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Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW

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Beiträge zur regionalen Entwicklung<br />

<strong>Wirtschaftsstandort</strong> <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Region</strong>alreport <strong>2002</strong><br />

Auf dem Weg in die Wissensgesellschaft<br />

Heft-Nr. 98


<strong>Wirtschaftsstandort</strong> <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong>alreport <strong>2002</strong><br />

Auf dem Weg in die<br />

Wissensgesellschaft<br />

Studie im Auftrag<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung (Projektleiter <strong>NIW</strong>)<br />

Dr. Arno Brandt (Projektleiter NORD/LB)<br />

Matthias Franck (<strong>NIW</strong>)<br />

Kai Weber (<strong>NIW</strong>)<br />

Janin Wieja (NORD/LB)<br />

<strong>Hannover</strong>, April <strong>2002</strong><br />

<strong>NIW</strong><br />

Niedersächsisches Institut<br />

für Wirtschaftsforschung e.V.<br />

Schiffgraben 33<br />

30175 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: 0511 / 34 13 92<br />

Fax: 0511 / 3 18 04 00<br />

E-Mail: jung@niw.de<br />

NORD/LB<br />

Norddeutsche Landesbank<br />

Girozentrale<br />

<strong>Region</strong>alwirtschaft<br />

Georgsplatz 1<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: 0511 / 361 - 0<br />

Fax: 0511 / 361 - 27 20<br />

E-Mail: arno.brandt@nordlb.de<br />

Zu beziehen durch:<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Team Kommunikation<br />

Hildesheimer Str. 20<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: 0511 / 6 16 - 2 22 08<br />

Fax: 0511 / 6 16 - 2 24 95<br />

E-Mail: presse@region-hannover.de<br />

Internet: www.region-hannover.de


2 N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 3<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort<br />

Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse<br />

0. Veränderte Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung<br />

von großstädtischen Verdichtungsräumen<br />

TEIL I:<br />

DIE REGION HANNOVER IM VERGLEICH DER VERDICHTUNGSRÄUME (Hans-Ulrich Jung, Kai Weber)<br />

1. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter den Verdichtungsräumen<br />

1.1 Abgrenzung der Verdichtungsräume<br />

1.2 Position unter den Verdichtungsräumen<br />

1.3 Bevölkerungsdynamik und -struktur<br />

1.4 Wirtschaftsstruktur im Überblick<br />

1.5 Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklung im Überblick<br />

1.6 Standortbedingungen und Standortkosten<br />

2. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Unternehmensstandort:<br />

Unternehmenszentralen, Funktionalstrukturen und Gründungen von Betrieben<br />

2.1 Unternehmenszentralen<br />

2.2 Funktionalstrukturen<br />

2.3 Unternehmensgründungen<br />

3. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Industriestandort:<br />

Strukturen und Entwicklungstrends<br />

3.1 Branchenstruktur des Produzierenden Gewerbes<br />

3.2 Weitere strukturelle Merkmale des Produzierenden Gewerbes<br />

3.3 Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes<br />

4. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Dienstleistungsstandort:<br />

Strukturen und Entwicklungstrends<br />

4.1 Zusammensetzung und Spezialisierung des Dienstleistungssektors<br />

4.2 Entwicklung der Dienstleistungen<br />

4.3 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort des Handels<br />

4.4 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort von Finanzdienstleistungen<br />

4.5 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort unternehmensorientierter Dienstleistungen<br />

5. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und ihre Innovationspotenziale<br />

5.1 FuE in der Industrie<br />

5.2 FuE in außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

5.3 FuE in Hochschulen<br />

6. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und ihre Arbeitsmarktpotenziale<br />

6.1 Qualifikationspotenziale<br />

6.2 Entwicklung und Struktur der Arbeitslosigkeit<br />

4<br />

6<br />

20<br />

26<br />

28<br />

28<br />

28<br />

32<br />

39<br />

39<br />

47<br />

52<br />

52<br />

53<br />

55<br />

60<br />

60<br />

64<br />

67<br />

72<br />

72<br />

75<br />

79<br />

83<br />

86<br />

88<br />

89<br />

93<br />

95<br />

98<br />

98<br />

102<br />

TEIL II:<br />

BILDUNG, QUALIFIKATIONEN UND INNOVATIONEN IN DER REGION HANNOVER<br />

7. Berufliche Ausbildung und Berufsbildende Schulen (Fritz Stöcker, Matthias Franck)<br />

8. Berufliche Weiterbildung – Vielfalt der Träger und Angebote (Matthias Franck)<br />

9. Industrieforschung und regionale Innovationspotenziale (Matthias Franck)<br />

10. Schwerpunkte außeruniversitärer Forschungseinrichtungen (Kai Weber)<br />

11. Hochschulen als Kompetenzzentren für Bildung und Forschung (Kai Weber)<br />

12. Innovative Cluster: Beispiele technologischer Kernkompetenzen (Javier Revilla Diez)<br />

13. EXPO PARK HANNOVER im Kontext einer innovationsorientierten<br />

Standortvermarktungsstrategie (Arno Brandt)<br />

14. Innovative Existenzgründungen als Impuls für den Strukturwandel (Janin Wieja)<br />

15. Wege in die Zukunft – Beispiele für Innovationen im Handwerk<br />

(Wolfgang Koschorke)<br />

16. Innovative Modelle der Arbeitsgestaltung und Qualifizierung<br />

in Unternehmen (Lothar Schäffner)<br />

17. Neue städtebauliche Qualitäten (Robert Wegner)<br />

18. Städtebaulicher Wettbewerb – „Route der Wohnqualität“<br />

(Martina Flamme-Jasper)<br />

19. <strong>Region</strong>alreform als Innovation (Axel Priebs)<br />

ANHANG:<br />

Literatur<br />

Autorenverzeichnis<br />

Wichtige Kontaktadressen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Wirtschaftsförderung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

108<br />

110<br />

118<br />

136<br />

148<br />

154<br />

172<br />

196<br />

206<br />

214<br />

224<br />

236<br />

248<br />

254<br />

261<br />

261<br />

265<br />

266<br />

268


4<br />

Vorwort<br />

Im zweiten Jahr nach der EXPO 2000 steht die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> mitten in einem rasanten regionalen Strukturwandel.<br />

Die Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Konjunktur<br />

und das vorläufige Ende des Gründungsbooms<br />

der New Economy erhöhen den Wettbewerbsdruck auf<br />

die <strong>Region</strong>en. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen<br />

hat sich die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vergleichsweise gut<br />

aufgestellt. Im Zuge der EXPO 2000 konnte sie zum<br />

einen ihre Infrastrukturaustattung nachhaltig verbessern<br />

und zum anderen ihren Bekanntheitsgrad deutlich erhöhen.<br />

Einen weiteren Positionsgewinn hat die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> mit der <strong>Region</strong>alreform erworben. Die Reform<br />

bietet der <strong>Region</strong> erheblich bessere institutionelle Bedingungen,<br />

Stadt-Umland-Konflikte, wie sie in allen Großstadtregionen<br />

entwicklungshemmend wirksam sind, zu<br />

entschärfen. Mit der <strong>Region</strong>alreform ist zudem eine<br />

effizientere Ressourcennutzung verbunden. Politikfelder,<br />

wie regionale Wirtschaftsförderung können nun aus einer<br />

Hand bearbeitet werden.<br />

Vor diesem Hintergrund wird der <strong>Region</strong>alreport <strong>2002</strong><br />

erstmalig von der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vorgestellt, nachdem<br />

er in den Jahren 1998 und 2000 vom Kommunalverband<br />

Großraum <strong>Hannover</strong> vorgelegt wurde. Die<br />

ursprüngliche Intention des <strong>Region</strong>alreports, nämlich die<br />

Diskussion um die Wirtschafts- und Arbeitsmarktentwicklung<br />

sowie um grundlegende Fragen der <strong>Region</strong>alentwicklung<br />

im Rahmen einer laufenden und systematischen<br />

Berichterstattung auf eine solide Basis zu stellen, wurde<br />

nicht verändert. Der <strong>Region</strong>alreport <strong>2002</strong> setzt diese<br />

Berichterstattung fort und ergänzt sie um neue Aspekte<br />

der wirtschaftlichen Entwicklung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Der <strong>Region</strong>alreport <strong>2002</strong> informiert im ersten Teil über<br />

die Wettbewerbsposition der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und vergleicht<br />

diese mit der in anderen westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />

Im Wesentlichen befasst sich die Berichterstattung<br />

mit der Entwicklung und den Strukturen der<br />

Unternehmen in der <strong>Region</strong>, wobei die sektoralen und<br />

funktionalen Strukturveränderungen in der regionalen<br />

Wirtschaft besondere Berücksichtigung finden. Zudem<br />

werden Informationen zum innovativen Umfeld und zum<br />

Arbeitsmarkt der <strong>Region</strong> zusammengestellt.<br />

Neben der systematischen Analyse der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Vergleich zu anderen<br />

Verdichtungsräumen liegt das Schwerpunktthema<br />

des <strong>Region</strong>alreportes <strong>2002</strong> in der Untersuchung der<br />

Zukunftsfähigkeit der <strong>Region</strong>. Im zweiten Teil „Bildung,<br />

Qualifikationen und Innovationen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“<br />

steht deshalb die Frage im Mittelpunkt, wie <strong>Hannover</strong><br />

sich der Herausforderung der Wissensgesellschaft<br />

stellt. Investitionen in Bildung und die Veränderungen<br />

der Wissenschaftslandschaft werden als wichtige Faktoren<br />

der Zukunftsfähigkeit der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> analysiert.<br />

Darüber hinaus werden betriebliche Innovationen<br />

sowie regionale Erneuerungsprozesse in Bezug auf<br />

Städtebau und institutioneller <strong>Region</strong>alreform behandelt.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 5<br />

Für die Bearbeitung des Schwerpunktthemas des <strong>Region</strong>alreportes<br />

<strong>2002</strong> wurden Autoren aus Wissenschaft,<br />

Bildung, Wirtschaft und Verwaltung gewonnen, denen<br />

wir in besonderer Weise zu Dank verpflichtet sind: Fritz<br />

Stöcker (Berufliche Ausbildung), Dr. Javier Revilla Diez<br />

(Innovative Cluster), Dr. Wolfgang Koschorke (Innovationen<br />

im Handwerk), Prof. Dr. Lothar Schäffner (Innovative<br />

Modelle der Arbeitsgestaltung und Qualifizierung),<br />

Robert Wegner (Neue städtebauliche Qualitäten), Martina<br />

Flamme-Jasper (Städtebaulicher Wettbewerb) und<br />

Prof. Dr. Axel Priebs (<strong>Region</strong>alreform).<br />

Ohne die Mitwirkung zahlreicher Institutionen aus Wissenschaft,<br />

Wirtschaft und Verwaltung hätte diese Studie<br />

nicht erstellt werden können. Besonderer Dank gilt Dr.<br />

Harald Legler vom Niedersächsischen Institut für Wirtschaftsforschung<br />

(<strong>NIW</strong>) für die Erarbeitung von Sonderauswertungen<br />

zu industrieller Forschung und Entwicklung<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sowie Prof. Dr. Franz Josef<br />

Bade von der Universität Dortmund für die Bereitstellung<br />

grundlegender Daten. Informationen zu Unternehmensgründungen<br />

wurden freundlicherweise vom ZEW (Zentrum<br />

für Europäische Wirtschaftsforschung) in Mannheim<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

Die meisten Auswertungen basieren auf den Daten der<br />

<strong>Region</strong>aldatenbanken des <strong>NIW</strong> und der NORD/LB. Die<br />

überwiegende Zahl der Tabellen und Grafiken erstellte<br />

Klaus-Jürgen Hentschel vom <strong>NIW</strong>. An der Auswertung<br />

von Daten sowie der Endredaktion wirkten Susanne<br />

Endres und Nadine Valentinelli mit.<br />

Allen Beteiligten sei an dieser Stelle herzlich gedankt.


6<br />

Zusammenfassung der<br />

wichtigsten Ergebnisse<br />

0. Veränderte Rahmenbedingungen für<br />

die wirtschaftliche Entwicklung von<br />

großstädtischen Verdichtungsräumen<br />

Die deutsche Wirtschaft befindet sich seit über 20 Jahren<br />

in einem tief greifenden Strukturwandel, der vor allem<br />

an einer deutlich schwächeren Wachstumsdynamik und<br />

einer ständig steigenden Sockelarbeitslosigkeit sichtbar<br />

wird. Folgen der zu beobachtenden Globalisierung sind<br />

zunehmende Unternehmensfusionen, Betriebsverlagerungen<br />

und Veränderungen in der Wertschöpfungskette, die<br />

auch die regionale Wirtschaftsentwicklung beeinflussen.<br />

Es ist davon auszugehen, dass diejenigen Standorte gewinnen<br />

werden, die über hochwertige Infrastrukturen, entwickelte<br />

unternehmensorientierte Dienstleistungen sowie<br />

über qualifizierte Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen<br />

verfügen.<br />

Dagegen droht im Bereich standardisierter Massenproduktion<br />

die Verlagerung von Produktionskapazitäten an<br />

kostengünstigere Standorte. Dem entsprechend ist in den<br />

nächsten zehn Jahren eine drastische Abnahme einfacher<br />

und ein starker Anstieg komplexerer Tätigkeiten zu erwarten.<br />

Der Einsatz multimedialer Anwendungen auf der betrieblichen<br />

Ebene unterstützt die internationalen Globalisierungsprozesse<br />

und verändert die Standortanforderungen<br />

ebenfalls. Insbesondere solche <strong>Region</strong>en profitieren von<br />

diesen Veränderungen, die frühzeitig über eine Anbindung<br />

an die neuen leistungsfähigen Hochgeschwindigkeitsnetze<br />

verfügen. Dies bedeutet einen Bedeutungsgewinn<br />

von Agglomerationen, der aber weitere Suburbanisierungsprozesse<br />

innerhalb der Ballungsräume nicht ausschließt.<br />

Die stärksten Beschäftigungsverluste wird es in Wirtschaftszweigen<br />

geben, die bislang unter Schutz standen<br />

und nun verstärkt dem Wettbewerb ausgesetzt werden,<br />

aber auch in den Branchen, in denen der technische<br />

Fortschritt erhebliche Potenziale zur Produktivitätssteigerung<br />

bereitstellt. Positive Veränderungen sind dort zu erwarten,<br />

wo stärker als bisher private Organisationen<br />

und Unternehmen staatliche Leistungen ablösen.<br />

Da die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im industriellen Sektor mit weiteren<br />

Beschäftigungseinbußen rechnen muss und auch<br />

die ansässigen Dienstleistungsbereiche von Rationalisierung<br />

betroffen sein werden, müssen Wachstumsfelder<br />

mit Chancen auf zusätzliche Beschäftigung, wie z.B. die<br />

Kommunikationswirtschaft, Freizeit, Bildung oder Gesundheit,<br />

gestärkt werden.<br />

Der Rückgang des Neuansiedlungspotenzials führte in<br />

den 90er Jahren zu einer Neuorientierung der kommunalen<br />

Wirtschaftsförderung von der Akquisition zur Bestandsentwicklung<br />

und der Förderung von Existenzgründungen.<br />

Diese Strategie führt allerdings bestenfalls mittelbis<br />

langfristig zu einem nennenswerten Beschäftigungsaufbau<br />

vor Ort.<br />

Positive Ansätze für die norddeutschen <strong>Region</strong>en ergeben<br />

sich aus der neuen Lagegunst durch die deutsche<br />

Vereinigung, die Integration Nordeuropas in die EU sowie<br />

die Öffnung Osteuropas. Hiervon dürfte die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> in langfristiger Perspektive in jedem Fall profitieren.<br />

Dies gilt ebenso für die Stärkung der Agglomerationsräume<br />

im Standortwettbewerb, die jedoch eine Profilierung<br />

solcher Standortfaktoren erforderlich macht, die<br />

für innovative, wissensbasierte Produktions- und Dienstleistungskonzepte<br />

wichtig sind.<br />

1. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter den<br />

Verdichtungsräumen<br />

In einem Europa der <strong>Region</strong>en stehen in erster Linie die<br />

großstädtischen Verdichtungsräume im Wettbewerb und<br />

nicht einzelne Städte. Ein großer Teil der Untersuchung<br />

bezieht sich daher auf die Großstädte einschließlich des<br />

jeweiligen Umlands. Die Abgrenzung der Verdichtungsräume<br />

lehnt sich an die kreisscharfe Abgrenzung von<br />

F. J. Bade an, lediglich in Norddeutschland wurden einige<br />

Korrekturen vorgenommen. Bis auf wenige Ausnahmen<br />

bezieht sich die Analyse auf die 16 westdeutschen Verdichtungsräume,<br />

da für Berlin, Leipzig, Dresden und Chemnitz<br />

nur eingeschränkt vergleichbare Daten vorliegen.<br />

In den 20 deutschen Verdichtungsräumen leben auf 26%<br />

der Fläche der Bundesländer mit 42,3 Mio. Menschen<br />

rund 50% aller Einwohner. 53% der Erwerbstätigen<br />

erwirtschaften knapp 58% der gesamtwirtschaftlichen<br />

Wertschöpfung. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zählt mit etwa<br />

1,1 Mio. Einwohnern zu den eher kleinen Verdichtungsräumen.<br />

Die Stadt <strong>Hannover</strong> als Zentrum der <strong>Region</strong><br />

liegt dagegen mit 516.000 Einwohnern im Mittelfeld.<br />

Die Höhe der Bruttowertschöpfung und die Zahl der<br />

Erwerbstätigen entsprechen dem 13. Rang unter den<br />

20 <strong>Region</strong>en. Bei der Wirtschaftskraft, d.h. der Wertschöpfung<br />

je Einwohner, wird dagegen ein guter 8. Platz<br />

erreicht.<br />

Die Bevölkerung in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

entwickelt sich seit langem schlechter als im übrigen<br />

Bundesgebiet. Dies liegt sowohl an der ungünstigeren<br />

natürlichen Entwicklung als auch an schwächeren Wanderungsgewinnen.<br />

In den 80er Jahren lag <strong>Hannover</strong> bei<br />

der Bevölkerungsentwicklung im hinteren Drittel der<br />

DVG-Gebäude am Kronsberg<br />

untersuchten westdeutschen <strong>Region</strong>en. Mit der Öffnung<br />

der innerdeutschen Grenze verstärkte sich der Bevölkerungszuwachs<br />

überdurchschnittlich, allerdings wurde in<br />

den Jahren von 1989 bis 2000 insgesamt trotz hoher<br />

Wanderungsgewinne aufgrund der negativen natürlichen<br />

Entwicklung die durchschnittliche Dynamik der Verdichtungsräume<br />

nicht ganz erreicht.<br />

Innerhalb der Verdichtungsräume sind seit langem Suburbanisierungsprozesse<br />

zu beobachten. Die Zentren verlieren<br />

zu Gunsten ihrer Umlandbereiche besonders jüngere<br />

und einkommensstärkere Einwohner. Dabei dehnt<br />

sich der suburbane Raum weiter bis an die Ränder der<br />

Verdichtungsräume aus. In der zweiten Hälfte der 90er<br />

Jahre verstärkte sich die zunächst unterdurchschnittliche<br />

Suburbanisierung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Von 1996 bis<br />

2000 standen Wanderungsverlusten der Stadt <strong>Hannover</strong><br />

von 5.000 Personen Wanderungsgewinne von 14.000<br />

Einwohnern in den Umlandgemeinden gegenüber.<br />

Die schwache natürliche Entwicklung der Bevölkerung in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat ihre Ursache in einer „Überalterung“<br />

der Einwohner. Die Zahl der Kinder und Jugendlichen<br />

ist ausgesprochen niedrig, während der Anteil<br />

der Älteren über 65 Jahren entsprechend hoch liegt.<br />

Eine Spitzenposition hat <strong>Hannover</strong> allerdings bei den<br />

20- bis 30-jährigen, was auf eine hohe Attraktivität der<br />

Ausbildungsstätten schließen lässt.<br />

In Bezug auf die Verteilung der großen Wirtschaftsbereiche<br />

stellt die <strong>Region</strong> sich eindeutig als Dienstleistungsstandort<br />

dar. Das Gewicht des Dienstleistungssektors ist<br />

gemeinsam mit dem Rhein-Main-Gebiet hinter München<br />

und Hamburg das größte unter den westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />

Entsprechend gering ist mit lediglich<br />

29% der gesamten Wertschöpfung der Anteil des Pro-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 7<br />

duzierenden Gewerbes, das seit Ende der 80er Jahre<br />

deutlich an Gewicht verloren hat.<br />

Die Beschäftigungsentwicklung der 80er Jahre war für<br />

die westdeutschen Verdichtungsräume insgesamt relativ<br />

schlecht. Nur 33% der 670.000 neuen Arbeitsplätze im<br />

damaligen Bundesgebiet entfielen auf die 16 <strong>Region</strong>en.<br />

In den Zentren gab es von 1980 bis 1989 sogar einen<br />

leichten Arbeitsplatzabbau. Nach einer kurzfristigen<br />

Stärkung der Verdichtungsräume mit der deutschen Einheit<br />

wurden von 1992 bis 1995 69% der 933.000 verlorenen<br />

Arbeitsplätze dort abgebaut. Von 1995 bis<br />

2000 stieg die Beschäftigtenzahl in Deutschland wieder<br />

um 250.000 Personen an, davon 217.000 in den Verdichtungsräumen.<br />

Seit Ende der 80er Jahre holen die<br />

norddeutschen Verdichtungsräume in der Wirtschaftsund<br />

Beschäftigungsentwicklung auf. Nach der Wiedervereinigung<br />

lag <strong>Hannover</strong> auf dem dritten Rang hinter<br />

Bielefeld und Hamburg, von 1992 bis 1995 hinter Köln-<br />

Bonn auf Rang 4. Auch von 1995 bis 2000 war die Beschäftigungsentwicklung<br />

vor allem durch den Effekt der<br />

EXPO 2000 deutlich positiver als im Durchschnitt der 16<br />

<strong>Region</strong>en. <strong>Hannover</strong> gehört zudem zu den <strong>Region</strong>en,<br />

die ihren Beschäftigtenbesatz, d.h. die Beschäftigung<br />

bezogen auf die Einwohnerzahl, langfristig steigern<br />

konnten.<br />

Die Standortbedingungen in Wirtschaftsregionen werden<br />

durch ein breites Spektrum unterschiedlicher Faktoren<br />

charakterisiert. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird den Anforderungen<br />

von Unternehmen an die infrastrukturelle<br />

Anbindung an Verkehr und Information weitgehend gerecht.<br />

Die zentrale Lage nach der deutschen Vereinigung<br />

und der Öffnung der Grenzen nach Osteuropa sowie<br />

die zusätzlichen Investitionen der letzten Jahre haben<br />

<strong>Hannover</strong>s Funktion als bedeutende Verkehrs- und Distri-


8<br />

ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />

butionsregion noch verstärkt. <strong>Hannover</strong> verfügt, u.a.<br />

forciert durch Expo und CeBIT, zudem über eine hoch entwickelte<br />

Telekommunikationsinfrastruktur.<br />

Auch für das Gewerbeflächenpotenzial ist die gute wirtschaftsräumliche<br />

Lage und überregionale Attraktivität<br />

des Verdichtungsraumes von großer Bedeutung. Mit zahlreichen<br />

Gewerbegebieten an den Autobahnachsen und<br />

im suburbanen Teilraum hat die <strong>Region</strong> ein breites Angebot<br />

an attraktiven und sofort verfügbaren Flächen.<br />

Größere Gebiete sind allerdings nicht überall verfügbar<br />

und konzentrieren sich an wenigen Standorten. Die Bodenpreise<br />

sind relativ hoch.<br />

Der Nachfragedruck auf dem Immobilienmarkt in <strong>Hannover</strong><br />

ist offensichtlich nur unterdurchschnittlich. Dies gilt<br />

sowohl für die Wohnungsmieten und die Preise für<br />

Eigentumswohnungen als auch für die Büromieten.<br />

Ausnahme sind lediglich die Einzelhandelsmieten im<br />

Zentrum der Stadt <strong>Hannover</strong>, die aber im Trend der<br />

Großstädte mit mehr als 500.000 Einwohnern liegen.<br />

2. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Unternehmensstandort:<br />

Unternehmenszentralen und<br />

Gründungen von Betrieben<br />

Großunternehmen haben auch über Beziehungen zu<br />

Zulieferern und Dienstleistern eine wichtige Funktion für<br />

den Arbeitsmarkt einer <strong>Region</strong>. Unternehmenszentralen<br />

sind darüber hinaus aufgrund ihres Gewichts in der Hierarchie<br />

des Unternehmens von besonderer Bedeutung. In<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> befindet sich der Sitz einiger bedeutender<br />

Konzernzentralen, wenn auch im Vergleich der<br />

Verdichtungsräume nur ein mittlerer Platz belegt wird.<br />

Betrachtet man die 500 umsatzstärksten Unternehmen in<br />

Deutschland, so liegt <strong>Hannover</strong> auf dem 10. Platz unter<br />

20 <strong>Region</strong>en. Die Preussag AG als größtes Unternehmen<br />

der <strong>Region</strong> belegt Platz 33 der Liste der umsatzstärksten<br />

Unternehmen Deutschlands.<br />

Unternehmensfunktionen wie Management und Verwaltung,<br />

Ein- und Verkauf oder Fertigung charakterisieren<br />

die Wirtschaftsstruktur von Verdichtungsräumen in<br />

besonderer Weise. Eine Betrachtung der höherwertigen<br />

Dienstleistungsfunktionen und der Fertigungstätigkeiten<br />

innerhalb von Unternehmen gibt tendenziell Auskunft<br />

über die Bedeutung des Standortes innerhalb des Unternehmensgefüges.<br />

In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind die leitenden<br />

Verwaltungsfunktionen in Betrieben des Produzierenden<br />

Gewerbes und des Dienstleistungssektors<br />

überdurchschnittlich vertreten. Bei anderen höherwertigen<br />

Dienstleistungen wie Unternehmensberater, DV-Fachleute<br />

etc. liegt <strong>Hannover</strong> dagegen etwas unter dem<br />

Durchschnitt. Insgesamt weist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine<br />

Funktionalstruktur auf, die der deutlich größerer Verdichtungsräume<br />

entspricht.<br />

Bei den Unternehmensgründungen nimmt <strong>Hannover</strong> in<br />

jüngster Zeit eine gute Position ein. Von 1995 bis 1999<br />

lag die <strong>Region</strong> bei den Gründungen je Erwerbsfähigem<br />

hinter München auf dem 2. Rang. Dies ist besonders auf<br />

die Gründungsintensität im Dienstleistungssektor zurück-<br />

zuführen. Auch bei den technologieorientierten Gründungen<br />

signalisieren die Daten für die <strong>Region</strong> ein gutes<br />

Gründungsklima.<br />

3. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Industriestandort:<br />

Strukturen und Entwicklungstrends<br />

Zwar hat das Verarbeitende Gewerbe im Strukturwandel<br />

der vergangenen 20 Jahre deutlich an Gewicht verloren,<br />

der industrielle Sektor bestimmt offenbar dennoch maßgeblich<br />

die Entwicklung auch anderer Wirtschaftszweige.<br />

Für die wirtschaftlichen Perspektiven spielt die Branchenzusammensetzung<br />

in einer <strong>Region</strong>, d.h. der Grad der<br />

Spezialisierung auf einzelne Branchen eine wesentliche,<br />

wenn auch nicht alles entscheidende Rolle. Innerhalb<br />

des Verarbeitenden Gewerbes ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

besonders auf den Straßenfahrzeugbau mitsamt der Zulieferbereiche<br />

spezialisiert. Weitere unter den Verdichtungsräumen<br />

überdurchschnittliche Bereiche sind der<br />

Bergbau mit Erdgasförderung und Kalibergbau sowie<br />

die Energiewirtschaft. Das Verarbeitende Gewerbe in<br />

der <strong>Region</strong> ist stark von Großbetrieben geprägt, die allgemein<br />

als wachstumsschwächer gelten als klein- und<br />

mittelbetriebliche Strukturen.<br />

Der Anteil der Fertigungsarbeitsplätze in den Industriebetrieben<br />

ist höher als im Durchschnitt der Verdichtungsräume.<br />

Bei den Qualifikationen der Beschäftigten zeigt<br />

sich ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Arbeitnehmern<br />

mit mittleren Qualifikationen, d.h. an Facharbeitern,<br />

während die Anteile der gering Qualifizierten und<br />

der Fachhochschul- und Hochschulabsolventen deutlich<br />

unter dem Durchschnitt liegen.Die Exportquote der Industrie<br />

übersteigt den mittleren Wert im gesamten Bundesgebiet<br />

um ein Fünftel, sie ist zudem überdurchschnittlich<br />

gestiegen. Innerhalb Niedersachsens ist <strong>Hannover</strong> nach<br />

Wolfsburg der zweitwichtigste Exportstandort. Besonders<br />

erfolgreich ist die Exportwirtschaft im Bereich der<br />

Spitzentechnologie.<br />

In den 80er Jahren erreichte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> beim<br />

Beschäftigungswachstum den vorletzten Platz vor den<br />

Montanregionen an Ruhr und Saar. In der ersten Phase<br />

nach der deutschen Einheit belegte <strong>Hannover</strong> bei den<br />

Beschäftigungsgewinnen immerhin schon Platz 6. Besonders<br />

gute Ergebnisse verzeichneten das Baugewerbe<br />

und überwiegend Konsumgüterindustrien. Von 1992 bis<br />

2000 waren die nun folgenden Beschäftigungsverluste<br />

in <strong>Hannover</strong> geringer als im Durchschnitt der Verdichtungsräume.<br />

Zuletzt verloren wie im Bundestrend vor<br />

allem das Baugewerbe, das Ernährungsgewerbe sowie<br />

Maschinenbau, Gummiverarbeitung und Chemische<br />

Industrie.<br />

4. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Dienstleistungsstandort:<br />

Strukturen und Entwicklungstrends<br />

Im Dienstleistungssektor der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind<br />

320.000 Personen beschäftigt. Herausragend ist die<br />

Spezialisierung auf den Verkehrs- und Telekommunikationssektor,<br />

überdurchschnittlich vertreten sind auch das<br />

Versicherungsgewerbe, die öffentlichen und die haushaltsorientierten<br />

Dienstleistungen. Ein überdurchschnittliches<br />

Gewicht haben auch die unternehmensorientierten<br />

Dienstleistungen, hier allerdings nicht die Rechts- und<br />

Wirtschaftsberatung, die technische Beratung und Planung<br />

sowie die Werbung. Die <strong>Region</strong> weist bei Dienstleistungen<br />

eine relativ breite Spezialisierung auf, die<br />

ansonsten eher für die großen Verdichtungsräume charakteristisch<br />

ist.<br />

Die Entwicklung der Dienstleistungen in <strong>Hannover</strong> war in<br />

den 80er Jahren schwach. In der ersten Phase der Wiedervereinigung<br />

verbesserte die <strong>Region</strong> ihre Position von<br />

Rang 11 auf Rang 3 hinter Nürnberg und Bielefeld. Von<br />

1989 bis 1992 entstanden 36.000 Arbeitsplätze im<br />

Dienstleistungssektor der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Nach dem<br />

Auslaufen des ersten Booms fiel <strong>Hannover</strong> wieder auf<br />

einen durchschnittlichen Wert unter den Verdichtungsräumen<br />

zurück. Hinter dem Bundestrend blieben vor<br />

allem der Groß- und Einzelhandel sowie die Finanzdienstleistungen<br />

zurück, während das Gastgewerbe, der<br />

Verkehrssektor und die unternehmensorientierten Dienstleistungen<br />

über dem Durchschnitt lagen. Insgesamt hat<br />

sich die Struktur von den haushaltsbezogenen hin zu den<br />

überregional orientierten Dienstleistungen verschoben.<br />

In den letzten Jahren haben sich die Dienstleistungen in<br />

der Stadt <strong>Hannover</strong> deutlich ungünstiger entwickelt als<br />

im Umland.<br />

Die Stadt <strong>Hannover</strong> gehört als Standort des Einzelhandels<br />

aufgrund der Einwohnerzahl naturgemäß nicht zu<br />

den Spitzenreitern bei den Umsätzen. Bezieht man den<br />

Einzelhandelsumsatz jedoch auf die Einwohnerzahl,<br />

liegt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter den deutschen Verdichtungsräumen<br />

an der Spitze. Auch die einzelhandelsrelevante<br />

Kaufkraft erreicht einen Spitzenwert gleichauf<br />

mit Rhein-Main, Hamburg und Düsseldorf hinter München.<br />

Per Saldo kommen rund 10% der in der <strong>Region</strong><br />

erwirtschafteten Umsätze von außerhalb des Großraums.<br />

Die Stadt <strong>Hannover</strong> liegt bei dieser Zentralität<br />

genannten Größe mit einem Wert von 134 bundesweit<br />

auf dem zweiten Rang hinter Karlsruhe, während das<br />

Umland nur 90 erreicht. Diese Spanne innerhalb der<br />

<strong>Region</strong> ist höher als in allen anderen Verdichtungsräumen,<br />

was darauf hindeutet, dass die Verlagerung von<br />

Einzelhandelsbetrieben ins Umland in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

weniger fortgeschritten ist als andernorts. Die<br />

Beschäftigung im Einzelhandel ist nach den deutlichen<br />

Gewinnen im Zuge der deutschen Einigung überdurchschnittlich<br />

stark zurückgegangen. Von 1992 bis 1999<br />

büßte der Einzelhandel der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 5.000<br />

Arbeitsplätze ein.<br />

Die Finanzdienstleistungen zählten in den 80er Jahren<br />

zu den florierenden Dienstleistungszweigen. Seitdem<br />

machen sich aufgrund des zunehmenden internationalen<br />

Wettbewerbs Umstrukturierungen und Anpassungsprozesse<br />

bemerkbar, die zu Rationalisierungen führen. <strong>Hannover</strong><br />

liegt als Standort für Finanzdienstleistungen bezogen<br />

auf die Einwohnerzahl auf Rang 3 hinter den Zentren<br />

Rhein-Main und München. Die Kreditinstitute sind im<br />

Vergleich aller Verdichtungsräume leicht unterdurch-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 9<br />

schnittlich vertreten. Auch die Beschäftigungsentwicklung<br />

war seit 1992 negativer als im Trend der Verdichtungsräume.<br />

Dagegen ist die <strong>Region</strong> mit 31 Zentralen in der Stadt<br />

<strong>Hannover</strong> ein bundesweit sehr bedeutsamer Versicherungsstandort.<br />

Mit 11.400 Beschäftigten sind die Versicherungen<br />

sehr stark überrepräsentiert, mit ihrem<br />

Marktanteil belegen die hannoverschen Versicherungen<br />

unter den größten deutschen Standorten den sechsten<br />

Platz. Während direkt nach der deutschen Einigung<br />

viele Arbeitsplätze in der <strong>Region</strong> entstanden sind, war<br />

der Rückgang der Zahlen seitdem überdurchschnittlich.<br />

Als Standort für unternehmensorientierte Dienstleistungen,<br />

die zu den bundesweit wachstumsstärksten Wirtschaftszweigen<br />

gehören, hat sich <strong>Hannover</strong> sehr positiv<br />

entwickelt. Seit 1989 ist das Gewicht der Branche an der<br />

Gesamtbeschäftigung von 7% auf über 15% angestiegen,<br />

in diesem Zeitraum entstanden in der <strong>Region</strong> fast<br />

39.000 Arbeitsplätze. Bei der Spezialisierung auf unternehmensorientierte<br />

Dienste wird ein dritter Rang hinter<br />

München und dem Rhein-Main-Gebiet erreicht. Geringer<br />

ist der Anteil allerdings bei der Rechts-, Wirtschafts- und<br />

technischen Beratung sowie bei der Vermietung.<br />

5. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und<br />

ihre Innovationspotenziale<br />

Die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung einer <strong>Region</strong><br />

hängt wesentlich von ihren Innovationspotenzialen ab.<br />

Die wissenschaftliche und technologische Ausstattung ist<br />

zu einem Schlüsselelement der <strong>Region</strong>alpolitik geworden.<br />

Dabei vollzieht sich der technologische Wettbewerb zwischen<br />

Metropolen auf einem deutlich höheren Niveau<br />

als in weniger verdichteten Räumen. Die industriellen Kapazitäten<br />

in Forschung und Entwicklung (FuE) sind in<br />

besonderem Maße auf die Zentren der Verdichtungsräume<br />

konzentriert. Zwischen den Agglomerationen zeigt<br />

sich dabei ein ausgeprägtes Süd-Nord-Gefälle.<br />

Ein Großteil der FuE-Aktivitäten Norddeutschlands konzentriert<br />

sich in der <strong>Region</strong> Braunschweig, in <strong>Hannover</strong><br />

liegt der FuE-Anteil an den Industriebeschäftigten dagegen<br />

unter dem Durchschnitt der Verdichtungsräume.<br />

Allerdings hat sich der Abstand zu den führenden<br />

<strong>Region</strong>en in den 90er Jahren deutlich verkürzt. Ein<br />

Grund dafür ist die Auslagerung von Forschung und Entwicklung<br />

an die Zulieferer im Automobilbau sowie die<br />

generell hohe Dynamik der Forschung in der Automobilindustrie.<br />

Zudem haben viele große Unternehmen ihre<br />

Grundlagenforschung reduziert, was die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

weniger stark traf.<br />

Eine wichtige Rolle für den Innovationsprozess spielen<br />

außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die einen<br />

Wissenstransfer in die Unternehmen hinein ermöglichen<br />

und Schlüsselqualifikationen vermitteln. Hier bieten sich<br />

auch in <strong>Hannover</strong> Anknüpfungspunkte für Innovationsaktivitäten<br />

in der Wirtschaft, gerade in den für hochwertige<br />

technologische Forschungsaktivitäten relevanten<br />

Bereichen ist <strong>Hannover</strong> jedoch nicht so stark vertreten.


10<br />

ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />

Die Hochschulen haben in erster Linie eine Ausbildungsfunktion.<br />

Darüber hinaus wird vor allem Grundlagenforschung<br />

betrieben, für deren Nutzung räumliche Nähe oft<br />

weniger entscheidend ist. <strong>Hannover</strong> liegt bei der Ausstattung<br />

mit Lehr- und Forschungspersonal je Beschäftigtem<br />

auf Rang 3 hinter Aachen und Dresden. Dabei gibt<br />

es eine ausgesprochene Spezialisierung auf technische<br />

Bereiche. Die <strong>Region</strong> konnte ihre Ausstattung gegen den<br />

Bundestrend in den letzten Jahren sogar noch verbessern.<br />

Auch bei der Ausstattung mit Drittmitteln weist <strong>Hannover</strong><br />

besonders in den technischen Disziplinen überdurchschnittliche<br />

Werte auf.<br />

6. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und<br />

ihre Arbeitsmarktpotenziale<br />

Die Mobilisierbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte gewinnt<br />

als Standortfaktor zunehmend an Gewicht. Grundsätzlich<br />

verbessern sich die Aussichten regionaler Betriebe<br />

im interregionalen bzw. internationalen Wettbewerb mit<br />

steigendem Einsatz von Bildung, Wissen und Ausbildung.<br />

Gemessen am Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

wird in <strong>Hannover</strong> überdurchschnittlich<br />

ausgebildet. Unqualifizierte Beschäftigte spielen dem entsprechend<br />

nur eine vergleichsweise geringe Rolle. Beim<br />

Einsatz mittlerer Qualifikationen und bei den Abiturienten<br />

liegt die <strong>Region</strong> jeweils auf dem 4. Rang. Der Anteil<br />

der hoch qualifizierten Beschäftigten mit Hochschulabschluss<br />

bleibt allerdings leicht unter dem Durchschnitt<br />

zurück auf Platz 7. Diese schlechtere Ausstattung zeigt<br />

sich insbesondere im Verarbeitenden und im Verkehrsgewerbe.<br />

Das Niveau der Arbeitslosigkeit in den westdeutschen<br />

Verdichtungsräumen lag Ende der 80er Jahre um über<br />

ein Zehntel über dem Bundesdurchschnitt. Innerhalb<br />

dieser <strong>Region</strong>en gab es ein deutliches Nord-Süd-<br />

Gefälle. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> belegte den 13. Rang.<br />

Von 1989 bis 1999 hatte <strong>Hannover</strong> jedoch mit Hamburg,<br />

Köln-Bonn und Bremen die geringsten Zuwächse<br />

bei den Arbeitslosenzahlen. Allerdings hat sich die<br />

Position in den letzten Jahren wieder verschlechtert.<br />

Mitte 2001 war die Arbeitslosigkeit in der <strong>Region</strong><br />

nach dem Ruhrgebiet am höchsten unter den Verdichtungsräumen.<br />

Dabei ist das Stadt-Umland-Gefälle<br />

stärker ausgeprägt als in jedem anderen Verdichtungsraum.<br />

Die Arbeitslosigkeit bei den Frauen ist insbesondere in<br />

der Stadt <strong>Hannover</strong> geringer als im Bundesdurchschnitt.<br />

Durch den hohen Dienstleistungsanteil wird die Beschäftigung<br />

von Frauen begünstigt. Die Zahl der ausländischen<br />

Arbeitslosen ist dagegen deutlich höher als im<br />

Bundesdurchschnitt, hier liegen keine Vergleichswerte für<br />

andere Verdichtungsräume vor. Der Anteil der Jugendlichen<br />

liegt im westdeutschen Durchschnitt, die Betroffenheit<br />

der Jugendlichen dürfte angesichts ihres geringeren<br />

Anteils an der Bevölkerung jedoch höher sein. Ältere<br />

Arbeitnehmer sind dagegen besonders in der Stadt <strong>Hannover</strong><br />

weniger stark betroffen, die Langzeitarbeitslosigkeit<br />

liegt leicht unter dem gesamtwirtschaftlichen Durchschnitt.<br />

7. Berufliche Ausbildung und<br />

Berufsbildende Schulen<br />

Die berufliche Ausbildung spielt eine wesentliche Rolle<br />

für das Qualifikationsniveau der Bevölkerung und die<br />

Wettbewerbsfähigkeit von <strong>Region</strong>en. Das hohe Qualifikationsniveau<br />

und das vorhandene regionale Angebot<br />

an qualifizierten Arbeitskräften stellen wesentliche Stärken<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> dar. Im Bereich der beruflichen<br />

Ausbildung nehmen die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und besonders<br />

die Landeshauptstadt vielfältige Ausbildungsfunktionen<br />

wahr, die auch in das weitere Umland wirken. Die<br />

Leistungsfähigkeit des Dualen Ausbildungssystems trägt<br />

wesentlich zur Attraktivität der Ausbildungsregion <strong>Hannover</strong><br />

bei.<br />

Neben Fachhochschulen, Hochschulen, Berufsbildenden<br />

Schulen und ausbildenden Betrieben der Privatwirtschaft<br />

existiert eine Vielzahl weiterer Akteure der beruflichen<br />

Ausbildung. Das breite Spektrum an privaten und öffentlichen<br />

Ausbildungsträgern in der <strong>Region</strong> wird gebildet<br />

durch Akademien, Berufsakademien, Institute, Berufsfachschulen,<br />

sonstige Schulen und Vereine. Eine zentrale Bedeutung<br />

kommt auch den Kammern als regionale Steuerungs-<br />

und Aufsichtsinstanzen zu.<br />

In Deutschland beginnen rund zwei Drittel der Jugendlichen<br />

ihren Berufsweg mit einer Berufsausbildung im<br />

Dualen System. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gab es im Jahr<br />

2000 etwa 23.300 Auszubildende; im Arbeitsamtsbezirk<br />

<strong>Hannover</strong>, dem „Kernbereich“ der <strong>Region</strong>, standen<br />

Ausbildungsplätze in 171 Ausbildungsberufen bereit.<br />

Die meisten Plätze entfielen dabei auf Kaufleute im Einzelhandel<br />

und Bürokaufleute. Es wurden bei einer<br />

Gesamtnachfrage von 7.500 Stellen 7.200 neue Ausbildungsverträge<br />

abgeschlossen. Berufliche Ausbildung<br />

wird in erster Linie durch die Nachfrage der Wirtschaft<br />

geprägt, die sich im jeweils aktuellen Angebot an<br />

betrieblichen Ausbildungsplätzen niederschlägt. Je mehr<br />

Jugendliche sich in schulischen Vollzeitformen an den<br />

Berufsbildenden Schulen anmelden, desto kritischer sieht<br />

es auf dem Ausbildungs- bzw. Arbeitsmarkt aus.<br />

Zum 1.11.2001 sind 14 Berufsbildende Schulen der<br />

Stadt und fünf des ehemaligen Landkreises auf die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> übergegangen. Insgesamt verfügt die <strong>Region</strong><br />

also derzeit über 19 Berufsbildende Schulen, an<br />

denen im November 2000 rund 30.300 Schülerinnen<br />

und Schüler gezählt wurden.<br />

Der größte Teil der Schulen hat sich in den letzten Jahren<br />

ein Profil gegeben. Profilgebung – im Gegensatz zur<br />

Bündelschule – ist sinnvoll, um für die Wirtschaftsstruktur<br />

der Zukunft vorbereitet zu sein. Ein Beispiel für eine<br />

Schule mit einem eindeutigen Profil ist die neue Multimedia-Berufsbildende<br />

Schule an der Expo-Plaza. Veränderungen<br />

in der Wirtschaft, in einzelnen Branchen und<br />

Berufsfeldern werden die Profile einer Schule ständig<br />

herausfordern. Ziel der Profilbildung ist es, die wirtschaftliche<br />

Entwicklung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> voranzutreiben<br />

und zukunftsweisende Ausbildungsangebote<br />

bereitzustellen.<br />

Lichthof der Universität <strong>Hannover</strong><br />

Die an beruflicher Bildung Beteiligten müssen in Zukunft<br />

intensiver kooperieren, um gemeinsam schneller und<br />

effektiver auf neue Bedarfe der Wirtschaft reagieren zu<br />

können. Das Projekt der Bezirksregierung „Neue Formen<br />

der Zusammenarbeit von Berufsbildenden Schulen,<br />

Schulträgern und Schulbehörden in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“<br />

zeigt diesen kooperativen Ansatz. Richtungsweisend<br />

für die Berufsbildenden Schulen ist zudem die Entschließung<br />

des Niedersächsischen Landtags vom<br />

17.9.2001 „Berufsbildende Schulen in Niedersachsen<br />

als regionale Kompetenzzentren“. Dabei geht es um<br />

mehr Gesamtverantwortung und Selbstständigkeit in<br />

haushaltsrechtlichen, personellen und inhaltlichen Bereichen,<br />

die zunächst erprobt werden sollen. Die Berufsbildenden<br />

Schulen werden sich stark verändern. Den gegenwärtigen<br />

und zukünftigen Herausforderungen werden<br />

sich die Berufsbildenden Schulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

und die weiteren an beruflicher Ausbildung Beteiligten<br />

gemeinsam stellen.<br />

8. Berufliche Weiterbildung – Vielfalt<br />

der Träger und Angebote<br />

Die Weiterbildung ist als vierte Säule neben Schule, Berufsausbildung<br />

und Hochschule ein Bestandteil des Bildungssystems<br />

unserer Gesellschaft. Die Vielfalt der möglichen<br />

Definitionen sowie die Heterogenität der Träger und<br />

Angebote von beruflicher Weiterbildung erschweren eindeutige<br />

und übertragbare Untersuchungsergebnisse, so<br />

dass die Weiterbildungslandschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

nicht quantitativ vergleichend, sondern qualitativ untersucht<br />

wird.<br />

Der Qualifikation der Beschäftigten kommt im Zuge der<br />

zunehmenden Wissensorientierung ökonomischer Akti-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 11<br />

vitäten in hoch entwickelten Volkswirtschaften eine immer<br />

stärkere Bedeutung zu. Schule und berufliche Erstausbildung<br />

werden dabei für eine wachsende Anzahl von<br />

Menschen nur die erste Phase im Bildungsweg sein.<br />

Weiterbildungs- und Qualifizierungskonzepte müssen<br />

vorausschauend, offen und flexibel gestaltet sein, um<br />

schnell auf die Bedarfe des Wirtschaftslebens reagieren<br />

zu können. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bietet außerordentlich<br />

vielfältige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten an, die<br />

deutlich über den Bedarf der ansässigen Bevölkerung hinausgehen.<br />

Dies gilt besonders für die Stadt <strong>Hannover</strong>,<br />

aber beispielsweise auch für die „Bildungsstadt“ Springe.<br />

In der Studie werden die wichtigsten privaten und öffentlichen<br />

Einrichtungen der beruflichen Weiterbildung sowie<br />

deren vielfältiges Angebot im Überblick dargestellt. Detaillierte<br />

Beschreibungen von Weiterbildungsaktivitäten<br />

finden sich exemplarisch über die Tätigkeiten des Arbeitsamtes<br />

<strong>Hannover</strong>, der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und<br />

Beratungsgesellschaft für Beschäftigung (HRB), der Handwerkskammer<br />

<strong>Hannover</strong> sowie der CONTUR GmbH. Eine<br />

wichtige Rolle spielen darüber hinaus die Volkshochschulen,<br />

deren Strukturen sich in den letzten Jahren erheblich<br />

verändert haben. Einen umfassenden Überblick über die<br />

Weiterbildungsträger und deren Angebote verschaffen<br />

der jährliche „Aus- und Weiterbildungsmarkt der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong>“ sowie ein ständiger Internetauftritt.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weist als Verdichtungsraum ein<br />

sehr breites Spektrum an privaten und öffentlichen Einrichtungen<br />

auf, deren Weiterbildungsangebot vielfältig<br />

strukturiert ist. Die reichhaltigen Angebote lassen keine<br />

Lücken, aber auch keine ausgeprägten Spezialisierungen<br />

erkennen. Die Weiterbildungsmaßnahmen könnten insgesamt<br />

noch besser aufeinander abgestimmt sein, um<br />

deren Qualität und Professionalität zu verbessern, Syner-


12<br />

ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />

gieeffekte zu ermöglichen und die Transparenz für Anbieter<br />

und Nachfrager zu erhöhen. Hierfür existieren<br />

bereits vielversprechende Ansätze bspw. mit der<br />

„Arbeitsgruppe Qualifizierung“ oder dem regionalen<br />

Netzwerk für Lebens- und Berufsorientierung „FLUXUS“.<br />

9. Industrieforschung und regionale<br />

Innovationspotenziale<br />

Der Begriff der Industrieforschung umfasst die Aktivitäten<br />

der Industriebetriebe im Rahmen der unternehmenseigenen<br />

Forschung und der stärker umsetzungsorientierten experimentellen<br />

Entwicklung. Innovations- und Forschungsaktivitäten<br />

werden für die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen,<br />

Volkswirtschaften und <strong>Region</strong>en immer wichtiger.<br />

Im deutschen Innovationssystem ist die private Wirtschaft<br />

der wichtigste Akteur: Rund zwei Drittel der Forschung<br />

und Entwicklung (FuE) werden in privatwirtschaftlichen<br />

Unternehmen durchgeführt. Aufgrund der intensiven<br />

Arbeitsteilung bei den Forschungsaktivitäten zwischen<br />

Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />

Technologietransfer-Einrichtungen und Unternehmen<br />

darf jedoch nicht vergessen werden, dass die Industrieforschung<br />

nicht das einzige Element im Innovationssystem<br />

darstellt. Ob ein Innovationssystem funktionsfähig und<br />

qualitativ hochwertig ist, hängt im wesentlichen Maß vom<br />

Zusammenspiel aller Akteure ab. Auch das regionale<br />

Umfeld spielt hierbei mit seinen spezifischen Rahmenbedingungen<br />

eine große Rolle.<br />

In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist der Industriesektor, der in den<br />

letzten Jahren – im Gegensatz zum Tertiären Sektor – Beschäftigungsrückgänge<br />

verzeichnete, unterproportional<br />

vertreten. Die Industrie der <strong>Region</strong> weist einen hohen<br />

Spezialisierungsgrad im Straßenfahrzeugbau und dessen<br />

„Umfeld“ auf. Obwohl diese Branche überdurchschnittlich<br />

forschungsintensiv ist, hat der industrielle Sektor<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> insgesamt einen leicht unterdurchschnittlichen<br />

FuE-Besatz.<br />

Die <strong>Region</strong> verfügt dennoch über eine Reihe bedeutender<br />

Industrieunternehmen mit FuE-Aktivitäten (z. B. Continental,<br />

Höft & Wessel, Honeywell, KOMATSU HANO-<br />

MAG, Sennheiser, Solvay, Varta und WABCO) und<br />

beachtliche Produkt- und Prozessinnovationen.<br />

Neben diesen forschungsintensiveren Industrieunternehmen<br />

gibt es etliche Unternehmen, die in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

zwar bedeutende Betriebsstätten, aber keine<br />

eigenen Forschungskapazitäten haben. Prominentestes<br />

Beispiel ist VW Nutzfahrzeuge, der größte private<br />

Arbeitgeber der <strong>Region</strong>.<br />

Die Voraussetzungen für die Industrieforschung in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> werden von den Betrieben im Großen<br />

und Ganzen als gut eingeschätzt, auch wenn andere<br />

deutsche <strong>Region</strong>en offenbar noch bessere Rahmenbedingungen<br />

bieten. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> finden zwischen<br />

den verschiedenen Innovationsakteuren zwar<br />

zahlreiche Kooperationen statt, die aber je nach Branche<br />

und individueller Unternehmenskultur sehr unterschiedlich<br />

ausgeprägt sind. Offenbar hat ein großer Teil<br />

der Unternehmen noch nicht erkannt, dass regionale Kooperationen<br />

mit Forschungseinrichtungen sowie die<br />

Angebote der Transfereinrichtungen erhebliche Innovationspotenziale<br />

bieten. Allerdings werden Kooperationspartner<br />

häufig auch überregional und international gesucht.<br />

Die in der <strong>Region</strong> vorhandenen Potenziale werden von<br />

der Industrie nur vergleichsweise wenig für experimentelle<br />

Forschung oder die Entwicklung eigener neuer Produkte<br />

genutzt. Vielmehr sind die Industrieunternehmen offenbar<br />

eher Anwender hochwertiger Technologien. Insgesamt<br />

ergibt sich eine leicht unterdurchschnittliche Intensität<br />

der Innovationsaktivitäten mit einer Spezialisierung<br />

im Bereich der mittleren Technologie und nur vereinzelten<br />

„Highlights“ in der Spitzentechnologie. Bei isolierter<br />

Betrachtung des Industriesektors lässt sich die Erkenntnis<br />

gewinnen, dass die FuE-Aktivitäten der Industrieunternehmen<br />

und das Innovationspotenzial der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

im Vergleich zu anderen Verdichtungsräumen Defizite<br />

aufweisen. Dabei fehlt es der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> durchaus<br />

nicht an forschungsintensiven Branchen und Unternehmen<br />

oder innovativen und wettbewerbsfähigen Industrieerzeugnissen.<br />

Unter Berücksichtigung der weiteren Akteure des regionalen<br />

Innovationssystems sowie der forschungsrelevanten<br />

Rahmenbedingungen erreicht die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

durchaus den Status eines überregional bedeutenden<br />

Forschungszentrums.<br />

In den 90er Jahren wurden die FuE-Kapazitäten der<br />

Industrie, insbesondere im Bereich der mittleren Technologie,<br />

deutlich ausgeweitet. Defizite ergeben sich<br />

weiterhin in der Spitzentechnologie. Angesichts der<br />

jüngsten Aufholprozesse sowie der zukünftig intensiver<br />

auszuschöpfenden Kooperationspotenziale fällt der Ausblick<br />

für die Industrieforschung und das Innovationspotenzial<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> positiv aus.<br />

10. Schwerpunkte außeruniversitärer<br />

Forschungseinrichtungen<br />

Bei den außeruniversitären wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

verfügt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit der Bundesanstalt<br />

für Geowissenschaften und Rohstoffe, dem Niedersächsischen<br />

Landesamt für Bodenforschung und dem<br />

Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben<br />

über einen ausgeprägten naturwissenschaftlichen<br />

Schwerpunkt im Bereich Geowissenschaften. Weitere<br />

bedeutende außeruniversitäre Einrichtungen in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> im Bereich der Naturwissenschaften sind<br />

u.a. das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung,<br />

die IPF PharmaCeuticals GmbH (ehemals<br />

Niedersächsisches Institut für Peptidforschung) und das<br />

Max-Planck Institut für experimentelle Endokrinologie.<br />

Zahlreiche Einrichtungen in der <strong>Region</strong> haben zudem<br />

eine ingenieurwissenschaftliche Ausrichtung. Vor allem<br />

im Bereich der Produktionstechnik weist der Forschungsstandort<br />

<strong>Hannover</strong> besondere Stärken auf. Hierzu gehören<br />

beispielsweise das Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> und<br />

das IPH Institut für Integrierte Produktion <strong>Hannover</strong>.<br />

Daneben gibt es in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> aber auch eine<br />

beträchtliche Anzahl von außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

mit wirtschafts-, sozial- und geisteswissenschaftlicher<br />

Ausrichtung. Zu den bundesweit besonders<br />

profilierten Forschungsbereichen zählen u.a. die Hochschulforschung<br />

(HIS – Hochschul-Informations-System)<br />

und die kriminologische Forschung (Kriminologisches<br />

Forschungsinstitut Niedersachsen).<br />

Mit dem Institut für Tierzucht und Tierverhalten der Bundesanstalt<br />

für Landwirtschaft, dem Veterinärmedizinischen<br />

Institut des Niedersächsischen Landesamtes für<br />

Verbraucherschutz und der Lehr- und Versuchsanstalt für<br />

Gartenbau der Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong> verfügt<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> darüber hinaus auch im<br />

Bereich des Veterinärwesens und der Agrarwirtschaft<br />

über außeruniversitäre Forschungskapazitäten.<br />

11. Hochschulen als Kompetenzzentren<br />

für Bildung und Forschung<br />

Hochschulen sind aus verschiedenen Gründen wichtige<br />

Elemente der regionalen Wirtschaftsstruktur. Mit ihrer<br />

Ausbildungsfunktion bilden sie die Basis für betriebliche<br />

Innovationen. Darüber hinaus sind die Ergebnisse der<br />

hochschuleigenen Forschungsaktivitäten vor allem in<br />

neuen Technologiefeldern und besonders wissenschaftsintensiven<br />

Forschungsbereichen ein unverzichtbares Element<br />

auch privater Innovationsaktivitäten.<br />

Die Hochschullandschaft in <strong>Hannover</strong> zeichnet sich durch<br />

eine große Vielfalt an Einrichtungen und Studienmöglichkeiten<br />

aus. Schwerpunkte liegen besonders in den<br />

Fächergruppen Ingenieurwissenschaften, Humanmedizin,<br />

Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften sowie Veterinärmedizin.<br />

<strong>Hannover</strong> ist unter den Verdichtungsräumen<br />

vergleichsweise gut mit Lehr- und Forschungspersonal<br />

ausgestattet. Dies gilt besonders für die technischen, stärker<br />

industrierelevanten Fächergruppen. Überragend ist<br />

<strong>Hannover</strong>s Rolle im Bereich Veterinärmedizin. Eine sehr<br />

große Bedeutung hat <strong>Hannover</strong> auch für die humanmedizinische<br />

Ausbildung, Wissenschaft und Forschung<br />

in Deutschland. Dagegen sind die mathematischnaturwissenschaftlichen<br />

Fachbereiche eher schwach vertreten.<br />

Wenn man davon ausgeht, dass ingenieurwissenschaftliche<br />

Fachbereiche im Allgemeinen eher mit der anwendungsorientierten<br />

Umsetzung von Spitzenforschung in<br />

Verbindung stehen, während naturwissenschaftliche Felder<br />

eher die Grundlagen für industrielle Spitzenforschung<br />

legen, passt das Profil der Hochschulen der<br />

<strong>Region</strong> in den Schwerpunkten gut zur Ausrichtung der<br />

regionalen Wirtschaft auf die Bereiche der mittleren bis<br />

höherwertigen Technologie.<br />

Weitere Personalsteigerungen konnten in den letzten<br />

Jahren die ohnehin starken Bereiche der Ingenieurwissenschaften<br />

und Veterinärmedizin sowie die Wirtschaftswissenschaften<br />

erzielen. Rund ein Viertel des hannoverschen<br />

Lehr- und Forschungspersonals wird über Drittmit-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 13<br />

tel finanziert, was für eine hohe Akzeptanz der Tätigkeit<br />

auf dem Markt spricht. Weiterer Indikator für die Qualität<br />

der Forschung und Entwicklung sind die Förderungen<br />

einer Reihe von Projekten durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft.<br />

Die drei Universitäten der <strong>Region</strong> verfügen über etwa 80%<br />

der Studierenden und fast 90% des Lehr- und Forschungspersonals.<br />

Die Universität <strong>Hannover</strong> als größte Hochschule<br />

bietet ein breites Spektrum an Studiengängen aus<br />

technischen, natur- und geisteswissenschaftlichen Bereichen<br />

an. Die MHH hat national und international einen<br />

sehr guten Ruf in verschiedenen Forschungsbereichen<br />

und die Tierärztliche Hochschule ist die einzige anerkannte<br />

eigenständige wissenschaftliche Hochschule für<br />

diesen Bereich in Deutschland.<br />

An den Fachhochschulen werden Fachrichtungen angeboten,<br />

an denen bundesweit eher ein geringeres Angebot<br />

existiert: So bspw. verschiedene Studiengänge für<br />

Grafik und Design sowie Journalistik und PR/Öffentlichkeitsarbeit.<br />

Aufgrund der praxisbezogenen Ausbildung<br />

spielen Drittmittel eine untergeordnete Rolle. Die Kunsthochschulen<br />

sind durch die Hochschule für Musik und<br />

Theater vertreten, die alle klassischen Studiengänge<br />

einer Musik- und Schauspielschule anbietet. Ein stärkerer<br />

direkter Bezug zur Wirtschaft wird an der privat organisierten<br />

Fachhochschule für die Wirtschaft und der ebenfalls<br />

zum Teil privat finanzierten GISMA Business School<br />

hergestellt.<br />

Zwischen den Hochschulen der <strong>Region</strong>, die alle ihren<br />

Sitz in der Stadt <strong>Hannover</strong> haben, existiert eine Reihe<br />

von intensiven Kooperationsbeziehungen, die zuletzt im<br />

2001 im erstmals gemeinsam durchgeführten „Fest der<br />

Wissenschaften“ ihren Ausdruck fanden.<br />

12. Innovative Cluster: Beispiele<br />

technologischer Kernkompetenzen<br />

Die stark von der Automobilindustrie geprägte <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> setzt große Hoffnungen in die Entwicklung<br />

bzw. Stärkung innovativer Cluster, vor allem in den<br />

Bereichen der Biotechnologie und Medizintechnik, der<br />

Informations- und Kommunikationstechnologie sowie der<br />

Mobilitätswirtschaft. Merkmale eines Clusters sind die<br />

räumliche Konzentration von vernetzten Betrieben und<br />

Institutionen eines speziellen Sektors, die Zusammenarbeit<br />

von vor- und nachgelagerten Produktions- und<br />

Dienstleistungsbetrieben sowie ein ausgewogenes Verhältnis<br />

von Kooperation und Wettbewerb zwischen den<br />

Betrieben. Diese Merkmale wirken sich positiv auf die<br />

betriebliche Produktivität aus, die aus der zwischenbetrieblichen<br />

Kooperation, der Realisierung von Skalenerträgen<br />

und anderen externen Effekten resultiert. Derartige<br />

Effekte ergeben sich durch einen Wissensspillover<br />

sowie die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte und<br />

spezialisierter Zulieferer.<br />

Cluster können unterschieden werden in funktionierende<br />

Cluster mit ausgeschöpften Potenzialen, unausgeschöpfte<br />

Cluster durch fehlende Kooperationsbezie-


14<br />

ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />

hungen sowie potenzielle Cluster, denen noch Voraussetzungen<br />

wie die kritische Masse der Unternehmen<br />

oder politischer Wille fehlen.<br />

Im Bereich der Biotechnologie nimmt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

unter den deutschen Standorten gemeinsam mit Göttingen<br />

und Braunschweig eine mittlere Position ein. In der<br />

Biotechnologie und Medizintechnik sind in der <strong>Region</strong><br />

mit 14.800 Personen 2,8% der Gesamtbeschäftigten<br />

tätig. Schwerpunkte in der Biotechnologie liegen bei der<br />

Entwicklung von Diagnostika und Therapeutika sowie<br />

bei Bioinstrumenten. Parallel zum Bundestrend konnte<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in der zweiten Hälfte der 80er<br />

Jahre eine kleine Gründungswelle verzeichnen, die ab<br />

1996 noch einmal aufgelebt ist. Im Gegensatz zur Biotechnologie<br />

weisen die Unternehmen der Medizintechnik<br />

ein weit gefächertes Tätigkeitsspektrum auf. Einen<br />

vergleichbaren Gründungsboom hat es in diesem Bereich<br />

nicht gegeben.<br />

Ausgangspunkt eines Clusters ist der Medical Park <strong>Hannover</strong>,<br />

dessen Kapazitäten bereits ausgeschöpft sind –<br />

ein Engpass in der <strong>Region</strong> wird in fehlenden Laborflächen<br />

für weitere Ansiedlungen gesehen. Die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> verfügt über zahlreiche Forschungseinrichtungen<br />

im Bereich der Biotechnologie und Medizintechnik<br />

sowie über Institutionen im Umfeld, die dem Wissenstransfer,<br />

der Vermarktung und der Verbesserung der<br />

Kooperationsbeziehungen dienen. Nachteilig wirkt sich<br />

das Fehlen eines führenden Konzerns der Branche aus.<br />

Durch gezielte Kooperationen mit Unternehmen an<br />

anderen Standorten können die Betriebe dieses Defizit<br />

aber zum Teil ausgleichen.<br />

Insgesamt gehört die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nicht zu den<br />

führenden deutschen Zentren der Biotechnologie/Medizintechnik.<br />

Es ist jedoch ein potenzielles Cluster vorhanden,<br />

das durch weitere Qualifizierung, Kooperation und<br />

Vernetzung sowie die Schaffung der nötigen Flächenangebote<br />

ausgebaut werden kann.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist mit 54% der insgesamt 54.000<br />

in Niedersachsen Beschäftigten der führende IuK-Standort<br />

des Landes. Im Vergleich zu anderen westdeutschen<br />

Großstadtregionen relativiert sich diese Position allerdings.<br />

Gemessen an der absoluten Zahl der IuK-Beschäftigten<br />

liegt die <strong>Region</strong> im hinteren Mittelfeld. Bei einem<br />

Vergleich der Bedeutung der Branche für die Gesamtbeschäftigung<br />

erreicht <strong>Hannover</strong> jedoch einen fünften<br />

Platz. Die Spezialisierung des Standortes liegt in den<br />

Teilbereichen Telekommunikation, IuK-Dienstleistungen<br />

und IuK-Technik. Stark unterdurchschnittlich ist die Spezialisierung<br />

bei den Inhalte-Produzenten.<br />

Die Keimzelle des geplanten IuK-Clusters bildet der<br />

EXPO PARK HANNOVER, der rund 57 ha des ehemaligen<br />

Weltausstellungsgeländes umfasst. Damit verfügt<br />

der Park über ausreichend Flächen für ansiedlungswillige<br />

Unternehmen. Auch die durch die Expo initiierten<br />

Investitionen in die Verkehrs- und die Telekommunikationsinfrastruktur<br />

begünstigen die Entwicklung des Standortes.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über zahlreiche universitäre<br />

und außeruniversitäre Forschungs- und Bildungseinrichtungen<br />

aus dem Bereich mit zum Teil internationaler<br />

Reputation. Im Bereich der 3D-Technik und -Gestaltung<br />

wird der <strong>Region</strong> eine Spitzenposition bescheinigt.<br />

Während das technologische Potenzial an den regionalen<br />

Hochschulen – besonders unter Einbeziehung von<br />

Braunschweig und Göttingen – als relativ günstig eingeschätzt<br />

werden kann, ist bei außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

ein Defizit auszumachen. Sowohl<br />

auf Landes- als auch auf lokaler Ebene sind zahlreiche<br />

Initiativen ins Leben gerufen worden, die die IuK-Wirtschaft<br />

in Niedersachsen unterstützen. Die wirtschaftsstrukturellen<br />

und verkehrsgeographischen Bedingungen<br />

befördern den Bereich der Verkehrstelematik. Die Telemedizin<br />

und Medizintechnik werden durch bedeutende<br />

ansässige Einrichtungen begünstigt. Innovative Ansätze<br />

bestehen auch bei den Einsatzfeldern Kultur und Bildung.<br />

Ein weiteres positives Signal geht vom Label der<br />

CeBIT-City aus. Auch die Nachfragepotenziale in der<br />

Wirtschaft sind vorhanden.<br />

Defizite bestehen dagegen nach Ansicht von Betrieben<br />

bei der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal, der<br />

Kooperation mit Transfereinrichtungen und Verwaltung<br />

sowie der Nähe zu Abnehmern und Zulieferern. Die Entwicklung<br />

des EXPO PARKS HANNOVER wirkt diesen<br />

Defiziten entgegen, so dass insgesamt Chancen für die<br />

<strong>Region</strong> bestehen, sich in einigen Nischen als bedeutsamer<br />

IuK-Standort zu etablieren.<br />

Im Bereich der Automobilindustrie und ihrer Zulieferer<br />

sind in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> etwa 30.000 Personen beschäftigt.<br />

Dies entspricht etwa 7% der Gesamtbeschäftigung<br />

in der <strong>Region</strong>. Unter Einbeziehung von Mobilitätsdienstleistungen,<br />

Handel und Instandhaltung ergibt sich<br />

sogar ein Anteil von 15%. Schwerpunkt der Mobilitätswirtschaft<br />

ist die eigenständige Konzernmarke VW<br />

Nutzfahrzeuge neben einigen großen Zulieferbetrieben.<br />

Zudem ist die <strong>Region</strong> aufgrund ihrer geographisch vorteilhaften<br />

Lage im Zentrum Deutschlands ein erstklassiger<br />

Logistikstandort. Dazu trägt auch die besonders gute<br />

Verkehrsinfrastruktur bei. Profiliert hat sich <strong>Hannover</strong><br />

auch bei den Mobilitätsdienstleistungen und durch innovative<br />

Lösungen im öffentlichen Personennahverkehr, die<br />

immer häufiger auch von anderen <strong>Region</strong>en nachgefragt<br />

werden. Der Bereich der Touristik-Dienstleistungen hat<br />

sich in den letzten Jahren ebenfalls sehr dynamisch entwickelt.<br />

Für die Mobilitätswirtschaft sind im wissenschaftlichen<br />

Bereich vor allem die ingenieurwissenschaftlichen Fachbereiche<br />

der Universität und der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />

sowie einzelne außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />

von Interesse. Allerdings besteht im Allgemeinen<br />

keine besondere Ausrichtung der Kooperationen<br />

auf Unternehmen der <strong>Region</strong>, zumal der Forschungsbereich<br />

der VW Nutzfahrzeuge in Wolfsburg angesiedelt<br />

ist. Ab Juli 2004 soll im Produktionstechnischen Zentrum<br />

<strong>Hannover</strong> in Garbsen ein neues Modell der Zusammenarbeit<br />

zwischen Industrieunternehmen und Wissenschaftlern<br />

umgesetzt werden.<br />

Defizite des Standortes werden von Betrieben in den vorhandenen<br />

Anbindungsproblemen an den kombinierten<br />

Ladungsverkehr, im Angebot von städtischen Gewerbeflächen<br />

und im schlechten Image gesehen. Positiv ist<br />

allerdings, neben den weichen Standortfaktoren, die Bedeutung<br />

des Messestandortes und die Kooperationskultur<br />

zu bewerten.<br />

Die Analyse deutet darauf hin, dass es sich bei der Mobilitätswirtschaft<br />

der <strong>Region</strong> um ein unausgeschöpftes<br />

Cluster handelt. Besonders wichtig für die Sicherung der<br />

industriellen Produktion in diesem Bereich ist die Verbesserung<br />

der Qualifikationsangebote und der Innovationskraft<br />

der <strong>Region</strong>. Die einzelnen Aktivitäten sind häufig<br />

unverbunden und isoliert, so dass Synergieeffekte ungenutzt<br />

bleiben und nach außen kein Profil als Mobilitätskompetenzregion<br />

entsteht. Bei entsprechendem Engagement<br />

könnten aber ein spezifisches Profil und eine Problemlösungskompetenz<br />

entstehen, die andere <strong>Region</strong>en<br />

so nicht vorweisen können. Dabei ist in einzelnen Feldern<br />

eine Kooperation mit der <strong>Region</strong> Braunschweig sinnvoll,<br />

da bereits Kontakte existieren und eine Konkurrenz auf<br />

kleinem Raum nicht sinnvoll wäre.<br />

13. EXPO PARK HANNOVER im Kontext<br />

einer innovationsorientierten Standortvermarktungsstrategie<br />

Voraussetzung für die Entstehung des EXPO PARK HAN-<br />

NOVER war, dass in Kenntnis der bei früheren Weltausstellungen<br />

aufgetretenen Nachnutzungsproblematik dem<br />

Grundsatz der Nachhaltigkeit bei der Planung des<br />

Expo-Geländes in <strong>Hannover</strong> ein hoher Stellenwert eingeräumt<br />

wurde. Dies gilt für das Prinzip eines sparsamen<br />

Geländeverbrauchs, aber auch für die Errichtung<br />

nachnutzbarer Pavillons und sonstiger Bauten. So bilden<br />

das Gelände um die Expo-Plaza und das Pavillongelände<br />

Ost heute den EXPO PARK.<br />

Die mit der Vermarktung des EXPO PARK beauftragte<br />

EXPO GRUND GmbH verfolgt mit dem Ansatz der branchenorientierten<br />

Flächennutzung das Ziel, einen für die<br />

Wirtschaft der <strong>Region</strong> insgesamt positiven Effekt hervorzurufen.<br />

Im Rahmen der zunehmend innovationsorientierten<br />

<strong>Region</strong>al- und Standortpolitik der letzten Jahre<br />

haben branchenorientierte Flächennutzungskonzepte<br />

immer stärker an Bedeutung gewonnen. Hauptbezugspunkt<br />

in <strong>Hannover</strong> ist dabei die von Land und <strong>Region</strong><br />

vorgenommene Ansiedlung von Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen,<br />

die der Schaffung eines lokalen<br />

Potenzials an qualifizierten Arbeitskräften sowie einer<br />

intensiven Vernetzung zwischen Forschung, Lehre und<br />

Praxis dienen sollen. Zudem existieren zusätzliche Entwicklungspotenziale<br />

für kleine Unternehmen mit Nähe<br />

zur Messe.<br />

Ein punktuell überschaubares und transparentes Angebot<br />

an branchenspezifisch qualifizierten Fachkräften ermöglicht<br />

es den Unternehmen, ohne große Suchkosten<br />

schnell und flexibel Mitarbeiter anzuwerben. Räumliche<br />

Nähe hat zudem einen positiven Einfluss auf die Möglichkeiten<br />

von Firmen zur Kooperation. Dies ist insbe-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 15<br />

sondere bei kleinen, flexiblen Unternehmen in innovativen<br />

Branchen notwendig, da die Übermittlung von Wissen<br />

und technologischem Know-how ein wesentlicher<br />

Erfolgsfaktor ist. Dies wird durch vielfältige, v.a. informelle<br />

Kontakte ermöglicht.<br />

Eine Sonderrolle im Rahmen der Diskussion um Vorteile<br />

räumlicher Nähe nehmen Science-Park-Initiativen ein.<br />

Kern dieser Konzepte ist die gezielte Schaffung attraktiver<br />

Ansiedlungsmöglichkeiten für Unternehmen aus innovativen<br />

Branchen im räumlichen Umfeld von Bildungsund<br />

Forschungseinrichtungen. Ein weiterer zentraler Ansatz<br />

ist es, den Betrieben geeignete Räumlichkeiten zu<br />

günstigen Konditionen zur Verfügung zu stellen und so in<br />

der Anfangsphase Fixkosten zu senken.<br />

Im Hinblick auf den EXPO PARK lässt sich feststellen,<br />

dass die Informations- und die Medienbranche ein Wirtschaftsbereich<br />

mit hoher Wissensintensität ist, in dem<br />

nicht-formalisierte Vorgehensweisen und beständige<br />

Innovation eine große Bedeutung haben. Diese Branche<br />

spielt in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit rund 2000 Betrieben<br />

eine beachtliche Rolle. Darüber hinaus haben Betriebsbefragungen<br />

gezeigt, dass in diesem Bereich eine hohe<br />

Kooperationsdichte vorhanden ist. Im Raum <strong>Hannover</strong><br />

sind also bereits Konturen eines Clusters der Informations-<br />

und Medienbranche vorhanden, der als Basis für<br />

Neugründungen und als Arbeitskräftepool für den EXPO<br />

PARK dienen kann.<br />

Die Umfeldbedingungen sind aufgrund der guten Infrastruktur<br />

und der Nähe zur Messe günstig. Die Vorleistung<br />

des Landes Niedersachsens für den EXPO PARK<br />

bestand in der Platzierung der Hochschule für Musik und<br />

Theater unter dem Dach des Kurt-Schwitters-Forums sowie<br />

der Fachbereiche für Bildende Kunst und Design und<br />

Medien der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> auf dem Gelände.<br />

Diese Institutionen wurden durch weitere Bildungseinrichtungen<br />

ergänzt. Es war jedoch von Anfang an offensichtlich,<br />

dass nicht alle nachgenutzten Bereiche in dieses<br />

Cluster passen würden. Zurzeit sind lediglich ca. 54%<br />

der dort beschäftigten Personen in der Informations- und<br />

Medienbranche tätig, knapp 35% arbeiten in zur Branche<br />

komplementären Betrieben und weitere gut 11% in<br />

Unternehmen, die in keiner Weise ins Cluster passen.<br />

Nach Einschätzung der EXPO GRUND GmbH besteht<br />

ein großes Potenzial zur Schaffung weiterer Arbeitsplätze<br />

auf dem Gelände.<br />

14. Innovative Existenzgründungen als<br />

Impuls für den Strukturwandel<br />

Als wichtiger Baustein für die regionale Wirtschaftsentwicklung<br />

sind Existenzgründungen in den letzten 20 Jahren<br />

immer stärker in das Blickfeld der regionalen Wirtschaftsförderung<br />

gerückt. Sie sind vor allem von Bedeutung,<br />

da sie Arbeitsplätze schaffen, den Unternehmensbestand<br />

erneuern, neue Produkte und Technologien einführen<br />

und somit den regionalen Strukturwandel vorantreiben.<br />

Technologie- und wissensintensive Gründungen<br />

tragen zur Innovationsdiffusion bei und stärken somit die<br />

regionale Wettbewerbsfähigkeit.


16<br />

ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />

Expo-Dach auf dem Messegelände<br />

<strong>Hannover</strong> nimmt bei den Existenzgründungen im Vergleich<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume eine vordere<br />

Position ein. Insbesondere im Dienstleistungssektor gab<br />

es von 1995 bis 1999 hohe Gründungsintensitäten. Der<br />

Anteil der technologie- und wissensintensiven Gründungen<br />

an allen Existenzgründungen betrug im Jahresdurchschnitt<br />

1995 bis 1999 in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 14%.<br />

Die Gründungsintensitäten sind im Bereich der nichttechnischen<br />

Beratungsdienstleistungen überdurchschnittlich.<br />

Insgesamt zeigt sich ein dynamisches Gründungsgeschehen<br />

bei den höherwertigen Dienstleistungen. Diesem<br />

Wirtschaftsbereich kommt auch zukünftig eine besondere<br />

Bedeutung im Strukturwandel zu.<br />

Der Erfolg einer Unternehmensgründung hängt im Wesentlichen<br />

von der Gründerperson selbst und von der bereitgestellten<br />

Infrastruktur ab. Eine qualitativ hochwertige Gründungsinfrastruktur<br />

zeichnet sich u.a. dadurch aus, dass der<br />

Gründer in jeder Entwicklungsphase seines Unternehmens<br />

Zugriff auf eine qualitativ hochwertige Beratungsleistung<br />

hat. Die größten Hemmnisse liegen im Bereich Finanzen<br />

und häufig in für Gründer unzureichendem Wissen in<br />

Betriebswirtschaft, Buchhaltung, Steuern und Recht.<br />

Technologieorientierte Gründungen sind meistens mit speziellen<br />

Ansprüchen an die Finanzierung, die Beratung<br />

und den Standort verbunden. Je nach Branche entstehen<br />

hohe Kosten für Laborausstattung, die Erstellung von Technologiegutachten,<br />

Prototypenentwicklung oder Patentanmeldungen.<br />

Bei den beratenden Institutionen bedarf es<br />

eines hohen technischen Sachverstandes. Auch die Nähe<br />

zu Forschung und Entwicklung und die Verfügbarkeit<br />

technischer Infrastruktur spielt eine große Rolle.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über mehr als 30 Einrichtungen,<br />

die Existenzgründer als Haupt- oder Nebenleistung<br />

informieren, beraten und qualifizieren. Ein Teil der<br />

Akteure sind Mitglied in der Existenzgründungs-Initiative<br />

<strong>Hannover</strong> e.V. (EIH), welche die zentrale Anlaufstelle für<br />

Gründer in der <strong>Region</strong> darstellt. Die EIH ist Koordinierungsstelle<br />

für das Gründungsnetzwerk der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>,<br />

dem neben den Gründungsmitgliedern des Vereins<br />

– der Stadt, der <strong>Region</strong> sowie der Kreis- und der<br />

Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong> – und beratend tätigen Mitgliedern<br />

auch Sponsoren aus der Wirtschaft angehören.<br />

Die Beratungsangebote in der <strong>Region</strong> richten sich vor<br />

allem auf die Bereiche Investitions- und Finanzplanung,<br />

Konzepterstellung und Betriebswirtschaft. Einrichtungen<br />

für Existenzgründer sind die Gründerinnen Consult, das<br />

Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> (TCH) und eher unterstützende<br />

Institutionen wie die Niedersächsische Agentur<br />

für Technologietransfer und Innovation (NATI) GmbH,<br />

Uni transfer und das Erfinderzentrum Norddeutschland<br />

(EZN).<br />

Die Gründungsinfrastruktur in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist in<br />

Bezug auf die vorhandenen Beratungsangebote vielfältig<br />

und breit angelegt. In den nächsten Jahren soll es<br />

u.a. Aufgabe der EIH sein, die Netzwerkaktivitäten zu<br />

intensivieren, damit eine optimale Unterstützung der<br />

Existenzgründer über alle Entwicklungsphasen der Gründung<br />

gewährleistet ist.<br />

15. Wege in die Zukunft – Beispiele für<br />

Innovationen im Handwerk<br />

Die Entwicklung und Anwendung neuer Techniken ist für<br />

die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks<br />

vor dem Hintergrund wachsender internationaler Arbeitsteilung<br />

von existenzieller Bedeutung. Neue Techniken<br />

eröffnen wirtschaftliche Chancen durch eine Erweiterung<br />

des Güter- und Dienstleistungsangebotes, Kosten sparende<br />

Fertigungsverfahren und bessere Werkstoffe, die<br />

eigenständige Weiterentwicklung von Produkten und<br />

Verfahren sowie die Sicherung höherer Qualitätsanfor-<br />

derungen und eine Differenzierung der Produkte bei<br />

relativ niedrigen Preisen. Gleichzeitig verschärfen neue<br />

Techniken den Wettbewerb, da der Einsatz in kleinen<br />

und mittleren Betrieben schwieriger zu realisieren ist als<br />

in Großbetrieben.<br />

Forschung und Entwicklung führen zu einer immer schnelleren<br />

Zunahme des technischen Wissens und zu einer<br />

Beschleunigung des Innovationstempos. Genauso wichtig<br />

ist jedoch die Umsetzung in marktreife Produkte und Verfahren.<br />

Gerade Handwerksbetriebe sind zur Bewältigung<br />

der Anforderungen an Innovationen auf externes Wissen<br />

angewiesen. Sie haben weder die personellen noch die<br />

materiellen Ressourcen, um sich alle notwendigen Informationen<br />

beschaffen zu können und aus eigener Kraft<br />

neue Verfahren, Werkstoffe und Produkte einzuführen.<br />

Dennoch bestehen im Handwerk erhebliche Innovationspotenziale.<br />

Die Innovationsprozesse sind aufgrund der<br />

Nähe zur Praxis zudem extrem bedarfsorientiert. Zur<br />

Unterstützung der Innovation im Handwerk wurden Anfang<br />

der 80er Jahre bei den Handwerkskammern Innovationsberatungsstellen<br />

eingerichtet. Die Handwerksbetriebe<br />

werden bei der Planung, Realisierung und Vermarktung<br />

innovativer Vorhaben u.a. durch Informationen<br />

sowie die Vermittlung von Spezialisten unterstützt. Der<br />

Schwerpunkt der Beratung liegt bei den Metall- und Elektrobetrieben,<br />

erstreckt sich jedoch über die Felder Holz<br />

und Bau hinaus auf die gesamte Palette der Handwerksberufe.<br />

Auch eine Technologie-Transferstelle wurde mittlerweile<br />

eingerichtet.<br />

Wichtige Unterstützung für die Berater wird im Heinz-<br />

Piest-Institut an der Universität <strong>Hannover</strong> geleistet. Ziel<br />

der Arbeit des Instituts ist es vor allem, Informationen zu<br />

technischen handwerksrelevanten Entwicklungen an Multiplikatoren<br />

zur Umsetzung im Handwerk weiterzugeben.<br />

Durch die Einbindung der Innovationsberatungsstellen<br />

der niedersächsischen Handwerkskammern ist es der<br />

Landesregierung im Rahmen ihres Innovationsförderprogrammes<br />

gelungen, einen innovativen kleinbetrieblichen<br />

Sektor zu erreichen, der bisher von der allgemeinen Forschungsförderung<br />

vernachlässigt wurde. Im Rahmen der<br />

Multimedia-Initiative Niedersachsen konnte darüber hinaus<br />

eine Reihe von Projekten initiiert werden, die neue<br />

Medien für die Belange des Handwerks nutzbar<br />

machen. Dabei geht es um den Aufbau neuer Geschäftsverbindungen<br />

über größere räumliche Distanzen, aber<br />

auch um die Erweiterung der Kenntnisse über den Einsatz<br />

elektronischer Medien und die Bereitstellung geeigneter<br />

Bedieneroberflächen. So wurde es bspw. möglich,<br />

dass in der Bietergemeinschaft Handwerk (BIEGE)<br />

14 selbstständige Handwerksunternehmen aus ganz<br />

Deutschland den Themenpark der EXPO 2000 in <strong>Hannover</strong><br />

gemeinsam erstellt haben.<br />

Weitere zukunftsweisende Kooperationen wurden auf<br />

den Weg gebracht: Mit der Facility Management AG<br />

hat sich ein Netzwerk mittelständischer Betriebe gebildet,<br />

die gemeinsam den Wachstumsmarkt der ganzheitlichen<br />

Bewirtschaftung von Immobilien erschließen wollen.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 17<br />

Das Zentrum für Umweltschutz der Handwerkskammer<br />

<strong>Hannover</strong> hilft Betrieben bei der Erfüllung von Umweltanforderungen<br />

im Betrieb und bei der Weiterbildung im<br />

Bereich der Solartechnik. Eine Kooperation mit der Fachhochschule<br />

<strong>Hannover</strong> bietet Möglichkeiten der Zusammenarbeit<br />

von der Beratung über die Projektbearbeitung<br />

durch Studienarbeiten bis zu gemeinsamen Forschungsvorhaben.<br />

Generell gilt, dass die Innovationspotenziale<br />

des Handwerks durch all diese Instrumente stärker genutzt<br />

werden, um auch kleineren Betrieben die Wettbewerbsfähigkeit<br />

auf einem sich dynamisch entwickelnden<br />

Markt zu erhalten.<br />

16. Innovative Modelle der Arbeitsgestaltung<br />

und Qualifizierung in Unternehmen<br />

In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gibt es ein vielfältiges Netzwerk<br />

zwischen Unternehmen und Institutionen, die Veränderungen<br />

in Arbeits- und Qualifizierungsprozessen beratend<br />

begleiten. Unter Einbeziehung der Beschäftigten werden<br />

Projekte entwickelt, die bei hoher Motivation der Mitarbeiter<br />

unternehmensspezifischen Anforderungen an Arbeitsabläufe<br />

und Qualifikation gerecht werden. Einige<br />

Beispiele zeigen die Bandbreite der Projekte zur innovativen<br />

Arbeitsgestaltung und Qualifizierung.<br />

Die niedersächsische Landesregierung installiert unter<br />

der Zielsetzung der Telekooperation in der öffentlichen<br />

Verwaltung ein Informations- und Kommunikations-Breitband-Netzwerk,<br />

das die Vernetzung aller Dienststellen<br />

vorsieht. So soll der Datentransfer innerhalb der Behörden<br />

und zwischen Dienststellen und Bürgern verbessert<br />

werden. Eine solche technische Innovation ermöglicht zugleich<br />

Telearbeit und damit verbunden eine Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeit.<br />

Die Einführung teilautonomer Gruppenarbeit bei den Firmen<br />

Universal Manufacturing & Logistics und Sennheiser<br />

soll die Maschinenlaufzeiten verlängern bzw. die Durchlaufzeit<br />

von Kundenaufträgen verringern. Bei den Projekten,<br />

die unter der Begleitung des Weiterbildungsstudiums<br />

Arbeitswissenschaft der Universität <strong>Hannover</strong><br />

bzw. der Technologie-Beratungsstelle des DGB durchgeführt<br />

werden, wird darauf geachtet, dass durch eine Verteilung<br />

der Effektivitätsgewinne auf Unternehmen und<br />

Mitarbeiter die Motivation zur aktiven Unterstützung der<br />

Arbeitszeitmodelle hergestellt wird.<br />

Die Firma Continental hat einen Ausbildungsgang in<br />

einer Kombination aus betrieblicher Ausbildung und Studium<br />

an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> initiiert. Gemeinsam<br />

mit anderen Unternehmen der <strong>Region</strong> werden sog.<br />

Multitalente qualifiziert, die sich mit dem entsprechenden<br />

Werkstoff auskennen, Praxisbezug haben und<br />

gleichzeitig die Sprache der Produzenten beherrschen.<br />

Die beteiligten Unternehmen sind in einem langjährig<br />

gewachsenen Netzwerk kreativ tätig bei der Suche nach<br />

Wegen, die Qualifikationsbedarfe der Zukunft zu decken.<br />

So wurde im vergangenen Jahr ein zweiter Ausbildungsgang<br />

nach dem gleichen Prinzip eingeführt.<br />

Volkswagen Nutzfahrzeuge entwickelt verschiedene<br />

Maßnahmen zur Förderung der Innovationspotenziale


18<br />

ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />

der Nachwuchskräfte. Grundlage der einzelnen Bausteine<br />

des Konzeptes ist die Einsicht, dass unternehmerische<br />

Maßnahmen nur dann ungestört ihr Ziel erreichen, wenn<br />

die Mitarbeiter in die vorgegebene Richtung mitgehen.<br />

Zum Informationsaustausch und der Kontaktaufnahme<br />

zwischen Nachwuchskräften und Management wurde ein<br />

Nachwuchsforum eingerichtet, in dem Projektarbeiten<br />

präsentiert werden. Auch in der Personalentwicklungsrunde<br />

aus Management und Vorstand können sich Nachwuchskräfte<br />

vorstellen. Die Kommunikation zwischen<br />

verschiedenen Ebenen der Mitarbeiter wird durch den<br />

Meistertreff zischen Management, Meistern und Meistervertretern<br />

gefördert, in dem Gespräche über werks- und<br />

marktpolitische Zusammenhänge und Entscheidungen<br />

stattfinden.<br />

Basis der Veränderungsprojekte ist ein gemeinsames Verständnis,<br />

Innovationen im Rahmen von Organisationsentwicklungsprozessen<br />

einzuführen. Ein Kernelement ist<br />

die Beteiligung der Betroffenen und das gemeinsame<br />

Lernen während des Veränderungsprozesses.<br />

17. Neue städtebauliche Qualitäten<br />

Noch nie wurde in <strong>Hannover</strong> in architektonischer und<br />

städtebaulicher Hinsicht so viel bewegt wie in den letzten<br />

zehn Jahren. Neben der spürbaren Verbesserung der<br />

Verkehrsinfrastruktur war in vielen Bereichen eine kontinuierliche<br />

Veränderung des Stadtbildes zu erleben. Mit<br />

einem Handlungsprogramm zur Stadtentwicklung 2001<br />

bis 2005 soll der Schwung der EXPO 2000 genutzt und<br />

so die Weiterentwicklung der Stadt fortgeführt werden.<br />

Besonders augenfällig wird sich das Erscheinungsbild<br />

der Innenstadt vor und unmittelbar hinter dem Hauptbahnhof<br />

mit dem Umbau des Kröpcke-Centers, der Sanierung<br />

und Neugestaltung der Passerelle und der Aufwertung<br />

des Raschplatzes verändern. Der Entwurf des<br />

Kröpcke-Centers orientiert sich an der ursprünglichen<br />

Quartierstypologie und stellt mit einem fünfgeschossigen<br />

dreieckigen Baublock die entsprechenden Proportionen<br />

der Straßenräume wieder her. So wird die Attraktivität<br />

der Fußgängerbereiche deutlich erhöht. Die Passerelle<br />

bleibt als unterirdische Ladenzeile und direkte Verbindung<br />

zwischen Hauptbahnhof und Kröpcke erhalten,<br />

wird aber deutlich aufgewertet. Im Gegensatz zur Passerelle<br />

soll am Raschplatz die Zeit des Untergrundes<br />

langfristig zu Ende gehen. Der Platz soll auf die Straßenebene<br />

verlegt und der bisherige Raum als Tiefgarage<br />

genutzt werden. Insgesamt wird für die Umsetzung des<br />

vorgelegten Konzeptes aber ein Zeitraum von mindestens<br />

20 Jahren angenommen.<br />

Die Betrachtung des Bahnhofsvorplatzes vermittelt eine<br />

Vorstellung davon, wie attraktiv der Bereich rund um den<br />

Bahnhof einmal werden kann. Der Platz wurde bis auf<br />

Busse und Bahnen vom Durchgangsverkehr befreit und<br />

umgebaut. Zur weiteren Aufwertung wird auch das Ernst-<br />

August-Carré beitragen, das im Frühjahr in einem umgebauten<br />

ehemaligen Bahngebäude östlich des Hauptbahnhofs<br />

eröffnet wird. Ähnliche Überlegungen gibt es<br />

auch für das Gebäude an der anderen Bahnhofsseite.<br />

Während einige Projekte noch im Stadium der Planung<br />

sind, hat sich vielerorts das Erscheinungsbild der Stadt<br />

schon auffällig weiterentwickelt. Oft sind es nur kleine<br />

Maßnahmen wie die ansprechende Gestaltung von Busund<br />

Bahnhaltestellen, die eine große Wirkung entfalten.<br />

Besonders deutlich werden Veränderungen im Stadtbild<br />

aber durch die Um- oder Neugestaltung von größeren<br />

zusammenhängenden Bereichen wie beispielsweise am<br />

Aegidientorplatz oder zwischen Steintor und Klagesmarkt.<br />

Aus städtebaulicher und architektonischer Sicht ein<br />

großer Gewinn ist der Neubau der Hauptverwaltung der<br />

NORD/LB am Friedrichswall; ein weiterer interessanter<br />

Bereich städtebaulicher Veränderungen ist das Steintor<br />

bis hin zum Klagesmarkt. Um neue Wege für die weitere<br />

Entwicklung am Steintor aufzuzeigen, fand im November<br />

2001 ein internationaler Architektenworkshop<br />

statt, dessen Anregungen jetzt im Stadtplanungsamt geprüft<br />

werden. Gerade in Richtung Klagesmarkt hat sich<br />

schon viel zum Positiven verändert. Dazu zählen der Umbau<br />

des Goseriedebades sowie die Sanierung und Umnutzung<br />

des Tiedthofs an der Goseriede.<br />

Seit vielen Jahren werden in <strong>Hannover</strong> innerstädtische<br />

Brachflächen mit Erfolg umgewandelt und für die Stadt<br />

zurückgewonnen. In den vergangenen Jahren realisiert<br />

wurde die Um- und Neugestaltung des ehemaligen Verwaltungs-<br />

und Produktionsgebäudes des Schreibmittelherstellers<br />

Pelikan. Das Miteinander von Alt und Neu,<br />

von Wohnen und Arbeiten, das den besonderen Charakter<br />

des Viertels ausmacht, trägt wesentlich zur Attraktivität<br />

und zum außerordentlichen Flair des Standortes<br />

bei.<br />

18. Städtebaulicher Wettbewerb –<br />

„Route der Wohnqualität“<br />

Stadt- und <strong>Region</strong>alplaner stehen vor neuen Aufgaben.<br />

Gerade in den Städten dokumentieren sich die Folgen der<br />

Globalisierung besonders deutlich – Urbanität, wirtschaftliche<br />

Leistungskraft, gesellschaftlicher Zusammenhalt und<br />

kulturelle Angebote sind vielerorts gefährdet. Diese Entwicklung<br />

birgt aber auch die Chance für Städte und<br />

<strong>Region</strong>en, ihre Modernisierungsbereitschaft unter Beweis<br />

zu stellen und so ihre ökonomischen und ökologischen<br />

Grundlagen zu sichern. Mit neuer Gestaltungskraft können<br />

interessante, beispielhafte Projekte initiiert werden.<br />

Die Entwicklung von Wohngebieten stellt eine besondere<br />

Herausforderung für die Städte dar. Dabei sollen städtebauliche<br />

Qualität gewährleistet und eine Zersiedelung<br />

der Landschaft weitgehend verhindert werden. Wie bei<br />

Kommunen und Bauinteressenten ein neues Qualitätsbewusstsein<br />

im Eigenheimbau gefördert werden kann, demonstriert<br />

ein Wettbewerbsverfahren, das im Jahr 2001<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit großem Erfolg durchgeführt<br />

worden ist.<br />

Die „Route der Wohnqualität“ besteht aus 23 Projekten,<br />

die von einer Jury unter Beachtung ökologischer und<br />

ästhetischer Kriterien ausgewählt wurden. Es zeigt sich,<br />

dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Bereich des Wohnens<br />

besondere Qualitäten aufzuweisen hat. Das Weiherfeld in<br />

Langenhagen ist ein völlig neuer Stadtteil aus Ein- und<br />

Mehrfamilienhäusern, in dem in den nächsten Jahren<br />

Wohnraum für 7.000 Menschen entstehen soll. Auf dem<br />

Kronsberg in <strong>Hannover</strong>, der zu einer Art permanenter<br />

Bauausstellung geworden ist, wurden vier ganz unterschiedliche<br />

Bauprojekte ausgewählt. Das Reihenhaus-Sonderprogramm<br />

als Anreiz für Bauwillige, die Stadtgrenzen<br />

nicht zu verlassen, die „Passivhaussiedlung Lummerlund“<br />

mit hohem ökologischen Standard, die „Holzhäuser“ als<br />

relativ kleine Siedlung in ökologischer Bauweise und die<br />

„LBS-Systemhäuser“ mit individuellen Gestaltungsmöglichkeiten.<br />

Auch die Reihenhauszeilen „Deisterstraße 37“ in<br />

<strong>Hannover</strong>-Linden dienen vor allem dazu, ein Eigenheimangebot<br />

für Familien in zentraler Lage in der Stadt zu<br />

schaffen. Die „Ökosiedlung“ in Wennigsen gilt als Beispiel<br />

für gemeinschaftliches Bauen und Wohnen. Als wohl<br />

ungewöhnlichstes Bauprojekt der Route der Wohnqualität<br />

gilt die „Experimentelle Siedlung Kalihalde“ in Ronnenberg,<br />

die Teil eines Nachnutzungskonzeptes des Mitte der<br />

70er Jahre stillgelegten Kalibergbaus ist.<br />

19. <strong>Region</strong>alreform als Innovation<br />

Unter der Bezeichnung <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist eine regionale<br />

Gebietskörperschaft entstanden, die für alle<br />

überörtlichen bzw. regional zu erledigenden Aufgaben<br />

verantwortlich zeichnet. Mit der Bildung der <strong>Region</strong> hat<br />

der Großraum <strong>Hannover</strong> seine Vorreiterrolle hinsichtlich<br />

regionaler Kooperationen weiter ausgebaut und seine<br />

Innovationskraft auch im Bereich der politisch-administrativen<br />

Struktur unter Beweis gestellt. Es ist erstaunlich,<br />

dass eine solche <strong>Region</strong>alreform bisher ein Einzelfall<br />

geblieben ist, wird doch die Bedeutung der regionalen<br />

Politik- und Handlungsebene seit Jahren in Wissenschaft,<br />

Politik und Wirtschaft ebenso betont wie die Tatsache,<br />

dass sich im verschärften Wettbewerb um Investitionen<br />

nicht mehr einzelne Kommunen, sondern nur noch handlungsfähige<br />

<strong>Region</strong>en behaupten können.<br />

Mit der <strong>Region</strong>alreform wurden die Voraussetzungen<br />

geschaffen, dass in den Bereichen Gesundheitswesen,<br />

Abfallwirtschaft, Berufsschulen, <strong>Region</strong>alplanung, Verkehr,<br />

Umweltschutz, Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung<br />

sowie Jugend- und Sozialhilfe eine regionale Politik<br />

aus einem Guss, d.h. in der ausschließlichen Verantwortung<br />

eines direkt gewählten <strong>Region</strong>alparlaments und<br />

einer <strong>Region</strong>alverwaltung, realisiert wird. Die <strong>Region</strong> ist<br />

beispielsweise Aufgabenträgerin für den gesamten Öffentlichen<br />

Personennahverkehr auf Schiene und Straße,<br />

zuständig für die Wirtschaftsförderung und das <strong>Region</strong>almarketing,<br />

sie hat im Bereich des Umweltschutzes Aufgaben<br />

von Stadt, Landkreis und Bezirksregierung übernommen,<br />

ist untere Landesplanungsbehörde und ab 2003<br />

Trägerin sämtlicher Krankenhäuser der <strong>Region</strong>.<br />

Die <strong>Region</strong> soll als Rechtsnachfolgerin von Landkreis und<br />

Kommunalverband nicht nur bürgerorientierter und<br />

kostensparender arbeiten als ihre Vorgänger, sondern<br />

insbesondere die Verwaltungsabläufe verkürzen und die<br />

Transparenz der Zuständigkeiten und politischen Verant-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 19<br />

wortlichkeiten erhöhen. Nicht zuletzt ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Trägerin der Sozial- und Jugendhilfe, was bedeutet,<br />

dass die erforderlichen Leistungen in der gesamten<br />

<strong>Region</strong> auch durch sämtliche regionsangehörige Kommunen<br />

solidarisch finanziert werden.<br />

Die fast revolutionär anmutende <strong>Region</strong>alreform im<br />

Großraum <strong>Hannover</strong> ist in Wirklichkeit das Ergebnis eines<br />

evolutionären Prozesses. Der Großraum kann nämlich auf<br />

fast vier Jahrzehnte erfolgreicher interkommunaler Kooperation<br />

in wichtigen regionalen Aufgabenbereichen zurückblicken.<br />

Nur so ist auch verständlich, warum die <strong>Region</strong>alreform<br />

in weitestgehendem politischen Konsens und in<br />

verhältnismäßig kurzer Zeit realisiert werden konnte. Da<br />

das Reformprojekt von kommunalen Akteuren auf den<br />

Weg gebracht worden war, wurden die Kommunen vom<br />

niedersächsischen Innenminister schon früh und sehr intensiv<br />

in das Gesetzgebungsverfahren einbezogen.<br />

Ein weiterer Grund für die schnelle Realisierbarkeit<br />

der <strong>Region</strong> war die Bereitschaft zu Kompromissen im<br />

Reformprozess. So wurden nur einzelne Aufgaben von<br />

der Bezirksregierung übernommen, die besondere Rolle<br />

der Landeshauptstadt wurde gewürdigt, Städte und Gemeinden<br />

durch zusätzliche Kompetenzen gestärkt und<br />

die Einbeziehung weiterer Landkreise trotz vielfältiger<br />

Verflechtungen als unrealistisch erkannt.<br />

Mit der <strong>Region</strong>sbildung ist der Großraum <strong>Hannover</strong> gut<br />

gerüstet für die zahlreichen Herausforderungen, denen<br />

sich die Wirtschaftsräume in einer Zeit zunehmender<br />

globaler Verflechtungen und Abhängigkeiten stellen müssen.<br />

Steigende Bedeutung kommt nach dem Abschluss<br />

der <strong>Region</strong>alreform der Zusammenarbeit mit den<br />

benachbarten kommunalen Gebietskörperschaften zu.


20<br />

0.<br />

Veränderte Rahmenbedingungen<br />

für für die wirtwirtschaftliche Entwicklung<br />

Entwicklung<br />

von großstädtischen VerVerdichtungsräumen Die Wirtschaft der Bundesrepublik Deutschland befindet<br />

sich seit nunmehr über 20 Jahren im Prozess eines tiefgreifenden<br />

Strukturwandels. Sichtbare Kennzeichen dieser<br />

Entwicklung sind die gegenüber früheren Zeiten deutlich<br />

schwächere Wachstumsdynamik und das im Verlauf<br />

der Konjunkturzyklen ständig gestiegene Niveau der<br />

Sockelarbeitslosigkeit. Eingebunden ist dieser Strukturwandel<br />

in einen Prozess fortschreitender Globalisierung,<br />

der insbesondere durch technologische Veränderungen<br />

im Bereich der Informations- und Kommunikationswirtschaft<br />

sowie des Transportwesens, durch eine politisch<br />

gewollte Liberalisierung des Welthandels und des internationalen<br />

Kapitalverkehrs sowie durch die Privatisierungs-<br />

und Deregulierungsstrategien vieler Nationalstaaten<br />

begünstigt wurde. In dieser sich verschärfenden<br />

Wettbewerbssituation gehen vor allem industrielle Unternehmen<br />

zunehmend dazu über, ihre Organisationsstrukturen<br />

grundlegend zu verändern, um die von den neuen<br />

Rahmenbedingungen geschaffenen Herausforderungen<br />

zu bewältigen und die mit ihnen verbundenen Chancen<br />

wahrzunehmen.<br />

Diese weit reichenden Veränderungen, die u.a. in der<br />

drastischen Zunahme von Unternehmensfusionen,<br />

Betriebsverlagerungen, neuen Formen der Integration<br />

von Wertschöpfungsketten und der Abkehr von streng<br />

hierarchischen Organisationsstrukturen ihren Ausdruck<br />

finden, beeinflussen nicht zuletzt auch den regionalen<br />

Strukturwandel. Mit dem Übergang zu flexibleren Produktionssystemen<br />

und neuen Dienstleistungskonzepten<br />

findet eine Neubewertung von Standortfaktoren und<br />

damit auch von Standorten statt. Alle Anzeichen sprechen<br />

dafür, dass die neuen, vielfach netzwerkförmigen<br />

Unternehmensstrukturen sehr stark auf gewachsene<br />

infrastrukturelle, kulturelle und politische Einbettungen<br />

angewiesen sind und damit den regionalen Standortvoraussetzungen<br />

künftig eine tendenziell größere Rolle<br />

zukommt. Grundsätzlich ist zwar davon auszugehen,<br />

dass die neuen Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

(IuK) die technischen Voraussetzungen für eine<br />

räumliche Funktionstrennung von Unternehmensbereichen<br />

erweitern. Aber gerade flexible und innovative<br />

Leistungsprozesse erfordern in hohem Maße die räumliche<br />

Nähe von Fertigung, betriebsinternen und -externen<br />

Dienstleistungen, Zulieferbetrieben und wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen. Durch die wachsende Bedeutung<br />

von Wissen, Lernen und Zusammenarbeit sind die<br />

Unternehmen vermehrt auf die Existenz „innovativer<br />

Milieus” angewiesen, die ihnen formale und informelle<br />

Netzwerkbeziehungen, Qualifizierungspotenziale, wissenschaftliche<br />

Impulse und kulturelle Anregungen bieten.<br />

Die wachsende Bedeutung weicher Standortfaktoren<br />

spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale<br />

Rolle.<br />

Vor diesem Hintergrund ist davon auszugehen, dass diejenigen<br />

Standorte im Strukturwandel gewinnen, die über<br />

hochwertige Infrastrukturen, entwickelte unternehmensorientierte<br />

Dienstleistungen und nicht zuletzt über qualifizierte<br />

Bildungs- und Wissenschaftseinrichtungen verfügen.<br />

Dabei kommt es darauf an, dass diese Standortvoraussetzungen<br />

nicht unabhängig nebeneinander stehen,<br />

sondern als „regionale Kompetenzzentren” vernetzt<br />

werden. Derartige regionale Netzwerke ermöglichen<br />

innovationsorientierte Kooperationen, fördern kollektives<br />

Lernen und verringern Unsicherheiten während des technologischen<br />

Wandels.<br />

Wachsende Herausforderungen<br />

durch Globalisierung<br />

Spätestens seit den 90er Jahren vollzieht sich eine deutliche<br />

Internationalisierung der Märkte. Globalisierung ist<br />

zwar grundsätzlich kein neues Phänomen, sie wird<br />

jedoch aktuell stark vorangetrieben durch den internationalen<br />

Abbau von Handelshemmnissen, durch sinkende<br />

Transportkosten für Waren, Dienstleistungen und Wissen<br />

sowie durch die Entwicklung der neuen Informationsund<br />

Kommunikationstechnologien.<br />

Der deutschen Industrie erwachsen im Prozess der Globalisierung<br />

einerseits neue Absatzchancen, die sie in<br />

den letzten Jahren angesichts ihrer hohen Exportdynamik<br />

auch genutzt hat. Andererseits geraten die Unternehmen<br />

durch die Verlagerung von Wertschöpfung ins<br />

Ausland und durch die Importkonkurrenz unter Druck.<br />

Gerade im Bereich standardisierter Massenproduktionen<br />

droht die Verlagerung von Produktionskapazitäten an<br />

kostengünstigere Standorte. Zudem stellen einige<br />

Schwellen- und Reformländer nicht nur aufgrund ihrer<br />

niedrigeren Faktorkosten eine Konkurrenz für westliche<br />

Standorte dar. Sie können sich in einzelnen Produktionsbereichen<br />

auch immer stärker im Technologie- und Qualitätswettbewerb<br />

behaupten und verfügen zudem über ein<br />

beträchtliches Angebot an qualifizierten Arbeitskräften.<br />

Mit dem fortschreitenden Prozess der Globalisierung ist<br />

von einem Bedeutungsgewinn regionaler Standortpolitik<br />

auszugehen. So sind global agierende Unternehmen<br />

beispielsweise auf Arbeitsmärkte mit einem reichhaltigen<br />

Angebot an hochqualifizierten und hochspezialisierten<br />

Fachkräften sowie auf die Kooperation mit verschiedensten<br />

Bildungs- und Forschungseinrichtungen angewiesen.<br />

Standorte, die entsprechende Voraussetzungen bieten,<br />

werden sich im zunehmenden Standortwettbewerb<br />

besonders gut behaupten.<br />

Windrose in der Passerelle<br />

Neue Unternehmens-<br />

und Managementkonzepte<br />

Seit Mitte der 80er Jahre vollziehen sich in der deutschen<br />

Wirtschaft Veränderungen in der Arbeitsorganisation<br />

auf der Grundlage neuer Managementkonzepte,<br />

die nicht unerhebliche Auswirkungen auf die Bewertung<br />

von Standorten haben. Diese Managementkonzepte stellen<br />

im Wesentlichen unternehmensinterne Antworten auf<br />

die nachlassende Wachstumsdynamik der nachkriegszeitlichen<br />

Prosperitätskonstellation dar, die maßgeblich<br />

vom Modell industrieller Massenproduktion geprägt war.<br />

Unter den neuen Wettbewerbsbedingungen verlieren die<br />

jahrzehntelangen erfolgversprechenden Leitbilder industrieller<br />

Produktion zunehmend an Bedeutung. Wenngleich<br />

die Antworten auf die von den veränderten Rahmenbedingungen<br />

aufgeworfenen Herausforderungen<br />

noch Suchbewegungen darstellen und die neuen Konzepte<br />

sehr unterschiedliche Akzente setzen, zeichnen<br />

sich die neuen Ansätze durch eine Tendenz zur Dezentralisierung<br />

und Flexibilisierung sowie zur kooperationsorientierten<br />

Reorganisation der Wertschöpfungsketten<br />

aus. In vielen hannoverschen Industriebetrieben mit<br />

ihrem Schwerpunkt im Bereich der Automobilproduktion<br />

ist die Erprobung neuer Organisationskonzepte gut nachzuvollziehen.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 21<br />

Diese Veränderungen, die weitgehend auch im Dienstleistungssektor<br />

eine immer größere Rolle spielen, haben<br />

unmittelbar Auswirkungen auf die Qualifikationsanforderungen<br />

der Unternehmen. Für die weitere Zukunft ist in<br />

fast allen Berufen und Betrieben von erhöhten Anforderungen<br />

an Qualifikation und Flexibilität der Erwerbspersonen,<br />

verbunden mit erweiterten Handlungs-, Mitwirkungs-<br />

und Arbeitszeitspielräumen auszugehen. Der<br />

Anteil der höher qualifizierten Tätigkeiten wird sich künftig<br />

weiter drastisch zu Lasten des Anteils einfacher Tätigkeiten<br />

erhöhen. Darüber hinaus wird aufgrund der flexibleren<br />

Arbeitsprozesse und der kürzeren Produktzyklen<br />

das Wissen rascher veralten und damit die Bereitschaft<br />

und die Fähigkeit zur Umstellung und zur Weiterbildung<br />

an Bedeutung gewinnen.<br />

Neue Informations-<br />

und Kommunikationstechnologien<br />

Der Übergang zur Informationsgesellschaft, der durch<br />

die immer dynamischere Entwicklung der IuK-Technologien<br />

beschleunigt wird, hat nicht zuletzt Auswirkungen<br />

auf den regionalen Strukturwandel. Auch die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> hat die Herausforderung der Informationsgesellschaft<br />

angenommen und entwickelt vielfältige Initiativen,<br />

um sich als Standort der Kommunikationswirtschaft<br />

zu positionieren. Der Einsatz multimedialer Anwendun-


22<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Den Energiewettbewerb genutzt – die<br />

Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG auf europäischem<br />

Expansionskurs<br />

Mit einem Jahresumsatz von 650 Millionen Euro ge-<br />

hören die Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG zu den 25 größten<br />

Energieversorgern in Deutschland. Unter der Dachmarke<br />

„enercity“ bietet sie Energie und Dienstleistungen für<br />

Privat- und Geschäftskunden an. Als regionaler Anbieter<br />

beliefern die Stadtwerke <strong>Hannover</strong> über eine halbe<br />

Million Menschen in <strong>Hannover</strong> und einigen umliegenden<br />

Gemeinden mit Strom, Erdgas, Fernwärme und Trinkwasser.<br />

Überregional werden inzwischen 2.000 Gigawattstunden<br />

Strom an Geschäftskunden unterschiedlicher<br />

Branchen geliefert, abgedeckt durch Kooperationsverträge,<br />

einen funktionierenden Energiehandel und eine<br />

strategische Beteiligung beim Berliner Energiebroker<br />

Ampere AG mit seinem europaweiten Bündelgeschäft.<br />

Als offizieller Energiepartner der EXPO 2000 haben die<br />

Stadtwerke <strong>Hannover</strong> nicht nur die Erschließung des<br />

gesamten EXPO-Geländes übernommen, sie stellen<br />

außerdem exklusiv die gesamte Energie- und Trinkwasserversorgung<br />

der Weltausstellung sicher.<br />

Seit der Liberalisierung des Energiemarktes bieten die<br />

Stadtwerke <strong>Hannover</strong> bundesweit Strom und zukünftig<br />

als Ergänzung auch Erdgas an. Die Stadtwerke <strong>Hannover</strong><br />

kooperieren mit der E.on Energie AG, dem zweitgrößten<br />

Kraftwerks- und Netzbetreiber Deutschlands.<br />

Über den Trading-Floor enercity trade der Stadtwerke<br />

<strong>Hannover</strong> AG konnte 2001 ein erster Weiterverteiler im<br />

Ruhrgebiet großvolumig mit Strom beliefert werden. In<br />

Kooperation mit der Naturstrom AG engagieren sich die<br />

Stadtwerke außerdem für den Ausbau regenerativer<br />

Energiequellen. Über 3.000 Privatkunden nutzen den<br />

mit dem „Grüner Strom Label in Gold“ zertifizierten<br />

Ökostrom enercity Strom & care.<br />

Die Netzeinspeisung der Stadtwerke <strong>Hannover</strong> lag<br />

2000 bei rund 3.488 Gigawattstunden. Knapp 90 Prozent<br />

des Strombedarfs deckt das Unternehmen aus eigenen<br />

Anlagen in Kraft-Wärme-Kopplung. Weniger als<br />

zehn Prozent des Bedarfs beziehen die Stadtwerke von<br />

der E.on Energie AG. Ressourcenschonend erzeugte<br />

Energien tragen mit knapp einem Prozent Anteil zur<br />

Stromversorgung bei. Damit ist das Unternehmen in der<br />

Lage, klar differenzierte Produkte für Privatkunden und<br />

individuelle Angebote für Geschäftskunden anzubieten.<br />

Die Stadtwerke <strong>Hannover</strong> vertreiben darüber hinaus<br />

eine umfassende Angebotspalette rund um das professionelle<br />

Energiemanagement. Diese Dienstleistungen<br />

In einem riesigen Blumenmosaik präsentierten die<br />

Stadtwerke der Bevölkerung <strong>Hannover</strong>s ihre neuen<br />

Unternehmensfarben und die Markenstrategie<br />

„enercity – positive energie“<br />

sind geprägt vom Know-how um modernste Energieeinspartechniken<br />

kombiniert mit dem ökologischem<br />

Anspruch der nachhaltigen Ressourcennutzung. Im<br />

Geschäftskundenbereich decken die Stadtwerke <strong>Hannover</strong><br />

das gesamte Leistungsspektrum des Energiemanagements<br />

ab – von Beratung und Schulungsmaßnahmen<br />

über die Planung von Neu- und Umbauten bis zum<br />

Betrieb von Anlagen. Das Leistungsangebot für Privatkunden<br />

umfasst im wesentlichen individuelle Beratung<br />

und Dienstleistungen zur Energieeinsparung.<br />

Die ökonomische Umsetzung ökologischer Ziele stellt<br />

einen besonderen Schwerpunkt in der Geschäftspolitik<br />

der Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG dar. So haben die Stadtwerke<br />

die in Europa erste und bislang umfangreichste<br />

Least-Cost-Planning-Studie zum Klimaschutz erstellt, nach<br />

der sich der heutige Stromverbrauch bei volkswirtschaftlich<br />

positiver Bilanz um bis zu 34 Prozent senken lässt.<br />

Seit 1995 setzen die Stadtwerke kontinuierlich Maßnahmen<br />

aus der Studie um. Darüber hinaus ist die Stadtwerke<br />

<strong>Hannover</strong> AG an dem enercity Klimaschutz-Fonds pro-<br />

Klima zur Förderung ökologisch orientierter Energieprojekte<br />

beteiligt. Aus den Fördermitteln in Höhe von insgesamt<br />

rund 5 Millionen Euro jährlich können inzwischen<br />

(kumuliert) mindestens 26.000 Tonnen Kohlendioxid jährlich<br />

allein in und um <strong>Hannover</strong> vermieden werden.<br />

Größter Anteilseigner der Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG ist<br />

die Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft <strong>Hannover</strong><br />

(VVG) mit 75,09 Prozent. Weitere Anteile halten die<br />

Ruhrgas Energie-Beteiligungs-AG und die Thüga Aktiengesellschaft<br />

mit je 12 Prozent sowie der Landkreis <strong>Hannover</strong><br />

mit 0,91 Prozent.<br />

ADRESSE:<br />

Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG<br />

Ihmeplatz 2<br />

30449 <strong>Hannover</strong><br />

Ansprechpartner: Bernd Hagenberg<br />

Tel.: (0511) 4 30 - 26 86<br />

Fax: (0511) 4 30 - 20 32<br />

E-Mail: bernd.hagenberg@enercity.de<br />

Internet: www.enercity.de<br />

gen auf der betrieblichen Ebene unterstützt die internationalen<br />

Globalisierungsprozesse und verändert die<br />

Standortanforderungen. Auf der Basis der neuen Technologien<br />

wird eine Vernetzung von Unternehmen und<br />

Standorten über nationale Grenzen hinweg möglich, die<br />

einen qualitativen Sprung in der ökonomischen Entwicklung,<br />

den Möglichkeiten des Informationsaustauschs und<br />

der Wissensvermittlung bedeutet. Insbesondere solche<br />

<strong>Region</strong>en profitieren von diesen Veränderungen, die<br />

frühzeitig über eine Anbindung an die neuen leistungsfähigen<br />

Hochgeschwindigkeitsnetze verfügen.<br />

Der Übergang zur Informationsgesellschaft wird dabei<br />

aller Voraussicht nach mit einem Bedeutungsgewinn von<br />

Agglomerationsräumen einhergehen. Dieser ist aber<br />

durchaus vereinbar mit Prozessen verstärkter Suburbanisierung.<br />

Eine Abwanderung von Dienstleistungen aus<br />

den Kernstädten ins Umland wird durch den Einsatz von<br />

IuK-Technik erleichtert. Im Hinblick auf Betriebe und Beschäftigung<br />

dürften insbesondere suburbane Zentren die<br />

Gewinner solcher intraregionalen Dekonzentrationsbewegungen<br />

sein.<br />

Schrumpfende Wirtschaftsbereiche,<br />

neue Wachstumsfelder<br />

<strong>Region</strong>alwissenschaftliche Untersuchungen zeigen, dass<br />

der spezifische Branchenbesatz eines Standortes nicht<br />

allein ausschlaggebend ist für den Erfolg oder Misserfolg<br />

im regionalen Strukturwandel. Auch Standorte mit<br />

einem hohen Anteil gesamtwirtschaftlich schrumpfender<br />

Branchen können sich relativ erfolgreich behaupten,<br />

wenn die Unternehmen vor Ort über wettbewerbsfähige<br />

Strukturen verfügen. Dennoch ist es für die Standortpolitik<br />

von Bedeutung, dass durch den jeweiligen Branchenbesatz<br />

gegebene Chancen- und Gefährdungspotenzial<br />

zu identifizieren, um sich strategisch auf den Strukturwandel<br />

einzustellen.<br />

Die relativ stärksten Beschäftigungsverluste wird es in<br />

solchen Wirtschaftszweigen geben, die bislang unter<br />

erheblichem Schutz standen und die unter den neuen<br />

Rahmenbedingungen verstärkt dem Wettbewerb ausgesetzt<br />

werden. Dies gilt insbesondere für bislang direkt<br />

subventionierte Bereiche, wie den Bergbau und die<br />

Landwirtschaft sowie für die Eisenbahn, bei der die Privatisierung<br />

in Verbindung mit der Marktliberalisierung<br />

effizientere Strukturen erfordert. Deutliche Beschäftigungseinbußen<br />

werden auch Branchen zu verzeichnen<br />

haben, die schon heute starker internationaler Konkurrenz<br />

ausgesetzt sind oder es zukünftig sein werden (wie<br />

das gesamte Verarbeitende Gewerbe, Schifffahrt,<br />

Häfen, übriger Verkehr), in denen der technische Fortschritt<br />

erhebliche Potenziale zur Produktivitätssteigerung<br />

bereitstellt (Kreditgewerbe, Nachrichtenübermittlung,<br />

Teile des Handels, Energie- und Wasserversorgung) oder<br />

die Märkte bedienen, auf denen Sättigungsgrenzen erkennbar<br />

sind.<br />

Der Wettbewerb bringt dabei auch bislang relativ unangefochtene<br />

Positionen – wie sie beispielsweise der<br />

Maschinenbau, die Elektrotechnik, oder die chemische<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 23<br />

Industrie lange Zeit inne hatten – unter Druck. In diesen<br />

Branchen wirken technischer Fortschritt, Marktentwicklung<br />

und Kostendruck zusammen künftig deutlich negativ<br />

auf die Beschäftigung. Auch der Straßen- und Fahrzeugbau<br />

wird mittel- und längerfristig Beschäftigung abbauen.<br />

Dabei ist der Rückgang im Bereich Herstellung von<br />

Kraftwagen und Kraftwagenteilen noch am geringsten,<br />

weil deutsche Unternehmen mittlerweile mit modernsten<br />

Verfahren produzieren und mit hoch wettbewerbsfähigen<br />

Produkten am Markt vertreten sind.<br />

Positive Veränderungen sind dort zu erwarten, wo veränderte<br />

Formen der Arbeitsteilung und der Finanzierung<br />

stärker als bisher private Organisationen und Unternehmen<br />

begünstigen. So werden bislang staatlich bereitgestellte<br />

Leistungen künftig vermehrt von halbstaatlichen<br />

(z.B. in Form der Organisationen ohne Erwerbscharakter)<br />

oder privaten Anbietern erbracht. Dies führt zu<br />

Beschäftigungsgewinnen bei den Organisationen ohne<br />

Erwerbscharakter, im Gesundheitswesen, Bildung und<br />

Wissenschaft einschließlich Kultur- und Mediendienstleistungen.<br />

Ausschlaggebend für diese Veränderungen<br />

sind neben der Altersstruktur der Bevölkerung (z.B. Bildung<br />

und Gesundheit) die durch den organisatorischen<br />

und technologischen Wandel neu eröffneten Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

(Werbung, Beratung, Marketing,<br />

Forschung und Entwicklung oder Anwendung von Multimediadienstleistungen).<br />

Mit den sich abzeichnenden Veränderungen der Arbeitsplatzstrukturen<br />

und der Arbeitsinhalte ist davon auszugehen,<br />

dass sich die alten Abgrenzungen zwischen Fertigungs-<br />

und Dienstleistungstätigkeiten und damit auch<br />

zwischen Arbeitern und Angestellten mehr und mehr verwischen.<br />

Die abnehmende Beschäftigungszahl im Produzierenden<br />

Gewerbe und die steigende Zahl im Dienstleistungssektor<br />

ist nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen,<br />

dass Industrieunternehmen in Folge der neuen<br />

Managementkonzepte zunehmend unternehmensinterne<br />

Dienstleistungen auslagern.<br />

Da die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im industriellen Sektor mit weiteren<br />

Beschäftigungseinbußen rechnen muss und besonders<br />

auf solche Dienstleistungsbereiche spezialisiert ist,<br />

die von den künftigen Rationalisierungswellen besonders<br />

betroffen sein werden (Finanzdienstleistungen, Verwaltungen<br />

u.a.), muss sie Potenziale in solchen Wachstumsfeldern<br />

entwickeln, die die Chance auf zusätzliche Beschäftigung<br />

eröffnen (Kommunikationswirtschaft, Freizeit,<br />

Bildung, Gesundheit u.a.).<br />

Unternehmerische Standortmobilität<br />

und Wirtschaftsförderung<br />

Die Entwicklung des Saldos der Direktinvestitionen zeigt,<br />

dass in Deutschland bereits über einen längeren Zeitraum<br />

die Kapitalabflüsse größer waren als die Zuflüsse.<br />

Diese Entwicklung hat u.a. dazu beigetragen, dass das<br />

Ansiedlungspotenzial in Deutschland stark eingeschränkt<br />

ist. So lag zwar in Westdeutschland die Zahl<br />

der Ansiedlungsfälle in den 90er Jahren über dem entsprechenden<br />

Niveau in den Jahren vor der Deutschen


24<br />

VERÄNDERT RAHMENBEDINGUNGEN FÜR DIE WIRTSCHAFTLICHE ENWICKLUNG VON GROSSSTÄDTISCHEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

Einheit, aber dennoch sind die absoluten Zahlen ausgesprochen<br />

gering. Der Rückgang des Neuansiedlungspotenzials<br />

führte in den 90er Jahren zu einer Neuorientierung<br />

der kommunalen Wirtschaftsförderung. Dabei hat<br />

sich eine Schwerpunktverlagerung von der Ansiedlungspolitik<br />

zur Bestandsentwicklung durchgesetzt. Die kommunale<br />

Wirtschaftsförderung wird dadurch zunehmend<br />

zu einer prozessorientierten Querschnittsaufgabe, die<br />

sich im Kern auf die Bindung der ortsansässigen Unternehmen<br />

an ihrem Standort und der Förderung ihrer Innovations-<br />

und Wettbewerbsfähigkeit orientiert.<br />

Auf ein wachsendes Interesse gerade auch der Wirtschaftsförderung<br />

sind in den letzten Jahren zunehmend<br />

die Unternehmensgründungen gestoßen. Die Dynamik<br />

der Unternehmensgründungen wird angeregt u.a. durch<br />

die Expansion der wissenschaftlichen Ausbildung der<br />

letzten Jahrzehnte, neue Basisinnovationen z.B. im<br />

Bereich der Informations- und Biotechnologien, die das<br />

Potenzial vermarktungsfähiger Problemlösungen<br />

erhöhen, und die kostengünstige Verfügbarkeit von Kommunikations-<br />

und Informationstechniken, die die Gestaltung<br />

betrieblicher und marktlicher Prozesse erheblich<br />

erleichtern. Die gewachsenen Chancen, mittels Strategien<br />

der Existenzgründungsförderung den regionalen<br />

Strukturwandel positiv zu beeinflussen und zusätzliche<br />

Beschäftigungseffekte zu erzielen, haben vor diesem<br />

Hintergrund zu einer Diversifizierung und Ausdehnung<br />

der kommunalen und regionalen Wirtschaftspolitik<br />

geführt.<br />

Auch in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind die Maßnahmen zur<br />

Förderung von Existenzgründungen in den letzten Jahren<br />

verstärkt und die Schwerpunkte der Wirtschaftsförderung<br />

entsprechend der sich verändernden Rahmenbedingungen<br />

angepasst worden. Spektakuläre Ansiedlungsfälle<br />

blieben dagegen weitgehend aus.<br />

Perspektiven der Arbeitsmarktentwicklung<br />

Eine zentrale Zielgröße der kommunalen und regionalen<br />

Wirtschaftsförderung ist ihr Beitrag zur Lösung des<br />

Beschäftigungsproblems. Unter den Wettbewerbsbedingungen<br />

des Standortes Deutschland kommt es dabei vorwiegend<br />

darauf an, Arbeitsplätze in den höher qualifizierten<br />

Tätigkeitsbereichen zu schaffen. Die Grenzen<br />

einer beschäftigungsorientierten Wirtschaftsförderung<br />

haben sich bereits in den 90er Jahren gezeigt, in denen<br />

gesamtwirtschaftlich ein Beschäftigungsrückgang zu verzeichnen<br />

war und insbesondere in den Städten überdurchschnittlich<br />

viele Arbeitsplätze verloren gingen. Aufgrund<br />

des sehr eingeschränkten Ansiedlungspotenzials<br />

gehören ohnehin sprunghafte Verbesserungen der<br />

Arbeitsplatzsituation an einem Standort zur Ausnahme.<br />

Die in letzten Jahren stärker in den Vordergrund rückenden<br />

Strategien der Bestandsentwicklung und Existenzgründungsförderung<br />

führen bestenfalls mittel- bis langfristig<br />

zu einem nennenswerten Beschäftigungsaufbau vor<br />

Ort. Ohne eine Veränderung der wirtschaftspolitischen<br />

Rahmenbedingungen auf nationalstaatlicher und<br />

europäischer Ebene wird daher kaum eine deutliche<br />

Erholung am Arbeitsmarkt zu erreichen sein.<br />

Mit gravierenden Änderungen am Arbeitsmarkt ist insbesondere<br />

in Hinblick auf die künftige Entwicklung der<br />

Qualifikationsstrukturen zu rechnen. Nach Schätzungen<br />

des IAB 1 ist in den nächsten zehn Jahren von einer drastischen<br />

Abnahme einfacher und einem starken Anstieg<br />

komplexerer Tätigkeiten auszugehen. So wird sich der<br />

Anteil höher qualifizierter Tätigkeiten bis 2010 um<br />

mehr als 40 Prozent erhöhen. Hintergrund dieser Qualifikationsentwicklung<br />

sind die sich fortsetzenden Rationalisierungsprozesse,<br />

die in den nächsten Jahren noch<br />

stärker als bislang Bereiche einfacher Tätigkeiten im<br />

Dienstleistungssektor erfassen, und die Internationalisierungs-<br />

und Globalisierungsprozesse, die dazu führen,<br />

dass Arbeitskräfte mit geringerer Qualifikationsausstattung<br />

einem zunehmenden Wettbewerb ausgesetzt werden.<br />

Süd-/Nord-Gefälle und West-/Ost-Gefälle<br />

in Deutschland<br />

Noch in den 80er Jahren galten jene, insbesondere<br />

urbanen Standorte als vom Strukturwandel besonders<br />

begünstigt, die sich in den süddeutschen Bundesländern<br />

befinden. Das räumliche Entwicklungsmuster in Westdeutschland<br />

war seinerzeit durch ein sich verstärkendes<br />

Süd-/Nord-Gefälle geprägt. Sowohl das Wirtschafts- als<br />

auch das Beschäftigungs- und Bevölkerungswachstum<br />

war in den 60er, 70er und 80er Jahren in den Bundesländern<br />

Bayern, Baden-Württemberg und Hessen deutlich<br />

stärker als in den nördlichen und westlichen Bundesländern.<br />

Ursache für diese Entwicklung war u.a. ein Prozess<br />

nachholender Industrialisierung in großen Teilen Süddeutschlands.<br />

Diese <strong>Region</strong>en waren Nachzügler, bauten<br />

dadurch aber vergleichsweise moderne Strukturen<br />

auf, die sich im weiteren Verlauf als wettbewerbsfähiger<br />

erwiesen. Auf der anderen Seite litten die norddeutschen<br />

und westdeutschen <strong>Region</strong>en unter veralteten Branchenstrukturen,<br />

die wie im Fall der norddeutschen Werften<br />

oder der Montanindustrie im Westen allmählich einem<br />

sich beschleunigenden Strukturwandel zum Opfer fielen.<br />

Diese Entwicklung eines zunehmenden Süd-/Nord-<br />

Gefälles setzte sich in den 90er Jahren nicht fort. Seit<br />

Anfang der 90er Jahre konnte bei insgesamt nur schwachem<br />

Wachstum im Bundesgebiet West die norddeutsche<br />

Wirtschaft mit ähnlichem Tempo wie im Süden<br />

expandieren.<br />

Ein wichtiger Erklärungsfaktor für die veränderte Konstellation<br />

im regionalen Strukturwandel des Bundesgebietes<br />

West liegt in dem durch die deutsche Vereinigung<br />

begründeten Lageeffekt, von dem Norddeutschland in<br />

besonderer Weise profitiert hat. Aber nicht nur durch die<br />

deutsche Vereinigung, sondern auch durch die Integration<br />

Nordeuropas in die EU und durch die Öffnung Osteuropas<br />

ist Norddeutschland aus seiner ursprünglich<br />

peripheren Lage herausgelöst worden. Vieles spricht<br />

überdies dafür, dass die norddeutschen Bundesländer in<br />

den achtziger und neunziger Jahren zumindest z.T. den<br />

notwendigen Strukturwandel vollzogen und dadurch an<br />

Illuminiertes Anzeiger Hochhaus am Steintor<br />

Erklärungsfaktor dürfte darin bestehen, dass sich die<br />

räumlichen Kostenrelationen entscheidend verändert<br />

haben. Die über Jahrzehnte anhaltenden Unterschiede<br />

in der Wachstumsdynamik zwischen dem Süden auf der<br />

einen und dem Norden sowie dem Westen auf der anderen<br />

Seite haben mittlerweile zu einer Umkehr der Knappheitsverhältnisse<br />

und damit auch der Preisrelationen<br />

geführt.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> dürfte in langfristiger Perspektive<br />

von der neu entstandenen Lagegunst profitieren und sich<br />

damit gegenüber den 80er Jahren in einer strukturell<br />

besseren Position befinden. Die Lagegunst allein macht<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> aber noch nicht zu einem Gewinner<br />

im regionalen Strukturwandel.<br />

Verdichtungsräume und periphere Räume<br />

Für die Abschätzung der Entwicklungschancen einzelner<br />

Standorte ist nicht zuletzt auf der großräumigen Ebene<br />

ihre Stellung im Spannungsfeld von Verdichtungsräumen<br />

und peripheren Räumen von Bedeutung. Auf der kleinräumigen<br />

Ebene geht es um die zu erwartenden Verschiebungen<br />

im Verhältnis von Zentrum und Umland.<br />

Unter diesem Blickwinkel war der regionale Strukturwandel<br />

in den letzten 20 Jahren auf der großräumigen<br />

Ebene durch eine deutlich dynamischere Beschäftigungsentwicklung<br />

in den ländlich-peripheren <strong>Region</strong>en<br />

als in den Verdichtungsräumen gekennzeichnet. Dieser<br />

auch als Desurbanisierung bezeichnete Prozess ist einerseits<br />

durch die kontinuierliche Verbesserung der Erreichbarkeit<br />

ehemals abgelegener Standorte durch die Verbesserung<br />

der Verkehrsinfrastruktur und andererseits<br />

durch das stärkere Hervortreten negativer Agglomerationseffekte<br />

zu erklären. Hierzu zählt vor allem in den<br />

Kernzonen der Verdichtungsräume die zunehmende<br />

Knappheit von Freiflächen und ein damit verbundenes<br />

überproportionales Wachstum der Bodenpreise.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 25<br />

Aufgrund der Veränderung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen,<br />

die sich insbesondere durch die Trends zur<br />

Globalisierung und zur Informations- und Wissensgesellschaft<br />

kennzeichnen lassen, ist mit einer deutlichen<br />

Abschwächung des Desurbanisierungsprozesses zu rechnen.<br />

Die starke Konzentration der für die internationale<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen bedeutenden<br />

Funktionen und Qualifikationen in den Verdichtungsräumen<br />

wirkt sich in Zukunft aller Voraussicht nach entwicklungshemmend<br />

auf die peripheren <strong>Region</strong>en aus. Gerade<br />

in diesen Räumen konzentrieren sich die Betriebe standardisierter<br />

Massenproduktionen mit hohen Fertigungsintensitäten<br />

und einem geringen Anteil höherwertiger<br />

Dienstleistung. Diese Betriebe geraten zunehmend in den<br />

Wettbewerb mit Betrieben solcher Länder, die z.T. deutlich<br />

geringere Arbeitskosten bzw. Lohnstückkosten aufweisen.<br />

Dieser für die Zukunft zu erwartende Bedeutungsgewinn<br />

von Agglomerationsräumen ist durchaus vereinbar mit<br />

Prozessen der verstärkten Suburbanisierung. So wird insbesondere<br />

die Suburbanisierung von Dienstleistungen<br />

durch den Einsatz der neuen Informations- und Kommunikationstechnologien<br />

gefördert. Hinzu kommt, dass sich<br />

die negativen Agglomerationseffekte, z.B. Flächenknappheit<br />

i.d.R. besonders auf die urbanen Zentren konzentrieren.<br />

Aufgrund der absoluten Knappheitsverhältnisse<br />

dürfte ein Entwicklungsszenario am wahrscheinlichsten<br />

sein, das von einer weiteren Suburbanisierung<br />

von Arbeits- und Wohnstandorten ausgeht.<br />

Von dem zu erwartenden Trend zugunsten der Agglomerationsräume<br />

dürfte auch die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in<br />

Zukunft stärker profitieren. Dazu bedarf es allerdings<br />

der Profilierung solcher Standortfaktoren, die für innovative,<br />

wissensbasierte Produktions- und Dienstleistungskonzepte<br />

wichtig sind.<br />

Wettbewerbsfähigkeit gewonnen haben. Ein weiterer 1) Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg


26<br />

TEIL I<br />

DIE REGION HANNOVER<br />

IM VERGLEICH DER<br />

VERDICHTUNGSRÄUME<br />

27


28<br />

1.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

unter den Verdichtungsräumen<br />

Die vorliegende Untersuchung setzt in ihrem Teil I 1 vor<br />

allem auf eine Positionsbestimmung des Wirtschaftsraums<br />

<strong>Hannover</strong> im überregionalen Vergleich, wobei die Ergebnisse<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> an denen der übrigen westdeutschen<br />

Verdichtungsräume gemessen werden. Diese<br />

Analyse geht davon aus, dass eine isolierte Betrachtung<br />

von Großstädten nur eine Seite der Medaille darstellt, weil<br />

diese mehr oder weniger intensiv mit ihrem jeweiligen<br />

wirtschaftlichen Umfeld verflochten sind und mit diesem<br />

einen zusammengehörigen Wirtschaftsraum und Arbeitsmarkt<br />

bilden. In einem Europa der <strong>Region</strong>en stehen in<br />

erster Linie die großstädtischen Wirtschaftsräume insgesamt<br />

untereinander im Wettbewerb, und nicht die einzelnen<br />

Standorte oder Städte.<br />

Ein reiner Großstadtvergleich wird auch dadurch verzerrt,<br />

dass die Grenzen der Großstädte unterschiedlich eng gezogen<br />

sind. So ist <strong>Hannover</strong> ein Beispiel für eine Großstadt mit<br />

vergleichsweise engen Grenzen, an die relativ große und<br />

eigenständige Städte, teilweise ohne erkennbare Zäsuren<br />

im Siedlungsbild angrenzen, so z.B. Laatzen, Garbsen,<br />

oder Langenhagen. Innerhalb einer <strong>Region</strong> mit enger gezogenen<br />

Grenzen der Kernstadt treten die bundesweit zu<br />

beobachtenden Strukturverschiebungen zwischen Stadt und<br />

Umland sowie die Verlagerungen von Haushalten und<br />

Betrieben aus der Kernstadt in das nähere und weitere<br />

Umland, die so genannten Suburbanisierungstendenzen,<br />

naturgemäß deutlicher zutage als bei <strong>Region</strong>en mit relativ<br />

weiten Grenzen der Zentren.<br />

Unter den Begriffen „Wirtschaftsraum <strong>Hannover</strong>“ bzw.<br />

„<strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong>“ wird das Gebiet der am 1. November<br />

2001 gebildeten <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verstanden, d.h. der<br />

Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> und der sie umgebenden<br />

übrigen Städte und Gemeinden der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

(ehemaliger Landkreis <strong>Hannover</strong>). Die räumliche Abgrenzung<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist damit identisch mit dem<br />

ehemaligen „Großraum <strong>Hannover</strong>“. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

wird im überregionalen Vergleich auch als „Verdichtungsraum<br />

<strong>Hannover</strong>“ bezeichnet.<br />

1.1 Abgrenzung der Verdichtungsräume<br />

Die verwendete Abgrenzung der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

lehnt sich weitgehend an die seit Jahren<br />

bewährte kreisscharfe Abgrenzung von F. J. Bade an 2<br />

(Karte1.1-1). Lediglich in Norddeutschland sind auf der<br />

Grundlage von Vorarbeiten des <strong>NIW</strong> 3 einige Veränderungen<br />

und Korrekturen vorgenommen worden. Der Verdichtungsraum<br />

<strong>Hannover</strong> ist identisch mit der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> (Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> und ehemaliger<br />

Landkreis <strong>Hannover</strong>). Gegenüber dem <strong>Region</strong>alreport<br />

2000 wurde die Abgrenzung des Verdichtungsraums<br />

Bremen geringfügig verändert, indem der Landkreis<br />

Oldenburg nicht mehr dazu gerechnet wird.<br />

Allerdings ergeben sich auch bei dieser Abgrenzung der<br />

Verdichtungsräume, die an Kreisgrenzen gebunden ist,<br />

einige Einschränkungen in der Vergleichbarkeit. So reicht<br />

etwa der Landkreis Diepholz als der südliche Randkreis<br />

von Bremen von der Zone der unmittelbaren Stadtrandgemeinden<br />

bis weit hinein in den ländlichen und extrem<br />

dünn besiedelten Raum. Von daher ist der Verdichtungsraum<br />

Bremen „weiter“ abgegrenzt als beispielsweise der<br />

Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> mit seinen <strong>Region</strong>sgrenzen.<br />

Da aber nur auf Kreisebene die notwendigen Daten für<br />

eine umfassende Analyse ökonomischer Strukturen und<br />

Entwicklungsprozesse vorliegen, müssen hier gewisse<br />

Unschärfen in Kauf genommen werden.<br />

Der folgende Vergleich konzentriert sich weitgehend auf<br />

die 16 westdeutschen Verdichtungsräume, weil nach wie<br />

vor aus Gründen der Verfügbarkeit von Daten bei wichtigen<br />

Entwicklungsindikatoren die Einbeziehung des<br />

Verdichtungsraums Berlin sowie der Verdichtungsräume<br />

Leipzig, Dresden und Chemnitz noch nicht vollständig<br />

möglich und sinnvoll ist 4 . Eine vergleichende Analyse<br />

aller 20 deutschen Verdichtungsräume geschieht nur dort,<br />

wo es die Datenlage ohne Einschränkungen zulässt.<br />

1.2 Position unter den Verdichtungsräumen<br />

Die Verdichtungsräume sind durch eine räumliche Konzentration<br />

von Bevölkerung und wirtschaftlichen Aktivitäten<br />

gekennzeichnet. In den hier untersuchten 20 deutschen<br />

Verdichtungsräumen 5 leben auf 26% der Fläche<br />

der Bundesländer rund 42,3 Mio. Menschen 6 , d.h. mehr<br />

als 50% der Einwohner. Die Bevölkerungsdichte ist entsprechend<br />

etwa doppelt so hoch wie im Bundesdurchschnitt.<br />

Die wirtschaftlichen Aktivitäten konzentrieren<br />

sich sogar noch stärker als die Bevölkerung. In den Verdichtungsräumen<br />

werden von 53% der Erwerbstätigen<br />

1) Abschnitte 1. bis 6.<br />

2) z.B. Bade, Franz-Josef: <strong>Region</strong>ale Beschäftigungsentwicklung und produktionsorientierte<br />

Dienstleistungen. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, Sonderheft<br />

143, Berlin, 1987.<br />

3) so z.B. Jung, Hans-Ulrich unter Mitarbeit von Klaus-Jürgen Hentschel: <strong>Region</strong>albericht<br />

<strong>2002</strong>. Aktuelle wirtschaftliche Entwicklung in den <strong>Region</strong>en Niedersachsens<br />

und den angrenzenden Hansestädten. Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung,<br />

<strong>Hannover</strong>, <strong>2002</strong>.<br />

4) Zusätzlich wird der zeitliche Vergleich von statistischen Daten im Bundesland<br />

Sachsen durch eine zwischenzeitlich durchgeführte Gebietsreform erschwert.<br />

5) West- und Ostdeutschland<br />

6) 1.1.2000<br />

Karte<br />

1.1-1<br />

Verdichtungsräume in Deutschland<br />

Kreise und kreisfreie Städte<br />

Westdeutschland<br />

Kernstädte<br />

Umlandkreise<br />

Ostdeutschland<br />

Kernstädte<br />

Umlandkreise<br />

Düsseldorf<br />

Aachen<br />

Ruhrgebiet<br />

Saarbrücken<br />

Wuppertal<br />

Köln-Bonn<br />

Karlsruhe<br />

Bremen<br />

Bielefeld<br />

Rhein-Main<br />

Rhein-Neckar<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 29<br />

Stuttgart<br />

Hamburg<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Nürnberg<br />

München<br />

Leipzig<br />

Chemnitz<br />

Berlin<br />

Dresden


30 DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 31<br />

Übersicht<br />

1.2-1<br />

Kernindikatoren für die deutschen Verdichtungsräume<br />

Fläche Bevölkerung a)<br />

in km 2<br />

Bevölk.dichte<br />

b)<br />

Bevölk. d.<br />

größten<br />

Stadt a)<br />

Städte<br />

über<br />

100.000<br />

Einw.<br />

Wertschöpfung c)<br />

in 1.000 Rang D=100 in 1.000 Anz. in Mio. DM Rang D=100 in 1.000 Rang je Einw. in 1.000<br />

D=100<br />

<strong>Hannover</strong> 2.292 1.114,2 13 211 514,7 1 58,8 13 122 572,8 13 112 449,2<br />

Hamburg 8.626 3.220,5 4 162 1.704,7 1 181,9 4 132 1.577,1 4 108 1.163,2<br />

Bremen 3.815 1.069,1 16 122 540,3 1 51,1 15 111 520,1 14 106 372,4<br />

Bielefeld 4.073 1.604,8 11 171 321,1 1 71,3 10 103 760,1 10 104 573,8<br />

Ruhrgebiet 3.866 4.823,2 2 542 599,5 12 190,0 2 91 1.925,5 2 87 1.410,4<br />

Düsseldorf 3.304 2.620,8 6 345 568,9 4 143,9 8 127 1.278,7 8 107 980,3<br />

Wuppertal 1.960 1.670,9 10 370 369,0 5 69,3 11 95 739,8 11 96 556,1<br />

Köln-Bonn 5.088 3.199,5 5 273 962,5 4 163,7 6 119 1.477,2 5 101 1.113,2<br />

Aachen 2.276 1.064,1 17 203 243,8 1 39,6 17 87 426,0 19 88 307,8<br />

Rhein-Main 7.445 3.719,4 3 217 643,8 4 221,5 1 138 1.867,1 3 110 1.463,2<br />

Rhein-Neckar 3.623 1.714,0 9 206 307,7 3 86,4 9 117 805,5 9 103 617,4<br />

Karlsruhe 2.137 969,8 20 197 277,2 1 52,5 14 126 498,8 15 113 373,8<br />

Stuttgart 3.654 2.601,1 7 309 582,4 1 147,7 7 132 1.361,5 7 115 1.056,4<br />

Nürnberg 2.935 1.267,6 12 188 486,6 3 68,6 12 125 675,1 12 117 518,7<br />

München 5.504 2.410,1 8 190 1.194,6 1 177,2 5 172 1.401,5 6 128 1.071,0<br />

Saarbrücken 2.570 1.071,5 15 181 351,8 1 42,8 16 92 484,9 18 98 356,2<br />

Verdichtungsräume<br />

Westdeutschland 63.168 34.140,8 235 44 1.766,2 120 16.371,7 105 12.383,1<br />

Westdeutschland 248.441 64.828,8 113 3.010,4 108 30.059,5 102 22.098,2<br />

Berlin 18.527 5.064,7 1 119 3.386,7 2 186,9 3 85 2.230,9 1 96 1.672,3<br />

Leipzig 4.386 1.096,1 14 109 493,9 1 33,9 18 71 496,7 16 99 382,7<br />

Dresden 3.434 1.028,3 18 130 476,7 1 32,6 19 73 495,7 17 105 386,6<br />

Chemnitz 3.543 979,0 19 120 263,2 1 26,9 20 62 418,4 20 92 328,9<br />

Verdichtungsräume<br />

Ostdeutschland 29.890 8.168,1 119 4 280,3 79 3.641,8 97 2.770,6<br />

Ostdeutschland<br />

(incl. Berlin) 108.573 17.334,7 69 537,2 71 7.480,6 94 5.727,5<br />

Verdichtungsräume<br />

Deutschland 93.058 42.308,9 198 2.046,50 112 20.013,5 104 15.153,6<br />

Deutschland 357.013 82.163,5 100 3.547,5 100 37.540,0 100 27.825,6<br />

a) Bevölkerung am 1.1.2000<br />

b) Einwohner je km 2<br />

c) Bruttowertschöpfung 1998 zu Herstellungspreisen<br />

d) Bruttowertschöpfung 1998 zu Herstellungspreisen je Einwohner, D=100<br />

e) Erwerbstätige am Arbeitsort 1998<br />

f) Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (ohne Selbstständige, Beamte) am 30.6.2000<br />

Wirtschaftskraft<br />

d)<br />

Erwerbstätige e)<br />

Beschäftigte<br />

f)<br />

Abb. 1.2-1 Wirtschaftskraft der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

München<br />

Rhein-Main<br />

Stuttgart<br />

Hamburg<br />

knapp 58% der gesamtwirtschaftlichen Wertschöpfung<br />

von Gesamtdeutschland erstellt.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zählt zu den eher kleinen Verdichtungsräumen.<br />

Die nach der Bevölkerungszahl größten Verdichtungsräume<br />

sind Berlin, das Ruhrgebiet, das Rhein-<br />

Main-Gebiet, Hamburg, Köln-Bonn und Düsseldorf (Übersicht<br />

1.2-1). Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit gut 1,1 Mio. Einwohnern<br />

liegt auf dem 13. Rang etwa gleichauf mit Aachen,<br />

Bremen, Dresden, Leipzig, Nürnberg und Saarbrücken.<br />

Stellt man allerdings das jeweilige Zentrum bzw. die<br />

größte Stadt der Verdichtungsräume in den Vordergrund,<br />

so liegt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit der Stadt <strong>Hannover</strong><br />

(515.000 Einwohner 7 ) auf dem 10. Rang und damit<br />

im Mittelfeld der deutschen Verdichtungsräume. Ein<br />

Zentrum vergleichbarer Größenordnung haben in Westdeutschland<br />

die Verdichtungsräume Stuttgart (582.000),<br />

Düsseldorf (569.000), Bremen (540.000) und Nürnberg<br />

(487.000). Sie sind von daher wichtige Vergleichsregionen<br />

für den Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong>. Nach den<br />

ökonomischen Kernindikatoren liegt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

mit einer Bruttowertschöpfung von 58,8 Mrd. DM 8<br />

auf Rang 13 und mit insgesamt 573.000 Erwerbstätigen<br />

9 ebenfalls auf dem 13. Rang unter den deutschen<br />

Verdichtungsräumen.<br />

Bezogen auf die Wirtschaftskraft 10 , d.h. die Wertschöpfung<br />

11 in Relation zur Einwohnerzahl, ergibt sich ein et-<br />

Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen 1998<br />

in den westdeutschen Verdichtungsräumen in 1.000 DM je Einwohner<br />

Düsseldorf<br />

Karlsruhe<br />

Nürnberg<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Köln-Bonn<br />

Quelle: <strong>NIW</strong> Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V., <strong>Hannover</strong><br />

Rhein-Neckar<br />

Bremen<br />

Bielefeld<br />

was anderes Muster unter den Verdichtungsräumen<br />

(Abb. 1.2-1). An der Spitze stehen München, Rhein-<br />

Main), Stuttgart und Hamburg. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

erreicht hinsichtlich der Wirtschaftskraft den 8. Rang<br />

nach Düsseldorf, Karlsruhe und Nürnberg. Es folgen<br />

Köln-Bonn und Rhein-Neckar. Auffallend ist die geringere<br />

Wirtschaftskraft der norddeutschen <strong>Region</strong> Bremen<br />

sowie insbesondere der altindustrialisierten Wirtschaftsräume<br />

an Saar und Ruhr.<br />

Auch hinsichtlich der Arbeitsproduktivität 12 , d.h. der Wertschöpfung<br />

bezogen auf die eingesetzte Arbeit, bestehen<br />

beträchtliche Unterschiede zwischen den Verdichtungsräumen<br />

(Abb. 1.2-2). An der Spitze stehen auch hier<br />

München (126 13 ), die Rhein-Main-<strong>Region</strong> (118) und<br />

Hamburg (115). Danach folgen Düsseldorf (112), Köln-<br />

Bonn (111) und Stuttgart (108). Der Verdichtungsraum<br />

<strong>Hannover</strong> (102) liegt auf dem 9. Rang unter dem Durch-<br />

7) 1.1.2000<br />

Wuppertal<br />

Saarbrücken<br />

Ruhrgebiet<br />

Aachen<br />

VR insg.<br />

Westdeutschland<br />

8) Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen 1998<br />

9) Erwerbstätige am Arbeitsort 1998<br />

10) Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen bezogen auf die Einwohner, 1998<br />

11) Wegen grundlegender Veränderungen in der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung<br />

(Harmonisierung im Rahmen des Europäischen Systems Volkswirtschaftlicher<br />

Gesamtrechnung, ESVG 1995), ergeben sich Abweichungen zu den Aussagen<br />

der vorher gehenden Veröffentlichung „<strong>Wirtschaftsstandort</strong> <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Region</strong> – <strong>Region</strong>alreport 2000”.<br />

12) Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen bezogen auf die Erwerbstätigen, 1998<br />

13) alte Bundesländer =100


32<br />

DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

Abb. 1.2-2 Arbeitsproduktivität in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

130<br />

110<br />

90<br />

70<br />

50<br />

30<br />

10<br />

-10<br />

München<br />

Rhein-Main<br />

Hamburg<br />

schnitt der westdeutschen Verdichtungsräume (108).<br />

Eine vergleichbare Arbeitsproduktivität haben Karlsruhe<br />

(105) und Nürnberg (101).<br />

1.3 Bevölkerungsdynamik und -struktur<br />

Bruttowertschöpfung zu Herstellungspreisen 1998 in 1.000 DM je Erwerbstätigem<br />

Düsseldorf<br />

Köln-Bonn<br />

Stuttgart<br />

Quelle: Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen der Länder<br />

Rhein-Neckar<br />

Karlsruhe<br />

Die Bevölkerungszahl und -entwicklung sowie die Zusammensetzung<br />

der Bevölkerung nach Altersgruppen<br />

bilden wichtige Rahmendaten für die regionale wirtschaftliche<br />

Entwicklung. Sie sind nicht nur eine grundlegende<br />

Bestimmungsgröße für das Angebot an Arbeitskräften<br />

auf dem regionalen Arbeitsmarkt, sondern sie<br />

prägen auch in wesentlichen Zügen die Nachfrage der<br />

Bevölkerung und der Haushalte in der <strong>Region</strong> nach haushaltsorientierten<br />

Dienstleistungen, nach Wohnungen sowie<br />

nach Infrastrukturleistungen und sonstigen öffentlichen<br />

Dienstleistungen. Die Entwicklung der auf die lokalen<br />

Märkte ausgerichteten Dienstleistungs- und Handwerksbetriebe<br />

in einer <strong>Region</strong> hängt damit in hohem<br />

Maße von der Bevölkerungs- und Haushaltsdynamik ab.<br />

Die Bevölkerungsentwicklung insgesamt ergibt sich aus<br />

dem Zusammenspiel von vier Komponenten: den Geborenen<br />

und den Sterbefällen (natürliche Entwicklung) sowie<br />

den Zu- und Fortzügen (Wanderungssaldo). Natürliche<br />

Entwicklung und Wanderungen wirken sich sehr<br />

unterschiedlich auf die Bevölkerungsdynamik und auf<br />

den Bevölkerungsaufbau aus. Umgekehrt beeinflussen<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Nürnberg<br />

Ruhrgebiet<br />

Bremen<br />

Bielefeld<br />

Wuppertal<br />

Aachen<br />

Saarbrücken<br />

die Besonderheiten im demographischen Aufbau auch in<br />

starkem Maße die natürliche Entwicklung.<br />

BEVÖLKERUNGSENTWICKLUNG<br />

VR insg.<br />

Westdeutschland<br />

Im folgenden Abschnitt sollen die besonderen demographischen<br />

Strukturen und Entwicklungen im Verdichtungsraum<br />

<strong>Hannover</strong> im Vergleich zu den anderen westdeutschen<br />

Verdichtungsräumen herausgearbeitet werden.<br />

Die Bevölkerung in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

entwickelt sich insgesamt seit langem ungünstiger<br />

als im übrigen Bundesgebiet. Dabei sind die Abweichungen<br />

vom Bundestrend seit der Wiedervereinigung<br />

eher größer als kleiner geworden. Die Ursachen für die<br />

schwächere Bevölkerungsentwicklung der Verdichtungsräume<br />

liegen zum einen in der ungünstigeren natürlichen<br />

Entwicklung und zum anderen in deutlich<br />

schwächeren Wanderungsgewinnen. Vor allem von der<br />

Wiedervereinigung bis Mitte der 90er Jahre konnten die<br />

Verdichtungsräume nicht in dem Maße Zuwanderungen<br />

realisieren wie die übrigen westdeutschen <strong>Region</strong>en.<br />

In den 80er Jahren war unter den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

hinsichtlich der Bevölkerungsentwicklung<br />

ebenso wie bei der wirtschaftlichen Entwicklung ein<br />

starkes Süd-Nord-Gefälle festzustellen. Die Spanne reichte<br />

von den Spitzenreitern München, Stuttgart und Nürn-<br />

Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />

berg mit erheblichen Bevölkerungsgewinnen bis hin zum<br />

Ruhrgebiet und zu den <strong>Region</strong>en Wuppertal und Saarbrücken<br />

mit beträchtlichen Verlusten.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> lag in den 80er Jahren mit ihrer<br />

Bevölkerungsentwicklung im hinteren Drittel (unter den<br />

16 westdeutschen Verdichtungsräumen auf dem 12. Rang)<br />

und verlor von 1980 bis 1989 mehr als 17.000 Einwohner.<br />

Vor allem in der zweiten Hälfte der 80er Jahre<br />

blieb sie hinter dem Durchschnitt der Verdichtungsräume<br />

zurück. Im Vergleich mit dem Bundesdurchschnitt war<br />

die Entwicklung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> entsprechend<br />

noch ungünstiger. Der Wiederanstieg der Bevölkerungszahlen<br />

in der zweiten Hälfte der 80er Jahre erfolgte in<br />

Relation zum Bundestrend mit Verzögerung von mehreren<br />

Jahren (Abb. 1.3-1). Die Gründe für das schwache<br />

Abschneiden der <strong>Region</strong> in den 80er Jahren lagen<br />

sowohl in einer sehr ungünstigen natürlichen Entwicklung<br />

als auch in nur bescheidenen Wanderungsgewinnen.<br />

Unter den Verdichtungsräumen war in den 80er<br />

Jahren beispielsweise nur in Hamburg das (relative)<br />

Geborenendefizit (Geborene abzüglich Gestorbene bezogen<br />

auf die Einwohnerzahl) höher als in <strong>Hannover</strong>.<br />

Mit der Öffnung der innerdeutschen Grenze kam auch<br />

für die Verdichtungsräume ein beträchtlicher Bevölkerungsschub,<br />

wenngleich sie nicht ganz so stark profitieren<br />

konnten wie die übrigen <strong>Region</strong>en Westdeutsch-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 33<br />

Abb. 1.3-1 Bevölkerungsentwicklung im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

und den westdeutschen Verdichtungsräumen insgesamt seit Anfang der 80er Jahre<br />

108<br />

106<br />

104<br />

102<br />

100<br />

98<br />

80<br />

VR <strong>Hannover</strong><br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

früheres<br />

Bundesgebiet<br />

1989 = 100<br />

81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Jahr<br />

lands. Gegenüber den 80er Jahren ergaben sich nach<br />

der Öffnung der innerdeutschen Grenze deutliche Positionsverschiebungen<br />

zwischen den großstädtischen<br />

<strong>Region</strong>en. In dieser ersten Phase nach der Wiedervereinigung<br />

verstärkte sich v.a. in den Verdichtungsräumen<br />

Bielefeld, Hamburg, Bremen und auch <strong>Hannover</strong> die<br />

Bevölkerungsentwicklung überdurchschnittlich. Erheblich<br />

an Vorsprung büßten demgegenüber die süddeutschen<br />

<strong>Region</strong>en ein, allen voran München, sowie die übrigen<br />

nordrhein-westfälischen <strong>Region</strong>en Ruhrgebiet, Düsseldorf,<br />

Köln-Bonn und Aachen.<br />

Von dem Wachstumsschub nach der Öffnung der innerdeutschen<br />

Grenze wurde auch die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf<br />

Grund ihrer nunmehr exponierten Lage begünstigt. Von<br />

1989 bis 1993 stieg die Einwohnerzahl der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> um mehr als 52.000. Sie erreichte damit allerdings<br />

auch in dieser Phase nicht ganz die durchschnittliche<br />

Dynamik der westdeutschen Verdichtungsräume,<br />

was weiterhin einen 12. Rang bedeutete.<br />

Die Gründe für das Aufholen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zu<br />

Anfang der 90er Jahre lagen in Wanderungsgewinnen,<br />

die z.T. deutlich höher waren als im Durchschnitt der<br />

westdeutschen Verdichtungsräume. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> blieb aber<br />

weiterhin relativ ungünstig (Abb. 1.3-2), sie hatte im<br />

Zeitraum 1989 bis 1993 vorübergehend sogar das


34<br />

DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

Abb. 1.3-2 Komponenten der Bevölkerungsentwicklung im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

und den westdeutschen Verdichtungsräumen seit Anfang der 80er Jahre<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

Bevölkerungsentwicklung je 1.000 Einwohner<br />

1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999<br />

Wanderungssaldo je 1.000 Einwohner<br />

Natürliche Bevölkerungsentwicklung je 1.000 Einwohner<br />

1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999<br />

Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />

Verdichtungsraum<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Verdichtungsräume<br />

Westdeutschland<br />

früheres<br />

Bundesgebiet<br />

1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999<br />

höchste (relative) Geborenendefizit unter den westdeutschen<br />

Verdichtungsräumen.<br />

Nach dem Abflauen der Zuwanderungsströme aus dem<br />

Ausland verringerte sich seit 1992 auch der Bevölkerungszuwachs<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume,<br />

womit sich ihr Rückstand zum Bundestrend wieder vorübergehend<br />

vergrößerte. An der Spitze des Bevölkerungswachstums<br />

standen von 1993 bis 1996 überwiegend<br />

Verdichtungsräume im Norden und Westen der<br />

alten Bundesländer: Bielefeld, Hamburg, Aachen und<br />

Köln-Bonn (Abb.1.3-3). Die ungünstigste Bevölkerungsentwicklung<br />

hatten bis Mitte der 90er Jahre München<br />

und Stuttgart sowie vor allem Saarbrücken, das Ruhrgebiet<br />

und Wuppertal.<br />

Von 1993 bis 1996 stieg die Einwohnerzahl im Verdichtungsraum<br />

<strong>Hannover</strong> um knapp 10.000 Personen.<br />

Damit erreichte die Wachstumsdynamik auch weiterhin<br />

nicht ganz den Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume.<br />

Unter den 16 westdeutschen <strong>Region</strong>en lag<br />

<strong>Hannover</strong> nunmehr auf dem 9. Rang, und damit etwa<br />

auf dem Niveau von Nürnberg, Rhein-Neckar und Rhein-<br />

Main. Auch weiterhin waren die Wanderungsgewinne<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> größer als im Durchschnitt der<br />

westdeutschen Verdichtungsräume. Mit einem Wanderungsgewinn<br />

von knapp 14.000 Einwohnern in den Jahren<br />

1993 bis 1996 erreichte sie den 7. Rang zwischen<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 35<br />

Abb. 1.3-3 Bevölkerungsentwicklung insgesamt in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

1993 bis 1996 und 1996 bis 2000<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

