Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW
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ZUSAMMENFASSUNG DER WICHTIGSTEN ERGEBNISSE<br />
butionsregion noch verstärkt. <strong>Hannover</strong> verfügt, u.a.<br />
forciert durch Expo und CeBIT, zudem über eine hoch entwickelte<br />
Telekommunikationsinfrastruktur.<br />
Auch für das Gewerbeflächenpotenzial ist die gute wirtschaftsräumliche<br />
Lage und überregionale Attraktivität<br />
des Verdichtungsraumes von großer Bedeutung. Mit zahlreichen<br />
Gewerbegebieten an den Autobahnachsen und<br />
im suburbanen Teilraum hat die <strong>Region</strong> ein breites Angebot<br />
an attraktiven und sofort verfügbaren Flächen.<br />
Größere Gebiete sind allerdings nicht überall verfügbar<br />
und konzentrieren sich an wenigen Standorten. Die Bodenpreise<br />
sind relativ hoch.<br />
Der Nachfragedruck auf dem Immobilienmarkt in <strong>Hannover</strong><br />
ist offensichtlich nur unterdurchschnittlich. Dies gilt<br />
sowohl für die Wohnungsmieten und die Preise für<br />
Eigentumswohnungen als auch für die Büromieten.<br />
Ausnahme sind lediglich die Einzelhandelsmieten im<br />
Zentrum der Stadt <strong>Hannover</strong>, die aber im Trend der<br />
Großstädte mit mehr als 500.000 Einwohnern liegen.<br />
2. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Unternehmensstandort:<br />
Unternehmenszentralen und<br />
Gründungen von Betrieben<br />
Großunternehmen haben auch über Beziehungen zu<br />
Zulieferern und Dienstleistern eine wichtige Funktion für<br />
den Arbeitsmarkt einer <strong>Region</strong>. Unternehmenszentralen<br />
sind darüber hinaus aufgrund ihres Gewichts in der Hierarchie<br />
des Unternehmens von besonderer Bedeutung. In<br />
der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> befindet sich der Sitz einiger bedeutender<br />
Konzernzentralen, wenn auch im Vergleich der<br />
Verdichtungsräume nur ein mittlerer Platz belegt wird.<br />
Betrachtet man die 500 umsatzstärksten Unternehmen in<br />
Deutschland, so liegt <strong>Hannover</strong> auf dem 10. Platz unter<br />
20 <strong>Region</strong>en. Die Preussag AG als größtes Unternehmen<br />
der <strong>Region</strong> belegt Platz 33 der Liste der umsatzstärksten<br />
Unternehmen Deutschlands.<br />
Unternehmensfunktionen wie Management und Verwaltung,<br />
Ein- und Verkauf oder Fertigung charakterisieren<br />
die Wirtschaftsstruktur von Verdichtungsräumen in<br />
besonderer Weise. Eine Betrachtung der höherwertigen<br />
Dienstleistungsfunktionen und der Fertigungstätigkeiten<br />
innerhalb von Unternehmen gibt tendenziell Auskunft<br />
über die Bedeutung des Standortes innerhalb des Unternehmensgefüges.<br />
In der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind die leitenden<br />
Verwaltungsfunktionen in Betrieben des Produzierenden<br />
Gewerbes und des Dienstleistungssektors<br />
überdurchschnittlich vertreten. Bei anderen höherwertigen<br />
Dienstleistungen wie Unternehmensberater, DV-Fachleute<br />
etc. liegt <strong>Hannover</strong> dagegen etwas unter dem<br />
Durchschnitt. Insgesamt weist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> eine<br />
Funktionalstruktur auf, die der deutlich größerer Verdichtungsräume<br />
entspricht.<br />
Bei den Unternehmensgründungen nimmt <strong>Hannover</strong> in<br />
jüngster Zeit eine gute Position ein. Von 1995 bis 1999<br />
lag die <strong>Region</strong> bei den Gründungen je Erwerbsfähigem<br />
