrsg.), 2001.
250<br />
SRÄDTEBAULICHER WETTBEWERB – „ROUTE DER WOHNQUALITÄT“<br />
über eine eigene S-Bahn-Station sehr gut an den öffentlichen<br />
Nahverkehr angebunden. Die maximale Entfernung<br />
vom äußeren Siedlungsrand bis zur Haltestelle beträgt<br />
700 Meter, in rund 15 Minuten erreicht man von<br />
hier den Hauptbahnhof in <strong>Hannover</strong>.<br />
Das städtebauliche Konzept beruht auf einer fingerartigen<br />
beziehungsweise fächerförmigen Anordnung der<br />
einzelnen Wohnbereiche. Dazwischen liegende Grünkeile<br />
verlaufen bis in das Stadtteilzentrum hinein und vernetzen<br />
die besiedelten Bereiche mit dem angrenzenden<br />
Landschaftsraum. Ein aufwändig gestalteter Stadtteilpark<br />
mit großer Bürgerwiese und Spielplatz fungiert als Bindeglied<br />
zwischen der bestehenden Bebauung des Stadtteils<br />
Kaltenweide und der neuen Wohnanlage. Die<br />
Bebauung im „Weiherfeld“ ist klar strukturiert. Geschosszeilen<br />
mit Miet- oder Eigentumswohnungen entlang der<br />
radialen Erschließungsstraßen bilden die Raumkanten<br />
der einzelnen „Finger“. Hinter dieser straßenbegleitenden<br />
2- bis 3-geschossigen Bebauung schließt sich abgeschirmt<br />
der kleinteilige Bereich mit Eigenheimen an. Die<br />
Erschließung ist abgestuft von den Hauptsammelstraßen<br />
über Wohnstraßen bis hin zu einzelnen Wohnhöfen. Die<br />
Entwicklung des gesamten Gebietes erfolgt systematisch<br />
in mehreren Stufen. Es werden immer größere zusammenhängende<br />
Bauabschnitte realisiert, damit die bereits eingezogenen<br />
Bewohner nicht durch die fortschreitenden<br />
Bauarbeiten gestört werden. Unterschiedliche Investoren<br />
bebauen jeweils einzelne Abschnitte und sobald eine<br />
Wohnstraße fertiggestellt ist, gibt es keinen Baustellenund<br />
Durchgangsverkehr mehr.<br />
Erwähnenswert sind auch die ökologischen Qualitäten<br />
des neuen Stadtteils. Neben dem Niedrigenergiehaus-<br />
Standard und Qualitätskontrollen aller Gebäude durch<br />
unabhängige Prüfer wird der Anspruch einer nachhaltigen<br />
Entwicklung unter anderem durch das interne Bodenmanagement<br />
verdeutlicht. So wird beispielsweise aus<br />
dem Bodenaushub vor Ort ein 16 Meter hoher Aussichtshügel<br />
modelliert und mit dieser Energieeinsparung gleichzeitig<br />
auch noch die Freiraumqualität gesteigert. Ein<br />
Blockheizkraftwerk mit größtmöglichem Wirkungsgrad<br />
versorgt das gesamte Gebiet umweltfreundlich mit Strom,<br />
Heizwärme und warmem Wasser und die Häuser sind mit<br />
modernsten Energiespar-Techniken ausgestattet. Da das<br />
„Weiherfeld“ teilweise in einem Wasserschutzgebiet liegt,<br />
wird auch die Regenwasserbewirtschaftung mit einer weitgehenden<br />
Versickerung oder Nutzung unmittelbar auf den<br />
Grundstücken sehr konsequent betrieben.<br />
HANNOVER „KRONSBERG“<br />
Der neue hannoversche Stadtteil am Westhang des<br />
Kronsbergs ist zu einer Art permanenter Bauausstellung<br />
geworden und vermittelt als beispielhafte Siedlung für<br />
nachhaltiges Bauen interessante Einblicke in unterschiedliche<br />
Wohnformen. In ihrer endgültigen Größe ist die<br />
Siedlung mit rund 6.000 Wohnungen für ungefähr<br />
15.000 Menschen geplant. 3.000 Wohnungen, darunter<br />
200 Reihenhäuser, sind seit dem Baubeginn im Jahre<br />
1997 bereits fertiggestellt und bieten schon knapp<br />
6.000 Menschen ein neues Zuhause.<br />
Anders als im Langenhagener „Weiherfeld“ basiert das<br />
städtebauliche Konzept am Kronsberg auf einer streng<br />
rechtwinkligen Struktur mit einzelnen Baublöcken, die<br />
jeweils von unterschiedlichen Investoren bebaut wurden.<br />
Seine größte bauliche Dichte hat der Stadtteil durch<br />
überwiegend geschlossene, viereinhalbgeschossige<br />
Wohnblöcke entlang der Basisstraße und der parallel<br />
dazu verlaufenden Stadtbahn. Hier finden sich auch die<br />
meisten Läden und Serviceeinrichtungen. Zum neu aufgeforsteten<br />
Kronsbergkamm lockert die Baustruktur<br />
immer mehr auf und geht von Gebäudezeilen und Stadtvillen<br />
schließlich in eine Reihenhausbebauung über. An<br />
der Randallee, die das Wohngebiet zur offenen Landschaft<br />
einfasst, liegen vielseitig nutzbare Allmendeflächen.<br />
Daran anschließend sind unter Berücksichtigung<br />
von Naturschutz, Naherholung und landwirtschaftlicher<br />
Nutzung ehemalige Ackerflächen mit 60 Hektar Wald<br />
aufgeforstet und in einen großzügigen Landschaftspark<br />
umgestaltet worden. Der Stadtteil Kronsberg ist unterteilt<br />
in drei große Baugebiete, von denen zwei, die Quartiere<br />
Nord und Mitte, bereits größtenteils realisiert sind. In<br />
jedem der beiden individuell gestalteten Bereiche gruppieren<br />
sich die Häuser um einen zentralen Quartierpark.<br />
Streifenparks und Grünzonen entlang der Straßen sorgen<br />
für eine weitere Gliederung. Quer zum Hang durchziehen<br />
zwei breite Hangalleen und Grünzüge die Quartiere.<br />
Im Wettbewerb zur „Route der Wohnqualität“ lag der<br />
Schwerpunkt im Bereich des Eigenheimbaus. So wurden<br />
am Kronsberg von der Jury aufgrund besonderer Eigenschaften<br />
speziell vier Einfamilien- bzw. Reihenhauskonzepte<br />
herausgestellt. Dazu gehört das so genannte<br />
„Reihenhaus-Sonderprogramm“, mit dem die Stadt <strong>Hannover</strong><br />
Anreize geschaffen hat, Bauwillige für den Krons-<br />
<strong>Hannover</strong> „Kronsberg“<br />
berg zu interessieren. Ausgangspunkt dafür war die Überlegung,<br />
möglichst zeitgleich zum Geschosswohnungsbau<br />
auch die Einfamilienhausbebauung zu realisieren, um die<br />
damit verbundene soziale Mischung im neuen Stadtteil<br />
von Anfang an zu gewährleisten. Die Stadt hat dabei die<br />
potenziellen Bauherren mit praktischen Hilfen unterstützt<br />
und unter Bauanbietern einen Wettbewerb ausgelobt. Aus<br />
den eingereichten Entwürfen hat eine Jury zehn Reihenhausangebote<br />
ausgewählt, die dann auf einer kleinen<br />
Messe interessierten Bauwilligen vorgestellt wurden.<br />
Durch ihre Wahl, also orientiert an Angebot und Nachfrage,<br />
wurden schließlich fünf unterschiedliche Haustypen<br />
mit Wohnflächen zwischen 100 und 150 Quadratmetern<br />
realisiert, wobei sich ein Quartiersarchitekt um die gestalterische<br />
Abstimmung kümmerte. Die Stadt <strong>Hannover</strong><br />
gewährte den Bauherrn außerdem bis zu einem gewissen<br />
Zeitpunkt einen Preisnachlass von ca. € 50,- pro Quadratmeter<br />
Grundstücksfläche und trieb so den Bauprozess<br />
zügig voran. Viele der rund 120 meist parallel zum Hang<br />
angeordneten Häuser aus dem Reihenhaus-Sonderprogramm<br />
konnten dadurch sogar noch vor den Mietwohnungen<br />
bezogen werden.<br />
Als zweites Projekt wurde die „Passivhaussiedlung Lummerlund“<br />
ausgewählt, in der einmalig in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
ein zukunftsweisender Passivhaus-Standard realisiert<br />
wurde. Als Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses<br />
und dank innovativer Bautechnik kommen die insgesamt<br />
32 Häuser ohne konventionelles Heizsystem aus. Gegenüber<br />
anderen Neubauten ist der Heizwärmebedarf<br />
um 85% reduziert und der minimale Restbedarf kann<br />
durch die Nacherwärmung der Zuluft gedeckt werden.<br />
Als dritter Beitrag wurden die so genannten „Holzhäuser“<br />
in das Programm aufgenommen, eine kleine Einheit mit<br />
zwei Zeilen aus einmal drei und einmal vier Häusern.<br />
Diese ansprechend gestalteten 2-geschossigen Typenhäuser<br />
sind in Holzrahmenbauweise errichtet und konsequent<br />