Köln-Bonn<br />

Hamburg<br />

Karlsruhe<br />

Aachen<br />

Bielefeld<br />

Stuttgart<br />

jahresdurchschnittliche Veränderung in v.T.<br />

Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />

Rhein-Main<br />

Rhein-Neckar<br />

Düsseldorf<br />

Nürnberg<br />

München<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Bremen<br />

Ruhrgebiet<br />

Saarbrücken<br />

Wuppertal<br />

1993-1996<br />

1996-2000<br />

VR insg.<br />

BG West<br />

Karlsruhe und Nürnberg. Die natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />

war nach wie vor schwächer als im Durchschnitt<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume. <strong>Hannover</strong><br />

lag hier lediglich auf dem 13. Rang und wurde nur noch<br />

von Wuppertal, dem Ruhrgebiet und Saarbrücken unterboten.<br />

Von 1996 bis 2000 wurde die Bevölkerungsdynamik<br />

bundesweit nochmals schwächer, wobei sich der Rückstand<br />

der Verdichtungsräume gegenüber dem Bundesdurchschnitt<br />

wieder verringerte (Abb. 1.3-3). Innerhalb<br />

der Verdichtungsräume lagen auch weiterhin Köln-Bonn,<br />

Hamburg, Karlsruhe, Aachen und Bielefeld in der Spitzengruppe.<br />

Die Verdichtungsräume Wuppertal, Ruhrgebiet<br />

und Saarbrücken verzeichneten die mit Abstand<br />

schwächste Entwicklung und hatten sogar rückläufige<br />

Bevölkerungszahlen zu verkraften.<br />

In einigen Verdichtungsräumen war die natürliche Bevölkerungsentwicklung<br />

in der zweiten Hälfte der 90er Jahre<br />

positiv, dazu zählen vor allem Stuttgart, München und<br />

Köln-Bonn. Das Geborenendefizit in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

wird mittlerweile übertroffen von dem Raum Bremen<br />

sowie den Verdichtungsräumen Wuppertal, Ruhrgebiet<br />

und Saarbrücken (Abb. 1.3-4). Die Wanderungsgewinne<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> lagen im Mittelfeld der Verdichtungsräume,<br />

etwa in der Größenordnung von Bremen<br />

oder Nürnberg. Spitzenreiter der Zuwanderung


36 DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 37<br />

waren Hamburg, Karlsruhe, Köln-Bonn sowie Bielefeld<br />

und Aachen. Wanderungsverluste hatte der Verdichtungsraum<br />

München sowie vor allem das Ruhrgebiet und<br />

der Verdichtungsraum Wuppertal.<br />

In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> stieg die Bevölkerung von 1996<br />

bis 2000 um knapp 15.000 Einwohner. Die Zuwachsrate<br />

lag, wie auch in dem vorhergehenden Zeitraum,<br />

leicht unter dem Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume.<br />

Die <strong>Region</strong> fiel damit allerdings auf<br />

den 11. Rang unter den 16 Verdichtungsräumen zurück.<br />

Bei einem Wanderungsgewinn von knapp 9.000 Personen<br />

lag der Beitrag der Wanderungen zwar knapp über<br />

dem Durchschnitt der Verdichtungsräume, die natürliche<br />

Entwicklung war aber nach wie vor deutlich ungünstiger.<br />

Das Geborenendefizit betrug in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

fast 4.000 Personen, was lediglich einen 12. Rang unter<br />

den 16 westdeutschen Verdichtungsräumen bedeutete.<br />

SUBURBANISIERUNG DER BEVÖLKERUNG<br />

Seit langem können wir in allen großen bundesdeutschen<br />

Verdichtungsräumen einen sogenannten „Suburbanisierungsprozess“<br />

bei der Bevölkerung beobachten.<br />

Die großstädtischen Zentren verlieren auf Grund des<br />

Wegzugs von v.a. jüngeren und einkommensstarken<br />

Haushalten in das nähere und weitere Umland mehr<br />

oder weniger kontinuierlich an Bevölkerung, während<br />

die Umlandbereiche sehr stark wachsen. Die mit der<br />

Mobilität verbundenen Selektionsprozesse verschärfen<br />

die sozialen Probleme in den Kernstädten. Der Suburbanisierungsprozess<br />

wurde gegen Ende der 80er Jahre<br />

vorübergehend durch Zuwanderungen aufgrund der<br />

Wiedervereinigung und der Öffnung der bundesdeutschen<br />

Außengrenzen überlagert. Seit dem Auslaufen<br />

dieser Wanderungsströme verstärkte sich seit Mitte der<br />

90er Jahre die Suburbanisierung der Bevölkerung wieder<br />

erheblich. Die Wanderungsverluste der Kernstädte<br />

und die Gewinne der Umlandregionen waren seit langem<br />

nicht mehr so groß wie Ende der 90er Jahre. Dabei<br />

dehnt sich der suburbane Raum weiter aus. An den Rändern<br />

der Verdichtungsräume in den Wohnstandorten mit<br />

vergleichsweise niedrigen Bodenpreisen ist die höchste<br />

Dynamik zu verzeichnen.<br />

In den 80er Jahren war dieser Suburbanisierungsprozess<br />

der Bevölkerung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> noch<br />

schwächer ausgeprägt als in den meisten übrigen Verdichtungsräumen.<br />

Die Wanderungssalden in Kernstadt<br />

und Umlandbereich <strong>Hannover</strong> in der zweiten Hälfte der<br />

90er Jahre belegen, dass die Suburbanisierung der<br />

Bevölkerung stärker geworden ist und mittlerweile über<br />

dem Durchschnitt der Verdichtungsräume liegt (Abb. 1.3-<br />

5). Den Wanderungsverlusten der Landeshauptstadt im<br />

Zeitraum 1996 bis 2000 in der Größenordnung von<br />

etwa 5.000 Personen standen Wanderungsgewinne der<br />

Abb. 1.3-4 Komponenten der Bevölkerungsentwicklung in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

1996 bis 2000<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

Köln-Bonn<br />

Hamburg<br />

Karlsruhe<br />

Aachen<br />

Bielefeld<br />

Stuttgart<br />

jahresdurchschnittliche Veränderung in v.T.<br />

Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />

Rhein-Main<br />

Rhein-Neckar<br />

Düsseldorf<br />

Nürnberg<br />

München<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Bremen<br />

Ruhrgebiet<br />

Wanderungssaldo<br />

natürliche<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

Bevölkerungsentwicklung<br />

insgesamt<br />

Saarbrücken<br />

Wuppertal<br />

VR insg.<br />

BG West<br />

Abb. 1.3-5 Wanderungssaldo in den Zentren und Umlandbereichen der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

1996 bis 2000<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

-2<br />

-4<br />

-6<br />

-8<br />

-10<br />

Hamburg<br />

Karlsruhe<br />

Zentren<br />

Umland<br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

Köln-Bonn<br />

Bielefeld<br />

Aachen<br />

Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />

Umlandgemeinden von knapp 14.000 Personen<br />

gegenüber. Die Spannweite der relativen Wanderungssalden<br />

zwischen Kernstadt und Umlandbereich entsprach<br />

dem Raum Bremen und war nur in den Verdichtungsräumen<br />

Hamburg, Aachen und vor allem München<br />

größer.<br />

ALTERSSTRUKTUR DER BEVÖLKERUNG<br />

Die Ursachen für die vergleichsweise schwache natürliche<br />

Entwicklung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind weitgehend<br />

in dem ungünstigen Altersaufbau der Bevölkerung<br />

zu suchen (Abb. 1.3-6). Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist durch<br />

eine überdurchschnittliche Überalterung der Bevölkerung<br />

geprägt. Der Anteil der Bevölkerung im Rentenalter (65<br />

Jahre und älter) von 16,6% 14 (105 15 ) ist deutlich höher<br />

als im Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

(101). Damit liegt <strong>Hannover</strong> hinsichtlich des Anteils<br />

älterer Menschen auf dem 5. Rang unter den westdeutschen<br />

Verdichtungsräumen nach dem Ruhrgebiet, Saarbrücken,<br />

Bielefeld und Wuppertal. Die Verdichtungsräume<br />

mit dem geringsten Anteil älterer Menschen sind<br />

München und Stuttgart.<br />

Der Anteil der Kinder und Jugendlichen (unter 20 Jahre)<br />

ist demgegenüber ausgesprochen niedrig (Abb. 1.3-7).<br />

Er macht in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 19,1% (89) der<br />

Gesamtbevölkerung aus, was unter dem Durchschnitt<br />

jahresdurchschnittliche Veränderung in v.T.<br />

Düsseldorf<br />

Rhein-Neckar<br />

Nürnberg<br />

Bremen<br />

Rhein-Main<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Stuttgart<br />

Saarbrücken<br />

München<br />

Ruhrgebiet<br />

Wuppertal<br />

VR insg.<br />

der Verdichtungsräume (95) liegt und nur noch in der<br />

<strong>Region</strong> München ein vergleichbar niedriges Niveau aufweist.<br />

Einen überdurchschnittlichen Anteil von Kindern<br />

und Jugendlichen haben demgegenüber die Verdichtungsräume<br />

Stuttgart, Aachen und vor allem Bielefeld.<br />

Zudem hat die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter den Verdichtungsräumen<br />

den mit Abstand geringsten Anteil an noch<br />

nicht schulpflichtigen Kindern 16 (97), wobei hier der<br />

Rückstand zu den Spitzenreitern Bielefeld und Aachen<br />

(beide 112) sowie Stuttgart (110) noch deutlicher ist.<br />

Eine Spitzenposition hat die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hingegen<br />

beim Anteil der 20- bis unter 30-Jährigen (106) zusammen<br />

mit München (106) und noch vor Stuttgart (105),<br />

Rhein-Neckar und Hamburg (je 103). Der ausgesprochen<br />

hohe Anteil junger Menschen in <strong>Hannover</strong> dürfte<br />

auf Zuwanderungen auf Grund der Attraktivität seiner<br />

Hochschulen, Schulen und sonstigen Bildungsstätten<br />

zurückzuführen sein. Dies belegt vor allem vor dem Hintergrund<br />

der ausgesprochen niedrigen Anteile der unter<br />

20-Jährigen Altersgruppen die außerordentliche Bedeutung<br />

von Ausbildungsfunktionen für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Bemerkenswert ist in diesem Zusammenhang aber<br />

14) 1.1.1998<br />

15) Anteil der jeweiligen Altersgruppe an der Bevölkerung insgesamt, jeweiliger<br />

Bundeswert (Deutschland) = 100<br />

16) Kinder unter 5 Jahre


38<br />

DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

Abb. 1.3-6 Altersstruktur der Bevölkerung 2000<br />

Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong>:<br />

Anteil der einzelnen<br />

Jahrgänge an der<br />

Bevölkerung insg.<br />

in %<br />

Landkreis<br />

<strong>Hannover</strong>:<br />

Anteil der einzelnen<br />

Jahrgänge an der<br />

Bevölkerung insg.<br />

in %<br />

Bevölkerung am 1.1.2000 nach Altersjahren<br />

Männer<br />

99 -<br />

96 - 97<br />

93 - 94<br />

90 - 91<br />

87 - 88<br />

84 - 85<br />

81 - 82<br />

78 - 79<br />

75 - 76<br />

72 - 73<br />

69 - 70<br />

66 - 67<br />

63 - 64<br />

60 - 61<br />

57 - 58<br />

54 - 55<br />

51 - 52<br />

48 - 49<br />

45 - 46<br />

42 - 43<br />

39 - 40<br />

36 - 37<br />

33 - 34<br />

30 - 31<br />

27 - 28<br />

24 - 25<br />

21 - 22<br />

18 - 19<br />

15 - 16<br />

12 - 13<br />

9 - 10<br />

6 - 7<br />

3 - 4<br />

0 - 1<br />

Frauen<br />

2,2 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2<br />

Quelle: Statistik der Bevölkerungsbewegung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />

früheres<br />

Bundesgebiet<br />

Männer<br />

99 -<br />

96 - 97<br />

93 - 94<br />

90 - 91<br />

87 - 88<br />

84 - 85<br />

81 - 82<br />

78 - 79<br />

75 - 76<br />

72 - 73<br />

69 - 70<br />

66 - 67<br />

63 - 64<br />

60 - 61<br />

57 - 58<br />

54 - 55<br />

51 - 52<br />

48 - 49<br />

45 - 46<br />

42 - 43<br />

39 - 40<br />

36 - 37<br />

33 - 34<br />

30 - 31<br />

27 - 28<br />

24 - 25<br />

21 - 22<br />

18 - 19<br />

15 - 16<br />

12 - 13<br />

9 - 10<br />

6 - 7<br />

3 - 4<br />

0 - 1<br />

Frauen<br />

2,2 2,0 1,8 1,6 1,4 1,2 1,0 0,8 0,6 0,4 0,2 0,0 0,0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,0 1,2 1,4 1,6 1,8 2,0 2,2<br />

früheres<br />

Bundesgebiet<br />

der Befund, dass der Anteil der 30- bis 40-Jährigen in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (101) bereits wieder unter dem<br />

Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

(102) liegt. Es ist der <strong>Region</strong> offensichtlich in der Vergangenheit<br />

nicht gelungen, die vergleichsweise große<br />

Zahl an jungen Menschen nach der Ausbildungsphase<br />

dauerhaft in der <strong>Region</strong> zu halten.<br />

1.4 Wirtschaftsstruktur im Überblick<br />

Im folgenden Abschnitt sollen fundamentale Unterschiede<br />

in der Wirtschaftsstruktur zwischen den westdeutschen<br />

Verdichtungsräumen anhand von Strukturindikatoren<br />

herausgearbeitet werden. Der Anteil des Produzierenden<br />

Gewerbes ist ein Indikator für die Bedeutung der<br />

industriellen Basis in der Wirtschaftsstruktur einer <strong>Region</strong>.<br />

Angesichts der für Verdichtungsräume zu vernachlässigenden<br />

Bedeutung der Landwirtschaft entspricht ein<br />

hoher bzw. niedriger Wert des Produzierenden Gewerbes<br />

spiegelbildlich einem niedrigen bzw. hohen Anteil<br />

der Dienstleistungen.<br />

Insgesamt sind die westdeutschen Verdichtungsräume in<br />

besonderem Maße auf Dienstleistungen spezialisiert.<br />

Während in Gesamtdeutschland insgesamt etwa 68%<br />

der Bruttowertschöpfung 17 auf den Dienstleistungssektor<br />

entfallen, sind es in den Verdichtungsräumen insgesamt<br />

71%. Das Produzierende Gewerbe hat in den Verdichtungsräumen<br />

entsprechend eine unterdurchschnittliche<br />

Bedeutung. Die Landwirtschaft spielt erwartungsgemäß<br />

mit einem Anteil von unter 1% nur eine geringe Rolle.<br />

Die Bedeutung des Produzierenden Gewerbes in der<br />

Wirtschaftsstruktur ist in den Verdichtungsräumen sehr<br />

unterschiedlich (Abb. 1.4-1). Eine ausgesprochen starke<br />

industrielle Prägung weisen nach wie vor die kleineren<br />

Verdichtungsräume Wuppertal und Bielefeld, aber auch<br />

Stuttgart und Nürnberg auf. Eine überdurchschnittliche<br />

Bedeutung hat der Produktionssektor darüber hinaus in<br />

den Räumen Saarbrücken, Aachen, Rhein-Neckar und<br />

Karlsruhe. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist mit knapp 29% der<br />

Beschäftigten (75 18 ) nur in geringerem Maße vom Produzierenden<br />

Gewerbe geprägt. Entsprechend hat <strong>Hannover</strong><br />

mit 71% der Beschäftigten im Dienstleistungssektor<br />

(116) zusammen mit dem Rhein-Main-Gebiet (116) nach<br />

München (118) und Hamburg (118) die stärkste Dienstleistungsorientierung<br />

aller westdeutschen Verdichtungsräume<br />

noch vor Köln/Bonn (112) und den mit Abstand<br />

folgenden <strong>Region</strong>en Düsseldorf (108) und Bremen<br />

(108).<br />

In allen Verdichtungsräumen ist im Zuge des sektoralen<br />

Strukturwandels der Anteil des Produzierenden Gewerbes<br />

seit Ende der 80er Jahre zurückgegangen (Abb.<br />

1.4-1). Auffallend gering war dieser Rückgang in den<br />

norddeutschen <strong>Region</strong>en Bremen und Hamburg, wobei<br />

dieser Anteil hier ohnehin bereits vergleichsweise niedrig<br />

war. Besonders stark ausgeprägt war der Strukturwandel<br />

vom Produzierenden Gewerbe hin zu den<br />

Dienstleistungen vor allem im Ruhrgebiet. Auch in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat das Produzierende Gewerbe seit<br />

Ende der 80er Jahre deutlich an Gewicht verloren.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 39<br />

Expo Cafe <strong>Hannover</strong><br />

1.5 Wirtschafts- und Beschäftigtenentwicklung<br />

im Überblick<br />

Im folgenden Abschnitt soll die wirtschaftliche Entwicklung<br />

des Verdichtungsraums <strong>Hannover</strong> im Vergleich der<br />

westdeutschen Verdichtungsräume analysiert werden.<br />

Von besonderem Interesse ist auch hier die Frage, ob<br />

sich nach dem Auslaufen des Wachstumsschubs durch<br />

die Öffnung der innerdeutschen Grenze in Westdeutschland<br />

die Entwicklungstrends der 80er Jahre weiter fortsetzen<br />

oder ob sich neue Entwicklungsmuster zeigen.<br />

Die wirtschaftliche Entwicklung wird im Folgenden<br />

anhand der Beschäftigtenentwicklung nachgezeichnet.<br />

Dabei muss in Kauf genommen werden, dass der wirtschaftliche<br />

Erfolg nicht immer mit der Beschäftigtenentwicklung<br />

korreliert, insbesondere wenn überdurchschnittliche<br />

Rationalisierungsfortschritte realisiert werden.<br />

Die Daten spiegeln daher stärker die Arbeitsmarktwirkungen<br />

wider, d.h. die Arbeitskräftenachfrage im<br />

Zuge des wirtschaftlichen Wachstums.<br />

17) Bruttowertschöpfung zu Marktpreisen, 1998<br />

18) Spezialisierungsindex, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert<br />

(Deutschland) = 100


40<br />

DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

Abb. 1.3-7 Altersstruktur der Bevölkerung in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Kinder und Jugendliche sowie Anteil der Bevölkerung im Rentenalter<br />

Bielefeld<br />

Bevölkerung im Alter von 20 bis unter 30 sowie 30 bis unter 40 Jahre<br />

München<br />

Aachen<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Stuttgart<br />

Stuttgart<br />

Wuppertal<br />

Hamburg<br />

Köln-Bonn<br />

Rhein-Neckar<br />

Karlsruhe<br />

Nürnberg<br />

Quelle: Statistik der Bevölkerungsfortschreibung des Statistischen Bundesamtes, eigene Berechnungen<br />

Anteil an der Bevölkerung insgesamt in % unter 20 Jahren<br />

65 Jahre und älter<br />

Düsseldorf<br />

Köln-Bonn<br />

Bremen<br />

Aachen<br />

Ruhrgebiet<br />

Karlsruhe<br />

Rhein-Neckar<br />

Rhein-Main<br />

Saarbrücken<br />

Bielefeld<br />

Nürnberg<br />

Bremen<br />

Rhein-Main<br />

Anteil an der Bevölkerung insgesamt in %<br />

Ruhrgebiet<br />

Hamburg<br />

Düsseldorf<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Wuppertal<br />

München<br />

Saarbrücken<br />

VR insg.<br />

VR insg.<br />

BG West<br />

20 bis unter 30 Jahre<br />

30 bis unter 40 Jahre<br />

BG West<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

Die Beschäftigung in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

insgesamt entwickelt sich über lange Phasen hinweg<br />

tendenziell ungünstiger als im übrigen Bundesgebiet. Der<br />

Rückstand zu den übrigen <strong>Region</strong>en des Bundesgebietes<br />

war in den 80er Jahren (bei insgesamt geringem gesamtwirtschaftlichem<br />

Wachstum) besonders deutlich. Von dem<br />

insgesamt relativ bescheidenen Zuwachs an 670.000<br />

Arbeitsplätzen im Bundesgebiet West im Zeitraum 1980<br />

bis 1989 entfielen nur 33% auf die Verdichtungsräume<br />

und damit fast zwei Drittel auf die übrigen <strong>Region</strong>en.<br />

Innerhalb der Verdichtungsräume setzte sich auch in den<br />

80er Jahren der massive Suburbanisierungsprozess der<br />

wirtschaftlichen Aktivitäten fort. Auf Grund von Flächenknappheit<br />

und hohen Bodenpreisen in den Zentren<br />

sowie der vergleichsweise günstigen Standortbedingungen<br />

im näheren und weiteren Umland der großstädtischen<br />

Standorte, von denen aus die städtischen Agglomerationsvorteile<br />

weiterhin wahrgenommen werden<br />

konnten, wurden immer mehr Betriebe und Arbeitsplätze<br />

ins Umland verlagert. Von 1980 bis 1989 schrumpfte<br />

die Beschäftigung in den Zentren der Verdichtungsräume<br />

um 128.000 oder jährlich 0,2%, während sie im<br />

Umland um 347.000 oder jährlich 0,8% anwuchs.<br />

Mit der erheblichen Beschleunigung des gesamtwirtschaftlichen<br />

westdeutschen Beschäftigtenwachstums in der<br />

ersten Phase nach der Wiedervereinigung hat sich der<br />

Rückstand der Verdichtungsräume vorübergehend deutlich<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 41<br />

Abb. 1.4-1 Produzierendes Gewerbe in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1989 und 2000<br />

60,0<br />

50,0<br />

40,0<br />

30,0<br />

20,0<br />

10,0<br />

0,0<br />

Wuppertal<br />

Bielefeld<br />

Stuttgart<br />

Saarbrücken<br />

Rhein-Neckar<br />

Karlsruhe<br />

Aachen<br />

Anteil an allen Beschäftigten in %<br />

Nürnberg<br />

Ruhrgebiet<br />

Bremen<br />

Düsseldorf<br />

Köln-Bonn<br />

Rhein-Main<br />

<strong>Hannover</strong><br />

München<br />

Hamburg<br />

VR insg.<br />

1989<br />

2000<br />

BG West<br />

verringert. Von 1989 bis 1992 entstanden in den alten<br />

Bundesländern insgesamt 1,92 Mio. Arbeitsplätze, von<br />

denen nunmehr 915.000 oder 48% auf die Verdichtungsräume<br />

entfielen. Vor allem auch die großstädtischen<br />

Zentren der Verdichtungsräume hatten in dieser ersten<br />

Phase nach der Öffnung der innerdeutschen Grenze erstmals<br />

seit langem wieder Beschäftigungsgewinne. Von<br />

1989 bis 1992 konnten die Zentren einen Zuwachs von<br />

406.000 oder jährlich 1,9% für sich verbuchen, wobei<br />

allerdings auch weiterhin die Umlandbereiche mit einer<br />

Wachstumsrate von 3,2% oder insgesamt 509.000<br />

Beschäftigten deutlich stärker wuchsen (Abb. 1.5-1).<br />

Mit dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms in<br />

Westdeutschland sind die Verdichtungsräume in der<br />

ersten Hälfte der 90er Jahre wieder deutlich zurückgefallen.<br />

Von 1992 bis 1995 wurden in Westdeutschland<br />

933.000 Arbeitsplätze abgebaut, davon 646.000 oder<br />

69% in den Verdichtungsräumen.<br />

Von 1995 bis 2000 stieg die Beschäftigung in Westdeutschland<br />

um knapp 250.000 Personen. Auf die Verdichtungsräume<br />

entfiel von diesem Zuwachs 217.000<br />

oder 87%. Damit lag die durchschnittliche Wachstumsrate<br />

der Verdichtungsräume von knapp 0,4% über dem<br />

westdeutschen Durchschnitt von 0,2%.<br />

In den 80er Jahren gab es hinsichtlich der Wirtschaftsund<br />

Beschäftigtenentwicklung ein klares Süd-Nord-Gefäl-


42<br />

DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

Abb. 1.5-1 Beschäftigungsentwicklung im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> seit Anfang der 80er Jahre<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

le unter den westdeutschen Verdichtungsräumen. An der<br />

Spitze der Wachstumsregionen standen von 1980 bis<br />

1989 München, Stuttgart, Karlsruhe und Rhein-Main,<br />

erst dann folgten Köln-Bonn, Aachen, Bielefeld und<br />

Nürnberg. Die Schlusslichter bildeten die Montanregionen<br />

an Ruhr und Saar, nur geringfügig übertroffen von<br />

den wachstumsschwachen norddeutschen Verdichtungsräumen<br />

<strong>Hannover</strong>, Hamburg und Bremen. <strong>Hannover</strong> lag<br />

mit seiner Beschäftigtenentwicklung auf dem 13. Rang<br />

unter den 16 westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />

Bereits gegen Ende der 80er Jahre holten die norddeutschen<br />

<strong>Region</strong>en etwas auf. In den ersten Jahren<br />

nach der Wiedervereinigung, die allgemein durch hohe<br />

Wachstumsraten in Westdeutschland gekennzeichnet<br />

waren, wurden die Verdichtungsräume in unterschiedlicher<br />

Weise begünstigt. Das stärkste Wachstum hatten<br />

nunmehr neben dem ostwestfälischen Wirtschaftsraum<br />

Bielefeld die norddeutschen <strong>Region</strong>en Hamburg, <strong>Hannover</strong><br />

und Bremen, erst dann folgte Nürnberg als erster<br />

süddeutscher Verdichtungsraum. Die großstädtischen<br />

<strong>Region</strong>en im Süden und in der Mitte Westdeutschlands<br />

blieben in dieser Phase erkennbar zurück. Am Ende der<br />

Wachstumsskala lagen zwar weiterhin die <strong>Region</strong>en an<br />

Ruhr und Saar, dann aber folgten bereits Stuttgart, München<br />

und Rhein-Neckar, die bei weitem nicht die Dynamik<br />

der norddeutschen <strong>Region</strong>en entwickelten. Damit<br />

1989 = 100<br />

80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Vergleichsdaten für die Verdichtungsräume insgesamt erst ab 1989<br />

VR <strong>Hannover</strong><br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

früheres<br />

Bundesgebiet<br />

hatte sich in einer ersten Phase nach der Wiedervereinigung<br />

das Süd-Nord-Gefälle – zumindest was die<br />

Wachstumsraten der Beschäftigung betraf – offensichtlich<br />

umgedreht.<br />

Nach dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms<br />

war die Beschäftigung in der ersten Hälfte der 90er<br />

Jahre in allen westdeutschen großstädtischen <strong>Region</strong>en<br />

wieder stark rückläufig (Abb. 1.5-2). Die stärksten relativen<br />

Verluste hatten im Zeitraum 1992 bis 1995 die<br />

industriell geprägten <strong>Region</strong>en Wuppertal und Stuttgart<br />

sowie das Ruhrgebiet. Ebenfalls überdurchschnittliche<br />

Beschäftigtenverluste hatten die Verdichtungsräume<br />

Nürnberg, Rhein-Main, Düsseldorf und Rhein-Neckar.<br />

Die günstigste Entwicklung hatten bundesweit die <strong>Region</strong>en<br />

Bielefeld, Hamburg, Köln-Bonn und <strong>Hannover</strong> (Rang<br />

4), gefolgt von Saarbrücken und Bremen. Die norddeutschen<br />

<strong>Region</strong>en zählten damit auch nach dem Auslaufen<br />

des Wiedervereinigungsbooms zu den wirtschaftlich stabileren<br />

Verdichtungsräumen.<br />

In der zweiten Hälfte der 90er Jahre (ab 1998) konnte<br />

auch in den Verdichtungsräumen die Beschäftigung wieder<br />

gesteigert werden (Abb. 1.5-1 und 1.5-2). Entsprechend<br />

dem stärkeren Beschäftigtenabbau in den Jahren<br />

nach 1992 war auch dann der Wiederanstieg bis 2000<br />

etwas stärker. Trotzdem konnten die Verdichtungsräume<br />

insgesamt das Zurückbleiben seit 1989 (noch) nicht vollständig<br />

kompensieren.<br />

Auch im Zeitraum 1995 bis 2000 gab es beträchtliche<br />

Unterschiede in der Beschäftigungsdynamik der Verdichtungsräume<br />

(Abb. 1.5-2). An der Spitze standen nunmehr<br />

München und Köln-Bonn sowie mit etwas Abstand<br />

Aachen, Rhein-Main und <strong>Hannover</strong> (Rang 5). Nach wie<br />

vor rückläufig war die Beschäftigtenentwicklung in den<br />

Verdichtungsräumen Ruhrgebiet und Wuppertal. Ausgesprochen<br />

gering war auch die Dynamik in den <strong>Region</strong>en<br />

Bremen, Nürnberg, Rhein-Neckar und Bielefeld. Die<br />

Rangfolge der <strong>Region</strong>en hat sich gegenüber der ersten<br />

Hälfte der 90er Jahre teilweise deutlich verschoben.<br />

Deutlich nach vorne schieben konnten sich die <strong>Region</strong>en<br />

Rhein-Main (8), München (7), Aachen (6) und Stuttgart<br />

(6). Sehr stark an Rangplätzen verloren haben Bielefeld<br />

(12), Hamburg (8) und Bremen (8).<br />

Mit dem Abflauen des gesamtwirtschaftlichen Wachstums<br />

nach dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms<br />

verringerte sich auch die Dynamik in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong>. Von 1992 bis 1995 verlor sie etwa 15.000<br />

Beschäftigte. Aber auch weiterhin blieb die Beschäftigtenentwicklung<br />

günstiger als in den Verdichtungsräumen<br />

insgesamt (Abb. 1.5-1). Diese Entwicklung bedeutete<br />

insgesamt gegenüber dem Trend der Verdichtungsräume<br />

einen vergleichsweise geringen Abbau in der Größenordnung<br />

von etwa 7.700 Arbeitsplätzen.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 43<br />

Abb. 1.5-2 Beschäftigtenentwicklung insgesamt in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

1992 bis 1995 und 1995 bis 2000<br />

2<br />

1<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

München<br />

Köln-Bonn<br />

Aachen<br />

Rhein-Main<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Saarbrücken<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />

Karlsruhe<br />

Düsseldorf<br />

Stuttgart<br />

Hamburg<br />

Rhein-Neckar<br />

Bielefeld<br />

Nürnberg<br />

Bremen<br />

Ruhrgebiet<br />

Wuppertal<br />

1992-1995<br />

1995-2000<br />

VR insg.<br />

BG West<br />

Von 1995 bis 2000 stieg die Beschäftigung in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> um mehr als 12.000 Personen oder jährlich<br />

0,6%. Auch weiterhin war die Entwicklung mit 0,4%<br />

deutlich günstiger als im Durchschnitt der westdeutschen<br />

Verdichtungsräume. Bei einer Beschäftigtenentwicklung<br />

im Trend der Verdichtungsräume wären in der zweiten<br />

Hälfte der 90er Jahre in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 4.700<br />

Arbeitsplätze weniger entstanden.<br />

Dabei war von 1995 bis 1998 noch ein deutlicher Rückgang<br />

zu verzeichnen, und erst von 1998 bis 2000 stieg<br />

die Beschäftigung dynamisch. Hier hat sich in besonderer<br />

Weise die EXPO 2000 ausgewirkt. In den Jahren<br />

1998 bis 2000 wurde die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Beschäftigungszuwachs<br />

unter den Verdichtungsräumen nur noch<br />

von München übertroffen.<br />

Auch in der zweiten Hälfte der 90er Jahre ist die Suburbanisierung<br />

der Arbeitsplätze bundesweit weiter gegangen.<br />

Von 1995 bis 2000 wuchs die Beschäftigung in<br />

den Zentren der westdeutschen Verdichtungsräume um<br />

knapp 65.000 Personen oder 1,0%, während sie im<br />

Umland um 152.000 oder 2,8% anstieg. In der Stadt<br />

<strong>Hannover</strong> stand im Zeitraum 1995 bis 2000 einem<br />

Beschäftigtenzuwachs von etwa 4.000 Personen oder<br />

jährlich 0,3% ein Gewinn von etwa 8.500 Personen<br />

oder 1,1% im Umland gegenüber (Abb. 1.5-3). Der<br />

Beschäftigungszuwachs in der Stadt <strong>Hannover</strong> entsprach<br />

damit etwa dem Durchschnitt der Zentren der<br />

westdeutschen Verdichtungsräume. Die Dynamik des


44<br />

DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

Abb. 1.5-3 Beschäftigtenentwicklung insgesamt in den Zentren und in den Umlandbereichen<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume 1995 bis 2000<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

-1,0<br />

München<br />

Köln-Bonn<br />

Aachen<br />

Rhein-Main<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Saarbrücken<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

Landkreises war dagegen größer als in den meisten<br />

Umlandbereichen der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

und wurde lediglich vom Umland des Verdichtungsraumes<br />

München übertroffen.<br />

Setzt man mit dem Indikator „Beschäftigtenbesatz“ die<br />

Beschäftigtenzahlen zur Einwohnerzahl in Beziehung, so<br />

lässt sich im Zeitvergleich die Beschäftigtenentwicklung<br />

vor dem Hintergrund der regional unterschiedlichen Entwicklungsdynamik<br />

der Bevölkerung betrachten. Die Veränderung<br />

des Indikators Beschäftigtenbesatz, der letztlich<br />

das Angebot an Arbeitsplätzen in Relation zur<br />

Bevölkerung in einer <strong>Region</strong> setzt, gibt erste Hinweise<br />

auf die Veränderungstendenzen der Arbeitsmarktsituation.<br />

Dabei ist zu berücksichtigen, dass sich in dem<br />

Niveau des Indikators unterschiedliche Aspekte des<br />

regionalen Arbeitsmarktes wie Erwerbsbeteiligung, aber<br />

auch unterschiedliche grenzüberschreitende Pendlerverflechtungen<br />

ausdrücken. Für die folgende Prozessbetrachtung<br />

ist weniger das Ausgangsniveau des Beschäftigtenbesatzes<br />

in den Verdichtungsräumen als vielmehr<br />

dessen Veränderung im Zeitablauf von Bedeutung. Der<br />

weit überdurchschnittliche Beschäftigtenbesatz der<br />

Verdichtungsräume Stuttgart, München und Nürnberg<br />

sowie auch von <strong>Hannover</strong>, Rhein-Main und Karlsruhe<br />

hängt sicherlich stark mit der Abgrenzung der <strong>Region</strong>en,<br />

d.h. mit der Enge der Grenzziehung um die Zentren<br />

zusammen.<br />

jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />

Karlsruhe<br />

Düsseldorf<br />

Stuttgart<br />

Hamburg<br />

Rhein-Neckar<br />

Bielefeld<br />

Nürnberg<br />

Bremen<br />

Ruhrgebiet<br />

Zentren<br />

Umland<br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

Wuppertal<br />

VR insg.<br />

Die einzelnen Trends der Entwicklung des Beschäftigtenbesatzes<br />

erweisen sich in den meisten Verdichtungsräumen<br />

als relativ stabil, es gibt nur wenige deutliche Verschiebungen<br />

im Zeitablauf. Stärkster Verlierer bis Mitte der 90er<br />

Jahre war Stuttgart, das damit seine Spitzenposition einbüßte.<br />

Mittlerweile entwickelt sie die <strong>Region</strong> aber wieder<br />

leicht positiv (Abb.1.5-4). Ähnlich stark wie Stuttgart hat<br />

auch der Verdichtungsraum Wuppertal verloren, wobei in<br />

den letzten Jahren nach einer gewissen Konsolidierungsphase<br />

der Abschwung anhält. Kontinuierlich rückläufig ist<br />

bis in die jüngste Zeit die Entwicklung im Ruhrgebiet. Bremen<br />

und Hamburg konnten in der zweiten Hälfte der 90er<br />

Jahre offensichtlich nicht mehr an die Erfolge der ersten<br />

Phase nach der Wiedervereinigung anschließen. München<br />

entfaltet nach einer gewissen Schwächephase zu Beginn<br />

der 90er Jahre mittlerweile die größte Dynamik und liegt<br />

nunmehr mit Abstand auf dem ersten Rang. Nürnberg hat<br />

im Verlauf der 90er Jahre leicht, aber kontinuierlich verloren,<br />

und erst in den letzen Jahren ist ein leichter Aufwärtstrend<br />

zu erkennen. Auch im Rhein-Main-Gebiet hat sich<br />

nach kontinuierlichen Verlusten bis Mitte der 90er Jahre<br />

wieder ein Aufwärtstrend durchgesetzt. Zu den Verdichtungsräumen,<br />

die ihren Beschäftigtenbesatz im langfristigen<br />

Trend überdurchschnittlich steigern konnten, zählt vor<br />

allem auch <strong>Hannover</strong>. Zwar war gegen Ende der 90er<br />

Jahre ein vorübergehender Rückgang zu verzeichnen, in<br />

den Jahren 1999 und vor allem 2000 entfaltete die <strong>Region</strong><br />

aber eine weit überdurchschnittliche Dynamik.<br />

Abb. 1.5-4<br />

130<br />

128<br />

126<br />

124<br />

122<br />

120<br />

118<br />

116<br />

114<br />

112<br />

110<br />

108<br />

106<br />

104<br />

102<br />

100<br />

98<br />

96<br />

94<br />

92<br />

90<br />

88<br />

86<br />

84<br />

82<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 45<br />

Entwicklung des Beschäftigtenbesatzes in den westdeutschen Verdichtungsräumen seit 1989<br />

Beschäftigte je Einwohner, jeweiliger Bundeswert (früheres Bundesgebiet) = 100<br />

1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000<br />

Jahr<br />

München<br />

Nürnberg<br />

Stuttgart<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Rhein-Main<br />

Karlsruhe<br />

Düsseldorf<br />

Rhein-Neckar<br />

Hamburg<br />

Bielefeld<br />

Verdichtungsräume<br />

Bremen<br />

Köln-Bonn<br />

Wuppertal<br />

Saarbrücken<br />

Ruhrgebiet<br />

Aachen


46 DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 47<br />

Karte<br />

1.6-1<br />

Erreichbarkeit von benachbarten deutschen und europäischen Verdichtungsräumen<br />

Normierter und standardisierter Verkehrsinfrastrukturindikator (Teilkomponenten: PKW-Fahrtzeiten, LKW-Fahrtzeiten, Fahrtzeiten im<br />

Schienenverkehr, PKW-Fahrtzeiten und Flugzeiten zu europäischen Metropolen), auf der Basis von Arbeitsmarktregionen, Durchschnitt = 100<br />

unter 98,6<br />

98,6 bis unter 99,3<br />

99,3 bis unter 100,0<br />

100,0 bis unter 100,7<br />

100,7 bis unter 101,4<br />

101,4 bis unter 102,1<br />

102,1 und mehr<br />

Quelle: Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (BBR)<br />

niedriger Wert = gute Erreichbarkeit<br />

hoher Wert = schlechte Erreichbarkeit<br />

Abb. 1.6-1 Ladenmieten in 1a-Lage in den Städten der deutschen Verdichtungsräume 2001<br />

400<br />

350<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Quelle: Ring Deutscher Makler, RDM-Immobilien-Spiegel 2001<br />

1.6 Standortbedingungen<br />

und Standortkosten<br />

Die Standortbedingungen in Wirtschaftsregionen werden<br />

durch ein breites Spektrum unterschiedlicher Standortfaktoren<br />

charakterisiert, die teilweise umfassend für<br />

alle wirtschaftlichen Aktivitäten relevant sind, teilweise<br />

aber auch sehr spezifische Vor- bzw. Nachteile für einzelne<br />

Wirtschaftszweige darstellen. Vor allem den so<br />

genannten weichen Standortfaktoren wie Wohn- und<br />

Wohnumfeld, Freizeit- und Kulturangebot bis hin zu<br />

Wirtschaftsklima und Image wird eine zunehmende<br />

Bedeutung zugesprochen, nach wie vor stehen aber die<br />

„harten“ Faktoren wie die Verkehrslage und Erreichbarkeit,<br />

Arbeitsmarktbedingungen sowie die Standortkosten<br />

im Vordergrund. Nachdem im <strong>Region</strong>alreport 2000 die<br />

Verkehrsinfrastruktur ausführlich analysiert wurde, sollen<br />

im Folgenden vor allem ausgewählte Aspekte der Standortkosten<br />

näher beleuchtet werden.<br />

GROSSRÄUMLICHE LAGE UND<br />

VERKEHRSINFRASTRUKTUR<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird den Anforderungen von<br />

Unternehmen an die infrastrukturelle Anbindung an Verkehr<br />

und Information weitgehend gerecht. Über die Lage<br />

in DM je m 2<br />

klein (bis ca. 60 m2 )<br />

groß (ab ca. 100 m2 )<br />

Mittel<br />

München<br />

Frankfurt<br />

Dortmund<br />

Düsseldorf<br />

Essen<br />

Köln<br />

Stuttgart<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Nürnberg<br />

Hamburg<br />

Bonn<br />

Berlin/Westteil<br />

Saarbrücken<br />

Karlsruhe<br />

Bremen<br />

Wiesbaden<br />

Wuppertal<br />

Mannheim<br />

Darmstadt<br />

Berlin/Ostteil<br />

Leipzig<br />

Aachen<br />

Bielefeld<br />

Bochum<br />

Heidelberg<br />

Krefeld<br />

Erlangen<br />

Hagen<br />

Oberhausen<br />

Dresden<br />

Duisburg<br />

Gelsenkirchen<br />

Offenbach/M.<br />

Bottrop<br />

Mönchengladbach<br />

Remscheid<br />

Herne<br />

Mühlheim a.d.R.<br />

Solingen<br />

Potsdam<br />

Ludwigshafen<br />

Fürth<br />

Leverkusen<br />

am Schnittpunkt der bedeutenden Verkehrsachsen in<br />

Nord-Süd und West-Ost-Richtung ist die <strong>Region</strong> sehr gut<br />

an die nationalen und internationalen Schwerpunkträume<br />

angebunden. Die zentrale Lage der <strong>Region</strong> nach der<br />

deutschen Vereinigung und der Öffnung der Grenzen<br />

nach Osteuropa hat <strong>Hannover</strong>s Funktion als bedeutende<br />

Verkehrs- und Distributionsregion noch verstärkt. Dies<br />

wird auch an der großen Bedeutung des Wirtschaftszweiges<br />

Verkehr deutlich.<br />

Die Ausbaumaßnahmen der Verkehrsinfrastruktur in den<br />

vergangenen Jahren, die u.a. in Vorbereitung auf die<br />

EXPO durchgeführt wurden, haben Engpässe beseitigt<br />

und zu einer weiteren Verbesserung der Verkehrsinfrastrukturqualität<br />

und der Erreichbarkeitsbedingungen<br />

geführt. Herausragend zeigt sich vor allem die Anbindung<br />

an den Schienenschnellverkehr der Bahn, während<br />

die Qualitätsbedingungen im Bahngüterverkehr im Vergleich<br />

zu den anderen Verdichtungsräumen eher durchschnittlich<br />

einzustufen sind. Die regionale und überregionale<br />

Anbindungsqualität im Straßenverkehr ist durchweg<br />

gut (Karte 1.6-1). Trotz guter Infrastrukturausstattung<br />

spiegelt der Indikator der Erreichbarkeit anderer<br />

Verdichtungsräume die großräumliche Lage der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> wider. Hier haben die Verdichtungsräume an<br />

Rhein, Main und Ruhr eindeutige Vorteile.


48<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe AG:<br />

Zukunftsweisender Nahverkehr für<br />

die <strong>Region</strong><br />

An etwa vier von fünf Tagen fährt statistisch gesehen<br />

jeder der 525 000 <strong>Hannover</strong>aner einmal mit den Bahnen<br />

und Bussen der üstra. Die üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe<br />

AG liegt hinsichtlich Größe und Leistung in der<br />

Spitzengruppe der deutschen Nahverkehrsunternehmen.<br />

Mit 149,3 Millionen Fahrgästen im Jahr ist sie in der<br />

<strong>Region</strong> der bedeutendste Partner im hannoverschen Verkehrsverbund<br />

Großraum-Verkehr <strong>Hannover</strong> (GVH).<br />

Von den Gesamtverkehrsleistungen im GVH erbringt die<br />

üstra rund drei Viertel. Dabei sorgt sie für eine umweltschonende<br />

Mobilität. Mit einem dichten Liniennetz und<br />

vielen Angeboten. Schnell, sicher, bequem und kundenfreundlich.<br />

Die Geschichte der heutigen üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe<br />

AG begann 1892 als Straßenbahn <strong>Hannover</strong><br />

AG. Heute gehören knapp 2300 Mitarbeiter zur<br />

üstra, zusätzlich bietet das Unternehmen jährlich etwa<br />

70 Ausbildungsplätze an. Die üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe<br />

AG erwirtschaftete im Jahr 2000 Umsatzerlöse<br />

in Höhe von 210 Millionen Mark, der Kostendeckungsgrad<br />

liegt bei 74 Prozent.<br />

Das Gesamtnetz der üstra mit 12 Stadtbahn- und 62 Buslinien<br />

beläuft sich auf 922 Kilometer. An einem durchschnittlichen<br />

Wochentag fahren mit der üstra rund<br />

450 000 Fahrgäste, davon etwa 330 000 mit den<br />

Straßenbahnen. Während der großen Messen in <strong>Hannover</strong><br />

kommen pro Tag bis zu 100 000 weitere Fahrgäste<br />

hinzu. Ihnen standen im vorigen Jahr 404 Stadtbahnwagen<br />

und 181 üstra-Omnibusse zur Verfügung.<br />

Daneben verfügt die üstra über eine Vielzahl von Sonder-<br />

und Dienstfahrzeugen für Service-Aufgaben bis zum<br />

Winterdienst.<br />

Die Weltausstellung EXPO 2000 war für die üstra eine<br />

besondere Herausforderung. Für 153 Tage hatte <strong>Hannover</strong><br />

die Gastgeberrolle für die erste Weltausstellung in<br />

Deutschland übernommen. Die Bewohner der <strong>Region</strong><br />

sind nun heute im Bereich Nahverkehr die Gewinner der<br />

EXPO 2000. Einmalig in der Unternehmensgeschichte<br />

der üstra wurde innerhalb kürzester Zeit eine derartig<br />

umfangreiche Infrastruktur zeitgerecht bereit gestellt und<br />

zugleich das Unternehmen umfassend modernisiert.<br />

<strong>Hannover</strong> ist zur S-Bahn-<strong>Region</strong> geworden. Die Landeshauptstadt<br />

verfügt heute über die modernste Stadtbahn-,<br />

die neueste Busflotte, eines der besten Fahrgast-Informationsysteme.<br />

Und <strong>Hannover</strong> ist der erste Verdichtungsraum<br />

mit „Stadtbahn-Fernsehen“. Für die üstra als Dienstleister<br />

am Treffpunkt der Nationen war das EXPO-Jahr<br />

ein voller Erfolg. Der üstra-Anteil am Gesamtverkehrsaufkommen<br />

im EXPO-Zulauf erwies sich höher als prognostiziert:<br />

Während der EXPO 2000, in der Zeit vom<br />

01. Juni bis 31. Oktober 2000, kamen nahezu 7,3 Millionen<br />

Fahrgäste mit der Stadtbahn zur Weltausstellung.<br />

An Spitzentagen wurde auf 15 Stadtbahnlinien die<br />

gesamte Fahrzeugflotte von 404 Fahrzeugen eingesetzt.<br />

Die letzten 14 der 144 silbernen Stadtbahnwagen des<br />

Typs TW 2000 wurden bis April ausgeliefert und in<br />

Betrieb genommen. Das Weltausstellungsgelände ist<br />

neben der traditionsreichen „Messestrecke“ seit Februar<br />

2000 über eine weitere Stadtbahnstrecke der neuen<br />

„D-Süd“ erreichbar. Auf diesen Strecken verkehrten<br />

während der EXPO die Linien 8 und 18 bzw. 6, 14 und<br />

16 mit bis zu vier Wagen pro Zug. In dieser Zeit wurden<br />

rund 6 Millionen Wagenkilometer zusätzlich gefahren.<br />

Die Gesamtfahrgastnachfrage – ohne EXPO-Verkehr –<br />

stieg im Jahr 2000 um über sechs Prozent.<br />

Die üstra intalliance AG, bis Ende Oktober 2001 im<br />

alleinigen Besitz der üstra, hat zwei weitere starke<br />

Eigentümer bekommen: die DB Regio AG und die<br />

Nord/LB haben Anteile an der von der üstra gegründeten<br />

Gesellschaft übernommen. Danach halten jetzt die<br />

üstra <strong>Hannover</strong>schen Verkehrsbetriebe AG und die DB<br />

Regio AG – die Nahverkehrssparte der Deutschen Bahn –<br />

jeweils 40 Prozent der Anteile des Unternehmens und<br />

die Nord/LB als Finanzinvestor 20 Prozent.<br />

Unter dem Dach der üstra intalliance AG wollen üstra<br />

und DB Regio künftig ihre Nahverkehrsleistungen im<br />

Großraum <strong>Hannover</strong> bündeln. Das heißt: Management<br />

und Betrieb von Nahverkehrsleistungen können künftig<br />

auf dem liberalisierten Nahverkehrsmarkt auch außerhalb<br />

von <strong>Hannover</strong> angeboten werden. Die üstra ist also<br />

für den Wettbewerb im Nahverkehr bestens gerüstet.<br />

ADRESSE:<br />

üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe AG<br />

Am Hohen Ufer 6<br />

Postfach 25 40<br />

30025 <strong>Hannover</strong><br />

Telefon: (05 11) 16 68 - 0<br />

Telefax: (05 11) 16 68 - 26 66<br />

E-mail: info@uestra.de<br />

Internet: www.uestra.de<br />

TELEKOMMUNIKATIONSINFRASTRUKTUR<br />

<strong>Hannover</strong> verfügt über eine hoch entwickelte Telekommunikationsinfrastruktur.<br />

Bedingt durch die EXPO 2000<br />

und die CeBIT als die international führende Messe für<br />

Produkte aus dem Bereich der IuK-Technologien ist <strong>Hannover</strong><br />

heute einer der wichtigen Knotenpunkte im IP-<br />

Backbone der Deutschen Telekom. Das Hochgeschwindigkeitsnetz<br />

basiert auf ATM-Technologie (Asyncronus<br />

Transfer Mode) und ist für die Übertragung aller multimedialen<br />

Inhalte geeignet. Die neue T-DSL Technik eröffnet<br />

zudem auch den kleinen und mittleren Betrieben<br />

neue Möglichkeiten zum Einstieg in die Multimediawelt.<br />

Darüber hinaus profitiert <strong>Hannover</strong> von der Liberalisierung<br />

des Telekommunikationsmarktes durch den Aufbau<br />

einer weiteren zukunftsorientierten Netz-Infrastruktur des<br />

City Carriers HTN-<strong>Hannover</strong>sche Telekommunikationsund<br />

Netzgesellschaft mbH.<br />

GEWERBEFLÄCHENANGEBOT<br />

Für das Gewerbeflächenpotenzial in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

ist die gute wirtschaftsräumliche Lage und überregionale<br />

Attraktivität des Verdichtungsraumes von großer<br />

Bedeutung. Von der hierdurch angeregten unternehmerischen<br />

Nachfrage profitieren einerseits Gewerbegebiete<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 49<br />

Abb. 1.6-2 Büromieten von Neubauten in den Städten der deutschen Verdichtungsräume 2001<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Quelle: Ring Deutscher Makler, RDM-Immobilien-Spiegel 2001<br />

in DM je m 2<br />

Frankfurt<br />

München<br />

Düsseldorf<br />

Bonn<br />

Köln<br />

Hamburg<br />

Berlin/Westteil<br />

Stuttgart<br />

Darmstadt<br />

Heidelberg<br />

Mannheim<br />

Mönchengladbach<br />

Berlin/Ostteil<br />

Bottrop<br />

Duisburg<br />

Krefeld<br />

Offenbach/M.<br />

Wiesbaden<br />

Dortmund<br />

Dresden<br />

Nürnberg<br />

Aachen<br />

Erlangen<br />

Essen<br />

Leverkusen<br />

Potsdam<br />

Wuppertal<br />

Bielefeld<br />

Bochum<br />

Karlsruhe<br />

Oberhausen<br />

Remscheid<br />

Bremen<br />

Fürth<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Herne<br />

Leipzig<br />

Ludwigshafen<br />

Mühlheim a.d.R.<br />

Saarbrücken<br />

Gelsenkirchen<br />

Hagen<br />

Solingen<br />

im Bereich der Landeshauptstadt und ihrem unmittelbaren<br />

Umland sowie andererseits Standorte mit einer schnellen<br />

und konfliktfreien Anbindung an die überregionalen Verkehrsachsen.<br />

Mit zahlreichen Gewerbegebieten an den<br />

Autobahnachsen und im suburbanen Teilraum hat die<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ein breites Gewerbeflächenangebot an<br />

attraktiven und sofort verfügbaren Flächen. Diese Gewerbeflächen<br />

eigenen sich zum Teil auch für Betriebe mit speziellen<br />

Anforderungen (z.B. Logistik, Automobilzulieferer,<br />

luftverkehrsaffine Betriebe). Größere Industriegebiete (GI)<br />

sind in der <strong>Region</strong> nicht überall verfügbar und konzentrieren<br />

sich an einigen Standorten. Auf Grund der Attraktivität<br />

vieler Standorte sind die Bodenpreise vergleichsweise<br />

hoch. Vor allem für kleinere Betriebe mit Präferenzen<br />

für kostengünstigere Gewerbegrundstücke ist deshalb<br />

das Angebot in der Stadt <strong>Hannover</strong> oder den angrenzenden<br />

bzw. autobahnnahen Standorten begrenzt.<br />

IMMOBILIENMARKT 19<br />

guter Nutzungswert<br />

einfacher Nutzungswert<br />

mittlerer Nutzungswert<br />

Der Markt für Einzelhandelsflächen ist durch stark<br />

gegenläufige Entwicklungen gekennzeichnet. Während<br />

die Ladenmieten in 1a-Lagen der Großstädte weiterhin<br />

deutlich steigen, gehen die Mieten in kleineren und mittelgroßen<br />

Städten sowie den 1b-Lagen zurück. Insbesondere<br />

auf Spitzenlagen in Städten mit 500.000 Ein


50<br />

DIE REGION HANNOVER UNTER DEN VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

Abb. 1.6-3 Wohnungsmieten von Neubauten in den Städten der deutschen Verdichtungsräume 2001<br />

(guter Wohnwert)<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Quelle: Ring Deutscher Makler, RDM-Immobilien-Spiegel 2001<br />

in DM je m 2<br />

München<br />

Düsseldorf<br />

Heidelberg<br />

Hamburg<br />

Stuttgart<br />

Frankfurt<br />

Köln<br />

Wiesbaden<br />

Bonn<br />

Darmstadt<br />

Aachen<br />

Offenbach/M.<br />

Essen<br />

Erlangen<br />

Nürnberg<br />

Gelsenkirchen<br />

Bielefeld<br />

Dortmund<br />

Duisburg<br />

Hagen<br />

Karlsruhe<br />

Krefeld<br />

Leverkusen<br />

Mannheim<br />

Mühlheim a.d.R.<br />

Oberhausen<br />

Remscheid<br />

Wuppertal<br />

Bottrop<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Mönchengladbach<br />

Solingen<br />

Berlin/Westteil<br />

Berlin/Ostteil<br />

Bochum<br />

Saarbrücken<br />

Fürth<br />

Leipzig<br />

Bremen<br />

Herne<br />

Ludwigshafen<br />

Dresden<br />

Potsdam<br />

Abb. 1.6-4 Preis für den Neubau von Eigentumswohnungen in den Städten<br />

der deutschen Verdichtungsräume 2001 (guter Wohnwert)<br />

6.000<br />

5.000<br />

4.000<br />

3.000<br />

2.000<br />

1.000<br />

0<br />

Quelle: Ring Deutscher Makler, RDM-Immobilien-Spiegel 2001<br />

in DM je m 2<br />

München<br />

Düsseldorf<br />

Frankfurt<br />

Köln<br />

Darmstadt<br />

Heidelberg<br />

Hamburg<br />

Essen<br />

Erlangen<br />

Offenbach/M.<br />

Bochum<br />

Gelsenkirchen<br />

Karlsruhe<br />

Stuttgart<br />

Wiesbaden<br />

Berlin/Westteil<br />

Dortmund<br />

Krefeld<br />

Mönchengladbach<br />

Mühlheim a.d.R.<br />

Aachen<br />

Berlin/Ostteil<br />

Solingen<br />

Duisburg<br />

Mannheim<br />

Bonn<br />

Leverkusen<br />

Wuppertal<br />

Fürth<br />

Bottrop<br />

Hagen<br />

Remscheid<br />

Nürnberg<br />

Oberhausen<br />

Bielefeld<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Leipzig<br />

Herne<br />

Saarbrücken<br />

Bremen<br />

Dresden<br />

Ludwigshafen<br />

wohnern und mehr konzentriert sich die Mietnachfrage<br />

des Einzelhandels (Abb. 1.6-1). Folglich zählt die Innenstadt<br />

von <strong>Hannover</strong> gemeinsam mit den Zentren von<br />

München, Frankfurt, Dortmund, Düsseldorf, Essen, Köln<br />

und Stuttgart zu den teuersten Einzelhandelstandorten in<br />

Deutschland.<br />

Anders ist die Position der Stadt <strong>Hannover</strong> bei den Mietpreisen<br />

für Bürostandorte. Während hier für die herausragenden<br />

Dienstleistungszentren ebenfalls weit überdurchschnittliche<br />

Spitzenpreise gezahlt werden – hervorzuheben<br />

ist insbesondere das Finanzzentrum Frankfurt –<br />

sind die Büromieten in <strong>Hannover</strong> sowohl für hochwertige<br />

als auch für einfache Objekte vergleichsweise niedrig<br />

(Abb. 1.6-2). <strong>Hannover</strong> liegt v.a. weit hinter den meisten<br />

großen Zentren der übrigen Verdichtungsräume.<br />

Auch bei den Wohnungsmieten (Abb. 1.6-3) und den<br />

Preisen für Eigentumswohnungen (Abb. 1.6-4) befindet<br />

sich <strong>Hannover</strong> im unteren Drittel der untersuchten Städte<br />

in Deutschland. Insgesamt gesehen ist der Nachfragedruck<br />

auf dem Immobilienmarkt in <strong>Hannover</strong> – abgesehen<br />

von Einzelhandelsflächen in Spitzenlagen – offensichtlich<br />

nur unterdurchschnittlich. Im Hinblick auf die<br />

Neuansiedlung von Unternehmen und deren Mitarbeiter<br />

sind diese niedrigen Kosten durchaus als Standortvorteil<br />

zu werten.<br />

19) Ring Deutscher Makler (RDM), 2001. Untersucht wurden ausgewählte Städte in<br />

Deutschland. Eine Analyse nach Verdichtungsräumen liegt nicht vor, insofern ist<br />

aus der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nur die Landeshauptstadt berücksichtigt.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 51<br />

„Telemax“ <strong>Hannover</strong>


52<br />

2.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als<br />

Unternehmensstandort:<br />

Unternehmenszentralen,<br />

Funktionalstrukturen<br />

und Gründungen von<br />

Betrieben<br />

Im folgenden Kapitel sollen zum einen wichtige Charakteristika<br />

und Strukturen der Unternehmen und Betriebe in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> aufgezeigt und zum anderen die Erneuerungsprozesse<br />

der Wirtschaftsstruktur durch Unternehmensgründungen<br />

analysiert werden. Im ersten Abschnitt<br />

geht es zunächst um eine kurze Charakterisierung<br />

der Wirtschaftsregion anhand ihrer größten Unternehmen.<br />

Darüber hinaus wird der Frage nachgegangen, ob<br />

und in welchem Ausmaß von Unternehmenszentralen der<br />

<strong>Region</strong> wirtschaftliche Aktivitäten in anderen <strong>Region</strong>en<br />

gesteuert werden. Der zweite Abschnitt beschäftigt sich<br />

mit bestimmten Unternehmensfunktionen, die sich üblicherweise<br />

in den Verdichtungsräumen konzentrieren. In<br />

einem weiteren Abschnitt werden Ausmaß und Struktur der<br />

Unternehmensgründungen im überregionalen Vergleich<br />

beleuchtet.<br />

2.1 Unternehmenszentralen<br />

Die Wirtschaftsstruktur einer Großstadtregion wird in<br />

der Regel stark von den ansässigen Großunternehmen<br />

geprägt. Aufgrund der Beziehungen dieser Unternehmen<br />

zu Zulieferbetrieben und Dienstleistern aus der <strong>Region</strong><br />

und der wichtigen Funktion für den Arbeitsmarkt<br />

wirkt sich der jeweilige Standort eines Großunternehmens<br />

weit über den eigentlichen Betrieb hinaus auf die<br />

<strong>Region</strong> aus. Das Ausmaß der Krisenanfälligkeit eines<br />

Betriebes und damit zum Teil einer ganzen <strong>Region</strong> hängt<br />

maßgeblich davon ab, wie die Kontrollstrukturen gestaltet<br />

sind. Wenn ein Wirtschaftsraum über viele Unternehmens-<br />

und Konzernzentralen verfügt, ist dies positiv zu<br />

bewerten, da z.B. Rationalisierungs- und Verlagerungsmaßnahmen<br />

in der Regel nicht zuerst an den zentralen<br />

Standorten, sondern in peripheren <strong>Region</strong>en vorgenommen<br />

werden. Grundlegende betriebliche Entscheidungen<br />

werden häufig am Standort der Unternehmenszentrale<br />

getroffen und sind damit z.B. von Politik und Verwaltung<br />

auch nur dort zu beeinflussen. Darüber hinaus<br />

werden Dienstleistungen für alle Unternehmensteile häufig<br />

am Standort der Zentrale eingekauft, so dass der<br />

Ausstrahlungseffekt in die jeweilige <strong>Region</strong> größer ist.<br />

In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> befindet sich der Sitz einiger<br />

bedeutender Konzernzentralen, wenn auch im Vergleich<br />

der Verdichtungsräume nur ein mittlerer Platz belegt<br />

wird. Mit Abstand größter Konzern in der <strong>Region</strong> ist die<br />

Preussag AG mit einer Wertschöpfung von 6,6 Mrd. DM<br />

und insgesamt mehr als 76.000 Beschäftigten (Übersicht<br />

2.1-1). Während das Werk für Nutzfahrzeugbau der<br />

Volkswagen AG in <strong>Hannover</strong> der Zentrale in Wolfsburg<br />

zugerechnet werden muss, sind die Continental AG und<br />

die VARTA AG in <strong>Hannover</strong> mit ihrem jeweiligen Hauptsitz<br />

ansässig. Neben den Unternehmen des Verarbeitenden<br />

Gewerbes gibt es zudem wichtige Dienstleister unter<br />

den größten Unternehmen im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong>.<br />

Nach der Norddeutschen Landesbank folgen mehrere<br />

Versicherungskonzerne (z.B. HDI Versicherungen,<br />

VGH Versicherungsgruppe <strong>Hannover</strong> sowie VHV Vereinigte<br />

Haftpflichtversicherung) und verschiedene weitere<br />

Dienstleistungsanbieter, wie z.B. die Verlagsgesellschaft<br />

Madsack und die Deutsche Messe AG. Von den 58 niedersächsischen<br />

Unternehmen mit einer Wertschöpfung<br />

ab 175 Mio. DM befinden sich allein 20 in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong>.<br />

Betrachtet man die 500 umsatzstärksten Unternehmen in<br />

Deutschland 1 und ihre Standorte (Karte 2.1-1), so liegt<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit 17 Unternehmen auf dem 10.<br />

Platz der 20 deutschen Verdichtungsräume 2 . Insgesamt<br />

befinden sich 367 der größten Unternehmen in den westdeutschen<br />

Verdichtungsregionen. Der Rest verteilt sich<br />

auf die übrigen <strong>Region</strong>en Westdeutschlands, in Ostdeutschland<br />

gibt es lediglich 21 Unternehmen unter den<br />

größten 500, wobei der überwiegende Teil am Standort<br />

Berlin ansässig ist. Nur rund 11% der Unternehmensumsätze<br />

in den Verdichtungsräumen werden im Umland<br />

erzielt. Das größte Unternehmen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>,<br />

die Preussag AG, liegt gemessen an seinem Umsatz<br />

auf dem 33. Platz der Liste aller Großunternehmen in<br />

Deutschland. An der Spitze steht hier die Daimler-Chrysler<br />

AG in Stuttgart, an zweiter Stelle die Volkwagen AG<br />

in Wolfsburg.<br />

Die Branchenschwerpunkte in den Verdichtungsräumen<br />

sind sehr unterschiedlich verteilt:<br />

– Bezogen auf den Umsatz der Unternehmenszentralen<br />

hat das Ruhrgebiet eine Spitzenposition mit Schwerpunkten<br />

in der Stahlerzeugung und -verarbeitung,<br />

Maschinen- und Anlagenbau sowie bei der Energieerzeugung.<br />

– Im zweitplazierten Raum Köln-Bonn befinden sich die<br />

aus der ehemaligen Deutschen Bundespost hervorgegangenen<br />

Unternehmen sowie Großhandel und die<br />

Chemische Industrie.<br />

– Danach folgt der Verdichtungsraum München mit<br />

Unternehmen der Elektrotechnik, des Straßenfahrzeugbaus<br />

und der Energieversorgung.<br />

– Auf Rang 4 liegt Stuttgart mit dem Schwerpunkt Automobilindustrie.<br />

– Es folgen Hamburg mit Schwerpunkten in der Mineralölverarbeitung<br />

und im Ernährungsgewerbe sowie das<br />

Rhein-Main Gebiet mit Chemischer Industrie, Maschinenbau<br />

und Straßenfahrzeugbau sowie Düsseldorf.<br />

– Deutlich geringere Umsätze am Unternehmenssitz<br />

haben die Verdichtungsräume Rhein-Neckar (Chemieindustrie,<br />

Maschinenbau), <strong>Hannover</strong> (Energieerzeugung,<br />

Gummiverarbeitung, Maschinen- und An-<br />

Übersicht<br />

2.1-1<br />

lagenbau), Bielefeld (Handel, Medien), Nürnberg<br />

(Versandhandel, Elektrotechnik), Wuppertal, Karlsruhe,<br />

Bremen (Ernährungsgewerbe), Saarbrücken und<br />

Aachen.<br />

2.2 Funktionalstrukturen<br />

Unternehmensfunktionen wie Management und Verwaltung,<br />

Ein- und Verkauf oder Fertigung charakterisieren<br />

die Wirtschaftsstruktur in besonderer Weise. Hinsichtlich<br />

der Bedeutung dieser einzelnen Unternehmensstrukturen<br />

(„Funktionalstruktur“) gibt es vor allem bei Mehrbetriebsunternehmen<br />

eine ausgeprägte räumliche Arbeitsteilung,<br />

nach der sich die höherwertigen Unternehmensfunktionen<br />

in besonderer Weise in den großstädtischen Unter-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 53<br />

Die größten Unternehmen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Überblick 1<br />

Name des Unternehmens<br />

Branche<br />

Wertschöpfung 2000<br />

in Mio. DM<br />

Preussag AG (Konzern) Mischkonzern 6.655,3<br />

Continental AG (Konzern) Gummiverarbeitung 5.549,5<br />

Continental AG Gummiverarbeitung 926,7<br />

NORD/LB (Konzern) Kreditinstitut 1.566,5<br />

NORD/LB Kreditinstitut 828,5<br />

HDI Versicherungen (Konzern) Versicherungen 892,5<br />

Solvay Deutschland Gruppe Chemische Industrie 851,9<br />

BEB Erdgas und Erdöl GmbH Erdgas- u. Erdölförderung<br />

u. -handel<br />

814,7<br />

VARTA AG (Konzern) Akkumulatoren, Batterien 621,4<br />

Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG (Konzern) Verlag und Medien 507,6<br />

Versicherungsgruppe <strong>Hannover</strong> (VGH) (Konzern) Komposit- und<br />

Lebensversicherung<br />

383,5<br />

Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG Energieversorgung 375,5<br />

Deutsche Messe AG Messe- und<br />

Ausstellungsveranstalter<br />

291,9<br />

Bahlsen Gruppe (Konzern) Dauerbackwaren 271,7<br />

VHV Vereinigte Haftpflichtversicherung (Konzern) Versicherungen 264,0<br />

TÜV Nord Gruppe Techn. Dienstleistungen 257,7<br />

Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong> Kreditinstitut 228,4<br />

Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> Kreditinstitut 225,0<br />

Dirk Rossmann GmbH Groß- u. Einzelhandel<br />

mit Drogerieartikeln<br />

216,7<br />

Üstra <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe AG Verkehrsleistungen 216,2<br />

Bahlsen GmbH & Co. KG Dauerbackwaren 203,0<br />

Concordia Versicherungsgruppe (Konzern) Komposit und<br />

Lebensversicherung<br />

194,8<br />

Raiffeisen Hauptgenossenschaft Nord AG (Konzern) Agrarhandel 193,4<br />

1 Unternehmen ab 160 Mio. DM Wertschöpfung<br />

Quelle: NORD/LB 2001a<br />

nehmens- und Konzernzentralen konzentrieren, während<br />

in den peripheren, stärker ländlich geprägten Standorten<br />

mehr die reinen Fertigungsfunktionen im Vordergrund<br />

stehen 3 . Ein hoher Anteil an Dienstleistungstätigkeiten<br />

ist somit tendenziell Ausdruck geringerer<br />

externer Kontrolle und relativ starker Eigenständigkeit,<br />

während ein hoher Fertigungsanteil eine vergleichsweise<br />

starke Außenkontrolle und -steuerung vermuten<br />

lässt.<br />

1) ohne Versicherungen und Kreditinstitute<br />

2) Jahresumsätze 1998 nach Verdichtungsräumen aggregiert.<br />

3) Diese Betrachtung wurde insbesondere von F.J. Bade in die regionalwissenschaftliche<br />

Diskussion eingebracht, vgl. F.J. Bade, 1997.


54 DIE REGION HANNOVER ALS UNTERNEHMENSSTANDORT<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 55<br />

Abb. 2.2-1 Dienstleistungstätigkeiten (Funktionalstruktur) in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

1989 und 2000<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

München<br />

Rhein-Main<br />

Hamburg<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Köln-Bonn<br />

Düsseldorf<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

Im Rahmen einer Sonderauswertung der Beschäftigtenstatistik<br />

für die vorliegende Studie sind für die westdeutschen<br />

Verdichtungsräume die Funktionalstrukturen anhand<br />

der tatsächlich ausgeübten Berufe erfasst worden.<br />

Danach kann unterschieden werden zwischen<br />

– Fertigungsfunktionen 4 und<br />

– Dienstleistungstätigkeiten 5 , darunter<br />

– Verwaltung und kaufmännische Dienste,<br />

– darunter Leitende Verwaltungsdienste sowie<br />

– andere höherwertige Unternehmensdienste 6 .<br />

In den westdeutschen Verdichtungsräumen sind die Fertigungsfunktionen<br />

erwartungsgemäß mit nur noch knapp<br />

25% der Beschäftigten 7 (88 8 ) unterrepräsentiert und die<br />

Dienstleistungsfunktionen mit 75% (105) entsprechend<br />

überdurchschnittlich vertreten. Innerhalb der Dienstleistungsfunktionen<br />

sind Verwaltung und kaufmännische<br />

Dienste in den Verdichtungsräumen (107) nur leicht<br />

überrepräsentiert. Die Leitenden Verwaltungsfunktionen<br />

(118) und vor allem die spezialisierten Unternehmensdienste<br />

(127) sind dagegen vergleichsweise stark vertreten.<br />

Unter den Verdichtungsräumen gibt es erhebliche Unterschiede<br />

hinsichtlich der Bedeutung der Fertigungs- bzw.<br />

Dienstleistungstätigkeiten (Abb. 2.2-1).<br />

– Der Anteil der Fertigungstätigkeiten ist vor allem in<br />

den kleineren, industriell geprägten Verdichtungsräumen<br />

hoch (Aachen, Bielefeld, Wuppertal und Saarbrücken).<br />

Anteil an den Beschäftigten insgesamt in %<br />

Nürnberg<br />

Bremen<br />

Rhein-Neckar<br />

Karlsruhe<br />

Stuttgart<br />

Ruhrgebiet<br />

Aachen<br />

Bielefeld<br />

Wuppertal<br />

Saarbrücken<br />

VR insg.<br />

1989<br />

2000<br />

früh. BG<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (77 9 ) hat nach München, Rhein-<br />

Main und Hamburg den niedrigsten Fertigungsanteil<br />

unter den westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />

– Beim Anteil der Dienstleistungsfunktionen insgesamt<br />

stehen München, Rhein-Main, Hamburg und <strong>Hannover</strong><br />

(109 10 ) vor Köln-Bonn, Düsseldorf und Nürnberg an<br />

der Spitze. Diese Werte sind stark von der Branchenstruktur<br />

gekennzeichnet und reflektieren z.B. für <strong>Hannover</strong><br />

auch die insgesamt vergleichsweise geringe<br />

Bedeutung des Produzierenden Gewerbes 11 .<br />

– Hinsichtlich der Verwaltungs- und kaufmännischen<br />

Funktionen ergibt sich bereits ein etwas modifiziertes<br />

Bild (Abb. 2.2-2): Die stärkste Spezialisierung hat das<br />

Rhein-Main-Gebiet (124 12 ) neben München (121),<br />

nunmehr gefolgt von Hamburg (118). Die weiteren<br />

Verdichtungsräume Düsseldorf (114), Köln-Bonn (112)<br />

und <strong>Hannover</strong> (112) setzen sich hiervon schon beträchtlich<br />

ab.<br />

– Die Leitenden Verwaltungsfunktionen konzentrieren<br />

sich in ganz besonderer Weise in den großen Unternehmens-<br />

und Verwaltungszentren des Bundesgebietes.<br />

Hier stehen München (162 13 ) und Rhein-Main (151)<br />

weit an der Spitze (Abb. 2.2-3). Mit deutlichem Abstand<br />

folgen Köln-Bonn (135) und Hamburg (133)<br />

sowie Stuttgart (127) und Düsseldorf (120). <strong>Hannover</strong><br />

(106) liegt mit deutlichem Abstand auf Rang 7. In<br />

München, Rhein-Main und Stuttgart stehen die Leitenden<br />

Verwaltungsfunktionen vor allem im Produzierenden<br />

Gewerbe im Vordergrund, in Köln-Bonn, Ham-<br />

Abb. 2.2-2 Verwaltungs- und kaufmännische Dienste sowie andere spezialisierte Unternehmensdienste<br />

(Funktionalstruktur) in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Rhein-Main<br />

München<br />

Hamburg<br />

Düsseldorf<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

burg sowie Düsseldorf stärker im Dienstleistungssektor.<br />

In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind die Unternehmens- und<br />

Verwaltungszentralen im Produzierenden Gewerbe<br />

und im Dienstleistungssektor in etwa gleichermaßen<br />

vertreten.<br />

– Bei den anderen spezialisierten Unternehmensdiensten<br />

wird der Vorsprung der großen deutschen Metropolen<br />

München (219 14 ), Rhein-Main (157) und Hamburg<br />

(152) noch größer (Abb.2.2-2). Aber auch die<br />

folgenden großstädtischen <strong>Region</strong>en Köln-Bonn (137),<br />

Stuttgart (131) und Düsseldorf (129) liegen über dem<br />

Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

(127), die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (123) leicht darunter.<br />

Diese führenden <strong>Region</strong>en heben sich deutlich von<br />

den übrigen großstädtischen Wirtschaftsräumen wie<br />

z.B. Bremen (85), Ruhrgebiet (82) oder Bielefeld (76)<br />

ab.<br />

Im Zuge des wirtschaftlichen Strukturwandels hat sich<br />

auch die Funktionalstruktur erheblich verschoben. Zu Anfang<br />

der 80er Jahre waren in den Verdichtungsräumen<br />

noch knapp 36% der Beschäftigten mit Fertigungstätigkeiten<br />

beschäftigt, 1989 waren es 32% und 1999 noch<br />

etwa 25%. Das Gewicht der Dienstleistungstätigkeiten<br />

ist entsprechend stark gestiegen.<br />

Insgesamt weist die Wirtschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

aber eine Funktionalstruktur auf, die der deutlich größerer<br />

Verdichtungsräume entspricht. <strong>Hannover</strong> ist ein<br />

Anteil an den Beschäftigten, früheres Bundesgebiet = 100<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Köln-Bonn<br />

Nürnberg<br />

Stuttgart<br />

Bremen<br />

Karlsruhe<br />

Ruhrgebiet<br />

Rhein-Neckar<br />

Bielefeld<br />

Wuppertal<br />

Saarbrücken<br />

Aachen<br />

bedeutsamer Verwaltungssitz und auch bedeutsamer<br />

Unternehmensstandort „der zweiten Kategorie“.<br />

2.3 Unternehmensgründungen<br />

Verwaltung und<br />

kaufmännische Dienste<br />

andere spezialisierte<br />

Unternehmensdienste<br />

VR insg.<br />

Für die regionale Wirtschaftsentwicklung sind Unternehmensgründungen<br />

besonders von Bedeutung, da sie<br />

Arbeitsplätze schaffen, den Unternehmensbestand<br />

erneuern und somit den regionalen Strukturwandel vorantreiben.<br />

4) z.B. Fertigungsberufe, Landwirte, Bergleute, Bauberufe<br />

5) z.B. Warenkaufleute, Dienstleistungskaufleute, Verkehrsberufe, Organisations-, Verwaltungs-<br />

und Büroberufe, Ordnungs- und Sicherheitsberufe, schriftwerkschaffende,<br />

-ordnende und künstlerische Berufe, Gesundheitsdienstberufe, Sozial- und<br />

Erziehungsberufe, geistes- und naturwissenschaftliche Berufe, allgemeine Dienstleistungsberufe,<br />

technische Berufe<br />

6) z.B. Unternehmensberater, Wirtschaftsprüfer, Rechtsberater, -bewahrer, Datenverarbeitungsfachleute<br />

7) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />

8) Spezialisierungsindex, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert<br />

(alte Bundesländer) = 100<br />

9) Anteil der Beschäftigten mit Fertigungsberufen an den Beschäftigten insgesamt,<br />

jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100<br />

10) Anteil der Beschäftigten mit Dienstleistungsberufen an insgesamt, jeweiliger<br />

Bundeswert (alte Bundesländer) = 100<br />

11) vgl. Abschnitt 1.4<br />

12) Anteil der Beschäftigten mit Verwaltungs- und kaufmännischen Berufen an insgesamt,<br />

jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) = 100<br />

13) Anteil der Beschäftigten mit Leitenden Verwaltungsberufen an insgesamt, jeweiliger<br />

Bundeswert (alte Bundesländer) = 100<br />

14) Anteil der Beschäftigten an insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer)<br />

= 100


56<br />

DIE REGION HANNOVER ALS UNTERNEHMENSSTANDORT<br />

Abb. 2.2-3 Leitende Verwaltungsfunktionen des Produzierenden Gewerbes und der Dienstleistungen<br />

(Funktionalstruktur) in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

DATENLAGE<br />

München<br />

Rhein-Main<br />

Köln-Bonn<br />

Hamburg<br />

Die amtliche Statistik bietet mit der Gewerbeanzeigenstatistik<br />

ein unzureichendes Instrument für die Erfassung<br />

und Bewertung von Unternehmensgründungen und -<br />

schließungen. Scheingründungen, Ummeldungen oder<br />

der Wechsel der Betriebsform können aus der Gewerbeanzeigenstatistik<br />

nicht eindeutig herausgefiltert werden,<br />

um die echten Neugründungen zu ermitteln. Die folgende<br />

Auswertung basiert deshalb auf Daten des Zentrums<br />

für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), die über<br />

den Verband der Vereine Creditreform (VVC) erfasst<br />

werden. Zur Datenerhebung führt der VVC eine systematische<br />

Recherche aller öffentlichen Register und Meldungen,<br />

Tageszeitungen, Geschäftsberichte und veröffentlichten<br />

Bilanzen durch. Neben der Handelsregisterdurchsicht<br />

stellen die durch Anfragen hinsichtlich der<br />

Kreditwürdigkeit ausgelösten Recherchen die wichtigsten<br />

Quellen für die Erfassung neuer Unternehmen dar, so<br />

dass mit der folgenden Auswertung nur originäre Neugründungen<br />

betrachtet werden. Eine gewisse Untererfassung<br />

ist aufgrund der Offenlegungs- und Eintragungspflichten<br />

der Unternehmen bei Kleinstbetrieben und Freien<br />

Berufen zu vermuten. Die Rechercheaktivitäten der<br />

Vereine Creditreform sind auf regionaler Ebene teilweise<br />

unterschiedlich stark ausgeprägt, was zu Unter- bzw.<br />

Übererfassung von Gründungsaktivitäten führen kann.<br />

Bei den uns vorliegenden Daten trifft das für Hamburg<br />

im Zeitraum 1995-96, <strong>Hannover</strong> (1995-97) und Wup-<br />

Anteil an den Beschäftigten, früheres Bundesgebiet = 100<br />

Stuttgart<br />

Düsseldorf<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Rhein-Neckar<br />

Bremen<br />

Nürnberg<br />

Karlsruhe<br />

Ruhrgebiet<br />

Wuppertal<br />

Bielefeld<br />

Produzierender<br />

Bereich<br />

Dienstleistungssektor<br />

insgesamt<br />

Aachen<br />

Saarbrücken<br />

pertal (1996-98) zu. In diesen Zeiträumen kann es in<br />

den drei genannten Verdichtungsräumen zu leichten<br />

Überschätzungen der Gründungsintensität kommen, die<br />

aber keine Auswirkungen auf die Positionen der Verdichtungsräume<br />

im Vergleich haben. Die Daten können<br />

dennoch als zuverlässige Quelle zur Bewertung des<br />

Gründungsgeschehen angesehen werden.<br />

UNTERNEHMENSGRÜNDUNGEN IN DEN<br />

VERDICHTUNGSRÄUMEN<br />

VR insg.<br />

In den Jahren 1995 bis 1999 wurden in Deutschland<br />

jährlich rund 255.000 Unternehmen neu gegründet.<br />

Davon entfielen rund 198.000 auf Westdeutschland.<br />

Um aussagekräftige regionale Vergleiche durchführen<br />

zu können, wird die absolute Anzahl der Gründungen<br />

üblicherweise auf Größen bezogen, die das Gründungspotenzial<br />

abbilden. Im Folgenden wird die Zahl<br />

der Gründungen je Erwerbsfähigem (alle Personen im<br />

Alter von 18 bis 65 Jahre) verwendet und als Gründungsintensität<br />

bezeichnet.<br />

Zwischen den Verdichtungsräumen ist die Gründungsdynamik<br />

unterschiedlich ausgeprägt (Abb. 2.3-1). Die<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nimmt im Vergleich mit den anderen<br />

westdeutschen Verdichtungsräumen bei den Gründungen<br />

1995 bis 1999 insgesamt Rang 2 ein. Die Gründungsintensität<br />

(140) liegt deutlich über dem Durchschnitt<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume (110).<br />

Spitzenreiter ist mit Abstand Hamburg (174). Auf Platz<br />

drei liegt München (131), gefolgt von Bremen (121)<br />

sowie den Verdichtungsräumen Düsseldorf und Rhein-<br />

Main, die jeweils Platz 5 (119) belegen. Erheblich<br />

schwächer stellt sich die Gründungsdynamik im Ruhrgebiet<br />

(83) und in Saarbrücken (76) dar.<br />

Bei der Betrachtung der Gründungsintensitäten nach<br />

Wirtschaftssektoren kristallisieren sich unter den Verdichtungsräumen<br />

teilweise deutlich Standorte heraus,<br />

die besonders für industrielle Gründungen oder für<br />

Dienstleistungsgründungen attraktiv sind. Im Produzierenden<br />

Gewerbe liegt die Gründungsintensität aller Verdichtungsräume<br />

genau im Durchschnitt Westdeutschlands<br />

(100). Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (103) nimmt bei den<br />

Gründungen im Produzierenden Gewerbe den 5. Rang<br />

zusammen mit Bremen und Wuppertal ein. Die Verdichtungsräume<br />

Hamburg (130), Bielefeld (115), Düsseldorf<br />

(109) führen bei den Gründungen im Produzierenden<br />

Gewerbe die Rangliste an. Das Gründungsgeschehen im<br />

Produzierenden Gewerbe ist besonders schwach in<br />

Nürnberg (87) und im Ruhrgebiet (81) ausgeprägt. Die<br />

beiden Verdichtungsräume nehmen die letzten Plätze im<br />

Vergleich ein.<br />

Bei den Unternehmensgründungen im Dienstleistungssektor<br />

ist die Position <strong>Hannover</strong>s (148) weit über dem<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 57<br />

Abb. 2.3-1 Gründungsintensität im Produzierenden Gewerbe und im Dienstleistungssektor<br />

1995 bis 1999 in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Hamburg<br />

<strong>Hannover</strong><br />

München<br />

Quelle: Gründungsdaten des ZEW, eigene Berechnungen<br />

Gründungen 1995-1999 je Erwerbsfähigem, früheres Bundesgebiet = 100<br />

Bremen<br />

Düsseldorf<br />

Rhein-Main<br />

Wuppertal<br />

Karlsruhe<br />

Köln-Bonn<br />

Rhein-Neckar<br />

Gründungsintensität: Gründungen 1995 bis 1999 bezogen auf die Erwerbsfähigen<br />

(Bevölkerung im Alter von 18 bis unter 65 Jahren),<br />

jeweiliger Bundeswert (früheres Bundesgebiet = 100)<br />

Bielefeld<br />

Aachen<br />

Nürnberg<br />

Stuttgart<br />

Produzierendes<br />

Gewerbe<br />

Dienstleistungssektor<br />

insgesamt<br />

Ruhrgebiet<br />

Saarbrücken<br />

Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

(111). <strong>Hannover</strong> reiht sich damit auf den 2. Platz hinter<br />

dem Verdichtungsraum Hamburg (183) ein, der mit<br />

Abstand die höchste Gründungsintensität im Dienstleistungssektor<br />

aufweist. Überdurchschnittliche Gründungsintensitäten<br />

in diesem Wirtschaftsbereich weisen zudem<br />

München (136), Bremen (125), die Rhein-Main <strong>Region</strong><br />

(122) und Düsseldorf (121) auf. Saarbrücken (71) hat<br />

demgegenüber die mit Abstand schwächste Position<br />

unter den westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nimmt bei Existenzgründungen<br />

eine gute vordere Position ein. Insbesondere im Dienstleistungssektor<br />

ist das Gründungsgeschehen im Vergleich<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume überdurchschnittlich.<br />

Dies weist auf ansprechende wirtschaftliche<br />

Rahmenbedingungen und ein gutes Klima für Dienstleistungsgründungen<br />

hin.<br />

TECHNOLOGIEORIENTIERTE GRÜNDUNGEN<br />

VR insg.<br />

Technologieorientierten Gründungen kommt in der regionalwirtschaftlichen<br />

Diskussion eine hohe Bedeutung zu,<br />

da von ihnen besondere Impulse für die regionale Wirtschaftsstruktur<br />

erwartet werden. Zum einen sind sie<br />

besonders wachstumsintensiv, zum anderen geht von<br />

ihnen eine besondere Anstoßwirkung für den regionalen


58<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Landesinitiative BioRegioN –<br />

Biotechnologie in Niedersachsen<br />

Die Landesinitiative BioRegioN, unter dem Dach der<br />

NATI Technologieagentur Niedersachsen GmbH angesiedelt,<br />

vernetzt 400 Partner aus Wirtschaft, Wissenschaft,<br />

Verwaltung, Banken und anderen Institutionen,<br />

die sich für die Entwicklung der Biotechnologie in<br />

Niedersachsen engagieren.<br />

Als besonderen Standortvorteil kann die BioRegioN auf<br />

eine ausgeprägte und hochwertige Forschungs- und Hochschullandschaft<br />

zurückgreifen. Unternehmen, Forschungseinrichtungen<br />

und Behörden stehen im kontinuierlichen<br />

branchenspezifischen Informationsaustausch und bieten<br />

Hilfestellung bei der schnellen und effektiven Umsetzung<br />

von Ideen in Produkte und Dienstleistungen an.<br />

Die Geschäftsleitung der BioRegioN, bestehend aus 27<br />

Mitgliedern, setzt sich aus Experten aus Unternehmen,<br />

Hochschulen, außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />

Verbänden, Gewerkschaften und Banken zusammen.<br />

Die Fachgruppen der BioRegioN bieten den Netzwerkpartnern<br />

eine fachliche Beratung und Unterstützung<br />

in folgenden Kompetenzfeldern an:<br />

• Biomedizin/Genomforschung<br />

• Bioverfahrenstechnik<br />

• Meeresbiotechnologie<br />

• Pflanzenbiotechnologie<br />

• Umweltbiotechnologie<br />

Der im Jahr 2000 gegründete Förderverein BioRegio-<br />

Niedersachsen e.V. unterstützt die BioRegioN ideell und<br />

finanziell bei der Durchführung von Veranstaltungen und<br />

Workshops. Er versteht sich als Sprachrohr und Ideenund<br />

Ratgeber gegenüber der Politik und gesellschaftlichen<br />

Meinungsbildnern.<br />

Seit 1995 wurden in der BioRegioN 60 Unternehmen<br />

gegründet, über 50 zukunftsweisende Projekte initiiert<br />

und rund 700 neue Arbeitsplätze geschaffen. Insgesamt<br />

sind in Niedersachsen 170 Unternehmen im Bereich der<br />

Biotechnologie tätig.<br />

Begleitet durch die BioRegioN ging das Konzept Funktionelle<br />

Genomanalyse – Plattform für Diagnostik und<br />

Therapie als einer der drei Sieger aus dem Bundeswettbewerb<br />

BioProfil des bmb+f hervor und erhält in den<br />

kommenden fünf Jahren ca. 15 Mio. Euro Förderung.<br />

Die Leistungen der BioRegioN im Überblick:<br />

• Vermittlung kompetenter Beratung von Existenzgründern<br />

und Unternehmen<br />

• Einbeziehen von Partnern für die Erstellung eines<br />

überzeugenden Businessplans<br />

• Unterstützung bei der Auswahl und Kombination von<br />

Förderprogrammen und Finanzierungsangeboten<br />

• Organisation von nationalen und internationalen<br />

Messebeteiligungen<br />

• Organisation und Durchführung von Veranstaltungen,<br />

Workshops, Symposien zu biotechnologischen Themen<br />

• Zusammenführung von geeigneten Partnern für<br />

Patent- und Lizenzberatung<br />

• Technologietransfer zwischen Wissenschaft und<br />

Wirtschaft<br />

• Unterstützung bei Kooperationsanbahnungen<br />

• Unterstützung bei der Standortsuche<br />

Nieders. Gemeinschaftstand auf der BioTechnica 2001<br />

ADRESSE:<br />

Geschäftsstelle BioRegioN<br />

Vahrenwalder Str. 7<br />

D-30165 <strong>Hannover</strong><br />

Tel: #49 (0) 511/93 57 - 9 40<br />

Fax: #49 (0) 511/93 57 - 9 63<br />

E-Mail: bioregion@nati.de<br />

<strong>Region</strong>albüro Wilhelmshaven<br />

Virchowstr. 21<br />

D-26382 Wilhelmshaven<br />

Tel: #49 (0) 44 21/99 79 - 09<br />

Fax: #49 (0) 44 21/99 79 - 19<br />

E-Mail: bioregio@ewetel.net<br />

Internet: www.bioregion.de<br />

Quelle: Gründungsdaten des ZEW, eigene Berechnungen<br />

Strukturwandel aus. Im Zeitraum 1995 bis 1999 wurden<br />

in Deutschland jährlich rund 20.200 Unternehmen<br />

gegründet, die als technologieintensiv eingestuft werden<br />

können. Damit sind rund 8% aller Gründungen diesem<br />

Bereich zuzuordnen.<br />

Der Verdichtungsraum München (202) nimmt bei den<br />

technologieintensiven Gründungen die eindeutige<br />

Spitzenposition ein (Abb. 2.3-2). Deutlich über den<br />

Gründungsintensitäten der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

(115) liegen Hamburg (160), Rhein-Main (139)<br />

sowie Karlsruhe (134), die sich mit Abstand an München<br />

anschließen. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (126) weist<br />

ebenso überdurchschnittliche Intensitäten bei Technologiegründungen<br />

auf und hält mit Rang 5 einen Platz<br />

im vorderen Mittelfeld. Die Verdichtungsräume Wuppertal<br />

(88), Bielefeld (79), Saarbrücken und Ruhrgebiet<br />

(71) bilden die Schlusslichter, deren Gründungsintensitäten<br />

bei technologieintensiven Wirtschaftsbereichen<br />

deutlich unter dem Durchschnitt der westdeutschen<br />

Verdichtungsräume und Westdeutschland insgesamt<br />

liegen.<br />

Die differenzierte Betrachtung von technologieorientierten<br />

Gründungen, aufgesplittet nach Verarbeitendem<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 59<br />

Abb. 2.3-2 Gründungsintensität von technologieorientierten Unternehmen 1995 bis 1999<br />

in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

München<br />

Hamburg<br />

Rhein-Main<br />

Gründungen 1995-1999 je Erwerbsfähigem, früheres Bundesgebiet = 100<br />

Karlsruhe<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Stuttgart<br />

Bremen<br />

Technologieorientierte Unternehmen im Produzierenden Gewerbe und Dienstleistungssektor: Abgrenzung siehe Text.<br />

Gründungsintensität: Gründungen 1995 bis 1999 bezogen auf die Erwerbsfähigen (Bevölkerung im Alter von 18<br />

bis unter 65 Jahren), jeweiliger Bundeswert (früheres Bundesgebiet = 100)<br />

Düsseldorf<br />

Aachen<br />

Nürnberg<br />

Rhein-Neckar<br />

Köln-Bonn<br />

Wuppertal<br />

Bielefeld<br />

Verarbeitendes<br />

Gewerbe<br />

Dienstleistungssektor<br />

insgesamt<br />

Saarbrücken<br />

Ruhrgebiet<br />

VR insg.<br />

Gewerbe und Dienstleistungen, zeigt für <strong>Hannover</strong> eine<br />

deutliche Stärke bei den technologieorientierten Dienstleistungsgründungen.<br />

Im industriellen Bereich der Technologiegründungen<br />

liegt der Wirtschaftsraum leicht<br />

unter dem Durchschnitt der Verdichtungsräume. Führend<br />

bei technologieorientierten Gründungen im Verarbeitenden<br />

Gewerbe sind Karlsruhe (147), München (136) und<br />

Bielefeld (133). Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (99) nimmt Rang<br />

9 vor den Verdichtungsräumen Hamburg (94) und Rhein-<br />

Neckar (89) ein. <strong>Hannover</strong> (131) besetzt die vierte Position<br />

bei den technologieorientierten Dienstleistungsgründungen<br />

nach München (214), Hamburg (173) und<br />

Rhein-Main (145). Bielefeld (68) hat in diesem Bereich<br />

die letzte Position, die Montanregionen Ruhr (69) und<br />

Saar (74) stehen an zweit- bzw. drittletzter Stelle.<br />

Die Daten zu technologieorientierten Gründungen signalisieren<br />

für den Wirtschaftsraum <strong>Hannover</strong> ein gutes<br />

Gründungsklima. Vor allem die Standortbedingungen für<br />

technologieorientierte Gründungen im Dienstleistungssektor<br />

scheinen attraktiv zu sein. Auf die Struktur von Existenzgründungen<br />

und das Gründungsumfeld in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> wird vertiefend in Kapitel 14 eingegangen.


60<br />

3.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

als Industriestandort:<br />

Strukturen und<br />

Entwicklungstrends<br />

Das Produzierende Gewerbe und insbesondere das Verarbeitende<br />

Gewerbe haben zwar im Zuge des gesamtwirtschaftlichen<br />

Strukturwandels seit Anfang der 70er<br />

Jahre sowohl hinsichtlich Wertschöpfung als auch<br />

Beschäftigung erheblich an Gewicht verloren, im regionalwirtschaftlichen<br />

Kontext bestimmt aber offensichtlich nach<br />

wie vor der auf überregionale Märkte ausgerichtete industrielle<br />

Sektor in entscheidendem Maße auch die Entwicklung<br />

der meisten übrigen Wirtschaftszweige. Zum einen<br />

beeinflusst das Einkommenspotenzial der vom Verarbeitenden<br />

Gewerbe abhängigen privaten Haushalte über<br />

regionale Multiplikatorwirkungen die Entwicklung der<br />

lokalen Dienstleistungssektoren. Zum anderen sind die<br />

Industrien in vielfältiger Weise mit der regionalen Wirtschaft<br />

verflochten. Nicht zuletzt wird auch der Finanzspielraum<br />

der öffentlichen Haushalte auf kommunaler<br />

Ebene entscheidend durch die von der Ertragslage abhängigen<br />

Gewerbesteuerzahlungen der Unternehmen vor Ort<br />

geprägt.<br />

3.1 Branchenstruktur des Produzierenden<br />

Gewerbes<br />

Die regionalen Strukturprobleme und damit auch die Entwicklungsperspektiven<br />

werden in besonderem Maße<br />

von der Wirtschaftsstruktur geprägt. Konzentrieren sich<br />

in einer <strong>Region</strong> bundesweit schrumpfende Branchen, so<br />

ist auch nur ein schwächeres Wachstum zu erwarten,<br />

dominieren bundesweit wachsende Zweige, so ist auch<br />

ein höheres Wachstum wahrscheinlich. Allerdings ist<br />

dieser Zusammenhang zwischen Branchenstruktur und<br />

<strong>Region</strong>alentwicklung nicht ganz so eng wie früher angenommen.<br />

Weitere Strukturmerkmale wie Betriebsgrößen,<br />

Funktionalstrukturen, Innovationen sowie Forschungsund<br />

Entwicklungsanstrengungen, die Qualität der eingesetzten<br />

Arbeit, die Marktorientierung und die Ausrichtung<br />

auf internationale Märkte und weitere Unternehmensfaktoren<br />

und letztlich auch das wirtschaftliche<br />

Umfeld und die Standortbedingungen bestimmen die<br />

Wettbewerbsfähigkeit und damit die Entwicklungsperspektiven<br />

von Branchen.<br />

Ein erstes Kriterium zur Bewertung der Entwicklung und<br />

der Perspektiven des Produzierenden Gewerbes ist die<br />

auf dem Markt angebotene Güterpalette. Dies wird in<br />

erster Linie in der Branchenzusammensetzung deutlich.<br />

Dabei ist zum Einen die absolute Größe, d.h. die<br />

Beschäftigtenzahl einer Branche zu berücksichtigen, die<br />

das regionalwirtschaftliche Gewicht und ihren Beitrag<br />

zum Arbeitsplatzangebot insgesamt ausdrückt. Zum<br />

Anderen interessiert aber auch die „Spezialisierung“ der<br />

regionalen Wirtschaft auf bestimmte Branchen unabhängig<br />

von ihrer Größenordnung. So kann z.B. eine <strong>Region</strong><br />

in besonderer Weise auf eine bundesweit kleine Branche<br />

(wie etwa die Glasindustrie) spezialisiert sein 1 .<br />

Im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> ist das Produzierende<br />

Gewerbe mit insgesamt 129.000 Beschäftigten 2 – wie<br />

oben bereits festgestellt – deutlich unterrepräsentiert.<br />

Innerhalb des Produzierenden Gewerbes sind die größten<br />

Branchen (Übersicht 3.3-1)<br />

– der Straßenfahrzeugbau 3 (26.600 Beschäftigte),<br />

– das Baugewerbe (25.400),<br />

– die Elektrotechnik (14.200),<br />

– das Ernährungsgewerbe (8.800),<br />

– der Maschinenbau (6.900),<br />

– die Gummiverarbeitung (6.800),<br />

– die Energiewirtschaft (5.300)<br />

– die Kunststoffverarbeitung (4.700) sowie<br />

– die Chemische Industrie (4.600).<br />

Das Spezialisierungsmuster des Produzierenden Gewerbes<br />

weicht in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> damit deutlich vom<br />

Durchschnitt der Verdichtungsräume ab (Abb. 3.1-1).<br />

– Stark überdurchschnittlich vertreten ist die bundesweit<br />

bedeutende Branche des Straßenfahrzeugbaus mit<br />

etwa 6% (152 4 ) aller Arbeitsplätze der <strong>Region</strong>. In<br />

erster Linie wird der Straßenfahrzeugbau durch das<br />

Nutzfahrzeugwerk der Volkswagen AG geprägt. Die<br />

tatsächliche direkte und indirekte Abhängigkeit der<br />

wirtschaftlichen Entwicklung in der <strong>Region</strong> von der<br />

Nachfrage nach Straßenfahrzeugen ist aber noch<br />

höher als die o.g. Zahlen es ausdrücken, weil viele<br />

Unternehmen anderer Branchen Zulieferer für den<br />

nationalen und internationalen Fahrzeugbau sind, so<br />

z.B. die Gummiindustrie (Reifen), die Kunststoffverarbeitung<br />

(Kunststoffteile, Folien), die Elektrotechnik<br />

(Starterbatterien, u.a.), der Maschinenbau (Bremsen,<br />

Motorenteile), die Chemische Industrie (Katalysatoren)<br />

u.a. 5 .<br />

– Ebenfalls weit überdurchschnittlich ist die Spezialisierung<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf die bundesweit vergleichsweise<br />

kleine Branche der Gummiverarbeitung<br />

(439), die am Standort <strong>Hannover</strong> eine lange Tradition<br />

aufweist. Dominiert wird die Branche von dem zweitgrößten<br />

hannoverschen Unternehmen, der Continental<br />

AG.<br />

– Sehr viel stärker als im Durchschnitt der Verdichtungsräume<br />

ist der Bergbau (559) mit Erdgasförderung und<br />

Kalibergbau vertreten. Die Energiewirtschaft (108) mit<br />

dem Sitz mehrerer bedeutender Energieunternehmen<br />

sowie mehrerer kleinerer Energieversorger ist ebenfalls<br />

leicht überrepräsentiert.<br />

Kraftwerk Stöcken<br />

Alle übrigen Industriezweige sind gegenüber dem<br />

Durchschnitt der Verdichtungsräume mehr oder weniger<br />

unterrepräsentiert. Dazu zählen auch bundesweit bedeutende<br />

Branchen wie der Luftfahrzeugbau (82) die Elektrotechnik<br />

(78), das Ernährungsgewerbe (91), die Chemische<br />

Industrie (39) und der am Standort traditionsreiche<br />

Maschinenbau (47).<br />

Das Spezialisierungsmuster der übrigen westdeutschen<br />

Verdichtungsräume hinsichtlich des Produzierenden Gewerbes<br />

ist äußerst unterschiedlich. Es sind jeweils ganz<br />

verschiedene Industriezweige und -komplexe, die die<br />

Wirtschaftsstruktur prägen (Abb. 3.1-2):<br />

– In Hamburg ist die Industriestruktur stark von dem<br />

Luftfahrzeugbau sowie hafenaffinen Industrien geprägt<br />

wie dem Schiffbau, der Mineralölverarbeitung<br />

und der Nicht-Eisen-Metallerzeugung (Kupfer, Aluminium).<br />

– Im Verdichtungsraum Bremen stehen neben Schiffbau,<br />

der Eisen- und Stahlerzeugung und dem Ernährungsgewerbe<br />

(u.a. Verarbeitung von Kaffee und Tee) ebenfalls<br />

der Luft- und Raumfahrzeugbau sowie auch der<br />

Straßenfahrzeugbau im Vordergrund.<br />

– Der ostwestfälische Verdichtungsraum Bielefeld hat<br />

eine breite Spezialisierung, die von der Holzindustrie<br />

(Möbel), der Textil- und Bekleidungsindustrie und des<br />

Ernährungsgewerbes bis hin zur Metallverarbeitung,<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 61<br />

der Kunststoffverarbeitung, dem Maschinenbau und<br />

der Elektrotechnik reicht.<br />

– Im Ruhrgebiet stehen neben der Energiewirtschaft und<br />

dem Bergbau nach wie vor die Eisen- und Stahlerzeugung<br />

sowie die Nicht-Eisen-Metallerzeugung und -verarbeitung<br />

im Vordergrund. Ein überdurchschnittliches<br />

Gewicht haben auch die Stahlverformung und der<br />

Stahlbau. Maschinen- und Fahrzeugbau sind nach wie<br />

vor unterrepräsentiert.<br />

– Der Wirtschaftsraum Düsseldorf ist in erster Linie von<br />

der Chemischen Industrie sowie auch der Metallerzeugung<br />

und -verarbeitung geprägt. Eine überdurchschnittliches<br />

Gewicht haben darüber hinaus die Herstellung<br />

von EBM-Waren sowie auch die Textilindustrie.<br />

1) Die Spezialisierung einer <strong>Region</strong> auf eine Branche wird mit einem Spezialisierungs-koeffizienten<br />

gemessen, der den Anteil der Branche an der Gesamtbeschäftigung<br />

der <strong>Region</strong> auf den entsprechenden Anteil im Bundesgebiet (alte Bundesländer)<br />

bezieht (in v.H.). Bei einem Wert von 100 hat die <strong>Region</strong> genau denselben<br />

Beschäftigtenanteil wie der Referenzraum. Werte über 100 drücken entsprechende<br />

Spezialisierung aus, Werte unter 100 signalisieren, dass die entsprechende<br />

Branche in der Wirtschaftsstruktur der <strong>Region</strong> nicht das gleiche Gewicht hat wie<br />

im Bundesgebiet.<br />

2) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />

3) Herstellung von Kraftwagen und –teilen, Krafträdern, Fahrrädern, Reparatur und<br />

Lackierung von Kraftwagen, Krafträdern, Fahrrädern<br />

4) Spezialisierung: Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundesdurchschnitt<br />

(Westdeutschland) = 100; ein Wert über 100 signalisiert einen überdurchschnittlichen<br />

Anteil und damit Spezialisierung auf die Branche, unabhängig<br />

davon, ob es sich bundesweit um eine große oder kleine Branche handelt; sozialversicherungs-pflichtig<br />

Beschäftigte, 30.6.2000<br />

5) vgl. Beckmann, Karin und Arno Brandt, 1993


62<br />

DIE REGION HANNOVER ALS INDUSTRIESTANDORT<br />

Abb. 3.1-1 Branchenstruktur des Produzierenden Gewerbes im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

und in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />

6,0<br />

5,5<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Baugewerbe<br />

Elektrotechnik<br />

Straßenfahrzeugbau<br />

Maschinenbau<br />

Chemie<br />

Anteil der Beschäftigten im Wirtschaftszweig an den Beschäftigten insgesamt in %<br />

Ernährungsgewerbe<br />

Herst. v. EBM-Waren<br />

Stahlverformung<br />

Energie-, Wasserversorgung<br />

Holzindustrie<br />

Kunststoffverarbeitung<br />

Druckereien<br />

Land-, Forstwirtschaft<br />

Textil-, Bekleidungsindustrie<br />

Stahlbau<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

– In Wuppertal ist die Spezialisierung auf die Bereiche<br />

Eisen, Nicht-Eisen und Stahl noch ausgeprägter als im<br />

Ruhrgebiet, darüber hinaus spielt die Textilherstellung<br />

eine vergleichsweise große Rolle.<br />

– Der Verdichtungsraum Köln-Bonn ist auf die Chemische<br />

Industrie und Mineralölverarbeitung sowie die<br />

Kunststoffverarbeitung und die Papiererzeugung spezialisiert.<br />

Der Straßenfahrzeugbau hat allenfalls ein<br />

durchschnittliches Gewicht.<br />

– Im Verdichtungsraum Rhein-Main steht vor allem die<br />

Chemische Industrie sowie die Gummiverarbeitung<br />

stark im Vordergrund. Wichtig ist darüber hinaus der<br />

Luftfahrzeugbau, die Herstellung von ADV-Geräten<br />

sowie die Druckindustrie. Der Straßenfahrzeugbau<br />

und der Maschinenbau sowie die Elektroindustrie sind<br />

insgesamt in der Wirtschaftsstruktur leicht unterdurchschnittlich<br />

vertreten.<br />

Feinmechanik, Optik<br />

Eisen- u. Stahlindustrie<br />

Bergbau<br />

Steine u. Erden<br />

Luftfahrzeugbau<br />

Papierverarbeitung<br />

Gummiverarbeitung<br />

Gießereien<br />

Herst. v. ADV-Geräten<br />

NE-Metallindustrie<br />

VR <strong>Hannover</strong><br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

Papiererzeugung<br />

Glasindustrie<br />

Mineralölverarbeitung<br />

Feinkeramik<br />

Herst. v. Musikinstr. u.a.<br />

Schiffbau<br />

– Der Verdichtungsraum Stuttgart ist herausragend auf<br />

Elektrotechnik, Herstellung von ADV-Geräten, Maschinenbau<br />

und Straßenfahrzeugbau spezialisiert. Überdurchschnittliches<br />

Gewicht haben darüber hinaus die<br />

Feinmechanik, Optik, die Herstellung EBM-Waren<br />

sowie die Papierverarbeitung und Druckindustrie. Nur<br />

gering vertreten sind beispielsweise Chemie, Steine,<br />

Erden und verwandte Bereiche sowie die Holzindustrie<br />

und das Ernährungsgewerbe.<br />

– Der Verdichtungsraum Nürnberg ist in besonderer Weise<br />

auf die Elektrotechnik, die Herstellung von Musikinstrumenten,<br />

Spielwaren u.ä., die Nicht-Eisen-Metallerzeugung<br />

und -verarbeitung und die Gießereiindustrie spezialisiert.<br />

Leicht überdurchschnittlich vertreten sind darüber<br />

hinaus der Maschinenbau und die Druckindustrie.<br />

– Die <strong>Region</strong> München besitzt ein besonders ausgeprägtes<br />

Spezialisierungsprofil. Es stehen die Herstel-<br />

Abb. 3.1-2 Branchenspezialisierung des Produzierenden Gewerbes<br />

in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1999<br />

Industrie<br />

Energie und Wasser<br />

Kohlenbergbau<br />

Übriger Bergbau<br />

Chemie<br />

Mineralölverarbeitung<br />

Kunststoff<br />

Gummi<br />

Steine und Erden<br />

Feinkeramik<br />

Glas<br />

Eisen u. Stahl<br />

Nicht-Eisen-Metallerzeugung<br />

Gießerei<br />

Stahlverformung<br />

Stahlbau<br />

Maschinenbau<br />

ADV, Büromaschinen<br />

Straßenfahrzeugbau<br />

Schiffbau<br />

Luftfahrzeugbau<br />

Elektrotechnik<br />

Feinmechanik, Optik<br />

Eisen-, Blech- und Metall-Waren<br />

Musik, Spiel, Sport, Schmuck<br />

Holzbe- und -verarbeitung<br />

Papiererzeugung und -verarbeitung<br />

Druckerei<br />

Leder<br />

Textil<br />

Bekleidung<br />

Nahrungs- u. Genussmittelgewerbe<br />

Baugewerbe<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 63<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Hamburg<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1999<br />

Bremen<br />

Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Wert in den Verdichtungsräumen = 100<br />

bis unter 50 50 b.u. 75 75 b.u.95 95 b.u.105 105 b.u.150 150 b.u. 250 über 250<br />

Bielefeld<br />

Ruhrgebiet<br />

Düsseldorf<br />

Wuppertal<br />

Köln-Bonn<br />

Aachen<br />

Rhein-Main<br />

Rhein-Neckar<br />

Karlsruhe<br />

Stuttgart<br />

Nürnberg<br />

München<br />

Saarbrücken


64<br />

DIE REGION HANNOVER ALS INDUSTRIESTANDORT<br />

Abb. 3.2-1 Dienstleistungsintensität und Fertigungsintensität des Produzierenden Gewerbes<br />

in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

München<br />

Nürnberg<br />

lung von ADV-Geräten und die Elektrotechnik auf der<br />

einen sowie der Luft- und Raumfahrzeugbau auf der<br />

anderen Seite stark im Vordergrund. Der Straßenfahrzeugbau<br />

sowie die Energiewirtschaft und die Druckindustrie<br />

sind insgesamt nur leicht überrepräsentiert.<br />

Alle anderen Industriezweige sind mehr oder weniger<br />

stark unterdurchschnittlich vertreten.<br />

3.2 Weitere strukturelle Merkmale des<br />

Produzierenden Gewerbes<br />

BETRIEBSGRÖSSENSTRUKTUREN<br />

Anteil an den Beschäftigten im Produzierenden Gewerbe, früheres Bundesgebiet = 100<br />

Rhein-Main<br />

Stuttgart<br />

Rhein-Neckar<br />

Hamburg<br />

Düsseldorf<br />

Köln-Bonn<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

Eine Grundlage zur Bewertung des Verarbeitenden<br />

Gewerbes in einer <strong>Region</strong> sind neben der Branchenzugehörigkeit<br />

der Betriebe auch ihre sonstigen Betriebs- und<br />

Unternehmensstrukturen. Besonders wichtig sind die<br />

Betriebsgrößenstrukturen, weil mittelgroße (und häufig mittelständische)<br />

sowie auch kleine Betriebe im Allgemeinen<br />

als wachstumsgünstiger gelten als großbetriebliche Produktionen,<br />

die in den meisten Branchen seit langem in<br />

erheblichem Maße an Beschäftigung verlieren. Auf der<br />

anderen Seite gewähren die Großbetriebe ihren Mitarbeitern<br />

in der Regel besondere außertarifliche Leistungen.<br />

Das Verarbeitende Gewerbe im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

ist in besonderer Weise von großbetrieblichen<br />

Strukturen geprägt. Insgesamt 29 größere Betriebe mit<br />

500 und mehr Beschäftigten haben zusammen etwas<br />

Karlsruhe<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Bremen<br />

Wuppertal<br />

Ruhrgebiet<br />

Bielefeld<br />

mehr als 41.000 Beschäftigte 6 . Dies macht mehr als<br />

54% (134 7 ) der Beschäftigten aus, im Bundesdurchschnitt<br />

sind es etwa 41% der Beschäftigten. Dafür sind die mittelständischen<br />

Betriebe deutlich unterrepräsentiert. Die<br />

184 Betriebe in der Größenordnung zwischen 50 und<br />

500 Beschäftigten haben etwas mehr als 25.000 oder<br />

33% der Beschäftigten (74). Im Bundesdurchschnitt entfallen<br />

auf diese Größenklasse 45% der Beschäftigten.<br />

Die insgesamt 647 Kleinbetriebe in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

(bis unter 50 Beschäftigte) sind ebenfalls unterrepräsentiert.<br />

Sie stellen zusammen knapp 13% der Beschäftigten<br />

im Verarbeitenden Gewerbe (86), im Bundesdurchschnitt<br />

sind es etwa 15%. Insgesamt wird damit die<br />

besondere Abhängigkeit der Wirtschaftsregion <strong>Hannover</strong><br />

von großbetrieblichen Strukturen deutlich.<br />

FUNKTIONALSTRUKTUREN<br />

Dienstleistungstätigkeiten<br />

Fertigungstätigkeiten<br />

Aachen<br />

Saarbrücken<br />

VR insg.<br />

In besonderer Weise wird auch das Produzierende<br />

Gewerbe durch die sog. Funktionalstrukturen charakterisiert<br />

8 . Wichtige Indikatoren sind<br />

– der Anteil der Fertigungsarbeitsplätze, d.h. die Fertigungsintensität<br />

bzw.<br />

– der Anteil der Dienstleistungsarbeitsplätze, d.h. die<br />

Dienstleistungsintensität.<br />

Es ist zu erwarten, dass sich insbesondere auf Grund<br />

der Standortkosten die Dienstleistungsfunktionen in<br />

Abb. 3.2-2 Beschäftigte mit mittleren Qualifikationen im Produzierenden Gewerbe<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume 1989 und 1998<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Bremen<br />

Hamburg<br />

Ruhrgebiet<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Saarbrücken<br />

Bielefeld<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

besonderer Weise in den großstädtischen <strong>Region</strong>en konzentrieren.<br />

Fertigungstätigkeiten stehen in diesen Räumen<br />

unter einem besonderen Kostendruck, sowohl was<br />

Bodenpreise als auch Arbeitskosten betrifft.<br />

Die Fertigungsintensität des Produzierenden Gewerbes<br />

in den westdeutschen Verdichtungsräumen (94 9 ) liegt<br />

deutlich unter dem Bundesdurchschnitt, die Dienstleistungsintensität<br />

(109 10 ) entsprechend darüber, weil sich<br />

vor allem Dienstleistungsfunktionen wie Management<br />

und Verwaltung in den großstädtischen Zentren konzentrieren.<br />

Zwischen den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

ergeben sich allerdings vergleichsweise große<br />

Unterschiede (Abb.3.2-1).<br />

– Die Fertigungsintensität des Produzierenden Gewerbes<br />

ist ausgesprochen hoch in den <strong>Region</strong>en Saarbrücken,<br />

Aachen, Bielefeld und Ruhrgebiet. Der Anteil<br />

der Fertigungsarbeitsplätze ist auch in <strong>Hannover</strong> (97)<br />

höher als im Durchschnitt der Verdichtungsräume (94).<br />

Ausgesprochen niedrig ist der Anteil der Fertigungsarbeitsplätze<br />

im Rhein-Main-Gebiet, in Nürnberg und in<br />

München.<br />

– Die Dienstleistungsintensität ist das Spiegelbild der<br />

Fertigungsaktivitäten. Sie erreicht in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

(104) nicht den Durchschnitt der Verdichtungs-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 65<br />

Anteil an den Beschäftigten insgesamt in %<br />

Rhein-Neckar<br />

Karlsruhe<br />

Rhein-Main<br />

Düsseldorf<br />

Köln-Bonn<br />

Nürnberg<br />

Aachen<br />

München<br />

Wuppertal<br />

Stuttgart<br />

räume (109). Hier macht sich bemerkbar, dass einige<br />

der großen Industriebetriebe in <strong>Hannover</strong> als Zweigwerke<br />

bzw. als in Konzernstrukturen eingebundene<br />

Unternehmen stärker von außen gesteuert werden.<br />

QUALIFIKATIONSSTRUKTUREN<br />

VR insg.<br />

1989<br />

1998<br />

BG West<br />

Im Produzierenden Gewerbe der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> werden<br />

insgesamt ausgesprochen wenig unqualifizierte<br />

Kräfte eingesetzt. Der Anteil der Beschäftigten ohne<br />

abgeschlossene Berufsausbildung ist mit 22% 11 (87 12 )<br />

deutlich niedriger als im Bundesdurchschnitt und auch<br />

als im Durchschnitt der Verdichtungsräume (97). Nur in<br />

Hamburg (77), Bremen (79), München (80) und im<br />

Rhein-Main-Gebiet (86) werden noch weniger nicht formal<br />

qualifizierte Beschäftigte eingesetzt. In den Regio-<br />

6) Verarbeitendes Gewerbe sowie Bergbau und Gewinnung von Steinen und Erden,<br />

einschließlich industrieller Kleinbetriebe, Ende September 2000<br />

7) Anteil an den Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe insgesamt, jeweiliger<br />

Bundeswert (Deutschland) = 100<br />

8) vgl. Abschnitt 2.2<br />

9) Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =<br />

100, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />

10) Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =<br />

100, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />

11) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1998<br />

12) Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) =<br />

100


66<br />

DIE REGION HANNOVER ALS INDUSTRIESTANDORT<br />

nen Stuttgart (107) und vor allem in Aachen (125) und<br />

Wuppertal (139) ist dieser Anteil ausgesprochen hoch.<br />

Entsprechend sind die mittleren Qualifikationen im Produzierenden<br />

Gewerbe überdurchschnittlich vertreten.<br />

Während im Bundesdurchschnitt etwa 68% der Beschäftigten<br />

eine abgeschlossene Berufsausbildung (ohne<br />

Fachhochschul- und Hochschulabschluss) aufweisen,<br />

sind es in den westdeutschen Verdichtungsräumen mit<br />

67% (98) etwas weniger (Abb. 3.2-2). Im Produzierenden<br />

Gewerbe der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (104) werden in<br />

ganz besonderem Maße Arbeitskräfte mit mittleren Qualifikationen<br />

beschäftigt. Dieser Anteil wird unter den westdeutschen<br />

Verdichtungsräumen nur noch von Hamburg<br />

Übersicht<br />

3.3-1<br />

WS 1973<br />

Beschäftigtenentwicklung der wichtigsten Zweige des Produzierenden Gewerbes<br />

im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> 1992 bis 1995 und 1995 bis 2000<br />

Vergleichszahlen für die Verdichtungsräume insgesamt (VR-I)<br />

absolut*<br />

Produzierender Bereich<br />

128.800<br />

Baugewerbe<br />

25.400<br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

darunter:<br />

93.900<br />

Straßenfahrzeugbau<br />

26.600<br />

Elektrotechnik<br />

14.200<br />

Nahrungs- u. Genussmittelgewer. 8.800<br />

Maschinenbau<br />

6.900<br />

Gummi<br />

6.800<br />

Energie und Wasser<br />

5.300<br />

Kunststoff<br />

4.700<br />

Chemie<br />

4.600<br />

Holzindustrie<br />

2.700<br />

Feinmechanik, Optik<br />

2.600<br />

EBM-Waren<br />

2.600<br />

Druckerei<br />

2.400<br />

Stahlbau<br />

2.100<br />

Übriger Bergbau<br />

1.700<br />

Stahlverformung<br />

1.700<br />

Steine und Erden<br />

1.600<br />

Luftfahrzeugbau<br />

1.300<br />

ADV, Büromaschinen<br />

1.100<br />

Leder-, Textil-, Bekleidungsgewerbe 1.000<br />

Papiererzeugung u. -verarbeitung<br />

nachrichtlich:<br />

900<br />

alle Wirtschaftszweige<br />

449.200<br />

2000<br />

in %<br />

28,7<br />

5,7<br />

20,9<br />

5,9<br />

3,2<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,5<br />

1,2<br />

1,0<br />

1,0<br />

0,6<br />

0,6<br />

0,6<br />

0,5<br />

0,5<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,4<br />

0,3<br />

0,2<br />

0,2<br />

0,2<br />

100,0<br />

Ant.,<br />

VR-I=<br />

100**<br />

81<br />

101<br />

77<br />

152<br />

78<br />

91<br />

47<br />

439<br />

108<br />

99<br />

39<br />

55<br />

92<br />

39<br />

60<br />

71<br />

559<br />

32<br />

80<br />

82<br />

92<br />

35<br />

35<br />

100<br />

absolut*<br />

4.200<br />

3.100<br />

2.900<br />

800<br />

2.900<br />

1.100<br />

-1.300<br />

0<br />

-100<br />

100<br />

-1.500<br />

300<br />

200<br />

-400<br />

300<br />

500<br />

-1.100<br />

200<br />

400<br />

100<br />

-300<br />

-200<br />

200<br />

40.000<br />

in %<br />

(JD)<br />

0,9<br />

4,0<br />

0,8<br />

0,9<br />

6,2<br />

2,8<br />

-3,9<br />

-0,1<br />

-0,4<br />

1,0<br />

-7,1<br />

3,4<br />

1,7<br />

-4,9<br />

3,1<br />

7,3<br />

-12,5<br />

2,9<br />

5,7<br />

5,2<br />

-4,4<br />

-2,8<br />

5,6<br />

3,1<br />

(106) und Bremen (107) übertroffen. In allen anderen<br />

großstädtischen <strong>Region</strong>en liegt der Anteil wesentlich niedriger,<br />

vor allem auch in Nürnberg, München und Stuttgart.<br />

Demgegenüber liegt der Einsatz von Fachhochschul- und<br />

Hochschulabsolventen im Produzierenden Gewerbe der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (114) deutlich unter dem Durchschnitt<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume (131). Im Einsatz<br />

von hochqualifiziertem Personal des Produzierenden<br />

Gewerbes ergibt sich ein beträchtliches Süd-Nord-Gefälle<br />

innerhalb des Bundesgebietes. An der Spitze stehen<br />

hier München (265), Stuttgart (170) und Nürnberg<br />

(168) sowie Rhein-Main (165). <strong>Hannover</strong> wird noch<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

Abw. v.<br />

VR-I in<br />

%-Pkt.<br />

0,2<br />

0,9<br />

0,4<br />

-0,3<br />

6,5<br />

1,5<br />

-4,1<br />

0,7<br />

-1,2<br />

-1,9<br />

-6,7<br />

0,7<br />

1,9<br />

-6,6<br />

1,0<br />

5,7<br />

-8,3<br />

1,5<br />

4,2<br />

4,7<br />

-2,8<br />

0,5<br />

4,8<br />

* Differenzen durch Rundung<br />

** Spezialisierung, Anteile an den Beschäftigten insgesamt, westdeutsche Verdichtungsräume = 100<br />

0,6<br />

absolut*<br />

-16.800<br />

1.100<br />

-17.400<br />

-3.300<br />

-4.000<br />

-1.600<br />

-1.200<br />

-1.700<br />

-100<br />

-400<br />

-400<br />

-300<br />

0<br />

-400<br />

-500<br />

-200<br />

-200<br />

-300<br />

-400<br />

0<br />

-1.400<br />

-700<br />

-100<br />

-15.100<br />

Veränderung<br />

1989-1992 1992-1995 1995-2000<br />

in %<br />

(JD)<br />

-3,7<br />

1,3<br />

-5,1<br />

-3,8<br />

-8,2<br />

-4,1<br />

-4,2<br />

-6,0<br />

-0,8<br />

-3,5<br />

-2,4<br />

-3,4<br />

-0,2<br />

-5,1<br />

-5,4<br />

-3,0<br />

-3,1<br />

-6,1<br />

-5,6<br />

-0,9<br />

-35,5<br />

-10,1<br />

-3,9<br />

-1,1<br />

Abw. v.<br />

VR-I in<br />

%-Pkt.<br />

0,7<br />

1,7<br />

0,2<br />

1,3<br />

-2,3<br />

-1,3<br />

2,5<br />

4,2<br />

0,2<br />

0,8<br />

2,6<br />

-1,7<br />

3,0<br />

-0,4<br />

-0,7<br />

0,7<br />

0,1<br />

-1,5<br />

-4,9<br />

-2,8<br />

-17,3<br />

-1,2<br />

1,0<br />

0,6<br />

absolut*<br />

-13.500<br />

-3.700<br />

-8.700<br />

12.500<br />

in % Abw. v.<br />

(JD) VR-I in<br />

%-Pkt.<br />

-2,0<br />

-2,7<br />

-1,8<br />

-400 -0,3<br />

400 0,6<br />

-3.100 -5,8<br />

-1.900 -4,7<br />

-1.600 -4,2<br />

-700 -2,5<br />

900 4,5<br />

-1.200 -4,7<br />

-400 -2,9<br />

-500 -3,2<br />

600 5,0<br />

-500 -3,5<br />

-300 -2,7<br />

-400 -4,2<br />

100 0,8<br />

-400 -4,3<br />

400 6,7<br />

600 15,5<br />

-700 -9,6<br />

-200 -4,5<br />

0,6<br />

0,2<br />

0,8<br />

0,0<br />

-0,7<br />

1,4<br />

-3,0<br />

-2,9<br />

-1,5<br />

-0,5<br />

4,4<br />

-1,9<br />

0,3<br />

-1,4<br />

6,7<br />

-1,3<br />

0,9<br />

2,4<br />

0,9<br />

-0,4<br />

7,4<br />

5,5<br />

-2,6<br />

-2,0<br />

0,2<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

übertroffen von Hamburg (126) und Köln-Bonn (122) und<br />

liegt etwa auf dem Niveau von Bremen (114).<br />

AUSSENWIRTSCHAFTLICHE VERFLECHTUNGEN<br />

DER INDUSTRIE<br />

Die <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> ist ein bedeutender <strong>Wirtschaftsstandort</strong><br />

für die exportorientierte Industrie. Etwa 43%<br />

des Industrieumsatzes der Betriebe im Verdichtungsraum<br />

<strong>Hannover</strong> wurde im Jahr 2000 (direkt) im Ausland abgesetzt.<br />

Die Exportquote der Industrie (118 13 ) liegt damit<br />

um fast ein Fünftel über dem Bundesdurchschnitt. Die<br />

Exportquote in der Stadt <strong>Hannover</strong> (124) ist dabei<br />

erheblich höher als im Landkreis (103), wo der Bundesdurchschnitt<br />

nur geringfügig überschritten wird. Die<br />

Exportquote im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> ist in den<br />

letzten Jahren zudem offensichtlich überdurchschnittlich<br />

gestiegen 14 . Ende der 80er Jahre hatte die Exportquote<br />

teilweise sogar geringfügig unter dem Bundesdurchschnitt<br />

(damals alte Bundesländer) gelegen.<br />

Zu berücksichtigen ist dabei, dass von der amtlichen Statistik<br />

nur die direkten Exporte erfasst werden. Lieferungen<br />

von hannoverschen Betrieben, die als Zulieferer ihre<br />

Produkte an einen inländischen Hersteller von End-produkten<br />

mit Sitz außerhalb der <strong>Region</strong> verkaufen, der<br />

dann einen Teil seiner Pro-dukte im Ausland absetzt, sind<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 67<br />

Abb. 3.3-1 Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

seit Anfang der 80er Jahre<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

Vergleichsdaten für die Verdichtungsräume insgesamt erst ab 1989<br />

1989 = 100<br />

VR <strong>Hannover</strong><br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

früheres<br />

Bundesgebiet<br />

80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

nicht in den Exportwerten enthalten. Dies betrifft einen<br />

(unbekannten, aber sicherlich nicht kleinen) Teil der Produktion<br />

bedeutender hannoverscher Industriebetriebe.<br />

Daher dürfte die Abhängigkeit vom Auslandsabsatz auf<br />

Grund der Ausrichtung von Zulieferindustrien auf den<br />

Straßenfahrzeugbau höher sein, als es die Exportquote<br />

ausweist.<br />

Innerhalb Niedersachsens ist <strong>Hannover</strong> neben Wolfsburg<br />

der zweitwichtigste Standort der exportorientierten<br />

Industrie. Der Anteil der Exporte der hannoverschen Industriebetriebe<br />

an den gesamten Industrieexporten Niedersachsens<br />

betrug 2000 knapp 12%. Besonders ausgeprägt<br />

ist die Bedeutung <strong>Hannover</strong>s im Bereich der<br />

Spitzentechnologie, die fast ein Viertel aller niedersächsischen<br />

Ausfuhren aus <strong>Hannover</strong> ausmacht.<br />

3.3 Beschäftigtenentwicklung des<br />

Produzierenden Gewerbes<br />

In den 80er Jahren war die Beschäftigtenentwicklung<br />

des Produzierenden Gewerbes im Wirtschaftsraum Han-<br />

13) jeweiliger Bundeswert (Deutschland) = 100<br />

14) Eine direkte Vergleichbarkeit im Zeitablauf ist wegen Umstellungen in den statistischen<br />

Erhebungen nicht gegeben.


68<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH)<br />

Lehre und Forschung, Praxisbezug, Weiterbildung und<br />

Internationalisierung prägen die Leistungsfähigkeit der<br />

Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH). Mit ihren knapp 6.000<br />

Studierenden ist die FHH die zweitgrößte Hochschule der<br />

niedersächsischen Landeshauptstadt. 1971 aus mehreren<br />

Bildungseinrichtungen entstanden, bietet sie an mehreren<br />

Standorten in <strong>Hannover</strong> und Nienburg mit heute 27 Studiengängen<br />

und zahlreichen Studienrichtungen in den<br />

zehn Fachbereichen: Architektur und Bauingenieurwesen<br />

(beide am Standort Nienburg), Bildende Kunst, Bioverfahrenstechnik,<br />

Design und Medien, Elektro- und Informationstechnik,<br />

Informatik, Informations- und Kommunikationswesen,<br />

Maschinenbau und Wirtschaft ein ausgesprochen<br />

weit gefächertes Ausbildungsspektrum.<br />

Dazu gehören beispielsweise seit dem Wintersemester<br />

1999/2000 auch zwei bundesweit einzigartige Studiengänge,<br />

die im Fachbereich Informations- und Kommunikationswesen<br />

(IK) angesiedelt sind: Der bundesweit einzigartige<br />

Studiengang Public Relations/Öffentlichkeitsarbeit<br />

und der begehrte Studiengang Journalistik. Sowohl<br />

diese beiden Studiengänge und das Kulturarchiv der<br />

FHH als auch die Fachbereiche Bildende Kunst (BK)<br />

sowie Design und Medien (DM) sind seit Ende 2001 am<br />

Standort Kurt-Schwitters-Forum auf der Expo-Plaza<br />

beheimatet.<br />

Die Ausbildung an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> zeichnet<br />

sich durch kurze Studienzeiten und einen intensiven<br />

Praxisbezug aus, der hervorragend unterstützt wird durch<br />

die Einbindung von zwei Praxissemestern während des<br />

Studiums. Dies ermöglicht unseren Studierenden, bereits<br />

während ihrer Hochschulzeit Berufserfahrungen zu sammeln<br />

und Firmenkontakte zu knüpfen. Die Ausrichtung<br />

der Studiengänge ist konsequenterweise auf die Anforderungen<br />

der Wirtschaft abgestimmt.<br />

Für den reibungslosen Alltag im Hochschulleben sorgen<br />

500 Frauen und Männer, die an der FHH beschäftigt<br />

sind. Mehr als die Hälfte davon ist wissenschaftliches<br />

Personal. Damit hat die Hochschule in der <strong>Region</strong> auch<br />

eine gewichtige Bedeutung als Arbeitgeberin, der ein<br />

Jahresetat von mehr als 37 Millionen Euro – ohne Drittmittel<br />

– zur Verfügung steht.<br />

Neben der hochqualifizierten und stark praxisorientierten<br />

Lehre prägen vielfältige Aktivitäten im Bereich der<br />

angewandten Forschung, des Technologietransfers und<br />

eine Vielzahl internationaler Kooperationen weltweit die<br />

Leistungsfähigkeit der Hochschule. Forschung und Entwicklung<br />

sowie Technologie- und Wissenstransfer orientieren<br />

sich an der FHH immer an konkreten Aufgabenstellungen<br />

der Praxis. Im Verbund mit der Technologie-<br />

transfer-Kontaktstelle wird dafür gesorgt, dass das wissenschaftliche<br />

Know-how der FHH und ihre Erfahrungen<br />

Betrieben und anderen Einrichtungen der Praxis von Nutzen<br />

sind.<br />

An der FHH sind zwei Einrichtungen des Landes Niedersachsen<br />

installiert: Die Arbeitsgruppe Innovative Projekte<br />

(AGIP) beim Niedersächsischen Ministerium für<br />

Wissenschaft und Kultur betreibt Projektförderung im<br />

Bereich der angewandten Forschung an niedersächsischen<br />

Fachhochschulen und das Institut für ausländische<br />

Fachhochschulbewerber des Landes Niedersachsen<br />

begutachtet die Ausbildungsnachweise aller ausländischen<br />

Bewerber um einen Studienplatz. Aber auch der<br />

zeitweise Wechsel von der FHH ins Ausland klappt hervorragend:<br />

Bei dem Trend zur Internationalisierung der<br />

Wirtschaft erhöhen die Kooperationen der FHH mit über<br />

40 ausländischen Partnerhochschulen die Berufschancen<br />

der Studierenden im In- und Ausland, denn für sie ergeben<br />

sich durch die Austauschprogramme der Hochschule<br />

profunde Fremdsprachenkenntnisse, internationale<br />

Berufserfahrung und eine Aufgeschlossenheit gegenüber<br />

fremden Kulturen.<br />

Natürlich endet mit dem Hochschulabschluss nicht automatisch<br />

auch das Lernen. Die FHH bietet neben attraktiven<br />

Weiterbildungsangeboten auch Workshops und Programme<br />

im Bereich Gesundheitswesen für die Zielgruppen<br />

Ärzte und medizinisches Personal an.<br />

Der Neubau auf dem Campus der Hochschule bietet eine<br />

attraktive Umgebung für Lehre und Forschung.<br />

ADRESSE:<br />

Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH)<br />

Postfach 92 02 51<br />

30441 <strong>Hannover</strong><br />

Besucheradresse:<br />

Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH)<br />

Ricklinger Stadtweg 118<br />

30459 <strong>Hannover</strong><br />

Telefon: (05 11) 92 96 - 0<br />

Telefax: (05 11) 92 96 - 10 10<br />

E-Mail: praesidialbuero@fh-hannover.de<br />

Internet: http://www.fh-hannover.de<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

nover sehr schwach. Unter den 16 westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

erreichte <strong>Hannover</strong> lediglich den vorletzten<br />

Platz vor den Montanregionen an Ruhr und Saar,<br />

die extrem vom Strukturwandel geprägt werden. An der<br />

Spitze standen demgegenüber die Verdichtungsräume<br />

Stuttgart, Bielefeld, Karlsruhe und München. Die norddeutsche<br />

<strong>Region</strong> Bremen lag etwa im Mittelfeld, der von<br />

ebenfalls erheblicher Wachstumsschwäche geprägte<br />

Verdichtungsraum Hamburg entwickelte sich nur unwesentlich<br />

günstiger als <strong>Hannover</strong>.<br />

Im Produzierenden Gewerbe des Verdichtungsraums<br />

<strong>Hannover</strong> gingen von 1980 bis 1989 mehr als 26.000<br />

Arbeitsplätze verloren, die jährliche Abnahme um 1,7%<br />

war damit erheblich stärker als im Durchschnitt der<br />

westdeutschen Verdichtungsräume mit 0,9% (Abb. 3.3-<br />

1). Dieser Verlust konnte durch das Wachstum im Dienstleistungssektor<br />

nicht ganz kompensiert werden. Der<br />

Wirtschaftsraum <strong>Hannover</strong> verlor vor allem in der Rezession<br />

der ersten Hälfte der 80er Jahre überdurchschnittlich<br />

an Beschäftigung und hatte erst ab 1986, also<br />

gegenüber dem Bundesgebiet mit fast zwei Jahren Verzögerung,<br />

wieder Beschäftigungsgewinne im Produzierenden<br />

Gewerbe zu verzeichnen. Darüber hinaus setzte<br />

1987 bis 1989 in der <strong>Region</strong> ein Strukturanpassungsprozess<br />

von besonderer Intensität (vor allem im Straßenfahrzeug-<br />

und Maschinenbau) ein. Die nach Arbeitsplätzen<br />

größten Verlierer innerhalb des Produzierenden<br />

Gewerbes im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> von 1980 bis<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 69<br />

Abb. 3.3-2 Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes insgesamt<br />

in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1992 bis 1995 und 1995 bis 2000<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

-6<br />

München<br />

Stuttgart<br />

Karlsruhe<br />

Aachen<br />

1992-1995<br />

1995-2000<br />

Saarbrücken<br />

Bremen<br />

jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />

Bielefeld<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Nürnberg<br />

Rhein-Neckar<br />

Wuppertal<br />

Hamburg<br />

Köln-Bonn<br />

Düsseldorf<br />

Rhein-Main<br />

Ruhrgebiet<br />

VR insg.<br />

früh. BG<br />

1989 waren neben dem Baugewerbe der Maschinenund<br />

Fahrzeugbau, die Elektrotechnik, die Kunststoff- und<br />

Gummiverarbeitung sowie das Ernährungsgewerbe.<br />

In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung, in der<br />

bundesweit die Beschäftigung im Produzierenden<br />

Gewerbe wieder deutlich anstieg, verschob sich das bisherige<br />

Muster der industriellen Entwicklungsdynamik<br />

zwischen den Verdichtungsräumen erheblich. An der<br />

Spitze standen in dieser Phase Bielefeld sowie Bremen<br />

und Hamburg, mit deutlichem Abstand folgten Karlsruhe,<br />

Nürnberg und auf dem 6. Rang bereits <strong>Hannover</strong>.<br />

Ausgesprochen wenig profitierten der ehemalige Spitzenreiter<br />

Stuttgart sowie die <strong>Region</strong>en Aachen und Köln-<br />

Bonn. In der Ruhrregion und vor allem in München<br />

waren im Zeitraum 1989 bis 1992 sogar Beschäftigtenverluste<br />

des Produzierenden Gewerbes zu verzeichnen.<br />

Im Wirtschaftsraum München zeigten sich auf Grund der<br />

hohen Spezialisierung auf militärische Güter in besonderer<br />

Weise die Folgen der Konversion.<br />

Im Wirtschaftsraum <strong>Hannover</strong> stieg die Beschäftigung<br />

des Produzierenden Gewerbes von 1989 bis 1992 um<br />

4.200 Beschäftigte oder jahresdurchschnittlich 0,9%,<br />

was über dem Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

von 0,7% lag (Abb. 3.3-1). Arbeitsplatzgewinne<br />

verzeichneten in dieser Phase das Baugewerbe<br />

sowie überwiegend Konsumgüterindustrien, die vom<br />

Nachfrageschub aus den neuen Bundesländern begün-


70<br />

DIE REGION HANNOVER ALS INDUSTRIESTANDORT<br />

Abb. 3.3-3 Beschäftigtenentwicklung des Produzierenden Gewerbes in den Zentren und in<br />

den Umlandbereichen der westdeutschen Verdichtungsräume 1995 bis 2000<br />

0<br />

-1<br />

-2<br />

-3<br />

-4<br />

-5<br />

München<br />

Stuttgart<br />

Karlsruhe<br />

Aachen<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

stigt wurden, so z.B. die Elektrotechnik, das Ernährungsgewerbe,<br />

der Straßenfahrzeugbau sowie die Holz-,<br />

Papier- und Druckindustrie.<br />

Der Strukturwandel nach dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms<br />

erfasste in besonderem Maße auch das<br />

Produzierende Gewerbe in den westdeutschen Verdichtungsräumen.<br />

Die Betroffenheit der <strong>Region</strong>en war allerdings<br />

ausgesprochen unterschiedlich. Der Abbau des<br />

Süd-Nord-Gefälles aus den 80er Jahren setzte sich fort,<br />

wenn man die andauernden Umstrukturierungsprozesse<br />

im Ruhrgebiet und seinen Randzonen einmal ausblendet<br />

(Abb.3.3-2). Den stärksten industriellen Beschäftigtenabbau<br />

im Zeitraum 1992 bis 1995 hatten Stuttgart, Wuppertal,<br />

das Ruhrgebiet, das Rhein-Main-Gebiet und<br />

Nürnberg. Die geringsten Verluste im Produzierenden<br />

Gewerbe hatten hingegen Hamburg, Bielefeld und Bremen,<br />

gefolgt von Karlsruhe, <strong>Hannover</strong> (auf dem 5. Rang)<br />

und Saarbrücken. Die Arbeitsplatzverluste im Verdichtungsraum<br />

<strong>Hannover</strong> waren somit trotz des überdurchschnittlichen<br />

Beschäftigungsaufbaus nach der Wiedervereinigung<br />

vergleichsweise moderat.<br />

Von 1992 bis 1995 gingen im Produzierenden Gewerbe<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 16.800 Arbeitsplätze verloren.<br />

Die jahresdurchschnittliche Abnahme von -3,7% war<br />

damit etwas geringer als in den Verdichtungsräumen insgesamt<br />

(Übersicht 3.3-1 und Abb. 3.3-2). Die größten<br />

Beschäftigtenverluste des Produzierenden Gewerbes hat-<br />

jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />

Zentren<br />

Umland<br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

Saarbrücken<br />

Bremen<br />

Bielefeld<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Nürnberg<br />

Rhein-Neckar<br />

Wuppertal-Hagen<br />

Hamburg<br />

Köln-Bonn<br />

Düsseldorf<br />

Rhein-Main<br />

Ruhrgebiet<br />

VR insg.<br />

ten die Elektrotechnik und das Ernährungsgewerbe<br />

(Abb. 3.3-4). Geringer als im Branchentrend waren die<br />

Arbeitsplatzverluste im Maschinenbau, im Straßenfahrzeugbau,<br />

in der Gummiverarbeitung sowie in den meisten<br />

kleineren Industriezweigen.<br />

In der zweiten Hälfte der 90er Jahre blieb die Entwicklung<br />

des Produzierenden Gewerbes in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

in etwa im Bundestrend und war etwas günstiger<br />

als im Durchschnitt der Verdichtungsräume (Abb. 3.3-2).<br />

Die günstigste Entwicklung unter den Verdichtungsräumen<br />

hatten nunmehr wieder die süddeutschen <strong>Region</strong>en<br />

München, Stuttgart und Karlsruhe. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

lag im Zeitraum 1995 bis 2000 nach Bremen und Bielefeld<br />

auf dem 8.Rang. Weiterhin extrem starke Verluste<br />

im Produzierenden Gewerbe hatten das Ruhrgebiet<br />

sowie der Verdichtungsraum Rhein-Main. Auch in den<br />

<strong>Region</strong>en Düsseldorf, Köln-Bonn und Wuppertal sowie<br />

Hamburg war die Entwicklung schwächer als im Bundesdurchschnitt.<br />

Von 1995 bis 2000 wurde die Beschäftigung im Produzierenden<br />

Gewerbe der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> um weitere<br />

60<br />

13.500 Personen verringert. Die größten Verluste hatten<br />

das Baugewerbe, das Ernährungsgewerbe sowie<br />

50<br />

Maschinenbau, Gummiverarbeitung und Chemische<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Industrie. Insgesamt lag die Entwicklung damit im Bundestrend.<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 71<br />

Abb. 3.3-4 Beschäftigtenentwicklung in den wichstigsten Zweigen des Verarbeitenden Gewerbes<br />

im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> seit Ende der 80er Jahre<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

Chemie<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Maschinenbau<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Elektrotechnik<br />

1989 = 100<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

Kunststoff, Gummi<br />

VR <strong>Hannover</strong><br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

früheres<br />

Bundesgebiet<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Straßenfahrzeugbau<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Nahrungs- und Genußmittelgewerbe<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00


72<br />

4.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als<br />

Dienstleistungsstandort:<br />

Strukturen und<br />

Entwicklungstrends<br />

4.1 Zusammensetzung und Spezialisierung<br />

des Dienstleistungssektors<br />

Im Dienstleistungssektor des Verdichtungsraums <strong>Hannover</strong><br />

sind insgesamt 320.000 Personen beschäftigt 1 . Die<br />

größten Dienstleistungszweige sind (Übersicht 4.2-1):<br />

– die unternehmensorientierten Dienstleistungen 2<br />

(68.000),<br />

– der Groß- und Einzelhandel (mit 65.000 Beschäftigten),<br />

– der Verkehrs- und Kommunikationssektor (33.000),<br />

– das Gesundheitswesen (33.000 3 ),<br />

– die Gebietskörperschaften und Sozialversicherungen<br />

(30.000 4 ),<br />

– das Gastgewerbe, Heime und sonstige personenbezogene<br />

Dienstleistungen (27.000),<br />

– die Finanzdienstleistungen (25.000) sowie<br />

– Wissenschaft, Bildung (19.000 5 ).<br />

Busstopp am Sprengelmuseum<br />

Aufgrund der insgesamt hohen Bedeutung der Dienstleistungen<br />

sind viele Dienstleistungszweige in der Wirtschaftsstruktur<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Vergleich mit<br />

den übrigen westdeutschen Verdichtungsräumen überdurchschnittlich<br />

vertreten (Abb.4.1-1).<br />

– Herausragend ist die Spezialisierung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

auf den Verkehrs- und Telekommunikationssektor<br />

(123 6 ), darunter vor allem Eisenbahnen (209), Telekommunikation<br />

(131), Straßenverkehr (110) und übriger<br />

Verkehr 7 (120).<br />

– Überdurchschnittlich vertreten sind auch die Finanzdienstleistungen<br />

(111), hier vor allem das Versicherungsgewerbe<br />

(152), während die Kreditwirtschaft (90) gemessen<br />

an den anderen großstädtischen <strong>Region</strong>en ein<br />

unterdurchschnittliches Gewicht hat.<br />

– Überrepräsentiert sind in der Wirtschaftsstruktur auch<br />

die öffentlichen Dienstleistungen im engeren Sinn 8<br />

(123), darunter der kleine Bereich der Sozialversicherung<br />

(166) und die Gebietskörperschaften (113).<br />

– Stärker vertreten als in anderen Verdichtungsräumen<br />

sind darüber hinaus auch die haushaltsorientierten<br />

Dienstleistungen, darunter vor allem Wissenschaft und<br />

Bildung (118), Reinigung und Körperpflege (111), das<br />

Gesundheitswesen 9 (110) sowie das Verlagswesen<br />

(101), während Kunst und Medien (91) im Vergleich<br />

zu anderen Verdichtungsräumen schwächer vertreten<br />

sind.<br />

– Gemessen an den Verdichtungsräumen insgesamt<br />

haben die unternehmensorientierten Dienstleistungen<br />

(114) in der Wirtschaftsstruktur der <strong>Region</strong> ein überdurchschnittliches<br />

Gewicht, stärkere Bedeutung haben<br />

die Gebäudereinigung und Abfallbeseitigung (155)<br />

sowie die übrigen Dienstleistungen für Unternehmen<br />

Abb. 4.1-1 Branchenstruktur des Dienstleistungssektors im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

und in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />

8,5<br />

8,0<br />

7,5<br />

7,0<br />

6,5<br />

6,0<br />

5,5<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Einzelhandel<br />

Großhandel<br />

Gesundheitswesen<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

(166), ein etwa durchschnittliches Gewicht hat die<br />

Grundstücks- und Vermögensverwaltung (101),<br />

während die Rechts- und Wirtschaftsberatung (88),<br />

die Technische Beratung und Planung (85) sowie vor<br />

allem Werbung (68) schwächer vertreten sind als in<br />

anderen Verdichtungsräumen.<br />

– Ein etwa durchschnittliches Gewicht in der Wirtschaftsstruktur<br />

hat der Handel (98), dies gilt sowohl für<br />

den Einzelhandel (100) als auch für den Großhandel<br />

(95).<br />

Das Spezialisierungsmuster der Dienstleistungen in den<br />

westdeutschen Verdichtungsräumen ist ausgesprochen<br />

unterschiedlich (Abb. 4.1-2). Vor allem München, Ham-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 73<br />

Anteil der Beschäftigten im Wirtschaftszweig an den Beschäftigten insgesamt in %<br />

Gebietskörperschaft, Sozialversicherung<br />

Übrige unternehmensbezogene DL<br />

Wissenschaft, Bildung, Medien<br />

Heime, Gastgewerbe<br />

Rechts-, Wirtschaftsberatung<br />

Kreditinstitute<br />

Organisation ohne Erwerbszweck<br />

Übriger Verkehr<br />

Technische Beratung, Planung<br />

Gebäudereinigung, Abfallbeseitigung<br />

Straßenverkehr<br />

Versicherungen<br />

Reinigung, Körperpflege<br />

VR <strong>Hannover</strong><br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

Verlagswesen<br />

Telekommunikation<br />

Eisenbahnen<br />

Schifffahrt<br />

burg und Rhein-Main haben eine ausgesprochen breite<br />

Dienstleistungsstruktur. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weist eben-<br />

1) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />

2) Rechts- und Wirtschaftsberatung, Technische Beratung und Planung, Werbung,<br />

Grundstücks- und Vermögensverwaltung, Gebäudereinigung und Abfallbeseitigung,<br />

übrige Dienstleistungen für Unternehmen<br />

3) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ohne Beamte<br />

4) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ohne Beamte<br />

5) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, ohne Beamte<br />

6) Spezialisierung: Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Durchschnitt der<br />

westdeutschen Verdichtungsräume = 100, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte,<br />

30.6.2000<br />

7) Luftverkehr, Reiseverkehr<br />

8) Gebietskörperschaften, Organisationen ohne Erwerbszweck, ohne die von diesen<br />

betriebenen Anstalten und Einrichtungen<br />

9) Die Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong> mit ca. 6.000 Beschäftigten wurde bis<br />

1996 dem Wirtschaftszweig „Wissenschaft“ und seit 1997 dem Wirtschaftszweig<br />

„Gesundheitswesen“ zugerechnet.


74<br />

DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />

Abb. 4.1-2 Spezialisierung des Dienstleistungssektors in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1999<br />

Dienstleistungen<br />

Großhandel<br />

Einzelhandel<br />

Telekommunikation<br />

Eisenbahnen<br />

Straßenverkehr<br />

Schifffahrt<br />

Übriger Verkehr<br />

Kreditinstitute<br />

Versicherungen<br />

Rechts- u. Wirtschaftsberatung<br />

Technische Beratung<br />

Wirtschaftswerbung<br />

Grundstücks-,Vermögensverwaltung<br />

Vermietung beweglicher Sachen<br />

Gebäudereinigung u. Abfallbeseitigung<br />

Übrige DL für Unternehmen<br />

Wissenschaft u. Bildung<br />

Kunst, Medien<br />

Verlagswesen<br />

Gesundheitswesen<br />

Organisation ohne Erwerbszweck<br />

Private Haushalte<br />

Gastgewerbe, Heime<br />

Reinigung u. Körperpflege<br />

Übrige persönliche DL<br />

Gebietskörperschaften<br />

Sozialversicherung<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Hamburg<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1999<br />

Spezialisierung, Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Wert in den Verdichtungsräumen = 100<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

Bremen<br />

bis unter 50 50 b.u. 75 75 b.u.95 95 b.u.105 105 b.u.150 150 b.u. 250 über 250<br />

Bielefeld<br />

Ruhrgebiet<br />

Düsseldorf<br />

Wuppertal<br />

Köln-Bonn<br />

Aachen<br />

Rhein-Main<br />

Rhein-Neckar<br />

Karlsruhe<br />

Stuttgart<br />

Nürnberg<br />

München<br />

Saarbrücken<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

falls eine relativ breite Spezialisierung auf, die ansonsten<br />

eher für die großen Verdichtungsräume charakteristisch<br />

ist. Im Vergleich zu <strong>Hannover</strong> stehen in Hamburg<br />

neben den hafenorientierten Dienstleistungen vor allem<br />

hochspezialisierte unternehmensbezogene Dienste wie<br />

z.B. Werbung und Wirtschaftsberatung sowie auch<br />

Medien und Verlagswesen sehr viel stärker im Vordergrund.<br />

Im Rhein-Main-Gebiet konzentrieren sich nicht<br />

nur die unternehmensorientierten Dienstleistungen,<br />

Frankfurt ist vor allem auch das herausragende Finanzdienstleistungszentrum<br />

Deutschlands. Auch Düsseldorf ist<br />

stärker auf sehr spezialisierte Dienstleistungen wie z.B.<br />

Werbung und Großhandel ausgerichtet. Insgesamt zeigt<br />

der Vergleich, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hinsichtlich<br />

ihrer Dienstleistungsstruktur kaum mit einem anderen Verdichtungsraum<br />

vergleichbar ist.<br />

4.2 Entwicklung der Dienstleistungen<br />

In den 80er Jahren war die Dienstleistungsentwicklung<br />

im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> weit unterdurchschnittlich.<br />

An der Spitze standen unter den deutschen Verdichtungsräumen<br />

München, Nürnberg, Stuttgart und<br />

Rhein-Main, gefolgt von Aachen, Karlsruhe und Düsseldorf.<br />

<strong>Hannover</strong> erreichte unter den 16 westdeutschen<br />

Verdichtungsräumen den 11. Rang vor den <strong>Region</strong>en an<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 75<br />

Abb. 4.2-1 Beschäftigtenentwicklung des Dienstleistungssektors im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

seit Anfang der 80er Jahre<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

1989 = 100<br />

Vergleichsdaten für die Verdichtungsräume insgesamt erst ab 1989<br />

Keine Vergleichsdaten für die westdeutschen Verdichtungsräume insgesamt in den Jahren 1981 bis 1988<br />

VR <strong>Hannover</strong><br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

früheres<br />

Bundesgebiet<br />

80 81 82 83 84 85 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Saar und Ruhr sowie den Hanseregionen Bremen und<br />

Hamburg.<br />

In der ersten Phase nach der Wiedervereinigung profitierten<br />

alle Verdichtungsräume von der rasanten<br />

Beschleunigung der Dienstleistungsnachfrage. Allerdings<br />

folgten die Wachstumsimpulse nicht dem bekannten<br />

Muster der 80er Jahre, denn die Rangfolgen verschoben<br />

sich teilweise beträchtlich. An der Spitze standen nunmehr<br />

Nürnberg und Bielefeld, gefolgt von der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> auf Rang 3. Leicht überrundet wurden damit<br />

Düsseldorf und Aachen sowie Köln-Bonn, erst dann folgte<br />

München auf dem 7. Platz. Eine vergleichsweise<br />

schwache Dienstleistungsentwicklung hatten in diesen<br />

ersten Jahren nach der Wiedervereinigung u.a. Bremen,<br />

die Ruhrregion sowie Karlsruhe und Stuttgart.<br />

In den ersten drei Jahren nach der Wiedervereinigung<br />

entstanden in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> fast 36.000 Dienstleistungsarbeitsplätze<br />

(Übersicht 4.2-1). Die jährliche<br />

Wachstumsrate lag mit 4,4% nunmehr über dem Durchschnitt<br />

der Verdichtungsräume von 4,0%. Zusammen<br />

mit etwas mehr als 4.000 Arbeitsplätzen im Produzierenden<br />

Gewerbe ergab sich damit ein Zuwachs von<br />

knapp 40.000 Arbeitsplätzen im Zeitraum 1989 bis<br />

1992.


76<br />

DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />

Übersicht<br />

4.2-1<br />

WS 1973<br />

Beschäftigtenentwicklung der wichtigsten Zweige des Dienstleistungssektors im<br />

Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong>1989 bis 1992, 1992 bis 1995 und 1995 bis 2000<br />

Dienstleistungen<br />

davon:<br />

Großhandel<br />

Einzelhandel<br />

Handel<br />

Telekommunikation<br />

Eisenbahnen<br />

Straßenverkehr<br />

Schifffahrt<br />

Übriger Verkehr<br />

Verkehr, Telekommunikation<br />

Distributionsdienstleistungen<br />

Kreditinstitute<br />

Versicherungen<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Rechts- und Wirtschaftsberatung<br />

Technische Beratung<br />

Wirtschaftswerbung<br />

Grundst.-, Vermögensverwaltung<br />

Vermietung beweglicher Sachen<br />

Gebäudereinig. u. Abfallbeseitig.<br />

Übrige DL für Unternehmen<br />

Unternehmensbezogene DL<br />

Wissenschaft und Bildung<br />

Kunst, Medien<br />

Verlagswesen<br />

Gesundheitswesen<br />

Organis. ohne Erwerbszweck<br />

Private Haushalte<br />

Gesellschaftsbezogene DL<br />

Gastgewerbe, Heime<br />

Reinigung und Körperpflege<br />

Übrige persönliche DL<br />

Personenbezogene DL<br />

Haushaltsbezogene DL<br />

Gebietskörperschaften<br />

Sozialversicherung<br />

Öffentliche DL<br />

nachrichtlich:<br />

alle Wirtschaftszweige<br />

Vergleichszahlen für die Verdichtungsräume insgesamt (VR-I)<br />

absolut*<br />

320.300<br />

28.500<br />

36.500<br />

65.000<br />

4.900<br />

4.600<br />

8.400<br />

100<br />

14.600<br />

32.600<br />

97.600<br />

13.600<br />

11.400<br />

25.000<br />

14.200<br />

8.900<br />

2.200<br />

7.100<br />

900<br />

14.400<br />

20.000<br />

67.700<br />

19.300<br />

3.700<br />

4.000<br />

33.000<br />

12.900<br />

500<br />

73.400<br />

22.800<br />

3.900<br />

300<br />

27.100<br />

100.400<br />

22.300<br />

7.300<br />

29.600<br />

449.200<br />

in %<br />

71,3<br />

6,3<br />

8,1<br />

14,5<br />

1,1<br />

1,0<br />

1,9<br />

0,0<br />

3,2<br />

7,2<br />

21,7<br />

3,0<br />

2,5<br />

5,6<br />

3,2<br />

2,0<br />

0,5<br />

1,6<br />

0,2<br />

3,2<br />

4,4<br />

15,1<br />

4,3<br />

0,8<br />

0,9<br />

7,3<br />

2,9<br />

0,1<br />

16,3<br />

5,1<br />

0,9<br />

0,1<br />

6,0<br />

22,4<br />

5,0<br />

1,6<br />

6,6<br />

100,0<br />

Ant.,<br />

VR-I=<br />

100**<br />

110<br />

95<br />

100<br />

98<br />

131<br />

209<br />

110<br />

12<br />

120<br />

123<br />

105<br />

90<br />

152<br />

111<br />

88<br />

85<br />

68<br />

101<br />

74<br />

155<br />

166<br />

114<br />

118<br />

91<br />

101<br />

110<br />

95<br />

76<br />

107<br />

117<br />

111<br />

73<br />

116<br />

109<br />

113<br />

166<br />

123<br />

100<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

absolut*<br />

35.800<br />

6.100<br />

3.200<br />

9.400<br />

500<br />

-200<br />

1.000<br />

0<br />

1.800<br />

3.000<br />

12.400<br />

700<br />

1.700<br />

2.400<br />

1.300<br />

2.300<br />

300<br />

500<br />

100<br />

4.700<br />

2.000<br />

11.300<br />

1.900<br />

400<br />

400<br />

2.600<br />

1.300<br />

0<br />

6.600<br />

2.600<br />

-100<br />

0<br />

2.500<br />

9.000<br />

0<br />

700<br />

700<br />

40.000<br />

in %<br />

(JD)<br />

4,4<br />

6,7<br />

2,9<br />

4,6<br />

2,6<br />

-1,5<br />

3,6<br />

6,9<br />

3,5<br />

4,3<br />

1,8<br />

5,1<br />

3,3<br />

6,5<br />

9,7<br />

12,0<br />

4,9<br />

8,7<br />

22,2<br />

10,6<br />

11,5<br />

2,8<br />

4,2<br />

3,2<br />

4,1<br />

3,8<br />

1,2<br />

3,5<br />

5,5<br />

-0,7<br />

0,2<br />

4,0<br />

3,6<br />

0,0<br />

3,7<br />

0,7<br />

3,1<br />

Abw. v.<br />

VR-I in<br />

%-Pkt.<br />

0,5<br />

2,4<br />

-0,1<br />

1,0<br />

-1,8<br />

-1,4<br />

-2,0<br />

1,6<br />

-1,0<br />

0,4<br />

-0,3<br />

1,2<br />

0,6<br />

-1,1<br />

0,7<br />

3,9<br />

-3,0<br />

-0,3<br />

11,2<br />

1,9<br />

2,8<br />

0,0<br />

1,7<br />

-0,2<br />

-0,1<br />

-0,5<br />

0,4<br />

-0,2<br />

0,7<br />

1,4<br />

-0,9<br />

0,8<br />

0,1<br />

-0,5<br />

-0,5<br />

-0,3<br />

0,6<br />

absolut*<br />

1.700<br />

-1.800<br />

-2.300<br />

-4.100<br />

-1.100<br />

-400<br />

-1.700<br />

-100<br />

2.600<br />

-700<br />

-4.700<br />

300<br />

-500<br />

-200<br />

2.200<br />

0<br />

300<br />

1.000<br />

100<br />

-200<br />

400<br />

3.800<br />

-100<br />

-100<br />

0<br />

1.700<br />

400<br />

0<br />

1.900<br />

1.300<br />

-400<br />

0<br />

900<br />

2.900<br />

-200<br />

300<br />

100<br />

-15.100<br />

Veränderung<br />

2000 1989-1992 1992-1995 1995-2000<br />

* Differenzen durch Rundung<br />

** Spezialisierung, Anteile an den Beschäftigten insgesamt, westdeutsche Verdichtungsräume = 100<br />

in %<br />

(JD)<br />

0,2<br />

-1,7<br />

-2,0<br />

-1,9<br />

-5,7<br />

-3,0<br />

-6,2<br />

8,2<br />

-0,7<br />

-1,5<br />

0,7<br />

-1,5<br />

-0,3<br />

9,1<br />

0,2<br />

7,0<br />

8,8<br />

5,9<br />

-0,8<br />

1,7<br />

3,1<br />

-0,1<br />

-0,9<br />

-0,2<br />

2,3<br />

1,2<br />

-1,2<br />

0,9<br />

2,4<br />

-2,8<br />

0,3<br />

1,4<br />

1,1<br />

-0,3<br />

1,3<br />

0,1<br />

-1,1<br />

Abw. v.<br />

VR-I in<br />

%-Pkt.<br />

0,0<br />

-0,6<br />

-0,4<br />

-0,5<br />

-0,6<br />

0,0<br />

-5,6<br />

10,3<br />

1,8<br />

0,2<br />

-0,1<br />

-0,6<br />

-0,5<br />

4,1<br />

-1,3<br />

5,8<br />

3,4<br />

7,6<br />

-3,5<br />

-1,6<br />

-0,1<br />

-1,4<br />

-1,3<br />

1,0<br />

-0,3<br />

-1,5<br />

0,7<br />

-1,0<br />

0,9<br />

0,3<br />

4,7<br />

0,9<br />

-0,5<br />

1,2<br />

0,6<br />

1,2<br />

0,6<br />

absolut*<br />

26.000<br />

-4.400 -2,8<br />

-300 -0,1<br />

-4.600 -1,4<br />

-600 -2,3<br />

100 0,6<br />

300<br />

0<br />

0,8<br />

2.200 3,3<br />

2.100 1,3<br />

-2.500 -0,5<br />

-500 -0,7<br />

-400 -0,6<br />

-900 -0,7<br />

4.600 8,1<br />

-700 -1,4<br />

700 8,3<br />

2.700 10,0<br />

200 5,1<br />

4.100 7,0<br />

11.900 19,9<br />

23.600 8,9<br />

-4.000 -3,7<br />

400 2,5<br />

0 -0,1<br />

7.800 5,5<br />

-100 -0,2<br />

100 4,9<br />

4.200 1,2<br />

4.200 4,2<br />

-400 -1,8<br />

0 -2,6<br />

3.800 3,1<br />

8,000 1,7<br />

-2.400 -2,0<br />

200 0,5<br />

-2.200 -1,4<br />

12.500<br />

in % Abw. v.<br />

(JD) VR-I in<br />

%-Pkt.<br />

1,7<br />

0,6<br />

-0,2<br />

-2,3<br />

-0,3<br />

-1,2<br />

1,1<br />

2,9<br />

-1,2<br />

1,0<br />

0,6<br />

-0,6<br />

-1,4<br />

-0,7<br />

-1,0<br />

-1,6<br />

-4,4<br />

-1,4<br />

2,7<br />

-0,3<br />

0,8<br />

7,7<br />

1,1<br />

-5,5<br />

-2,3<br />

-1,4<br />

4,2<br />

-2,3<br />

1,0<br />

-0,6<br />

1,3<br />

-0,6<br />

-1,1<br />

1,0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

0,6<br />

-0,1<br />

0,2<br />

Die Ursachen für das rasante Dienstleistungswachstum<br />

im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> nach der Wiedervereinigung<br />

lagen in dem starken Wachstum von Großhandel<br />

(Zuwachs von 6.100 Beschäftigten), Einzelhandel<br />

(3.200), Verkehrssektor (3.000), Versicherungen<br />

(1.700) und vor allen Dingen der unternehmensbezogenen<br />

Dienstleistungen (11.500).<br />

Nach dem Auslaufen des Wiedervereinigungsbooms<br />

und dem allgemeinen Rückgang des Beschäftigungswachstums<br />

im Dienstleistungssektor fiel die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

bis Mitte der 90er Jahre wieder auf den Durchschnitt<br />

der Verdichtungsräume zurück. Unter den 16<br />

westdeutschen Verdichtungsräumen hatten von 1992 bis<br />

1995 insgesamt 9 ein stärkeres Dienstleistungswachstum<br />

als die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Abb. 4.2-1).<br />

Von 1992 bis 1995 stieg die Beschäftigung des Dienstleistungssektor<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> um etwa 1.700<br />

Personen oder jahresdurchschnittlich 0,2%, was genau<br />

im Wert der Verdichtungsräume lag (Übersicht 4.2-1).<br />

Der Abstand zu den Spitzenreitern Bielefeld, Saarbrücken,<br />

Köln-Bonn, Rhein-Neckar und Karlsruhe war<br />

damit beträchtlich (Abb. 4.2-2).<br />

In der zweiten Hälfte der 90er Jahre hat dann die Dienstleistungsentwicklung<br />

auch in den Verdichtungsräumen<br />

wieder so stark an Dynamik gewonnen, dass sie erst-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 77<br />

Abb. 4.2-2 Beschäftigtenentwicklung des Dienstleistungssektors insgesamt in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

1992 bis 1995 und 1995 bis 2000<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

-0,5<br />

Köln-Bonn<br />

München<br />

Rhein-Main<br />

Saarbrücken<br />

Aachen<br />

Karlsruhe<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />

Bielefeld<br />

Düsseldorf<br />

Rhein-Neckar<br />

Ruhrgebiet<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Stuttgart<br />

Nürnberg<br />

Hamburg<br />

Wuppertal<br />

Bremen<br />

1992-1995<br />

1995-2000<br />

VR insg.<br />

BG West<br />

mals seit langem wieder den Bundestrend übertraf. Die<br />

Spitzenreiter unter den Verdichtungsräumen seit 1995<br />

waren Köln-Bonn, München und Rhein-Main. Es folgten<br />

kleinere <strong>Region</strong>en wie Saarbrücken, Aachen, Karlsruhe<br />

und Bielefeld. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hatte nach der Mitte<br />

der 90er Jahre eine vergleichsweise schwache Dienstleistungsentwicklung<br />

und verlor von 1996 bis 1998 sogar<br />

leicht an Beschäftigung. Sie erreichte damit lediglich<br />

einen 11. Rang unter den Verdichtungsräumen. Noch<br />

deutlich ungünstiger war aber u.a. die Entwicklung in<br />

den <strong>Region</strong>en Stuttgart, Nürnberg, Hamburg, und Bremen<br />

(Abb. 4.2-2).<br />

Die Dienstleistungsbeschäftigung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

stieg von 1995 bis 2000 um 26.000 Personen oder<br />

jahresdurchschnittlich 1,7% (Westdeutschland 1,5%).<br />

Die Entwicklung in den einzelnen Dienstleistungsbereichen<br />

war durchaus unterschiedlich (Übersicht 4.2-1 und<br />

Abb. 4.2-4). Deutlich hinter dem Bundestrend der Verdichtungsräume<br />

blieben der Groß- und Einzelhandel<br />

sowie die Finanzdienstleistungen zurück. Schwächer<br />

war die Entwicklung auch in den Bereichen Kunst, Medien,<br />

Verlagswesen sowie bei den Gebietskörperschaften.<br />

Überdurchschnittliche Gewinne hatten der Verkehrssektor,<br />

Gastgewerbe, Heime sowie die gesamte Palette der<br />

unternehmensbezogenen Dienstleistungen. Allein in den<br />

stark auf den Unternehmenssektor ausgerichteten Dienstleistungssparten<br />

entstanden in den letzten fünf Jahren


78<br />

DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />

Abb. 4.2-3 Beschäftigtenentwicklung des Dienstleistungssektors in den Zentren und in den Umlandbereichen<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume 1995 bis 2000<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Köln-Bonn<br />

München<br />

Rhein-Main<br />

Saarbrücken<br />

Aachen<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

fast 24.000 Arbeitsplätze in der <strong>Region</strong>, was erheblich<br />

über dem Bundestrend lag.<br />

Insgesamt hat sich damit in der Wirtschaftsregion <strong>Hannover</strong><br />

die Konstitution der Dienstleistungen gegenüber<br />

der ersten Phase nach der Wiedervereinigung stark verändert:<br />

– Die von der Haushaltsnachfrage abhängigen Zweige<br />

entwickelten sich in den letzten Jahren fast durchweg<br />

ungünstiger als im Bundestrend, dies spiegelt auch<br />

eine unterdurchschnittliche Bevölkerungsentwicklung<br />

wider.<br />

– Die von der Finanzkraft des öffentlichen Sektors bestimmten<br />

Bereiche konnten (noch) etwa durchschnittlich<br />

abschneiden.<br />

– Die überdurchschnittlichen Wachstumsimpulse kamen<br />

weitgehend aus dem Unternehmenssektor, insbesondere<br />

von den überregional orientierten Dienstleistungen.<br />

– Eine besondere Rolle hat die EXPO 2000 gespielt, die<br />

sich in den Jahreszahlen von 2000 widerspiegelt.<br />

Die Entwicklung innerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> war<br />

bereits in den 80er Jahren durch eine Umverteilung von<br />

der Stadt ins Umland gekennzeichnet. Von den knapp<br />

21.000 neuen Dienstleistungsarbeitsplätzen von 1980<br />

bis 1989 entstanden fast 55% im Landkreis <strong>Hannover</strong>.<br />

Das durchschnittliche Wachstum von 2,1% im Landkreis<br />

jahresdurchschnittliche Veränderung in %<br />

Karlsruhe<br />

Bielefeld<br />

Düsseldorf<br />

Rhein-Neckar<br />

Ruhrgebiet<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Stuttgart<br />

Nürnberg<br />

Hamburg<br />

Zentren<br />

Umland<br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

Wuppertal<br />

Bremen<br />

VR insg.<br />

übertraf dasjenige der Stadt von 0,6% beträchtlich.<br />

Allerdings lagen diese Wachstumsunterschiede zwischen<br />

Kern und Umland durchaus im Rahmen der anderen<br />

Verdichtungsräume, der Prozess der Suburbanisierung<br />

war also keinesfalls sehr viel stärker als in anderen<br />

<strong>Region</strong>en.<br />

Auch in der ersten Phase nach der Wiedervereinigung<br />

blieben zwar weiterhin die Wachstumsraten der Dienstleistungen<br />

im Landkreis höher als in der Stadt <strong>Hannover</strong>,<br />

dennoch waren die Unterschiede nicht mehr so groß wie<br />

in den 80er Jahren. Von den zusätzlichen 36.000<br />

Arbeitsplätzen im Zeitraum 1989 bis 1992 entfielen<br />

immerhin fast 66% auf die Stadt und etwa ein Drittel auf<br />

den Landkreis <strong>Hannover</strong>.<br />

Auch in der zweiten Hälfte der 90er Jahre klaffen die<br />

Wachstumsraten in den Zentren und den Umlandbereichen<br />

auseinander. Dies gilt in besonderer Weise<br />

auch für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Die Suburbanisierung<br />

der Dienstleistungen ist dabei zwar nicht ganz so stark<br />

wie in den Verdichtungsräumen München, Hamburg<br />

oder Nürnberg, aber doch deutlich stärker als in den<br />

<strong>Region</strong>en wie Stuttgart, Bremen oder im Rhein-Main-<br />

Gebiet.<br />

Bei aller Problematik der Vergleichbarkeit der Daten für<br />

Stadt und Landkreis 10 haben sich in den letzten Jahren<br />

vor allem die Dienstleistungen in der Stadt <strong>Hannover</strong><br />

Abb. 4.2-4 (a) Beschäftigtenentwicklung in den wichtigsten Zweigen der Dienstleistungen<br />

im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> seit Anfang der 80er Jahre<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

Großhandel<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Verkehr, Telekommunikation<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

schwach entwickelt (Abb. 4.2-3). Im Vergleich zu den<br />

übrigen Zentren der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

hatte die Stadt <strong>Hannover</strong> nach Hamburg die schwächste<br />

Entwicklung der Dienstleistungsbeschäftigung im Zeitraum<br />

1995 bis 2000. Der Landkreis <strong>Hannover</strong> erreichte<br />

knapp die Dynamik der Umlandregionen der westdeutschen<br />

Verdichtungsräume.<br />

4.3 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort<br />

des Handels<br />

Die Situation des Einzelhandels und dessen Bedeutung<br />

für die <strong>Region</strong> und darüber hinaus soll im Folgenden<br />

anhand der Indikatoren Einzelhandelsumsatz, Kaufkraft<br />

und Einzelhandelszentralität 11 beschrieben werden. Um<br />

die Vergleichbarkeit zwischen den unterschiedlich<br />

großen Verdichtungsräumen zu gewährleisten, werden<br />

die Indikatoren Werte pro Kopf berechnet.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 79<br />

1989 = 100<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

Einzelhandel<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Kreditinstitute<br />

VR <strong>Hannover</strong><br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

früheres<br />

Bundesgebiet<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

– Der Einzelhandelsumsatz pro Einwohner gibt den<br />

Umsatz an, den die Einzelhandelsbetriebe in einer<br />

<strong>Region</strong> realisieren können. Im interregionalen Vergleich<br />

ist damit aber noch nicht berücksichtigt, dass<br />

die Kaufkraft der <strong>Region</strong>en sehr unterschiedlich sein<br />

kann.<br />

– Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft einer <strong>Region</strong>, in<br />

die das Einkommensniveau sowie insbesondere auch<br />

die Erwerbsbeteiligung eingehen, reflektiert letztlich<br />

das für Konsumgüter zur Verfügung stehende Einkommen<br />

der Bevölkerung. Hierbei sind die Ausgaben für<br />

die Warengruppen Nahrungs- und Genussmittel, Kleidung,<br />

Schuhe, übrige Güter für die Haushaltsführung<br />

(u.a. Möbel, Bodenbeläge, Haushaltselektrogeräte,<br />

Heimtextilien, Gartenbedarfsartikel, Reinigungsmittel),<br />

10) vgl. Abschnitt 1.5<br />

11) Datenquelle: GfK Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg


80<br />

DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />

Abb. 4.2-4 (b) Beschäftigtenentwicklung in den wichtigsten Zweigen der Dienstleistungen<br />

im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> seit Anfang der 80er Jahre (Fortsetzung)<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

Versicherungen<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Haushaltsbez. Dienstleistungen<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

Körper- und Gesundheitspflege, Bildung und Unterhaltung<br />

(z.B. TV, Radio, Bücher, Fotobedarf, Zeitschriften,<br />

Spielwaren, Sportartikel) und persönliche Ausstattung<br />

(u.a. Uhren, Schmuck) einbezogen. Nicht berücksichtigt<br />

sind Ausgaben für Kraftfahrzeuge und Brennstoffe.<br />

– Der Einzelhandelsumsatz bezogen auf die Kaufkraft<br />

einer <strong>Region</strong> beschreibt ihre Zentralität, d.h. den<br />

Anteil des Umsatzes der per Saldo zusätzlich aus anderen<br />

<strong>Region</strong>en realisiert wird bzw. in andere <strong>Region</strong>en<br />

abfließt. Werte über 100 zeigen einen Kaufkraftzufluss,<br />

darunter liegende Werte einen Kaufkraftabfluss<br />

an. Für die großstädtischen <strong>Region</strong>en ist aufgrund<br />

der Konzentration des Einzelhandelsangebots<br />

insbesondere des gehobenen Bedarfs grundsätzlich<br />

mit einem Kaufkraftzufluss zu rechnen.<br />

Die Entwicklung des Einzelhandels wird abschließend<br />

anhand der Zahlen der sozialversicherungspflichtig<br />

1989 = 100<br />

240<br />

230<br />

220<br />

210<br />

200<br />

190<br />

180<br />

170<br />

160<br />

150<br />

140<br />

130<br />

120<br />

110<br />

100<br />

90<br />

130<br />

125<br />

120<br />

115<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

Unternehmensbez. Dienstleistungen<br />

VR <strong>Hannover</strong><br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

früheres<br />

Bundesgebiet<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Öffentliche Dienstleistungen<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00<br />

Beschäftigten erfasst. Dabei ist zu berücksichtigen, dass<br />

gerade der Zweig des Einzelhandels durch eine starke<br />

Dominanz von geringfügigen Beschäftigungsverhältnissen<br />

geprägt ist, die nicht der Sozialversicherungspflicht<br />

unterliegen.<br />

Die Stadt <strong>Hannover</strong> gehört natürlich von ihrer absoluten<br />

Größe her nicht zu den Spitzenreitern unter den Einkaufsstandorten<br />

in Deutschland. Mit DM 7,6 Mrd. Umsatz<br />

ist sie zwar zweitgrößter Einzelhandelsstandort in<br />

Norddeutschland, noch vor Bremen (DM 6,5 Mrd.),<br />

aber mit erheblichem Abstand hinter Hamburg (DM<br />

21,2 Mrd.).<br />

Nach dem Einzelhandelsumsatz bezogen auf die Einwohnerzahl<br />

12 liegt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (121 13 ) unter<br />

den deutschen Verdichtungsräumen vor München (119),<br />

Bremen (118) und Saarbrücken (116) an der Spitze und<br />

damit weit über dem Durchschnitt der Verdichtungsräume<br />

(108) (Abb. 4.3-1). Die einzelhandelsrelevante Kaufkraft<br />

14 der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (110 15 ) erreicht mit deutlichem<br />

Abstand zu München (116) und zusammen mit<br />

Rhein-Main, Hamburg und Düsseldorf (je 109) ebenfalls<br />

einen Spitzenwert unter den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

(Abb. 4.3-1).<br />

Nach der Einzelhandelszentralität 16 steht der Verdichtungsraum<br />

<strong>Hannover</strong> (110 17 ) damit auf dem dritten Rang<br />

nach Saarbrücken und Bremen (Abb. 4.3-2). Alle drei<br />

profitieren (bei unterschiedlicher absoluter Größenordnung)<br />

davon, dass sie großstädtische Zentren für jeweils<br />

einen weiten, deutlich über die Grenzen des Verdichtungsraum<br />

hinausgehenden Einzugsbereich sind. Für die<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bedeutet dieses Ergebnis, dass per<br />

Saldo etwa 10% des Einzelhandelsumsatzes von außerhalb<br />

des Großraums kommen.<br />

Die Unterscheidung nach der Einzelhandelszentralität<br />

von Zentrum und Umland ermöglicht eine genauere Positionsbestimmung<br />

der Zentren in ihrem Umland sowie die<br />

Erfassung des Grades der Suburbanisierung der Einzelhandelsaktivitäten<br />

(Abb.4.3-2).<br />

- Im Vergleich der übrigen Zentren hat die Stadt <strong>Hannover</strong><br />

(134) eine herausragende Einzelhandelszentralität<br />

18 , die in der Größenordnung von Nürnberg (133)<br />

liegt und nur von Karlsruhe (142) deutlich übertroffen<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 81<br />

Abb. 4.3-1 Einzelhandelsumsatz und einzelhandelsrelevante Kaufkraft in den westdeutschen<br />

Verdichtungsräumen 2001<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

<strong>Hannover</strong><br />

München<br />

Bremen<br />

Saarbrücken<br />

Nürnberg<br />

Quelle: GfK - Gesellschaft für Konsumforschung<br />

Hamburg<br />

Düsseldorf<br />

je Einwohner Deutschland = 100<br />

Bielefeld<br />

Köln-Bonn<br />

Rhein-Main<br />

Karlsruhe<br />

Ruhrgebiet<br />

Umsatzkennziffer<br />

Einzelhandelsrelevante Kaufkraftkennziffer<br />

Stuttgart<br />

Aachen<br />

Rhein-Neckar<br />

Wuppertal<br />

VR insg.<br />

Westdeutschland<br />

wird. Bielefeld, Aachen, München und Saarbrücken<br />

haben eine etwas niedrigere Einzelhandelszentralität<br />

(je 130).<br />

- Darüber hinaus ist der Abstand zum Landkreis <strong>Hannover</strong><br />

(90) ausgesprochen hoch (Abb. 4.3-2). Die Verlagerung<br />

von Einzelhandelsbetrieben ins Umland und<br />

der Entzug von Kaufkraft zugunsten des Umlandes ist<br />

offensichtlich in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weniger vorangeschritten<br />

als in vielen anderen Verdichtungsräumen.<br />

So ist z.B. in den anderen norddeutschen <strong>Region</strong>en<br />

Bremen und Hamburg der Zentralitätsunterschied zwischen<br />

Kernstadt und Umland wesentlich geringer.<br />

Innerhalb der westdeutschen Verdichtungsräume ist<br />

dieses Zentralitätsgefälle nur in den <strong>Region</strong>en München,<br />

Nürnberg und Karlsruhe größer.<br />

Eine Analyse des Einzelhandelsbesatzes 19 , macht deutlich,<br />

dass der Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> seine Position<br />

12) Umsatzkennziffer je Einwohner, 2001, Gesellschaft für Konsumforschung, Nürnberg<br />

13) jeweiliger Bundeswert (Deutschland) = 100<br />

14) Einzelhandelsrelevante Kaufkraft je Einwohner, 2001, Gesellschaft für Konsumforschung,<br />

Nürnberg<br />

15) jeweiliger Bundeswert (Deutschland) = 100<br />

16) Umsatzkennziffer bezogen auf die einzelhandelsrelevante Kaufkraft, 2001, Gesellschaft<br />

für Konsumforschung, Nürnberg<br />

17) jeweiliger Bundeswert (Deutschland) = 100<br />

18) Umsatzkennziffer bezogen auf die einzelhandelsrelevante Kaufkraft, 2001, Gesellschaft<br />

für Konsumforschung, Nürnberg<br />

19) Beschäftigte im Einzelhandel bezogen auf die Einwohner; für diesen Indikator liegen<br />

längere Zeitreihen vor.