hinter München auf dem 2. Rang. Dies ist besonders auf<br />
die Gründungsintensität im Dienstleistungssektor zurück-<br />
zuführen. Auch bei den technologieorientierten Gründungen<br />
signalisieren die Daten für die <strong>Region</strong> ein gutes<br />
Gründungsklima.<br />
3. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Industriestandort:<br />
Strukturen und Entwicklungstrends<br />
Zwar hat das Verarbeitende Gewerbe im Strukturwandel<br />
der vergangenen 20 Jahre deutlich an Gewicht verloren,<br />
der industrielle Sektor bestimmt offenbar dennoch maßgeblich<br />
die Entwicklung auch anderer Wirtschaftszweige.<br />
Für die wirtschaftlichen Perspektiven spielt die Branchenzusammensetzung<br />
in einer <strong>Region</strong>, d.h. der Grad der<br />
Spezialisierung auf einzelne Branchen eine wesentliche,<br />
wenn auch nicht alles entscheidende Rolle. Innerhalb<br />
des Verarbeitenden Gewerbes ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
besonders auf den Straßenfahrzeugbau mitsamt der Zulieferbereiche<br />
spezialisiert. Weitere unter den Verdichtungsräumen<br />
überdurchschnittliche Bereiche sind der<br />
Bergbau mit Erdgasförderung und Kalibergbau sowie<br />
die Energiewirtschaft. Das Verarbeitende Gewerbe in<br />
der <strong>Region</strong> ist stark von Großbetrieben geprägt, die allgemein<br />
als wachstumsschwächer gelten als klein- und<br />
mittelbetriebliche Strukturen.<br />
Der Anteil der Fertigungsarbeitsplätze in den Industriebetrieben<br />
ist höher als im Durchschnitt der Verdichtungsräume.<br />
Bei den Qualifikationen der Beschäftigten zeigt<br />
sich ein überdurchschnittlich hoher Anteil an Arbeitnehmern<br />
mit mittleren Qualifikationen, d.h. an Facharbeitern,<br />
während die Anteile der gering Qualifizierten und<br />
der Fachhochschul- und Hochschulabsolventen deutlich<br />
unter dem Durchschnitt liegen.Die Exportquote der Industrie<br />
übersteigt den mittleren Wert im gesamten Bundesgebiet<br />
um ein Fünftel, sie ist zudem überdurchschnittlich<br />
gestiegen. Innerhalb Niedersachsens ist <strong>Hannover</strong> nach<br />
Wolfsburg der zweitwichtigste Exportstandort. Besonders<br />
erfolgreich ist die Exportwirtschaft im Bereich der<br />
Spitzentechnologie.<br />
In den 80er Jahren erreichte die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> beim<br />
Beschäftigungswachstum den vorletzten Platz vor den<br />
Montanregionen an Ruhr und Saar. In der ersten Phase<br />
nach der deutschen Einheit belegte <strong>Hannover</strong> bei den<br />
Beschäftigungsgewinnen immerhin schon Platz 6. Besonders<br />
gute Ergebnisse verzeichneten das Baugewerbe<br />
und überwiegend Konsumgüterindustrien. Von 1992 bis<br />
2000 waren die nun folgenden Beschäftigungsverluste<br />
in <strong>Hannover</strong> geringer als im Durchschnitt der Verdichtungsräume.<br />
Zuletzt verloren wie im Bundestrend vor<br />
allem das Baugewerbe, das Ernährungsgewerbe sowie<br />
Maschinenbau, Gummiverarbeitung und Chemische<br />
Industrie.<br />
4. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als Dienstleistungsstandort:<br />
Strukturen und Entwicklungstrends<br />
Im Dienstleistungssektor der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind<br />
320.000 Personen beschäftigt. Herausragend ist die<br />
Spezialisierung auf den Verkehrs- und Telekommunikationssektor,<br />
überdurchschnittlich vertreten sind auch das<br />