ökologisch ausgerichtet. Konstruktive Details,<br />
die gebäudetechnische Ausstattung und alle verwendeten<br />
Baustoffe sind hier optimal aufeinander abgestimmt.<br />
Die vierte Kronsberg-Station in der „Route der Wohnqualität“<br />
sind die „LBS-Systemhäuser“, die mit extrem<br />
kleinen Grundstücksgrößen auskommen und in ihrer<br />
räumlichen Konzeption eine interessante Alternative zur<br />
Stadtwohnung darstellen. Ihre modulare Bauweise ermöglicht<br />
individuelle Hausgrößen und Grundrissgestaltungen.<br />
Angeboten werden sie in den Varianten Passiv-,<br />
Umwelt- und Intelligentes Haus mit entsprechend unterschiedlichen<br />
Ausstattungen. Insgesamt sind hier 39 Systemhäuser<br />
mit Wohnflächen zwischen 90 und 120 Quadratmetern<br />
geplant, 17 sind bereits realisiert.<br />
HANNOVER „DEISTERSTRASSE 37“<br />
Der Unterschied zu den beiden vorstehend dargestellten<br />
Siedlungen könnte kaum größer sein: Mit 14 Reihenhäusern<br />
zählt die „Deisterstraße 37“ zu den kleinsten<br />
Projekten der Route, die Wohnanlage liegt mitten in der<br />
Stadt im hannoverschen Stadtteil Linden und sie ist in<br />
einem Blockinnenbereich auf einer ehemals gewerblich<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 251<br />
<strong>Hannover</strong> „Deisterstraße 37“<br />
genutzten Fläche errichtet worden. Die Idee zu dieser<br />
Bebauung stammt von einem Architekten, der in der<br />
Nachbarschaft wohnte und eine Alternative zu seiner<br />
Stadtwohnung und dem Umzug in eine Neubausiedlung<br />
am Stadtrand suchte. Durch Zufall auf das früher von<br />
einer Maschinenfabrik und anschließend von einem<br />
Autohaus genutzte Grundstück aufmerksam geworden,<br />
entwickelte er ein Konzept, hier kostengünstige Reihenhäuser<br />
mit ökologischem Anspruch für junge Familien zu<br />
bauen. Nach intensiver Überzeugungsarbeit bei dem<br />
Grundstücksbesitzer und nach einigen Modifizierungen<br />
in Absprache mit dem Stadtplanungsamt und der Bauaufsicht<br />
wurde das Projekt genehmigt. Vor Baubeginn<br />
1999 war bereits die Hälfte der Häuser verkauft, ohne<br />
Marketing-Strategie und nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />
Man hatte offensichtlich eine Marktlücke entdeckt,<br />
im Stadtteil schien man nur auf ein solches Angebot<br />
gewartet zu haben. Neun Bauparteien kommen aus<br />
der unmittelbaren Umgebung in Linden und auch die<br />
anderen schätzen die ungewöhnliche Kombination von<br />
Eigenheim-Wohnqualität und den Vorzügen des städtischen<br />
Umfelds. Die Nachbarn in den umliegenden Häusern<br />
haben ebenfalls positiv auf die Bebauung reagiert<br />
und freuen sich heute über einen grünen Innenhof.<br />
Das städtebauliche Konzept entwickelte sich aus dem<br />
Zuschnitt des Grundstücks. Die optimale Anordnung der<br />
Häuser und eine gleichzeitige ansprechende Gliederung<br />
der Baukörper ergab sich durch zwei gestaffelte Reihen.<br />
Zwischen diesen beiden Häuserzeilen liegt ein Wohnweg,<br />
der einerseits zur Erschließung der Häuser dient<br />
und gleichzeitig auch als öffentlicher Durchgang die Deisterstraße<br />
mit der Ricklinger Straße verbindet. Er wird<br />
unter anderem zum Einkaufen, zum Erreichen der Stadtbahnhaltestelle<br />
und von Kindern auch als sicherer Weg<br />
zum Spielplatz an der Ricklinger Straße genutzt. Als Kellerersatz<br />
wurden kleine Schuppen entlang des Wohnweges<br />
errichtet und die PKW-Stellplätze liegen, über eine<br />
Zufahrt von der Deisterstraße zu erreichen, als begrünte<br />
Anlage vor der Siedlung. Die Häuser grenzen nicht an<br />
die Straße und sind durch vorgelagerte Geschäfte und<br />
die Parkplätze vom Verkehrslärm abgeschirmt.
252<br />
SRÄDTEBAULICHER WETTBEWERB – „ROUTE DER WOHNQUALITÄT“<br />
Wennigsen „Ökosiedlung“<br />
Alle Reihenhäuser sind im Niedrigenergiehaus-Standard<br />
in einer ökologisch orientierten Bauweise errichtet. Sie<br />
verfügen über Wohnflächen von 123 oder 145 Quadratmetern.<br />
Die Außenwände im Erdgeschoss und an den<br />
Giebelseiten bestehen aus Hochlochziegeln. In den<br />
Obergeschossen schließt sich ein Holzständerwerk an,<br />
die Südseiten sind mit unbehandeltem Lärchenholz verschalt.<br />
Die Trennwände zwischen den Reihenhäusern<br />
bestehen jeweils aus zweischaligem Kalksandsteinmauerwerk.<br />
Alle Dachflächen sind begrünt, die Terrassen<br />
wurden überdacht und gepflastert. Die Außenanlagen,<br />
die Gärten und Schuppen sind einheitlich gestaltet und<br />
tragen damit zu dem homogenen Erscheinungsbild der<br />
Gesamtanlage bei. Zur Aufwertung und Belebung der<br />
Deisterstraße wurde auch der Eingangsbereich zur Siedlung<br />
neu gestaltet. Seit Anfang September 2001 ergänzt<br />
ein Weinladen mit Restaurant das Gesamtkonzept.<br />
WENNIGSEN „ÖKOSIEDLUNG“<br />
Der Aspekt gemeinschaftlichen Bauens und Wohnens<br />
steht in der „Ökosiedlung“ im Vordergrund. Der Begriff<br />
„gemeinschaftlich“ bedeutet hier einerseits, ein gemeinsames<br />
Konzept zu realisieren und das gesamte Wohnumfeld<br />
nach eigenen Vorstellungen zu planen, und andererseits<br />
beschreibt er gleichzeitig das räumliche oder<br />
städtebauliche Konzept, denn alle Häuser gruppieren<br />
sich um eine gemeinsame Mitte. 34 Bauherren hatten<br />
sich nach einem langen Findungsprozess zusammengeschlossen<br />
und zur Realisierung gemeinsamer Bauvorhaben,<br />
wie das zentral gelegene Gemeinschaftshaus,<br />
einen Verein gegründet. Für die einzelnen Wohnhäuser<br />
ist jeder private Bauherr allein verantwortlich. Mit dem<br />
erzielten Ergebnis sind alle Beteiligten sehr zufrieden,<br />
denn ihre Vorstellungen stimmten von Anfang an in vielen<br />
Punkten überein. Das Verbindende war der Wunsch<br />
nach ökologischen Häusern mit Freiraum statt Autos vor<br />
der Tür, nach Gemeinschaftseinrichtungen und naturnah<br />
gestalteten Grünanlagen, nach Gärten ohne Zäune,<br />
nach einer kinderfreundlichen und kommunikativen<br />
Gestaltung des gesamten Siedlungsbereiches.<br />
Die kleine, im Jahr 2001 fertiggestellte Siedlung mit freistehenden<br />
Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern liegt im<br />
Osten von Wennigsen und am Rand eines Neubaugebietes<br />
mit insgesamt rund 270 Grundstücken. Die Anbindung<br />
an den Ort ist gut, Infrastruktureinrichtungen und<br />
der Bahnhof mit S-Bahnverbindung nach <strong>Hannover</strong> sind<br />
fußläufig in rund 10 Minuten zu erreichen. Der gesamte<br />
Wohnbereich ist autofrei, Stellplätze liegen am nördlichen<br />
Rand der Siedlung. Geschwungene rote Ziegelwege<br />
– gerade so breit, dass sie als Feuerwehrzufahrt<br />
akzeptiert wurden – führen zu den Häusern und werden<br />
von Kindern häufig zum Spielen genutzt. Öffentliche<br />
Grünflächen sind ansprechend und abwechslungsreich<br />
gestaltet. In das Freiraumkonzept, das von den Bewohnern<br />
in Zusammenarbeit mit einer Studentengruppe entwickelt<br />
wurde, ist auch die offene Regenwasserführung<br />
mit Gräben und Rückhalteteichen integriert. Durch das<br />
von West nach Ost rund sechs Meter abfallende Gelände<br />
wird das Wasser natürlich geleitet. Das Gemeinschaftshaus,<br />
das wie die Wohnhäuser zum Teil durch<br />
Eigenleistungen der Bewohner errichtet wurde, dient als<br />
Treffpunkt und kann beispielsweise für Feiern, sportliche<br />
Aktivitäten, Kinderbetreuung oder Seminare genutzt werden.<br />
Alle Häuser der „Ökosiedlung“ haben eine einheitliche<br />
Tiefe von acht Metern, ihre Breite variiert nach den individuellen<br />
Größenvorstellungen und Ansprüchen ihrer<br />