82<br />

DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />

NORD/LB-Neubau am Aegidientorplatz<br />

in den 80er Jahren verbessern konnte und nach der Wiedervereinigung<br />

noch einmal leicht hinzu gewonnen hat.<br />

In den letzten Jahren konnte die <strong>Region</strong> diese Position<br />

aber nicht ganz halten.<br />

Der Einzelhandel hat sich in bezug auf die Beschäftigten<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nach der Wiedervereinigung<br />

zunächst überdurchschnittlich entwickelt. Bereits seit<br />

1991 schwächte sich aber die im Vergleich der Verdichtungsräume<br />

überdurchschnittliche Entwicklung wieder<br />

ab. Von 1989 bis 1992 entstanden in der <strong>Region</strong><br />

3.200 Arbeitsplätze im Einzelhandel, die Wachstumsrate<br />

lag mit 2,9% – bezogen auf den Gesamtzeitraum – im<br />

Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

(Übersicht 4.2-1).<br />

In den letzten Jahren ist die Beschäftigung des Einzelhandels<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> stärker als in den übrigen<br />

Verdichtungsräumen zurückgegangen. Von 1992<br />

bis 1999 büßte der Einzelhandel rund 5.000 Arbeitsplätze<br />

ein, was einer jährlichen Abnahme von 1,9% entsprach.<br />

In den Verdichtungsräumen insgesamt lag der<br />

Rückgang nur bei jährlich 0,9%. Im Jahr 2000 konnte<br />

die Beschäftigung im Einzelhandel aufgrund der EXPO<br />

kurzfristig um 6% oder 2.100 Beschäftigte gesteigert<br />

werden.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist mit gut 28.000 Beschäftigten<br />

auch ein bedeutender Standort des Großhandels. Im<br />

Vergleich der Verdichtungsräume ist der Großhandel in<br />

<strong>Hannover</strong> etwa durchschnittlich vertreten. Die Großhandelsaktivitäten<br />

innerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> entfielen<br />

2000 zu 44% auf den Landkreis. Im Jahr 1989 waren<br />

es erst knapp 35%. Dies macht deutlich, dass der<br />

Großhandel neben dem Einzelhandel einer der Wirtschaftszweige<br />

mit starker Suburbanisierungstendenz ist.<br />

Der Großhandel in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat von der<br />

Wiedervereinigung zunächst in ganz besonderer Weise<br />

profitiert. Dazu dürfte besonders die günstige Lage zu<br />

den neuen Bundesländern beigetragen haben. Die<br />

Beschäftigung stieg von 1989 bis 1993 weit überdurchschnittlich<br />

um mehr als ein Viertel oder 5.800 Personen.<br />

In den Folgejahren ging die Beschäftigung aber ebenso<br />

rapide wieder zurück, sie schrumpfte von 1993 bis 2000<br />

um 7.800 Personen. Entsprechend hat sich die Spezialisierung<br />

auf den Großhandel von 1989 (125) bis<br />

2000 (109) verringert. In dieser Entwicklung drücken<br />

sich die Folgen des Aufbaus von Großhandelsstrukturen in<br />

den neuen Bundesländern ebenso aus wie die fortschreitende<br />

Konzentration im bundesdeutschen Handel, in deren<br />

Zuge ein großes, in <strong>Hannover</strong> ansässiges Handelsunternehmen<br />

seine Aktivitäten beträchtlich verringert hat.<br />

Quelle: GfK - Gesellschaft für Konsumforschung<br />

4.4 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort von<br />

Finanzdienstleistungen<br />

Die Finanzdienstleistungen zählten noch in den 80er<br />

Jahren zu den schnell wachsenden Dienstleistungszweigen.<br />

Spätestens mit der Vollendung des Gemeinsamen<br />

Marktes hat sich aber auch für Finanzdienstleistungen<br />

der internationale Wettbewerb beträchtlich verschärft<br />

und die quantitative Expansion ist stärker qualitativ orientierten<br />

Umstrukturierungen und Anpassungsprozessen<br />

gewichen. Von 1992 bis 2000 ist demzufolge die<br />

Beschäftigung bei den Kreditinstituten in Deutschland<br />

nur noch wenig gewachsen, bei den Versicherungen<br />

sogar um 2,6% gesunken.<br />

Die Finanzdienstleistungen konzentrieren sich in besonderer<br />

Weise in den wenigen ganz großen Zentren des<br />

Bundesgebietes. Aber auch in den übrigen großstädtischen<br />

Verdichtungsräumen sind die Finanzdienstleistungen<br />

überdurchschnittlich vertreten. Vor diesem Hintergrund<br />

soll im Folgenden die Bedeutung der Finanzdienstleistungen<br />

im Wirtschaftsraum <strong>Hannover</strong> überprüft werden.<br />

Wegen des unterschiedlichen räumlichen Musters<br />

und voneinander abweichender Entwicklungen wird zwischen<br />

Kreditwesen und Versicherungen unterschieden.<br />

Die in absoluten Zahlen größten Finanzdienstleistungsregionen<br />

in Deutschland sind das Rhein-Main Gebiet mit<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 83<br />

Abb. 4.3-2 Einzelhandelszentralität in den Zentren und im Umland der westdeutschen Verdichtungsräume 2001<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Saarbrücken<br />

Bremen<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Nürnberg<br />

Hamburg<br />

Bielefeld<br />

je Einwohner, Deutschland=100<br />

Ruhrgebiet<br />

München<br />

Aachen<br />

Düsseldorf<br />

Karlsruhe<br />

Köln-Bonn<br />

Rhein-Neckar<br />

Rhein-Main<br />

Stuttgart<br />

Zentren<br />

Umland<br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

Wuppertal<br />

VR insg.<br />

Frankfurt (121.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte),<br />

München (76.000) und Hamburg (63.000),<br />

gefolgt von Köln-Bonn (60.000) und Stuttgart (54.000).<br />

<strong>Hannover</strong> (25.000) liegt von der absoluten Größe her<br />

auf Rang 8. Hinsichtlich der Spezialisierung 20 auf Finanzdienstleistungen<br />

ergibt sich ein beträchtliches Gefälle<br />

zwischen den Verdichtungsräumen. Die relativ höchste<br />

Ausrichtung der Wirtschaftsstruktur auf Finanzdienstleistungen<br />

weisen die Verdichtungsräume Rhein-Main<br />

(198) und München (170) auf (Abb. 4.4-1). An dritter<br />

Stelle folgt dann bereits – wenn auch mit deutlichem<br />

Abstand – die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (132), noch vor Köln-<br />

Bonn (129), Hamburg (128) und Stuttgart (123). In fast<br />

allen Verdichtungsräumen ist die Spezialisierung auf<br />

Finanzdienstleistungen seit Ende der 80er Jahre gestiegen.<br />

Dies gilt vor allem für die beiden führenden<br />

Finanzplätze Rhein-Main (Kreditinstitute) und München<br />

(Versicherungen). Auch in <strong>Hannover</strong> hat die Ausrichtung<br />

– allerdings nur geringfügig – zugenommen.<br />

Die Kreditinstitute sind in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in Relation<br />

zu den Verdichtungsräumen insgesamt leicht unterdurchschnittlich<br />

vertreten (Abb.4.4-1). Die Beschäftigtenentwicklung<br />

der Kreditinstitute in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

20) Spezialisierung: Anteil an den Beschäftigten insgesamt, früheres Bundesgebiet =<br />

100, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000


84<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH<br />

Die Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> (TCH) GmbH wurde<br />

1985 gegründet. Sie ist als Gesellschaft für Managementund<br />

Innovationsberatung in Norddeutschland und hier<br />

insbesondere in der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> tätig. Im Jahr 2000<br />

erwirtschafteten 28 feste Mitarbeiter einen Umsatz von<br />

4,6 Mio. DM. Branchenschwerpunkte sind die Bereiche<br />

Informations- und Kommunikationstechnologien/Neue<br />

Medien.<br />

Am 01.01.2001 wurde<br />

die VisionConnect GmbH<br />

(www.visionconnect.de), ein<br />

Tochterunternehmen der TCH GmbH für E-Business-Lösungen,<br />

gegründet. Die insgesamt 18 festen IT-Berater,<br />

Anwendungsentwickler, Designer und Redakteure entwickeln<br />

internetbasierte Geschäftsprozesse für Unternehmen<br />

und Institutionen.<br />

Das Leistungsangebot der TCH GmbH ist focussiert auf die<br />

Durchführung, Finanzierung und Implementierung innovativer<br />

Veränderungsprozesse in Unternehmen. Das Portfolio<br />

umfasst Wachstumsbranchen der New Economy, Medizintechnik<br />

und Life Sciences ebenso wie dynamische Unternehmen<br />

der Investitions- und Konsumgüterindustrie.<br />

Die TCH GmbH hat drei Kernkompetenzen:<br />

• Management- und Innovationsberatung<br />

• E-Business Komplettlösungen<br />

• Betreiben zweier Start-Up-Center mit 11.000 m 2<br />

Nutzfläche für über 70 innovative Unternehmen:<br />

TCH,<br />

Vahrenwalder Str. 7<br />

CampMedia,<br />

Expo Plaza 3<br />

Innerhalb der Kernkompetenzen werden die Geschäftsfelder<br />

Start-Up-Services, Innovationsfinanzierungsberatung,<br />

Unternehmensübernahmen, Center-Management<br />

sowie IT-Beratung, Web-Applikationen, Software-Lösungen<br />

und Service-Providing im Markt angeboten.<br />

Die TCH GmbH ist auch Eigentümer und verantwortlicher<br />

Betreiber des Internet-Leitsystems der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong><br />

unter www.hannover.de.<br />

Um den Einsatz von Multimedia<br />

in Unternehmen, in<br />

der Verwaltung und in der<br />

Ausbildung zu fördern,<br />

hat der Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong> 1997 die<br />

Zukunftsfabrik Kommunikation (www.zukunftsfabrik.hannover.de)<br />

ins Leben gerufen. Sie wird von der Technologie-<br />

Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH durchgeführt. Die Zukunftsfabrik<br />

Kommunikation hat seit ihrer Gründung zahlreiche Projekte<br />

durchgeführt und Veranstaltungen zu aktuellen Themen<br />

aus der Multimedia-Welt organisiert. Einmal im Jahr vergibt<br />

die ZUK den Innovationspreis für besonders innovative<br />

oder anwendungsfreundliche IT-Lösungen an Unternehmen<br />

und Schulen.<br />

Partner der TCH GmbH:<br />

• Software AG<br />

• Oracle Deutschland GmbH<br />

• BEGIN (Beratungszentrum für Elektronischen<br />

Geschäftsverkehr in Niedersachsen)<br />

• IHK <strong>Hannover</strong><br />

• LambdaNet Communications GmbH<br />

• Cycore 3D Graphics Software<br />

• Verein Technologie-Centren<br />

Niedersachsen e.V. (www.vtn.de)<br />

ADRESSE:<br />

Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH<br />

Gesellschaft für Management-<br />

und Innovationsberatung<br />

Vahrenwalder Str. 7<br />

30165 <strong>Hannover</strong><br />

fon (05 11) 93 57 - 0<br />

fax (05 11) 93 57 - 100<br />

Internet: www.tch.de<br />

e-mail: tch@hannover.de<br />

Standort:<br />

Expo Plaza 3<br />

CampMedia<br />

fon (05 11) 7 60 71 - 600<br />

fax (05 11) 7 60 71 - 101<br />

Internet: www.campmedia.de<br />

e-mail: tch@hannover.de<br />

Abb. 4.4-1 Finanzdienstleistungen in den westdeutschen Verdichtungsräumen 2000<br />

260<br />

240<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Rhein-Main<br />

München<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

nach der Wiedervereinigung erreichte knapp die Dynamik<br />

der übrigen Verdichtungsräume. Von 1989 bis<br />

1992 entstanden etwa 700 zusätzliche Arbeitsplätze,<br />

was einem jährlichen Zuwachs von 1,8% entsprach. Der<br />

Zuwachs konzentrierte sich vollständig auf die Stadt<br />

<strong>Hannover</strong>. Die Beschäftigtenentwicklung in den letzten<br />

Jahren war deutlich ungünstiger als im Trend der Verdichtungsräume.<br />

Von 1992 bis 2000 verlor die <strong>Region</strong><br />

etwa 220 Arbeitsplätze.<br />

Die Stadt <strong>Hannover</strong> ist ein bundesweit sehr bedeutsamer<br />

Versicherungsstandort. Nach einer jüngeren Untersuchung<br />

haben insgesamt 31 Versicherungsunternehmen ihren<br />

Sitz in <strong>Hannover</strong>, darunter vier Lebensversicherungen,<br />

sechs Pensionskassen, zwei Krankenversicherer, 15<br />

Schaden- und Unfallversicherungen und vier Rückversicherungsgesellschaften,<br />

die zusammen 1998 verdiente<br />

Bruttobeiträge in Höhe von mehr als DM 18 Mrd. erwirtschaftet<br />

haben 21 . Die Marktanteile der hannoverschen<br />

Versicherungsunternehmen im Bundesgebiet lagen 1998<br />

insgesamt bei 5,9%, darunter erreichten die Krankenversicherungen<br />

weniger als 0,1%, die Pensionskassen<br />

2,1%, die Lebensversicherungen 2,9%, die Schadenund<br />

Unfallversicherungen 7,3% und die Rückversicherungen<br />

12,4% Marktanteil 22 . Hinsichtlich der Position<br />

der Stadt <strong>Hannover</strong> unter den wichtigsten Versicherungsstandorten<br />

hat sich in den 90er Jahren im Wesentlichen<br />

nichts verändert. Mit den Plätzen drei bei den Rückversicherungen<br />

und vier bei den Schaden- und Unfallversicherungen<br />

liegt <strong>Hannover</strong> auf Rang sechs unter den<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 85<br />

Anteil an den Beschäftigten insgesamt, früheres Bundesgebiet = 100<br />

Köln-Bonn<br />

Hamburg<br />

Stuttgart<br />

Düsseldorf<br />

Karlsruhe<br />

Nürnberg<br />

Rhein-Neckar<br />

Saarbrücken<br />

Bremen<br />

Kreditinstitute<br />

Versicherungsgewerbe<br />

Finanzdienstleistungen insgesamt<br />

Aachen<br />

Ruhrgebiet<br />

Bielefeld<br />

Wuppertal<br />

VR insg.<br />

größten deutschen Versicherungsstandorten. Vor <strong>Hannover</strong><br />

(5,9%) rangieren mit weitem Abstand München<br />

(25% Marktanteil) und Köln (15%) sowie Hamburg<br />

(8,4%), Stuttgart (8,1%) und Wiesbaden (6,1%).<br />

Insgesamt sind die Versicherungen in der Wirtschaftsstruktur<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit knapp 11.400<br />

Beschäftigten 23 sehr stark überrepräsentiert. Der Anteil<br />

der Versicherungen an den Beschäftigten insgesamt ist<br />

unter den westdeutschen Verdichtungsräumen nur in<br />

München und Köln-Bonn höher als in <strong>Hannover</strong><br />

(Abb.4.4-1).<br />

Die Versicherungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hatten in<br />

der ersten Phase nach der Wiedervereinigung ihre<br />

Beschäftigung weit überdurchschnittlich ausgebaut. Von<br />

1989 bis 1992 entstanden fast 1.700 zusätzliche<br />

Arbeitsplätze. Dies entsprach einem jährlichen Zuwachs<br />

von 5,1%, was deutlich über dem Durchschnitt der westdeutschen<br />

Verdichtungsräume von 3,9% lag. Von 1992<br />

bis 2000 wurden im Versicherungsgewerbe der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> etwa 900 Arbeitsplätze wieder abgebaut.<br />

21) vgl. Hübl, Lothar und Ulrich Schasse: Struktur und Entwicklung der Versicherungswirtschaft<br />

am Standort <strong>Hannover</strong> in der ersten Hälfte der 90er Jahre. In: J.-Matthias<br />

Graf von der Schulenburg: Neue Wege des Versicherungsmanagements.<br />

Karlsruhe, 1997, S. 159-174; Schasse, Ulrich: Aktualisierung der Daten zur Versicherungswirtschaft<br />

am Standort <strong>Hannover</strong>, Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung,<br />

<strong>Hannover</strong>, Januar 2000.<br />

22) Berechnungen des <strong>NIW</strong> nach Angaben des Bundesaufsichtsamtes für das Versicherungswesen<br />

23) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000


86<br />

DIE REGION HANNOVER ALS DIENSTLEISTUNGSSTANDORT<br />

Hauptbahnhof <strong>Hannover</strong><br />

Der Rückgang war damit stärker als im Durchschnitt der<br />

Verdichtungsräume.<br />

Die hannoverschen Versicherungen haben zwar bei den<br />

personalintensiveren Bereichen der Schaden- und Unfallversicherungen<br />

in den 90er Jahren kontinuierlich an<br />

Marktanteilen ihrer Sparten verloren, im Gegenzug<br />

haben aber die Rückversicherungen beträchtlich zugelegt.<br />

Dies zeigt, dass sich die hannoverschen Versicherer<br />

im Hinblick auf ihre Marktpositionierung und ihre<br />

Kostenlage an die veränderten Rahmenbedingungen bislang<br />

gut anpassen konnten. Allerdings ist mit weiter<br />

stark steigendem europaweiten Wettbewerb in der Branche<br />

zu rechnen 24 . Die letztlich am Votum der Aufsichträte<br />

gescheiterte Fusion eines großen hannoverschen Rückversicherers<br />

mit einem süddeutschen Versicherungsunternehmen<br />

wäre mit nicht unbeträchtlichen Arbeitsplatzverlusten<br />

in <strong>Hannover</strong> einhergegangen.<br />

4.5 <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort unternehmensorientierter<br />

Dienstleistungen<br />

Die unternehmensorientierten Dienstleistungen 25 zählen<br />

zu den bundesweit wachstumsträchtigsten Wirtschafts-<br />

zweigen. Von 1989 bis 1992 ist die Beschäftigung in<br />

diesem Bereich bundesweit jährlich um gut 9% und von<br />

1992 bis 2000 nochmals um jahresdurchschnittlich 6%<br />

gestiegen. Insgesamt sind seit 1989 in diesem Bereich in<br />

Westdeutschland knapp 1,3 Mio. Arbeitsplätze entstanden.<br />

Allerdings profitieren die Unternehmensdienste in<br />

besonderem Maße von den Out-sourcing-Strategien der<br />

Unternehmen. Ein Teil der Arbeitplätze in neuen Unternehmen<br />

dieses Bereiches sind ehemalige Abteilungen<br />

oder Arbeitsgruppen von großen Unternehmen, die sich<br />

nunmehr auf ihr Kerngeschäft konzentrieren. Trotzdem<br />

bleiben die unternehmensbezogenen Dienstleistungen<br />

ein besonders wachstumsträchtiger Bereich, der mit seinem<br />

teilweise hochspezialisierten Angebot auch die<br />

regionalen Standortbedingungen für kleinere und mittlere<br />

Unternehmen verbessert.<br />

Die unternehmensbezogenen Dienstleistungen haben in<br />

der Wirtschaftsstruktur der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit knapp<br />

68.000 Beschäftigten 26 und einem Beschäftigtenanteil<br />

von 15% (139 27 ) ein überdurchschnittliches Gewicht im<br />

Vergleich der westdeutschen Verdichtungsräume (122);<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> erreicht mit seiner Spezialisierung<br />

auf unternehmensbezogene Dienste damit den dritten<br />

Rang (Abb. 4.5-1). Auf den Spitzenpositionen liegen<br />

hier München (150) und das Rhein-Main-Gebiet (149).<br />

<strong>Hannover</strong> liegt etwa gleichauf mit Hamburg (138) und<br />

Nürnberg (135). Deutlich schwächer ist die Bedeutung<br />

der unternehmensorientierten Dienste in den übrigen<br />

süddeutschen und nordrhein-westfälischen <strong>Region</strong>en.<br />

Der Vergleich zwischen 1989 und 2000 macht auch<br />

deutlich, wie stark die Bedeutung der unternehmensbezogenen<br />

Dienste in den letzten 12 Jahren angewachsen<br />

ist. Im Durchschnitt der westdeutschen Verdichtungsräume<br />

ist der Anteil von 6,7% auf 13,2% gestiegen, im Verdichtungsraum<br />

<strong>Hannover</strong> von 7,1% auf 15,1% (Abb.<br />

4.5-1). Somit sind in diesem Dienstleistungszweig in den<br />

letzten 12 Jahren alleine in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> fast<br />

39.000 Arbeitsplätze entstanden.<br />

Innerhalb der unternehmensbezogenen Dienste in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind vor allem die Gebäudereinigung<br />

und Abfallbeseitigung sowie die übrigen Dienstleistungen<br />

für Unternehmen 28 überdurchschnittlich und die Technische<br />

Beratung und Planung etwa durchschnittlich vertreten<br />

(Übersicht 4.2-1). Unterrepräsentiert sind Rechts-,<br />

Wirtschafts- und technische Beratung sowie Vermietung.<br />

Noch schwächer ist die Bedeutung der Wirtschaftswerbung,<br />

die sich in besonderer Weise in den Verdichtungsräumen<br />

München, Hamburg und Düsseldorf konzentriert.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 87<br />

Abb. 4.5-1 Unternehmensbezogene Dienstleistungen in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1989 und 2000<br />

18<br />

16<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

München<br />

Rhein-Main<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Hamburg<br />

Nürnberg<br />

Düsseldorf<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

Anteil an den Beschäftigten insgesamt in %<br />

Köln-Bonn<br />

Ruhrgebiet<br />

Karlsruhe<br />

Rhein-Neckar<br />

Stuttgart<br />

Aachen<br />

Saarbrücken<br />

Bremen<br />

Bielefeld<br />

Wuppertal<br />

1989<br />

2000<br />

VR insg.<br />

BG West<br />

Innerhalb des Wirtschaftsraums <strong>Hannover</strong> konzentrieren<br />

sich die unternehmensbezogenen Dienstleistungen in<br />

besonderer Weise auf das Zentrum: Mehr als drei Viertel<br />

(76%) der Arbeitsplätze entfallen derzeit auf die<br />

Stadt <strong>Hannover</strong> 29 . Eine verstärkte Suburbanisierung von<br />

Arbeitsplätzen der unternehmensorientierten Dienste ist<br />

nicht festzustellen, seit Ende der 80er Jahre (1989:<br />

79%) ist der Beschäftigtenanteil der Landeshauptstadt an<br />

der <strong>Region</strong> nur geringfügig zurückgegangen.<br />

24) Hübl, Lothar und Ulrich Schasse, 1997<br />

25) Es gibt keine feste Definition für Unternehmensorientierte Dienstleistungen, weil die<br />

Grenzen zwischen der Ausrichtung auf Unternehmen und private Haushalte teilweise<br />

fließend sind. Wir lehnen uns an die Abgrenzung von BADE an und verstehen<br />

unter den unternehmensbezogenen Dienstleistungen die Rechts- und Wirtschaftsberatung,<br />

die Technische Beratung und Planung, Wirtschaftswerbung,<br />

Grundstücks- und Vermögensverwaltung, Vermietung beweglicher Sachen, Gebäudereinigung<br />

und Abfallbeseitigung sowie übrige Dienstleistungen für Unternehmen,<br />

so z.B. Messe- und Aus-stellungswesen; vgl. Bade, F.-J., 1987.<br />

26) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />

27) Spezialisierung: Anteil an den Beschäftigten insgesamt, früheres Bundesgebiet =<br />

100, sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000<br />

28) u.a. Messe- und Ausstellungswesen<br />

29) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.2000


88<br />

5.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

und ihre Innovationspotenziale<br />

Unterschiede im Entwicklungsstand und in der wirtschaftlichen<br />

Dynamik von <strong>Region</strong>en sind maßgeblich darauf<br />

zurückzuführen, wie die <strong>Region</strong>en am technischen Fortschritt<br />

partizipieren. Dies wiederum hängt von den „Innovationspotenzialen“<br />

der Wirtschaft ab, die vor allem<br />

durch die folgenden Faktoren bestimmt werden 1 :<br />

– Bildungs- und Ausbildungsniveau an Schulen und Hochschulen<br />

und somit die Qualifikation der Beschäftigten,<br />

– Ausstattung mit universitären und außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen, staatlicher Grundlagenforschung<br />

und damit Möglichkeiten des Wissenstransfers,<br />

– Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten der Wirtschaft<br />

sowie das Angebot von neuen Produkten und der Einsatz<br />

von neuen Produktionsverfahren,<br />

– Bereitschaft zu einem strukturellen Wandel zu Lasten<br />

„reifer“ Industrien und zu Gunsten „neuer“ forschungsintensiver<br />

Industrien sowie wissens- und innovations-orientierter<br />

Dienstleistungen.<br />

Erdgeist von André Heller auf der EXPO 2000<br />

Die wissenschaftliche und technologische Entwicklung ist<br />

zu einem Schlüsselelement der <strong>Region</strong>alpolitik geworden.<br />

Insofern ist das Innovationspotenzial für die <strong>Region</strong>en ein<br />

entscheidender Parameter, auch um damit einen Anziehungspunkt<br />

für Investoren darzustellen.<br />

In den vergangenen zwanzig Jahren sind deshalb in<br />

Deutschland regionale Gebietskörperschaften zunehmend<br />

dazu übergegangen, mit einer eigenständigen Innovationspolitik<br />

regionalpolitische Akzente zu setzen 2 . Damit<br />

wird der zentralen Rolle von Forschung und Technologie<br />

für Wachstum und Beschäftigung Rechnung getragen und<br />

auch der Versuch unternommen, sich für den Wachstumsprozess<br />

lokale und regionale Besonderheiten und Stärken<br />

zu Nutze zu machen. Dies gilt für Verdichtungsräume im<br />

besonderen Maße. Denn der technologische Wettbewerb<br />

zwischen Metropolen vollzieht sich auf einem deutlich<br />

höheren Niveau als der Wettbewerb zwischen weniger<br />

verdichteten Räumen.<br />

Im Folgenden wird die Position der hannoverschen Wirtschaft<br />

im Innovationswettbewerb der Verdichtungsräume<br />

dargestellt. Zentraler Indikator sind die Kapazitäten in der<br />

Industrieforschung. Hierzu gehört es auch, das „Umfeld“<br />

in Wissenschaft und Forschung zu betrachten sowie der<br />

Frage nachzugehen, inwieweit auf Seiten von Betrieben<br />

und Forschungseinrichtungen Kooperationsbereitschaft<br />

besteht, um die Potenziale optimal zu entwickeln. Denn<br />

inwieweit die Potenziale der Wirtschaft aktiviert und ausgeschöpft<br />

werden können, wird z.T. durch die Kooperationsbereitschaft<br />

und den Vernetzungsgrad der Betriebe<br />

und Forschungseinrichtungen untereinander entschieden 3 .<br />

Diese Frage ist für die Innovationskraft von Klein- und Mittelunternehmen<br />

und im Handwerk eher relevant als für die<br />

Innovationsaktivitäten der Großindustrie.<br />

5.1 Forschung und Entwicklung<br />

in der Industrie 4<br />

Von zentraler Bedeutung für das industrielle Innovationspotenzial<br />

sind die unternehmerischen Aktivitäten in Forschung<br />

und experimenteller Entwicklung (FuE). Sie sind<br />

Investitionen in technologisches Wissen und signalisieren<br />

die Bereitschaft zu struktureller Weiterentwicklung.<br />

Sie sind fundamental für die Verbreiterung der technologischen<br />

Basis. FuE in der Industrie macht zwar den „harten<br />

Kern“, insgesamt jedoch nur einen Teil der gesamten Innovationsaktivitäten<br />

von Unternehmen aus. Allerdings sind<br />

Innovationsaktivitäten, die außerhalb der FuE-Abteilungen<br />

anfallen, häufig eng mit der FuE-Tätigkeit gekoppelt 5 .<br />

Die industriellen FuE-Kapazitäten sind in besonderem<br />

Maße auf die Zentren in den Verdichtungsräumen konzentriert<br />

– weitaus stärker als die übrigen wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten: Der Anteil des FuE-Personals an den<br />

Industriebeschäftigten ist in hochverdichteten Räumen<br />

bundesweit im Schnitt mehr als doppelt so hoch wie in<br />

ländlichen Räumen und Räumen mit Verdichtungsansätzen<br />

(Abb. 5.1-1). Trotz kontinuierlicher regionaler Fördermaßnahmen<br />

zu Gunsten der ländlichen und „altindustrialisierten“<br />

Räume in Westdeutschland haben sich<br />

die <strong>Region</strong>en in ihren industriellen FuE-Potenzialen in<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 89<br />

Abb. 5.1-1 FuE-Intensitäten der Unternehmen nach Raumtypen in Westdeutschland<br />

1985 bis 1997<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

FuE-Personal in % der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe<br />

Zentren Westdeutschland<br />

Umland Westdeutschland<br />

übriges Westdeutschland<br />

1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997<br />

Quellen: SV Wissenschaftsstatistik und BfLR/BBR, unveröffentlichte Zusammenstellungen des FuE-Personals für das<br />

<strong>NIW</strong> und das BMBF. Statistisches Bundesamt, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, veröffentlichte<br />

und unveröffentlichte Angaben, eigene Berechnungen und Schätzungen<br />

den letzten zwanzig Jahren kaum verändert 6 . Ballungsräume<br />

und ihre Kernstädte haben ihre vergleichsweise<br />

hohe Attraktivität für industrielle FuE beibehalten. Tendenziell<br />

hat die Bedeutung von Verdichtungsräumen für<br />

FuE sogar noch zugenommen. Dennoch gibt es deutliche<br />

Unterschiede zwischen den Agglomerationsräumen, insbesondere<br />

zeigt sich ein ausgeprägtes Süd-Nord-Gefälle<br />

(Abb. 5.1-2). FuE-Zentren haben sich verstärkt im süddeutschen<br />

Raum gebildet, mit München an der Spitze.<br />

Weitere Zentren – jedoch weit hinter München zurückliegend<br />

– bilden die Verdichtungsräume Stuttgart, Rhein-<br />

Neckar und Rhein-Main. Nürnberg, Köln-Bonn und<br />

Hamburg erreichen zwar nicht die durchschnittliche FuE-<br />

Intensität der westdeutschen Verdichtungsräume (4,6%),<br />

1) vgl. zum Folgenden die Übersicht von Stadler, 1997.<br />

2) vgl. Gehrke, Legler, 2000. Aus dieser Studie sind auch eine Reihe von konzeptionellen<br />

Überlegungen und empirischen Befunden übernommen worden, von denen<br />

nicht alle gesondert zitiert werden.<br />

3) Fragen der Kooperation zwischen Forschungseinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

werden im <strong>Region</strong>alreport an verschiedenen Stellen behandelt, so z.B. in den<br />

Abschnitten 9, 11 und 12.<br />

4) In vorliegendem Kapitel 5.1 steht der Verdichtungsraumvergleich im Vordergrund,<br />

während die Forschung und Entwicklung der Industrie inhaltlich in Abschnitt 9.<br />

(„Industrieforschung“) vertieft wird. Die folgende Analyse bezieht sich mangels<br />

aktuellerer Daten auf den Verdichtungsraumvergleich im Jahre 1997. Sie ist aus<br />

der Studie von Legler (2000) übernommen. Dort sind allerdings keine Aussagen<br />

zu den Verdichtungsräumen in den östlichen Bundesländern enthalten.<br />

5) z.B. Ausgaben für Konstruktion und Design, Versuchsproduktion sowie Sachinvestitionen,<br />

Kosten für Markttests, Patente und Lizenzen oder die Weiterbildung der<br />

Mitarbeiter. Vgl. Janz, Licht u.a., 1999<br />

6) vgl. Beise, Gehrke, Legler, 1999


90<br />

DIE REGION HANNOVER UND IHRE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />

Abb. 5.1-2 FuE-Intensitäten der Unternehmen in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1997<br />

München<br />

Stuttgart<br />

Rhein-Neckar<br />

Rhein-Main<br />

Nürnberg<br />

Köln-Bonn<br />

Hamburg<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Düsseldorf<br />

Aachen<br />

Bremen<br />

Karlsruhe<br />

Wuppertal<br />

Ruhrgebiet<br />

Bielefeld<br />

Saarbrücken<br />

nachrichtlich:<br />

Braunschweig<br />

dort wird jedoch immer noch intensiver FuE betrieben als<br />

im Durchschnitt Gesamtdeutschlands (3,6%). Zur Spitzengruppe<br />

zählen zusätzlich Berlin, das nach der deutschen<br />

Wiedervereinigung eine enorme Anziehungskraft<br />

auf industrielle FuE praktisch auf allen Technologiefeldern<br />

ausübt, sowie Braunschweig, Ingolstadt, Friedrichshafen,<br />

Ulm und Dresden.<br />

Ein Großteil der FuE-Kompetenzen Norddeutschlands<br />

befindet sich in der <strong>Region</strong> Braunschweig. Der norddeutsche<br />

Raum würde aus der Sicht der Industrieforschung<br />

verzerrt dargestellt, wenn sich die <strong>Region</strong>alverteilung<br />

von FuE auf die Betrachtung der Verdichtungsräume<br />

Hamburg, <strong>Hannover</strong> und Bremen beschränken<br />

würde und die forschungsreichste <strong>Region</strong> nur deshalb<br />

ausgeklammert würde, weil sie nicht die Verdichtungskriterien<br />

erfüllt. In <strong>Hannover</strong> liegt der FuE-Anteil der Industriebeschäftigten<br />

hingegen deutlich unter dem Durchschnitt<br />

der Verdichtungsräume. <strong>Hannover</strong> ist nicht zu den<br />

überregional führenden FuE-Zentren zu zählen.<br />

In den 90er Jahren hat sich der Abstand <strong>Hannover</strong>s zu<br />

den führenden Verdichtungsräumen in Westdeutschland<br />

deutlich verkürzt (Abb. 5.1-3). Bis 1997 hat es generell in<br />

Deutschland eine spürbare Reduzierung des FuE-Personals<br />

gegeben, die auf verschiedene Ursachen zurückzuführen<br />

FuE-Personal in % der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16<br />

Quellen: SV Wissenschaftsstatistik und BfLR/BBR, unveröffentlichte Zusammenstellungen des FuE-Personals für das<br />

<strong>NIW</strong> und das BMBF. Statistisches Bundesamt, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, veröffentlichte<br />

und unveröffentlichte Angaben, eigene Berechnungen und Schätzungen<br />

ist. In <strong>Hannover</strong> ist dies jedoch nicht der Fall gewesen, in<br />

den 90er Jahren gab es sogar noch eine leichte Ausweitung<br />

der FuE-Kapazitäten. Das FuE-Bild <strong>Hannover</strong>s stellt<br />

sich also besser dar als noch vor ein paar Jahren. Generell<br />

sind die Unterschiede im Innovationspotenzial zwischen<br />

Nord und Süd etwas geringer geworden.<br />

Dies hat einerseits mit sektoralen Trends zu tun, die sich<br />

am eindrucksvollsten an den Beispielen Automobil und<br />

Chemie verdeutlichen lassen:<br />

– Der Automobilbau konnte in den letzten zwanzig Jahren<br />

seinen Anteil an den industriellen FuE-Kapazitäten<br />

in Deutschland verdoppeln: Die Automobilregionen<br />

sind im Sog des Wachstums von Produktion und FuE in<br />

diesem Sektor nach oben gespült worden. Hiervon hat<br />

auch der Raum <strong>Hannover</strong> profitiert, denn gerade im<br />

Automobilbau hat sich der Trend verstärkt, FuE mehr<br />

und mehr den Zu-lieferern zu überlassen.<br />

– Auf der anderen Seite haben vor allem die forschungsintensiven<br />

<strong>Region</strong>en entlang des Rheins mit der nachlassenden<br />

Innovationsneigung der Chemischen Industrie<br />

in Deutschland FuE-Kapazitäten eingebüßt.<br />

Weiter haben bis 1997 insbesondere Großunternehmen<br />

aus forschungsintensiven Industrien, in denen weit über<br />

Abb. 5.1-3 FuE-Intensitäten der Unternehmen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und in<br />

westdeutschen Verdichtungsräumen 1985 bis 1997<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Quellen: SV Wissenschaftsstatistik und BfLR/BBR, unveröffentlichte Zusammenstellungen des FuE-Personals für das<br />

<strong>NIW</strong> und das BMBF. Statistisches Bundesamt, Statistik der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten, veröffentlichte<br />

und unveröffentlichte Angaben, eigene Berechnungen und Schätzungen<br />

80% der FuE-Kapazitäten stationiert sind und die ihre<br />

Standorte vor allem in den süddeutschen <strong>Region</strong>en mit<br />

hohem Innovationspotenzial haben, ihre Zentralforschungseinheiten,<br />

in denen strategisch für künftige Technologielinien<br />

gearbeitet wird, deutlich reduziert: Innerhalb<br />

der FuE-Budgets der Unternehmen hat es eine starke<br />

Gewichtsverlagerung von der Grundlagenforschung<br />

hin zu eher marktorientierten Entwicklungen gegeben,<br />

die der Kunde bezahlt. Dieser Effekt trifft <strong>Region</strong>en, die<br />

wie <strong>Hannover</strong> eher im Bereich mittlerer Technologie tätig<br />

sind, weniger stark. Unternehmen aus solchen <strong>Region</strong>en<br />

sind im FuE-Prozess nämlich weniger mit Forschung im<br />

engeren Sinne („F“) befasst son-dern intensiver im Bereich<br />

der stärker umsetzungsorientierten experimentellen<br />

Entwicklung („E“) engagiert. In diesem Lichte betrachtet<br />

spricht der Aufholprozess in <strong>Hannover</strong> dafür, dass FuE<br />

vor allem in der Breite an Boden gewonnen hat.<br />

Zudem hat sich im Zuge der Globalisierung die früher<br />

recht enge Bindung von FuE-Aktivitäten an den Hauptsitz<br />

der Unternehmen gelockert 7 . Heute wird abhängigen<br />

Unternehmen und Betriebsstätten im konzerninternen<br />

Innovationsprozess vielfach mehr Raum gegeben, die jeweiligen<br />

regionalen Vorteile und Kompetenzen auch für<br />

FuE zu nutzen. Es ist davon auszugehen, dass <strong>Hannover</strong><br />

auch von diesem Trend profitiert hat.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 91<br />

FuE-Personal in % der Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe<br />

Verdichtungsräume Westdeutschland<br />

<strong>Hannover</strong><br />

1985 1987 1989 1991 1993 1995 1997<br />

Die geringe Aktualität der Daten wirft natürlich die<br />

Frage auf, wie es Ende der 90er Jahre weitergegangen<br />

sein könnte. Zusammengefasst gibt es viele Indizien<br />

dafür, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> Ende der 90er Jahre<br />

im Innovationswettbewerb der Verdichtungsräume noch<br />

einmal ein gutes Stück vorangekommen ist – zumindest<br />

was den Einsatz von FuE angeht 8 .<br />

– Die FuE-Intensität ist in Deutschland nach der langen<br />

Durststrecke bis in die zweite Hälfte der 90er Jahre<br />

hinein wieder kräftig angehoben worden.<br />

– FuE hat sich dabei regional betrachtet noch stärker auf<br />

die Ballungsräume konzentriert.<br />

– Vor allem Großunternehmen machen den Anstieg aus.<br />

Viele Klein- und Mittelunternehmen haben sich hingegen<br />

aus FuE zurückgezogen, was nicht ohne Sorgen<br />

beobachtet werden muss.<br />

– Zwischen den Industriezweigen sind scharfe Selektionsprozesse<br />

zu erkennen. Während die traditionellen<br />

deutschen Stärken Chemie, Elektro, Maschinen<br />

eher verhalten in FuE investiert haben, haben Spitzentechnikbereiche<br />

wie Pharmazie, Medien- und IuK-Tech-<br />

7) vgl. Rehfeld, Wompel, 1997<br />

8) Die folgenden Argumente sind aus dem <strong>NIW</strong>-Beitrag zum Indikatorenbericht zur<br />

technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands 2001 entnommen, der im Frühjahr<br />

<strong>2002</strong> erscheinen wird.


92<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Was ist GISMA Business School?<br />

GISMA, die German International Graduate School of<br />

Management and Administration wurde im Juni 1999<br />

mit der Unterstützung des damaligen Ministerpräsidenten<br />

Gerhard Schröder gegründet. GISMA wird privat organisiert,<br />

finanziert und geführt. Sie ist eine internationale<br />

Business School mit anerkannten US-Professoren und<br />

bewährter US-Lehrmethodik. Die Angebote der GISMA<br />

umfassen zum einen drei MBA-Programme (in Vollzeit<br />

und berufsbegleitender Form), zum anderen werden<br />

offene und firmenspezifische Seminare angeboten.<br />

Die traditionsreiche Krannert Graduate School of Management<br />

der Purdue University (West-Lafayette, Indiana/<br />

USA) ist Kooperationspartner der GISMA. Sie stellt die<br />

akademischen Programme und die Professoren; Unterrichtssprache<br />

ist Englisch. Absolventen der GISMA erhalten<br />

AACSB-akkreditierte MBA Abschlüsse der Purdue<br />

University. Damit sind sie, neben der Mitgliedschaft in<br />

der GISMA Alumni Association, auch in deren weltumspannendes<br />

Alumni-Network eingebunden.<br />

Die GISMA legt großen Wert auf Internationalität, und<br />

spricht weltweit Hochschulabsolventen aller Fachrichtungen<br />

an. Der Anteil der internationalen Studenten beträgt<br />

jedes Jahr mindestens 50%. Die Abschlussklasse 2001<br />

setzte sich aus Studenten aus 14 Nationen zusammen.<br />

GISMA Facts<br />

• Gründung: Juni 1999<br />

• Kooperationspartner: Purdue University,<br />

Indiana, USA<br />

• AACSB akkreditierte MBA Programme<br />

• Bietet MBA Ausbildung, die weltweit zu den<br />

„Top 25“ Programmen gehört<br />

• Unterrichtssprache: Englisch<br />

• Fakultät: internationale Professoren der<br />

Purdue University<br />

Vollzeit-MBA Programm:<br />

• Dauer: 1 Jahr<br />

• Zielgruppe: Postgraduierte aller Fachrichtungen<br />

mit erster Berufserfahrung<br />

• 50% internationale Studenten<br />

• Austauschprogramm mit Purdue University<br />

• Start: August<br />

• Bewerbungsfrist: Mai/Juni<br />

Executive-MBA Programm:<br />

• Dauer: 2 Jahre berufsbegleitend<br />

• Zielgruppe: Führungskräfte mit Hochschulabschluss<br />

und langjähriger Berufserfahrung<br />

• Zeitliche Struktur ermöglicht Teilnahme weltweit<br />

• Integrierter zweiwöchiger Studienblock<br />

an der Purdue University<br />

• Start: April<br />

• Bewerbungsfrist: Februar<br />

Top Management Seminare:<br />

• Offene Seminare für alle Führungsebenen zu<br />

aktuellen Management Themen<br />

• Firmenspezifische Intensivseminare, die gezielt<br />

relevante Themen bedienen<br />

• Gelehrt in englischer Sprache von renommierten,<br />

internationalen Professoren<br />

Sponsoren:<br />

• Baan Deutschland GmbH, <strong>Hannover</strong> • Baerlocher GmbH,<br />

Unterschleißheim • Continental AG, <strong>Hannover</strong> • Comet AG, <strong>Hannover</strong><br />

• Airbus Deutschland GmbH, Hamburg • Deutsche Bahn<br />

AG, Berlin • Elastogran GmbH, Lemförde • Felix Schoeller Holding<br />

GmbH & Co. KG, Osnabrück • Georgsmarienhütte Holding<br />

GmbH, Hamburg • Hellmann Worldwide Logistics GmbH & Co.<br />

KG • KPMG, Berlin und <strong>Hannover</strong> • Land Niedersachsen • Louis<br />

Dreyfus Holding Company Inc., New York • Lovells Boesebeck<br />

Droste Rechtsanwälte, Hamburg • Jos. L. Meyer GmbH, Papenburg<br />

• Nord/LB Norddeutsche Landesbank Girozentrale, <strong>Hannover</strong><br />

• Nordenia International AG, Steinfeld • Preussag AG, <strong>Hannover</strong><br />

• PwC, Osnabrück • Sartorius AG, Göttingen • Siemens<br />

AG, München • Tele Atlas Deutschland GmbH, Hildesheim • The<br />

Dow Chemical Company Foundation, Midland, Michigan • TÜV<br />

NORD GRUPPE, <strong>Hannover</strong> • Volkswagen AG, Wolfsburg • Wilhelm<br />

Karmann GmbH, Osnabrück • Wintershall AG, Kassel<br />

ADRESSE:<br />

GISMA Business School<br />

Feodor-Lynen-Str. 27<br />

30625 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: (0511) 5 46 09 - 0<br />

Fax: (0511) 5 46 09 - 54<br />

E-mail: info@gisma-hannover.de<br />

Internet: www.gisma-hannover.de<br />

nik stark zugelegt. Der Automobilbau überragt jedoch<br />

mit seiner FuE-Dynamik alles andere, in seinem Sog<br />

haben auch seine Zulieferer aus der Elektronik, der<br />

Gummi- und Kunststoffverarbeitung ihre FuE-Kapazitäten<br />

stark ausgeweitet. Dies sind alles Sektoren, die in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sehr gut vertreten sind.<br />

– Vor allem das „Automobilargument“ ist es, das eine<br />

Positionsverbesserung <strong>Hannover</strong>s sehr wahrscheinlich<br />

erscheinen lässt, zumal der niedersächsische Kraftwagenbau<br />

mit seinen Zulieferern mit an der Spitze der<br />

Bewegung steht.<br />

– Weitere Anregungen für FuE-Projekte dürfte die hannoversche<br />

Industrie zudem aus dem zur Durchführung der<br />

Weltausstellung EXPO 2000 erforderlichen Problemlösungsbedarf<br />

erhalten haben. Andererseits hat sich der<br />

wissensintensive Dienstleistungssektor in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> – anders als noch Mitte der 90er Jahre – ein<br />

wenig von der allgemeinen Dynamik in Deutschland<br />

abgekoppelt. Für sich genommen würde dies bedeuten,<br />

dass wichtige Impulsgeber für industrielle FuE in<br />

<strong>Hannover</strong> geringere Strahlkraft entfalten haben.<br />

Der Ausblick auf die jüngere Entwicklung fällt für <strong>Hannover</strong><br />

also positiv aus. Allerdings sollte bedacht wer-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 93<br />

Abb. 5.2-1 Ausstattung der deutschen Verdichtungsräume mit wissenschaftlichen Einrichtungen 1999<br />

5,5<br />

5,0<br />

4,5<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Berlin<br />

Aachen<br />

München<br />

Anteil des FuE-Personals der außeruniversitären Forschungseinrichtungen in %<br />

an den Beschäftigten im Verarbeitenden Gewerbe<br />

Karlsruhe<br />

Dresden<br />

Leipzig<br />

Köln-Bonn<br />

Hamburg<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik der Beschäftigten bei Einrichtungen<br />

für Wissenschaft, Forschung und Entwicklung, eigene Berechnungen<br />

Rhein-Neckar<br />

Rhein-Main<br />

Stuttgart<br />

Chemnitz<br />

Bremen<br />

Ruhrgebiet<br />

Saarbrücken<br />

Nürnberg<br />

Düsseldorf<br />

Bielefeld<br />

Wuppertal<br />

Gesamt VR<br />

den, welche Konsequenzen eine noch größere technologische<br />

Abhängigkeit von einer einzigen Industrie mit<br />

ihrem sehr spezifischen Wissens- und Kompetenzbedarf<br />

haben könnte und ob nicht wieder auf eine stärkere<br />

Diversifizierung der industriellen Innovationspotenziale<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hingearbeitet werden<br />

sollte.<br />

5.2 Forschung und Entwicklung in außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen<br />

FuE in Hochschulen und außeruniversitären Einrichtungen<br />

macht etwa ein Drittel der FuE-Kapazitäten in<br />

Deutschland aus. Dem außerindustriellen Wissenschaftsund<br />

Forschungssystem kommt eine bedeutende Rolle im<br />

Innovationsprozess zu 9 : Einerseits schafft es wesentliche<br />

Grundlagen für die technologische Entwicklung, denn<br />

moderne Innovations- und Produktionsprozesse basieren<br />

in zunehmendem Maße auf dem Transfer wissenschaftlicher<br />

Forschungsergebnisse und auf der Kooperation von<br />

Industrie und Wissenschaft. Zum anderen werden in die-<br />

9) vgl. <strong>NIW</strong> u.a.,1999


94<br />

DIE REGION HANNOVER UND IHRE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />

sen Einrichtungen Erwerbspersonen mit Schlüsselqualifikationen<br />

für den Innovationsprozess ausgebildet, die ihr<br />

Wissen in der Industrie oder im eigenen Unternehmen zur<br />

Anwendung bringen („Technologietransfer über Köpfe“).<br />

Öffentliche Forschungseinrichtungen können auch regional<br />

Effekte ausstrahlen, d.h. sie können die in räumlicher<br />

Nähe stationierten forschenden Unternehmen stärken.<br />

Die empirische Erfahrung zeigt allerdings 10 , dass das<br />

FuE-Personal in öffentlichen Einrichtungen in Deutschland<br />

in einem weniger engen Zusammenhang mit der<br />

regionalen Verteilung der FuE-Kapazitäten in Unternehmen<br />

steht als gelegentlich vermutet. Außeruniversitäre<br />

wissenschaftliche Einrichtungen sind dabei noch vergleichsweise<br />

eng mit der Industrieforschung in Verbindung<br />

zu bringen, insbesondere Bundesanstalten, Großforschungseinrichtungen<br />

und Max-Planck-Institute, die<br />

häufig in enger regionaler und personeller Nähe zu<br />

Hochschulinstituten stehen. Fraunhofer-Institute hinterlassen<br />

jedoch keine sichtbaren Spuren in der deutschen<br />

Industrieforschungslandschaft. Ihre mittelstandsorientierte<br />

Technologietransferaufgabe bedeutet schließlich<br />

auch, dass nicht die forschungsintensiven Industrien und<br />

Unternehmen, sondern eher innovationsbereite Kleinund<br />

Mittelunternehmen die Klientel darstellen.<br />

Im Vergleich der Verdichtungsräume hat die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

als Standort außeruniversitärer wissenschaftlicher<br />

Einrichtungen 11 eine nur unterdurchschnittliche Bedeutung<br />

(Abb. 5.2-1). Insbesondere die durch Großforschungseinrichtungen<br />

des Bundes geprägten <strong>Region</strong>en<br />

im west- und süddeutschen Raum (Aachen, München und<br />

Karlsruhe) sowie die ostdeutschen Verdichtungsräume<br />

Berlin und Dresden verfügen über eine deutlich stärkere<br />

Ausstattung mit wissenschaftlichen Einrichtungen.<br />

– Bundesweit die quantitativ größte Bedeutung unter<br />

den wissenschaftlichen Einrichtungen haben Helmholtz-Forschungszentren,<br />

die zu 60% natur-, zu einem<br />

Drittel ingenieur- und zu 10% medizinwissenschaftliche<br />

Forscher haben. Entsprechend ihrem Charakter<br />

als „Großforschungseinrichtungen“ konzentrieren sie<br />

sich in Westdeutschland zu 95% auf wenige Standorte<br />

in Verdichtungsräumen (Aachen, Karlsruhe, München,<br />

Köln-Bonn, Hamburg und Rhein-Neckar). Alle<br />

anderen <strong>Region</strong>en beherbergen praktisch nur Außenstellen.<br />

<strong>Hannover</strong> ist insofern kaum beteiligt.<br />

– Öffentliche Einrichtungen sind Anstalten des Bundes,<br />

der Länder und Kommunen, die nur zu 45% Forschungsaufgaben<br />

12 haben und daneben öffentliche<br />

Aufgaben erfüllen und Dienstleistungen anbieten. Bei<br />

gesamtdeutscher Betrachtung sind deren FuE-Kapazitäten<br />

recht breit im Raum verteilt. Insbesondere entfällt<br />

etwa ein Drittel des FuE-Personals dieser Einrichtungen<br />

auf Ostdeutschland (einschließlich Berlin).<br />

Aber auch in Westdeutschland hat ein Viertel des Forschungspersonals<br />

seinen Standort außerhalb von Verdichtungsräumen.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Geowissenschaften)<br />

hat bei diesen Einrichtungen einen vergleichsweise<br />

großen Anteil an Forschungspersonal.<br />

Allerdings ist zu bedenken, dass die in diesen Einrichtungen<br />

betriebene Forschung meist wenig marktnah<br />

orientiert ist und häufig nur sehr bedingt ökonomisch<br />

verwendet werden kann.<br />

– Die Max-Planck-Institute sind hingegen zu 80% an naturwissenschaftlicher<br />

Grundlagenforschung mit strategischer<br />

Bedeutung ausgerichtet. Sie könnten von daher<br />

die größte räumliche Affinität zu unternehmerischer<br />

Spitzenforschung haben und dieser Forschungsrichtung<br />

Kooperationspotenzial bieten. In der Tat sind die<br />

Standorte der Max-Planck-Gesellschaft (MPG) in Westdeutschland<br />

zu drei Vierteln auf Verdichtungsräume<br />

konzentriert und eng mit der Verteilung der Spitzenforschung<br />

in der Wirtschaft korreliert: Überragender<br />

Standort ist hier der Verdichtungsraum München. <strong>Hannover</strong><br />

ist Standort für ein MPG-Institut (Endokrinologie) 13 .<br />

– Die sonstigen Forschungseinrichtungen sind schwer zuzuordnen.<br />

Hierunter verbergen sich vielfach Fachinformationszentren<br />

u.ä.. Die Konzentration auf Ballungsräume<br />

in Westdeutschland ist ähnlich wie bei den Anstalten.<br />

Über ein Drittel residiert in Ostdeutschland.<br />

– Fraunhofer-Institute (FhG) sind mit ihren Forschungskapazitäten<br />

(überwiegend ingenieurwissenschaftlich orientiert)<br />

ziemlich breit im Raum verteilt. Dies entspricht<br />

durchaus ihrem überregionalen transferorientierten<br />

Auftrag und dürfte mit dazu beigetragen haben, dass<br />

sich in Deutschland im internationalen Vergleich gesehen<br />

die Innovationstätigkeit auf einen überdurchschnittlich<br />

hohen Anteil von Klein- und Mittelunternehmen<br />

stützt 14 . Baden-Württemberg und Bayern sind mit<br />

Abstand die bevorzugten FhG-Standorte. In der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> konzentrieren sich die FhG-Forschungskapazitäten<br />

auf ein Institut (Toxikologie).<br />

– Die zu gleichen Teilen von Bund und Sitzland finanzierten<br />

Leibniz-Institute sind zu heterogen strukturiert,<br />

um technologische Muster oder spezifische Missionen<br />

erkennen zu können. Über die Hälfte der FuE-Kapazitäten<br />

sind in Ostdeutschland stationiert. Dies deutet<br />

auf ihre regional- und entwicklungspolitische Funktion<br />

hin. Auch in Westdeutschland zeigen sich ähnliche<br />

Muster: Denn dort liegen die Schwerpunkte unter den<br />

Verdichtungsräumen tendenziell dort, wo industrielle<br />

FuE nicht sehr intensiv betrieben wird. Der technologische<br />

Bezug in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Bodenforschung<br />

sowie Akademien und Technische Informationsbibliothek)<br />

ist ebenfalls nur mittelbar erkennbar.<br />

– Bibliotheken, Archive und Museen dürften ebenfalls<br />

nur schwach mit den Innovationsaktivitäten der Unternehmen<br />

in Verbindung zu bringen sein. Hier steht <strong>Hannover</strong><br />

allerdings recht gut da.<br />

Zusammengefasst bieten außeruniversitäre wissenschaftliche<br />

Einrichtungen auch für die hannoversche Wirtschaft<br />

Anknüpfungspunkte für Innovationsaktivitäten (siehe hierzu<br />

im Einzelnen Abschnitt 10 und insbesondere Übersicht<br />

10-1). Gerade in den für hochwertige technologische<br />

Forschungsaktivitäten relevanten Angebotsbereichen ist<br />

<strong>Hannover</strong> jedoch nicht so stark vertreten. Dies sollte nicht<br />

pauschal im negativen Sinne überbewertet werden, da<br />

Technologie- und Wissenstransfer neben der Ausbildungsfunktion<br />

der öffentlich geförderten wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen außerhalb der Hochschulen nur zum<br />

Teil die Existenznotwendigkeit der Institute begründen.<br />

Sie leiten ihre Existenz und Funktion vielfach aus anderen<br />

Aufgaben ab. Zudem ist auch immer wieder zwischen<br />

Transfer- und Kooperationsmöglichkeiten auf der einen<br />

und der tatsächlichen Ausnutzung der Potenziale zu<br />

unterscheiden. In diesem Zusammenhang kann gerade<br />

den Großforschungseinrichtungen nur eine recht niedrige<br />

Effizienz unterstellt werden 15 .<br />

5.3 Forschung und Entwicklung<br />

in Hochschulen<br />

Die Hochschulforschung hängt regional betrachtet nicht<br />

sehr eng mit der Verteilung der Industrieforschungskapazitäten<br />

zusammen 16 . Räumliche Nähe ist für die Industrieforschung<br />

noch am ehesten zu den natur- und medizinwissenschaftlichen<br />

Fachbereichen der Hochschulen<br />

zu beobachten, und zwar weitaus häufiger als zu ingenieurwissenschaftlichem<br />

Forschungspersonal. Dies deutet<br />

darauf hin, dass die forschende Industrie vor allem<br />

einen hohen Bedarf an technologischem Grundlagenwissen<br />

hat, welches über Personal-, Wissens- und Technologietransfer<br />

in die Betriebe gelangt.<br />

Dieser Befund – relativ enger Zusammenhang zwischen<br />

Industrieforschung und außeruniversitären Einrichtungen<br />

einerseits, schwache räumliche Affinität zur Hochschule<br />

andererseits – weist auf eine gewisse Rollenzuweisung<br />

in der räumlichen Arbeitsteilung hin: Bei Hochschulen<br />

stehen der Tendenz nach eher die Ausbildungsfunktio-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 95<br />

Abb. 5.3-1 Ausstattung der deutschen Verdichtungsräume mit Lehr- und Forschungspersonal<br />

an Hochschulen 2000<br />

4,0<br />

3,5<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Aachen<br />

Dresden<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Berlin<br />

München<br />

Leipzig<br />

Anteil des LuF-Personals in %<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals an<br />

Hochschulen nach Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereichen und Fachgebieten, eigene<br />

Berechnungen und Schätzungen<br />

Nürnberg<br />

Rhein-Neckar<br />

Saarbrücken<br />

Karlsruhe<br />

Köln-Bonn<br />

Hamburg<br />

Ruhrgebiet<br />

Anteil des LuF-Personals in technikrelevanten<br />

Fächergruppen an den Beschäftigten im<br />

Produzierenden Bereich<br />

Anteil des LuF-Personals insgesamt<br />

an den Beschäftigten insgesamt<br />

Chemnitz<br />

Stuttgart<br />

Rhein-Main<br />

Bremen<br />

Bielefeld<br />

Düsseldorf<br />

Wuppertal<br />

Gesamt VR<br />

Deutschland<br />

nen und damit Kriterien der <strong>Region</strong>alpolitik wie Einheitlichkeit<br />

der Lebensverhältnisse, Chancengleichheit usw.<br />

im Vordergrund. Insbesondere im Vergleich zu anderen<br />

Volkswirtschaften sind in Deutschland aufgrund des föderativen<br />

Systems die Hochschulen räumlich sehr viel ausgewogener<br />

verteilt. Hochschulen sind auch breiter im<br />

Raum vertreten als reine Forschungseinrichtungen. Für<br />

diese dürfte bei den historischen Standortentscheidungen<br />

hingegen die regionale technologische Kompetenz<br />

eine größere Rolle gespielt haben 17 .<br />

Als Indikator für die innovationsbezogene Relevanz der<br />

Hochschulforschung im Vergleich der Verdichtungsräume<br />

dient im Folgenden die personelle Ausstattung der Hochschulen<br />

mit Lehr- und Forschungs-Personal 18 (LuF) sowie<br />

deren fachliche Struktur, d.h. der Anteil des LuF-Personals<br />

in den industrie- bzw. technikrelevanten Fächergruppen.<br />

10) vgl. Gehrke, Legler, 2000<br />

11) Eine ausführliche Auflistung und Charakterisierung der Einrichtungen findet sich in<br />

Übersicht 10-1.<br />

12) Fast die Hälfte entfällt auf agrarwissenschaftliche FuE.<br />

13) Für 2004 ist die Eröffnung einer Außenstelle des Max-Plack-Instituts für Gravitationsphysik,<br />

Golm (Brandenburg) in <strong>Hannover</strong> vorgesehen.<br />

14) vgl. Eurostat, 1999<br />

15) vgl. Beise, Stahl, 1999<br />

16) vgl. Gehrke, Legler, 2000<br />

17) vgl. Legler 2000<br />

18) Zum Lehr- und Forschungspersonal (LuF) zählt das gesamte hauptberuflich (Professoren,<br />

Dozenten, Assistenten, wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter) und<br />

nebenberuflich (Gastprofessoren, Emeriti, Lehrbeauftragte) tätige wissenschaftliche<br />

und künstlerische Personal. Wissenschaftliche Hilfskräfte sind nicht enthalten.


96<br />

DIE REGION HANNOVER UND IHRE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />

Abb. 5.3-2 Entwicklung des Lehr- und Forschungspersonals an Hochschulen in den Verdichtungsräumen<br />

1995 bis 2000<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

-5<br />

-10<br />

-15<br />

Nürnberg<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Dresden<br />

Köln-Bonn<br />

Saarbrücken<br />

Aachen<br />

Zum technikrelevanten Bereich zählen die Fächergruppen<br />

„Mathematik, Naturwissenschaften“, „Ingenieurwissenschaften“,<br />

„Humanmedizin“, „Veterinärmedizin“<br />

sowie „Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften“.<br />

<strong>Hannover</strong> ist ausgesprochen reich mit LuF-Personal ausgestattet<br />

und wird in dieser Beziehung nur noch von den<br />

Verdichtungsräumen Aachen und Dresden übertroffen<br />

(Abb. 5.3-1). Auf ähnlich hohem Niveau befinden sich<br />

München und Berlin. Betrachtet man nur das LuF-Personal<br />

in den technikrelevanten Fächergruppen, so liegt<br />

<strong>Hannover</strong> knapp hinter München sowie deutlich vor<br />

Dresden und Berlin. Spitzenreiter ist auch hier der Verdichtungsraum<br />

Aachen. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> besitzt<br />

also beim LuF-Personal eine ausgeprägte Spezialisierung<br />

auf technische Bereiche.<br />

Die vergleichsweise gute Position der ostdeutschen Verdichtungsräume<br />

ist v.a. durch strukturpolitisch motivierte<br />

Ansiedlungen von öffentlichen Einrichtungen der wissenschaftlichen<br />

Forschung bedingt. Dieser Effekt tritt bei den<br />

außeruniversitä-ren Forschungseinrichtungen noch stärker<br />

hervor. Der Besatz mit technikrelevantem LuF-Personal<br />

fällt aus methodischen Gründen (Berechnung des<br />

LuF-Personals in % der Beschäftigten im Produzierenden<br />

Bereich) in den stärker industrialisierten Verdichtungs-<br />

Veränderung des LuF-Personals in %<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals an<br />

Hochschulen nach Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereichen und Fachgebieten, eigene<br />

Berechnungen und Schätzungen<br />

München<br />

Leipzig<br />

Ruhrgebiet<br />

Stuttgart<br />

Bielefeld<br />

Rhein-Neckar<br />

Wuppertal<br />

Hamburg<br />

Chemnitz<br />

Karlsruhe<br />

technikrelevante Fächergruppen<br />

LuF insgesamt<br />

Düsseldorf<br />

Berlin<br />

Rhein-Main<br />

Bremen<br />

Gesamt VR<br />

Deutschland<br />

räumen etwas schwächer aus. Dementsprechend stehen<br />

Verdichtungsräume mit vergleichsweise geringem Industriebesatz<br />

tendenziell etwas besser da.<br />

Eine getrennte Betrachtung der Lehrpersonalanteile<br />

einerseits und der FuE-Personalanteile andererseits ist mit<br />

Hilfe der Statistik des LuF-Personals nicht möglich. Eine<br />

ältere Sonderauswertung des <strong>NIW</strong> 19 auf Basis des Jahres<br />

1997 zeigt aber, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auch bei<br />

der Ausstattung mit FuE-Personal an Hochschulen zu den<br />

führenden Verdichtungsräumen in Deutschland gehört.<br />

Während das LuF-Personal in den deutschen Verdichtungsräumen<br />

insgesamt von 1995 auf 2000 mit -1,1%<br />

leicht rückläufig war, konnte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ihre<br />

starke Position ausbauen (Abb. 5.3-2). Bei einem<br />

Zuwachs von knapp 15% wurde <strong>Hannover</strong> nur vom Verdichtungsraum<br />

Nürnberg (+16%) leicht übertroffen.<br />

Allerdings ist die deutliche Steigerung v.a. auf Zuwächse<br />

bei den nicht-technikrelevanten Fächergruppen zurückzuführen.<br />

Bei den technischen, d.h. den besonders<br />

industrierelevanten Fächergruppen konnte aber immerhin<br />

ein Zugewinn von 4,5% verzeichnet werden (Verdichtungsräume<br />

insgesamt: -2,8%).<br />

Die Akquirierung von Drittmitteln ist ein wichtiger Indi-<br />

kator für die Fähigkeit, über die begrenzten Finanzmittel<br />

der jeweiligen Hochschule hinaus, finanzielle Ressourcen<br />

zu erschließen. Diese Fähigkeit ist insbesondere vor<br />

dem Hintergrund des zunehmenden Wettbewerbs um<br />

knappe Drittmittel ein Hinweis auf die Qualität der Hochschulen<br />

und ihrer Institute. Drittmittel werden zwar<br />

primär für die Forschung bereit gestellt, wirken sich aber<br />

letztlich über die Kumulierung von Wissen auch positiv<br />

auf die inhaltliche Qualität der Lehre aus.<br />

LuF-Bereiche haben sehr unterschiedliche Möglichkeiten,<br />

Drittmittel zu akquirieren. Während die technikrelevanten<br />

Fächergruppen (Drittmittelanteil: 23,4% 20 ) teils sehr<br />

umfangreich mit der Industrie kooperieren und dadurch<br />

beträchtliche Mittel von Unternehmen für ihre Forschungstätigkeiten<br />

einwerben können, ist diese Möglichkeit<br />

für die übrigen Fächergruppen (Drittmittelanteil:<br />

9,4%) nur in sehr viel geringerem Maße gegeben. Diese<br />

sind überwiegend auf die eher knapp bemessenen öffentlichen<br />

Fördermittel angewiesen.<br />

Das LuF-Personal der Hochschulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

verfügt über einen überdurchschnittlichen Anteil von<br />

Stellen, die durch Drittmittel finanziert werden (Abb. 5.3-<br />

3). Dieses gilt insbesondere für die technikrelevanten<br />

Fächergruppen. Herausragend ist der Drittmittelanteil im<br />

Verdichtungsraum Bremen, gefolgt von Chemnitz,<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 97<br />

Abb. 5.3-3 Durch Drittmittel finanziertes Lehr- und Forschungspersonal an Hochschulen<br />

in den deutschen Verdichtungsräumen 2000<br />

50<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Bremen<br />

Chemnitz<br />

Aachen<br />

Anteil des durch Drittmittel finanzierten Personals am LuF-Personal insgesamt in %<br />

Stuttgart<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Karlsruhe<br />

Dresden<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals an Hochschulen<br />

nach Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereichen und Fachgebieten, eigene Berechnungen<br />

Köln-Bonn<br />

Nürnberg<br />

Rhein-Neckar<br />

Ruhrgebiet<br />

München<br />

Düsseldorf<br />

Wuppertal<br />

Bielefeld<br />

Berlin<br />

Rhein-Main<br />

Leipzig<br />

Hamburg<br />

technikrelevante<br />

Fächergruppen<br />

LuF insgesamt<br />

Saarbrücken<br />

Gesamt VR<br />

Deutschland<br />

Aachen und Stuttgart. In Bremen, Chemnitz und Stuttgart<br />

ist aber trotz der überdurchschnittlichen Drittmittelquote<br />

der LuF-Personalbesatz insgesamt vergleichsweise<br />

gering (Abb. 5.3-1), während die Verdichtungsräume<br />

<strong>Hannover</strong> und Aachen sowohl beim LuF-Personalbesatz<br />

als auch bei der Drittmittelquote führend sind.<br />

Verglichen mit der sehr guten Ausstattung an LuF-Personal<br />

fallen die privaten FuE-Aktivitäten in <strong>Hannover</strong> eher<br />

gering aus (vgl. 5.1 „FuE in der Industrie“). Eine reichliche<br />

Ausstattung mit Hochschuleinrichtungen ist selbst bei<br />

hoher wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit nicht automatisch<br />

ein Attraktivitätsfaktor für industrielle Forschungsaktivitäten<br />

in den <strong>Region</strong>en. Es muss davon ausgegangen<br />

werden, dass die Kooperations- und Transferbeziehungen<br />

insbesondere von renommierten Hochschulinstituten überregional<br />

und international ausgerichtet sind. Darüber hinaus<br />

ist zu berücksichtigen, dass weite Teile der wissenschaftlichen<br />

Forschung nicht mit dem unmittelbaren Ziel<br />

ihrer wirtschaftlichen Nutzung betrieben werden und von<br />

daher von Anfang an in ihrer Wirkung auf die Industrieforschung<br />

nicht überschätzt werden dürfen.<br />

19) Legler 2000<br />

20) Anteil des durch Drittmittel finanzierten LuF-Personals am LuF-Personal insgesamt in<br />

den deutschen Verdichtungsräumen<br />

21) Die Auswertung der FuE-Aktivitäten in der Industrie umfasst nicht die ostdeutschen<br />

Verdichtungsräume.


98<br />

6.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

und ihre Arbeitsmarktpotenziale<br />

6.1 Qualifikationspotenziale<br />

Qualifizierte und hochqualifizierte Kräfte gewinnen im<br />

wirtschaftlichen Strukturwandel in Deutschland zunehmend<br />

eine zentrale Bedeutung. Von daher sind das<br />

Angebot und die Mobilisierbarkeit qualifizierter Kräfte<br />

auch ein Standortfaktor mit steigendem Gewicht. Der<br />

Trend zur Produktion anspruchsvoller Erzeugnisse und<br />

zur Bereitstellung hochwertiger Dienstleistungen setzt<br />

entsprechende Qualifikationen bei den Mitarbeitern in<br />

Abb. 6.1-1 Auszubildende des Produzierenden Gewerbes und der Dienstleistungen<br />

in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1998<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Saarbrücken<br />

Rhein-Neckar<br />

Aachen<br />

Ruhrgebiet<br />

Bremen<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

Anteil an den Beschäftigten, Bundesgebiet West =100<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Nürnberg<br />

Bielefeld<br />

Karlsruhe<br />

den regionalen Betrieben voraus. Nicht zuletzt aufgrund<br />

der wachsenden Konkurrenz der Schwellenländer im<br />

Bereich standardisierter Erzeugnisse geraten die Betriebe<br />

an den Hochlohnstandorten – hierzu gehört auch die<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> – zunehmend unter Druck, sich auf<br />

technologie- und ausbildungskapitalintensive Bereiche<br />

zu spezialisieren. Grundsätzlich ist davon auszugehen,<br />

dass die Aussichten der regionalen Betriebe, sich im<br />

interregionalen bzw. internationalen Wettbewerb zu<br />

behaupten, mit steigendem Einsatz von Bildung, Wissen<br />

und Ausbildung verbessern. Die Qualifikationsstruktur<br />

der Beschäftigten in einer <strong>Region</strong> ist jeweils auch ein<br />

wichtiges Spiegelbild der Wirtschaftsstruktur.<br />

Die Qualifikationspotenziale der Arbeitskräfte in den<br />

<strong>Region</strong>en werden anhand von verschiedenen Indikatoren<br />

beleuchtet:<br />

– Der Anteil der Auszubildenden an den Beschäftigten<br />

spiegelt die Ausbildungsanstrengungen der Wirtschaft<br />

wider. Der Anteil ist seit Ende der 80er Jahre fast<br />

durchgehend gesunken und erst in den letzten Jahren<br />

wieder leicht ansteigend. Die Ursachen hierfür liegen<br />

zum einen in der (demographisch bedingt) geringeren<br />

Nachfrage nach Ausbildungsplätzen und zum anderen<br />

im Abbau von Ausbildungskapazitäten vor allem<br />

Köln-Bonn<br />

Stuttgart<br />

Wuppertal<br />

Hamburg<br />

Düsseldorf<br />

Produzierendes<br />

Gewerbe<br />

Dienstleistungssektor<br />

insgesamt<br />

München<br />

Rhein-Main<br />

VR insg.<br />

in der Industrie. Neben einer rein quantitativen Betrachtung<br />

spielt unter regionalwirtschaftlichen Gesichtspunkten<br />

natürlich auch eine Rolle, in welchen<br />

Berufen ausgebildet wird. Die Zusammensetzung der<br />

Ausbildungsberufe hängt dabei eng mit der Wirtschaftsstruktur<br />

einer <strong>Region</strong> zusammen. In den ländlichen<br />

Räumen wird zwar in der Regel intensiv ausgebildet,<br />

die Ausbildung konzentriert sich aber häufig<br />

auf wenige Ausbildungsberufe. In den großstädtischen<br />

Räumen ist das Spektrum demgegenüber häufig breiter.<br />

– Trotz eines hohen Ausbildungsniveaus sind nach wie<br />

vor etwa ein Sechstel eines nachwachsenden Altersjahrgangs<br />

ohne abgeschlossene Berufsausbildung,<br />

und diese Kräfte haben auf dem Arbeitsmarkt ganz<br />

besonders ungünstige Aussichten. Der Anteil der<br />

unqualifizierten Kräfte hängt einerseits eng mit der<br />

Wirtschaftsstruktur zusammen, er korreliert aber auch<br />

mit demographischen und sozialen Faktoren, so ist<br />

z.B. der Anteil der unqualifizierten Kräfte tendenziell<br />

höher in <strong>Region</strong>en mit stärkerer Ausländerbeschäftigung.<br />

Das Nachholen von versäumten schulischen und<br />

beruflichen Abschlüssen wird somit in Zukunft noch<br />

wichtiger werden.<br />

– Der Anteil der Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />

(ohne Fachhochschul- und Hochschulausbildung)<br />

ist ein Indikator für die Intensität des Einsatzes<br />

von Arbeitskräften mit „mittleren“ Qualifikationen.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 99<br />

Abb. 6.1-2 Beschäftigte ohne abgeschlossene Berufsausbildung in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

1989 und 1998<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Wuppertal<br />

Aachen<br />

Stuttgart<br />

Bielefeld<br />

Köln-Bonn<br />

Nürnberg<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

Anteil an den Beschäftigten insgesamt in %<br />

Rhein-Neckar<br />

Saarbrücken<br />

Karlsruhe<br />

Düsseldorf<br />

Ruhrgebiet<br />

Rhein-Main<br />

München<br />

Bremen<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Hamburg<br />

VR insg.<br />

1989<br />

1998<br />

BG West<br />

– Innerhalb der Kräfte mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />

können die Beschäftigten, die zusätzlich Abitur<br />

aufweisen, einem oberen Segment der mittleren Qualifikationen<br />

zugeordnet werden.<br />

– Dem Einsatz von hochqualifizierten Beschäftigten<br />

kommt im internationalen Wettbewerb der hochentwickelten<br />

Volkswirtschaften und ihrer <strong>Region</strong>en eine<br />

Schlüsselrolle zu. Arbeitskräfte mit Spitzenqualifikationen<br />

sind eine Voraussetzung für die Entwicklung, Produktion<br />

und Vermarktung hochwertiger Güter und<br />

Dienstleistungen. Sie sind deshalb bereits heute ein<br />

wichtiger Standortfaktor, und viele Anzeichen sprechen<br />

dafür, dass die Entwicklungsperspektiven von<br />

<strong>Region</strong>en in Zukunft noch entscheidender von ihrer<br />

Mobilisierbarkeit bestimmt werden. Als Indikator für<br />

den Einsatz von hochqualifizierten Kräften gilt der<br />

Anteil der Beschäftigten mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss<br />

1 .<br />

Die Anstrengungen der Wirtschaft in der beruflichen<br />

Erstausbildung sind seit langem in den Verdichtungsräumen<br />

geringer als in den übrigen <strong>Region</strong>en des Bundes-<br />

1) Einschränkend muss beachtet werden, dass es sich dabei um einen rein formalen<br />

Berufsabschluss handelt. Insgesamt wird davon ausgegangen, dass Beschäftigte<br />

mit Fachhochschul- und Hochschulabschluss überwiegend auch „hochqualifizierte“<br />

Tätigkeiten ausüben.


100<br />

DIE REGION HANNOVER UND IHRE ARBEITSMARKTPOTENZIALE<br />

Abb. 6.1-3 Beschäftigte mit abgeschlossener Berufsausbildung sowie mit Abitur<br />

in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1998<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Hamburg<br />

Rhein-Main<br />

Köln-Bonn<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Düsseldorf<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

gebietes. So liegt der Anteil der Auszubildenden an den<br />

Beschäftigten insge-samt in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

mit 5,0% 2 (89 3 ) deutlich unter dem Bundesdurchschnitt<br />

(Abb. 6.1-1). Gemessen am Durchschnitt der westdeutschen<br />

Verdichtungsräume wird in <strong>Hannover</strong> (95)<br />

überdurchschnittlich ausgebildet. Die <strong>Region</strong> erreicht<br />

damit einen 6. Rang nach Saarbrücken, Rhein-Neckar,<br />

Aachen, dem Ruhrgebiet und Bremen. Dabei wird in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Produzierenden Gewerbe (101)<br />

stärker ausgebildet als im Dienstleistungssektor (93).<br />

Erwartungsgemäß spielen angesichts der vergleichsweise<br />

hohen Anstrengungen in der beruflichen Erstausbildung<br />

unqualifizierte Beschäftigte nur eine geringe Rolle.<br />

In den westdeutschen Verdichtungsräumen liegt der<br />

Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene Berufsausbildung<br />

mit 21,5% 4 (97 5 ) nur geringfügig unter dem<br />

westdeutschen Durchschnitt. Zwischen den Verdichtungsräumen<br />

sind die Unterschiede im Einsatz von un- oder<br />

wenig qualifizierten Kräften vergleichsweise groß (Abb.<br />

6.1-2). An der Spitze stehen hier Industrieregionen wie<br />

Wuppertal, Aachen, Stuttgart und Bielefeld oder auch<br />

Köln-Bonn und Nürnberg. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat<br />

nach Hamburg den geringsten Anteil an Beschäftigten<br />

ohne abgeschlossene Berufsausbildung unter den westdeutschen<br />

Verdichtungsräumen.<br />

Anteil an den Beschäftigten, Bundesgebiet West = 100<br />

München<br />

Aachen<br />

Stuttgart<br />

Bremen<br />

Ruhrgebiet<br />

Wuppertal<br />

Rhein-Neckar<br />

Karlsruhe<br />

Beschäftigte mit Berufsabschluss<br />

(ohne FHS/HS-Abschluss)<br />

darunter: Abiturienten mit<br />

Berufsabschluss<br />

Bielefeld<br />

Nürnberg<br />

Saarbrücken<br />

VR insg.<br />

In allen Verdichtungsräumen ist der Anteil der Beschäftigten<br />

ohne abgeschlossene Berufsausbildung im Zuge<br />

des qualifikationsorientierten Strukturwandels seit Ende<br />

der 80er Jahre beträchtlich zurückgegangen. Die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> zählt zu den <strong>Region</strong>en, in denen die<br />

Beschäftigung von unqualifizierten Beschäftigten überdurchschnittlich<br />

zurückgegangen ist (Abb. 6.1-2).<br />

Der Anteil der Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />

6 liegt in den westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

insgesamt leicht unter dem Bundesdurchschnitt. Das<br />

bedeutet, dass die mittleren Qualifikationen außerhalb<br />

der Verdichtungsräume und hier vor allem auch in vielen<br />

ländlichen <strong>Region</strong>en stärker vertreten sind. Die Unterschiede<br />

zwischen den Verdichtungsräumen sind nicht so<br />

groß wie bei den unqualifizierten oder den hochqualifizierten<br />

Arbeitnehmern (Abb.6.1-3). An der Spitze stehen<br />

beim Einsatz von mittleren Qualifikationen Bremen,<br />

Hamburg, Bielefeld und <strong>Hannover</strong>. Aber auch in den<br />

Montanregionen an Ruhr und Saar ist der Anteil von<br />

Beschäftigten mit abgeschlossener Berufsausbildung vergleichsweise<br />

hoch. Am niedrigsten ist der Anteil in den<br />

süddeutschen <strong>Region</strong>en Stuttgart und München.<br />

Der Anteil der Abiturienten 7 an den Beschäftigten insgesamt<br />

ist ein weiterer Hinweis auf ein oberes Segment der<br />

Abb. 6.1-4 Anteil der Beschäftigten mit Hochschul- und Fachhochschulabschluss<br />

in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1998<br />

220<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

München<br />

Rhein-Main<br />

Stuttgart<br />

Köln-Bonn<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

mittleren Qualifikationen. Hier liegt der Anteil in den<br />

Verdichtungsräumen mit 4,7% 8 an den Beschäftigten<br />

(121 9 ) um mehr als ein Fünftel über dem westdeutschen<br />

Durchschnitt, wobei die Unterschiede zwischen den Verdichtungsräumen<br />

beträchtlich sind (Abb. 6.1-3). An der<br />

Spitze stehen einerseits die großen <strong>Region</strong>en wie Hamburg<br />

und Rhein-Main. Auf den weitere Positionen folgen<br />

dann Köln-Bonn und auf dem vierten Rang bereits <strong>Hannover</strong><br />

(143) vor Düsseldorf und München. In einigen<br />

kleineren Verdichtungsräumen liegt der Anteil der Abiturienten<br />

mit Berufsabschluss dann auch unter dem Bundesdurchschnitt,<br />

so z.B. in den <strong>Region</strong>en Bielefeld, Nürnberg<br />

und Saarbrücken.<br />

Der Anteil der hochqualifizierten Beschäftigten liegt in<br />

den westdeutschen Verdichtungsräumen mit 10% 10 (125 11 )<br />

um etwa ein Viertel über dem westdeutschen Durchschnitt.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (120) liegt damit zwar auf<br />

Rang 7, erreicht damit aber den Durchschnitt der westdeutschen<br />

Verdichtungsräume nicht ganz (Abb. 6.1-4).<br />

Vor allem der Abstand zum Spitzenreiter München (198)<br />

ist fundamental. Mit deutlichem Abstand folgen die<br />

<strong>Region</strong>en Rhein-Main (160), Stuttgart (141) sowie Köln-<br />

Bonn (135). Einen in etwa gleichen Anteil von Hochqualifizierten<br />

wie <strong>Hannover</strong> haben die <strong>Region</strong>en Nürn-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 101<br />

Anteil an den Beschäftigten insgesamt, Bundesgebiet West = 100<br />

Nürnberg<br />

Rhein-Neckar<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Hamburg<br />

Aachen<br />

Karlsruhe<br />

Düsseldorf<br />

Bremen<br />

Ruhrgebiet<br />

Hochschulabsolventen<br />

Fachhochschulabsolventen<br />

Fachhochschul- und<br />

Hochschulabsolventen<br />

Saarbrücken<br />

Wuppertal<br />

Bielefeld<br />

VR insg.<br />

berg, Rhein-Neckar, Hamburg und Aachen. Deutlich geringer<br />

ist er in den übrigen nordrhein-westfälischen <strong>Region</strong>en<br />

und im Raum Bremen.<br />

Die Untergliederung nach der Beschäftigung von Hochschul-<br />

und von Fachhochschulabsolventen zeigt deutliche<br />

Unterschiede zwischen den großstädtischen <strong>Region</strong>en,<br />

die mit der Wirtschaftsstruktur, aber möglicherweise<br />

auch mit den vorhandenen Hochschulen und deren<br />

Angebot zusammenhängen (Abb.6.1-4). In der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> stehen die Hochschulabsolventen stark im Vordergrund,<br />

während Arbeitskräfte mit Fachhochschulqualifikationen<br />

nicht in dem Maße beschäftigt werden. Dies<br />

gilt – auf höherem Niveau – auch für München, Rhein-<br />

Main und Köln-Bonn. In den Verdichtungsräumen Stutt-<br />

2) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1998<br />

3) jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100<br />

4) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1998<br />

5) jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100<br />

6) hier ohne Fachhochschul- und Hochschulabsolventen, die getrennt betrachtet werden<br />

7) mit abgeschlossener Berufsausbildung<br />

8) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1998<br />

9) jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100<br />

10) sozialversicherungspflichtig Beschäftigte, 30.6.1998<br />

11) Anteil an den Beschäftigten insgesamt, jeweiliger Bundeswert (Westdeutschland) = 100


102<br />

DIE REGION HANNOVER UND IHRE ARBEITSMARKTPOTENZIALE<br />

Abb. 6.1-5 Fachhochschul- und Hochschulabsolventen nach Wirtschaftsbereichen im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

und in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1998<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Insgesamt<br />

Landwirtschaft<br />

Energie,<br />

Bergbau<br />

Verarbeitendes<br />

Gewerbe<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

gart und Nürnberg ist demgegenüber ein stärkeres<br />

Gewicht von Fachhochschulqualifikationen festzustellen.<br />

So ist z.B. im Verdichtungsraum Stuttgart der Einsatz von<br />

Hochschulabsolventen geringer als in <strong>Hannover</strong>, demgegenüber<br />

die Beschäftigung von Fachhochschulabsolventen<br />

erheblich höher.<br />

Der Anteil an Fachhochschul- und Hochschulabsolventen<br />

ist in den einzelnen Wirtschaftsbereichen sehr unterschiedlich<br />

(Abb. 6.1-5). Ausgesprochen hoch ist er im<br />

Durchschnitt der Verdichtungsräume in Wissenschaft, Bildung<br />

und Gesundheitswesen, bei den Unternehmensbezogenen<br />

Dienstleistungen und den Organisationen ohne<br />

Erwerbszweck. Deutlich niedriger ist er bei den Gebietskörperschaften,<br />

im Verkehrssektor und im Verarbeitenden<br />

Gewerbe. Die niedrigsten Anteile an Hochqualifizierten<br />

haben Baugewerbe, Handel, Finanzdienstleistungen<br />

und die Haushaltsorientierten Dienstleistungen.<br />

Die Beschäftigung von hochqualifizierten Kräften weicht<br />

in den meisten Wirtschaftsbereichen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

nur wenig vom Durchschnitt der Verdichtungsräume<br />

ab. Stärker ist er in Energiewirtschaft und Bergbau sowie<br />

bei den Unternehmensbezogenen Dienstleistungen<br />

und bei den Gebietskörperschaften. Geringer ist der Einsatz<br />

von hochqualifizierten Kräften vor allem im Verarbeitenden<br />

Gewerbe und im Verkehrssektor.<br />

Anteil an den Beschäftigten insg. in %<br />

Baugewerbe<br />

Handel<br />

VR <strong>Hannover</strong><br />

Finanzdienstleist.<br />

FHS<br />

VR insg.<br />

Verkehr und<br />

Telekommunikation<br />

FHS<br />

HS HS<br />

Haushaltsbez.<br />

Dienstl.<br />

Wissenschaft,<br />

Gesundheitswesen<br />

Unternehmensbez.<br />

Dienstl.<br />

In allen westdeutschen Verdichtungsräumen ist seit Ende<br />

der 80er Jahre der Anteil an hochqualifizierten Beschäftigten<br />

kräftig gestiegen. Der relative Vorsprung zum Bundesdurchschnitt<br />

ist in den meisten <strong>Region</strong>en fast unverändert<br />

geblieben. Dies zeigt, dass Positionsveränderungen<br />

bei diesen qualitativen Indikatoren – wenn überhaupt<br />

– nur sehr allmählich stattfinden. Eine unveränderte<br />

Position hat nicht nur die Spitzenreiterregion München,<br />

sondern dies gilt auch etwa für Hamburg und <strong>Hannover</strong>.<br />

Relativ zurückgefallen sind demgegenüber Bremen<br />

und Saarbrücken. Ihre Position ausbauen konnten<br />

aus der Spitzengruppe das Rhein-Main-Gebiet und Stuttgart<br />

sowie auch einige nordrhein-westfälische <strong>Region</strong>en<br />

wie Düsseldorf und Wuppertal.<br />

6.2 Entwicklung und Struktur<br />

der Arbeitslosigkeit<br />

Organisationen ohne<br />

Erwerbszweck<br />

Gebietskörperschaften<br />

Die hohe Arbeitslosigkeit ist die herausragende gesellschaftspolitische<br />

Herausforderung der 90er Jahre. Es kann<br />

davon ausgegangen werden, dass aufgrund der strukturellen<br />

Anpassungen auch nach dem Abflauen der gegenwärtigen<br />

Strukturkrise die Arbeitskräftenachfrage erst allmählich<br />

wieder ansteigen wird, so dass die (insbesondere<br />

aus demographischen Gründen) zu erwartende Zunahme<br />

des Arbeitskräfteangebots voll zu einem weiteren<br />

Abb. 6.2-1 Arbeitslosigkeit in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1995 und 2001<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

München<br />

Stuttgart<br />

Karlsruhe<br />

Rhein-Main<br />

Nürnberg<br />

Rhein-Neckar<br />

Hamburg<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

Zuwachs der Arbeitslosenzahlen führen wird. Die Entwicklung<br />

der letzten Jahre hat gezeigt, dass seitens der<br />

Industrie kaum durchgreifende Impulse mehr für die<br />

Beschäftigung zu erwarten sind. Nur ein kleiner Teil der in<br />

den letzten Jahren in der Industrie freigesetzten Arbeitsplätze<br />

dürfte in diesem Sektor zukünftig wieder eine neue<br />

Beschäftigung finden. Um die im Zuge des beschleunigten<br />

Strukturwandels freigesetzten Personen für Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

im Dienstleistungsbereich zu qualifizieren,<br />

sind erhebliche Anstrengungen notwendig.<br />

Im Folgenden sollen die Ungleichgewichte auf dem<br />

Arbeitsmarkt im überregionalen Vergleich analysiert<br />

werden. Insbesondere geht es um das Ausmaß und die<br />

Entwicklung der Arbeitslosigkeit. Im weiteren sollen<br />

dann auch einzelne Aspekte der Angebots- und der<br />

Nachfrageseite des Arbeitsmarktes, die vorne teilweise<br />

bereits untersucht sind, angesprochen werden. Abschließend<br />

geht es um die Strukturen des Arbeitslosenbestandes,<br />

aus denen sich besonderer Handlungsbedarf<br />

bei einzelnen Gruppen ablesen lässt.<br />

Das Niveau der Arbeitslosigkeit in den westdeutschen<br />

Verdichtungsräumen insgesamt lag Ende der 80er Jahre<br />

um mehr als ein Zehntel über dem Bundesdurchschnitt 12 ,<br />

es ergaben sich aber zwischen den Verdichtungsräumen<br />

fundamentale Unterschiede, die weitgehend das wirtschaftliche<br />

Süd-Nord-Gefälle der 80er Jahre widerspiegelten.<br />

In den süddeutschen <strong>Region</strong>en Stuttgart (48) und<br />

München (60) war die Arbeitslosigkeit extrem niedrig, in<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 103<br />

Arbeitslosenquoten am 30.6. in %<br />

Köln-Bonn<br />

Düsseldorf<br />

Bielefeld<br />

Wuppertal<br />

Aachen<br />

Saarbrücken<br />

Bremen<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Ruhrgebiet<br />

VR insg.<br />

1995<br />

2001<br />

BG West<br />

den norddeutschen <strong>Region</strong>en Hamburg (128), <strong>Hannover</strong><br />

(138) und Bremen (147) wurde sie nur noch von den<br />

Montanregionen an Saar (145) und Ruhr (173) übertroffen.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> lag damit unter den 16<br />

westdeutschen Verdichtungsräumen auf dem 13. Rang 13 .<br />

Mit den wirtschaftlichen Impulsen für die westdeutschen<br />

<strong>Region</strong>en infolge der Wiedervereinigung und auch den<br />

räumlich selektiven Zuwanderungsströmen hat sich das<br />

Bild im Laufe der 90er Jahre zwar nicht grundlegend verändert,<br />

im Anstieg der Arbeitslosigkeit ergeben sich<br />

aber dennoch unterschiedliche Tendenzen. Mit Ausnahme<br />

von München hatten die süddeutschen <strong>Region</strong>en von<br />

1989 bis 1999 einen überdurchschnittlichen Anstieg<br />

der Arbeitslosenzahlen, während die Zuwächse in der<br />

ehemaligen Spitzengruppe eher geringer ausfielen<br />

(Abb. 6.2-1). <strong>Region</strong>en mit besonders stark ansteigender<br />

Arbeitslosigkeit waren neben Stuttgart, Karlsruhe, Rhein-<br />

Main und Nürnberg vor allem Aachen und Wuppertal.<br />

<strong>Hannover</strong> hatte zusammen mit Hamburg, Köln-Bonn und<br />

Bremen die geringsten Zuwächse.<br />

In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> war die Entwicklung der<br />

Arbeitslosigkeit vor allem Anfang der 90er Jahre etwas<br />

günstiger als im Bundestrend. Insbesondere nach der<br />

Öffnung der innerdeutschen Grenze konnte die Arbeitslosigkeit<br />

stärker als im Bundestrend zurückgeführt wer-<br />

12) Westdeutschland<br />

13) niedrigster Rang entspricht geringster Arbeitslosenquote


104<br />

DIE REGION HANNOVER UND IHRE ARBEITSMARKTPOTENZIALE<br />

Abb. 6.2-2 Entwicklung der Arbeitslosigkeit im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> und im Bundesgebiet<br />

seit Ende der 80er Jahre<br />

14<br />

13<br />

12<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

88<br />

Arbeitslosenquoten<br />

Quartalswerte und Trendwerte in %<br />

Ende des Quartals<br />

VR <strong>Hannover</strong><br />

früheres Bundesgebiet<br />

Differenz zum Bundeswert<br />

in %-Punkten<br />

89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 00 01<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

den (Abb. 6.2-2). In der zweiten Hälfte der 90er Jahre<br />

hat sich der Abstand nur wenig verändert. In der Folge<br />

gingen zwar auch in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> seit 1998 die<br />

Arbeitslosenzahlen zurück, der Abstand zum westdeutschen<br />

Durchschnitt ist aber zuletzt tendenziell wieder<br />

gestiegen. Kurzfristig ging im EXPO-Jahr 2000 die<br />

Arbeitslosigkeit zwar nach unten. Seit Anfang des Jahres<br />

2001 steigen die Arbeitslosenzahlen aber entgegen<br />

dem Bundestrend wieder an.<br />

Entsprechend dieser Entwicklung in den letzten Jahren<br />

hat sich die Arbeitsmarktposition eher wieder verschlechtert.<br />

Mitte Jahr 2001 lag das Niveau der Arbeitsmarktungleichgewichte<br />

im Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

mit 54.000 Arbeitslosen und einer Quote von 10,3%<br />

(135) um mehr als ein Drittel über dem westdeutschen<br />

Durchschnitt und auch deutlich über dem Durchschnitt<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume (107). Nach dem<br />

Ruhrgebiet (161) hatte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die höchste<br />

Arbeitslosigkeit unter den Verdichtungsräumen. Es folgten<br />

Bremen, Saarbrücken, Aachen und Wuppertal. Ausgesprochen<br />

niedrig ist nach wie vor die Arbeitslosigkeit<br />

in den Verdichtungsräumen München (53) und Stuttgart<br />

(61) (Abb. 6.2-1).<br />

In allen großen Verdichtungsräumen konzentrieren sich<br />

die Arbeitslosen in besonderer Weise in den großstädtischen<br />

Zentren. Von den Arbeitslosen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Mitte des Jahres 2000 entfielen etwa knapp 30.000<br />

oder 59% auf die Stadt. Damit lag das Niveau der<br />

Arbeitslosigkeit in der Stadt <strong>Hannover</strong> mit einer Quote<br />

von 13,1% (173) um mehr als die Hälfte höher als im<br />

Landkreis <strong>Hannover</strong> mit 7,8% (103). Dieses Stadt-<br />

Umland-Gefälle in der Betroffenheit von Arbeitslosigkeit<br />

ist in keinem westdeutschen Verdichtungsraum stärker<br />

ausgeprägt als in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Abb. 6.2-3).<br />

Der Vergleich der Beschäftigten- und Arbeitslosenentwicklung<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume in den<br />

90er Jahren (1992 bis 2000) zeigt noch einmal die<br />

Zusammenhänge in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Abb. 6.2-4).<br />

Die relativ günstige Beschäftigtenentwicklung seit 1992<br />

hat sich in einem vergleichsweise moderaten Anstieg der<br />

Arbeitslosenzahlen ausgezahlt. Bei nur geringfügig<br />

schwächerer Beschäftigtendynamik hatte beispielsweise<br />

das Rhein-Main-Gebiet erheblich höhere Zuwächse an<br />

Arbeitslosen zu verkraften. Besonders deutlich wird, dass<br />

die erheblichen Beschäftigungseinbrüche im Ruhrgebiet<br />

und auch in Nürnberg zu stark steigenden Arbeitslosen-<br />

Quelle: Arbeitslosenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

zahlen geführt haben. Vergleichsweise besser hat die<br />

<strong>Region</strong> Stuttgart ihre Arbeitsplatzverluste verkraftet.<br />

Insgesamt macht aber die Betrachtung der Entwicklung<br />

deutlich, dass eine relative Verbesserung der Arbeitsmarktsituation,<br />

d.h. eine Verbesserung im Vergleich zu<br />

den anderen Verdichtungsräumen nur in kleinen Schritten<br />

zu erreichen und eine grundlegende Änderung auch<br />

bei positiver wirtschaftlicher Entwicklung nur auf sehr<br />

lange Sicht zu erwarten ist.<br />

Das Risiko der Erwerbslosigkeit ist je nach persönlichen<br />

und beruflichen Merkmalen und Qualifikationen sowie<br />

nach der jeweiligen Arbeitsmarktsituation äußerst unterschiedlich.<br />

Der rasche berufsstrukturelle und qualifikatorische<br />

Wandel sowie die langanhaltende hohe Arbeitslosigkeit<br />

seit Anfang der 80er Jahre haben immer mehr<br />

Arbeitnehmer mit geringen oder nicht mehr nachgefragten<br />

bzw. veralteten beruflichen Qualifikationen für längere<br />

Perioden bzw. auch dauerhaft aus dem Beschäftigungssystem<br />

herausgedrängt. Da mit zunehmender<br />

Dauer der Arbeitslosigkeit die Arbeitslosen aber objektiv<br />

oder doch zumindest subjektiv immer stärker allgemeine<br />

und berufliche Qualifikationen verlieren, wird ein Wiedereinstieg<br />

in das Beschäftigungssystem zunehmend<br />

schwieriger. Die „kritische Schwelle“ wird bei einer<br />

Dauer der Arbeitslosigkeitsperiode von etwa einem Jahr<br />

gesehen. Diese „Langzeitarbeitslosigkeit“ hat bundesweit<br />

nach wie vor beträchtliche Ausmaße.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 105<br />

Abb. 6.2-3 Arbeitslosigkeit in den Zentren und im Umland der westdeutschen Verdichtungsräume 2001<br />

14<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

München<br />

Stuttgart<br />

Zentren<br />

Umland<br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

Karlsruhe<br />

Rhein-Main<br />

Nürnberg<br />

Rhein-Neckar<br />

Arbeitslosenquoten am 30.6. in %<br />

Hamburg<br />

Köln-Bonn<br />

Düsseldorf<br />

Bielefeld<br />

Wuppertal<br />

Aachen<br />

Saarbrücken<br />

Bremen<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Ruhrgebiet<br />

VR insg.<br />

Die Struktur der Arbeitslosen weicht zum Teil von den<br />

bundesdurchschnittlichen Verhältnissen ab und spiegelt<br />

die spezifische Arbeitsmarktsituation im Verdichtungsraum<br />

<strong>Hannover</strong> wider.<br />

– Der Anteil der Frauen an den Arbeitslosen 14 ist mit<br />

knapp 43% (95 15 ) niedriger als im Bundesdurchschnitt.<br />

Dies gilt besonders für die Stadt <strong>Hannover</strong><br />

(90), während im Landkreis (102) der Frauenanteil in<br />

etwa im Bundesdurchschnitt liegt. Insgesamt wird<br />

damit deutlich, dass das Angebot an Dienstleistungsarbeitsplätzen<br />

die Frauenbeschäftigung begünstigt.<br />

– Der Anteil der Arbeiter an den Arbeitslosen ist mit<br />

58% (96) leicht unterrepräsentiert und der Anteil der<br />

Angestellten (107) entsprechend höher als im Bundesdurchschnitt.<br />

In der Stadt ist der Arbeiteranteil (100)<br />

höher als im Landkreis (89).<br />

– Ausländer sind im Arbeitslosenbestand der <strong>Region</strong> mit<br />

etwa 23% (134) deutlich überrepräsentiert 16 . Sie stellen<br />

in der Stadt mit 32% eine deutlich größere Gruppe<br />

als im Landkreis mit 13%.<br />

– Der Anteil der Jugendlichen unter 25 Jahren an den<br />

Arbeitslosen liegt bei 11% (101) und entspricht damit<br />

dem westdeutschen Durchschnitt. Rechnet man<br />

14) 30.6.2001<br />

15) Anteil an den Arbeitslosen insgesamt, jeweiliger Bundeswert (alte Bundesländer) =<br />

100<br />

16) Gerade hier ist es schmerzlich, dass (noch) keine Vergleichszahlen für andere Verdichtungsräume<br />

vorliegen.


106<br />

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Von der Idee zum Markt –<br />

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Ob Firmengründer oder Forscher, ob Produktentwickler<br />

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NATI Technologieagentur Niedersachsen GmbH, eine<br />

Gesellschaft für Innovations- und Wissenstransfer, die im<br />

Auftrag der Gesellschafter Land Niedersachsen, Norddeutsche<br />

Landesbank NORD/LB und Institut der Niedersächsischen<br />

Wirtschaft e.V. den Technologietransfer in<br />

Niedersachsen vorantreibt.<br />

Seit der Gründung im Jahr 1989 profitierten schon nahezu<br />

1000 Projekte und Firmen von der Arbeit der NATI,<br />

die ihren Sitz im Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> hat.<br />

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Die NATI unterstützt diesen Transfer, führt Wissenschaftler<br />

und Unternehmer zusammen. Dabei bestimmen<br />

Schnelligkeit, Zielorientierung und wirtschaftsnahe Strukturen<br />

das Handeln. Das führt zu einer hohen Akzeptanz<br />

in Wirtschaft und Wissenschaft. Die Kunden und Partner<br />

sind Unternehmen und Existenzgründer, Gebietskörperschaften,<br />

Verwaltungen und Politik, Kammern, Verbände<br />

und Institutionen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen.<br />

NATI-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennen und nutzen<br />

alle Instrumente, um Impulsgeber für Innovationen zu<br />

sein, denn gute Ideen brauchen gute Partner. Zu den<br />

Arbeitsschwerpunkten gehören unter anderem:<br />

Euro Info Centre <strong>Hannover</strong> (EIC):<br />

Die offizielle Beratungsstelle der Europäischen Kommission<br />

in Niedersachsen gibt unter dem Dach der NATI<br />

kompetente Informationen und Beratung über europäische<br />

Förderprogramme, öffentliche Ausschreibungen,<br />

Richtlinien, Verordnungen und Länderinformationen und<br />

hilft bei der Suche nach Kooperationspartnern.<br />

Innovationsnetzwerk Niedersachsen (AGTIF):<br />

Das flächendeckende Informations-, Beratungs- und<br />

Dienstleistungsnetzwerk für kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) in Niedersachsen fasst rund 200 Vertreter<br />

der niedersächsischen Hochschulen, außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen, Kammern, Technologiezentren<br />

sowie die Wirtschaftsförderer zusammen. Die NATI führt<br />

die Geschäftsstelle.<br />

Beratungsleistungen und Services:<br />

Um aus einer guten Idee ein erfolgreiches Unternehmen<br />

aufzubauen sind zahlreiche Hürden zu überwinden. Die<br />

NATI unterstützt technologieorientierte Unternehmensgründer<br />

mit Informationen zu Fördermitteln, hilft bei der<br />

Entwicklung des Geschäftsplanes und gibt fachliche Stellungnahmen<br />

für Anträge auf öffentliche Förderung. Die<br />

Erfahrungen zeigen, dass auch nach den geförderten<br />

Beratungen der Kontakt zwischen Unternehmen und<br />

Wissenschaft nicht abreißt. Oft folgen weitere Kooperationsvorhaben.<br />

BioRegioN:<br />

Mehr als 400 Kooperations- und Netzwerkpartner aus<br />

Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung, Banken, Verbänden<br />

und anderen Institutionen sind in der BioRegioN<br />

zusammengeschlossen und nutzen die Initiative für einen<br />

kontinuierlichen branchenspezifischen Informationsaustausch.<br />

In freier Selbstorganisation finden die Teilnehmer<br />

ihren Interessen entsprechend potentielle Kooperationspartner<br />

mit spezifischen Kenntnissen und Erfahrungen.<br />

ADRESSE:<br />

NATI Technologieagentur Niedersachsen GmbH<br />

Ursula Haufe<br />

Vahrenwalder Straße 7<br />

30165 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: (0511) 93 57 - 430<br />

Fax: (0511) 93 57 - 439<br />

E-mail: info@nati.de<br />

Internet: www.nati.de<br />

Abb. 6.2-4 Beschäftigtenentwicklung und Entwicklung der Arbeitslosigkeit<br />

in den westdeutschen Verdichtungsräumen 1992 bis 2000<br />

Veränderung der Beschäftigten 1992 bis 2000 in % (JD)<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

0,0<br />

-0,2<br />

-0,4<br />

-0,6<br />

-0,8<br />

-1,0<br />

-1,2<br />

-1,4<br />

München<br />

Köln-Bonn<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Saarbrücken<br />

Hamburg<br />

Karlsruhe<br />

Aachen<br />

Stuttgart<br />

Bremen<br />

den niedrigeren Anteil an der Gesamtbevölkerung<br />

mit ein, so dürfte die Betroffenheit von Jugendarbeitslosigkeit<br />

insgesamt über dem Bundesdurchschnitt liegen.<br />

– Ältere Arbeitnehmer (über 55 Jahre) stellen 20% der<br />

Arbeitslosen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (95) und spielen<br />

damit eine geringere Rolle. Sie konzentrieren sich<br />

allerdings deutlich stärker im Landkreis (112),<br />

während sie in der Stadt <strong>Hannover</strong> (84) unterrepräsentiert<br />

sind.<br />

Insgesamt ist die Dynamik des Arbeitsmarktes <strong>Hannover</strong><br />

offensichtlich vergleichsweise hoch. Der Anteil der Lang-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 107<br />

VR insgesamt<br />

Düsseldorf<br />

Bielefeld<br />

Rhein-Main<br />

Rhein-Neckar<br />

Wuppertal<br />

-1,6<br />

1,4 1,6 1,8 2,0 2,2 2,4 2,6 2,8 3,0 3,2 3,4 3,6<br />

Veränderung der Arbeitslosenquoten 1992 bis 2000 in %-Punkten<br />

Quelle: Beschäftigtenstatistik der Bundesanstalt für Arbeit, eigene Berechnungen<br />

Ruhrgebiet<br />

Nürnberg<br />

zeitarbeitslosen liegt mit 33% 17 (97 18 ) unter dem westdeutschen<br />

Durchschnitt. Dies gilt gleichermaßen für die<br />

Stadt <strong>Hannover</strong> (99) als auch den Landkreis (93). Es gibt<br />

somit keine Anzeichen dafür, dass die strukturellen<br />

Ungleichgewichte zwischen Angebot und Nachfrage an<br />

Arbeitskräften und damit die Verfestigung des Arbeitslosenbestandes<br />

in der <strong>Region</strong> ausgeprägter sind als im<br />

Bundesdurchschnitt.<br />

17) 30.6.1999<br />

18) bezogen auf den jeweiligen Bundeswert (alte Bundesländer) = 100


108<br />

TEIL II<br />

BILDUNG, QUALIFIKATIONEN<br />

UND INNOVATIONEN IN<br />

DER REGION HANNOVER<br />

109


110<br />

7.<br />

Berufliche Ausbildung<br />

und Berufsbildende<br />

Schulen<br />

Fritz Stöcker, Matthias Franck<br />

Auf dem Weg zur wissensintensiven Gesellschaft kommt<br />

dem Qualifikationsniveau der Bevölkerung und der<br />

Mobilisierbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte eine immense<br />

strategische Bedeutung für Wachstum und Innovationsfähigkeit<br />

einer <strong>Region</strong> zu.<br />

Dabei spielt die berufliche Ausbildung eine wesentliche<br />

Rolle. Sie ist dem sekundären und tertiären Bereich des<br />

deutschen Bildungssystems zuzuordnen 1 :<br />

– Der sekundäre Bereich beinhaltet neben der schulischen<br />

Sekundarstufe auch das Duale System der<br />

Berufsausbildung (mit den beiden Lernorten Betrieb<br />

und Berufsbildende Schule), welches im Mittelpunkt<br />

dieses Beitrags stehen soll.<br />

– Aus dem tertiären Bereich werden die Fachhoch- und<br />

Hochschulen in Abschnitt 11 behandelt. Auf die sonstigen<br />

Ausbildungsstätten mit berufsqualifizierenden<br />

Abschlüssen des tertiären Bereichs wird in Abschnitt<br />

7.2 eingegangen.<br />

7.1 Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Standort für<br />

berufliche Ausbildung<br />

Aus- und Weiterbildung stellen ein strategisches Instrument<br />

zur Steigerung der regionalen Wettbewerbsfähigkeit<br />

dar. Insgesamt bilden das hohe Qualifikationsniveau<br />

und das vorhandene regionale Angebot an qualifizierten<br />

Arbeitskräften eine der wirtschaftlichen Stärken<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, wie bereits dargestellt wurde 2 .<br />

Zwischen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und ihrem Umland, insbesondere<br />

dem sog. „Zweiten Ring“ (Landkreise Celle,<br />

Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Nienburg/Weser, Peine<br />

und Schaumburg), bestehen enge funktionale Verflechtungen.<br />

Im Bereich der beruflichen Ausbildung ist zu<br />

beobachten, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und insbesondere<br />

die Landeshauptstadt vielfältige Ausbildungsfunktionen<br />

wahrnehmen, die weit in das Umland wirken. Insbesondere<br />

sind es die Hoch- und Fachhochschulen, die<br />

eine große und räumlich weitreichende Anziehungskraft<br />

ausüben. Aber auch die sonstigen Ausbildungsstätten<br />

des tertiären Bereichs mit berufsqualifizierenden<br />

Abschlüssen sind ein Faktor zur Ausprägung der Standortqualität<br />

und zur langfristigen Sicherung der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Auch die Leistungsfähigkeit des Dualen Ausbildungssystems,<br />

also der beruflichen Ausbildung in privatwirtschaftlichen<br />

Betrieben und Berufsbildenden Schulen<br />

(BBS), trägt in wesentlichem Maße zu der Attraktivität<br />

der „Ausbildungsregion <strong>Hannover</strong>“ bei.<br />

7.2 Akteure der beruflichen Ausbildung in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Neben den in Abschnitt 11 dargestellten Hoch- und Fachhochschulen,<br />

den in Abschnitt 7.3 zu vertiefenden Berufsbildenden<br />

Schulen sowie den ausbildenden Betrieben der<br />

Privatwirtschaft gibt es eine Vielzahl weiterer Akteure der<br />

beruflichen Ausbildung.<br />

Das breite Spektrum an privaten und öffentlichen Ausbildungsträgern<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird u.a. gebildet<br />

durch Akademien, Berufsakademien, Institute, Berufsfachschulen,<br />

sonstige Schulen und Vereine. Räumlich betrachtet<br />

befinden sich die meisten dieser Träger in der Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong>, aber auch in weiteren Städten und<br />

Gemeinden der <strong>Region</strong>, beispielsweise mit der Berufsakademie<br />

des Einzelhandels sowie der Norddeutschen Kälte-<br />

Fachschule in der „Bildungsstadt“ Springe 3 oder der Pestalozzi-Stiftung<br />

in Burgwedel, einer Berufsfachschule für<br />

Sozialassistenten, Erzieher und Heilpädagogen.<br />

Angehörige des öffentlichen Dienstes werden bei Behörden<br />

ausgebildet, z.B. beim Bundesgrenzschutz, in Stadtund<br />

Gemeindeverwaltungen, beim Finanzamt, in der<br />

Wehrbereichsverwaltung oder in Genossenschaften.<br />

Die regionalen Dienststellen der Bundesanstalt für<br />

Arbeit, die Arbeitsämter, sind innerhalb der beruflichen<br />

Ausbildung insbesondere für die Vermittlung von Ausbildungsstellen<br />

und für die Förderung der Berufsausbildung<br />

(Leistungen an Auszubildende, Arbeitgeber, Träger<br />

der beruflichen Ausbildung) zuständig 4 . Für jeweilige<br />

Teilgebiete der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind dies die<br />

Arbeitsämter <strong>Hannover</strong>, Celle, Hameln, Hildesheim und<br />

Nienburg.<br />

Eine zentrale Bedeutung für die berufliche Aus- und Weiterbildung<br />

haben die Kammern als regionale Steuerungsund<br />

Aufsichtsinstanzen. Die Kammern mit den meisten<br />

zu betreuenden Auszubildenden in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

sind die Industrie- und Handelskammer <strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />

(mit mehr als 20.000 zu betreuenden Ausbildungsverhältnissen)<br />

und die Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />

5 . Die IHK, die HWK und die weiteren Kammern<br />

(Landwirtschafts-, Architekten-, Ärzte-, Steuerberaterkammer)<br />

haben u.a. nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG)<br />

bzw. der Handwerksordnung als „zuständige Stelle“ für<br />

die Berufsausbildung die Aufgabe,<br />

– die Durchführung der Berufsausbildung auf der Grundlage<br />

der bundesgesetzlichen Bestimmungen zu überwachen<br />

(insbesondere betrifft dies die persönliche und<br />

fachliche Eignung des Ausbildungspersonals sowie<br />

die Eignung der Ausbildungsstätte),<br />

– die Ausbildung in den Betrieben durch Beratung der<br />

Ausbildenden und Auszubildenden zu fördern,<br />

Multimedia-BBS auf der Plaza im EXPO PARK HANNOVER<br />

– die Zwischen- und Abschlussprüfungen durchzuführen<br />

sowie<br />

– Regelungen zu erlassen, soweit übergeordnete Vorschriften<br />

und Rechtsverordnungen nicht bestehen (z.B.<br />

gilt dies für den Erlass von Prüfungsordnungen) 6 .<br />

7.3 Berufsbildende Schulen in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

BERUFSBILDENDE SCHULEN ALS<br />

BESTANDTEIL DES DUALEN SYSTEMS<br />

Im Großen und Ganzen wird die berufliche Ausbildung<br />

in Deutschland v.a. durch die Hochschulausbildung<br />

sowie das Duale System geprägt. Hierbei wirken einerseits<br />

ausbildende Unternehmen bzw. öffentliche Arbeitgeber<br />

sowie andererseits Berufsbildende Schulen in<br />

jeweiliger Eigenverantwortung bei der Ausbildung in<br />

praktischer und theoretischer Form zusammen. In<br />

Deutschland beginnen rund zwei Drittel aller Jugendlichen<br />

ihren Berufsweg mit einer Berufsausbildung im<br />

Dualen System.<br />

AUSBILDUNGSSTELLEN IM DUALEN SYSTEM<br />

Die Auszubildenden erlernen im Rahmen des Dualen<br />

Systems einen von derzeit 346 staatlich anerkannten<br />

Ausbildungsberufen 7 . Im Jahr 1999 wurden in Niedersachsen/Bremen<br />

Ausbildungen in 249 anerkannten Ausbildungsberufen<br />

– von Anlagenmechaniker/in bis Zweiradmechaniker/in<br />

– angeboten.<br />

In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gab es im Jahr 2000 etwa<br />

23.300 Auszubildende, davon waren 11.900 männlichen<br />

und 11.400 weiblichen Geschlechts 8 .<br />

Im Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong>, dem „Kernbereich“ der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, standen in diesem Jahr Ausbildungs-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 111<br />

plätze in 171 Ausbildungsberufen bereit. Differenziert<br />

nach einzelnen Berufen entfielen die meisten Ausbildungsstellen<br />

dabei auf die Berufe „Kaufmann/-frau im<br />

Einzelhandel“ und „Bürokaufmann/-frau“ (Übersicht<br />

7–1).<br />

NEU ABGESCHLOSSENE AUSBILDUNGS-<br />

VERTRÄGE IM DUALEN SYSTEM<br />

Im Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong> wurden im Jahr 2000<br />

etwa 7.200 neue Ausbildungsverträge abgeschlossen,<br />

das entspricht etwa 1,2% der neuen Ausbildungsverträge<br />

in Deutschland. Einer Gesamtnachfrage von 7.500<br />

Stellen stand ein Gesamtangebot von etwa 7.560 Ausbildungsplätzen<br />

gegenüber; die Angebots-Nachfrage-<br />

Relation gestaltet sich demnach also vergleichsweise<br />

ausgeglichen 10 . Von den 7.200 neu abgeschlossenen<br />

Ausbildungsverträgen entfielen auf die Bereiche<br />

– Industrie und Handel 60,9% (Deutschland: 54%),<br />

– Handwerk 23% (32%),<br />

– Freie Berufe 11,3% (8,4%)<br />

– Öffentlicher Dienst 3% (2,5%),<br />

– Landwirtschaft 1,1% (2,4%) sowie<br />

– Hauswirtschaft 0,6% (0,8%).<br />

1) Der vierte Bildungsbereich betrifft die Weiterbildung; sie wird in Abschnitt 8 aufgegriffen.<br />

2) vgl. Abschnitt 6.1<br />

3) vgl. hierzu auch <strong>NIW</strong>, NORD/LB 2001: Standortentwicklungskonzept für die<br />

Stadt Springe<br />

4) vgl. B. Hövels und G. Kutscha 2001, S. 49 ff.<br />

5) Ausführliche Informationen zur beruflichen Ausbildung sind den Internetauftritten<br />

www.hannover.ihk.de und www.hwk-hannover.de zu entnehmen.<br />

6) vgl. B. Hövels und G. Kutscha 2001, S. 48.<br />

7) Stand: Februar <strong>2002</strong>; einschl. der fortgeltenden Altregelungen; vgl.<br />

http://www.bibb.de/indexber.htm vom 4.2.<strong>2002</strong><br />

8) Stichtag 30.6.2000; Angaben des NLS - Niedersächsisches Landesamt für Statistik<br />

9) Die regionale Zuständigkeit des Arbeitsamtes <strong>Hannover</strong> umfasst die Stadt <strong>Hannover</strong><br />

und zehn weitere Kom-munen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Barsinghausen, Garbsen,<br />

Gehrden, Hemmingen, Laatzen, Langenhagen, Pattensen, Ronnenberg, Seelze,<br />

Wennigsen).<br />

10) vgl. Bundesanstalt für Arbeit, Ergebnisse der Berufsberatungsstatistik; Bundesinstitut<br />

für Berufsbildung (BIBB), Erhebung zum 30. September 2000


112<br />

BERUFLICHE AUSBILDUNG UND BERUFSBILDENDE SCHULEN<br />

Übersicht<br />

7-1<br />

Ausbildungsberufe nach Auszubildendenanzahl im Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong> 1999<br />

Anerkannter Ausbildungsberuf Anzahl der angebotenen Anzahl der Auszubildenden<br />

Ausbildungsstellen im<br />

Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong><br />

(Durchschnitt)<br />

in Niedersachsen/Bremen<br />

Kaufmann/frau im Einzelhandel 445 3.622<br />

Bürokaufmann/frau 387 4.005<br />

Kaufmann/frau im Groß- und Außenhandel 314 2.184<br />

Bankkaufmann/frau 275 1.754<br />

Kaufmann/frau für Bürokommunikation 254 k. A.<br />

Koch/Köchin 252 1.431<br />

Zahnarzthelfer/in 226 1.440<br />

Industriekaufmann/frau 216 2.204<br />

Hotelfachmann/frau 207 1.305<br />

Rechtsanwaltsfachangestellte/r 203 k. A.<br />

Quelle: Landesarbeitsamt Niedersachsen-Bremen 2001<br />

Bei einer differenzierteren Betrachtung nach einzelnen<br />

Ausbildungsberufen spiegelt sich im Arbeitsamtsbezirk<br />

<strong>Hannover</strong> bei der Aufteilung der im Jahr 2000 neu<br />

abgeschlossenen Ausbildungsverträge nach Ausbildungsberufen<br />

und -bereichen im Großen und Ganzen<br />

die Verteilung wider, die auch im Land Niedersachsen<br />

zu beobachten ist. In Relation zum Bundesland wurden<br />

jedoch im Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong> überproportional<br />

viele neue Ausbildungsverträge in den Berufsgruppen 11<br />

„Neue IT-Berufe“ und „Neue Medienberufe“ vereinbart,<br />

was allerdings nicht verwundern darf, da die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> der dominierende Standort für IuK innerhalb<br />

Niedersachsens ist 12 . Die 298 neuen Ausbildungsverträge<br />

in der Berufsgruppe „Neue IT-Berufe“ nahmen im<br />

Arbeitsamtsbezirk 4,1% der Verträge ein (Nds.: 2,1%).<br />

In der Gruppe „Neue Medienberufe“ wurden mit 135<br />

Ausbildungsverträgen 1,9% der Verträge abgeschlossen<br />

(Nds.: 0,9%) 13 .<br />

STÄNDIGE WEITERENTWICKLUNG<br />

DES DUALEN SYSTEMS<br />

Das Duale System der Berufsausbildung wird kontinuierlich<br />

modernisiert. Beispielsweise wird seit August 2001<br />

die jeweils dreijährige Berufsausbildung in drei neuen<br />

Dienstleistungsberufen angeboten. Diese neuen Berufe<br />

sind Kaufmann/-frau im Gesundheitswesen, Sport- und<br />

Fitnesskaufmann/-frau und Veranstaltungskaufmann/frau<br />

14 .<br />

Zum Start des neuen Ausbildungsjahrgangs im August<br />

<strong>2002</strong> werden derzeit von der Bundesregierung für zwölf<br />

Berufe die Ausbildungsverordnungen aktualisiert und<br />

acht neue Ausbildungsberufe (u.a. Fachkraft für Abwassertechnik,<br />

Maskenbildner/-in) geschaffen 15 .<br />

AUSBILDUNGSMARKT UND BERUFSBILDENDE<br />

SCHULEN ALS SPIEGEL DER WIRTSCHAFTSSTRUKTUR<br />

UND -ENTWICKLUNG<br />

Der Ausbildungsmarkt ist schon immer ein wichtiger Spiegel<br />

für wirtschaftliche Entwicklungen gewesen. Wenn die<br />

Konjunktur abflaut, werden von den Betrieben i.d.R. weniger<br />

Auszubildende eingestellt als in Zeiten konjunkturellen<br />

Wachstums. Berufliche Ausbildung wird in erster Linie<br />

durch die Nachfrage der Wirtschaft geprägt, die sich u.a.<br />

in dem jeweils aktuellen Angebot an betrieblichen Ausbildungsplätzen<br />

äußert. Beispielsweise haben bundesweit<br />

die Bereiche IT und Medien in den letzten Jahren einen<br />

rasanten Aufschwung genommen, der sich auch in neuen<br />

Berufsbildern und Ausbildungsgängen sowie dem Angebot<br />

an Ausbildungsplätzen widerspiegelt.<br />

Insofern liefern Berufsbildende Schulen Zahlen und Indikatoren<br />

für die wirtschaftliche Entwicklung einer <strong>Region</strong>,<br />

also beispielsweise der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Die Statistik<br />

Berufsbildender Schulen, die zum 15.11. jeden Jahres<br />

behördlich erhoben wird, liefert Erkenntnisse über die<br />

wirtschaftlichen Entwicklungstendenzen einer <strong>Region</strong>.<br />

Beispielsweise hatte die konjunkturelle Entwicklung im<br />

Baugewerbe in den letzten drei Jahren deutliche Einflüsse<br />

auf die Nachfrage hinsichtlich Auszubildenden und<br />

Ausbildungen im Bereich der Bauberufe.<br />

Je mehr Jugendliche sich in schulischen Vollzeitformen –<br />

wie insb. einjährige Berufsfachschulen, Berufsvorbereitungsjahre<br />

(BVJ), freiwillige Berufsgrundbildungsjahre<br />

(BGJ) – an den Berufsbildenden Schulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

anmelden, desto kritischer ist es um den Ausbildungsmarkt<br />

bestellt. Wenn darüber hinaus weiterführende<br />

Vollzeitformen (z.B. Fachoberschulen) gewählt wer-<br />

den, ist die Übernahme nach der Ausbildung in das<br />

Berufsleben eine weitere Hürde, die nicht nur für den Einzelnen,<br />

sondern auch für die <strong>Region</strong> und ihre wirtschaftliche<br />

Entwicklung bedeutsam ist. Je problematischer sich<br />

die Lage auf dem Ausbildungsmarkt darstellt, umso kritischer<br />

müssen die Wirtschaftslage und die wirtschaftlichen<br />

Perspektiven der <strong>Region</strong> eingeschätzt werden.<br />

Berufsbildende Schulen führen neben der Berufsschule<br />

auch weiterführende Schulformen wie die Fachoberschule,<br />

die Berufsoberschule oder das Fachgymnasium,<br />

welche die Berufsschüler nach erfolgreichem Abschluss<br />

z.B. berechtigen, die Hoch- oder Fachhochschule zu<br />

besuchen. Des Weiteren bieten Berufsbildende Schulen<br />

mit den Schulformen Berufsfachschule und Fachschule<br />

zwei Schulformen an, die im Rahmen von Vollzeitmaßnahmen<br />

auf eine berufliche Ausbildung vorbereiten bzw.<br />

auf einen schulischen und/oder beruflichen Abschluss<br />

hin orientieren. In bestimmten Bereichen gibt es ausschließlich<br />

nur die schulische Ausbildung an Berufsbildenden<br />

Schulen (öffentlich-rechtlicher als auch privater<br />

Art), z.B. in sozialpädagogischen und pflegerischen<br />

Berufen.<br />

ZUSTÄNDIGKEITEN BEI DEN ANERKANNTEN<br />

AUSBILDUNGSBERUFEN<br />

Die Berufsschule erhält ihre Aufgabe im Dualen System<br />

der beruflichen Erstausbildung gemäß Berufsbildungsgesetz<br />

(BBiG). Neue Ausbildungsberufe und inhaltliche<br />

Veränderungen von Ausbildungsberufen werden also<br />

auf Bundesebene geregelt, wobei die Sozialpartner<br />

(Arbeitgeber und Gewerkschaften) richtungsweisende<br />

Vereinbarungen (Inhalte und Dauer der Berufsausbildung)<br />

treffen, die vom Gesetzgeber umgesetzt werden.<br />

Die Inhalte der Berufsausbildung in den Berufsschulen<br />

werden zeitgleich von Kommissionen der Kultusministerkonferenz<br />

(KMK) erarbeitet und vom Land Niedersachsen<br />

in Kraft gesetzt.<br />

ZUSTÄNDIGKEITEN FÜR DIE REIN<br />

SCHULISCHEN AUSBILDUNGSGÄNGE<br />

Neben den Berufen, die im Rahmen des Dualen Systems<br />

betrieblich ausgebildet werden, gibt es auch eine Reihe<br />

vollständig schulischer Ausbildungen, die zwei bis vier<br />

Jahre dauern. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wurden 1999<br />

schulische Ausbildungen in 48 Berufen – vom Altenpfleger/in<br />

(Altenpflegeschulen) bis zum Veterinärmedizinisch-technische/r<br />

Assistent/in (Lehranstalt an der<br />

Tierärztlichen Hochschule <strong>Hannover</strong>) – durchgeführt 16 .<br />

Natürlich findet in diesen Ausbildungsgängen auch<br />

praktische Anwendung statt – entweder im Labor der<br />

Berufsbildenden Schulen und/oder im Betriebspraktikum.<br />

Im Bereich der schulischen Ausbildungsberufe liegt<br />

die Zuständigkeit nicht beim Bund, sondern beim Land<br />

Niedersachsen.<br />

ZUSTÄNDIGKEITEN FÜR PRÜFUNGEN<br />

Die verschiedenen Zuständigkeiten und Entscheidungsbefugnisse<br />

erschweren oftmals das Verständnis für die<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 113<br />

Berufsausbildung. Hinzu kommt, dass die Abschlussprüfung<br />

z.B. zum Facharbeiter oder Fachangestellten nicht<br />

von der Berufsschule abgenommen wird, sondern von<br />

einem Prüfungsausschuss der bereits erwähnten jeweils<br />

„zuständigen Stelle“. Mitglieder dieser Prüfungsausschüsse<br />

sind nach BBiG neben Vertretern der Arbeitgeber<br />

und der Gewerkschaften auch Lehrkräfte der Berufsbildenden<br />

Schulen, in der Regel die Lehrkräfte, welche<br />

die Jugendlichen in ihren Klassen ausgebildet haben.<br />

Das „Verzeichnis der anerkannten Ausbildungsberufe<br />

und des Verzeichnisses der zuständigen Stellen“ 17 wird<br />

jährlich durch das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB)<br />

herausgegeben. Zuständige Stellen sollen die Berufsausbildung<br />

rechtlich und inhaltlich überwachen.<br />

Zuständig für Handwerksberufe ist in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

die Handwerkskammer <strong>Hannover</strong>, für Berufe in<br />

der Gastronomie, des Handels und der Industrie die<br />

Industrie- und Handelskammer <strong>Hannover</strong>-Hildesheim.<br />

Andere Berufe, die nicht dem Handwerk, dem Handel<br />

oder der Industrie zuzuordnen sind – also z.B. die Hauswirtschaftsberufe,<br />

die Berufe in der Land- und Forstwirtschaft,<br />

die Steuerberufe oder die Helferinnen-Berufe – unterliegen<br />

anderen Zuständigkeiten. Beispielsweise ist die zuständige<br />

Stelle für den Beruf Vermessungstechniker/-in die<br />

Bezirksregierung <strong>Hannover</strong>, für den Beruf Fachangestellter/Fachangestellte<br />

für Medien- und Informationsdienste<br />

die Niedersächsische Landesbibliothek in <strong>Hannover</strong>.<br />

PROFILGEBUNG DER BERUFSBILDENDEN SCHULEN<br />

IN DER REGION HANNOVER<br />

Zum 1.11.2001 sind 14 Berufsbildende Schulen der<br />

Stadt und fünf des ehemaligen Landkreises auf die <strong>Region</strong><br />

als neue Schulträgerin übergegangen. Insgesamt verfügt<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> also derzeit über 19 Berufsbildende<br />

Schulen, an denen im November 2000 rund<br />

30.300 Schüler und Schülerinnen 18 gezählt wurden.<br />

In der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> hat die Diskussion um<br />

die Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen an<br />

beruflicher Bildung Beteiligten und um die Frage, welche<br />

Inhalte bzw. Qualifikationen eine Berufsschule der<br />

Zukunft anbieten muss, dazu geführt, über „Profile“ der<br />

Berufsbildenden Schulen in der Stadt nachzudenken. Mit<br />

der Profilgebung der Berufsbildenden Schulen wurde<br />

bereits vor ca. 10 Jahren begonnen. Dabei kam dem<br />

kontinuierlichen Prozess zugute, dass sich die handelnden<br />

Personen im Schulamt und die Vertreter der Schulleiter<br />

und -leiterinnen der Berufsbildenden Schulen in der<br />

Landeshauptstadt dieser Verantwortung für eine notwendige<br />

Veränderung bewusst waren.<br />

11) Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) unterscheidet 52 Berufsgruppen.<br />

12) Auf die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> entfallen beispielsweise 54% der niedersächsischen IuK-<br />

Beschäftigten.<br />

13) Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB), Erhebung zum 30. September 2000<br />

14) nach Informationsmaterial von G. Spevacek, Industrie- und Handelskammer <strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />

15) vgl. Pressemitteilung Nr. 19/<strong>2002</strong> des BMBF<br />

16) vgl. Landesarbeitsamt Niedersachsen-Bremen, S. 10 ff.<br />

17) Die letzte Bekanntmachung stammt vom 29.2.2000.<br />

18) vgl. NLS – Niedersächsisches Landesamt für Statistik


114<br />

BERUFLICHE AUSBILDUNG UND BERUFSBILDENDE SCHULEN<br />

Auswirkungen dieses Prozesses war die Profilgebung der<br />

meisten Berufsbildender Schulen (Übersicht 7–2), die z.T.<br />

gegen erhebliche Widerstände umgesetzt wurde. Bei den<br />

Berufsbildenden Schulen 1 und 22 ist die Diskussion um<br />

die Profile noch nicht abgeschlossen. Die beiden Berufsbildenden<br />

Schulen des ehemaligen Landkreises im Gebiet<br />

der Stadt <strong>Hannover</strong> haben aufgrund der Absprachen zwischen<br />

den beiden ehemaligen Schulträgern Stadt und<br />

Landkreis ebenfalls entsprechende Profile: So hat die BBS<br />

Justus-von-Liebig-Schule in <strong>Hannover</strong>-Ahlem das Profil<br />

„Agrar- und Forstwirtschaft“ und die BBS Wirtschaft (Hannah-Arendt-Schule)<br />

am Altenbekener Damm das Profil<br />

„Steuer-, Verkehrs- und Anwaltsberufe“ entwickelt.<br />

Profilgebung ist notwendig, um für die Wirtschaftsstruktur<br />

der Zukunft vorbereitet zu sein. Dabei ist auch allen Experten<br />

klar, dass Veränderungen in der Wirtschaft, in<br />

einzelnen Branchen und Berufsfeldern die Profile einer<br />

Berufsbildenden Schule ständig herausfordern werden.<br />

MULTIMEDIA-BBS ALS BEISPIEL<br />

In diesem Zusammenhang ist als Ergebnis von – beabsichtigten<br />

und in Ansätzen bereits verwirklichten – strukturellen<br />

Veränderungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> beispielsweise<br />

die neue Multimedia-BBS an der EXPO-Plaza sehr<br />

zu begrüßen – und zwar ohne „Neid“ der städtischen<br />

Berufsbildenden Schulen. Wenn die <strong>Region</strong> ein bedeutender<br />

Medien-Standort werden soll, dann ist im Bereich der<br />

beruflichen Erstausbildung eine Berufsbildende Schule mit<br />

diesem Profil unbedingt erforderlich, und auch an diesem<br />

Standort (EXPO-Plaza – ehemals Christus-Pavillon). Die<br />

schulische Berufsausbildung für IT- und Medienberufe, die<br />

vorher in vier Berufsbildenden Schulen der Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong> angeboten wurde, kann nun gebündelt<br />

den Medienstandort <strong>Hannover</strong> weiterentwickeln.<br />

PROFILGEBUNG DER BERUFSBILDENDEN SCHULEN<br />

NOCH NICHT VOLLSTÄNDIG VOLLZOGEN<br />

Die Profilgebung der neuen Multimedia-BBS ist einzureihen<br />

in die gesamte Profilgebungsstruktur der Berufsbildenden<br />

Schulen der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong>. Ziel<br />

war und ist es, die wirtschaftliche Entwicklung der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> zu unterstützen und zukunftsweisende Ausbildungsangebote<br />

bereitzustellen. Die Berufsbildenden<br />

Schulen in der Stadt <strong>Hannover</strong> sind hierfür gut vorbereitet.<br />

Die bereits vor rund 10 Jahren im Arbeitskreis der<br />

Schulleiter und Schulleiterinnen der BBS der Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong> formulierte Vision gilt auch heute<br />

noch: Berufsbildende Schulen sind aktiver Bestandteil<br />

regionaler Strukturpolitik, wenn sie entsprechend den<br />

Anforderungen der Wirtschaft bzw. der Betriebe gestaltet<br />

sind und werden.<br />

Ob dieses auch die neue Schulverwaltung der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> erkannt hat und positiv aufgreift, bleibt abzuwarten.<br />

Der ehemalige Landkreis <strong>Hannover</strong> hat mit seinen<br />

Berufsbildenden Schulen in Neustadt am Rübenberge,<br />

Burgdorf und Springe (die sog. Bündelschulen) bislang<br />

noch keine vergleichbare Profilgebung bzw. Schulentwicklungsplanung<br />

durchgeführt.<br />

KOOPERATIONEN DER AKTEURE<br />

DER BERUFLICHEN AUSBILDUNG<br />

Die an beruflicher Bildung Beteiligten müssen kooperieren.<br />

Dazu zählen neben den Berufsbildenden Schulen in<br />

erster Linie die Kammern, die sonstigen zuständigen Stellen,<br />

die Innungen im Handwerk, die Prüfungsausschüsse<br />

bei den zuständigen Stellen, die Betriebe und Verwaltungen,<br />

die allgemeinbildenden Schulen und die Schulbehörden.<br />

Das Projekt der Bezirksregierung <strong>Hannover</strong> „Neue Formen<br />

der Zusammenarbeit von Berufsbildenden Schulen,<br />

Schulträgern und Schulbehörden in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“<br />

zeigt diesen kooperativen Ansatz. Dieses Projekt<br />

entstand aufgrund der Frage in der Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong>, wie Berufsbildende Schulen in der Zukunft<br />

besser, schneller und effektiver auf neue Bedarfe der<br />

Wirtschaft (neue Branchen, neue Inhalte, neue Berufe)<br />

reagieren können. Sowohl in den Bereichen der Budgetierung<br />

von Haushaltsmitteln des Landes und des Schulträgers,<br />

der Zuweisung von Berufen und Schulformen<br />

einschließlich der Profilgebung der Berufsbildenden<br />

Schulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als auch in Fragen der<br />

Information bzw. Kommunikation der an beruflicher Bildung<br />

Beteiligten und der gemeinsamen Personalbewirtschaftung<br />

und -entwicklung ist Zusammenarbeit angesagt<br />

– zumal es sich derzeit um 19 Berufsbildende Schulen<br />

in der <strong>Region</strong> handelt 20 .<br />

ROLLE DER BERUFSBILDENDEN SCHULEN IN DER<br />

REGIONALEN STRUKTURPOLITIK<br />

Berufliche Bildung ist aufgrund der dargestellten Zusammenhänge<br />

ein nicht zu unterschätzendes Element der<br />

regionalen Strukturpolitik. Aber oftmals spielen die Berufsbildenden<br />

Schulen im Rahmen der strukturellen Entwicklungspolitik<br />

einer <strong>Region</strong> – und auch in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> – für politische Entscheidungsträger immer<br />

noch nicht die entsprechend angemessene Rolle.<br />

7.4 Fazit und Ausblick<br />

Das Angebot und die Mobilisierbarkeit qualifizierter<br />

Arbeitskräfte gewinnen auf dem Weg in die Wissensgesellschaft<br />

und als Standortfaktor im Wettbewerb der<br />

<strong>Region</strong>en an Bedeutung. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> – als<br />

Verdichtungsraum und politisches und wirtschaftliches<br />

Zentrum des Landes – ist ein großes Spektrum an beruflichen<br />

Ausbildungsträgern und eine außerordentliche<br />

Vielfalt an Ausbildungsangeboten festzustellen. Die vorhandene<br />

„Berufsausbildungslandschaft“ ist eine der wirtschaftlichen<br />

Stärken der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

19) Die Standortplanung für das Schul- und Berufsschulwesen vollzog sich bisher nach<br />

den Schulentwicklungsplänen der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> und des Landkreises<br />

<strong>Hannover</strong>. Zukünftig wird ein gemeinsam entwickelter Schulentwicklungsplan den<br />

Rahmen vorgeben.<br />

20) Abzuwarten bleiben Pläne einer Arbeitsgruppe bei der Bezirksregierung<br />

<strong>Hannover</strong> zu Schließungen einzelner Berufsbildender Schulen (BBS 1, BBS 4 und<br />

Hannah-Arendt-Schule) und zu Neuorganisation der verbleibenden Berufsbildenden<br />

Schulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Übersicht<br />

7-2<br />

Quelle: Stöcker<br />

Profile der Berufsbildenden Schulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Berufsbildende Schule Anschrift Profil<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 115<br />

BBS der Stadt <strong>Hannover</strong><br />

BBS 1 Lavesallee 16 (Diskussion um Profilierung noch nicht<br />

30169 <strong>Hannover</strong> abgeschlossen)<br />

BBS 2 Ohestraße 5 BBS für Ernährung und Gastronomie<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

BBS 3 Ohestraße 6 BBS für Berufe am Bau<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

BBS 4 Gustav-Bratke-Allee 1 BBS für Elektrotechnik<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

BBS 5 Lavesallee 14 BBS für Metalltechnik und Weiterbildung<br />

30169 <strong>Hannover</strong> in Metall- und Elektrotechnik<br />

BBS 6 Goetheplatz 7 BBS für Fahrzeugtechnik<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

BBS 7 Im Moore 38 BBS für Hauswirtschaft und Textiltechnik<br />

30167 <strong>Hannover</strong><br />

BBS 11 Andertensche Wiese 26 BBS für Industrie- und Büroberufe<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

BBS 12 Brühlstraße 7 BBS für den Handel<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

BBS 13 Herrenhäuser Straße 10 BBS für Banken und Versicherungen<br />

30419 <strong>Hannover</strong><br />

BBS 14 Nußriede 4 BBS für Büro-, Verkehrs- und<br />

30627 <strong>Hannover</strong> Freizeitwirtschaft<br />

BBS 21 Kirchröder Straße 13 BBS für Gesundheit und Soziales<br />

30167 <strong>Hannover</strong><br />

BBS 22 Windausstraße 2 (Diskussion um Profilierung noch nicht<br />

30163 <strong>Hannover</strong> abgeschlossen)<br />

Multimedia-BBS EXPO-Plaza 3 BBS für IT- und Medienberufe<br />

30521 <strong>Hannover</strong><br />

BBS des ehemaligen Landkreises <strong>Hannover</strong><br />

BBS Justus-von-Liebig-Schule Heisterbergallee 8 BBS für Agrar- und Forstwirtschaft<br />

30453 <strong>Hannover</strong>-Ahlem<br />

BBS Wirtschaft Altenbekener Damm 79 BBS für Steuer-, Verkehrs- und<br />

(Hannah-Arendt-Schule) 30173 <strong>Hannover</strong> Anwaltsberufe<br />

BBS Burgdorf - Berliner Ring 28 und Vor dem<br />

Celler Tor 74 in 31303 Burgdorf<br />

- Spreewaldstr. 1 in 31275 Lehrte<br />

BBS Neustadt am - Bunsenstraße 6 und Friedrich-Brand-<br />

Rübenberge Straße 2-6 in 31535 Neustadt<br />

- Marienburger Straße 19/21 in<br />

31515 Wunstorf<br />

BBS Springe Paul-Schneider-Weg<br />

31832 Springe


116<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

NORD/LB Norddeutsche Landesbank<br />

Die NORD/LB Norddeutsche Landesbank konzentriert<br />

sich regional auf Norddeutschland und hier insbesondere<br />

auf ihr Kerngeschäftsgebiet mit den Bundesländern<br />

Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern.<br />

Nord-Ost-Europa bildet den Schwerpunkt der<br />

Auslandsstrategie. Darüber hinaus ist die größte Bank<br />

im Norden Deutschlands an den internationalen Finanzplätzen<br />

London, New York und Singapur vertreten.<br />

Die NORD/LB bietet als Geschäftsbank alle Bankgeschäfte<br />

für Wirtschaftsunternehmen und Gebietskörperschaften<br />

im In- und Ausland an. Dazu gehören Kreditund<br />

Kapitalmarktgeschäfte sowie der gesamte Finanzdienstleistungsbereich.<br />

Besondere Schwerpunkte bilden<br />

das Investment Banking, das Immobilien- und Agrarbanking,<br />

die Schiffs- und Flugzeugfinanzierung, Projekt- und<br />

strukturierte Finanzierungen auch im Rahmen von Public-<br />

Private-Partnership-Projekten sowie die Unternehmensund<br />

Beteiligungsberatung. Die NORD/LB ist eine der<br />

bedeutenden Banken Deutschlands bei nationalen und<br />

internationalen Anleihe-Emissionen sowie bei Privatisierungen<br />

und Börseneinführungen.<br />

Als Landesbank der Bundesländer Niedersachsen, Sachsen-Anhalt<br />

(NORD/LB Mitteldeutsche Landesbank) und<br />

Mecklenburg-Vorpommern (NORD/LB Landesbank für<br />

Mecklenburg-Vorpommern) unterstützt sie die drei Länder<br />

und ihre kommunalen Körperschaften in der Erfüllung<br />

öffentlicher Aufgaben. Als Girozentrale übernimmt<br />

sie die Aufgaben einer Zentralbank für die Sparkassen<br />

in diesen drei Ländern. Die NORD/LB beteiligt sich an<br />

Finanzgeschäften der Sparkassen und unterstützt sie im<br />

Bereich des Wertpapier- und Auslandsgeschäfts sowie<br />

mit zahlreichen Beratungsleistungen. Sie ist die viertgrößte<br />

Landesbank in der Sparkassen-Finanzgruppe. In<br />

der <strong>Region</strong> Braunschweig bietet die NORD/LB traditionell<br />

mit 130 Niederlassungen darüber hinaus ein umfassendes<br />

Leistungsspektrum im Retail-Banking.<br />

Die Eigentümer der NORD/LB sind die Bundesländer<br />

Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Mecklenburg-Vorpommern<br />

sowie die jeweiligen Sparkassenverbände in<br />

den drei Ländern. Als Gewährträger haften sie für die<br />

Verbindlichkeiten der Bank gesamtschuldnerisch. Die<br />

Anstaltslast (Bestandssicherung) und die Gewährträgerhaftung<br />

(Garantieverpflichtung) durch die Eigentümer<br />

sind Teil der öffentlich-rechtlichen Struktur der Bank.<br />

Die NORD/LB Norddeutsche Landesbank Girozentrale<br />

entstand 1970 aus der Fusion von Niedersächsischer<br />

Landesbank (gegründet 1917), Braunschweigischer<br />

Staatsbank (gegründet 1765), <strong>Hannover</strong>scher Landeskreditanstalt<br />

(gegründet 1840) und Niedersächsischer<br />

Wohnungskreditanstalt - Stadtschaft (gegründet 1919).<br />

ADRESSE:<br />

NORD/LB<br />

Norddeutsche Landesbank Girozentrale<br />

Georgsplatz 1<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: (0511) 3 61 - 51 04<br />

Fax: (0511) 3 61 - 40 78<br />

E-Mail: info@nordlb.de<br />

Internet: www.nordlb.de<br />

In räumlicher Hinsicht übt das Ausbildungsangebot Anziehungskräfte<br />

bis weit in das Umland aus. Innerhalb<br />

der <strong>Region</strong> ist es selbstverständlich die Stadt <strong>Hannover</strong>,<br />

die den Großteil der Träger und Angebote beruflicher<br />

Ausbildung auf sich vereinigt. Aber auch weitere Städte<br />

und Gemeinden der <strong>Region</strong> haben in jedem Fall betriebliche<br />

Ausbildungsbetriebe und darüber hinaus oftmals<br />

auch Berufsbildende Schulen (Burgdorf-Lehrte, Neustadt<br />

am Rübenberge-Wunstorf, Springe) oder sonstige Träger<br />

und Akteure der beruflichen Ausbildung (z.B. Burgwedel<br />

oder Springe) aufzuweisen.<br />

Berufsbildenden Schulen bilden – neben den Unternehmen<br />

der Privatwirtschaft – einen der beiden Bestandteile des<br />

Dualen Systems der Berufsausbildung. In Deutschland beginnen<br />

rund zwei Drittel aller Jugendlichen ihren beruflichen<br />

Werdegang mit einer Berufsausbildung im Dualen<br />

System, indem sie einen von derzeit 346 staatlich anerkannten<br />

Ausbildungsberufen erlernen. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

gab es im Jahr 2000 etwa 23.300 Auszubildende.<br />

Differenziert nach einzelnen Berufen entfallen dabei die<br />

meisten Ausbildungsstellen auf die Berufe „Kaufmann/frau<br />

im Einzelhandel“ und „Bürokaufmann/frau“.<br />

Im Großen und Ganzen spiegelt sich die Verteilung wider,<br />

die auch im Land Niedersachsen zu verzeichnen ist. Für<br />

den Arbeitsamtsbezirk <strong>Hannover</strong> kann ferner festgehalten<br />

werden, dass im Jahr 2000 insgesamt etwa 7.560 neue<br />

Ausbildungsplätze zur Verfügung standen und 7.200<br />

neue Ausbildungsverträge abgeschlossen wurden.<br />

Zwischen Ausbildungsmarkt, Wahl der verschiedenen<br />

Schulformen der Berufsbildenden Schulen und Wirtschaftsstruktur<br />

und -entwicklung einer <strong>Region</strong> bestehen<br />

enge kausale Zusammenhänge. Insgesamt bilden die<br />

BBS ein aktives Element der regionalen Strukturpolitik,<br />

wenn sie entsprechend den Anforderungen der Wirtschaft<br />

bzw. der Betriebe gestaltet sind und werden.<br />

Diese Bedeutung der BBS wird seitens der Politik aber<br />

oftmals noch unterschätzt.<br />

Zum 1.11.2001 sind 14 Berufsbildende Schulen der<br />

Stadt und fünf des ehemaligen Landkreises auf die <strong>Region</strong><br />

als neue Schulträgerin übergegangen. Insgesamt verfügt<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> somit derzeit über 19 Berufsbildende<br />

Schulen, an denen im November 2000 rund<br />

30.300 Schüler und Schülerinnen gezählt wurden.<br />

Richtungsweisend für die zukunftsorientierte Aufstellung<br />

der Berufsbildenden Schulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist<br />

die notwendige Profilgebung der einzelnen BBS, die vor<br />

etwa 10 Jahren in Angriff genommen wurde und von<br />

den meisten Schulen bereits vollzogen wurde. Die neue<br />

Multimedia-BBS stellt in diesem Zusammenhang sicherlich<br />

ein besonders innovatives und zukunftsorientiertes<br />

Highlight da.<br />

Abzuwarten bleiben die Vorschläge einer Arbeitsgruppe<br />

des Projekts der Bezirksregierung <strong>Hannover</strong> „Neue Formen<br />

der Zusammenarbeit von Berufsbildenden Schulen,<br />

Schulträgern und Schulbehörden in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“,<br />

drei der BBS zu schließen und die verbleibenden<br />

erneut umzuorganisieren.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 117<br />

An der beruflichen Ausbildung ist eine Vielzahl an<br />

Akteuren beteiligt. Neben den Hoch- und Fachhochschulen<br />

und den BBS sind dies u.a. die ausbildenden<br />

Betriebe der Privatwirtschaft, die verschiedenen Behörden<br />

im Rahmen der Beamtenausbildung, die sonstigen<br />

Ausbildungsstätten mit berufsqualifizierenden Abschlüssen<br />

des tertiären Bereichs (u.a. Akademien, Berufsakademien,<br />

Institute, Berufsfachschulen, sonstige Schulen,<br />

Vereine), die Kammern und sonstigen „zuständigen Stellen<br />

für die Berufsausbildung“ und die Arbeitsämter.<br />

Folglich sind im Bereich der beruflichen Ausbildung<br />

Kooperationen von ausschlaggebender Bedeutung.<br />

Schon die Zuständigkeiten für die Inhalte, Dauer und<br />

Prüfungen der verschiedenen Arten der Ausbildungsberufe<br />

(anerkannte Ausbildungsberufe und rein schulische<br />

Ausbildungsgänge) und die einzelnen Berufsbilder sind<br />

auf viele Akteure verteilt und sehr komplex.<br />

Zukünftig ist die Koordination und Kooperation der an<br />

Berufsausbildung Beteiligten in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

noch weiter zu intensivieren. Das o.g. Projekt der<br />

Bezirksregierung <strong>Hannover</strong> zu neuen Formen der Zusammenarbeit<br />

zeigt bereits diesen kooperativen Ansatz,<br />

um gemeinsam schneller und effektiver auf neue Bedarfe<br />

der Wirtschaft reagieren zu können.<br />

Berufsbildende Schulen können zukünftig die Rolle als<br />

Leitstelle eines regionalen Qualifizierungsnetzwerks einnehmen,<br />

wie es das Land Niedersachsen mit der Förderung<br />

von „Lernenden <strong>Region</strong>en“ anstrebt. Die Berufsbildenden<br />

Schulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> werden sich zu<br />

Kompetenzzentren umgestalten und weiterentwickeln<br />

(müssen). Das „Modernisierungskonzept für die Berufsbildenden<br />

Schulen 2000 in Niedersachsen – Qualifizierung<br />

der <strong>Region</strong>“ des Niedersächsischen Kul-tusministeriums<br />

hat dazu die Grundlagen gelegt. Oberstes Ziel der<br />

Modernisierung ist die Umsetzung von Qualität in der<br />

Berufsbildung durch<br />

– mehr Selbständigkeit,<br />

– mehr Eigenverantwortung,<br />

– mehr Kooperation und verbindlicher Absprachen,<br />

– mehr Kompetenz,<br />

– mehr Einbeziehung der an beruflicher Bildung Beteiligter<br />

sowie<br />

– mehr ganzheitlicher Erziehung und Ausbildung.<br />

Richtungweisend ist die einstimmig angenommene Entschließung<br />

des Niedersächsischen Landtages vom<br />

17.9.2001 „Berufsbildende Schulen in Niedersachsen<br />

als regionale Kompetenzzentren“. Dabei geht es für die<br />

Berufsbildenden Schulen um mehr Gesamtverantwortung<br />

und Selbständigkeit in haushaltsrechtlichen, in personellen<br />

und inhaltlichen Bereichen, die in einem fünfjährigen<br />

Schulversuch erprobt werden sollen. Diese Entwicklungsrichtungen<br />

sind nicht mehr umzukehren; die Berufsbildenden<br />

Schulen werden sich stark verändern. Den gegenwärtigen<br />

und zukünftigen Herausforderungen werden<br />

sich die Berufsbildenden Schulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

und die weiteren an beruflicher Ausbildung Beteiligten<br />

gemeinsam stellen müssen.