Bewohner. Die Wohnflächen liegen zwischen 100 und<br />
180 Quadratmetern. Die Häuser, die als ökologische<br />
Niedrigenergiehäuser konzipiert sind, verfügen über<br />
zwei Vollgeschosse und nutzen damit die überbaute<br />
Fläche optimal aus. Sie wurden in Holzrahmenbauweise<br />
errichtet und sind mit Zellulosefasern gedämmt. Die Versorgung<br />
mit Wärme und Strom erfolgt kostengünstig und<br />
umweltschonend durch ein Blockheizkraftwerk, das im<br />
Gemeinschaftshaus untergebracht ist. In den Häusern<br />
wird auch die Energie der Sonne optimal genutzt, denn<br />
alle Wohnbereiche sind konsequent nach Süden ausgerichtet.<br />
Jede Hausgruppe verfügt über eine Zisterne, in<br />
der das Regenwasser von den Dachflächen gesammelt<br />
und z.B. für die Toilettenspülung und die Gartenbewässerung<br />
verwendet wird. Gemeinsam mit dem Architekten<br />
für die Häuser erarbeitete Gestaltungsregeln wie Farboder<br />
Materialvorgaben tragen entscheidend zum<br />
ansprechenden homogenen Erscheinungsbild der Siedlung<br />
bei. So sind beispielsweise alle Dächer einheitlich<br />
mit roten Tonpfannen gedeckt und auch die Dachneigung<br />
ist festgelegt. Die Häuser sind umgeben von Gärten,<br />
die ohne störende Zäune hinter lebendigen Naturbegrenzungen<br />
allen Bewohnern ihre Privatsphäre<br />
ermöglichen – eine besonders augenfällige Qualität.<br />
RONNENBERG „EXPERIMENTELLE SIEDLUNG<br />
KALIHALDE“<br />
Diese Siedlung ist aufgrund ihrer Lage und Bauweise<br />
vielleicht eines der ungewöhnlichsten Bauprojekte der<br />
„Route der Wohnqualität“. Am Südhang einer renaturierten<br />
Kalihalde entstehen Reihen- und Doppelreihenhäuser<br />
mit hohen gestalterischen und ökologischen Ansprüchen,<br />
zusätzlich aufgewertet durch ein spezielles<br />
Solarkonzept. Das kleine Baugebiet am Rande des Ronnenberger<br />
Stadtteils Empelde hat viele Standortvorteile<br />
wie die fußläufige Erreichbarkeit aller Einrichtungen für<br />
den täglichen Bedarf und die gute Anbindung an den<br />
öffentlichen Nahverkehr. Besonders hervorzuheben aber<br />
sind die Freizeitqualitäten, denn die Siedlung ist unmittelbar<br />
an den „Grünen Ring“ angeschlossen, der alle<br />
Naherholungsgebiete rund um <strong>Hannover</strong> miteinander<br />
verbindet. Einmalig ist aber vor allem die Lage der<br />
Wohnhäuser am Hang – eine räumliche Situation, die es<br />
in der <strong>Region</strong> in dieser Form kein zweites Mal gibt. Die<br />
Siedlung verdankt ihre Existenz hauptsächlich dem Engagement<br />
eines weitsichtigen Unternehmers. Als Eigentümer<br />
der ganzen Halde, Überbleibsel des Mitte der<br />
70er Jahre stillgelegten Ronnenberger Kalibergwerks,<br />
setzte er sich schon frühzeitig für eine Nachnutzung des<br />
Kalibergs ein. Aufgrund seiner Initiative wird die Halde<br />
seit einiger Zeit in einem weltweit einmaligen Projekt mit<br />
wissenschaftlicher Begleitung renaturiert. Mit umfangreichen<br />
Erd- und Begrünungsarbeiten wird der Kaliberg<br />
eingekapselt, um ein weiteres Auswaschen der Salzbestände<br />
und damit eine Belastung umliegender Gewässer<br />
zu verhindern. Der Kalikern ist heute mit rund 15 bis 40<br />
Metern Erdreich bedeckt und speziell der Südhang, an<br />
dem die Wohnhäuser entstehen, ist bereits völlig grün.<br />
Die Grundstücke sind vor der Bebauung auf mögliche<br />
Bodenbelastungen geprüft und mit einem qualifizierten<br />
TÜV-Gutachten „Nutzung zum gesunden Wohnen“ an<br />
die Bauherren übergeben worden.<br />
Die „Experimentelle Siedlung“ ist mit insgesamt 39 Wohneinheiten<br />
geplant, wovon knapp die Hälfte bereits fertiggestellt<br />
sind. Zwei Hausreihen liegen mit breiten Abständen<br />
auf unterschiedlichen Höhen so am Hang, dass<br />
alle Bewohner einen unverbauten Blick ins Grüne haben.<br />
Dazwischen bildet ein zentraler „Dorfplatz“ den Mittelpunkt<br />
der Anlage. Bei der Wahl der Haustypen hat sich<br />
der Architekt in Süddeutschland inspirieren lassen und<br />
neben „einfachen“ auch so genannte Doppelreihenhäuser<br />
eingeplant. Dieser Haustyp eignet sich besonders für<br />
eine Hangbebauung und ist daher in Norddeutschland<br />
entsprechend unbekannt. Sehr flächensparend werden<br />
hier zwei Häuser übereinander gebaut, die wie bei Maisonettewohnungen<br />
jeweils über zwei Wohnebenen verfügen.<br />
Die Wohnräume sind nach Süden ausgerichtet,<br />
wie auch die Gärten der unteren Wohnungen. Die oben<br />
liegenden Wohnungen haben ihre Gärten zur rückwärtigen<br />
Hausseite, die aber aufgrund der Hanglage keinesfalls<br />
benachteiligt ist. Die Wohnflächen der bereits realisierten<br />
Häuser liegen ungefähr zwischen 115 und 150<br />
Quadratmetern, wobei die Grundrisse individuell gestaltet<br />
werden können, da die Holzrahmenkonstruktion ohne<br />
tragende Innenwände auskommt.<br />
Alle Häuser öffnen sich über großzügige Fensterflächen<br />
nach Süden. Die nach innen geneigten Dachflächen sind<br />
geteilt. Auf den nach Süden ausgerichteten Seiten sind<br />
Sonnenkollektoren eingebaut und die nach Norden zeigenden<br />
Dachhälften haben ein klimaausgleichendes<br />
Gründach. Die Gebäude werden mit einer hoch wärmegedämmten<br />
Holzrahmenkonstruktion und massiven<br />
Blähtonheizwänden erstellt, die in Verbindung mit einer<br />
Fußbodenheizung und Lehmputzdecken eine optimale<br />
Wärmedämmung und Wärmespeicherung garantieren.<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 253<br />
Im Sommer sind die Wohnräume angenehm kühl und im<br />
Winter geben die Heizwände Strahlungswärme ab. Eine<br />
neuartige Solaranlage versorgt die Häuser mit warmem<br />
Wasser und Heizwärme. Die Wand- und Bodenheizflächen<br />
ermöglichen eine Nutzung der Niedrigsttemperaturen<br />
zwischen 20 und 26 Grad Celsius aus den Kollektoren<br />
auf dem Dach. Zusätzlich sind eine Wärmepumpe<br />
und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung<br />
in das System integriert. Die Kollektoren und ein<br />
Erdspeicher sind so dimensioniert, dass der Energieverbrauch<br />
der Wärmepumpe für die Unterstützung der Heizung<br />
und Warmwasserbereitung auch im kältesten Winter<br />
extrem gering ist.<br />
Ronnenberg „Experimentelle Siedlung Kalihalde“<br />
FAZIT<br />
Die große, überregionale Resonanz auf das Wettbewerbsverfahren<br />
„Route der Wohnqualität“ bestätigt den<br />
Ansatz der <strong>Region</strong>alplanung, bei neuen Entwicklungen<br />
nicht nur auf Vorschriften und Regeln, sondern vor allem<br />
auf die Kraft positiver Beispiele zu setzen. Die meisten<br />
Kommunen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> haben sich dem Vergleich<br />
und der Kritik einer interdisziplinär besetzten Jury<br />
gestellt und viele sind mit ihren zum Teil außergewöhnlichen<br />
Konzepten durch die Aufnahme in die Route belohnt<br />
worden. Das Ergebnis dieses regionalen „Benchmarkings“<br />
für Wohnsiedlungen war ein Best-Practice-Report<br />
in Form einer Broschüre, die Bauinteressenten bei<br />
ihrer Suche nach dem passenden Haustyp und Siedlungsgebiet<br />
mit konkreten Informationen unterstützen soll.<br />
Recherchen in einzelnen Siedlungen haben gezeigt,<br />
dass Bauwillige diese Anregungen annehmen und sich<br />
vor Ort intensiv informieren. Dieses Interesse sowohl bei<br />
Planern und Gemeinden als auch bei den Nutzern ist für<br />
die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sicherlich ein Anreiz, den eingeschlagenen<br />
Weg weiterzugehen und für mehr Qualität<br />
auch zukünftig vielleicht ähnliche Wettbewerbe zu organisieren.