118<br />

8.<br />

Berufliche Weiterbildung –<br />

Vielfalt der Träger<br />

und Angebote<br />

Matthias Franck<br />

Nachfolgend werden das außerordentlich breite Spektrum<br />

der Weiterbildungsträger in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

und die Vielfältigkeit ihrer Qualifizierungsangebote dargestellt.<br />

Im Anschluss an die einleitenden Bemerkungen<br />

wird in Abschnitt 8.1 die Weiterbildungslandschaft der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in ihrer Breite veranschaulicht.<br />

Abschnitt 8.2 ermöglicht vertiefende Einblicke in die<br />

Weiterbildungsaktivitäten des Arbeitsamtes <strong>Hannover</strong><br />

und gibt drei regionalen Weiterbildungseinrichtungen 1<br />

die Gelegenheit, sich und die entsprechenden Weiterbildungsangebote<br />

vorzustellen.<br />

BEGRIFF „WEITERBILDUNG“<br />

Die Begriffe Weiterbildung und Erwachsenenbildung<br />

werden inzwischen oft synonym benutzt. Weiterbildung<br />

bezeichnet die Fortsetzung oder Wiederaufnahme organisierten<br />

Lernens nach Abschluss einer ersten Bildungsphase<br />

2 . Weiterbildung kann individuelles Bestreben<br />

sowie betriebliche Strategie sein („Investition in Humankapital“)<br />

und ist als „Vierte Säule“ (neben Schule, Berufsausbildung<br />

und Hochschule) ein Bestandteil des Bildungssystems<br />

der Gesellschaft 3 . Die berufliche Weiterbildung<br />

ist nicht staatlich reglementiert oder an bestimmte<br />

Formen und Inhalte gebunden. Vielmehr besteht ein<br />

vielfältiges Angebot unterschiedlicher Träger, das in seiner<br />

Gesamtheit darauf abzielt, schnell und flexibel auf<br />

gegenwärtige und zukünftige Anforderungen zu reagieren.<br />

Wichtigste Träger der beruflichen Weiterbildung<br />

sind die Betriebe der Wirtschaft. Die wichtigsten außerbetrieblichen<br />

Träger beruflicher Weiterbildung sind Kammern,<br />

Wirtschafts- und Berufsverbände, Gewerkschaften<br />

sowie gewerbliche Anbieter. Zunehmend bieten auch<br />

berufliche Schulen und tertiäre Bildungseinrichtungen<br />

Weiterbildung an. Berufliche Weiterbildung kann in<br />

Kraft treten als Fortbildung (Anpassungs- und Aufstiegsfortbildung<br />

im erlernten Beruf) und Umschulung 4 .<br />

Die Vielfalt der möglichen Definitionen sowie die Heterogenität<br />

der Träger und Angebote von beruflicher Weiterbildung<br />

5 erschweren eindeutige und übertragbare<br />

Untersuchungsergebnisse. Die unvollkommene Datenlage<br />

und die Unterschiede in der Methodik der bisherigen<br />

Untersuchungen erbringen uneinheitliche und z.T. widersprüchliche<br />

Resultate, deren Evidenz insbesondere auf<br />

regionaler Ebene oftmals hinterfragt werden muss 6 . Vor-<br />

liegender Beitrag verzichtet somit auf eigene statistische<br />

Analysen und die Darlegung quantitativer sekundärstatischer<br />

Forschungsergebnisse. Vielmehr wird sich der<br />

Weiterbildungslandschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> qualitativ<br />

genähert.<br />

QUALIFIKATION DER BESCHÄFTIGTEN 7<br />

Der Qualifikation der Beschäftigten kommt im Zuge der<br />

Intensivierung des internationalen Wettbewerbs und der<br />

zunehmenden Wissensorientierung ökonomischer Aktivitäten<br />

in hoch entwickelten Volkswirtschaften eine<br />

immer stärkere Bedeutung zu. Gerade für ein Land wie<br />

die Bundesrepublik Deutschland mit hohen Lohnkosten<br />

ist das Humankapital einer der wichtigsten Wirtschaftsfaktoren.<br />

Qualifizierte Arbeitnehmer sind eine Voraussetzung<br />

für die Entwicklung, Produktion und Vermarktung<br />

hochwertiger Güter und Dienstleistungen. Insgesamt<br />

ist ein Trend zu höherer Qualifikation zu beobachten:<br />

Während der Anteil der Beschäftigten ohne abgeschlossene<br />

Berufsausbildung deutlich zurückgeht, steigt<br />

die Zahl der Beschäftigten mit mittleren Qualifikationen<br />

und diejenige der Hochqualifizierten stetig an, wobei<br />

sich insbesondere die hoch qualifizierten Beschäftigten<br />

mit Fachhochschul- bzw. Hochschulausbildung in den<br />

großstädtischen Verdichtungsräumen konzentrieren.<br />

Arbeitskräfte mit niedrigem Ausbildungsniveau bzw.<br />

ohne abgeschlossene Berufsausbildung werden in<br />

Zukunft zunehmend Probleme haben, auf dem Arbeitsmarkt<br />

Fuß zu fassen, während es gleichzeitig zu Engpässen<br />

bei qualifizierten Fachkräften kommen wird.<br />

ZUNEHMENDE BEDEUTUNG<br />

DER BERUFLICHEN WEITERBILDUNG<br />

Die modernen Gesellschaften befinden sich somit unübersehbar<br />

auf einem Entwicklungspfad, der als Trend von der<br />

Schulbildungs- zur Weiterbildungsgesellschaft beschrieben<br />

werden kann. Schule und berufliche Erstausbildung<br />

werden in Zukunft für eine wachsende Anzahl Menschen<br />

nur die erste Phase im Bildungsweg sein. Immer mehr<br />

Menschen müssen durch organisiertes und lebenslanges<br />

Lernen neue Kompetenzen erwerben, um den wachsenden<br />

und wechselnden beruflichen und gesellschaftlichen<br />

Anforderungen gerecht zu werden 8 . Die wesentlichen<br />

Gründe für den Prozess der lebensbegleitenden Qualifizierung<br />

sind die stetige Zunahme der Wissensproduktion<br />

und ein Rückgang der Halbwertzeit des Wissens 9 . Arbeitsprozesse<br />

verändern sich und erfordern einen entsprechenden<br />

Anpassungsbedarf bei Kenntnissen und Fähigkeiten<br />

der Mitarbeiter. Insbesondere mit der Anwendung<br />

und Verbreitung der neuen IuK-Technologien ergibt sich<br />

ein deutlich erhöhter Bedarf an beruflicher Weiterbildung,<br />

gleichzeitig eröffnen sich aber auch neue Wege bei der<br />

Unterstützung von Lernen und Lehren in allen Bildungsbereichen.<br />

Hinzu treten die Auswirkungen des demographischen<br />

Wandels. Angesichts der alternden Erwerbsbevölkerung<br />

und des abnehmenden Anteils jüngerer Erwerbstätiger<br />

in Deutschland – ein langfristiger demographischer<br />

Trend, der voraussichtlich bis 2040 anhalten wird –<br />

ist ein Paradigmenwechsel notwendig. Die Unternehmen<br />

müssen sich vom jugendzentrierten Mitarbeiterideal ver-<br />

Französischer Pavillon auf der EXPO 2000<br />

abschieden und zukünftig auch mit älteren Belegschaften<br />

produktiv und innovativ sein, folglich in deren Humankapital<br />

investieren 10 . Alle diese Trends zeigen auf, dass die<br />

Bedeutung der beruflichen Weiterbildung als „Vierte<br />

Säule des Bildungssystems“ auch zukünftig noch weiter<br />

zunehmen wird, sowohl<br />

– für den Einzelnen, um sich „ein Leben lang“ auf dem<br />

Arbeitsmarkt behaupten zu können,<br />

– für Unternehmen und auch für den <strong>Wirtschaftsstandort</strong><br />

Deutschland, um dem Strukturwandel aktiv begegnen<br />

zu können und<br />

– für die Gesellschaft, um ihre Innovationsfähigkeit zu<br />

sichern.<br />

WEITERBILDUNG ALS STANDORTFAKTOR FÜR<br />

DIE WETTBEWERBSFÄHIGKEIT VON REGIONEN<br />

Nicht nur Unternehmen, sondern auch Wirtschaftsräume<br />

sehen sich zunehmend einer verschärften überregionalen<br />

Konkurrenz gegenüber gestellt. Ein wichtiger Wettbewerbs-<br />

und Standortfaktor ist dabei das Qualifikationsniveau<br />

der aktiven und potentiellen Erwerbstätigen,<br />

das u.a. auch durch Weiterbildungsanstrengungen bestimmt<br />

wird. Im Informationszeitalter und auf dem Weg<br />

in die Wissensgesellschaft gewinnen das Vorhandensein<br />

und die Mobilisierung qualifizierter Erwerbstätiger für<br />

die Wettbewerbsfähigkeit und die zukünftigen Entwicklungschancen<br />

von Unternehmen und <strong>Region</strong>en weiterhin<br />

an Bedeutung 11 . An die Ausbildung 12 und Weiterbildung<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 119<br />

der Bevölkerung werden entsprechend hohe Anforderungen<br />

gestellt. Weiterbildungs- und Qualifizierungskonzepte<br />

müssen vorausschauend und immer offener und<br />

flexibler gestaltet werden, um schnell auf die Bedarfe<br />

des Wirtschaftslebens reagieren zu können. Es ist nicht<br />

nur die Aufgabe der Wirtschaft und betriebsinterner<br />

Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen, sondern<br />

auch jedes Einzelnen, zusätzliche fachliche, methodische<br />

und soziale Kompetenzen zu erlangen. Eine<br />

besondere Bedeutung kommt dabei auch den außerbetrieblichen<br />

Trägern von Weiterbildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zu. Letztlich sind auch sie es, die<br />

durch ihre Angebote und durchgeführten Maßnahmen<br />

die Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen und <strong>Region</strong>en<br />

sichern und steigern können.<br />

1) <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und Beratungsgesellschaft für Beschäftigung mbH<br />

(HRB), Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> sowie CONTUR GmbH<br />

2) Deutscher Bildungsrat 1970, S. 197 in R. Arnold 1996, S. 5, 44; H.-J. Bontrup<br />

2001, S. 61<br />

3) vgl. K. Hebborn 1995, S. 16; R. Arnold 1996, S. 1<br />

4) vgl. R. Arnold 1996, S. 5; H.-J. Bontrup 2001, S. 61<br />

5) In diesem Zusammenhang ist u.a. auch die Einrichtung der Metasuchmaschine<br />

„InfoWeb Weiterbildung“ abzuwarten, die vom Bundesministerium für Bildung und<br />

Forschung (BMBF) bis zum Jahr 2004 mit 1,3 Mio. € gefördert wird. Das Internetportal<br />

zu den verschiedenen Weiterbildungsdatenbanken soll eine verbesserte<br />

Transparenz und Ordnung in dem komplexen Weiterbildungsmarkt schaffen.<br />

6) vgl. H.-J. Back 1999, S. 60 f.; W. Heidemann 2001<br />

7) siehe hierzu auch Abschnitt 6.1<br />

8) vgl. R. Arnold 1996, S. 2; G. Willke 1998, S. 270 ff.; Arbeitsstab Forum Bildung<br />

2001; Bildungsrat beim Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen 2001; E.<br />

Nuissl 2001, S. 8 ff.<br />

9) vgl. H.-J. Bontrup 2001, S. 43, 61<br />

10) vgl. G. Willke 1998, S. 246; H. Mohr u. A. Heimer 2001, S. 6<br />

11) vgl. K. Hebborn 1995; H.-J. Back 1999<br />

12) siehe hierzu Abschnitt 7


120<br />

BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />

8.1 Weiterbildungsträger in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> und ihre Angebote im<br />

Überblick<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über vielfältige Beziehungen<br />

mit anderen Gebietseinheiten und ist in einem überregionalen<br />

Kontext zu betrachten. Besonders enge funktionale<br />

Verflechtungen bestehen für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

bekanntlich mit dem sog. „Zweiten Ring“ (mit den<br />

Landkreisen Celle, Hameln-Pyrmont, Hildesheim, Nienburg/Weser,<br />

Peine und Schaumburg), auch hinsichtlich<br />

der Weiterbildungsfunktion. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bietet<br />

außerordentlich vielfältige Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

an, die deutlich über den Bedarf der ansässigen<br />

Bevölkerung herausgehen. Insbesondere die Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong> verfügt als wirtschaftliches und<br />

politisches Zentrum Niedersachsens – ganz im Sinne<br />

zentralörtlicher Theorien und landesplanerischer Zielsetzungen<br />

– über außerordentlich vielfältige Weiterbildungseinrichtungen<br />

und –angebote. Aber auch einige<br />

weitere Städte und Gemeinden der <strong>Region</strong> sind Standorte<br />

für Weiterbildung, beispielsweise die „Bildungsstadt“<br />

Springe: Mit rund 160 festangestellten Beschäftigten und<br />

mehr als 280 Honorarkräften wie Referenten und Dozenten<br />

sind die privaten Weiterbildungseinrichtungen (u.a.<br />

Akademie Überlingen, BZE – Bildungszentrum des Einzelhandels<br />

Niedersachsen oder Lehrgangswerk Haas)<br />

ein wichtiger Arbeitgeber in der Stadt Springe 13 .<br />

Die in diesem Beitrag im Vordergrund stehenden beruflichen<br />

Weiterbildungs- und Qualifizierungseinrichtungen<br />

bzw. -träger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und ihre Angebote<br />

sind – wie die Thematik der Weiterbildung selbst – sehr<br />

heterogen strukturiert. Übersicht 8-1 stellt die wichtigsten<br />

privaten und öffentlichen Einrichtungen der beruflichen<br />

Weiterbildung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sowie deren vielfältiges<br />

Weiterbildungs- und Qualifizierungsangebot im<br />

Überblick dar. Die Auswahl schließt die betrieblichen<br />

Träger sowie die „reinen“ Weiterbildungsträger für<br />

Sprach- und Computerschulungen aus.<br />

VOLKSHOCHSCHULEN<br />

ALS WEITERBILDUNGSTRÄGER<br />

Eine wichtige Rolle im Rahmen der Weiterbildung spielen<br />

auch die Volkshochschulen, deren Aufgaben und<br />

Arbeitsstrukturen sich in den letzten Jahren erheblich verändert<br />

haben. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind der Landesverband<br />

der Volkshochschulen Niedersachsens e.V.,<br />

Bödekerstr. 16, 30161 <strong>Hannover</strong> sowie folgende acht<br />

Volkshochschulen ansässig:<br />

– Volkshochschule <strong>Hannover</strong>, Theodor-Lessing-Platz 1,<br />

30159 <strong>Hannover</strong> (www.vhs-hannover.vhs-net.de).<br />

– Volkshochschule Ostkreis <strong>Hannover</strong>, Rathausplatz 2,<br />

31275 Lehrte (www.vhs-ostkreis-hannover.vhs-net.de).<br />

Es gibt eine Nebenstelle in Burgdorf und drei Außenstellen<br />

in Sehnde, Uetze und Häningsen.<br />

– Volkshochschule <strong>Hannover</strong>Land, Schloßstraße 1,<br />

31535 Neustadt (www.kvhs-hannover.vhs-net.de).<br />

Standorte sind Burgwedel, Garbsen, Neustadt,<br />

Wedemark und Wunstorf.<br />

– Volkshochschule Langenhagen, Marktplatz 1,<br />

30853 Langenhagen (www.vhs-langenhagen.de).<br />

– Leine-Volkshochschule, Marktplatz 13,<br />

30880 Laatzen (www.leine-vhs.vhs-net.de).<br />

Die drei Geschäftsstellen befinden sich in Hemmingen,<br />

Laatzen und Pattensen.<br />

– Volkshochschule Isernhagen, <strong>Hannover</strong>sche Straße 23,<br />

30916 Isernhagen (www.isernhagen.de/Volkshochschule.htm).<br />

– Volkshochschule Seelze-Ronnenberg mit den beiden<br />

Standorten Bürgermeister-Röber-Platz 1, 30926 Seelze<br />

und Stillestraße 8A, 30952 Ronnenberg.<br />

– Deister Volkshochschule mit den vier Geschäftsstellen<br />

Langenäcker 38 in 30890 Barsinghausen, Kirchstraße<br />

1-3 in 30989 Gehrden, Bahnhofstraße 38 in<br />

31832 Springe sowie Im Lindenfelde 2 in 30974<br />

Wennigsen.<br />

Das Berufsbildende Zentrum für Weiterbildung, Umschulung<br />

und Fortbildung WUF der vhs-<strong>Hannover</strong>, Ihmepassage<br />

3-5, 30449 <strong>Hannover</strong> (www.wuf.de) bietet vielfältige<br />

Weiterbildungskurse mit praxisorientierten Inhalten<br />

und auch Firmenschulungen an. Neben EDV- und kaufmännischen<br />

Kursen werden auch weitere Schulungen<br />

angeboten, beispielsweise im Bereich „Managementtechniken<br />

und Kommunikation“ oder „Mediendesign /<br />

Multimedia“ 14 :<br />

„AUS- UND WEITERBILDUNGSMARKT<br />

DER REGION HANNOVER“<br />

Einen Überblick über die verschiedenen Weiterbildungsträger<br />

und deren Angebote bieten auch der jährlich stattfindende<br />

„Aus- und Weiterbildungsmarkt der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong>“ sowie ein ständiger Internetauftritt 15 . An der<br />

11. Veranstaltung, die am 1. und 2. Februar <strong>2002</strong> im<br />

<strong>Hannover</strong> Congress Centrum stattfand, beteiligten sich<br />

mehr als 100 Aussteller. In den Jahren 2001 und <strong>2002</strong><br />

wurden auf der Bildungsleitmesse der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

jeweils rund 11.000 Besucher gezählt.<br />

8.2 Exemplarisch vertiefte Weiterbildungsträger<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Am Beispiel des Arbeitsamtes <strong>Hannover</strong>, das eine Vielzahl<br />

von Weiterbildungsmaßnahmen fördert, sowie<br />

anhand der Selbstdarstellung von drei regionalen Weiterbildungsträgern<br />

soll im Folgenden das breite Spektrum<br />

der Träger und die Heterogenität der Angebote verdeutlicht<br />

werden. Diese drei Fenster betreffen<br />

– Weiterbildung und Personalentwicklung durch die<br />

<strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und Beratungsgesellschaft<br />

für Beschäftigung mbH (HRB),<br />

– Aus-, Fort- und Weiterbildung bei der Handwerkskammer<br />

<strong>Hannover</strong> sowie<br />

– Weiterbildungsaktivitäten der CONTUR GmbH.<br />

13) vgl. <strong>NIW</strong> u. NORD/LB 2001, S. III-19<br />

14) vgl. www.wuf.de vom 21.12.2001<br />

15) www.entdeckediezukunft.de<br />

Übersicht<br />

8-1<br />

Weiterbildungsträger<br />

(Name und Adresse)<br />

Abendgymnasium <strong>Hannover</strong><br />

Thurnithistraße 6<br />

30519 <strong>Hannover</strong><br />

www.abendgymnasium-hannover.de<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 121<br />

Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Akademie für Medientechnik<br />

c/o IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />

Schiffgraben 49<br />

30175 <strong>Hannover</strong><br />

www.akademie-fuer-medientechnik.de<br />

Akademie Überlingen<br />

- Niederlassung <strong>Hannover</strong><br />

Badenstedter Straße 42<br />

30453 <strong>Hannover</strong><br />

- Niederlassung Springe<br />

Philipp-Reis-Straße 18 a<br />

31832 Springe<br />

www.akademie-ueberlingen.de/hannover<br />

Arbeit und Leben Niedersachsen e.V.<br />

- Landesgeschäftsstelle<br />

Dreyerstraße 6<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

- Bezirksbüro <strong>Hannover</strong><br />

Arndtstraße 20<br />

30167 <strong>Hannover</strong><br />

www.arbeitundleben-nds.de<br />

ArtSet<br />

Institut für kritische Sozialforschung und<br />

Bildungsarbeit e.V.<br />

Ferdinand-Wallbrecht-Straße 17<br />

30163 <strong>Hannover</strong><br />

www.artset.de<br />

Bénédict School <strong>Hannover</strong><br />

Goseriede 13<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

www.benedict-school.de<br />

Berufsbildungswerk der Versicherungswirtschaft<br />

in <strong>Hannover</strong> (BWV) e.V.<br />

Heisenbergstr. 17<br />

30627 <strong>Hannover</strong><br />

www.bwv-online.de<br />

bfw – Berufsfortbildungswerk des DGB<br />

Schulungsort <strong>Hannover</strong><br />

Arndtstraße 20<br />

30167 <strong>Hannover</strong><br />

www.bfw.de<br />

b.i.b. – Bildungszentrum für<br />

informationsverarbeitende Berufe e.V.<br />

Freundallee 15<br />

30173 <strong>Hannover</strong><br />

www.bib.de<br />

Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />

Das Abendgymnasium ist eine allgemeinbildende staatliche Schule für Erwachsene im Zweiten<br />

Bildungsweg. Die staatliche Schule bietet ihr Angebot kostenfrei an. Sie wendet sich an Erwerbstätige,<br />

welche die Erweiterung ihrer Allgemeinbildung anstreben sowie berufsbegleitend einen höheren<br />

Schulabschluss (Realschulabschluss, Fachhochschulreife oder Abitur) erreichen wollen.<br />

Die Akademie für Medientechnik wurde 1999 gemeinsam von der IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim und den<br />

drei Bildungsträgern b.i.b. (Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe), PROCON GmbH<br />

und Profil GmbH gegründet. Ziel der Gründung war es, qualifizierte Mitarbeiter der Multimediabranche<br />

auszubilden. Der Schwerpunkt des Fort- und Weiterbildungsangebots liegt auf den Vorbereitungslehrgängen<br />

für IHK-Abschlussprüfungen zum/zur Multimedia-Assistentin (IHK), Medienfachwirt/in (IHK) und<br />

Assistent/in (IHK) Electronic Commerce. Darüber hinaus bestehen weitere Angebote in Form von<br />

Trainings und Seminaren. Die Kurse und Seminare finden bei den Partnern der Akademie statt.<br />

Das Institut für Fortbildung und Umschulung hat seinen Stammsitz in Osnabrück und ist mit zwei von<br />

insgesamt 35 Standorten in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vertreten. Ein breites Weiterbildungsangebot wird<br />

vorgehalten, das berufsbegleitend oder in Vollzeit wahrgenommen werden kann. Auch auf Unternehmen<br />

abgestimmte Firmenschulungen werden durchgeführt. Am Standort <strong>Hannover</strong> stehen PC-<br />

Anwenderschulungen und der Lehrgang zum Event-/ Projekt-/ Marketingassistent im Vordergrund.<br />

Durch den Lehrgang „Kaufmännisches Trainingszentrum Springe“ können am Standort Springe qualifizierte<br />

kaufmännische Abschlüsse sowie der Europäischen Computerführerschein (ECDL – European Computer<br />

Driving Licence) erworben werden.<br />

Die Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen ist eine gemeinnützige Bildungseinrichtung<br />

des Deutschen Gewerkschaftsbundes und der Volkshochschulen, die seit mehr als 50 Jahren besteht.<br />

Die Hauptaufgabe ist die politische und berufliche Arbeitnehmerbildung. Bei der Bildungsvereinigung<br />

Arbeit und Leben Niedersachsen arbeiten landesweit ca. 300 Mitarbeiter. Die Landesgeschäftsstelle<br />

der Bildungsvereinigung Arbeit und Leben Niedersachsen e.V. hat ihren Sitz in <strong>Hannover</strong> und arbeitet<br />

derzeit mit 34 hauptamtlich beschäftigten Mitarbeitern. Die Geschäftsstellen in Niedersachsen sind vier<br />

<strong>Region</strong>en zugeordnet; der Bezirk Mitte (39 hauptamtlich Beschäftigte) hat seinen Sitz in <strong>Hannover</strong>.<br />

Gegenwärtig gibt es drei übergeordnete Aufgabenfelder: Politisch-kulturelle, allgemeine und berufliche<br />

Bildung (Ausbildung, Umschulung, Fortbildung in verschiedenen Berufsbereichen).<br />

Das ArtSet Institut wurde 1987 in <strong>Hannover</strong> gegründet. Forschungserfahrungen werden durch ein<br />

umfangreiches Angebot an Aus-, Weiterbildungs- sowie Beratungsleistungen in Kooperation mit der<br />

Praxis ergänzt. Angebote im Rahmen der Aus- und Weiterbildung beinhalten u.a. Erwachsenenbildung,<br />

Aus- und Weiterbildung für Beratungstätigkeiten und Führungstechniken. Zielgruppe des ArtSet Instituts<br />

sind Organisationen wie Weiterbildungseinrichtungen, Schulen, Krankenhäuser und Unternehmen.<br />

Beratungs- und Weiterbildungsangebote können den Wünschen der Kunden entsprechend gestaltet<br />

werden. Eine besondere und innovative Entwicklung des ArtSet Instituts ist ein Qualitätstestierungsmodell<br />

für Weiterbildungseinrichtungen, das in Zusammenarbeit mit dem Landesverband der niedersächsischen<br />

Volkshochschulen im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und des Landes<br />

Niedersachsen entwickelt wurde. In 12 verbindlichen Qualitätsbereichen (z.B. Lehrinfrastruktur,<br />

Angebotsinformation, Geschäftsbedingungen, Controlling) können sich Weiterbildungseinrichtungen<br />

extern testieren lassen. In Niedersachsen wurde das Testierungsverfahren bereits im Juli 2001 vom<br />

Niedersächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kultur als den Anforderungen des Niedersächsischen<br />

Erwachsenenbildungsgesetzes (NEBG) § 10 entsprechend anerkannt.<br />

Das Angebot der Bénédict School umfasst auch am Standort <strong>Hannover</strong> die drei Bereiche Sprachen,<br />

Wirtschaft und Informationstechnologie. 1993 ist die RAG Bildung GmbH Lizenznehmer des Bénédict<br />

School Konzepts geworden. Seitdem hat das Dienstleistungskonzept „Bénédict School“ inhaltlich neue<br />

Aspekte gewonnen. Neben die wirtschafts-, sprachpädagogischen und IT-Kompetenzen ist das Know-<br />

How der RAG Bildung GmbH im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung getreten. Unter dem<br />

Dach der RAG Bildung GmbH arbeiten mittlerweile über 20 nationale und internationale Bénédict<br />

Schools, die ein sehr breites Spektrum beruflicher und privater Bildungsmöglichkeiten bedecken.<br />

Das BWV <strong>Hannover</strong> e.V. ist ein eingetragener Verein, der sich seit 1970 für eine anspruchsvolle und<br />

bedarfsgerechte Bildungsarbeit in der Versicherungswirtschaft engagiert. Als Angebot gibt es einerseits<br />

ein bedarfsgerechtes Bildungsprogramm für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, sowie in den Landkreisen Hameln-<br />

Pyrmont, Hildesheim, Schaumburg, Soltau-Fallingbostel, Celle und Peine (Einzugsgebiet) und andererseits<br />

Beratungen in Fragen der überbetrieblichen Aus- und Weiterbildung. Die Adressaten sind vornehmlich<br />

Mitarbeiter der Versicherungswirtschaft in <strong>Hannover</strong> und Umgebung, welche die Notwendigkeit einer<br />

kontinuierlichen fachlichen Weiterbildung erkannt haben. Konkret geboten werden Prüfungen zum<br />

Versicherungsfachmann (BWV), Vorträge und Seminare, überbetriebliche Ausbildung für Auszubildende,<br />

Ausbildung zum Versicherungskaufmann (berufsbegleitend), Studium zum gepr. Versicherungsfachwirt,<br />

Studium zum Risiko-Experten in der gewerblichen und industriellen Sachversicherung, Studium zum<br />

Personen-Risiko-Experten, Studium zum Risiko-Experten Landwirtschaft.<br />

Das Berufsfortbildungswerk (bfw) bietet mit seiner Zweigniederlassung Niedersachsen Umschulungen<br />

in kaufmännischen und gewerblichen Berufen für Industrie- und Handwerksbetriebe, Garten- und<br />

Landschaftsbau sowie Hotel- und Gaststättenbetriebe. Am Schulungsstandort <strong>Hannover</strong> finden Fort- und<br />

Weiterbildungslehrgänge statt zu den Themen EDV und Touristik, Fachwerkstatt Elektrotechnik, First Step<br />

Förderung und Orientierung für Rehabilitanden 50+, Förderung und Orientierung junger Rehabilitanden,<br />

Übungsbetrieb Gastronomie sowie Umschulung zum Reiseverkehrskaufmann/zur Reiseverkehrskauffrau.<br />

Das b.i.b. – Bildungszentrum für informationsverarbeitende Berufe ist bundesweit an sechs Standorten<br />

präsent. Im Oktober 1984 eröffnete das b.i.b. in <strong>Hannover</strong> den Studienbetrieb. Neben der beruflichen<br />

Erstausbildung bietet das b.i.b. in <strong>Hannover</strong> berufsbegleitende, an den Bedürfnissen der Unternehmen<br />

orientierte Weiterbildungsseminare und Fortbildungen in den Bereichen Multimedia, Netzwerktechnik,<br />

Technisches Projektmanagement und Controlling an. Die Eröffnung der Fachhochschule für die Wirtschaft<br />

<strong>Hannover</strong> (FHDW) im Oktober 1996 ist der bisher größte Expansionsschritt des b.i.b., dessen<br />

Bildungsangebot dadurch eine weitere Komponente erhalten hat.


122<br />

BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />

Übersicht<br />

8-1<br />

Weiterbildungsträger<br />

(Name und Adresse)<br />

Bildung und Umwelt GmbH<br />

Dr. Braun & Partner<br />

Am Güterbahnhof 2a<br />

31303 Burgdorf<br />

www.buu-gmbh.de<br />

Bildungsverein Soziales Lernen und<br />

Kommunikation e.V.<br />

Wedekindstraße 14<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

www.bildungsverein.de<br />

Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Bildungswerk der Chemischen Industrie in<br />

Norddeutschland e.V. (BCI)<br />

Güntherstrasse 1<br />

30519 <strong>Hannover</strong><br />

www.bci-nord.de/vwf/index.html<br />

Bildungswerk der Vereinten<br />

Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di)<br />

in Niedersachsen e.V.<br />

Hildesheimer Straße 17<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

www.bw-verdi.de<br />

www.nananet.de/bwdag<br />

Bildungswerk des Großhandels in<br />

Niedersachsen e.V. (BGN)<br />

Berliner Allee 7<br />

30175 <strong>Hannover</strong><br />

www.gvn-nds.de<br />

Bildungswerk Verkehrsgewerbe<br />

Niedersachsen e.V. (BVN)<br />

Lister Kirchweg 95<br />

30177 <strong>Hannover</strong><br />

www.verkehrsgewerbe.de<br />

BNW – Bildungswerk der<br />

Niedersächsischen Wirtschaft<br />

gemeinnützige GmbH<br />

- Zentrale: Höfestraße 19-21<br />

30163 <strong>Hannover</strong><br />

- <strong>Region</strong>alzentrum <strong>Hannover</strong><br />

Lister Damm 2,<br />

30163 <strong>Hannover</strong><br />

- <strong>Region</strong>alzentrum <strong>Hannover</strong><br />

Plathnerstraße 5A,<br />

30175 <strong>Hannover</strong><br />

www.bnw.de<br />

BZE – Bildungszentrum des Einzelhandels<br />

Niedersachsen<br />

Kurzer Ging 47<br />

31832 Springe<br />

www.bze-springe.de<br />

Call-Center Akademie Niedersachsen (CAN)<br />

Gerhardtstraße 3<br />

30167 <strong>Hannover</strong><br />

www.callcenter-akademie.de<br />

Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />

Die Bildung und Umwelt GmbH hat ihre Standorte in Burgdorf, Magdeburg, Chemnitz und Berlin.<br />

Die Gesellschaft konzipiert, organisiert und betreut Weiterbildungs- und Umschulungsmaßnahmen sowie<br />

Seminare schwerpunktmäßig zur Thematik Natur- und Umweltschutz. Das Angebot orientiert sich an<br />

der beruflichen Praxis und wird mit der nötigen Flexibilität den Erfordernissen des Arbeitsmarktes<br />

angepasst. Mit ca. 150 Dozenten aus der Umweltschutzpraxis und Projektleitern, die über eine langjährige<br />

Erfahrung im Bereich Umweltpädagogik verfügen, stehen der Gesellschaft zu allen umweltschutzrelevanten<br />

Themen kompetente Lehrkräfte zur Verfügung.<br />

Der Bildungsverein führt pro Jahr vier Programme zur Weiterbildung durch. Er bietet jährlich ca. 600<br />

Kurse, 200 Wochenendseminare und 90 Bildungsurlaube an, die inhaltlich ein sehr breites Spektrum<br />

abdecken. Die Angebote werden von über 12.000 Teilnehmern pro Jahr wahrgenommen. Der Verein<br />

verfügt über vier Lernorte mit kommunikativem Charakter in den Schwerpunktstadtteilen Oststadt/List,<br />

Linden, Südstadt und Stadtmitte.<br />

Das Bildungswerk der Chemischen Industrie in Norddeutschland e.V. (BCI) führt Fortbildungslehrgänge<br />

durch und bietet Seminare und Schulungsangebote an. Weiterbildungsveranstaltungen werden<br />

berufsbegleitend oder im Tagesunterricht durchgeführt. Dabei werden die Teilnehmer in sechs Monaten<br />

bzw. bei berufsbegleitenden Lehrgängen in ca. 2 bis 3 1/2 Jahren auf die jeweilige Prüfung vor der<br />

zuständigen Industrie- und Handelskammer vorbereitet. Das Programm umfasst u. a.: Berufsbegleitende<br />

Aufstiegslehrgänge zum Industriemeister der Fachrichtungen Chemie, Pharmazie, Druck und Kunststoff<br />

/ Kautschuk, Facharbeiter-Lehrgänge zum Chemikanten sowie branchenbezogene Weiterbildungsseminare.<br />

Das Bildungswerk ver.di in Niedersachsen e.V. ist eine anerkannte Einrichtung der Erwachsenenbildung.<br />

Durch eine enge Zusammenarbeit mit den gewerkschaftlichen Interessenvertretungen und den beruflichen<br />

Bildungswerkseinrichtungen wird eine bedürfnisorientierte Bildungsarbeit gewährleistet. Im Weiterbildungsbereich<br />

des Bildungswerkes werden Kurse und Seminare angeboten u.a. zur politischen Bildung,<br />

Kommunikationstechnik und Rhetorik, Umweltbildung, Frauenbildung, Fremdsprachenausbildung und<br />

zur Qualifizierung in Fragen des Designs (Projekt dekos). Zusätzlich zur niedersächsischen Zentrale<br />

ist auch der „<strong>Region</strong>albereich <strong>Hannover</strong>“ in der Landeshauptstadt (Schulenburger Landstrasse 150)<br />

zu finden.<br />

Im Bereich der Erwachsenenbildung werden vom Bildungswerk des Großhandels in Niedersachsen<br />

an über 20 Veranstaltungsorten Tages- und Mehrtagesseminare mit den Schwerpunkten Verkaufs-,<br />

Personal- und Forderungs-Management durchgeführt. Im Bereich der Auszubildenden-Veranstaltungen<br />

werden Vorträge in Ergänzung zum Berufsschulunterricht durchgeführt. Zusätzlich werden diverse<br />

überbetriebliche Ergänzungs-Lehrgänge angeboten mit den Schwerpunkten Rechnungswesen und Kurse,<br />

die kurz vor der Prüfung stattfinden, um den prüfungsrelevanten Stoff, der in der Berufsschule behandelt<br />

wird, zu vertiefen.<br />

Das Bildungswerk Verkehrsgewerbe Niedersachsen ist eine Einrichtung der privaten Verkehrswirtschaft<br />

in Niedersachsen. Berufliche Aus- und Fortbildung sowie die Durchführung von aktuellen fachspezifischen<br />

Seminaren sind Aufgaben dieses eingetragenen gemeinnützigen Vereines. Seit der Gründung im Jahr<br />

1974 haben über 50.000 Personen an den Veranstaltungen des BVN teilgenommen. Schwerpunkte<br />

sind die überbetrieblichen Schulungen von Auszubildenden, die Unterstützung der Berufsschulen durch<br />

eigene Lehrkräfte sowie Seminare aus den Bereichen Betriebswirtschaft, Arbeitsrecht, Verkehrssicherheit<br />

und Umweltschutz. Neben den hauptberuflichen Mitarbeitern beschäftigt es mehr als 40 Dozenten.<br />

Dieses qualifizierte Lehrpersonal wie Fahrlehrer, Kfz-Meister, Betriebswirte, Wirtschaftsingenieure und<br />

Juristen garantiert effektive und praxisorientierte Lehrgänge. Als besonders vorteilhaft wird die enge<br />

Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband Verkehrsgewerbe Niedersachsen e.V. (GVN) gesehen. Der<br />

GVN hat das BVN gegründet und verfügt über beste Kontakte zu seinen rund 4.000 Mitgliedsunternehmen<br />

in ganz Niedersachsen. Im BVN-eigenen Schulungs- und Verwaltungsgebäude in <strong>Hannover</strong> sind die<br />

kaufmännische Ausbildung und das Seminarwesen konzentriert.<br />

Das Bildungswerk der Niedersächsischen Wirtschaft ist mit über 600 Beschäftigten einer der führenden<br />

Anbieter wirtschaftsnaher Qualifizierung. An rund 50 Standorten hat sich das BNW seit seiner Gründung<br />

1969 zu einem der größten Bildungsdienstleister in Niedersachsen entwickelt. Das Bildungswerk der<br />

Niedersächsischen Wirtschaft ist eine gemeinnützige GmbH, hinter der 24 Arbeitgeberverbände als<br />

Gesellschafter stehen. Zu den Kunden und Partnern gehören Unternehmen, Verbände, öffentlich-rechtliche<br />

Einrichtungen der Berufsförderung, Schulen und Hochschulen. Zu dem Weiterbildungsangebot zählen<br />

„Berufliche Orientierung und Berufsvorbereitung junger Menschen“, „Qualifizierung Arbeitssuchender<br />

für den beruflichen Wiedereinstieg“, „Fachliche und persönliche Fortbildung betrieblicher Fach- und<br />

Führungskräfte“, „Gesellschaftspolitische Aktivitäten“ sowie „Consulting bei betrieblichen Veränderungsprozessen“.<br />

Dazu angeboten werden beispielsweise Seminare für Fach- und Führungskräfte, Nachwuchsförderung,<br />

Lehrgänge mit IHK-Abschluss und Integrationsprojekte für Arbeitssuchende. Im Jahr 2000<br />

nahmen niedersachsenweit mehr als 25.000 Teilnehmende das Bildungsangeboten wahr.<br />

Das BZE in Springe wurde 1960 von den niedersächsischen Einzelhandelsverbänden gegründet und<br />

hat sich seitdem zu einem der größten und renommiertesten Aus- und Fortbildungsinstitute des Einzelhandels<br />

in Deutschland entwickelt. Das BZE bietet eine reichhaltige Auswahl an Lehrgängen, Seminaren<br />

und weiteren Dienstleistungen. Es wendet sich an alle Mitarbeiter in Einzelhandelsunternehmen gleich<br />

welcher Betriebsform und Größe. Das Hauptziel aller Seminare ist die Vermittlung von beruflichem<br />

Wissen zur direkten Umsetzung und Anwendung im Betrieb. Die praxisnahe Bildung durch über 300<br />

qualifizierte Trainer und Referenten erfolgt durch gezielte methodische Schulung.<br />

Die Call-Center Akademie Niedersachsen (CAN) versteht sich als Partner für professionelle Beratung<br />

und praxisorientiertes Training rund um die Thematik Call-Center. Die 14 Trainer und Berater ermöglichen<br />

– in Zusammenarbeit mit den jeweiligen Partnern – die Qualitätssteigerung von Call-Centern. Die<br />

Tätigkeiten werden unterteilt in Seminare, Workshops, Beratungen, Training-on-the-job-Maßnahmen und<br />

individuelles Einzelcoaching. Die Weiterbildungsmaßnahmen können sowohl als Inhouse-Schulungen<br />

als auch im offenen Seminarbereich durchgeführt werden.<br />

Übersicht<br />

8-1<br />

Weiterbildungsträger<br />

(Name und Adresse)<br />

CONTUR GmbH<br />

Training, Coaching & Consulting<br />

Vahrenwalder Straße 253A<br />

30179 <strong>Hannover</strong><br />

www.contur-online.de<br />

DAA Deutsche Angestellten-Akademie<br />

GmbH<br />

- Adolfstr. 8<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

- Schulenburger Landstraße 150<br />

30165 <strong>Hannover</strong><br />

www.daa-hannover.de<br />

www.daa-technikum.de<br />

DEKRA Akademie GmbH<br />

Kesselstr. 14<br />

30453 <strong>Hannover</strong><br />

www.dekra-akademie.de<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 123<br />

Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Dr. Buhmann Schule gGmbH / Europa<br />

Fachakademie Dr. Buhmann<br />

Prinzenstr. 13<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

www.buhmann.de<br />

Duales Bildungs-Concept GbR<br />

Berenbosteler Straße 76A<br />

30823 Garbsen<br />

www.duales-bildungs-concept-online.de<br />

econ COLLEG Gesellschaft für Schulung<br />

und Fortbildung mbH & Co. KG<br />

- Hauptniederlassung - Büro Kirchhorst<br />

Imkerstraße 5 · 30916 Isernhagen<br />

- Büro <strong>Hannover</strong><br />

Rathenaustraße 13/14 · 30159 <strong>Hannover</strong><br />

www.econ-gruppe.de<br />

ErFo GmbH<br />

Sutelstraße 7A<br />

30659 <strong>Hannover</strong><br />

www.erfo.de<br />

Euro-Schulen <strong>Hannover</strong> GmbH<br />

Hamburger Allee 26<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

www.euro-schulen-hannover.de<br />

FAA Gesellschaft für berufliche Bildung<br />

GmbH<br />

Tannenbergallee 6<br />

30163 <strong>Hannover</strong><br />

www.faa.de<br />

Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />

(vgl. Selbstdarstellung in 8.2)<br />

Die Deutsche Angestellten-Akademie (DAA) verfügt über eine fünfzigjährige Erfahrung in der beruflichen<br />

Erwachsenenbildung und ist einer der größten Träger der beruflichen Weiterbildung in Deutschland.<br />

Bundesweit gibt es mehr als 50 Institute und Zweigstellen, die in 280 Lehrgangsorten – zwei davon<br />

befinden sich in <strong>Hannover</strong> – Fort- und Weiterbildungen durchführen. Am Standort <strong>Hannover</strong> umfasst<br />

das Angebot Vollzeitlehrgänge, berufsbegleitende Lehrgänge, Prüfungsvorbereitungen und<br />

Firmenschulungen. Die Weiterbildungsinhalte sind in erster Linie auf die kaufmännischen und gewerblichen<br />

Berufsbereiche sowie auf Berufe im Gesundheitswesen orientiert. Als neue Beispiele für Kurse im<br />

Tagesbereich sind die Umschulung zum Bürokaufmann oder Kauffrau Bürokommunikation sowie die<br />

Umschulung zum Fachinformatiker zu nennen.<br />

Die DEKRA Akademie GmbH verfügt über 120 Aus- und Weiterbildungszentren. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

bietet das Zentrum Arbeitsuchenden, Berufsrückkehrern, Mitarbeitern sowie Führungskräften der privaten<br />

und öffentlichen Wirtschaft eine Fülle von Kursen und Seminaren, die sich an den Anforderungen der<br />

Betriebe orientieren. Es werden ganzheitliche Maßnahmen angeboten, zu denen auch die persönliche<br />

Situationsanalyse und die Beratung gehören. Mit einem breiten Schulungsangebot aus Bereichen wie<br />

z.B. Lager-, Transport-, und Gefahrgutlogistik, Umwelt oder Kfz-Technologie, versteht sich die Akademie<br />

als leistungsstarker Bildungsträger und verlässlicher Partner für die Wirtschaft und die Arbeitsverwaltung.<br />

Bildungskonzepte werden in enger Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt und mit Unternehmen der<br />

<strong>Region</strong> erarbeitet, um eine Orientierung am Arbeitsmarkt zu gewährleisten.<br />

Den Schwerpunkt der Dr. Buhmann Schule bildet die berufliche Erstausbildung für Haupt- und Realschulabsolventen<br />

und Abiturienten. Die Europa Fachakademie Dr. Buhmann ist demgegenüber eine<br />

Einrichtung der Erwachsenenbildung, die international ausgerichtete Berufsausbildungen und qualifizierte<br />

berufsbegleitende Weiterbildung anbietet. Im Rahmen der beruflichen Weiterbildung wird die Weiterbildung<br />

zum staatlich geprüften Betriebswirt angeboten. In einem mehrjährigen Studiengang verbindet sich<br />

theoretisches Wissen mit dem ständigen Blick auf Anwendbarkeit in der Praxis. Eine Vielzahl weiterer<br />

Möglichkeiten beruflicher Weiterbildung besteht in den Bereichen Betriebswirtschaft / Rechnungswesen,<br />

EDV, Fremdsprachen und Sekretariat. Die Fachakademie bereitet auf zahlreiche Abschlüsse u. a. der<br />

Industrie- und Handelskammer vor.<br />

Die Gesellschaft bietet neben EDV-Schulungen (Training in Modulen, Basistraining), IT-Schulungen<br />

(Netzwerke, E-Commerce, Moderne Medien) und Sprachenausbildung auch kaufmännische<br />

Weiterbildungen (Büroqualifikation, Bürofachkraft) sowie die Fortbildung zum Fitnessfachwirt/in (IHK)<br />

an. Die Schulungen richten sich an Privatpersonen, Unternehmen und deren Mitarbeiter. Das Duale<br />

Bildungs-Concept ist anerkannter Bildungsträger der Bundesanstalt für Arbeit und führt Weiterbildungsmaßnahmen<br />

auch in Zusammenarbeit mit den örtlichen Arbeitsämtern durch.<br />

econ ist eine in <strong>Hannover</strong> ansässige Unternehmensgruppe, die mit ihren vier Firmen und etwa 100<br />

Mitarbeitern ein umfassendes Dienstleistungsangebot im Bereich des Rechnungswesens bereithält. Die<br />

Firma econ COLLEG bietet kaufmännische Schulungs- und Fortbildungsangebote für Unternehmen aller<br />

Größenordnungen in den Schwerpunktbereichen Buchführung und Bilanzierung, Kostenrechung und<br />

Controlling, Steuern und Wirtschaftsrecht an. Unterschieden wird in offene und geschlossene Seminare.<br />

Die offenen Seminare werden ausnahmslos auch als Inhouse-Schulungen angeboten.<br />

Die ErFo Gesellschaft für Erwachsenenfortbildung mbH wurde 1994 gegründet und führt seither vor<br />

allem Fortbildungs- und Umschulungsmaßnahmen für das Arbeitsamt <strong>Hannover</strong> und den<br />

Berufsförderungsdienst der Bundeswehr (BFD) im kaufmännischen, bürotechnischen und schreibtechnischen<br />

Bereich durch. Für das Arbeitsamt werden derzeit beispielsweise folgende drei Weiterbildungslehrgänge<br />

durchgeführt: Fachkraft für Schreibtechnik und Bürokommunikation, EDV-Basistraining für Frauen,<br />

Kauffrau für Bürokommunikation (IHK). Für den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr werden<br />

verschiedene Arbeitsgemeinschaften organisiert, z.B. zur Vorbereitung auf die Ausbildereignungsprüfung<br />

(IHK) oder zur Thematik „DFÜ und Internet“. Darüber hinaus werden Kurse zur Vorbereitung auf die<br />

IHK-Abschlussprüfung „Bürokauffrau/-mann“ und „Kauffrau/-mann für Bürokommunikation“ veranstaltet.<br />

Seminare und EDV-Workshops runden das Angebot ab.<br />

Die Euro-Schulen-Organisation wurde ursprünglich vor über 30 Jahren als Ausbildungsstätte für<br />

Fremdsprachenberufe gegründet. In den über 100 Euro-Schulen bundesweit gibt es heute aber auch<br />

Weiterbildungsmaßnahmen im kaufmännischen, sprachlichen, gewerblich-technischen, sozialen und<br />

medizinischen Bereich. Seit Mitte der 80er Jahre umfasst das Angebot der Euro-Schulen <strong>Hannover</strong><br />

neben Sprachenschulung auch berufsbegleitende Weiterbildungsmaßnahmen mit anerkannten Abschlüssen<br />

(z.B. Fremdsprachenkaufmann, Fremdsprachenkorrespondent, Managementassistent, Direktionsassistent).<br />

Das IT-Lernzentrum an den Euro-Schulen <strong>Hannover</strong> führt modulare Aus- und Weiterbildungen im<br />

Themengebiet Informationstechnologie durch. Insgesamt werden Trainings für Privatpersonen und die<br />

Wirtschaft individuell auf die Firmenbedürfnisse abgestimmt. In verschiedenen Maßnahmen wird eng<br />

mit dem Arbeitsamt, Kammern und anderen öffentlichen Trägern zusammengearbeitet.<br />

Die FAA Bildungsgesellschaft mbH ist ein privatwirtschaftliches Bildungsunternehmen auf dem Gebiet<br />

der beruflichen Erwachsenen- und Erstausbildung. Nach Erstgründung im Jahre 1975 in Hamburg<br />

entwickelte sich die Gesellschaft schnell zu einem überregional agierenden Bildungsunternehmen mit<br />

rund 900 Mitarbeitern, 22 Bildungszentren und 102 Ausbildungsstätten. Das ursprünglich gewerblichtechnisches<br />

Angebot umfasst heute gleichermaßen Aus- und Weiterbildungen für Dienstleistung, Handel<br />

und Verwaltung wie für die Bereiche EDV und Informations- und Telekommunikationstechnik. Angestrebt<br />

wird ein Abgleich zwischen dem Bedarf der Wirtschaft einerseits und den individuellen Kenntnissen<br />

und Fertigkeiten von Teilnehmerinnen und Teilnehmern andererseits.


124<br />

BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />

Übersicht<br />

8-1<br />

Weiterbildungsträger<br />

(Name und Adresse)<br />

Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Grone-Schulen Niedersachsen GmbH<br />

- Färberstraße 8 · 30453 <strong>Hannover</strong><br />

- Marktktstraße 32a· 30890 Barsinghausen<br />

- Philipp-Reis-Straße 13 · 31832 Springe<br />

www.grone-schule.de<br />

Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />

und Akademie des Handwerks (ADH)<br />

Berliner Allee 17 · 30175 <strong>Hannover</strong><br />

Förderungs- und Bildungszentrum (FBZ)<br />

Seeweg 4 · 30827 Garbsen<br />

www.hwk-hannover.de<br />

<strong>Hannover</strong>-Kolleg<br />

Thurnithistraße 6<br />

30519 <strong>Hannover</strong><br />

www.hannover-kolleg.de<br />

<strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und<br />

Beratungsgesellschaft für Beschäftigung<br />

mbH (HRB)<br />

Prinzenstr.12<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

www.hrb-beratung.de<br />

ihler data bildungszentrum<br />

- Lange Laube 28 · 30159 <strong>Hannover</strong><br />

- Weißekreuzstraße 18 · 30161 <strong>Hannover</strong><br />

www.ihler.de<br />

Industrie- und Handelskammer<br />

<strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />

Schiffgraben 49<br />

30175 <strong>Hannover</strong><br />

www.hannover.ihk.de<br />

INITA gemeinnützige GmbH - Institut für<br />

angewandte Psychologie, Transaktionsanalyse<br />

und Erwachsenenbildung<br />

Langensalzastr. 5<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

www.INITA.de<br />

INKOFA Dr. Leibbrand Schulen<br />

Akademien für Kosmetik & med. Fußpflege<br />

Georgstraße 8A<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

www.inkofa.de<br />

Institut für Berufliche Bildung GmbH (IBB)<br />

- IBB <strong>Hannover</strong><br />

Sokelantstraße 5<br />

30165 <strong>Hannover</strong><br />

www.ibbgmbh.com<br />

Institut für Betriebliche Berufsbildung<br />

IBB – Staat<br />

Heutrift 15<br />

31303 Burgdorf<br />

www.ibbstaat.de<br />

Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />

Die Grone-Schulen Niedersachsen sind ein privater und gemeinnütziger Bildungsträger mit bundesweit<br />

über 60 Bildungszentren. Seit 1995 bietet die Grone-Schule in <strong>Hannover</strong> im Stadtteil Limmer Umschulungen<br />

und Fortbildungen in kaufmännischen Berufen an. Ergänzend zu den traditionellen Fachrichtungen wird<br />

dabei ein besonderer Schwerpunkt auf die modernen IT-Berufe gelegt. In Barsinghausen steht der<br />

kaufmännische Bereich im Vordergrund. Seit November 2000 bietet die Grone-Schule auch in Springe<br />

die Möglichkeit zur Fort- und Weiterbildung. In den Räumen der Norddeutschen Kältefachschule werden<br />

individuelles Vermittlungscoaching sowie ein Job-Service angeboten.<br />

(vgl. Selbstdarstellung in 8.2)<br />

Das <strong>Hannover</strong>-Kolleg ist eine staatliche Institution des Zweiten Bildungsweges. Es führt junge Frauen<br />

und Männer, die bereits eine abgeschlossene Berufsausbildung besitzen oder eine gleichwertige Tätigkeit<br />

nachweisen können, in Form einer Vollzeitschule zur allgemeinen Hochschulreife (Abitur) oder zur<br />

Fachhochschulreife. In den etwa 30 Jahren seit der Gründung wurden etwa 1.400 Erwachsene zum<br />

Abitur geführt.<br />

(vgl. Selbstdarstellung in 8.2)<br />

Das privat geführte ihler data bildungszentrum wurde 1986 in <strong>Hannover</strong> gegründet. Inzwischen gibt<br />

es drei weitere Sitze in Halle/Saale, Dessau und Leipzig. Die Teilnehmer an den Bildungsmaßnahmen<br />

sind Naturwissenschaftler, Ingenieure, Human- und Veterinärmediziner, Geistes- und<br />

Wirtschaftswissenschaftler ebenso wie Produktdesigner, Grafiker, Werbe- und Marketingleute sowie<br />

Fachkräfte aus kaufmännischen Berufen und Handwerker. Diese Berufsgruppen werden den Anforderungen<br />

entsprechend im ihler data bildungszentrum weiterqualifiziert. Das Bildungsangebot wird durch<br />

maßgeschneiderte Firmenschulung und Teilzeitmaßnahmen ergänzt.<br />

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) ist die Selbstverwaltungsorganisation der gewerblichen<br />

Wirtschaft. Alle Gewerbetreibenden – mit Ausnahme reiner Handwerksbetriebe – sind IHK-pflichtzugehörig,<br />

wenn sie zum Kreis der Gewerbesteuerpflichtigen gehören. Der Bereich der IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />

umfasst die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und die Landkreise Diepholz, Göttingen, Hameln-Pyrmont, Holzminden,<br />

Hildesheim, Nienburg, Northeim, Schaumburg und Osterode. Der IHK-<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />

sind mehr als 110.000 Betriebe zugehörig, davon sind etwa 34.000 im Handelsregister eingetragen.<br />

Das Weiterbildungsprogramm der IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim umfasst neben Beratungen eine Vielzahl<br />

an Seminaren und Lehrgängen. Beispielsweise bietet die IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim als neuen Lehrgang<br />

ab April <strong>2002</strong> in Kooperation mit der Call-Center Akademie Niedersachsen (s.o.) einen 200 Stunden<br />

umfassenden berufsbegleitenden Lehrgang zum Call-Center Trainer (IHK) an. Fortbildungsprüfungen<br />

werden derzeit angeboten zum Assistent/in (IHK), Fachkaufmann/frau (IHK), Fachkaufmann/frau (IHK),<br />

Fachwirt/in (IHK), Industriemeister/in (IHK), Technischer Fachwirt (IHK), Technischer Betriebswirt (IHK)<br />

und Betriebswirt/in (IHK). Das Weiterbildungsprogramm der IHK bietet neben den Seminaren und<br />

Lehrgängen auch maßgeschneiderte firmeninterne Trainings an. Darüber hinaus ist die IHK <strong>Hannover</strong>-<br />

Hildesheim ein Träger der Akademie für Medientechnik (s.o.).<br />

INITA, das Institut für angewandte Psychologie, Transaktionsanalyse und Erwachsenenbildung besteht<br />

seit 1981. Das staatlich anerkannte Ausbildungsinstitut für Psychotherapie bildet aus und bietet Trainingsund<br />

Fortbildungsmaßnahmen und Seminare an. Zehn Weiterbildungsbereiche werden unterschieden:<br />

Allgemeines, Transaktionsanalyse, Tagungen und Kolloquien, Supervision und Coaching, Beratung,<br />

Personal- und Organisationsentwicklung / Führung, INITA-Forschung, Psychotherapie und Projekte.<br />

Die INKOFA Dr. Leibbrand Schulen führen Tages-, Abend- und Wochenendausbildungen zur Kosmetikerin<br />

und Fußpflegerin aus. Fortbildungen werden angeboten zu Visagismus, Nail-Design, Lymphdrainage,<br />

Reflexzonenmassage, Nagelprothetik und Spangentechnik.<br />

Das Institut für Berufliche Bildung GmbH (IBB) ist einer der größten privaten Bildungsträger Deutschlands.<br />

Etwa 540 Mitarbeiter arbeiten an ca. 50 Standorten in Niedersachen, Bremen, Nordrhein-Westfalen<br />

und Sachsen-Anhalt. Die Hauptverwaltung befindet sich seit 1984 in Buxtehude. Zu den Auftraggebern<br />

des IBB zählen die Bundesanstalt für Arbeit, die Landesregierung als Partner des Europäischen Sozialfonds<br />

sowie Unternehmen und Behörden. Das Bildungsangebot des IBB in <strong>Hannover</strong> konzentriert sich auf<br />

die Aus- und Weiterbildung im EDV- und kaufmännischen Bereich.<br />

Seit 25 Jahren unterstützt das Institut für Betriebliche Berufsbildung Unternehmen verschiedener Branchen<br />

und von unterschiedlicher Größe im Bereich Aus- und Weiterbildung. Die betriebliche Fortbildung erfolgt<br />

über Mitarbeiter- und Führungskräfteseminare in den Bereichen Finanzierung, Kosten- und Leistungsrechnung,<br />

Geschäftsbuchführung, Marketing, Personalwirtschaft und Controlling. Die Geschäftstätigkeit<br />

erfolgt in den drei Feldern „Consulting“, „Education“ und „Softwareservice“.<br />

Übersicht<br />

8-1<br />

Weiterbildungsträger<br />

(Name und Adresse)<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 125<br />

Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Institut für Biochemische Forschung und<br />

Analytik (IBFA)<br />

Glueckaufstraße 15<br />

31319 Sehnde<br />

www.ibfa.de<br />

Landesbildungszentrum für Blinde <strong>Hannover</strong><br />

Bleekstraße 22<br />

30559 <strong>Hannover</strong><br />

www.lbzs.de<br />

Ländliche Erwachsenenbildung in<br />

Niedersachsen e.V. (LEB)<br />

Johannssenstraße 10<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

www.nds.leb.de<br />

Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong><br />

- Johannssenstr. 10<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Bezirksstelle <strong>Hannover</strong><br />

- Wunstorfer Landstraße 9<br />

30453 <strong>Hannover</strong><br />

www.lwk-hannover.de<br />

Lehrgangswerk Haas (H.a.a.S. GmbH)<br />

Jägerallee 17<br />

31832 Springe<br />

www.lwhaas.de<br />

Leibniz-Akademie <strong>Hannover</strong><br />

Expo Plaza 11<br />

30539 <strong>Hannover</strong><br />

www.leibniz-akademie.de<br />

Management Institut Herrenhausen<br />

Herrenhäuser Straße 83-99<br />

30419 <strong>Hannover</strong><br />

www.management-institut.de<br />

Medizinisches Fortbildungszentrum<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Peiner Straße 2<br />

30519 <strong>Hannover</strong><br />

Mikroelektronik Akademie GmbH<br />

Training Center <strong>Hannover</strong><br />

Mikroelektronik Akademie<br />

Garbsener Landstr. 10<br />

30419 <strong>Hannover</strong><br />

www.meak.de<br />

Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />

Das Institut für Biochemische Forschung und Analytik (IBFA) ist ein Fortbildungs- und Dienstleistungsinstitut<br />

auf dem Gebiet der Life Sciences (Biologie, Biochemie, Gen- und Biotechnologie). In Kooperation mit<br />

dem Arbeitsamt wird Fortbildung für stellungssuchendes Technisches Personal (Biochemie und<br />

Gentechnologie) angeboten. Neu im Angebot sind berufsbegleitende Kurse aus dem Bereich der<br />

Biochemie und Gentechnologie.<br />

Als soziale Einrichtung des Landes Niedersachsen und einziges Landeszentrum für die Bildung,<br />

Ausbildung und Rehabilitation blinder und sehbehinderter Menschen, versucht das Landesbildungszentrum<br />

für Blinde für die schwieriger werdenden Lebenssituationen sehgeschädigter – oft mehrfach behinderter<br />

– junger Menschen Lösungen zu finden, so auch mit Weiterbildungsaktivitäten. In der „Einzelplatzschulung“<br />

werden berufstätige Sehgeschädigte individuell weitergebildet. Angebote betreffen die Vermittlung<br />

erforderlicher Kenntnisse bei Veränderungen am Arbeitsplatz, eine Intensiv-Ausbildung im Tastschreiben<br />

am PC, umfassende Schulung neuer Programme und Betriebssysteme, arbeitsplatzorientierte Schulung<br />

an den blinden- und sehbehindertenspezifischen Programmen und Geräten. Als Fort- und Weiterbildungskurse<br />

gibt es weiterführende Schulungen für blinde und sehbehinderte Telefonisten sowie<br />

Schulungen in der praktischen Anwendung neuer elektronischer Hilfsmittel (Lexika, Fahrplanauskunft,<br />

Telefon- und Adressverzeichnisse etc. auf CD-ROM) an blinden- und sehbehindertengerecht ausgestatteten<br />

Arbeitsplätzen.<br />

Der eingetragene Verein der Ländlichen Erwachsenenbildung in Niedersachsen (LEB) ist ein Bildungspartner<br />

für allgemeine, politische, kulturelle sowie berufliche Erwachsenenbildung. LEB verfügt über mehrere<br />

Standorte in Niedersachsen. Am Standort <strong>Hannover</strong> gibt es die Bildungsprojekte AutoCAD, Euromanagerin,<br />

Key Account Manager, Management und Marketing in der Wirtschaft, Qualitätsmanagement in der<br />

Lebensmittelwirtschaft, Umsetzung der Landschafts- und Freiraumplanung sowie Umweltbetriebsprüfer<br />

/ Umweltcontroller.<br />

Die Aufgaben der Landwirtschaftskammern unterteilen sich in sogenannte Pflichtaufgaben und<br />

Auftragsangelegenheiten. Zu den wichtigsten Pflichtaufgaben der Landwirtschaftskammer gehört laut<br />

Kammergesetz auch die eigenverantwortlich ausgeübte Aus- und Weiterbildung in den „Grünen Berufen"<br />

(z.B. Forstwirt, Gärtner, Landwirt). Die Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong> bietet berufsbegleitende<br />

Weiterbildungsseminare zu unterschiedlichen Themen an. Für den Bereich Gartenbau umfassen diese<br />

beispielsweise die Themen Verkauf / Vermarktung, Pflanzenschutz und Baumpflege sowie ein Seminar<br />

für Ausbilder. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> befindet sich zudem eine von insgesamt sechs Bezirksstellen der<br />

Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong>. Weiterhin hervorzuheben die LVG Ahlem (Lehr- und Versuchsanstalt<br />

für Gartenbau der Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong> in <strong>Hannover</strong>-Ahlem), ein überregional tätiges<br />

Institut für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Unternehmern, Betriebsleitern, Mitarbeitern und<br />

Auszubildenden im Gartenbau.<br />

Die H.a.a.S. GmbH führt Veranstaltungen zur Fort- und Weiterbildung für Praktiker und qualifizierte<br />

Mitarbeiter auf dem Gebiet des Steuer- und Wirtschaftsrechts, des Revisionswesens und der<br />

Betriebswirtschaftslehre durch. Die einzelnen Veranstaltungen sollen im Beruf stehenden Personen die<br />

Möglichkeit bieten, sich im Rahmen von Tagesseminaren bei aktuellen Themen fortzubilden oder ihr<br />

vorhandenes Wissen aufzufrischen. Neben regelmäßig wiederkehrenden Fortbildungen werden auch<br />

zahlreiche Tagesseminare zu aktuellen Themen angeboten. Die Kurse finden in Springe, <strong>Hannover</strong> und<br />

weiteren Städten außerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> statt.<br />

Die Leibniz-Akademie – Berufsakademie <strong>Hannover</strong> – Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie e.V. ist<br />

seit über 75 Jahren in der kaufmännischen Aus- und Weiterbildung tätig. Die verschiedenen Studiengänge<br />

im Bereich der Ausbildung führt die Berufsakademie <strong>Hannover</strong> durch, die berufsbegleitenden<br />

Weiterbildungsstudiengänge bietet die Verwaltungs- und Wirtschafts-Akademie (VWA) an. Träger des<br />

Vereins sind die IHK <strong>Hannover</strong>-Hildesheim, die Stadt <strong>Hannover</strong> sowie einige namhafte Unternehmen<br />

aus der <strong>Region</strong>. Als Einrichtung der Wirtschaft versteht sich die Akademie als Dienstleister für die<br />

Unternehmen. Auf die Bedarfe der Unternehmen kann schnell reagiert werden. Das berufsbegleitende<br />

Studium führt zur Zeit zu den Abschlüssen Betriebswirt (VWA), Marketingbetriebswirt (VWA/DMV) und<br />

Personalbetriebswirt (VWA).<br />

Das Management Institut Herrenhausen ist an verschiedenen Standorten bundesweit tätig. Das<br />

Angebotsspektrum in der Weiterbildung bzw. berufsbegleitenden Fortbildung umfasst folgende fünf<br />

Bereiche: Management und Firmenschulungen (Controlling, Kongressmanagement,<br />

Unternehmensbilanzierung), Bildung & Beratung (Personalentwicklung, Coaching, Konfliktmanagement,<br />

EDV-Seminare), Soft Skills (Rhetorik), Gesprächsführung, Zeitmanagement, Moderation), Lehrgänge mit<br />

IHK-Abschluss (Controller (IHK), Bilanzbuchhalter (IHK), Fachwirt/in für die Tagungs-, Kongress- und<br />

Messewirtschaft (IHK), Assistent (IHK) für Controlling, Assistent (IHK) für Rechnungswesen) sowie<br />

Veranstaltungsmanagement (Marketing, Messeconsulting, Planung, Durchführung, Organisation).<br />

Das Medizinische Fortbildungszentrum <strong>Hannover</strong> bietet Weiterbildungsmaßnahmen an in den Bereichen<br />

Fußreflexzonentherapie, Sportphysiotherapie, Rückenschule, Schlingentisch, Elektrotherapie, E-Technik,<br />

Osteoporose, Fernöstliche Heiltechniken sowie Organisation, Recht, Politik.<br />

Neben <strong>Hannover</strong> verfügt die Mikroelektronik Akademie GmbH noch über drei weitere Trainingszentren<br />

(Braunschweig, Hamburg, München). Mit hochwertigen Industrie-Seminaren, als zertifiziertes Training<br />

Center für Sun Microsystems und mit Vollzeit-Weiterbildungsmaßnahmen versteht sich die Mikroelektronik<br />

Akademie als kompetenter Partner für Trainings im IT-Bereich. Als Beispiele für Vollzeit-Weiterbildungsmaßnahmen<br />

am Standort <strong>Hannover</strong> können die 12-monatige Weiterbildung zum Web-Engineer oder<br />

die 9-monatige Weiterbildung zum Elektronik-Entwickler angeführt werden.


126<br />

BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />

Übersicht<br />

8-1<br />

Weiterbildungsträger<br />

(Name und Adresse)<br />

Norddeutsche Akademie für<br />

Marketing + Kommunikation e.V.<br />

Lange Laube 2<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

www.norddeutsche-akademie.de<br />

PBA – Private BildungsAkademie<br />

<strong>Hannover</strong> GmbH<br />

Büttnerstraße 19<br />

30165 <strong>Hannover</strong><br />

www.pba.de<br />

Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Praxis – Institut für systemische Beratung<br />

<strong>Region</strong>alinstitut Nord<br />

Lister Meile 32<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

www.praxis-institut.de<br />

PROCON GmbH Seminare und Software<br />

- Leisewitzstraße 26 · 30175 <strong>Hannover</strong><br />

- Expo Plaza 11 · 30539 <strong>Hannover</strong><br />

www.procon.de<br />

PROFIL GmbH<br />

Gerhardtstraße 3<br />

30167 <strong>Hannover</strong><br />

www.profil-hannover.de<br />

Prokoda Training & Services GmbH<br />

Geschäftsstelle <strong>Hannover</strong><br />

Pelikanstraße 13<br />

30177 <strong>Hannover</strong><br />

www.prokoda.de<br />

Rationalisierungs-Kuratorium der Deutschen<br />

Wirtschaft e.V. / RKW Nord<br />

Friesenstraße 14<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

www.rkw-nord.de<br />

Schulen Dr. W. Blindow<br />

Baumstraße 18 und 20<br />

30171 <strong>Hannover</strong><br />

www.blindow-schulen.de<br />

Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />

Die neue Bezeichnung „Norddeutsche Akademie für Marketing + Kommunikation" aktualisiert den<br />

Namen der seit 1950 bestehenden Fortbildungseinrichtung. Die Akademie ist heute mit ihren zwei<br />

Fachbereichen „Marketing" und „Kommunikation" eine Institution für den Nachwuchs und die Fachkräfte<br />

suchende Wirtschaft in Niedersachsen und ganz Deutschland. Als Mitglied der „Konferenz der<br />

Akademien für Kommunikation, Marketing, Medien" gehört sie zum Zusammenschluss führender<br />

deutscher Bildungsinstitute. Die Lehrveranstaltungen für die Ausbildungsbereiche Marketing und<br />

Kommunikation finden in der BBS 12 statt. In zwei Jahren Abendstudium oder berufsbegleitender<br />

Fortbildung können die Abschlüsse „Fachkauffrau / -mann für Marketing" sowie „Kommunikationswirtin<br />

/ Kommunikationswirt" erreicht werden.<br />

Als Nachfolger des ehemaligen CDI Computer Data Instituts in <strong>Hannover</strong> wurde die PBA im Dezember<br />

1994 gegründet. Es wird auf eine 25jährige Erfahrung im Schulungssektor des kaufmännischen und<br />

EDV-Bereichs zurückgegriffen. Ziel der Akademie ist, ein möglichst breites Spektrum im Bereich der<br />

Weiterbildung zu präsentieren. In Kurz-, Intensiv- und Firmenseminaren ist es möglich, Fach- und<br />

Spezialthemen abzudecken. An längerfristigen Lehrgängen kann die PBA im Bereich Umschulung, Ausund<br />

Fortbildung durch die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt <strong>Hannover</strong> Interessenten anspruchsvolle<br />

Unterrichtseinheiten in Vollzeit präsentieren. Das modulare Aus- und Weiterbildungssystem ist eine<br />

organisatorische Innovation. Auf sich rasch ändernde Bedarfsanforderungen des Arbeitsmarktes kann<br />

schnell reagiert werden. Alle drei Monate beginnt die Ausbildung für etwa 60 Personen. Nach<br />

Grundlageneinheiten sind verschiedene Wege der weiteren, insgesamt 42 Wochen dauernden Ausbildung<br />

wählbar. Im Falle der Ausbildung zum Netzwerktechniker sind dies beispielsweise die<br />

Spezialisierungszweige Elektronik, Netzwerktechnik und Administration sowie die Wahleinheiten PC-<br />

Hardware, Internetservice und neue Betriebssysteme. Neben dem „Netzwerktechniker“ werden die<br />

Fortbildungsmöglichkeiten zum „Fachassistent für Wirtschaft / Verwaltung, Englisch und Office-<br />

Anwendungen“ sowie „Informatikspezialist“ angeboten. Letztere ist auch modular strukturiert und erfolgt<br />

ebenfalls in einer Dauer von 42 Wochen.<br />

Das Praxis – Institut für systemische Beratung mit den beiden <strong>Region</strong>alinstituten Süd in Hanau sowie<br />

Nord in <strong>Hannover</strong> bietet folgende berufsbegleitende Weiter- und Zusatzausbildungen an: „Systemisches<br />

Arbeiten in Sozialarbeit, Pädagogik, Beratung und Therapie“ (in sieben Blöcken), „Systemische<br />

Familientherapie“ (als Aufbauweiterbildung an 25 Tagen innerhalb des Zeitraumes von zwei Jahren)<br />

und „Systemische Supervision und Organisationsberatung“.<br />

Die PROCON GmbH Seminare und Software betätigt sich in den beiden Geschäftsfeldern „Berufliche<br />

Fortbildungsmaßnahmen (SGB III)“ und „Seminare für Industrie und Verwaltung“ an den Standorten<br />

<strong>Hannover</strong>, Oldenburg und Quedlinburg. Während sich die beruflichen Fortbildungsmaßnahmen (z.B.<br />

21-monatige Fortbildung zum Mediengestalter Bild und Ton) in erster Linie an Einzelpersonen richten,<br />

zählen insgesamt insbesondere Unternehmen zu der Zielgruppe. Neben Klein- und Mittelbetrieben aus<br />

der jeweiligen <strong>Region</strong> gehören auch eine Reihe international tätiger Unternehmen aus Dienstleistung<br />

und Produktion zu den Kunden. Im Rahmen von der Firmenschulungen werden individuell zugeschnittene<br />

Schulungen angeboten, welche die gesamte Palette der Standardsoftware auf PC, Apple und Unix<br />

abdecken. Im Jahr 2001 wurde eine Niederlassung auf der Expo Plaza in <strong>Hannover</strong> eröffnet.<br />

Das Institut für Weiterbildung, Personalentwicklung und Computertraining hat seinen Hauptsitz in<br />

<strong>Hannover</strong> und Außenstellen in Helmstedt, Wolfsburg und Wolfenbüttel. Im Rahmen der Akademie für<br />

Medientechnik bietet der Bildungsträger die Ausbildung zum Multimedia-Assistenten und zum Multimedia-<br />

Fachwirt an. Ein modulares Fortbildungskonzept ermöglicht im Multimediabereich die Weiterbildung<br />

zu den Berufszielen Webdesigner, Webprogrammierer, E-Business Fachmann, Web- / Shopadministrator,<br />

Webtrainer / Online-Coach und Online-Redakteur. Eine andere Weiterbildungsmaßnahme führt zum<br />

Call Center Agent.<br />

Die Prokoda Training & Services GmbH Geschäftsstelle <strong>Hannover</strong> gehört zu der M2S PROKODA<br />

GmbH, Köln. Die Gesellschaft ist ein IT-Dienstleister mit Schwerpunkt Qualifizierung und Qualifizierungs-<br />

Management und versteht sich als einer der führenden One-Stop-Supply-Qualifizierungspartner in<br />

Deutschland. Das Angebotsspektrum reicht von klassischen Seminaren bis hin zu E-Learning-Lösungen,<br />

wie internetbasierten Maßnahmen zur Zertifizierung (SKIN). Schwerpunkte des Produktportfolios bilden<br />

die Entwicklung und Umsetzung integrierter Schulungskonzepte (Hybrid-Lösungen) und die Beratung<br />

und komplette Abwicklung unternehmensweiter Qualifizierungsprojekte, wie z.B. anlässlich von<br />

Migrationen oder der Neueinführung von Software. Durch Partnerschaften und Kooperationen<br />

(z.B. ETN) werden Consulting und Trainings zu allen Belangen einer IT-Infrastruktur angeboten.<br />

Im RKW Nord haben sich die Landesgruppen Niedersachsen, Hamburg und Schleswig-Holstein<br />

zusammengeschlossen. Das RKW unterstützt bundesweit mittelständische Unternehmen durch Beratung,<br />

Weiterbildung und Information. Die Träger sind die Wirtschaft, die Sozialpartner und die öffentliche<br />

Hand. Für die bundesweit etwa 7.000 Mitgliedsunternehmen ist das RKW ein Kommunikations- und<br />

Beratungsnetzwerk mit umfangreichem Weiterbildungsangebot in den drei Kategorien Seminare,<br />

Arbeitskreise und innerbetriebliche Qualifikation.<br />

Die Schulen Dr. W. Blindow sind in den Feldern Ausbildung und Fortbildung an neun Standorten in<br />

Nord- und Ostdeutschland tätig. Am Standort <strong>Hannover</strong> besteht ein Ausbildungs- bzw. Umschulungsangebot<br />

in staatlich anerkannte Berufe in den vier Bereichen Ergotherapeut/in, Physiotherapeut/in, Altenpfleger/in,<br />

Masseur/in und med. Bademeister/in sowie Rettungsassistent/in. Das Fortbildungsangebot am Standort<br />

<strong>Hannover</strong> führt zu den fünf Abschlüssen „staatl. gepr. Betriebswirt“ sowie „staatl. gepr. Techniker“ in<br />

den Fachrichtungen Elektro-, Medizin-, Maschinen- und Umwelttechnik.<br />

Übersicht<br />

8-1<br />

Weiterbildungsträger<br />

(Name und Adresse)<br />

tbo-Beratung<br />

Lützowstr. 5<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

www.tbo-beratung.de<br />

TEUTLOFF-Bildungszentrum <strong>Hannover</strong><br />

Lange Laube 14<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

www.teutloff.de<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 127<br />

Ausgewählte berufliche Weiterbildungsträger der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

TÜV Akademie GmbH Unternehmensgruppe<br />

TÜV Süddeutschland<br />

Garbsener Landstraße 10<br />

30419 <strong>Hannover</strong><br />

www.tuev-akd.de<br />

TÜV NORD Akademie<br />

Geschäftsstelle <strong>Hannover</strong><br />

Am TÜV 1<br />

30519 <strong>Hannover</strong><br />

www.tuev-nord.de<br />

Verein für Fortbildung<br />

Hohenzollernstraße 48/49<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

www.lern-dazu.de<br />

Verein zur Berufsförderung der Bauindustrie<br />

in Niedersachsen e.V. / Gesellschaft zur<br />

Förderung der Weiterbildung und des<br />

Technologietransfers im Bauwesen e. V.<br />

Eichstrasse 19<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

www.bauindustrie-nds.de<br />

www.gwt-hannover.de<br />

VNB – Verein Niedersächsischer<br />

Bildungsinitiativen e.V.<br />

Landesgeschäftsstelle<br />

Warmbüchenstraße17<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

www.vnb.de<br />

Werkakademie für Gestaltung im Handwerk<br />

Niedersachsen<br />

Hamburger Allee 42<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

www.werkakademie-gestaltung.de<br />

ZEW – Zentrale Einrichtung für<br />

Weiterbildung der Universität <strong>Hannover</strong><br />

Lange Laube 32<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

sun1.rrzn.uni-hannover.de/zew<br />

Quelle: Informationsmaterial und Internetauftritte der Weiterbildungsträger<br />

Kurzbeschreibung des Weiterbildungsträgers und seines Angebots<br />

1988 ist die Technologieberatungsstelle (TBS <strong>Hannover</strong>) auf Initiative des DGB-Kreises <strong>Hannover</strong><br />

gegründet worden. Hauptaufgabe und Zielsetzung war die Beratung und Qualifizierung von<br />

Interessenvertretungen und Beschäftigten, die mit der Einführung und Nutzung von Informations- und<br />

Kommunikationstechniken, mit Organisations- oder Managementkonzepten konfrontiert werden. 1995<br />

erfolgte die Umbenennung zur tbo-Beratung <strong>Hannover</strong> (Technologie, Beteiligung, Organisation). Das<br />

„o“ steht somit für Organisationsberatung und drückt die Erweiterung des Kerngeschäftes aus.<br />

Weiterbildungsseminare gibt es in den Kategorien Neue Technologien / Datenschutz, Personal- und<br />

Organisationsentwicklung, Kompetenzen für Interessenentwicklung, Arbeits- und Gesundheitsschutz.<br />

Darüber hinaus werden individuelle Inhouse-Schulungen angeboten.<br />

Die TEUTLOFF-Schule gemeinnützige Schulgesellschaft mbH hat ihren Hauptsitz in Braunschweig.<br />

Umfassende Aus- und Weiterbildungsprogramme in allen technischen, gewerblichen und kaufmännischen<br />

Bereichen bilden das Bildungsangebot. Am Standort <strong>Hannover</strong> werden Akademikerweiterbildungen<br />

(für Ingenieure aller Fachrichtungen sowie Informatiker, Naturwissenschaftler und Techniker; in Vollzeit-<br />

oder Teilzeitform) sowie Weiterbildungen angeboten, die zu den drei Abschlüssen Technischer<br />

Betriebswirt, Industriemeister Metall und Industriemeister Elektro (jeweils in verschiedenen Formen)<br />

führen.<br />

Die TÜV Akademie GmbH Unternehmensgruppe TÜV Süddeutschland gründete 1999 ein Joint Venture<br />

mit der Mikroelektronik Akademie GmbH in <strong>Hannover</strong>. Innerhalb der Unternehmensgruppe ist <strong>Hannover</strong><br />

zugleich eines von bundesweit 25 „Training Center“. Unternehmenszweck ist: mehr als 500 offene<br />

Lehrgänge und Trainings mit anerkannten Abschlüssen und Zertifikaten, kundenspezifische Inhouse-<br />

Seminare zu Spezialthemen und Kleinstgruppentrainings am Arbeitsplatz und an der Werkbank,<br />

geförderte Maßnahmen zum Erwerb von beruflichen Abschlüssen, Online-Lernen via Internet, Fach- und<br />

Führungskräfte-Coaching sowie Tagungen und Kongresse für Entscheider. Als bundesweit präsenter<br />

Aus- und Weiterbildungspartner für Industrie, Handwerk, Gewerbe sowie für Privatpersonen bietet die<br />

TÜV Akademie jährlich über 4000 Lehrgänge und Veranstaltungen mit über 43.000 Teilnehmern an.<br />

Die TÜV NORD Gruppe hat ihre Zentralen in Hamburg und <strong>Hannover</strong>. Das umfassende und professionelle<br />

Qualifizierungsprogramm wird über drei zielgruppenspezifische Geschäftseinheiten (TÜV NORD<br />

Akademie, TSN Technische Schulungen TÜV NORD GmbH, VTN Verkehrsfachschule TÜV NORD GmbH)<br />

angeboten. In <strong>Hannover</strong> befindet sich einer der bundesweit 12 Standorte der TÜV NORD Akademie.<br />

Angeboten werden Inhouse-Schulungen und vielfältige Seminare zu folgenden Themenbereichen:<br />

Unternehmensführung, Qualitätssicherung, Technische Sicherheit, Umweltschutz, Arbeits- und Gesundheitsschutz,<br />

Gefahrgut, Transport und Verkehr, Geförderte Maßnahmen.<br />

Der Verein für Fortbildung arbeitet unter dem Motto „Lern‘ dazu“. Angeboten werden Fort- und<br />

Weiterbildungen durch Kurse, Wochenendseminare und Umschulungen. Inhaltliche Schwerpunkte sind<br />

neben Sprachkursen in erster Linie EDV-Kurse und Kurse im kaufmännischen Bereich.<br />

Der Verein zur Berufsförderung der Bauindustrie in Niedersachsen ist der bauindustrielle Wirtschaftsund<br />

Arbeitgeberverband für Niedersachsen und tätig in den Feldern der beruflichen Aus-, Fort- und<br />

Weiterbildung. In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gibt es die beiden Ausbildungszentren in <strong>Hannover</strong> und<br />

Mellendorf. Die Gesellschaft zur Förderung der Weiterbildung und des Technologietransfers im Bauwesen<br />

– GWT – ist eine Bildungseinrichtung der Niedersächsischen Bauindustrie. Sie realisiert Seminarveranstaltungen,<br />

die sich sowohl an Führungs- und Fachkräfte im kaufmännischen und technischen<br />

Bereich von Bauunternehmen als auch an Juristen, Architekten, Ingenieure sowie Mitarbeiter öffentlicher<br />

und privater Auftraggeber wenden. Das Themenangebot umfasst schwerpunktmäßig die vier Bereiche<br />

„privates und öffentliches Baurecht“, „Baubetriebswirtschaft“, „Bautechnik, Baustoffkunde“ und<br />

„Umweltrecht“.<br />

Der VNB ist eine Landeseinrichtung der Erwachsenenbildung in Form eines Verbandes von gegenwärtig<br />

über 40 Mitgliedsgruppen, die mit unterschiedlichen Arbeitsschwerpunkten selbstorganisierte Bildungsarbeit<br />

durchführen. Der Verein bietet ein breites Spektrum an Bildungsveranstaltungen, das von der politischen<br />

Bildung bis zur beruflichen Qualifizierung reicht und das in Form von Seminaren, Bildungsurlauben,<br />

Kursen, Tagungen, Workshops und Trainings angeboten wird. Neben der Landesgeschäftsstelle befindet<br />

sich in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auch eine Geschäftsstelle in Barsinghausen (Langenkampstraße 26).<br />

(vgl. Selbstdarstellung der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> in 8.2)<br />

Die Zentrale Einrichtung für Weiterbildung der Universität <strong>Hannover</strong> (ZEW) ist die zentrale<br />

Dienstleistungseinrichtung der Universität <strong>Hannover</strong> für die wissenschaftliche Weiterbildung in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und für die Fortbildung des Hochschulpersonals. Die ZEW initiiert und unterstützt<br />

als Kooperations- und Beratungsstelle wissenschaftliche Weiterbildungsmaßnahmen und führt diese<br />

auch z.T. eigenständig durch. Mit den Weiterbildungsveranstaltungen werden jährlich etwa 9.000<br />

Personen erreicht. Thematisch reicht das Angebot von berufsbezogener Weiterbildung über frauenspezifische<br />

Kurse bis zu Schulungen in Mediation und Multimedia. So bietet die ZEW z.B. ab dem Wintersemester<br />

<strong>2002</strong>/2003 in Kooperation mit dem IfEB das viersemestrige Weiterbildungsangebot „Offene Universität<br />

für Frauen“ an, ein wissenschafts- und praxisorientiertes Weiterbildungsprogramm der Universität<br />

<strong>Hannover</strong>. Ein anderes Beispiel ist der Lehrgang „Kompetenz für Fach- und Führungskräfte“, der sich<br />

an Fach- und Führungskräfte aus kleinen und mittleren Betrieben sowie aus öffentlichen Einrichtungen<br />

der Bereiche Bildung, Kultur, soziale Dienste und Gesundheitswesen richtet. Die insgesamt 146<br />

Unterrichtsstunden bestehen aus Seminaren, Workshops und Einzelcoaching. U.a. werden folgende<br />

Inhalte vermittelt: Präsentationstechniken, Gesprächsführung, Konfliktmanagement, Führungsstrategien.


128<br />

BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />

FÖRDERUNG VON WEITERBILDUNGSMASS-<br />

NAHMEN DURCH DAS ARBEITSAMT HANNOVER<br />

Viele Weiterbildungsmaßnahmen werden von der Bundesanstalt<br />

für Arbeit bzw. den einzelnen Arbeitsämtern<br />

angeboten und/oder unterstützt. Arbeitnehmer können<br />

bei der Teilnahme an Maßnahmen der beruflichen Weiterbildung<br />

vom Arbeitsamt gefördert werden, wenn die<br />

Weiterbildungsmaßnahme den rechtlichen Anforderungen<br />

entspricht und auch der Arbeitnehmer die gesetzlich<br />

vorgesehenen Anspruchsvoraussetzungen erfüllt. Nicht<br />

in den Aufgabenbereich der Arbeitsämter fallen Aufstiegsweiterbildungen.<br />

Das Arbeitsamt <strong>Hannover</strong> hat neben seinem Hauptsitz in<br />

der Brühlstraße 4 in <strong>Hannover</strong> die vier Geschäftsstellen<br />

in Barsinghausen, Garbsen, Laatzen und Langenhagen.<br />

Die regionale Zuständigkeit umfasst die Stadt <strong>Hannover</strong><br />

und zehn weitere Kommunen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (Barsinghausen,<br />

Garbsen, Gehrden, Hemmingen, Laatzen,<br />

Langenhagen, Pattensen, Ronnenberg, Seelze, Wennigsen).<br />

Für die übrigen Städte und Gemeinden der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> sind die Arbeitsämter Celle, Hameln, Hildesheim<br />

und Nienburg zuständig. Anhand des Arbeitsamtes<br />

<strong>Hannover</strong>, das den Großteil der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> –<br />

insbesondere hinsichtlich Wohnbevölkerung und Erwerbstätigen<br />

– erfasst, soll im Folgenden dargestellt werden,<br />

mit welchen Weiterbildungsträgern kooperiert wird und<br />

welche einzelnen Weiterbildungsmaßnahmen exemplarisch<br />

angeboten werden.<br />

Die Finanzmittel für Weiterbildungsmaßnahmen des<br />

Arbeitsamtes werden im Rahmen von zwei Kategorien<br />

bereitgestellt: Neben Pflichtleistungen, auf die Rechtsanspruch<br />

besteht, gibt es die „Ermessensleistungen der aktiven<br />

Arbeitsförderung“, die den größeren Betrag ausmachen.<br />

Für das Jahr 1999 betrugen die Ausgaben für die<br />

Ermessensleistungen des Arbeitsamtes <strong>Hannover</strong> insgesamt<br />

rund 230 Mio. DM; im Haushaltsjahr 2000 wurden<br />

etwa 240 Mio. DM ausgegeben 16 . Die regionalen Entscheidungsspielräume<br />

sind seit Inkrafttreten des Dritten<br />

Buchs des Sozialgesetzbuchs (SGB III) am 1.1.1998 ausgeweitet<br />

worden. Über die Aufteilung der zugewiesenen<br />

Mittel auf einzelne Ermessensleistungen wird seitdem<br />

dezentral durch die Verwaltungsausschüsse (drittelparitätisch<br />

besetzt aus Arbeitnehmern, Arbeitgebern, öffentlicher<br />

Hand) der jeweiligen Arbeitsämter entschieden.<br />

Nach Abschluss eines Haushaltsjahres hat jedes Arbeitsamt<br />

über seine Ermessensleistungen der aktiven Arbeitsförderung<br />

eine sog. Eingliederungsbilanz vorzulegen. Die<br />

Eingliederungsbilanz 1999 des Arbeitsamtes <strong>Hannover</strong><br />

weist folgende Anteile der einzelnen Ermessensleistungen<br />

an den Gesamtausgaben des Eingliederungstitels aus:<br />

– Berufliche Weiterbildung 55,7% (absolut ca. 127<br />

Mio. DM),<br />

– Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen 17,5%,<br />

– Eingliederungszuschuss 11,0%,<br />

– Berufsausbildung Benachteiligter 8,1%,<br />

– Allgemeine Leistungen zur beruflichen Eingliederung<br />

Behinderter 3,0%,<br />

– Trainingsmaßnahmen 1,6%,<br />

– Freie Förderung 1,5% sowie<br />

– Sonstige 1,6%.<br />

Im Haushaltsjahr 2000 wurde für die Förderung der<br />

beruflichen Weiterbildung etwas mehr als die Hälfte der<br />

Ermessensleistungen der aktiven Arbeitsmarktförderung<br />

bereitgestellt; Ausgaben in Höhe von etwa 120 Mio.<br />

DM entfielen auf Maßnahmen zur beruflichen Weiterbildung.<br />

Damit lag das Volumen sowohl absolut als auch<br />

relativ unter dem des Vorjahres, aber noch über dem<br />

bundesweiten durchschnittlichen Anteilswert in Höhe von<br />

48,8%. Ziele der Förderung der beruflichen Weiterbildung<br />

sind die Verbesserung der Angebotsstruktur, die<br />

Reduzierung der qualifikatorischen Mismatch-Arbeitslosigkeit<br />

und die Erhöhung der Eingliederungschancen auf<br />

dem Ersten Arbeitsmarkt. Die durchschnittlichen Ausgaben<br />

je geförderter Person bewegten sich im Monat bei<br />

etwa 3.000 DM, von denen etwa zwei Drittel auf das<br />

Unterhaltsgeld und ein Drittel auf die sonstigen Weiterbildungskosten<br />

entfielen. Der Erfolg von Weiterbildungsmaßnahmen<br />

wird u.a. an der sog. Verbleibsquote<br />

gemessen, die aussagt, wie viele Teilnehmer sich sechs<br />

Monate nach der Beendigung der Maßnahme nicht<br />

mehr in der Arbeitslosigkeit befinden. Bezogen auf die<br />

Jahre 1999 sowie 2000 waren jeweils etwa 72% nach<br />

diesem halben Jahr nicht mehr arbeitslos 17 .<br />

Das Arbeitsamt <strong>Hannover</strong> fördert eine Vielzahl von Weiterbildungsmaßnahmen,<br />

die sich an Arbeitslose und von<br />

Arbeitslosigkeit bedrohte Menschen richten. Übersicht 8-<br />

2 stellt ausgewählte Weiterbildungsträger (einschließlich<br />

einer exemplarischen Weiterbildungsmaßnahme) dar,<br />

mit denen das Arbeitsamt <strong>Hannover</strong> hierbei kooperiert 18 .<br />

16) vgl. Bundesanstalt für Arbeit/Arbeitsamt <strong>Hannover</strong>: Eingliederungsbilanzen 1999<br />

und 2000<br />

17) vgl. Bundesanstalt für Arbeit/Arbeitsamt <strong>Hannover</strong>: Eingliederungsbilanz 2000<br />

18) Der vollständige Katalog kann im Internet (www.arbeitsamt.de/hannover/information/fbw.html)<br />

abgerufen werden.<br />

Übersicht<br />

8-2<br />

Träger der<br />

Weiterbildungsmaßnahme<br />

Akademie Überlingen<br />

bfw – Berufsfortbildungswerk<br />

des DGB<br />

b.i.b. – Bildungszentrum<br />

für informationsverarbeitende<br />

Berufe e.V.<br />

Bildungsverein Soziales Lernen<br />

und Kommunikation e.V.<br />

Bildungswerk Verkehrsgewerbe<br />

Niedersachsen e.V. (BVN)<br />

BZE – Bildungszentrum des<br />

Einzelhandels Niedersachsen<br />

DAA Deutsche Angestellten<br />

Akademie GmbH<br />

DEKRA Akademie GmbH<br />

Dr. Buhmann Schule gGmbH<br />

Duales Bildungs-Concept GbR<br />

ErFo GmbH<br />

Euro-Schulen <strong>Hannover</strong> GmbH<br />

FAA Gesellschaft für berufliche<br />

Bildung GmbH<br />

Grone-Schulen Niedersachsen<br />

GmbH<br />

Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />

ihler data bildungszentrum<br />

Institut für Berufliche Bildung<br />

GmbH (IBB)<br />

Ländliche Erwachsenenbildung<br />

in Niedersachsen e.V. (LEB)<br />

Mikroelektronik Akademie<br />

GmbH<br />

Norddeutsche Akademie für<br />

Marketing + Kommunikation e.V.<br />

PBA – Private BildungsAkademie<br />

<strong>Hannover</strong> GmbH<br />

PROCON GmbH<br />

PROFIL GmbH<br />

Schulen Dr. W. Blindow<br />

Verein zur Berufsförderung der<br />

Bauindustrie in Nieders. e.V.<br />

VHS <strong>Hannover</strong><br />

Leine-VHS<br />

Quelle: eigene Auswahl und Darstellung, nach Bundesanstalt für Arbeit / Arbeitsamt <strong>Hannover</strong><br />

(Hrsg.): Wege zum Erfolg – Angebote beruflicher Weiterbildung 2001. Stand: Januar 2001<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 129<br />

Weiterbildungsträger und -maßnahmen in Kooperation mit dem Arbeitsamt <strong>Hannover</strong><br />

Bezeichnung<br />

Umschulung Koch / Restaurant- /<br />

Hotelfachmann<br />

Übungsbetrieb Gastronomie, individueller<br />

Einstieg<br />

Informatikassistent (4 Fachrichtungen)<br />

Fachkraft Gebäudemanagement und<br />

Umweltschutz<br />

Feststellungsmaßnahme für kaufmännische<br />

Berufe (einer Umschulung<br />

vorausgehend)<br />

Verkaufstraining für den Einzelhandel<br />

Büroinformationsmanager/in Teilzeit<br />

Übungswerkstatt „TUL“, individueller<br />

Einstieg<br />

Betriebswirtschaftliche/r Assistent/in im<br />

Gesundheitswesen<br />

Individuelle Büroqualifikation für Büroassistenz<br />

u. Bürokräfte, individ. Einstieg<br />

Umschulung zur Kauffrau für<br />

Bürokommunikation (25 Zeitstunden)<br />

Petra 41 (Maßnahme für Frauen) –<br />

Praxisorientiertes EDV Training /<br />

Arbeitsmarktanpassung<br />

Personalsachbearbeiter / -disponent<br />

Allround-Bürosassistenz in Kleinbetrieben<br />

Vollzeitkurs für Teilzeit-Arbeitsuchende<br />

Umschulung zum Gas-/ und<br />

Wasserinstallateur<br />

Infobroker/in<br />

Office Managerin (IHK)<br />

Gärtnerische Übungseinrichtung,<br />

individueller Einstieg<br />

Industrial Certified (IC) - Designer<br />

(Elektronik Entwickler)<br />

Texter für Kommunikationsberufe<br />

Fachassistent individueller Einstieg<br />

Ingenieurbildungszentrum <strong>Hannover</strong>,<br />

individueller Einstieg<br />

Call Center Agent<br />

Rettungsassistent/in<br />

Fachqualifizierung zum Trockenbau,<br />

individueller Einstieg<br />

Umschulung Kauffrau für<br />

Bürokommunikation<br />

Fachkraft für Bürokommunikation<br />

Beispiel einer Weiterbildungsmaßnahme<br />

Dauer in<br />

Monaten<br />

21,3<br />

10<br />

24<br />

11<br />

1,8<br />

9,3<br />

10<br />

9<br />

24<br />

12<br />

28,4<br />

10,5<br />

11,9<br />

20<br />

23,9<br />

11,7<br />

11,7<br />

12<br />

11,8<br />

7,8<br />

10<br />

12<br />

6,2<br />

12<br />

12<br />

14,9<br />

12<br />

Inhalte / Abschlüsse<br />

gemäß Ausbildungsberufsbild / Gesellen-, Facharbeiter-,<br />

Gehilfenprüfung<br />

Fachpraxis, Fachtechnologie in Gemeinschaftsverpflegung,<br />

Systemgastronomie und gehobenes à-la-carte-Geschäft<br />

gemäß staatlichem Ausbildungsrahmenplan, Informatikassistent,<br />

Wirtschafts-/ Softwaretechnologie / Multimedia /<br />

E-Commerce / staatliche Prüfung<br />

Betreuung und Beratung, Umgang mit Mietern, Gebäude-<br />

Instandhaltung, Umweltschutz, BWL-Kenntnisse<br />

Verkehrswirtschaft, Deutsch, Gemeinschaftskunde, Mathematik,<br />

Englisch, EDV, Wirtschaftsgeographie,<br />

Buchführung/Rechnungswesen, Wirtschaftslehre<br />

gemäß Ausbildungsrahmenplan, Englischunterricht /<br />

Gehilfenprüfung IHK<br />

EDV-Grundlagen, MS Office 97, SAP R/3, Lotus Notes, Internet,<br />

Intranet, Praktikum / IHK-Zertifikat, Trägerinterne, Prüfung<br />

Transport-, Umschlag-, Lagertechnik (TUL) mit<br />

Gabelstaplerfahrausweis<br />

gemäß Rahmenplan<br />

1 bis 7 Module für Büroassistent oder Bürofachkraft<br />

gemäß Rahmenlehrplan / Gehilfenprüfung, IHK<br />

Arbeitsorganisation und Zeitmanagement, EDV-Grundlagen,<br />

MS Office 97, Kommunikations- / Verkaufs-, Motivations,-<br />

Bewerbungstraining / trägerinterne Prüfung<br />

VWL, BWL, Recht, Planung, Statistik, Lohn und<br />

Gehaltsbuchführung, EDV<br />

EDV, Wirtschaftslehre/Recht, Buchführung, Statistik, Rechnen,<br />

Büroorganisation, Internet, MSOffice, Bewerbungstraining/<br />

Arbeitsmarkt / trägerinterne Prüfung<br />

gemäß Ausbildungsberufsbild<br />

BWL und betriebl. Datenmanagement, Recht, Datenverarbeitung<br />

und Infotechnologien, Kommunikationstechnik, Bewerbung<br />

Dispositives, operatives und kommunikatives Office-Management<br />

Fachtheorie, Fachpraxis, Praktikum<br />

Grundlagen, Digitaltechnik, IC-Design, VHDL (Sprache zur<br />

Beschreibung von Hardware), Programmieren in C, Embedded<br />

Systems, Mikrokontrolleur, Projektarbeiten, BWL, Englisch,<br />

Management, Bewerbungstraining / trägerinterne Prüfung<br />

Textgestaltung, Marketing und Kommunikation<br />

Module: Office, Englisch, Präsentation, Praktikum<br />

BWL/EDV, Qualitätsmanagement, Technisch-wirtschaftlicher<br />

Vertrieb, CAD, Unternehmensberatung/Projektarbeit, Praktikum<br />

Kommunikationstraining, EDV, Projektarbeit<br />

gemäß Rahmenplan / staatliche Prüfung<br />

Grundlagenphase, Vertiefungsstufen, Innenausbau, Praktikum,<br />

Gesellen-, Facharbeiter-, Gehilfenprüfung<br />

Gehilfenprüfung IHK<br />

EDV-Schreibtechnik, Büroorganisation, Finanzbuchhaltung,<br />

BWL, Bewerbungstraining / trägerinterne Prüfung


130<br />

BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />

Weiterbildung und Personalentwicklung durch die HRB 19 (Dr. Michael Meilwes, Fachbereich<br />

Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>)<br />

Kleine und mittlere Unternehmen (KMU) haben eine<br />

enorme Bedeutung als Beschäftigungsträger. Etwa<br />

zwei Drittel aller Beschäftigten der Republik arbeiten<br />

in einem der ca. drei Millionen mittelständischen<br />

Unternehmen 20 . In einer Unternehmensbefragung des<br />

Instituts für Arbeit und Technik (IAB) der Bundesanstalt<br />

für Arbeit berichtet ein Drittel der befragten KMU von<br />

Weiterbildungsbedarfen in der innerbetrieblichen<br />

Organisation, Qualitätssicherung, Personalführung<br />

und Controlling. Weiterbildungsbedarf besteht in den<br />

KMU auch unter den Führungskräften und Unternehmenseignern<br />

21 . Unabhängig von subjektiven Gründen<br />

existieren auch strukturelle Schwierigkeiten für<br />

KMU, ihren Beschäftigten Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

zu eröffnen. So verursacht der geringe Personalbestand<br />

Probleme, eine Vertretung für die Zeit der<br />

Fortbildung zu organisieren. Oft verfügen gerade<br />

KMU nicht über ausreichende finanzielle Reserven,<br />

um die notwendige Weiterbildung zu ermöglichen.<br />

Passgenau auf die Bedürfnisse des jeweiligen Unternehmens<br />

zugeschnittene Angebote können aufgrund<br />

der geringen Zahl von einzubeziehenden Mitarbeiter/innen<br />

nicht organisiert werden. Gerade auf dem<br />

externen Markt fehlt es häufig an Transparenz des<br />

Angebots und an Möglichkeiten, das Kosten-Leistungs-Verhältnis<br />

einer Maßnahme beurteilen zu können.<br />

Ein weiteres Problem konzentriert sich auf die<br />

Anpassung von Weiterbildungsinhalten auf den spezifischen<br />

betrieblichen Bedarf. Mindestens 50% der<br />

traditionellen Weiterbildungsmaßnahmen führen<br />

nicht zur Realisierung angestrebter Veränderungen<br />

und damit zur Demotivation statt notwendiger Motivation<br />

der Teilnehmer/innen. Vor diesem Hintergrund<br />

wird deutlich, dass die berufliche Weiterbildung<br />

bzw. Personalentwicklung, insbesondere in kleineren<br />

und mittleren Unternehmen ein wesentliches Gestaltungsinstrument<br />

des Strukturwandels auch in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und es eine Aufgabe der „öffentlichen<br />

Hand“ ist, dieses Feld mit zu beeinflussen. Die<br />

regionale Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> trägt dem u.a. Rechnung,<br />

indem sie mit der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungsund<br />

Beratungsgesellschaft für Beschäftigung mbH<br />

(HRB) einen Partner gegründet hat, der mit der Arbeit<br />

in vier Geschäftsfeldern die Personalentwicklung von<br />

KMU in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mitgestalten soll.<br />

„NETZWERK FÜR ARBEIT“<br />

Im Geschäftsfeld „netzwerk für arbeit“ fördert die<br />

HRB die zwischenbetriebliche Kooperation von KMU.<br />

Darüber hinaus entwickelt die HRB gemeinsam mit<br />

den Unternehmen Personalentwicklungsmaßnahmen,<br />

die möglichst auch mit Organisationsentwicklungen<br />

verknüpft werden. In dieser Verknüpfung wird Personalentwicklung<br />

nicht nur zu einem entwicklungsfördernden<br />

Instrument der Kompetenzen der Arbeitneh-<br />

mer/innen im Sinne einer Nachhol- und Aufholfunktion,<br />

sondern sogar zu einem Innovationstreiber. Beispielsweise<br />

arbeitet die HRB mit KMU an deren Entwicklung<br />

zur „Lernenden Organisation“: Betriebliche<br />

Entscheidungsträger haben die permanente Aufgabe,<br />

ihr Unternehmen und dessen Umfeld sowie die<br />

Arbeitsplatzanforderungen an ihre Mitarbeiter/innen<br />

qualifiziert einzuschätzen. Beratungs- und Qualifizierungsmaßnahmen<br />

sind kontinuierlich zu planen und<br />

in das betriebliche Geschehen zu implementieren.<br />

Die Qualifizierungsmaßnahmen haben sich auch an<br />

den strategisch und konzeptionell erforderlichen Entwicklungs-<br />

und Geschäftsprozessen des Unternehmens<br />

auszurichten. Das bedeutet, dass die individuelle<br />

berufliche Kompetenzerweiterung der Arbeitnehmer/innen<br />

im Projekt „Lernende Organisation“ mit<br />

einer Umorganisation des Unternehmens verbunden<br />

ist. Eine wesentliche Aufgabe der HRB ist, diese innovative<br />

Verbindung von Personal- mit Organisationsentwicklung<br />

in den KMU der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und<br />

darüber hinaus zu verbreitern.<br />

„KRISENMANAGEMENT UND OUTPLACEMENT“<br />

Die HRB kooperiert mit der Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung<br />

der <strong>Region</strong> im Geschäftsfeld “Krisenmanagement<br />

und Outplacement”. In Unternehmen<br />

wird es immer wieder zu Krisensituationen kommen,<br />

in denen Umstrukturierungen vorzunehmen<br />

oder Insolvenzen anzumelden sind. Diese gilt es sozialverträglich<br />

zu gestalten, vorhandene Potenziale<br />

sind zu erhalten und zu nutzen. In vielen Fällen ist bei<br />

frühzeitigem Eingreifen die Umstrukturierung der<br />

betroffenen Unternehmen möglich. Die Aufgabe der<br />

HRB ist es vor allem, die betroffenen Arbeitnehmer/innen<br />

auf den Wechsel ihres Arbeitsplatzes<br />

durch Beratungs- und Vermittlungsleistungen vorzubereiten<br />

und für sie auch Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zu entwickeln.<br />

„FRAU & BERUF“<br />

Eine Herausforderung einer zukunftsorientierten<br />

Arbeitsmarktpolitik ist es, die Erwerbsbeteiligung von<br />

Frauen zu verbessern. Lösungen sind hier gefragt,<br />

die zu einer gleichgestellten Teilhabe von Frauen am<br />

Arbeitsleben und von Männern am Familienleben<br />

führen, die Vereinbarkeit von Beruf und Familie<br />

ermöglichen. Ein Instrument, dies zu erreichen, sind<br />

in Niedersachsen die Koordinierungsstellen „Frau &<br />

Beruf“. Die HRB ist Trägerin von „Frau & Beruf“ in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Die Aufgabe dieser Koordinierungsstelle<br />

ist es, ein Bindeglied zwischen der regionalen<br />

Wirtschaft, dem Arbeitsmarkt und den im Einzugsgebiet<br />

lebenden und arbeitenden Frauen zu<br />

schaffen. „Frau & Beruf“ in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat<br />

ein Verbundmodell entwickelt, in dem KMU in diesem<br />

Stahlbau in den Messehallen<br />

spezifischen Feld kooperieren, um gemeinsam Maßnahmen<br />

zu realisieren, die sonst nur in Großbetrieben<br />

möglich sind. Dazu gehört z.B. die Weiterqualifizierung<br />

von Frauen während der Elternzeit, die<br />

Organisation von Urlaubsvertretungen oder die Stellenvermittlung<br />

innerhalb des Verbundes. Mit dem Verbundmodell<br />

gelingt es, das Interesse von Berufsrückkehrerinnen<br />

und Frauen in der Elternzeit „am Ball zu<br />

bleiben” mit dem Interesse der Betriebe, ihre Mitarbeiterinnen<br />

weiter zu qualifizieren und an den Betrieb<br />

zu binden, zu verknüpfen.<br />

„POTENTIAL ASSESSMENT“<br />

In ihrem Geschäftsfeld „Potential Assessment“ arbeitet<br />

die HRB an der Entwicklung und Durchführung von<br />

Basisqualifikationen für un- und angelernte Arbeitskräfte,<br />

von ausländischen Mitarbeitern/innen sowie<br />

älteren Arbeitnehmern/innen, die noch in Beschäftigung<br />

sind. Die Fort- und Weiterbildungsbemühungen<br />

haben sich in den vergangenen Jahren verstärkt auf<br />

die Vermittlung von „Schlüsselqualifikationen“ konzentriert<br />

und weniger auf die Vermittlung von Grundlagen<br />

und Fachwissen. Diese Form von Wissen ist<br />

jedoch eine wichtige Voraussetzung, um einer grossen<br />

Zahl von un- und angelernten Arbeitskräften,<br />

deutschen und ausländischen Mitarbeitern/innen, in<br />

den Unternehmen den Anschluss an die Dynamik des<br />

beruflichen Wissens zu ermöglichen. Eine EU-vergleichende<br />

Prognose zur Entwicklung der Altersstruktur<br />

des Erwerbspersonenpotenzials in Deutschland<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 131<br />

zeigt 22 , dass die Unternehmen sich zukünftig auch mit<br />

alternden Belegschaften am Markt behaupten müssen:<br />

Erstens nehmen ab 2010 die über 50-Jährigen<br />

massiv zu, ihren Höhepunkt erreicht diese Entwicklung<br />

um 2020 und flaut danach wieder ab. Zweitens<br />

wird zunächst ein leichterer Rückgang der „Nachrückerkohorten“<br />

der 15- bis 19-Jährigen erwartet,<br />

der sich ab 2035 stark beschleunigen soll. Drittens<br />

wird es schon ab 2010 einen deutlichen Rückgang<br />

der „mittelalten“ Erwerbstätigen geben, also der<br />

Gruppe, aus der sich gegenwärtig die Kernbelegschaften<br />

rekrutieren. Der demographische Umbruch<br />

ist jedoch keineswegs erst ein Problem von morgen,<br />

sondern ein schon jetzt schleichender Prozess, der<br />

von der Öffentlichkeit und den Unternehmen bisher<br />

kaum registriert wird. Zwischen 1993 und 1998 ist<br />

trotz massiven Personalabbaus bei Älteren der Anteil<br />

der über 55-Jährigen um 22% angestiegen 23 . Angesichts<br />

des steigenden Handlungsdrucks unterstützt die<br />

HRB eine Personalpolitik, die den Leistungsausbau<br />

der Älteren befördert und Personal- und Organisationsentwicklungsmaßnahmen<br />

der Unternehmen auch<br />

mit alternden Belegschaften entwickelt.<br />

19) Die im Jahr 2000 gegründete <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und Beratungsge-sellschaft<br />

für Beschäftigung mbH (HRB) ist eine hundertprozentige<br />

Tochter der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zur Weiterbildung und Beratung mittelständischer<br />

Unternehmen.<br />

20) vgl. Entwurf eines Programms der EU-Gemeinschaftsinitiative EQUAL 2000 –<br />

2006, S. 54 ff.<br />

21) vgl. ebenda<br />

22) vgl. FR vom 17.2.2001<br />

23) vgl. ebenda


132<br />

BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung bei der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />

(Matthias Mölle, Referent für Weiterbildung der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong>)<br />

Die Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> als Selbstverwaltungseinrichtung<br />

der Wirtschaft hat aufgrund ihrer<br />

Aufgabenstellung sowie ihrer internen (u.a. umfassendes<br />

Beratungswesen) und externen (Kreishandwerkerschaften,<br />

Innungen) Organisationsstruktur<br />

intensive Kenntnisse und Erfahrungen über den Qualifikationsbedarf<br />

der im Regierungsbezirk <strong>Hannover</strong><br />

ansässigen Handwerksbetriebe. Hierbei handelt es<br />

sich um ein Potenzial von über 20.000 Betrieben der<br />

Branchen Bau, Metall, Holz, Bekleidung, Nahrung,<br />

Gesundheit, Glas/Papier, Kaufmännische und Sonstige<br />

mit ca. 150.000 Beschäftigten.<br />

Die im Beratungswesen (Weiterbildungs-, Ausbildungs-,<br />

Betriebsberatung) tätigen Mitarbeiter der<br />

Kammer stehen in unmittelbarem Kontakt mit den<br />

Betrieben.<br />

Aufgrund der so gewonnenen Erkenntnisse bietet die<br />

Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> im Rahmen ihres Dienstleistungsangebotes<br />

über ihre Bildungseinrichtungen –<br />

der Akademie des Handwerks (kaufmännischbetriebswirtschaftliche<br />

Fort- und Weiterbildung), dem<br />

Förderungs- und Bildungszentrum (gewerblich-technische<br />

Aus-, Fort- und Weiterbildung) und dem Institut<br />

des Zahntechnikerhandwerks in Niedersachsen e.V. –<br />

eine breite Palette an Aus-, Fort- und Weiterbildungsmöglichkeiten<br />

sowie Anpassungs-, Qualifizierungsund<br />

Umschulungsmaßnahmen für eine Vielzahl von<br />

Berufen. Daneben bieten sich die Werkakademie für<br />

Gestaltung (künstlerisch-kreativ-gestalterische Fort- und<br />

Weiterbildung) sowie das Zentrum für Umweltschutz<br />

(Fort- und Weiterbildung auf dem Umweltschutzsektor)<br />

ebenfalls als Bildungspartner an.<br />

Fachliches Know-how in der Qualifizierung und organisatorische<br />

Kompetenz in der Durchführung von Schulungen<br />

leistet die Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> in<br />

ihren Bildungseinrichtungen seit mehr als 25 Jahren.<br />

Auch im Jahr <strong>2002</strong> werden wieder weit über 180 Bildungsmaßnahmen<br />

in den Einrichtungen der Kammer<br />

angeboten. Das Lehrgangsprogramm deckt unter<br />

dem Motto „Beraten – Bilden – Betreuen“ ein breites<br />

Spektrum von handwerksbezogenen und praxisorientierten<br />

Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen ab.<br />

Die Angebotspalette auf der kaufmännisch-betriebswirtschaftlichen<br />

Seite reicht von mehrmonatigen Studiengängen<br />

(z.B. Betriebswirt/in des Handwerks, Fachkauffrau/-mann<br />

Handwerkswirtschaft) über berufs- und<br />

arbeitspädagogische Maßnahmen (Ausbildung der<br />

Ausbilder), Unternehmensführungs- und Praxisseminaren<br />

(Betriebsabrechnung und Kalkulation, Arbeitsrecht,<br />

Mitarbeiterführung, Rhetorik, Schriftverkehr, Büroorganisation,<br />

Arbeitsplatzorganisation, Vertragsgestaltung),<br />

EDV-Schulungen (Europäischer Computerführerschein,<br />

Internetpass), Buchführungskursen, Betriebsnachfolgeund<br />

Existenzgründungsseminaren bis hin zu Maßnahmen<br />

der Personalentwicklung, Marketingschulungen<br />

und Sprachkursen. Neu ist vor allem auch die Pluralität<br />

der Schulung: So werden die attraktiven Studiengänge<br />

sowohl in berufsbegleitender Form als auch als Kompaktmaßnahme<br />

angeboten.<br />

Schwerpunkt im gewerblich-technischen Schulungsbereich<br />

sind die Meistervorbereitungslehrgänge in Vollund<br />

Teilzeitform für über 20 Berufe in den Bereichen<br />

Bau, Elektro/Elektronik, Metall (einschließlich Heizung,<br />

Klima, Sanitär und Kfz) sowie Zahntechnik. Das<br />

gewerblich-technische Fort- und Weiterbildungsangebot<br />

reicht von Gebäudesystemtechnik, Steuerungsund<br />

Robotertechnik, Pneumatik, Hydraulik, SPS und<br />

EMS im Elektro/Elektronikbereich über Gasgerätetechnik,<br />

CAD und CND-Lehrgängen bis hin zu Werkpolierlehrgängen<br />

für Maurer und Zimmerer, Radiound<br />

Fernsehtechnik, Telekommunikation und Maßnahmen<br />

im Kfz-Bereich (Dieselelektronik, AU-Schulungen,<br />

Sachkundenachweis für Klimaanlagen, Airbag und<br />

Gurtstraffer). Daneben finden Umschulungen für Elektroinstallateure<br />

und Gas-/Wasserinstallateure sowie Anpassungsmaßnahmen<br />

für Elektroberufe, Kfz-Techniker<br />

und Metallberufe statt. Darüber hinaus besteht eine<br />

Qualifizierungsmaßnahme zum Recyclingwerker.<br />

Ein ähnlich breitgefächertes Spektrum bietet das Institut<br />

des Zahntechnikerhandwerks in Niedersachsen e.V.<br />

speziell für diesen Berufsstand.<br />

Daneben bieten die Bildungseinrichtungen der Handwerkskammer<br />

spezielle Betriebslösungen in Form von<br />

Inhouse-Schulungen an. Hierbei wird jeweils gemeinsam<br />

mit dem Betriebsinhaber der konkrete Weiterbildungsbedarf<br />

der Mitarbeiter ermittelt, ein betriebliches<br />

Qualifizierungskonzept entwickelt und vor Ort<br />

oder am Standort der Bildungszentren umgesetzt.<br />

Qualitätskontrolle und Erfolgsevaluation sind bei<br />

allen o.g. Maßnahmebeispielen Standard. Es besteht<br />

ein hausinternes Qualitätssicherungsverfahren.<br />

Aussagefähige und arbeitsmarktrelevante Fortbildungsprüfungen/Zertifikate<br />

werden bei erfolgreichem Abschluss<br />

von Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen vergeben<br />

(Betriebswirt/in des Handwerks, Fachkauffrau/mann<br />

Handwerkswirtschaft, Ausbildung der Ausbilder,<br />

Europäischer Computerführerschein, Internetpass,<br />

Gebäudeenergieberater im Handwerk, Elektronikpässe,<br />

Umweltschutzberater des Handwerks), daneben<br />

diverse Sachkundenachweise (Asbest, Leichtflüssigkeitsabscheider,<br />

Fettabscheider, Airbag, Gurtstraffer,<br />

Klimaanlagen, Elektrofachkraft, Motorgerätetechnik)<br />

oder bestimmte berufsgenossenschaftlich vorgeschriebene<br />

Maschinenanwenderscheine.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 133<br />

Weiterbildungsaktivitäten der CONTUR GmbH<br />

(Ursula Seckler-Meineke, International Management Training, CONTUR GmbH)<br />

Hervorgegangen aus dem Trainingsbereich der Continental<br />

AG wurde die CONTUR GmbH mit Sitz in<br />

<strong>Hannover</strong> 1997 gegründet. Der Jahresumsatz liegt<br />

bei 2 Mio. € . Die Zahl der Mitarbeiter beträgt 14.<br />

1999 kam eine Niederlassung in Frankfurt mit weiteren<br />

sieben Mitarbeitern und einem Umsatz von 1<br />

Mio. € hinzu. Zu den Kunden von CONTUR zählen<br />

Continental, VARTA, Sennheiser, WABCO, TUI, Melitta,<br />

Rexroth Mecman, Hapag-Lloyd, <strong>Hannover</strong> Rück<br />

und Baker Hughes.<br />

Die CONTUR möchte ein verlässlicher Dienstleistungspartner<br />

sein, der aufgrund langfristiger, vertrauensvoller<br />

Beziehungen „nah dran ist“ am Business-Szenario<br />

seiner Kunden, ihren Zielen und Strategien<br />

wie auch ihren aktuellen Herausforderungen<br />

und Problemen. Auf dieser Basis bietet sie eine ganzheitliche,<br />

kundenspezifische Weiterbildung und Qualifizierung,<br />

die sowohl das Lernen Einzelner und<br />

Teams, als auch die Entwicklung der Unternehmen als<br />

Ganzes beabsichtigt.<br />

Die CONTUR GmbH verfügt über jahrelange Erfahrung<br />

im Training und in der Beratung von Veränderungs-<br />

bzw. Entwicklungsprozessen im Unternehmen.<br />

Die Stärke des Unternehmens ist es, kundenspezifische<br />

Lösungen zu liefern, die zur jeweiligen Firmenphilosophie,<br />

der Organisation, der Unternehmenskultur<br />

und der darin handelnden Menschen passen. Eine<br />

Zusammenarbeit mit der CONTUR bedeutet, dass<br />

man sich Zeit nimmt für ausführliche Gespräche, in<br />

denen die Wünsche und Anforderungen des Kunden<br />

mit der entsprechenden Kompetenz abgeglichen werden.<br />

„Kostproben“ aus dem Coaching- und Beratungsfeld<br />

werden mitgebracht, und im Seminarbereich<br />

kann auch „geschnuppert“ werden.<br />

Die Breite des Leistungsangebots vom (internationalen)<br />

Training über das Management Development<br />

und Coaching bis hin zum Consulting ermöglicht ein<br />

internationales Partnernetzwerk erfahrener Trainer<br />

und Berater.<br />

TRAINING<br />

Im Bereich Training fasst die CONTUR Leistungsangebote<br />

zusammen, die der Vermittlung klar umrissener<br />

Lehrinhalte im Sinne von notwendigen Kenntnissen<br />

und Fertigkeiten, bzw. Einstellungen/Verhaltensweisen<br />

dienen. Die Angebotspalette wird einmal<br />

offeriert in Form eines „offenen Programms“ mit rund<br />

150 Seminarthemen, zum anderen als maßgeschneiderte<br />

Inhouse-Trainings für kundenspezifische Bereiche<br />

oder Zielgruppen. Je nach Bedarf kann gewählt<br />

werden aus den Themen Führungstraining, Arbeitsund<br />

Managementtechniken, Persönlichkeitstraining,<br />

Informationstechnologien, BWL & Recht, Qualität und<br />

Statistik, Marketing und Vertrieb, First-Line Management<br />

sowie Sprachentraining. Dabei können die vier<br />

Zielgruppen Führungskräfte, Graduierte, Linienfunktionen<br />

und First-Line Management gewählt werden.<br />

Durch die Erfahrung aus/mit dem Continental-Konzern<br />

wurden speziell für Fach- und Führungskräfte<br />

international agierender Unternehmen das Interkulturelle<br />

und das Internationale Managementtraining entwickelt.<br />

Unter diesem Angebot finden sich z.B.<br />

Workshops und Coachings zu den Themen Führung,<br />

Kommunikation, Internationale Teamentwicklung, allgemeine<br />

interkulturelle Sensibilisierung, Vorbereitung<br />

auf Auslandsaufenthalte, Integration ausländischer<br />

Mitarbeiter (sog. „Expats“) in <strong>Hannover</strong>.<br />

Ein jährliches Highlight ist das „Advanced Career<br />

Development Program“ für erfahrene Führungskräfte:<br />

In Kooperation mit internationalen Business Schools<br />

wird in komprimierter Form aktuellstes Management-<br />

Wissen vermittelt. Erstklassige, internationale Referenten<br />

aus Wissenschaft und Praxis stehen zum interaktiven<br />

Erfahrungsaustausch zur Verfügung und bieten<br />

die Gelegenheit zu persönlicher und organisatorischer<br />

Entwicklung.<br />

Eine weitere Besonderheit sind firmenspezische Spezialangebote.<br />

Unter dem Namen „Corporate Program“<br />

findet sich z.B. eine Seminarreihe für neu eingestellte<br />

Hochschulabsolventen. Beginnend mit der<br />

„Entry Conference“, die den Teilnehmern Einblick in<br />

Strategie, Visionen und Organisation des Unternehmens<br />

gewähren soll, wird eine Modulreihe (z.B.<br />

Modul 1: Cultural Awareness and Basics of Communication)<br />

von sechs Seminaren durchlaufen, angelegt<br />

auf insgesamt drei Jahre. Die Teilnehmer stammen<br />

aus allen Bereichen (je nach Unternehmen weltweit)<br />

und auch die Referenten sind (genau wie im International<br />

Management Training) internationaler Herkunft.<br />

MANAGEMENT DEVELOPMENT UND COACHING<br />

Im Bereich Management Development und Coaching<br />

geht es um die Diagnose und Begleitung von Einzelnen<br />

und Teams in Entwicklungsprozessen:<br />

– Einzelcoaching: partnerschaftliche, individuelle<br />

Begleitung von Führungskräften und Mitarbeitern,<br />

die vor neuen Aufgaben und Herausforderungen<br />

stehen, neue Rollen übernehmen wollen oder in<br />

Phasen beruflicher Umorientierung bzw. Krisen<br />

Unterstützung brauchen.<br />

– Teamcoaching: Zielfindung, Strukturierung und<br />

Zusammenarbeit des Teams werden aktionsorientiert<br />

reflektiert und begleitet, um Motivation und Leistungsfähigkeit<br />

des Teams langfristig zu fördern.


134<br />

BERUFLICHE WEITERBILDUNG – VIELFALT DER TRÄGER UND ANGEBOTE<br />

CONTUR verfügt über ein Repertoire international validierter<br />

Instrumente und Prozesse, die es ermöglichen,<br />

– spezifische Anforderungsprofile für Ebenen, Bereiche,<br />

Funktionen zu definieren,<br />

– die Managementpotenziale und Kompetenzen Einzelner<br />

einzuschätzen bzw.<br />

– Leistungsfähigkeit und Verhalten durch Vorgesetzte,<br />

Kollegen und Mitarbeiter realistisch beurteilen zu<br />

lassen sowie<br />

– ganzheitliche Talent-Diagnose- und Entwicklungsprozesse<br />

für Nachwuchsführungskräfte zu konzipieren<br />

und einzuführen.<br />

Für die CONTUR ist ein Klassiker aus ihrem Management<br />

Development Programm das PEP (selbstgesteuertes<br />

Personalentwicklungsprogramm). Die Teilnehmer<br />

werden i.d.R. vom Auftraggeber (Bereichs-<br />

/Unternehmensleitung) benannt. Die Gruppe besteht<br />

idealerweise aus 10 bis 16 Nachwuchskräften oder<br />

High-Potentials. Das modulare Programm geht über<br />

ca. neun Monate. Die Teilnehmer lernen in dieser<br />

Zeit sowohl in der Großgruppe als auch in kleinen<br />

selbstorganisierten themenspezifischen Arbeitsgruppen.<br />

Die Gruppe wird von Beratern der CONTUR<br />

begleitet, welche die Instrumente für den Lernprozess<br />

zur Verfügung stellen und für eine kontinuierliche<br />

Reflexion des Entwicklungsprozesses sorgen. Die<br />

Praxisorientierung des Programms garantiert den Transfer<br />

der neu erworbenen Kenntnisse und Kompetenzen.<br />

Lernen in der Wissensgesellschaft<br />

CONSULTING<br />

Das dritte Arbeitsfeld der CONTUR GmbH ist das<br />

Consulting und verbindet die Instrumente und Konzepte<br />

der Betriebswirtschaft mit dem Know-how aus<br />

der systemischen Organisationsberatung und dem<br />

Veränderungsmanagement. Man legt Wert darauf,<br />

das Business-Szenario des Kunden genau zu kennen,<br />

um die eigene Beratungsleistung gezielt und schnell<br />

zur Wirkung zu bringen. Auch dies wird als eine<br />

Form der Qualifizierung für den Betroffenen verstanden.<br />

Die Themenbereiche sind<br />

– Visions- und Leitbilderstellung,<br />

– Strategieentwicklung und -umsetzung,<br />

– Veränderungs- und Integrationsmanagement,<br />

– Betriebswirtschaftliche Analyse und Performance<br />

Improvement,<br />

– Projektmanagement und Teamorganisation sowie<br />

– Teamentwicklung.<br />

Das Motto der CONTUR GmbH ist: „Unser Ziel ist,<br />

dass Sie Ihr Ziel realisieren!“<br />

24 ) Stand: Dezember 2001<br />

Hochschulinformation im Lichthof der Universität <strong>Hannover</strong><br />

8.3 Fazit und Ausblick<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weist als Verdichtungsraum ein<br />

sehr breites Spektrum an privaten und öffentlichen Weiterbildungseinrichtungen<br />

auf. Das sehr vielfältig strukturierte<br />

Weiterbildungsangebot übt nicht nur auf Bewohner<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine große Anziehungskraft aus,<br />

sondern auch darüber hinaus auf Nachfrager aus dem<br />

Umland. Aufgrund der zentralörtlichen Funktionen und<br />

des Status „Landeshauptstadt“ liegt auf der Hand, dass<br />

insbesondere die Stadt <strong>Hannover</strong> innerhalb der <strong>Region</strong><br />

den größten Teil der privaten und öffentlichen Träger<br />

beheimatet. Daneben gibt es aber auch in weiteren<br />

Städten und Gemeinden der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> Weiterbildungseinrichtungen<br />

und -angebote, beispielsweise in<br />

der „Bildungsstadt“ Springe. Die vielfältigen beruflichen<br />

Weiterbildungsträger und deren reichhaltige Weiterbildungsangebote<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> lassen als Standortfaktor<br />

keine Lücken, aber auch keine besonderen<br />

Spezialisierungen erkennen.<br />

Hervorzuhebende Innovationen und Highlights der<br />

beruflichen Weiterbildungslandschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

sind beispielsweise das modularisierte Weiterbildungssystem<br />

der PBA oder das von ArtSet neu entwickelte<br />

Qualitätstestierungsmodell für Weiterbildungseinrichtungen<br />

25 . Mit dem „Aus- und Weiterbildungsmarkt<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“ und einem ständigen Internetportal<br />

werden neue Wege in der Vermittlung von Informationen<br />

zu beruflichen Weiterbildungsträgern und ihren<br />

Angeboten gegangen 26 .<br />

Insgesamt könnten in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die Weiterbildungsmaßnahmen<br />

noch besser aufeinander abgestimmt<br />

werden, um die Qualität und Professionalität in<br />

bestimmten Bereichen (z.B. über das Ermöglichen von<br />

jeweiligen Spezialisierungen) weiter zu verbessern und<br />

um die Transparenz für die Anbieter und Nachfrager zu<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 135<br />

erhöhen. Anstrengungen werden diesbezüglich bereits<br />

seit einigen Jahren unternommen, beispielsweise mit der<br />

im Jahr 1992 gegründeten „Arbeitsgruppe Qualifizierung“,<br />

die von der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> beim Institut für Entwicklungsplanung<br />

und Strukturforschung (IES) in Auftrag<br />

gegeben wurde. In diesem Forum für Information, Erfahrungsaustausch<br />

und Handlungsvorbereitung sind Personen<br />

u.a. aus den Bereichen Weiterbildung, Betriebe,<br />

Forschungseinrichtungen, Arbeitsverwaltung, Gebietskörperschaften,<br />

Kammern und Berufsschulen vertreten.<br />

Aktuell diskutiert werden die Themen „Multimedia“, „Lernende<br />

<strong>Region</strong>“ und „Qualifizierung von hauptberuflichen<br />

Weiterbildnern“ 27 . Abzuwarten bleibt in diesem<br />

Zusammenhang auch die gegenwärtige Etablierung des<br />

regionalen Netzwerks für Lebens- und Berufsorientierung<br />

„FLUXUS“, das gemeinschaftlich von mehr als 50 Einrichtungen<br />

getragenen wird und die Bildung in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> fördern will 28 . Auch die der niedersächsischen<br />

Staatskanzlei vorliegenden Konzepte „<strong>Region</strong>en<br />

des Lernens – Förderung regionaler Bildungskonferenzen“<br />

und „Lebenslanges Lernen – im regionalen Kontext“<br />

29 plädieren für eine <strong>Region</strong>alisierung der Bildungspolitik<br />

und orientieren sich an der Aktivierung und Sicherung<br />

regionaler Potenziale durch Kooperation und Vernetzung<br />

der regionalen Bildungseinrichtungen. Verstärkte<br />

Koordinationsbemühungen und Kooperationen zwischen<br />

den verschiedenen Weiterbildungsträgern würden<br />

das Ausnutzen von Synergieeffekten (z.B. durch gemeinsame<br />

Information und Werbung) ermöglichen und könnten<br />

letztlich zu einer weiteren Verbesserung des Weiterbildungsangebots<br />

sowie des Qualifikationsniveaus der<br />

Bevölkerung als Standortfaktor der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> –<br />

auf dem Weg in die Wissensgesellschaft – führen.<br />

25) vgl. Übersicht 8.2<br />

26) vgl. www.entdeckediezukunft.de vom 4.2.<strong>2002</strong><br />

27) vgl. http://www.ies.uni-hannover.de vom 2.1.<strong>2002</strong><br />

28) vgl. http://www.hannover.de/deutsch/bildung/fluxus/fluxusst.htm vom 4.2.2001<br />

29) vgl. Bildungsrat beim Ministerpräsidenten des Landes Niedersachsen 2000 bzw.<br />

2001


136<br />

9.<br />

Industrieforschung und<br />

regionale Innovationspotenziale<br />

Matthias Franck<br />

Der Begriff „Industrieforschung“ umfasst die Aktivitäten<br />

der Industrieunternehmen im Rahmen der unternehmenseigenen<br />

Forschung (v.a. angewandte und kommerziell<br />

orientierte Forschung zur Lösung konkreter Einzelprobleme,<br />

seltener auch Grundlagenforschung) und der stärker<br />

umsetzungsorientierten experimentellen Entwicklung. In<br />

hochtechnisierten Industriegesellschaften ist es mittlerweile<br />

zu einer engen Verknüpfung von Forschung und<br />

Entwicklung (FuE) gekommen. FuE verweist auf die permanente<br />

Neu- und Weiterentwicklung von Produkten und<br />

Pro-duktqualitäten, den Einsatz von Produktionsmitteln<br />

und -verfahren mit stetig steigender Effizienz und die entsprechende<br />

Organisation von Arbeitsprozessen 1 .<br />

BEDEUTUNG DER INDUSTRIEFORSCHUNG<br />

FÜR UNTERNEHMEN<br />

FuE geht in erster Linie von der Privatwirtschaft aus und<br />

unterwirft diese gleichzeitig einem steigenden Innovationsdruck<br />

mit kürzeren Produktlebenszyklen und sinkenden<br />

Entwicklungszeiten für Neuprodukte. Die Industrieforschung<br />

dient als unternehmerische Teilfunktion dazu,<br />

die jeweilige Position des Unternehmens im überregionalen<br />

Wettbewerb zu sichern bzw. zu verbessern. Innovations-<br />

und Forschungsaktivitäten werden für die Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Unternehmen immer wichtiger.<br />

Forschung i.e.S. geschieht in der Privatwirtschaft v.a. in<br />

industriellen Großunternehmen sowie in den Branchen<br />

Luft- und Raumfahrzeugbau, Elektrotechnik/Elektronik,<br />

Chemische Industrie, Straßenfahrzeugbau und Maschinenbau.<br />

Für kleinere und mittlere Unternehmen (KMU)<br />

bieten sich oftmals kooperative Lösungen in Forschungsgemeinschaften<br />

oder durch Vertragsforschung (Aufträge<br />

an Forschungseinrichtungen) an.<br />

EINBETTUNG DER INDUSTRIEFORSCHUNG IN<br />

DAS DEUTSCHE INNOVATIONSSYSTEM<br />

Forschungsaktivitäten sind in nationale und regionale<br />

Innovationssysteme eingebettet. Im deutschen Innovationssystem<br />

ist die Wirtschaft der wichtigste Akteur: Rund<br />

zwei Drittel der FuE wird in privatwirtschaftlichen Unternehmen<br />

durchgeführt. Den produzierenden Unternehmen<br />

kommt im Innovationssystem v.a. die Aufgabe zu,<br />

Innovationen in handel- und verwertbare Produkte umzu-<br />

setzen und mit ihnen im verschärften Wettbewerb Marktanteile<br />

zu sichern bzw. auszubauen.<br />

Zu den privatwirtschaftlichen Unternehmen treten im<br />

deutschen Innovationssystem die außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

und die Hochschulen als weitere<br />

Forschungsträger sowie die Technologietransfer-Einrichtungen,<br />

die in den entsprechenden Beiträgen vertiefend<br />

dargestellt werden 2 .<br />

Ein weiteres Element innerhalb des Innovationssystems<br />

bildet das regionale Umfeld mit seinen spezifischen Rahmenbedingungen.<br />

Nach vorherrschender Meinung spielt<br />

räumliche Nähe für die Ausgestaltung der Arbeitsteiligkeit<br />

von Innovationsprozessen eine wesentliche Rolle.<br />

Ob ein Innovationssystem funktionsfähig und qualitativ<br />

hochwertig ist, hängt in wesentlichem Maß vom Zusammenspiel<br />

aller Elemente und Akteure des Innovationssystems<br />

und der Art und Weise ihrer Vernetzung ab. Dieses<br />

Zusammenwirken hat nationale, sektorale und auch<br />

regionale Dimensionen.<br />

INDUSTRIEFORSCHUNG ALS FAKTOR IM<br />

WETTBEWERB DER REGIONEN<br />

Insgesamt stellen die Industrieforschung sowie die daraus<br />

resultierenden neuen Produkte und Produktionsverfahren<br />

nicht nur ein wesentliches Element für die Erhöhung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen dar,<br />

sondern werden auch als Faktor im zunehmend verschärften<br />

Wettbewerb zwischen Volkswirtschaften und<br />

zwischen <strong>Region</strong>en immer wichtiger. Das „Innovationsklima“<br />

bzw. Innovationspotenzial einer <strong>Region</strong> hat sich<br />

für eine Vielzahl an Unternehmen zu einem bedeutenden<br />

Standortfaktor im Rahmen der betrieblichen Standortentscheidungen<br />

3 entwickelt. In den letzten Jahren sind die<br />

verschiedenen Determinanten der Innovationstätigkeit<br />

auch entsprechend stärker in den Vordergrund regionalpolitischer<br />

Überlegungen gerückt worden. Die FuE-Aktivitäten<br />

der Industrie – als Basis für Produktivität und Einkommen,<br />

Expansion und Wettbewerbsfähigkeit – erhalten<br />

in diesem Zusammenhang eine zentrale Bedeutung 4 .<br />

EXKURS: METHODISCHE PROBLEME<br />

Aufgrund der intensiven Arbeitsteiligkeit von Forschungsaktivitäten<br />

darf nicht vergessen werden, dass<br />

die Industrieforschung zwar ein wesentliches, aber nicht<br />

das einzige Element im Innovationssystem darstellt.<br />

Aber selbst bei isolierter Analyse der Industrieforschung<br />

ergeben sich eine Reihe von methodischen Schwierigkeiten,<br />

die nur angedeutet werden sollen. So gestaltet<br />

sich bereits die Wahl geeigneter Indikatoren zur Analyse<br />

der Industrieforschung und des Innovationspotenzials<br />

einer <strong>Region</strong> als problematisch. Zur Auswahl stehen<br />

– Input-Indikatoren (z.B. Anteil forschungsintensiver<br />

Branchen innerhalb der Industriestruktur, Anzahl und<br />

Forschungsintensivität vorhandener Industrieunternehmen,<br />

Vorhandensein innovationsrelevanter Unterneh-<br />

Industrieforschung als wichtiger Baustein des regionalen Innovationssystems<br />

mensfunktionen, FuE-Aufwand der Unternehmen in<br />

Relation zum Umsatz, Vorhandensein hochqualifizierter<br />

Arbeitskräfte, FuE-Beschäftigtenquote),<br />

– Throughput-Indikatoren (v.a. Patentanmeldungen) und<br />

– Output-Indikatoren (z.B. Art und Häufigkeit von Produkt-<br />

und Prozessinnovationen, Anteil neu eingeführter<br />

Produkte an der Produktpalette).<br />

Insbesondere auf regionaler Ebene gibt es neben der<br />

Problematik fehlender oder der Geheimhaltung unterliegender<br />

Daten Schwierigkeiten bei der Entwicklung von<br />

umfassenden und aussagekräftigen, interregional sowie<br />

im Zeitablauf vergleichbaren Indikatoren. So unterliegen<br />

beispielsweise Daten zur Industrieforschung oder zu<br />

Patentanmeldungen Einschränkungen hinsichtlich einer<br />

regionalisierten Interpretation, da es zu Zuordnungsschwierigkeiten<br />

von unternehmerischen FuE-Aufwendungen<br />

auf lokale Betriebsstätten kommt 5 .<br />

Aufbauend auf den Erkenntnissen aus vorangestellten<br />

Abschnitten 6 werden im Folgenden für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

– die Industriestruktur und forschungsrelevante Industrieunternehmen<br />

(9.1) und<br />

– forschungsrelevante Rahmenbedingungen und Kooperationen<br />

(9.2) dargestellt sowie<br />

– die Innovationspotenziale zusammenfassend beurteilt<br />

(9.3).<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 137<br />

9.1 Forschungsrelevante Industrieunternehmen<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

RÄUMLICHE ABGRENZUNG<br />

Bei der isolierten Betrachtung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als<br />

Standort forschender Industrieunternehmen darf nicht in<br />

Vergessenheit geraten, dass <strong>Region</strong>en über vielfältige<br />

funktionale Verflechtungen mit anderen Gebietseinheiten<br />

verfügen. Insbesondere die Industrieforschung ist durch<br />

komplexe horizontale und vertikale Kooperationen<br />

geprägt und erfolgt in räumlicher Hinsicht i.d.R. überregional<br />

und teilweise sogar international vernetzt.<br />

INDUSTRIESTRUKTUR<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist bekannt als international<br />

bedeutsamer Messe- und Handelsplatz und als Dienstlei-<br />

1) vgl. z.B. K. Schubert in D. Nohlen 2001, S. 134<br />

2) siehe Abschnitte 10, 11 und 12<br />

3) Hierbei ist nicht nur an großräumige Verlagerungen oder Gründungen neuer<br />

Unternehmen(steile) zu denken, sondern auch an die Vielzahl weiterer betrieblicher<br />

Entscheidungen mit Standortrelevanz (z.B. Investitionsentscheidungen zu<br />

Standortausweitungen oder -reduzierungen).<br />

4) vgl. H. Legler 2000, S. 2 f.; H. Legler 2001, S. 1<br />

5) vgl. A. Backhaus u. O. Seidel 1997; B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 24 ff.,<br />

61; BMBF et al. 2000; W. Weibert 2001, S. 33<br />

6) In den Abschnitten 3 „<strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> als Industriestandort: Strukturen und Entwicklungstrends”<br />

sowie 5 „Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und ihre Innovationspotenziale”<br />

steht der Verdichtungsraumvergleich im Vordergrund der Betrachtung.


138<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Medien made in <strong>Hannover</strong><br />

Vom Zeitungsmacher zum Mediendienstleister – so<br />

rasant, wie sich die Medienlandschaft verändert,<br />

wandelt sich auch die Verlagsgruppe Madsack: Der<br />

Zeitungsverlag, 1892 von August Madsack gegründet,<br />

hat sich zu einem bundesweit agierenden Medienkonzern<br />

entwickelt, der auf allen wichtigen Märkten<br />

von Zeitungen über Hörfunk und Fernsehen bis hin<br />

zum Internet aktiv ist.<br />

Zeitungen und mehr<br />

Keimzelle des Madsack-Konzerns ist der „<strong>Hannover</strong>sche<br />

Anzeiger“. Das Erfolgsprodukt der Gründerzeit zählte<br />

schon in den zwanziger Jahren zu den 15 auflagenstärksten<br />

deutschen Zeitungen. Im Anzeiger-Hochhaus in<br />

der hannoverschen Innenstadt wurde die Zeitung produziert.<br />

Ihre Nachfolgerin, die „<strong>Hannover</strong>sche Allgemeine<br />

Zeitung“, erschien hier von 1949 bis 1974. Seitdem<br />

werden die Aktivitäten des Verlags von der Konzernzentrale<br />

in <strong>Hannover</strong>-Kirchrode gesteuert. Im Stammhaus in<br />

der City wurde ein Medienzentrum geschaffen, in dem<br />

u.a. die privaten Hörfunksender „ffn“ und „Hitradio<br />

Antenne“ ihr Domizil haben.<br />

Information als Kernkompetenz<br />

Der Wettbewerb um den Medienkunden wird immer härter.<br />

Dabei machen die elektronischen Medien wie Hörfunk,<br />

Fernsehen und Internet den Print-Produkten zwar<br />

Konkurrenz, Madsack nutzt die Digitalisierung jedoch<br />

auch zur Ergänzung der eigenen Medienangebote.<br />

Mit der Kernkompetenz – Produktion und Vermarktung<br />

verlässlicher Informationen – präsentiert sich Madsack<br />

als Dienstleister für den Medienkunden.<br />

Die Zeitungsmacher<br />

Neben der „<strong>Hannover</strong>schen Allgemeinen Zeitung“ und<br />

der „Neuen Presse“ gibt die Verlagsgruppe sechs weitere<br />

Tageszeitungen in Niedersachsen heraus – Peiner Allgemeine<br />

Zeitung, Schaumburger Nachrichten, Göttinger<br />

Tageblatt/Eichsfelder Tageblatt, Aller-Zeitung, Wolfsburger<br />

Allgemeine Zeitung. Die Gesamtauflage der eigenen<br />

Zeitungen erreicht täglich 352 000 Exemplare. Ergänzt<br />

wird das Print-Angebot durch rund 25 Anzeigenblätter<br />

mit einer Gesamtauflage von 1,6 Millionen Exemplaren.<br />

Gut 1930 Mitarbeiter arbeiten an den Madsack-Standorten<br />

in <strong>Hannover</strong>, Göttingen und Peine am Produkt<br />

„Information“.<br />

Der Multimedia-Dienstleister<br />

Bei den olympischen Winterspielen in Salt Lake City läuft<br />

es nicht ohne sie: die „TVN Television Programm- und<br />

Nachrichtengesellschaft mbH & Co. KG“. Mit ihren zwei<br />

„Ü“-Wagen, den modernsten Fernseh-Übertragungswagen<br />

in Europa, wickelt die Madsack-Tochter die komplette<br />

mobile Produktion der Sendungen von den Spielen<br />

für den ORF ab. Außerdem stellt TVN als fernsehtechnischer<br />

Dienstleister Werbespots, Industrie- und Schulungsfilme<br />

sowie Reportagen und Videoproduktionen her.<br />

Im Dialog mit dem Kunden<br />

Print-HAZ und Online-HAZ – mit der Verzahnung beider<br />

Produkte schafft Madsack Zusatznutzen für seine Kunden,<br />

die Abonnenten. Die HAZ im Internet liefert alle<br />

wichtigen Informationen von Börsennachrichten über<br />

Sportergebnisse bis hin zum Anzeigenmarkt. Im neuen<br />

Online-ServiceCenter können Abonnenten nun zudem<br />

per Mausklick selbst aktiv werden: Anzeigen aufgeben,<br />

mit eigenem Text und Fotos selbst bearbeiten und vieles<br />

mehr rund um das Zeitungsabonnement. Und das 24<br />

Stunden täglich.<br />

Das Know-how für die Medien<br />

Der Madsack-Konzern entwickelt sein eigenes Knowhow<br />

für das Verlagswesen – und vermarktet es. Dafür ist<br />

die Tochter „GUTENBERG Rechenzentrum - Abrechnungsgesellschaft<br />

von Zeitungsverlagen GmbH & Co.<br />

KG“ zuständig. Das Software-Haus hat vor allem die<br />

„Verlags-, Informations- und Verkaufs-Anwendung“ entwickelt,<br />

kurz VI&VA. Mit dieser Software können alle<br />

Prozesse im Anzeigen-, Beilagen- und Vertriebsbereich<br />

unter einer Benutzeroberfläche gesteuert werden. VI&VA<br />

wird zusammen mit der „Lufthansa Systems AS“ vermarktet.<br />

Bei Madsack geht die Post ab<br />

Mit der Übernahme der „Citipost GmbH“ hat die Verlagsgruppe<br />

ihre Vertriebslogistik gestärkt. Erst seit Februar<br />

1999 in <strong>Hannover</strong> am Markt, stellt der Postdienstleister<br />

als Konkurrent zur Deutschen Post bereits mehr als<br />

30 000 Briefe täglich zu. Kunden sind vor allem Firmen<br />

und Behörden.<br />

ADRESSE:<br />

Verlagsgesellschaft Madsack GmbH & Co. KG<br />

August-Madsack-Straße 1<br />

30559 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: (0511) 51 80<br />

Fax: (0511) 51 31 75<br />

E-Mail: info@madsack.de<br />

Internet: www.madsack.de<br />

stungszentrum mit fast drei Vierteln aller Sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigten im Tertiären Wirtschaftssektor.<br />

Der sektorale Strukturwandel hin zur Dienstleistungsgesellschaft<br />

ist in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> schon weit fortgeschritten.<br />

Der in den letzten Jahren Beschäftigungsrückgänge verzeichnende<br />

Industriesektor ist – in Relation zum Bundesdurchschnitt<br />

– entsprechend unterproportional vertreten 7 .<br />

Die Industrie der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weist einen hohen<br />

Spezialisierungsgrad hinsichtlich der Branche des<br />

Straßenfahrzeugbaus 8 auf. Weitere Kompetenzfelder bilden<br />

der Maschinenbau und die Elektrotechnik, die zum<br />

Großteil ebenfalls auf den Straßenfahrzeugbau ausgerichtet<br />

sind. Darüber hinaus ist – verglichen mit dem<br />

deutschen und niedersächsischen Durchschnitt – eine<br />

deutliche Spezialisierung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf die<br />

Gummiverarbeitung festzustellen.<br />

Die starke Ausrichtung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf den<br />

Straßenfahrzeugbau ist einerseits als positiv anzusehen,<br />

da es sich beim Straßenfahrzeugbau um einen technologisch<br />

hochwertigen Sektor mit Innovationskraft und<br />

Wachstumspotenzial handelt. Andererseits ist die hohe<br />

Abhängigkeit von wenigen Produkten und Produktmärkten<br />

als negativ zu bewerten, beispielsweise hinsichtlich<br />

konjunktureller Schwankungen. Der Automobilbau sieht<br />

sich darüber hinaus einem verschärften weltweiten Wettbewerb<br />

gegenübergestellt, der die Beschäftigungsmöglichkeiten<br />

und wirtschaftlichen Wachstumspotenziale<br />

zukünftig tendenziell eher beschneiden dürfte. Ferner ist<br />

zu berücksichtigen, dass die Dominanz einer Branche<br />

potentiellen positiven Entwicklungen in anderen Bereichen<br />

im Wege stehen und somit alternative Entwicklungspfade<br />

einer <strong>Region</strong> erschweren kann 9 .<br />

Der dominierende und als überdurchschnittlich forschungsintensiv<br />

einzustufende Straßenfahrzeugbau kann<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nicht kompensieren, dass die<br />

strukturelle Zusammensetzung des Industriesektors insgesamt<br />

einen leicht unterdurchschnittlichen Besatz mit FuEintensiven<br />

Industrien aufweist 10 .<br />

Innerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nimmt die Landeshauptstadt<br />

die dominierende Rolle als Hauptsitz von Großunternehmen<br />

sowie als Stätte von FuE-Aktivitäten ein. Neben<br />

dem auch hier prägenden Straßenfahrzeugbau wird<br />

seitens der Stadt <strong>Hannover</strong> eine stärkere Profilierung als<br />

Standort für Medizintechnik und Biotechnologie (Medical<br />

Park) angestrebt. Als „CeBIT-City“ soll <strong>Hannover</strong> darüber<br />

hinaus für Unternehmen aus dem Bereich der Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie (IuK) zukünftig<br />

noch attraktiver werden 11 .<br />

FORSCHUNGSINTENSIVE INDUSTRIEUNTERNEHMEN<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt – neben einer Vielzahl an<br />

KMU – über eine Reihe weltweit bedeutender und forschungsintensiver<br />

Industrieunternehmen. Hierzu gehören<br />

beispielsweise folgende Unternehmen:<br />

– Die Continental AG hat ihren Konzernsitz in der Stadt<br />

<strong>Hannover</strong>. Der Continental-Konzern ist – gemessen an<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 139<br />

der Wertschöpfung – Niedersachsens drittgrößtes<br />

Unternehmen nach der Volkswagen AG in Wolfsburg<br />

und der Preussag AG in <strong>Hannover</strong>. Der hannoversche<br />

Traditionskonzern beschäftigt in den Konzernbereichen<br />

Reifen, Continental Automotive Systems und ContiTech<br />

etwa 69.000 Mitarbeiter 12 an rund 80 Standorten<br />

in 36 Ländern der Erde. Seit einigen Jahren richtet<br />

sich der viertgrößte Reifenhersteller der Welt zunehmend<br />

auf das gesamte Fahrzeugfahrwerk aus und vollzieht<br />

den Wandel zu einem führenden Automobilzulieferer<br />

im Bereich elektronischer Fahrwerkssysteme<br />

und zu einem Systemanbieter in der Fahrzeugtechnologie.<br />

Neben dem Konzernsitz, dem Entwicklungszentrum<br />

und der Produktion von PKW- und Nutzfahrzeugreifen<br />

befinden sich in <strong>Hannover</strong> auch die Hauptverwaltungen<br />

der beiden Konzernbereiche Continental Automotive<br />

Systems und ContiTech. Unter dem Dach der ContiTech<br />

Holding GmbH sind in <strong>Hannover</strong> fünf der insgesamt<br />

acht Unternehmensbereiche ansässig: Neben<br />

vier GmbHs (Antriebssysteme, Luftfedersysteme, Conti-<br />

Tech Profile, Vibration Control), die technisch anspruchsvolle<br />

und innovative Produkte aus den Hauptmaterialien<br />

Kautschuk und Kunststoff am Standort <strong>Hannover</strong><br />

produzieren und entwickeln, gehört dazu auch<br />

die Benecke-Kaliko AG. Benecke-Kaliko ist ein führender<br />

Hersteller von technischen und dekorativen<br />

Flächenmaterialien für die Automobil-, Möbel- und<br />

Freizeitindustrie und beschäftigt rund 1.200 Mitarbeiter<br />

13 . Am Standort <strong>Hannover</strong> erfolgen nicht nur Produktion<br />

und Vertrieb der Folien, sondern auch deren<br />

Entwicklung. Im Konzernbereich Continental Automotive<br />

Systems bündelt Continental die Kompetenzen des<br />

Konzerns rund um die Fahrwerktechnologie. Im<br />

Erstausrüstungsgeschäft der weltweiten Automobilindustrie<br />

werden technologische Spitzenleistungen erzielt:<br />

Neben ABS und ESP ist hier auch ISAD zu nennen,<br />

das Integrierte-Starter-Alternator-Dämpfersystem, das<br />

1997 mit dem Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft<br />

ausgezeichnet wurde.<br />

Um das Unternehmensziel des Continental-Konzerns<br />

zu erreichen, in allen Geschäftsfeldern die weltweite<br />

Technologieführerschaft zu erringen und dauerhaft zu<br />

behaupten, werden Forschung und Entwicklung beständig<br />

ausgebaut. Im Geschäftsjahr 2000 investierte<br />

Continental etwa 418 Mio. € in FuE, das entspricht<br />

4,1% vom Umsatz. Im Reifenwerk <strong>Hannover</strong>-Stöcken<br />

befindet sich auch das Entwicklungszentrum der weltweiten<br />

Continental-Gruppe. Seit 1996 sind hier alle<br />

FuE-Tätigkeiten der Reifenbereiche in einem für mehr<br />

als 15 Mio. € erbauten Technologie-Zentrum konzentriert,<br />

in dem über 800 hochqualifizierte Mitarbeiter<br />

7) siehe Abschnitt 4<br />

8) Herstellung von Kraftwagen und -teilen, Krafträdern, Fahrrädern, Reparatur und<br />

Lackierung von Kraftwagen, Krafträdern, Fahrrädern.<br />

9) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 98<br />

10) vgl. A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 148; H. Legler 2000<br />

11) siehe auch Abschnitt 12<br />

12) ohne Auszubildende, Stand: Ende September 2001<br />

13) Stand: 31. Dezember 2001


140<br />

INDUSTRIEFORSCHUNG UND REGIONALE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />

arbeiten. In unmittelbarer Nachbarschaft forschen und<br />

entwickeln 180 weitere Ingenieure und Wissenschaftler<br />

im Konzernbereich Automotive Systems 14 .<br />

– Die Honeywell Speciality Chemicals Seelze GmbH ist<br />

aus der ehemaligen Riedel-de Haën AG entstanden<br />

und gehört seit 1995 dem US-amerikanischen<br />

Honeywell-Konzern an, der mit einem Umsatz von<br />

25 Milliarden US-Dollar zu den 100 größten Industrieunternehmen<br />

der Welt zählt. Der Mischkonzern<br />

liefert Bauteile und Grundstoffe für fast alle Industriezweige.<br />

Weltweit sind etwa 120.000 Mitarbeiter in<br />

den vier Geschäftsbereichen Luft- und Raumfahrttechnik,<br />

Automatisierung und Steuerungssysteme, Spezialmaterialien<br />

sowie Transport und Turbinen<br />

beschäftigt.<br />

Mit über 900 Beschäftigten und einem Umsatz von<br />

fast 200 Mio. € zählt die Honeywell Specialty Chemicals<br />

Seelze GmbH zu den größten Arbeitgebern in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Am Standort Seelze treffen eine<br />

einhundertjährige Tradition mit der Dynamik eines<br />

innovativen Spezial- und Feinchemikalien-Herstellers<br />

zusammen. Die von Honeywell Specialty Chemicals<br />

Seelze GmbH produzierten Spezial-Chemikalien werden<br />

weltweit ausgeliefert. Die Produktpalette umfasst<br />

etwa 3.000 verschiedene Produkte, beispielsweise<br />

Chemikalien für die Herstellung von Mikrochips oder<br />

Erzeugnisse aus dem Bereich der anorganischen und<br />

organischen Industriechemikalien, die in der Glas-,<br />

Stahl- und Aluminiumfertigung benötigt werden. Auch<br />

Zwischenprodukte für Pharma- und Pflanzenschutz-<br />

Anwendungen werden in Seelze entwickelt und produziert.<br />

Zu den bekannten Markennamen der Produkte<br />

gehören Riedel-de Haën, Pina, Lumilux und Puranal.<br />

Die Forschungsabteilung besteht aus derzeit etwa 50<br />

Chemikanten, Chemielaboranten, Chemotechnikern,<br />

Ingenieuren und Chemikern. Die Forschungsarbeit ist<br />

matrixartig organisiert; die multifunktionalen Teams<br />

werden nach den jeweiligen Projektanforderungen<br />

zusammengestellt. Neben der Optimierung der existierenden<br />

Produkte und deren Weiterentwicklung – in<br />

enger Kooperation mit den Kunden – konzentrieren<br />

sich die Forschungsaktivitäten auf die drei Zukunftsmärkte<br />

Telekommunikation/Optoelektronik, PCs/<br />

Halbleiter und Life Sciences.<br />

– Die KOMATSU HANOMAG AG in <strong>Hannover</strong> gehört<br />

seit 1989 dem weltweit tätigen Komatsu-Unternehmensverbund<br />

an, der als Technologieunternehmen<br />

u.a. das weltweit umfangreichste Produktprogramm im<br />

Baumaschinenbereich anbietet. Durch die Einbindung<br />

in die Komatsu-Gruppe eröffnen sich für Komatsu Hanomag<br />

neue Märkte und die technischen Möglichkeiten<br />

und Ressourcen eines weltweit erfolgreichen Konzerns.<br />

Mit der Neustrukturierung des Unternehmens<br />

gingen in den letzten Jahren erhebliche Investitionen<br />

einher, die als Bekenntnis von Komatsu zur Förderung<br />

des traditionsreichen Firmenstandorts <strong>Hannover</strong> zu<br />

werten sind, dessen Geschichte bereits im Jahr 1835<br />

mit der Gründung einer Maschinenfabrik und Eisengießerei<br />

begann.<br />

Die Komatsu Hanomag AG in <strong>Hannover</strong> übernimmt<br />

innerhalb der Komatsu-Gruppe zwei wichtige Funktionen,<br />

einerseits als Vertriebs- und Servicegesellschaft<br />

für alle Komatsu Baumaschinen in Deutschland sowie<br />

andererseits als europäische Produktions- und Vertriebszentrale<br />

für Radlader. Die Absatzgebiete für die<br />

in <strong>Hannover</strong> produzierten kleinen und mittelgroßen<br />

Radlader und Deponie-Compaktoren befinden sich in<br />

erster Linie in Europa, darüber hinaus auch in den<br />

USA, im mittleren Osten und in einigen afrikanischen<br />

Staaten. Die neueste Eigenentwicklung, der Radlader<br />

WA115, wurde bereits mit hoher Kundenakzeptanz in<br />

den Markt eingeführt. Zurzeit wird die neue Radladergeneration<br />

der Serie 5 eingeführt. Die Entwicklung<br />

der Maschinen erfolgt je nach Fahrzeugtyp eigenständig<br />

in <strong>Hannover</strong> oder in Kooperation mit FuE-Abteilungen<br />

innerhalb des Komatsu-Verbundes in Japan und<br />

den USA. Die FuE-Organisation ermöglicht unternehmensintern<br />

den weltweiten technischen Austausch und<br />

Simultaneous Engineering. Von den etwa 600 Mitarbeitern<br />

am Standort <strong>Hannover</strong> sind 44 in der Abteilung<br />

FuE beschäftigt, welche die Bereiche Konstruktion/Entwicklung,<br />

Versuch, Dokumentation sowie Administration<br />

beinhaltet 16 .<br />

– Die Sennheiser electronic GmbH & Co KG gehört weltweit<br />

zu den führenden Herstellern von elektronischen<br />

Geräten, insbesondere von Mikrophonen, Kopfhörern<br />

und drahtlosen Übertragungssystemen. Sie hat ihre<br />

Zentrale in der Wedemark nördlich von <strong>Hannover</strong>, wo<br />

zugleich auch das Stammwerk angesiedelt ist. Hier<br />

werden drahtgebundene Sennheiser-Mikrophone,<br />

Mikrophone der Tochtergesellschaft Neumann (Berlin),<br />

Hör-/Sprechgarnituren sowie Mikrophon- und Kopfhörerkapseln<br />

hergestellt. Angeschlossen sind drei weitere<br />

Produktionsgesellschaften: In Burgdorf bei <strong>Hannover</strong><br />

findet ein Großteil der Fertigung von Hochfrequenz-Mikrophonen<br />

statt; hier werden auch Leiterplatten<br />

automatisch bestückt und die elektronischen Geräte<br />

montiert. Die Fertigung von Sennheiser-Kopfhörern<br />

ist in Tullamore (Irland) konzentriert. Seit April 2000<br />

produziert Sennheiser in Albuquerque (New Mexico,<br />

USA) Leiterkarten elektronischer Baugruppen und<br />

drahtlose Kopfhörer für den US-Markt sowie im Drei-<br />

Schicht-Betrieb die „evolution wireless“-Serie (Drahtlostechnik<br />

für Bühne, Broadcast und Filmproduktionen).<br />

Sennheiser erwirtschaftete im Jahr 2001 einen Umsatz<br />

von rund 223 Mio. €. Insgesamt beschäftigt Sennheiser<br />

etwa 1.400 Mitarbeiter 17 , davon gut die Hälfte in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Forschung und Entwicklung haben für Sennheiser eine<br />

herausragende Bedeutung, etwa 5% des Umsatzes<br />

werden in diesen Unternehmensbereich investiert.<br />

Sennheisers FuE-Abteilung besteht aus 80 Beschäftigten<br />

und ist am Standort in der Wedemark konzentriert.<br />

Hier wurde im Februar 2000 ein hochmodernes Technologie-Fertigungszentrum<br />

eröffnet. Die Weiterentwicklung<br />

der Technologien in der Akustik und Elektronik<br />

bringt innovative Produkte hervor, mit denen Sennheiser<br />

seine Position als Global Player ausbaut. Die<br />

Trends der Digitalisierung der drahtlosen Übertragungstechniken<br />

und der Miniaturisierung bringen ständige<br />

Herausforderungen mit sich, um die führende<br />

Rolle von Sennheiser als Impulsgeber in der Elektroakustikbranche<br />

zu bestätigen.<br />

Zu den hervorragenden Produktinnovationen der vergangenen<br />

Jahre gehören das Optische Mikrophon<br />

(Innovationspreis der deutschen Wirtschaft im Jahre<br />

1999) und der „Audiobeam“ (Innovationspreis der<br />

deutschen Wirtschaft 2000). Sennheiser hat zahlreiche<br />

weitere Auszeichnungen erhalten, beispielsweise<br />

1987 den „Scientific and Engineering Award“ für das<br />

Richtmikrophon MKH 816 oder 1996 den Emmy-<br />

Awards der US-Fernsehindustrie für Pionierleistungen<br />

auf dem Gebiet der drahtlosen Übertragungstechnik 18 .<br />

– Die Varta AG erzielt mit ihren Konzernbereichen Auto-,<br />

Geräte- und Microbatterien und weltweit etwa 8.000<br />

Mitarbeitern einen jährlichen Umsatz von über 1,1<br />

Mrd. €. Schaltzentrale der weltweiten Aktivitäten des<br />

High-Tech-Unternehmens ist der Hauptsitz <strong>Hannover</strong>,<br />

wo konzernübergreifend Managementdienstleistungen<br />

(z.B. Finanzen, Bilanzen, Recht und Öffentlichkeitsarbeit)<br />

bereitgestellt und FuE-Aktivitäten ausgeübt<br />

werden. Im Werk <strong>Hannover</strong> arbeiten mehr als 1.000<br />

Mitarbeiter für den Bereich Autobatterien, davon 600<br />

in der Produktion. Hergestellt werden Autobatterien,<br />

Lkw-Batterien, Motorrad- und Bootsbatterien sowie Versorgungs-<br />

und Solarbatterien. Ein Drittel der Autobatterien<br />

wird im Erstausrüstungsgeschäft direkt an die<br />

großen europäischen Automobilhersteller geliefert.<br />

Weitere 400 der hannoverschen Mitarbeiter sind in<br />

den Bereichen Vertrieb, Logistik, Verwaltung, Forschung<br />

und Entwicklung tätig.<br />

Als hervorzuhebende FuE-Stätte der Varta AG gilt das<br />

im Jahr 2000 eröffnete neue Varta-Technologiezentrum<br />

unter dem Namen NBT GmbH (Neue Batterie<br />

Technologie), das Labors, Prüfeinrichtungen und Pilotlinien<br />

beherbergt. Rund 50 Mitarbeiter arbeiten hier<br />

an anwendungsbezogenen Technologien. Dies gilt vor<br />

allem für die Entwicklung der Systeme Nickel-Metallhydrid<br />

und Lithium-Ionen. Im Automobilbereich intensiviert<br />

Varta die Weiterentwicklung der Blei-Säure-Systeme<br />

hin zu sog. AGM-Batterien (Absorptive Glass Matt)<br />

mit gesteigerter Zyklenfähigkeit und säurebindenden<br />

Vlies-Separatoren. Auf dem Gebiet der Batterie-Managementsysteme<br />

forscht Varta gemeinsam mit der<br />

Robert Bosch GmbH unter dem Arbeitstitel „neue Bordnetze“.<br />

In dieser Kooperationsform wird im Auftrag<br />

namhafter Automobilhersteller an neuartigen Batteriesystemen<br />

für das Mehrspannungsbordnetz künftiger<br />

Autogenerationen geforscht 19 .<br />

– Das Nutzfahrzeugtechnologie-Unternehmen WABCO<br />

<strong>Hannover</strong> ist am Standort <strong>Hannover</strong>-Linden ansässig.<br />

Der weltweit tätige WABCO-Konzern 20 gilt als einer<br />

der weltweit bedeutendsten Hersteller von Fahrzeugkomponenten<br />

und liefert Bremssysteme und andere<br />

Regelsysteme in erster Linie an die Nutzfahrzeugindustrie<br />

und ihren Aftermarket-Bereich. Die Produktpa-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 141<br />

lette umfasst Luftaufbereitung, Bremssysteme,<br />

Antriebsstrang, Fahrwerksregelung für Nutzfahrzeuge,<br />

Elektronik-Architektur und Pkw-Produkte. Wegweisende<br />

Entwicklungen von WABCO wie das<br />

Antiblockiersystem (ABS), die Antriebsschlupfregelung,<br />

elektronisch geregelte Bremssysteme (EBS, auch<br />

brake-by-wire), Fahrdynamikregelsysteme sowie Fahrerassistenzsysteme<br />

erhöhen die Sicherheit der Nutzfahrzeuge.<br />

Innerhalb des WABCO-Konzerns mit seinen etwa<br />

5.600 Beschäftigten arbeiten mehr als 700 Ingenieure<br />

und Techniker im Bereich der FuE, vornehmlich in<br />

den vier europäischen Entwicklungszentren in Deutschland<br />

(<strong>Hannover</strong> und Mannheim), Frankreich und England,<br />

aber auch in den USA, Brasilien, Japan, Korea<br />

und China (Application Engineering). Von den etwa<br />

2.300 Beschäftigten in <strong>Hannover</strong> sind rund 600 in der<br />

FuE tätig. Innerhalb des Konzerns werden etwa 6%<br />

des Umsatzes in FuE investiert. Neben eigenen Versuchsbahnen<br />

in Deutschland und Finnland für die<br />

Optimierung von Fahrzeugsystemen stehen den Ingenieuren<br />

die modernsten Entwicklungswerkzeuge für<br />

CAE, Simulation und Messdatenerfassung zur Verfügung,<br />

welche die Konstruktionssicherheit erhöhen und<br />

die Entwicklungszeit verkürzen. Vernetztes Denken,<br />

interdisziplinäre Teamarbeit, Vernetzung aller Arbeitsplätze<br />

und Standorte innerhalb des Konzerns sowie<br />

das frühzeitige Einbeziehen der Zulieferer und Abnehmer<br />

sind wichtige Voraussetzungen für das effektive<br />

Einsetzen dieser Werkzeuge.<br />

WABCO verfolgt die Strategie, im Rahmen eines Standortkonzeptes<br />

den deutschen – und damit insbesondere<br />

den hannoverschen – Standort hinsichtlich der Entwicklungs-,<br />

Fertigungs- und Produktstruktur zum Innovations-<br />

und Technologieführer in der WABCO-Gruppe<br />

auszubauen und damit die Entwicklung sowie den Fertigungsanlauf<br />

bis zur stabilen Serienproduktion von<br />

High-Tech-Produkten auf Dauer zu gewährleisten 21 .<br />

Desweiteren gehören zu den forschungsintensiven Industrieunternehmen<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die in der Landeshauptstadt<br />

ansässigen Unternehmen Solvay Deutschland<br />

GmbH sowie Höft & Wessel AG, die sich und ihre<br />

FuE-Aktivitäten in den folgenden Fenstern selbst darstellen.<br />

14) vgl. Geschäftsbericht 2000; http://www.benecke-kaliko.de vom 22.2.<strong>2002</strong>;<br />

http://www.conti-online.com vom 22.2.<strong>2002</strong>; http://www.contitech.de vom<br />

23.2.<strong>2002</strong><br />

15) vgl. schriftliche Information von A. Kanschik-Conradsen, Honeywell Specialty Chemicals<br />

Seelze GmbH; http://www.honeywell.com vom 22.2.<strong>2002</strong>;<br />

http://www.honeywellseelze.com vom 22.2.<strong>2002</strong><br />

16) vgl. schriftliche Information von K. Kraft, Komatsu Hanomag AG;<br />

http://www.komatsuhanomag.de vom 11.2.<strong>2002</strong><br />

17) Stand: Ende 2001<br />

18) vgl. schriftliche Information von R.-G. Münchow, Sennheiser electronic GmbH &<br />

Co KG; http://www.sennheiser.com vom 11.2.<strong>2002</strong><br />

19) vgl. http://www.varta.com vom 11.2.<strong>2002</strong><br />

20) Hauptsitz in Brüssel<br />

21) vgl. schriftliche Information von R. Fricke, WABCO <strong>Hannover</strong>; http://www.wabcoauto.com<br />

vom 11.2.<strong>2002</strong>


142<br />

INDUSTRIEFORSCHUNG UND REGIONALE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />

Industrieforschung bei Solvay in <strong>Hannover</strong>: Von Wärmedämmung und<br />

Reizdarm-Medikamenten (Sylvio Montag, Solvay Deutschland)<br />

Die internationale Solvay-Gruppe mit Sitz in Brüssel<br />

hat im Jahr 2000 bei einem Umsatz von 8,9 Mrd. €<br />

insgesamt 360 Mio. € in Forschungs- und Entwicklungsvorhaben<br />

investiert. Die Zentrale der deutschen<br />

Solvay-Gruppe befindet sich in <strong>Hannover</strong>; hier wird<br />

unter anderem Forschung und Entwicklung für Solvays<br />

Fluor-Produkte und für den Unternehmensbereich<br />

Pharma betrieben. Mit Forschung und Entwicklung<br />

befassen sich am Solvay-Standort <strong>Hannover</strong><br />

rund 250 der insgesamt etwa 1.300 Beschäftigten.<br />

FUE IM FLUOR-BEREICH<br />

Im Fluorbereich hat Solvay im Jahr 2000 die Entscheidung<br />

getroffen, eine Anlage zur großtechnischen<br />

Produktion von Solkane ® 365 mfc zu errichten.<br />

Dieser Hydrofluorkohlenwasserstoff (HFKW) ist ein<br />

Isolier- und Treibmittel zur Schäumung von Polyurethan,<br />

das vor allem zur Wärmedämmung in Wohnund<br />

Industriegebäuden sowie Kühlhäusern genutzt<br />

wird. Die Forschungs- und Entwicklungsarbeiten für<br />

das neue Produkt wurden in <strong>Hannover</strong> durchgeführt,<br />

von wo aus auch das gesamte Fluorgeschäft der Solvay-Gruppe<br />

gesteuert wird. Es ist davon auszugehen,<br />

dass die Nachfrage nach Solkane ® 365 mfc künftig<br />

schnell weiter wachsen wird, da bei der Schaumkunststoff-Produktion<br />

ein Ersatz für bisher häufig noch<br />

verwendete HFCKW benötigt wird. HFCKW werden<br />

aufgrund ihres Ozonabbaupotenzials voraussichtlich<br />

ab Anfang 2003 in der EU, den USA und in Japan<br />

Anwendungsverboten unterliegen. Bereits in der Entwicklungsphase<br />

von Solkane ® 365 mfc wurde ein besonderes<br />

Augenmerk auf das Thema Umwelt gerichtet.<br />

So haben zwei von Experten des TÜV Nord begleitete<br />

und überprüfte Ökobilanz-Studien anhand<br />

der Untersuchung ganz konkreter Anwendungsbeispiele<br />

ergeben, dass Solkane ® 365 mfc – trotz eines<br />

materialbezogenen Treibhauspotenzials – Alternativprodukten<br />

auch bei der Beurteilung des Beitrags zum<br />

Klimaeffekt überlegen ist.<br />

Eine andere erfolgreiche Produktgruppe, die aus Solvays<br />

Fluor-FuE in <strong>Hannover</strong> hervorgegangen ist, sind<br />

fluorierte Synthesebausteine. Im Laufe des Jahres<br />

2001 ist das Interesse der Hersteller von Arzneimitteln<br />

und Agrochemikalien an diesen neuartigen Bausteinen<br />

stark gestiegen. Der Grund: Fluorierte Synthesebausteine<br />

(oder im Fachjargon: CF3-/CF2-Produkte)<br />

bewirken im Vergleich zu nicht fluorierten<br />

Wirksubstanzen eine bis zu 30fach höhere Aktivität,<br />

eine bessere Selektivität und eine bessere Umweltverträglichkeit.<br />

Das bedeutet, dass die Dosierung sowohl<br />

von Medikamenten als auch von Pflanzenschutzmitteln<br />

merklich reduziert werden kann – ein Plus für<br />

die Patienten bzw. die Umwelt.<br />

Forschungslabor Solvay Deutschland<br />

FUE IM PHARMA-BEREICH<br />

Im Pharma-Bereich konzentriert sich Solvay auf die<br />

Therapiegebiete Gynäkologie, Gastroenterologie<br />

(Magen/Darm), Psychiatrie und Kardiologie (Herz/<br />

Kreislauf). In der „Produkt-Pipeline“ befinden sich<br />

einige viel versprechende Präparate, die in den<br />

nächsten Jahren auf den Markt kommen könnten.<br />

Am Standort <strong>Hannover</strong> bearbeitet man unter anderem<br />

das Therapiegebiet Magen/Darm. Ein zwar nur<br />

selten gefährliches, für Patienten aber meist mit<br />

großem Leidensdruck verbundenes Krankheitsbild<br />

aus diesem Therapiegebiet ist der so genannte Reizdarm.<br />

Rund zehn Prozent der Weltbevölkerung sind<br />

davon betroffen, überwiegend Frauen. In den USA<br />

ist der Reizdarm gar die verbreitetste Erkrankung<br />

des Magen-Darm-Traktes; aktuellen Studien zufolge<br />

leiden bis zu 20 Prozent der US-Amerikaner daran.<br />

Mit DUSPATAL ® und DICITEL ® verfügt Solvay über ein<br />

in Jahrzehnten gewachsenes, außerordentlich hohes<br />

Maß an Kompetenz in der Reizdarm-Behandlung.<br />

Dieser Kompetenzvorsprung wird derzeit genutzt,<br />

um ein auf einem neuartigen pharmakologischen<br />

Konzept beruhendes Reizdarm-Medikament zu entwickeln.<br />

Es zielt auf die ursächliche, nicht die symptomatische<br />

Behandlung des Krankheitsbildes ab.<br />

Das innovative Arzneimittel (voraussichtlicher Markenname<br />

ABDOLAN ® ) befindet sich gegenwärtig in<br />

Phase III der klinischen Entwicklung; die weltweite<br />

Markteinführung soll 2004/2005 starten.<br />

WEITERE INDUSTRIEUNTERNEHMEN<br />

Neben diesen forschungsintensiveren Industrieunternehmen<br />

gibt es etliche bedeutende Unternehmen, die in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zwar große Betriebsstätten, ihre Forschungskapazitäten<br />

aber in anderen <strong>Region</strong>en haben.<br />

Dies betrifft u.a. die Betriebe aus dem Straßenfahrzeugbau,<br />

welche in <strong>Hannover</strong> produzieren und hierzu hochqualifiziertes<br />

Personal für wichtige hochwertige Funktionen<br />

wie Fertigungsplanung, -steuerung und -kontrolle,<br />

Einkauf usw. benötigen, ihre FuE-Aktivitäten aber an<br />

anderen Standorten (u.a. Wolfsburg, Braunschweig,<br />

Salzgitter) ausüben 22 .<br />

Als konkretes Beispiel kann Volkswagen Nutzfahrzeuge<br />

(VWN), der mit 15.000 Beschäftigten größte private<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 143<br />

Arbeitgeber der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, angeführt werden:<br />

Das Nutzfahrzeugwerk in <strong>Hannover</strong>-Stöcken stellt durchaus<br />

innovative und ausgesprochen wettbewerbsfähige<br />

Produkte her. Die FuE-Aktivitäten sind aufgrund von Synergieeffekten<br />

jedoch weitgehend am Hauptsitz der Volkswagen<br />

AG in Wolfsburg konzentriert. In <strong>Hannover</strong> findet<br />

lediglich der Prototypenbau statt, bei dem sich die<br />

unmittelbare räumliche Nähe zur Fertigung als vorteilhaft<br />

erweist 23 .<br />

Industrieforschung der Höft & Wessel AG: Kundenorientierte Forschung und Entwicklung im<br />

Bereich der Informationstechnologie (Anne Bentfeld, Höft & Wessel AG)<br />

INTELLIGENTE UND SCHNELLE IT-LÖSUNGEN<br />

Die Höft & Wessel Gruppe ist im Bereich der Informationstechnologie<br />

tätig und entwickelt, fertigt und<br />

vertreibt seit 1978 Hard- und Software. Das Unternehmen<br />

hat etwa 500 Mitarbeiter, davon rund 300<br />

in der Zentrale in <strong>Hannover</strong>. Höft & Wessel bietet<br />

komplette Systemlösungen in verschiedenen Produktgruppen.<br />

Die Unternehmenstätigkeit konzentriert sich<br />

auf den Bereich der mobilen Systeme mit mobiler<br />

Datenerfassung, Zahlungsverkehr, Verkehrstelematik<br />

und Internet, auf den Bereich Ticketing und Transport<br />

und auf den Bereich der Parkraumbewirtschaftung.<br />

Die Kernkompetenz bilden die Basistechnologien im<br />

Bereich der drahtlosen Datenübertragung wie DECT-,<br />

GSM- und FHSS-Kommunikationssysteme.<br />

Besondere Stärke des Unternehmens ist die rasche<br />

Entwicklung von kundenindividuellen IT-Lösungen, die<br />

technisch anspruchsvoll und gleichzeitig ausgesprochen<br />

anwenderfreundlich sind. Zu den Kunden von<br />

Höft & Wessel gehören die Deutsche Bahn, Lufthansa,<br />

TUI, ÜSTRA <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe AG, D2<br />

Vodafone, Mitropa, Aldi, Tengelmann oder die<br />

Schweizer Mövenpick.<br />

MASCHINEN FÜR MENSCHEN<br />

Die Anwendungsgebiete, in denen Entwicklungen<br />

von Höft & Wessel eingesetzt werden, sind breit<br />

gefächert: Neben der mobilen Datenerfassung und<br />

dem elektronischen Zahlungsverkehr gehört dazu<br />

das Ticketing, besonders bekannt sind hier neben<br />

den Fahrkartenautomaten der Deutschen Bahn AG<br />

die Check-In-Terminals der Lufthansa AG und insbesondere<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die tix und müx der<br />

ÜSTRA <strong>Hannover</strong>sche Verkehrsbetriebe AG. Einen<br />

Vorstoß in den Consumer-Bereich unternimmt Höft &<br />

22) vgl. H. Legler 2000, S. 9<br />

23) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 92; A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 43;<br />

http://www.vw-nutzfahrzeuge.de vom 11.2.<strong>2002</strong><br />

Wessel nun mit dem mobilen Internetcomputer<br />

skeye.pad, der als Multifunktionsgerät eingesetzt<br />

wird. Das prämierte Gerät wird mit einer Windows-<br />

Standard-Software ausgerüstet und ist als Arbeitsplatz<br />

ebenso einsetzbar wie zur Datenfernübertragung<br />

und zur mobilen Kommunikation.<br />

FLEXIBEL, SCHNELL, ZUVERLÄSSIG<br />

Schnelle Reaktionen und kurze Realisierungsfristen<br />

sind im Projektgeschäft der Regelfall. Damit Höft &<br />

Wessel solche Aufträge bewältigen kann, hat sich das<br />

Unternehmen die notwendige schlanke Struktur gegeben<br />

und seine Technologie modular aufgebaut. Die<br />

Abteilungen sind aufeinander eingespielt, die technischen<br />

Grundkomponenten erprobt und zuverlässig.<br />

Ein Beispiel liefert das Check-In-Terminal. Zum problemlosen<br />

Jahrtausendwechsel (Stichwort: Y2K-Problem)<br />

bei der Lufthansa hat auch Höft & Wessel beigetragen.<br />

Erst im Frühjahr 1999 wurde zwischen Lufthansa<br />

und Höft & Wessel die Entwicklung von Check-<br />

In-Terminals vereinbart, die kundenfreundlich sein<br />

sollten, robust und dennoch in modernem, ansprechendem<br />

Design. 200 Terminals der neuen Generation<br />

sollten innerhalb eines guten halben Jahres durch<br />

Höft & Wessel entwickelt, gebaut, installiert und in<br />

Betrieb genommen werden, rechtzeitig vor dem Jahreswechsel.<br />

Unter „Hochdruck“ wurden das Design,<br />

die Hardware und die Sys-temsoftware entwickelt.<br />

Die Anwendungssoftware kam von Lufthansa. Keine<br />

fünf Monate nach Vertragsunterzeichnung fand der<br />

Rollout im November 1999 statt.<br />

FUNKTIONALITÄT UND DESIGN DER PRODUKTE<br />

Die Produkte sind streng modular aufgebaut. Jedes<br />

Modul hat verschiedene Aufgaben, z.B. als Drucker,


144<br />

INDUSTRIEFORSCHUNG UND REGIONALE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />

Display, Kartenleser oder Stromversorgung. Die<br />

Modulpalette wird ständig erweitert, überarbeitet<br />

und erneuert, so dass sie immer auf dem neuesten<br />

Stand der Technik ist. Die Produkte sollen sich aber<br />

nicht nur durch eine hohe Funktionalität, sondern<br />

auch durch ansprechendes Design auszeichnen.<br />

Mehrere Entwickler und Designer arbeiten mit einem<br />

CAD-System parallel und somit zeitsparend an einem<br />

Produkt, ohne dass es dabei zu Parallelentwicklungen<br />

kommt. Die 3D-Modellierung ermöglicht eine<br />

sofortige Kollisionserkennung: Der entsprechende<br />

Arbeitsbereich ist für die Kollegen zwar einsehbar,<br />

aber dennoch für den Zugriff gesperrt.<br />

FUE IM MITTELPUNKT<br />

Forschung und Entwicklung stehen bei Höft & Wessel<br />

im Mittelpunkt. In der Unternehmens-Zentrale in <strong>Hannover</strong><br />

sind – Auszubildende eingeschlossen – fast die<br />

Hälfte der Mitarbeiter in der FuE tätig, eine beeindruckend<br />

hohe Zahl gegenüber den knapp 5% in<br />

normalen technikorientierten Unternehmen und etwa<br />

15-20% in der Telekommunikations-Branche.<br />

CAD-gestützte Entwicklung bei Höft & Wessel<br />

QUALIFIZIERTE UND MOTIVIERTE MITARBEITER<br />

Bekanntlich herrscht im IT-Bereich ein großer Mangel<br />

an Fachkräften. Höft & Wessel hat einen eigenen<br />

Weg beschritten, um dem Unternehmen hochqualifizierten<br />

Nachwuchs zu sichern. Seit August 1999 findet<br />

an der Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW) in<br />

<strong>Hannover</strong> eine neue, zweigleisige Ausbildung statt.<br />

In 38 Monaten durchlaufen die Studierenden eine<br />

theoretische und praktische Ausbildung, die sie mit<br />

einem Berufsabschluss der IHK und staatlich anerkanntem<br />

Diplom abschließen. Im Wechsel wird<br />

jeweils drei Monate lang gelernt und praktisch gearbeitet.<br />

Höft & Wessel ist von Beginn an beteiligt; die<br />

ersten Auszubildenden schließen im Herbst <strong>2002</strong> ihr<br />

Studium ab. Es ist nicht immer ganz einfach, denn<br />

das Projektgeschäft läuft nicht im dreimonatigen Rhythmus,<br />

oft „fehlen“ die Studierenden gerade dann,<br />

Mitarbeiter der Höft & Wessel AG<br />

nach Unternehmensbereichen<br />

10,6%<br />

14,2%<br />

Vertrieb<br />

Entwicklung<br />

Finanzen / Verwaltung<br />

Einkauf / Produktion<br />

Service<br />

wenn man sie am wenigsten entbehren kann. Unter<br />

dem Strich ist das jedoch zu verkraften, denn die Studierenden<br />

bringen eine überdurchschnittlich hohe<br />

Motivation mit und lassen neue Ideen in die Entwicklungsarbeit<br />

bei Höft & Wessel einfließen.<br />

SCHLANKE STRUKTUREN<br />

47,4%<br />

13,4%<br />

14,3%<br />

Um schnell auf neue Produktanforderungen und mögliche<br />

Marktschwankungen reagieren zu können, konzentriert<br />

sich Höft & Wessel auf die Kernkompetenzen<br />

und ganz bewusst auf eine geringe Fertigungstiefe<br />

mit schlanken Strukturen. Für die Serienfertigung<br />

arbeitet Höft & Wessel mit bewährten und<br />

renommierten Partnern zusammen. In <strong>Hannover</strong> wird<br />

entwickelt, konstruiert, programmiert und verkauft.<br />

Außerdem sind hier das Produktdesign und der Bau<br />

der Prototypen angesiedelt.<br />

9.2 Forschungsrelevante Rahmenbedingungen<br />

und Kooperationen in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Eine Bewertung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in Bezug auf FuE-<br />

Aktivitäten und hinsichtlich ihres Innovationspotenzials<br />

darf sich nicht ausschließlich auf die Analyse der Industriestruktur<br />

und der ansässigen Unternehmen beschränken.<br />

Wie bereits einleitend erwähnt, sind auch<br />

die weiteren Elemente und Akteure des regionalen Innovationssystems<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zu berücksichtigen.<br />

FORSCHUNGSRELEVANTE RAHMENBEDINGUNGEN<br />

DURCH DAS UMFELD<br />

Innerhalb eines regionalen Innovationssystems spielt<br />

neben den forschenden Industrieunternehmen und den<br />

weiteren Akteuren auch das räumliche Umfeld eine<br />

große Rolle, beispielsweise in Form von<br />

– vorherrschenden rechtlich-institutionellen Rahmenbedingungen<br />

(Regulierung und Normensetzung), die<br />

zumeist von der Politik auf nationaler Ebene vorgegeben<br />

werden,<br />

– Auswirkungen verschiedener nationaler und regionaler<br />

Politikfelder (insb. Forschungs- und Technologiepolitik),<br />

– qualifizierten Arbeitskräften,<br />

– Institutionen zur Finanzierung,<br />

– unternehmensorientierten Dienstleistungsunternehmen,<br />

– Aus- und Weiterbildungseinrichtungen oder<br />

– materieller Infrastruktur (z.B. überregionale Verkehrsanbindung,<br />

hochwertige Telekommunikationsinfrastruktur)<br />

24 .<br />

EINSCHÄTZUNG DER RAHMENBEDINGUNGEN<br />

DURCH DIE INDUSTRIEUNTERNEHMEN<br />

Die Industrieunternehmen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gaben<br />

in vorliegenden Betriebsbefragungen 25 folgende Einschätzungen<br />

zu wichtigen Standortfaktoren bzw. Rahmenbedingungen<br />

bei der Durchführung von Innovationen<br />

ab 26 :<br />

– Überwiegend sehr positiv wird die Qualität der Verkehrsinfrastruktur<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und die<br />

überregionale Verkehrsanbindung bewertet.<br />

– Positiv bewertet werden auch das Gewerbeflächenangebot<br />

und die Kommunikationsinfrastruktur.<br />

– Die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften als<br />

Basis für das Innovationspotenzial sowie das Vorhandensein<br />

geeigneter Zulieferer in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

werden von den befragten Unternehmen überwiegend<br />

als gut bewertet. Im weiteren räumlichen Umfeld wird<br />

das Angebot an qualifizierten Arbeitskräften dagegen<br />

deutlich kritischer eingeschätzt.<br />

Im Großen und Ganzen bietet die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit<br />

ihren harten und weichen Standortfaktoren für die Industrieforschung<br />

gute Voraussetzungen, auch wenn andere<br />

<strong>Region</strong>en in Deutschland offenbar – zumindest für be-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 145<br />

stimmte Branchen – noch bessere Rahmenbedingungen<br />

bereitstellen 27 .<br />

INNOVATIONSORIENTIERTE KOOPERATIONEN<br />

Aufgrund der intensiven Arbeitsteiligkeit im Rahmen des<br />

Innovationsgeschehens ist – zumindest in knapper Form<br />

– auch auf die Ausgestaltung der forschungsorientierten<br />

Kooperationen in der <strong>Region</strong> einzugehen 28 .<br />

Wie schon betont, sind nicht nur die FuE-Aktivitäten der<br />

KMU, sondern auch die der Industrieunternehmen in<br />

immer größerem Ausmaß von verschiedenen Formen der<br />

arbeitsteiligen Zusammenarbeit geprägt. Dies betrifft<br />

v.a. die innovationsorientierten Kooperationen<br />

– innerhalb verschiedener Funktionseinheiten und ggf.<br />

verschiedener Standorte eines Unternehmens,<br />

– zwischen Unternehmen innerhalb einer Branche (industrielle<br />

Gemeinschaftsforschung) bzw. zwischen Abnehmern<br />

und Zulieferern,<br />

– zwischen Unternehmen und unternehmensnahen<br />

Dienstleistern, die jeweils aufeinander angewiesen<br />

sind und sich gegenseitig stimulieren,<br />

– zwischen Unternehmen und Hochschulen 29 und auch<br />

zwischen Unternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

(Verbundforschung).<br />

Innerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> finden zwischen den<br />

verschiedenen Innovationsakteuren zahlreiche Prozesse<br />

arbeitsteiliger FuE statt, die aber stark unterschiedlich<br />

– z.B. nach Branche oder individueller Unternehmenskultur<br />

– ausgeprägt sind.<br />

Während einige Analysen von einer vergleichsweise<br />

geringen Kooperationsneigung der Industrieunternehmen<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ausgehen 30 , kommen andere<br />

Untersuchungen 31 – abhängig von der Relation zu<br />

den jeweils gewählten Vergleichsregionen – zu positiveren<br />

Ergebnissen für die Kooperationskultur in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong>. Demnach wird beispielsweise beim Vergleich<br />

der Kooperationsneigung in der Untersuchungsregion<br />

32 mit den <strong>Region</strong>en Baden und Sachsen deutlich,<br />

dass die Bereitschaft zu innovationsorientierten Kooperationen<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bei den Industriebe-<br />

24) vgl. u.a. W. Weibert 2001, S. 36 f.<br />

25) vgl. A. Backhaus u. O. Seidel 1997, S. 59 ff.; A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 57 ff.<br />

26) Auf die Variation dieser Ergebnisse nach Betriebsgröße, Branche und Innovationstätigkeit<br />

der befragten Unternehmen soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen<br />

werden.<br />

27) siehe Verdichtungsraumvergleich (Teil I)<br />

28) siehe ergänzend u.a. auch Abschnitte 10, 11 und 12<br />

29) Die Kooperationsbeziehungen von Industrieunternehmen und Hochschulen innerhalb<br />

einer <strong>Region</strong> sind allerdings nicht überzubewerten, da renommierte Hochschulinstitute<br />

in großem Maße überregional und international orientiert kooperieren.<br />

Hinzu kommt, dass weite Bereiche der Hochschulforschung nicht mit dem<br />

unmittelbaren Ziel einer wirtschaftlichen Verwertung betrieben werden und somit<br />

für die privatwirtschaftlichen Unternehmen nur eine sehr eingeschränkte Bedeutung<br />

aufweisen.<br />

30) vgl. z.B. H. Legler 2001<br />

31) vgl. z.B. A. Backhaus, O. Seidel 1997<br />

32) Im Forschungsdreieck <strong>Hannover</strong>-Braunschweig-Göttingen wurden fast 900 regionale<br />

Innovationsakteure (Industriebetriebe, Forschungseinrichtungen, unternehmensnahe<br />

Dienstleister) schriftlich befragt.


146<br />

INDUSTRIEFORSCHUNG UND REGIONALE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />

trieben – insbesondere in der Branche der elektro-technischen<br />

Betriebe – deutlicher ausgeprägt ist als in den<br />

Vergleichsregionen.<br />

Das Vorhandensein an außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

sowie deren Beratungsangebot wird von<br />

Seiten der in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ansässigen Unternehmen<br />

insgesamt als positiv gewertet. Trotzdem ist eine<br />

leicht unterdurchschnittliche Kooperationsneigung mit<br />

Forschungseinrichtungen zu beobachten. Offenbar hat<br />

ein Großteil der Unternehmen noch nicht erkannt, dass<br />

Kooperationen mit diesen Einrichtungen sowie die Angebote<br />

der Technologietransfer-Stellen erhebliche Innovationspotenziale<br />

bieten 33 .<br />

In räumlicher Hinsicht werden die Kooperationspartner –<br />

insbesondere im Bereich der FuE – aber i.a. nicht nur<br />

intraregional, also in der räumlichen Nähe des jeweiligen<br />

Unternehmensstandortes, sondern überregional und<br />

teilweise auch international gesucht. Diese Tendenzen<br />

sind auch in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zu beobachten.<br />

9.3 Zusammenfassende Beurteilung<br />

der Innovationspotenziale der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Das Innovationspotenzial einer <strong>Region</strong> setzt sich u.a.<br />

zusammen aus der Leistungsfähigkeit der forschenden<br />

Unternehmen hinsichtlich betrieblicher Innovationsaktivitäten<br />

(9.1) und den in einer <strong>Region</strong> vorherrschenden<br />

Rahmenbedingungen sowie der Ausprägung der innovationsorientierten<br />

Kooperationen (9.2).<br />

ISOLIERTE BETRACHTUNG DES<br />

INDUSTRIESEKTORS<br />

Nur für sich betrachtet, lässt die Bewertung des insgesamt<br />

unterrepräsentierten Industriesektors der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> sowie der hier ansässigen Unternehmen und<br />

der Struktur ihrer FuE-Aktivitäten den Schluss zu, dass die<br />

Forschungsanstrengungen der Industrie und das Innovationspotenzial<br />

der <strong>Region</strong> im Vergleich zu anderen Agglomerationsräumen<br />

Defizite aufweisen.<br />

Der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> fehlt es dabei aber durchaus nicht<br />

an forschungsintensiven Branchen wie dem dominierenden<br />

Straßenfahrzeugbau, FuE-intensiven Unternehmen<br />

und an Innovationspotenzialen der Industrie, z.B. in<br />

Form von qualifizierten Arbeitskräften (Humankapitalbzw.<br />

Wissenschaftlerintensität). Auch die in der <strong>Region</strong><br />

hergestellten Industrieerzeugnisse sind oftmals sehr innovativ<br />

und wettbewerbsfähig.<br />

Die verfügbaren Qualifikationen und Potenziale werden<br />

jedoch von der Industrie nur in vergleichsweise geringem<br />

Ausmaß für experimentelle Forschung oder für die<br />

Entwicklung neuer Produkte eingesetzt. Festzustellen ist<br />

eine insgesamt leicht unterdurchschnittliche Intensität der<br />

Innovationsaktivitäten mit einer Spezialisierung im Bereich<br />

der höherwertigen Technik bzw. gehobenen Gebrauchstechnologie<br />

34 und nur vereinzelten „Highlights“<br />

in der Spitzentechnologie 35 . Die Industrieunternehmen<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind tendenziell offenbar eher<br />

Anwender von hochwertigen Technologien und nicht<br />

„Technologieproduzenten“. Der Industriesektor der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> ist im Großen und Ganzen also auf mittlere<br />

Technologien und dabei insbesondere auf das Automobil<br />

ausgerichtet 36 .<br />

FUE-INTENSITÄT DER REGION HANNOVER ALS<br />

AGGLOMERATIONSRAUM<br />

Industrielle FuE-Aktivitäten sind in räumlicher Hinsicht<br />

insbesondere auf Verdichtungsräume konzentriert 37 , von<br />

denen Niedersachsen aber strenggenommen nur die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> ausweist. Die erfindungsstärksten <strong>Region</strong>en<br />

Niedersachsens – u.a. messbar am Indikator der<br />

Patentanmeldungen – sind die beiden Agglomerationsräume<br />

<strong>Hannover</strong> und insbesondere die <strong>Region</strong> Braunschweig.<br />

Relativierend muss dabei allerdings festgestellt<br />

werden, dass Niedersachsen im Jahr 2000 mit 6,6% der<br />

Patentanmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt<br />

in der Rangfolge der Bundesländer nur den 5.<br />

Platz 38 einnimmt 39 . Auch bei der Analyse anderer Indikatoren<br />

(z.B. Besatz mit FuE-intensiven Industriezweigen,<br />

FuE-Beschäftigtenquote) wird deutlich, dass Niedersachsen<br />

nicht zur Spitze der forschungsintensiven Bundesländer<br />

zählt.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gehört im Vergleich der Agglomerationsräume<br />

nicht zu den überregional führenden FuE-<br />

Zentren, beispielsweise liegt der FuE-Anteil der Industriebeschäftigten<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> deutlich unter<br />

dem Durchschnitt der Verdichtungsräume. Im Wettbewerb<br />

avancierter Technologien ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

immer noch vergleichsweise schlecht positioniert 40 . Innerhalb<br />

der <strong>Region</strong> erreicht lediglich die Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong> den westdeutschen Durchschnitt an FuE-Intensität<br />

41 .<br />

ERWEITERUNG DER BETRACHTUNG AUF DAS<br />

INNOVATIONSSYSTEM, DIE RAHMENBEDINGUN-<br />

GEN UND DIE KOOPERATIONEN<br />

Unter Berücksichtigung der weiteren Elemente und<br />

Akteure des kooperativen Innovationsgeschehens verfügt<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als politisches und wirtschaftliches<br />

Zentrum des Landes mit den Hochschulen, außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen und Technologietransfer-Einrichtungen<br />

insgesamt aber durchaus über eine<br />

hochwertige Forschungsinfrastruktur. Als regionales<br />

Innovationssystem erlangt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> insgesamt<br />

den Status eines bedeutenden überregionalen Forschungszentrums.<br />

Das räumliche Umfeld gibt in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im<br />

Großen und Ganzen gute Rahmenbedingungen für Industrieforschung<br />

vor. Die wichtigen Standortfaktoren der<br />

überregionalen Verkehrsanbindung und der Verkehrsund<br />

Kommunikationsinfrastruktur werden von Seiten der<br />

Unternehmen insgesamt als hervorragend bewertet.<br />

Auch das Angebot qualifizierter Arbeitskräfte und geeigneter<br />

Zulieferer werden positiv eingeschätzt. Alles in<br />

allem kann die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit ihrem Besatz an<br />

harten und weichen Standortfaktoren gute Voraussetzungen<br />

für die Industrieforschung bieten.<br />

Die für Innovationen sehr bedeutsame „Kooperationskultur“<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird uneinheitlich bewertet.<br />

Die innovationsorientierte Zusammenarbeit der forschenden<br />

Unternehmen geschieht in vielen Formen und ist sehr<br />

individuell ausgeprägt. Insgesamt ist aber eine leicht<br />

unterdurchschnittliche Kooperationsneigung, z.B. zwischen<br />

Industrieunternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />

festzustellen. Durch eine verbesserte<br />

Kooperation der regionalen Wirtschaft untereinander<br />

sowie mit den hannoverschen Hochschulen, außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen und Technologietransfer-Stellen<br />

könnte das Innovationspotenzial der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weiter gestärkt und die positiven Effekte<br />

für die regionale Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur<br />

gebündelt und ausgeschöpft werden.<br />

ENTWICKLUNG IN DEN 90ER JAHREN<br />

In den 90er Jahren hat sich der Abstand der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> zu den führenden Verdichtungsräumen<br />

Deutschlands hinsichtlich des Innovationspotenzials verkürzt.<br />

Während es in den letzten Jahren in Deutschland<br />

beispielsweise insgesamt eine Reduzierung des FuE-Personals<br />

gegeben hat, sind die FuE-Kapazitäten in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> deutlich ausgeweitet worden 42 . Dieser<br />

Aufholprozess ist offenbar zu großen Teilen auf den<br />

überproportional großen Ausbau der FuE-Kapazitäten<br />

im Bereich des Straßenfahrzeugbaus zurückzuführen.<br />

Der Automobilbau hat – zusammen mit seinen Zulieferern,<br />

u.a. aus den Branchen Chemie, Kunststoff/Gummi,<br />

Elektronik, Metallerzeugung – seine FuE-Kapazitäten signifikant<br />

erhöht, wovon die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> besonders<br />

profitieren konnte 43 .<br />

Der Aufholprozess der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hinsichtlich<br />

industrieller FuE ist insbesondere im Bereich der mittleren<br />

und gehobenen Technologien feststellbar. Defizite ergeben<br />

sich demgegenüber weiterhin im Bereich der<br />

Spitzentechnologien: Während „Technologieführerschaft”<br />

nur in Ausnahmefällen anzutreffen ist, konnte die<br />

starke Stellung in der kompetenten Anwendung bzw.<br />

Umsetzung avancierter Forschungsergebnisse behauptet<br />

werden. Allerdings haben auch einige Spitzenbereiche<br />

(Biotechnologie, IuK) stark an Profil gewonnen 44 .<br />

AUSBLICK<br />

Angesichts dieser jüngsten Aufholprozesse sowie der<br />

zukünftig intensiver auszunutzenden Kooperationspotenziale<br />

fällt der Ausblick für die Industrieforschung und das<br />

Innovationspotenzial der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> positiv aus.<br />

Von dem in der <strong>Region</strong> stark vertretenen Automobilbau<br />

dürften mit seiner großen FuE-Dynamik und seinen ebenfalls<br />

hier ansässigen Zulieferern aus anderen Branchen<br />

(u.a. Elektronik, Gummi- und Kunststoffverarbeitung)<br />

weiterhin positive Impulse erwartet werden. Allerdings<br />

sollte bedacht werden, welche Konsequenzen eine noch<br />

größere technologische Abhängigkeit von einer einzigen<br />

Industrie mit ihrem sehr spezifischen Wissens- und<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 147<br />

Kulturen in der Petrischale<br />

Kompetenzbedarf haben könnte und ob nicht wieder auf<br />

eine stärkere Diversifizierung der industriellen Innovationspotenziale<br />

hingearbeitet werden sollte 45 . Mit der<br />

angestrebten weiteren Profilierung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

als Standort für Medizintechnik und Biotechnologie<br />

sowie IuK sind diesbezüglich bereits zukunftsorientierte<br />

Ansätze vorhanden.<br />

33) vgl. A. Backhaus u. O. Seidel 1997, S. 59 ff.; A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 57 ff.<br />

34) FuE-Intensität zwischen 3,5 und 8,5% des Umsatzes<br />

35) FuE-Intensität von über 8,5% des Umsatzes<br />

36) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 5, 42, 87 ff.; A. Brandt u. T. Klodt<br />

2001, S. 149 ff.<br />

37) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 57; H. Legler 2000, S. 5<br />

38) Spitzenreiter: Bayern mit 24,9% und Baden-Württemberg mit 23,3%<br />

39) vgl. S. Greif, Deutsches Patent- und Markenamt, Vortrag beim Workshop des Niedersächsischen<br />

Landesamt für Statistik am 8. März 2001<br />

40) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 57; H. Legler 2000, S. 7; siehe auch<br />

Abschnitt 5.1<br />

41) vgl. A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 155<br />

42) vgl. A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 155<br />

43) vgl. H. Legler u. J. Schmidt in A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 154. Weitere Faktoren<br />

für den Aufholprozess der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind Abschnitt 5.1 zu entnehmen.<br />

44) vgl. H. Legler 2000, S. 31<br />

45) vgl. unveröffentlicher Beitrag von H. Legler, Dezember 2001


148<br />

10.<br />

Schwerpunkte außeruniversitärerForschungseinrichtungen<br />

Kai Weber<br />

In Abschnitt 5 wurde bereits die Position der außeruniversitären<br />

Forschung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Vergleich<br />

zu den anderen deutschen Verdichtungsräumen<br />

dargestellt. Demnach bieten außeruniversitäre wissenschaftliche<br />

Einrichtungen auch für die hannoversche<br />

Wirtschaft Anknüpfungspunkte für Innovationsaktivitäten.<br />

Gerade in den für hochwertige technologische Forschungsaktivitäten<br />

relevanten Angebotsbereichen ist<br />

<strong>Hannover</strong> jedoch weniger stark vertreten. Dies sollte<br />

nicht pauschal im negativen Sinne überbewertet werden,<br />

da Technologie- und Wissenstransfer neben der<br />

Ausbildungsfunktion der öffentlich geförderten wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen außerhalb der Hochschulen<br />

nur zum Teil die Existenznotwendigkeit der Institute<br />

begründen. Sie leiten ihre Existenz und Funktion vielfach<br />

aus anderen Aufgaben ab.<br />

Wie die nähere Betrachtung zeigt, verfügt die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

mit der Bundesanstalt für Geowissenschaften und<br />

Rohstoffe (BGR), dem Niedersächsisches Landesamt für<br />

Bodenforschung und dem Institut für Geowissenschaft-<br />

IPH – Institut für Integrierte Produktion gGmbH<br />

Das IPH wurde 1988 aus der Universität <strong>Hannover</strong> ausgegründet<br />

und bearbeitet nationale sowie internationale<br />

Forschungsprojekte zu praxisbezogenen Themen<br />

der Produktionstechnik. Mit den produktionstechnischen<br />

Instituten der Universität bestehen nach der Ausgründung<br />

auch heute noch enge Kooperationen. Darüber<br />

hinaus ist das Institut als Beratungs- und Forschungspartner<br />

produzierender Unternehmen ein wichtiges<br />

Bindeglied zwischen Industrie und Wissenschaft.<br />

Das Institut entwickelt innovative, anwendungsorientierte<br />

und wirtschaftliche Lösungen für individuelle<br />

Problemstellungen auf dem Gebiet der Produktionstechnik.<br />

Das Leistungsspektrum reicht hierbei von der<br />

Entwicklung eines Lösungsansatzes über Konzeption<br />

und Planung bis zur Umsetzung. Für kleine und mittlere<br />

Produktionsunternehmen in Niedersachsen bietet<br />

das IPH zudem komplette Orientierungsberatungen<br />

auf dem Gebiet der modernen Produktionstechnik an.<br />

liche Gemeinschaftsaufgaben (GGA) über einen ausgeprägten<br />

naturwissenschaftlichen Schwerpunkt im Bereich<br />

Geowissenschaften (Übersicht 10-1). Insgesamt sind in<br />

den drei Instituten über tausend Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Die BGR ist mit gut 700 Beschäftigten der mit Abstand<br />

größte Arbeitgeber bei den außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Der Anteil<br />

von wissenschaftlichen Mitarbeitern an den Beschäftigten<br />

ist jedoch bei den Bundes- bzw. Landesanstalten<br />

insgesamt geringer als bei den anderen außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen. Der relativ hohe Anteil<br />

an nicht-wissenschaftlichem Personal ist dadurch begründet,<br />

dass diese Einrichtungen nicht nur Forschung betreiben,<br />

sondern zu einem großen Teil hoheitliche Aufgaben<br />

wahrnehmen.<br />

Weitere bedeutende außeruniversitäre Einrichtungen in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Bereich der Naturwissenschaften<br />

sind u.a. das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung,<br />

die IPF PharmaCeuticals GmbH (ehemals<br />

Roboter vor Schmelzofen<br />

Als Branchenschwerpunkte haben sich in letzter Zeit<br />

die Automobil- und Luftfahrtindustrie, die Schmiedeindustrie,<br />

der Sondermaschinenbau sowie der<br />

Werkzeug- und Formenbau herausgebildet.<br />

Die besonderen Kompetenzen des Instituts liegen<br />

zum einen im Bereich der Organisation sowie Logistik<br />

und betreffen hierbei u.a. Geschäftsprozesse,<br />

Fertigungsstrukturierung und Fabrikplanung, Beurteilung<br />

der Logistikleistung, Fertigungscontrolling und<br />

Benchmarking sowie Potenzial- und Wirtschaftlichkeitsanalysen.<br />

Zum anderen arbeitet das Institut im<br />

Bereich technischer Informationssysteme (CAD-<br />

/CAM-/DNC-Systeme, ERP-/PPS- und Fertigungsleitsysteme,<br />

Monitoring- und Controllingsysteme sowie<br />

Simulationssysteme). In der Produktionstechnologie<br />

liegt der Schwerpunkt in der Entwicklung neuer<br />

Schmiedetechnologien und der Auslegung von Verfahren<br />

und Prozessketten.<br />

Niedersächsisches Institut für Peptidforschung) und das<br />

Max-Planck Institut für experimentelle Endokrinologie. Für<br />

das Jahr 2004 ist die Eröffnung einer Außenstelle des<br />

Max-Planck-Instituts für Gravitationsphysik, Golm (Brandenburg)<br />

in <strong>Hannover</strong> vorgesehen.<br />

Zahlreiche Einrichtungen in der <strong>Region</strong> haben zudem<br />

eine ingenieurwissenschaftliche Ausrichtung. Vor allem<br />

im Bereich der Produktionstechnik weist der Forschungsstandort<br />

<strong>Hannover</strong> besondere Stärken auf. Hierunter<br />

befindet sich das Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> mit gut 200<br />

Beschäftigten (siehe Fenster) und das IPH Institut für Integrierte<br />

Produktion <strong>Hannover</strong> (siehe Fenster).<br />

Daneben gibt es in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> aber auch eine<br />

beträchtliche Anzahl von außeruniversitären Forschungs-<br />

HIS – Hochschulinformations-Systeme GmbH<br />

Die HIS GmbH wurde bereits 1969 gegründet und<br />

beschäftigt derzeit 160 Mitarbeiter. Das Forschungsund<br />

Service-Unternehmen unterstützt auf bundesweiter<br />

Ebene die Hochschulentwicklung mit Analysen<br />

und praktischen Dienstleistungen.<br />

Die Tätigkeitsfelder werden bestimmt von der derzeit<br />

stattfindenden Neuorganisation des Studien- und Prüfungswesens.<br />

So hat die HIS GmbH zum einen die<br />

Aufgabe, die Hochschulen im Prozess des Übergangs<br />

von (rein) staatlicher Finanzierung und Steuerung<br />

zu größerer finanzieller Autonomie und Eigenverantwortung<br />

sowie verbessertem Management zu<br />

unterstützen. Zum anderen unterstützt sie die Hochschulen<br />

und die zuständigen Verwaltungen in ihrem<br />

Bemühen um eine rationelle und wirtschaftliche Erfüllung<br />

der Hochschulaufgaben. Das Institut arbeitet<br />

dabei mit Ministerien, Hochschulen und weiteren<br />

Institutionen im Hochschulbereich (insbesondere auch<br />

mit dem Deutschen Studentenwerk) zusammen.<br />

LZH – Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> e.V.<br />

Das Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> fördert seit 1986 die<br />

angewandte Forschung auf dem Gebiet der Lasertechnik.<br />

Das Institut kooperiert eng mit der Universität<br />

<strong>Hannover</strong> (Institut für Quantenoptik, Institut für Fertigungstechnik<br />

und Spanende Werkzeugmaschinen,<br />

Institut für Werkstoffkunde), der Materialprüfanstalt<br />

<strong>Hannover</strong>, der Schweißtechnischen Lehr- und Versuchsanstalt<br />

<strong>Hannover</strong> und dem Institut für Integrierte<br />

Produktion.<br />

Zu den Hauptaufgaben des Laser Zentrums zählen<br />

Forschungs- und Entwicklungsvorhaben in den Bereichen<br />

Laserentwicklung und Laseranwendung. Das<br />

Institut führt technische und wissenschaftliche Beratungen<br />

mit dem Ziel durch, Forschung und Praxis<br />

zusammenzuführen. Zudem werden Dienstleistungen<br />

auf dem Gebiet der Immissions- und Emissionsmes-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 149<br />

einrichtungen mit wirtschafts-, sozial- und geisteswissenschaftlicher<br />

Ausrichtung. Zu den bundesweit besonders<br />

profilierten Forschungsbereichen zählen u.a. die Hochschulforschung<br />

(HIS – Hochschul-Informations-System, siehe<br />

Fenster) und die kriminologische Forschung (Kriminologisches<br />

Forschungsinstitut Niedersachsen).<br />

Mit dem Institut für Tierzucht und Tierverhalten der Bundesanstalt<br />

für Landwirtschaft, dem Veterinärmedizinischen<br />

Institut des Niedersächsischen Landesamtes für<br />

Verbraucherschutz und der Lehr- und Versuchsanstalt für<br />

Gartenbau der Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong> verfügt<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> darüber hinaus auch im<br />

Bereich des Veterinärwesens und der Agrarwirtschaft<br />

über außeruniversitäre Forschungskapazitäten.<br />

Die Kompetenzen der HIS GmbH liegen in drei<br />

Arbeitsbereichen: Der Bereich „Informationstechnologie<br />

in der Hochschulverwaltung“ beschäftigt sich mit<br />

der Entwicklung, Einführung und Pflege EDV-gestützter<br />

Verwaltungsverfahren für Hochschulen. In dem<br />

Aufgabengebiet „Studentenforschung, Organisation<br />

von Studium und Lehre, Hochschulsteuerung und<br />

-finanzierung“ werden sozialwissenschaftliche Untersuchungen<br />

zur Schaffung von Entscheidungsgrundlagen<br />

im Hochschulbereich durchgeführt. Des Weiteren<br />

umfasst die Arbeit des Bereichs „Bedarfs-, Bau- und<br />

Nutzungsplanung, Arbeits- und Umweltschutz, Technische<br />

Versorgung, Betriebswirtschaft“ Projekte des<br />

hochschulübergreifenden Liegenschafts-, Flächenund<br />

Gebäudemanagements sowie Projekte des<br />

Arbeits- und Umweltschutzes an Hochschulen.<br />

sungen angeboten sowie Fachkräfte für die Entwicklung,<br />

Anwendung und Bedienung von Lasersystemen<br />

ausgebildet.<br />

Die Arbeitsschwerpunkte des Laserzentrums liegen in<br />

den Bereichen Prozesstechnologie, Anlagentechnik,<br />

Optiken und Beschichtungen, Laserentwicklung sowie<br />

Umweltanalytik. Der Aus- bzw. Aufbau der Themenfelder<br />

Photonische Mikrotechnologie, Medizintechnik<br />

und Mikromechatronik sollen die Basis zukünftiger<br />

Forschungsaktivitäten bilden. Eine besondere Stärke<br />

des LZH ist die fachliche Verknüpfung zwischen physikalischen<br />

und ingenieurtechnischen Bereichen. Aus<br />

der engen Zusammenarbeit von Fertigungstechnikern,<br />

Werkstoffkundlern und Physikern ergeben sich<br />

so fachübergreifende Lösungen von Problemen aus<br />

allen Bereichen des Lasereinsatzes.


150<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

uni transfer: Ihr Partner für den Wissenstransfer<br />

aus der Universität in die Wirtschaft<br />

Ein Unternehmen aus der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat ein Problem,<br />

das die Qualitätssicherung seiner Produkte betrifft<br />

und wendet sich damit an uni transfer. Die Forschungsund<br />

Technologiekontaktstelle der Universität <strong>Hannover</strong><br />

vermittelt diese Anfrage an ein Institut, das entsprechende<br />

Untersuchungen durchführt.<br />

Wie sich herausstellt, handelt es sich nicht um einen<br />

Produktionsfehler, sondern um eine nicht sachgerechte<br />

Anwendung beim Kunden. Da das Unternehmen schnell<br />

eine Lösung für sein Problem erhalten hat, erteilt es<br />

weitere Analyseaufträge an die Universität <strong>Hannover</strong>.<br />

Dies ist nur ein Beispiel für die Beratung von Unternehmen<br />

bei der Suche nach praktischen Lösungen. Die<br />

Anfragen kommen aus allen Bereichen der Wirtschaft<br />

und reichen von der Optimierung von Maschinenelementen<br />

über die Aufklärung der Ursachen von Schadensfällen<br />

bis hin zur Anwendung neuer Normen, Standards<br />

oder Rechtsvorschriften.<br />

Im genannten Beispiel kam der Erstkontakt zum Unternehmen<br />

während einer Veranstaltung der Reihe „Knowhow<br />

für die Wirtschaft“ zustande. Unternehmen erhalten<br />

in dieser Veranstaltungsreihe regelmäßig Einblick in<br />

neue Entwicklungen und Angebote aus der Universität.<br />

Das Themenspektrum reicht von A wie Abwasserbehandlung<br />

bis Z wie Zertifizierung.<br />

Anfragen erfolgen auch als Resonanz auf die regelmäßig<br />

erscheinenden „Technologie-Informationen niedersächsischer<br />

Hochschulen“. Hier werden anwendungsorientierte<br />

Ergebnisse aus den niedersächsischen Hochschulen in<br />

komprimierter Form praxisbezogen dargestellt. Themen<br />

der letzten Ausgaben waren Bautechnik, Seeverkehr/<br />

Schiffstechnik, Messtechnik und Electronic Government.<br />

Darüber hinaus informiert der „Forschungskatatalog<br />

<strong>Hannover</strong>“ mit seinen rund 1700 Einträgen über das<br />

Dienstleistungsangebot und die technische Ausstattung<br />

der hannoverschen Hochschulen. Er ist – wie auch der<br />

„Forschungsbericht der Universität <strong>Hannover</strong>“ – sowohl<br />

in Papierform als auch ständig aktualisiert im Internet<br />

verfügbar.<br />

Über die Transferangebote aus der Universität <strong>Hannover</strong><br />

hinaus bietet uni transfer Ihnen auch die Möglichkeit, Ihr<br />

Das Institut für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen<br />

der Universität <strong>Hannover</strong> präsentiert auf der <strong>Hannover</strong><br />

Messe einen neuartigen Handhabungsroboter mit Parallelkinematik.<br />

Technologieangebot oder Ihre Technologieanfrage international<br />

bekannt zu machen. Als Partner im Innovation<br />

Relay Centre Niedersachsen / Sachsen-Anhalt hilft uni<br />

transfer kleinen und mittleren Unternehmen dabei, im<br />

europäischen Ausland Partner für Industriekooperationen<br />

zu finden.<br />

Unternehmen, die ihre Geschäftsfelder erweitern möchten<br />

und Interesse an der Einlizenzierung von Hochschulpatenten<br />

haben, können sich ebenfalls an uni transfer<br />

wenden. Ihre Anfragen leiten wir an die Innovationsgesellschaft<br />

Universität <strong>Hannover</strong> mbH weiter, die im Auftrag<br />

der niedersächsischen Hochschulen deren Patente<br />

verwaltet. Auch wenn Sie neue Mitarbeiter suchen, helfen<br />

wir Ihnen gerne weiter: Unternehmen können ihre<br />

diesbezüglichen Angebote in der Absolventenstellenbörse<br />

„JobConnect“ der Universität <strong>Hannover</strong> veröffentlichen.<br />

uni transfer berät aber nicht nur bestehende Unternehmen<br />

sondern ist auch Ansprechpartner für Existenzgründer<br />

aus den hannoverschen und hildesheimer Hochschulen.<br />

In Fachvorträgen und Seminaren erhalten<br />

die Jungunternehmer Informationen z.B. zu betriebswirtschaftlichen<br />

oder steuerrechtlichen Fragen. In der individuell<br />

zugeschnittenen Einzelfallbetreuung werden alle<br />

Fragen der Gründung besprochen. Uni transfer begleitet<br />

damit aktiv die Existenzgründer aus den genannten<br />

Hochschulen bei ihren ersten Schritten in die Selbständigkeit.<br />

ADRESSE:<br />

uni transfer<br />

Forschungs- und Technologiekontaktstelle<br />

Universität <strong>Hannover</strong><br />

Wilhelm-Busch-Str. 22<br />

30167 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: (0511) 7 62 - 57 22<br />

Fax: (0511) 7 62 - 57 23<br />

E-Mail: info@t-uni-hannover.de<br />

Internet: www.tt.uni-hannover.de<br />

Übersicht<br />

10-1<br />

Institut 1<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 151<br />

Wirtschaftlich relevante außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

(Auswahl)<br />

Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe<br />

(Bundeseinrichtung mit Forschungsaufgaben im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie,<br />

zentrale Fachinformationseinrichtung)<br />

– Zentrale geowissenschaftliche Beratungsinstitution der Bundesregierung, Beratung der deutschen Wirtschaft in georelevanten<br />

Themenkomplexen sowie Mitarbeit bei der wissenschaftlich-technischen Zusammenarbeit<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Geotechnische Sicherheit/Endlagerung, Überwachung des Kernwaffenteststoppabkommens/<br />

Nationales Datenzentrum, fossile Energie, mineralische Rohstoffforschung, Meeres- und Polarforschung, umweltschonende<br />

Ressourcennutzung, geologische Risiken sowie Klimaentwicklung<br />

Niedersächsisches Landesamt für Bodenforschung<br />

– Forschungseinrichtung zur Durchführung von geologischen, geophysikalischen und bodenkundlichen Untersuchungen<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Bodenkundliche Landeserforschung, geologische Landeserforschung, Landesplanung, angewandte<br />

Geologie (Lagerstätten, Hydrogeologie, Ingenieurgeologie)<br />

Technische Informationsbibliothek der Universität <strong>Hannover</strong> (Blaue Liste-Einrichtung, zentrale Fachbibliothek)<br />

– Dienstleistungen im Bereich der Dokumentlieferung für externe Kunden und lokale Literaturversorgung für die Angehörigen<br />

der Universität <strong>Hannover</strong><br />

– Arbeitsschwerpunkte: „Digitale Bibliothek“, „Virtuelle Fachbibliothek Technik“, Elektronische Zeitschriften in der überregionalen<br />

Literaturversorgung (EZUL)<br />

Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft – Institut für Tierzucht und Tierverhalten, Neustadt a. Rbge.<br />

– Forschungsarbeiten zur Erarbeitung wissenschaftlicher Grundlagen als Entscheidungshilfen für die Ernährungs- und<br />

Forstwirtschaftspolitik und zur Erweiterung wissenschaftlicher Erkenntnisse<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Züchtung und genetische Ressourcen, funktionelle Genetik und Bioregulation, Biotechnologie,<br />

Haltung und Tierschutz, Produktions- und Produktqualität<br />

Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung<br />

– Forschungsarbeiten und Dienstleistungen auf dem Gebiet des Umwelt- und Gesundheitsschutzes sowie in der<br />

Pharmaforschung<br />

– Arbeitsschwerpunkte: toxikologische, pharmakologische und präklinische Untersuchungen für die Zulassung von<br />

Chemikalien und Arzneimitteln, Erzeugung transgener Tiere und differenzierter immortaler Zelllinien verschiedenen<br />

Ursprungs sowie die Produktion von rekombinanten Proteinen<br />

HIS – Hochschul-Informations-System GmbH<br />

– Analysen und praktische Dienstleistungen für die Hochschulentwicklung<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Entwicklung, Einführung und Pflege EDV-gestützter Systeme zur Rationalisierung der Hochschulverwaltung,<br />

sozialwissenschaftliche Untersuchungsreihen zur Dauerbeobachtung wichtiger bildungspolitischer<br />

Entwicklungen, Projekte des hochschulübergreifenden Liegenschafts-, Flächen- und Gebäudemanagements sowie<br />

Projekte des Arbeits- und Umweltschutzes an Hochschulen<br />

LZH – Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> e.V.<br />

– Forschung und Entwicklung in den Bereichen Laserentwicklung und Laseranwendung, technische und wissenschaftliche<br />

Beratung sowie industrienahe Ausbildung von Fachkräften<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Prozesstechnologie, Anlagentechnik, Optiken und Beschichtungen, Laserentwicklung sowie<br />

Umweltanalytik<br />

IPF – PharmaCeuticals GmbH<br />

– Forschungsinstitut zur Struktur- und Funktionsaufklärung von Peptidwirkstoffen des menschlichen Körpers<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Extrahierung, Auftrennung und Untersuchung der Wirksamkeit von Peptiden, Strukturaufklärung<br />

von bioaktiven Peptiden, synthetische Herstellung von Wirkstoffen, Grundlagenforschung in enger Zusammenarbeit<br />

mit verschiedenen Abteilungen der Medizinischen Hochschule <strong>Hannover</strong><br />

Institut für Geowissenschaftliche Gemeinschaftsaufgaben (Blaue Liste-Einrichtung)<br />

– Forschungseinrichtung für angewandte Geowissenschaften mit geophysikalischer Ausrichtung<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Erforschung von Prozessen, Strukturen und Zuständen im anthropogen beeinflussbaren Untergrund,<br />

Quantifizierung der Auswirkungen derartiger Prozessabläufe auf die Geosphäre und die Umwelt sowie Entwicklung<br />

und Optimierung von Methoden und Techniken, die für die Erforschung von Untergrundprozessen geeignet sind<br />

Veterinärinstitut <strong>Hannover</strong><br />

– Veterinärmedizinisches Institut des Niedersächsischen Landesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit,<br />

Oldenburg<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Diagnostik, Tierkrankheiten und -seuchen (Haustier- und Wildtierpathologie und Tierschutz,<br />

spezielle Mikrobiologie, Serologie und ELISA-Kontrollen sowie Virologie), Veterinärhygiene und Rückstandsanalytik<br />

(Bakteriologie, Hemmstoffe, Nährböden, Reinigung und Desinfektion), Molekularbiologie sowie Strahlenmessstelle<br />

Max-Planck Institut für experimentelle Endokrinologie<br />

– Grundlagenforschung im Bereich der molekularen Entwicklungsbiologie und Neuroendokrinologie sowie im Bereich<br />

der Analyse von Genfunktionen<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Molekulare Embryologie, Funktionelle Genomanalyse, Chronobiologie, Signaltransduktion,<br />

Neuroendokrinologie<br />

Institut für technisch-wissenschaftliche Hydrologie<br />

– Projektarbeit und beratende Zusammenarbeit mit Planungsbüros und kommunalen Auftraggebern, Entwicklung<br />

fachspezifischer Software für den Bereich der Stadtentwässerung und Wasserwirtschaft<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Technische Ausrüstung, Umwelt und DV-Beratung<br />

Deutsches Institut für Kautschuktechnologie e.V.<br />

– Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Kautschuktechnologie, grundlegende Untersuchungen zur Entwicklung<br />

und chemischen, physikalischen und technologischen Charakterisierung elastomerer Hochleistungswerkstoffe<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Mehrphasensysteme, Entwicklung von Hochleistungswerkstoffen durch gezielte Einstellung<br />

selbstadaptiver Füllstoffstrukturen, Versagensmechanismen und Lebensdauervorhersagen, Prozesssimulation und<br />

Prozessmodelle, Umweltfragen und Recycling von Elastomeren<br />

Mitarbeiter<br />

insg. davon<br />

wissenschaftl.<br />

728 307<br />

238 2 91<br />

238 14<br />

173 20<br />

160 145<br />

160 130<br />

112 37<br />

78 65<br />

72 39<br />

61 14<br />

45 22<br />

44 2 20<br />

44 15


152<br />

SCHWERPUNKTE AUSSERUNIVERSITÄRE FORSCHUNGSEINRICHTUNGEN<br />

Übersicht<br />

10-1<br />

Institut<br />

Wirtschaftlich relevante außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

(Auswahl)<br />

Landwirtschaftskammer <strong>Hannover</strong>, Lehr und Versuchsanstalt für Gartenbau<br />

– Institut für die Aus-, Fort- und Weiterbildung von Unternehmen, Betriebsleitern, Mitarbeitern und Auszubildenden<br />

im Gartenbau, Forschungstätigkeit in den Bereichen Zierpflanzenbau und Gemüsebau, Identifikation von Pflanzenschäden<br />

im Ahlemer Diagnosezentrum<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Phytotechnik, Gartenbau, Pflanzenschutz und Phytopathologie<br />

IES – Institut für Entwicklungsplanung und Strukturforschung an der Uni <strong>Hannover</strong> GmbH<br />

– Analyse der Prozesse des strukturellen Wandels, Identifizierung der auftretenden Probleme und die Vorbereitung<br />

von Modelllösungen sowie von strategischen Konzepten, Erarbeitung von Planungen und Vermittlung von Expertise<br />

zu Methoden, z.B. Verfahren der Prozessplanung und -steuerung<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Bildung, Beschäftigung, soziale Infrastrukturen, Lebenslagen und räumliche Entwicklung<br />

IPH – Institut für Integrierte Produktion <strong>Hannover</strong> gGmbH<br />

– Bearbeitung von nationalen und internationalen Forschungsprojekten zu praxisbezogenen Themen der Produktionstechnik,<br />

Entwicklung innovativer, anwendungsorientierter und wirtschaftlicher Lösungen für individuelle Problemstellungen<br />

auf dem Gebiet der Produktionstechnik<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Geschäftsprozesse, Fertigungsstrukturierung und Fabrikplanung in den Bereichen Organisation<br />

und Logistik, Beurteilung der Logistikleistung, Fertigungscontrolling und Benchmarking sowie Potenzial- und<br />

Wirtschaftlichkeitsanalysen, technische Informationssysteme, Entwicklung neuer Schmiedetechnologien<br />

ARL – Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Blaue Liste-Einrichtung)<br />

– Forschungs- und Transferleistungen auf dem Gebiet von Raumforschung und Raumentwicklung<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Bevölkerung, Siedlungswesen, private und öffentliche Infrastruktur, natürliche Lebensgrundlagen,<br />

<strong>Region</strong>alökonomie, Arbeitsmarkt- und Sozialstrukturen, Öffentliche Finanzen, Verwaltungs- und Planungsstrukturen,<br />

Bundesraumordnung, Landes-, <strong>Region</strong>al- und Bauleitplanung, Landes-, <strong>Region</strong>al-, Stadt- und Dorfentwicklung,<br />

grenzüberschreitende und europäische Raumentwicklung<br />

Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik<br />

– Wissenschaftliche Forschung auf dem Gebiet der Handwerkstechnik, Assistenz bei der Anpassung an technische<br />

Entwicklungen für kleine und mittlere Unternehmen des Handwerks<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Innovationsförderung, Förderung des Technologie-Transfers, Einführung neuer Technologien<br />

Kriminologisches Forschungsinstitut Niedersachsen e.V.<br />

– Forschungseinrichtung zur praxisorientierten, interdisziplinären kriminologischen Forschung<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Kriminalitätsfurcht älterer Menschen, Gefängnis und seine Folgen, Anti-Aggressivitätstraining<br />

und Legalbewährung, Erforschung der Ursachen über divergierende Belegung im Justizvollzug der Länder, fortlaufende<br />

Analysen zur polizeilichen Kriminalstatistik mit den Schwerpunkten Jugendkriminalität und Ausländerkriminalität,<br />

Polizei im Wandel, Gewalt gegen Polizeibeamte<br />

imug – Institut für Markt-Umwelt-Gesellschaft e.V.<br />

– Forschungsinstitut zur Förderung des gesellschaftlich und ökologisch verantwortlichen Handelns und Beratungsgesellschaft<br />

für sozial-ökologische Innovationen<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Unternehmenstests nach sozialen und ökologischen Kriterien, individuelle Marktforschung,<br />

strategische Marketing- und Kommunikationsberatung, Umsetzung und Prozessbegleitung sowie Erfolgskontrolle<br />

ISFH – Institut für Solarenergieforschung (Außenstelle <strong>Hannover</strong>)<br />

– Forschung und Entwicklung auf dem Gebiet der Solarenergie sowie Beratung und Fortbildung<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Photovoltaik, Systemtechnik von Solarenergieanlagen sowie Photochemie und Dünnschnitttechnik<br />

Institut für Verkehrswirtschaft, Straßenwesen und Städtebau an der Universität <strong>Hannover</strong><br />

– Planung, Entwurf und Betrieb von Straßenverkehrsanlagen sowie konstruktiver Straßenbau, Lösungen zur nachhaltigen<br />

Sicherung und Verbesserung der Qualität des Straßenverkehrs unter Wahrung wirtschaftlicher, städtebaulicher und<br />

ökologischer Belange<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Entwicklung bzw. Vermittlung von Erkenntnissen und Verfahren zur Sicherung einer stadt- und<br />

umweltverträglichen Mobilität (u.a. Verkehrsplanungs- und Verkehrsmanagementkonzepte für die EXPO 2000)<br />

<strong>NIW</strong> – Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung e.V.<br />

– Forschungstätigkeit im Bereich der Analyse und Bewertung der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes Niedersachsen<br />

und seiner <strong>Region</strong>en sowie wirtschaftspolitische Beratung<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Industrie und Technologie, Dienstleistungen und Querschnittsbranchen, internationale Wirt<br />

schaftsbeziehungen, Berichterstattung zur technologischen Leistungsfähigkeit Deutschlands, Öffentliche Haushalte<br />

und Finanzbeziehungen zwischen föderalen Ebenen, <strong>Region</strong>alanalysen und <strong>Region</strong>ale Entwicklungskonzepte,<br />

kommunale Wirtschaftsförderung, Standortmarketing und Stadtentwicklung, Gewerbeflächenentwicklung, Evaluierung<br />

wirtschaftspolitischer Programme sowie regionalökonomische Wirkungen von spezifischen Investitionsprojekten<br />

Erfinderzentrum Norddeutschland<br />

– Analyse der wissenschaftlichen Richtigkeit erfinderischer Ideen, der technischen Realisierbarkeit neuer Technologien,<br />

des Innovationswertes neuer Produkte und Verfahren, der Wirtschaftlichkeit neuer Technologien sowie der unternehmerischen<br />

Umsetzbarkeit<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Beratung und Betreuung bei der Verwertung von Schutzrechten, Finanzierung von Schutzrechtsanmeldungen,<br />

Bau und Betrieb von Funktionsmodellen oder Prototypen<br />

AGIS – Arbeitsgruppe Interdisziplinäre Sozialstrukturforschung der Universität <strong>Hannover</strong><br />

– Forschungszentrum des Fachbereichs Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften der Universität <strong>Hannover</strong><br />

– Arbeitsschwerpunkte: Mentalitätswandel, regionale Akteure, Arbeitnehmervertretung und Industrie, Biographien im<br />

Umbruch, Lebenslagen, Wahlverhalten, politische Kultur und soziale Bewegungen<br />

Mitarbeiter<br />

insg. davon<br />

wissenschaftl.<br />

40 9<br />

34 23<br />

32 26<br />

30 9<br />

24 16<br />

21 14<br />

21 18<br />

20 3 20<br />

19 2 14<br />

12 9<br />

11 6<br />

10 2 10<br />

Übersicht<br />

10-1<br />

Institut<br />

Quelle: Eigene Erhebung im Herbst 2001 auf Basis verschiedener Zusammenstellungen von<br />

außeruniversitären Einrichtungen, u.a. Bundesministerium für Bildung und Forschung, <strong>2002</strong>;<br />

Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur, 2001<br />

FAZIT<br />

Die außeruniversitären Forschungseinrichtungen in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bieten für die Wirtschaft Anknüpfungspunkte<br />

für Innovationsaktivitäten. Die Schwerpunkte der<br />

außeruniversitären Forschungseinrichtungen liegen im<br />

naturwissenschaftlichen Bereichen, insbesondere bei den<br />

Geowissenschaften. Darüber hinaus verfügen zahlreiche<br />

Einrichtungen über eine ingenieurwissenschaftliche Ausrichtung.<br />

Insbesondere die Produktionstechnik weist in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> Stärken auf. Ergänzt wird das Angebot<br />

durch außeruniversitäre Forschungseinrichtungen<br />

mit wirtschafts-, sozial- und geisteswissenschaftlicher Ausrichtung.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 153<br />

Wirtschaftlich relevante außeruniversitäre Forschungseinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

(Auswahl)<br />

Fernwärme-Forschungsinstitut in <strong>Hannover</strong> e.V.<br />

– Untersuchung, Beratung und Hilfestellung bei der Weiterentwicklung von Fernwärmekomponenten als Schnittstelle<br />

zwischen Erzeuger, Betreiber und Verbraucher<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Erstellen von Gutachten bei Sanierung und Neubau von Nah- und Fernwärmenetzen,<br />

qualitätsbegleitende Prüfung an Fernwärmerohren und Verbindungsstücken, Untersuchungen an erdverlegten<br />

Fernwärmerohrsystemen, Aufnahme von Material- und Verbundkennwerten, Armaturen- und Kompaktstationsprüfung<br />

ISP – Eduard Pestel Institut für Systemforschung e.V.<br />

– Institut für Systemanalyse mit Schwerpunkt der Modellbildung<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Bevölkerungsprognose, Wohnungsmarktbeobachtung (auch regional), Energiewirtschaft,<br />

Großinvestitionsvorhaben<br />

Forschungsvereinigung „Kalk-Sand“ e.V.<br />

– Unternehmensübergreifende Forschungstätigkeit für die Kalksandsteinindustrie im Rahmen der Bauwirtschaft<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Optimierung der Verfahrenstechnik der Kalksandsteinherstellung, Verbesserung der Eigenschaftswerte<br />

von Kalksandsteinen und Kalksandsteinmauerwerk sowie Recycling von Kalksandsteinmaterial<br />

Institut für Bauforschung e.V.<br />

– Untersuchung von Fragen zum kosten- und nutzengünstigen Bauen im Bereich Wohnungsbau<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Bebauungsplanung, Gebäudeplanung, Baukonstruktion, Bauphysik (insb. Wärmeschutz)<br />

Mittelstandsinstitut Niedersachsen e.V.<br />

– Mittelstandsforschung und Unterstützung der mittelständischen Wirtschaft<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Entwicklung von Kooperationsmodellen für mittelständische Branchen, Betreuung von<br />

Betriebsübernahmen, Unternehmerausbildung für den Mittelstand, theoretische Crash-Untersuchungen,<br />

Mitarbeitermotivation sowie Mittelstand und Rating<br />

Europäische Forschungsgesellschaft für Blechverarbeitung<br />

– Industrieverein zur Förderung kooperativer Forschung und Pflege eines Kommunikationsnetzwerkes auf dem Gebiet<br />

der Blechverarbeitung<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Technologie Feinbleche (Umformen, Schneiden), Maschinen und Werkzeuge, Fügen von<br />

Feinblechen (Mechanisches Fügen), Übergreifende Optimierung (Simulation, Messtechnik), Schienenfahrzeuge und<br />

Massentransportmittel<br />

Kompetenzzentrum für Raumforschung und <strong>Region</strong>alentwicklung<br />

– Interdisziplinäres Netzwerk für den Dialog zwischen Wissenschaft, Praxis und Öffentlichkeit<br />

– Arbeitsschwerpunkte: Aus-, Fort- und Weiterbildungsangebote für Studierende und für die Praxis (erster Baustein:<br />

<strong>Region</strong>almanagement, Start im Frühjahr <strong>2002</strong>), Sondierung gemeinsamer Forschungsinteressen und disziplinübergreifende<br />

Bearbeitung konkreter Vorhaben in Forschung und Praxis, gemeinsame Nachwuchsförderung, Politikberatung und<br />

Öffentlichkeitsarbeit<br />

1) Soweit nicht anders angegeben befindet sich der jeweilige Institutssitz in der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong>.<br />

2) Stand April 2000<br />

3) Hauptsitz des Institut für Solarenergieforschung, ISFH ist Emmerthal bei Hameln. Das Institut hat insgesamt<br />

75 Mitarbeiter, davon 65 wissenschaftliche.<br />

Mitarbeiter<br />

insg. davon<br />

wissenschaftl.<br />

9 6<br />

8 6<br />

8 3<br />

7 3<br />

6 5<br />

4 1<br />

kein eigenes Personal


154<br />

11.<br />

Hochschulen als<br />

Kompetenzzentren für<br />

Bildung und Forschung<br />

Kai Weber<br />

Die Hochschulen bilden eine wesentliche Voraussetzung<br />

für Innovationen der privaten Wirtschaft. Sie sind nicht<br />

nur selbst auf verschiedensten Feldern von FuE tätig, sondern<br />

stellen mit ihrer Ausbildungsfunktion, d.h. dem<br />

„Wissenstransfer über Köpfe“ die Basis für die überwiegende<br />

Anzahl von Innovationen zur Verfügung. Absolventen<br />

der Hochschulen tragen zum Wissenstransfer bei,<br />

sind als Existenzgründer tätig und setzen ihre erworbenen<br />

Kenntnisse in der Wirtschaft um 1 . Darüber hinaus<br />

sind die Ergebnisse der hochschuleigenen FuE-Aktivitäten<br />

v.a. in neuen Technologiefeldern (z.B. Biotechnologie,<br />

Mikroelektronik, neue Werkstoffe) und anderen,<br />

besonders wissenschaftsintensiven Forschungsbereichen<br />

(v.a. Naturwissenschaften) ein unverzichtbares Element<br />

auch privater Innovationstätigkeiten.<br />

STUDIENANGEBOTE<br />

Die Hochschullandschaft in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist<br />

durch eine große Vielfalt an Einrichtungen und Studienmöglichkeiten<br />

geprägt (Übersicht 11-1). Die acht Hochschulen<br />

der <strong>Region</strong> konzentrieren sich ausschließlich auf<br />

die Stadt <strong>Hannover</strong>. Das Studienangebot der Hochschulregion<br />

<strong>Hannover</strong> (gemessen am Anteil und der Zahl der<br />

Studierenden in den einzelnen Studienbereichen) hat seinen<br />

Schwerpunkt insbesondere in den technikrelevanten<br />

Fächergruppen Ingenieurwissenschaften, Humanmedizin,<br />

Universität <strong>Hannover</strong> (Hauptgebäude)<br />

Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften sowie Veterinärmedizin<br />

(Abb. 11-1). Unter den technisch bedeutsamen<br />

Fächergruppen ist lediglich der Bereich Mathematik,<br />

Naturwissenschaften unterdurchschnittlich vertreten.<br />

Die wichtigsten Schwerpunkte sind im Einzelnen:<br />

– in der Fächergruppe Wirtschafts- und Gesellschaftswissenschaften<br />

die Studienbereiche Sozialwissenschaft<br />

und Rechtswissenschaft (Universität),<br />

– in der Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften<br />

die Studienbereiche Sonderpädagogik (Universität)<br />

und Bibliothekswissenschaft, Dokumentation, Publizistik<br />

(Fachhochschule sowie Hochschule für Musik und<br />

Theater),<br />

– in der Fächergruppe Mathematik, Naturwissenschaften<br />

der Studienbereich Geowissenschaften (Universität) 2 ,<br />

– in der Fächergruppe Ingenieurwissenschaften die Studienbereiche<br />

Elektrotechnik (Universität und Fachhochschule),<br />

Architektur/Innenarchitektur (Universität<br />

und Fachhochschule), Bauingenieurwesen (Universität)<br />

und Vermessungswesen (Universität),<br />

– die Studienbereiche Human- und Zahnmedizin (Medizinische<br />

Hochschule),<br />

– in der Fächergruppe Kunst, Kunstwissenschaften die Studienbereiche<br />

Gestaltung (Fachhochschule) und Musik,<br />

Musikwissenschaft (Hochschule für Musik und Theater),<br />

– in der Fächergruppe Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften<br />

die Studienbereiche Landespflege und<br />

Umweltgestaltung sowie Agrarwissenschaften/Lebensmittel-<br />

und Getränketechnologie (Universität),<br />

– der Studienbereich Tiermedizin (Tierärztliche Hochschule).<br />

PERSONELLE AUSSTATTUNG<br />

Die aus der Studierendenstatistik abgeleitete Spezialisierung<br />

der Hochschulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf<br />

technikrelevante Fächergruppen wird im Wesentlichen<br />

auch durch die Angaben aus der Personalstatistik, d.h.<br />

die Spezialisierung des an den Hochschulen tätigen<br />

Lehr- und Forschungspersonals 3 (LuF) bestätigt (Abb.<br />

11.2). Lediglich in den Lehr- und Forschungsbereichen<br />

Sonderpädagogik, Sozialwissenschaften, Rechtswissen-<br />

Übersicht<br />

11-1<br />

schaften, Geowissenschaften und Gestaltung sind die<br />

Spezialisierungen des LuF-Personals entgegen den<br />

Angaben aus der Studierendenstatistik nur unterdurchschnittlich.<br />

Die Gründe hierfür können z.B. ein vergleichsweise<br />

ungünstiges Verhältnis von Studierenden<br />

und Lehrpersonal oder der geringe Anteil von Forschungstätigkeiten<br />

in den genannten Studienbereichen<br />

sein.<br />

<strong>Hannover</strong> ist im Vergleich der deutschen Verdichtungsräume<br />

ausgesprochen gut mit LuF-Personal ausgestattet<br />

(vgl. Abschnitt 5, Abb. 5.3-1). Bei den technischen, d.h.<br />

besonders industrierelevanten Fächergruppen ist der LuF-<br />

Personalbesatz der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sogar noch stärker.<br />

Während <strong>Hannover</strong>s Anteil am gesamten LuF-Personal an<br />

Hochschulen in Westdeutschland 2,6% beträgt, liegt er<br />

im technikrelevanten Bereich bei 3%. Überragend ist<br />

<strong>Hannover</strong>s Rolle im Bereich der Veterinärmedizin; über<br />

27% des LuF-Personals und 22% der Studierenden in<br />

Deutschland haben ihren Standort in <strong>Hannover</strong>. Eine sehr<br />

große Bedeutung hat <strong>Hannover</strong> zudem für die humanmedizinische<br />

Ausbildung, Wissenschaft und Forschung in<br />

Deutschland. Demgegenüber sind die mathematischnaturwissenschaftlichen<br />

Fachgebiete eher schwach in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vertreten, also gerade jene Bereiche,<br />

die in Deutschland tendenziell noch den engsten Zusammenhang<br />

mit der industriellen Forschung aufweisen 4 .<br />

Eine reichliche Ausstattung mit Hochschuleinrichtungen<br />

ist aber selbst bei hoher wissenschaftlicher Leistungsfähigkeit<br />

nicht automatisch ein Attraktivitätsfaktor für<br />

industrielle Forschungsaktivitäten in den <strong>Region</strong>en. Es<br />

muss davon ausgegangen werden, dass die Kooperati-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 155<br />

Hochschulen, Studierende und wissenschaftliches Personal in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

(WS 2000/2001) 1<br />

Studierende 2<br />

Lehr- und Forschungspersonal<br />

(LuF) 3<br />

Universität <strong>Hannover</strong> 26.318 2.785<br />

Fachhochschule <strong>Hannover</strong> 4.659 4<br />

365 5<br />

Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong> 3.341 1.601<br />

Tierärztliche Hochschule <strong>Hannover</strong> 1.700 381<br />

Evangelische Fachhochschule <strong>Hannover</strong> 1.303 (56) 6<br />

Hochschule für Musik und Theater, <strong>Hannover</strong> 1.041 272<br />

Fachhochschule für die Wirtschaft <strong>Hannover</strong> 292 (10) 6<br />

German International Graduate School of 91 – 7<br />

Management and Administration (GISMA)<br />

Insgesamt 38.745 5.470<br />

1) Auf die Auswertung von Zeitreihen wird aus methodischen Gründen verzichtet, da die erstmalige Einführung eines Verwaltungskostenbeitrages<br />

für die Studierenden Niedersachsens im Sommersemester1999 in den nachfolgenden Semestern zu einem außerordentlichen Rückgang der<br />

Studierendenzahlen geführt hat. Die geplante Einführung einer Studiengebühr für höhere Semester wird voraussichtlich ähnliche Auswirkungen<br />

haben. 2) Niedersächsisches Landesamt für Statistik. 3) Statistisches Bundesamt. 4) Nur Standort <strong>Hannover</strong>, ohne Nienburg. 5) Nur Standort<br />

<strong>Hannover</strong>, ohne Nienburg. 6) Niedersächsisches Ministerium für Wissenschaft und Kultur. Die Evangelische Fachhochschule <strong>Hannover</strong> und<br />

Fachhochschule für die Wirtschaft <strong>Hannover</strong> sind nicht in der Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals an Hochschulen (LuF)<br />

enthalten. 7) Kein eigenes LuF-Personal, Dozenten werden durch die Partneruniversität Purdue-University (Indiana, USA) gestellt.<br />

ons- und Transferbeziehungen insbesondere von renommierten<br />

hannoverschen Hochschulinstituten überregional<br />

und international ausgerichtet sind. Darüber hinaus ist<br />

zu berücksichtigen, dass weite Teile der wissenschaftlichen<br />

Forschung nicht mit dem unmittelbaren Ziel ihrer<br />

wirtschaftlichen Nutzung betrieben werden und daher<br />

von Anfang an in ihrer Wirkung auf die Industrieforschung<br />

nicht überschätzt werden dürfen.<br />

Insgesamt passt die Spezialisierungsstruktur der hannoverschen<br />

Wirtschaft, die sich eher im Bereich mittlerer bis<br />

höherwertiger Technologie bewegt als in spitzentechnologischen<br />

Sektoren, recht gut zum Profil der Hochschulforschung:<br />

Ingenieurwissenschaftliche Fakultäten stehen<br />

im Allgemeinen eher mit der anwendungsorientierten<br />

Umsetzung von Spitzenforschung in Innovationen in<br />

Zusammenhang und kommen vor allem dort als Kooperationspartner<br />

der Industrie in Betracht, während naturwissenschaftliche<br />

Fachbereiche eher die wissenschaftlichen<br />

Grundlagen für die industrielle Spitzenforschung<br />

legen und auch in dem entsprechenden Unternehmensbereich<br />

ihre Klientel finden. Dieser Bereich der Industrieforschung<br />

ist in <strong>Hannover</strong> weniger stark ausgeprägt 5 .<br />

1) vgl. Beise, Gehrke u.a. 1998<br />

2) Auch im Studienbereich Chemie (Universität) ist für <strong>Hannover</strong> auf den ersten Blick<br />

eine überdurchschnittliche Spezialisierung feststellbar. Allerdings haben sich hier<br />

Ende der 90er Jahre aufgrund fehlender Zugangsbeschränkungen eine hohe Zahl<br />

von Studierenden eingeschrieben, die nicht wirklich studieren, sondern lediglich<br />

zum Ziel haben, aus verschiedenen Gründen den Status als Student in Anspruch<br />

nehmen.<br />

3) Zum Lehr- und Forschungspersonal (LuF) zählt das gesamte hauptberuflich (Professoren,<br />

Dozenten, Assistenten, wissenschaftliche und künstlerische Mitarbeiter) und<br />

nebenberuflich (Gastprofessoren, Emeriti, Lehrbeauftragte) tätige wissenschaftliche<br />

und künstlerische Personal. Wissenschaftliche Hilfskräfte sind nicht enthalten.<br />

4) vgl. Legler, 2000<br />

5) vgl. Legler, 2000


156<br />

HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />

Abb. 11-1 Studierende an den Hochschulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, WS 2000/2001<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Rechts-, Wirtschafts- und<br />

Sozialwissenschaften<br />

Sprach- und Kulturwissenschaften<br />

Das heißt jedoch noch nicht, dass keine Beziehungen<br />

zwischen regionaler Wirtschaft und der Wissenschaft<br />

vor Ort bestehen. Vermutlich wirkt sich die tendenzielle<br />

Übereinstimmung der wissenschaftlichen und technologischen<br />

Ausrichtung in <strong>Hannover</strong> eher bei Personalrekrutierungen<br />

der heimischen Wirtschaft aus und ist damit<br />

langfristig strukturprägend. Diese Übereinstimmung<br />

kann sich aber im Strukturwandel auch als hinderlich<br />

erweisen: Naturwissenschaftler kommen am ehesten für<br />

Unternehmensgründungen im Spitzentechnologiebereich<br />

und damit für einen Strukturwandel über den „Generationenwechsel“<br />

in Frage. Hochtechnologieorientierte<br />

Unternehmensgründungen gedeihen in ihren ersten<br />

Lebensjahren am besten im direkten Umfeld von Hochschulen<br />

6 .<br />

Während das LuF-Personal in den deutschen Verdichtungsräumen<br />

1995 bis 2000 insgesamt leicht rückläufig<br />

war, konnte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ihre starke Position ausbauen<br />

(vgl. Abschnitt 5, Abb. 5.3-2). Allerdings ist die<br />

deutliche Steigerung v.a. auf Zuwächse bei den nichttechnikrelevanten<br />

Fächergruppen zurückzuführen. Bei<br />

den technischen, d.h. den besonders industrierelevanten<br />

Fächergruppen konnte aber immerhin ein Zugewinn von<br />

4,5% verzeichnet werden (westdeutsche Verdichtungsräume<br />

insgesamt: -2,8%). Starke Personalsteigerungen<br />

konnten v.a. die ohnehin schon überdurchschnittlich vertretenen<br />

ingenieurwissenschaftlichen (+22%) und veterinärmedizinischen<br />

(+38%) LuF-Bereiche erzielen. Bei<br />

den nicht-technischen Bereichen ragen die Wirtschaftswissenschaften<br />

(+110%) heraus.<br />

Anteil der Studierenden nach Fächergruppen an insgesamt in %<br />

Mathematik,<br />

Naturwissenschaften<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt und Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Statistik der Studierenden und Studienanfänger/-innen<br />

nach Hochschularten, Fächergruppen, Studienbereichen und 1.Studienfach, eigene Berechnungen<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

Humanmedizin<br />

Kunst,<br />

Kunstwissenschaft<br />

Agrar-, Forst- und<br />

Ernährungswissenschaften<br />

DRITTMITTELFINANZIERUNG<br />

Die Akquirierung von Drittmitteln ist ein wichtiger Indikator<br />

für die Fähigkeit, über die begrenzten Finanzmittel der<br />

jeweiligen Hochschule hinaus finanzielle Ressourcen zu<br />

erschließen. Diese Fähigkeit ist insbesondere vor dem Hintergrund<br />

des zunehmenden Wettbewerbs um knappe Drittmittel<br />

ein Hinweis auf die Qualität der Hochschulen und<br />

ihrer Institute. Drittmittel werden zwar primär für die Forschung<br />

bereit gestellt, wirken sich aber letztlich über die<br />

Kumulierung von Wissen auch positiv auf die inhaltliche<br />

Qualität der Lehre aus.<br />

LuF-Bereiche haben sehr unterschiedliche Möglichkeiten,<br />

Drittmittel zu akquirieren. Während die technikrelevanten<br />

Fächergruppen (Drittmittelanteil an den hannoverschen<br />

Hochschulen: 31,3% 7 ) teils sehr umfangreich mit der Industrie<br />

kooperieren und dadurch beträchtliche Mittel von Unternehmen<br />

für ihre Forschungstätigkeiten einwerben können,<br />

ist diese Möglichkeit für die übrigen Fächergruppen<br />

(Drittmittelanteil: 10,4%) nur in sehr viel geringerem<br />

Maße gegeben. Diese sind überwiegend auf die eher<br />

knapp bemessenen öffentlichen Fördermittel angewiesen.<br />

Insgesamt sind rund ein Viertel des hannoverschen<br />

Lehr- und Forschungspersonals durch Drittmittel finanziert.<br />

Der Anteil des durch Drittmittel finanzierten LuF-Personals<br />

ist in den einzelnen Lehr- und Forschungsbereichen sehr<br />

unterschiedlich (Abb. 11-3):<br />

– Die höchste Drittmittelquote bei LuF-Personal haben die<br />

Ingenieurwissenschaften und hierbei insbesondere die<br />

Sport<br />

Deutschland<br />

<strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong><br />

Veterinärmedizin<br />

Bereiche Maschinenbau/Verfahrenstechnik (58%) und Bauingenieurwesen<br />

(61%), in denen mehr als die Hälfte des<br />

Personals durch extern akquirierte Gelder bezahlt wird.<br />

– Einen hohen Anteil verzeichnen auch die LuF-Bereiche<br />

Physik (50%) und Biologie (46%) bei den Naturwissenschaften.<br />

– In der Fächergruppe Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften<br />

erzielt der Bereich Agrarwissenschaften,<br />

Lebensmittel- und Getränketechnologie (36%) einen<br />

überdurchschnittlichen Drittmittelanteil.<br />

– In den nicht-technischen Disziplinen ragen die Wirtschaftswissenschaften<br />

mit einer Drittmittelquote von<br />

28% heraus, was insofern bemerkenswert ist, da der<br />

Anteil im Durchschnitt der deutschen Verdichtungsräume<br />

nur knapp 10% beträgt.<br />

Ein maßgebliches Instrument zur Forschungsförderung in<br />

Deutschland und damit eine wichtige Quelle für die<br />

Akquirierung von Drittmitteln durch die Hochschulen ist<br />

die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), die überwiegend<br />

von Bund und Ländern finanziert wird. Die Förderinstrumente<br />

konzentrieren sich v.a. auf die Universitäten,<br />

da sie die wesentlichen Forschungsakteure unter<br />

den verschiedenen Hochschularten sind. Neben der Förderung<br />

von Einzelvorhaben (DM 970 Mio. 8 ) und überregionalen<br />

Schwerpunktprogrammen (DM 334 Mio.)<br />

entfallen umfangreiche Fördervolumen der DFG auf folgende<br />

koordinierte Programme:<br />

– Sonderforschungsbereiche (DM 665,7 Mio.),<br />

– Graduiertenkollegs (DM 147,0 Mio.) und<br />

– Forschergruppen (DM 91 Mio.)<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 157<br />

Abb. 11-2 Lehr- und Forschungspersonal an den Hochschulen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, 2000<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Mathematik,<br />

Naturwissenschaften<br />

Anteil des LuF-Personals in % nach Fächergruppen am LuF-Personal insgesamt<br />

Verdichtungsräume<br />

insgesamt<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Humanmedizin<br />

Veterinärmedizin<br />

Agrar-, Forst- u.<br />

Ernährungswissenschaften<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals<br />

an Hochschulen nach Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereichen und Fachgebieten, eigene Berechnungen<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

technikrelevante<br />

Fächergruppen gesamt<br />

Die Bewilligung eines der genannten Schwerpunktprogramme<br />

darf als Nachweis der Qualität eines Forschungsgebietes<br />

an der jeweiligen Universität gewertet<br />

werden. Bewilligte Anträge haben sich gegen eine Vielzahl<br />

anderer, teilweise nicht bewilligter Anträge im Wettstreit<br />

um knappe Finanzmittel durchgesetzt. Im Jahr<br />

2000 wurden von der DFG rund 45% der ursprünglichen<br />

Antragssumme bewilligt.<br />

Sonderforschungsbereiche sind langfristig angelegte Forschungseinrichtungen<br />

der Hochschulen, in denen Wissenschaftler<br />

auf der Basis fächerübergreifender Forschungsprogramme<br />

zusammenarbeiten 9 . Sie sind das<br />

bedeutendste koordinierte Programm der DFG und können<br />

bis zu 12 Jahre laufen. Sonderforschungsbereiche<br />

ermöglichen die Bearbeitung umfassender Forschungsvorhaben<br />

durch Bündelung der Kräfte einer Hochschule.<br />

Von den rund 280 derzeit bundesweit geförderten Sonderforschungsbereichen<br />

entfallen auf die<br />

– Geistes- und Sozialwissenschaften 37 (12% des Fördervolumens),<br />

– Biowissenschaften (einschl. Medizin) 112 (39%),<br />

– Naturwissenschaften 68 (23%) und auf die<br />

– Ingenieurwissenschaften 67 (26%).<br />

6) vgl. Beise, Gehrke u.a., 1998<br />

7) Anteil des durch Drittmittel finanzierten LuF-Personals am LuF-Personal insgesamt<br />

8) vgl. Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001<br />

9) vgl. Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001<br />

übrige Fächergruppen


158<br />

HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />

Abb. 11-3 Durch Drittmittel finanziertes Lehr- und Forschungspersonal an Hochschulen in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, 2000<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Anteil des LuF-Personals in % nach Fächergruppen am LuF-Personal insgesamt in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Mathematik,<br />

Naturwissenschaften<br />

LuF-Personal<br />

insgesamt<br />

durch Drittmittel<br />

finanziertes LuF-<br />

Personal<br />

Humanmedizin<br />

Veterinärmedizin<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistik des wissenschaftlichen und künstlerischen Personals<br />

an Hochschulen nach Fächergruppen, Lehr- und Forschungsbereichen und Fachgebieten, eigene Berechnungen<br />

Die Universität <strong>Hannover</strong>, die Medizinische Hochschule<br />

und die Tierärztliche Hochschule verfügen federführend,<br />

d.h. als sogenannte „Sprecherhochschulen“ über zusammen<br />

sechs derzeit laufende Sonderforschungsbereiche;<br />

an sechs weiteren Sonderforschungsbereichen sind die<br />

Hochschulen der <strong>Region</strong> beteiligt (Übersicht 11-2). Die<br />

Schwerpunkte der hannoverschen Hochschulen liegen<br />

eindeutig bei den ingenieurwissenschaftlichen (7) und<br />

den biowissenschaftlichen 10 (4) Sonderforschungsbereichen.<br />

Die ingenieurwissenschaftlichen Projekte stammen<br />

überwiegend aus dem Fachbereich Maschinenbau, auf<br />

den alleine fünf der insgesamt zwölf Sonderforschungsbereiche<br />

entfallen. Aus den Naturwissenschaften kommt<br />

nur ein Sonderforschungsbereich (Physik), geistes- und<br />

sozialwissenschaftliche Sonderforschungsbereiche sind<br />

nicht vorhanden. Hier zeigt sich zum wiederholten Mal<br />

die stark ingenieurwissenschaftliche Ausrichtung der<br />

Universität <strong>Hannover</strong>.<br />

Graduiertenkollegs sind langfristige, aber nicht auf<br />

Dauer angelegte Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung<br />

des graduierten wissenschaftlichen Nachwuchses<br />

(Doktoranden) durch Beteiligung an der Forschung.<br />

Doktoranden sollen in Graduiertenkollegs die Gelegen-<br />

Agrar-, Forst- und<br />

Ernährungswissenschaften<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

technikrelevante<br />

Fächergruppen gesamt<br />

übrige Fächergruppen<br />

heit finden, im Rahmen eines systematisch angelegten<br />

Studienprogramms ihre Promotion vorbereiten zu können<br />

und mit ihrer Dissertation in einem umfassenden Forschungszusammenhang<br />

zu arbeiten. Graduiertenkollegs<br />

dienen insofern einer forschungsorientierten Integration<br />

von Forschung und Ausbildung und sollen einen Beitrag<br />

zur Neuordnung des Studiums leisten 11 .<br />

Schwerpunkt der insgesamt sieben Graduiertenkollegs<br />

an den Universitäten der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind die<br />

naturwissenschaftlichen (3) und medizinischen (3) Fächergruppen<br />

(Übersicht 11-3). Im Gegensatz zu den<br />

Sonderforschungsbereichen sind die Ingenieurwissenschaften<br />

(1) bei diesem Förderinstrument eher unterrepräsentiert.<br />

Dieses entspricht auch der bundesdurchschnittlichen<br />

Verteilung von Graduiertenkollegs auf die<br />

jeweiligen Fachgebiete. Geistes- und Sozialwissenschaftliche<br />

Projekte sind auch bei den Graduiertenkollegs<br />

nicht vertreten.<br />

Die Forschergruppe ist ein mittelfristiger Zusammenschluss<br />

mehrerer Wissenschaftler zur Bearbeitung einer<br />

besonderen Forschungsaufgabe. Die Aufgabe muss<br />

nach ihrem thematischen, zeitlichen und finanziellen<br />

Umfang über die Förderungsmöglichkeiten im Rahmen<br />

Übersicht<br />

11-2<br />

der Einzelförderung hinausgehen. Die Förderung von<br />

Forschergruppen soll helfen, einer mittelfristig angelegten<br />

engen Zusammenarbeit einer Gruppe von Wissenschaftlern<br />

bei einer bedeutsamen Forschungsaufgabe<br />

die notwendige Sicherheit einer ausreichenden personellen<br />

und materiellen Ausstattung zu geben. Sie soll insbesondere<br />

dazu beitragen, neue Arbeitsrichtungen zu<br />

etablieren, die in der Bundesrepublik Deutschland noch<br />

nicht hinlänglich vertreten sind 12 . An der Universität <strong>Hannover</strong><br />

ist je eine Forschergruppe in den Fächergruppen<br />

Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften (Gartenbau)<br />

und Ingenieurwissenschaften (Maschinenbau) angesiedelt<br />

(Übersicht 11-4).<br />

Aus der Zahl der aufgeführten Forschungsschwerpunkte<br />

alleine lassen sich noch keine verbindlichen Rückschlüsse<br />

auf deren Leistungsfähigkeit und Effizienz im Einzel-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 159<br />

Sonderforschungsbereiche (SFB) an hannoverschen Universitäten<br />

Universität Prozessintegrierte Qualitätsprüfung mit Qualitätsinformationssystem für metallische Bauteile<br />

<strong>Hannover</strong> des Maschinenbaus (Fachbereich Maschinenbau, Institut für Werkstoffkunde, SFB 326)<br />

Prozesskette zur Herstellung präzisionsgeschmiedeter Hochleistungsbauteile<br />

(Fachbereich Maschinenbau, Institut für Umformtechnik und -maschinen, SFB 489)<br />

Quantenlimitierte Messprozesse mit Atomen, Molekülen und Photonen<br />

(Fachbereich Physik, Institut für Quantenoptik, SFB 407)<br />

Medizinische Immunreaktionen und Pathomechanismen bei Organtransplantationen (SFB 265)<br />

Hochschule<br />

<strong>Hannover</strong> Zytokin-Rezeptoren und Zytokin-abhängige Signalwege als therapeutische Zielstrukturen<br />

(SFB 566)<br />

Tierärztliche Gastrointestinale Barriere (in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule, SFB 280)<br />

Hochschule<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Beteiligungen Fertigen in Feinblech (Universität <strong>Hannover</strong>, Fachbereich Maschinenbau, Institut für<br />

an SFB anderer Umformtechnik und -maschinen, Federführung durch die TU Clausthal, SFB 362)<br />

Hochschulen<br />

in Deutschland Magnesiumtechnologie für komplexe Anwendungen (Universität <strong>Hannover</strong>, Fachbereich<br />

Maschinenbau, Institut für Werkstoffkunde, Federführung durch die TU Clausthal, SFB 390)<br />

Lebensdauerorientierte Entwurfskonzepte unter Schädigungs- und Deteriorationsaspekten<br />

(Universität <strong>Hannover</strong>, Fachbereich Bauingenieur- und Vermessungswesen, Institut für Baustoffkunde<br />

und Materialprüfung, Federführung durch die Ruhruniversität Bochum, SFB 398)<br />

Sicherstellung der Nutzungsfähigkeit von Bauwerken mit Hilfe innovativer Bauwerksüberwachung<br />

(Universität <strong>Hannover</strong>, Fachbereich Bauingenieur- und Vermessungswesenwesen, Curt-Risch-<br />

Institut, Federführung durch die TU Braunschweig, SFB 477)<br />

Konstruktion und Fertigung aktiver Mikrosysteme (Universität <strong>Hannover</strong>, Fachbereich<br />

Maschinenbau Universität <strong>Hannover</strong>, Institut für Mikrotechnologie, Federführung durch die<br />

TU Braunschweig, SFB 516)<br />

Molekulare Genetik morphoregulatorischer Prozesse (Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong>,<br />

Federführung durch die Universität Göttinigen, SFB 271)<br />

Quelle: Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001 und Angaben der Universitäten<br />

nen ziehen 13 . Immerhin lässt sich aus dem Umstand, dass<br />

die Projekte extern gefördert werden ein wissenschaftlicher<br />

Mindeststandard ableiten.<br />

11.1 Universitäten in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Die drei universitären Hochschulen (Universität <strong>Hannover</strong>,<br />

Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong> und Tierärztliche<br />

Hochschule <strong>Hannover</strong>) prägen die hannoversche<br />

Hochschullandschaft ganz entscheidend: Auf sie entfallen<br />

über 80% der Studierenden und fast 90% des Lehrund<br />

Forschungspersonals in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Auf<br />

10) Biowissenschaftliche Sonderforschungsbereiche umfassen u.a. human- und veterinärmedizinische<br />

Fragestellungen.<br />

11) Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001<br />

12) Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001<br />

13) vgl. Legler, 2000


160<br />

HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />

Abb. 11-4 Studierende an den Universitäten der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in den Fächergruppen Ingenieurwissenschaften,<br />

Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften sowie Human- und Veterinärmedizin, WS 2000/2001<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

Maschinenbau/<br />

Verfahrenstechnik<br />

Agrarwissenschaften,<br />

Lebensmittel- und<br />

Getränketechnologie<br />

Anteil der Studierenden nach Studienbereichen an insgesamt in % (nur Universitäten)<br />

Elektrotechnik<br />

Agrar-, Forst- und<br />

Ernährungswissenschaften<br />

Landespflege,<br />

Umweltgestaltung<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt und Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Statistik der Studierenden<br />

und Studienanfänger/- innen nach Hochschularten, Fächergruppen, Studienbereichen und 1. Studienfach,<br />

eigene Berechnungen<br />

Bauingenieurwesen<br />

sonstige Agrar-, Forstund<br />

Ernährungswiss.<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

Architektur,<br />

Innenarchitektur<br />

Raumplanung<br />

Humanmedizin<br />

(ohne Zahnmedizin)<br />

Vermessungswesen<br />

Human- und<br />

Veterinärmedizin<br />

Zahnmedizin<br />

Deutschland<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

sonstige Ingenieurwissenschaften<br />

Veterinärmedizin<br />

Übersicht<br />

11-3<br />

Übersicht<br />

11-4<br />

Graduiertenkollegs an hannoverschen Universitäten<br />

Quelle: Deutsche Forschungsgemeinschaft, 2001 und Angaben der Universitäten<br />

die besonderen Spezialisierungen bei den Fächergruppen<br />

Humanmedizin, Veterinärmedizin, Ingenieurwissenschaften<br />

sowie Agrar-, Forst- und Ernährungswissenschaften<br />

wurde bereits hingewiesen. Diese Schwerpunkte<br />

konzentrieren sich insbesondere auf die hannoverschen<br />

Universitäten. Ein genauerer Blick auf die technischen<br />

Fächergruppen zeigt die Schwerpunkte in den einzelnen<br />

Studienbereichen (Abb. 11-4): Alle großen<br />

Studienbereiche sind in <strong>Hannover</strong> überdurchschnittlich<br />

vertreten. Lediglich in den Bereichen Ernährungs- und<br />

Haushaltswissenschaften, Forstwissenschaft, Holzwirtschaft,<br />

Raumplanung und Verkehrstechnik, Nautik sind<br />

keine Studienabschlüsse möglich.<br />

Der unterdurchschnittliche Anteil von Studierenden in<br />

den Naturwissenschaften (Deutschland 19,6%, <strong>Region</strong><br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 161<br />

Universität Vernetzte Entwicklung umweltgerechter Produkte und Prozesse<br />

<strong>Hannover</strong> (Fachbereich Maschinenbau, Institut für Mikrotechnologie, GK 240)<br />

Quantenfeldtheoretische Methoden in der Teilchenphysik, Gravitation und statistischen Physik<br />

(Fachbereich Physik, Institut für Theoretische Physik, GK 282)<br />

Interference and Quantum applications (Fachbereich Physik, Institut für Quantenoptik,<br />

GK 665, in Kooperation mit Universitäten in Glasgow, Orsay und Paris)<br />

Interaktion von Modellbildung, Numerik und Software-Konzepten für technischwissenschaftliche<br />

Problemstellungen (Fachbereich Mathematik und Informatik, Institut für Angewandte Mathematik<br />

(IFAM), GK 615)<br />

Medizinische Pseudomonas: Pathogenicity and Biotechnology (Zentrum Biochemie und Zentrum Kinder-<br />

Hochschule heilkunde, Abt. Pädiatrische Pneumologie, GK 653)<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Charakterisierung pathophysiologischer Versuchstiermodelle (Institut für Versuchstierkunde,<br />

Zentrales Tierlaboratorium, GK 705,<br />

in Kooperation mit der Tierärtzlichen Hochschule <strong>Hannover</strong>)<br />

Tierärztliche Mukosale Erreger-Wirt-Interaktionen (Institut für Mikrobiologie und Tierseuchen, GK 745)<br />

Hochschule<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Forschergruppen an hannoverschen Universitäten<br />

Universität Protected cultivation – an approach to sustainable vegetable production in the humid tropics<br />

<strong>Hannover</strong> (Fachbereich Gartenbau, Institut für Pflanzenkrankheiten und Pflanzenschutz, FG 431)<br />

Struktur und Steuerung schneller Maschinen (Fachbereich Maschinenbau, Institut für<br />

Fertigungstechnik und Spanende Werkzeugmaschinen der Universität <strong>Hannover</strong>, FG 164)<br />

<strong>Hannover</strong> 16,3%) ist in erster Linie auf die vergleichsweise<br />

geringe Anzahl von Informatikstudenten zurückzuführen<br />

(Deutschland 4,8%, <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 1,7%). Bei<br />

den Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sind<br />

die Studienbereiche Wirtschaftswissenschaften und<br />

Rechtswissenschaft in etwa mit gleichen Anteilen wie im<br />

Bundesschnitt vertreten. Stark überdurchschnittlich ist die<br />

Zahl der Studierenden bei den Sozialwissenschaften.<br />

Noch stärker als bei den Hochschulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

insgesamt ist bei den Universitäten die Konzentration<br />

des Lehr- und Forschungspersonals auf die technikrelevanten<br />

Fächergruppen: Über drei Viertel des Personals<br />

stammen aus den technischen Bereichen. Aufgrund<br />

der besonderen Personalstruktur der Medizinische<br />

Hochschulen ist die Fächergruppe Humanmedizin


162<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Die NILEG<br />

Norddeutsche Immobiliengesellschaft<br />

Die NILEG Norddeutsche Immobiliengesellschaft zählt<br />

zur Spitzengruppe der Immobilienunternehmen in Norddeutschland.<br />

Sie gehört zum Verbund der NORD/LB-<br />

Immobilien-Holding, in der die baunahen Aktivitäten der<br />

Norddeutschen Landesbank zusammengeführt werden.<br />

Hauptsitz der NILEG ist <strong>Hannover</strong>. Als Projektentwickler<br />

hat die NILEG die Grenzen Norddeutschlands hinter sich<br />

gelassen und ihre Aktivitäten auf ganz Deutschland und<br />

Europa ausgeweitet.<br />

Das Leistungsspektrum der NILEG ist breit gefächert und<br />

umfasst drei Schwerpunkte:<br />

• Gewerbeimmobilien<br />

Komplexe Standort- und Nutzungsentwicklung<br />

im In- und Ausland, Büro- und Hotelbauten,<br />

Immobilien für Einzelhandel, Freizeit und Gastronomie,<br />

Spezialimmobilien, Facility Management<br />

• Immobiliendienstleistungen<br />

Projektsteuerung im Hoch- und Tiefbau,<br />

Bauleitplanung, Altlastenmanagement,<br />

Grünplanung, Städtebauliche Leistungen,<br />

Stadtsanierung<br />

• Wohnimmobilien<br />

Bauträgerprojekte und Grundstücksgeschäfte,<br />

Management von Wohnimmobilien, Erwerb, Entwicklung<br />

und Wiederverkauf von Bestandsimmobilien<br />

Im Raum <strong>Hannover</strong> hat sich die NILEG als größter Investor<br />

auf der EXPO Plaza einen Namen gemacht. Als drittes<br />

Gebäude nach dem World Trade Center und dem<br />

Plaza Forum errichtet sie dort das Office Center Plaza.<br />

In den Neubau wird die NILEG voraussichtlich zum Ende<br />

des Jahres <strong>2002</strong> ihren Hauptsitz verlagern. Durch ihr<br />

Engagement für die EXPO Plaza hat die NILEG dazu beigetragen,<br />

dass sich dort, ausgehend von der Weltausstellung<br />

in <strong>Hannover</strong>, ein attraktiver Zukunftsstandort entwickelt.<br />

Zu ihren aktuellen Projekten im Raum <strong>Hannover</strong> gehört<br />

auch die Entwicklung der ehemaligen Langenhagen Barracks<br />

an der Vahrenwalder Straße. Hier entsteht ein<br />

Standort mit Zukunft: Das Office-Center Plaza<br />

moderner Gewerbepark mit optimaler Verkehrsanbindung,<br />

der Businesspark <strong>Hannover</strong>-Nord.<br />

Als Projektsteuerer ist die NILEG zum Beispiel für die<br />

fristgerechte Fertigstellung des NORD/LB-Neubaus am<br />

Aegidientorplatz in <strong>Hannover</strong> verantwortlich.<br />

Ein Beispiel für eine durch die NILEG verwaltete Gewerbeimmobilie<br />

ist die Calenberger Esplanade mit ihren<br />

Büros, Arztpraxen, Läden und Wohnungen.<br />

Als Bauträger bietet die NILEG Eigenheime und Eigentumswohnungen<br />

auf hohem Qualitätsniveau an. Dabei<br />

geht sie mit der Zeit und entwickelt auch individuelle<br />

Wohnformen, zum Beispiel für den Verein „Gemeinsam<br />

statt einsam e.V.“, für betreutes Wohnen oder Wohnen<br />

mit Service. Auf dem ehemaligen Bahlsen-Gelände am<br />

Mittellandkanal in <strong>Hannover</strong> schafft die NILEG ein<br />

neues, besonders vielfältiges Wohnquartier mit maritimen<br />

Anklängen.<br />

Die Verwaltung von Wohnimmobilien ist eine traditionelle<br />

Aufgabe der NILEG. Ihr Bestand umfasst ca. 7.500<br />

Wohnungen in Niedersachsen. Kontinuierliche Modernisierung<br />

und der Ausbau des Mieterservice sind Schwerpunkte<br />

dieses Geschäftsbereichs.<br />

ADRESSE:<br />

NILEG Norddeutsche Immobiliengesellschaft mbH<br />

In der NORD/LB-Gruppe<br />

Walter-Gieseking-Straße 6<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: (0511) 81 16 - 0<br />

Fax: (0511) 81 16 - 4 73<br />

E-Mail: info@nileg.de<br />

Internet: www.nileg.de<br />

mit einem Drittel des universitären Lehr- und Forschungspersonals<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> besonders stark vertreten<br />

(Abb. 11-3).<br />

UNIVERSITÄT HANNOVER<br />

Die Universität <strong>Hannover</strong> wurde 1831 zunächst als<br />

„Höhere Gewerbeschule“ gegründet und ab 1879 als<br />

„Königlich Technische Hochschule“ weiter geführt. Erst<br />

im Jahre 1978 erfolgte aufgrund des mittlerweile deutlich<br />

erweiterten Fächerspektrums die Umbenennung in<br />

„Universität <strong>Hannover</strong>“. Die Universität <strong>Hannover</strong> ist die<br />

größte Hochschule Niedersachsens und zwischen den<br />

Universitäten Bochum und Münster im Westen, Hamburg<br />

im Norden, Frankfurt im Süden und den Berliner Universitäten<br />

im Osten mit gut 26.000 Studierenden eine der<br />

größten Hochschulen im nördlichen Deutschland.<br />

Die Universität verfügt über ein breites Studienangebot<br />

von 130 Studiengängen in 16 Fachbereichen 14 . Die<br />

Fachbereiche und ihre wichtigsten Studiengänge sind<br />

– Mathematik und Informatik (Studiengänge Angewandte<br />

Informatik, Mathematik, Mathematik/Informatik und<br />

Mathematik/Rechnergestützte Wissenschaften),<br />

– Physik (Studiengänge Physik/Allgemeine Physik, Physik/<br />

Technische Physik und Meteorologie),<br />

– Chemie (Studiengänge Biochemie, Chemie, Life Science<br />

und Lebensmittelwissenschaften für das Lehramt an<br />

Berufsbildenden Schulen),<br />

– Geowissenschaften und Geographie (Studiengänge<br />

Geographie und Geowissenschaften),<br />

– Biologie (Studiengänge Biologie und Life Science 15 ),<br />

– Architektur (Studiengänge Architektur sowie Bau-,<br />

Holz-, Farbtechnik und Raumgestaltung für das Lehramt<br />

an Berufsbildenden Schulen),<br />

– Bauingenieur- und Vermessungswesen (Studiengänge<br />

Bauingenieurwesen, Computergestützte Ingenieurwissenschaften<br />

und Vermessungswesen (Geodäsie)),<br />

– Maschinenbau (Studiengänge Maschinenbau, Metalltechnik<br />

für das Lehramt an Berufsbildenden Schulen,<br />

Biomedizinische Technik und Weiterbildungsstudienfach<br />

Kautschuktechnologie),<br />

– Elektrotechnik und Informationstechnik (Studiengänge<br />

Angewandte Informatik 16 , Elektrotechnik, Technische<br />

Informatik und Elektrotechnik für das Lehramt an Berufsbildenden<br />

Schulen),<br />

– Gartenbau (Studiengang Gartenbau),<br />

– Landschaftsarchitektur und Umweltentwicklung (Studiengang<br />

Landschafts- und Freiraumplanung),<br />

– Literatur- und Sprachwissenschaften (Studiengänge<br />

Anglistik (Englisch), Germanistik (Deutsch), Romanistik<br />

(Französisch), Romanistik (Italienisch) und Darstellendes<br />

Spiel),<br />

– Erziehungswissenschaften (Studiengänge Berufspädagogik,<br />

Erwachsenenbildung, Evangelische und<br />

katholische Theologie/Religion, Lehramt an Grund-,<br />

Haupt- und Realschulen, Lehramt an Gymnasien 17 ,<br />

Lehramt für Sonderpädagogik, Pädagogik, Sonderpädagogik,<br />

Sport, Textil- und Bekleidungstechnik für<br />

das Lehramt an Berufsbildenden Schulen),<br />

– Geschichte, Philosophie und Sozialwissenschaften<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 163<br />

(Studiengänge Geschichte, Philosophie, Politik, Politische<br />

Wissenschaft, Religionswissenschaft, Sozialpsychologie,<br />

Sozialwissenschaften und Soziologie),<br />

– Rechtswissenschaften (Studiengänge Rechtswissenschaften<br />

und Europäische Rechtspraxis, Rechtsinformatik),<br />

– Wirtschaftswissenschaften (Studiengänge Wirtschaftswissenschaften<br />

und Wirtschaftsingenieur).<br />

Aufgrund der Integration der Pädagogischen Hochschule<br />

Niedersachsen im Jahr 1978 verfügt die Universität<br />

über Lehramtsstudiengänge für alle Schulstufen und -arten.<br />

Hervorzuheben sind hierbei das Lehramt an Berufsbildenden<br />

Schulen mit seiner großen Bandbreite insbesondere<br />

an technischen Schulfächern und das Fach Sonderpädagogik/Lehramt<br />

für Sonderpädagogik, bei der jeder<br />

zwölfte Studierende in Deutschland an der Universität<br />

<strong>Hannover</strong> eingeschrieben ist.<br />

Darüber hinaus werden die Studiengänge Gartenbau<br />

(40% aller Studierenden in Deutschland an der Universität<br />

<strong>Hannover</strong> eingeschrieben), Landschafts- und Freiraumplanung<br />

(27%), Vermessungswesen (16%) sowie<br />

Biochemie (9,5%) neben der Universität <strong>Hannover</strong> nur<br />

von wenigen anderen deutschen Hochschulen angeboten.<br />

Die Stu-diengänge Bauingenieurwesen (7,5%),<br />

Architektur (7,5%), Maschinenbau (5%) und Elektrotechnik<br />

(4%) zeichnen sich ebenfalls durch eine große<br />

Anzahl von Studierenden aus.<br />

In vielen Fächern werden derzeit Überlegungen zur<br />

Modernisierung der Studienstrukturen und zur internationalen<br />

Ausrichtung der Abschlüsse (Bacherlor, Master)<br />

angestellt. In einigen Studiengängen, so z.B. im Studiengang<br />

„Angewandete Informatik“, sind diese Überlegungen<br />

bereits umgesetzt worden.<br />

Neben den bereits genannten Förderprogrammen der<br />

DFG (u.a. Sonderforschungsbereiche, Graduiertenkollegs<br />

und Forschergruppen) gibt es an der Universität<br />

<strong>Hannover</strong> eine Vielzahl weiterer profilbildender Forschungs-<br />

und Ausbildungsschwerpunkte. Für einen Teil<br />

dieser Schwerpunkte nutzt die Universität die Innovationsoffensive<br />

des Landes Niedersachsen als Förderinstrument.<br />

Die meisten dieser vom Ministerium für Wissenschaft<br />

und Kultur geförderten Projekte werden in Kooperation<br />

mehrerer Fachbereiche bearbeitet 18 :<br />

– „Nanoelektronik“ (Fachbereiche Physik sowie Elektrotechnik<br />

und Informationstechnik),<br />

– „Internationales Zentrum für computergestützte Ingenieurwissenschaften“<br />

(Fachbereiche Physik, Mathematik<br />

und Informatik, Bauingenieur- und Vermessungswesen,<br />

Maschinenbau sowie Elektrotechnik und Informationstechnik),<br />

14) Universität <strong>Hannover</strong>, der Präsident (Hrsg.), 2001<br />

15) siehe auch Fachbereich Chemie<br />

16) siehe auch Fachbereich Mathematik und Informatik<br />

17) Die Unterrichtsfächer werden von den fachlich zuständigen Fachbereichen angeboten.<br />

18) Universität <strong>Hannover</strong>, der Präsident (Hrsg.), 2001


164<br />

HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />

Studiengang „Angewandte Informatik“ an der Universität <strong>Hannover</strong><br />

Der erstmals zum Wintersemester 2000/2001 angebotene<br />

Studiengang Angewandte Informatik wird in<br />

Kooperation der Fachbereiche Elektrotechnik und<br />

Infor-mationstechnik sowie Mathematik und Informatik<br />

durchgeführt. Das Studium ist in Anlehnung an<br />

internationale Standards als Bachelor- und Master-<br />

Studiengang konzipiert. Die Studiendauer beträgt<br />

entsprechend 6 bzw. 10 Semester.<br />

Die Ausbildung erfolgt in theoretischen und praxisorientierten<br />

Grundlagenfächern der Informatik sowie<br />

in anwendungsnahen Fächern. Die Studierenden lernen<br />

fundiert die Grundlagen von Software und Hardware<br />

kennen. Darauf aufbauend kann aus heute so<br />

wichtigen Fächern wie Kommunikations- und Internettechniken,<br />

Computer Vision, Informationssysteme,<br />

Simulation oder Entwurfsautomatisierung gewählt<br />

werden. Hinzu kommen verschiedene nicht-technischen<br />

Anwendungsfächer, z.B. Betriebswirtschaft,<br />

Rechtswissenschaften oder Biologie.<br />

– „Festkörperchemie und neue Materialien“ (Fachbereiche<br />

Chemie, Maschinenbau sowie Geowissenschaften<br />

und Geographie),<br />

– „Zentrum für Biomedizintechnik“ (Fachbereich Maschinenbau,<br />

in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule<br />

und der Tierärztlichen Hochschule),<br />

– „Mechatronik-Zentrum“ (Fachbereich Maschinenbau),<br />

– Internationaler Postgraduierten-Studiengang „Master<br />

of Science in Horticulture“ (Fachbereich Gartenbau),<br />

– Ausbildungs- und Forschungsschwerpunkt „Unternehmensrechnung“<br />

(Fachbereich Wirtschaftswissenschaften),<br />

– Masterstudiengang „Life Science“ (Fachbereiche Biologie<br />

und Chemie) sowie<br />

– „Educational Technology Initiative <strong>Hannover</strong>“ (17 Einzelprojekte<br />

diverser Institute aus mehreren Fachbereichen).<br />

MEDIZINISCHE HOCHSCHULE HANNOVER<br />

Geplantes „Produktionstechnisches Zentrum“ der Universität <strong>Hannover</strong><br />

Das Produktionstechnische Zentrum (PZH) wird ein<br />

neues Modell der Zusammenarbeit zwischen Industrie<br />

und Wissenschaft verwirklichen. Rund 300 Wissenschaftler<br />

und 50 Techniker aus den sechs Instituten<br />

des Fachbereichs Maschinenbau werden ihre Tätigkeiten<br />

in das PZH verlagern und dort gemeinsam mit<br />

Ingenieuren aus Industrieunternehmen Forschungsergebnisse<br />

praktisch erproben und direkt anwenden.<br />

Vorgesehen ist, auf Seiten der Unternehmen zusätzlich<br />

250 hochqualifizierte Arbeitsplätze zu schaffen.<br />

Laboratorien und Versuchsfeldern werden dabei von<br />

Industrie und Wissenschaft gemeinsam genutzt. Derzeit<br />

werden mit verschiedenen Unternehmen<br />

Gespräche über eine Beteiligung geführt (u.a. Volkswagen,<br />

DaimlerChrysler, BMW und Airbus).<br />

Die Praxisnähe des Studiums wird durch mehrwöchige<br />

Praktika in der Wirtschaft gewährleistet. Im Rahmen<br />

der Bachelor- oder der Master-Arbeit sowie<br />

durch die Tätigkeit als wissenschaftliche Hilfskraft<br />

besteht die Möglichkeit, weitere Erfahrungen in industriellen<br />

Forschungsprojekten zu erlangen. Querschnittsorientierte<br />

Fähigkeiten und Methoden wie<br />

Teamarbeit, Präsentationstechniken und Sprachkenntnisse<br />

sind weitere Ausbildungsziele.<br />

Für die nahe Zukunft ist geplant, die Informatikkompetenzen<br />

der verschiedenen Fachbereiche (z.B. Technische<br />

Informatik, Bauinformatik, Wirtschaftinformatik)<br />

gemeinsam mit dem Institut für Informatik und<br />

dem Studiengang Angewandte Informatik stärker zu<br />

bündeln. In diesem Rahmen hat die Stadt <strong>Hannover</strong><br />

der Universität zunächst für fünf Jahre eine Stiftungsprofessur<br />

„Software-Engineering“ zur Verfügung gestellt.<br />

Die Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong> (MHH) besteht<br />

seit 1963, der Lehrbetrieb wurde 1965 aufgenommen.<br />

Die MHH wurde gegründet, um neben der Medizinischen<br />

Fakultät in Göttingen über weitere medizinische<br />

Hochschulkapazitäten in Niedersachsen zu verfügen.<br />

Ziel war, zum einen die bestehenden Einrichtungen in<br />

Göttingen zu entlasten, aber auch Reformideen in der<br />

medizinischen Ausbildung umzusetzen. Die Studierenden<br />

sollten „wirklichkeitsnah und krankenorientiert“ 19<br />

ausgebildet werden. Die Medizinische Hochschule bietet<br />

heute<br />

– die klassischen Studiengänge Humanmedizin und<br />

Zahnmedizin,<br />

Das PZH wird für den Bereich der Produktionstechnik<br />

in <strong>Hannover</strong> eine erhebliche Standortaufwertung darstellen.<br />

Neben den verbesserten Rahmenbedingungen<br />

für FuE wird auch der Studienstandort <strong>Hannover</strong><br />

erheblich gestärkt. Studierende am Fachbereich<br />

Maschinenbau werden künftig noch intensiver von<br />

konkreten Projek-ten für die industrielle Praxis profitieren.<br />

Darüber hinaus wird mit der Realisierung des<br />

PZH eine effizientere Vernetzung der einzelnen<br />

Maschinenbauinstitute verbunden sein.<br />

Der Baubeginn des Zentrums ist für den Herbst <strong>2002</strong><br />

in Garbsen geplant, im Sommer 2004 soll dann der<br />

erste Bauabschnitt in Betrieb genommen werden. Der<br />

zweite Bauabschnitt ist für das Jahr 2009 vorgesehen.<br />

– den Postgraduierten-(Aufbau-)studiengang „Bevölkerungsmedizin<br />

und Gesundheitswesen (Public Health)“<br />

sowie<br />

– einen in englischer Sprache durchgeführten<br />

MD/Ph.D.-Aufbaustudiengang Molekulare Medizin<br />

(Postgraduate bzw. Promotions-Aufbaustudium).<br />

– Geplant ist die Aufnahme der Studiengänge Life Science<br />

und European Health Management (in Kooperation<br />

mit der GISMA).<br />

Darüber hinaus bestehen Lehrkooperationen mit der Universität<br />

<strong>Hannover</strong> und der Tierärztlichen Hochschule<br />

<strong>Hannover</strong> in den Studiengängen Biologie, Biochemie<br />

und Biomedizintechnik (siehe auch weiter unten: „Ausgewählte<br />

Kooperationen zwischen den Hochschulen der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“). Eindeutiger Schwerpunkt des Studienangebots<br />

ist die Humanmedizin mit 85% aller Studierenden;<br />

13% entfallen auf die Zahnmedizin. Deutlich<br />

niedriger ist entsprechend die Zahl der Studierenden in<br />

den übrigen beiden Studiengängen.<br />

In der Forschung hat die MHH auf verschiedenen Gebieten<br />

national und international einen sehr guten Ruf. Viele<br />

der Forschungsfelder werden gemeinsam mit renommierten<br />

regionalen und überregionalen Einrichtungen<br />

bearbeitet. Zu den Schwerpunkten zählen u.a. 22<br />

– die Entzündungsforschung,<br />

– die infektionsimmunologische Forschung,<br />

– die grundlagenimmunologische Forschung,<br />

– die Transplantationsmedizin,<br />

– die hämatologisch-onkologische Forschung sowie<br />

– die Public Health- und Gesundheitssystemforschung,<br />

die insbesondere in den letzten Jahren als eigenständiger<br />

Schwerpunkt entwickelt wurde.<br />

Das Klinikum der MHH verfügt derzeit über 1.330 Betten.<br />

Im Jahr 2000 wurden hier 42.000 Patienten stationär<br />

und 133.000 Patienten ambulant behandelt. Die<br />

Schwerpunkte der Krankenversorgung liegen in den Be-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 165<br />

Der Ergänzungsstudiengang „Bevölkerungsmedizin und Gesundheitswesen (Public Health)“<br />

Der Studiengang hat zum Ziel, Experten für das<br />

Management im Gesundheitswesen, die Beratung in<br />

den Bereichen Gesundheitsplanung, Gesundheitsökonomie<br />

und Politik, die Entwicklung, Durchführung<br />

und Evaluation von gesundheitsfördernden und<br />

präventiven Programmen und die Planung, Durchführung<br />

und Auswertung epidemiologischer Studien<br />

auszubilden.<br />

Von zentraler Bedeutung ist die Praxisorientierung<br />

des Studiums durch Einbezie-hung von Dozenten aus<br />

allen relevanten Praxiseinrichtungen des Gesundheitswesens,<br />

durch obligatorische Berufsfeldpraktika<br />

und durch Vermittlung von Managementfähigkeiten.<br />

Das Studium wird multidisziplinär, d.h. unter Einbeziehung<br />

auch internationaler Dozenten unterschiedlicher<br />

Disziplinen durchgeführt.<br />

Studienschwerpunkte sind 20<br />

– Management im Gesundheitswesen (Bündelung<br />

von besonderen Kenntnissen des Gesundheitswesens<br />

sowie spezielle Managementfähigkeiten),<br />

– Gesundheitsförderung und präventive Dienste (Anleitung<br />

und Unterstützung von Projekten der Gesundsheitsförderung<br />

sowie Planung, Durchführung<br />

und Bewertung von bevölkerungs- oder risikogruppenorientierten<br />

Präventionsprogrammen),<br />

– Epidemiologie (Untersuchung der Häufigkeit, Verteilung<br />

und Kinetik von Gesundheitsstörungen,<br />

deren Determinanten und Folgen in menschlichen<br />

Populationen),<br />

– European Health Management 21 (anwendungsorientierte<br />

Kompetenzen in den bevölkerungs-,<br />

system-, und institutionenbezogenen Handlungsfeldern<br />

des Europäischen Gesundheitsmanagements).<br />

reichen Transplantationsmedizin, Herz-, Thorax- und<br />

Gefäßchirugie, Unfall- und Notmedizin, Frühgeborenenmedizin,<br />

Neuromedizin, Lungenmedizin, Krebstherapie<br />

sowie der Klinischen Immunologie, Infektiologie und<br />

Rheumatologie 23 .<br />

TIERÄRZTLICHE HOCHSCHULE HANNOVER<br />

Die Tierärztliche Hochschule (TiHo) <strong>Hannover</strong> ist aus<br />

der 1778 gegründeten königlichen „Roßarzneyschule“<br />

hervorgegangen. Sie ist eine der ältesten veterinärmedizinischen<br />

Bildungsstätten in Europa und hat bundesweit<br />

als Einzige den Status einer selbständigen wissenschaftlichen<br />

Hochschule. Neben den zwei Standorten<br />

in der Stadt <strong>Hannover</strong> mit 16 Instituten, 6 Kliniken<br />

und 2 Zentren unterhält die TiHo <strong>Hannover</strong> einige<br />

Außenstellen, so zum Beispiel das Institut für Epidemiologie<br />

in Bakum bei Vechta und das landwirtschaftliche<br />

Lehr- und Forschungsgut Ruthe mit 230 Hektar Nutzfläche<br />

bei Sarstedt, in dem u.a. die ökologischen Folgen<br />

der Geflügelhaltung wissenschaftlich untersucht<br />

werden.<br />

Die Lehre an der TiHo konzentriert sich fast ausschließlich<br />

auf den Studiengang Tiermedizin. Hinzu kommt seit<br />

1998 ein Ph.D.-Studium (Promotions-Aufbaustudium)<br />

sowie in Kürze eine Graduate School mit dem Studiengang<br />

„Biomedical Science“. Darüber hinaus bestehen<br />

Lehrkooperationen mit der Universität <strong>Hannover</strong> und der<br />

Medizinischen Hochschule <strong>Hannover</strong> in den Studiengängen<br />

Biologie, Biochemie und Biomedizintechnik<br />

(siehe auch weiter unten: „Ausgewählte Kooperationen<br />

zwischen den Hochschulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“).<br />

19) http://www.mh-hannover.de/ vom 19.12.2001<br />

20) http://www.mh-hannover.de/studium/POSO/PubHealth/Info%20Public%20Health.pdf<br />

21) in Kooperation mit der GISMA, geplanter Studienschwerpunkt ab Wintersemester<br />

<strong>2002</strong><br />

22) Vgl. hierzu auch die weiter oben dargestellten Sonderforschungsbereiche (SFB) in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

23) Quelle: Verschiedene Informationsmaterialien der Medizinischen Hochschule <strong>Hannover</strong>


166<br />

HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />

Abb. 11-5 Studierende an den Fachhochschulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> (WS 2000/2001)<br />

45<br />

40<br />

35<br />

30<br />

25<br />

20<br />

15<br />

10<br />

5<br />

0<br />

Rechts-, Wirtschafts- und<br />

Sozialwissenschaften<br />

Anteil der Studierenden nach Studienbereichen an insgesamt in % (Fachhochschulen)<br />

Ingenieurwissenschaften<br />

Mathematik,<br />

Naturwissenschaften<br />

Quelle: Statistisches Bundesamt und Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Statistik der Studierenden<br />

und Studienanfänger/innen nach Hochschularten, Fächergruppen, Studienbereichen und 1. Studienfach,<br />

eigene Berechnungen<br />

Die zahlreichen Forschungsvorhaben der TiHo 24 gelten<br />

zwar überwiegend den Tieren (u.a. Tierklinik, Tierernährung,<br />

Tierschutz und Tierzucht), sind aber auch auf<br />

die Gesundheit des Menschen (z.B. Lebensmittelwissenschaften)<br />

ausgedehnt worden. In der Forschung arbeitet<br />

die TiHo besonders eng mit der MHH zusammen.<br />

Neben der wissenschaftlichen Ausbildung und Forschung<br />

erfüllt die TiHo eine wichtige Funktion als Dienstleister.<br />

Schwerpunktaufgaben der TiHo sind hierbei zum<br />

Beispiel die klinische Versorgung von Tieren, verschiedene<br />

Laborfunktionen, die Betreuung von Nutztierbeständen,<br />

die Beratung in Fragen der Tierhaltung sowie<br />

die Bewertung chemischer, biochemischer oder toxikologischer<br />

Analysen. In den institutseigenen Kliniken werden<br />

jährlich mehr als 9.000 Tiere stationär, etwa<br />

27.500 poliklinisch und 12.600 ambulant, d.h. in den<br />

landwirtschaftlichen Betrieben behandelt 25 .<br />

Darüber hinaus verfügt die TiHo über zwei international<br />

anerkannte Referenzzentren:<br />

– Das WHO-Zentrum für Veterinary Public Health beschäftigt<br />

sich seit 1973 mit den Auswirkungen der<br />

Tierwelt auf die menschliche Gesundheit.<br />

Kunst, Kunstwissenschaft<br />

Agrar-, Forst- und<br />

Ernährungswissenschaften<br />

– Das EU-Referenzlaboratorium für Europäische Schweinepest<br />

und andere Pestviren zur Koordination nationalstaatlicher<br />

Referenzzentren, das zugleich als Referenzzentrum<br />

der FAO (Welternährungsorganisation)<br />

und der OIE (Internatio-nales Tierseuchenamt) fungiert.<br />

11.2 Fachhochschulen<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Deutschland<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Sprach- und<br />

Kulturwissenschaften<br />

Das Studium an Fachhochschulen grenzt sich gegenüber<br />

dem Universitätsstudium durch kürzere Studienzeiten<br />

und einen stärken Praxisbezug ab. Durch obligatorische<br />

Praxissemester sammeln Fachhochschulstudierende<br />

bereits während ihrer Studienzeit Berufserfahrungen und<br />

stellen frühzeitig Firmenkontakte her, die ihnen nach<br />

Abschluss ihres Studiums zu Gute kommen. Darüber hinaus<br />

ist die praktische Erfahrung auch für das Lehrpersonal<br />

eine wichtige Eingangsvoraussetzung.<br />

Die detaillierte Analyse der Studierenden an den drei<br />

hannoverschen Fachhochschulen (Fachhochschule <strong>Hannover</strong>,<br />

Evangelische Fachhochschule <strong>Hannover</strong> und<br />

Fachhochschule für die Wirtschaft <strong>Hannover</strong>) zeigt deutliche<br />

Spezialisierungen des Studienangebots in Fächer-<br />

Studiengang „Journalistik” an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />

Den Studierenden werden grundlegende Fertigkeiten<br />

in allen journalistischen Arbeitsfeldern wie Rundfunk<br />

und Fernsehen, Printmedien und Bildschirmmedien,<br />

Fotografie und Gestaltung vermittelt, die dann unter<br />

berufstypischen Arbeitsbedingungen eingesetzt werden.<br />

Darüber hinaus werden ein solides Grundwissen<br />

der Medienwissenschaft und der wissenschaftlichen<br />

Methoden sowie Kenntnisse über Themen<br />

bestimmter Fachressorts und der Kulturwissenschaften<br />

erworben.<br />

Parallel hierzu sind Vermittlungstechniken wie Präsentation<br />

und Fremdsprachen sowie überfachliche<br />

Schlüsselqualifikationen wie Kenntnisse im Bereich<br />

des Medienrechts, der Medienethik, politisches<br />

Grundwissen, Kenntnisse über Wirtschafts- und Sozialsysteme,<br />

Grundlagen der Betriebswirtschaft und<br />

des Arbeitsrechts Bestandteil des Studiums.<br />

gruppen, die deutschlandweit eher geringere Bedeutung<br />

haben (Abb. 11-5):<br />

– Stark vertreten ist die Fächergruppe Kunst, Kunstwissenschaft<br />

mit den Studienbereichen Bildende Kunst<br />

und Gestaltung. Hierunter verbergen sich verschiedene<br />

Design- und Grafikstudiengänge.<br />

– Eine ebenfalls überdurchschnittliche Bedeutung in<br />

<strong>Hannover</strong> hat die Fächergruppe Sprach- und Kulturwissenschaften<br />

mit dem Studienbereich Bibliothekswissenschaft,<br />

Dokumentation, Publizistik (u.a. Studiengänge<br />

Journalistik und PR/Öffentlichkeitsarbeit).<br />

– Unterdurchschnittlich ist dagegen die Fächergruppe<br />

Rechts-, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften vertreten.<br />

Der Grund hierfür liegt v.a. in der<br />

vergleichsweise geringen Anzahl von Studierenden im<br />

Fach Betriebswirtschaftslehre. Deutschlandweit stammt<br />

jeder vierte Student aus diesem Fach; in <strong>Hannover</strong><br />

sind es dagegen nur rund 9%. Einen vergleichsweise<br />

hohen Anteil hat demgegenüber der Studienbereich<br />

Sozialwesen (Evangelische Fachhochschule).<br />

– Auf den ersten Blick etwas schwächer als im Bundesdurchschnitt<br />

sind auch die Ingenieurwissenschaften<br />

vertreten. Allerdings muss hier berücksichtigt werden,<br />

dass die Studiengänge Architektur und Bauingenieurwesen<br />

am Standort Nienburg der Fachhochschule<br />

<strong>Hannover</strong> angeboten werden und somit in den Zahlen<br />

für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nicht enthalten sind. Bei Einbeziehung<br />

der Nienburger Fächer ist das ingenieurwissenschaftliche<br />

Studienangebot – wie bei den Universitäten<br />

– überdurchschnittliche vertreten. In <strong>Hannover</strong><br />

selbst gilt dies v.a. für den Studienbereich Elektrotechnik.<br />

Beim Lehr- und Forschungspersonal 26 dominieren –<br />

anders als bei den Universitäten – nicht die technikrelevanten<br />

Fächergruppen: Auf sie entfallen lediglich 40%<br />

des Lehr- und Forschungspersonals an der Fachhoch-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 167<br />

Aufgrund der Internationalität des möglichen Einsatzgebietes<br />

der Absolventen ist der Studiengang Journalistik<br />

als international anerkanntes zweistufiges<br />

Bachelor-Studium konzipiert. Ein erster berufsqualifizierender<br />

Abschluss erfolgt nach drei, der zweite<br />

nach vier Jahren. Letzter ist mit einem Diplomabschluss<br />

gleichwertig. Zwei Praxissemester (eines<br />

davon im Ausland) sind obligatorisch.<br />

Die Organisation und Durchführung des Studiums<br />

sowie die Nutzung der materiellen Ausstattung<br />

erfolgt durch den Fachbereich Informations- und<br />

Kommunikationswesen in Kooperation mit dem Institut<br />

für Journalistik und Kommunikationsforschung (Studiengang<br />

Medienmanagement) der Hochschule für<br />

Musik und Theater <strong>Hannover</strong>. Gemeinsamer Standort<br />

beider Einrichtungen ist das Kurt-Schwitters-Forum an<br />

der EXPO-Plaza.<br />

schule <strong>Hannover</strong>. Überdurchschnittlich stark vertreten<br />

sind dagegen die nicht technischen Bereiche „Gestaltung“<br />

(20%), „Bibliothekswissenschaften, Dokumentation,<br />

Publizistik“ (15%) sowie „Bildende Kunst“ (6%).<br />

Forschung spielt an den Fachhochschulen im Vergleich<br />

zu den Universitäten naturgemäß eine eher untergeordnete<br />

Rolle. Auch hier stehen praxisorientierte Ansätze im<br />

Vordergrund. Entsprechend ist der Drittmittelanteil beim<br />

Lehr- und Forschungspersonal äußerst gering. Dennoch<br />

gibt es an den hannoverschen Fachhochschulen eine<br />

Reihe von Forschungsprojekten, die im Folgenden noch<br />

näher dargestellt werden.<br />

FACHHOCHSCHULE HANNOVER<br />

Die Fachhochschule <strong>Hannover</strong> (FHH) ist 1971 aus mehreren<br />

Bildungseinrichtungen hervor gegangen 27 . Die<br />

älteste hiervon ist die bereits 1791 gegründete „Freye<br />

Zeichenschule für Handwerker und Gewerbelehrlinge“.<br />

Dei FHH ist heute die zweitgrößte Hochschule der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> und die drittgrößte Fachhochschule des<br />

Landes Niedersachsen 28 . In zehn Fachbereichen werden<br />

insgesamt 27 Studiengänge angeboten:<br />

– Fachbereich Bildende Kunst: Studiengang Bildende<br />

Kunst und Aufbaustudium Bildende Kunst,<br />

– Fachbereich Bioverfahrenstechnik: Studiengänge<br />

Milchwirtschaftliche Lebensmitteltechnologie und Technologie<br />

Nachwachsender Rohstoffe,<br />

24) Vgl. hierzu auch die weiter oben dargestellten Sonderforschungsbereiche (SFB) in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

25) Quelle: Verschiedene Informationsmaterialien der Tierärztlichen Hochschule <strong>Hannover</strong><br />

26) Ausschließlich Fachhochschule <strong>Hannover</strong>. Die Evangelische Fachhochschule<br />

<strong>Hannover</strong> und die Fachhochschule für die Wirtschaft <strong>Hannover</strong> sind nicht in der<br />

Statistik des LuF-Personals enthalten.<br />

27) Vgl. Fachhochschule <strong>Hannover</strong>, 2000 und 2001<br />

28) nach der FH Oldenburg/Ostfriesland/Wilhelmshaven (ca. 7.400 Studierende)<br />

und der FH Osnabrück (ca. 6.000 Studierende)


168<br />

HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />

Innenansicht der Fachhochschule, Institut Design und Medien auf der Plaza im EXPO PARK HANNOVER<br />

– Fachbereich Design und Medien: Studiengänge Innenarchitektur,<br />

Kommunikations-Design und Produkt-<br />

Design,<br />

– Fachbereich Elektro- und Informationstechnik: Studiengänge<br />

Energietechnik, Informationstechnik, Ingenieurinformatik,<br />

Nachrichtentechnik und Europäischer<br />

Studiengang Nachrichtentechnik,<br />

– Fachbereich Informatik: Studiengang Angewandte<br />

Informatik,<br />

– Fachbereich Informations- und Kommunikationswesen:<br />

Studiengänge Allgemeine Dokumentation, Bibliothekswesen,<br />

Biowissenschaftliche Dokumentation, Journalistik,<br />

PR/Öffentlichkeitsarbeit und Technische Redaktion,<br />

– Fachbereich Maschinenbau: Studiengänge Maschinenbau,<br />

Produktionstechnik und Technische Informatik,<br />

– Fachbereich Wirtschaft: Studiengänge Betriebswirtschaftslehre<br />

und Wirtschaftsinformatik,<br />

– in Nienburg: Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen<br />

29 .<br />

An der FHH laufen derzeit zwei Angewandte Forschungsschwerpunkte<br />

mit einer Laufzeit von fünf Jahren:<br />

– Die Angewandte Mikrosystemtechnik für die Mittelständische<br />

Industrie (AMIS) im Fachbereich Elektround<br />

Informationstechnik soll Innovationshemmnisse bei<br />

mittelständischen Unternehmen auf dem Gebiet der<br />

Mikrosystemtechnik überwinden und Beiträge zur<br />

Schließung der Diskrepanz zwischen Grundlagenforschung<br />

und industrieller Umsetzung in marktfähige<br />

Produkte leisten. Die Mikrosystemtechnik wird als<br />

Kombinationstechnik von Mikroelektronik, Mikromechanik<br />

und Mikrooptik weltweit als eine Schlüsseltechnologie<br />

für technischen Fort-schritt und Innovation in<br />

den kommenden Jahrzehnten eingeschätzt 30 .<br />

– Die Automatisierung umwelt- und bioverfahrenstechnischer<br />

Prozesse und Systeme (AUBIOS) in Kooperation<br />

der Fachbereiche Bioverfahrenstechnik und Maschinenbau<br />

hat als Ausgangspunkt eine Referenzanlage<br />

zur Quarkherstellung, an der sich alle Aspekte der<br />

rechnergestützten Auslegung und Projektie-rung verfahrenstechnischer<br />

Anlagen exemplarisch untersuchen<br />

lassen 31 .<br />

Darüber hinaus gibt es an der FHH eine Vielzahl weiterer<br />

Forschungsprojekte, z.B.<br />

– Steuerung und Planung: Entwicklung eines allgemeingültigen,<br />

integrierten Vorgehensmodells zur Einführung<br />

eines Selbstkontrollsystems zur Risikominimierung<br />

in der Bauwirtschaft am Fachbereich Bauingenieurwesen,<br />

– Forschungsprojekt „Business Angels“ (Finanzierungsverhalten<br />

von Business Angels sowie deren Motive,<br />

Erfolgsbeitrag von Business Angels bei Unternehmensausgründungen<br />

aus Hochschulen) an den Fachbereichen<br />

Elektro- und Informationstechnik sowie Wirtschaft,<br />

– Einführung eines Energiemanagements am Fachbereich<br />

Maschinenbau.<br />

EVANGELISCHE FACHHOCHSCHULE HANNOVER<br />

Die Anfänge der Evangelischen Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />

(EFH) gehen auf das Jahr 1869 zurück. Damals wurden<br />

im Stephansstift in <strong>Hannover</strong> die ersten Diakone ausgebildet.<br />

Seit 1971 existiert die staatlich anerkannte<br />

Evangelische Fachhochschule <strong>Hannover</strong>. Träger der<br />

Hochschule ist die evangelisch-lutherische Landeskirche<br />

<strong>Hannover</strong>. Die EFH ist in drei Fachbereiche untergliedert:<br />

– Fachbereich Sozialwesen mit den Studiengängen<br />

Sozialarbeit/Sozialpädagogik und Heilpädagogik<br />

(jeweils als grundständiger bzw. berufsbegleitender<br />

Studiengang). Der Studiengang Heilpädagogik ist ein<br />

„Frühstudium Musik“ an der Hochschule für Musik und Theater<br />

Das „Institut zur Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter“<br />

(IFF) bietet seit dem Wintersemester<br />

2000/2001 den Studiengang Frühstudium Musik<br />

an. Die Studiendauer beträgt drei Jahre und wird in<br />

der Regel zwischen dem 13. und 16. Lebensjahr<br />

absolviert. Der erfolgreiche Abschluss des Frühstudiums<br />

berechtigt zur Aufnahme eines Studiums an der<br />

HMT. Studienleistungen im IFF können auf ein späteres<br />

Hauptstudium angerechnet werden.<br />

Die Gründung dieses bislang einzigartigen Instituts<br />

basiert auf einer Vereinbarung zwischen dem Niedersächsischen<br />

Kultusministerium, dem Niedersächsischen<br />

Ministerium für Wissenschaft und Kultur, der<br />

Stiftung Niedersachsen, der HMT und drei hannoverschen<br />

Partnerschulen.<br />

Das Institut sieht seine Aufgabe in der Verbesserung<br />

der Ausbildung musikalisch hochbegabter Kinder<br />

Modellversuch des Landes Niedersachsen und richtet<br />

sich an staatlich anerkannte Heilpädagogen mit Berufserfahrung,<br />

– Fachbereich Religionspädagogik und Diakonie mit<br />

dem Studiengang Religionspädagogik und Diakonie,<br />

– Fachbereich Gesundheitswesen mit den berufsbegleitenden<br />

Studiengängen Pflegemanagement und Pflegepädagogik.<br />

Darüber hinaus bietet die Zentrale Einrichtung für Weiterbildung<br />

der EFH die berufsbegleitenden Studiengänge<br />

Supervision und Organisationsberatung und Management<br />

und Organisationsentwicklung im sozialen und<br />

kirchlichen Bereich sowie diverse Langzeitweiterbildungen<br />

(Lebensweltorientierte Beratung – Beratung als Hilfe<br />

zur Lebensbewältigung, Systemische Therapie und Beratung<br />

sowie Bibliodrama konkret). Das Winnicott Institut<br />

der EFH unterhält einen Studiengang zur Ausbildung von<br />

Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten. Alle Fachrichtungen<br />

stehen – wie bei Fachhochschulen üblich – für<br />

eine intensive Verknüpfung von theoretischen Grundlagen<br />

und praktischen Erfahrungen.<br />

Ab dem Sommersemester <strong>2002</strong> soll das Studienangebot<br />

der EFH erneut erweitert werden. Zum einen wird im<br />

Fachbereich Sozialwesen der Masterstudiengang<br />

„Master of Social Work“ eingerichtet. Damit ist die EFH<br />

<strong>Hannover</strong> eine der ersten Hochschulen in Deutschland,<br />

die diesen postgradualen Studiengang nach europäisch-wissenschaftspolitischen<br />

Vorgaben anbieten wird.<br />

Zum anderen befinden sich weitere Bachelor-Studiengänge<br />

in den Fachbereichen Sozialwesen und Gesundheitswesen<br />

in der Entwicklung.<br />

Die Forschungstätigkeiten der EFH sind im „Institut für<br />

praxisbezogene Forschung“ (IpF) gebündelt worden.<br />

Das IpF beschäftigt sich mit der Erforschung von Verän-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 169<br />

und Jugendlicher im Sinne einer ganzheitlichen Musikalisie-rung.<br />

Hierzu gehören drei Hauptfächer: Das<br />

Instrument (bzw. Gesang oder Komposition), Musiktheorie<br />

(Tonsatz/Gehörbildung) und Rhythmische<br />

Erziehung (Rhythmische Gehörbildung und Elementare<br />

Dirigierlehre). Daneben werden Begleit- und<br />

Zusatzfächer angeboten (z.B. Kammermusik, zweites<br />

Instrument).<br />

Der wöchentliche Unterricht in der HMT, der vor allem<br />

an Wochenenden stattfindet, wird durch eine Frühjahrsund<br />

Sommerakademie ergänzt. Die Frühstudierenden<br />

verbleiben in ihrem familiären und schulischen Umfeld,<br />

um den angestrebten Schulabschluss mit der intensivierten<br />

berufsvorbereitenden Musikausbildung zu verbinden.<br />

Dieses Modell wird durch die Abstimmung<br />

zwischen den Schulen und der HMT unterstützt. Hierbei<br />

dienen Verfügungsstunden einer individuellen Betreuung<br />

und Flexibilisierung der Stundenplangestaltung.<br />

derungen der Alltagswelt und Analyse der Entwicklung<br />

in sozialer Arbeit und kirchlicher Praxis. Daneben<br />

betreibt das „Pastoralsoziologische Institut“ empirische<br />

Forschung im kirchlichen Bereich.<br />

11.3 Kunsthochschulen<br />

HOCHSCHULE FÜR MUSIK UND<br />

THEATER HANNOVER<br />

Die Ursprünge der Hochschule für Musik und Theater<br />

<strong>Hannover</strong> (HMT) liegen in der Landesmusikschule und<br />

der <strong>Hannover</strong>schen Schauspielschule, die zum Teil bereits<br />

im letzten Jahrhundert existierten. 1950 wurden sie<br />

in der Akademie für Musik und Theater zusammengeführt.<br />

Seit 1973 ist das Land Niedersachsen Träger der<br />

HMT und im Jahr 1978 erhielt die HMT den Status einer<br />

künstlerisch-wissenschaftlichen Hochschule mit Promotions-<br />

und Habilitationsrecht.<br />

Ein Blick auf die Studierendenstatistik 32 zeigt, dass das<br />

Studienangebot der HMT stark auf den musikalischen<br />

Bereich ausgerichtet ist. Fast 80% der Studierenden<br />

gehören zum Studienbereich Musik, Musikwissenschaften.<br />

Die übrigen Studierenden stammen aus den Studienbereichen<br />

Bibliothekswissenschaft, Dokumentation,<br />

Publizistik (16%, Studienfach Medienmanagement) und<br />

Darstellende Kunst (5%, Studienfächer Schauspiel und<br />

Tanzpädagogik). Fächer der Bildenden Kunst und Gestaltung<br />

sind an der HMT nicht vertreten.<br />

29) Studiengänge Architektur, Bauingenieurwesen und Weiterbildungsstudiengang<br />

„Nachhaltiges Planen und Bauen“<br />

30) Weitere Informationen zum Angewandten Forschungsschwerpunkt AMIS:<br />

http://www.fh-hannover.de/amis/index.html<br />

31) Weitere Informationen zum Angewandten Forschungsschwerpunkt AUBIOS:<br />

http://www.aubios.fh-hannover.de/<br />

32) Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Studenten nach 1. Studienfach im<br />

Wintersemester 2000/2001


170<br />

HOCHSCHULEN ALS KOMPETENZZENTREN FÜR BILDUNG UND FORSCHUNG<br />

Die HMT bietet alle klassischen Studiengänge einer<br />

Musik- und Schauspielschule an. Die Schwerpunkte der<br />

Ausbildung liegen im Bereich Künstlerische Ausbildung,<br />

Soloklassen, Schulmusik, Musikerziehung und Theater 33 :<br />

– Diplom-Musiker,<br />

– Diplom-Dirigent,<br />

– Diplom-Komponisten,<br />

– Diplom-Opernsänger bzw. Opernchorsänger,<br />

– Soloklassen zum Diplom-Konzertsolisten (Aufbaustudium<br />

für diplomierte Musiker, Sänger, Dirigenten und<br />

Komponisten),<br />

– Diplom-Kirchenmusiker,<br />

– Diplom-Schauspieler,<br />

– Vier Studiengänge zum Diplom-Musiklehrer (Instrumentallehrer,<br />

Elementare Mu-sikpädagogik, Lehrer für<br />

Jazz/Pop/Rock sowie Lehrer für Chor und Ensembleleitung)<br />

sowie zum Diplom-Rhythmiklehrer,<br />

– Musiklehrer für die Schularten Gymnasium, Grund-,<br />

Haupt- und Realschulen, sowie Sonderpädagogik.<br />

Voraussetzung in allen künstlerischen Studiengängen ist<br />

eine Zulassungsprüfung. Darüber hinaus werden die<br />

Fächer Musikwissenschaft, Musikpädagogik und Philosophie<br />

als Ergänzung der klassischen Studiengänge<br />

sowie in Kombination als ei-genständiger Magisterstudiengang<br />

angeboten. Neu hinzu gekommen ist seit kurzem<br />

der Studiengang Frühstudium für Musik.<br />

Der Studiengang Medienmanagement (als Vollstudium<br />

und Ergänzungsstudium) mit dem Abschluss Diplom-<br />

Medienwissenschaftler wird seit 1999 in Zusammenarbeit<br />

mit der FH <strong>Hannover</strong> durch Bachelor- und Masterprogramme<br />

im Bereich Journalistik und PR/Öffentlichkeitsarbeit<br />

ergänzt (siehe auch weiter unten: „Ausgewählte<br />

Ko-operationen zwischen den Hochschulen der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“).<br />

Das Symphonieorchester und die Bigband der Hochschule<br />

sowie die zahlreichen Ensembles und Solomusiker<br />

sind für ihren hohen künstlerischen Anspruch und<br />

ihre Programmvielfalt bekannt. Öffentliche Konzerte<br />

oder Theaterveranstaltungen der Opern- und Schauspielabteilung<br />

finden regelmäßig im Hauptgebäude der<br />

Hochschule am Emmichplatz sowie in anderen Veranstaltungsräumen<br />

statt. Bei nationalen wie internationalen<br />

Wettbewerben gelingt es der HMT jedes Jahr, eine<br />

große Zahl von Preisträger zu stellen.<br />

Ein besonderes Merkmal der HMT ist – wie an anderen<br />

Kunsthochschulen auch – die Internationalität der Studierendenstruktur:<br />

Ein Viertel der Studierenden 34 stammen<br />

aus dem Ausland (Kunsthochschulen Deutschland<br />

insgesamt: 22%). Über alle Hochschulen liegt der Ausländeranteil<br />

in <strong>Hannover</strong> dagegen bei 10,4% (Hochschulen<br />

Deutschland insgesamt: 10,9%).<br />

Eine im bundesweiten Vergleich einzigartige Einrichtung<br />

ist das Institut für Musikphysiologie und Musiker-Medizin.<br />

Hier werden spezielle Forschungen auf dem Gebiet<br />

der anatomisch-physiologischen Voraussetzungen für<br />

Sänger, Instrumenta-listen und Bühnentänzer betrieben.<br />

11.4 Private Hochschulen<br />

FACHHOCHSCHULE FÜR DIE<br />

WIRTSCHAFT HANNOVER<br />

<strong>Hannover</strong> ist neben Bergisch Gladbach, Bielefeld, Gütersloh<br />

und Paderborn einer von insgesamt fünf Standorten<br />

der privaten Fachhochschule der Wirtschaft (FHDW). Träger<br />

der FHDW in <strong>Hannover</strong> ist das Bildungszentrum für<br />

informationsverarbeitende Berufe (b.i.b.), das 1972 von<br />

dem Unternehmer Heinz Nixdorf gegründet wurde.<br />

Die FHDW nahm in <strong>Hannover</strong> 1996 den Betrieb auf und<br />

bietet für ihre derzeit knapp 300 Studierenden folgende<br />

Studiengänge mit staatlich anerkannten Abschlüssen an:<br />

– Betriebswirtschaftslehre mit den Schwerpunkten Europäische<br />

Unternehmensführung, Finanzdienstleistungen<br />

oder Mittelständische Wirtschaft sowie Steuer und Revision,<br />

– Wirtschaftsinformatik,<br />

– Informatik.<br />

Während des Studiums an der FHDW wechseln sich pro<br />

Jahr zwei Studienperioden mit zwei berufspraktischen<br />

Phasen ab. Die FHDW <strong>Hannover</strong> kooperiert dazu mit<br />

mehr als 300 Firmen, die Praktikumsplätze bereit stellen<br />

sowie als potenzielle Arbeitgeber in Betracht kommen.<br />

Der Unterricht ist international ausgerichtet und wird teilweise<br />

in englischer Sprache abgehalten. Die Kosten für<br />

die Studiengänge belaufen sich zwischen € 560,- und<br />

€ 610,- je Monat. Voraussetzung für ein Studium an der<br />

FHDW ist ein mehrstufiges Auswahlverfahren (Eignungstest,<br />

Grup-pengespräch und persönliches Gespräch).<br />

GISMA BUSINESS SCHOOL<br />

Die GISMA (German International Graduate School of<br />

Management and Administration) ist eine deutsch-amerikanische<br />

Business School für die postgraduierte Managementausbildung<br />

und als Stiftung unter Beteiligung des Landes<br />

Niedersachsen und der Wirtschaft gegründet worden.<br />

Derzeit hat die GISMA gut 90 Studierende. Die<br />

Hochschule verfügt über keine eigenen akademischen Programme<br />

und kein eigenes Lehrpersonal. Beides wird im<br />

Rahmen einer Kooperation durch die renommierte Krannert<br />

Graduate School of Management der Purdue Universitiy,<br />

West-Lafayette, Indiana, USA bereitgestellt. Entsprechend<br />

sind das Lehrprogramm und die Lehrmethodik<br />

durch die amerikanische Partneruniversität geprägt.<br />

Derzeit werden an der GISMA die folgenden Ausbildungsgänge<br />

angeboten:<br />

– Master of Business Administration (MBA), ein 11-monatiges<br />

wirtschaftswissenschaftliches Vollzeitprogramm,<br />

dass sich an Studienabsolventen mit mehrjähriger<br />

Berufserfahrung richtet,<br />

– Executive Master of Business Administration (EMBA),<br />

ein zweijähriges wirtschaftswissenschaftliches berufsbegleitendes<br />

Programm für Manager mit etwa achtjähriger<br />

Berufserfahrung,<br />

– offene und firmenspezifische Intensivseminare für Mitarbeiter<br />

in Führungsebenen von Unternehmen.<br />

Zum Zwecke der Praxisorientierung und der internationalen<br />

Ausrichtung der Ausbildung unterhält die GISMA<br />

ein Netzwerk zahlreicher Partner aus der Wirtschaft. Die<br />

beteiligten Unternehmen fungieren auch als Sponsoren<br />

der Business School. Die Studienkosten betragen € 30.600<br />

für das EMBA-Programm sowie € 20.500,- für das MBA-<br />

Programm.<br />

11.5 Ausgewählte Kooperationen zwischen<br />

den Hochschulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Zwischen den Hochschulen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gibt es<br />

eine Vielzahl von Kooperationen auf sehr unterschiedlichen<br />

Ebenen. Die Kooperationen betreffen sowohl Forschung<br />

und Lehre als auch das Marketing der Hochschulen.<br />

Ein Teil der universitären Forschungskooperationen<br />

ist bereits zu Beginn des Abschnitts 11 bei den Sonderforschungsbereichen<br />

(SFB) beschrieben worden. Im Folgenden<br />

wird eine Auswahl weiterer, überwiegend die<br />

Lehre betreffende Kooperationsbeziehungen dargestellt:<br />

– Die Universität, die Medizinische Hochschule und die<br />

Tierärztliche Hochschule organisieren bereits seit 1982<br />

gemeinsam den Diplom-Studiengang Biologie. Die Einschreibung<br />

erfolgt an der Universität; die drei Hochschulen<br />

bieten verschiedene Module des Studiengangs<br />

an und ermöglichen mit ihren einzelnen Schwerpunkten<br />

eine besondere Qualität des Studiums.<br />

– Darüber hinaus werden einzelne Veranstaltungen für<br />

Studierende der jeweils anderen Universitäten angeboten<br />

(z.B. Chemie- und Physik-Praktika für Studierende<br />

der Medizinischen Hochschule an der Universität).<br />

Kooperationen gibt es darüber hinaus in den<br />

Bereichen Sportphysiologie und Biochemie.<br />

– In der Biomedizintechnik kooperieren die drei Universitäten<br />

sowohl in der Lehre (v.a. Vertiefungsfach Biomedizintechnik<br />

im Fachbereich Maschinenbau) als<br />

auch in der Forschung. Das am Fachbereich Maschinenbau<br />

der Universität im Rahmen der Innovationsoffensive<br />

des Landes Niedersachsen eingerichtete Zentrum<br />

für Biomedizintechnik (ZBM) bündelt die Kompetenzen<br />

verschiedener Fachbereiche, Institute und Klinken<br />

sowie des außeruniversitären Laser-Zentrums <strong>Hannover</strong><br />

35 . Zudem werden am ZBM Kooperationen mit<br />

der Industrie koordiniert. Die Biomedizintechnologie<br />

muss zu den aktuellen Schlüsseltechnologien gerechnet<br />

werden. Industrie und Forschung in Deutschland<br />

besitzen auf diesem Feld teilweise die internationale<br />

Technologieführerschaft 36 .<br />

– Die Fachhochschule <strong>Hannover</strong> und die Hochschule für<br />

Musik und Theater kooperieren im Kurt-Schwitters-<br />

Forum an der EXPO-Plaza mit ihren Studiengängen<br />

Journalistik und PR/Öffentlichkeitsarbeit (FHH) sowie<br />

Medienmanagement (HMT).<br />

– Der neue Studiengang Medienwissenschaften wird<br />

gemeinsam von der Universität sowie der Hochschule<br />

für Musik und Theater angeboten.<br />

– Die Fachbereiche Chemie und Wirtschaftswissenschaften<br />

der Universität und das Institut für Journalistik<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 171<br />

und Kommunikationsforschung der Hochschule für<br />

Musik und Theater bieten gemeinsam ein transdisziplinäres<br />

Studienangebot „Ökonomie und Kommunikation<br />

in der Biotechnologie“ an.<br />

– Der Fachbereich Design und Medien der Fachhochschule<br />

<strong>Hannover</strong> und das Institut für Textil- und Bekleidungstechnik<br />

der Universität nutzen wechselseitige<br />

ihre Lehrangebote.<br />

– Das <strong>Region</strong>ale Rechenzentrum für Niedersachsen, eine<br />

zentrale Einrichtung der Universität, stellt sein Knowhow,<br />

seine Infrastruktur und seine Dienstleistungen auch<br />

den anderen Hochschulen der <strong>Region</strong> zur Verfügung.<br />

– Mit dem Anfang November 2001 zum ersten Mal<br />

durchgeführten „Fest der Wissenschaften“ haben sich<br />

alle acht hannoverschen Hochschulen gemeinsam mit<br />

einem aufeinander abgestimmtem Programm einer<br />

breiten Öffentlichkeit präsentiert. An drei Tagen wurde<br />

die Möglichkeit geboten, an verschiedensten Präsentationen,<br />

Vorträgen, Ausstellungen, Führungen usw.<br />

teilzunehmen. Es ist vorgesehen, das Fest der Wissenschaften<br />

als feste, jährlich stattfindende Veranstaltung<br />

zu etablieren.<br />

FAZIT<br />

Die Hochschullandschaft in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist<br />

durch eine große Vielfalt an Einrichtungen und Studienmöglichkeiten<br />

geprägt, wobei insbesondere die technikrelevanten<br />

Fächergruppen Ingenieurwissenschaften,<br />

Human- und Veterinärmedizin sowie Agrar-, Forst- und<br />

Ernährungswissenschaften die Schwerpunkte des Studienangebots<br />

bilden. Gleiches gilt im Wesentlichen auch<br />

für die Spezialisierung des an den Hochschulen tätigen<br />

Lehr- und Forschungspersonals: Hier sind die technikrelevanten<br />

Fächergruppen gleichfalls stark vertreten.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist vergleichsweise gut mit Lehrund<br />

Forschungspersonal ausgestattet. Während die Entwicklung<br />

des Personals in den deutschen Verdichtungsräumen<br />

1995 bis 2000 insgesamt leicht rückläufig war,<br />

konnte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ihre starke Position ausbauen<br />

und damit der Hochschulstandort <strong>Hannover</strong> weiter<br />

gestärkt werden. Der Anteil des Personals, das durch<br />

Drittmittel finanziert wird, ist insbesondere in den technikrelevanten<br />

Fächergruppen hoch, was als Qualitätsnachweis<br />

für diesen Bereich gewertet werden darf.<br />

Die Bedeutung der technikrelevanten Fächergruppen für<br />

die hannoversche Hochschullandschaft wird im Wesentlichen<br />

durch die Ausrichtung der drei Universitäten<br />

bestimmt. Demgegenüber weisen die übrigen Hochschulen<br />

(insb. Fachschule <strong>Hannover</strong>, Hochschule für Musik<br />

und Theater) Schwerpunkte in Bereichen auf, die<br />

deutschlandweit eher geringere Bedeutung haben. Hierzu<br />

zählen beispielsweise zukunftweisende Studienangebote<br />

für Design und Grafik sowie Journalistik, Öffentlichkeitsarbeit<br />

und Medienmanagement.<br />

33) vgl. http://www.hmt-hannover.de/haupt.htm<br />

34) Niedersächsisches Landesamt für Statistik, Studenten nach 1. Studienfach im<br />

Wintersemester 2000 /2001<br />

35) zu außeruniversitären Forschungseinrichtungen siehe Abschnitt 10<br />

36) http://www.zbm.uni-hannover.de/ vom 10. Dezember 2001


172<br />

12.<br />

Innovative Cluster:<br />

Beispiele technologischer<br />

Kernkompetenzen<br />

Javier Revilla Diez<br />

12.1 Einleitung<br />

Die nach wie vor stark von der Automobilindustrie geprägte<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> setzt große Hoffnungen in die<br />

Entwicklung bzw. Stärkung innovativer Cluster, vor allem<br />

in den Bereichen der Biotechnologie und Medizintechnik,<br />

der Informations- und Kommunikationstechnologie (IuK)<br />

sowie der Mobilitätswirtschaft. Die starke Forschungsorientierung<br />

universitärer sowie außeruniversitärer Wissenschaftseinrichtungen,<br />

wie z.B. die Universität <strong>Hannover</strong>,<br />

die Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong>, die Tierärztliche<br />