254<br />
19.<br />
<strong>Region</strong>alreform<br />
als Innovation<br />
Axel Priebs<br />
19.1 In <strong>Hannover</strong> ist die <strong>Region</strong> Realität<br />
Im Großraum <strong>Hannover</strong> wird über die Notwendigkeit<br />
regionalen Denkens und Handelns nicht nur geredet.<br />
Seit dem 1. November 2001 präsentiert sich dieser Wirtschaftsraum<br />
mit seinen 1,1 Millionen Menschen auch tatsächlich<br />
als schlagkräftige regionale Verwaltungseinheit.<br />
Unter der Bezeichnung „<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“ ist hier<br />
eine regionale Gebietskörperschaft entstanden, die für<br />
fast alle überörtlichen bzw. regional zu erledigenden<br />
öffentlichen Aufgaben verantwortlich zeichnet. 21 Städte<br />
und Gemeinden, d.h. die Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong><br />
und die bisher im Landkreis <strong>Hannover</strong> zusammengeschlossenen<br />
Kommunen ihres engeren Verflechtungsbereichs,<br />
werden von der bundesweit beachteten Reform<br />
erfasst (Abb. 19-1). Erstmals wurden im September<br />
2001 die <strong>Region</strong>sversammlung (das regionale „Parlament“)<br />
und der <strong>Region</strong>spräsident (als Chef der neuen<br />
<strong>Region</strong>sverwaltung) direkt von der Bevölkerung des<br />
Großraums <strong>Hannover</strong> gewählt.<br />
ICE-Bahnhof Laatzen<br />
Mit der Bildung der <strong>Region</strong> hat der Großraum <strong>Hannover</strong><br />
seine Vorreiterrolle hinsichtlich regionaler Kooperation<br />
weiter ausgebaut und seine Innovationskraft auch im<br />
Bereich der politisch-administrativen Struktur unter Beweis<br />
gestellt. Diese Innovationskraft wird besonders<br />
deutlich, wenn man die neue regionale Struktur im Großraum<br />
<strong>Hannover</strong> mit derjenigen anderer deutscher und<br />
europäischer Verdichtungsräume vergleicht. In der Realität<br />
zeigt sich nämlich, dass die „<strong>Region</strong>“ in vielen anderen<br />
Wirtschaftsräumen immer noch eine Worthülle ist,<br />
die kaum mit einer tatsächlichen regionalen Verantwortlichkeit<br />
für öffentliche Aufgaben und deren Finanzierung<br />
ausgefüllt ist. Gerade die Verdichtungsräume tun sich<br />
schwer, die traditionellen Stadt-Umland-Gegensätze zu<br />
überwinden und mit einer Stimme nach außen zu sprechen.<br />
Neben dem Großraum <strong>Hannover</strong> sind es nur wenige<br />
Stadtregionen wie etwa die <strong>Region</strong> Stuttgart, die erfolgreich<br />
an der Weiterentwicklung der regionalen Organisationsstrukturen<br />
arbeiten. Dies ist eigentlich erstaunlich,<br />
wird doch die Bedeutung der regionalen Politikund<br />
Handlungsebene seit Jahren in Wissenschaft, Politik<br />
und Wirtschaft ebenso betont wie die Tatsache, dass<br />
sich im verschärften Wettbewerb um Investitionen nicht<br />
mehr einzelne Kommunen, sondern nur noch handlungsfähige<br />
<strong>Region</strong>en behaupten können.<br />
19.2 Aufgaben der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Mit der Bildung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wurde eine grundlegende<br />
und bundesweit beachtete Reform der stadtregionalen<br />
Verwaltungsstruktur umgesetzt. Die Kompetenzen<br />
der neuen <strong>Region</strong> gehen dabei deutlich weiter als<br />
die aller anderen regionalen Institutionen in den deutschen<br />
Großstadtregionen. Mit der <strong>Region</strong>alreform wurden<br />
im Großraum <strong>Hannover</strong> die Voraussetzungen geschaffen,<br />
dass in den Bereichen Gesundheitswesen, Ab-<br />
Abb. 19-1 Städte und Gemeinden der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Quelle: <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Neustadt<br />
am Rübenberge<br />
Wunstorf<br />
Barsinghausen<br />
Garbsen<br />
fallwirtschaft, Berufsschulen, <strong>Region</strong>alplanung, Verkehr,<br />
Umweltschutz, Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung<br />
sowie Jugend- und Sozialhilfe eine regionale Politik aus<br />
„einem Guss“, d.h. in der ausschließlichen Verantwortung<br />
eines direkt gewählten <strong>Region</strong>alparlaments und<br />
einer <strong>Region</strong>alverwaltung, realisiert wird. Einige Beispiele<br />
sollen belegen, wie weit die Befugnisse der neuen<br />
<strong>Region</strong> gehen:<br />
– Die <strong>Region</strong> ist Aufgabenträgerin für den gesamten<br />
Öffentlichen Personennahverkehr auf Schiene und<br />
Straße. Sie ist Bestellerin der Verkehrsleistungen, ist<br />
verantwortlich für den Bau von Stadtbahnstrecken und<br />
besitzt Anteile an den regionalen Verkehrsunternehmen.<br />
Ferner wurde im vergangenen Jahr eine Infrastrukturgesellschaft<br />
für den Schienenpersonennahverkehr<br />
als Tochtergesellschaft einer von <strong>Region</strong> und Landeshauptstadt<br />
getragenen Gesellschaft gebildet.<br />
– Die <strong>Region</strong> ist zuständig für die Wirtschaftsförderung<br />
und das <strong>Region</strong>almarketing; darüber hinaus ist sie<br />
auch – neben den staatlichen Stellen – zuständig für<br />
Beschäftigungsförderung. Im operativen Bereich kann<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 255<br />
Wedemark<br />
Langenhagen<br />
Seelze <strong>Hannover</strong><br />
GehrHemdenRonnenmingenberg<br />
Wennigsen<br />
Springe<br />
Pattensen<br />
Burgwedel<br />
Isernhagen<br />
Laatzen<br />
Burgdorf<br />
Lehrte<br />
Sehnde<br />
Uetze<br />
sie sich zur Erfüllung ihrer Aufgaben mehrerer Gesellschaften,<br />
z.B. der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Grundstücksgesellschaft<br />
(HRG), der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Beschäftigungsgesellschaft<br />
(HRB) und des Technologie Centrums<br />
<strong>Hannover</strong> (TCH), bedienen.<br />
– Im Bereich des Umweltschutzes (Naturschutz, Gewässerschutz,<br />
Bodenschutz) bündelt die <strong>Region</strong> alle wesentlichen<br />
Aufgaben, die vor dem 1. November 2001<br />
vom Landkreis <strong>Hannover</strong>, von der Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong> und von der Bezirksregierung <strong>Hannover</strong><br />
wahrgenommen wurden. Ab 2003 wird die <strong>Region</strong><br />
zudem für die Abfallbeseitigung zuständig sein, womit<br />
für den gesamten Großraum auch eine einheitliche<br />
Abfallpolitik ermöglicht wird.<br />
– Die <strong>Region</strong> ist nicht nur Trägerin der <strong>Region</strong>alplanung,<br />
sondern ist auch selbst untere Landesplanungsbehörde<br />
(und damit z.B. verantwortlich für Raumordnungsverfahren)<br />
und Genehmigungsbehörde für die Flächennutzungsplanung<br />
der Städte und Gemeinden. Für die<br />
kleineren regionsangehörigen Kommunen nimmt die<br />
<strong>Region</strong> zudem die Aufgaben der Bauaufsichtsbehörde<br />
wahr.