Hochschule <strong>Hannover</strong>, aber auch das Fraunhofer<br />

Institut für Toxikologie und Aerosolforschung, bildet<br />

eine zentrale Voraussetzung für die weitere Entwicklung<br />

der Biotechnologie bzw. Medizintechnik. Der ausgelastete<br />

Medical Park, der 1987 als Keimzelle für die Etablierung<br />

eines Biotechnologie- und Medizintechnikclusters<br />

auf der Unternehmensebene gegründet worden ist, und<br />

die Gründungsdynamik seit 1996 zeigen, dass die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> bislang vorhandene Potenziale ausnutzen<br />

konnte.<br />

Im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

hat die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vor allem durch die<br />

Expo und die Nachnutzung des ehemaligen Pavillongeländes<br />

Ost und der Expo-Plaza, die zum EXPO PARK<br />

HANNOVER zusammengefasst worden sind, neue Entwicklungsimpulse<br />

erhalten. Nach Ansicht wichtiger<br />

Akteure stellt der EXPO PARK HANNOVER einen herausragenden<br />

Standort für die Ansiedlung von Unternehmen<br />

aus dem Bereich Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

dar. Hier entsteht ein campusähnlicher<br />

Standort, auf dem sich neben verschiedenen Bildungsund<br />

Forschungseinrichtungen auch bereits erste Unternehmen<br />

der IuK-Wirtschaft angesiedelt haben. Positive<br />

Ausstrahlungseffekte für das geplante IuK-Cluster erwartet<br />

die HMG <strong>Hannover</strong> Marketing Gesellschaft in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> von der weltweit bedeutendsten Computermesse,<br />

der CeBIT, die zuletzt 700.000 Besucher<br />

anzog und auf der alle namhaften Unternehmen der<br />

Branche vertreten waren. In Anlehnung an die Computermesse<br />

versucht sich die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter dem<br />

Label „CeBIT-City“ als IuK-Standort zu positionieren,<br />

obwohl die <strong>Region</strong> nicht zu den traditionellen IuK- und<br />

Medienstandorten zählt.<br />

Die Mobilitätswirtschaft ist eines der zentralen wirtschaftlichen<br />

Standbeine in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Ihr<br />

Schwerpunkt ist die Automobilindustrie mit Volkswagen<br />

Nutzfahrzeuge als einem Fahrzeughersteller und einer<br />

Reihe von z.T. bedeutenden Automobilzulieferern. Daneben<br />

gibt es aber auch eine Reihe weiterer Unternehmen,<br />

die sich mit den unterschiedlichsten Verkehrsdienstleistungen<br />

beschäftigen. Der Automobilstandort <strong>Hannover</strong><br />

kann im Wettbewerb vor allem mit kostengünstigeren<br />

Standorten in Osteuropa nach wie vor bestehen, wenn<br />

die industrielle Produktion in unmittelbarem Zusammenhang<br />

mit der Entwicklung neuer Produkte oder mit der<br />

Nutzung höherwertiger Technologien steht.<br />

Der vorliegende Beitrag geht der Frage nach, ob in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> das Potenzial für die erfolgreiche Weiterentwicklung<br />

des Biotechnologie- und Medizintechnikclusters,<br />

für die Implementierung eines „neuen“ IuK-Clusters<br />

sowie der Umstrukturierung des „traditionellen“<br />

Mobilitätsclusters vorhanden ist. Auf der Grundlage der<br />

genannten Zielsetzung lassen sich folgende zentrale Fragen<br />

ableiten:<br />

1. Welche Standortfaktoren lassen sich aus der theoretischen<br />

Diskussion für die erfolgreiche Etablierung<br />

eines Clusters identifizieren?<br />

2. Welche Entwicklungspotenziale besitzen die Biotechnologie<br />

bzw. Medizintechnik, die IuK-Wirtschaft und<br />

die Mobilitätswirtschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> angesichts<br />

der theoretisch abgeleiteten Erfolgsfaktoren?<br />

– Wie sind die regionalen Rahmenbedingungen für<br />

die genannten Bereiche zu bewerten?<br />

– Welche Hemmnisse stehen der Entwicklung der<br />

Unternehmen entgegen?<br />

3. Welche regionalpolitischen Maßnahmen lassen sich<br />

angesichts der Ergebnisse ergreifen, um die Clusterentwicklung<br />

zu forcieren?<br />

12.2 Theoretische Anmerkungen<br />

zum Clusterbegriff<br />

Die Arbeiten von Krugman (1996) und Porter (1998a)<br />

zur räumlichen Konzentration von Betrieben haben den<br />

Begriff des ökonomischen Clusters geprägt und in den<br />

Mittelpunkt aktueller wirtschafts- und regionalpolitischer<br />

Diskussion gerückt. Während Porter den Schwerpunkt<br />

seiner Argumentation auf Wettbewerbsvorteile legt, liefert<br />

Krugman Gründe für die räumliche Ballung von Betrieben<br />

1 . Trotz der unterschiedlichen Sichtweise lassen<br />

sich bestimmte Merkmale eines Clusters festhalten:<br />

– Räumliche Konzentration von vernetzten Betrieben und<br />

Institutionen eines speziellen Sektors<br />

– Zusammenarbeit von vor- und nachgelagerten Produktions-<br />

und Dienstleistungsbetrieben<br />

– Ausgewogenes Verhältnis von Kooperation und Wettbewerb<br />

zwischen den Betrieben<br />

Die drei Merkmale wirken sich positiv auf die betriebliche<br />

Produktivität aus, die aus der zwischenbetrieblichen<br />

Kooperation, der Realisierung von Skalenerträgen und<br />

externen Ersparnissen resultiert. Krugman (1991, 1996)<br />

VW-Präsentation im Mexikanischen Pavillon auf der EXPO 2000<br />

hebt insbesondere die externen Ersparnisse hervor, die<br />

sich in technologischer und monetärer Hinsicht untergliedern<br />

lassen. Technologische Ersparnisse ergeben<br />

sich durch Wissensspillover, die infolge der Kooperation<br />

zwischen den Betrieben auftreten, monetäre Ersparnisse<br />

durch die Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften<br />

und spezialisierten Zulieferern. Die von Krugman beschriebenen<br />

externen Ersparnisse sind in der <strong>Region</strong>alökonomie<br />

nicht neu. Krugman greift auf Marshall zurück,<br />

dem es als Erstem gelungen war, die Ursachen für<br />

die räumliche Konzentration von Betrieben systematisch<br />

zu ergründen. Als Gründe für die Standortbindung von<br />

Betrieben nannte Marshall „the development of a local<br />

pool of specialized workers, the increased local provision<br />

of non-traded input specific to an industry, and the<br />

maximum flow of information and ideas“ 2 . Die lokale<br />

Verfügbarkeit von qualifizierten Arbeitskräften bewirkt,<br />

dass die Betriebe ihre Beschäftigtensituation entsprechend<br />

den Marktgegebenheiten sehr viel effizienter<br />

gestalten können als räumlich isolierte Betriebe. Die<br />

Bereitstellung und räumliche Konzentration materieller<br />

Infrastruktur, die von zahlreichen Betrieben genutzt wird,<br />

wirkt sich ebenfalls positiv auf die betriebliche Produktivität<br />

aus. Zusätzlich führt die räumliche Ballung von<br />

Betrieben dazu, dass Wissen und Informationen über<br />

Produkte und Märkte durch die räumliche Nähe einfacher<br />

zwischen den Akteuren ausgetauscht werden können<br />

als zwischen dispers im Raum verteilten Akteuren 3 .<br />

Die Agglomerationswirkungen lassen sich in Lokalisations-<br />

und Urbanisationsvorteile unterteilen. Das Vorhandensein<br />

von Betrieben derselben Branche führt zu Lokalisationsvorteilen.<br />

Lokalisationsvorteile ergeben sich z.B.<br />

durch die Verfügbarkeit von spezialisierten Zulieferern<br />

und Abnehmern, durch die Nutzung branchenspezifischer<br />

Einrichtungen der materiellen, institutionellen und<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 173<br />

personellen Infrastruktur sowie durch den Zugang zu<br />

spezialisierten Arbeitskräften. Mit Blick auf die regionale<br />

Innovationsdynamik bedeuten Lokalisationsvorteile für<br />

den einzelnen Betrieb den Zugang zu spezialisiertem<br />

Wissen. Durch die Zusammenarbeit zwischen unterschiedlichen<br />

Akteuren entstehen Wissensspillover, die<br />

u.a. zu einer Senkung von Innovationskosten und -risiken<br />

führen 4 . Urbanisationsvorteile entstehen durch das Vorhandensein<br />

mehrerer Betriebe verschiedener Branchen,<br />

die eine bessere Ausstattung mit städtischen Einrichtungen<br />

und eine intensivere Verflechtung der wirtschaftlichen<br />

Aktivitäten zur Folge haben 5 .<br />

Rosenfeld (1997) unterscheidet Clustertypen, die sich<br />

zum einen aus dem erreichten Entwicklungsstand und<br />

zum anderen aus der Entstehungsgeschichte ableiten lassen.<br />

In Abhängigkeit vom erreichten Entwicklungsstand<br />

definiert Rosenfeld drei Stadien von Clustern:<br />

– Das funktionierende Cluster: Das wirtschaftliche Potenzial<br />

wird in diesem Clustertyp vollständig genutzt. Intensive<br />

Kooperationsverflechtungen unterschiedlicher<br />

Akteure lösen Lern- und Synergieeffekte aus, die zu<br />

Produktivitätssteigerungen führen und letztendlich die<br />

regionale Wettbewerbsfähigkeit erhöhen. Zudem<br />

zeichnet sich das Cluster durch eine hohe Innovationsfähigkeit<br />

und eine hohe Zahl von Existenzgründern<br />

aus.<br />

– Das unausgeschöpfte Cluster: Zwar ist in diesem Clustertyp<br />

die kritische Masse an Unternehmen vorhanden.<br />

Die fehlenden bzw. nur schwach ausgebildeten<br />

1) vgl. Begg 1999<br />

2) vgl. Krugman 1991, S. 184<br />

3) vgl. Gordon/McCann 2000<br />

4) vgl. Sternberg 1998<br />

5) vgl. Schätzl 2000


174<br />

INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />

Abb. 12-1<br />

Faktorbedingungen<br />

(Input)<br />

Quelle: Porter 2000<br />

Voraussetzungen für lokale Wettbewerbsvorteile<br />

• Faktormenge und -kosten<br />

(Input)<br />

• Natürliche Ressourcen<br />

• Humankapital<br />

• Kapitalressourcen<br />

• Physische Infrastruktur<br />

• Administrative Infrastruktur<br />

• Informationsinfrastruktur<br />

• Wissenschaftliche und<br />

technologische Infrastruktur<br />

• Faktorqualität<br />

• Faktorspezialisierung<br />

Kooperationsverflechtungen verhindern allerdings<br />

erforderliche Synergie- und Lerneffekte. Die Unternehmen<br />

folgen nicht einer gemeinsamen Vision und identifizieren<br />

sich nicht mit „ihrem“ Cluster. Häufig ist die<br />

Unternehmensstruktur von Zweigbetrieben multinationaler<br />

Unternehmen geprägt.<br />

– Das potenzielle Cluster: Dieser Clustertyp verfügt über<br />

einzelne Bestandteile eines funktionierenden Clusters.<br />

Es fehlen jedoch wichtige Faktoren, die die genannten<br />

Agglomerationsvorteile auslösen. Gründe können z.B.<br />

die kritische Masse an Unternehmen, eine zu schwache<br />

technologische Basis, eine zu geringe Kooperationsintensität<br />

zwischen den Akteuren oder fehlender<br />

politischer Wille sein.<br />

In Abhängigkeit von der Entstehungsgeschichte leitet<br />

Rosenfeld weitere Clustertypen ab, die sich aus historischen<br />

Zufällen (z.B. Castel Goffredo in der Lombardei),<br />

aus einer herausragenden Standortgunst (z.B. Logistikcluster<br />

in den Niederlanden), aus einem universitären<br />

Rahmen für<br />

Unternehmensstrategie<br />

und<br />

Wettbewerb<br />

Ein lokales Umfeld, das<br />

angemessene Investitionsformen<br />

und nachhaltige<br />

Weiterentwicklungen fördert<br />

Intensiver Wettbewerb zwischen<br />

lokal angesiedelten<br />

Konkurrenten<br />

Existenz<br />

verwandter und<br />

unterstützender<br />

Branchen<br />

• Anwesenheit fähiger,<br />

lokal angesiedelter<br />

Anbieter<br />

• Anwesenheit<br />

wettbewerbsfähiger,<br />

verwandter Branchen<br />

• Lokale Kunden, die<br />

hochwertige Produkte in<br />

ausreichender Menge<br />

nachfragen<br />

• Ungewöhnliche lokale<br />

Nachfrage in speziellen<br />

Segmenten, die global<br />

bedient werden können<br />

• Kundenbedürfnisse, die<br />

solchen von anderswo<br />

zuvorkommen<br />

Nachfragebedingungen<br />

Hintergrund (z.B. Cambridge), aus der Existenz eines<br />

bestehenden Clusters (z.B. das Luft- und Raumfahrtcluster<br />

mit Kompetenz im Bereich neuer Materialien führte zu<br />

der Entwicklung eines Golfausrüstungsclusters in San<br />

Diego), aus einer sehr spezifischen lokalen Nachfrage<br />

(z.B. Umwelttechnikcluster in Finnland als Folge durch<br />

die Papierindustrie ausgelöster Umweltschäden) oder<br />

aus dem Vorhandensein eines dominierenden Großunternehmens<br />

ergeben können 6 .<br />

Die Beispiele zeigen, welche unterschiedlichen Faktoren<br />

die Clusterentwicklung beeinflussen können. Die Vielfalt<br />

möglicher Erklärungsvariablen erschwert die Ableitung<br />

eines einfachen Erklärungsmodells. Nichtsdestotrotz entwickelt<br />

Porter (2000) in Anlehnung an sein Diamant-<br />

Konzept zur Erklärung nationaler Wettbewerbsvorteile<br />

ein Konzept für funktionierende Cluster, das den Rahmen<br />

für die nachfolgende Analyse der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bildet<br />

(Abb.12-1). Die Wettbewerbsfähigkeit eines Produktionsclusters<br />

wird entscheidend durch die Faktorbedin-<br />

gungen, die Nachfragebedingungen, die Existenz verwandter<br />

und unterstützender Branchen, durch Unternehmensstrategie,<br />

Struktur und Wettbewerb sowie durch<br />

Zufallsereignisse und staatliche Politik determiniert.<br />

Konkret lassen sich daraus folgende Grundvoraussetzungen<br />

für ein funktionierendes Cluster ableiten:<br />

– Räumliche Konzentration von Betrieben einer speziellen<br />

Branche und die Verfügbarkeit vor- und nachgelagerter<br />

Produktions- und Dienstleistungsbetriebe: Nach<br />

Porter (1998b) realisieren die Betriebe eines Clusters<br />

aus der Zusammenarbeit mit Zulieferindustrien, verwandten<br />

Branchen und Konkurrenten wichtige Synergieeffekte,<br />

die letztlich zu einer erhöhten Produktivität<br />

führen. Im Wesentlichen ergeben sich durch die räumliche<br />

Konzentration und Kooperation die bereits oben<br />

beschriebenen Lokalisationsvorteile.<br />

– Hohes regionales Nachfragepotenzial: Die Nachfrage<br />

prägt entscheidend das Tempo und die Art der<br />

betrieblichen Innovationsprozesse. Neben der Quantität<br />

ist vor allem die Qualität der regionalen Nachfrage<br />

für die Etablierung eines international wettbewerbsfähigen<br />

Clusters von Bedeutung. Das Verlangen<br />

nach hochwertigen Produkten und Dienstleistungen<br />

erhöht den Innovationsdruck in den Betrieben. Zusätzlich<br />

kann eine antizipierende Nachfrage dafür sorgen,<br />

dass in der <strong>Region</strong> bereits Bedürfnisse befriedigt<br />

werden, die in anderen <strong>Region</strong>en erst später auftreten.<br />

Dadurch entsteht ein Zeitvorteil, der den Betrieben<br />

eines Clusters einen entscheidenden Wettbewerbsvorsprung<br />

sichert.<br />

– Angebotsstimulierende Faktoren – Faktorbedingungen,<br />

wie z. B.:<br />

– Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte<br />

– günstige infrastrukturelle Voraussetzungen<br />

– Zugang zu Information und Wissen<br />

– Zugang zu und Anreize durch politische Entscheidungsträger<br />

– Unternehmensstrategie, Struktur und Konkurrenz: Der<br />

betriebliche Erfolg hängt entscheidend von der Unternehmensstrategie<br />

und der Unternehmensstruktur ab.<br />

Neben betriebsinternen Faktoren beeinflussen spezifische<br />

nationale und regionale Gegebenheiten (z.B. Erziehungs-<br />

und Bildungssystem, soziale Normen und<br />

Traditionen usw.) das betriebliche Vorgehen. Daraus<br />

ergeben sich beispielsweise Unterschiede bei Führungspraktiken,<br />

bei der Art der Kundenbeziehungen,<br />

der Einstellung zu internationalen Aktivitäten, der Beziehung<br />

zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern<br />

und somit Unterschiede in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Eine intensive Konkurrenz sorgt zusätzlich<br />

für eine Erhöhung des Innovationsdrucks.<br />

Neben den vier Bestimmungsfaktoren treten zwei weitere<br />

Variablen auf, die das Zusammenspiel und die<br />

Bedeutung der einzelnen Bestimmungsfaktoren beeinflussen.<br />

Zum einen handelt es sich um Zufallsereignisse,<br />

die außerhalb der Einflussmöglichkeiten der Unternehmen<br />

und häufig auch der Politik liegen, die eine Veränderung<br />

der Wettbewerbsposition zur Folge haben können<br />

(zufällige Erfindungen, Preisschwankungen bei Pro-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 175<br />

duktionsmitteln, Wechselkursschwankungen, technologische<br />

Brüche, Verschiebungen auf den Weltfinanzmärkten,<br />

Änderungen der Nachfrage, internationale Politik<br />

und Kriege). Zum anderen kann der Staat sowohl einen<br />

positiven als auch negativen Einfluss über Bildungs-,<br />

Steuer-, Umwelt-, Geldpolitik, Kartellrecht, Regulierungsmaßnahmen<br />

etc. auf die vier Bestimmungsfaktoren<br />

ausüben.<br />

12.3 Die Bedeutung der Biotechnologie<br />

und Medizintechnik in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> 7<br />

BIOTECHNOLOGIE UND MEDIZINTECHNIK IM<br />

REGIONALEN UND NATIONALEN KONTEXT<br />

Die Biotechnologie ist ein Sammelbegriff für Technologien,<br />

die sich u.a. aus der Biochemie, der Molekularbiologie,<br />

der Gentechnik oder Pharmakologie herleiten. Allgemein<br />

lässt sich die Biotechnologie in drei Bereiche<br />

einteilen: Die so genannte „rote Biotechnik“, also der<br />

Bereich Medizin und Pharma, bildet für die meisten<br />

Biotech-Unternehmen den Schwerpunkt ihrer Tätigkeit.<br />

Daneben gibt es noch die „grüne“ Agro-Biotechnik sowie<br />

die im Umweltschutz angesiedelte „graue“ Biotechnik 8 .<br />

Die Biotechnologieentwicklung hat in Deutschland erst in<br />

den letzten fünf Jahren an Dynamik gewonnen. Zu groß<br />

waren in den 80er und frühen 90er Jahren die Vorbehalte<br />

gegenüber der Biotechnologie, insbesondere<br />

gegenüber der Gentechnik. Die Genehmigungsverfahren<br />

für neue Produkte und Freilandversuche waren und<br />

sind z.T. heute noch langwierig und kompliziert. In nur<br />

wenigen Jahren ist es Deutschland allerdings gelungen,<br />

den Entwicklungsvorsprung der USA, Japans und Großbritanniens<br />

wettzumachen und sich als internationaler<br />

Mitspieler zu etablieren 9 . Deutschland löste England als<br />

Europas führende Biotechnologie-Nation ab. 20,7%<br />

aller europäischen Firmen im Jahr 2000 kommen aus<br />

Deutschland, eine Steigerung von 25% gegenüber dem<br />

Vorjahr 10 .<br />

Abbildung 12-2 zeigt die Verteilung der Biotechnologie<br />

in Deutschland. Zurzeit gibt es rund 1.600 Unternehmen<br />

in der Bundesrepublik, die sich mit der Biotechnologie<br />

befassen: 604 Biotechnik-Unternehmen im engeren<br />

Sinne und 720 Firmen mit überwiegendem Ausrüsteroder<br />

Zuliefercharakter. Zu diesen1.324 eigentlichen Biotechnik-Unternehmen<br />

kommen noch 298 Anbieter von<br />

Beratungsleistungen, Servicefirmen, Finanzierungsspezialisten<br />

und sonstige hinzu. Allgemein lässt sich sagen,<br />

dass diese Firmen rund 19.800 Menschen beschäftigten<br />

(diese Zahl beinhaltet nicht die biotechnisch ausgerichteten<br />

Arbeitsplätze in der Großindustrie) und dass ihr<br />

Gesamtumsatz bei rund 1,5 Milliarden € lag (ohne die<br />

6) vgl. Rosenfeld 1997, Porter 1998a, Malmberg 1996<br />

7) Die Darstellung basiert im Wesentlichen auf einem Gutachten des Fraunhofer-<br />

Instituts für Systemtechnik und Innovationsforschung (Fraunhofer ISI) für den<br />

Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong> mit dem Titel „Vermarktungskonzeption<br />

Biotechnologie/Medizintechnik für den Großraum <strong>Hannover</strong>“ (Januar 2001).<br />

8) vgl. BerliNews 2000<br />

9) vgl. Dohse 2000, S. 4<br />

10) vgl. Koschatzky 2000, S. 16ff


176<br />

INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />

Abb. 12-2<br />

Quelle: BIOCOM AG <strong>2002</strong><br />

Verteilung der Biotechnologie-Unternehmen in Deutschland<br />

Insgesamt 1.622 Unternehmen beschäftigen sich mit Biotechnologie in Deutschland.<br />

Firmensitz<br />

Übersicht<br />

12-1<br />

Pharmakonzerne). Ein Blick auf diese Umsatzgrößen bestätigt<br />

den frühen Entwicklungsstand der Biotech-Branche.<br />

Die meisten Unternehmen befinden sich überwiegend im<br />

Forschungs- und Entwicklungsstadium, in dem häufig die<br />

Kosten deutlich höher liegen als die Einnahmen.<br />

Die regionalen Schwerpunkte der Biotechnologie in<br />

Deutschland bilden München, Berlin und die Rhein-Neckar-<br />

<strong>Region</strong>. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nimmt gemeinsam mit den<br />

Städten Braunschweig und Göttingen eine mittlere Position<br />

ein 11 .<br />

Während die Biotechnologie als eine Schlüsseltechnologie<br />

für das 21. Jahrhundert gilt, deren erwartete Effekte<br />

sich erst mittel- bis langfristig entfalten werden, ist die<br />

Medizintechnik ein Forschungs- und Anwendungsfeld,<br />

das in Deutschland eine lange Tradition aufweist. Die<br />

Betriebsgrößenstruktur ist vor allem klein- und mittelbetrieblich<br />

strukturiert. Je nach Abgrenzung und Definition<br />

zählt die sehr exportorientierte Medizintechnik rund<br />

100.000 Beschäftigte in Deutschland.<br />

Innerhalb Niedersachsens stellt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gemeinsam<br />

mit den Städten Braunschweig und Göttingen<br />

den wichtigsten Biotechnologiestandort dar. Wie Abbildung<br />

12-3 zeigt, spielen andere Standorte in Niedersachsen<br />

nur eine geringfügige Rolle 12 .<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 177<br />

Unternehmen der Biotechnologie und Medizintechnik in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Biotechnologie<br />

Unternehmen der Biotechnologie- und Medizintechnik<br />

Zahl der Unternehmen Zahl der Mitarbeiter<br />

bis 10 Mitarbeiter 31 155<br />

11 - 50 Mitarbeiter 42 1.077<br />

51 - 100 Mitarbeiter 7 483<br />

101 - 250 Mitarbeiter 6 918<br />

mehr als 251 Mitarbeiter 4 2.600<br />

Insgesamt 90 5.233<br />

Medizintechnik<br />

bis 10 Mitarbeiter 16 95<br />

11 - 50 Mitarbeiter 16 410<br />

51 - 100 Mitarbeiter 4 347<br />

101 - 250 Mitarbeiter 4 784<br />

mehr als 251 Mitarbeiter 0 0<br />

Insgesamt 40 1.636<br />

Insgesamt 130 6.869<br />

Quelle: Fraunhofer-Institut für Systemtechnik und Innovationsforschung 2001<br />

Nach Berechnungen der Fraunhofer Gesellschaft (2001)<br />

sind in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> rund 14.800 Beschäftigte<br />

in dem Bereich Biotechnologie und Medizintechnik tätig,<br />

das sind rund 2,8% der insgesamt 517.000 Beschäftigten<br />

in der <strong>Region</strong>. Die Beschäftigten teilen sich nahezu<br />

zu je 50% auf Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

auf. Von den 6.870 in Unternehmen beschäftigten<br />

Mitarbeitern entfallen 5.230 Mitarbeiter auf 90 Biotechnologieunternehmen,<br />

die verbleibenden 1.640 auf 40<br />

Unternehmen der Medizintechnik. Hinzu kommen rund<br />

8.000 Beschäftigte (davon 2.100 wissenschaftliche Mitarbeiter)<br />

in relevanten Forschungseinrichtungen wie die<br />

Medizinische Hochschule <strong>Hannover</strong> (MHH), Universität<br />

<strong>Hannover</strong> (UH), Tierärztliche Hochschule <strong>Hannover</strong><br />

(TiHo), das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung<br />

(Fraunhofer ITA) und das Institut für Tierzucht<br />

und Tierverhalten Mariensee der Bundesforschungsanstalt<br />

für Landwirtschaft.<br />

UNTERNEHMERISCHE SPEZIALISIERUNGSMUSTER<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zeichnet sich im Biotechnologiebereich<br />

durch eine hohe Spezialisierung aus. Schwerpunkte<br />

der Unternehmenstätigkeit liegen bei der Ent-<br />

11) vgl. BerliNews 2000<br />

12) vgl. FaKo 2001


178<br />

INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />

INI <strong>Hannover</strong>: International Neuroscience Institute<br />

wicklung von Diagnostika und Therapeutika (z.B. gentechnisch<br />

hergestellte Medikamente, Gentherapie, Gendiagnostik)<br />

sowie bei Bioinstrumenten (z.B. Geräte,<br />

Apparate, Verbrauchsmaterial für Biotechnologie).<br />

Relativ schwach vertreten ist die so genannte „grüne“<br />

Biotechnologie. Die dazu zählenden Unternehmen in<br />

den Bereichen Pflanzentechnologie (Pflanzenzucht,<br />

Pflanzenschutz, Methoden zur Verbreitung von Pflanzen)<br />

und Biotechnologie bei Tieren (Tierzucht, Tierproduktion,<br />

Veterinärwesen) beschäftigen sich bislang noch mit der<br />

Erforschung von Grundlagen. Defizite bestehen zudem<br />

in den Bereichen Plattformtechnologien und Bioprozesstechniken,<br />

in denen nur 12 Unternehmen tätig sind.<br />

Die Altersstruktur der Biotechnologieunternehmen wird<br />

von bereits länger bestehenden Betrieben geprägt. Rund<br />

40% der Unternehmen sind vor 1980 gegründet worden.<br />

Parallel zum Bundestrend konnte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in<br />

der zweiten Hälfte der 1980er Jahre eine kleine „Gründungswelle“<br />

verzeichnen, die Anfang der 1990er Jahre<br />

abebbte. Ab 1996 ist allerdings eine erneute Gründungsdynamik<br />

festzustellen; 19 Unternehmen sind seitdem<br />

dazugekommen. Die Biotechnologieunternehmen sind<br />

klein- bis mittelbetrieblich strukturiert. Rund drei Viertel der<br />

Unternehmen haben weniger als 50 Beschäftigte. Insgesamt<br />

lassen sich nur vier größere Unternehmen mit mehr<br />

als 250 Mitarbeiter in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> identifizieren,<br />

weitere sechs Unternehmen sind in der Unternehmensgrößenklasse<br />

101 bis 250 Mitarbeiter anzutreffen.<br />

Das wichtigste Biotechnologieunternehmen ist die Solvay<br />

Pharmaceuticals GmbH, die mehr als 300 Mitarbeiter in<br />

<strong>Hannover</strong> beschäftigt. Die Niederlassung <strong>Hannover</strong><br />

umfasst eines der beiden Pharmaforschungszentren von<br />

Solvay, das v.a. auf die Entwicklung neuer Medikamente<br />

gegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krankheiten<br />

des Magen-Darm-Traktes spezialisiert ist. Ein weiteres<br />

Großunternehmen ist die ehemalige Riedel-de-Hae .. n AG,<br />

die seit 1995 dem US-amerikanischen Honeywell-Konzern<br />

angehört und mehr als 900 Mitarbeiter beschäftigt.<br />

Neben einem Werk für Spezialchemikalien betreibt die<br />

Honeywell Specialty Chemicals Seelze GmbH ein Forschungszentrum,<br />

das spezielle Immunassays und andere<br />

Diagnostiksysteme entwickelt. Erfreulich positiv verläuft<br />

die Entwicklung der seit 1996 gegründeten Biotechnologieunternehmen.<br />

Unternehmen, wie z.B. Biovision und<br />

Adnagen, die in den Feldern Bioinstrumente, Plattformtechnologien<br />

und Diagnostika tätig sind, realisieren beeindruckende<br />

Wachstumsraten.<br />

Im Gegensatz zu den Biotechnologieunternehmen weisen<br />

die Unternehmen der Medizintechnik ein sehr weit<br />

gefächertes Tätigkeitsspektrum auf. Auffällig ist, dass bei<br />

fast der Hälfte der Unternehmen die geschäftlichen Aktivitäten<br />

außerhalb der Kernbereiche der Medizintechnik<br />

liegen. Innerhalb der Kernbereiche erfolgt eine Spezialisierung<br />

auf die Entwicklung und Produktion von Implantaten<br />

und Prothesen, chirurgische Instrumente bzw. Verfahren,<br />

die Endoskopie sowie physikalische Diagnostik.<br />

Allerdings ist die absolute Zahl der tätigen Unternehmen<br />

mit ein bis zwei je Teilbereich sehr gering.<br />

Die Medizintechnikunternehmen bestehen in der Regel<br />

seit über 20 Jahren. Ein Gründungsboom, vergleichbar<br />

mit dem der Biotechnologie, fand in der Medizintechnik<br />

nicht statt. Zwei Drittel der Unternehmen weisen weniger<br />

als 50 Beschäftigte auf, nur vier Unternehmen zählen<br />

mehr als 100 Mitarbeiter.<br />

INFRASTRUKTURELLE VORAUSSETZUNGEN<br />

Ausgangspunkt der Entwicklung eines biotechnologischen<br />

bzw. medizintechnischen Clusters in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> bildet der 1987 gegründete Medical Park<br />

<strong>Hannover</strong>, der sich in unmittelbarer Nähe zur Medizinischen<br />

Hochschule <strong>Hannover</strong> befindet. Das Umfeld der<br />

Medizinischen Hochschule <strong>Hannover</strong> fördert den intensiven<br />

Kontakt zwischen Wirtschaft und Wissenschaft und<br />

bietet einen optimalen Technologietransfer. Die Medical<br />

Park <strong>Hannover</strong> GmbH stellt in zwei Gebäuden ca.<br />

6.000 qm Labor- und Bürofläche zur Verfügung, die zurzeit<br />

alle vermietet sind. Die Labor- und Bürogebäude<br />

sind so konzipiert, dass der Einbau von nutzerspezifischen<br />

Laboreinrichtungen und -anschlüssen ohne weiteres<br />

möglich ist. Es werden in erster Linie junge Unternehmen<br />

aus den Bereichen Medizintechnik, Biomedizin,<br />

Biotechnologie und artverwandten Fachrichtungen angesprochen,<br />

die sich im Umfeld der Medizinischen Hochschule<br />

<strong>Hannover</strong>, des Medical Parks und aus der BioRegioN<br />

gegründet haben. Daneben bietet der Medical<br />

Park neben einem Hörsaal (115 Sitzplätze) mehrere<br />

Konferenz- und Seminarräume unterschiedlicher Größe<br />

zur Durchführung von Veranstaltungen, Tagungen und<br />

Präsentationen an.<br />

Die bereits ausgeschöpften Kapazitäten im Medical Park<br />

stellen allerdings einen wichtigen Engpassfaktor für die<br />

weitere Ansiedlung von Unternehmen der Biotechnologie<br />

bzw. Medizintechnik dar. Nach Einschätzung von<br />

befragten Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

wird das sehr eingeengte Angebot an kostengünstigen<br />

Laborflächen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als entscheidendes<br />

Hemmnis für die weitere Entwicklung dieser Unternehmen<br />

angesehen.<br />

BIOTECHNOLOGIE- BZW. MEDIZINTECHNIK-<br />

RELEVANTE BILDUNGS- UND FORSCHUNGS-<br />

EINRICHTUNGEN<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über zahlreiche Forschungseinrichtungen<br />

im Bereich Biotechnologie und Medizintechnik.<br />

Neben drei Universitäten (UH, MHH, TiHo) bilden<br />

das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung<br />

(ITA) sowie eine Einrichtung der Bundesforschungsanstalt<br />

für Landwirtschaft die wissenschaftliche<br />

Basis für den Life-Science-Bereich.<br />

An der UH haben die Fachbereiche Chemie, Biologie und<br />

Gartenbau unmittelbare Relevanz für den Bereich der Biotechnologie,<br />

weitere ergänzende Disziplinen sind die Physik,<br />

Informatik, Elektrotechnik und der Maschinenbau. Am<br />

Fachbereich Chemie ist vor allem der Forschungsschwerpunkt<br />

„Naturstoffchemie und Naturstofftechnologie“ besonders<br />

hervorzuheben. Die Forschungsarbeiten beschäftigen<br />

sich mit der Synthese, Biosynthese und Biotransformation<br />

von Wirkstoffen, mit nachwachsenden Rohstoffen<br />

und der dazugehörigen Analytik und mit der Bioprozesstechnik.<br />

Darunter fallen auch zahlreiche interdisziplinäre<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 179<br />

Forschungsprojekte, die gemeinsam mit der Medizin,<br />

Pharmakologie und Biotechnologie realisiert werden. Im<br />

engen Zusammenhang zu diesem Forschungsschwerpunkt<br />

steht das Graduiertenkolleg „Chemische und technische<br />

Grundlagen der Naturstofftransformation“, das ebenfalls<br />

zu dem Forschungsfeld Naturstoffchemie und Naturstofftechnologie<br />

zu zählen ist.<br />

Der Fachbereich Biologie hat durch gezielte Berufungen<br />

den Bereich Biotechnologie und Ökologie ausgebaut. Im<br />

Bereich Biotechnologie sind z.B. das Institut für Mikrobiologie,<br />

das Institut für Botanik und das Lehrgebiet<br />

Molekulargenetik zu nennen, die z.B. Mikroorganismen<br />

für technische Verfahren zur Lösung von Umweltproblemen,<br />

pflanzliche Zellkulturen zur Analyse von Modellgenen<br />

oder genetisch orientierte Strategien zur Verbesserung<br />

von ertragsrelevanten Eigenschaften von Nutzpflanzen<br />

entwickeln. Im Bereich Ökologie ist sowohl das<br />

Institut für Geobotanik als auch das Institut für Biophysik<br />

durch zahlreiche Forschungsprojekte vertreten. Dabei<br />

ergeben sich enge Verknüpfungen mit den Forschungsschwerpunkten<br />

des Fachbereiches Gartenbau, der ebenfalls<br />

Projekte zur Angewandten Ökologie, Molekularbiologie<br />

und Biotechnologie durchführt.<br />

Die MHH, die zu den wichtigen nationalen Standorten<br />

der medizinischen Versorgung zählt, weist Forschungsschwerpunkte<br />

in den Bereichen Transplantationsmedizin,<br />

Entzündungsforschung, lokale Infektionsabwehr, Public-<br />

Health- und Gesundheitssystemforschung sowie Lungenforschung<br />

auf.<br />

Die MHH leistete im Bereich der Transplantationsmedizin<br />

Pionierarbeit und führt bundesweit nach wie vor die<br />

meisten Transplantationen durch. Die herausragende<br />

Stellung der MHH in diesem Bereich soll u.a. durch den<br />

Aufbau eines Transplantationsforschungszentrums, die<br />

Errichtung eines Instituts für Grundlagenimmunologie<br />

sowie eine Forschergruppe „Xenotransplantation“ und<br />

eine Stiftungsprofessur auf dem Gebiet der Organtransplantation<br />

weiterhin gesichert werden. Darüber hinaus<br />

hat 2001 das durch das BMBF geförderte Kompetenzzentrum<br />

„Kardiovaskuläre Implantate“ seine Arbeit aufgenommen,<br />

das konventionelle Medizintechnik mit der<br />

Biotechnologie verbindet.<br />

Die Entzündungsforschung an der MHH steht im engen<br />

Zusammenhang mit dem von der DFG geförderten Sonderforschungsbereich<br />

(SFB) 244, der neue Ansätze und<br />

Lösungsmöglichkeiten für Ursachen und das Entstehen<br />

chronischer Erkrankungen erarbeitete. Die Forschungsarbeiten<br />

sollen in einem sich in der Antragsphase befindlichen<br />

SFB im Bereich der Zytokinforschung fortgesetzt<br />

werden. Der Ausbau des Zentrums für Zelltherapie und<br />

die Kooperation mit dem oben genannten Kompetenzzentrum<br />

stärkt diesen Forschungsschwerpunkt nachhaltig.<br />

Die lokale Infektionsabwehr steht im engen Zusammenhang<br />

mit den bislang genannten Forschungsschwerpunkten<br />

an der MHH. Ausgangspunkt für den Aufbau<br />

des Forschungsschwerpunktes war erneut ein SFB, der<br />

2001 endet und durch zwei geplante SFBs weitergeführt


180<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Die Deutsche Telekom in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> – Schrittmacher in der<br />

Kommunikations- und Informationstechnik<br />

Schon 1882 wurde in <strong>Hannover</strong> telefoniert. Seit<br />

dieser Zeit ist die Deutsche Telekom Schrittmacher für<br />

den Einsatz innovativer Kommunikationstechnologie.<br />

Heute steht in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> für über eine<br />

Million Kunden ein digitales Netz mit modernster<br />

Übertragungstechnik zur Verfügung.<br />

Die Deutsche Telekom<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> heute:<br />

• ca. 5.000 Arbeitsplätze<br />

• fast 200 Ausbildungsplätze<br />

• mehr als 1.500 Callcenter-Beschäftigte<br />

• 11 T-Punkte, 1 T-Punkt Megastore, 2 T-Punkte Business<br />

• Vollsortimenter mit über 5.500 Produkten:<br />

von der Telefonschnur bis zu firmenindividuellen<br />

Datennetzanwendungen inklusive Planung,<br />

Projektierung sowie Ausführung und Service vor Ort<br />

• Zentrum für spezielle Dienstleistungen wie „T-NetBox“<br />

(Anrufbeantworter im Festnetz), „T-Vote-Call“ (für die<br />

Zuschauer-Meinungsumfrage bei Fernsehsendungen)<br />

oder „Rechnung Online“ (elektronisches Abrechnungssystem<br />

der Deutschen Telekom)<br />

<strong>Hannover</strong> – eine besondere Herausforderung<br />

Für die EXPO 2000 und die Computermesse CeBIT<br />

wurde eines der weltweit leistungsfähigsten Campus-<br />

Netze geschaffen:<br />

Glasfaser, Internet, Highspeed-Datenkommunikation,<br />

Multimedia, interaktive Systeme u. v. m. – alles aus einer<br />

Hand, alles von einem kompetenten Partner, alles von<br />

der Deutschen Telekom.<br />

Vorteile im Wettbewerb<br />

Informationen müssen heute schneller, umfassender und<br />

sicherer verfügbar sein, um so Wettbewerbsvorteile auszubauen.<br />

Mit einer leistungsfähigen Vernetzung, mobiler<br />

Kommunikation und hoher Sicherheit stellen wir die volle<br />

Funktionsfähigkeit der volkswirtschaftlich so wichtigen<br />

Infrastrukturen sicher und schaffen somit wichtige Voraussetzungen<br />

für das Wirtschaftswachstum.<br />

Durch den nahezu flächendeckenden T-DSL Ausbau<br />

wurde das herkömmliche analoge Kupferkabelnetz in<br />

kürzester Zeit zu einer Datenautobahn. Damit eröffnet<br />

die Deutsche Telekom besonders mittelständischen Unternehmen<br />

die Möglichkeit, multimediale Kommunikation<br />

effektiver zu nutzen und neue Lösungen, Dienste und Anwendungen<br />

einzusetzen bzw. zu entwickeln.<br />

<strong>Hannover</strong>s Wahrzeichen,<br />

der 282,2 m hohe „Telemax“<br />

der Deutschen Telekom.<br />

Neue Chancen<br />

Ausbildung ohne Kommunikation ist undenkbar. Deshalb<br />

hat die Deutsche Telekom alle Schulen mit einem kostenlosen<br />

Internetanschluss auf Basis von T-ISDN und T-Online<br />

ausgestattet. Darüber hinaus wurden bundesweit fast<br />

30.000 Lehrerinnen und Lehrer in Telekom Seminaren<br />

„fit fürs Internet“ gemacht. Mit diesem Programm leistet<br />

die Deutsche Telekom einen Beitrag zur Chancenverbesserung<br />

für die gesamte heranwachsende Generation.<br />

Dieses Projekt ist beispielhaft für eine zukunftsweisende<br />

Kooperation – im Sinne gesellschaftlicher Verantwortung –<br />

mit der Politik.<br />

Was vor 120 Jahren mit dem Telefon begann, ist heute<br />

durch völlig neue Anforderungen geprägt. Nicht mehr<br />

die Sprache bestimmt die Kommunikation, sondern die<br />

Gewinnung, Verarbeitung und der Transport multimedialer<br />

Informationen.<br />

Bei allen Telekommunikations- und Informationsdiensten<br />

wird die Deutsche Telekom auch dem steigenden Sicherheitsbedürfnis<br />

im hohen Maße gerecht. „Public Key Services“,<br />

mit denen die digitale Signatur ermöglicht wird,<br />

oder „T-TeleSec Protection Services“, ein Firewall-<br />

System, sind nur einige Produkte aus einem Bündel wirksamer<br />

Maßnahmen. Sie führen zu einer steigenden Akzeptanz<br />

der elektronischen Dienstleistungen, wie E-Commerce,<br />

E-Health und E-Government.<br />

Aus diesem Grund ist die Deutsche Telekom der ideale<br />

Partner für Produkte und Lösungen der Kommunikationsund<br />

Informationstechnik.<br />

ADRESSE:<br />

Deutsche Telekom<br />

Vahrenwalder Straße 247<br />

30179 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: (0511) 3 33 - 0<br />

Fax: (0511) 3 33 - 60 60<br />

Internet: www.telekom.de<br />

werden soll. Hervorzuheben ist auch die bisherige und<br />

geplante enge Kooperation mit Wissenschaftlern anderer<br />

Arbeitsgebiete der MHH, der TiHo, des Fraunhofer<br />

ITA sowie der Gesellschaft für biotechnologische Forschung<br />

in Braunschweig. Ein europäisches Graduiertenkolleg<br />

und eine intensive Kooperation mit dem Fraunhofer<br />

ITA zum Aufbau einer gemeinsamen Abteilung für<br />

Inhalationstoxikologie/Inhalationsallergie unterstützen<br />

die Absichten, diesen Forschungsschwerpunkt langfristig<br />

zu etablieren.<br />

In den letzten Jahren hat sich an der MHH auch ein<br />

Schwerpunkt auf dem Gebiet der Lungenerkrankungen<br />

entwickelt. Die Basis dafür bildet das Zentrum zur Erforschung<br />

und Behandlung der Mukosviszidose, das ebenfalls<br />

eng mit dem Fraunhofer Institut ITA zusammenarbeitet.<br />

Beispiele für Projekte im Forschungsgebiet Public-<br />

Health- und Gesundheitssystemforschung sind die Weiterentwicklung<br />

einer Datenbasis „Evaluation medizinischer<br />

Verfahren und Technologien“ für die gesamte Bundesrepublik,<br />

der norddeutsche Forschungsverbund<br />

„Public Health“ sowie zahlreiche epidemiologische Studien<br />

und die Evaluation verschiedener therapeutischer<br />

oder präventiver Maßnahmen.<br />

Neben den genannten Forschungsschwerpunkten sind<br />

an der MHH weitere Aktivitäten angesiedelt, die gemeinsam<br />

mit anderen Hochschulen bzw. außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen durchgeführt werden. Zu<br />

nennen sind z.B. Unfallforschung, Hals-Nasen-Ohren-<br />

Heilkunde, Rheumatologie, Onkologie, Herz-Kreislaufund<br />

hirnorganische Erkrankungen.<br />

Weitere Forschungseinrichtungen, die sich in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft zur MHH befinden, sind die Leibniz-<br />

Forschungslaboratorien und das International Neuroscience<br />

Institute (INI). In den Leibniz-Forschungslaboratorien<br />

werden durch interdisziplinäre Grundlagenforschung,<br />

klinische Forschung und industrielle Kooperation<br />

Schwerpunkte in den Bereichen Biotechnologie und Organersatzsysteme<br />

gesetzt. Das INI widmet sich zukunftsweisenden<br />

Therapien im Gebiet der Neurowissenschaften.<br />

Ziel ist es, neue biologische und technische Verfahren<br />

zu entwickeln, mit deren Hilfe gestörte Funktionen<br />

des Nervensystems wiederhergestellt werden können.<br />

Die Tierärztliche Hochschule <strong>Hannover</strong> deckt ein breites<br />

Spektrum an Forschungsgebieten ab. Dabei konzentrieren<br />

sich die Forschungsarbeiten nicht nur auf Tiere, sondern<br />

auch auf die Beeinflussung der menschlichen<br />

Gesundheit durch Produkte tierischer Herkunft. 1994<br />

wurde zu diesem Zweck das Zentrum für Lebensmittelwissenschaften<br />

gegründet. Wissenschaftler der TiHo kooperieren<br />

eng mit Kollegen der MHH und anderen Forschungseinrichtungen.<br />

So sind z.B. die TiHo-Forscher an<br />

zwei SFBs mit der MHH, am Kompetenzzentrum „Kardiovaskuläre<br />

Implantate“ und an gemeinsamen Graduiertenkollegs<br />

beteiligt.<br />

Das Fraunhofer Institut für Toxikologie und Aerosolforschung<br />

widmet sich in drei Forschungsfeldern der Biotechnologie<br />

bzw. Medizintechnik. Dabei handelt es sich<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 181<br />

um präklinische Pharmaforschung und -entwicklung, klinische<br />

Inhalationsforschung, medizinische Biotechnologie<br />

und molekulare Medizin. Im Bereich der Pharmaforschung<br />

stellt das ITA Dienstleistungen und spezielle Forschungsangebote<br />

zur Verfügung, wie z.B. Entwicklung<br />

von Biochips, Wirkungs- und Nebenwirkungsscreening<br />

von potenziellen Wirkstoffkandidaten im HTS-System,<br />

pharmakologische und toxikologische Untersuchungen.<br />

Darüber hinaus können transgene Tiere oder Stammzellen<br />

für die autologe Tumortherapie hergestellt werden.<br />

2000 wurde ein Zentrum für klinische Inhalation eröffnet,<br />

das gemeinsam mit der MHH betrieben wird. Die medizinische<br />

Biotechnologie und die molekulare Medizin<br />

sind durch den Aufbau des Zentrums für Pharmaforschung<br />

und medizinische Biotechnologie gestärkt worden.<br />

Als Teil der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft<br />

stellt das Institut für Tierzucht und Tierverhalten Mariensee<br />

wissenschaftliche Grundlagen als Entscheidungshilfe<br />

für die Ernährungs-, Land- und Forstwirtschaft sowie Verbraucherpolitik<br />

bereit. In diesem Rahmen führt das Institut<br />

Forschungsprojekte bei landwirtschaftlichen Nutztieren<br />

durch, die in den Bereichen Genetik/genetische Ressourcen,<br />

Nutztierphysiologie, Biotechnologie, Prozessund<br />

Produktqualität angesiedelt sind.<br />

UMFELD- UND NACHFRAGEBEDINGUNGEN<br />

Wie auch im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie<br />

versuchen zahlreiche Institutionen im regionalen<br />

Umfeld, die Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

im Bereich Biotechnologie bzw. Medizintechnik<br />

zu unterstützen. Von besonderer Bedeutung sind die<br />

Niedersächsische Agentur für Technologietransfer und<br />

Innovation GmbH (NATI), die BioRegioN, die Investment<br />

Promotion Agency (IPA), das Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong>,<br />

das Erfinderzentrum Niedersachsen (EZN), die<br />

Technologietransferstelle der Universität <strong>Hannover</strong> und<br />

MHH sowie Beteiligungsgesellschaften.<br />

Die NATI übernimmt die Projektträgerschaft für verschiedene<br />

technologie- und innovationspolitische Maßnahmen<br />

des Landes und ist u.a. die Koordinierungs- und Geschäftsstelle<br />

des Innovationsnetzwerkes Niedersachsen<br />

AGTIF sowie Träger der BioRegioN. Zusätzlich nimmt<br />

die NATI Beratungsaufgaben der EU, wie z.B. das Euro<br />

Info Centre und das Innovation Relay Centre wahr.<br />

Die BioRegioN ist ein Zusammenschluss von wissenschaftlichen<br />

Einrichtungen, Unternehmen und Akteuren des Landes<br />

Niedersachsen im Bereich Biotechnologie. Seit 2001<br />

ist das BioRegioN-Netzwerk, das sich im Wesentlichen<br />

auf das Städtedreieck <strong>Hannover</strong> – Braunschweig – Göttingen<br />

erstreckt, mit der Bio<strong>Region</strong>NWN (Emden, Oldenburg,<br />

Wilhelmshaven) verschmolzen worden. Ziel der Bio-<br />

RegioN ist es, Kooperationen zwischen Wissenschaft und<br />

Unternehmen zu initiieren, um eine schnellere Vermarktung<br />

von Forschungsergebnissen zu ermöglichen. So berät<br />

die BioRegioN z.B. Existenzgründer, aber auch bestehende<br />

Unternehmen im Bereich Finanzierung und Management,<br />

vermittelt Kooperationspartner und übernimmt verschiedenste<br />

Arten der Öffentlichkeitsarbeit.


182<br />

INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />

Das Technologiezentrum <strong>Hannover</strong> unterstützt sowohl<br />

Existenzgründer als auch bestehende Unternehmen in<br />

den Bereichen Management und Innovation. Tätigkeitsschwerpunkte<br />

sind die Beratung und Finanzierung technologieorientierter<br />

Existenzgründer, Unterstützung bei<br />

der Übernahme von Unternehmen und Beratungsleistungen<br />

zur Finanzierung von Innovationsprojekten in mittelständischen<br />

Unternehmen.<br />

Das Erfinderzentrum Niedersachsen (EZN) unterstützt<br />

Erfinder aus Unternehmen, wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

und so genannte freie Erfinder bei der Beurteilung<br />

von Ideen zur Patentierung oder bei der Umsetzung von<br />

Erfindungen in marktfähige Produkte, Verfahren bzw.<br />

Dienstleistungen. Darüber hinaus bietet das EZN internationale<br />

Datenbankrecherchen sowie die Auswertung<br />

zu bereits bestehenden Schutzrechtsanmeldungen an.<br />

Die Technologietransferstelle der Universität <strong>Hannover</strong><br />

ist die zentrale Anlaufstelle für Angehörige der Universität,<br />

die eine kommerzielle Nutzung von Forschungsergebnissen<br />

anstreben. Besonders wichtig ist die Patentberatung<br />

und -verwertung sowie die Förderung von Existenzgründungen.<br />

Die Beurteilung der bestehenden Transfer- und Beratungseinrichtungen<br />

durch Unternehmen der Biotechnologie<br />

und Medizintechnik im Rahmen des Fraunhofer-Gutachtens<br />

zeigt, dass von Seiten der Wirtschaft ein dringender<br />

Verbesserungsbedarf besteht. So wurden in einigen<br />

Beratungseinrichtungen z.B. die fehlende „Praxisnähe“<br />

oder die „tatkräftige und effiziente Unterstützung<br />

bei Fragen der Unternehmensgründung und des -managements“<br />

bemängelt. Einige Biotechnologieunternehmen<br />

kritisierten auch die „Virtualität“ der bestehenden Netzwerke<br />

und zweifeln am Nutzen dieser Bemühungen. Im<br />

Gegensatz dazu beklagen die Unternehmen der Medizintechnik<br />

das Fehlen solcher Netzwerke.<br />

Die Bereitstellung von Risikokapital ist besonders für<br />

Unternehmen der Biotechnologie bzw. Medizintechnik<br />

wichtig, da von der Entwicklung bis zur Markteinführung<br />

neuer Produkte sehr hohe Kosten entstehen. Neun Beteiligungsgesellschaften<br />

investieren gezielt in Unternehmen<br />

der Life-Science-Branchen bzw. generell in technologieorientierte<br />

Unternehmen. Auf den Bereich der Biotechnologie<br />

haben sich insbesondere die Industrie Management<br />

Holding und die BioMed Venture AG spezialisiert.<br />

Zu nennen ist auch die <strong>Region</strong>ale Beteiligungsgesellschaft<br />

der Kreissparkasse <strong>Hannover</strong>, die u.a. Unternehmen<br />

aus den Bereichen Biotechnologie bzw. Medizintechnik<br />

unterstützt. Das Angebot an Risiko- und Beteiligungskapital<br />

wird von den interviewten Unternehmen<br />

als ausreichend eingestuft. Es besteht kein Mangel an<br />

Finanzierungsmöglichkeiten für die Unternehmensgründung<br />

und -expansion.<br />

Die Nachfragebedingungen stellen eine zentrale Voraussetzung<br />

für die Beurteilung eines Clusters dar. Besonders<br />

nachteilig wirkt sich das Fehlen eines führenden<br />

Pharma- bzw. Life-Science-Konzerns aus. Durch ihre Wettbewerbsfähigkeit<br />

können die Unternehmen dieses Defizit<br />

teilweise durch gezielte Kooperationen mit Großunternehmen<br />

außerhalb der <strong>Region</strong> kompensieren. Die Ergebnisse<br />

einer Befragung bei Unternehmen und Forschungseinrichtungen<br />

zeigt allerdings, dass die bislang schon<br />

erfreuliche Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und<br />

Unternehmen noch weiter ausgedehnt werden kann.<br />

Während in den Forschungseinrichtungen die Kooperationsbeziehungen<br />

zu anderen Forschungseinrichtungen<br />

dominieren, sind es in den Unternehmen vor allem die<br />

Kooperationsbeziehungen zu anderen Unternehmen.<br />

FAZIT – REALISTISCHE CHANCEN FÜR DIE<br />

WEITERENTWICKLUNG DES BIOTECHNOLOGIE-<br />

BZW. MEDIZINTECHNIKCLUSTERS IN DER<br />

REGION HANNOVER?<br />

Im Bereich der Biotechnologie bzw. Medizintechnik<br />

zählt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im nationalen Kontext bislang<br />

noch nicht zu den führenden Zentren des Landes.<br />

Dennoch weist die Analyse wichtiger Clusterelemente<br />

darauf hin, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Sinne von<br />

Rosenfelds Clustertypologie als potenzielles Cluster eingestuft<br />

werden kann. Die Stärke des Biotechnologiestandortes<br />

<strong>Hannover</strong> liegt eindeutig im Bereich der Entwicklung<br />

von Diagnostika und Therapeutika. Neben<br />

einer starken wissenschaftlichen Basis existiert eine<br />

Reihe von Unternehmen, die sich erfolgreich am Markt<br />

platzieren können. Eine Bestätigung der herausragenden<br />

Rolle der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in diesem Schwerpunkt<br />

spiegelt der Gewinn des mit 15,3 Mio. € dotierten Bio-<br />

Profil-Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung<br />

und Forschung (BMBF) für die weitere Stärkung des<br />

Standortes im Bereich „Verbesserte Diagnostik und Therapie“<br />

wider. Im Vordergrund des Interesses steht vor<br />

allem die verbesserte wirtschaftliche Umsetzung der Forschungsergebnisse,<br />

insbesondere für Existenzgründer 13 .<br />

In den anderen Bereichen der Biotechnologie sind Entwicklungspotenziale<br />

vorhanden, allerdings bestehen<br />

Defizite in der Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft.<br />

So lassen sich z.B. in den Bereichen der Pflanzentechnologie,<br />

in der Anwendung biotechnischer<br />

Methoden und Verfahren bei Tieren oder bei der Entwicklung<br />

von Plattformtechnologien vor allem in der Wissenschaft<br />

Kompetenzen identifizieren, denen keine<br />

Schwerpunkte auf der Unternehmensebene gegenüberstehen.<br />

Eine vergleichbare Situation lässt sich auch für<br />

den Bereich Medizintechnik feststellen. Die eindeutige<br />

Stärke der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> liegt bei den Forschungseinrichtungen<br />

im Bereich chirurgische Instrumente und<br />

Verfahren sowie Implantate und Prothesen. Dagegen<br />

sind unternehmerische Aktivitäten in diesem Bereich nur<br />

in einem sehr geringen Umfang zu beobachten.<br />

Mögliche Maßnahmen zur Stärkung des Biotechnologieund<br />

Medizintechnikclusters in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

sehen die Gutachter des Fraunhofer Instituts (2001) in<br />

folgenden Feldern:<br />

– Vernetzung und Koordinierung der Akteure: Um die bestehenden<br />

Potenziale im wissenschaftlichen Bereich<br />

stärker als bisher kommerziell zu nutzen, ist eine intensivere<br />

Vernetzung und Koordinierung der Akteure not-<br />

wendig. Die anstehende Neuausrichtung der Arbeit der<br />

neu formierten BioRegioN sollte Funktionen als zentrale<br />

Anlaufstelle für gesetzliche und untergesetzliche Bestimmungen<br />

für Biotechnologieunternehmen übernehmen.<br />

– Zusammenarbeit zwischen Akteuren: Die bereits zahlreich<br />

vorhandenen Kooperationen zwischen den Akteuren<br />

der Biotechnologie in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sollten<br />

durch den Ausbau der Zusammenarbeit zwischen<br />

den ansässigen Hochschulen intensiviert werden.<br />

– Unterstützung der kommerziellen Nutzung von Forschungsergebnissen:<br />

Die festzustellende Kommerzialisierungslücke<br />

in der Biotechnologie in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> sollte durch entsprechende Maßnahmen verringert<br />

werden. Leistungsfähige Transferstellen in den<br />

Hochschulen oder eine zentrale Einheit unterstützen<br />

die Mitarbeiter wissenschaftlicher Einrichtungen bei<br />

der Patentanmeldung. Die kommerzielle Umsetzung<br />

wissenschaftlicher Ergebnisse sollte zudem durch eine<br />

Unternehmensgründungsinitiative gefördert werden.<br />

Die geplante Änderung des Niedersächsischen Hochschulgesetzes<br />

schafft die rechtlichen Voraussetzungen<br />

für die direkte Beteiligung von Forschungseinrichtungen<br />

an Unternehmen. Zudem bereitet ein Förderprogramm<br />

für Existenzgründer aus Hochschulen und Forschungseinrichtungen<br />

diese auf die Unternehmensgründung<br />

vor.<br />

– Schaffung von Laborflächen und Geschäftsräumen:<br />

Für die Expansion der bestehenden Biotechnologieunternehmen<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, aber auch für<br />

Neugründungen ist die Beseitigung des Mangels an<br />

Laborflächen insbesondere in der Nähe zu Forschungseinrichtungen<br />

von entscheidender Bedeutung.<br />

Der Ausbau des Medical-Park-Geländes mit modernsten<br />

Laborgebäuden kann durch die Beteiligung der<br />

Stadt bzw. <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und des Landes Niedersachsen<br />

finanziert bzw. sichergestellt werden.<br />

– Personal/Qualifizierung: Um die Verfügbarkeit qualifizierten<br />

Personals dauerhaft gewährleisten zu können,<br />

sollten die Ausbildungskonzepte und -inhalte in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> den sich schnell wandelnden Anforderungen<br />

angepasst werden. Zudem sollte die Vermittlung<br />

wissenschaftlicher Methoden durch Management-<br />

und Unternehmenswissen ergänzt werden.<br />

Zusätzlich zu diesen Maßnahmen sollte die Außendarstellung<br />

des Biotechnologie- und Medizintechnikstandortes<br />

<strong>Hannover</strong> auf regionaler, nationaler und internationaler<br />

Ebene verbessert werden, um die Aufmerksamkeit<br />

z.B. international agierender Beteiligungsgesellschaften<br />

oder führender Pharma bzw. Life-Science-Konzerne zu<br />

gewinnen.<br />

12.4 Die Bedeutung der IuK-Wirtschaft in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

DIE IUK-REGION HANNOVER IM NATIONALEN<br />

UND REGIONALEN KONTEXT<br />

Innerhalb Niedersachsens ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> der<br />

führende IuK-Standort. Rund 62.000 sozialversicherungspflichtig<br />

Beschäftigte sind im Bereich der IuK-Wirtschaft<br />

in Niedersachsen tätig. Allein auf die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 183<br />

entfallen 53% der niedersächsischen IuK-Beschäftigten.<br />

Im Vergleich zum restlichen Niedersachsen ist in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine starke Konzentration im Bereich<br />

IuK-Technik, IuK-Dienstleistungen, Telekommunikation<br />

und Inhalte-Produzenten festzustellen (Übersicht 12-2).<br />

Die herausragende Stellung der <strong>Region</strong> innerhalb Niedersachsens<br />

lässt sich auch anhand der Umsatzsteuerstatistik<br />

belegen. 1998 waren 3.146 steuerpflichtige<br />

Unternehmen mit Umsätzen über 16.360 € in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> angesiedelt. Dies entsprach einem Anteil<br />

von 37% an den Unternehmen der niedersächsischen<br />

IuK-Wirtschaft 14 .<br />

Im Vergleich zu anderen Großstadtregionen Westdeutschlands<br />

relativiert sich die Position der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Gemessen an der absoluten Zahl der IuK-Beschäftigten<br />

liegt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im hinteren Mittelfeld.<br />

Der Verdichtungsraum München weist die höchste räumliche<br />

Konzentration von IuK-Beschäftigten auf, gefolgt<br />

von den Verdichtungsräumen Stuttgart, Rhein-Main,<br />

Hamburg und Berlin. Die Zahl der IuK-Beschäftigten in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist in etwa mit der der Verdichtungsräume<br />

Karlsruhe, Rhein-Neckar und Nürnberg vergleichbar.<br />

Die geringste Zahl von IuK-Beschäftigten ist in<br />

Bremen und Saarbrücken anzutreffen 15 (Übersicht 12-3).<br />

Zwischen den Verdichtungsräumen treten deutliche<br />

Unterschiede hinsichtlich ihrer Spezialisierungsmuster<br />

auf. Der Verdichtungsraum Stuttgart zeichnet sich durch<br />

eine hohe Konzentration von IuK-Beschäftigten im Bereich<br />

IuK-Technik (Hardware) aus. Der Verdichtungsraum<br />

München ist das bedeutendste Zentrum im Bereich IuK-<br />

Dienstleistungen; Berlin nimmt eine herausragende Position<br />

im Bereich Telekommunikation ein. Die wichtigsten<br />

Standorte der IuK-Inhalte-Produzenten sind München und<br />

Hamburg. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> kommt über eine Platzierung<br />

im Mittelfeld in den einzelnen IuK-Branchen<br />

nicht hinaus 16 (Abb. 12-3).<br />

SPEZIALISIERUNGSMUSTER<br />

DER LOKALEN WIRTSCHAFT<br />

Mithilfe des Lokalisationskoeffizienten, der sich aus dem<br />

Beschäftigtenanteil einer betrachteten Branche in einer<br />

<strong>Region</strong> dividiert durch den entsprechenden Anteil der<br />

betrachteten Branche im Bundesgebiet an der Gesamtbeschäftigung<br />

ergibt, lassen sich unterschiedliche räumliche<br />

Spezialisierungsmuster zwischen den westdeutschen<br />

Großstadtregionen identifizieren. Die höchste<br />

Spezialisierung im Bereich IuK-Wirtschaft weist im Hinblick<br />

auf die Beschäftigung der Verdichtungsraum München<br />

auf. Es folgen die Verdichtungsräume Stuttgart,<br />

Karlsruhe und Hamburg. Überraschenderweise liegt an<br />

fünfter Stelle der Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong>, der sich<br />

ebenfalls durch einen überdurchschnittlichen Besatz an<br />

IuK-Beschäftigten auszeichnet 17 .<br />

13) vgl. BMBF 2001<br />

14) vgl. NORD/LB 2001<br />

15) vgl. NORD/LB 2001, <strong>NIW</strong> 2000<br />

16) vgl. NORD/LB 2001<br />

17) vgl. NORD/LB 2001


184<br />

INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />

Übersicht<br />

12-2<br />

Beschäftigte der luK-Wirtschaft in Niedersachsen und der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

IuK-Technik<br />

IuK-Dienstleistungen<br />

Telekommunikation<br />

Inhalte-Produzenten<br />

IuK-Wirtschaft insgesamt<br />

Gesamtwirtschaft<br />

IuK-Technik<br />

IuK-Dienstleistungen<br />

Telekommunikation<br />

Inhalte-Produzenten<br />

IuK-Wirtschaft insgesamt<br />

Gesamtwirtschaft<br />

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit – Berechnungen der NORD/LB<br />

Die Lokalisationskoeffizienten der einzelnen Teilbranchen<br />

der IuK-Wirtschaft geben ein sehr differenziertes Spezialisierungsmuster<br />

der Verdichtungsräume wieder. In den<br />

IuK-Teilbereichen Telekommunikation, IuK-Dienstleistung<br />

und IuK-Technik weist der Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

einen hohen Spezialisierungsgrad auf. Im Bereich der<br />

Telekommunikation nimmt <strong>Hannover</strong> nach Berlin den<br />

zweiten Rang, im Bereich IuK-Dienstleistung den dritten<br />

und im Bereich IuK-Technik den fünften Rang im westdeutschen<br />

Vergleich ein. Stark unterdurchschnittlich ist<br />

der Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong> im IuK-Bereich Inhalte-<br />

Produzenten. An erster Stelle dieser Teilbranche liegen<br />

die Medienzentren München, Hamburg und Köln-Bonn 18 .<br />

Nach einer Studie des BAW (2000), die eine weitergehende<br />

Differenzierung der IuK-Branchen auf der räumlichen<br />

Ebene der Großstädte vornimmt, sind die wichtigsten<br />

IuK-Zentren Deutschlands die Städte Berlin, Hamburg,<br />

München, Köln und Frankfurt. Diese Städte können<br />

nahezu 60% der IuK-Beschäftigten auf sich vereinen. Die<br />

Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> liegt weit abgeschlagen.<br />

Bei einer Unterscheidung nach Branchen nimmt <strong>Hannover</strong><br />

allerdings im Bereich Software eine Spitzenposition<br />

innerhalb Deutschlands ein. Nach München und Dortmund<br />

errechnet sich für <strong>Hannover</strong> der dritthöchste Lokalisationskoeffizient.<br />

In den Bereichen Werbung und<br />

Radio/Fernsehen liegt die Landeshauptstadt im Mittelfeld<br />

des bundesdeutschen Großstädtevergleichs, im<br />

Bereich der Filmbranche dagegen nur auf dem vorletzten<br />

Platz der 20 Vergleichsstädte 19 .<br />

Sozialversicherungspflichtig Beschäftigte (30.6.2000) in<br />

Niedersachsen <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> + 2. Ring<br />

19.723<br />

18.861<br />

3.925<br />

19.074<br />

61.583<br />

2.436.007<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

100<br />

absolut<br />

6.817<br />

8.923<br />

1.748<br />

6.889<br />

24.377<br />

449.171<br />

Anteil an Niedersachsen in vH<br />

34,6<br />

47,3<br />

44,5<br />

36,1<br />

39,6<br />

18,4<br />

11.682<br />

9.877<br />

1.807<br />

9.055<br />

32.421<br />

778.371<br />

59,2<br />

52,4<br />

46,0<br />

47,5<br />

52,6<br />

32,0<br />

INFRASTRUKTURELLE VORAUSSETZUNGEN<br />

Die Keimzelle des geplanten IuK-Clusters in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> bildet der EXPO PARK HANNOVER, der rund<br />

57 ha des ehemaligen Weltausstellungsgeländes umfasst.<br />

In Kenntnis der Nachnutzungsprobleme vorangegangener<br />

Weltausstellungen (z.B. Sevilla, Vancouver)<br />

wurde das Gelände der EXPO 2000 von Anfang an<br />

unter dem Gesichtspunkt der Nachhaltigkeit entwickelt.<br />

Zentraler Bestandteil dabei war die Integration des Messegeländes<br />

der Deutschen Messe AG (rund 88 ha) in<br />

das 163 ha große Weltausstellungsgelände 20 .<br />

Der EXPO PARK, der östlich an das Messegelände grenzt,<br />

setzt sich aus der ehemaligen Expo-Plaza und dem sich<br />

daran anschließenden Expo-Gelände Ost zusammen.<br />

Die Expo-Plaza stellte den Mittelpunkt der Weltausstellung<br />

dar und wurde vom Deutschen Pavillon, der Preussag-Arena<br />

sowie von zwei westlich und östlich verlaufenden<br />

Gebäudezeilen umrahmt. Mit Ausnahme des<br />

Christus-Pavillons und des Expo-Theaters wurden alle<br />

Gebäude der Plaza als dauerhafte Gebäude errichtet.<br />

Das Expo-Ostgelände bestand aus 35 sowohl dauerhaften<br />

als auch temporären Pavillons. Bislang ist die konkrete<br />

Nachnutzung von 10 der 35 Pavillons gesichert,<br />

weitere sieben Pavillons scheinen zum jetzigen Zeitpunkt<br />

weiter genutzt zu werden. Definitiv abgebaut werden 15<br />

Pavillons, die neuen baulichen Nutzungen Platz<br />

machen. Damit verfügt der EXPO PARK noch über ausreichend<br />

Flächen für ansiedlungswillige Unternehmen 21 .<br />

Übersicht<br />

12-3<br />

Neben der Flächenverfügbarkeit stellen die infrastrukturellen<br />

Bedingungen eine notwendige Voraussetzung für<br />

die Ansiedlung von Betrieben der IuK-Wirtschaft dar.<br />

Anlässlich der Weltausstellung sind rund 1,53 Mrd. € in<br />

verkehrliche Infrastrukturmaßnahmen investiert worden,<br />

die v.a. die Leistungsfähigkeit des Straßensystems in und<br />

um das Messegelände und somit des EXPO PARKS entscheidend<br />

verbessert haben 22 . Zusätzlich ist das Gelände<br />

an das neue S-Bahn-System und das hannoversche<br />

Stadtbahnsystem angeschlossen worden. Vor dem Hintergrund<br />

des geplanten IuK-Clusters sind die getätigten<br />

Investitionen im Bereich der Telekommunikationsinfrastruktur<br />

hervorzuheben. Die Deutsche Telekom hat zur<br />

Expo den Standort <strong>Hannover</strong> zu einem der leistungsfähigsten<br />

Netzknoten der Bundesrepublik ausgebaut<br />

(Knotenpunkt für 16 Gbit/s-Verbindungen). Darüber hinaus<br />

wurde das Expo-Gelände mit einer der modernsten<br />

Campus-Universalnetze (Festnetz und Mobilfunk) ausgestattet.<br />

Dieses Netz steht auch nach der Expo für die<br />

CeBIT und für Unternehmensansiedlungen im EXPO<br />

PARK HANNOVER zur Verfügung.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 185<br />

Räumliche Konzentration der luK-Beschäftigten in westdeutschen Verdichtungsregionen<br />

Verdichtungs- luK-Wirtschaft luK-Technik luK-Dienst- Telekom- Inhalteraum<br />

insgesamt leistung munikation Produzenten<br />

Hamburg<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Bremen<br />

Bielefeld<br />

Ruhrgebiet<br />

Düsseldorf<br />

Wuppertal<br />

Köln-Bonn<br />

Aachen<br />

Rhein-Main<br />

Rhein-Neckar<br />

Karlsruhe<br />

Suttgart<br />

Nürnberg<br />

München<br />

Saarbrücken<br />

Berlin<br />

Leipzig<br />

Dresden<br />

Chemnitz<br />

Bundesgebiet<br />

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit – Berechnungen der NORD/LB<br />

Anteil eines Verdichtungsraumes an den luK-Beschäftigten des gesamten<br />

Bundesgebietes in der jeweiligen Branche in %<br />

6,9<br />

2,3<br />

1,1<br />

1,7<br />

4,3<br />

4,2<br />

1,3<br />

5,4<br />

1,4<br />

7,4<br />

2,8<br />

2,5<br />

6,3<br />

2,5<br />

9,7<br />

1,0<br />

6,9<br />

1,2<br />

1,7<br />

0,5<br />

100<br />

2,9<br />

2,4<br />

0,3<br />

1,1<br />

3,9<br />

4,4<br />

2,3<br />

2,4<br />

2,5<br />

5,2<br />

2,0<br />

2,2<br />

8,7<br />

3,3<br />

7,9<br />

0,4<br />

4,4<br />

0,4<br />

3,4<br />

0,5<br />

100<br />

6,4<br />

3,0<br />

1,3<br />

2,0<br />

5,9<br />

4,3<br />

0,8<br />

5,1<br />

1,5<br />

9,4<br />

5,6<br />

2,7<br />

6,3<br />

2,4<br />

11,3<br />

1,7<br />

5,7<br />

0,9<br />

1,0<br />

0,5<br />

100<br />

6,7<br />

2,1<br />

1,2<br />

1,7<br />

3,6<br />

2,2<br />

1,1<br />

4,5<br />

1,1<br />

5,5<br />

1,4<br />

1,7<br />

3,8<br />

1,4<br />

5,2<br />

0,1<br />

14,4<br />

3,5<br />

3,2<br />

1,5<br />

100<br />

10,3<br />

1,8<br />

1,4<br />

1,9<br />

3,6<br />

4,4<br />

1,1<br />

8,1<br />

0,5<br />

7,8<br />

1,6<br />

2,8<br />

5,1<br />

2,2<br />

10,7<br />

1,0<br />

8,0<br />

1,7<br />

0,7<br />

0,4<br />

100<br />

IUK-RELEVANTE BILDUNGS- UND FORSCHUNGS-<br />

EINRICHTUNGEN<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über zahlreiche universitäre<br />

bzw. außeruniversitäre Forschungs- sowie Bildungseinrichtungen,<br />

die z.T. internationale Reputation besitzen.<br />

Innerhalb der Hochschulen zeigt sich eine Spezialisierung<br />

auf den Bereich Elektrotechnik, der v.a. auf IuK-<br />

Technik (Hardware-Produktion) ausgerichtet ist. An der<br />

Fachhochschule <strong>Hannover</strong>, der Hochschule für Musik<br />

und Theater in <strong>Hannover</strong>, der Fachhochschule Hildesheim,<br />

Holzminden, Göttingen in Hildesheim sind Studiengänge<br />

vertreten, die dem IuK-Bereich Inhalte (Gestaltung,<br />

Kunst, Publizistik) zuzuordnen sind 23 .<br />

18) vgl. NORD/LB 2001<br />

19) vgl. NORD/LB 2001<br />

20) vgl. NORD/LB, <strong>NIW</strong>, Universität <strong>Hannover</strong> 2001<br />

21) vgl. NORD/LB, <strong>NIW</strong>, Universität <strong>Hannover</strong> 2001<br />

22) vgl. NORD/LB, <strong>NIW</strong>, Universität <strong>Hannover</strong> 2001<br />

23) vgl. NORD/LB 2001, <strong>NIW</strong> 2000


186<br />

INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />

Abb. 12-3 Verteilung der IuK-Beschäftigten in den Verdichtungsräumen 1998<br />

Düsseldorf<br />

Aachen<br />

Anzahl<br />

luK-Technik<br />

luK-Dienstleistungen<br />

Telekommunikation<br />

Inhalte-Produzenten<br />

Köln/Bonn<br />

80.000<br />

50.000<br />

20.000<br />

Wuppertal<br />

Saarbrücken<br />

Karlsruhe<br />

Ruhrgebiet<br />

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit – Berechnungen der NORD/LB<br />

Bielefeld<br />

Bremen<br />

Rhein-Main<br />

Rhein-Neckar<br />

Stuttgart<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Hamburg<br />

Nürnberg<br />

Leipzig<br />

Chemnitz<br />

München<br />

Berlin<br />

Dresden<br />

Die Universität <strong>Hannover</strong>, die bislang noch keinen Fachbereich<br />

Informatik eingerichtet hat, führte zum WS<br />

2000/2001 den Studiengang „Angewandte Informatik“<br />

ein. Zu den IuK-relevanten Forschungseinrichtungen der<br />

Universität <strong>Hannover</strong> zählt das Institut für Allgemeine<br />

Nachrichtentechnik, das Institut für Informatik, das Institut<br />

für theoretische Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung,<br />

das Institut für Wirtschaftsinformatik, das<br />

Laboratorium für Informationstechnologie, das <strong>Region</strong>ale<br />

Rechenzentrum Niedersachsen und das Lehrgebiet für<br />

Rechnernetze und verteilte Systeme. Inhaltliche und technische<br />

Schwerpunkte sind vor allem in der 3D-Technik<br />

und -Gestaltung (automatische Bildinterpretation, Integration<br />

virtueller und realer Szenen für Film- und Fernsehproduktionen,<br />

Datenvisualisierung und 3D-Übertragungen)<br />

festzustellen. In diesem Bereich nimmt die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> nach einer Studie von Grau/Broszio<br />

(1999) eine Spitzenposition in Deutschland ein 24 .<br />

Die Fachhochschule <strong>Hannover</strong> verfügt über einen Fachbereich<br />

Informations- und Kommunikationswesen, an dem<br />

seit dem WS 1999/2000 die Studiengänge „Public Relations/Öffentlichkeitsarbeit“<br />

und Journalistik angesiedelt<br />

sind. Die Universität Hildesheim etablierte im April 2001<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 187<br />

Abb. 12-4 Räumliche Spezialisierung in der luK-Wirtschaft in westdeutschen Verdichtungsräumen<br />

nach Teilbranchen 1998<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

Lokalisationskoeffizient: Beschäftigungsanteil einer Teilbranche in einem Verdichtungsraum dividiert durch<br />

den bundesdurchschnittlichen Anteil dieser Teilbranche an der Gesamtbeschäftigung<br />

luK–Technik<br />

Dresden<br />

Stuttgart<br />

Aachen<br />

München<br />

Nürnberg<br />

Karlsruhe<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Düsseldorf<br />

Wuppertal<br />

Bundesgebiet<br />

Rhein-Main<br />

Rhein–Neckar<br />

Ruhrgebiet<br />

Berlin<br />

Hamburg<br />

Köln–Bonn<br />

Bielefeld<br />

Chemnitz<br />

Saarbrücken<br />

Leipzig<br />

Bremen<br />

Telekommunikation<br />

Leipzig<br />

Berlin<br />

Dresden<br />

Hamburg<br />

München<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Karlsruhe<br />

Chemnitz<br />

Köln–Bonn<br />

Rhein-Main<br />

Stuttgart<br />

Bundesgebiet<br />

Aachen<br />

Bremen<br />

Bielefeld<br />

Nürnberg<br />

Ruhrgebiet<br />

Düsseldorf<br />

Rhein–Neckar<br />

Wuppertal<br />

Saarbrücken<br />

Quelle: Bundesanstalt für Arbeit – Berechnungen der NORD/LB<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

3,0<br />

2,5<br />

2,0<br />

1,5<br />

1,0<br />

0,5<br />

0,0<br />

den Fachbereich Informations- und Kommunikationswissenschaften,<br />

der im Studiengang „Informationsmanagement<br />

und Informationstechnologie“ die Bereiche Informationstechnologie,<br />

Betriebswirtschaft/Management und Informationswissenschaft<br />

bündelt. Darüber hinaus finden sich<br />

in der Universität Hildesheim zahlreiche IuK-relevante<br />

Institute, wie z.B. das Institut für Mathematik und Angewandte<br />

Informatik, das Institut für Physik und Technische<br />

Informatik sowie das Institut für Multimedia, Bildungstechnologie,<br />

Informationsmanagement und Telekooperation 25 .<br />

Während das technologische Potenzial an den regionalen<br />

Hochschulen, besonders auch unter Einbezug der<br />

IuK-relevanten Fachbereiche der Standorte Braunschweig<br />

und Göttingen, als relativ günstig eingestuft<br />

werden kann, ist bei außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

hingegen ein Defizit auszumachen. Nur die<br />

SCIWORX GmbH, die aus der SICAN-Gruppe hervorgegangen<br />

und u.a. auf den Bereich leistungsfähiger<br />

Videokonferenzsysteme spezialisiert ist, sowie das Pon-<br />

24) vgl. Irmer 2000<br />

25) vgl. NORD/LB 2001, Irmer 2000<br />

luK-Dienstleistungen<br />

München<br />

Rhein–Neckar<br />

Karlsruhe<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Rhein-Main<br />

Stuttgart<br />

Hamburg<br />

Aachen<br />

Saarbrücken<br />

Köln–Bonn<br />

Nürnberg<br />

Düsseldorf<br />

Ruhrgebiet<br />

Bundesgebiet<br />

Berlin<br />

Bielefeld<br />

Bremen<br />

Dresden<br />

Leipzig<br />

Chemnitz<br />

Wuppertal<br />

Inhalte-Produzenten<br />

München<br />

Hamburg<br />

Karlsruhe<br />

Köln–Bonn<br />

Rhein-Main<br />

Stuttgart<br />

Berlin<br />

Leipzig<br />

Düsseldorf<br />

Nürnberg<br />

<strong>Hannover</strong><br />

Bundesgebiet<br />

Bremen<br />

Bielefeld<br />

Saarbrücken<br />

Ruhrgebiet<br />

Rhein–Neckar<br />

Wuppertal<br />

Dresden<br />

Aachen<br />

Chemnitz


188<br />

INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />

ton European Art Lab, das sich überwiegend mit Web-<br />

Design und virtuellen Lernwelten beschäftigt, sind als private<br />

Forschungseinrichtungen einzustufen.<br />

Auf dem EXPO PARK HANNOVER konnten bereits zahlreiche<br />

IuK-relevante Forschungs- und Bildungseinrichtungen<br />

angesiedelt werden. Unter dem Dach des Kurt-Schwitters-Forums<br />

entstehen im ehemaligen Deutschen Pavillon<br />

die Fachhochschule für Medien und Design und Einrichtungen<br />

der Hochschule für Musik und Theater (Studiengänge<br />

Schauspiel, Jazz, Rock, Pop, Medienmanagement).<br />

Zusätzlich gründet das Land Niedersachsen<br />

die Berufsbildende Schule für Multimedia, die bis zu<br />

3.000 Berufsschüler aufnehmen kann. Weitere IuK-relevante<br />

Einrichtungen sind die Leibniz-Akademie <strong>Hannover</strong><br />

als Bildungseinrichtung für Medienberufe mit rund<br />

300 Studierenden und das Learning Lab Lower Saxony<br />

(Forschungskooperation zwischen der Universität <strong>Hannover</strong>,<br />

TU Braunschweig, University of Stanford, Hochschule<br />

für Bildende Künste in Braunschweig) 26 .<br />

UMFELD- UND NACHFRAGEBEDINGUNGEN<br />

Eine wichtige Rahmenbedingung für funktionierende<br />

Cluster ist der unterstützende Einfluss politischer Entscheidungsträger.<br />

Sowohl auf Landes- als auch auf lokaler<br />

Ebene sind zahlreiche Initiativen ins Leben gerufen<br />

worden, die die IuK-Wirtschaft in Niedersachsen zu fördern<br />

versuchen. Besonders hervorzuheben sind die<br />

1995 beschlossene Multimedia-Initiative des Landes<br />

Niedersachsen und die vom Technologiezentrum <strong>Hannover</strong><br />

1997 gegründete Zukunftsfabrik Kommunikation,<br />

ein Diskussionsforum für die IuK-Wirtschaft. Nicht zu vernachlässigen<br />

ist auch die Rolle der EXPO 2000, durch<br />

die ebenfalls eine Reihe von IuK-Pilotprojekten angestoßen<br />

worden ist. Zu nennen sind IuK-Projekte in den<br />

Bereichen Verkehrstelematik, Telemedizin und Medizintechnik<br />

sowie Kultur und Bildung 27 .<br />

Der Bereich Verkehrstelematik knüpft sehr gut an die<br />

wirtschaftsstrukturellen und verkehrsgeographischen<br />

Bedingungen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> an. Erste Kompetenzen<br />

in diesem Bereich entstanden Anfang der 90er<br />

Jahre bei der Entwicklung von Fahrplanauskunftssystemen<br />

(EFA). Hervorzuheben ist die Entwicklung und Einführung<br />

des Verkehrsmanagementsystems „move“ (Mobilität<br />

und Verantwortung) als Exponat der EXPO 2000.<br />

Dieses integrierte Verkehrsleit-, Informations- und Kommunikationssystem<br />

stellt durch die Verknüpfung unterschiedlicher<br />

Verkehrsträger und Telematikfelder eine IuKtechnische<br />

Innovation dar 28 .<br />

Die IuK-Projekte im Bereich Telemedizin und Medizintechnik<br />

stehen im engen Zusammenhang mit den zahlreichen<br />

medizinischen Einrichtungen wie z.B. der Medizinischen<br />

Hochschule <strong>Hannover</strong>. Stellvertretend für viele<br />

andere Projekte soll an dieser Stelle nur kurz auf den<br />

Aufbau eines landesweiten Gesundheitsinformationsnetzwerkes<br />

eingegangen werden. Über Videokommunikationsvernetzung<br />

soll medizinischen Akteuren klinisches<br />

Wissen online zugänglich gemacht werden und dadurch<br />

eine Vernetzung der Bereiche Diagnostik und Weiterbil-<br />

dung erfolgen. Technologische Herausforderungen ergeben<br />

sich bei der digitalen Bildverarbeitung. Röntgenbilder<br />

und radiologische Bilder müssen ohne Qualitätsverlust<br />

in digitales Bildmaterial übertragen werden.<br />

Innovative Ansätze zur Nutzung der IuK-Technik bestehen<br />

auch in den Einsatzbereichen Kultur und Bildung. Geförderte<br />

Projekte sind z.B. Kultur- und Jugendnetze sowie -server,<br />

der HOBSY-Bibliotheksverbund, das Medienhaus für<br />

Kunst und Kultur <strong>Hannover</strong> und die Multimedia-Werkstatt<br />

„KunstWerk“ der Kunstschule 29 . Für Floeting/Grabow<br />

(1999) ergeben sich gerade in diesem Bereich deutliche<br />

Alleinstellungsmerkmale gegenüber anderen <strong>Region</strong>en.<br />

Ein weiteres positives Signal geht vom Standortmarketing<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> aus, das das bereits beschriebene<br />

Label der „CeBIT-City“ nutzt, um die <strong>Region</strong> als IuK-<br />

Standort zu positionieren. Die CeBIT ist ein markantes<br />

Unterscheidungsmerkmal im Vergleich zu anderen Standorten<br />

der IuK-Wirtschaft und verhilft der <strong>Region</strong> zu einem<br />

einzigartigen Profil.<br />

Nach Porter (1998a) hängt die Entwicklung eines Clusters<br />

entscheidend vom regionalen Nachfragepotenzial<br />

ab. <strong>Region</strong>alspezifische Anwendungspotenziale und<br />

damit Ansatzpunkte für die IuK-Wirtschaft ergeben sich<br />

sowohl im Dienstleistungssektor als auch im Verarbeitenden<br />

Gewerbe der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

weist innerhalb der deutschen Verdichtungsräume<br />

die höchste Dienstleistungsorientierung auf. 1997 lag<br />

der Anteil der im Dienstleistungssektor Beschäftigten bei<br />

74%, wobei der öffentliche Bereich eine dominierende<br />

Rolle einnimmt 30 . Floeting/Grabow (1999) sehen durch<br />

die Rationalisierungsmaßnahmen im Dienstleistungsbereich,<br />

insbesondere im öffentlichen Sektor, eine erhöhte<br />

Nachfrage nach IuK-Produkten. Wichtige Nachfrageimpulse<br />

ergeben sich zusätzlich im Bereich der Finanzdienstleistungen,<br />

insbesondere des Versicherungsgewerbes,<br />

und des Messewesens, bei denen die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

umsatzstarke Unternehmen aufzuweisen hat. Die<br />

industrielle Spezialisierung auf die Automobilindustrie<br />

und deren Zulieferbranchen stellt nach Grau/Broszio<br />

(1999) ein wichtiges Abnehmerpotenzial vor allem im<br />

Bereich der virtuellen Prototypen und der Daten- und Prozessvisualisierung<br />

dar.<br />

Trotz dieser zahlreichen regionalpolitischen Maßnahmen<br />

und der beschriebenen Marktpotenziale zeigen die<br />

Ergebnisse einer Betriebsbefragung, die zwischen<br />

Dezember 1999 und März 2000 unter der wissenschaftlichen<br />

Begleitung der Abteilung Wirtschaftsgeographie<br />

der Universität <strong>Hannover</strong> von der NORD/LB durchgeführt<br />

worden ist, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nach wie vor<br />

Defizite bei wichtigen Clusterelementen aufzuweisen hat<br />

(Übersicht 12-4). Befragt nach einer Einschätzung unterschiedlicher<br />

Standortfaktoren fällt die Beurteilung der<br />

Verkehrsanbindung, der Verfügbarkeit von Gewerbeund<br />

Büroflächen sowie der kommunikationstechnischen<br />

Infrastruktur überwiegend positiv aus. Auch weiche<br />

Standortfaktoren, wie z.B. die Umwelt- und Wohnqualität<br />

sowie das Kulturangebot, werden von den Betrieben<br />

der IuK-Wirtschaft gut benotet 31 .<br />

Übersicht<br />

12-4<br />

Quelle: NORD/LB 2001<br />

Bewertung von Standortfaktoren<br />

Zentrale Voraussetzungen für ein funktionierendes Cluster<br />

werden allerdings durch die hannoversche IuK-Wirtschaft<br />

als schlecht eingestuft. Nach Ansicht der befragten<br />

IuK-Betriebe besteht ein dringender Handlungsbedarf<br />

bei der Verfügbarkeit von qualifiziertem Personal,<br />

der Kooperation mit Verwaltung, Bildungs-, Beratungsund<br />

Transfereinrichtungen sowie der Nähe zu Abnehmern,<br />

Zulieferern und FuE-Einrichtungen. Auch die<br />

schlechte Beurteilung des Standortimages liefert trotz der<br />

genannten Bemühungen Grund für Verbesserungen 32 .<br />

FAZIT – REALISTISCHE CHANCEN FÜR DIE<br />

ETABLIERUNG EINES IUK-CLUSTERS IN DER REGION<br />

HANNOVER?<br />

Zwar ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in Niedersachsen der<br />

bedeutendste Standort für Betriebe der IuK-Wirtschaft.<br />

Innerhalb Deutschlands gehört die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

allerdings nicht zu den führenden IuK-Standorten. Die<br />

Analyse der clusterdeterminierenden Faktoren lässt den<br />

Schluss zu, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in Anlehnung an<br />

Rosenfelds Clustertypologie als Cluster mit Entwicklungspotenzial<br />

einzustufen ist.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 189<br />

Standortfaktoren Bewertung<br />

(Saldo aus der Anzahl der Betriebe, die den Standortfaktor<br />

sehr gut bzw. gut beurteilen und der Anzahl der Betriebe,<br />

die den Standortfaktor als mangelhaft bzw. schlecht beurteilen)<br />

Verkehrsanbindung 50<br />

Gewerbe-/Büroflächen 37<br />

Kommunikationstechnische Infrastruktur 29<br />

Umweltqualität 29<br />

Wohnungsmarkt 22<br />

Kulturangebot 12<br />

Qualifizierte Arbeitskräfte 6<br />

Image 4<br />

Nähe zu Abnehmern 2<br />

Transportgewerbe -1<br />

Bildungseinrichtungen -10<br />

Kooperationsmöglichkeiten in der <strong>Region</strong> -12<br />

Steuern, Abgaben -16<br />

Nähe zu FuE-Einrichtungen -18<br />

Nähe zu Zulieferern -20<br />

Kooperation mit Verwaltung -23<br />

Beratungs- und Transfereinrichtungen -25<br />

Aufgrund ihres Spezialisierungsmusters besitzt die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> durchaus gute Positionierungschancen in<br />

einzelnen IuK-Bereichen, vor allem im IuK-Bereich Dienstleistungen/Software<br />

und IuK-Technik. Die relativ hohe<br />

Zahl von Beschäftigten in diesem Bereichen deutet auf<br />

bereits vorhandenes qualifiziertes Humankapital hin,<br />

das über wettbewerbsfähige Kompetenzen verfügt. Die<br />

technologische Basis, entscheidend durch die Universität<br />

<strong>Hannover</strong> geprägt, sichert vor allem im Bereich 3D-Technik<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> große Know-how- und Entwicklungsvorsprünge.<br />

Wie auch Blömer/Broszio/Grau<br />

(2000) in ihrem Gutachten zu möglichen IuK-Potenzialen<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> festhalten, wäre es sinnvoll,<br />

(Pilot-)Projekte mit dem Ziel der Entwicklung praxisorientierter<br />

Anwendungslösungen aufzulegen.<br />

26) vgl. NORD/LB, <strong>NIW</strong>, Universität <strong>Hannover</strong> 2001<br />

27) vgl. NORD/LB 2001<br />

28) vgl. Floeting/Grabow 1999<br />

29) vgl. Irmer 2000<br />

30) vgl. <strong>NIW</strong>, NORD/LB 2000<br />

31) vgl. NORD/LB 2001<br />

32) vgl. NORD/LB 2001, Irmer 2000


190<br />

INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />

Übersicht<br />

12-5<br />

Wissens- und Technologietransfereinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Überblick<br />

• Die Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> (TCH) GmbH fungiert zum einen als Gesellschaft für<br />

Management- und Innovationsberatung und zum anderen als Gründerzentrum und<br />

Innovationsberatungsstelle. Bis zu 5 Jahre lang haben innovative, technologieorientierte<br />

Unternehmensgründer die Möglichkeit, sich als Mieter anzusiedeln. Die TCH GmbH bietet eine<br />

Vielzahl von Dienstleistungen an. Die Tätigkeitsfelder reichen von Beratungen zu Innovationsfördermöglichkeiten<br />

über Existenzgründungsseminare bis hin zu umfassenden Internet-Dienstleistungen<br />

inklusive E-Business/IT-Beratung. Diese Angebote richten sich an alle Unternehmen<br />

und Institutionen der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> und Norddeutschlands, aber auch an die im Hause ansässigen<br />

Existenzgründer.<br />

• Die Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> bietet spezifische Dienstleistungen im Technologietransfer<br />

u.a. im Bereich der Innovationsberatung für Handwerksunternehmen, der Koordinierung von<br />

Pilotprojekten für Handwerksbranchen und der Betreuung von Kooperationsvorhaben mit<br />

Forschungseinrichtungen an. Darüber hinaus berät sie bei Existenzgründungsvorhaben, bei der<br />

Entwicklung von Marketingkonzepten und zu Umweltschutzfragen im Handwerk. Zielgruppe der<br />

Handwerkskammer sind alle Handwerksunternehmen.<br />

• Die Industrie- und Handelskammer <strong>Hannover</strong>-Hildesheim leistet u.a. Kontaktvermittlung zu<br />

Experten in Unternehmen, Hochschulen und Forschungseinrichtungen, innovationsorientierte<br />

Kooperationsförderung sowie Förder- und Erfinderberatung. Zielgruppe der IHK sind Unternehmen<br />

sowie Existenzgründer und Erfinder aus der <strong>Region</strong>.<br />

• Das RKW Nord Rationalisierungs- und Innovationszentrum der Deutschen Wirtschaft e.V. bietet<br />

mittelständischen Unternehmen ziel- und erfolgsorientierte Beratung, praxisbezogene Weiterbildung,<br />

unternehmensspezifische Qualifizierung, Arbeitskreise und Erfahrungsaustauschgruppen. In<br />

vielen Fällen wird das RKW-Angebot durch staatliche Förderung verbilligt. Die Beratungsschwerpunkte<br />

sind u.a. Existenzgründung, Existenzaufbau und -sicherung, Unternehmensnachfolge,<br />

integrierte Management-Systeme (Qualität und Umwelt), Außenwirtschaft, betriebswirtschaftliche<br />

und organisationsoptimierende Beratung. Die Personalentwicklungs- und Qualifizierungsmaßnahmen<br />

in Unternehmen konzentrieren sich auf Marketing/Vertrieb, Unternehmensführung und Managementtechniken,<br />

Teamtraining und Gruppenarbeit.<br />

• Das Erfinderzentrum Norddeutschland GmbH (EZN) bietet Dienstleistungen im Bereich der<br />

Bewertung und Begutachtung von Innovationen, Technologien und Erfindungen zur realistischen<br />

Einschätzung des technologischen und kommerziellen Potenzials an. Darüber hinaus unterstützt<br />

und betreut das EZN bei Lizenzverhandlungen, bei der Pflege von Lizenzverträgen und bei der<br />

Lösung technischer Probleme. Zielgruppe sind kleine und mittlere Unternehmen sowie Wissenschaftler<br />

und Mitarbeiter von Universitäten, Fachhochschulen und Forschungseinrichtungen sowie freie<br />

Erfinder.<br />

• Die Technologieberatungsstelle beim DGB Niedersachsen e.V. (TBS Niedersachsen) hat den<br />

Auftrag, technologische, soziale und ökologische Modernisierungsprozesse im Bereich der<br />

niedersächsischen Klein- und Mittelbetriebe zu unterstützen. Die TBS Niedersachsen berät, schult<br />

und informiert Unternehmen und Arbeitnehmer sowie deren Interessenvertretungen. Die<br />

Beratungsfälle der TBS Niedersachsen liegen u.a. im Bereich der Gruppenarbeit, IT-Systemeinführung,<br />

der Organisationsentwicklung, des Qualitätsmanagements, der Arbeitssicherheit und der<br />

Arbeitsplatzgestaltung sowie im Bereich des Gesundheitsschutzes und des Umweltmanagements.<br />

Zielgruppe der TBS Niedersachsen sind Arbeitnehmer, Personal- und Betriebsräte sowie Fachund<br />

Führungskräfte aus der Privatwirtschaft und aus öffentlichen Institutionen.<br />

• Die tbo-Beratung (technologie- und beteiligungsorientierte Organisationsberatung für<br />

Arbeitnehmer/innen beim DGB-Kreis <strong>Hannover</strong>) informiert, berät und qualifiziert Personen und<br />

Gruppen, die von der Einführung und Nutzung von Informations- und Kommunikationstechniken<br />

sowie von der Änderung von Organisations- oder Managementkonzepten betroffen sind.<br />

Schwerpunkte der Transferdienstleistungen liegen im Bereich der Unterstützung bei Projektmanagement<br />

von betrieblichen Veränderungsprozessen, der Beratung beim Einsatz moderner IuK-<br />

Technologien und der Moderation von Beteiligungsprozessen. Zielgruppe der tbo-Beratung sind<br />

Beschäftigte und ihre Interessenvertretung sowie interessierte Bürger in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Übersicht<br />

12-5<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 191<br />

Wissens- und Technologietransfereinrichtungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Überblick<br />

• Die Niedersächsische Agentur für Technologietransfer und Innovation (NATI) GmbH nimmt die<br />

Geschäftsstellenfunktion für das Innovationsnetzwerk Niedersachsen (AGTIF) wahr. Das<br />

Innovationsnetzwerk ist ein Zusammenschluss von rund 200 Partnern verschiedener Institutionen<br />

in Niedersachsen. Im Rahmen ihres Dienstleistungsangebotes berät und unterstützt die NATI<br />

GmbH kleine und mittlere Unternehmen in Niedersachsen auf den Gebieten Technologietransfer,<br />

Innovation, Information, Kooperation, Förderprogramme und in europäischen Fragestellungen.<br />

Einen besonderen Schwerpunkt stellt der Geschäftsbereich NATI Euroservices dar, in dem alle<br />

Aktivitäten der NATI GmbH mit Europabezug zusammengefasst sind. Hierzu zählt das Euro-Info-<br />

Centre (EIC) <strong>Hannover</strong>, das als offizielle Beratungsstelle der Kommission der Europäischen Union<br />

für kleine und mittlere Unternehmen in Niedersachsen fungiert (Bereitstellung von Information<br />

und Beratung zu Förderprogrammen der EU, Ausschreibungen und Richtlinien). Daneben existiert<br />

das Innovation-Relay-Centre (IRC) Niedersachsen/Sachsen-Anhalt, das sich zur Aufgabe gemacht<br />

hat, die Verbreitung und Verwertung von Forschungs- und Entwicklungsergebnissen zu fördern<br />

und eine stärkere Beteiligung an Forschungs- und Technologieprogrammen zu erreichen. Im<br />

Bereich Kooperationsstrategien und Management bietet die NATI GmbH kleinen und mittleren<br />

Unternehmen die Begleitung bei der Suche nach Kooperationspartnern in Europa an. Zielgruppe<br />

der NATI sind die Partner des Innovationsnetzwerkes, kleine und mittelständische Unternehmen<br />

sowie öffentliche Einrichtungen und Ministerien.<br />

• uni transfer ist die Forschungs- und Technologiekontaktstelle der Universität <strong>Hannover</strong>. uni<br />

transfer fungiert als Schnittstelle zwischen Wissenschaft und Wirtschaft und leistet damit Beiträge<br />

zur Umsetzung anwendungsorientierter Forschungsergebnisse der Universität <strong>Hannover</strong> in die<br />

betriebliche Praxis. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Initiierung gemeinsamer Forschungs- und<br />

Entwicklungsarbeiten. Die wesentlichen Aktivitätsfelder von uni transfer liegen im Bereich der<br />

Information von Unternehmen über Forschungsergebnisse, der Beratung über Förderprogramme<br />

und Kooperationsmöglichkeiten, der Vermittlung kompetenter Wissenschaftler, der Beratung<br />

niedersächsischer Hochschulerfinder sowie der Unterstützung von Existenzgründern aus den<br />

hannoverschen Hochschulen. Als Partner im Innovation Relay Centre Niedersachsen/Sachsen-<br />

Anhalt unterstützt uni transfer die europaweite Verbreitung und Verwertung von Ergebnissen aus<br />

Forschung und Entwicklung und informiert kleine und mittlere Unternehmen über die Beteiligung<br />

an europäischen Forschungs- und Technologieprogrammen. Zielgruppe von uni transfer sind<br />

vornehmlich kleine und mittlere Unternehmen in der <strong>Region</strong> sowie an einer Kooperation mit der<br />

Universität <strong>Hannover</strong> interessierte Einrichtungen, Behörden und Verbände. Darüber hinaus wurde<br />

im vergangenen Jahr die Innovationsgesellschaft Universität <strong>Hannover</strong> mbH gegründet. Diese<br />

ist Trägerin des Projekts „Patentoffensive an niedersächsischen Hochschulen“, durch das es<br />

prinzipiell allen niedersächsischen Hochschulen ermöglicht wird, Diensterfindungen auf eigenen<br />

Namen zum Patent anzumelden.<br />

• Die Technologietransfer-Kontaktstelle (TTK) der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> bietet der Industrie<br />

und dem Handwerk die Möglichkeit, Auskünfte in technisch-wissenschaftlichen Fragen einzuholen<br />

und für diesen Zweck Professorinnen und Professoren zur Lösung technischer Probleme zu<br />

vermitteln. Der Wissens- und Technologietransfer ist dabei den individuellen Erfordernissen<br />

angepasst. Untersuchungen, Entwicklungen, Gutachten etc. werden an der FHH häufig im Rahmen<br />

von Drittmittelprojekten durchgeführt. Hier berät die TTK auch bezüglich der Finanzierungsmöglichkeiten.<br />

• Die Forschungs- und Technologiekontaktstelle der Tierärztlichen Hochschule <strong>Hannover</strong> (TiHo)<br />

vermittelt Informationen und Kontakte innerhalb und außerhalb der TiHo und fördert verstärkt<br />

die Umsetzung wissenschaftlicher Forschungsergebnisse in die Praxis. Zielgruppe der Forschungsund<br />

Technologiekontaktstelle der TiHo sind kleine und mittlere Unternehmen sowie kommunale<br />

Einrichtungen und Behörden in der <strong>Region</strong>.


192<br />

INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />

Defizite zeigen sich allerdings bei wichtigen Clustervoraussetzungen.<br />

Zahlreiche Hemmnisse verhindern den Aufschwung<br />

zu einem wichtigen IuK-Standort. Von entscheidender<br />

Bedeutung ist die nicht ausreichende Verfügbarkeit<br />

von qualifizierten Arbeitskräften, die in der gesamten<br />

Bundesrepublik beklagt wird. Obwohl auf der Bundesebene<br />

mit der Einführung der „Greencard“ sowie auf<br />

regionaler Ebene über die Errichtung einschlägiger Studiengänge<br />

an den unterschiedlichen Hochschulen Maßnahmen<br />

ergriffen worden sind, stellt der Mangel an qualifiziertem<br />

Personal ein großes Innovations- und Entwicklungshemmnis<br />

dar. Die von den IuK-Betrieben als schlecht<br />

bewerteten Standortfaktoren, wie z.B. die Kooperation<br />

mit Beratungs- und Transfereinrichtungen, Verwaltung und<br />

Bildungseinrichtungen, die Nähe zu Abnehmern, Zulieferern<br />

und FuE-Einrichtungen, deuten auf gravierende<br />

Schwächen des IuK-Clusters hin. Die schlechte Beurteilung<br />

der Kooperationspartner bei der Bewertung der Standortfaktoren<br />

widerspricht dem tatsächlichen Kooperationsverhalten<br />

der befragten IuK-Betriebe. Demnach kooperieren<br />

die Betriebe in einem hohen Ausmaß mit lokalen Kooperationspartnern.<br />

Dieser erkennbare Widerspruch kann<br />

vorsichtig interpretiert darauf hindeuten, dass in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> Defizite bei komplementären Kooperationspartnern<br />

bestehen, durch die in einem funktionierenden<br />

Cluster Lern- und Synergieeffekte entstehen.<br />

Die mit dem Ende der EXPO 2000 begonnene Entwicklung<br />

des EXPO-PARKS HANNOVER zu einer Keimzelle<br />

des regionalen IuK-Clusters wirkt den genannten Defiziten<br />

entgegen. Die Ansiedlung von Bildungs- und Forschungseinrichtungen<br />

sowie namhafter Firmen aus der<br />

IuK-Wirtschaft, darunter Mobilcom, TV-Travelshop, Schlütersche<br />

Verlagsgesellschaft (Online-Service), Cisco-<br />

Systems und Peppermint Park, steht noch am Anfang. Es<br />

zeigt sich, dass das Ansiedlungskonzept versucht, unterschiedliche<br />

Akteure aus vor- und nachgelagerten Bereichen<br />

und aus dem Bereich der Forschung konzentriert<br />

auf dem ehemaligen Weltausstellungsgelände anzusiedeln<br />

und Synergieeffekte zu initiieren. Nach Porter<br />

(1998) benötigt ein Cluster zehn und mehr Jahre bis zur<br />

vollständigen Entwicklung. Angesichts der heutigen<br />

Situation des EXPO-PARKS und der sich anbahnenden<br />

verbesserten Außendarstellung des IuK-Standortes <strong>Hannover</strong><br />

als CeBIT-City besitzt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mittelbis<br />

langfristig gute Aussichten, sich in bestimmten<br />

Nischen als bedeutsamer IuK-Standort zu etablieren.<br />

12.5 Die Bedeutung der Mobilitätswirtschaft<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

MOBILITÄTSWIRTSCHAFT IM REGIONALEN UND<br />

NATIONALEN KONTEXT<br />

Die Mobilitätswirtschaft ist einem laufenden Wandel<br />

unterzogen. 1999 vereinte die Automobilindustrie, die<br />

innerhalb der Mobilitätswirtschaft eine führende Rolle<br />

einnimmt, in Deutschland mit 159,5 Mrd. € fast 16%<br />

des Umsatzes der gesamten deutschen Industrie auf sich,<br />

war mit einem Ausfuhrvolumen von 97,1 Mrd. € die<br />

führende Branche im deutschen Export und beschäftigte<br />

im Bundesgebiet ca. 5 Mio. Arbeitnehmer 33 .<br />

Als Reaktion auf die Krise im Automobilbau in den<br />

frühen 90er Jahren hat sich in der Branche eine Reihe<br />

grundlegender Umstrukturierungen vollzogen, die sich in<br />

Konzentrationsprozessen, Veränderungen der Wertschöpfungskette,<br />

der Neuorganisation von Arbeitsprozessen,<br />

technologischen Innovationen und einer zunehmenden<br />

Differenzierung und Kundenorientierung des<br />

Angebots manifestieren. Von besonderer Bedeutung ist<br />

dabei das „Outsourcing“ wichtiger betrieblicher Prozesse,<br />

das sehr hohe Ansprüche an die Zulieferer stellt.<br />

Die Bedeutung der Mobilitätswirtschaft in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> lässt sich bereits an den Beschäftigtenzahlen<br />

ablesen. So sind allein im Bereich der Automobilindustrie<br />

incl. Zulieferer ca. 30.000 Personen sozialversicherungspflichtig<br />

beschäftigt. Dies entspricht etwa einem<br />

Drittel der Beschäftigung im Verarbeitenden Gewerbe<br />

und rund 7% der Gesamtbeschäftigung in der <strong>Region</strong> 34 .<br />

Für den Bereich der direkten Mobilitätsdienstleistungen<br />

lassen sich für den Stichtag 30.6.2000 in der <strong>Region</strong><br />

zusätzlich 37.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte<br />

identifizieren 35 . Davon sind 27.500 unmittelbar mit<br />

dem Erbringen und dem Verkauf von Verkehrsleistungen<br />

beschäftigt, während 9.500 Beschäftigte im Bereich<br />

Handel und Instandhaltung von Kraftfahrzeugen tätig<br />

sind. Das bedeutet, dass 67.000 Beschäftigte in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> unmittelbar in der Mobilitätswirtschaft<br />

arbeiten. Dies ist ein Anteil von rund 15% an den Gesamtbeschäftigten.<br />

Zusätzlich gibt es in Feldern wie Planung,<br />

Forschung, Telekommunikation und Recycling weitere<br />

Arbeitsplätze, die sich unmittelbar an Schnittstellen<br />

zur Mobilitätswirtschaft befinden.<br />

UNTERNEHMERISCHE<br />

SPEZIALISIERUNGSMUSTER<br />

Schwerpunkt der Mobilitätswirtschaft in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

ist die Automobilindustrie mit einem großen Endhersteller<br />

und einer Reihe großer wie kleinerer Zulieferbetriebe.<br />

Das Hauptgewicht in diesem Bereich entfällt<br />

auf den Bereich der Nutzfahrzeuge, auf den nicht nur<br />

der Endhersteller, sondern auch einige der Zulieferbetriebe<br />

spezialisiert sind. Die Automobil- und Zulieferindustrie<br />

hat in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine überdurchschnittliche<br />

Bedeutung. Die 26.500 Beschäftigten<br />

(2000) im Straßenfahrzeugbau der <strong>Region</strong> haben einen<br />

Anteil von 6% an der regionalen Gesamtbeschäftigung<br />

und von gut 28% an den Beschäftigten im Verarbeitenden<br />

Gewerbe. Unter Hinzunahme der unmittelbar automobilindustriebezogenen<br />

Beschäftigung in den Zulieferbetrieben<br />

erhöht sich die Zahl auf insgesamt ca. 30.000<br />

sozialversicherungspflichtig Beschäftigte. Das entspricht<br />

7% der Gesamtbeschäftigung und 33% der Beschäftigten<br />

des Verarbeitenden Gewerbes in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Der größte Arbeitgeber in der Automobilindustrie in<br />

<strong>Hannover</strong> ist die eigenständige Konzernmarke Volkswagen<br />

Nutzfahrzeuge (VWN), gefolgt von bedeutenden<br />

Zulieferunternehmen wie Continental, Varta und Wabco<br />

und umgeben von einem dichten Netzwerk vieler kleiner<br />

und mittelständischer Unternehmen. Dabei stellen die<br />

drei genannten Betriebe ca. 70% der Beschäftigung<br />

aller Automobilzulieferer 36 .<br />

Dadurch besteht eine gewisse Nähe zu einem zweiten<br />

Schwerpunkt, dem Bereich Logistik. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

ist aufgrund ihrer geographisch vorteilhaften Lage im Zentrum<br />

Deutschlands – und mit Blick auf die wirtschaftliche<br />

Integration Ost- und Nordosteuropas auch im Zentrum<br />

Europas – ein erstklassiger Logistikstandort. Dazu trägt<br />

insbesondere auch die gute Verkehrsinfrastruktur mit<br />

bedeutenden Kreuzen des Autobahn- und Schienennetzes,<br />

dem Mittellandkanal sowie dem Flughafen bei. Viele<br />

Großunternehmen mit europaweiten Distributionsnetzen<br />

haben daher einen Standort in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> oder<br />

im nahen Umfeld, wie z.B. Spicers (Büroartikel) in Sehnde,<br />

Varta AG (Akkumulatoren) in <strong>Hannover</strong>, Minolta (Elektronik)<br />

in Langenhagen, Sennheiser (Elektronik) in der<br />

Wedemark, ContiTech (Gummiprodukte) in <strong>Hannover</strong>,<br />

Alcatel (Elektrotechnik) in <strong>Hannover</strong>, Siemens AG (Elektrotechnik)<br />

in <strong>Hannover</strong>, IKEA (Möbel) in Braunschweig,<br />

Bosch (Elektrotechnik) in Salzgitter und Blaupunkt (Elektrotechnik)<br />

in Hildesheim. Ebenso sind viele bedeutende<br />

„Global Player“ und nationale Unternehmen der Logistikbranche<br />

bereits in <strong>Hannover</strong> ansässig und bieten eine<br />

hohe Bandbreite an Dienstleistungsangeboten mit hoher<br />

Wertschöpfungstiefe an. Zu nennen sind hier u.a.: Alli<br />

(Zentrallager in <strong>Hannover</strong>, Distributionszentrum in Soltau),<br />

ABX-Logistik (Wedemark), DACHSER (Langenhagen),<br />

Danzas (Langenhagen), Deutsche Post, LHG Frachtenkontor<br />

(<strong>Hannover</strong>-Anderten und Isernhagen), Köster&Hapke<br />

(<strong>Hannover</strong>), Mannesmann Dematic (<strong>Hannover</strong>), Nelke-<br />

Spedition/Hellmann (Lehrte), Schenker (Langenhagen),<br />

Trans-o-flex (Sehnde). Einige Logistikdienstleister sind im<br />

Rahmen von Outsourcing-Projekten Kooperationen mit<br />

Großunternehmen eingegangen, wie z.B. Knoch-Barth mit<br />

Schwarzkopf/Henkel (Isernhagen), Schenker Automotive<br />

mit VW (<strong>Hannover</strong>) und TTS mit Metro (Sehnde) sowie<br />

außerhalb der unmittelbaren <strong>Region</strong> Cotrans mit VW<br />

(Wolfsburg), SVL mit Bahr (Wolfsburg) und PowerLogistics<br />

mit Kraft (Soltau). Durch diesen hohen Bestand an Logistikkompetenz<br />

und hohe Logistikansprüche stellende Produktion<br />

und Distribution weist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine<br />

hohe Eignung für zusätzliche Potenziale im Rahmen einer<br />

nationalen und europäischen Drehscheibenfunktion auf.<br />

Insgesamt kann also eine erhebliche Standorteignung für<br />

Logistikunternehmen vieler Geschäftsfelder festgestellt werden.<br />

Dies gilt für Logistikunternehmen im Bereich Transport<br />

und Umschlag ebenso wie für solche im Bereich Lager und<br />

Handel oder Service.<br />

Daneben wird in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine Reihe von<br />

Mobilitätsdienstleistungen entwickelt. Dazu gehören Informations-<br />

und Fahrkartenverkaufssysteme ebenso wie<br />

mobilitätsorientierte Stadtentwicklungskonzepte und Angebote<br />

im Bereich der Verkehrstelematik. Im Bereich der<br />

informationellen Mobilitätsdienstleister sind die Strukturen<br />

weniger klar ausgeprägt als in der Logistikbranche.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weist entscheidende Kompetenzen<br />

im Bereich Telematik auf, allerdings sind deren Anbieter<br />

bis auf wenige große Firmen wie Alcatel und Höft&Wessel<br />

im Wesentlichen kleine und mittelständische Unternehmen<br />

mit oftmals nicht mehr als 25 Angestellten.<br />

Schwerpunktkompetenzen hannoverscher Firmen finden<br />

sich u.a. in den Bereichen Verkehrsmanagement, Parkleitsysteme<br />

(ATS, Siemens), Berührungslose Verkehrsmes-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 193<br />

sung, Verkehrsdatenübertragung (Beratec), Flottenmanagement,<br />

Navigationssysteme (Elblinger, Lohrmann, ATS),<br />

Consulting beim Aufbau von Informationssystemen für<br />

Fahrplanauskunft (GVS), Verkehrswirtschaftliche Untersuchungen<br />

(GVS), Fahrplan-, Kundeninformationssysteme<br />

(HaCon) und Mobile IT (ICS).<br />

Profiliert hat sich die <strong>Region</strong> darüber hinaus durch innovative<br />

Lösungen im öffentlichen Personennahverkehr, die<br />

immer häufiger auch von anderen <strong>Region</strong>en nachgefragt<br />

werden. Das größte Nahverkehrsunternehmen der <strong>Region</strong><br />

versucht zurzeit mit einem größeren Partner, im liberalisierten<br />

Nahverkehr zu einem der großen überregionalen<br />

Anbieter Norddeutschlands zu werden. Die üstra<br />

AG ist der Anbieter für Stadtbus- und Stadtbahnlinienverkehr<br />

in <strong>Hannover</strong> und beschäftigt 2.200 Mitarbeiter.<br />

Neben dem ÖPNV-Kernangebot befasst sich das Unternehmen<br />

zusätzlich auch mit Personen- und Objektschutz,<br />

Telekommunikationsinfrastruktursystemen, Akquisition<br />

und Abwicklung von Dienstleistungsaufträgen für<br />

gewerblich genutzte Immobilien, Marketing und Außenwerbung,<br />

kaufmännischer Revision und Beratung sowie<br />

der Förderung des Klimaschutzes (Initiative „proKlima“).<br />

Der Bereich der Touristik-Dienstleistungen – insbesondere<br />

der Flugpauschalreisen – hat sich in der <strong>Region</strong> in den<br />

letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt. Der weltgrößte<br />

Touristikkonzern hat hier seinen Sitz und der Flughafen<br />

hat sich zu einem der führenden deutschen Flughäfen<br />

für Flugtouristik entwickelt. Am Standort <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

sind mit der TUI Group und der Hapag-Lloyd-Flug<br />

zwei große Touristikfirmen ansässig. Die TUI Group beschäftigt<br />

in <strong>Hannover</strong> rund 1.700, Hapag-Lloyd-Flug am<br />

Flughafen rund 1.000 Mitarbeiter. Die Beschäftigtenzahl<br />

der Fluglinie am Standort Langenhagen ist damit in den<br />

letzten zehn Jahren um ca. 400 gestiegen.<br />

RELEVANTE BILDUNGS- UND FORSCHUNGS-<br />

EINRICHTUNGEN<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über eine Reihe bedeutender<br />

universitärer und außeruniversitärer Forschungseinrichtungen,<br />

die im Wesentlichen in der Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong> konzentriert sind. Für die Mobilitätswirtschaft<br />

sind dabei vor allem die ingenieurwissenschaftlichen<br />

Fachbereiche der Universität <strong>Hannover</strong> und der Fachhochschule<br />

<strong>Hannover</strong> sowie einzelne außeruniversitäre<br />

Forschungseinrichtungen von Interesse. Die Mehrzahl<br />

dieser Institute führt regelmäßig Forschungskooperationen<br />

mit Unternehmen der Mobilitätswirtschaft durch.<br />

Allerdings gibt es dabei im Allgemeinen keine besondere<br />

Ausrichtung auf Unternehmen aus der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Zumindest die größeren Institute suchen sich ihre<br />

Kooperationspartner aus der Wirtschaft bundesweit,<br />

wenn nicht sogar international.<br />

Zu beachten ist in diesem Zusammenhang auch, dass in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit dem Werk von Volkswagen<br />

33) vgl. NORD/LB 2000<br />

34) vgl. NORD/LB 2000, S. 82<br />

35) WZ 93, Branchen 50, 60-63<br />

36) vgl. NORD/LB 2000, S. 83


194<br />

INNOVATIVE CLUSTER: BEISPIELE TECHNOLOGISCHER KERNKOMPETENZEN<br />

Nutzfahrzeuge (VWN) in <strong>Hannover</strong>-Stöcken zwar ein<br />

großer Betrieb der Mobilitätswirtschaft angesiedelt ist.<br />

Die FuE-Tätigkeiten für VWN sind jedoch aufgrund von<br />

Synergieeffekten weitgehend am Standort Wolfsburg<br />

konzentriert. In <strong>Hannover</strong> findet lediglich der Prototypenbau<br />

statt, bei dem die räumliche Nähe zur Fertigung von<br />

Vorteil ist. Kooperationen von Forschungsinstituten aus der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit Volkswagen beziehen sich daher<br />

in aller Regel auf die Konzernzentrale in Wolfsburg.<br />

Relevante Forschungseinrichtungen für die Mobilitätswirtschaft<br />

stellen die Bereiche Produktionstechnik, Technik<br />

von Verkehrsträgern sowie Verkehrswirtschaft und<br />

Mobilität im Allgemeinen dar.<br />

In den Bereich der Produktionstechnik fallen Fragen der<br />

Fabrikplanung, Qualitätskontrolle, Werkstoffkunde und<br />

Ähnliches. Auf diesem Themenfeld weist der Forschungsstandort<br />

<strong>Hannover</strong> besondere Stärken auf. Hervorzuheben<br />

ist hier der Fachbereich Maschinenbau der<br />

Universität <strong>Hannover</strong>, der im Bereich der Produktionstechnik<br />

über eine Reihe national und international<br />

führender Institute verfügt 37 . An diesen sechs Instituten<br />

sind mehr als 200 wissenschaftliche Mitarbeiter beschäftigt<br />

(ohne wissenschaftliche Hilfskräfte). Zusätzlich sind<br />

außeruniversitäre Forschungseinrichtungen wie z.B. das<br />

IPH – Institut für Integrierte Produktion <strong>Hannover</strong> und<br />

Laser Zentrum <strong>Hannover</strong> (LZH) zu nennen, die eng mit<br />

der Universität <strong>Hannover</strong> zusammenarbeiten. Ab Juli<br />

2004 soll in einer neuen Einrichtung, dem Produktionstechnischen<br />

Zentrum <strong>Hannover</strong> (PZH) in Garbsen ein<br />

neues Modell der Zusammenarbeit zwischen Industrieunternehmen<br />

und Wissenschaftlern umgesetzt werden.<br />

Über 200 Wissenschaftler aus den sechs produktionstechnischen<br />

Instituten des Fachbereichs Maschinenbau,<br />

die komplett an den neuen Standort umsiedeln, werden<br />

gemeinsam mit Ingenieuren aus Industrieunternehmen<br />

Forschungsergebnisse praktisch erproben und direkt anwenden.<br />

Dabei werden die Ressourcen in Laboratorien<br />

und Versuchsfeldern gemeinsam von der Industrie und<br />

der Wissenschaft genutzt. Zu den beteiligten Unternehmen<br />

zählt auch die Volkswagen AG, mit DaimlerChrysler,<br />

BMW und Airbus werden derzeit Gespräche geführt.<br />

Das PZH stellt für den Bereich der Produktionstechnik in<br />

<strong>Hannover</strong> eine erhebliche Standortaufwertung dar.<br />

Im Bereich Technik von Verkehrsträgern gibt es in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong>, anders als in der <strong>Region</strong> Braunschweig/<br />

Wolfenbüttel, keine Forschungseinrichtungen, die speziell<br />

auf den Bereich der Fahrzeugtechnik ausgerichtet<br />

sind. Dies ist auch Folge einer strategischen Schwerpunktsetzung<br />

am Fachbereich Maschinenbau der Universität<br />

<strong>Hannover</strong>, an dem der produktionstechnische<br />

Bereich in den letzten Jahren stark ausgebaut wurde.<br />

Vorhandene Institute im Bereich der Fahrzeugtechnik<br />

wurden dagegen infolge von Sparzwängen und frei werdenden<br />

Professuren geschlossen. Dies geschah allerdings<br />

auch vor dem Hintergrund, dass Ausbildungs- und<br />

Forschungskapazitäten in der Fahrzeugtechnik in der <strong>Region</strong><br />

Braunschweig konzentriert wurden. Gleichwohl gibt<br />

es auch in <strong>Hannover</strong> eine Reihe universitärer und außeruniversitärer<br />

Institute, deren Forschungstätigkeiten zu-<br />

mindest teilweise die Technik von Verkehrsträgern betreffen,<br />

wie z.B. Institut für Technische Verbrennung, Institut<br />

für Maschinenelemente, Konstruktionstechnik und Tribologie,<br />

Institut für Mechanik, Institut für Antriebssysteme<br />

und Leistungselektronik, Mechatronik Zentrum <strong>Hannover</strong><br />

(MZH) und Deutsches Institut für Kautschuktechnologie<br />

(DIK).<br />

Im Bereich Verkehr und Mobilität allgemein ist insbesondere<br />

das Institut für Verkehrswirtschaft, Straßenwesen<br />

und Städtebau an der Universität <strong>Hannover</strong> hervorzuheben.<br />

Die Schwerpunkte liegen u.a. in der Entwicklung<br />

bzw. Vermittlung von Erkenntnissen und Verfahren zur<br />

Sicherung einer stadt- und umweltverträglichen Mobilität.<br />

Auch an anderen Instituten der Universität <strong>Hannover</strong><br />

gibt es Bezüge zum Thema Mobilitätswirtschaft, wie<br />

z.B. am Institut für Bauinformatik, am Institut für Theoretische<br />

Nachrichtentechnik und Informationsverarbeitung,<br />

am Institut für Meteorologie und Klimatologie.<br />

UMFELD- UND NACHFRAGEBEDINGUNGEN<br />

Im Rahmen der Mobilitätswirtschaftsstudie der NORD/LB<br />

wurde eine Untersuchung zum Thema Standortfaktoren<br />

durchgeführt, in der Unternehmen der Automobilzulieferbranche<br />

sowie der Mobilitätswirtschaft i.w.S. über die<br />

Bedeutung dieser Standortfaktoren für ihr Unternehmen<br />

befragt und um eine Bewertung für den Standort <strong>Hannover</strong><br />

gebeten wurden.<br />

Die überregionale Lage der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird als<br />

günstig eingestuft, lediglich zu den südeuropäischen Verdichtungsräumen<br />

bestehen Verbindungsnachteile 38 . Für<br />

die Mobilitätsbranche belegt allerdings das Beispiel der<br />

langjährigen Kooperation zwischen VW und SEAT, dass<br />

für große Unternehmen auch diese Entfernungen bei<br />

guter Verkehrsanbindung überbrückbar sind.<br />

Die Verkehrsinfrastruktur in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird generell<br />

überwiegend positiv bewertet, aus Sicht der Mobilitätswirtschaft<br />

bestehen jedoch auch Schwächen. So stehen<br />

die noch vorhandenen Anbindungsprobleme im kombinierten<br />

Ladungsverkehr (Logistikknoten), die schleppende<br />

Umsetzung des GVZ-Konzeptes und das fehlende Miteinander<br />

der Verkehrsträger im Straßenverkehr der Entwicklung<br />

eines Mobilitätsclusters im Bereich Integrierte<br />

Verkehrssysteme hindernd entgegen. Zudem sind teilweise<br />

Engpässe im Bundesfernstraßennetz, die unzureichende<br />

tangentiale Erschließung der <strong>Region</strong> im ÖPNV und fehlende<br />

interkontinentale Flugverbindungen als die Standortqualität<br />

mindernde Faktoren auszumachen.<br />

Auch im Bereich Flächen und Gebäude wird das<br />

Gesamtangebot im für die moderne Mobilitätswirtschaft<br />

relevanten Logistik- und Wissenschaftsbereich als positiv<br />

beurteilt. Allerdings besteht Handlungsbedarf im Bereich<br />

der Wiedernutzbarmachung von Gewerbebrachen und<br />

im Angebot an Gewerbeflächen für Kleinbetriebe in der<br />

Kernstadt <strong>Hannover</strong>.<br />

Die Kostensituation am Standort <strong>Hannover</strong> ist für viele<br />

Unternehmen aufgrund der im Bundesvergleich extrem<br />

hohen Gewerbesteuer-Hebesätze nicht als günstig anzu-<br />

sehen. Positiv wirkt jedoch das vergleichsweise große<br />

Hebesatz-Gefälle zwischen Stadt <strong>Hannover</strong> und Landkreisgemeinden,<br />

was in der Mobilitätswirtschaft von vielen<br />

Betrieben, die nicht auf die Kernstadt als Standort<br />

angewiesen sind, als Standortqualität genutzt werden<br />

kann.<br />

Im Bereich weiche Standortfaktoren, d.h. Umweltqualität,<br />

Wohnungs- und Wohnumfeldsituation sowie Kulturund<br />

Freizeitangebot, kommt der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine<br />

durchweg positive Einschätzung zu, was sich vor dem<br />

Hintergrund der angestrebten Förderung eines modernen,<br />

stärker innovationsorientierten Clusters und der<br />

damit anzustrebenden Zuwanderung von hoch qualifizierten<br />

Arbeitskräften als sehr vorteilhaft erweisen kann.<br />

<strong>Hannover</strong>s große Stärken im Bereich der allgemeinen<br />

<strong>Wirtschaftsstandort</strong>faktoren liegen in seiner Bedeutung<br />

als Messestandort und in einer ausgeprägten Kooperationskultur,<br />

die seit langem durch den Kommunalverband<br />

Großraum <strong>Hannover</strong> gepflegt und durch die bundesweit<br />

einmalige gebietskörperschaftliche Reform zur Bildung<br />

der „<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“ vermutlich bestärkt werden wird.<br />

Trotz dieser Standortvorteile und der Bemühungen im<br />

Rahmen der EXPO 2000 wird das Image des Standortes<br />

<strong>Hannover</strong> noch immer als unzureichend beurteilt. Es<br />

besteht weiterer Handlungsbedarf in Bezug auf die Positionierung<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> nach innen und außen.<br />

Zusätzlich werden durch den eher durchschnittlichen<br />

Besatz mit unternehmensorientierten Dienstleistungsunternehmen<br />

die sonst in der Verkehrs- und Logistikbranche<br />

guten Voraussetzungen für die Entstehung von Fühlungsvorteilen<br />

eingeschränkt.<br />

FAZIT – REALISTISCHE CHANCEN FÜR DIE<br />

UMSTRUKTURIERUNG DES MOBILITÄTSWIRT-<br />

SCHAFTSCLUSTERS IN DER REGION HANNOVER?<br />

Die Analyse wichtiger Clusterelemente deutet darauf<br />

hin, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als unausgeschöpftes<br />

Cluster im Sinne von Rosenfelds Clustertypologie eingestuft<br />

werden kann. Die strategische Herausforderung<br />

liegt für die regionale Wirtschaftspolitik darin, die industrielle<br />

Produktion in der <strong>Region</strong> zu sichern. Industrielle<br />

Produktion hat allerdings nach wie vor dann gute Chancen<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, wenn sie in unmittelbarem<br />

Zusammenhang mit der Entwicklung neuer Produkte<br />

oder mit der Nutzung höherwertiger Technologien steht.<br />

Der Schlüssel zur Sicherung dieser Bereiche liegt folglich<br />

in der Verbesserung der Qualifikationsangebote und der<br />

Innovationskraft der <strong>Region</strong>.<br />

Die Mobilitätswirtschaft in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist stark<br />

diversifiziert. Zwar macht wie in vielen anderen <strong>Region</strong>en<br />

die Automobilindustrie den Schwerpunkt aus; dennoch<br />

gibt es weitere Felder, in denen die Unternehmen<br />

der <strong>Region</strong> besondere mobilitätswirtschaftliche Kompetenzen<br />

aufweisen. Diese Vielfalt von Aktivitäten und<br />

Kompetenzen sollte als Stärke aufgefasst werden.<br />

Gleichzeitig ist es jedoch ein Problem, dass die einzel-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 195<br />

nen Aktivitäten häufig sehr unverbunden und isoliert, in<br />

einigen Fällen sogar ohne gegenseitiges Wissen voneinander<br />

betrieben werden. Dies führt dazu, dass einerseits<br />

mögliche Synergieeffekte in der <strong>Region</strong> nicht genutzt<br />

werden und dass andererseits nach außen kein Profil als<br />

Mobilitätskompetenzregion vorhanden ist. Da die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> vergleichbare Fähigkeiten in diesem Bereich<br />

wie die <strong>Region</strong>en Braunschweig/Wolfsburg oder<br />

Stuttgart aufweist, besteht die Chance, sich als Standort<br />

der Mobilitätswirtschaft zu positionieren. Durch die Breite<br />

der Aktivitäten könnte sogar ein spezifisches Profil<br />

und eine Problemlösungskompetenz entstehen, die andere<br />

<strong>Region</strong>en so nicht vorweisen können.<br />

Eine der Voraussetzungen, diese Kompetenz voll zu entfalten,<br />

ist die Entwicklung der regionalen Mobilitätswirtschaft<br />

vom Teilelieferanten zum Systemintegrator. Hintergrund<br />

für diese plakativen Begriffe aus dem Bereich der<br />

Automobilzulieferindustrie ist die Entwicklung in allen<br />

Bereichen der Verkehrswirtschaft, dass zunehmend weniger<br />

Einzelprodukte und in immer größerem Maße intelligente<br />

Systemlösungen nachgefragt werden. Dieser<br />

Trend geht einher mit einer Verschiebung der Wertschöpfungsanteile<br />

innerhalb der Mobilitätswirtschaft von<br />

industrieller Produktion und Erstausstattung hin zu Planung,<br />

Dienstleistungen und Instandhaltung. Die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> sollte diese Entwicklung aktiv begleiten. Dabei<br />

geht es zunächst darum, unterschiedliche Akteure zusammenzubringen,<br />

Kompetenzen zu bündeln und gemeinsam<br />

regionale Leitprojekte zu entwickeln.<br />

Die Unternehmen sollten dabei unterstützt werden, industrielle<br />

Produktion in der <strong>Region</strong> zu erhalten und gleichzeitig<br />

neue Dienstleistungen und Produktideen zu entwickeln.<br />

Dies dürften zwei Seiten der gleichen Medaille<br />

sein, denn nur in Verbindung mit aktiven Produkt- und<br />

Prozessinnovationen werden sich nach Auffassung der<br />

Entscheidungsträger in den Unternehmen die Fertigungsstandorte<br />

in der <strong>Region</strong> mit ihren im Vergleich zu Osteuropa<br />

relativ hohen Kosten behaupten können. Eine<br />

Schlüsselfrage bei der weiteren Entwicklung der Mobilitätswirtschaft<br />

im Raum <strong>Hannover</strong> ist vor allem die Infrastruktur<br />

im Umfeld der Betriebe. Hier hat die <strong>Region</strong> oftmals<br />

direkte oder indirekte Einflussmöglichkeiten. Diese<br />

sollten genutzt werden, um insbesondere Lücken in der<br />

Qualifizierungs- und der Forschungslandschaft zu<br />

schließen. Durch die Entwicklung neuer Angebote in diesen<br />

Bereichen könnte die Innovations- und Wettbewerbsfähigkeit<br />

der Betriebe verbessert werden. Dabei ist in<br />

einzelnen Feldern eine Kooperation mit der <strong>Region</strong><br />

Braunschweig sinnvoll, da bereits eine Vielzahl von Kontakten<br />

und Kooperationen existiert und eine Rivalität von<br />

Angeboten auf relativ kleinem Raum nicht sinnvoll wäre.<br />

Die Nähe zu Forschungseinrichtungen und Unternehmen<br />

dort sollte nicht als Konkurrenz, sondern als zusätzliches<br />

Potenzial für den Mobilitätsstandort <strong>Hannover</strong> verstanden<br />

werden.<br />

37) Dieses sind das Institut für Fabrikanlagen und Logistik, das Institut für Fertigungstechnik<br />

und spanende Werkzeugmaschinen, das Institut für Transport- und Automatisierungstechnik,<br />

das Institut für Mikrotechnologie, das Institut für Umformtechnik<br />

und Umformmaschinen und das Institut für Werkstoffkunde.<br />

38) vgl. NORD/LB 2000


196<br />

13.<br />

EXPO PARK HANNOVER<br />

im Kontext einer<br />

innovationsorientierten<br />

Standortvermarktungsstrategie<br />

Arno Brandt<br />

Nach dem Ende der EXPO 2000 wurde auf dem Areal<br />

des Weltausstellungsgeländes, das nicht der Deutschen<br />

Messe AG zuzurechnen ist, ein Flächennutzungskonzept<br />

für innovations- und dienstleistungsorientierte Betriebe sowie<br />

Wissenschaft- und Bildungseinrichtungen umgesetzt.<br />

In <strong>Hannover</strong> entsteht damit ein Campus, auf dem wissenschaftliche<br />

und berufliche Bildung und Forschung mit<br />

einer konzentrierten Strategie der Ansiedlung von Existenzgründern<br />

und etablierten Unternehmen verbunden werden,<br />

um schwerpunktmäßig Innovationsprozesse im Bereich<br />

der regionalen Wirtschaft anzuregen. Diese Campus-Strategie<br />

führte im EXPO PARK HANNOVER bislang<br />

zu einer Schwerpunktbildung im Bereich der Informations-<br />

und Kommunikationswirtschaft (IuK). Das Nachnutzungskonzept<br />

entspricht damit im Wesentlichen der im<br />

Rahmen der zunehmenden innovationsorientierten <strong>Region</strong>al-<br />

und Standortpolitik in den letzten Jahren in den<br />

Vordergrund gerückten branchenorientierten Flächennutzungskonzepte.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat damit die<br />

Chance, unter dem in jüngster Zeit verstärkt kommunizierten<br />

Label „CeBIT-City“ einen infrastrukturell besonders<br />

gut ausgestatteten Gewerbepark zu vermarkten.<br />

13.1 Weltausstellungsgelände und<br />

Nachnutzungspotenziale<br />

In Kenntnis der bei früheren Weltausstellungen (z.B. Vancouver<br />

1986, Sevilla 1992) deutlich gewordenen Nachnutzungsproblematik<br />

wurde dem Grundsatz der Nachhaltigkeit<br />

bei der Planung des Expo-Geländes in <strong>Hannover</strong><br />

bereits weit im Vorfeld der EXPO 2000 ein hoher<br />

Stellenwert eingeräumt. Dieser Grundsatz bezog sich<br />

nicht nur auf eine möglichst ressourcenschonende Infrastrukturausstattung<br />

und die Einbettung des Ausstellungsareals<br />

in einen großzügig gestalteten Landschaftspark,<br />

sondern auch auf das Prinzip eines sparsamen Geländeverbrauchs<br />

sowie die Errichtung nachnutzbarer Pavillons<br />

und sonstiger Bauten. Bei der Nachnutzung des Weltausstellungsgeländes<br />

in <strong>Hannover</strong> wurde in diesem Zusammenhang<br />

eine Doppelstrategie verfolgt:<br />

Erstens hatte das Nachnutzungskonzept der EXPO 2000<br />

im Unterschied zu allen vorangegangenen Weltausstellungen<br />

bereits dadurch eine reale Basis, dass das Gelände<br />

der <strong>Hannover</strong>-Messe als Expo-Gelände Nord von<br />

vorneherein integriert war. Auf 88 der 163 ha des<br />

Expo-Geländes waren Maßnahmen zur Vorbereitung<br />

der Weltausstellung damit gleichzeitig Maßnahmen zur<br />

Modernisierung des Messegeländes. Konkret wurden<br />

auf dem Messegelände im Vorfeld der Expo vor allem<br />

Hallenneubauten und -modernisierungen sowie Maßnahmen<br />

der Freiflächengestaltung realisiert. Zusätzlich<br />

wurden die bestehenden Flächen des Messegeländes<br />

um das ca. 18 ha umfassende Expo-Gelände West erweitert,<br />

auf dem während der Expo temporäre Pavillonbauten<br />

Platz fanden. Nach dem Abbau dieser Pavillons<br />

hat die Deutsche Messe AG das Gelände als Parkplatzfläche<br />

und für einen Hallenneubau genutzt.<br />

Zweitens gehörten zum Weltausstellungsgelände die unmittelbar<br />

östlich des Messeschnellweges gelegene Expo-<br />

Plaza (ca. 12 ha) und das sich südlich an die Plaza anschließende<br />

ehemalige Pavillongelände Ost mit einer Gesamtfläche<br />

von 45 ha. Die Plaza war als Mittelpunkt der<br />

Weltausstellung konzipiert und wird durch die mit 30 m<br />

Breite größte europäische Fußgängerbrücke „Exponale“<br />

mit dem Messegelände verbunden. Dadurch dient sie als<br />

Scharnier zwischen dem Messegelände und dem Pavillongelände<br />

Ost, wobei sie von der Preussag Arena und<br />

dem Deutschen Pavillon sowie zwei westlich und östlich<br />

angeordneten Gebäudezeilen eingerahmt wird. Weiterhin<br />

befinden sich an der Expo-Plaza das Europahaus,<br />

das Global House, der ehemalige „Planet M“ Pavillon<br />

der Firma Bertelsmann und das Gebäude des deutschen<br />

Pavillons sowie das neu errichtete Medienhaus auf dem<br />

Areal des zurückgebauten Christus-Pavillons. Mit Ausnahme<br />

des Christus-Pavillons und des Expo-Theaters wurden<br />

alle Bauten auf der Plaza als dauerhafte Gebäude<br />

errichtet.<br />

Südlich an das Gelände um die Expo-Plaza grenzt das<br />

ehemalige Pavillongelände Ost an, auf dem sich<br />

während der Weltausstellung die Mehrzahl der Länderpavillons<br />

befand. Diese wurden teils als dauerhafte, teils<br />

als temporäre Gebäude errichtet. Insgesamt 15 Pavillons<br />

waren von Anfang an fest zum Abbau vorgesehen, womit<br />

viele Flächen für eine erneute Nutzung frei wurden.<br />

Die Errichter fester Gebäude mussten sich zwar um die<br />

Nachnutzbarkeit ihrer Bauten bemühen und dementsprechende<br />

Konzepte vorlegen, verbindlich war diese Anforderung<br />

jedoch nur für einen Teil der Bauten. Das Gelände<br />

um die Expo-Plaza und das Pavillongelände Ost bilden<br />

heute gemeinsam den EXPO PARK.<br />

13.2 Begründung für die Verfolgung eines<br />

branchenorientierten Ansatzes im<br />

Rahmen des EXPO-PARK-Konzeptes<br />

Die mit der Vermarktung des EXPO PARK HANNOVER beauftragte<br />

EXPO GRUND GmbH verfolgt mit dem Flächennutzungskonzept<br />

im EXPO PARK das Ziel, einen für die<br />

Wirtschaft der <strong>Region</strong> insgesamt positiven Effekt hervorzurufen.<br />

Im Folgenden soll näher dargestellt werden,<br />

welche Elemente des Konzeptes aus regionalwirtschaftlicher<br />

Sicht zur Begründung eines solchen Effekts herangezogen<br />

werden können.<br />

Blick aus der Postbox auf den Expo-Pavillon der Niederlande<br />

Begrifflich lässt sich das EXPO-PARK-KONZEPT in den Rahmen<br />

der Diskussion um „regionale Kompetenzzentren“,<br />

„innovative Milieus“ und „kollektives Lernen“ einordnen,<br />

die seit den frühen 90er Jahren verstärkt in den <strong>Region</strong>alund<br />

Wirtschaftswissenschaften geführt worden ist 1 . Hauptbezugspunkt<br />

ist dabei die von Land und <strong>Region</strong> vorgenommene<br />

Ansiedlung von Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen,<br />

die die Schaffung eines lokalen Potenzials<br />

an qualifizierten Arbeitskräften sowie eine intensive Vernetzung<br />

zwischen Forschung, Lehre und Praxis schwerpunktmäßig<br />

im IT-Bereich anstrebt. Zudem existieren für<br />

kleinere Unternehmen, die von der Nähe zur Messe profitieren<br />

können, zusätzliche Entwicklungspotenziale.<br />

Diese Flächenentwicklungs- und Ansiedlungsstrategie<br />

kann sich auf folgende ökonomische Argumente beziehen:<br />

– Ein lokal spezialisierter Arbeitsmarkt, bzw. ein punktuell<br />

überschaubares und transparentes Angebot an<br />

branchenspezifisch qualifizierten Fachkräften, ermöglicht<br />

es den Unternehmen, ohne große Suchkosten<br />

schnell und flexibel Mitarbeiter anzuwerben. Aufgrund<br />

der von allen in der <strong>Region</strong> in der Branche ausgebildeten<br />

und arbeitenden Beschäftigten geteilten spezifischen<br />

theoretischen Kenntnisse und des Erfahrungswissens<br />

benötigen neu angeworbene Mitarbeiter<br />

außerdem auch eine geringere Einarbeitungszeit, was<br />

wiederum die Produktivität der Unternehmen zu erhöhen<br />

vermag: Dieser Zusammenhang, der 1920 erstmalig<br />

von Alfred Marshall beobachtet wurde 2 , beschreibt<br />

die Vorteile einer Ballung „lokaler Kompetenz“<br />

und einer „gemeinsamen Wissensbasis“.<br />

– Räumliche Nähe hat einen positiven Einfluss auf die<br />

Möglichkeit, von Firmen zu kooperieren. Vernetzung<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 197<br />

mit ihrer Umgebung spielt heutzutage insbesondere<br />

bei kleinen, flexiblen Unternehmen in innovativen<br />

Branchen eine dominierende Rolle, da diese aufgrund<br />

ihrer Größe nur wenige Abläufe vollständig innerhalb<br />

des Unternehmens selbst vollziehen können. Kooperationen<br />

sind dabei oft weniger vertragliche Zulieferbeziehungen<br />

als Zusammenarbeit bei technischer Entwicklung<br />

oder in nicht unmittelbar produktionsorientierten<br />

Unternehmensbereichen, wie z.B. Marketing.<br />

– Bei der Etablierung von Kooperationen (Anbahnung<br />

unter Unsicherheit, Koordination) mit anderen Unternehmen<br />

aber treten Transaktionskosten auf, die bei<br />

geringer räumlich-kultureller Distanz der beteiligten<br />

Unternehmen niedriger sind als bei Kooperation über<br />

Entfernung. Diese Differenz ergibt sich aus den bei geringer<br />

räumlicher und kultureller Distanz günstigeren<br />

Voraussetzungen, informelle bzw. persönliche Kontakte<br />

zu unterhalten. Auf dieser Grundlage ist der Aufbau<br />

wechselseitigen Vertrauens und die Etablierung von<br />

Routinen und damit reibungsloser Kooperationen<br />

leichter möglich. Statt gegenseitigem Misstrauen und<br />

kostspieliger Kontrolle fördert räumliche Nähe vor diesem<br />

Hintergrund ein „Klima der Kooperation“.<br />

– Gerade im Bereich innovativer Produktion und Dienstleistungen<br />

spielt die Übermittlung von Wissen und<br />

technologischem Know-how (Wissens- und Technologietransfer)<br />

eine wesentliche Rolle für den Erfolg eines<br />

Unternehmens. Die Theorie der „innovativen Milieus“<br />

verweist darauf, dass besonders diese spezielle Form<br />

der Kooperation durch vielfältige informelle Kontakte<br />

erleichtert wird, da sie über Preise und vertragliche<br />

Regelungen nur unzureichend steuerbar ist. Die an<br />

1) vgl. Brandt 2001, S.38 ff<br />

2) vgl. Marshall 1920


198<br />

EXPO PARK HANNOVER IM KONTEXT EINER INNOVATIONSORIENTIERTEN STANDORTVERMARKTUNGSSTRATEGIE<br />

Abb. 13-1 EXPO PARK HANNOVER (EXPO PLAZA)<br />

NILEG MEDIA FORUM<br />

(Fertigstellung <strong>2002</strong>)<br />

• NILEG Office-Center (30.000 m2 )<br />

• Büroflächen<br />

• Parkhaus für 400 PKW<br />

Preussag Arena<br />

Veranstaltungshalle<br />

SAS Radisson<br />

Hotel<br />

NILEG PLAZA FORUM<br />

• Diskothek FUN 2000<br />

• TV Travel Shop, Call Center<br />

• Starzone Softwareentwicklung,<br />

interaktives TV<br />

• Mobilcom<br />

• GRBV, Architekten + Ingenieure<br />

• MBC, Softwaredienstleister<br />

• Schlütersche Marketing<br />

• Eggers & Partner<br />

Unternehmensberatung<br />

Planet M<br />

• voraussichtlich Bertelsmann<br />

Büro- und Veranstaltungszentrum<br />

Europahaus<br />

• Kurt-Schwitters-Forum<br />

· Hochschule für Musik und Theater<br />

· Institut für Journalismus und<br />

Kommunikationsforschung<br />

· Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />

Institut für Bildende Kunst<br />

• World Trade Center<br />

• TV Travel Shop, TV-Studio<br />

• Leibniz-Akademie<br />

• Annastift<br />

• Procon<br />

• Profil GmbH<br />

• UBWI<br />

• GIS Gesellschaft für<br />

Informationssysteme<br />

• Akademie für Medientechnik<br />

• Call Center Akademie<br />

Niedersachsen<br />

• IHK e-learning<br />

Medienhaus<br />

(ehem. Christus-Pavillon)<br />

• Multimedia BBS<br />

• Camp Media (TCH)<br />

· Cyoshi Crucial GmbH<br />

· Krispin Marketing Management<br />

· K&W GbR<br />

· Medisite Systemhaus GmbH<br />

· Plock GmbH<br />

· Dr. Marc Cremer-Thursby<br />

· Trisko GmbH/Tekko GmbH<br />

· ebus electronic business<br />

software GmbH<br />

· VisionConnect GmbH<br />

· Zukunftsfabrik Kommunikation<br />

· TCH GmbH<br />

· Frank Schauerte<br />

· Softwareberatung Elmhorst<br />

GmbH<br />

· GiLA Consult<br />

• <strong>Hannover</strong> Online<br />

• 3D Economy<br />

Global House<br />

• Kurt-Schwitters-Forum<br />

· Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />

Institut Design und Medien<br />

Seilbahn-Mittelstation<br />

Kurt-Schwitters-Forum<br />

(Atelier- und Werkstattgebäude)<br />

Deutscher Pavillon<br />

• Learning Lab Lower Saxony (L3S)<br />

• Nord Media Mediengesellschaft<br />

Niedersachsen/Bremen mbH<br />

• Pro Business CIS AG<br />

Legende auf der<br />

folgenden Seite<br />

Stand Feb. <strong>2002</strong><br />

Abb. 13-2 EXPO PARK HANNOVER (Ostgelände)<br />

RENERGY GmbH,<br />

Forum für regenerative Energie,<br />

Finanzierung noch nicht<br />

gesichert<br />

Frankreich<br />

Eigentum Fa. Decathlon,<br />

Nachnutzung vermutlich durch<br />

Deutsche Post e-commerce<br />

Postbox<br />

Fachmarkt Decathlon<br />

• DaCapo Marketing,<br />

Event & Werbung GmbH<br />

• Best Company Video GmbH<br />

• Akzente<br />

• MM Production<br />

Niederlande<br />

GOLDBECK Bau GmbH,<br />

steht zur Vermietung<br />

Großbritannien<br />

Finnland<br />

Schweiz<br />

NCC, steht zur Vermietung<br />

EXPO GRUND,<br />

Fläche ist geräumt<br />

und steht zum Verkauf<br />

Firma Bestseller,<br />

steht zur Vermietung<br />

Norwegen Schweden<br />

Äthiopien<br />

Peppermint Jam Records und<br />

Peppermint Park<br />

Türkei<br />

EXPO GRUND,<br />

Timon Bauregie GmbH,<br />

Gelände sind geräumt,<br />

die Nachnutzung als High-Tech-<br />

Meile ist geplant<br />

Dänemark<br />

Belgien<br />

Bauunternehmen Kurth baut<br />

Pavillon als Event-Halle um,<br />

Servicegebäude wird zu<br />

Bürogebäude aufgestockt,<br />

Baugenehmigung wird zzt.<br />

eingeholt<br />

Polen<br />

Vermutlich Abriss,<br />

Vermarktung offen<br />

Süd<br />

Ungarn<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 199<br />

Tschechische<br />

Republik<br />

Deutsch-Türkisches<br />

Handelszentrum geplant<br />

Spanien<br />

China<br />

EXPO GRUND, Vermarktung<br />

offen. Evtl. Deutsch-Spanisches<br />

Veranstaltungszentrum<br />

Jordanien<br />

„9-Drachen-Park“,<br />

Asiatische Ausstellung<br />

und Restaurant<br />

Portugal<br />

Süd<br />

Griechenland<br />

Fa. Gintaro Kelias aus<br />

Litauen, Nutzung als<br />

Handelszentrum<br />

Litauen<br />

Kroatien<br />

Irland<br />

Lettland<br />

Eduard Matthai GmbH & Co.,<br />

KG Kosmetik; soll Verwaltung,<br />

Vertrieb und Verkauf sowie<br />

e-commerce-Auftritt aufnehmen<br />

Estland<br />

Monaco<br />

Flächen geräumt<br />

Italien<br />

Jemen<br />

EXPO GRUND,<br />

voraussichtlich Abbau<br />

Süd<br />

Geplant sind ein Gesundheitszentrum,<br />

Räumlichkeiten der<br />

deutsch-chinesischen Gesellschaft<br />

und ein Restaurant, Umsetzung<br />

wird erfolgen<br />

Schulungszentrum der DVAG<br />

(Neubau)<br />

Rumänien<br />

Filmproduktionsunternehmen<br />

„Brunch“<br />

Wird als Veranstaltungszentrum<br />

der World Vision e.V. genutzt<br />

Vereinigte<br />

Arabische<br />

Emirate<br />

Fläche ist geräumt<br />

Neubau<br />

Mongolei<br />

Süd<br />

bleibt erhalten<br />

bleibt vermutlich erhalten<br />

wird abgebaut<br />

die Nutzung ist noch offen<br />

Walfisch<br />

(CVJM)<br />

sind abgebaut/Flächen geräumt<br />

Stand Feb. <strong>2002</strong><br />

Freifläche


200<br />

EXPO PARK HANNOVER IM KONTEXT EINER INNOVATIONSORIENTIERTEN STANDORTVERMARKTUNGSSTRATEGIE<br />

einem Entwicklungsprojekt beteiligten Mitarbeiter<br />

können nämlich im Rahmen von persönlichen Kontakten<br />

nicht nur reine Fakten, sondern auch sog. implizites<br />

Wissen austauschen, d.h. Erfahrungen über den<br />

Umgang mit bestimmten technischen Problemen beziehungsweise<br />

Wege zur praktischen Umsetzung von<br />

technischen Lösungen, die u.U. nur ihnen selbst bekannt<br />

sind. Hierdurch und durch den leicht möglichen<br />

Wechsel von Arbeitskräften zwischen den Betrieben<br />

kann es neben einem „Klima der Kooperation“ auch<br />

zu einem „kollektiven Lernprozess“, d.h. zu einem<br />

dynamischen Entwicklungsvorteil der beteiligten Unternehmen<br />

kommen. Auf diese Weise können alle Akteure<br />

wechselseitig von ihren Erfahrungen profitieren.<br />

Eine Sonderrolle im Rahmen der Diskussion um Vorteile<br />

räumlicher Nähe nehmen Science Park Initiativen ein.<br />

Kern des Science-Park-Konzeptes ist die gezielte Schaffung<br />

von attraktiven Ansiedlungsmöglichkeiten für Unternehmen<br />

aus innovativen Branchen im räumlichen Umfeld<br />

von Bildungs- und Forschungseinrichtungen.<br />

Der Hauptvorteil für die im Science Park angesiedelten<br />

Unternehmen liegt in der Möglichkeit, auf das umfangreiche<br />

Wissen und wissenschaftliche Innovationen einer<br />

nahen, fachspezifisch spezialisierten Universität in Form<br />

von Kooperationen zugreifen zu können. Gleichzeitig<br />

steht ihnen stets ein lokaler Pool von fachlich qualifizierten<br />

Absolventen zur Verfügung, die selbst z.T. noch über<br />

Beziehungen im Wissenschaftsbetrieb vor Ort verfügen.<br />

Wie Befragungen zeigen, ist der entscheidende Faktor<br />

für den Erfolg eines Science Parks allerdings sein brancheninterner<br />

Bekanntheitsgrad und sein „guter Ruf“ in<br />

Fachkreisen, der den dort angesiedelten Unternehmen<br />

die Aufnahme von Geschäftsbeziehungen erleichtert 3 .<br />

Ein weiterer zentraler Ansatz des Science-Park-Konzeptes<br />

ist es, den Unternehmen geeignete Räumlichkeiten zu<br />

günstigen Mietkonditionen zur Verfügung zu stellen und<br />

durch die Nutzungsmöglichkeit gemeinsamer Einrichtungen,<br />

wie ausgestatteten Laboren, Konferenzräumen und<br />

gastronomischen Facilitäten, in der Anfangsphase ihre<br />

Fixkosten zu senken. Die Nutzung von gemeinsamen<br />

Einrichtungen soll außerdem der Möglichkeit der Entstehung<br />

von informellen Kontakten Raum bieten. In einigen<br />

Parks werden die Unternehmen auch zusätzlich<br />

durch das zentrale Angebot von günstigen Beratungsleistungen<br />

bei der Überwindung von Kooperationshemmnissen<br />

und bei der Etablierung von Kooperationen unterstützt.<br />

Internationale Paradebeispiele erfolgreicher Entwicklungen<br />

in diesem Bereich sind die Route-128-Area um das<br />

MIT bei Boston, das Silicon Valley im Einflussbereich der<br />

Universitäten Stanford und Berkeley, der Science Park<br />

der Universität Cambridge, UK, der KISTA Science Park<br />

bei Stockholm, der britische Warwick Science Park und<br />

der Sophia-Antipolis Komplex in Südfrankreich.<br />

In Hinblick auf den EXPO PARK lässt sich feststellen, dass<br />

die IuK-Wirtschaft ein Wirtschaftsbereich hoher Wissens-<br />

intensität ist, in dem nicht-formalisierte Vorgehensweisen<br />

und beständige Innovation eine große Rolle spielen. Der<br />

oben diskutierte Austausch von Erfahrungen und Ideen<br />

spielt von daher gerade für junge bzw. kleine Unternehmen<br />

in diesem Bereich eine entscheidende Rolle, womit<br />

insbesondere auch die räumliche Nähe zu Hochschulen<br />

und Messe die o.g. positiven Wirkungen entfalten kann.<br />

Die IuK-Wirtschaft, die den Kern einer sektoral orientierten<br />

Ansiedlung im EXPO PARK bilden soll, spielt in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit insgesamt rd. 2.000 Betrieben<br />

eine beachtliche Rolle. In Bezug auf den Anteil der<br />

Beschäftigten in der Informations- und Medienbranche an<br />

der Gesamtbeschäftigung liegt <strong>Hannover</strong> damit unter<br />

den 18 deutschen Verdichtungsregionen an fünfter Stelle<br />

(Lokalisationskoeffizient von ca. 1,5). In der Teilbranche<br />

IuK-Dienstleistungen liegt <strong>Hannover</strong> beispielsweise<br />

an vierter Stelle nach München, dem Rhein-Neckar-<br />

Raum und Karlsruhe (Lokalisationskoeffizienten von ca.<br />

1,7). Eine geringere Spezialisierung findet sich im<br />

Bereich der Produktion von IuK-Inhalten (Lokalisationskoeffizient<br />

nur ca. 1,2, bundesweit elfter Rang) 4 .<br />

Darüber hinaus haben Betriebsbefragungen in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> gezeigt, dass zwischen Unternehmen der<br />

IuK-Wirtschaft sowie zwischen Hochschulen und Unternehmen<br />

eine hohe Kooperationsdichte vorhanden ist. So<br />

ergab eine Studie der NORD/LB, dass ca. 30% der IuK-<br />

Unternehmen auf horizontaler Ebene (d.h. nicht im<br />

Zusammenhang mit der Belieferung innerhalb der Produktionskette)<br />

miteinander kooperieren. Weit darüber sogar<br />

liegt der Anteil derer, die mit ihren Zulieferern (ca. 55%)<br />

sowie ihren Kunden kooperieren (ca. 95%). Des Weiteren<br />

befand sich mit nahezu 20% ein vergleichsweise<br />

hoher Anteil aller befragten Unternehmen in Kooperation<br />

mit Hochschulen und Fachhochschulen 5 . Schließlich<br />

ist es bemerkenswert, dass 54,8% aller innerhalb der<br />

letzten zwei Jahre von Betrieben der IuK-Branche in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eingestellten Hochschulabsolventen<br />

von einer Hochschule oder Forschungseinrichtungen aus<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> kamen, sowie 43,4% vorher bereits<br />

bei einem anderen Unternehmen in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> beschäftigt waren 6 . Dies lässt auf das Vorhandensein<br />

eines lokalen Pools an sektorspezifisch qualifizierten<br />

Arbeitskräften schließen, der von den Betrieben<br />

der IuK-Branche in der Befragung als eindeutig wichtigster<br />

Standortfaktor bewertet wurde 7 .<br />

Im Raum <strong>Hannover</strong> sind also bereits Konturen eines Clusters<br />

der Informations- und Medienbranche vorhanden,<br />

der als Basis für Neugründungen und als Arbeitskräftepool<br />

für im EXPO PARK angesiedelte Unternehmen dienen<br />

kann sowie selbst von einem erfolgreichen Ansiedlungskonzept<br />

im EXPO PARK profitieren könnte.<br />

Es ist davon auszugehen, dass die Hochschule für Musik<br />

und Theater, die Fachbereiche für Bildende Kunst sowie<br />

3) vgl. Westhead & Batstone 1998<br />

4) vgl. NORD/LB 2001, S.14 f<br />

5) vgl. NORD/LB 2001, S.47<br />

6) vgl. NORD/LB 2001, S.42; Mehrfachnennungen waren möglich.<br />

7) vgl. NORD/LB 2001, S.58<br />

Expo-Wal<br />

Design und Medien der FHH, sowie das mit e-learning<br />

befasste Learning Lab Lower Saxony gemeinsam genügend<br />

Kompetenz auf sich vereinigen, um eine Ansiedlung<br />

in räumlicher Nähe zu ihnen attraktiv erscheinen zu<br />

lassen. Außerdem ist durch die Ansiedlung des „Camp<br />

Media“ des Technologie Centrums <strong>Hannover</strong> (TCH) an<br />

der Expo-Plaza eine Einrichtung zur Unterstützung junger<br />

Unternehmen bzw. von Neugründungen bereits vor<br />

Ort vorhanden. Auch die Ansiedlung gastronomischer<br />

Betriebe und Freizeiteinrichtungen auf dem Expo-Gelände<br />

Ost stellt vor dem Hintergrund der Förderlichkeit gemeinsamer<br />

Anlaufstellen für die Aufnahme wechselseitiger,<br />

informeller Kontakte zwischen Mitarbeitern unterschiedlichen<br />

Unternehmen u.U. eine sinnvolle Ergänzung<br />

dar.<br />

13.3 Ansätze zur Steuerung der Nachnutzung<br />

des Expo-Geländes Ost<br />

Im Rahmen der Entwicklung eines Nachnutzungskonzeptes<br />

für den EXPO PARK HANNOVER werden zwei Ziele<br />

angestrebt. Zum einen sollen die vorhandenen dauerhaften<br />

Bauten in möglichst hohem Maße nachgenutzt<br />

werden, zum anderen soll diese Nachnutzung aber<br />

auch für die Wirtschaft der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> insgesamt<br />

positive Effekte hervorrufen.<br />

Der Grundgedanke für die Ansiedlung von Unternehmen<br />

im EXPO PARK HANNOVER war, auf den vorhandenen<br />

Standortvorteilen aufzubauen und ein ansprechendes<br />

Umfeld für qualitativ hochwertige private Investitionen<br />

zu schaffen. In diesem Zusammenhang ist herauszustellen,<br />

dass die Ansiedlungschance für Unternehmen aus<br />

innovativen Branchen auf dem Expo-Gelände Ost bereits<br />

aufgrund der Umfeldsituation günstig sind: Durch die<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 201<br />

Nähe zur Messe haben die Unternehmen regelmäßig<br />

unmittelbaren Zugriff auf Informationen über die neuesten<br />

Entwicklungen in ihrer Branche sowie Kontaktmöglichkeiten<br />

zu potenziellen Geschäftspartnern, die anlässlich<br />

der international bedeutenden Messen, wie CeBIT<br />

oder <strong>Hannover</strong> Messe, in <strong>Hannover</strong> verweilen. Besonders<br />

für Unternehmen, die selbst im Bereich Messedienstleistungen<br />

tätig sind, ist dies ein ausschlaggebender<br />

Vorteil. Hinzu kommt die allgemein gute Erreichbarkeit<br />

über Schiene und Straße, die schnelle S-Bahn-Anbindung<br />

des EXPO PARK an die <strong>Hannover</strong>aner Innenstadt<br />

(5-10 Minuten Fahrt), die hervorragende technische Einbindung<br />

in Netze der Kommunikationsinfrastruktur, das<br />

Vorhandensein von architektonisch ansprechenden<br />

Gebäuden sowie ein reichhaltiges Angebot an noch zu<br />

vermietenden Flächen.<br />

Bereits im Oktober 1995 wurde von Roland Berger &<br />

Partner ein Nachnutzungskonzept für die Grundstücke<br />

der EXPO GRUND GmbH vorgelegt. Mit Blick auf die<br />

oben beschriebene doppelte Aufgabe der EXPO<br />

GRUND GmbH wurde die Meinung vertreten, dass<br />

„eine einseitige Fokussierung auf eine Branche oder ein<br />

Thema aufgrund der großen zur Verfügung stehenden<br />

Fläche unbedingt vermieden“ und statt dessen ein „Branchenmixkonzept<br />

mit unverfänglichem Motto“ angestrebt<br />

werden sollte, in der jedoch die IuK-Branche bereits als<br />

Element einer Nachnutzung als hochwertiger Gewerbepark<br />

erwähnt wurde 8 . Auch eine 1997 von der NILEG<br />

vorgelegte Fortschreibung der Nachnutzungsstudie setzte<br />

Schwerpunkte eher im Bereich Freizeit und Entertainment<br />

mit ergänzenden Wohn- und Gewerbefunktionen („High-<br />

8) vgl. Roland Berger & Partner 1995, S.19 f


202<br />

EXPO PARK HANNOVER IM KONTEXT EINER INNOVATIONSORIENTIERTEN STANDORTVERMARKTUNGSSTRATEGIE<br />

Abb. 13-3 Aktueller Nachnutzungsstand auf dem ehemaligen Pavillongelände Ost<br />