256<br />
REGIONALREFORM ALS INNOVATION<br />
Abb. 19-2 Verwaltungsstruktur in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Vor der Bildung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Quelle: <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Bezirksregierung <strong>Hannover</strong><br />
Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong><br />
Landkreis <strong>Hannover</strong><br />
20 kreisangehörige Städte und Gemeinden<br />
Nach der Bildung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Bezirksregierung <strong>Hannover</strong><br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
21 regionsangehörige Städte und Gemeinden<br />
Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong><br />
– Ansprechende Naherholungsmöglichkeiten werden in<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als wichtiger Beitrag zur Sicherung<br />
und Steigerung der Lebensqualität gesehen. Deswegen<br />
ist die Planung, Förderung und Trägerschaft<br />
regional bedeutsamer Erholungseinrichtungen der<br />
Kommunen ausdrücklich eine regionale Aufgabe; u.a.<br />
ist die <strong>Region</strong> für den Zoo <strong>Hannover</strong>, der in den vergangenen<br />
Jahren wegen seines herausragenden Edutainment-Konzepts<br />
bundesweite Anerkennung erfuhr,<br />
verantwortlich.<br />
– Im Bereich des Gesundheitswesens wird die <strong>Region</strong> ab<br />
2003 Trägerin sämtlicher Krankenhäuser sein, die<br />
früher vom Landkreis <strong>Hannover</strong> und von der Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong> betrieben wurden. Auch in diesem<br />
Bereich besteht dann die Möglichkeit einer einheitlichen<br />
politischen Weichenstellung, z.B. hinsichtlich der<br />
optimalen Betriebsform für die zur <strong>Region</strong> gehörenden<br />
Krankenhäuser.<br />
Diese Beispiele zeigen, dass die Möglichkeiten der <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> zu gebündeltem regionalen Entscheiden<br />
und Handeln erheblich weiter gehen, als dies bei Landkreisen,<br />
<strong>Region</strong>alverbänden und staatlichen Mittelbehörden<br />
ansonsten der Fall ist.<br />
19.3 Vorteile der <strong>Region</strong>sbildung<br />
Mit der Bildung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wurden die regionalen<br />
Kompetenzen mehrerer Behörden gebündelt<br />
(Abb.19-2). Konsequenterweise wurden deswegen der<br />
Landkreis <strong>Hannover</strong> und der Kommunalverband Großraum<br />
<strong>Hannover</strong> aufgelöst. Auf die geschlossene Außendarstellung<br />
und die einheitliche politische Verantwortung<br />
als entscheidende Vorteile wurde bereits hingewiesen.<br />
Darüber hinaus soll die <strong>Region</strong> als Rechtsnachfolgerin<br />
von Landkreis und Verband nicht nur bürgerorientierter<br />
und Kosten sparender arbeiten als ihre Vorgängerinstitutionen,<br />
sondern insbesondere sollen die Verwaltungsabläufe<br />
verkürzt und die Transparenz bezüglich der Zuständigkeiten<br />
und politischen Verantwortlichkeiten erhöht<br />
werden.<br />
Eine wichtige Rolle in der politischen Vorbereitung der<br />
<strong>Region</strong> hat der Aspekt des Vorteils- und Lastenausgleichs<br />
zwischen den finanzstärkeren und -schwächeren Kommunen<br />
gespielt. Insbesondere die erhebliche finanzielle<br />
Belastung der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> durch Kosten<br />
der Sozial- und Jugendhilfe wurde dabei thematisiert.<br />
Da alle Kommunen des Großraums an einer leistungsund<br />
handlungsfähigen Kernstadt interessiert sind, bestand<br />
breite Einigkeit darüber, dass die Landeshauptstadt<br />
von ihren besonderen finanziellen Verpflichtungen<br />
entlastet werden sollte. Seit dem 1. November ist die<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> für den gesamten Großraum örtliche<br />
Trägerin der Sozial- und Jugendhilfe, was bedeutet, dass<br />
die erforderlichen Leistungen in der gesamten <strong>Region</strong><br />
auch durch sämtliche regionsangehörige Kommunen<br />
solidarisch finanziert werden.<br />
Zu betonen ist, dass mit der <strong>Region</strong>sbildung zwar eine<br />
Bündelung von Verantwortlichkeiten bewirkt werden sollte,<br />
jedoch nicht eine Zentralisierung öffentlicher Aufga-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 257<br />
ben. Deswegen wurde mit der <strong>Region</strong>sbildung gleichzeitig<br />
das kommunale Dienstleistungsangebot vor Ort<br />
verbessert. Die Kommunen bleiben nämlich nicht nur<br />
eigenständig, sondern können zusätzlich Aufgaben<br />
übernehmen (und haben dies zum Teil auch schon getan),<br />
die bislang vom Landkreis wahrgenommen wurden<br />
(z.B. Schulträgerschaft, Bauaufsicht). Außerdem werden<br />
die Kommunen im operativen Bereich für diejenigen regionalen<br />
Aufgaben herangezogen, die bürgernah erledigt<br />
werden müssen (insbesondere die Gewährung von<br />
Leistungen in der Sozialhilfe).<br />
19.4 Die neue <strong>Region</strong> und ihre Organe<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist Gebietskörperschaft und Gemeindeverband,<br />
d.h. sie ist nicht wie der frühere Kommunalverband<br />
Großraum <strong>Hannover</strong> ein Zweckverband, sondern<br />
fügt sich als kreisähnliches Gebilde auch in das Gefüge<br />
der niedersächsischen Landkreise ein. Die Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong> ist nicht mehr kreisfrei, hat aber entsprechend<br />
ihrer Größe und Bedeutung eine Reihe von Rechten<br />
und Aufgaben wie eine kreisfreie Stadt. Die <strong>Region</strong><br />
<strong>Hannover</strong> ist Mitglied im Niedersächsischen Landkreistag,<br />
wegen ihrer besonderen Aufgaben und in Fortführung<br />
der Tradition des Kommunalverbandes aber auch außerordentliches<br />
Mitglied im Deutschen Städtetag.<br />
Die interne Struktur der <strong>Region</strong> entspricht dem üblichen<br />
Aufbau kommunaler Gebietskörperschaften in Niedersachsen.<br />
Wichtigstes Organ der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist<br />
das regionale „Parlament“, die <strong>Region</strong>sversammlung,<br />
deren 84 Abgeordnete direkt von der Bevölkerung der<br />
<strong>Region</strong> gewählt wurden. In dieser <strong>Region</strong>sversammlung<br />
sind vier Fraktionen sowie zwei Einzelabgeordnete vertreten.<br />
Die Ausschüsse der <strong>Region</strong>sversammlung haben<br />
sich konstituiert. Weitere Organe neben der <strong>Region</strong>sversammlung<br />
sind der <strong>Region</strong>sausschuss und der direkte<br />
gewählte <strong>Region</strong>spräsident (mit Stimmrecht in der<br />
<strong>Region</strong>sversammlung).<br />
Die <strong>Region</strong>sverwaltung ist derzeit ein Schmelztiegel<br />
unterschiedlicher Verwaltungstraditionen – bei ihrer Bildung<br />
wurde nämlich Personal des Landkreises <strong>Hannover</strong>,<br />
des Kommunalverbandes Großraum <strong>Hannover</strong>, der Landeshauptstadt<br />
sowie – wenn auch in begrenztem Umfang<br />
– der Bezirksregierung <strong>Hannover</strong> zusammengeführt. Die<br />
Personalstärke der neuen <strong>Region</strong>sverwaltung beträgt<br />
(ohne Krankenhäuser und Abfallwirtschaftsbetriebe) ca.<br />
1.800 – wenn die Beschäftigten des Abfallwirtschaftsbetriebs<br />
und des Klinikums der Landeshauptstadt im Jahr<br />
2003 zur <strong>Region</strong> wechseln, wird sie ca. 10.000 betragen.<br />
Die <strong>Region</strong>sverwaltung wird vom <strong>Region</strong>spräsidenten<br />
geleitet und ist in vier Dezernate für die Aufgabenbereiche<br />
Organisationale Infrastruktur (Dez.I), Soziale Infrastruktur<br />
(Dez. II), Ökologie und Planung (Dez. III) sowie<br />
Sicherheit, Wirtschaft und Verkehr (Dez. IV) gegliedert.<br />
Diese Dezernate werden künftig von je einem hauptamtlichen<br />
<strong>Region</strong>srat bzw. einer hauptamtlichen <strong>Region</strong>srätin<br />
geleitet. Unterhalb der Dezernatsebene wurden 11 Fachbereiche<br />
eingerichtet, die an die Stelle der früheren<br />
Ämter des Landkreises bzw. der Fachbereiche des Kommunalverbandes<br />
getreten sind (Abb.19-3).
258<br />
REGIONALREFORM ALS INNOVATION<br />
Abb. 19-3 Organigramm der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Quelle: <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
19.5 Ein (r)evolutionärer Prozess<br />
Die fast revolutionär anmutende <strong>Region</strong>alreform im<br />
Großraum <strong>Hannover</strong> ist in Wirklichkeit das Ergebnis<br />
eines evolutionären Prozesses. Der Großraum <strong>Hannover</strong><br />
kann nämlich auf fast vier Jahrzehnte erfolgreicher interkommunaler<br />
Kooperation in wichtigen regionalen Aufgabenbereichen<br />
zurückblicken. Seit der Gründung des<br />
Verbandes Großraum <strong>Hannover</strong> im Jahr 1963 wurde für<br />
Kernstadt und Nachbarkommunen eine gemeinsame Entwicklungsplanung<br />
betrieben, die stets einen hohen Grad<br />
an Verbindlichkeit und Umsetzungsorientierung aufwies.<br />
Beispielsweise wurden für Zwecke der Wirtschaftsförderung<br />
und der Naherholung schon früh strategisch wichtige<br />
Grundstücke erworben und aufbereitet. 1970<br />
wurde im Großraum <strong>Hannover</strong> der GVH als der (nach<br />
dem Hamburger HVV) zweite deutsche Verkehrsverbund<br />
geschaffen, wodurch die innere Integration des Verbandsbereichs<br />
in besonderer Weise vorangetrieben<br />
wurde.<br />
Der Großraumverband, der im Laufe seiner Geschichte<br />
organisatorische Veränderungen durchlief, war seit<br />
1980 als Zweckverband (seit 1992 unter der Bezeichnung<br />
„Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong>“) für vier<br />
regionale Kernaufgaben verantwortlich, nämlich die <strong>Region</strong>alplanung,<br />
den Öffentlichen Personennahverkehr,<br />
die Wirtschaftsförderung und die Naherholung. Damit<br />
wurden wesentliche regionale Aufgaben – teils auf<br />
gesetzlicher Grundlage, teils durch freiwillige Übertragung<br />
seitens der Landeshauptstadt und des Landkreises<br />
als Verbandsglieder – ganz selbstverständlich und unbestritten<br />
in regionaler Trägerschaft wahrgenommen, was<br />
auch eine solidarische Finanzierung dieser Aufgaben<br />
durch die Verbandsglieder bedeutete. In diesem Zusammenhang<br />
sei auch darauf hingewiesen, dass bereits<br />
1974 das Umland der Landeshauptstadt einer gründlichen<br />
Strukturreform unterzogen wurde, indem aus rund<br />
200 Gemeinden, die zu fünf verschiedenen Landkreisen<br />
gehörten, die heute noch bestehenden 20 Städte und<br />
Gemeinden gebildet und in einem großen Ringkreis zusammengeschlossen<br />
wurden. Nur diese verschiedenen<br />
historischen Aspekte machen verständlich, warum die<br />
<strong>Region</strong>alreform im Großraum <strong>Hannover</strong> in weitestgehendem<br />
politischen Konsens und in verhältnismäßig kurzer<br />
Zeit realisiert werden konnte.<br />
Die jetzt abgeschlossene Reform hatte ihren Ursprung an<br />
der Jahreswende 1995/96 in einer Diskussion um die<br />
Möglichkeiten einer verbesserten Außendarstellung der<br />
<strong>Region</strong>. Um das Thema aus dem gerade beginnenden<br />
Kommunalwahlkampf 1996 herauszuhalten, kündigten<br />
die damaligen Verwaltungschefs von Landeshauptstadt,<br />
Landkreis und Kommunalverband eine eigene Konzeption<br />
für eine <strong>Region</strong>alreform an, die im Herbst 1996 als<br />
„Blaues Papier“ vorgelegt wurde. Dieser Vorschlag skizzierte<br />
schon weitgehend das jetzt realisierte Modell und<br />
diente gleichzeitig als politische Diskussionsgrundlage.<br />
Ende 1997 lag mit dem „Gelben Papier“ eine Konkretisierung<br />
des Blauen Papiers sowie ein Finanzierungsmodell<br />
für die <strong>Region</strong> vor. Interessanterweise fand der Vorschlag<br />
unter den kommunalen Akteuren der <strong>Region</strong> brei-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 259<br />
te Zustimmung. Nachdem sich Ende 1998 alle drei beteiligten<br />
kommunalen Körperschaften mit Gremienbeschlüssen<br />
für die Bildung der <strong>Region</strong> ausgesprochen hatten,<br />
leitete der Innenminister das Gesetzgebungsverfahren<br />
ein.<br />
Da das Reformprojekt von kommunalen Akteuren auf<br />
den Weg gebracht worden war, wurden die Kommunen<br />
vom Innenminister schon früh und sehr intensiv in das<br />
Gesetzgebungsverfahren einbezogen. Eine Lenkungsgruppe<br />
kommunaler Spitzenbeamter unter Federführung<br />
des Kommunalverbandes (unterstützt durch eine Arbeitsgruppe<br />
kommunaler Fachleute) begleitete das Verfahren,<br />
koordinierte die Stellungnahmen und diente dem Ministerium<br />
als Gesprächspartner. Durch dieses diskursive<br />
Verfahren vergingen zwischen der Vorlage des ersten<br />
Eckpunktepapiers des Innenministeriums im April 1999<br />
bis zum Beschluss des Niedersächsischen Landtags am<br />
16.5.2001 nur gut zwei Jahre. Da im Laufe des Verfahrens<br />
bei strittigen Fragen stets auch tragfähige Kompromisse<br />
gefunden wurden (u.a. entfiel die ursprünglich vorgesehene<br />
Gemeindekammer als beratendes Organ),<br />
konnte das Gesetz im Niedersächsischen Landtag mit<br />
nur einer Gegenstimme beschlossen werden. Dieses<br />
Ergebnis kam nicht ganz überraschend, da eine Anhörung<br />
im Landtag schon im Dezember 2000 eine breite<br />
Zustimmung der gesellschaftlichen Gruppen zur <strong>Region</strong>sbildung<br />
erbracht hatte.<br />
19.6 Erfolgsfaktoren der <strong>Region</strong>alreform<br />
Außerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird es meist mit Überraschung<br />
registriert, dass die <strong>Region</strong>alreform im Großraum<br />
<strong>Hannover</strong> vergleichsweise geräuschlos verlaufen<br />
ist. Neben dem durch die Existenz eines regionalen Verbandes<br />
gewachsenen regionalen Bewusstsein sind hierfür<br />
mehrere Kompromissbausteine verantwortlich, die<br />
das <strong>Hannover</strong>aner Modell von anderen, z.T. gleichzeitig<br />
diskutierten Reformansätzen unterscheidet.<br />
– Im Gegensatz etwa zu dem in den Jahren 1996/97<br />
diskutierten Jordan-Vorschlag für den Rhein-Main-<br />
Raum, der wertvolle Anregungen für das „Blaue Papier“<br />
lieferte, war in <strong>Hannover</strong> stets klar, dass nur bestimmte<br />
„operative“ Aufgaben der Bezirksregierung auf die<br />
<strong>Region</strong> verlagert werden sollten, während eine Auflösung<br />
der Bezirksregierung nie ernsthaft angestrebt<br />
wurde. Dadurch wurde dem Land die Möglichkeit gegeben,<br />
sich konstruktiv an der Erprobung neuer Verwaltungsstrukturen<br />
zu beteiligen.<br />
– Auch hinsichtlich der Position der Landeshauptstadt<br />
mussten Kompromisse gefunden werden. Obwohl<br />
diese mit rd. 515.000 Einwohnern erheblich größer<br />
ist als die nächstgrößte Kommune der <strong>Region</strong> mit ca.<br />
65.000 Einwohnern, war keine Auflösung der Landeshauptstadt<br />
in selbstständige Stadtbezirke vorgesehen.<br />
Da schon früh klar war, dass diese ihre Kreisfreiheit<br />
aufgeben müsste, sollte sie im übertragenen Wirkungskreis<br />
grundsätzlich behandelt werden wie eine<br />
kreisfreie Stadt.<br />
– Für die Akzeptanz der Reform im Kreisgebiet war von<br />
besonderer Bedeutung, dass weder eine Gemeinde-
260<br />
REGIONALREFORM ALS INNOVATION<br />
gebietsreform vorgesehen war noch gemeindliche Kompetenzen<br />
nach „oben“, d.h. auf die <strong>Region</strong>, verlagert<br />
werden sollten, sondern die Städte und Gemeinden<br />
durch zusätzliche Kompetenzen gestärkt werden sollten.<br />
– Schließlich erstreckt sich das Modell nur auf die Landeshauptstadt<br />
und den sie umgebenden Landkreis – eine<br />
Einbeziehung der Landkreise des „2. Ringes“ wäre<br />
trotz deren intensiven Verflechtungen mit dem engeren<br />
Großraum <strong>Hannover</strong> unrealistisch gewesen.<br />
Auch dass das Modell von drei anerkannten kommunalen<br />
Praktikern „von unten“ entwickelt worden war und<br />
das Land bei der Ausgestaltung des Gesetzes den intensiven<br />
Dialog mit den regionalen Akteuren suchte, trug<br />
zum Erfolg bei. Bemerkenswert ist schließlich die Tatsache,<br />
dass eine echte parteipolitische Polarisierung in der<br />
Reformdiskussion nicht eintrat. Klar erkennbar wird aus<br />