Quelle: Eigene Berechnungen<br />

35%<br />

Zu entwickelnde Flächen<br />

Aktuelle Nutzung findet statt<br />

Konkrete Nutzungsplanung liegt vor<br />

Zu vermietende Pavillons<br />

16%<br />

Tech-Freizeitpark“, „Kino Center“) 9 . Insgesamt zeichnen<br />

sich diese Konzepte durch wesentlich höher gesteckte<br />

stadtplanerische Zielsetzungen und die Planung von<br />

Großprojekten aus. Vergleiche wurden z.B. zum Parc de<br />

la Vilette in Paris gezogen 10 . Diese Projekte konnten in<br />

Folge, mit Ausnahme der Preussag Arena, jedoch nicht<br />

realisiert werden.<br />

Nach Ende der Weltausstellung wurde aufgrund der allgemein<br />

positiven und dynamischen Entwicklung des IT-<br />

Sektors im Laufe der 1990er Jahre, die sich noch weit<br />

bis ins Jahr 2000 hinein fortsetzte, die sich auf dem ehemaligen<br />

Expo-Gelände bietende Chance zur Ansiedlung<br />

von innovativen Unternehmen aus der IuK-Wirtschaft<br />

genutzt. Ein nicht geringer Teil dieser Unternehmen bietet<br />

überwiegend oder unter anderem Messedienstleistungen<br />

an und kann von daher unmittelbar von der Nähe<br />

zum Messegelände profitieren. Dies führte zu einer<br />

eigenständigen, weitgehend ungesteuerten Herausbildung<br />

der Grundlage eines Branchenprofils im EXPO<br />

PARK HANNOVER.<br />

Im Windschatten dieser Entwicklung wird seither von<br />

Seiten der EXPO GRUND GmbH versucht, der Nachnutzung<br />

eine klarere Zielrichtung zu geben, indem man an<br />

den bestehenden Ansiedlungstrend anknüpft und vor<br />

allem die weitere Ansiedlung von Firmen aus der Informations-<br />

und Medienbranche fördert. Hiermit sollen<br />

sowohl in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zusätzliche Kompetenzen<br />

und Synergien in dieser Branche geschaffen als<br />

auch eine in sich schlüssige und abgestimmte Nachnutzung<br />

des Geländes realisiert werden.<br />

20%<br />

29%<br />

Zum Ausbau der günstigen Konstellation von guten Ansiedlungsbedingungen<br />

und bereits vorhandenen Potenzialen<br />

wurden von Seiten des Landes Niedersachsen<br />

und der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die Ansiedlung von Wissenschafts-<br />

und Bildungseinrichtungen betrieben. Konkret<br />

bestand die Vorleistung des Landes Niedersachsen hierbei<br />

darin, auf der Plaza unter dem Dach des „Kurt-Schwitters-Forum“<br />

die Hochschule für Musik und Theater (Studiengänge<br />

Schauspiel, Jazz, Rock, Pop, Medienmanagement)<br />

und die Fachbereiche für Bildende Kunst und<br />

Design und Medien der Fachhochschule <strong>Hannover</strong><br />

(FHH) zu platzieren. Ergänzt werden die Hochschuleinrichtungen<br />

des Landes durch weitere Bildungseinrichtungen,<br />

darunter die Multimedia BBS, die Leibniz-Akademie<br />

<strong>Hannover</strong>, einige Weiterbildungseinrichtungen der<br />

IHK, sowie durch Forschungseinrichtungen wie das Learning<br />

Lab Lower Saxony (L3S), eine Forschungskooperation<br />

der Universität <strong>Hannover</strong>, der Universität Karlsruhe,<br />

der TU Braunschweig, der Hochschule für Bildende<br />

Künste Braunschweig sowie der Stanford University<br />

(Kalifornien). Weitere komplementäre Institutionen sind<br />

die Nord-Media GmbH als neue Mediengesellschaft der<br />

Länder Niedersachsen und Bremen sowie das World<br />

Trade Center. Durch die Ansiedlung des branchenspezifischen<br />

Start-up Centers „Camp-Media“ auf dem Plaza-<br />

Gelände versucht das Technologie Centrum <strong>Hannover</strong><br />

den EXPO PARK auch für Gründer interessant zu<br />

machen.<br />

Generell erhofft man sich durch die Verbesserung der<br />

Rahmenbedingungen für Unternehmen der Informationsund<br />

Medienbranche die Branchenzusammensetzung der<br />

sich auf dem Gelände ansiedelnden Unternehmen der<br />

privaten Wirtschaft im Sinne des Konzeptes beeinflussen<br />

zu können. Es war jedoch von Anfang an offensichtlich,<br />

dass dies nicht in Bezug auf alle nach Abschluss der<br />

Weltausstellung noch zur Vermietung stehenden Flächen<br />

mit Erfolg möglich sein würde. Bereits lange feststehende<br />

Nachnutzungen, wie die des französischen Pavillons<br />

durch die Firma Decathlon, werden durch die Bemühungen<br />

zur Schaffung eines Branchenprofils folglich nicht in<br />

Frage gestellt. Vor dem Hintergrund der angestrebten<br />

und wirtschaftlich wünschenswerten Nachnutzung möglichst<br />

vieler Länderpavillons haben sich inzwischen auch<br />

weitere Betriebe, die sich auf den ersten Blick nur<br />

schwer in das angestrebte branchenorientierte Flächennutzungskonzept<br />

einfügen, im EXPO PARK niedergelassen.<br />

Hierbei ist zu differenzieren zwischen solchen<br />

Unternehmen, die im Rahmen einer Ausrichtung auf die<br />

Informations- und Medienbranche durchaus komplementäre<br />

Funktionen wahrnehmen können, und solchen,<br />

die in keinerlei Zusammenhang mit der angestrebten<br />

Branchenorientierung stehen. In die erste Kategorie fallen<br />

dabei z.B. Einrichtungen des Gastgewerbes, Angebote<br />

des Nahversorgungseinzelhandels sowie Freizeiteinrichtungen.<br />

An anderen Standorten in Deutschland werden<br />

zurzeit technologieorientierte Gewerbeparks geplant,<br />

bei denen bewusst auf die Kombination von Gewerbeund<br />

Freizeitfunktionen abgestellt wird (z.B. O-Vision in<br />

Oberhausen). In die zweite Kategorie fallen z.B. Einrichtungen<br />

des großflächigen Einzelhandels, deren weitere<br />

Ansiedlung durch Beschränkungen des B-Planes<br />

auch künftig begrenzt bleiben dürfte.<br />

Innerhalb bestimmter Grenzen muss die Ansiedlung von<br />

Unternehmen verschiedener Branchen gerade aufgrund<br />

ihrer möglichen Komplementarität für die Profilierung<br />

des EXPO PARK als innovationsorientierter Standort nicht<br />

notwendigerweise schädlich sein. Es besteht allerdings<br />

stets die Gefahr, dass durch die Ansiedlung zu vieler<br />

Betriebe aus nicht innovativen Branchen die Profilierung<br />

als IT- und Medienstandort verwässert werden könnte.<br />

Es ist in diesem Zusammenhang wichtig, anzuerkennen,<br />

dass bei der Verfolgung einer branchenorientierten Ansiedlungsstrategie<br />

ein langer Atem notwendig ist, um die<br />

Strategie nicht sofort bei kurzfristig ausbleibenden finanziellen<br />

Erfolgen zu gefährden.<br />

13.4 Die aktuelle Nachnutzung<br />

Alle an die Plaza angrenzenden Grundstücke sind mittlerweile<br />

erfolgreich vermarktet. Allerdings sind diese zum<br />

Teil, wie der ehemalige „Planet M“ Pavillon der Firma<br />

Bertelsmann und das Gebäude des deutschen Pavillons,<br />

zwar in Privatbesitz, aber noch nicht oder nur teilweise<br />

erfolgreich einer wirtschaftlichen Nutzung zugeführt<br />

oder an Investoren verkauft. Kernelemente der Nachnutzung<br />

im Bereich der Plaza bilden die Bildungs- und<br />

Wissenschaftseinrichtungen, das World Trade Center sowie<br />

das Messehotel Radisson SAS und die Preussag Arena.<br />

Auf dem ehemaligen Pavillongelände Expo-Ost sind zurzeit<br />

ca. 35% der Flächen nachgenutzt, für weitere 16%<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 203<br />

liegen konkrete Nutzungsplanungen vor. Demgegenüber<br />

stehen weiterhin 29% als freie Fläche zum Verkauf bzw.<br />

zur Vermietung. Auf weiteren 20% der Fläche des EXPO<br />

PARK befinden sich Pavillonbauten, die noch nicht wieder<br />

vermietet werden konnten (Abb. 13-3).<br />

Zurzeit sind ca. 53,8% der auf der Plaza und auf dem<br />

ehemaligen Pavillongelände Expo-Ost beschäftigten<br />

Personen in der Informations- und Medienbranche tätig.<br />

Hiervon sind ca. 24,5% bei den Wissenschafts- und Bildungseinrichtungen<br />

beschäftigt 12 , weitere 16,5% der IuK-<br />

Beschäftigung entfallen auf eher niedrig qualifizierte<br />

Call-Center-Arbeitsplätze. Im Gegensatz dazu arbeiten<br />

34,7% aller Beschäftigten im EXPO PARK in Betrieben,<br />

die als komplementär zur Informations- und Medienbranche<br />

betrachtet werden können 13 , und weitere 11,4%<br />

in Unternehmen, die sich in keiner Weise mit dem Konzept<br />

eines branchenbezogenen Clusteransatzes in Einklang<br />

bringen lassen 14 . Auswertungen zur anteiligen<br />

Flächennutzung der einzelnen Bereiche sind aufgrund<br />

fehlender Daten nicht möglich.<br />

Durch Nachnutzungsmaßnahmen im EXPO PARK wurden<br />

bis heute etwa 2.100 Arbeits- und etwa 1.600 Studienplätze<br />

geschaffen bzw. dorthin verlagert (Angaben der<br />

NILEG bzw. EXPO GRUND 12/2001). Die verfügbaren<br />

Angaben über die Beschäftigtenzahlen sind aber nicht<br />

präzise genug, um klare Aussagen über die jeweiligen<br />

Anteile an neu geschaffenen bzw. verlagerten Arbeitsplätzen<br />

zu treffen. Im Rahmen der geplanten Fertigstellung<br />

des NILEG-Media Forums in <strong>2002</strong> besteht nach Einschätzung<br />

der EXPO-GRUND ein großes Potenzial zur<br />

Schaffung von weiteren Arbeitsplätzen.<br />

FAZIT<br />

Insgesamt zeigt sich, dass die Nachnutzung des Expo-<br />

Geländes Ost in <strong>Hannover</strong> dem Konzept einer innovationsorientierten<br />

Standortvermarktung folgt. Obgleich ursprünglich<br />

weniger auf einen Branchenschwerpunkt<br />

fokussiert, hat sich mittlerweile insbesondere durch die<br />

Ansiedlung spezifischer Wissenschafts-, Forschungs- und<br />

Bildungseinrichtungen ein Profil als hochwertiger IuK-<br />

Standort herausgebildet. Bereits erfolgte Ansiedlungen,<br />

die nicht mit dieser Branchenfokussierung in Einklang<br />

stehen, haben bislang noch keinen negativen Einfluss<br />

auf das Standortprofil ausgeübt. Sollte der bislang eingeschlagene<br />

Kurs – auch trotz der vorübergehenden<br />

Schwäche der IuK-Wirtschaft – beibehalten werden, hat<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die einmalige Chance, mit dem<br />

innovativen Kristallisationskern im EXPO PARK HANNO-<br />

VER starke Ausstrahlungseffekte für die gesamte regionale<br />

IuK-Wirtschaft zu bewirken.<br />

9) vgl. NILEG 1997<br />

10) vgl. NILEG 1997, S.11<br />

11) d.h. bei: Learning Lab Lower Saxony, Nord Media, ProBusiness CIS, Multimedia<br />

BBS, Camp Media, Hochschule für Musik and Theater, FHH FB Bildende Kunst &<br />

Design und Medien, TV Travel AG, Leibniz-Akademie, Procon, Profil, UBWI,<br />

Starzone, MBC, Peppermint Jam/Park, DaCapo/MM, Mobilcom, Call Center und<br />

Schlütersche Marketing<br />

12) d.h. bei: Learning Lab Lower Saxony, Multimedia BBS, Hochschule für Musik und<br />

Theater, FHH FB Bildende Kunst & Medien und Design und Leibniz-Akademie<br />

13) d.h. bei: World Trade Center, Preussag Arena, SAS Radisson, FUN 2000 und<br />

9-Drachen Park<br />

14) d.h. bei: Annastift, GRBV, Decathlon, Fa. Mathai und Schulungszentrum DVAG


204<br />

EXPO PARK HANNOVER IM KONTEXT EINER INNOVATIONSORIENTIERTEN STANDORTVERMARKTUNGSSTRATEGIE<br />

Übersicht<br />

13-1<br />

Äthiopien und Jordanien<br />

Belgischer Pavillon<br />

Britischer Pavillon<br />

Chinesischer Pavillon<br />

Dänischer Pavillon<br />

Deutscher Pavillon<br />

Europahaus<br />

EXPO-Museum<br />

Finnischer Pavillon<br />

Französischer Pavillon<br />

Global Haus<br />

Jemenitischer Pavillon<br />

Litauischer Pavillon<br />

Medienhaus<br />

Monaco-Pavillon<br />

Mongolischer Pavillon<br />

Nachnutzung der Expo-Bauten im Bereich Plaza und Expo-Ost<br />

Für die Fläche der ehemaligen Länderpavillons wird eine Nachnutzung als High-Tech-Meile angestrebt.<br />

Momentan befindet sich das Projekt aber noch in der Planungsphase. Die Fläche gehört der EXPO GRUND<br />

und Timon Bauregie GmbH.<br />

Der belgische Pavillon wurde seiner Nachnutzung durch die Firma Peppermint Jam Records und dem damit<br />

verbundenen Peppermit Park Studio im August 2001 übergeben. Das Plattenlabel und die Studios sind durch<br />

Produktionen wie Fury in the Slaughterhouse und dem Produzenten Mousse T. auch auf internationalem Level<br />

bekannt geworden.<br />

Der britische Pavillon gehört der GOLDBECK Bau GmbH und ist zurzeit mit keiner Nachnutzung belegt. Das<br />

Gebäude steht leer und zur Nachnutzung zur Verfügung.<br />

Momentan findet im chinesischen Pavillon keine Nutzung statt. Es ist jedoch seit längerem geplant, dort ein<br />

chinesisches Gesundheitszentrum aufzubauen und Räumlichkeiten für die Deutsch-Chinesische Gesellschaft zu<br />

nutzen. Außerdem soll ein chinesisches Restaurant innerhalb des Pavillons entstehen.<br />

Der dänische Pavillon befindet sich heute im Besitz der in Dänemark ansässigen Bekleidungsgesellschaft Bestseller.<br />

Das Unternehmen ist in 25 Ländern tätig und beschäftigt knapp 3.000 Mitarbeiter. Momentan stehen die<br />

Räumlichkeiten des Pavillons leer. Die Fa. Bestseller plant keine Nutzung für eigene Zwecke, sondern sucht<br />

vielmehr nach einem geeigneten Mieter.<br />

Nach dem Ende der EXPO 2000 wurde das Gebäude vom Learning Lab Lower Saxony (L3S) genutzt. Außerdem<br />

haben die Nord Media Mediengesellschaft Niedersachsen/Bremen mbH und die Pro Business CIS AG ihren<br />

Sitz im ehemaligen deutschen Pavillon.<br />

Das Europahaus beherbergt viele Nutzungen unterschiedlicher Bereiche. Zum einen ist es der Sitz des World<br />

Trade Center. Im Rahmen des Kurt-Schwitter-Forums haben die Hochschule für Musik und Theater mit dem Institut<br />

für Journalismus und Kommunikationsforschung sowie die Fachhochschule <strong>Hannover</strong> mit dem Institut für Bildende<br />

Kunst ihren Sitz im Europahaus. Des Weiteren sind dort Bildungseinrichtungen wie die Leibniz-Akademie, das<br />

Annastift, die Akademie für Medientechnik, die Call Center Akademie Niedersachsen und die IHK E-learning<br />

dort vertreten. Außerdem beherbergt der Bau Unternehmen der Privatwirtschaft, wie die Procon GmbH, die Profil<br />

GmbH, UBWI und GIS Gesellschaft für Informationssysteme.<br />

Auf der Fläche nordwestlich des Pavillons der Hoffnung wird ein Museum über die Weltausstellung entstehen.<br />

Betreiber wird der Exposeum e.V. werden.<br />

Der ehemalige finnländische Pavillon wird von mehreren Unternehmen zusammen genutzt. Die Best Company<br />

Video GmbH hat sich auf die Film-, Fernseh- und Radioproduktion spezialisiert und arbeitet unter anderem für<br />

NDR3 und den MDR. Darüber hinaus ist das Unternehmen noch im Bereich der Erstellung von CD-ROM und<br />

DVD-Produktionen tätig. Die Da Capo Marketing Agentur ist eine Full-Service-Agentur für interne und externe<br />

Unternehmenskommunikation. Die Schwerpunkte liegen hier in den Bereichen Marketing, Veranstaltungsmanagement,<br />

Werbung, TV-, Film- und Messekonzeption. Das Unternehmen MM Productions Music & Media unterhält im<br />

finnischen Pavillon ein volldigitales Studio für die Produktion und Komposition von Musik und anderen Audio-<br />

Beiträgen. Neben Produktionen im Pop- und Dance-Sektor werden auch die Geschäftsfelder Filmmusik, Bühnenund<br />

Theatermusik und Rundfunk- und Fernsehmusik abgedeckt.<br />

Im Gebäude des ehemaligen französischen Pavillon ist seit dem 7. Juni 2001 der Sportgroßmarkt Decathlon<br />

ansässig. Der französische Sportartikelhersteller und -händler wurde 1976 gegründet und betreibt insgesamt<br />

282 Geschäfte in 13 Ländern; davon 206 in Frankreich und 7 in Deutschland. In Decathlon Märkten wird ein<br />

breites Angebot von Artikeln rund um den Sport vertrieben, außerdem veranstaltet das Unternehmen Sportprojekte<br />

in Schulen und Sportaktionswochen.<br />

Hier befindet sich das Institut Design und Medien der Fachhochschule <strong>Hannover</strong>.<br />

Der Pavillon wurde im Dezember 2001 von der Film- und Fernsehproduktionsfirma Brunch aufgekauft.<br />

Der Pavillon Litauens wird momentan durch die Fa. Gintaro Kelias als Handelszentrum genutzt.<br />

Neben der Berufsbildenden Schule für Multimediaberufe, der TCH GmbH, <strong>Hannover</strong> Online und 3D Economy<br />

befindet sich das Technologie Centrum <strong>Hannover</strong> mit seinem Camp Media in dem Gebäude. Im Rahmen dieser<br />

Existenzgründungsinitiative befindet sich eine Vielzahl von jungen Unternehmen, größtenteils der Medienbranche,<br />

in dem Gebäude. Diese sind Cyoshi Crucial GmbH, Krispin Marketing Management, K&W GbR, Medisite<br />

Systemhaus GmbH, Plock GmbH, Dr. Marc Cremer-Thursby, Trisko GmbH/Tekko GmbH, ebus electronic business<br />

software GmbH, Zukunftsfabrik Kommunikation, Frank Schauerte, Softwareberatung Elmhorst GmbH und GiLA<br />

Consult.<br />

Der Pavillon wird voraussichtlich abgebaut werden. Es laufen Verhandlungen mit einem Unternehmen der<br />

Medienbranche, das den Kauf des gesamten Geländes um den Pavillon herum in Erwägung zieht. Dabei handelt<br />

es sich um die Flächen der bereits abgerissenen Pavillons von Kroatien, Griechenland, Irland und Italien.<br />

Der mongolische Pavillon wurde nach dem Ende der Weltausstellung abgerissen. Die Fläche liegt jetzt im Besitz<br />

der Deutschen Vermögensberatungs- AG, die dort den Bau eines Schulungszentrums plant und voraussichtlich<br />

im Frühjahr <strong>2002</strong> mit den Baumaßnahmen beginnen wird.<br />

Übersicht<br />

13-1<br />

Niederländischer<br />

Pavillon<br />

NILEG Media Forum<br />

NILEG Plaza Forum<br />

Norwegischer Pavillon<br />

Pavillon der Hoffnung<br />

Planet M<br />

Polnischer Pavillon<br />

Postbox<br />

Preussag Arena<br />

Radisson SAS Hotel<br />

Schwedischer Pavillon<br />

Schweizer Pavillon<br />

Seilbahnstation<br />

Sonstige Pavillons<br />

Spanischer Pavillon<br />

Tschechischer Pavillon<br />

Türkischer Pavillon<br />

Ungarischer Pavillon<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 205<br />

Nachnutzung der Expo-Bauten im Bereich Plaza und Expo-Ost<br />

Die Nachnutzung des niederländischen Pavillons ist noch offen. Die deutsch-niederländische Firmengruppe<br />

RENERGY GmbH plant die Eröffnung eines Zentrums für regenerative Energien. Die Finanzierung ist jedoch noch<br />

nicht gesichert.<br />

Neubau eines Office-Centers. Voraussichtliche Fertigstellung im Sommer <strong>2002</strong>.<br />

Das NILEG Plaza Forum beherbergt Unternehmen aus verschiedenen Branchen. Vertreten sind die Discothek FUN<br />

2000, der Fernsehanbieter TV Travel Shop mit seinem Call Center, die Starzone Softwareentwicklung, Mobilcom,<br />

GRBV Architekten + Ingenieure, MBC Softwaredienstleister, die Schlütersche Marketing und die Unternehmensberater<br />

Eggers & Partner.<br />

Der ehemalige norwegische Pavillon wurde von der EXPO GRUND zum Verkauf angeboten. Der potenzielle<br />

Käufer musste aber aufgrund von Schwierigkeiten Insolvenz anmelden und konnte seinen Verpflichtungen nicht<br />

nachkommen. Deswegen wurde der Pavillon teilweise abgebaut. Die Flachbauten neben dem Pavillon sind noch<br />

auf dem Gelände vorhanden. Die Fläche steht für weitere Nachnutzung zur Verfügung.<br />

Der Pavillon befindet sich im Besitz der World Vision e.V., einem christlichen, überkonfessionellen Hilfswerk, das<br />

seit 1979 seine Arbeitsschwerpunkte in der langfristigen Entwicklungshilfe und der humanitären Nothilfe hat.<br />

Es ist für das Gebäude keine längerfristige Dauernutzung vorgesehen. Allerdings vermietet die World Vision e.V.<br />

das Objekt für Veranstaltungen.<br />

Noch immer im Besitz der Bertelsmann. Eine konkrete Nachnutzung liegt nicht vor, es laufen jedoch Verhandlungen<br />

für ein entsprechendes Konzept.<br />

Das Gebäude des ehemaligen polnischen Pavillons ist von den Nationen der asiatischen Staatengemeinschaft<br />

ASEAN der „9 Drachen Park“, ein asiatisches Kultur- und Handelszentrum, eingerichtet worden, als dessen<br />

Standort vorher Berlin oder Paris im Gespräch gewesen waren. Im Rahmen der Expo fiel dann jedoch die<br />

Standortentscheidung zugunsten von <strong>Hannover</strong>. Geleitet wird das Zentrum von der Trägergesellschaft „Red River“,<br />

die sich aus europäischen Unternehmern und Vertretern der Asean-Staaten zusammensetzt: Brunei, Indonesien,<br />

Kambodscha, Laos, Malaysia, Myanmar (ehemals Burma), den Philippinen, Singapur, Thailand und Vietnam.<br />

Für das Handelszentrum werden im Gebäude des ehemaligen polnischen Pavillons die handgeschnitzten Expo-<br />

Holzbauten aus Laos, Kambodscha, Thailand und Vietnam wieder aufgebaut. In dem ebenfalls wieder errichteten<br />

„Kaiserhaus" wird traditionelle asiatische Küche angeboten. Attraktion des 9-Drachen-Parks ist jedoch ein<br />

vietnamesisches Wasserpuppenballett.<br />

Ist nach dem Ende der Expo in den Besitz des Sportgroßhändlers Decathlon übergegangen. Die Deutsche Post<br />

AG wird hier ein E-commerce-Center eröffnen.<br />

Nutzung als Veranstaltungszentrum für Großveranstaltungen, wie Konzerte, Kongresse und Sportevents.<br />

Wird weiterhin als Hotel genutzt.<br />

Der ehemalige schwedische Pavillon befindet sich heute im Besitz des NCC Konzerns, der seinen Hauptsitz in<br />

Solna/Schweden hat. Das international agierende Unternehmen war für die Planung und Realisierung des<br />

schwedischen Pavillons für die EXPO 2000 zuständig. Momentan steht das Gebäude leer und wird zur Vermietung<br />

angeboten.<br />

Der Schweizer Pavillon wurde nach dem Ende der EXPO 2000 abgebaut. Die ehemalige Fläche des Pavillons<br />

steht momentan frei und ist im Besitz der EXPO GRUND. Ein Käufer für die Nachnutzung des Pavillon-Geländes<br />

wird zurzeit noch gesucht.<br />

Wurde im Rahmen des Kurt-Schwitters-Forums zu Ateliers und Werkstätten umgenutzt.<br />

Die Pavillons von Äthiopien, Jordanien, Griechenland, Kroatien, Irland, Portugal, Italien, Lettland, Estland,<br />

Rumänien und den Vereinigten Arabischen Emiraten wurden bereits abgerissen. Die Flächen stehen momentan<br />

leer, konkrete Pläne für eine Nachnutzung liegen nicht vor.<br />

Der Pavillon ist auf dem Gelände verblieben und steht zurzeit leer. Es laufen jedoch Verhandlungen mit einem<br />

potenziellen Käufer. Angedacht ist die Nachnutzung als Deutsch-Spanisches Veranstaltungszentrum.<br />

Der Pavillon ist nach der EXPO 2000 in den Besitz der Eduard Mathai GmbH & Co. KG übergegangen. Das<br />

Unternehmen ist spezialisiert auf Haarfarben und entsprechende Auswahlsysteme. Zurzeit wird das Gebäude<br />

umgebaut und soll in naher Zukunft Vertrieb, Verkauf und Verwaltung des Unternehmens aufnehmen. Auch der<br />

E-commerce Auftritt des Unternehmens „Digital HairColor“ wird dort vorhanden sein. Außerdem ist der Pavillon<br />

Sitz der Stiftung Horizonte, an der die Fa. Mathai beteiligt ist. Es werden dort entsprechend Kunstausstellungen<br />

stattfinden. Zusätzlich ist die Vermietung für Events und Messenutzungen vorgesehen.<br />

Der türkische Pavillon ist auch nach der EXPO 2000 weiterhin im Besitz des Türkischen Staates. Als Nachnutzung<br />

sind hier die Schaffung von Flächen für ein Türkisch-Deutsches Kulturzentrum und ein Handelszentrum geplant.<br />

Nach dem Ende der EXPO 2000 wurde der Pavillon von der ungarischen Regierung im Mai 2001 an den<br />

hannoverschen Bauunternehmer Heinz-Bernd Kurth verkauft. Momentan findet dort keine Nutzung statt. Es ist<br />

allerdings geplant, den Pavillon in eine Event-Halle umzuwandeln, wozu das Gebäude überdacht und die offenen<br />

Seiten verglast werden sollen. Die hinter dem Pavillon liegenden Servicegebäude sollen erweitert und zu<br />

Büroräumen umgebaut werden. Eine entsprechende Baugenehmigung wurde bei der Stadt <strong>Hannover</strong> eingereicht.


206<br />

14.<br />

Innovative Existenzgründungen<br />

als Impuls<br />

für den Strukturwandel<br />

Janin Wieja<br />

Aufbauend auf den Vergleich des Gründungsgeschehens<br />

in den westdeutschen Verdichtungsräumen in Abschnitt<br />

2.2 des <strong>Region</strong>alreportes, gibt der folgende Beitrag tiefere<br />

Einblicke in die Struktur der Unternehmensgründungen<br />

und das Gründungsumfeld in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Dabei wird besonders auf technologieorientierte Gründungen<br />

mit ihren spezifischen Anforderungen an die<br />

Gründungsinfrastruktur eingegangen. Die Datengrundlage<br />

für die Strukturanalyse bilden die Gründerdaten des<br />

Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW),<br />

deren Vor- und Nachteile in Abschnitt 2.2 dargelegt<br />

sind.<br />

GRÜNDUNGEN ALS MOTOR<br />

DER REGIONALENTWICKLUNG<br />

Als wichtiger Baustein für die regionale Wirtschaftsentwicklung<br />

sind Existenzgründungen in den letzten 20 Jahren<br />

immer stärker in das Blickfeld der regionalen Wirtschaftsförderung<br />

gerückt. Da Neuansiedlungen von<br />

Unternehmen, zumindest in Westdeutschland, immer seltener<br />

realisiert werden konnten, gewann die Existenzgründungsförderung<br />

für die <strong>Region</strong>alentwicklung stärker<br />

an Bedeutung. Zugleich wurde die Dynamik der Unternehmensgründungen<br />

durch die Ausweitung der wissenschaftlichen<br />

Ausbildung und neue Basisinnovationen in<br />

der Informations- und Biotechnologie angeregt, die das<br />

Potenzial vermarktungsfähiger Problemlösungen erhöhen.<br />

Dabei sind Unternehmensgründungen für die<br />

regionale Wirtschaftsentwicklung besonders von Bedeutung,<br />

da sie<br />

– Arbeitsplätze schaffen,<br />

– den Unternehmensbestand erneuern,<br />

– neue Produkte und Technologien einführen<br />

– und somit den regionalen Strukturwandel vorantreiben.<br />

In der regionalwirtschaftlichen Diskussion kommt technologie-<br />

und wissensintensiven Gründungen eine besondere<br />

Bedeutung zu. Obwohl mit 15% (1999) nur ein geringer<br />

Anteil der Gründungen in Deutschland diesem Bereich<br />

zuzuordnen ist, wird ihnen besondere Aufmerksamkeit<br />

geschenkt. Die Ursache dafür liegt in den hohen<br />

Beschäftigungs- und Wachstumsintensitäten dieser Unternehmen<br />

sowie ihrer besonderen Funktion für den wirt-<br />

schaftlichen Strukturwandel. Technologie- und wissensintensive<br />

Gründungen tragen zur Innovationsdiffusion bei<br />

und stärken somit die regionale Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Die Einführung neuer Produkte und Produktionsmethoden<br />

erfolgt häufig zunächst in neu gegründeten Unternehmen.<br />

In vielen Fällen werden diese Innovationen, sofern sie<br />

sich am Markt bewährt haben, von bereits etablierten<br />

Unternehmen übernommen oder aber von anderen<br />

Unternehmen in verbesserter Form am Markt durchgesetzt.<br />

Dies zeigt sich deutlich bei den Informations- und<br />

Kommunikationstechnologien, mit denen durch Start-Ups<br />

in der „New Economy” innovative Prozesse in der „Old<br />

Economy“ angeregt und beschleunigt wurden.<br />

Als technologieintensiv oder- orientiert gelten Gründungen<br />

im Verarbeitenden Gewerbe, deren Forschungs- und<br />

Entwicklungstätigkeiten 3,5% des Umsatzes übersteigen.<br />

Fernmeldedienste, Datenverarbeitung, Forschungs- und<br />

Entwicklungsdienstleister sowie Architektur- und Ingenieurbüros<br />

werden als technologieintensive Dienstleister<br />

bezeichnet. Gegründete Unternehmen, die nichttechnische<br />

Beratungsleistungen anbieten, werden vom Zentrum<br />

für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) als<br />

wissensorientiert bzw. -intensiv eingestuft.<br />

STRUKTUR DER UNTERNEHMENSGRÜNDUNGEN<br />

IN DER REGION HANNOVER<br />

<strong>Hannover</strong> nimmt bei Existenzgründungen im Vergleich<br />

der westdeutschen Verdichtungsräume eine vordere Position<br />

ein. Bei der Gründungsintensität insgesamt steht die<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> auf dem zweiten Platz nach Hamburg<br />

und weist damit eine deutlich höhere Zahl von Gründungen<br />

je Erwerbsfähigen auf als der Durchschnitt der<br />

westdeutschen Verdichtungsräume (vgl. Abschnitt 2.2).<br />

Insbesondere im Dienstleistungssektor gab es im Jahresdurchschnitt<br />

1995 bis 1999 hohe Gründungsintensitäten<br />

in der <strong>Region</strong>. Von 67 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähigen<br />

im Alter zwischen 18 und 65 Jahren entfielen<br />

mit 59 Gründungen fast 90% auf diesen Wirtschaftsbereich.<br />

Die verbleibenden acht Gründungen je<br />

10.000 Erwerbsfähigen im Produzierenden Gewerbe<br />

teilten sich mit fünf auf den Bausektor und mit drei Gründungen<br />

auf das Verarbeitende Gewerbe auf (Abb.14-1).<br />

Im Dienstleistungssektor sind die Gründungsintensitäten<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vor allem im Handel und bei<br />

den konsumorientierten Dienstleistungen hoch. Mit 20<br />

Gründungen je 10.000 Erwerbsfähigen liegt die Zahl<br />

der neuen Unternehmen im Handel deutlich über dem<br />

Durchschnitt Westdeutschlands mit 14 Gründungen je<br />

10.000 Erwerbsfähigen. Die konsumorientierten Dienstleistungen<br />

haben in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> die zweithöchste<br />

Gründungsintensität mit 16 Gründungen je 10.000<br />

Erwerbsfähigen im Jahresdurchschnitt 1995 bis 1999.<br />

Der Wirtschaftszweig der unternehmensnahen Dienstleister<br />

folgt dicht mit 15 Gründungen je 10.000 Erwerbsfähigen.<br />

Zu den unternehmensnahen Dienstleistern zählen<br />

u.a. Rechts- und Steuerberatung sowie Datenverarbeitung.<br />

Daran schließen sich die Bereiche Verkehr und<br />

sonstige Dienstleistungen (Banken, Versicherungen und<br />

Postdienste) mit jeweils gut drei Gründungen an.<br />

Abb. 14-1 Branchenzusammensetzung der Gründungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Verarbeitendes Gewerbe<br />

Baugewerbe<br />

Quelle: Gründerdaten des ZEW, eigene Darstellung<br />

Das Gründungsumfeld in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> scheint<br />

damit für Existenzgründungen im Dienstleistungssektor<br />

ansprechend zu sein und spiegelt die Bedeutung dieses<br />

Wirtschaftsbereichs für den Standort <strong>Hannover</strong> wider.<br />

Inwieweit sich die zahlreichen Gründungen aus diesem<br />

Bereich erfolgreich am Markt etabliert haben, bleibt auf<br />

der Grundlage der verwendeten Daten offen. Auch<br />

wenn nur ein Teil der Gründungen am Markt überlebt<br />

hat, ist die hohe Gründungsintensität ein Zeichen für<br />

eine dynamische Wirtschaftsregion, die der Erneuerung<br />

der Wirtschaftsstruktur offen gegenübersteht.<br />

Bei den technologieorientierten Gründungen steht <strong>Hannover</strong><br />

im Verdichtungsraum-Vergleich auf dem fünften<br />

Platz und liegt damit im vorderen Mittelfeld der westdeutschen<br />

Großstadtregionen (vgl. Abschnitt 2.2). Den<br />

Schwerpunkt der technologieorientierten Gründungen<br />

bilden in <strong>Hannover</strong> die technologieintensiven Gründungen<br />

im Dienstleistungssektor. Neben den Technologiegründungen<br />

sind die wissensorientierten Gründungen,<br />

die nichttechnische Beratungstätigkeiten als Dienstleistung<br />

anbieten, für den Strukturwandel zur Informationsund<br />

Wissensgesellschaft von Bedeutung.<br />

Der Anteil der technologie- und wissensintensiven Gründungen<br />

an allen Gründungen betrug im Jahresdurchschnitt<br />

1995 bis 1999 in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 14%.<br />

Von den jährlich 67 Gründungen insgesamt je 10.000<br />

Erwerbsfähigen entfielen jeweils fünf auf technologieintensive<br />

und auf wissensorientierte Gründungen. Das<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 207<br />

Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige im Jahresdurchschnitt 1995-99<br />

Handel<br />

Verkehr<br />

Unternehmensnahe Dienstleister<br />

Konsumorientierte Dienstleister<br />

Sonstige Dienstleister<br />

Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

westdeutsche Verdichtungsräume<br />

Westdeutschland<br />

0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20<br />

Verhältnis zwischen Technologiegründungen im Verarbeitenden<br />

Gewerbe und im Dienstleistungssektor verhielt<br />

sich 1:7 (Abb.14-2). Damit sind die Gründungsintensitäten<br />

im Vergleich zu Westdeutschland und den Verdichtungsräumen<br />

im früheren Bundesgebiet bei den nichttechnischen<br />

Beratungsdienstleistungen überdurchschnittlich.<br />

Bei den Technologiegründungen entsprechen die<br />

Gründungsintensitäten der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> in etwa<br />

dem Durchschnitt der Verdichtungsräume.<br />

Insgesamt zeigt sich damit für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

innerhalb des Dienstleistungssektors ein dynamisches<br />

Gründungsgeschehen bei den höherwertigen Dienstleistungen.<br />

Dies wird auch zukünftig ein Wirtschaftsbereich<br />

sein, dem im Rahmen des Strukturwandels eine besondere<br />

Bedeutung zukommt.<br />

ERGEBNISSE DER GRÜNDUNGSFORSCHUNG<br />

Der Erfolg einer Unternehmensgründung hängt im<br />

Wesentlichen von zwei Determinanten ab: zum einem<br />

von der Gründerperson selbst und zum anderen von der<br />

bereitgestellten Gründerinfrastruktur. Verschiedene Studien<br />

belegen, dass die Humankapitalausstattung der<br />

Gründerperson wie Bildungsstand, Berufserfahrung,<br />

Branchenwissen oder Managementqualitäten maßgeblich<br />

für den Erfolg einer Unternehmensgründung sind. In<br />

Hinblick auf die Gründungsinfrastruktur ist die Zusammenarbeit<br />

zwischen dem Gründer und den Beratungsinstitutionen<br />

sowie deren Angebot in qualitativer Hinsicht


208<br />

INNOVATIVE EXISTENZGRÜNDUNGEN ALS IMPULS FÜR DEN STRUKTURWANDEL<br />

Abb. 14-2 Technologie- und wissensintensive Gründungen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Technologiegründungen<br />

im Verarbeitenden<br />

Gewerbe<br />

Technologiegründungen<br />

im Dienstleistungssektor<br />

Gründungen<br />

im Bereich<br />

nichttechnischer<br />

Beratungstätigkeit<br />

Quelle: Gründerdaten des ZEW, eigene Darstellung<br />

von hoher Bedeutung. Neben Akteuren, welche die Jungunternehmer<br />

von der Vorgründungsphase bis in die<br />

Nachgründungsphase beratend begleiten, spielen Finanzierungsangebote,<br />

Gewerbeflächen- und Infrastruktureinrichtungen,<br />

z.B. in Form von Gründerzentren, eine<br />

wichtige Rolle. Im Folgenden sollen die Beratungsdienstleistungen<br />

für Gründer im Vordergrund stehen. Eine gute<br />

Gründungsinfrastruktur zeichnet sich u.a. dadurch aus,<br />

dass der Gründer in jeder Entwicklungsphase seines<br />

Unternehmens Zugriff auf eine qualitativ hochwertige<br />

Beratungsleistung hat.<br />

Die Gründungsforschung unterteilt den Prozess einer Unternehmensgründung<br />

in Phasen ein, in denen Gründer mit<br />

verschiedenen Problemen und Aufgaben konfrontiert werden.<br />

Entsprechend sind die Anforderungen an die Beratung<br />

in den einzelnen Phasen unterschiedlich. Im Allgemeinen<br />

wird der Prozess der Unternehmensgründung in<br />

drei Abschnitte gegliedert: die Vorgründungsphase, die<br />

Gründungsphase und die Nachgründungsphase.<br />

In der Vorgründungsphase entsteht die Idee des eigenen<br />

Unternehmens und der Entschluss zur Selbstständigkeit<br />

wird getroffen. In der Gründungsphase werden Gründungsidee<br />

und das Konzept für die Existenzgründung<br />

überarbeitet und verfeinert. Gleichzeitig werden notwendige<br />

Genehmigungen eingeholt, Kredite und Förderungen<br />

beantragt, bis schließlich die formale Unternehmensgründung<br />

mit dem Eintrag ins Handelsregister oder<br />

mit der Gewerbeanmeldung erfolgt. Die Übersicht 14-1<br />

zeigt, welche Aufgaben die Jungunternehmer in den<br />

jeweiligen Phasen zu bewältigen haben, welche Probleme<br />

in diesem Zusammenhang auftauchen und welche<br />

Institutionen vor allem die Beratung in den einzelnen<br />

Phasen übernehmen.<br />

Gründungen je 10.000 Erwerbsfähige im Jahresdurchschnitt 1995-99<br />

Verdichtungsraum <strong>Hannover</strong><br />

westdeutsche Verdichtungsräume<br />

Westdeutschland<br />

0 1 2 3 4 5 6<br />

Existenzgründerbefragungen in <strong>Region</strong>en Niedersachsens<br />

und in Nordrhein-Westfalen ergaben, dass die größten<br />

Hemmnisse für den Unternehmensgründer im Bereich<br />

Finanzen liegen. Informations-, Beratungs- und Fördermaßnahmen<br />

sind in diesem Bereich anscheinend besonders<br />

notwendig. Weiterhin verfügen die Gründer häufig<br />

über ein unzureichendes Wissen in Betriebswirtschaft,<br />

Buchhaltung, Steuern und Recht. Zudem wirken sich die<br />

Doppelbelastung durch Familie und Beruf, die Bürokratie<br />

der Verwaltungen, die Defizite bei Marketing- und Vertriebskenntnissen,<br />

beim persönlichen Auftreten und bei<br />

Marktkenntnissen negativ auf den Existenzgründungsprozess<br />

aus. Besonders die zuletzt genannten Punkte gewinnen<br />

im Verlauf der Unternehmertätigkeit an Bedeutung 1 .<br />

Das Institut für Mittelstandsforschung in Bonn ermittelte<br />

für Existenzgründungen in Nordrhein-Westfalen, dass in<br />

der Nachgründungsphase, unmittelbar nach Aufnahme<br />

der Geschäftstätigkeit, vor allem Schwierigkeiten in den<br />

Bereichen Absatz, Finanzierung und Betriebsablaufsplanung<br />

auftreten: Die Erschließung neuer Kundenpotenziale<br />

und Absatzwege, eine hohe Wettbewerbsdichte,<br />

Nachfrageschwächen und Mängel im Marketingkonzept<br />

führen zu Absatzschwierigkeiten. Zudem tauchen weiterhin<br />

Finanzierungsprobleme auf, die hauptsächlich in der<br />

Beschaffung von Fremdkapital bestehen, gefolgt von Forderungsausfällen<br />

und Eigenkapitalknappheit. Die Auftragsplanung<br />

und die Einhaltung von Terminen ist ein<br />

weiterer Schwachpunkt in der Nachgründungsphase,<br />

der die Betriebsablaufsplanung erschwert 2 .<br />

Technologiegründungen sind meistens mit speziellen<br />

Ansprüchen der Existenzgründer an die Finanzierung,<br />

die Beratung und den Standort verbunden. Je nach Branche<br />

entstehen hohe Kosten für Laborausstattung, die<br />

Übersicht<br />

14-1<br />

Aufgaben/Ziele<br />

Problemfelder<br />

Beratungsschwerpunkte<br />

Beratungsanbieter<br />

Zeitachse<br />

Quelle: verändert nach Kailer 2000<br />

Erstellung von Technologiegutachten, Prototypenentwicklung<br />

oder Patentanmeldungen. Zum einem sind damit<br />

die Vorlaufkosten von Technologiegründungen höher als<br />

beim Aufbau eines nichttechnologieintensiven Unternehmens.<br />

Zum anderen eignen sich für Technologiegründungen<br />

wegen des höheren Kapitalbedarfs und Risikos eher<br />

Finanzierungsmöglichkeiten außerhalb des normalen<br />

Kreditgeschäfts, z.B. in Form von Beteiligungskapital.<br />

Aufgrund der Technologieintensität der Gründungsvorhaben<br />

bedarf es eines hohen technischen Sachverstands<br />

bei den beratenden Institutionen, damit die Unternehmenskonzepte<br />

richtig eingeschätzt werden können. Im<br />

Gegensatz zu nichttechnologieintensiven Gründungen<br />

spielen die Nähe zu Forschungs- und Bildungseinrichtungen,<br />

die Verfügbarkeit technischer Infrastruktur wie<br />

z.B. Laboratorien sowie der Zugang zu Netzwerken und<br />

qualifizierte Arbeitskräfte eine große Rolle.<br />

Die Ergebnisse der Gründungsforschung zeigen, dass<br />

Existenzgründer sehr differenzierte Anforderungen an<br />

Beratungsleistungen haben. Die auftretenden Schwierig-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 209<br />

Anforderungen an Gründer und die Förderung nach Gründungsphasen<br />

Vorgründungsphase<br />

• Generierung/Klärung<br />

von Gründungsideen<br />

• Klärung der Entscheidung<br />

bezgl. Selbstständigwerden<br />

• Zunehmend unausgereifte<br />

Gründungsideen<br />

• Vorzeitige Fremd-/<br />

Selbstselektion<br />

• Informationssuche und<br />

-bereitstellung<br />

• Angebote zur Generierung<br />

von Gründungsideen<br />

• Persönliche Beratung<br />

• Industrie- u. Handelskammer<br />

für Erstinformationen u. zur<br />

Weiterleitung im Gründungsnetzwerk<br />

• Handwerkskammer<br />

etwa 29 Monate<br />

Gründungsphase<br />

• Aufbereitung eines<br />

Geschäftsplanes<br />

• Beseitigung von<br />

Kompetenzdefiziten<br />

• Zulassungsprüfungen<br />

Gründungsakt<br />

• Fehlende bzw. mangelhaft<br />

ausgearbeitete Gründungspläne<br />

• Weiterbildungsveranstaltungen<br />

• Prüfungsvorbereitungskurse<br />

• Kurzdiagnosen, -checks<br />

• Fachberatung<br />

• Begleit-Coaching<br />

• Team-Coaching<br />

• Problembezogene Fachberatung<br />

durch Steuerberater,<br />

Rechtsanwalt, Bank,<br />

Gründungsberater, Technische<br />

Berater, Unternehmensberater<br />

Nachgründungsphase<br />

• Unternehmenssicherung<br />

und -ausbau<br />

• Erweiterungsfinanzierung<br />

• Aufbau von Kooperationen,<br />

Kontakten<br />

• Krisenbewältigung<br />

• Enge zeitliche/örtliche<br />

Grenzen für Konzeptentwicklung<br />

• Dominanz des Tagesgeschäfts<br />

• Informelle Lernprozesse von<br />

hoher Bedeutung<br />

• fehlende Kapitalgeber<br />

• Erfahrungsaustauschtreffen<br />

• Kooperationsunterstützung<br />

• Fachberatung<br />

• Begleit-Coaching<br />

• Prozessberatung<br />

• Integrierte Trainings- u.<br />

Beratungsprogramme<br />

• Unternehmensberater<br />

• Fachberater<br />

• Existenzfestigungsberatung<br />

• Coaches<br />

etwa fünf Jahre<br />

keiten und Problemfelder während der Gründungsphasen<br />

und die speziellen Anforderungen, die Technologiegründungen<br />

an die Finanzierung, Beratung und den<br />

Standort haben, erfordern eine Gründungsinfrastruktur,<br />

die sich an den Beratungsbedarfen in den unterschiedlichen<br />

Entwicklungsphasen und der verschiedenen Gründergruppen<br />

orientieren. Vor allem ist die Unterstützung<br />

der Gründer in allen Gründungsphasen notwendig, damit<br />

das vorhandene Gründungspotenzial ausgeschöpft<br />

werden kann. Der Existenzgründer steht in der Praxis<br />

einer Vielzahl von Beratungsinstitutionen gegenüber, die<br />

kaum durchschaubar ist. Andererseits hängt es stark von<br />

der Gründerperson selbst ab, ob Beratungsleistungen<br />

überhaupt in Anspruch genommen werden. Zudem entspricht<br />

das Beratungsergebnis nicht immer den Vorstellungen<br />

der Gründer 3 .<br />

1) vgl. Jung 1998, 1999<br />

2) vgl. IfM 2000<br />

3) vgl. Jung 1998,1999; Kailer, 2000


210<br />

INNOVATIVE EXISTENZGRÜNDUNGEN ALS IMPULS FÜR DEN STRUKTURWANDEL<br />

Übersicht<br />

14-2<br />

Ausgewählte Beratungseinrichtungen für Gründer und junge Unternehmen in <strong>Hannover</strong><br />

Akteur<br />

Existenzgründungs-Initiative <strong>Hannover</strong> e.V. (EIH)<br />

Alt hilft Jung Wirtschafts-Senioren <strong>Hannover</strong> e.V.<br />

Arbeitsamt <strong>Hannover</strong><br />

Architektenkammer Niedersachsen<br />

Deutsche Angestellten Akademie (DAA)<br />

Existenzgründungszentrum <strong>Hannover</strong> GmbH (EGZ )<br />

Erfinderzentrum Norddeutschland GmbH (EZN)<br />

Gründerinnen-Consult <strong>Hannover</strong><br />

Industrie- und Handelskammer<br />

<strong>Hannover</strong>-Hildesheim (IHK)<br />

Nieders. Landestreuhandstelle<br />

für Wirtschaftsförderung (LTS)<br />

Rationalisierungs- und Innovationszentrum<br />

der deutschen Wirtschaft e.V. (RKW Nord)<br />

Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH (TCH)<br />

Technologieagentur Niedersachsen GmbH (NATI)<br />

Uni transfer<br />

Wirtschafts-Junioren <strong>Hannover</strong><br />

Volkshochschule <strong>Hannover</strong> (VHS)<br />

Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> (HWK)<br />

Betriebswirtschaftl. Beratungsstelle<br />

für den Einzelhandel (BBE)<br />

Beratungsteam Gastgewerbe<br />

Wirtschaftsverband für Handelsvermittlung<br />

und Vertrieb Niedersachsen/Bremen CDH e.V.<br />

Landesgesellschaft zur Beratung und Information<br />

von Beschäftigungsinitiativen (LaBiB)<br />

Ingenieurkammer Niedersachsen<br />

Kreditinstitute<br />

• Angebot wird vom Akteur bereitgestellt<br />

* Stadtsparkassen <strong>Hannover</strong> und Burgdorf, Kreissparkasse <strong>Hannover</strong>, Volksbank <strong>Hannover</strong>, Lindener Volksbank<br />

Quelle: verändert nach EIH 2001, Hesse 1999<br />

Konzepterstellung<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

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Investitions- u.<br />

Finanzierungsangebot<br />

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Betriebswirtschaft<br />

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Organisationsberatung<br />

Beratungsangebot<br />

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Standortwahl<br />

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Franchising<br />

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Schutzrechts- und<br />

Patentberatung<br />

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Rechtsberatung<br />

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Steuerberatung<br />

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Machbarkeitsstudien<br />

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Persönlichkeitstraining<br />

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Mitglied in der EIH<br />

Schulung für Existenzgründer<br />

GRÜNDUNGSUMFELD IN DER REGION HANNOVER<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> verfügt über mehr als 30 Einrichtungen,<br />

die Existenzgründer als Haupt- oder Nebenleistung<br />

informieren, beraten und qualifizieren. Ein Teil der<br />

Akteure sind Mitglieder in der „Existenzgründungs-Initiative<br />

<strong>Hannover</strong> e.V.“ (EIH), welche die zentrale Anlaufstelle<br />

für Gründer in der <strong>Region</strong> darstellt (Übersicht 14-2).<br />

Die EIH wurde 1999 vom Kommunalverband Großraum<br />

<strong>Hannover</strong>, der Stadt <strong>Hannover</strong> sowie der Kreis- und<br />

Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong> gegründet, um die Transparenz<br />

der Gründungsinfrastruktur zu erhöhen. Sie hat die<br />

Aufgabe, die vorhandenen Angebote zu bündeln und<br />

den Gründern einen qualifizierten Zugang zum gesamten<br />

Spektrum der Unterstützungsmöglichkeiten in der<br />

<strong>Region</strong> zu bieten. Dazu gehört die Identifizierung der<br />

individuellen Beratungsnotwendigkeiten, die Analyse<br />

des persönlichen Qualifizierungsbedarfes und die Weiterleitung<br />

zu kompetenten Ansprechpartnern. Die EIH ist<br />

Koordinierungsstelle für das Gründungsnetzwerk der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, welches neben den Gründungsmitgliedern<br />

des Vereins und den beratend tätigen Mitgliedern<br />

auch Sponsoren aus der Wirtschaft umfasst 4 . Um<br />

diese Koordinierungsaufgabe zu erfüllen, initiiert die<br />

EIH regelmäßige Netzwerktreffen, aus denen u.a. gemeinsame<br />

Übersichten zum Beratungs- und Weiterbildungsangebot<br />

resultieren.<br />

Neben der Koordinierung des Gründungsnetzwerkes in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hat sich die Existenzgründungs-<br />

Initiative die Vernetzung von Unternehmen und Grün-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 211<br />

dern mit Kapitalgebern zur Aufgabe gemacht. Dazu<br />

wurde die Veranstaltungsreihe „founders dialog“ ins<br />

Leben gerufen, die seit 2000 jährlich durchgeführt wird.<br />

Unternehmen und Unternehmensgründer werden auf der<br />

Veranstaltung direkt mit Kapitalgebern, Beteiligungsgesellschaften<br />

und Dienstleistern zusammengebracht. Die<br />

Veranstaltung dient als Plattform für den Informationsund<br />

Erfahrungsaustausch, für Know-how-Transfer und<br />

zum Aufbau von Kontakten zwischen Kapitalgebern und<br />

-nehmern 5 .<br />

Aus Übersicht 14-2 geht hervor, dass sich die Beratungsangebote<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vor allem auf die Bereiche<br />

Investitions- und Finanzplanung, Konzepterstellung<br />

und Betriebswirtschaft konzentrieren. Die Angebote<br />

werden von Gründern vorwiegend in den ersten zwei<br />

Entwicklungsphasen nachgefragt. Erkennbar ist eine<br />

Ausrichtung einzelner Anbieter auf bestimmte Zielgruppen<br />

und Branchen. Dazu gehören die Architektenkammer<br />

Niedersachsen und Betriebswirtschaftliche Beratungsstelle<br />

für den Einzelhandel (BBE), die Existenzgründer<br />

mit einem Fokus auf die entsprechende Branche<br />

berät.<br />

„Gründerinnen Consult“ richtet sich mit Seminaren und<br />

individuellen Beratungen an Frauen, die sich eine Existenz<br />

aufbauen möchten. „Gründerinnen Consult“ steht<br />

4) vgl. EIH 2001, http://www.eih-online.de<br />

5) vgl. http://www.founders-dialog.de


212<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Existenzgründungs-Initiative <strong>Hannover</strong><br />

(EIH) e.V.<br />

Zum 01.08.1999 haben die Stadt, der Kommunalverband<br />

sowie die Stadt- und Kreissparkasse <strong>Hannover</strong><br />

die EIH in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eingerichtet.<br />

Im August 2000 wurde der Verein EIH e.V. gegründet<br />

mit dem Ziel, eine zentrale Anlaufstelle für Existenzgründerinnen<br />

und Existenzgründer zu bilden sowie die<br />

Netzwerkstrukturen und die Kooperation innerhalb des<br />

Gründungsnetzwerks <strong>Hannover</strong> zu koordinieren und<br />

zu festigen. In dieser Funktion bringt die EIH mehr<br />

Transparenz in das gesamte Spektrum vorhandener<br />

Informations-, Beratungs- und Qualifizierungsangebote<br />

für GründerInnen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Durch<br />

die Vernetzung sollen die Rahmenbedingungen für<br />

Existenzgründungen optimiert und die vorhandenen<br />

Potentiale sowie das Know-How der einzelnen Beratungseinrichtungen<br />

besser nutzbar gemacht werden.<br />

Um GründerInnen effektiv<br />

Unterstützung bieten zu können,<br />

sollten Gründungskonzepte<br />

vorab bei der EIH eingereicht<br />

werden. Die BeraterInnen<br />

der EIH analysieren<br />

dann gemeinsam mit den potentiellen<br />

Jungunternehmern/<br />

Jungunternehmerinnen die<br />

Geschäftspläne und die notwendigen<br />

nächsten Schritte<br />

auf dem Weg in die Selbständigkeit.<br />

Die Beratung bietet<br />

Unterstützung bei der<br />

Erstellung des Geschäftsplans<br />

als zwingende Voraussetzung<br />

für die Beantragung von Fördermitteln und zur<br />

Selbstkontrolle über die Tragfähigkeit des eigenen Konzepts,<br />

sowie eine neutrale Finanzierungsberatung – insbesondere<br />

im Hinblick auf die Einbeziehung öffentlicher<br />

Fördermittel. Bei speziellen Finanzierungs-, Rechts- und<br />

Steuerfragen werden auch – nach Analyse der Fragestellungen<br />

– entsprechende Fachberatungen in der EIH<br />

durchgeführt. Junge Unternehmen werden außerdem<br />

individuell über die Gründungsphase hinaus begleitet.<br />

Weitere Dienstleistungen der EIH:<br />

Ein halbjährlich herausgegebener Seminarfahrplan<br />

informiert ExistenzgründerInnen und junge Unternehmen<br />

über wichtige Seminarangebote der NetzwerkpartnerInnen<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Seit Mitte März 2000 bietet die EIH Gründungswilligen<br />

zusätzlich die Möglichkeit, über das Internet aktuelle<br />

Informationen, z.B. praktische Checklisten und Planungsunterlagen<br />

abzurufen. Der Veranstaltungskalender<br />

informiert über das komplette Angebot der in der EIH<br />

aktiven Partnerinnen und -partner sowie über regionale<br />

Existenzgründungsseminare. Über die Kontaktbörse können<br />

Existenzgründerinnen und -gründer ihr Unternehmen<br />

bzw. ihre Geschäftsidee via Internet präsentieren.<br />

In den Räumen der EIH wurde von der DtA eine neue<br />

Plattform zur Information für angehende Unternehmerinnen<br />

und Unternehmer durch einen Kundenterminal (POI)<br />

geschaffen, an dem sich Gründungsinteressierte schnell<br />

und unkompliziert über die einzelnen Förderprodukte<br />

der DtA informieren und durch das virtuelle Gründerzentrum<br />

der DtA im Internet surfen können.<br />

Seit April 2001 bietet die EIH darüber hinaus eine spezielle<br />

Beratung für MigrantInnen an, die die besonderen<br />

sozio- und interkulturellen Barrieren von MigrantInnen<br />

berücksichtigt. Hierbei handelt es sich um ein auf zwei<br />

Jahre angelegtes Projekt, das von der LHH, dem Arbeitsamt<br />

und dem Niedersächsischen Wirtschaftsministerium<br />

getragen wird. Ziel ist, durch spezifische Hilfestellungen<br />

bei Gründungs- und Existenzfestigungsproblemen die<br />

Eingliederung ausländischer Unternehmen in die regionalen<br />

Wirtschaftsstrukturen zu verbessern.<br />

In Kooperation mit dem Gründungsnetzwerk veranstaltet<br />

die EIH einmal im Jahr den FOUNDERS DIALOG, eine<br />

Kommunikationsplattform für Gründungsinteressierte und<br />

junge Unternehmen. Darüber hinaus ist die EIH 2001<br />

erstmals regionales Start-Up-Wettbewerbsbüro gewesen.<br />

Ab März <strong>2002</strong> wird es einen EIH-Gründungswettbewerb<br />

geben, bei dem GründerInnen ganzjährig ihre<br />

Geschäftsplanentwürfe einreichen können, die monatlich<br />

von der EIH-Jury gesichtet und bewertet werden. Prämierte<br />

Konzeptentwürfe werden mit Coaching-Preisen<br />

bis zu 5.000 € gefördert. Weitere Informationen sind<br />

bei der EIH und den Netzwerkpartnern abrufbar.<br />

Die EIH ist ein ergänzender Baustein im Konzept „<strong>Hannover</strong><br />

– die Gründerstadt“ und wirkt als wichtige Partnerin<br />

im Gründungsnetzwerk <strong>Hannover</strong> mit. Die Existenzgründungsberatung<br />

und -betreuung in der Existenzgründungs-Initiative<br />

<strong>Hannover</strong> ist neutral und kostenlos.<br />

ADRESSE:<br />

EIH<br />

Prinzenstr. 12 (im Haus der Wirtschaftsförderung)<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Ansprechpartnerin: Andrea Irmer<br />

Tel.: (0511) 3 66 15 - 40,<br />

Fax: (0511) 3 66 15 - 49<br />

E-Mail: info@eih-online.de<br />

Internet: www.eih-online.de<br />

für die Beratung, Qualifizierung und Vernetzung von<br />

Unternehmerinnen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Die Finanzierung<br />

erfolgt aus Mitteln der EU, des Arbeitsamtes,<br />

des Ministeriums für Frauen, Arbeit und Soziales sowie<br />

der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong>. Die Koordinierung und<br />

Vernetzung der Gründerzentren für Unternehmerinnen in<br />

der <strong>Region</strong> – „Unternehmerinnen Zentrum <strong>Hannover</strong> GmbH“<br />

(UZH), „Frauen im Zentrum e.V.“ in Langenhagen sowie<br />

„Zuckerwerk e.V.“ in Laatzen – sind Aufgaben von Gründerinnen<br />

Consult. Im bundesweiten Regio-Wettbewerb<br />

„Zukunftsregion für Gründerinnen“ wurde „Gründerinnen<br />

Consult“ 1999 als Sieger ausgezeichnet 6 .<br />

Auf die Unterstützung technologieorientierter Gründungen<br />

sind in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> das Technologie-<br />

Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH (TCH), die Niedersächsische<br />

Agentur für Technologietransfer und Innovation GmbH<br />

(NATI), Uni transfer und das Erfinderzentrum Norddeutschland<br />

GmbH (EZN) spezialisiert.<br />

– Das Technolgie-Centrum <strong>Hannover</strong> bietet zusammen<br />

mit der 100%igen Tochter VisionConnect GmbH Komplettlösungen<br />

für Electronic Commerce, Managementund<br />

Innovationsberatung sowie das Center-Management<br />

für innovative Start-Ups an. Der Branchenfokus<br />

des TCH sind die Bereiche Informations- und Kommunikationstechnologien/Neue<br />

Medien, Telematik, Logistik<br />

und Umwelttechnologien.<br />

Das TCH unterstützt Gründer von innovativen und technologieorientierten<br />

Unternehmen zum einen über das<br />

Gründerzentrum. Zum anderen ist der Leistungskatalog<br />

des TCH auf die speziellen Bedarfe technologieintensiver<br />

Gründungen abgestimmt. Mit branchenspezifischen<br />

Fachwissen gibt das TCH u.a. Hilfestellung bei der Konzeption<br />

von Business-Plänen und unterstützt den Ausbau<br />

der Unternehmensidee zu einem marktfähigen Produkt<br />

oder einer marktfähigen Dienstleistung. Darüber hinaus<br />

bietet das TCH die Abwicklung der Projektfinanzierung<br />

für geplante Neuentwicklungen an und stellt Kontakte zu<br />

geeigneten Kapitalgebern her.<br />

– Als Instrument der niedersächsischen Wirtschaftsförderung<br />

nimmt die NATI verschiedene Aufgaben war.<br />

Dazu gehören u.a. die Trägerschaft für Technologieinitiativen<br />

des Landes Niedersachsen, die Koordination<br />

des Technologietransfers über das Innovationsnetzwerk<br />

Niedersachsen (AGTIF), die Vermittlung von Kooperationspartnern<br />

für Technologiefragen sowie die<br />

Förderberatung für Programme der EU, des Bundes<br />

und des Landes Niedersachsen.<br />

Die NATI bietet technologieintensiven Gründungen vertiefende<br />

Unterstützung für die Realisierung der Gründungsidee.<br />

Dazu gehören Informationen über Fördermittel,<br />

Unterstützung bei der Entwicklung des Geschäftsplans,<br />

fachliche Stellungnahmen für Anträge auf öffentliche<br />

Förderung sowie Kontaktanbahnung zu Kapitalgebern.<br />

Wichtiger Bestandteil der Innovationsbewertung<br />

von Gründungsideen ist dabei die Zusammenarbeit mit<br />

externen Experten, die das fachspezifische Know-how<br />

der NATI ergänzen 7 .<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 213<br />

– Uni transfer ist die Forschungs- und Technologiekontaktstelle<br />

der Universität <strong>Hannover</strong>. Sie informiert über<br />

Forschungsergebnisse und Kooperationsmöglichkeiten<br />

mit der Universität. Damit werden anwendungsorientierte<br />

Forschungs- und Entwicklungsergebnisse, neue<br />

Verfahren und Dienstleistungen aus den Hochschulen<br />

für die Wirtschaft nutzbar gemacht. Das Kooperationsangebot<br />

richtet sich insbesondere an kleine und<br />

mittlere Unternehmen aus der <strong>Region</strong> und an interessierte<br />

Institutionen.<br />

Für technologieorientierte Gründungen aus dem Hochschulbereich<br />

bietet Uni transfer eine spezielle Beratung<br />

zu Technologiemärkten an. Zudem ermöglicht Uni transfer<br />

den Zugang zu Infrastrukturen der Universität.<br />

– Das Erfinderzentrum Norddeutschland hat sich darauf<br />

spezialisiert, Innovationen, Technologien und Erfindungen<br />

zu bewerten. Damit erfolgt eine Einschätzung des<br />

realistischen kommerziellen und technologischen<br />

Potenzials von Erfindungen, Technologien und Innovationen.<br />

Zudem berät und unterstützt das Erfinderzentrum<br />

bei Lizenzverhandlungen, der Pflege von Lizenzverträgen<br />

und bei der Lösung technischer Probleme.<br />

Mit dem TCH, der NATI, Uni transfer und dem Erfinderzentrum<br />

gibt es in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vier Einrichtungen,<br />

die sich mit der Unterstützung von technologieintensiven<br />

Unternehmensgründungen beschäftigen. Ihr<br />

Beratungsangebot orientiert sich an den besonderen<br />

Bedarfen von Technologiegründungen und ergänzt die<br />

Gründungsinfrastruktur in der <strong>Region</strong> sinnvoll.<br />

FAZIT<br />

Die Gründungsinfrastruktur in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist in<br />

Bezug auf die vorhandenen Beratungsangebote vielfältig<br />

und breit angelegt. In den nächsten Jahren ist es eine<br />

Aufgabe der Existenzgründungs-Initiative <strong>Hannover</strong>, die<br />

Netzwerkaktivitäten zu intensivieren und auszubauen,<br />

damit über eine effektive Arbeitsteilung unter den Akteuren<br />

eine optimale Unterstützung der Existenzgründer<br />

über alle Entwicklungsphasen der Gründung gewährleistet<br />

ist. Neben der breiten Unterstützung von Gründungen<br />

erscheint es sinnvoll, die vorhandene Förderung<br />

von technologieintensiven Gründungen zu spezifizieren.<br />

Denkbar wäre eine stärkere Verknüpfung der Gründerförderung<br />

mit einer strategischen Ausrichtung auf die<br />

Bereiche Biotechnologie/Medizintechnik, Informationsund<br />

Kommunikationstechnologie, Medien und Mobilitätswirtschaft,<br />

um die vorhandenen Ansätze stärker auszubauen.<br />

Ein Schritt in diese Richtung ist CampMedia,<br />

das IT-Start-Up Center auf dem Expo-Gelände.<br />

6) vgl. http://www.gruenderinnen-consult.de<br />

7) vgl. http://www.nati.de


214<br />

15.<br />

Wege in die Zukunft –<br />

Beispiele für Innovationen<br />

im Handwerk<br />

Wolfgang Koschorke<br />

15.1 Neue Techniken im Handwerk<br />

BEDEUTUNG VON INNOVATION UND<br />

TECHNOLOGIE-TRANSFER<br />

Entwicklung und Anwendung „neuer Techniken“ sind für<br />

die Leistungs- und Wettbewerbsfähigkeit des Handwerks<br />

vor dem Hintergrund wachsender internationaler Arbeitsteilung<br />

von existenzieller Bedeutung. „Neue Techniken“<br />

eröffnen wirtschaftliche Chancen für die Zukunft, sie beinhalten<br />

im Wettbewerbsprozess allerdings auch Risiken.<br />

Sie ermöglichen:<br />

– eine Erweiterung des Güter- und Dienstleistungs-Angebots<br />

(einschl. Beratung, Wartung, Instandhaltung, Zulieferwesen<br />

usw.),<br />

– die Anwendung neuer Kosten sparender Fertigungsverfahren<br />

und qualitativ besserer und z.T. preisgünstigerer<br />

Werkstoffe,<br />

– die eigenständige (Weiter-)Entwicklung von Produkten,<br />

Verfahren und Werkstoffen sowie<br />

– die Sicherung höherer Qualitätsanforderungen, stärkere<br />

Individualisierung und Differenzierung der Produkte<br />

bei vergleichsweise niedrigen Preisen.<br />

„Neue Techniken“ führen aber auch zur Verschärfung<br />

des Wettbewerbs. Größere Unternehmen sind inzwischen<br />

imstande, kleine Produkt-Serien mit hoher Qualität kostengünstig<br />

herzustellen. Kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) können sich daher dem strukturellen Anpassungsund<br />

Umstellungsprozess nicht entziehen, wenn sie ihre<br />

Stellung am Markt behaupten wollen.<br />

Forschung und Entwicklung führen zu einer immer<br />

schnelleren Zunahme des technischen Wissens und zu<br />

einer Beschleunigung des Innovationstempos. Genauso<br />

wichtig ist jedoch die zeitnahe Umsetzung in marktreife<br />

Produkte und Verfahren. Es ist Aufgabe des Technologieund<br />

Informations-Transfers, die „neuen Techniken“<br />

schnell weiterzuleiten und sie gezielt an einen möglichst<br />

großen Kreis von potenziellen Anwendern zu vermitteln.<br />

Neue Erkenntnisse fallen oft nicht dort an, wo sie zur<br />

Problemlösung benötigt werden. Gleichzeitig nehmen<br />

die Entwicklungs-Risiken wegen der Verkürzung wirt-<br />

schaftlicher Lebenszyklen neuer Produkte und Verfahren<br />

zu. Kleine und mittlere Unternehmen sind daher heute in<br />

ungleich stärkerem Maße als früher auf externes Wissen<br />

angewiesen, da sie nicht über eigene Forschungs- und<br />

Entwicklungs-Abteilungen oder über ständige Kooperationsbeziehungen<br />

zu Forschungsinstituten und größeren<br />

Unternehmens-Einheiten verfügen.<br />

SCHWACHPUNKTE BEI DER<br />

UMSETZUNG VON INNOVATIONEN<br />

Bei der marktmäßigen Umsetzung technischer Neuerungen<br />

in kleinen und mittleren Unternehmen sind zahlreiche<br />

hemmende Faktoren zu überwinden:<br />

– Informationsdefizite über bereits vorhandene technische<br />

Neuerungen (Gefahr von Doppel-Entwicklungen)<br />

– Innerbetriebliche Qualifizierungsprobleme (fehlende<br />

Fachkräfte)<br />

– Anwendungs- und Umsetzungsprobleme in marktreife<br />

Produkte, Verfahren und Werkstoffe<br />

– Mangel an Kooperationsmöglichkeiten (hohe Vorhalte-<br />

Kosten bei „neuen Techniken“, fehlende Bindungen<br />

und Kontakte zu Forschungseinrichtungen und mangelnde<br />

Kooperationsbereitschaft)<br />

– Hoher Kostenaufwand und Risiken bei Eigenentwicklungen<br />

(Verkürzung des Innovationszyklus auf der einen,<br />

längere „Produktionswege“ auf der anderen Seite)<br />

Darüber hinaus stehen einer schnelleren Ausbreitung<br />

„neuer Techniken“ im Handwerk besondere Organisationsprobleme<br />

(Veränderung der Führungsstruktur im<br />

Betrieb) und psychologische Barrieren (Berührungsängste,<br />

Trägheit) sowie eine zu geringe Eigenkapitalbasis<br />

entgegen. Besondere Probleme bestehen vor allem<br />

auch in KMU in wirtschaftlich schwächer strukturierten<br />

<strong>Region</strong>en.<br />

UNTERSTÜTZUNG IM RAHMEN<br />

DER GEWERBEFÖRDERUNG<br />

Entwicklung und Transfer „neuer Techniken“ ist in einer<br />

marktwirtschaftlichen Ordnung primär Aufgabe der<br />

Wirtschaft selbst. Technologie-Transfer ist keine Einbahnstraße.<br />

Er ist gleichzeitig eine „Bringschuld“ der Technikanbieter<br />

und eine „Holschuld“ der Techniknutzer. Staatliche<br />

Aktivitäten können die erforderlichen vermehrten<br />

privaten Anstrengungen zur beschleunigten Umsetzung<br />

in marktreife Produkte, Verfahren und Werkstoffe bei<br />

wachsendem Innovationstempo nicht ersetzen. Ihre Aufgabe<br />

ist es vielmehr, notwendige strukturelle Anpassungen<br />

und Umstellungsprozesse im Rahmen der „Hilfe zur Selbsthilfe“<br />

wirksam zu flankieren und zu helfen, größenbedingte<br />

Engpässe KMU besser und schneller zu überwinden.<br />

Als geeignete Maßnahmen haben sich gezeigt:<br />

– Abbau von Informations-Defiziten und die Verbesserung<br />

der Übersicht über Möglichkeiten und Grenzen<br />

„neuer Techniken“<br />

– Herstellerneutrale branchen- und betriebsspezifische Beratung<br />

(einschl. Begleitung und Erfolgskontrolle)<br />

– Demonstrationen und praktische Übungen vor Ort<br />

– Unterstützung bei der Einführung neuer Fertigungsverfahren<br />

und Werkstoffe im Betrieb<br />

– Hilfestellung bei Kooperations-Vermittlungen gegenüber<br />

Forschungseinrichtungen und Betriebspartnern<br />

– Unterstützung bei der Entwicklung von Prototypen und<br />

Testarbeiten an Werkstoffen<br />

– Gezielte Nutzung von Informationsquellen und Verbesserung<br />

der Kommunikation zwischen Handwerk,<br />

Handel, Industrie und Forschung<br />

Transfer-Probleme treten besonders im Handwerk auf,<br />

das wegen seiner personellen und technischen Ausstattung<br />

oft nicht in der Lage ist, allein und aus eigener Kraft<br />

neue Verfahren, Werkstoffe und Produkte zu entwickeln.<br />

Zur Überwindung innerbetrieblicher Engpässe ist daher<br />

aus ordnungspolitischen und kostenmäßigen Gründen<br />

eine überbetriebliche Förderung erforderlich.<br />

15.2 Betriebs- und Innovationsberatung<br />

im Handwerk<br />

DIE BETRIEBSBERATUNG IM HANDWERK<br />

Die technische und auch organisatorisch-kaufmännische<br />

Entwicklung schreitet ständig voran und stellt dadurch<br />

Betriebe vor immer neue Anforderungen, so dass vor<br />

allem Handwerksunternehmer, die als „Alleinunterhalter“<br />

oder mit einem kleinen Stab von Mitarbeitern die Geschicke<br />

des Betriebes führen, unter starken Druck geraten.<br />

Insbesondere die immer stärkere Verflechtung der Wirtschaft<br />

beeinflusst das Betriebsgeschehen in den KMU:<br />

Die Umsetzung innovatorischer Entwicklungen in den<br />

Betrieb stößt in vielen Fällen auf strukturbedingte Schranken,<br />

so dass auf Veränderungen oft nicht rechtzeitig<br />

oder gar nicht reagiert werden kann. Damit der Betrieb<br />

trotzdem weiter am Markt existiert, benötigt der mittelständische<br />

Unternehmer ein Instrumentarium, das ihm<br />

hilft, die gegenüber größeren Unternehmen bestehenden<br />

Nachteile auszugleichen.<br />

Aus diesem Grunde haben sich die Handwerksorganisationen<br />

bereits vor Jahrzehnten entschlossen, ein Betriebsberatungssystem<br />

zu installieren, das von den Handwerksunternehmen<br />

kostenlos genutzt werden kann. Die<br />

öffentliche Hand unterstützt diese Aktivitäten finanziell.<br />

Inzwischen ist ein bundesweites Berater-Netz aufgebaut<br />

worden, das als flächendeckend bezeichnet werden<br />

kann. Es ist dadurch gekennzeichnet, dass es auf die<br />

Probleme in den kleinen und mittleren Betrieben spezialisiert<br />

ist. So kann dem Wunsch nach schneller und<br />

unbürokratischer Entscheidungshilfe bei akuten Problemen<br />

vielfach entsprochen werden.<br />

INNOVATIONSBERATUNG ALS TEIL DES TECHNOLO-<br />

GIEPROGRAMMS NIEDERSACHSEN<br />

Das Handwerk ist innovativ. Allerdings laufen Innovationsprozesse<br />

in diesem kleinbetrieblich ausgerichteten<br />

Wirtschaftsbereich ganz anders als in Großunternehmen<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 215<br />

ab. Handwerksunternehmen haben in der Regel keine<br />

eigenständigen personalintensiven Forschungsabteilungen<br />

und betreiben keine Grundlagenforschung. Sie<br />

besitzen nur sehr selten Mitarbeiter, die sich speziell der<br />

systematischen Forschung und Entwicklung widmen können;<br />

die Ideen entstehen im täglichen Produktionsprozess,<br />

sozusagen nebenbei. Ihre Budgets für diesen<br />

Bereich sind zudem in aller Regel sehr begrenzt.<br />

Trotzdem bestehen im Handwerk erhebliche Innovationspotenziale.<br />

Die Stärken der Handwerksunternehmen<br />

liegen im Bereich der anwendungs- und praxisorientierten<br />

Entwicklung. Aufgrund ihrer unmittelbaren Marktnähe<br />

entwickeln sie im Allgemeinen marktreife Produkte<br />

und Leistungen mit einem konkreten wirtschaftlichen Verwertungszweck.<br />

Ihre Innovationsprozesse sind extrem<br />

bedarfsorientiert. Daneben unterstützen Handwerksbetriebe<br />

die Verbreitung technologischer Neuheiten in<br />

einem erheblichen Ausmaß auch durch die Übernahme<br />

innovativer Produkte und Dienstleistungen industrieller<br />

Produzenten. Durch innovative Weiterentwicklungen des<br />

Handwerks erreichen bestimmte industrielle Innovationen<br />

erst ihre Marktreife.<br />

In Ergänzung des bundesweiten Beratungsangebots für<br />

Handwerksunternehmen verabschiedete die niedersächsische<br />

Landesregierung bereits 1980 ein niedersächsisches<br />

Programm zur Förderung der wirtschaftsnahen Forschung<br />

und des Technologie-Transfers. Zu den konzeptionellen<br />

Vorstellungen gehörte der Aufbau eines Technologieberatungssystems,<br />

der 1982 abgeschlossen<br />

wurde. In diesem Zusammenhang wurden u.a. bei den<br />

Handwerkskammern Innovationsberatungsstellen eingerichtet.<br />

Die Innovationsberatung zielt auf die Anregung und<br />

Beschleunigung des Technologie-Transfers in KMU, weil<br />

neue Technologien in vielen Bereichen der mittelständischen<br />

Wirtschaft immer noch mit Verzögerung eingesetzt<br />

werden. Die Konkurrenzfähigkeit der Unternehmen ist<br />

jedoch nur durch schnelle Anpassung an gesamtwirtschaftliche<br />

und technische Veränderungen sicherzustellen.<br />

Hierzu ist eine Konzentration auf die Entwicklung<br />

und Anwendung neuer Produkte und Produktionsverfahren<br />

notwendig. Gerade für kleine und mittlere Betriebe<br />

ist eine Verbesserung des Technologie-Transfers besonders<br />

vielversprechend. Es gehört zu den Stärken kleiner<br />

und mittlerer Unternehmen, sich aufgrund ihrer hohen<br />

Flexibilität schnell an die Entwicklung neuer Produkte<br />

und Verfahren anpassen zu können. Durch den Technologie-Transfer<br />

in KMU wird deren Anpassungsfähigkeit<br />

unterstützt und gestärkt.<br />

Die Innovationsberater bei den Handwerkskammern verstehen<br />

sich nicht als Spezialisten für alle technischen<br />

Problemlösungen, da die Vielfalt der Gewerke dies nicht<br />

zulässt. Vielmehr werden die handwerklichen Unternehmen<br />

bei Planung, Realisierung und Vermarktung innovativer<br />

Vorhaben durch Informationsbereitstellung, Vermittlung<br />

von Spezialisten usw. unterstützt. Dabei nimmt die<br />

Bereitstellung von relevanten Informationen eine zentrale<br />

Rolle ein.


216<br />

WEGE IN DIE ZKUNFT – BEISPIELE FÜR INNOVATIONEN IM HANDWERK<br />

Expo-Dach<br />

Die Ausbildung der Berater (Ingenieur, Wirtschaftsingenieur,<br />

Ökonom) ermöglicht das Verständnis für im Innovationsprozess<br />

auftretende Problemfelder. Aufgrund<br />

einer unterschiedlichen Ausbildung verfolgt dabei jeder<br />

Berater spezifische Schwerpunkte. Durch die kammerübergreifende<br />

Zusammenarbeit lässt sich im Bedarfsfall<br />

das Know-how der Beraterkollegen nutzen. Die Aufgabe<br />

der Beratungsstelle ist daher in einem Zusammenwirken<br />

von Maßnahmen zur Förderung des Innovationsklimas<br />

und in Einzelberatungen zu sehen, wobei<br />

jeder Innovationsberater den besonderen wirtschaftlichen<br />

Gegebenheiten des jeweiligen Kammerbezirks<br />

entsprechende Ziele berücksichtigen muss. Das System<br />

der Innovationsberatung ist mittlerweile fester Bestandteil<br />

des handwerklichen Beratungswesens. Die Handwerkskammer<br />

<strong>Hannover</strong> hat seit 1982 die Stelle des<br />

Innovationsberaters besetzt. Daneben hat sich das Zentrum<br />

für Umweltschutz etabliert, das erhebliches Knowhow<br />

vorhält.<br />

Der Schwerpunkt der Beratung liegt bei den Metall- und<br />

Elektrobetrieben, erstreckt sich jedoch über die Bereiche<br />

Holz und Bau hinaus auf die gesamte Palette der Handwerksberufe.<br />

Es wurde insgesamt ein beträchtliches Innovationspotenzial<br />

festgestellt, das durch die Beratung aufgeschlossen<br />

bzw. bei der Umsetzung der jeweiligen Entwicklung<br />

unterstützt werden konnte.<br />

Auch eine Technologie-Transferstelle ist inzwischen bei<br />

der Kammer eingerichtet worden. Diese im Förderungsund<br />

Bildungszentrum der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />

in Berenbostel angesiedelte Stelle hat u.a. zum Ziel, das<br />

handwerkseigene Berufsbildungs- und Technologiezentrum<br />

stärker in den Technologietransferprozess einzubeziehen<br />

und die Kompetenz der Einrichtung zu erweitern.<br />

Diese Maßnahme wird vom Bundeswirtschaftsministerium<br />

(BMWi) im Rahmen des bundesweiten „Programms<br />

zur Stärkung von Innovationen und Technologie-Transfer<br />

bei KMU“ gefördert. Dem Heinz-Piest-Institut ist dabei<br />

die Funktion der Leitstelle übertragen worden.<br />

15.3 Das Heinz-Piest-Institut<br />

AUFGABENSTELLUNG UND ORGANISATION<br />

Das Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik an der Universität<br />

<strong>Hannover</strong> (HPI) ist 1950 als „Handwerkstechnisches<br />

Institut“ gegründet worden. Umbenannt wurde es nach<br />

seinem Gründer und ersten Institutsleiter, Prof. Dr.-Ing.<br />

Heinz Piest. Als technisches Forschungsinstitut innerhalb<br />

des Deutschen Handwerksinstituts (DHI) beschäftigt sich<br />

das HPI mit allen Fragen der Technik und der neuen<br />

Technologien im Handwerk. Nachdem anfangs einzelbetriebliche<br />

Probleme im Vordergrund der Institutstätigkeit<br />

gestanden haben, dominiert heute die Bearbeitung<br />

überbetrieblicher Fragestellungen.<br />

Mit der Universität <strong>Hannover</strong> besteht seit 1953 ein<br />

Kooperationsvertrag, in dem das HPI als „An-der-Universität“-Institut<br />

anerkannt worden ist. Die Zusammenarbeit<br />

wird über ein Kuratorium koordiniert.<br />

Entsprechend der grundsätzlichen Arbeitsaufgabe des<br />

Heinz-Piest-Instituts, die Handwerksunternehmen bei der<br />

Anpassung an die technische Entwicklung zu unterstützen,<br />

ist der Technologie-Transfer und die Innovationsförderung<br />

als zentrale Funktion im Arbeitsspektrum des<br />

Instituts zu sehen.<br />

Schon früh, Anfang der 80er Jahre, hat das HPI eine<br />

Untersuchung über die Innovationsaktivitäten der Handwerksbetriebe<br />

durchgeführt und dabei bundesweit festgestellt,<br />

dass der Umfang der Innovationstätigkeiten aus<br />

verschiedenen Gründen gering war, dass jedoch ein Entwicklungspotenzial<br />

durchaus vorhanden ist.<br />

Seit rund 20 Jahren unterstützt das HPI dementsprechend<br />

das Handwerk bei der Umsetzung von Innovationen und<br />

Problemen des Technologie-Transfers. Im Regelfall erfolgt<br />

die Hilfestellung des Instituts nicht auf den einzelnen<br />

Betrieb bezogen, sondern erstreckt sich auf die Multiplikatoren<br />

im Beratungswesen bei Kammern und Fachver-<br />

bänden sowie die Berufsbildungs- und Technologiezentren<br />

des Handwerks. Damit soll eine möglichst große<br />

Effizienz der Institutsarbeiten erzielt werden. Zudem<br />

wird der Zentralverband des Deutschen Handwerk (ZDH)<br />

zu technischen Fragestellungen beraten.<br />

Um die im Handwerk bereits vorhandenen Informationsquellen<br />

und -potenziale möglichst effizient zu nutzen,<br />

wird im Auftrag des BMWi seit 1989 der Modellversuch<br />

„Förderung des Technologie-Transfers für das Handwerk“<br />

vom HPI als Leitstelle betreut. Im Rahmen dieses Projektes<br />

sollen insbesondere die bestehenden Berufsbildungsund<br />

Technologiezentren als Know-how- und Technologieträger<br />

verstärkt in den Transferprozess einbezogen werden.<br />

Das Institut sieht seinen Arbeitsschwerpunkt heute in der<br />

Innovationsförderung, der Förderung des Technologie-<br />

Transfers und der Einführung neuer Techniken im weitesten<br />

Sinne. Hierzu gehören vor allem die Durchführung<br />

von Forschungsarbeiten, die Umsetzung der Ergebnisse<br />

in Veröffentlichungen, Vorträgen und Lehrgangsunterlagen,<br />

die Durchführung von Weiterbildungsveranstaltungen,<br />

die Beratung und Gutachtenerstellung bei der Planung<br />

überbetrieblicher Berufsbildungszentren sowie die Mitwirkung<br />

bei der Erarbeitung von Berufsordnungsmitteln.<br />

Ziel der Arbeiten ist es im Allgemeinen, Informationen zu<br />

technischen handwerksrelevanten Entwicklungen an Multiplikatoren<br />

zur Umsetzung im Handwerk weiterzugeben.<br />

Damit soll eine möglichst große Effizienz der Institutsarbeiten<br />

erzielt werden.<br />

15.4 Aktuelle Projekte und Aktivitäten<br />

des HPI im Bereich Innovation<br />

SEMINARE FÜR MULTIPLIKATOREN<br />

Eine zentrale Maßnahme stellt das einmal jährlich angebotene<br />

Praxisseminar zu Innovationsfragen im Handwerk<br />

dar. In dieser Veranstaltung werden aktuelle Themen der<br />

Beratungspraxis im Bereich Innovation/Technologie-Transfer<br />

behandelt. Die Themenauswahl und Durchführung dieser<br />

Maßnahme im Rahmen des Weiterbildungsangebots<br />

des Deutschen Handwerkskammertages erfolgt in enger<br />

Kooperation mit den regional tätigen Beratern. Daneben<br />

werden regelmäßig Fachseminare und Fachtagungen für<br />

TT- und Innovationsberater durchgeführt.<br />

ERFINDER-FÖRDERUNG HANDWERK<br />

Ein Ergebnis des Zusammenwirkens zwischen HPI,<br />

Handwerkspolitik und Bundesministerien war das Zustandekommen<br />

des Projektes „Erfinderförderung Handwerk<br />

(EFH)”. Aufgrund der langen Erfahrung des HPI<br />

mit dem Thema Innovationsfragen und der entsprechenden<br />

guten Kontakte zu kompetenten Stellen wie dem<br />

Erfinderzentrum Norddeutschland (EZN) in <strong>Hannover</strong><br />

konnte dieses Projekt zwischen dem Handwerk (ZDH)<br />

und dem EZN initiiert werden, das seitens des Bundesministeriums<br />

für Bildung und Forschung (BMBF) bis Ende<br />

Oktober 1998 finanziell unterstützt wurde. Ziel dieser<br />

Maßnahme war die Unterstützung und Ermunterung der<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 217<br />

innovativen Betriebe über die fachkompetente Ergänzung<br />

der organisationseigenen Betriebsberatung durch<br />

das Erfinderzentrum. Seit Anfang 2001 gibt es eine Folgemaßnahme<br />

„EFH 2“, die beim BMWi angesiedelt ist<br />

und vom ZDH abgewickelt wird. Eingebunden in das<br />

Projekt sind wieder das Erfinderzentrum Norddeutschland<br />

und – in begleitender und evaluierender Funktion<br />

– das HPI. Im Fokus steht die Unterstützung von Handwerksbetrieben<br />

bei der Durchführung von Innovationen,<br />

von der Idee über die Erlangung von Schutzrechten bis<br />

zur Vermarktung durch die Innovationsberatungskette<br />

Handwerk.<br />

REGIONALES NETZ NIEDERSACHSEN<br />

Auf regionaler Ebene ist das HPI Mitglied im Innovationsnetzwerk<br />

Niedersachsen (AGTIF). Diese Arbeitsgemeinschaft<br />

verfolgt das Ziel, die Aktivitäten der verschiedenen<br />

in Niedersachsen tätigen Technologiemittler<br />

und Innovationsförderer (Innovationsberatungs- und TT-<br />

Stellen an Kammern, Hochschulen und kommunalen Einrichtungen)<br />

durch eine verstärkte Zusammenarbeit und<br />

eine Verknüpfung der Informationsstellen und Kommunikationssysteme<br />

zu unterstützen und zu stärken.<br />

MULTIMEDIA-INITIATIVE NIEDERSACHSEN<br />

Im Auftrag des Niedersächsischen Ministeriums für Wirtschaft,<br />

Technologie und Verkehr (MWTV) hat das HPI Anfang<br />

1998 die fachliche Koordinierung und Bewertung<br />

sowie – gemeinsam mit der Landesgewerbeförderungsstelle<br />

des niedersächsischen Handwerks (LGFST) – die Begleitung<br />

der Fördermaßnahme „Telekooperation im Handwerk“<br />

übernommen. Ausschlaggebend war dabei die Kompetenz<br />

des HPI auf dem Sektor Elektronik/IuK-Technik.<br />

Dieses Projekt war Bestandteil der Multimedia-Initiative<br />

Niedersachsen, die vom MWTV und der Deutschen Telekom<br />

AG (DTAG) ins Leben gerufen und von beiden Partnern<br />

finanziert wurde. Die fachliche Begleitung des Projektes<br />

durch das HPI endete vertragsgemäß zum 31.12.2000.<br />

LASER IM HANDWERK<br />

Auch in die Konzipierung des BMBF-Projektes „Laser<br />

2000“, insbesondere hinsichtlich der Überlegungen zur<br />

Einrichtung von KMU/handwerksnahen Kompetenz- und<br />

Erprobungszentren, ist das HPI eingebunden worden.<br />

Seit dem 1.9.1996 ist das Institut Partner im Netzwerk<br />

„Erprobungs- und Beratungszentren Lasertechnik“ und<br />

nimmt seit dem 1.7.1999 die Aufgaben eines Fachsekretariats<br />

„Handwerk“ für den Verbund wahr. Partner ist<br />

u.a. das Laserzentrum <strong>Hannover</strong> (LZH).<br />

ANFORDERUNGEN AN DAS HANDWERK<br />

DURCH DIE INNOVATION BRENNSTOFFZELLE<br />

Unter diesem Titel ist Ende 2001 ein BMWi-Projekt<br />

bewilligt worden, das zum Ziel hat, die Auswirkungen<br />

der neuen Technologie auf das Handwerk zu analysieren<br />

und Maßnahmen zur Einbindung in Tätigkeiten der<br />

betroffenen Handwerksberufe zu entwickeln. Partner bei<br />

diesem Auftrag sind das Fraunhofer-Institut für Innovati-


218<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Vielfältige Impulse für eine starke <strong>Region</strong><br />

Die Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> ist eine regional ausgerichtete<br />

Großsparkasse und gehört mit einer Bilanzsumme<br />

von 6,5 Mrd. EUR im Jahr 2001 und mehr<br />

als 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu den<br />

20 größten Sparkassen Deutschlands. Vertreten mit<br />

75 Geschäftsstellen in den 21 Städten und Gemeinden<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> engagieren wir uns für diese<br />

<strong>Region</strong>, deren Wirtschaftskraft und die darin lebenden<br />

Menschen.<br />

Die Zukunft entscheidet sich vor Ort<br />

In einer Welt, die immer mehr zusammenwächst,<br />

gewinnt zunehmend das <strong>Region</strong>ale an Gewicht. Die<br />

Globalisierung der Märkte, der verstärkte internationale<br />

Standortwettbewerb und nicht zuletzt der rasante technologische<br />

Fortschritt stellen die Wirtschaft vor erhebliche<br />

Herausforderungen. Herausforderungen, die immer<br />

häufiger nur mit professioneller Unterstützung gemeistert<br />

werden können. Dieser Anforderung stellt sich die Kreissparkasse<br />

<strong>Hannover</strong> mit einem Leistungsangebot, das<br />

weit über die reine Kreditvergabe und Geldanlage hinausgeht:<br />

Geboten wird ein zukunftsweisendes Instrumen-<br />

tarium im Bereich der Wirtschafts- und Technologieförderung.<br />

Das ganzheitliche Spektrum deckt professionelle<br />

Finanzdienstleistungen ebenso ab wie die Bereitstellung<br />

von Eigenkapital für die mittelständische Wirtschaft,<br />

für innovative Unternehmen und Existenzgründer<br />

sowie umfangreiche problemlösungsorientierte Management-Beratungsleistungen.<br />

Als Partnerin der regionalen<br />

Unternehmen sieht die Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> auch<br />

eine ihrer Aufgaben darin, Firmenkunden aktiv und<br />

umfassend auf ihrem Weg in die Weltmärkte zu begleiten.<br />

<strong>Region</strong>ale Begrenzung bedeutet somit keinesfalls<br />

ein eingeschränktes Leistungsspektrum, sondern vielmehr<br />

eine besondere Verbundenheit, Verantwortung, Kompetenz<br />

und Leistungsfähigkeit für die Wirtschaft und die<br />

Menschen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.<br />

Verbesserung der regionalen<br />

Wirtschaftsstruktur<br />

Mit diesem breiten Leistungsangebot werden die Wettbewerbschancen<br />

vorhandener Unternehmen gestärkt,<br />

gleichzeitig sind damit aber auch wichtige Voraussetzungen<br />

für die Ansiedlung neuer Unternehmen gegeben.<br />

Die Ansiedlung zu fördern – insbesondere von Unternehmen<br />

aus der Kommunikations- und Biotechnikbranche<br />

– ist ein Anliegen, das die Kreissparkasse <strong>Hannover</strong><br />

im besonderen Maße verfolgt. Die Standortbedingungen,<br />

die die <strong>Region</strong> dafür bietet, sind gut. Um aus den<br />

vorhandenen Potenzialen auch Erfolge in Form einer ausgewogenen,<br />

verbesserten Wirtschaftsstruktur werden zu<br />

lassen, ist die Bündelung aller Kräfte notwendig. Unser<br />

Engagement im Bereich der Wirtschaftsförderung ist<br />

damit eine konsequente Fortsetzung bisheriger Schritte<br />

und Maßnahmen.<br />

Innovative und kreative Partnerschaft<br />

Veränderungen bestimmen unser Handeln. Nur wer<br />

Ideen entwickelt, Initiative ergreift, Impulse gibt und<br />

Verantwortung übernimmt, stellt sich den Veränderungen<br />

der Zeit. Die Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> tut dies –<br />

als aktive Partnerin der Wirtschaft.<br />

ADRESSE:<br />

Kreissparkasse <strong>Hannover</strong><br />

Aegidientorplatz 1<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Tel.: (0511) 36 00 - 0<br />

Fax: (0511) 36 00 - 400<br />

E-Mail: info@ksk-hannover.de<br />

Internet: www.ksk-hannover.de<br />

onsforschung und Systemtechnik (ISI), Karlsruhe und die<br />

Ludwig Bölkow Systemtechnik in Ottobrunn.<br />

INNOVATIONSPREISE<br />

Seit 1983 zählt es zu den Aufgaben des Instituts, über die<br />

Auszeichnung von Betrieben mit Innovationspreisen im<br />

Handwerk zu beraten und zu entscheiden. So führt das<br />

Institut den Vorsitz in der Jury zur Vergabe des „Innovationspreises<br />

des Niedersächsischen Handwerks“, der<br />

regelmäßig alle zwei Jahre vor der Karl-Möller-Stiftung<br />

ausgeschrieben wird. Die nächste Ausschreibung läuft zurzeit.<br />

Die Preisvergabe ist für den Herbst <strong>2002</strong> geplant.<br />

Weiterhin ist das Institut in den Entscheidungsgremien des<br />

„Bundespreises für hervorragende innovatorische Leistungen<br />

für das Handwerk“ sowie des Baupreises der IDUNA-<br />

Bausparkasse „Das Ideenhaus“ vertreten. In diesem Jahr<br />

stellte das Institut auch ein Jurymitglied für den erstmalig<br />

ausgeschriebenen Internetpreis des Handwerks.<br />

15.5 Innovations-Aktivitäten des Handwerks<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

INNOVATIONSBERATUNG DURCH DIE<br />

HANDWERKSKAMMER HANNOVER<br />

In einer Zeit des rasanten wirtschaftlichen und technischen<br />

Wandels müssen sich die Handwerksbetriebe dieser<br />

Entwicklung stellen. Wer geschäftliche Veränderungen<br />

anstrebt, wer ein neues Produkt oder eine neue<br />

Dienstleistung auf den Markt bringen will, ist mit seinen<br />

Fragen beim Innovationsberater der Handwerkskammer<br />

<strong>Hannover</strong> gut aufgehoben. Er informiert von gewerblichen<br />

Schutzrechten über Produktionsprognosen und Vermarktungschancen<br />

bis hin zu Fördermöglichkeiten und<br />

Marketingstrategien. Darüber hinaus vermittelt er Partner<br />

an Hochschulen und unterstützt Handwerksbetriebe<br />

beim Aufbau von Qualitätsmanagementsystemen.<br />

Außerdem ist er mit der Organisation des Gemeinschaftsstandes<br />

„Technologie Handwerk Niedersachsen“ auf der<br />

<strong>Hannover</strong> Messe betraut.<br />

INNOVATIONSFÖRDERPROGRAMM<br />

NIEDERSACHSEN<br />

Viele innovative Prozesse scheitern im Handwerk aufgrund<br />

der vergleichsweise hohen Vorlaufkosten oder<br />

können aufgrund finanzieller Engpässe nicht entsprechend<br />

am Markt platziert werden. Die auf Initiative des<br />

niedersächsischen Handwerks von der Landesregierung<br />

aufgelegte Innovationsförderung trägt den besonderen<br />

Anforderungen von Handwerksunternehmen im Innovationsprozess<br />

in einem hohen Maße Rechnung. Es ist der<br />

niedersächsischen Landesregierung durch die Einbindung<br />

der Innovationsberatungsstellen der niedersächsischen<br />

Handwerkskammern gelungen, einen innovativen<br />

kleinbetrieblichen Sektor zu erreichen, der bisher von<br />

der allgemeinen Forschungsförderung vernachlässigt<br />

wurde. Die positive Resonanz auf dieses Programm bei<br />

den Betrieben macht den Bedarf für die Innovationsförderung<br />

deutlich, zeigt aber auch das durchaus vorhandene<br />

Potenzial auf.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 219<br />

Das Landesprogramm „Innovationsförderung für das niedersächsische<br />

Handwerk“ ist bereits jetzt als großer Erfolg<br />

zu verbuchen. Das Programm hat inzwischen eine bundesweite<br />

Beachtung gefunden. Der Erfolg hat dazu geführt,<br />

dass vor Ablauf der geplanten Förderdauer fast<br />

sämtliche Mittel des Förderprogramms belegt sind.<br />

Durch zusätzliche Bereitstellung von Fördermitteln aus<br />

dem Technologieprogramm des Wirtschaftsministeriums<br />

wird eine Weiterführung der Maßnahme ermöglicht.<br />

Die Antragstellung erfolgt über die Innovationsberatungsstelle<br />

der zuständigen Handwerkskammer, die die Anträge<br />

entgegennimmt und die vorgelegten Anträge bewertet.<br />

Für die Auszahlung der Zuschüsse ist die Landesgewerbeförderungsstelle<br />

des niedersächsischen Handwerks<br />

e.V. zuständig. Das folgende Beispiel belegt, wie Innovationsprozesse<br />

erfolgreich vorangetrieben werden.<br />

GERÄT ZUR GLEICHMÄßIGEN VERNÄSSUNG<br />

VON AGRARFLÄCHEN<br />

Ein Unternehmen aus Uchte projektiert und montiert<br />

Stahlhallen, Stahlkonstruktionen, Dach- und Wandelemente<br />

sowie Dächer für Tankstellen. Die Idee zur Entwicklung<br />

von Maschinen für den Bereich der Landwirtschaft, hier<br />

der Schmidt-Rekultivator, war für das Unternehmen fertigungstechnisches<br />

Neuland. Die herkömmliche Bodenbearbeitung<br />

durch Pflügen/Fräsen parallel zur verdichteten<br />

Bodenschicht unter der Ackerkrume hat erhebliche<br />

Nachteile für die Vegetation.<br />

Zur Lösung dieses Problems wurde ein Maschinenelement<br />

zur Bodenbearbeitung entwickelt, mit dem Ziel, die Bodenerosion<br />

zu vermindern und die Wasserrückhaltung des<br />

Bodens zu verbessern. Weitere Vorteile liegen in der Wassereinsparung<br />

und der Grundwasserverbesserung. Das<br />

Bearbeitungsgerät ist daneben hochwasser- und erosionsmindernd,<br />

verhindert das Abfließen von Niederschlagswasser<br />

an Hanglagen und beugt somit Erdrutschen vor.<br />

Begünstigt werden Renaturierungsmaßnahmen, z.B.<br />

Wiedervernässung von Torfabbauflächen, Brachflächen,<br />

Naturforstflächen u.a., sowie die Verbesserung von Floraund<br />

Faunaverhältnissen bei aufgegebenen Plantagenflächen,<br />

z.B. in den Tropen und in Wüstenrandgebieten.<br />

Ein Prototyp wurde erstellt und in Praxisversuchen erprobt.<br />

Nach erfolgreichen Tests werden zz. wissenschaftliche<br />

Feldversuche mit größtmöglichen Maschinen und langfristiger<br />

Fruchtertrags- und allgemeiner Erfolgskontrolle durchgeführt.<br />

Mit der Christian-Albrechts-Universität Kiel, Institut<br />

für Pflanzenernährung und Bodenkunde, wird dabei zusammengearbeitet.<br />

Für das Unternehmen ergibt sich durch<br />

das patentierte Produkt eine Erweiterung des Betriebsbereiches<br />

Maschinenbau und damit die Zukunftssicherung für<br />

den Metallbaubetrieb durch Diversifizierung.<br />

ERFINDERFÖRDERUNG NIEDERSACHSEN DURCH<br />

DAS ERFINDERZENTRUM NORDDEUTSCHLAND (EZN)<br />

Das Ideenpotenzial von Erfindern gezielt nutzbar zu<br />

machen und die Innovationsfähigkeit von Unternehmen


220<br />

WEGE IN DIE ZKUNFT – BEISPIELE FÜR INNOVATIONEN IM HANDWERK<br />

durch die Nutzung von Erfindungen bei der Entwicklung<br />

neuer Produkte und Verfahren zu stärken, dient der Verbesserung<br />

der Wirtschaftskraft des Landes und liegt<br />

daher in seinem Interesse. Um dieses Ziel zu erreichen,<br />

gewährt das Land Niedersachsen Zuwendungen für<br />

– die Beratung von Erfindern durch die Erfinderzentrum<br />

Norddeutschland GmbH – EZN – (Erfinderberatung)<br />

sowie Beurteilung deren Erfindung in wissenschaftlichtechnischer,<br />

betriebs- und volkswirtschaftlicher Hinsicht,<br />

– die Anmeldung und/oder Aufrechterhaltung von<br />

Schutzrechten (Schutzrechtssicherung) und<br />

– die Realisierung von Erfindungen (RE-Förderung).<br />

Gegenstand der Förderung sind die notwendigen und<br />

nachweisbaren Maßnahmen, die dazu dienen, aus<br />

einer Erfindung ein verwertbares Produkt und/oder Verfahren<br />

bis zur Serienreife zu entwickeln.<br />

15.6 Telekooperation im Handwerk<br />

DAS PROJEKT<br />

Handwerksunternehmen sind eher regional ausgerichtet<br />

und bilden durch eine gewisse Bodenständigkeit einen<br />

stabilisierenden Faktor der Wirtschaft. Die bestehenden<br />

traditionellen Kontakte einiger Betriebe zu anderen<br />

Unternehmen (z.B. als Zulieferer) stellen Abhängigkeiten<br />

her und erfordern eine verstärkte Verknüpfung der Kommunikationstechnik<br />

dieser Partner. Darüber hinaus eröffnet<br />

sich durch die schnelle technische Entwicklung u.a.<br />

die Möglichkeit des Aufbaus neuer Geschäftsverbindungen<br />

über größere räumliche Distanz.<br />

Mehrwertdienstangebote wie Ausschreibungen in elektronischen<br />

Medien und die „Elektronisierung“ von Geschäftsprozessen<br />

können diesen Effekt beschleunigen.<br />

Die natürliche Dynamik dieser Entwicklung kann jedoch<br />

im Handwerk (und in KMU allgemein) wegen finanzieller<br />

und personenbezogener Hemmnisse nicht allein die notwendige<br />

Beschleunigung im Technologiefeld bewirken.<br />

Deshalb müssen zum Ausgleich von Nachteilen des Handwerks,<br />

z.B. bei Ausschreibungen und zur Verbesserung<br />

von Kommunikation und Kooperationen zwischen Handwerksbetrieben<br />

und mit anderen Partnern/Abnehmern,<br />

unterstützende Maßnahmen greifen. Sie müssen eine<br />

organisatorische Neugestaltung der Kommunikationsstrukturen<br />

und die Realisierung von Wirtschaftlichkeitsreserven<br />

zum Ziel haben. Dazu gehört auch die Erweiterung des<br />

Kenntnisstandes bezüglich praktischer Einsatz- und Anwendungsmöglichkeiten<br />

der elektronischen Medien und<br />

die Bereitstellung benutzerspezifischer Informationsangebote<br />

sowie geeigneter Bedieneroberflächen.<br />

Aus diesem Grund wurde zur Stimulierung von Multimediaanwendungen<br />

im niedersächsischen Handwerk eine<br />

Fördermaßnahme „Telekooperation im Handwerk“ im Rahmen<br />

der Multimedia-Initiative Niedersachsen aufgelegt.<br />

Der niedersächsische Minister für Wirtschaft, Technologie<br />

und Verkehr hatte gemeinsam mit der Deutschen Telekom<br />

AG für diese Fördermaßnahme Mittel bereitgestellt.<br />

Unter „Telekooperation“ verbirgt sich ein Sammelbegriff,<br />

der sämtliche Ebenen der elektronischen Zusammenarbeit<br />

zwischen verschiedenen Partnern, an mehreren Standorten,<br />

an einem gemeinsamen Projekt beinhaltet. Eine<br />

gleichzeitige interaktive Zusammenarbeit wird durch die<br />

Nutzung neuer Multimediatechniken ermöglicht. Die<br />

Telekooperation hatte zum Ziel, Koordinierung und<br />

Kooperation von eigenständigen Unternehmen im Rahmen<br />

von virtuellen Unternehmensverbünden bzw. Anbietergemeinschaften<br />

zu fördern, Plattformen für Servicedienste<br />

zu schaffen und Werbemöglichkeit sowie Dienstleistungs-<br />

und Problemlösungsangebote zu verbessern.<br />

Die Landesgewerbeförderungsstelle des niedersächsischen<br />

Handwerks (LGFSt) wickelte die Anträge ab, prüfte sie<br />

formal auf Förderfähigkeit und leitete sie an das Heinz-<br />

Piest-Institut für Handwerkstechnik an der Universität<br />

<strong>Hannover</strong> (HPI) und die T-Nova, eine Tochter der Deutschen<br />

Telekom, zur fachlichen Prüfung weiter. Das<br />

Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik begleitete die<br />

Fördermaßnahme fachlich und gab sein Votum zur Förderfähigkeit<br />

ab. Einige erfolgreiche Projekte aus der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> seien kurz beschrieben:<br />

LANDMASCHINEN RUND UM DIE UHR VERFÜGBAR –<br />

SCHNELLER ZUGRIFF AUF ERSATZTEILBESTÄNDE UND<br />

DATENBANK FÜR GEBRAUCHTE LANDMASCHINEN<br />

Die Landmaschinen-Vertrieb Bennigsen GmbH (LVB) vertreibt<br />

Landmaschinen der Firma John Deere. In diesem<br />

Zusammenhang betreut die LVB ein Netz von Landmaschinenhändlern<br />

vor Ort (sog. Basishändler). Wurde bislang<br />

von den Basishändlern, z.B. in der Erntezeit, ein Ersatzteil<br />

benötigt, so konnte es erst während der Geschäftszeit<br />

bei der LVB bestellt bzw. geordert werden.<br />

Durch den Einsatz von neuen IuK-Techniken ist erreicht<br />

worden, dass der Basishändler 24 Stunden am Tag auf<br />

die Ersatzteilbestände der LVB zugreifen und auch<br />

außerhalb der Geschäftszeiten die Bestellung aufgeben<br />

kann. Somit kann sich der Basishändler schon vor den<br />

Geschäftszeiten der LVB auf den Weg machen, um bei<br />

Geschäftsöffnung das Ersatzteil in Empfang zu nehmen.<br />

Bei der LVB wurde ein Internet-Server eingerichtet, auf<br />

dem das Warenwirtschaftssystem installiert ist. Das System<br />

ermöglicht den Basishändlern über das Internet die<br />

Suche nach Artikeln, gibt Auskunft über die Preise und<br />

zeigt, ob der Artikel verfügbar ist usw. Der Zugriff auf<br />

das Warenwirtschaftssystem ist nicht öffentlich, d.h. es<br />

kann nur der Basishändler mit einem Passwort auf die<br />

Daten zugreifen. Parallel zu diesem System ist eine<br />

Datenbank für gebrauchte Landmaschinen eingerichtet<br />

worden. Die Basishändler sind mit geeigneter Hardware<br />

ausgestattet. Die Zugangssoftware wird vom LVB zur<br />

Verfügung gestellt.<br />

DIE „BIEGE“ – BIETERGEMEINSCHAFT HANDWERK<br />

Bei der „BIEGE“ (Bietergemeinschaft Handwerk) handelt<br />

es sich um eine Kooperationsgemeinschaft 14 selbstständiger<br />

Handwerksunternehmen aus ganz Deutschland,<br />

die sich zum Ziel gesetzt haben, Groß- und Größt-<br />

projekte gemeinsam abzuwickeln. Zu diesem Zweck<br />

wurde die Abwicklungsgemeinschaft „BIEGE“ gegründet,<br />

in die sich alle beteiligten Handwerksunternehmen<br />

finanziell eingebracht haben. Die gemeinsamen Projekte<br />

wurden über diese Gesellschaft gemanagt. Das Büro<br />

hatte seinen Sitz in <strong>Hannover</strong> und wurde von der Handwerkskammer<br />

<strong>Hannover</strong> betreut.<br />

Die „BIEGE“ war Produzent des Themenparks der Weltausstellung<br />

EXPO 2000 in <strong>Hannover</strong>. Diese Aufgabe<br />

war ungewöhnlich anspruchsvoll, nicht zuletzt deshalb,<br />

weil die Rahmenbedingungen des Projekts alles andere<br />

als einfach waren. Die Produktion der einzelnen Komponenten<br />

des Themenparks erfolgte an verschiedenen<br />

Standorten der Bundesrepublik Deutschland. Dies erforderte<br />

ein hohes Maß an Kommunikation (Terminabsprachen,<br />

exakte Liefertermine, genaue Logistik etc.). Der<br />

Zeitdruck war enorm.<br />

Die Kooperation sah ihre Ziele darin, auch Projekte von<br />

sehr komplexen Strukturen realisieren zu können. Die<br />

Projektteilnehmer der „BIEGE“ arbeiteten schon seit längerem<br />

als Kooperationspartner zusammen. Mit dem<br />

Zuschlag zur Produktion des EXPO 2000 Themenparks<br />

wurde eine neue Größenordnung für die Zusammenarbeit<br />

im Handwerk erreicht. Auch nach Abschluss der<br />

Expo-Arbeiten existiert die Kooperation unter der<br />

Bezeichnung „BIEGE 21“ weiter.<br />

HAND-IN-HAND-WERKER GMBH HANNOVER<br />

Die Idee, im Handwerk miteinander zu kooperieren, ist<br />

nicht wirklich neu. Bereits seit Generationen arbeiten Handwerksfirmen<br />

dort zusammen, wo sie sich Vorteile erhoffen.<br />

Fehlende Kompetenzen oder mangelhafte technische<br />

Ausstattungen lassen einen Handwerksmeister schon mal<br />

beim Kollegen etwas produzieren. Dieses geschieht<br />

jedoch eher willkürlich und nicht systematisch. Die Interessen<br />

des Kunden sind dabei zunächst zweitrangig.<br />

Die letzten Jahre haben das Handwerk aber stark verändert:<br />

Die früher hoch geschätzte individuelle „Handarbeit“<br />

wurde ersetzt durch eine Nachfrage nach absoluter<br />

Präzisionsarbeit auf dem jeweils neuesten technischen<br />

Niveau. Bauzeiten wurden drastisch verkürzt und<br />

der Begriff „just in time“ hat auch im Handwerk Einzug<br />

gehalten. Industriell nach Kundenwunsch gefertigte Produkte<br />

sowie Lohndumping sind heute die Konkurrenten.<br />

Nur eine Bündelung der Kräfte innerhalb des Handwerks<br />

ermöglicht den Betrieben die Abgabe von konkurrenzfähigen<br />

Angeboten. Dazu ist ein Umdenken erforderlich:<br />

jeder muss sich auf seine Stärken konzentrieren und<br />

diese weiter ausbauen. Es gilt, mögliche Synergieeffekte<br />

zu erkennen.<br />

Durch eine Veranstaltung der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong><br />

stieß man auf das Konzept der „Hand-in-Hand-<br />

Werker“. Bis heute wurde dieses mit regionalem Gebietsschutz<br />

63-mal in Deutschland realisiert. Hierbei<br />

handelt es sich um kein Franchise, sondern um eine Lizenzvergabe.<br />

Für eine einmalige Summe wird die Lizenz<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 221<br />

für die Verwendung von Namen und Logo in einem definierten<br />

Bereich erworben. Neben den reinen Lizenzrechten<br />

wird ein komplettes Musterregelwerk zur Verfügung<br />

gestellt, das ständig aktualisiert und durch die<br />

Erfahrungen der aktiven Kooperationen ergänzt wird.<br />

Neun Handwerksbetriebe unterschiedlicher Gewerke sowie<br />

ein Planungsbüro sind Gesellschafter der neu gegründeten<br />

GmbH geworden. Eingestellt wurde ein Geschäftsstellenleiter,<br />

der zuständig ist für die Akquise und<br />

Betreuung der Kunden sowie die Koordinierung der einzelnen<br />

Projekte. Damit ist er zunächst alleiniger Ansprechpartner<br />

für die Kunden.<br />

E-COMMERCE-INITIATIVE<br />

Die E-Commerce-Initiative b-online wurde im Mai 2000<br />

durch das Land Niedersachsen in Partnerschaft mit den<br />

niedersächsischen Industrie- und Handelskammern, den<br />

niedersächsischen Handwerkskammern und der NATI<br />

Technologieagentur Niedersachsen GmbH mit dem Ziel<br />

gestartet, den <strong>Wirtschaftsstandort</strong> Niedersachsen im<br />

Bereich der elektronischen Medien auszubauen und<br />

einen Beitrag zur Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit<br />

niedersächsischer Unternehmen zu leisten. Das Land<br />

Niedersachsen unterstützt die Initiative durch den Aufbau<br />

eines landesweiten Beratungs- und Qualifizierungsnetzwerkes<br />

und die Förderung von innovativen E-Commerce-<br />

Projekten in niedersächsischen Unternehmen.<br />

Die Initiative b-online hat im Auftrag des Landes ihre<br />

Schwerpunkte darauf gelegt, kleinen und mittleren Unternehmen<br />

(KMU) in Handel, Industrie, Handwerk, Tourismus,<br />

Logistik und Dienstleistungen die Chancen und Risiken<br />

im E-Commerce aufzuzeigen, den Einstieg in den Umgang<br />

mit elektronischen Medien zu erleichtern und innovative<br />

Anwendungsformen im E-Commerce zu vermitteln.<br />

Für die Umsetzung ihrer Ziele hat die Initiative b-online<br />

auf der operativen Ebene ein landesweites Netzwerk mit<br />

regionalen Knotenpunkten in Braunschweig, Emden,<br />

<strong>Hannover</strong>, Lüneburg, Oldenburg, Osnabrück und Stade<br />

aufgebaut. In diesen sieben Knotenpunkten kooperieren<br />

die regional zuständigen Industrie- und Handelskammern<br />

mit den jeweiligen Handwerkskammern und bieten<br />

gemeinsam ein auf den Entwicklungsstand in der <strong>Region</strong><br />

abgestimmtes Maßnahmepaket, von Informationstransfer<br />

über neutrale Beratungen von Unternehmen und Qualifizierungsmaßnahmen<br />

für Unternehmer bis hin zur Betreuung<br />

von Demonstrationsprojekten im Electronic-Commerce, an.<br />

FACILITY MANAGEMENT<br />

Facility Management (FM) oder auch ganzheitliche Gebäudebewirtschaftung,<br />

hinter diesem Begriff steht ein<br />

ganzes Paket von Arbeiten und Dienstleistungen, die für<br />

die gesamte Existenz einer „Facility“ – zu deutsch: eines<br />

Bauwerks, einer Anlage oder einer Liegenschaft – notwendig<br />

sind.<br />

Die Dienstleistungen reichen von der Architektenzeichnung<br />

über den Bau, den Betrieb, die Instandhaltung der


222<br />

WEGE IN DIE ZKUNFT – BEISPIELE FÜR INNOVATIONEN IM HANDWERK<br />

Bausubstanz und der technischen Anlagen, evtl. Umbauten<br />

und Modernisierungen bis hin zu Rückbau und Entsorgung.<br />

In allen diesen Dienstleistungen ist das Handwerk<br />

entweder sachkundig oder die Handwerksbetriebe<br />

verfügen über enge Verbindungen zu entsprechenden<br />

Fachleuten wie Architekten und Sonderingenieuren.<br />

Ein Unternehmen neuen Typs nimmt in diesem Zusammenhang<br />

seine Arbeit auf. Die Facility Management Niedersachsen<br />

Aktiengesellschaft ist gegründet worden. Beteiligt<br />

an der FMN AG sind Unternehmen aus den Gewerken<br />

Sanitär, Innenausbau, Heizung, Maler und Elektro<br />

sowie auch zwei Ingenieurbüros. Unterstützt werden sie<br />

von der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong>. Es handelt sich<br />

um ein Netzwerk mittelständischer Betriebe, die gemeinsam<br />

den Wachstumsmarkt der ganzheitlichen Bewirtschaftung<br />

von Immobilien erschließen wollen. Denn zusammen<br />

können die Handwerksbetriebe und Ingenieurbüros<br />

bieten, was ihnen allein unmöglich ist: Komplettlösungen<br />

aus einer Hand.<br />

Sieben Unternehmen haben die neue Aktiengesellschaft<br />

in <strong>Hannover</strong> aus der Taufe gehoben – mehr als 100 aus<br />

ganz Niedersachsen sollen sich anschließen und werden<br />

gesucht. Die Facility Management Niedersachsen<br />

AG ist die Antwort des Mittelstandes auf die sich wandelnden<br />

Markterfordernisse. Zwänge des europäischen<br />

Wettbewerbes, Kostendruck oder auch die Liberalisierung<br />

der Energie-Märkte führen zunehmend zur Industrialisierung<br />

handwerklicher Leistungen. Nur starke, größere<br />

Unternehmen können in diesem Umfeld bestehen. Das<br />

sich entwickelnde Netzwerk aus vielen Betrieben unterschiedlicher<br />

Gewerke soll diese Kraft haben.<br />

Idee bei der FMN AG ist die intelligente Vernetzung von<br />

bereits bestehenden Betrieben, wobei deren Eigenständigkeit,<br />

Flexibilität und Qualität erhalten bleibt. Als Netzwerk<br />

können sie die Vorteile eines Großunternehmens<br />

erbringen und haben dann bei solchen Großprojekten<br />

gute Chancen, bei denen sie als Einzelfirmen leer ausgehen<br />

würden. Das neue Unternehmen nimmt Gemeinschaftsaufgaben<br />

im Vertrieb wahr, organisiert die Auftragsabwicklung,<br />

koordiniert die an einem Auftrag beteiligten<br />

Unternehmen und nutzt dabei Synergieeffekte zum<br />

Vorteil der Auftraggeber.<br />

Das in Hamburg entstandene Konzept von Aktiengesellschaften<br />

aus dem Handwerk hat sich in mehreren <strong>Region</strong>en<br />

der Bundesrepublik bereits durchgesetzt. In der Hansestadt,<br />

in Frankfurt, Berlin, Nordbayern und im Raum<br />

Rhein-Ruhr arbeiten gleichartige Unternehmen erfolgreich.<br />

Sie haben eine strategische Allianz auf nationaler<br />

Ebene gebildet. Auf diese Weise kann auch Kunden mit<br />

überregionalem Gebäudebestand geholfen werden. Von<br />

dem bundesweiten Netzwerk können über die FMN AG<br />

nun auch niedersächsische Unternehmen profitieren.<br />

UMWELTTECHNIK<br />

Das Zentrum für Umweltschutz der Handwerkskammer<br />

<strong>Hannover</strong> bietet ein breites Spektrum für die Unterstützung<br />

der Betriebe auf dem Sektor Umwelttechnik.<br />

Neue Umweltschutzverordnungen und ökologische Bestimmungen<br />

verunsichern viele Betriebsinhaber. Mit<br />

einer sog. Schwachstellenanalyse helfen die Berater des<br />

Zentrums für Umweltschutz die Bereiche Abfall, Abluft,<br />

Abwasser, Gefahrenstoffe, Lärm und Energieeinsparung<br />

eines Betriebes einzugrenzen und ein geeignetes Umweltkonzept<br />

zu entwerfen, das den gültigen und zukünftigen<br />

Erfordernissen entspricht. Auch das Prüfen von Gesetzen<br />

und Verordnungen im Bereich Umwelt, die sich<br />

insgesamt auf das Handwerk auswirken, gehört zum<br />

Handwerkszeug der Berater.<br />

Um den Himmel über <strong>Hannover</strong> kümmert sich seit 1998<br />

die Gemeinschaftsinitiative proKlima unter besonderer<br />

Beteiligung der Stadtwerke <strong>Hannover</strong> AG. Zusammen<br />

mit der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong>, den Städten Laatzen,<br />

Langenhagen, Seelze, Ronnenberg und Hemmingen<br />

stellt der hannoversche Energieversorger jährlich mehrere<br />

Millionen Mark für den Klimaschutz bereit. In diesem<br />

Fördergebiet können Hausbesitzer vor allem von dem<br />

Alt- und Neubauprogramm direkt profitieren. So setzt<br />

proKlima im Bereich Solarenergie neue Akzente: die<br />

Förderung wendet sich direkt an die Handwerksbetriebe.<br />

Diese können einen Antrag bei proKlima stellen und<br />

verpflichten sich, die Förderung im Angebot zu berücksichtigen.<br />

So wird der Zuschuss an den Endverbraucher<br />

weitergegeben. Vorteil ist, dass dieser Zuschuss mit der<br />

bundesweiten Förderung des BAW kombinierbar ist.<br />

Das Solarzentrum <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> in Springe-Eldagsen<br />

ist Lernort für die berufliche Fortbildung, Informationsplattform<br />

für Endverbraucher sowie Forum für Fachleute<br />

und Multiplikatoren. Hier wird die gesamte Themenpalette<br />

der Solartechnik abgedeckt: Solarthermie und Photovoltaik,<br />

Qualifizierung und Marketing. An den rund<br />

zwanzig thermischen und photovoltaischen Solaranlagen<br />

unterschiedlicher Bauart kann das theoretische Wissen<br />

direkt umgesetzt werden. Kernstück, Schulungsstätte<br />

und Demonstrationsobjekt zugleich ist das Passivhaus für<br />

Innovationen, Luftdichtheit, Bau- und Solartechnik, kurz<br />

philbus. So ungewöhnlich der Name des Passivhauses<br />

klingt, so faszinierend ist dessen Technik: Geheizt wird<br />

überwiegend durch passive solare Gewinne und die<br />

Wärmeabgabe der Besucher.<br />

Auf dem Gelände des Förderungs- und Bildungszentrums<br />

der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> wird eine Schulungseinrichtung<br />

geschaffen, die die Themenbereiche Solarthermie<br />

und Photovoltaik in die Erstausbildung, Meisterausbildung<br />

und Weiterbildung von Handwerkern integriert.<br />

Mit den neu geschaffenen, praxisnahen Aufgaben<br />

und Trainingsmöglichkeiten sollen bei Handwerkern evtl.<br />

bestehende Vorbehalte aufgehoben und vorhandenes<br />

Know-how weiter ausgebaut werden. Diese Einrichtung<br />

soll <strong>2002</strong> fertiggestellt werden. Sie wird gefördert durch<br />

den Klimaschutz-Fonds <strong>Hannover</strong> proklima.<br />

KOOPERATION HANDWERK – FACHHOCHSCHULE<br />

HANNOVER<br />

Im Bezirk der Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> sind<br />

16.250 Handwerksbetriebe gemeldet, die insgesamt<br />

140.000 Personen beschäftigen. Die Fachhochschule<br />

<strong>Hannover</strong> (FHH) hat durch ihr interdisziplinäres Angebot<br />

von zehn Fachbereichen ein vielfältiges Angebot, um mit<br />

den verschiedenen Gewerken des Handwerks gemeinsam<br />

innovative Ideen zu initiieren und vorhandene zu<br />

unterstützen. Der an der FHH eingerichtete Forschungsschwerpunkt<br />

Angewandte Mikrosysteme für die mittelständische<br />

Industrie (AMIS) hat bereits erfolgreich mit<br />

dem Handwerk zusammengearbeitet und neue Produkte<br />

entwickelt.<br />

Ziel des Kooperations-Vorhabens ist es, dass die FHH im<br />

Bereich des Technologie-Transfers verstärkt mit den<br />

Handwerksbetrieben in der <strong>Region</strong> und im Umland von<br />

<strong>Hannover</strong> zusammenarbeitet. Es wird angestrebt, unter<br />

Nutzung bestehender Strukturen, die Akzeptanz der<br />

FHH als Partner für Forschungs-, Entwicklungs- und<br />

Kooperationsaufträge weiter zu erhöhen.<br />

Es bietet sich je nach Komplexität der Anfrage die Kurzberatung,<br />

die Projektbearbeitung im Rahmen einer Studienarbeit,<br />

der Forschungs- und Entwicklungsvertrag<br />

oder ein gemeinsames Forschungsvorhaben an. Die<br />

Technologie-Transfer-Kontaktstelle sucht das wissenschaftliche<br />

Personal, realisiert Fördermöglichkeiten, erstellt<br />

Vertragsentwürfe und übernimmt das Projektmanagement.<br />

Gesamtziel ist es, im Handwerk der <strong>Region</strong><br />

möglichst viele innovative Projekte zum Erfolg zu führen.<br />

Das geplante Vorhaben soll neben der konkreten Entwicklung<br />

von Dienstleistungen (z.B. e-communication)<br />

und Produkten für das Handwerk (z.B. Sensortechnik)<br />

auch langfristig den Personaltransfer von der Fachhochschule<br />

in das Handwerk etablieren. Die Studierenden<br />

sollen durch ihre Ausbildung in der Fachhochschule und<br />

anhand von durchgeführten Praxisprojekten in Handwerksbetrieben<br />

erkennen, dass ein interessanter und<br />

vielseitiger Arbeitsplatz im Handwerk vorhanden ist.<br />

INNOVATIONSPREIS DES<br />

NIEDERSÄCHSISCHEN HANDWERKS<br />

Vor dem Hintergrund verstärkter energiepolitischer Aktivitäten<br />

von Bund und Ländern stellte Zimmermeister Karl<br />

Möller, damaliger Präsident des Gesamtverbandes<br />

Handwerk Niedersachsen, auf der Mitgliederversammlung<br />

dieses Verbandes im Februar 1981 seine Idee vor,<br />

eine Stiftung zur Mobilisierung des Erfinder- und Forschungspotenzials<br />

im Handwerk zu gründen. Der Gedanke,<br />

handwerkliche Innovationen durch Geldpreise<br />

auszuzeichnen, fand große Zustimmung bei den Mitgliedsverbänden.<br />

Unterstützung fand diese Idee auch<br />

bei der Niedersächsischen Landesregierung.<br />

Die Gründung der Stiftung „Innovationspreis des Niedersächsischen<br />

Handwerks“ erfolgte am 27. August 1981<br />

durch die Mitgliederversammlung des Gesamtverbandes<br />

Handwerk Niedersachsen. 1986 erfolgte die Umbenennung<br />

in „Karl-Möller-Stiftung“.<br />

Mit dem alle zwei Jahre stattfindenden Innovationswettbewerb<br />

will die vom niedersächsischen Handwerk ge-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 223<br />

gründete Stiftung die handwerklichen Forschungsreserven<br />

in Niedersachsen erschließen und fördern. Über die<br />

Vergabe des Innovationspreises entscheidet grundsätzlich<br />

der Vorstand der Stiftung. Dabei wird er von einer<br />

Jury unterstützt, die die Entscheidung vorbereitet. Ihr Vorsitzender<br />

ist der Leiter des Heinz-Piest-Instituts für Handwerkstechnik<br />

an der Universität <strong>Hannover</strong>.<br />

Seit 1983 hat es 12 Preisverteilungen gegeben. Dabei<br />

sind insgesamt 51 Preisträger für ihre innovativen Entwicklungsarbeiten<br />

ausgezeichnet worden.<br />

15.7 Fazit<br />

Das Handwerk hat in den letzten 20 Jahren bei der<br />

Umsetzung von innovativen Ideen gute Erfolge zu verzeichnen.<br />

Trotzdem darf man sich auf dem bisher Erreichten<br />

nicht ausruhen, sondern muss mit gebündelten<br />

Kräften auf dem eingeschlagenen Weg weitermachen,<br />

ja verstärkte Anstrengungen an den Tag legen. Ohne<br />

eine entsprechende Verbesserung der Rahmenbedingungen<br />

für die kleinen Betriebe durch Innovationsberatung,<br />

Erfinder- und Schutzrechtsberatung, finanzielle und fachliche<br />

Unterstützung bei der Durchführung von Projekten<br />

sowie die Anbahnung von Kooperationen mit Forschungseinrichtungen<br />

würde diese Bilanz sicher weitaus<br />

magerer ausfallen. Man ist hier auf einem guten Weg.<br />

Voraussetzung für eine weitere positive Entwicklung ist<br />

es jedoch, dass das Handwerk selbst aktiv ist und die<br />

Herausforderung annimmt, und zwar sowohl der einzelne<br />

Betrieb als auch die Handwerksorganisation.<br />

Für die Zukunft wird man technische Innovationen des<br />

Handwerks voraussichtlich in ähnlichem Umfang wie<br />

heute erwarten können. Wie bisher werden die Entwicklungen<br />

sich dabei in erster Linie in Nischenbereichen<br />

bewegen. Ein richtungsweisender Trend geht jedoch verstärkt<br />

in eine etwas andere Richtung: Das Dienstleistungsangebot<br />

des Handwerks wird sich erweitern müssen<br />

und die Zusammenarbeit zwischen gleichartigen Betrieben<br />

wie auch zwischen verschiedenen Gewerken<br />

muss sich entsprechend verstärken. Berührungsängste<br />

und krampfhaftes Festhalten an manchen tradierten Besitzstandsansprüchen<br />

müssen überwunden werden. Nur<br />

so kann das Handwerk im Verdrängungswettbewerb<br />

seine Position erhalten oder sogar ausbauen. Die Zukunftsfähigkeit<br />

des Handwerks – nicht nur in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> – hängt davon ab, dass man diese Zeichen<br />

nicht nur rechtzeitig erkennt, sondern dass man mit innovativen<br />

Ideen auf die Herausforderung reagiert.<br />

Einen Beitrag dazu versucht auch das Heinz-Piest-Institut<br />

zu leisten, indem es die technologischen Entwicklungen<br />

beobachtet und die aus dem Monitoring von spezifischen<br />

Technologiefeldern gewonnenen Erkenntnisse zeitnah<br />

auf das Handwerk überträgt. Ein aktuelles Beispiel<br />

ist die Analyse der Innovation Brennstoffzelle, die zz.<br />

auf ihre Auswirkung auf das Handwerk durchleuchtet<br />

wird.


224<br />

16.<br />

Innovative Modelle<br />

der Arbeitsgestaltung<br />

und Qualifizierung<br />

in Unternehmen<br />

Lothar Schäffner<br />

INNOVATIVES NETZWERK<br />

In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gibt es ein vielfältiges Netzwerk<br />

zwischen Unternehmen und Institutionen, die Veränderungen<br />

in Arbeits- und Qualifizierungsprozessen beratend<br />

begleiten. Dabei handelt es sich unter anderem um<br />

die Fachhochschule <strong>Hannover</strong>, die Universität <strong>Hannover</strong>,<br />

die <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Entwicklungs- und Beratungsgesellschaft<br />

für Beschäftigung (HRB), das Technologiezentrum<br />

und die Technische Beratungsstelle beim DGB Niedersachsen.<br />

Innerhalb der Universität <strong>Hannover</strong> liegt es<br />

nahe, dass Institute des Fachbereiches Maschinenbau,<br />

wie zum Beispiel das Institut für Fabrikanlagen, das Institut<br />

für Fertigungstechnik und spanende Werkzeugmaschinen<br />

und das Institut für Arbeitswissenschaft und Didaktik<br />

des Maschinenbaus sich intensiv mit Fragen der<br />

Arbeitsgestaltung und Qualifizierung auseinander setzen.<br />

Aber auch der Fachbereich Erziehungswissenschaften<br />

– und hier insbesondere das Institut für Berufspädagogik<br />

und das Institut für Erwachsenenbildung – ist als beratender<br />

und begleitender Partner für Veränderungsprozesse<br />

in Unternehmen seit mehr als zwei Jahrzehnten gefragt.<br />

Zudem hat sich die Zentrale Einrichtung Weiterbildungsstudium<br />

Arbeitswissenschaft der Universität <strong>Hannover</strong><br />

(ZEW) in ihrem Forschungs- und Beratungszweig<br />

als Expertenpool etabliert.<br />

Eine solche Zusammenarbeit zwischen Hochschuleinrichtungen<br />

und anderen Beratungsinstituten, deren Mitarbeiter<br />

häufig aus den hannoverschen Hochschulen<br />

kommen, hat neben dem Vorteil des Expertenrates für<br />

Prozesse auch den einer ausführlichen Dokumentation,<br />

zumal diese anders als in Unternehmen, in denen häufig<br />

nur das Ergebnis zählt, ein wesentliches Element wissenschaftlicher<br />

Arbeit darstellt. So ist der von der Gesellschaft<br />

für Arbeitswissenschaft herausgegebene Tagungsband<br />

über die Ergebnisse des Themenpark-Kongresses<br />

„Zukunft der Arbeit in Europa: Gestaltung betrieblicher<br />

Veränderungsprozesse“, der im Herbst 1999 in <strong>Hannover</strong><br />

in Vorbereitung auf die EXPO 2000 durchgeführt<br />

wurde, eine nahezu nicht versiegende Quelle über das,<br />

was in Unternehmen der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> an innovativen<br />

Projekten realisiert wird. Insofern liegt es nahe, dass<br />

diese Dokumentation für den vorliegenden Bericht zu<br />

einer wesentlichen Grundlage wurde.<br />

Zur Konkretisierung der innovativen Fähigkeiten bei der<br />

Arbeitsplatzgestaltung und Qualifizierung werden folgende<br />

Projekte dargestellt:<br />

– Telekooperation in der öffentlichen Verwaltung am Beispiel<br />

des niedersächsischen Ministeriums des Innern<br />

– Implementierung teilautonomer Gruppen bei den Firmen<br />

Universal Manufacturing & Logistics und Sennheiser<br />

Electronics<br />

– Die Entwicklung von Multitalenten durch ein Studium<br />

im Praxisverbund am Beispiel der Continental AG<br />

<strong>Hannover</strong><br />

– Das Programm Kommunikation und Nachwuchsförderung<br />

bei Volkswagen Nutzfahrzeuge <strong>Hannover</strong><br />

Entscheidendes Kriterium für die Auswahl aus den vielen<br />

Projekten war das Bestreben, die Vielfalt beziehungsweise<br />

Breite der innovativen Ansätze in der <strong>Region</strong> aufzuzeigen.<br />

TELEKOOPERATION IN DER<br />

ÖFFENTLICHEN VERWALTUNG<br />

Die niedersächsische Landesregierung hat sich die<br />

Modernisierung der staatlichen Verwaltung zum Ziel<br />

gesetzt. Dazu wurde im Ministerium des Innern die Geschäftsstelle<br />

„Verwaltungsreform“ geschaffen, zu deren<br />

Aufgaben es gehört, den Wandel durch Organisationsentwicklungsprozesse<br />

und Personalentwicklungsmaßnahmen<br />

zu fördern. Die einzelnen Projekte lassen sich<br />

inzwischen zu einem Katalog von ca. 300 Vorhaben zusammenfassen.<br />

Ein zentraler Aspekt liegt in der Installation<br />

eines Informations- und Kommunikations-Breitband-<br />

Netzwerkes, das die Vernetzung aller Dienststellen vorsieht.<br />

Ziel ist es, den Datentransfer innerhalb der Behörden<br />

und zwischen Dienststellen und den Bürgern zu verbessern.<br />

Eine solche technische Innovation ermöglicht<br />

zugleich Telearbeit und damit verbunden eine Flexibilisierung<br />

der Arbeitszeit.<br />

Die Überschrift des Projekts heißt „Telekooperation“ und<br />

verdeutlicht damit die doppelte Chance, die solch eine<br />

Erneuerung in sich trägt: einerseits der Zuschnitt der Arbeitszeit<br />

auf individuelle Bedürfnisse und zum anderen<br />

die Verbesserung der Kooperation über den optimierten<br />

Zugang zu Daten. In der Regel wird dabei die Form der<br />

alternierenden Telearbeit praktiziert. Das heißt, die Behördenmitarbeiter<br />

sind abwechselnd in der Dienststelle<br />

und am häuslichen Arbeitsplatz tätig. Sie bedienen also<br />

einen Mix aus Face-to-Face-Kommunikation und technischen<br />

Medien.<br />

Als Arbeitsinhalte haben sich vor allem Sachbearbeiteraufgaben<br />

als geeignet erwiesen. Für die von der Innovation<br />

betroffenen Gruppen lassen sich Ziele und Maßnahmen<br />

definieren, die in Übersicht 16.1 ausgeführt<br />

sind.<br />

Arbeitsorganisatorisch herausfordernd ist das Zusammenspiel<br />

zwischen synchroner Kommunikation und asynchroner<br />

Information hin zu einem gemeinsamen Arbeitsergebnis.<br />

Dazu werden individuell zu differenzierende<br />

Übersicht<br />

16-1<br />

Quelle: Schäffner<br />

Telekooperation: Ziele und Maßnahmen der Akteure<br />

Perspektive<br />

Bürger- und Kundensicht<br />

Verwaltungssicht<br />

Mitarbeitersicht<br />

Oberziele<br />

Gestaltungslösungen die Antwort auf folgende Fragen<br />

geben:<br />

– Welche Technikkomponenten und Softwarealternativen<br />

sind für den einzelnen Mitarbeiter qualifikationsadäquat<br />

einzusetzen?<br />

– Wie ist das Mischungsverhältnis zwischen natürlicher<br />

und technischer Kommunikation zu gestalten?<br />

– Wie sind Mitarbeiter im Rahmen der Telekooperation<br />

zu führen?<br />

– Wie ist die Qualität und Effizienz der Arbeitsleistung<br />

zu sichern?<br />

– Welche Rahmenbedingungen sind zu schaffen, damit<br />

die Arbeitsform Telekooperation von den Mitarbeitern<br />

angenommen und aktiv gestaltet wird?<br />

Die hier skizzierten Fragen können nur über die Prinzipien<br />

der Organisationsentwicklung beantwortet werden,<br />

zu diesen gehören zentral<br />

– die doppelte Zielsetzung Steigerung der Effektivität<br />

und Humanität<br />

– die Beteiligung der Betroffenen<br />

– die Veränderung der Organisation durch die in ihr<br />

tätigen Menschen<br />

Dies erfordert einen umfangreichen Qualifizierungsprozess,<br />

der über die Vermittlung von Fähigkeiten und Fertigkeiten<br />

zur Benutzung der technischen Medien und zur<br />

inhaltlichen Bearbeitung der sachlichen Vorgänge weit<br />

hinausreicht. Das, was über die traditionelle Schulung<br />

hinausgeht, geschieht in Workshops, in denen die Be-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 225<br />

• Kundenorientierung<br />

• bessere Qualität<br />

• Termintreue<br />

• kurze Durchlaufzeit<br />

(schnellere Bearbeitung)<br />

• mehr Wirtschaftlichkeit<br />

• Produktivitätssteigerung<br />

• Kapazitätsoptimierung<br />

• flexiblere Funktionszeiten<br />

• Neues Führungsverhalten<br />

(Management by Objectives)<br />

• Arbeitszufriedenheit<br />

• Leistungsbereitschaft<br />

• Bereitschaft zur Arbeitszeitflexibilität<br />

• Familienfreundliche Arbeitszeit<br />

• Selbstorganisation<br />

• Formelle und informelle Kontakte<br />

Maßnahmen<br />

• Kommunikationsanalyse<br />

• Bürgerbefragungen<br />

• Analyse der Arbeitsabläufe<br />

• Beteiligung des Controlling<br />

• Zulagensystem<br />

• Dienstplangestaltung<br />

• Gestaltung von Betriebs- und Arbeitszeit<br />

Entwickeln der erforderlichen Formen von:<br />

• Teletechnik, Ergonomie<br />

• Telearbeit<br />

• Telemanagement<br />

• Face-to-Face-Kommunikation<br />

Schulung von:<br />

• DV-Kompetenz<br />

• sozialer Kompetenz<br />

• Selbstkompetenz<br />

troffenen Gestaltungsvorschläge für das sich durch die<br />

neue Arbeitsform stark verändernde System öffentlicher<br />

Verwaltung entwickeln. Elemente dieses Systems, die<br />

dabei zum Thema werden, sind<br />

– die Kooperationspartner (das heißt Kollegen, Vorgesetzte,<br />

Bürger)<br />

– die zeitliche Gestaltung des Wechsels des Arbeitsplatzes<br />

– die technische und räumliche Gestaltung des Arbeitsplatzes<br />

– die Arbeitszeit und die Erreichbarkeit<br />

– die Formen des Arbeitsvertrages<br />

Ein solches Vorgehen setzt auf die Selbstverantwortung<br />

der Betroffenen – damit sind sowohl die Mitarbeiter als<br />

auch deren Vorgesetzte gemeint –, die Gestaltung ihrer<br />

Arbeit selbst in die Hand zu nehmen. Dieses Aushandeln<br />

der eigenen Arbeitsbedingungen kann als Grundlage für<br />

die positiven Ergebnisse angesehen werden, die von der<br />

Universität <strong>Hannover</strong> (Weiterbildungsstudium Arbeitswissenschaft)<br />

als Prozessbegleiter festgestellt werden<br />

konnten:<br />

– Die Bürger- und Kundennähe hat sich intensiviert, da<br />

sich die telefonische Erreichbarkeit (Anrufweiterleitung,<br />

Anrufbeantworter) und der Informationsaustausch<br />

(E-Mail und Fax) verbessert haben.<br />

– Die Arbeitszufriedenheit und Motivation der Telearbeitenden<br />

ist gut; darüber hinaus haben sich durch mehr<br />

Autonomie der Telearbeitenden die Qualität ihrer<br />

Arbeit und die Leistungsbereitschaft verbessert.


226<br />

INNOVATIVE MODELLE DER ARBEITSGESTALTUNG UND QUALIFIZIERUNG IN UNTERNEHMEN<br />

– Die Produktivität der Arbeit wird infolge von mehr<br />

Eigenverantwortung und flexiblerer Arbeitszeiteinteilung<br />

(konzentrierte Arbeitsphasen) größer.<br />

– Es gibt einen Trend zur Reduzierung von Krankenstand<br />

und Fehlzeiten.<br />

– Es zeichnet sich ein Trend zur verstärkten Bindung der<br />

Beschäftigten an die Dienststellen ab, der sich in der<br />

Aussetzung oder Verkürzung des bis zu dreijährigen<br />

Erziehungsurlaubs niederschlagen kann.<br />

– Telearbeit bietet erweiterte Möglichkeiten zur Beschäftigung<br />

von Behinderten.<br />

Eingeräumt werden muss allerdings, dass für die Face-to-<br />

Face-Kontakte zu den Kollegen weniger Zeit zur Verfügung<br />

steht. Dies wird jedoch durch die Gestaltung des<br />

Bürotages und durch mehr Telefonkontakte ausgeglichen.<br />

Darüber hinaus wird deutlich, dass sich das Verhältnis<br />

zwischen Mitarbeitern und Vorgesetzten verändert hat<br />

und nach einer neuen Führungskultur verlangt, die stärker<br />

ziel- und ergebnisorientiert ausgerichtet ist. Das heißt,<br />

die unmittelbare Kontrolle während des Arbeitsvollzuges<br />

wird erheblich eingeschränkt. Dies setzt von Seiten der<br />

Vorgesetzten Vertrauen und die Delegation von Verantwortung<br />

voraus. Dass die niedersächsische Landesregierung<br />

diesen Weg gehen will, zeigt der nach einer Pilotphase<br />

gefasste Kabinettsbeschluss, diese Form der Telekooperation<br />

als neue Alternative der Regelarbeitszeit<br />

einzuführen.<br />

MODELLE TEILAUTONOMER GRUPPENARBEIT BEI<br />

UNIVERSAL MANUFACTURING & LOGISTICS UND<br />

SENNHEISER ELECTRONICS<br />

Die Implementierung teilautonomer Gruppenarbeit war<br />

auch in vielen Unternehmen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

eine Managementstrategie zur Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit.<br />

Zwei Projekte sollen hier beispielhaft<br />

skizziert werden, da sie von externen Institutionen begleitet<br />

und dokumentiert wurden. Durchgeführt wurden<br />

die Implementierungsprojekte in der Firma Universal<br />

Manufacturing& Logistics, begleitet vom Weiterbildungsstudium<br />

Arbeitswissenschaft der Universität <strong>Hannover</strong>,<br />

und in der Firma Sennheiser Electronics, begleitet von<br />

der Technologieberatungsstelle (TBS) beim DGB Niedersachsen.<br />

Die Firma Universal Manufacturing & Logistics will mit<br />

der teilautonomen Gruppenarbeit eine „intelligente CD-<br />

Fertigung“ erreichen. In strategischen Überlegungen des<br />

Managements wurde im Bereich der Organisation das<br />

höchste Optimierungspotenzial (vor der Technik und der<br />

Erzeugung neuer Produkte) gesehen. Konkret sollte eine<br />

Verlängerung der Maschinenlaufzeit erreicht werden.<br />

Dies wiederum ist nur möglich, wenn auch sonnabends<br />

und sonntags gearbeitet wird. Ein solches Arbeitszeitmodell<br />

braucht Mitarbeiter, die den Zusammenhang zwischen<br />

Kosten und Arbeitsplätzen sehen. Eine solche Einsicht<br />

wächst am besten, wenn die Mitarbeiter selbst<br />

stärker Verantwortung für die Gestaltung ihres Arbeitsalltages<br />

tragen, so das Management-Kalkül, und dies<br />

spricht letztendlich für die Einführung teilautonomer<br />

Gruppenarbeit.<br />

Bei der Firma Sennheiser stellt die Gruppenarbeit ein<br />

wesentliches Element bei der Restrukturierung des kooperativen<br />

Geschäftes dar, die darauf abzielt, die Gesamtdurchlaufzeiten<br />

für Kundenaufträge drastisch zu reduzieren.<br />

Was beide Unternehmen auszeichnet, ist das Bemühen,<br />

Rahmenbedingungen zu schaffen, die Gruppenarbeit<br />

nachhaltig zu sichern und die Erkenntnisse aus den Implementierungsprozessen<br />

in Richtung eines “lernenden<br />

Unternehmens” zu nutzen.<br />

Erfahrungen haben gezeigt, dass die Mitarbeiter sich<br />

langfristig nicht damit zufrieden geben, wenn man ihren<br />

Vorteil bei der Einführung von Gruppenarbeit auf die<br />

Humanisierungseffekte beschränkt (so zum Beispiel<br />

durch interessantere, abwechslungsreichere Arbeiten<br />

und durch die Chance der Selbstorganisation) und die<br />

Effektivitätsgewinne ausschließlich dem Unternehmen<br />

überträgt. Trotz aller guten Absichten wird eine Veränderung<br />

der organisatorischen Rahmenbedingungen von<br />

den Mitarbeitern nur getragen, wenn sie an dem Produktivitätsgewinn<br />

beteiligt werden. Zumindest muss das<br />

Entlohnungssystem der Form der Arbeitsorganisation entsprechen.<br />

Gruppenarbeit scheitert erfahrungsgemäß<br />

dann, wenn verbal der Gruppengeist propagiert wird,<br />

das Entlohnungssystem jedoch unverändert den Fokus<br />

auf die Einzelarbeit richtet.<br />

Bei der Firma Universal Manufacturing & Logistics wurde<br />

ein dreiteiliges Entgeltsystem geschaffen, das sich aus<br />

dem Tarifentgelt, individuellen Zulagen und einer<br />

Gruppenprämie zusammensetzt. Dabei ist die Gruppenprämie<br />

so gestaltet, dass sie über die Leistung einer<br />

Schicht hinausreicht. Konkret bilden drei Gruppen, die<br />

über 24 Stunden in drei Schichten an den gleichen<br />

Maschinen tätig sind, eine Fertigungszelle und gleichzeitig<br />

die Abrechnungseinheit. Die erzielte Leistungssteigerung<br />

gegenüber der auf der Grundlage von Planungsdaten<br />

ermittelten Zielvereinbarung mit der jeweiligen Fertigungszelle<br />

wird anhand von vier Kriterien monetär bewertet und<br />

gemäß der vereinbarten Gewichtung der Kriterien (Output,<br />

Liefertreue, Reklamationen, Umfeld) ausgeschüttet.<br />

Die Verteilung des erwirtschafteten Betrages erfolgt zu<br />

einem Drittel für das Unternehmen und zu zwei Dritteln<br />

für die Mitarbeiter, wobei der Mitarbeiteranteil nur zu<br />

50% direkt ausgezahlt wird. Die anderen 50% fließen in<br />

ein Fortbildungskonto für die jeweilige Fertigungszelle,<br />

das für die Finanzierung von Fortbildungsmaßnahmen<br />

für Gruppenmitglieder oder für ganze Gruppen aus der<br />

Fertigungszelle genutzt wird.<br />

Eine der Rahmenbedingungen, die Gruppenarbeit als<br />

strategische Effizienzsteigerung erst möglich macht, ist<br />

eine Arbeitszeitregelung, die die Maschinenlaufzeiten erhöht.<br />

Die Ausdehnung der Arbeitszeiten bis zu einer 21-<br />

Schicht-Produktion sind zweifellos die Kosten, die die Mitarbeiter<br />

zu tragen haben. Sie können jedoch minimiert,<br />

ausgeglichen oder sogar in einen Gewinn umgemünzt<br />

werden, wenn man die Flexibilität, die mit einem solchen<br />

System zwangsläufig verknüpft ist, als eine Chance für<br />

eine flexiblere individuelle Lebensgestaltung begreift.<br />

Übersicht<br />

16-2<br />

Quelle: Schäffner<br />

Zeitkontensteuerung bei Universal Manufacturing & Logistics<br />

Grün: +/- 25 Stunden<br />

Innerhalb dieses Bereichs kann der Mitarbeiter sein Konto selbst steuern.<br />

Ein Instrument, das diese Chance unterstützt, ist das persönliche<br />

Zeitkonto. Dieses beginnt bei der Firma Universal<br />

Manufacturing & Logistics jeweils zum 1. September,<br />

also zum Beginn der „Hochsaison“. Damit wird den<br />

Mitarbeitern die Gelegenheit gegeben, ihr Zeitkonto aufzubauen,<br />

um es dann bei schwächerer Auslastung wieder<br />

abzubauen. Dabei ist eine Zeitkundensteuerung entwickelt<br />

worden, die gemäß dem Ampelprinzip in drei<br />

Phasen geteilt ist (vgl. Übersicht 16.2).<br />

Hinsichtlich der Arbeitsinhalte und des Entscheidungsspielraums<br />

für alle teilautonomen Gruppen lassen sich<br />

die Vorteile im Vergleich zwischen alter und neuer Arbeitsorganisation<br />

wie in Übersicht 16.3 darstellen.<br />

Sowohl Universal Manufacturing & Logistics als auch die<br />

Firma Sennheiser nutzen die Erfahrungen bei der Implementierung<br />

von Gruppenarbeit für eine Entwicklung in<br />

Richtung eines „lernenden Unternehmens“. Eine Maßnahme,<br />

die Elemente der nachhaltigen Wirkung der Implementierung<br />

von Gruppenarbeit mit Aspekten des lernenden<br />

Unternehmens verbindet, ist die Einführung eines<br />

Gruppenarbeitsbuches in der Firma Sennheiser, in dem<br />

die Erkenntnisse, die bei der Einführung der Gruppenarbeit<br />

gewonnen wurden, einschließlich der entwickelten<br />

Methoden und Techniken, zusammengefasst sind. Diese<br />

Bücher liegen in jeder teilautonomen Gruppe aus und<br />

können von allen Mitarbeitern des Unternehmens eingesehen<br />

werden.<br />

Außerdem wurde für die Einführung weiterer teilautonomer<br />

Gruppen eine Standardvorgehensweise entwickelt,<br />

die von der Auswahl der Gruppenmitglieder über das<br />

Layout und den Materialfluss, die Wahl des Gruppensprechers,<br />

die Lohnfestschreibung bis hin zu den Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zur Steigerung sowohl der Fachkompetenz<br />

als auch der Sozialkompetenz die wesentlichen<br />

Schritte festlegt.<br />

Die Firma Universal Manufacturing & Logistics hat mit<br />

der Implementierung der Gruppenarbeit und insbeson-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 227<br />

Gelb: +/- 25 bis +/- 50 Stunden<br />

In diesem Bereich ergreift der Mitarbeiter gleichsam mit seinem Vorgesetzten Maßnahmen,<br />

den Zeitsaldo unter Beachtung der betrieblichen Belange in einem angemessenen Zeitraum<br />

wieder in den grünen Bereich zurückzuführen.<br />

Rot: +/- 50 bis +/- 75 Stunden<br />

Der Vorgesetzte ist aufgefordert, gemeinsam mit dem Mitarbeiter unter Beachtung der betrieblichen Belange<br />

den Zeitsaldo in einem angemessenen Zeitraum wieder abzubauen.<br />

dere mithilfe der externen fachlich-methodischen Beratung<br />

Folgendes erreicht: Sie hat<br />

– eine Vorgehensweise erarbeitet, die bei zukünftigen<br />

Gruppenarbeitsprojekten eingesetzt werden kann<br />

– diese Systematik und Methodik in die Organisation<br />

auch für andere Maßnahmen implementiert als Organisationsentwicklungsprinzip<br />

– das notwendige Know-how und Potenzial aufgebaut,<br />

um für die Zukunft eine externe Beratung für vergleichbare<br />

Prozesse überflüssig zu machen<br />

– ein Ablaufmuster für vergleichbare Veränderungsprozesse,<br />

von der Planungsphase über die Umsetzungsbis<br />

zur Schluss- und Evaluierungsphase, gefunden<br />

Darüber hinaus wurden für die betriebliche Infrastruktur<br />

und insbesondere für zukünftige Veränderungsprozesse<br />

folgende Kriterien definiert:<br />

– beteiligungsorientierte Vorgehensweise<br />

– Prozessbegleitung<br />

– Elemente einer neuen Projektkultur<br />

– Übertragung der Projektorganisation und der Vorgehensweise<br />

auf Folgeprojekte mit dem Effekt einer deutlichen<br />

Verkürzung der Projektlaufzeit<br />

– Projektteams als eine etablierte Form der Teamarbeit mit<br />

dezentralisierter Verantwortung und zentraler Steuerung<br />

– Projekt-Leitfaden<br />

– einheitliche Projektorganisation<br />

– Personalentwicklung<br />

– Erweiterung der Sozial- und Fachkompetenz aller<br />

Teammitglieder<br />

– Projektleitung und Projektassistenz als etablierte Aufstiegsfunktionen<br />

DIE ENTWICKLUNG VON MULTITALENTEN<br />

DURCH EIN STUDIUM IM PRAXISVERBUND BEI<br />

DER CONTINENTAL AG<br />

Betrachtet man die Veränderungen in der industriellen<br />

Produktion, so kann man im Verlauf der vergangenen


228<br />

INNOVATIVE MODELLE DER ARBEITSGESTALTUNG UND QUALIFIZIERUNG IN UNTERNEHMEN<br />

Übersicht<br />

16-3<br />

Quelle: Schäffner<br />

Merkmal<br />

Vor- und Nachteile alter und neuer Arbeitsorganisation<br />

Direkte Funktionen<br />

Indirekte Funktionen<br />

Handlungs- und<br />

Entscheidungsspielraum<br />

Führung<br />

zwei Jahrzehnte einen Prozess feststellen, der sich zugespitzt<br />

mit folgenden drei Phasen kennzeichnen lässt:<br />

– Von der geschickten Handarbeit<br />

– zur überlegten Handhabung<br />

– bis zu einer gemeinsamen gegenseitigen Verantwortung.<br />

Das heißt, die Phase, in der es um Geschick und Kraft<br />

vor allem im Hinblick auf die Behandlung von Material<br />

ging, wird abgelöst durch das intellektuelle Beherrschen<br />

von komplexen Maschinen und schließlich überlagert<br />

durch das Prinzip der Selbstverantwortung, die auf Produktionsteams<br />

verlagert wird. Getragen wird die neue<br />

Kompetenz durch die gemeinsame gegenseitige Verantwortung.<br />

Die Firma Continental AG hat dieser Entwicklung<br />

durch die Ausbildung von Produktionsfacharbeitern<br />

Arbeitsorganisation CD-Fertigung alt<br />

• hoher Spezialisierungsgrad der<br />

einzelnen Mitarbeiter bezüglich<br />

Anlagen-Bedienung<br />

• Prüftätigkeiten<br />

• Wartungs- und Instandsetzungstätigkeiten<br />

• stark eingeschränkt im Bereich der<br />

direkten Funktionen<br />

• nicht vorhanden im Bereich der<br />

indirekten Funktionen<br />

• Hierarchie mit Abteilungsleiter,<br />

Meister, Schichtmeister, Funktionsmechaniker<br />

als Vertreter der Schichtmeister<br />

Arbeitsorganisation CD-Fertigung neu<br />

• deutliche Erhöhung der Einsatzflexibilität<br />

durch gruppenorientiertes Qualifikationsprofil<br />

• Prüftätigkeiten und Qualitätssicherung<br />

• vorbeugende Instandhaltung, erweiterte<br />

Wartungs- und Instandsetzungstätigkeiten<br />

• Transport<br />

• Feinsteuerung<br />

• Personaleinsatzplanung<br />

• Arbeitsvorbereitung Werkzeuge und<br />

Verbrauchsmaterialien<br />

• diverse dispositive Tätigkeiten<br />

• Qualifizierungsplanung<br />

• persönliche und gruppenspezifische<br />

Erweiterung überwiegend im Bereich der<br />

indirekten Funktionen<br />

• Bestandteil der Führungsstruktur<br />

a) Funktionen eines Technischen<br />

Koordinators integriert, Wegfall der<br />

Meister-Ebene und der Ebene der<br />

Funktionsmechaniker<br />

b) Abteilungsleiter, Service-Koordinator<br />

und Schichtkoordinatoren als Führungsteam<br />

mit neuen Funktionsprofilen, neuer<br />

Funktionsteilung und Vertretungsregelung<br />

c) Leitprinzip der Führungsarbeit:<br />

Management by Objectives<br />

d) Individuelle und kollektive<br />

Zielvereinbarungen mit dem Führungsteam<br />

Rechnung getragen, die zum Teil das System der Anlernausbildung<br />

ersetzt hat. Eine Folgewirkung zielte auf die<br />

Intention, zwischen den Facharbeitern und den Angelernten<br />

die Diskrepanz nicht zu groß werden zu lassen.<br />

Dies führte zu erheblichen Qualifizierungsanstrengungen<br />

für diese Zielgruppe. So wurde sukzessive das Qualifikationsniveau<br />

der Arbeiter in der Produktion um eine<br />

Stufe erhöht.<br />

Dies musste selbstverständlich auch Konsequenzen für<br />

die Führungskräfte in der Produktion haben, da man sinnvollerweise<br />

Qualifikationsprofile von unten nach oben<br />

entwickelt. Das heißt, die Führungsfunktion auf jeder<br />

Ebene wird jeweils bestimmt durch das Qualifikationsniveau<br />

ihrer Mitarbeiter. Am Beispiel der höher qualifizierten<br />

Produktionsfacharbeiter bedeutet dies für die<br />

Ebene des First-Line-Managements ein Zurücknehmen<br />

unmittelbarer fachlicher Eingriffe im Tagesgeschäft und<br />

eine Ausweitung der eigentlichen Führungsaufgabe im<br />

Sinne der Zielsetzung, des Soll-Ist-Vergleichs, des Steuerns<br />

und der Mitarbeiterentwicklung.<br />

Ein Weg, aus diesem Dilemma herauszukommen, ist die<br />

Weiterbildung der Meister, die weniger auf Fachinhalte<br />

zielt, sondern die Veränderung des Meisters zum Gegenstand<br />

hat und Fähigkeiten vermittelt, die neue Rolle besser<br />

ausfüllen zu können. Ein zweiter Weg besteht in der<br />

Ausbildung eines neuen Typs betrieblicher Vorgesetzter.<br />

Die Continental AG hat beide Wege beschritten. Neben<br />

den Anstrengungen, die Meister weiterzubilden, richtete<br />

sich eine neue zusätzliche Alternative auf die Entwicklung<br />

eines neuen Berufsbildes, und zwar die des Produktionstechnikers.<br />

Es handelt sich dabei um ein duales<br />

Studium im Ausbildungsverbund. Die Teilnehmer an diesem<br />

Qualifizierungsmodell machen eine Facharbeiterausbildung<br />

zum Kunststoff-Formgeber Fachrichtung Kautschuk<br />

(in der heutigen Terminologie Verfahrensmechaniker<br />

Fachrichtung Kautschuk Kunststoff), studieren gleichzeitig<br />

an der Fachhochschule <strong>Hannover</strong> Maschinenbau<br />

mit der Fachrichtung Produktionstechnik und werden<br />

durch entsprechende Seminare firmenintern auf ihre<br />

zukünftige Führungsaufgabe vorbereitet.<br />

Da ein solches Verbundsystem unter Effizienzgesichtspunkten<br />

eine bestimmte Anzahl von Studierenden erfordert,<br />

mussten auch andere nicht nur Kautschuk verarbeitende<br />

Unternehmen gewonnen werden. Continental<br />

ergriff die Initiative und sicherte die Lebensfähigkeit des<br />

Unterfangens, indem die Firma jeweils rund 50% der<br />

Teilnehmer stellt. Diese Vorreiterrolle wurde 1993 mit<br />

dem Initiativpreis Aus- und Weiterbildung der Wolf-von-<br />

Amerongen-Stiftung und des Deutschen Industrie- und<br />

Handelstages an das Bildungswesen der Continental AG<br />

gewürdigt.<br />

Da das Institut für Erwachsenenbildung der Universität<br />

<strong>Hannover</strong> den Implementierungsprozess der Ausbildung<br />

zum Produktionstechniker und deren Ergebnisse phasenweise<br />

begleitet hat, beschränken sich die Aussagen auf<br />

dieses Unternehmen, zumal die strategischen Vorüberlegungen<br />

und die Ergebnisse umfassend dokumentiert sind.<br />

Mit der Zielgruppe der Produktionstechniker musste eine<br />

neue Ausbildungsinfrastruktur aufgebaut werden, und<br />

dies weniger von den technischen Geräten her als vielmehr<br />

von dem Qualifikationsniveau der hauptamtlichen<br />

Ausbilder als auch von den Ausbildungsbeauftragten in<br />

den einzelnen Betriebsabteilungen. Sie mussten in der<br />

Lage sein, auf Fragen Antworten zu geben, die von wissbegierigen<br />

Ingenieurstudenten gestellt werden. Das Bemühen<br />

der Bildungsabteilung, diesem neuen Anspruch<br />

zu entsprechen, hatte somit zugleich auch die Anhebung<br />

des Ausbildungsniveaus zur Folge.<br />

Begreift man die Ausbildung als ein Element im System<br />

Betrieb und die einzelnen Aspekte der Ausbildung von<br />

der Anwerbung bis zur Abschlussprüfung und bis zur In-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 229<br />

tegration in das spätere normale Berufsleben ebenfalls<br />

systemisch, so wird deutlich, dass vieles, was in der bisherigen<br />

Berufsausbildung traditionell Standard war, auf<br />

den Prüfstand gestellt werden musste, zum Beispiel auch<br />

die Auswahl der zukünftigen Produktionstechniker.<br />

So wurde zusätzlich zu den vorgelagerten Auswahlkriterien,<br />

wie überdurchschnittliche Leistungen in mathematisch-naturwissenschaftlichen<br />

Fächern, ein Auswahlverfahren<br />

eingeführt, das die extrafunktionalen Fähigkeiten<br />

der Bewerber ermittelt.<br />

Der Fokus richtet sich dabei auf<br />

– die Reflexionsfähigkeit über Ereignisse im gesellschaftlichen<br />

Umfeld,<br />

– die Kommunikationsfähigkeit und<br />

– die aktive Mitgestaltung eines Teamgeistes.<br />

Während die ersten beiden Qualifikationen mithilfe<br />

einer Gruppendiskussion überprüft wurden, ist für das<br />

dritte Kriterium die Gestaltung einer Collage in Kleingruppen<br />

die Aufgabe an die Bewerber. Stellt man als<br />

Collagenthema die Situation, die die Bewerber im bisherigen<br />

Verlauf des Auswahlgespräches wahrgenommen<br />

haben, als Aufgabe, so erhält man zugleich eine<br />

Rückmeldung, die Hinweise für erforderliche Revisionsmaßnahmen<br />

liefert.<br />

Inzwischen ist dieses Auswahlverfahren zu einem Mini-<br />

Assessment ausgebaut worden, in dem neben der Erstellung<br />

einer Teamleistung auch die Fähigkeit zur Präsentation<br />

beobachtet wird. Für die Bewerber bedeutet das<br />

Studium im Praxisverbund – wie eine Befragung der im<br />

Unternehmen verbliebenen Produktionstechnikern gut<br />

fünfzehn Jahre nach dem Start ergab –:<br />

– ein Studium mit deutlichem Praxisbezug,<br />

– bei gleichzeitigem finanziellem Rückhalt und<br />

– mit einer guten Berufsperspektive versehen.<br />

Der Praxisaspekt ergibt sich schon aus dem Ausbildungskonzept<br />

und wird durch die Tatsache bestätigt,<br />

dass über 90% der Befragten eine Diplomarbeit über<br />

eine Continental-spezifische betriebliche Problematik<br />

geschrieben haben. Der finanzielle Rückhalt wird über<br />

die Ausbildungsvergütung gegeben und die positive<br />

Berufsperspektive durch die schnelle Übernahme in das<br />

Betriebssystem bestätigt, da weniger als 10% von den<br />

verbliebenen Befragten mehr als sechs Wochen auf<br />

einen festen Arbeitsplatz warten mussten.<br />

Auch diejenigen, die nicht mehr im Unternehmen sind,<br />

weil sie sich in den Jahrgängen, in denen kaum Ingenieure<br />

eingestellt wurden, eine berufliche Alternative suchen<br />

mussten, waren meist erfolgreich. Der Grund hierfür liegt<br />

auf der Hand: Die Begehrlichkeit nach Produktionstechnikern<br />

war so hoch, dass einige Unternehmen drohten,<br />

bei früher Abwanderung einen großen Teil der Ausbildungskosten<br />

zurückzufordern.<br />

Betrachtet man die Funktionen, die die Produktionstechniker<br />

der Firma Continental heute innehaben, handelt es


230<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Zukunftsfabrik Kommunikation –<br />

Multimedia-Initiative der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Schnell an Informationen kommen und Abläufe vereinfachen<br />

– das sollen die Neuen Medien bringen!<br />

Um den Einsatz von Multimedia in Unternehmen,<br />

in der Verwaltung und in der Ausbildung zu fördern,<br />

hat die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> bereits 1997 die Zukunftsfabrik<br />

Kommunikation (ZuK) ins Leben gerufen.<br />

Die ZuK hat seitdem zahlreiche Projekte durchgeführt<br />

und Veranstaltungen zu aktuellen Themen aus der<br />

Multimedia-Welt organisiert, z.B. den Jugend- und<br />

Berufsserver YouBe (www.yoube.de).<br />

Im Oktober jeden Jahres vergibt die ZuK den Innovationspreis<br />

für besonders innovative oder anwendungsfreundliche<br />

IT-Lösungen. Vor allem mittelständische Unternehmen,<br />

wissenschaftliche Einrichtungen und Studenten<br />

können sich für den Innovationspreis bewerben. Der mit<br />

15.000 DM dotierte Preis wird vergeben für eine Hardoder<br />

Softwarelösung aus den Bereichen Informationstechnologie<br />

und Neue Medien. Wichtig ist der innovative<br />

Charakter oder die besondere Anwenderfreundlichkeit.<br />

Zur Förderung der Medienkompetenz von Schülern<br />

ist gleichzeitig der mit 5.000 DM dotierte Innovationspreis<br />

für Schulen ausgeschrieben. Prämiert werden im<br />

Unterricht oder in Arbeitsgruppen erarbeitete Internet-,<br />

CD-ROM- oder Computerlösungen. Inhalte können schulische<br />

Darstellungen, optimierte Schulabläufe oder Schulprojekte<br />

sein. Die Preise werden im Herbst im Rahmen<br />

einer eigenen Großveranstaltung verliehen.<br />

Mit ihrem neuen Internet-Portal www.zukunftsfabrik.hannover.de<br />

informiert die ZuK über IT und Multimedia in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und bietet nun mit dem b2b-Supportcenter<br />

auch speziell Informationen und Beratung<br />

zum Thema „E-Business“ an. Das Netzwerk b2b-Supportcenter<br />

soll Unternehmen ermöglichen, auf reales<br />

interdisziplinäres Expertenwissen zu Vernetzungslösungen<br />

im E-business zurückzugreifen. Die Kommunikation<br />

im Internet wird durch eine digitale Community mit<br />

Foren, Chats und Newsletter gestärkt. Darüber hinaus<br />

gibt es Kundenberatung zu diversen Anwendungslösungen<br />

(www.b2b-supportcenter.de).<br />

Mit dem Aufbau des Netzwerks 3D-Economy wird die<br />

ZuK die Nischenkompetenz 3D in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

stärken. Kernelement ist ein Informations- und Kommunikationsportal<br />

über Chancen und Möglichkeiten von 3D-<br />

Darstellungen im Internet, insbesondere im E-Commerce.<br />

Das Internet-Portal gibt einen umfassenden Überblick<br />

über Einsatzgebiete, 3D-Technologien und ihre Anbieter<br />

(www.3d-economy.de).<br />

Mit ihrem Umzug in das IT-Center CampMedia auf der<br />

EXPO-Plaza ist die Zukunftsfabrik Kommunikation wichtiger<br />

Baustein dieses Zukunftsstandortes der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

geworden. Im Umfeld der EXPO-Plaza konzentrieren<br />

sich mehr und mehr Multimedia- und IT-Ausbildungsstätten<br />

sowie Unternehmen der Informations- und<br />

Medienwirtschaft. Am 30. November 2001 ging das<br />

Internet-Portal EXPO-Mediapark an den Start, das über<br />

die Multimedia-Aktivitäten im Expo-Park informiert und<br />

die Zusammenarbeit der Akteure unterstützt (www.expomediapark.de).<br />

Dieses wichtige Zukunftsprojekt wurde<br />

von der TCH GmbH und der IHK <strong>Hannover</strong> gemeinsam<br />

entwickelt, um Kooperationen und zugleich Marketing<br />

von Unternehmen und Institutionen zu unterstützen.<br />

Frau Dr. Knorre, die niedersächsische Ministerin für Wirtschaft,<br />

Technologie und Verkehr, mit den Preisträgern des<br />

Innovationspreises für Schulen 2001 von der IGS List.<br />

ADRESSE:<br />

Zukunftsfabrik Kommunikation<br />

c/o Technologie-Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH<br />

CampMedia<br />

Expo Plaza 3<br />

30539 <strong>Hannover</strong><br />

Ansprechpartnerin: Susanne Oetzmann<br />

Tel.: (0511) 760 71 600<br />

Fax: (0511) 760 71 101<br />

E-Mail: oetzmann@hannover.de<br />

Internet: www.zukunftsfabrik.hannover.de<br />

sich mehrheitlich um Leitungsfunktionen in Abteilungen,<br />

Gruppen und Projekten. Die Einsatzbereiche haben sich<br />

jedoch entgegen der ursprünglichen Absicht eher in die<br />

Produktionsperipherie, also in die Produkt- und Verfahrensentwicklung,<br />

Materialentwicklung, den technischen<br />

Service und Industrial Engineering verlagert. Danach folgen<br />

mit Abstand produktionsnahe Bereiche wie Logistik,<br />

Qualitätssicherung und Materialvorbereitung. Damit entspricht<br />

der Einsatzort nicht dem anvisierten Ziel der Ausbildung.<br />

Dieses Ergebnis als Misserfolg zu verstehen,<br />

wäre jedoch völlig falsch. Die Ausbildung zu einem Ingenieur<br />

der Produktionstechnik mit sehr starkem Praxisbezug<br />

hat anscheinend zu einem Fachkräftepotenzial<br />

geführt, das aufgrund seiner „theoriegeleiteten Bodenhaftung“<br />

vielfach verwendbar und vor allem im näheren<br />

und weiteren Produktionsumfeld gefragt ist.<br />

Dass die Ausbildung von Produktionstechnikern trotz<br />

einer Veränderung der Zielperspektive auf produktionsunterstützende<br />

Funktionen ein großer Erfolg ist, beweist<br />

die Ausweitung dieses Qualifizierungsprinzips über die<br />

Verfahrenstechnik hinaus auf die Mechatronik mit dem<br />

Start im September 2001.<br />

Das bedeutet, dass das Studium zum Produktionstechniker<br />

im Praxisverbund heute zwei Berufsausbildungssäulen<br />

bietet: zum einen die Verfahrenstechnik, die bei Continental<br />

auf Kautschuk ausgerichtet ist (bei anderen beteiligten<br />

Unternehmen eher auf Metall), und zum anderen<br />

die Mechatronik. Damit verbunden ist zugleich die Verdoppelung<br />

der Zahl derer, die in dieses Programm aufgenommen<br />

werden, und zwar auf insgesamt fünfzig.<br />

Continental trägt wiederum die Verantwortung für die<br />

Hälfte der Plätze. Andere Firmen, wie zum Beispiel<br />

Volkswagen, Wabco und Varta, teilen sich die restlichen<br />

Kapazitäten. Man verspricht sich in den Unternehmen<br />

die Entwicklung von Multitalenten, die den Werkstoff<br />

kennen, Praxisbezug haben und die Sprache der Produzenten<br />

beherrschen. In der Planung für die nächste<br />

Zukunft ist die Übertragung des Modells auf den Bereich<br />

Konstruktionstechnik.<br />

Was in der Einleitung zu diesem Beitrag als positive<br />

Zusammenarbeit zwischen wissenschaftlichen Einrichtungen<br />

und Unternehmen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> vermerkt<br />

wurde, gilt auch für die Kooperation zwischen den<br />

Unternehmen, konkret zwischen denen, die für die Entwicklung<br />

von qualifizierten Mitarbeitern verantwortlich<br />

sind. Sie sind in einem langjährig gewachsenen Netzwerk<br />

kreativ tätig bei der Suche nach Wegen, die Qualifikationsbedarfe<br />

der Zukunft zu decken. Darüber hinaus<br />

wird das Innovationspotenzial in der Zusammenarbeit<br />

zwischen den beteiligten Bildungsträgern, und zwar<br />

den Hochschulen, den Berufsschulen und den Ausbildungsabteilungen,<br />

gefordert und auch gefördert.<br />

KOMMUNIKATION UND NACHWUCHS-<br />

FÖRDERUNG BEI VOLKSWAGEN NUTZFAHRZEUGE<br />

Volkswagen Nutzfahrzeuge (VWN) hat ein Programm<br />

unter dem Titel „Kommunikation und Nachwuchsförde-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 231<br />

rung“ aufgelegt, das dem Prinzip „Die Mitarbeiter stellen<br />

den entscheidenden Wettbewerbsfaktor dar“ folgt und<br />

deren Weiterqualifizierung durch konkrete Maßnahmen<br />

unterstützt. Das Personal ist es, das die guten Produkte<br />

und die gut funktionierende Fabrik erst zu einem strategischen<br />

Vorteil macht.<br />

Dieses Potenzial, das in <strong>Hannover</strong> auf einer Größenordnung<br />

von 15.000 Mitarbeitern im Wesentlichen durch<br />

die 195 Auszubildenden, die jährlich eingestellt werden,<br />

und durch kontinuierlich qualifizierte Neueinstellungen<br />

stabil gehalten wird, bedarf demnach einer besonderen<br />

„Pflege“. Dieser Erkenntnis wird dadurch Rechnung<br />

getragen, dass Nachwuchsförderung in eine spezifische<br />

Kommunikationskultur eingebettet und durch gezielte<br />

Kommunikationsprogramme umgesetzt wird. In<br />

diesem Punkt sind sich auch Unternehmensleitung und<br />

Betriebsrat einig. Damit wird der Einsicht Rechnung getragen,<br />

der Ruf nach mehr Information sei in Wirklichkeit<br />

der nach mehr Kommunikation. Während die Information<br />

Vermittlungsagent des Wissens ist, ist Kommunikation<br />

Träger von Deutungen und Interpretationen zu diesem<br />

Wissen. Diese erst ermöglichen, Kenntnisse und Fähigkeiten<br />

in effektives Handeln umzusetzen – und was mindestens<br />

genauso wichtig ist – Identität aufzubauen. Erst<br />

wenn die Mitarbeiter begreifen, welchen Sinn bestimmte<br />

Managemententscheidungen haben, können sie sich<br />

mit diesen und zugleich auch mit dem Unternehmen<br />

identifizieren. Unternehmerische Maßnahmen erreichen<br />

nur dann ungestört ihr Ziel, wenn die Mitarbeiter in die<br />

vorgegebene Richtung mitgehen, und dafür wiederum ist<br />

über Kommunikation gewonnene Einsicht die beste Voraussetzung.<br />

Das Postulat nach mehr Kommunikation ist allenthalben<br />

in den Wirtschaftsunternehmen zu hören. Dadurch allein<br />

wird noch nichts bewegt; entscheidend ist das konkrete<br />

Tun, das heißt faktisch durchgeführte Programme und<br />

kontinuierlich eingesetzte Instrumente.<br />

Insofern ist es konsequent, das Gruppengespräch als ein<br />

zentrales Element der Gruppenarbeit zu praktizieren. So<br />

gilt bei Volkswagen Nutzfahrzeuge die grundsätzliche<br />

Regelung, dass jedem Mitarbeiter eine Stunde Arbeitszeit<br />

pro Woche zur Verfügung steht, um über seine Arbeit<br />

sprechen zu können. Das, was im Management<br />

üblich ist, soll auch Kulturelement auf der Ebene der Produktionsarbeiter<br />

sein. Damit besteht die Chance, dem<br />

Modell der fraktalen Fabrik das vor allem für technische<br />

Aspekte angedachte Prinzip der Selbstähnlichkeit auch<br />

auf den sozialen Prozess der Kommunikation zu übertragen.<br />

Eine solche Kultur mindert zugleich die negativen Folgen<br />

einer streng hierarchisch organisierten Kommunikation.<br />

Aus dem bilateralen Austausch zwischen einem Vorgesetzten<br />

und einem Mitarbeiter wird der Dialog zwischen<br />

gleichgestellten Mitarbeitern um ihre Führungskraft<br />

herum. Die Strategie der Kommunikationsprogramme<br />

über die einzelnen Ebenen soll am Beispiel der Nachwuchsförderung<br />

verdeutlicht werden, so wie sie seit dem<br />

Jahre 2000 in Etappen realisiert wird.