diesen Ausführungen, dass der Wille zur Bildung der<br />
<strong>Region</strong> offenbar stärker war als die ungelösten Probleme.<br />
Außerdem vertraten die entscheidenden Akteure die<br />
Auffassung, dass der Einstieg in die <strong>Region</strong> wichtiger<br />
wäre als die perfekte Lösung aller Einzelprobleme.<br />
Die Stringenz des Reformprozesses, der hohe Konsensgrad<br />
und nicht zuletzt die Initiativkraft der kommunalen<br />
Akteure sind Belege dafür, dass regionales Denken und<br />
Handeln im Großraum <strong>Hannover</strong> nicht nur fest verankert<br />
sind, sondern auch eine von vielen Beobachtern anfangs<br />
nicht für möglich gehaltene Triebkraft entwickelt haben.<br />
Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist inzwischen zum Vorbild für<br />
mehrere andere kleinere und größere Verdichtungsräume<br />
in ganz Deutschland geworden, die das hier gewonnene<br />
Know-how für die Neuordnung ihrer regionalen<br />
Organisationsstruktur verwerten wollen.<br />
19.7 Ausblick<br />
Mit der <strong>Region</strong>sbildung ist der Großraum <strong>Hannover</strong> gut<br />
gerüstet für die zahlreichen Herausforderungen, denen<br />
Steinhuder Meer<br />
sich die Wirtschaftsräume in einer Zeit zunehmend globaler<br />
Verflechtungen und Abhängigkeiten stellen müssen.<br />
Die Hauptaufgabe der nächsten Jahre wird es sein, die<br />
erwarteten Effekte der <strong>Region</strong>alreform zu realisieren.<br />
Dazu zählt neben hoher Effizienz auch die Erreichung<br />
der finanzwirksamen Synergieeffekte. Da von politischer<br />
Seite betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen wurden,<br />
wird es vor allem darum gehen, im Zuge natürlicher<br />
Fluktuation die der <strong>Region</strong> übertragenen Aufgaben künftig<br />
mit weniger Personal als in den Ursprungsbehörden<br />
zu erfüllen. Als politische Erwartung stehen mittelfristig<br />
Einsparungen in Höhe von ca. 20 Millionen € im Raum.<br />
Da die wirtschaftlichen Verflechtungen der Landeshauptstadt<br />
<strong>Hannover</strong> deutlich über die Grenzen der <strong>Region</strong><br />
hinausgehen, was sich nicht zuletzt in den Pendelverflechtungen<br />
und in der Ausdehnung des neuen S-Bahn-<br />
Systems ausdrückt, kommt der Zusammenarbeit mit den<br />
benachbarten kommunalen Körperschaften eine große<br />
und künftig noch steigende Bedeutung zu. Dies gilt vor<br />
allem für die an die <strong>Region</strong> angrenzenden Landkreise,<br />
aber auch für die größeren Städte, die sich seit einigen<br />
Jahren zusammen mit der Landeshauptstadt im „Städtenetz<br />
EXPO-<strong>Region</strong>“ zusammengeschlossen haben und<br />
auch eng mit dem früheren Kommunalverband Großraum<br />
<strong>Hannover</strong> als kooptiertem Mitglied zusammengearbeitet<br />
haben. Schon heute belegt eine Reihe von Kooperationsansätzen<br />
über die Grenze der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
hinaus, dass sich die Verantwortlichen innerhalb und<br />
außerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> der intensiven Verflechtungen<br />
und der Bedeutung sachbezogener Kooperation<br />
bewusst sind. Neben den schon seit mehreren Jahren<br />
praktizierten Übergangsregelungen im ÖPNV-Tarif zu<br />
den Landkreisen Schaumburg und Peine und der Zusammenarbeit<br />
im Tourismusverein <strong>Hannover</strong>-<strong>Region</strong> hat dies<br />
nicht zuletzt der gemeinsame Expo-Auftritt der erweiterten<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Jahr 2000 eindrucksvoll belegt.<br />
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1998.<br />
Autorenverzeichnis<br />
Dr. Arno Brandt<br />
Jahrgang 1955<br />
NORD/LB <strong>Region</strong>alwirtschaft<br />
Dipl.-Ing. Martina Flamme-Jasper<br />
Jahrgang 1956<br />
Journalistin und Autorin<br />
Dipl.-Geogr. Matthias Franck<br />
Jahrgang 1972<br />
Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />
Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung<br />
Jahrgang 1949<br />
Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />
Dipl.-Ing. Wolfgang Koschorke<br />
Jahrgang 1947<br />
Heinz-Piest Institut für Handwerkstechnik an der<br />
Universität <strong>Hannover</strong><br />
Prof. Dr. Axel Priebs<br />
Jahrgang 1956<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, Dezernat 3 Ökologie und Planung<br />
PD Dr. Javier Revilla Diez<br />
Jahrgang 1965<br />
Geographisches Institut der Universität <strong>Hannover</strong>,<br />
Abteilung Wirtschaftsgeographie<br />
Prof. Dr. Lothar Schäffner<br />
Jahrgang 1943<br />
Fachbereich Erziehungswissenschaften der<br />
Universität <strong>Hannover</strong>,<br />
Institut für Erwachsenenbildung<br />
Fritz Stöcker<br />
Jahrgang 1944<br />
Berufsbildende Schule 3 der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Dipl.-Geogr. Kai Weber<br />
Jahrgang 1967<br />
Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />
Dipl.-Ing. Robert Wegner<br />
Jahrgang 1962<br />
Institut für Entwerfen und Architektur der<br />
Universität <strong>Hannover</strong>,<br />
Abteilung Entwerfen – Gebäudelehre und Architekturtheorie<br />
Architekturbüro Wegner<br />
Dipl.-Geogr. Janin Wieja<br />
Jahrgang 1973<br />
NORD/LB <strong>Region</strong>alwirtschaft<br />
265
266<br />
WICHTIGE KONTAKTADRESSEN IN DER REGION HANNOVER<br />
Wichtige Kontaktadressen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Anschrift Telefon Fax<br />
Existenzgründungs-Initiative <strong>Hannover</strong> e.V. 0511-3 66 15 51 0511-3 66 15 49<br />
Herr Kai Koslick<br />
Prinzenstraße 12<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> 0511-3 48 59-34 0511-3 48 59-88<br />
Herr Jans-Paul Ernsting<br />
Berliner Allee 17<br />
30175 <strong>Hannover</strong><br />
<strong>Hannover</strong> Marketing GmbH 0511-1 23 49 00 0511-1 23 49 10<br />
Herr Hans-Christian Nolte<br />
Bahnhofstr. 6<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
<strong>Hannover</strong>-Fonds Unternehmensbeteiligungs- 0511-3 46 20 30 0511-3 46 38 02<br />
gesellschaft mbH & Co.KG<br />
Herr Ernst Magenheimer<br />
Goseriede 7<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
hier.de gmbh&co.kg 0511-33 45 45 35 0511-33 45 45 45<br />
<strong>Hannover</strong> Internet Einkaufs <strong>Region</strong><br />
Herr Decker<br />
Raschplatz 4<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
HRG – <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> 0511-3 66 19 11 0511-3 66 19 19<br />
Grundstücksgesellschaft mbH & Co. KG<br />
Herr Wolf-Dieter Petersen<br />
Prinzenstraße 12<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
HRG <strong>Hannover</strong> Stadt mbH & Co. KG 0511-30 75 57 11 0511-30 75 57 15<br />
Herr Thomas Heinemann<br />
Karmaschstr. 42<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
htn <strong>Hannover</strong>sche Telekommunikations- 0511-4 30 35 60 0511-4 30 31 94<br />
und Netzgesellschaft mbH<br />
Herr Kleint<br />
Glockseestr. 33<br />
30169 <strong>Hannover</strong><br />
Industrie- und Handelskammer 0511-31 07- 0 0511-31 07- 333<br />
<strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />
Herr Dr. Wilfried Prewo<br />
Schiffgraben 49<br />
30175 <strong>Hannover</strong><br />
IPA Investment Promotion Agency 0511-3 61 59 05 0511-3 61 59 09<br />
Niedersachsen<br />
Herr Dr. Klaus v. Voigt<br />
Hamburger Allee 4<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> 0511-3 60 04 02 0511-3 60 01 70<br />
Abt. Wirtschaftsförderung<br />
Herr Peter Wachner<br />
Aegidientorplatz 1<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> 0511-16 84 59 81 0511-16 84 70 90<br />
Wirtschaftsdezernat<br />
Herr Michael Karoff<br />
Trammplatz 2<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
Wichtige Kontaktadressen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 267<br />
Anschrift Telefon Fax<br />
Landestreuhandstelle 0511-3 61 55 03 0511-3 61 92 92<br />
Herr Dr. Ebke<br />
Hamburger Allee 4<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung 0511-34 13 92 0511-3 18 04 00<br />
Herr Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung<br />
Schiffgraben 33<br />
30175 <strong>Hannover</strong><br />
NILEG Niedersächsische Gesellschaft für 0511-8 11 64 61 0511-81 16 50<br />
Landesentwicklung und Wohnungsbau mbH<br />
Herr Henning Storck<br />
Walter-Gieseking-Str. 6<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
Norddeutsche Landesbank Girozentrale 0511-3 61 51 04 0511-3 61 40 78<br />
<strong>Region</strong>alwirtschaft<br />
Herr Dr. Arno Brandt<br />
Georgsplatz 1<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 0511-61 62 32 37 0511-61 62 34 53<br />
Fachbereich Wirtschafts- und<br />
Beschäftigungsförderung<br />
Herr Mattias Böhle<br />
Prinzenstraße 12<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
<strong>Region</strong>ale Beteiligungsgesellschaft der 0511-32 18 11 0511-32 18 97<br />
Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> mbH & Co. KG<br />
Frau Stephanie Breitner<br />
Breite Str. 6-8<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
<strong>Region</strong>ale Beteiligungsgesellschaft für 0511-32 18 26 0511-32 18 97<br />
Innovationsanwendungen mbH & Co. KG<br />
Herr Weddrin<br />
Breite Str. 6-8<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
<strong>Region</strong>ales Immobilienbüro <strong>Hannover</strong> GmbH 0511-32 51 70 0511-32 59 13<br />
Herr Staudenmaier<br />
Breite Str. 6-8<br />
30159 <strong>Hannover</strong><br />
Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong> 0511-3 46 23 46 0511-3 46 23 07<br />
Bereich Firmenkunden<br />
Frau Karen Bartlau<br />
Raschplatz 4<br />
30161 <strong>Hannover</strong><br />
Technologie Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH 0511-9 35 71 25 0511-9 35 71 00<br />
Herr Siegfried Hupe<br />
Vahrenwalder Str. 7<br />
30165 <strong>Hannover</strong><br />
Tourismusverband <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> e.V. 0511-3 66 19 88 0511-3 66 19 97<br />
Frau Petra Boerger<br />
Prinzenstraße 12<br />
30159 <strong>Hannover</strong>
268<br />
WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG IN DER REGION HANNOVER<br />
Wirtschaftsförderung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
SGB mbH Stadtentwicklungs- Tel.: 0 51 05-51 66 96<br />
Jürgen Drebes gesellschaft Fax: 0 51 05-51 66 98<br />
Poststraße 1 Barsinghausen Email: mail@sgb-barsinghausen.de<br />
30890 Barsinghausen Internet: www.barsinghausen.de<br />
Stadt Burgdorf Wirtschaftsförderung Tel.: 0 51 36-8 98-1 38<br />
André Scholz Fax: 0 51 36-8 98-1 12<br />
Vor dem <strong>Hannover</strong>schen Tor 1 Email: scholz@burgdorf.de<br />
31303 Burgdorf Internet: www.burgdorf.de<br />
Gemeinde Burgwedel Gemeindedirektor Tel.: 0 51 39-89 73-28<br />
Hannes Schönhoff Fax: 0 51 39-89 73-55<br />
Fuhrberger Straße 4 Email: info@burgwedel.de<br />
30938 Burgwedel Internet: www.burgwedel.de<br />
Stadt Garbsen Wirtschaftsförderung Tel.: 0 51 31-7 07-3 12, -3 60<br />
Jürgen Stoffregen, Bernd Fünfkirchler Fax: 0 51 31-7 07-3 10<br />
Rathausplatz 1 Email: wirtschaftsfoerderung@garbsen.de<br />
30823 Garbsen Internet: www.garbsen.de<br />
Stadt Gehrden Stv. Stadtdirektor Tel.: 0 51 08-6 40-4 12, -4 19<br />
Christiane Kemnitz, Lisa Strecker Fax: 0 51 08-6 40-4 13<br />
Kirchstraße 1 - 3 Email: rathaus@gehrden.de; name@gehrden.de<br />
30989 Gehrden Internet: www.gehrden.de<br />
Stadt Hemmingen Wirtschaftsförderung Tel.: 05 11-41 03-1 18<br />
Thomas Dietmar Fax: 05 11-41 03-2 97<br />
Hoher Holzweg 15 A Email: wirtschaftsfoerderung@<br />
30966 Hemmingen stadthemmingen.de<br />
Internet: www.stadthemmingen.de<br />
Gemeinde Isernhagen Liegenschaften/ Tel.: 05 11-61 53-1 70, -1 73<br />
Michael Frerking, Ingrid Bertram Wirtschaftsförderung Fax: 05 11-61 53-4 82<br />
Bothfelder Straße 29 Email: gemeinde-isernhagen-amt20@t-online.de<br />
30916 Isernhagen Internet: www.isernhagen.de<br />
Stadt Laatzen Wirtschaftsförderung Tel.: 05 11-82 05-3 46, -3 11<br />
Ludwig Wucherpfennig Fax: 05 11-82 09-7 75<br />
Marktplatz 13 Email: wucherpfennig@laatzen.de<br />
30880 Laatzen Internet: www.laatzen.de<br />
Stadt Langenhagen Liegenschaften/ Tel.: 05 11-73 07-185, -186<br />
Jens Monsen, Thoralf Ohde Wirtschaftsförderung Fax: 05 11-73 07-198<br />
Marktplatz 1 Email: vorname.nachname@langenhagen.de<br />
30853 Langenhagen Internet: www.langenhagen.de<br />
Stadt Lehrte Liegenschaften/ Tel.: 051 32-5 05-2 40<br />
Rosemarie Wilhelm Wirtschaftsförderung Fax: 051 32-505-1 14<br />
Rathausplatz 1 Email: info@lehrte.de<br />
31275 Lehrte Internet: www.lehrte.de<br />
Stadt Neustadt a. R. Wirtschaftsförderung Tel.: 0 50 32-84-4 69<br />
Walter Berking Fax: 0 50 32-84-74 69<br />
Nienburger Straße 31 Email: wberking@neustadt-a-rbge.de<br />
31535 Neustadt a.R. Internet: www.neustadt-rbge.de<br />
Wirtschaftsförderung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 269<br />
Stadt Pattensen Hauptamt Tel.: 0 51 01-10 01-92<br />
Karl-Heinz Hölscher Fax: 0 51 01-10 01-81<br />
Auf der Burg 1 - 2 Email: hoelscher@pattensen.de<br />
30982 Pattensen Internet: www.pattensen.de<br />
Stadt Ronnenberg stv. Stadtdirektor, Tel.: 05 11-46 00-1 05, -181<br />
Wolfgang Neumann, Frank Schulz Wirtschaftsförderung Fax: 05 11-46 00-2 98<br />
Hansastraße 38 Email: edv.ronnenberg@t-online.de<br />
30952 Ronnenberg Internet: www.ronnenberg.de<br />
Stadt Seelze Wirtschaftsförderung Tel.: 0 51 37-8 28-4 80<br />
Wolfgang Braun Fax: 0 51 37-8 28-1 99<br />
Rathausplatz 1 Email: stadt_seelze@compuserve.com<br />
30926 Seelze Internet: www.seelze.de<br />
Stadt Sehnde Kämmerei Tel.: 0 51 38-7 07-2 69<br />
Dirk Mahlmann Fax: 0 51 38-7 07-3 02<br />
Nordstraße 21 Email: stadt-sehnde@t-online.de<br />
31319 Sehnde Internet: www.sehnde.de<br />
Stadt Springe stv. Stadtdirektor, Tel.: 0 50 41-73-3 21, -3 03<br />
Hermann Aden, Henning Tegtmeyer Wirtschaftsförderung Fax: 0 50 41-73-2 83<br />
Zur Salzhaube 9 Email: stadt@springe.de<br />
31832 Springe Internet: www.springe.de<br />
Gemeinde Uetze Wirtschaftsförderung Tel.: 0 51 73-9 70-1 04<br />
Martin Rode Fax: 0 51 73-9 70-0 97<br />
Marktstraße 9 Email: rode@uetze.de<br />
31311 Uetze Internet: www.uetze.de<br />
Gemeinde Wedemark Wirtschaftsförderung Tel.: 0 51 30-5 81-3 61<br />
Carsten Niemann Fax: 0 51 30-5 81-1 61<br />
Stargarder Straße 28 Email: carsten.niemann@wedemark.de<br />
30900 Wedemark Internet: www.wedemark.de<br />
Gemeinde Wennigsen Kämmerei Tel.: 0 51 03-70 07-35<br />
Volker Meyer Fax: 0 51 03-70 07-16<br />
Hauptstraße 1 - 2 Email: info@gemeindewennigsen.de<br />
30974 Wennigsen Internet: www.wennigsen.de<br />
Stadt Wunstorf Wirtschaftsförderung/ Tel.: 0 50 31-1 01-2 27<br />
Uwe Schwamm Fremdenverkehr Fax: 0 50 31-1 01-3 60<br />
Südstraße 1 Email: stadt.wunstorf@t-online.de<br />
31515 Wunstorf Internet: www.wunstorf.de<br />
Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> Liegenschaften/ Tel.: 05 11-16 84-58 89<br />
Uwe Platz, Herbert Fresen Wirtschaftsförderung Fax: 05 11-16 84-12 45<br />
Brüderstraße 6 Email: uwe.platz.23@hannover-stadt.de<br />
30159 <strong>Hannover</strong> Internet: www.hannover.de<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> Wirtschafts- und Tel.: 05 11-6 16-2 32 36<br />
Haus der Wirtschaftsförderung Beschäftigungsförderung Fax: 05 11-6 16-2 34 53<br />
Mattias Böhle, Michael Krantz Email: wirtschaftsfoerderung@region-hannover.de<br />
Prinzenstraße 12 Internet: www.region-hannover.de<br />
30159 <strong>Hannover</strong>
270<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong><br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 271<br />
IMPRESSUM:<br />
HERAUSGEBER<br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />
Norddeutsche Landesbank<br />
DRUCK:<br />
Pinkvoss, <strong>Hannover</strong><br />
Auflage: 5.000<br />
ISSN: 0175-5951<br />
GESTALTUNG:<br />
Mann + Maus oHG<br />
FOTOS:<br />
Karl Johaentges<br />
Jo Geils-Heim<br />
NORD/LB<br />
Universität <strong>Hannover</strong><br />
<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>
Organisationseinheit Team Kommunikation<br />
Dienstgebäude Hildesheimer Straße 20<br />
D-30169 <strong>Hannover</strong><br />
Durchwahl (0511 ) 616 22 208<br />
Telefax (0511) 616 22 495<br />
E-Mail: presse@region-hannover.de<br />
Internet: www.region-hannover.de ISSN 0175-5951