232<br />

INNOVATIVE MODELLE DER ARBEITSGESTALTUNG UND QUALIFIZIERUNG IN UNTERNEHMEN<br />

Übersicht<br />

16-4<br />

Klausurtagung<br />

VWN-Forum<br />

M.I.T. aktuell/extra<br />

Management Infoletter<br />

Kaminabend<br />

Meistertreff<br />

Meisterbrief<br />

Nachwuchsforum/<br />

Projektnetzwerk<br />

PE-Gespräch<br />

PE-Runde<br />

Gesundheitscoaching<br />

Quelle: Schäffner<br />

Zielgruppen und Bausteine des Kommunikationsprogramms<br />

Kolleg für Unterabteilungsleiter/innen<br />

und Meister/innen<br />

Förderung Berufsbeste<br />

Einsteigerprogramm<br />

Sonderaktionen, z.B.<br />

Werksabnahmefahrten<br />

Patensystem<br />

Mit Fachhochschul- oder Universitätsabschluss<br />

Unterabteilungsleiter/innen, Schichtleiter/innen, Meister/innen, Meistervertreter/innen<br />

Qualifizierte Mitarbeiter/innen mit Potenzial für höherwertige (Fach- und Führungs-)Aufgaben;<br />

zentraler Nachwuchspool in NS (Datenbank)<br />

Inkl. Außertarifliche im Management, Managementnachwuchskräfte<br />

Marken- und erweiterter Vorstand<br />

Hoch qualifizierte<br />

Mitarbeiter<br />

Betriebliche<br />

Führungsebene<br />

Nachwuchspotenzial<br />

Führungskräfte Vorstand<br />

Conti-Reifen-Produktion<br />

Das Projekt der Nachwuchsförderung startete mit einer<br />

Analyse der Ausgangssituation seiner grundlegenden<br />

Elemente. Für die Kommunikation wird Folgendes kritisch<br />

festgestellt:<br />

– Ein Kommunikationskonzept für das Management von<br />

Volkswagen Nutzfahrzeuge ist vorhanden.<br />

– Es existieren mehrere eingeführte Kommunikationsveranstaltungen.<br />

– Es gibt viele Angebote für das Management, aber nur<br />

wenige für Meister und Unterabteilungsleiter und<br />

keine für „Potenzialträger“.<br />

– Bisher existiert keine systematische Verknüpfung zwischen<br />

Unternehmens- und Personalentwicklung.<br />

Der Status quo der Nachwuchsförderung wird folgendermaßen<br />

skizziert:<br />

– Ein durchgängiges Personalentwicklungssystem zur<br />

Förderung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von<br />

der Einstellung bis zum möglichen Managementnachwuchs<br />

ist zu optimieren.<br />

– Die Entwicklungsmöglichkeiten aus dem Tarifbereich<br />

heraus werden dem Nachwuchs zu wenig aufgezeigt.<br />

– Es gibt einen hohen Bedarf an Managementnachwuchs<br />

in den nächsten Jahren.<br />

– Es existieren viele Angebote für wenige, aber nur<br />

wenige Angebote für viele.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 233<br />

Eine Veränderung des Status quo ist mit folgenden Zielen<br />

und Perspektiven verbunden:<br />

– Bindung der Besten<br />

– Systematisierung der Personalentwicklung<br />

– Sicherung, Bindung und Förderung des Nachwuchses<br />

– Erweiterung der Basis an identifizierten Potenzialträgern<br />

– Informationsaustausch und Wissensweitergabe<br />

– gemeinsame Orientierung und Unternehmensentwicklung<br />

– bereichs- und hierarchieübergreifende Verzahnung<br />

und Austausch<br />

– Weiterentwicklung von Markenprofil und Markenidentität<br />

– stabilisierende Elemente der Unternehmenskultur<br />

Wird die Nachwuchsförderung als ein stabilisierendes<br />

Element der Unternehmenskultur begriffen, steht sie logischer<br />

Weise im Zusammenhang eines Programms, das<br />

mehr als die Gruppe des Nachwuchses umfasst. Die<br />

Abbildung (S. 232) verdeutlicht, welche Zielgruppen an<br />

welchen Bausteinen des Kommunikationsprogrammes<br />

teilhaben können.<br />

Zur Verdeutlichung dessen, was das Kommunikationsprogramm<br />

in den einzelnen Elementen leistet, sollen drei<br />

der skizzierten Maßnahmen etwas deutlicher beschrieben<br />

werden:


234<br />

FIRMEN IN DER REGION<br />

Wir über uns<br />

Die Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong> ist die größte Sparkasse<br />

in Niedersachsen und die größte kommunale Sparkasse<br />

Norddeutschlands. Wir gehören zur Sparkassenorganisation,<br />

also zur Finanzgruppe, die im Jahr<br />

2000 World Partner der Weltausstellung EXPO 2000<br />

in <strong>Hannover</strong> für Finanzdienstleistungen war.<br />

Die Stadtsparkasse wurde 1823 gegründet. 1998 haben<br />

wir unser 175-jähriges Bestehen gefeiert. Wohl kaum ein<br />

Unternehmen in der Stadt ist so eng mit <strong>Hannover</strong> verbunden<br />

wie die Stadtsparkasse, die ein beachtlicher Wirtschaftsfaktor<br />

dieser Stadt ist. Sie zählt zu den größten<br />

Gewerbesteuerzahlern in <strong>Hannover</strong>. Gleichzeitig ist die<br />

Sparkasse ein bedeutender Arbeitgeber in der <strong>Region</strong>.<br />

Insgesamt arbeiten rund 1.900 Beschäftigte in den sechzig<br />

Filialen und vierzehn BetreuungsCentern im Stadtgebiet<br />

<strong>Hannover</strong>s sowie der Zentrale am Raschplatz.<br />

Mit rund einer Million Kundenkonten sind wir Marktführer<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und nehmen vielfältige Aufgaben<br />

im Bereich der Kreditwirtschaft wahr. Kundennähe<br />

und eine hohe Qualität bei allen Leistungen<br />

sind uns wichtig. Unsere Stärke beziehen wir aus dem<br />

persönlichen Kontakt zu Kunden und Geschäftsfreunden,<br />

aber auch aus profunden Einblicken in das Wirtschaftsleben<br />

der <strong>Region</strong>. Den differenzierten Ansprüchen und<br />

Bedarfssituationen unserer Privat-, Individual- und Firmenkunden<br />

werden wir mit einer zeitgemäßen Vertriebsund<br />

Unternehmensstruktur gerecht.<br />

Mit unserer Kompetenz wollen wir die positive Entwicklung<br />

der heimischen Wirtschaftstrukturen fördern. Die<br />

Betreuung neuer Unternehmen und potenzieller Existenzgründer<br />

ist seit Jahren ein Schwerpunkt unserer Aktivitäten.<br />

Der jährliche Gründungswettbewerb StartUp, die<br />

sparkasseneigene <strong>Hannover</strong>-Fonds Unternehmensbeteiligungsgesellschaft,<br />

die Mitwirkung an der Existenzgründungs-Initiative<br />

<strong>Hannover</strong> (EIH) sowie die Beteiligung an<br />

der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Grundstücksgesellschaft (HRG)<br />

und an weiteren Gesellschaften zur Erschließung und<br />

Vermarktung von Wohnbaugebieten und Gewerbeflächen<br />

sind Beispiele für unser Engagement in der Wirtschaftsförderung.<br />

Aber nicht nur die Dienstleistung rund ums Geld wird als<br />

Verwirklichung des öffentlichen Auftrags gesehen. Wir<br />

engagieren uns vor Ort bei karitativen, sportlichen und<br />

kulturellen Aktivitäten des städtischen Lebens. Von den<br />

Stiftungserlösen der sparkasseneigenen <strong>Hannover</strong>Stiftung,<br />

die mit einem Kapital von rund 5 Mio. E ausgestattet<br />

ist, profitieren ausschließlich gemeinnützige Projekte<br />

und Einrichtungen in <strong>Hannover</strong>.<br />

Wir sind ein hannoversches Traditionsunternehmen, das<br />

dabei stets für Innovationen offen ist und Visionen für die<br />

Gestaltung der Zukunft hat. Unser Ziel ist es, unsere Kunden<br />

optimal bei allen Geldangelegenheiten zu betreuen.<br />

Fragen Sie uns einfach direkt!<br />

Die Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong><br />

auf einen Blick: (Stand: 31.12.2001)<br />

Bilanzsumme 8.260 Mio. €<br />

Kreditvolumen 4.920 Mio. €<br />

Gesamteinlagen von Kunden 4.524 Mio. €<br />

Eigenkapital 307 Mio. €<br />

Anzahl der Sparkonten 517.500<br />

ADRESSE:<br />

Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong><br />

Korrespondenzanschrift:<br />

Postfach 1 45,<br />

30001 <strong>Hannover</strong><br />

Zentrale: Raschplatz 4,<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

Tel. (05 11) 3 46 - 0<br />

Fax: (05 11) 3 46 - 25 25<br />

Telex: 922315 hans d · SWIFT HANS DE 2H<br />

T-Online * 969696 #<br />

E-Mail: ssk-hannover@t-online.de<br />

Internet: http://www.stadtsparkasse-hannover.de<br />

Im Meistertreff kommen Management, Meister und Meistervertreter<br />

zusammen, um vom Management aktuelle<br />

und vertiefende Informationen zum Beispiel über werksund<br />

marktpolitische Zusammenhänge zu erhalten und<br />

darüber zu sprechen. Darüber hinaus dient der Treff<br />

dem Kennenlernen, dem Knüpfen von Netzwerken und<br />

der Entfaltung von Lösungsideen für Brennpunkte vor<br />

Ort. Die Veröffentlichung des Protokolls in dem institutionalisierten<br />

Meisterbrief sichert dem Meistertreff eine<br />

Seriosität und Verbindlichkeit, die weit über eine lockere,<br />

unverbindliche Gesprächsrunde hinausreicht.<br />

Das Nachwuchsforum beziehungsweise das Projektnetzwerk<br />

ermöglicht eine Kommunikation zwischen<br />

Führungs- und Nachwuchskräften und trägt dazu bei,<br />

gute Nachwuchskräfte zu entdecken. Dieses Forum steht<br />

unter dem Motto: Nachwuchskräfte bewegen etwas bei<br />

Volkswagen Nutzfahrzeuge. Dahinter steht das Prinzip,<br />

Lernen durch bereichsübergreifende Projektarbeit im<br />

Rahmen konkreter Aufträge zu ermöglichen und diese<br />

Ergebnisse innerhalb des Forums zu präsentieren. Die<br />

Nachwuchskräfte finden dafür ein Forum von Kolleginnen<br />

und Kollegen, Führungskräften, Vertretern des Personalwesens<br />

und des Betriebsrates und Vorstandsmitgliedern.<br />

Die Form der Tagesveranstaltung außerhalb<br />

des Werkes verdeutlicht, dass genügend Raum und Zeit<br />

zur Verfügung gestellt wird.<br />

Die Personalentwicklungs-Runde (PE-Runde) aus Mitgliedern<br />

des erweiterten Vorstandes und dessen strategischen<br />

Managements, das viermal im Jahr der systematischen<br />

Personalentwicklung, Personalplanung und Nachfolgeplanung<br />

dient, enthält ebenfalls Elemente der hierarchieübergreifenden<br />

Kommunikation. Dies geschieht<br />

durch die Präsentation von Nachwuchskräften vor deren<br />

Teilnahme an der „Orientierungsklausur“, welche die<br />

Präzisierung von persönlichen Entwicklungsprogrammen<br />

zum Ziel hat. Darüber hinaus erhalten Trainees und weitere<br />

Nachwuchskräfte die Gelegenheit, sich dem Top-<br />

Management zu präsentieren.<br />

Damit zielen die Kommunikationsangebote zwischen<br />

Unternehmensleitung und Management einerseits und<br />

den Nachwuchskräften anderseits auf eine Qualitätsverbesserung<br />

der Personalentwicklung im Sinne einer Praxis,<br />

in der die Chancen für den Nachwuchs, entdeckt<br />

und gezielt gefördert zu werden, steigen. Ein zweites<br />

Element der Qualitätssteigerung durch die Förderung<br />

der Kommunikation beweist sich auf dem „shop floor“.<br />

Die dort etablierten Gruppengespräche sind auch ein<br />

zentrales Element zur Umsetzung von Zielen und der<br />

Evaluation von Zielvereinbarungsprozessen in den Feldern<br />

Qualität, Kosten, Organisation und Mitarbeiter.<br />

Die hier dokumentierten Beispiele verdeutlichen das<br />

Bestreben, die Zielrichtung der Hierarchie und bereichsübergreifenden<br />

Kommunikation in eine Organisationsform<br />

zu bringen, die das Postulat einer Verbesserung der<br />

Kommunikation in den betrieblichen Prozessen Wirklichkeit<br />

werden lässt und so zu einem grundlegenden Kulturgut<br />

wird.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 235<br />

FAZIT<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist ein Standort, in dem ein gut<br />

funktionierendes Netzwerk von universitären und privaten<br />

Beratungsleistungen einerseits und interessierten<br />

Unternehmen und Organisationen andererseits gute Projekte<br />

und Ergebnisse hervorbringt. Basis der Veränderungsprojekte<br />

ist ein gemeinsames Verständnis, Innovationen<br />

im Rahmen von Organisationsentwicklungsprozessen<br />

einzuführen. Ein Kernelement von Organisationsentwicklung<br />

ist die Beteiligung der Betroffenen und ein<br />

gemeinsames Lernen während des Veränderungsprozesses.<br />

Insofern steckt in den hier dargestellten Projekten –<br />

und auch in denen, die hier nicht berücksichtigt werden<br />

konnten – ein Fundus für eine lernende <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>.


236<br />

17.<br />

Neue städtebauliche<br />

Qualitäten<br />

Robert Wegner<br />

Die Weltausstellung EXPO 2000 hat <strong>Hannover</strong> einen besonderen<br />

Schub gegeben. Die Landeshauptstadt hat die<br />

Chance genutzt und im Vorfeld der Veranstaltung viele<br />

neue Projekte realisiert. Noch nie wurde in <strong>Hannover</strong> in<br />

architektonischer und städtebaulicher Hinsicht so viel bewegt<br />

wie in den letzten 10 Jahren. Neben der spürbaren<br />

Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur war in vielen Bereichen<br />

eine kontinuierliche Veränderung des Stadtbildes<br />

zu erleben. Es gab unzählige Architektur-Wettbewerbe<br />

für größere und kleinere Bauprojekte, viele Stadtplätze<br />

wurden neu gestaltet, historische Bauten wie das Alte<br />

Rathaus und der Hauptbahnhof wurden modernisiert<br />

und mit neuem Leben gefüllt, Kaufhausfassaden wurden<br />

verschönert und schließlich ist am Kronsberg sogar ein<br />

völlig neuer Stadtteil entstanden.<br />

Blick aus Richtung Bahnhofstraße auf das Kröpcke-Center nach seinem geplanten Umbau<br />

Unter der Überschrift „Zukunft <strong>Hannover</strong>“ soll mit einem<br />

Handlungsprogramm zur Stadtentwicklung 2001 – 2005<br />

dieser Schwung genutzt und die Weiterentwicklung der<br />

Stadt kontinuierlich fortgeführt werden. In städtebaulicher<br />

Hinsicht stehen hier unter anderem Projekte an wie<br />

die gestalterische und funktionale Aufwertung von Plätzen<br />

und Grünflächen in zahlreichen Stadtteilen.<br />

BLICK NACH VORN – ZWISCHEN KRÖPCKE<br />

UND RASCHPLATZ<br />

Besonders augenfällig wird sich das Erscheinungsbild<br />

der Innenstadt vor und unmittelbar hinter dem Hauptbahnhof<br />

verändern. Mit dem Umbau des Kröpcke-Centers,<br />

der Sanierung und Neugestaltung der Passerelle und der<br />

Aufwertung des Raschplatzes als heutigem „Hinterhof“<br />

des Bahnhofs stehen gleich drei Großvorhaben in unmittelbarem<br />

räumlichen und inhaltlichen Zusammenhang,<br />

bei allen dreien sollen die städtebaulichen Fehler der<br />

70er Jahre ausgebügelt werden.<br />

Das verschachtelte Kröpcke-Center aus dem Jahr 1972<br />

beschäftigt die Öffentlichkeit und Stadtplaner nun schon<br />

seit rund fünf Jahren. Nach einem gelungenen Entwurf von<br />

Prof. Volkwin Marg (gmp von Gerkan, Marg und Partner,<br />

Hamburg) sollte die Umgestaltung ursprünglich bereits<br />

zur EXPO 2000 abgeschlossen sein. Doch Klagen von Geschäftsleuten<br />

aus der Nachbarschaft, die durch die Vergrößerung<br />

des zentral an Fußgängerzonen gelegenen<br />

Komplexes Nachteile befürchteten, haben den Baubeginn<br />

immer wieder verzögert. Alle juristischen Probleme<br />

sollen jetzt aber weitestgehend geklärt sein, so dass der<br />

Investor, die Deutsche Grundbesitz-Investment GmbH aus<br />

Frankfurt, in absehbarer Zeit mit dem Umbau beginnen kann.<br />

Computeranimation der Passerelle nach ihrem Umbau<br />

Der Entwurf orientiert sich an der ursprünglichen Quartierstypologie<br />

und stellt mit einem fünfgeschossigen dreieckigen<br />

Baublock die entsprechenden Proportionen der<br />

Straßenräume wieder her. Es werden klare Fluchten entstehen,<br />

die die Attraktivität der Fußgängerbereiche deutlich<br />

erhöhen werden. Zu dieser Aufwertung wird auch<br />

entscheidend die Überbauung des so genannten großen<br />

„Passerellenlochs“ beitragen, das in der Minus-Eins-<br />

Ebene als Eingang in die U-Bahnstation „Kröpcke“ dient.<br />

Der Gebäudekomplex wird zwar insgesamt kräftiger<br />

und massiver und auch der alte Turm bleibt bestehen,<br />

doch wird eine wesentlich größere Funktionalität in der<br />

Fläche erreicht und an der Nord-Ecke entsteht wieder<br />

eine große ebenerdige Fußgängerkreuzung. Mit der<br />

Gliederung der Fassade in einen zweigeschossigen<br />

Arkadenbereich mit Ladengeschäften und drei verglaste<br />

Obergeschosse wird das Erscheinungsbild des Kröpcke-<br />

Centers entscheidend zum Positiven verändert.<br />

Auch die Passerelle erfährt derzeit eine deutliche Aufwertung.<br />

Es gab zwar auch Kritiker, die die Bahnhofstraße<br />

lieber wieder in ihren ursprünglichen Zustand versetzen<br />

wollten, doch bleibt die unterirdische Passage als<br />

Ladenzeile und direkte fußläufige Verbindung zwischen<br />

den beiden großen U-Bahn-Umsteigestationen „Hauptbahnhof“<br />

und „Kröpcke“ erhalten. Im November 2000<br />

wurde ein Gutachterverfahren für die Sanierung sowie<br />

die funktionale und gestalterische Verbesserung zunächst<br />

für den Abschnitt zwischen Kröpcke und Hauptbahnhof<br />

entschieden. Unter fünf hannoverschen Büros,<br />

die durch die HRG <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Grundstücksgesellschaft<br />

in Abstimmung mit der Stadt <strong>Hannover</strong> beauftragt<br />

worden waren, sind die Architekten Venneberg & Zech<br />

als Sieger hervorgegangen. Ihr Entwurf sieht im Wesentlichen<br />

vor, die Passerelle in ihrer jetzigen Form als zwei-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 237<br />

geschossige Straße zu erhalten, sie aber unter dem<br />

Motto „Weniger ist mehr“ prägnanter zu gestalten.<br />

Einbauten wie große Kunstobjekte oder Brunnen verschwinden,<br />

der Verkehrsweg wird schmaler, die Läden<br />

rücken mit einheitlichen Fronten mehr in die Mitte, so<br />

dass in ihren hinteren Bereichen Platz für neue Haustechnik<br />

entsteht. Aus dem straffen, sehr reduzierten<br />

orthogonalen System werden künftig nur die Verbindungsbrücken<br />

und schrägstehenden Treppen ausbrechen.<br />

Um diese Unterscheidung zu unterstreichen, werden sich<br />

die seitlichen Brüstungen der Passerelle von denen der<br />

Treppen und Brücken unterscheiden. Gläserne Aufzüge<br />

werden an den Enden der Passerelle eingebaut und<br />

Glasdächer über den Ladenfronten sollen den Witterungsschutz<br />

verbessern. Mit der Hinwendung zu einer<br />

Glas-Natursteinarchitektur soll das negative Image der<br />

Betonarchitektur beseitigt und die Ladenstruktur mit<br />

attraktiveren Warenangeboten verbessert werden. Ein<br />

neues Beleuchtungskonzept wird die unterirdische Passage<br />

heller und freundlicher erscheinen lassen. Lichtstelen,<br />

die sehr an die Gestaltung der Expo-Brücken erinnern,<br />

werden in einer gleichmäßigen Reihe aus der Minus-<br />

Eins-Ebene „herauswachsen“ und sollen so auch eine Verbindung<br />

zur Straßenebene herstellen. Bis zum Herbst<br />

<strong>2002</strong>, spätestens bis zum Weihnachtsgeschäft, wird der<br />

Abschnitt zwischen Kröpcke und Bahnhof fertiggestellt<br />

sein. Möglichst zeitnah soll dann der Umbau des so<br />

genannten Abschnitts B unter dem Bahnhof erfolgen.<br />

Im Gegensatz zur Passerelle, soll am Raschplatz die Zeit<br />

der Minus-Eins-Ebene langfristig zu Ende gehen. Um für<br />

diesen recht problematischen Bereich hinter dem Bahnhof<br />

ein auf längere Sicht tragfähiges Entwicklungskonzept<br />

zu bekommen, hatten die Stadt <strong>Hannover</strong> und die


238<br />

NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />

Wettbewerbsmodell für die Umgestaltung des Raschplatzes der Architekten gmp<br />

HRG <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Grundstücksgesellschaft einen<br />

städtebaulichen Ideenwettbewerb ausgeschrieben und<br />

sieben Büros aus Hamburg und <strong>Hannover</strong> dazu eingeladen.<br />

Der Ende November 2000 ermittelte Gewinner,<br />

Prof. Volkwin Marg, entwickelte ein umfassendes und<br />

klares städtebauliches Konzept mit gut proportionierten<br />

öffentlichen Räumen. Er erarbeitete einen Rahmen mit<br />

Spielraum für die Ausgestaltung von Einzelprojekten und<br />

verschiedenen Entwicklungsstufen, einen Entwurf, dem<br />

man anmerkt, dass er sich bereits beim Kröpcke-Center<br />

intensiv mit der städtebaulichen Situation und mit der<br />

Problematik der Minus-Eins-Ebene beschäftigt hat.<br />

Marg schlägt vor, den Raschplatz wieder auf die Straßenebene<br />

zu verlegen und die heutige Platzfläche zur Tiefgarage<br />

umzufunktionieren. Eine ebenerdige Fußgängerverbindung<br />

könnte sich dann in einer Linie von der Bahnhofstraße<br />

durch den Bahnhof und über den Raschplatz<br />

zur Lister Meile erstrecken. Die umstrittene Hochstraße,<br />

die im Norden an dem Platz vorbeiführt, sollte nach seinen<br />

Vorstellungen abgerissen werden, so dass der Innenstadtbereich<br />

aus seiner Umklammerung befreit und die<br />

Verbindung zu den Stadtteilen List und Oststadt verbessert<br />

wird.<br />

Die Platzfläche soll schmaler und als Allee ausgebildet<br />

werden, der rückwärtige Eingang zum Bahnhof soll eine<br />

gläserne Vorhalle bekommen und die Passerelle wird<br />

künftig am Bahnhof enden. Neubauten an der Nordwest-Seite<br />

des Platzes und auf der Fläche des angrenzenden<br />

Busbahnhofs (ZOB) und des Postgeländes werden<br />

für klare Linien sorgen und die City in Richtung Lister<br />

Meile erweitern. Konkrete Pläne existieren bereits für ein<br />

modernes Handels- und Dienstleistungszentrum an der<br />

Hamburger Allee auf dem ehemaligen Postgelände und<br />

auch das so genannte „Lister Dreieck“, das heutige ZOB-<br />

Gelände, wird als hochwertiges Grundstück aus Sicht<br />

der Stadt gut zu vermarkten sein. Der Busbahnhof soll<br />

näher an den Bahnhof heranrücken. Insgesamt gilt der<br />

Entwurf für die Umgestaltung des Raschplatzes als entwicklungsfähiges<br />

Konzept, für seine vollständige Umsetzung<br />

wird allerdings ein Zeitraum von mindestens 20<br />

Jahren angegeben. Zurzeit wird das Konzept vom Architekturbüro<br />

gmp überarbeitet und weiterentwickelt.<br />

Betrachtet man den Bahnhofsvorplatz, kann man sich<br />

vorstellen, wie attraktiv der Bereich rund um den Bahnhof<br />

einmal werden kann. Die Neugestaltung des Ernst-<br />

August-Platzes wurde parallel zur aufwändigen Umgestaltung<br />

des Hauptbahnhofs kurz vor der Eröffnung der<br />

Weltausstellung nach Plänen des Hamburger Büros Ohrtvon-Seggern-Partner<br />

realisiert und ist ein besonders gelungenes<br />

Beispiel qualitätsvoller Stadtplanung.<br />

Der Platz wurde verkehrsberuhigt und bis auf Busse und<br />

Bahnen vom Durchgangsverkehr befreit. Die umliegenden<br />

Gebäude geben dem Platz klare Raumkanten, die<br />

großen alten Platanen am Rand wurden erhalten und an<br />

den Seiten durch Neupflanzungen ergänzt. Das Pflaster<br />

besteht aus neu entwickelten Betonplatten mit Mineralgemisch<br />

und wirkt fast wie Naturstein. Nach Beendigung<br />

der Bauarbeiten in der Passerelle wird es ebenfalls<br />

auf den Gehwegen der Bahnhofstraße verlegt, so dass<br />

beide Bereiche auch optisch ineinander übergehen.<br />

Zwei sichelförmige Brunnen prägen besonders im Sommer<br />

die Atmosphäre des Platzes und unterstützt durch<br />

gastronomische Angebote im Freien erinnert der Platz<br />

an schönen Tagen an eine Piazza im Süden. Für das<br />

attraktive Lichternetz, das den Platz überspannt, stand<br />

tatsächlich ein südländischer Stadtplatz Pate, hier haben<br />

sich die Stadtplaner von einem Platz in Locarno im Tessin<br />

inspirieren lassen. Originell ist der sprechende Gully,<br />

der dank eines unterirdischen CD-Wechslers tagsüber<br />

Musik und nachts sogar Texte von Schwitters von sich<br />

gibt und Passanten immer wieder in Staunen versetzt.<br />

Zur weiteren Aufwertung dieses Bereichs wird auch das<br />

„Ernst-August-Carré“ beitragen, das im Frühjahr <strong>2002</strong> in<br />

einem umgebauten ehemaligen Bahngebäude östlich<br />

des Hauptbahnhofs eröffnet wird. Das Carré bekommt<br />

einen direkten Zugang vom Ernst-August-Platz und die<br />

großzügig um einen Innenhof gruppierten Läden<br />

schließen mit ihren hochwertigen Angeboten an die<br />

Qualität der nahen Galerie Luise an. Ähnliche Überlegungen<br />

gibt es auch für das Gebäude an der anderen<br />

Bahnhofsseite. Dort, wo heute noch das städtische Touristikbüro<br />

untergebracht ist, könnte schon bald eine ansprechende<br />

Ladenpassage zur neuen Hauptpost führen.<br />

DIE STADT VERÄNDERT SICH –<br />

DER AEGIDIENTORPLATZ<br />

Während einige Projekte noch im Stadium der Planungsphase<br />

sind, hat sich vielerorts das Erscheinungsbild der<br />

Stadt schon auffällig weiterentwickelt. Oft sind es nur<br />

kleine Maßnahmen wie die ansprechende Gestaltung<br />

von Bus- oder Bahnhaltestellen, die eine große Wirkung<br />

entfalten. Besonders deutlich werden Veränderungen im<br />

Stadtbild aber durch die Um- oder Neugestaltung von<br />

größeren zusammenhängenden Bereichen, wie beispielsweise<br />

am Aegidientorplatz oder zwischen Steintor<br />

und Klagesmarkt.<br />

Rechtzeitig vor der Weltausstellung wurde am Aegi nach<br />

vielen Jahren die ursprünglich als Provisorium gedachte<br />

und für die Entlastung des motorisierten Verkehrs eingesetzte<br />

Hochstraße demontiert. Nach ihrem Abriss und<br />

NORD/LB Neubau<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 239<br />

der Umgestaltung des Platzes gibt es nun keine optische<br />

Einschnürung des Innenstadtbereichs gegenüber der<br />

Südstadt mehr, der Blick von der City Richtung Hildesheimer<br />

Straße ist wieder frei. Der Verkehr wurde neu<br />

geregelt und das von einigen Skeptikern erwartete Verkehrschaos<br />

ist ausgeblieben.<br />

Doch trotz Bepflanzungen und Neugliederung hat der<br />

Aegi aufgrund der uneinheitlichen Bebauung noch kein<br />

unverwechselbares „Gesicht“ bekommen. Ein gestalterischer<br />

Gewinn wäre die Realisierung der geplanten<br />

Straßenkunst, für die sogar ein Wettbewerb ausgeschrieben<br />

war. Ob aber die Lichtinstallation einer rund<br />

25 Meter hohen „Lichtwolke“, die den gesamten Aegidientorplatz<br />

mit Hilfe einer Stahlkonstruktion überspannen<br />

soll, wie in der gemeinsamen Planung der Architekten<br />

Behnisch und dem Künstler Heinz Mack vorgesehen,<br />

ausgeführt wird, ist aufgrund der hohen Kosten noch<br />

offen. Aus der „Lichtwolke“ würden nicht nur bei Dunkelheit<br />

Lichter leuchten, sie soll auch tagsüber das Sonnenlicht<br />

reflektieren. Mit den Arbeiten am Aegi-Torhaus,<br />

einem Bürogebäude der Architekten Storch und Ehlers,<br />

wurde ebenfalls noch nicht begonnen. Nach der Realisierung<br />

dieses Hauses an der Ostseite des Platzes würden<br />

die vorgesehenen strukturellen Maßnahmen abgeschlossen<br />

sein.<br />

Aus städtebaulicher und architektonischer Sicht ein<br />

großer Gewinn ist der Neubau der Hauptverwaltung der<br />

NORD/LB am Friedrichswall, in dem vom Sommer <strong>2002</strong><br />

an rund 1.500 Menschen arbeiten. Nach den Plänen<br />

des Stuttgarter Architekturbüros Behnisch, Behnisch &<br />

Partner erhält <strong>Hannover</strong> hier ein beispielhaftes Stück<br />

moderner Architektur. Das Gebäude ist mit seiner Höhenentwicklung<br />

entlang der Straßen an die angrenzende


240<br />

NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />

Bebauung angepasst und fügt sich in die Stadtstruktur<br />

ein. Als markantes „Wahrzeichen“ wächst ein Hochhaus<br />

aus der Anlage rund 70 Meter in die Höhe. Der Erdgeschossbereich<br />

ist frei zugänglich und mit Wasserflächen<br />

attraktiv gestaltet. Mit Läden und Gastronomiebetrieben<br />

und durch den offenen Charakter des Hauses wird ein<br />

Stück neuer vitaler Urbanität entstehen. Das Gebäude<br />

wird zum Bindeglied zwischen den verschiedenen stadträumlichen<br />

Funktionen Einkaufen, Arbeiten, Wohnen,<br />

Kultur, Sport und Freizeit. Die Bank nutzt hier ein wichtiges<br />

Stück Stadt und schafft im Gegenzug einen attraktiven<br />

öffentlichen Raum. Dieses Gebäude dokumentiert,<br />

dass innerstädtische Bürobauten und eine lebendige<br />

Stadt keine Widersprüche darstellen müssen, sondern<br />

dass derartige Bauten mit der entsprechenden Konzeption<br />

den Stadtraum wiederbeleben können.<br />

ZWISCHEN STEINTOR UND KLAGESMARKT<br />

Ein weiterer interessanter Bereich städtebaulicher Veränderungen<br />

ist das Steintor bis hin zum Klagesmarkt.<br />

Durch zahlreiche Einzelmaßnahmen hat sich das Erscheinungsbild<br />

hier in Teilbereichen schon positiv gewandelt,<br />

doch birgt das Areal rund um den zentralen<br />

Platz am Steintor noch enormes Entwicklungspozential.<br />

Durch die halbrunde Platzgestaltung, die Anbindung an<br />

das U-Bahnnetz und die Fortführung der Achse Georgstraße-Lange<br />

Laube wurde der Platz nach Plänen des hannoverschen<br />

Büros Storch und Ehlers zwar gestalterisch<br />

und funktional aufgewertet, er wird aber dennoch nicht<br />

als richtiger Platz wahrgenommen. Es gibt keine klaren<br />

Raumkanten rund um den Platz und die Randbebauung<br />

mit trister Nachkriegsarchitektur liefert keine prägnante<br />

Begrenzung. Lange Zeit überragte nur das Anzeiger<br />

Hochhaus von Fritz Höger (Bauzeit 1927-28) mit mehreren<br />

Geschossen die anderen Gebäude, als erste<br />

„Reparatur-Maßnahme“ wurde 1989 „Das Neue Steintor“<br />

fertiggestellt. Das Grundstück zwischen dem Anzeiger-<br />

Hochhaus und der Langen Laube lag seit Kriegsende<br />

brach und wurde als Behelfsparkplatz oder während des<br />

U-Bahn-Baus als Lagerfläche genutzt, was für Image und<br />

Erscheinungsbild des Bereiches nicht gerade förderlich<br />

war. Prof. Gottfried Böhm hat mit seinem Entwurf für<br />

„Das Neue Steintor“ an den turmartigen Charakter des<br />

Anzeiger-Hochhauses und an sein Baumaterial angeknüpft.<br />

Das Gebäude dient als Platzwand, zwei erhöhte<br />

Baukörper flankieren einen niedrigeren Mittelteil, der mit<br />

seinen dreigeschossigen torähnlichen Zugängen und der<br />

glasüberdachten Passage das alte Stadttor assoziiert.<br />

Trotz dieses ersten Ansatzes hinterlässt der Steintorplatz<br />

keinen bleibenden Eindruck, eine aufeinander abgestimmte<br />

höhere Bebauung würde ihm gut zu Gesicht stehen.<br />

Um neue Wege für die weitere städtebauliche Entwicklung<br />

am Steintor aufzuzeigen, fand im November 2001<br />

ein internationaler Architektenworkshop mit dem Titel<br />

„Imagination: Radical City Vision <strong>Hannover</strong> 2001“statt,<br />

initiiert von der Universität <strong>Hannover</strong> in enger Zusammenarbeit<br />

mit der Kestner Gesellschaft, die dafür ihre<br />

attraktiven Ausstellungsräume zur Verfügung stellte. In<br />

mehreren Arbeitsgruppen haben international bekannte<br />

Architekten und engagierte Nachwuchsplaner kreative<br />

und innovative Entwicklungsmodelle erarbeitet, aus<br />

denen sich, so der Initiator Prof. Jörg Friedrich, Ansätze<br />

ableiten lassen „wie man das Steintorviertel von der<br />

Citybrache zu einem urbanen, kulturell bedeutsamen<br />

architektonischen und zugleich investiv sinnvollen Höhepunkt<br />

in der Stadtlandschaft <strong>Hannover</strong>s entwickeln könnte“.<br />

Im Stadtplanungsamt hat man diese Anregungen mit<br />

großem Interesse aufgenommen und wird prüfen, welche<br />

Vorschläge für konkrete Planungen geeignet sind.<br />

Neben diesen Ausblicken darf auch das bisher Erreichte<br />

nicht unerwähnt bleiben, denn gerade in Richtung<br />

Klagesmarkt hat sich schon viel zum Positiven verändert.<br />

Dazu zählen der Umbau des Goseriedebades für die<br />

bereits erwähnte Kestner Gesellschaft, die Sanierung<br />

und Umnutzung des Tiedthofs an der Goseriede, in dessen<br />

Nachbarschaft bis zum Frühjahr 2003 die Dienstleistungsgewerkschaft<br />

ver.di ihr neues Zentrum errichtet,<br />

und auch die Umgestaltung des Klagesmarkts selber. Als<br />

Ergebnis eines Wettbewerbs, den das hannoversche<br />

Büro Jabusch und Schneider gewonnen hat, war<br />

zunächst eine vollständige Umbauung des Platzes vorgesehen.<br />

Da der Klagesmarkt aber weiterhin für<br />

Wochenmärkte und Veranstaltungen wie den „Pöttemarkt“<br />

oder DGB-Kundgebungen nutzbar bleiben sollte,<br />

musste der Entwurf überarbeitet und reduziert werden.<br />

Von der ursprünglichen Idee ist als städtebaulicher<br />

Ansatz die Allee oder Promenade an der Ostseite des<br />

Platzes realisiert worden, die für den Autoverkehr<br />

gesperrt wurde und jetzt als fußläufige Verbindung die<br />

City mit der Nordstadt verbindet. An beiden Längsseiten<br />

des Platzes wurden nach historischem Vorbild Bäume<br />

gepflanzt, die leider noch nicht groß genug sind, um die<br />

schmucklosen 50er-Jahre-Fassaden an der Westseite des<br />

Platzes zu verdecken. In der Platzmitte ist ein zweigeschossiges<br />

Restaurant entstanden, das im Frühjahr <strong>2002</strong><br />

auch mit Außenbewirtung eröffnet wird. Zusammen mit<br />

den Gastronomieangeboten im Bereich nördlich des<br />

Nikolai-Friedhofs bis zum CinemaxX wird es zur Belebung<br />

der Abendszene beitragen. Im Sommer <strong>2002</strong> wird<br />

die Stadt noch vier kleine Pavillons mit je knapp 50 Quadratmetern<br />

Fläche entlang der Allee errichten. Kleine<br />

Läden sollen darin auch tagsüber für eine stärkere Nutzung<br />

des Klagesmarkts sorgen.<br />

Im südlichen Anschluss an das Steintor hat die ÜSTRA in<br />

der Goethestraße mit dem 30 Meter hohen Gehry-Tower<br />

ein besonders markantes Haus realisiert und damit diesem<br />

Bereich einen weiteren Impuls gegeben. Nach dem Entwurf<br />

des amerikanischen Stararchitekten Frank O. Gehry<br />

entstand ein neungeschossiges, in sich gedrehtes Gebäude<br />

mit einer auffälligen Fassade aus mattiertem Edelstahl.<br />

Mit diesem Gebäude ist die ÜSTRA nicht zum ersten Mal<br />

als Förderer von Gestaltqualität aufgetreten. Die zwölf<br />

spektakulären Haltestellen im Stadtgebiet, die als Ergebnis<br />

eines Workshops von international anerkannten Architekten<br />

und Designern wie Alessandro Mendini, Frank O.<br />

Gehry oder Jasper Morrison entworfen wurden, prägen<br />

nun schon seit einigen Jahren den Stadtraum wie Kunstobjekte<br />

und sind aus dem Erscheinungsbild <strong>Hannover</strong>s<br />

nicht mehr wegzudenken. Gleiches gilt auch für die vom<br />

britischen Designer Jasper Morrison entworfenen neuen<br />

Gehry-Tower<br />

Stadtbahn-Fahrzeuge, die „Silberpfeile“ zeichnen sich<br />

durch ihr zeitloses und elegantes Design aus.<br />

Um diese Qualität fortzuführen, wurde für die Hochbahnsteige<br />

der neuen Stadtbahnlinie D zum Weltausstellungs-<br />

bzw. Messegelände von der Stadt 1995 ein Wettbewerb<br />

ausgelobt, den das in <strong>Hannover</strong> ansässige Büro<br />

Despang-Architekten in Zusammenarbeit mit dem Tragwerksbüro<br />

ARUP aus Düsseldorf gewonnen hat. Die<br />

neuen Haltestellen sind als variables Baukastensystem<br />

ebenfalls viel beachtete Stadtobjekte geworden und ausgezeichnete<br />

obendrein, denn noch vor ihrer eigentlichen<br />

Einweihung erhielten sie den Deutschen Städtebaupreis.<br />

ERFOLGREICHE UMNUTZUNG<br />

INNERSTÄDTISCHER BRACHEN<br />

Seit vielen Jahren werden in <strong>Hannover</strong> innerstädtische<br />

Brachflächen mit Erfolg umgewandelt und für die Stadt<br />

zurückgewonnen. Dazu gehören die durch betriebsbedingte<br />

Schließungen oder produktionsbedingte Verlagerungen<br />

ansässiger Firmen frei werdenden Betriebsgelände<br />

und Gebäude. Die Beispiele sind zahlreich: Die bekanntesten<br />

sind die Stammhäuser der Deutschen Grammophon,<br />

Bahlsen, Ahrberg, Pelikan und Geha. Mit unterschiedlichen,<br />

den jeweiligen Anforderungen angepassten<br />

Nutzungskonzepten, entstanden aus dem wirtschaftlichen<br />

Unglück heraus Glücksfälle für die Stadtentwicklung.<br />

Auch die Umwandlung der nicht mehr benötigten<br />

Kasernengelände wird wie beim Prinz-Albrecht-Carré<br />

gleichermaßen erfolgreich umgesetzt.<br />

In den vergangenen Jahren realisiert wurde die Um- und<br />

Neugestaltung der ehemaligen Verwaltungs- und Pro-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 241<br />

duktionsgebäude des bekannten Schreibmittelherstellers<br />

Pelikan. Nachdem die Produktion aus den alten Gebäuden<br />

der Jahrhundertwende in neue Produktionsstätten<br />

ausgelagert worden war, wurden die Gebäude aufwändig<br />

saniert und durch neue ergänzt. Die so entstandenen<br />

Flächen wurden erfolgreich mit einem Nutzungsmix aus<br />

Veranstaltung, Hotel, Gastronomie, Wohnen, Freizeit<br />

und Einzelhandel belegt. Das PelikanViertel ist eines der<br />

Schlüsselprojekte <strong>Hannover</strong>s. Es ist eine Art Leitbild für<br />

die Umnutzung innerstädtischer Brachflächen geworden<br />

und dokumentiert die Fortschreibung einer auf Kontinuität<br />

ausgelegten Stadtplanung.<br />

Im Zentrum des Viertels gelegen, dient ein Marktplatz als<br />

Bindeglied zwischen den historischen Gebäuden und<br />

dem Neubaubereich. Die einzelnen Neubauabschnitte<br />

folgen in der Qualität dem sanierten, modernisierten<br />

und denkmalgeschützten Bereich. Die Neubauten nehmen<br />

das Wechselspiel von rotem Klinker und weißem<br />

Putz der Altbausubstanz auf, so dass eine optische Einheit<br />

entsteht. Dieses Miteinander von Alt und Neu, von<br />

Wohnen und Arbeiten macht den besonderen Charakter<br />

des PelikanViertels aus und trägt wesentlich zur Attraktivität<br />

und zum besonderen Flair des Standorts bei.<br />

Für die wegweisende städtebauliche Konzeption und die<br />

anspruchsvolle gestalterische Ausbildung der Gebäudestrukturen<br />

hat das PelikanViertel, geplant von dem hannoverschen<br />

Architekten Dieter Neikes, im Wettbewerb<br />

„Neue Nutzung von Bauland im besiedelten Bereich“<br />

des Landes Niedersachsen die höchste Auszeichnung<br />

erhalten. Von der Jury wurde die Entwicklung des PelikanViertels<br />

zu einem vitalen Stadtquartier mit großer<br />

Nutzungsvielfalt hervorgehoben.


242<br />

NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />

Andere noch zur Verfügung stehende, große, zusammenhängende<br />

Flächen, wie beispielsweise das ehemalige<br />

Betriebsgelände der Hanomag-Werke, das Areal des<br />

Güterbahnhofes und weitere Kasernengelände, bedeuten<br />

ein großes Potenzial für die Verdichtung der Stadt. In<br />

<strong>Hannover</strong> entsteht mit ihrer Umnutzung ein Wandel auf<br />

engstem Raum, ohne den sonst mit Neuplanungen verbundenen<br />

Verlust an Natur- oder Grünflächen. Gleichzeitig<br />

kann mit der Bebauung von Brachen die Lebensund<br />

Wohnqualität in den Stadtteilen verbessert und die<br />

Abwanderung ins Umland gestoppt werden. So entstehen<br />

beispielsweise Eigenheime in der „Lister Plantage“,<br />

dem ehemaligen Bahlsen-Gelände am Mittellandkanal.<br />

Auch das Gelände der Gilde-Brauerei in Linden wandelt<br />

sich vom Gewerbegebiet zur attraktiven Wohngegend.<br />

Auf dem ehemaligen Brauereigelände wird insbesondere<br />

der von jungen Familien gewünschte Wohnraum in<br />

Stadthäusern mit eigenem kleinen Garten in einem urbanen<br />

Umfeld geschaffen. Die Umgestaltung der rund 2,2<br />

Hektar große Fläche wird mit der Ostland Wohnungsbaugesellschaft<br />

als Bauträger und nach den Plänen der<br />

Architekten Peter Lassen und Tobias Hübotter Ende <strong>2002</strong><br />

beginnen und ein Jahr später abgeschlossen sein. Im<br />

„Gilde-Carré“ werden 70 zwei- und dreigeschossige<br />

Einfamilienhäuser mit Wohnflächen zwischen 110 und<br />

180 Quadratmetern errichtet. In der Blumenauer Straße<br />

wird eine viergeschossige Wohnbebauung das neu entstehende<br />

Viertel begrenzen. Die Hauptverwaltung der<br />

Wohnungsgenossenschaft am Küchengarten und ein Verwaltungsgebäude<br />

der Polizei an der Ecke Blumenauer<br />

Straße/Gartenallee werden zusätzlich städtebauliche<br />

Pelikan Gebäude<br />

Akzente setzen. Ein besonderer Vorteil des ehemaligen<br />

Brauereigeländes ist die gute Infrastruktur. Die Stadtbahnlinien<br />

am Schwarzen Bären und am Küchengarten<br />

bieten eine optimale Erschließung durch den öffentlichen<br />

Nahverkehr. Zu Fuß und mit dem Rad ist das Stadtzentrum<br />

in wenigen Minuten zu erreichen, Kulturangebote<br />

und Einkaufsmöglichkeiten liegen vor der Haustür und<br />

entlang der Ihme erreicht man den weitläufigen Naherholungsbereich<br />

der Leineaue. Wie in der Deisterstraße,<br />

wo bereits ein ähnliches Konzept in kleinerem Umfang<br />

erfolgreich realisiert wurde, stößt das Projekt „Gilde-<br />

Carré“ gerade bei den Bauwilligen auf große Resonanz,<br />

die die Vorzüge des Stadtlebens mit den Qualitäten<br />

eines Eigenheims kombinieren möchten.<br />

KRONSBERG UND MESSE –<br />

POSITIVE FOLGEN DER WELTAUSSTELLUNG<br />

Das größte hannoversche Entwicklungsgebiet liegt im<br />

Südosten der Stadt am Kronsberg. Erste städtebauliche<br />

Ansätze für eine Bebauung des Kronsbergs sind schon<br />

rund 30 Jahre alt. Wieder aufgenommen wurde die Diskussion<br />

Anfang der 90er Jahre, als ein Gutachten für<br />

<strong>Hannover</strong> einen Bedarf von 20.000 Wohnungen im Jahr<br />

2000 prognostizierte. Da die in der Stadt vorhandenen<br />

Baugebiete für diese Größenordnung nicht mehr ausreichten,<br />

wurde die Entwicklung des neuen Stadtteils<br />

Kronsberg vorangetrieben. Die Realisierung dieses ehrgeizigen<br />

Projektes wurde aber schließlich erst durch die<br />

EXPO 2000 möglich. In einem 1995 geschlossenen Generalvertrag<br />

zur Weltausstellung war die Stadt zum Bau<br />

einer Expo-Siedlung verpflichtet, die ursprünglich direkt<br />

DVG, Zentrale am Kronsberg<br />

neben dem Expo-Gelände errichtet werden sollte. Doch<br />

letztlich entschied sich die Stadt für die sinnvolle<br />

Mischung von Expo-Wohnungen und allgemeinem Wohnungsbau<br />

am Kronsberg. In seiner endgültigen Größe ist<br />

der Stadtteil mit rund 6.000 Wohnungen für ungefähr<br />

15.000 Menschen geplant. 3.000 Wohnungen, darunter<br />

200 Reihenhäuser, sind bereits fertiggestellt und bieten<br />

schon knapp 6.000 Menschen ein neues Zuhause.<br />

Während der Weltausstellung waren 1.000 Wohnungen<br />

für Expo-Mitarbeiter reserviert und konnten anschließend<br />

wieder frei vermietet werden.<br />

Dank klarer Regelungen und Vorgaben seitens der Stadt<br />

garantierte ein kooperatives Planungsverfahren ein hohes<br />

Maß an gestalterischer Vielfalt. So waren an der Planung<br />

der Kronsberg-Siedlung ca. 50 Architektur- und Landschaftsplanungsbüros<br />

sowie 25 verschiedene Bauträger<br />

beteiligt. Das Wohnquartier ist ein Vorzeigeprojekt<br />

geworden, bei dem die Vorzüge Flächen sparenden Bauens<br />

mit hohen ökologischen Ansprüchen kombiniert sind.<br />

Im direkten Anschluss an die Wohnbebauung entsteht<br />

ein Gewerbegebiet, in dem sich bereits die Landesbausparkasse<br />

LBS und das Software-Unternehmen<br />

Datenverarbeitungsgesellschaft mbH (dvg) angesiedelt<br />

haben. Für das Verwaltungsgebäude der dvg wurde<br />

1996 ein EU-offener Wettbewerb ausgerichtet, den die<br />

Architekten Haschler+Jehle aus Berlin gewonnen haben.<br />

Die begrünten Innenhöfe des 350 Meter langen, außergewöhnlichen<br />

Gebäudes werden von einem gebogenem<br />

Glasdach überdeckt. Für die 1.700 Mitarbeiter gibt es<br />

nur 1.300 Arbeitsplätze. Folgerichtig hat niemand einen<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 243<br />

angestammten Platz, sondern verlässt jeden Tag seinen<br />

Platz als „clean desk“, sucht sich am nächsten Morgen<br />

einen freien Platz oder findet sich projektbezogen mit<br />

seinen Teamkollegen zusammen. Damit ist die dvg das<br />

erste größere Unternehmen in Deutschland, das konsequent<br />

dieses System erprobt. Voraussetzung hierfür war,<br />

dass alle Arbeitsplätze gleich gut belichtet sind. Für die<br />

architektonische Umsetzung dieser Betriebsphilosophie<br />

war eine hoch entwickelte Gebäudetechnik erforderlich.<br />

Das benachbarte Messegelände hat in besonderem<br />

Maße von der Weltausstellung profitiert. Bei der Entwicklung<br />

des Ausstellungsgeländes für die EXPO 2000<br />

wurden in <strong>Hannover</strong> ganz neue Wege beschritten, denn<br />

erstmals in der 150-jährigen Geschichte der Weltausstellungen<br />

ist ein bestehendes Messegelände in die Planungen<br />

einbezogen worden. Das insgesamt 160 Hektar<br />

große Expo-Areal setzte sich zusammen aus dem rund<br />

100 Hektar großen Gelände der Deutschen Messe AG<br />

und 60 Hektar neu erschlossener Fläche auf dem<br />

benachbarten Kronsberg. Die Einbeziehung vorhandener<br />

Messeeinrichtungen und Ausstellungsflächen reduzierte<br />

den Flächenverbrauch erheblich und machte<br />

durch die gesicherte Nachnutzung auch ökonomisch<br />

Sinn. Um das Messegelände in ein attraktives Weltausstellungsgelände<br />

zu verwandeln, waren allerdings<br />

neben der aufwändigen Freiraumplanung vor allem<br />

umfangreiche bauliche Veränderungen notwendig. Ein<br />

Schwerpunkt lag darin, einige der alten mehrgeschossigen<br />

Messehallen durch großzügige, lichtdurchflutete<br />

Neubauten mit hoher Gestaltqualität zu ersetzen. Diese<br />

Aufgabe hat einen Entwicklungsprozess eingeleitet, der-


244<br />

NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />

Messegelände <strong>Hannover</strong><br />

zukunftsweisende Lösungen hervorgebracht hat. Führende<br />

Architekten haben mit Mut zum Neuen innovative<br />

Energiekonzepte erarbeitet, neue Tragwerks-Konstruktionen<br />

entwickelt und im Einklang von Gestaltung und Technik<br />

architektonisch anspruchsvolle Gebäude mit hoher<br />

Aufenthaltsqualität entworfen.<br />

Der Begriff der Messe- und Ausstellungsarchitektur<br />

wurde im Vorfeld der Expo für das Messegelände völlig<br />

neu definiert. Die Hallen 2 und 4 aus den Jahren 1993<br />

und 1996 gelten dabei als richtungsweisend. Die dreischiffige<br />

Halle 2 (Europahalle) der hannoverschen Architekten<br />

Bertram, Bünemann & Partner nutzt das natürliche<br />

Tageslicht und öffnet sich mit ihrer 100 Meter langen<br />

Glasfassade großzügig nach außen. Als größte freitragende<br />

Messehalle Europas wurde sie abgelöst von der<br />

benachbarten Halle 4 der Hamburger Architekten gmp<br />

von Gerkan, Marg & Partner, die mit ihren Abmessungen<br />

von 184 x 132 Meter über 20.000 Quadratmeter<br />

Ausstellungsfläche bietet. Ein transparentes gewölbtes<br />

Dach überspannt die gesamte Hallenfläche und auch<br />

hier sorgt eine Verglasung in voller Höhe für die optische<br />

Öffnung und natürliche Belichtung der Halle. Beide Bauten<br />

prägen heute mit ihrer leichten und markanten Architektur<br />

den Nordbereich des Geländes und geben ihm<br />

zusammen mit dem angrenzenden Messepark ein offenes,<br />

erlebnisorientiertes und urbanes Flair.<br />

Bei der 220 x 115 Meter großen Halle 26 ist es den<br />

Planern in besonderer Weise gelungen, eine Wechsel-<br />

beziehung zwischen Ökologie und Architektur herzustellen,<br />

die Trennung von Innen- und Außenräumen aufzuheben<br />

und attraktive Sichtbeziehungen zu schaffen.<br />

Dieses architektonische Highlight des Münchener Büros<br />

Herzog & Partner ist eine Kombination aus funktionaler<br />

Ausstellungshalle und sympathischem Erlebnisraum. Zu<br />

den besonderen Merkmalen der 1996 fertiggestellten<br />

Halle zählen die Dreiteilung und der Zeltcharakter des<br />

Hängedachs, die Verglasung der Fassaden und die Verwendung<br />

von Holz für die Deckenkonstruktion (Brettstapeldecke).<br />

Ein neu entwickeltes, Kosten sparendes Lüftungssystem,<br />

das so genannte Hybridsystem, kombiniert<br />

natürliche und mechanische Lüftung. Hallenluft, die sich<br />

in den nach Norden ausgerichteten, 28 Meter hohen<br />

„Giebeln“ bis auf 45 °C aufheizen kann, wird durch<br />

den Außenwind abgesaugt. Ein spezielles Beleuchtungssystem,<br />

bei dem die Hallendecke als Großreflektor<br />

dient, nutzt optimal das einfallende Tageslicht. 1998<br />

wurden die Architekten für ihre Arbeit mit dem Deutschen<br />

Stahlbauer-Preis ausgezeichnet, weil es ihnen<br />

nach Auffassung der Jury mit diesem innovativen Hallentypus<br />

gelungen ist, in herausragender Weise Funktionalität,<br />

Gestaltung und Ökologie in Einklang zu bringen.<br />

Die Halle 13 aus dem Jahr 1997 zeichnet sich durch ihr<br />

zurückhaltendes Erscheinungsbild, eine klare Form, konstruktive<br />

Intelligenz, innovative Haustechnik und Umweltfreundlichkeit<br />

aus. Das 225 x 120 Meter große Gebäude<br />

des Münchener Architekten Prof. Ackermann hat zu<br />

allen Seiten transparente Fassaden und besteht primär<br />

aus einem Stahlträgerrost, der auf sechs Installationskernen<br />

aus Beton aufliegt. Bis auf diese Techniksäulen,<br />

die gleichzeitig der Aussteifung in vertikaler und horizontaler<br />

Richtung dienen, ist die Halle stützenfrei und<br />

kann für unterschiedliche Nutzungen flexibel aufgeteilt<br />

werden. Mut zum Experiment hat laut Prof. Ackermann<br />

das innovative Lüftungssystem der Halle 13 hervorgebracht.<br />

Verbrauchte Hallenluft wird durch ein System<br />

aus so genannten Venturi-Flügeln auf dem Dach durch<br />

Unterdruck abgesaugt. Dieses natürliche Lüftungskonzept<br />

führt zusammen mit der optimalen Ausnutzung des<br />

Tageslichts durch ein blendfreies Oberlichtsystem zu<br />

einer Energieeinsparung von 50%. Besuchern, die über<br />

den Skywalk vom Bahnhof zum Messegelände kommen,<br />

bereitet die Halle 13 an der Allee der Vereinigten<br />

Bäume mit ihrer offenen Architektur einen freundlichen<br />

Empfang.<br />

Nach ihrer Fertigstellung im Frühjahr 1999 ist nun die<br />

neue Doppelhalle 8/9 die größte freitragende Ausstellungshalle<br />

Europas, sie ist geprägt von Transparenz und<br />

Leichtigkeit. Die Halle verfügt über eine Ausstellungsfläche<br />

von rund 30.000 Quadratmeter, davon sind<br />

22.050 stützenfrei. Der markante architektonische Eckpunkt<br />

für den Süden des Messegeländes entstand nach<br />

den Plänen des Hamburger Büros gmp von Gerkan,<br />

Marg und Partner. Ein besonderer Blickfang ist das freitragende<br />

Holzdach mit seinen fünf sanften Schwüngen.<br />

Es scheint auf dem Gebäude zu schweben – ein Eindruck,<br />

der durch die allseitig transparente Fassade<br />

noch unterstrichen wird. Der hohe Tageslichtanteil, die<br />

ressourcenschonende Verwendung von Materialien und<br />

der Einsatz von Holz als nachwachsendem Rohstoff<br />

dokumentieren den ökologischen Anspruch. Der 250 x<br />

143 Meter große Gebäudekomplex stellt auch eine Art<br />

Bindeglied zwischen der benachbarten Expo-Plaza und<br />

dem Messegelände dar. Von der Stadtbahnhaltestelle<br />

Messe-Ost gelangen Besucher über die Plaza und die<br />

attraktive, 30 Meter breite Fußgängerbrücke „Exponale“<br />

zunächst auf ein großzügig gestaltetes Plateau,<br />

das gleichzeitig als Dach der Halle 8 dient. Eine 80<br />

Meter breite Freitreppe führt von dort direkt zur Südschiene<br />

des Messegeländes mit der Allee der Vereinigten<br />

Bäume.<br />

Das neue Verwaltungsgebäude der Deutschen Messe<br />

AG, geplant vom Münchner Büro Herzog & Partner, ist<br />

das neue Wahrzeichen der Messe und zugleich mit<br />

etwas über 100 Metern auch das höchste Gebäude<br />

<strong>Hannover</strong>s. Es ist im Hinblick auf hohe Arbeitsplatzqualität<br />

und einen innovativen Einsatz von Energie entwickelt<br />

und von dem in <strong>Hannover</strong> ansässigen Büro BKSP<br />

umgesetzt worden. Es reiht sich ein in das konsequent<br />

umgesetzte städtebauliche Konzept einer durchgängig<br />

rechtwinkligen Grundstruktur, bei der der ständige<br />

Wechsel von bebauten und unbebauten Flächen für eine<br />

gute Orientierung und für die besondere Aufenthaltsqualität<br />

sorgt. Das hannoversche Messegelände ist<br />

heute nicht nur weltweit eines der größten, sondern<br />

auch eines der modernsten und attraktivsten – ein<br />

bedeutender Faktor im internationalen Vergleich.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 245<br />

FAZIT<br />

Innerhalb der letzten zehn Jahre hat sich das Erscheinungsbild<br />

<strong>Hannover</strong>s auffällig gewandelt. Im Vorfeld der<br />

Expo wurden so viele interessante architektonische und<br />

städtebauliche Projekte initiiert, dass Bewohnern und<br />

Gästen diese positiven Veränderungen im ganzen Stadtgebiet<br />

begegnen. Ob auf dem Messegelände, in einzelnen<br />

Stadtteilen oder direkt in der Innenstadt – der neue<br />

Qualitätsanspruch ist überall sichtbar. Die Lebensqualität<br />

ist gestiegen und das neue Selbstbewusstsein kommt<br />

dem Standort <strong>Hannover</strong> zugute. Die Stadtplaner setzen<br />

die begonnene Arbeit kontinuierlich auch nach der Weltausstellung<br />

fort und tragen so, wenn auch manchmal nur<br />

in kleinen Schritten, zu einer zukunftsorientierten Entwicklung<br />

der Stadt bei. Diese größere städtebauliche<br />

Attraktivität ist sicherlich auch ein Grund dafür, dass der<br />

Städtetourismus in <strong>Hannover</strong> wie in keiner anderen<br />

deutschen Stadt zugenommen hat – ein Kompliment und<br />

zugleich ein Anreiz, die entwickelten Konzepte konsequent<br />

weiterzuverfolgen.


246<br />

NEUE STÄDTEBAULICHE QUALITÄTEN<br />

Neue Mitte Garbsen<br />

Auch außerhalb der Landeshauptstadt wird in städtebaulicher<br />

Sicht viel bewegt. Ein besonders interessantes<br />

Beispiel ist die Entwicklung der neuen Stadtmitte in Garbsen.<br />

Unter dem Stichwort „Innovativer Städtebau“ darf<br />

daher an dieser Stelle ein Blick auf die Stadt vor den<br />

Toren <strong>Hannover</strong>s und ihre ambitionierten Pläne zur<br />

Gestaltung eines neues Zentrums nicht fehlen.<br />

Der Stadtteil Garbsen Mitte<br />

Garbsen heute<br />

Die Stadt Garbsen ist mit 63.000 Einwohnern nach <strong>Hannover</strong><br />

die zweitgrößte Stadt in der <strong>Region</strong>. Sie wurde<br />

1974 durch den Zusammenschluss mehrerer ehemals<br />

selbstständiger Gemeinden gebildet und besteht heute aus<br />

dreizehn Stadtteilen in einer Größe von 630 bis 14.500<br />

Einwohnern. Etwa zwei Drittel von ihnen leben im städtisch<br />

geprägten Hauptsiedlungsbereich. Die hervorragende<br />

Verkehrslage, eine abwechslungsreiche Landschaft und<br />

die sehr gute wohnortnahe, soziale Infrastruktur machen<br />

Garbsen zum beliebten Wohnstandort. Dafür sorgen<br />

außerdem eine breite Palette kultureller Veranstaltungen,<br />

die das ganze Jahr über in den verschiedenen Stadtteilen<br />

angeboten werden. Auch Sport und Vereinsaktivitäten<br />

werden groß geschrieben, in den Garbsener Vereinen<br />

sind insgesamt über 15.000 Mitglieder aktiv.<br />

Die dynamische Arbeitsplatzentwicklung der letzten<br />

Jahre belegt die zunehmende Bedeutung Garbsens als<br />

wichtiges gewerbliches Zentrum im Nordwesten der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Mit Radio 21 ging ein erfolgreicher<br />

Hörfunksender im ehemaligen Garbsener Rathaus auf<br />

Sendung. Parallel dazu gewinnen die Bereiche Forschung,<br />

Hightech und Entwicklung von Jahr zu Jahr an<br />

Bedeutung. So wird sicherlich die Ansiedlung des PZH<br />

(Produktionstechnisches Zentrum <strong>Hannover</strong> Deutsches<br />

Kompetenzzentrum) der Universität <strong>Hannover</strong> die Standortentwicklung<br />

nachhaltig positiv beeinflussen. Für den<br />

Spätsommer <strong>2002</strong> ist die Grundsteinlegung geplant und<br />

ab 2004 können dann namhafte Unternehmen verschiedener<br />

Branchen und die Wissenschaftler des Fachbereichs<br />

Maschinenbau der Universität im Produktionstechnischen<br />

Zentrum in Garbsen neue Wege der Zusammenarbeit<br />

gehen. Ehemals sechs einzelne Institute werden<br />

unter einem Dach vereinigt, mit dem Ziel gemeinsamer<br />

Forschung und enger Kooperation zwischen Wirtschaft<br />

und Wissenschaft. Neben den vierhundert Wissenschaftlern<br />

und Technikern in der Einrichtung entstehen durch<br />

das PZH 250 neue Arbeitsplätze. Ein weiterer Teil der<br />

universitären Forschungseinrichtungen wurde mit dem<br />

Zentrum der Biomedizintechnik in Garbsen eingerichtet.<br />

Als Bestandteil der Innovationsoffensive des Landes Niedersachsen<br />

und der niedersächsischen Hochschulen soll<br />

das Zentrum dazu beitragen, bestehende Forschungsaktivitäten<br />

zu bündeln und neue fokussiert zu platzieren.<br />

Zu den wichtigsten Aufgaben der nächsten Jahre zählt<br />

man in Garbsen den Erhalt der bestehenden Infrastruktur<br />

in den einzelnen Stadtteilen und zugleich die Weiterentwicklung<br />

des Zentrums für alle Garbsener – gemeint ist<br />

der Bereich zwischen Autobahn, B6 und den Stadtteilen<br />

Garbsen und Berenbostel. Die bisherige Entwicklung<br />

des Stadtteils Garbsen Mitte folgte mit dem Leitbild der<br />

„Grünen Mitte“ bereits einem landschaftsbezogenen<br />

Ansatz. Die vorhandenen Seen und Teiche – Abbaugruben<br />

ehemaliger Ziegeleien – sind Ausgangspunkt der<br />

städtebaulichen Konzeption und machen den Stadtteil zu<br />

einem beliebten Wohnstandort: Hier gibt es neben den<br />

attraktiven Naherholungsmöglichkeiten alle bedeutenden<br />

Infrastruktureinrichtungen wie Schulen, Kindergärten<br />

sowie Einkaufs- und Freizeitmöglichkeiten.<br />

Der Stadtteil Garbsen Mitte<br />

Das neue Rathaus, 1997 fertiggestellt, setzte neue Maßstäbe<br />

für die gesamte Stadtentwicklung und das<br />

Stadtzentrum. Hier wurde mehr als ein architektonisch<br />

interessantes, ökologisches und energieeffizientes Bauwerk<br />

geschaffen, es wurde ein zentrales Haus der<br />

Dienstleistung, Information und Kommunikation, ein<br />

Haus der Bürgernähe und Kundenorientierung. Die<br />

Stadtverwaltung dokumentiert hier zudem innovative<br />

Energiepolitik und setzt auf die Kraft des guten Beispiels<br />

durch Einhaltung des Niedrigenergiehausstandards,<br />

durch entsprechende Wärmedämmung, Wärmeversorgung<br />

vom nahe gelegenen Blockheizkraftwerk des<br />

Schulzentrums, Erdwärmetauscher, Regenwassernutzung<br />

sowie passive und aktive Solarenergienutzung. Die am<br />

Südgiebel und im Dachbereich installierte Photovoltaikanlage<br />

mit 7.000 Silizium-Solarzellen auf 180 Quadratmetern<br />

Fläche deckt zehn Prozent des Strombedarfs.<br />

Das neue Rathaus (rechts) und das Kinocenter (links) sind<br />

erster baulicher Ausdruck für eine „Neue Mitte“<br />

Mit der Eröffnung des Multiplexkinos CineStar, der angegliederten<br />

Gastronomie und der Fertigstellung des Rathausplatzes<br />

folgte 1999 ein weiterer wichtiger Schritt<br />

zur Belebung der Neuen Mitte. Stadträumlich ist noch<br />

der bauliche Abschluss des Zentrums nach Westen mit<br />

entsprechend urbanen Nutzungen und die Einbindung<br />

durch Wohn-, Gewerbe- und Freiflächen zu realisieren.<br />

Auf neuen Wegen zur „Neuen Mitte“<br />

Das insgesamt achtzig Hektar große Areal stellt hohe<br />

Anforderungen an den Städtebau. Die Realisierung der<br />

„Neuen Mitte“ kann nur schrittweise geschehen. Deshalb<br />

muss die Konzeption Investitionen über einen langen<br />

Zeitraum lenken können und innerhalb des gesetzten<br />

Rahmens Flexibilität aufweisen. In diesem Sinne galt es,<br />

eine nachhaltige Entwicklungsperspektive zu finden.<br />

Innovativer Städtebau ist in Garbsen eng verknüpft mit<br />

neuen Wegen, dieses Ziel zu erreichen. Bewusst entschieden<br />

sich Bürgermeister Wolfgang Galler und Stadtbaurat<br />

Alexander Heuer in Abstimmung mit dem Rat für<br />

ein kooperatives, transparentes Planverfahren. Wesentliche<br />

Elemente waren dabei unter anderem die Vorbereitung<br />

der Planung durch themenbezogene Workshops;<br />

die Durchführung der Entwurfswerkstatt mit fünf Teams<br />

vor Ort im Rathaus; die akzeptanzorientierte Planung<br />

durch Einbeziehung von Bürgerinnen und Bürgern; die<br />

Beteiligung von Kindern und Jugendlichen an der Planung;<br />

die umsetzungsorientierte Planung durch frühzeitige<br />

Einbeziehung potenzieller Investoren und die regional<br />

orientierte Planungsbetrachtung mit der <strong>Region</strong>alplanung<br />

als Fachberater.<br />

Erarbeitet wurde die Konzeption zur „Neuen Mitte“ in<br />

einer städtebaulichen Entwurfswerkstatt. Insgesamt<br />

waren fünf regional bis international erfahrene Teams<br />

(Städtebau, Architektur, Landschaftsplanung) mit der Planungsaufgabe<br />

betraut. Es gab ein für alle Interessierten offenes,<br />

mehrtägiges Werkstattverfahren, bei dem die Garbsener<br />

vor Ort im Rathaus ihre eigenen Visionen einbrachten.<br />

Im November 2000 empfahl die Jury der Stadt, mit<br />

dem Gedankengut von zwei Teams weiterzuarbeiten und<br />

damit die attraktivsten und interessantesten Ansätze im<br />

Sinne einer optimalen Lösung zu nutzen.<br />

Erkennbar ist bei beiden Teams („Hegger/Hegger/<br />

Schleif“ und „RKW Rohde/Kellermann/Wawrosky“) die<br />

grobe Einteilung des Plangebietes in einen deutlich<br />

urban geprägten Zentrumsbereich mit Öffnung zum Freiraum<br />

nach Westen und separat erschließbare Wohnfelder<br />

südlich der Meyenfelder Straße. Weiterhin planen beide<br />

ein Gewerbegebiet in Zuordnung zur Autobahn A 2,<br />

eine neue Verbindungsstraße parallel zur Autobahn und<br />

einen großen Freibereich in der Mitte des Plangebietes.<br />

Der Freibereich verdeutlicht das Leitbild der städtebaulichen<br />

Entwicklung: die räumliche Verknüpfung einer urbanen<br />

Mitte mit dem Potenzial der Landschaft. Diese<br />

gegensätzlichen Pole in direkter Kombination sind nicht<br />

nur Garant für ein einzigartiges Profil der neuen Stadtmitte.<br />

Sie stehen auch für qualitativ hochwertige, zukunftsorientierte<br />

Wohnquartiere, die in unmittelbarer Nähe, zu<br />

Fuß erreichbar, zu allen bedeutsamen Infrastruktureinrich-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT HANNOVER REGION 247<br />

Rahmenplan des Teams „Hegger/Hegger/Schleif“<br />

tungen liegen. Beide Entwürfe benutzen als zentrales<br />

Gestaltungselement das Wasser. Beim Team „RKW“ wird<br />

das Wasser durch gegliederte Wasserbecken bis in das<br />

Zentrum geführt und in der Mitte dieser Wasserlandschaft<br />

schlagen sie eine landschaftlich gestaltete Insel vor. Das<br />

zweite Team „Hegger/Hegger/Schleif“ plant einen<br />

neuen See, über den die Vernetzung mit den umliegenden<br />

Landschaftsräumen erfolgen soll. Attraktive Stege<br />

kennzeichnen das Nordufer mit der Wohnbebauung und<br />

künstliche Dünen schaffen neben geplanten Gewerbeflächen<br />

am Südufer Platz und ein ansprechendes Umfeld<br />

für Baden und Sport. Um den See soll ein vernetztes Fußund<br />

Radwegnetz angelegt werden und eine Baumallee ist<br />

zwischen dem zentralen Marktplatz und der Uferpromenade<br />

geplant.<br />

Rahmenplan des Teams „RKW<br />

Rohde/Kellermann/Wawrosky“<br />

Aktuell entsteht mit einem Büro- und Geschäftshaus die<br />

Fortführung eines vorhandenen Gebäuderiegels, mit dem<br />

der Rathausplatz seine nördliche Raumkante erhält. Auf<br />

der Grundlage verfeinerter Vorgaben zum städtebaulichen<br />

Konzept und den erwünschten Nutzungen im Kerngebiet<br />

wird von der Stadt Garbsen derzeit ein Investorenwettbewerb<br />

für weitere Bauabschnitte im Umfeld des Rathauses<br />

vorbereitet. Mit deren Realisierung wird für alle Garbsener<br />

ein weiterer Mosaikstein ihres gemeinsamen Zentrums<br />

erlebbar. Die „Neue Mitte“ wird das unverwechselbare<br />

Profil Garbsens durch den direkten Landschaftsbezug des<br />

städtebaulichen Konzeptes stärken und damit die Attraktivität<br />

der Stadt in der <strong>Region</strong>.


248<br />

18.<br />

Städtebaulicher Wettbewerb<br />

– „Route der<br />

Wohnqualität“<br />

Martina Flamme-Jasper<br />

18.1 Ausgangslage für den Wettbewerb<br />

Die Konferenz für Umwelt und Entwicklung, die 1992 in<br />

Rio de Janeiro stattfand, hat eine nachhaltige, zukunftsverträgliche<br />

Entwicklung zur zentralen Aufgabe unserer<br />

Gesellschaften im 21. Jahrhundert erklärt. Dadurch wurde<br />

ein Prozess in Gang gesetzt, der von der internationalen<br />

politischen Ebene über nationale Regierungen bis zu<br />

den Kommunen Umdenkungsprozesse verlangt. Bei der<br />

Habitat II Konferenz in Istanbul wurden darauf aufbauend<br />

grundsätzliche Zielsetzungen einer sozial- und umweltverträglichen<br />

Städtebaupolitik erarbeitet und mit der<br />

Weltkonferenz zur Zukunft der Städte „URBAN 21“, die<br />

im Sommer 2000 in Berlin stattfand, wurde der Dialog<br />

über nachhaltige Stadtentwicklung mit der Erarbeitung<br />

konkreter Lösungsansätze fortgeführt.<br />

Die Erfolge dieser Konferenzen sind sicherlich daran zu<br />

messen, ob die von dort ausgegangenen Impulse und Beschlüsse<br />

tatsächlich zu verändertem politischen Handeln<br />

führen und umgesetzt werden. Stadt- und <strong>Region</strong>alplaner<br />

stehen vor neuen Aufgaben. Gerade in den Städten dokumentieren<br />

sich die Folgen der Globalisierung besonders<br />

deutlich – Urbanität, wirtschaftliche Leistungskraft,<br />

gesellschaftlicher Zusammenhalt und kulturelle Angebote<br />

sind vielerorts gefährdet. Auf der anderen Seite birgt<br />

diese Situation aber auch eine Chance für Städte und<br />

<strong>Region</strong>en, ihre Modernisierungsbereitschaft unter Beweis<br />

zu stellen, und ihre ökonomischen und ökologischen<br />

Grundlagen zu sichern und weiterzuentwickeln. Mit<br />

neuer Gestaltungskraft können interessante, beispielhafte<br />

Projekte initiiert werden.<br />

Neben den Herausforderungen in den Innenstadtbereichen<br />

stellt gerade auch die Entwicklung von Wohngebieten<br />

eine besondere städtebauliche Aufgabe dar. Im<br />

europäischen Vergleich gibt es in der Bundesrepublik<br />

Deutschland immer noch eine sehr niedrige Eigentumsquote<br />

und vergleichsweise hohe Bodenpreise. In den<br />

<strong>Region</strong>en stehen Städte und Gemeinden beim Werben<br />

um Bauwillige so in Konkurrenz zueinander, dass sie<br />

häufig konzeptlos alle gewünschten Bauformen zulassen.<br />

Dies geht meist zu Lasten der städtebaulichen Qualität<br />

und treibt die Zersiedelung der Landschaft weiter<br />

voran. Wie man bei Kommunen und Bauinteressenten<br />

ein neues Qualitätsbewusstsein im Eigenheimbau för-<br />

dern kann, demonstriert ein Wettbewerbsverfahren,<br />

dass im Jahr 2001 in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit großem<br />

Erfolg durchgeführt worden ist. Die „Route der Wohnqualität“<br />

präsentiert vorbildliche nachhaltige und ästhetisch<br />

ansprechende Wohnquartiere und dokumentiert damit<br />

anschaulich, dass die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> neben den<br />

klassischen Ordnungs- und Steuerungsmaßnahmen der<br />

<strong>Region</strong>alplanung vor allem auf die Kraft des guten Beispiels<br />

setzt. Das Verfahren und seine in einer Broschüre 1<br />

dargestellten Ergebnisse haben über die Grenzen Niedersachsens<br />

hinaus eine große Resonanz gefunden, weil<br />

sie praktische Anregungen vermitteln, den Eigenheimbau<br />

so regionalverträglich wie möglich zu gestalten,<br />

eine vorbildliche Mischung von Geschoss- und Einfamilienhäusern<br />

zu fördern und durch Flächen sparende Konzepte<br />

die Zersiedelung der Landschaft aufzuhalten. Der<br />

Wettbewerb ist auch als Bestandteil der aktuellen Diskussion<br />

um eine neue Baukultur zu verstehen und verdient<br />

besondere Aufmerksamkeit.<br />

18.2 Zum Wettbewerbsverfahren der<br />

„Route der Wohnqualität“<br />

Die „Route der Wohnqualität“ hat ihren Ursprung in dem<br />

vom Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong> initiierten<br />

Zukunftsdialog „Profil für die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 2001+“.<br />

Im Rahmen dieses Dialogs, der zur Imagebildung der<br />

neuen <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> durchgeführt wurde, sind in<br />

unterschiedlichen Arbeitsgruppen insgesamt 26 Leitprojekte<br />

entwickelt worden. Das Projekt „Route der Wohnqualität“<br />

wurde in der Arbeitsgruppe „Zukunftsfähige<br />

Siedlungsprojekte – Wohnen im 21. Jahrhundert“ erarbeitet<br />

und als Wettbewerbsverfahren organisiert.<br />

Die Bauverwaltungen aller 21 Kommunen in der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> konnten sich mit Siedlungsprojekten an dem<br />

Wettbewerb beteiligen, ein zuvor von der Arbeitsgruppe<br />

entwickelter Kriterienkatalog diente dabei als Rahmen<br />

für ihre Auswahl und später auch als Richtschnur für die<br />

Jury. Das Spektrum reichte hier von gestalterischen, funktionalen<br />

und technischen Qualitätskriterien über soziale<br />

und ökologische bis zu ökonomischen Vorgaben. Bei<br />

den städtebaulichen Merkmalen war von besonderer Bedeutung:<br />

die gute Anbindung an den öffentlichen Personennahverkehr,<br />

eine fußläufige Erreichbarkeit von Infrastruktureinrichtungen<br />

(Wegeketten), die Nachnutzung<br />

von Brachflächen, eine maßvolle Verdichtung und vertretbare<br />

Grundstücksgrößen, die Vernetzung von Grünflächen,<br />

eine verkehrsberuhigte Erschließung sowie die<br />

Verbindung von Geschosswohnungsbau und Einfamilienhäusern<br />

(Mischform).<br />

In Kenntnis dieser Kriterien haben 13 Städte und Gemeinden,<br />

eine Quote von über 60%, insgesamt 63 Projekte<br />

zum Wettbewerb eingereicht, wobei nicht jedes<br />

Quartier gleichzeitig alle Anforderungen erfüllte. Noch<br />

in Planung befindliche Vorhaben waren nicht zugelassen,<br />

dafür wurden aber auch ältere Siedlungen (bis zu<br />

den 70er Jahren) berücksichtigt, wenn sie den aktuellen<br />

Qualitätsansprüchen genügten. Nicht entscheidend für<br />

die Auswahl war, ob die Siedlungen durch die jeweiligen<br />

Bauämter geplant, von Fertighausanbietern oder<br />

Langenhagen „Weiherfeld“<br />

Bauträgern entwickelt, von Architekten individuell entworfen<br />

oder von Bauherrengemeinschaften realisiert<br />

worden sind.<br />

Die 13-köpfige Jury unter Vorsitz von Prof. Dr. Peter Hansen<br />

(Bundesverband Freier Immobilien- und Wohnungsunternehmen,<br />

Gundlach GmbH) und Hans-Herbert Kruse<br />

(Gesamtverband der Wohnungswirtschaft, Kreissiedlungsgesellschaft<br />

<strong>Hannover</strong>) setzte sich aus Fachleuten<br />

aller baurelevanten Bereiche zusammen. Das Spektrum<br />

reichte von der Architektenkammer, Landschafts- und<br />

<strong>Region</strong>alplanung über Wohn- und Mieterbund bis zu<br />

Vertretern aus Bauwirtschaft und Finanzierung. Nach<br />

mehreren Sitzungen und zwei ganztägigen Bereisungen<br />

fällte die Jury ihr Urteil. 23 Projekte wurden in die<br />

„Route der Wohnqualität“ aufgenommen, mit der Differenzierung,<br />

dass 15 Siedlungen in ihrer Gesamtheit uneingeschränkt<br />

positiv bewertet wurden und acht Siedlungen<br />

jeweils aufgrund bestimmter Teilaspekte aufgenommen<br />

wurden. Diese Differenzierung schlug sich bei<br />

der Länge der jeweiligen Projekt-Dokumentationen in der<br />

Broschüre „Route der Wohnqualität – Besondere Wohngebiete<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> entdecken“ nieder.<br />

Die Broschüre ist in erster Linie als Instrument für Bauwillige<br />

gedacht. Bei der Lektüre und beim Abfahren der<br />

Route lernen sie unterschiedliche Siedlungsformen und<br />

Gestaltungsansätze kennen und können auch anhand<br />

der Kriterienliste besser ihre eigenen Vorstellungen und<br />

Wohnwünsche reflektieren und formulieren. Sechs unterschiedliche<br />

Symbole kennzeichnen dabei zu Beginn der<br />

Beschreibung die wichtigsten Eigenschaften der jeweiligen<br />

Siedlung und liefern damit eine zusätzliche Orientierungshilfe.<br />

Die Symbole beziehen sich auf Mischgebiete,<br />

ökologisches, gemeinschaftliches und Flächen<br />

sparendes Bauen sowie auf die Freiflächengestaltung<br />

und Kinderfreundlichkeit.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 249<br />

Wohnen in einem ansprechenden Umfeld bedeutet Lebensqualität,<br />

es ist mehr als nur ein Grundbedürfnis des<br />

Menschen. So zählt das Wohnen auch nicht umsonst zu<br />

den bedeutendsten weichen Standortfaktoren und die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> hat hier besondere, wenn auch manchmal<br />

wenig bekannte Qualitäten aufzuweisen. Vielgestaltige<br />

Wohnquartiere, verbunden mit guter Infrastruktur, neuen<br />

S-Bahnverbindungen, ausgiebigen Fahrradwegen und<br />

attraktiven Grünzügen, bieten etwas für jeden Geschmack<br />

und Geldbeutel. Die Kurzdarstellung von fünf, aufgrund<br />

ihrer städtebaulich unterschiedlichen Ansätze exemplarisch<br />

ausgewählten Siedlungen aus der „Route der Wohnqualität“<br />

soll hier einen kleinen Überblick liefern.<br />

18.3 Die Kraft des guten Beispiels<br />

LANGENHAGEN „WEIHERFELD“<br />

Im Norden Langenhagens, im direkten Anschluss an den<br />

Stadtteil Kaltenweide, wird zurzeit ein sehr anspruchsvolles<br />

Projekt realisiert. Mit dem „Weiherfeld“ entsteht<br />

ein völlig neuer Stadtteil, der sich durch sein städtebauliches<br />

Konzept, die Kombination von verdichteten Einfamilienhäusern<br />

und Mehrfamilienhäusern und eine gute<br />

Infrastruktur auszeichnet. Langenhagens jüngstes und<br />

modernstes Stadtquartier wächst seit 1999 kontinuierlich<br />

und soll nach einer Bauzeit von 12 bis 15 Jahren in<br />

rund 2.700 Häusern und Wohnungen 7.000 Menschen<br />

beherbergen.<br />

Flächen sparende und kostengünstige Bauweisen sowie<br />

ein breites Angebot an Haustypen ermöglichen es speziell<br />

jungen Familien, hier Wohneigentum zu erwerben.<br />

Ein Teil der Bebauung und zentrale Infrastruktureinrichtungen<br />

sind inzwischen fertiggestellt. Die Siedlung ist<br />

1) vgl. Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong> (Hrsg.), 2001.


250<br />

SRÄDTEBAULICHER WETTBEWERB – „ROUTE DER WOHNQUALITÄT“<br />

über eine eigene S-Bahn-Station sehr gut an den öffentlichen<br />

Nahverkehr angebunden. Die maximale Entfernung<br />

vom äußeren Siedlungsrand bis zur Haltestelle beträgt<br />

700 Meter, in rund 15 Minuten erreicht man von<br />

hier den Hauptbahnhof in <strong>Hannover</strong>.<br />

Das städtebauliche Konzept beruht auf einer fingerartigen<br />

beziehungsweise fächerförmigen Anordnung der<br />

einzelnen Wohnbereiche. Dazwischen liegende Grünkeile<br />

verlaufen bis in das Stadtteilzentrum hinein und vernetzen<br />

die besiedelten Bereiche mit dem angrenzenden<br />

Landschaftsraum. Ein aufwändig gestalteter Stadtteilpark<br />

mit großer Bürgerwiese und Spielplatz fungiert als Bindeglied<br />

zwischen der bestehenden Bebauung des Stadtteils<br />

Kaltenweide und der neuen Wohnanlage. Die<br />

Bebauung im „Weiherfeld“ ist klar strukturiert. Geschosszeilen<br />

mit Miet- oder Eigentumswohnungen entlang der<br />

radialen Erschließungsstraßen bilden die Raumkanten<br />

der einzelnen „Finger“. Hinter dieser straßenbegleitenden<br />

2- bis 3-geschossigen Bebauung schließt sich abgeschirmt<br />

der kleinteilige Bereich mit Eigenheimen an. Die<br />

Erschließung ist abgestuft von den Hauptsammelstraßen<br />

über Wohnstraßen bis hin zu einzelnen Wohnhöfen. Die<br />

Entwicklung des gesamten Gebietes erfolgt systematisch<br />

in mehreren Stufen. Es werden immer größere zusammenhängende<br />

Bauabschnitte realisiert, damit die bereits eingezogenen<br />

Bewohner nicht durch die fortschreitenden<br />

Bauarbeiten gestört werden. Unterschiedliche Investoren<br />

bebauen jeweils einzelne Abschnitte und sobald eine<br />

Wohnstraße fertiggestellt ist, gibt es keinen Baustellenund<br />

Durchgangsverkehr mehr.<br />

Erwähnenswert sind auch die ökologischen Qualitäten<br />

des neuen Stadtteils. Neben dem Niedrigenergiehaus-<br />

Standard und Qualitätskontrollen aller Gebäude durch<br />

unabhängige Prüfer wird der Anspruch einer nachhaltigen<br />

Entwicklung unter anderem durch das interne Bodenmanagement<br />

verdeutlicht. So wird beispielsweise aus<br />

dem Bodenaushub vor Ort ein 16 Meter hoher Aussichtshügel<br />

modelliert und mit dieser Energieeinsparung gleichzeitig<br />

auch noch die Freiraumqualität gesteigert. Ein<br />

Blockheizkraftwerk mit größtmöglichem Wirkungsgrad<br />

versorgt das gesamte Gebiet umweltfreundlich mit Strom,<br />

Heizwärme und warmem Wasser und die Häuser sind mit<br />

modernsten Energiespar-Techniken ausgestattet. Da das<br />

„Weiherfeld“ teilweise in einem Wasserschutzgebiet liegt,<br />

wird auch die Regenwasserbewirtschaftung mit einer weitgehenden<br />

Versickerung oder Nutzung unmittelbar auf den<br />

Grundstücken sehr konsequent betrieben.<br />

HANNOVER „KRONSBERG“<br />

Der neue hannoversche Stadtteil am Westhang des<br />

Kronsbergs ist zu einer Art permanenter Bauausstellung<br />

geworden und vermittelt als beispielhafte Siedlung für<br />

nachhaltiges Bauen interessante Einblicke in unterschiedliche<br />

Wohnformen. In ihrer endgültigen Größe ist die<br />

Siedlung mit rund 6.000 Wohnungen für ungefähr<br />

15.000 Menschen geplant. 3.000 Wohnungen, darunter<br />

200 Reihenhäuser, sind seit dem Baubeginn im Jahre<br />

1997 bereits fertiggestellt und bieten schon knapp<br />

6.000 Menschen ein neues Zuhause.<br />

Anders als im Langenhagener „Weiherfeld“ basiert das<br />

städtebauliche Konzept am Kronsberg auf einer streng<br />

rechtwinkligen Struktur mit einzelnen Baublöcken, die<br />

jeweils von unterschiedlichen Investoren bebaut wurden.<br />

Seine größte bauliche Dichte hat der Stadtteil durch<br />

überwiegend geschlossene, viereinhalbgeschossige<br />

Wohnblöcke entlang der Basisstraße und der parallel<br />

dazu verlaufenden Stadtbahn. Hier finden sich auch die<br />

meisten Läden und Serviceeinrichtungen. Zum neu aufgeforsteten<br />

Kronsbergkamm lockert die Baustruktur<br />

immer mehr auf und geht von Gebäudezeilen und Stadtvillen<br />

schließlich in eine Reihenhausbebauung über. An<br />

der Randallee, die das Wohngebiet zur offenen Landschaft<br />

einfasst, liegen vielseitig nutzbare Allmendeflächen.<br />

Daran anschließend sind unter Berücksichtigung<br />

von Naturschutz, Naherholung und landwirtschaftlicher<br />

Nutzung ehemalige Ackerflächen mit 60 Hektar Wald<br />

aufgeforstet und in einen großzügigen Landschaftspark<br />

umgestaltet worden. Der Stadtteil Kronsberg ist unterteilt<br />

in drei große Baugebiete, von denen zwei, die Quartiere<br />

Nord und Mitte, bereits größtenteils realisiert sind. In<br />

jedem der beiden individuell gestalteten Bereiche gruppieren<br />

sich die Häuser um einen zentralen Quartierpark.<br />

Streifenparks und Grünzonen entlang der Straßen sorgen<br />

für eine weitere Gliederung. Quer zum Hang durchziehen<br />

zwei breite Hangalleen und Grünzüge die Quartiere.<br />

Im Wettbewerb zur „Route der Wohnqualität“ lag der<br />

Schwerpunkt im Bereich des Eigenheimbaus. So wurden<br />

am Kronsberg von der Jury aufgrund besonderer Eigenschaften<br />

speziell vier Einfamilien- bzw. Reihenhauskonzepte<br />

herausgestellt. Dazu gehört das so genannte<br />

„Reihenhaus-Sonderprogramm“, mit dem die Stadt <strong>Hannover</strong><br />

Anreize geschaffen hat, Bauwillige für den Krons-<br />

<strong>Hannover</strong> „Kronsberg“<br />

berg zu interessieren. Ausgangspunkt dafür war die Überlegung,<br />

möglichst zeitgleich zum Geschosswohnungsbau<br />

auch die Einfamilienhausbebauung zu realisieren, um die<br />

damit verbundene soziale Mischung im neuen Stadtteil<br />

von Anfang an zu gewährleisten. Die Stadt hat dabei die<br />

potenziellen Bauherren mit praktischen Hilfen unterstützt<br />

und unter Bauanbietern einen Wettbewerb ausgelobt. Aus<br />

den eingereichten Entwürfen hat eine Jury zehn Reihenhausangebote<br />

ausgewählt, die dann auf einer kleinen<br />

Messe interessierten Bauwilligen vorgestellt wurden.<br />

Durch ihre Wahl, also orientiert an Angebot und Nachfrage,<br />

wurden schließlich fünf unterschiedliche Haustypen<br />

mit Wohnflächen zwischen 100 und 150 Quadratmetern<br />

realisiert, wobei sich ein Quartiersarchitekt um die gestalterische<br />

Abstimmung kümmerte. Die Stadt <strong>Hannover</strong><br />

gewährte den Bauherrn außerdem bis zu einem gewissen<br />

Zeitpunkt einen Preisnachlass von ca. € 50,- pro Quadratmeter<br />

Grundstücksfläche und trieb so den Bauprozess<br />

zügig voran. Viele der rund 120 meist parallel zum Hang<br />

angeordneten Häuser aus dem Reihenhaus-Sonderprogramm<br />

konnten dadurch sogar noch vor den Mietwohnungen<br />

bezogen werden.<br />

Als zweites Projekt wurde die „Passivhaussiedlung Lummerlund“<br />

ausgewählt, in der einmalig in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

ein zukunftsweisender Passivhaus-Standard realisiert<br />

wurde. Als Weiterentwicklung des Niedrigenergiehauses<br />

und dank innovativer Bautechnik kommen die insgesamt<br />

32 Häuser ohne konventionelles Heizsystem aus. Gegenüber<br />

anderen Neubauten ist der Heizwärmebedarf<br />

um 85% reduziert und der minimale Restbedarf kann<br />

durch die Nacherwärmung der Zuluft gedeckt werden.<br />

Als dritter Beitrag wurden die so genannten „Holzhäuser“<br />

in das Programm aufgenommen, eine kleine Einheit mit<br />

zwei Zeilen aus einmal drei und einmal vier Häusern.<br />

Diese ansprechend gestalteten 2-geschossigen Typenhäuser<br />

sind in Holzrahmenbauweise errichtet und konsequent<br />

ökologisch ausgerichtet. Konstruktive Details,<br />

die gebäudetechnische Ausstattung und alle verwendeten<br />

Baustoffe sind hier optimal aufeinander abgestimmt.<br />

Die vierte Kronsberg-Station in der „Route der Wohnqualität“<br />

sind die „LBS-Systemhäuser“, die mit extrem<br />

kleinen Grundstücksgrößen auskommen und in ihrer<br />

räumlichen Konzeption eine interessante Alternative zur<br />

Stadtwohnung darstellen. Ihre modulare Bauweise ermöglicht<br />

individuelle Hausgrößen und Grundrissgestaltungen.<br />

Angeboten werden sie in den Varianten Passiv-,<br />

Umwelt- und Intelligentes Haus mit entsprechend unterschiedlichen<br />

Ausstattungen. Insgesamt sind hier 39 Systemhäuser<br />

mit Wohnflächen zwischen 90 und 120 Quadratmetern<br />

geplant, 17 sind bereits realisiert.<br />

HANNOVER „DEISTERSTRASSE 37“<br />

Der Unterschied zu den beiden vorstehend dargestellten<br />

Siedlungen könnte kaum größer sein: Mit 14 Reihenhäusern<br />

zählt die „Deisterstraße 37“ zu den kleinsten<br />

Projekten der Route, die Wohnanlage liegt mitten in der<br />

Stadt im hannoverschen Stadtteil Linden und sie ist in<br />

einem Blockinnenbereich auf einer ehemals gewerblich<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 251<br />

<strong>Hannover</strong> „Deisterstraße 37“<br />

genutzten Fläche errichtet worden. Die Idee zu dieser<br />

Bebauung stammt von einem Architekten, der in der<br />

Nachbarschaft wohnte und eine Alternative zu seiner<br />

Stadtwohnung und dem Umzug in eine Neubausiedlung<br />

am Stadtrand suchte. Durch Zufall auf das früher von<br />

einer Maschinenfabrik und anschließend von einem<br />

Autohaus genutzte Grundstück aufmerksam geworden,<br />

entwickelte er ein Konzept, hier kostengünstige Reihenhäuser<br />

mit ökologischem Anspruch für junge Familien zu<br />

bauen. Nach intensiver Überzeugungsarbeit bei dem<br />

Grundstücksbesitzer und nach einigen Modifizierungen<br />

in Absprache mit dem Stadtplanungsamt und der Bauaufsicht<br />

wurde das Projekt genehmigt. Vor Baubeginn<br />

1999 war bereits die Hälfte der Häuser verkauft, ohne<br />

Marketing-Strategie und nur durch Mund-zu-Mund-Propaganda.<br />

Man hatte offensichtlich eine Marktlücke entdeckt,<br />

im Stadtteil schien man nur auf ein solches Angebot<br />

gewartet zu haben. Neun Bauparteien kommen aus<br />

der unmittelbaren Umgebung in Linden und auch die<br />

anderen schätzen die ungewöhnliche Kombination von<br />

Eigenheim-Wohnqualität und den Vorzügen des städtischen<br />

Umfelds. Die Nachbarn in den umliegenden Häusern<br />

haben ebenfalls positiv auf die Bebauung reagiert<br />

und freuen sich heute über einen grünen Innenhof.<br />

Das städtebauliche Konzept entwickelte sich aus dem<br />

Zuschnitt des Grundstücks. Die optimale Anordnung der<br />

Häuser und eine gleichzeitige ansprechende Gliederung<br />

der Baukörper ergab sich durch zwei gestaffelte Reihen.<br />

Zwischen diesen beiden Häuserzeilen liegt ein Wohnweg,<br />

der einerseits zur Erschließung der Häuser dient<br />

und gleichzeitig auch als öffentlicher Durchgang die Deisterstraße<br />

mit der Ricklinger Straße verbindet. Er wird<br />

unter anderem zum Einkaufen, zum Erreichen der Stadtbahnhaltestelle<br />

und von Kindern auch als sicherer Weg<br />

zum Spielplatz an der Ricklinger Straße genutzt. Als Kellerersatz<br />

wurden kleine Schuppen entlang des Wohnweges<br />

errichtet und die PKW-Stellplätze liegen, über eine<br />

Zufahrt von der Deisterstraße zu erreichen, als begrünte<br />

Anlage vor der Siedlung. Die Häuser grenzen nicht an<br />

die Straße und sind durch vorgelagerte Geschäfte und<br />

die Parkplätze vom Verkehrslärm abgeschirmt.


252<br />

SRÄDTEBAULICHER WETTBEWERB – „ROUTE DER WOHNQUALITÄT“<br />

Wennigsen „Ökosiedlung“<br />

Alle Reihenhäuser sind im Niedrigenergiehaus-Standard<br />

in einer ökologisch orientierten Bauweise errichtet. Sie<br />

verfügen über Wohnflächen von 123 oder 145 Quadratmetern.<br />

Die Außenwände im Erdgeschoss und an den<br />

Giebelseiten bestehen aus Hochlochziegeln. In den<br />

Obergeschossen schließt sich ein Holzständerwerk an,<br />

die Südseiten sind mit unbehandeltem Lärchenholz verschalt.<br />

Die Trennwände zwischen den Reihenhäusern<br />

bestehen jeweils aus zweischaligem Kalksandsteinmauerwerk.<br />

Alle Dachflächen sind begrünt, die Terrassen<br />

wurden überdacht und gepflastert. Die Außenanlagen,<br />

die Gärten und Schuppen sind einheitlich gestaltet und<br />

tragen damit zu dem homogenen Erscheinungsbild der<br />

Gesamtanlage bei. Zur Aufwertung und Belebung der<br />

Deisterstraße wurde auch der Eingangsbereich zur Siedlung<br />

neu gestaltet. Seit Anfang September 2001 ergänzt<br />

ein Weinladen mit Restaurant das Gesamtkonzept.<br />

WENNIGSEN „ÖKOSIEDLUNG“<br />

Der Aspekt gemeinschaftlichen Bauens und Wohnens<br />

steht in der „Ökosiedlung“ im Vordergrund. Der Begriff<br />

„gemeinschaftlich“ bedeutet hier einerseits, ein gemeinsames<br />

Konzept zu realisieren und das gesamte Wohnumfeld<br />

nach eigenen Vorstellungen zu planen, und andererseits<br />

beschreibt er gleichzeitig das räumliche oder<br />

städtebauliche Konzept, denn alle Häuser gruppieren<br />

sich um eine gemeinsame Mitte. 34 Bauherren hatten<br />

sich nach einem langen Findungsprozess zusammengeschlossen<br />

und zur Realisierung gemeinsamer Bauvorhaben,<br />

wie das zentral gelegene Gemeinschaftshaus,<br />

einen Verein gegründet. Für die einzelnen Wohnhäuser<br />

ist jeder private Bauherr allein verantwortlich. Mit dem<br />

erzielten Ergebnis sind alle Beteiligten sehr zufrieden,<br />

denn ihre Vorstellungen stimmten von Anfang an in vielen<br />

Punkten überein. Das Verbindende war der Wunsch<br />

nach ökologischen Häusern mit Freiraum statt Autos vor<br />

der Tür, nach Gemeinschaftseinrichtungen und naturnah<br />

gestalteten Grünanlagen, nach Gärten ohne Zäune,<br />

nach einer kinderfreundlichen und kommunikativen<br />

Gestaltung des gesamten Siedlungsbereiches.<br />

Die kleine, im Jahr 2001 fertiggestellte Siedlung mit freistehenden<br />

Einzel-, Doppel- und Reihenhäusern liegt im<br />

Osten von Wennigsen und am Rand eines Neubaugebietes<br />

mit insgesamt rund 270 Grundstücken. Die Anbindung<br />

an den Ort ist gut, Infrastruktureinrichtungen und<br />

der Bahnhof mit S-Bahnverbindung nach <strong>Hannover</strong> sind<br />

fußläufig in rund 10 Minuten zu erreichen. Der gesamte<br />

Wohnbereich ist autofrei, Stellplätze liegen am nördlichen<br />

Rand der Siedlung. Geschwungene rote Ziegelwege<br />

– gerade so breit, dass sie als Feuerwehrzufahrt<br />

akzeptiert wurden – führen zu den Häusern und werden<br />

von Kindern häufig zum Spielen genutzt. Öffentliche<br />

Grünflächen sind ansprechend und abwechslungsreich<br />

gestaltet. In das Freiraumkonzept, das von den Bewohnern<br />

in Zusammenarbeit mit einer Studentengruppe entwickelt<br />

wurde, ist auch die offene Regenwasserführung<br />

mit Gräben und Rückhalteteichen integriert. Durch das<br />

von West nach Ost rund sechs Meter abfallende Gelände<br />

wird das Wasser natürlich geleitet. Das Gemeinschaftshaus,<br />

das wie die Wohnhäuser zum Teil durch<br />

Eigenleistungen der Bewohner errichtet wurde, dient als<br />

Treffpunkt und kann beispielsweise für Feiern, sportliche<br />

Aktivitäten, Kinderbetreuung oder Seminare genutzt werden.<br />

Alle Häuser der „Ökosiedlung“ haben eine einheitliche<br />

Tiefe von acht Metern, ihre Breite variiert nach den individuellen<br />

Größenvorstellungen und Ansprüchen ihrer<br />

Bewohner. Die Wohnflächen liegen zwischen 100 und<br />

180 Quadratmetern. Die Häuser, die als ökologische<br />

Niedrigenergiehäuser konzipiert sind, verfügen über<br />

zwei Vollgeschosse und nutzen damit die überbaute<br />

Fläche optimal aus. Sie wurden in Holzrahmenbauweise<br />

errichtet und sind mit Zellulosefasern gedämmt. Die Versorgung<br />

mit Wärme und Strom erfolgt kostengünstig und<br />

umweltschonend durch ein Blockheizkraftwerk, das im<br />

Gemeinschaftshaus untergebracht ist. In den Häusern<br />

wird auch die Energie der Sonne optimal genutzt, denn<br />

alle Wohnbereiche sind konsequent nach Süden ausgerichtet.<br />

Jede Hausgruppe verfügt über eine Zisterne, in<br />

der das Regenwasser von den Dachflächen gesammelt<br />

und z.B. für die Toilettenspülung und die Gartenbewässerung<br />

verwendet wird. Gemeinsam mit dem Architekten<br />

für die Häuser erarbeitete Gestaltungsregeln wie Farboder<br />

Materialvorgaben tragen entscheidend zum<br />

ansprechenden homogenen Erscheinungsbild der Siedlung<br />

bei. So sind beispielsweise alle Dächer einheitlich<br />

mit roten Tonpfannen gedeckt und auch die Dachneigung<br />

ist festgelegt. Die Häuser sind umgeben von Gärten,<br />

die ohne störende Zäune hinter lebendigen Naturbegrenzungen<br />

allen Bewohnern ihre Privatsphäre<br />

ermöglichen – eine besonders augenfällige Qualität.<br />

RONNENBERG „EXPERIMENTELLE SIEDLUNG<br />

KALIHALDE“<br />

Diese Siedlung ist aufgrund ihrer Lage und Bauweise<br />

vielleicht eines der ungewöhnlichsten Bauprojekte der<br />

„Route der Wohnqualität“. Am Südhang einer renaturierten<br />

Kalihalde entstehen Reihen- und Doppelreihenhäuser<br />

mit hohen gestalterischen und ökologischen Ansprüchen,<br />

zusätzlich aufgewertet durch ein spezielles<br />

Solarkonzept. Das kleine Baugebiet am Rande des Ronnenberger<br />

Stadtteils Empelde hat viele Standortvorteile<br />

wie die fußläufige Erreichbarkeit aller Einrichtungen für<br />

den täglichen Bedarf und die gute Anbindung an den<br />

öffentlichen Nahverkehr. Besonders hervorzuheben aber<br />

sind die Freizeitqualitäten, denn die Siedlung ist unmittelbar<br />

an den „Grünen Ring“ angeschlossen, der alle<br />

Naherholungsgebiete rund um <strong>Hannover</strong> miteinander<br />

verbindet. Einmalig ist aber vor allem die Lage der<br />

Wohnhäuser am Hang – eine räumliche Situation, die es<br />

in der <strong>Region</strong> in dieser Form kein zweites Mal gibt. Die<br />

Siedlung verdankt ihre Existenz hauptsächlich dem Engagement<br />

eines weitsichtigen Unternehmers. Als Eigentümer<br />

der ganzen Halde, Überbleibsel des Mitte der<br />

70er Jahre stillgelegten Ronnenberger Kalibergwerks,<br />

setzte er sich schon frühzeitig für eine Nachnutzung des<br />

Kalibergs ein. Aufgrund seiner Initiative wird die Halde<br />

seit einiger Zeit in einem weltweit einmaligen Projekt mit<br />

wissenschaftlicher Begleitung renaturiert. Mit umfangreichen<br />

Erd- und Begrünungsarbeiten wird der Kaliberg<br />

eingekapselt, um ein weiteres Auswaschen der Salzbestände<br />

und damit eine Belastung umliegender Gewässer<br />

zu verhindern. Der Kalikern ist heute mit rund 15 bis 40<br />

Metern Erdreich bedeckt und speziell der Südhang, an<br />

dem die Wohnhäuser entstehen, ist bereits völlig grün.<br />

Die Grundstücke sind vor der Bebauung auf mögliche<br />

Bodenbelastungen geprüft und mit einem qualifizierten<br />

TÜV-Gutachten „Nutzung zum gesunden Wohnen“ an<br />

die Bauherren übergeben worden.<br />

Die „Experimentelle Siedlung“ ist mit insgesamt 39 Wohneinheiten<br />

geplant, wovon knapp die Hälfte bereits fertiggestellt<br />

sind. Zwei Hausreihen liegen mit breiten Abständen<br />

auf unterschiedlichen Höhen so am Hang, dass<br />

alle Bewohner einen unverbauten Blick ins Grüne haben.<br />

Dazwischen bildet ein zentraler „Dorfplatz“ den Mittelpunkt<br />

der Anlage. Bei der Wahl der Haustypen hat sich<br />

der Architekt in Süddeutschland inspirieren lassen und<br />

neben „einfachen“ auch so genannte Doppelreihenhäuser<br />

eingeplant. Dieser Haustyp eignet sich besonders für<br />

eine Hangbebauung und ist daher in Norddeutschland<br />

entsprechend unbekannt. Sehr flächensparend werden<br />

hier zwei Häuser übereinander gebaut, die wie bei Maisonettewohnungen<br />

jeweils über zwei Wohnebenen verfügen.<br />

Die Wohnräume sind nach Süden ausgerichtet,<br />

wie auch die Gärten der unteren Wohnungen. Die oben<br />

liegenden Wohnungen haben ihre Gärten zur rückwärtigen<br />

Hausseite, die aber aufgrund der Hanglage keinesfalls<br />

benachteiligt ist. Die Wohnflächen der bereits realisierten<br />

Häuser liegen ungefähr zwischen 115 und 150<br />

Quadratmetern, wobei die Grundrisse individuell gestaltet<br />

werden können, da die Holzrahmenkonstruktion ohne<br />

tragende Innenwände auskommt.<br />

Alle Häuser öffnen sich über großzügige Fensterflächen<br />

nach Süden. Die nach innen geneigten Dachflächen sind<br />

geteilt. Auf den nach Süden ausgerichteten Seiten sind<br />

Sonnenkollektoren eingebaut und die nach Norden zeigenden<br />

Dachhälften haben ein klimaausgleichendes<br />

Gründach. Die Gebäude werden mit einer hoch wärmegedämmten<br />

Holzrahmenkonstruktion und massiven<br />

Blähtonheizwänden erstellt, die in Verbindung mit einer<br />

Fußbodenheizung und Lehmputzdecken eine optimale<br />

Wärmedämmung und Wärmespeicherung garantieren.<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 253<br />

Im Sommer sind die Wohnräume angenehm kühl und im<br />

Winter geben die Heizwände Strahlungswärme ab. Eine<br />

neuartige Solaranlage versorgt die Häuser mit warmem<br />

Wasser und Heizwärme. Die Wand- und Bodenheizflächen<br />

ermöglichen eine Nutzung der Niedrigsttemperaturen<br />

zwischen 20 und 26 Grad Celsius aus den Kollektoren<br />

auf dem Dach. Zusätzlich sind eine Wärmepumpe<br />

und eine Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung<br />

in das System integriert. Die Kollektoren und ein<br />

Erdspeicher sind so dimensioniert, dass der Energieverbrauch<br />

der Wärmepumpe für die Unterstützung der Heizung<br />

und Warmwasserbereitung auch im kältesten Winter<br />

extrem gering ist.<br />

Ronnenberg „Experimentelle Siedlung Kalihalde“<br />

FAZIT<br />

Die große, überregionale Resonanz auf das Wettbewerbsverfahren<br />

„Route der Wohnqualität“ bestätigt den<br />

Ansatz der <strong>Region</strong>alplanung, bei neuen Entwicklungen<br />

nicht nur auf Vorschriften und Regeln, sondern vor allem<br />

auf die Kraft positiver Beispiele zu setzen. Die meisten<br />

Kommunen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> haben sich dem Vergleich<br />

und der Kritik einer interdisziplinär besetzten Jury<br />

gestellt und viele sind mit ihren zum Teil außergewöhnlichen<br />

Konzepten durch die Aufnahme in die Route belohnt<br />

worden. Das Ergebnis dieses regionalen „Benchmarkings“<br />

für Wohnsiedlungen war ein Best-Practice-Report<br />

in Form einer Broschüre, die Bauinteressenten bei<br />

ihrer Suche nach dem passenden Haustyp und Siedlungsgebiet<br />

mit konkreten Informationen unterstützen soll.<br />

Recherchen in einzelnen Siedlungen haben gezeigt,<br />

dass Bauwillige diese Anregungen annehmen und sich<br />

vor Ort intensiv informieren. Dieses Interesse sowohl bei<br />

Planern und Gemeinden als auch bei den Nutzern ist für<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sicherlich ein Anreiz, den eingeschlagenen<br />

Weg weiterzugehen und für mehr Qualität<br />

auch zukünftig vielleicht ähnliche Wettbewerbe zu organisieren.


254<br />

19.<br />

<strong>Region</strong>alreform<br />

als Innovation<br />

Axel Priebs<br />

19.1 In <strong>Hannover</strong> ist die <strong>Region</strong> Realität<br />

Im Großraum <strong>Hannover</strong> wird über die Notwendigkeit<br />

regionalen Denkens und Handelns nicht nur geredet.<br />

Seit dem 1. November 2001 präsentiert sich dieser Wirtschaftsraum<br />

mit seinen 1,1 Millionen Menschen auch tatsächlich<br />

als schlagkräftige regionale Verwaltungseinheit.<br />

Unter der Bezeichnung „<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>“ ist hier<br />

eine regionale Gebietskörperschaft entstanden, die für<br />

fast alle überörtlichen bzw. regional zu erledigenden<br />

öffentlichen Aufgaben verantwortlich zeichnet. 21 Städte<br />

und Gemeinden, d.h. die Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong><br />

und die bisher im Landkreis <strong>Hannover</strong> zusammengeschlossenen<br />

Kommunen ihres engeren Verflechtungsbereichs,<br />

werden von der bundesweit beachteten Reform<br />

erfasst (Abb. 19-1). Erstmals wurden im September<br />

2001 die <strong>Region</strong>sversammlung (das regionale „Parlament“)<br />

und der <strong>Region</strong>spräsident (als Chef der neuen<br />

<strong>Region</strong>sverwaltung) direkt von der Bevölkerung des<br />

Großraums <strong>Hannover</strong> gewählt.<br />

ICE-Bahnhof Laatzen<br />

Mit der Bildung der <strong>Region</strong> hat der Großraum <strong>Hannover</strong><br />

seine Vorreiterrolle hinsichtlich regionaler Kooperation<br />

weiter ausgebaut und seine Innovationskraft auch im<br />

Bereich der politisch-administrativen Struktur unter Beweis<br />

gestellt. Diese Innovationskraft wird besonders<br />

deutlich, wenn man die neue regionale Struktur im Großraum<br />

<strong>Hannover</strong> mit derjenigen anderer deutscher und<br />

europäischer Verdichtungsräume vergleicht. In der Realität<br />

zeigt sich nämlich, dass die „<strong>Region</strong>“ in vielen anderen<br />

Wirtschaftsräumen immer noch eine Worthülle ist,<br />

die kaum mit einer tatsächlichen regionalen Verantwortlichkeit<br />

für öffentliche Aufgaben und deren Finanzierung<br />

ausgefüllt ist. Gerade die Verdichtungsräume tun sich<br />

schwer, die traditionellen Stadt-Umland-Gegensätze zu<br />

überwinden und mit einer Stimme nach außen zu sprechen.<br />

Neben dem Großraum <strong>Hannover</strong> sind es nur wenige<br />

Stadtregionen wie etwa die <strong>Region</strong> Stuttgart, die erfolgreich<br />

an der Weiterentwicklung der regionalen Organisationsstrukturen<br />

arbeiten. Dies ist eigentlich erstaunlich,<br />

wird doch die Bedeutung der regionalen Politikund<br />

Handlungsebene seit Jahren in Wissenschaft, Politik<br />

und Wirtschaft ebenso betont wie die Tatsache, dass<br />

sich im verschärften Wettbewerb um Investitionen nicht<br />

mehr einzelne Kommunen, sondern nur noch handlungsfähige<br />

<strong>Region</strong>en behaupten können.<br />

19.2 Aufgaben der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Mit der Bildung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wurde eine grundlegende<br />

und bundesweit beachtete Reform der stadtregionalen<br />

Verwaltungsstruktur umgesetzt. Die Kompetenzen<br />

der neuen <strong>Region</strong> gehen dabei deutlich weiter als<br />

die aller anderen regionalen Institutionen in den deutschen<br />

Großstadtregionen. Mit der <strong>Region</strong>alreform wurden<br />

im Großraum <strong>Hannover</strong> die Voraussetzungen geschaffen,<br />

dass in den Bereichen Gesundheitswesen, Ab-<br />

Abb. 19-1 Städte und Gemeinden der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Quelle: <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Neustadt<br />

am Rübenberge<br />

Wunstorf<br />

Barsinghausen<br />

Garbsen<br />

fallwirtschaft, Berufsschulen, <strong>Region</strong>alplanung, Verkehr,<br />

Umweltschutz, Wirtschafts- und Beschäftigungsförderung<br />

sowie Jugend- und Sozialhilfe eine regionale Politik aus<br />

„einem Guss“, d.h. in der ausschließlichen Verantwortung<br />

eines direkt gewählten <strong>Region</strong>alparlaments und<br />

einer <strong>Region</strong>alverwaltung, realisiert wird. Einige Beispiele<br />

sollen belegen, wie weit die Befugnisse der neuen<br />

<strong>Region</strong> gehen:<br />

– Die <strong>Region</strong> ist Aufgabenträgerin für den gesamten<br />

Öffentlichen Personennahverkehr auf Schiene und<br />

Straße. Sie ist Bestellerin der Verkehrsleistungen, ist<br />

verantwortlich für den Bau von Stadtbahnstrecken und<br />

besitzt Anteile an den regionalen Verkehrsunternehmen.<br />

Ferner wurde im vergangenen Jahr eine Infrastrukturgesellschaft<br />

für den Schienenpersonennahverkehr<br />

als Tochtergesellschaft einer von <strong>Region</strong> und Landeshauptstadt<br />

getragenen Gesellschaft gebildet.<br />

– Die <strong>Region</strong> ist zuständig für die Wirtschaftsförderung<br />

und das <strong>Region</strong>almarketing; darüber hinaus ist sie<br />

auch – neben den staatlichen Stellen – zuständig für<br />

Beschäftigungsförderung. Im operativen Bereich kann<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 255<br />

Wedemark<br />

Langenhagen<br />

Seelze <strong>Hannover</strong><br />

GehrHemdenRonnenmingenberg<br />

Wennigsen<br />

Springe<br />

Pattensen<br />

Burgwedel<br />

Isernhagen<br />

Laatzen<br />

Burgdorf<br />

Lehrte<br />

Sehnde<br />

Uetze<br />

sie sich zur Erfüllung ihrer Aufgaben mehrerer Gesellschaften,<br />

z.B. der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Grundstücksgesellschaft<br />

(HRG), der <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> Beschäftigungsgesellschaft<br />

(HRB) und des Technologie Centrums<br />

<strong>Hannover</strong> (TCH), bedienen.<br />

– Im Bereich des Umweltschutzes (Naturschutz, Gewässerschutz,<br />

Bodenschutz) bündelt die <strong>Region</strong> alle wesentlichen<br />

Aufgaben, die vor dem 1. November 2001<br />

vom Landkreis <strong>Hannover</strong>, von der Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong> und von der Bezirksregierung <strong>Hannover</strong><br />

wahrgenommen wurden. Ab 2003 wird die <strong>Region</strong><br />

zudem für die Abfallbeseitigung zuständig sein, womit<br />

für den gesamten Großraum auch eine einheitliche<br />

Abfallpolitik ermöglicht wird.<br />

– Die <strong>Region</strong> ist nicht nur Trägerin der <strong>Region</strong>alplanung,<br />

sondern ist auch selbst untere Landesplanungsbehörde<br />

(und damit z.B. verantwortlich für Raumordnungsverfahren)<br />

und Genehmigungsbehörde für die Flächennutzungsplanung<br />

der Städte und Gemeinden. Für die<br />

kleineren regionsangehörigen Kommunen nimmt die<br />

<strong>Region</strong> zudem die Aufgaben der Bauaufsichtsbehörde<br />

wahr.


256<br />

REGIONALREFORM ALS INNOVATION<br />

Abb. 19-2 Verwaltungsstruktur in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Vor der Bildung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Quelle: <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Bezirksregierung <strong>Hannover</strong><br />

Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong><br />

Landkreis <strong>Hannover</strong><br />

20 kreisangehörige Städte und Gemeinden<br />

Nach der Bildung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Bezirksregierung <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

21 regionsangehörige Städte und Gemeinden<br />

Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong><br />

– Ansprechende Naherholungsmöglichkeiten werden in<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als wichtiger Beitrag zur Sicherung<br />

und Steigerung der Lebensqualität gesehen. Deswegen<br />

ist die Planung, Förderung und Trägerschaft<br />

regional bedeutsamer Erholungseinrichtungen der<br />

Kommunen ausdrücklich eine regionale Aufgabe; u.a.<br />

ist die <strong>Region</strong> für den Zoo <strong>Hannover</strong>, der in den vergangenen<br />

Jahren wegen seines herausragenden Edutainment-Konzepts<br />

bundesweite Anerkennung erfuhr,<br />

verantwortlich.<br />

– Im Bereich des Gesundheitswesens wird die <strong>Region</strong> ab<br />

2003 Trägerin sämtlicher Krankenhäuser sein, die<br />

früher vom Landkreis <strong>Hannover</strong> und von der Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong> betrieben wurden. Auch in diesem<br />

Bereich besteht dann die Möglichkeit einer einheitlichen<br />

politischen Weichenstellung, z.B. hinsichtlich der<br />

optimalen Betriebsform für die zur <strong>Region</strong> gehörenden<br />

Krankenhäuser.<br />

Diese Beispiele zeigen, dass die Möglichkeiten der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> zu gebündeltem regionalen Entscheiden<br />

und Handeln erheblich weiter gehen, als dies bei Landkreisen,<br />

<strong>Region</strong>alverbänden und staatlichen Mittelbehörden<br />

ansonsten der Fall ist.<br />

19.3 Vorteile der <strong>Region</strong>sbildung<br />

Mit der Bildung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wurden die regionalen<br />

Kompetenzen mehrerer Behörden gebündelt<br />

(Abb.19-2). Konsequenterweise wurden deswegen der<br />

Landkreis <strong>Hannover</strong> und der Kommunalverband Großraum<br />

<strong>Hannover</strong> aufgelöst. Auf die geschlossene Außendarstellung<br />

und die einheitliche politische Verantwortung<br />

als entscheidende Vorteile wurde bereits hingewiesen.<br />

Darüber hinaus soll die <strong>Region</strong> als Rechtsnachfolgerin<br />

von Landkreis und Verband nicht nur bürgerorientierter<br />

und Kosten sparender arbeiten als ihre Vorgängerinstitutionen,<br />

sondern insbesondere sollen die Verwaltungsabläufe<br />

verkürzt und die Transparenz bezüglich der Zuständigkeiten<br />

und politischen Verantwortlichkeiten erhöht<br />

werden.<br />

Eine wichtige Rolle in der politischen Vorbereitung der<br />

<strong>Region</strong> hat der Aspekt des Vorteils- und Lastenausgleichs<br />

zwischen den finanzstärkeren und -schwächeren Kommunen<br />

gespielt. Insbesondere die erhebliche finanzielle<br />

Belastung der Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> durch Kosten<br />

der Sozial- und Jugendhilfe wurde dabei thematisiert.<br />

Da alle Kommunen des Großraums an einer leistungsund<br />

handlungsfähigen Kernstadt interessiert sind, bestand<br />

breite Einigkeit darüber, dass die Landeshauptstadt<br />

von ihren besonderen finanziellen Verpflichtungen<br />

entlastet werden sollte. Seit dem 1. November ist die<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> für den gesamten Großraum örtliche<br />

Trägerin der Sozial- und Jugendhilfe, was bedeutet, dass<br />

die erforderlichen Leistungen in der gesamten <strong>Region</strong><br />

auch durch sämtliche regionsangehörige Kommunen<br />

solidarisch finanziert werden.<br />

Zu betonen ist, dass mit der <strong>Region</strong>sbildung zwar eine<br />

Bündelung von Verantwortlichkeiten bewirkt werden sollte,<br />

jedoch nicht eine Zentralisierung öffentlicher Aufga-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 257<br />

ben. Deswegen wurde mit der <strong>Region</strong>sbildung gleichzeitig<br />

das kommunale Dienstleistungsangebot vor Ort<br />

verbessert. Die Kommunen bleiben nämlich nicht nur<br />

eigenständig, sondern können zusätzlich Aufgaben<br />

übernehmen (und haben dies zum Teil auch schon getan),<br />

die bislang vom Landkreis wahrgenommen wurden<br />

(z.B. Schulträgerschaft, Bauaufsicht). Außerdem werden<br />

die Kommunen im operativen Bereich für diejenigen regionalen<br />

Aufgaben herangezogen, die bürgernah erledigt<br />

werden müssen (insbesondere die Gewährung von<br />

Leistungen in der Sozialhilfe).<br />

19.4 Die neue <strong>Region</strong> und ihre Organe<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist Gebietskörperschaft und Gemeindeverband,<br />

d.h. sie ist nicht wie der frühere Kommunalverband<br />

Großraum <strong>Hannover</strong> ein Zweckverband, sondern<br />

fügt sich als kreisähnliches Gebilde auch in das Gefüge<br />

der niedersächsischen Landkreise ein. Die Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong> ist nicht mehr kreisfrei, hat aber entsprechend<br />

ihrer Größe und Bedeutung eine Reihe von Rechten<br />

und Aufgaben wie eine kreisfreie Stadt. Die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> ist Mitglied im Niedersächsischen Landkreistag,<br />

wegen ihrer besonderen Aufgaben und in Fortführung<br />

der Tradition des Kommunalverbandes aber auch außerordentliches<br />

Mitglied im Deutschen Städtetag.<br />

Die interne Struktur der <strong>Region</strong> entspricht dem üblichen<br />

Aufbau kommunaler Gebietskörperschaften in Niedersachsen.<br />

Wichtigstes Organ der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist<br />

das regionale „Parlament“, die <strong>Region</strong>sversammlung,<br />

deren 84 Abgeordnete direkt von der Bevölkerung der<br />

<strong>Region</strong> gewählt wurden. In dieser <strong>Region</strong>sversammlung<br />

sind vier Fraktionen sowie zwei Einzelabgeordnete vertreten.<br />

Die Ausschüsse der <strong>Region</strong>sversammlung haben<br />

sich konstituiert. Weitere Organe neben der <strong>Region</strong>sversammlung<br />

sind der <strong>Region</strong>sausschuss und der direkte<br />

gewählte <strong>Region</strong>spräsident (mit Stimmrecht in der<br />

<strong>Region</strong>sversammlung).<br />

Die <strong>Region</strong>sverwaltung ist derzeit ein Schmelztiegel<br />

unterschiedlicher Verwaltungstraditionen – bei ihrer Bildung<br />

wurde nämlich Personal des Landkreises <strong>Hannover</strong>,<br />

des Kommunalverbandes Großraum <strong>Hannover</strong>, der Landeshauptstadt<br />

sowie – wenn auch in begrenztem Umfang<br />

– der Bezirksregierung <strong>Hannover</strong> zusammengeführt. Die<br />

Personalstärke der neuen <strong>Region</strong>sverwaltung beträgt<br />

(ohne Krankenhäuser und Abfallwirtschaftsbetriebe) ca.<br />

1.800 – wenn die Beschäftigten des Abfallwirtschaftsbetriebs<br />

und des Klinikums der Landeshauptstadt im Jahr<br />

2003 zur <strong>Region</strong> wechseln, wird sie ca. 10.000 betragen.<br />

Die <strong>Region</strong>sverwaltung wird vom <strong>Region</strong>spräsidenten<br />

geleitet und ist in vier Dezernate für die Aufgabenbereiche<br />

Organisationale Infrastruktur (Dez.I), Soziale Infrastruktur<br />

(Dez. II), Ökologie und Planung (Dez. III) sowie<br />

Sicherheit, Wirtschaft und Verkehr (Dez. IV) gegliedert.<br />

Diese Dezernate werden künftig von je einem hauptamtlichen<br />

<strong>Region</strong>srat bzw. einer hauptamtlichen <strong>Region</strong>srätin<br />

geleitet. Unterhalb der Dezernatsebene wurden 11 Fachbereiche<br />

eingerichtet, die an die Stelle der früheren<br />

Ämter des Landkreises bzw. der Fachbereiche des Kommunalverbandes<br />

getreten sind (Abb.19-3).


258<br />

REGIONALREFORM ALS INNOVATION<br />

Abb. 19-3 Organigramm der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Quelle: <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

19.5 Ein (r)evolutionärer Prozess<br />

Die fast revolutionär anmutende <strong>Region</strong>alreform im<br />

Großraum <strong>Hannover</strong> ist in Wirklichkeit das Ergebnis<br />

eines evolutionären Prozesses. Der Großraum <strong>Hannover</strong><br />

kann nämlich auf fast vier Jahrzehnte erfolgreicher interkommunaler<br />

Kooperation in wichtigen regionalen Aufgabenbereichen<br />

zurückblicken. Seit der Gründung des<br />

Verbandes Großraum <strong>Hannover</strong> im Jahr 1963 wurde für<br />

Kernstadt und Nachbarkommunen eine gemeinsame Entwicklungsplanung<br />

betrieben, die stets einen hohen Grad<br />

an Verbindlichkeit und Umsetzungsorientierung aufwies.<br />

Beispielsweise wurden für Zwecke der Wirtschaftsförderung<br />

und der Naherholung schon früh strategisch wichtige<br />

Grundstücke erworben und aufbereitet. 1970<br />

wurde im Großraum <strong>Hannover</strong> der GVH als der (nach<br />

dem Hamburger HVV) zweite deutsche Verkehrsverbund<br />

geschaffen, wodurch die innere Integration des Verbandsbereichs<br />

in besonderer Weise vorangetrieben<br />

wurde.<br />

Der Großraumverband, der im Laufe seiner Geschichte<br />

organisatorische Veränderungen durchlief, war seit<br />

1980 als Zweckverband (seit 1992 unter der Bezeichnung<br />

„Kommunalverband Großraum <strong>Hannover</strong>“) für vier<br />

regionale Kernaufgaben verantwortlich, nämlich die <strong>Region</strong>alplanung,<br />

den Öffentlichen Personennahverkehr,<br />

die Wirtschaftsförderung und die Naherholung. Damit<br />

wurden wesentliche regionale Aufgaben – teils auf<br />

gesetzlicher Grundlage, teils durch freiwillige Übertragung<br />

seitens der Landeshauptstadt und des Landkreises<br />

als Verbandsglieder – ganz selbstverständlich und unbestritten<br />

in regionaler Trägerschaft wahrgenommen, was<br />

auch eine solidarische Finanzierung dieser Aufgaben<br />

durch die Verbandsglieder bedeutete. In diesem Zusammenhang<br />

sei auch darauf hingewiesen, dass bereits<br />

1974 das Umland der Landeshauptstadt einer gründlichen<br />

Strukturreform unterzogen wurde, indem aus rund<br />

200 Gemeinden, die zu fünf verschiedenen Landkreisen<br />

gehörten, die heute noch bestehenden 20 Städte und<br />

Gemeinden gebildet und in einem großen Ringkreis zusammengeschlossen<br />

wurden. Nur diese verschiedenen<br />

historischen Aspekte machen verständlich, warum die<br />

<strong>Region</strong>alreform im Großraum <strong>Hannover</strong> in weitestgehendem<br />

politischen Konsens und in verhältnismäßig kurzer<br />

Zeit realisiert werden konnte.<br />

Die jetzt abgeschlossene Reform hatte ihren Ursprung an<br />

der Jahreswende 1995/96 in einer Diskussion um die<br />

Möglichkeiten einer verbesserten Außendarstellung der<br />

<strong>Region</strong>. Um das Thema aus dem gerade beginnenden<br />

Kommunalwahlkampf 1996 herauszuhalten, kündigten<br />

die damaligen Verwaltungschefs von Landeshauptstadt,<br />

Landkreis und Kommunalverband eine eigene Konzeption<br />

für eine <strong>Region</strong>alreform an, die im Herbst 1996 als<br />

„Blaues Papier“ vorgelegt wurde. Dieser Vorschlag skizzierte<br />

schon weitgehend das jetzt realisierte Modell und<br />

diente gleichzeitig als politische Diskussionsgrundlage.<br />

Ende 1997 lag mit dem „Gelben Papier“ eine Konkretisierung<br />

des Blauen Papiers sowie ein Finanzierungsmodell<br />

für die <strong>Region</strong> vor. Interessanterweise fand der Vorschlag<br />

unter den kommunalen Akteuren der <strong>Region</strong> brei-<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 259<br />

te Zustimmung. Nachdem sich Ende 1998 alle drei beteiligten<br />

kommunalen Körperschaften mit Gremienbeschlüssen<br />

für die Bildung der <strong>Region</strong> ausgesprochen hatten,<br />

leitete der Innenminister das Gesetzgebungsverfahren<br />

ein.<br />

Da das Reformprojekt von kommunalen Akteuren auf<br />

den Weg gebracht worden war, wurden die Kommunen<br />

vom Innenminister schon früh und sehr intensiv in das<br />

Gesetzgebungsverfahren einbezogen. Eine Lenkungsgruppe<br />

kommunaler Spitzenbeamter unter Federführung<br />

des Kommunalverbandes (unterstützt durch eine Arbeitsgruppe<br />

kommunaler Fachleute) begleitete das Verfahren,<br />

koordinierte die Stellungnahmen und diente dem Ministerium<br />

als Gesprächspartner. Durch dieses diskursive<br />

Verfahren vergingen zwischen der Vorlage des ersten<br />

Eckpunktepapiers des Innenministeriums im April 1999<br />

bis zum Beschluss des Niedersächsischen Landtags am<br />

16.5.2001 nur gut zwei Jahre. Da im Laufe des Verfahrens<br />

bei strittigen Fragen stets auch tragfähige Kompromisse<br />

gefunden wurden (u.a. entfiel die ursprünglich vorgesehene<br />

Gemeindekammer als beratendes Organ),<br />

konnte das Gesetz im Niedersächsischen Landtag mit<br />

nur einer Gegenstimme beschlossen werden. Dieses<br />

Ergebnis kam nicht ganz überraschend, da eine Anhörung<br />

im Landtag schon im Dezember 2000 eine breite<br />

Zustimmung der gesellschaftlichen Gruppen zur <strong>Region</strong>sbildung<br />

erbracht hatte.<br />

19.6 Erfolgsfaktoren der <strong>Region</strong>alreform<br />

Außerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird es meist mit Überraschung<br />

registriert, dass die <strong>Region</strong>alreform im Großraum<br />

<strong>Hannover</strong> vergleichsweise geräuschlos verlaufen<br />

ist. Neben dem durch die Existenz eines regionalen Verbandes<br />

gewachsenen regionalen Bewusstsein sind hierfür<br />

mehrere Kompromissbausteine verantwortlich, die<br />

das <strong>Hannover</strong>aner Modell von anderen, z.T. gleichzeitig<br />

diskutierten Reformansätzen unterscheidet.<br />

– Im Gegensatz etwa zu dem in den Jahren 1996/97<br />

diskutierten Jordan-Vorschlag für den Rhein-Main-<br />

Raum, der wertvolle Anregungen für das „Blaue Papier“<br />

lieferte, war in <strong>Hannover</strong> stets klar, dass nur bestimmte<br />

„operative“ Aufgaben der Bezirksregierung auf die<br />

<strong>Region</strong> verlagert werden sollten, während eine Auflösung<br />

der Bezirksregierung nie ernsthaft angestrebt<br />

wurde. Dadurch wurde dem Land die Möglichkeit gegeben,<br />

sich konstruktiv an der Erprobung neuer Verwaltungsstrukturen<br />

zu beteiligen.<br />

– Auch hinsichtlich der Position der Landeshauptstadt<br />

mussten Kompromisse gefunden werden. Obwohl<br />

diese mit rd. 515.000 Einwohnern erheblich größer<br />

ist als die nächstgrößte Kommune der <strong>Region</strong> mit ca.<br />

65.000 Einwohnern, war keine Auflösung der Landeshauptstadt<br />

in selbstständige Stadtbezirke vorgesehen.<br />

Da schon früh klar war, dass diese ihre Kreisfreiheit<br />

aufgeben müsste, sollte sie im übertragenen Wirkungskreis<br />

grundsätzlich behandelt werden wie eine<br />

kreisfreie Stadt.<br />

– Für die Akzeptanz der Reform im Kreisgebiet war von<br />

besonderer Bedeutung, dass weder eine Gemeinde-


260<br />

REGIONALREFORM ALS INNOVATION<br />

gebietsreform vorgesehen war noch gemeindliche Kompetenzen<br />

nach „oben“, d.h. auf die <strong>Region</strong>, verlagert<br />

werden sollten, sondern die Städte und Gemeinden<br />

durch zusätzliche Kompetenzen gestärkt werden sollten.<br />

– Schließlich erstreckt sich das Modell nur auf die Landeshauptstadt<br />

und den sie umgebenden Landkreis – eine<br />

Einbeziehung der Landkreise des „2. Ringes“ wäre<br />

trotz deren intensiven Verflechtungen mit dem engeren<br />

Großraum <strong>Hannover</strong> unrealistisch gewesen.<br />

Auch dass das Modell von drei anerkannten kommunalen<br />

Praktikern „von unten“ entwickelt worden war und<br />

das Land bei der Ausgestaltung des Gesetzes den intensiven<br />

Dialog mit den regionalen Akteuren suchte, trug<br />

zum Erfolg bei. Bemerkenswert ist schließlich die Tatsache,<br />

dass eine echte parteipolitische Polarisierung in der<br />

Reformdiskussion nicht eintrat. Klar erkennbar wird aus<br />

diesen Ausführungen, dass der Wille zur Bildung der<br />

<strong>Region</strong> offenbar stärker war als die ungelösten Probleme.<br />

Außerdem vertraten die entscheidenden Akteure die<br />

Auffassung, dass der Einstieg in die <strong>Region</strong> wichtiger<br />

wäre als die perfekte Lösung aller Einzelprobleme.<br />

Die Stringenz des Reformprozesses, der hohe Konsensgrad<br />

und nicht zuletzt die Initiativkraft der kommunalen<br />

Akteure sind Belege dafür, dass regionales Denken und<br />

Handeln im Großraum <strong>Hannover</strong> nicht nur fest verankert<br />

sind, sondern auch eine von vielen Beobachtern anfangs<br />

nicht für möglich gehaltene Triebkraft entwickelt haben.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ist inzwischen zum Vorbild für<br />

mehrere andere kleinere und größere Verdichtungsräume<br />

in ganz Deutschland geworden, die das hier gewonnene<br />

Know-how für die Neuordnung ihrer regionalen<br />

Organisationsstruktur verwerten wollen.<br />

19.7 Ausblick<br />

Mit der <strong>Region</strong>sbildung ist der Großraum <strong>Hannover</strong> gut<br />

gerüstet für die zahlreichen Herausforderungen, denen<br />

Steinhuder Meer<br />

sich die Wirtschaftsräume in einer Zeit zunehmend globaler<br />

Verflechtungen und Abhängigkeiten stellen müssen.<br />

Die Hauptaufgabe der nächsten Jahre wird es sein, die<br />

erwarteten Effekte der <strong>Region</strong>alreform zu realisieren.<br />

Dazu zählt neben hoher Effizienz auch die Erreichung<br />

der finanzwirksamen Synergieeffekte. Da von politischer<br />

Seite betriebsbedingte Kündigungen ausgeschlossen wurden,<br />

wird es vor allem darum gehen, im Zuge natürlicher<br />

Fluktuation die der <strong>Region</strong> übertragenen Aufgaben künftig<br />

mit weniger Personal als in den Ursprungsbehörden<br />

zu erfüllen. Als politische Erwartung stehen mittelfristig<br />

Einsparungen in Höhe von ca. 20 Millionen € im Raum.<br />

Da die wirtschaftlichen Verflechtungen der Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong> deutlich über die Grenzen der <strong>Region</strong><br />

hinausgehen, was sich nicht zuletzt in den Pendelverflechtungen<br />

und in der Ausdehnung des neuen S-Bahn-<br />

Systems ausdrückt, kommt der Zusammenarbeit mit den<br />

benachbarten kommunalen Körperschaften eine große<br />

und künftig noch steigende Bedeutung zu. Dies gilt vor<br />

allem für die an die <strong>Region</strong> angrenzenden Landkreise,<br />

aber auch für die größeren Städte, die sich seit einigen<br />

Jahren zusammen mit der Landeshauptstadt im „Städtenetz<br />

EXPO-<strong>Region</strong>“ zusammengeschlossen haben und<br />

auch eng mit dem früheren Kommunalverband Großraum<br />

<strong>Hannover</strong> als kooptiertem Mitglied zusammengearbeitet<br />

haben. Schon heute belegt eine Reihe von Kooperationsansätzen<br />

über die Grenze der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

hinaus, dass sich die Verantwortlichen innerhalb und<br />

außerhalb der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> der intensiven Verflechtungen<br />

und der Bedeutung sachbezogener Kooperation<br />

bewusst sind. Neben den schon seit mehreren Jahren<br />

praktizierten Übergangsregelungen im ÖPNV-Tarif zu<br />

den Landkreisen Schaumburg und Peine und der Zusammenarbeit<br />

im Tourismusverein <strong>Hannover</strong>-<strong>Region</strong> hat dies<br />

nicht zuletzt der gemeinsame Expo-Auftritt der erweiterten<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im Jahr 2000 eindrucksvoll belegt.<br />

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Willke, G.: Die Zukunft unserer Arbeit. Lizenzausgabe<br />

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1998.<br />

Autorenverzeichnis<br />

Dr. Arno Brandt<br />

Jahrgang 1955<br />

NORD/LB <strong>Region</strong>alwirtschaft<br />

Dipl.-Ing. Martina Flamme-Jasper<br />

Jahrgang 1956<br />

Journalistin und Autorin<br />

Dipl.-Geogr. Matthias Franck<br />

Jahrgang 1972<br />

Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung<br />

Jahrgang 1949<br />

Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Dipl.-Ing. Wolfgang Koschorke<br />

Jahrgang 1947<br />

Heinz-Piest Institut für Handwerkstechnik an der<br />

Universität <strong>Hannover</strong><br />

Prof. Dr. Axel Priebs<br />

Jahrgang 1956<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>, Dezernat 3 Ökologie und Planung<br />

PD Dr. Javier Revilla Diez<br />

Jahrgang 1965<br />

Geographisches Institut der Universität <strong>Hannover</strong>,<br />

Abteilung Wirtschaftsgeographie<br />

Prof. Dr. Lothar Schäffner<br />

Jahrgang 1943<br />

Fachbereich Erziehungswissenschaften der<br />

Universität <strong>Hannover</strong>,<br />

Institut für Erwachsenenbildung<br />

Fritz Stöcker<br />

Jahrgang 1944<br />

Berufsbildende Schule 3 der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Dipl.-Geogr. Kai Weber<br />

Jahrgang 1967<br />

Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Dipl.-Ing. Robert Wegner<br />

Jahrgang 1962<br />

Institut für Entwerfen und Architektur der<br />

Universität <strong>Hannover</strong>,<br />

Abteilung Entwerfen – Gebäudelehre und Architekturtheorie<br />

Architekturbüro Wegner<br />

Dipl.-Geogr. Janin Wieja<br />

Jahrgang 1973<br />

NORD/LB <strong>Region</strong>alwirtschaft<br />

265


266<br />

WICHTIGE KONTAKTADRESSEN IN DER REGION HANNOVER<br />

Wichtige Kontaktadressen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Anschrift Telefon Fax<br />

Existenzgründungs-Initiative <strong>Hannover</strong> e.V. 0511-3 66 15 51 0511-3 66 15 49<br />

Herr Kai Koslick<br />

Prinzenstraße 12<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Handwerkskammer <strong>Hannover</strong> 0511-3 48 59-34 0511-3 48 59-88<br />

Herr Jans-Paul Ernsting<br />

Berliner Allee 17<br />

30175 <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Hannover</strong> Marketing GmbH 0511-1 23 49 00 0511-1 23 49 10<br />

Herr Hans-Christian Nolte<br />

Bahnhofstr. 6<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Hannover</strong>-Fonds Unternehmensbeteiligungs- 0511-3 46 20 30 0511-3 46 38 02<br />

gesellschaft mbH & Co.KG<br />

Herr Ernst Magenheimer<br />

Goseriede 7<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

hier.de gmbh&co.kg 0511-33 45 45 35 0511-33 45 45 45<br />

<strong>Hannover</strong> Internet Einkaufs <strong>Region</strong><br />

Herr Decker<br />

Raschplatz 4<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

HRG – <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> 0511-3 66 19 11 0511-3 66 19 19<br />

Grundstücksgesellschaft mbH & Co. KG<br />

Herr Wolf-Dieter Petersen<br />

Prinzenstraße 12<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

HRG <strong>Hannover</strong> Stadt mbH & Co. KG 0511-30 75 57 11 0511-30 75 57 15<br />

Herr Thomas Heinemann<br />

Karmaschstr. 42<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

htn <strong>Hannover</strong>sche Telekommunikations- 0511-4 30 35 60 0511-4 30 31 94<br />

und Netzgesellschaft mbH<br />

Herr Kleint<br />

Glockseestr. 33<br />

30169 <strong>Hannover</strong><br />

Industrie- und Handelskammer 0511-31 07- 0 0511-31 07- 333<br />

<strong>Hannover</strong>-Hildesheim<br />

Herr Dr. Wilfried Prewo<br />

Schiffgraben 49<br />

30175 <strong>Hannover</strong><br />

IPA Investment Promotion Agency 0511-3 61 59 05 0511-3 61 59 09<br />

Niedersachsen<br />

Herr Dr. Klaus v. Voigt<br />

Hamburger Allee 4<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> 0511-3 60 04 02 0511-3 60 01 70<br />

Abt. Wirtschaftsförderung<br />

Herr Peter Wachner<br />

Aegidientorplatz 1<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> 0511-16 84 59 81 0511-16 84 70 90<br />

Wirtschaftsdezernat<br />

Herr Michael Karoff<br />

Trammplatz 2<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Wichtige Kontaktadressen in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 267<br />

Anschrift Telefon Fax<br />

Landestreuhandstelle 0511-3 61 55 03 0511-3 61 92 92<br />

Herr Dr. Ebke<br />

Hamburger Allee 4<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung 0511-34 13 92 0511-3 18 04 00<br />

Herr Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung<br />

Schiffgraben 33<br />

30175 <strong>Hannover</strong><br />

NILEG Niedersächsische Gesellschaft für 0511-8 11 64 61 0511-81 16 50<br />

Landesentwicklung und Wohnungsbau mbH<br />

Herr Henning Storck<br />

Walter-Gieseking-Str. 6<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Norddeutsche Landesbank Girozentrale 0511-3 61 51 04 0511-3 61 40 78<br />

<strong>Region</strong>alwirtschaft<br />

Herr Dr. Arno Brandt<br />

Georgsplatz 1<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 0511-61 62 32 37 0511-61 62 34 53<br />

Fachbereich Wirtschafts- und<br />

Beschäftigungsförderung<br />

Herr Mattias Böhle<br />

Prinzenstraße 12<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Region</strong>ale Beteiligungsgesellschaft der 0511-32 18 11 0511-32 18 97<br />

Kreissparkasse <strong>Hannover</strong> mbH & Co. KG<br />

Frau Stephanie Breitner<br />

Breite Str. 6-8<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Region</strong>ale Beteiligungsgesellschaft für 0511-32 18 26 0511-32 18 97<br />

Innovationsanwendungen mbH & Co. KG<br />

Herr Weddrin<br />

Breite Str. 6-8<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Region</strong>ales Immobilienbüro <strong>Hannover</strong> GmbH 0511-32 51 70 0511-32 59 13<br />

Herr Staudenmaier<br />

Breite Str. 6-8<br />

30159 <strong>Hannover</strong><br />

Stadtsparkasse <strong>Hannover</strong> 0511-3 46 23 46 0511-3 46 23 07<br />

Bereich Firmenkunden<br />

Frau Karen Bartlau<br />

Raschplatz 4<br />

30161 <strong>Hannover</strong><br />

Technologie Centrum <strong>Hannover</strong> GmbH 0511-9 35 71 25 0511-9 35 71 00<br />

Herr Siegfried Hupe<br />

Vahrenwalder Str. 7<br />

30165 <strong>Hannover</strong><br />

Tourismusverband <strong>Hannover</strong> <strong>Region</strong> e.V. 0511-3 66 19 88 0511-3 66 19 97<br />

Frau Petra Boerger<br />

Prinzenstraße 12<br />

30159 <strong>Hannover</strong>


268<br />

WIRTSCHAFTSFÖRDERUNG IN DER REGION HANNOVER<br />

Wirtschaftsförderung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

SGB mbH Stadtentwicklungs- Tel.: 0 51 05-51 66 96<br />

Jürgen Drebes gesellschaft Fax: 0 51 05-51 66 98<br />

Poststraße 1 Barsinghausen Email: mail@sgb-barsinghausen.de<br />

30890 Barsinghausen Internet: www.barsinghausen.de<br />

Stadt Burgdorf Wirtschaftsförderung Tel.: 0 51 36-8 98-1 38<br />

André Scholz Fax: 0 51 36-8 98-1 12<br />

Vor dem <strong>Hannover</strong>schen Tor 1 Email: scholz@burgdorf.de<br />

31303 Burgdorf Internet: www.burgdorf.de<br />

Gemeinde Burgwedel Gemeindedirektor Tel.: 0 51 39-89 73-28<br />

Hannes Schönhoff Fax: 0 51 39-89 73-55<br />

Fuhrberger Straße 4 Email: info@burgwedel.de<br />

30938 Burgwedel Internet: www.burgwedel.de<br />

Stadt Garbsen Wirtschaftsförderung Tel.: 0 51 31-7 07-3 12, -3 60<br />

Jürgen Stoffregen, Bernd Fünfkirchler Fax: 0 51 31-7 07-3 10<br />

Rathausplatz 1 Email: wirtschaftsfoerderung@garbsen.de<br />

30823 Garbsen Internet: www.garbsen.de<br />

Stadt Gehrden Stv. Stadtdirektor Tel.: 0 51 08-6 40-4 12, -4 19<br />

Christiane Kemnitz, Lisa Strecker Fax: 0 51 08-6 40-4 13<br />

Kirchstraße 1 - 3 Email: rathaus@gehrden.de; name@gehrden.de<br />

30989 Gehrden Internet: www.gehrden.de<br />

Stadt Hemmingen Wirtschaftsförderung Tel.: 05 11-41 03-1 18<br />

Thomas Dietmar Fax: 05 11-41 03-2 97<br />

Hoher Holzweg 15 A Email: wirtschaftsfoerderung@<br />

30966 Hemmingen stadthemmingen.de<br />

Internet: www.stadthemmingen.de<br />

Gemeinde Isernhagen Liegenschaften/ Tel.: 05 11-61 53-1 70, -1 73<br />

Michael Frerking, Ingrid Bertram Wirtschaftsförderung Fax: 05 11-61 53-4 82<br />

Bothfelder Straße 29 Email: gemeinde-isernhagen-amt20@t-online.de<br />

30916 Isernhagen Internet: www.isernhagen.de<br />

Stadt Laatzen Wirtschaftsförderung Tel.: 05 11-82 05-3 46, -3 11<br />

Ludwig Wucherpfennig Fax: 05 11-82 09-7 75<br />

Marktplatz 13 Email: wucherpfennig@laatzen.de<br />

30880 Laatzen Internet: www.laatzen.de<br />

Stadt Langenhagen Liegenschaften/ Tel.: 05 11-73 07-185, -186<br />

Jens Monsen, Thoralf Ohde Wirtschaftsförderung Fax: 05 11-73 07-198<br />

Marktplatz 1 Email: vorname.nachname@langenhagen.de<br />

30853 Langenhagen Internet: www.langenhagen.de<br />

Stadt Lehrte Liegenschaften/ Tel.: 051 32-5 05-2 40<br />

Rosemarie Wilhelm Wirtschaftsförderung Fax: 051 32-505-1 14<br />

Rathausplatz 1 Email: info@lehrte.de<br />

31275 Lehrte Internet: www.lehrte.de<br />

Stadt Neustadt a. R. Wirtschaftsförderung Tel.: 0 50 32-84-4 69<br />

Walter Berking Fax: 0 50 32-84-74 69<br />

Nienburger Straße 31 Email: wberking@neustadt-a-rbge.de<br />

31535 Neustadt a.R. Internet: www.neustadt-rbge.de<br />

Wirtschaftsförderung in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 269<br />

Stadt Pattensen Hauptamt Tel.: 0 51 01-10 01-92<br />

Karl-Heinz Hölscher Fax: 0 51 01-10 01-81<br />

Auf der Burg 1 - 2 Email: hoelscher@pattensen.de<br />

30982 Pattensen Internet: www.pattensen.de<br />

Stadt Ronnenberg stv. Stadtdirektor, Tel.: 05 11-46 00-1 05, -181<br />

Wolfgang Neumann, Frank Schulz Wirtschaftsförderung Fax: 05 11-46 00-2 98<br />

Hansastraße 38 Email: edv.ronnenberg@t-online.de<br />

30952 Ronnenberg Internet: www.ronnenberg.de<br />

Stadt Seelze Wirtschaftsförderung Tel.: 0 51 37-8 28-4 80<br />

Wolfgang Braun Fax: 0 51 37-8 28-1 99<br />

Rathausplatz 1 Email: stadt_seelze@compuserve.com<br />

30926 Seelze Internet: www.seelze.de<br />

Stadt Sehnde Kämmerei Tel.: 0 51 38-7 07-2 69<br />

Dirk Mahlmann Fax: 0 51 38-7 07-3 02<br />

Nordstraße 21 Email: stadt-sehnde@t-online.de<br />

31319 Sehnde Internet: www.sehnde.de<br />

Stadt Springe stv. Stadtdirektor, Tel.: 0 50 41-73-3 21, -3 03<br />

Hermann Aden, Henning Tegtmeyer Wirtschaftsförderung Fax: 0 50 41-73-2 83<br />

Zur Salzhaube 9 Email: stadt@springe.de<br />

31832 Springe Internet: www.springe.de<br />

Gemeinde Uetze Wirtschaftsförderung Tel.: 0 51 73-9 70-1 04<br />

Martin Rode Fax: 0 51 73-9 70-0 97<br />

Marktstraße 9 Email: rode@uetze.de<br />

31311 Uetze Internet: www.uetze.de<br />

Gemeinde Wedemark Wirtschaftsförderung Tel.: 0 51 30-5 81-3 61<br />

Carsten Niemann Fax: 0 51 30-5 81-1 61<br />

Stargarder Straße 28 Email: carsten.niemann@wedemark.de<br />

30900 Wedemark Internet: www.wedemark.de<br />

Gemeinde Wennigsen Kämmerei Tel.: 0 51 03-70 07-35<br />

Volker Meyer Fax: 0 51 03-70 07-16<br />

Hauptstraße 1 - 2 Email: info@gemeindewennigsen.de<br />

30974 Wennigsen Internet: www.wennigsen.de<br />

Stadt Wunstorf Wirtschaftsförderung/ Tel.: 0 50 31-1 01-2 27<br />

Uwe Schwamm Fremdenverkehr Fax: 0 50 31-1 01-3 60<br />

Südstraße 1 Email: stadt.wunstorf@t-online.de<br />

31515 Wunstorf Internet: www.wunstorf.de<br />

Landeshauptstadt <strong>Hannover</strong> Liegenschaften/ Tel.: 05 11-16 84-58 89<br />

Uwe Platz, Herbert Fresen Wirtschaftsförderung Fax: 05 11-16 84-12 45<br />

Brüderstraße 6 Email: uwe.platz.23@hannover-stadt.de<br />

30159 <strong>Hannover</strong> Internet: www.hannover.de<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> Wirtschafts- und Tel.: 05 11-6 16-2 32 36<br />

Haus der Wirtschaftsförderung Beschäftigungsförderung Fax: 05 11-6 16-2 34 53<br />

Mattias Böhle, Michael Krantz Email: wirtschaftsfoerderung@region-hannover.de<br />

Prinzenstraße 12 Internet: www.region-hannover.de<br />

30159 <strong>Hannover</strong>


270<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong><br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 271<br />

IMPRESSUM:<br />

HERAUSGEBER<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Niedersächsisches Institut für Wirtschaftsforschung<br />

Norddeutsche Landesbank<br />

DRUCK:<br />

Pinkvoss, <strong>Hannover</strong><br />

Auflage: 5.000<br />

ISSN: 0175-5951<br />

GESTALTUNG:<br />

Mann + Maus oHG<br />

FOTOS:<br />

Karl Johaentges<br />

Jo Geils-Heim<br />

NORD/LB<br />

Universität <strong>Hannover</strong><br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>


Organisationseinheit Team Kommunikation<br />

Dienstgebäude Hildesheimer Straße 20<br />

D-30169 <strong>Hannover</strong><br />

Durchwahl (0511 ) 616 22 208<br />

Telefax (0511) 616 22 495<br />

E-Mail: presse@region-hannover.de<br />

Internet: www.region-hannover.de ISSN 0175-5951

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