Versicherungsgewerbe, die öffentlichen und die haushaltsorientierten<br />
Dienstleistungen. Ein überdurchschnittliches<br />
Gewicht haben auch die unternehmensorientierten<br />
Dienstleistungen, hier allerdings nicht die Rechts- und<br />
Wirtschaftsberatung, die technische Beratung und Planung<br />
sowie die Werbung. Die <strong>Region</strong> weist bei Dienstleistungen<br />
eine relativ breite Spezialisierung auf, die<br />
ansonsten eher für die großen Verdichtungsräume charakteristisch<br />
ist.<br />
Die Entwicklung der Dienstleistungen in <strong>Hannover</strong> war in<br />
den 80er Jahren schwach. In der ersten Phase der Wiedervereinigung<br />
verbesserte die <strong>Region</strong> ihre Position von<br />
Rang 11 auf Rang 3 hinter Nürnberg und Bielefeld. Von<br />
1989 bis 1992 entstanden 36.000 Arbeitsplätze im<br />
Dienstleistungssektor der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong>. Nach dem<br />
Auslaufen des ersten Booms fiel <strong>Hannover</strong> wieder auf<br />
einen durchschnittlichen Wert unter den Verdichtungsräumen<br />
zurück. Hinter dem Bundestrend blieben vor<br />
allem der Groß- und Einzelhandel sowie die Finanzdienstleistungen<br />
zurück, während das Gastgewerbe, der<br />
Verkehrssektor und die unternehmensorientierten Dienstleistungen<br />
über dem Durchschnitt lagen. Insgesamt hat<br />
sich die Struktur von den haushaltsbezogenen hin zu den<br />
überregional orientierten Dienstleistungen verschoben.<br />
In den letzten Jahren haben sich die Dienstleistungen in<br />
der Stadt <strong>Hannover</strong> deutlich ungünstiger entwickelt als<br />
im Umland.<br />
Die Stadt <strong>Hannover</strong> gehört als Standort des Einzelhandels<br />
aufgrund der Einwohnerzahl naturgemäß nicht zu<br />
den Spitzenreitern bei den Umsätzen. Bezieht man den<br />
Einzelhandelsumsatz jedoch auf die Einwohnerzahl,<br />
liegt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> unter den deutschen Verdichtungsräumen<br />
an der Spitze. Auch die einzelhandelsrelevante<br />
Kaufkraft erreicht einen Spitzenwert gleichauf<br />
mit Rhein-Main, Hamburg und Düsseldorf hinter München.<br />
Per Saldo kommen rund 10% der in der <strong>Region</strong><br />
erwirtschafteten Umsätze von außerhalb des Großraums.<br />
Die Stadt <strong>Hannover</strong> liegt bei dieser Zentralität<br />
genannten Größe mit einem Wert von 134 bundesweit<br />
auf dem zweiten Rang hinter Karlsruhe, während das<br />
Umland nur 90 erreicht. Diese Spanne innerhalb der<br />
<strong>Region</strong> ist höher als in allen anderen Verdichtungsräumen,<br />
was darauf hindeutet, dass die Verlagerung von<br />
Einzelhandelsbetrieben ins Umland in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
weniger fortgeschritten ist als andernorts. Die<br />
Beschäftigung im Einzelhandel ist nach den deutlichen<br />
Gewinnen im Zuge der deutschen Einigung überdurchschnittlich<br />
stark zurückgegangen. Von 1992 bis 1999<br />
büßte der Einzelhandel der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> 5.000<br />
Arbeitsplätze ein.<br />
Die Finanzdienstleistungen zählten in den 80er Jahren<br />
zu den florierenden Dienstleistungszweigen. Seitdem<br />
machen sich aufgrund des zunehmenden internationalen<br />
Wettbewerbs Umstrukturierungen und Anpassungsprozesse<br />
bemerkbar, die zu Rationalisierungen führen. <strong>Hannover</strong><br />
liegt als Standort für Finanzdienstleistungen bezogen<br />
auf die Einwohnerzahl auf Rang 3 hinter den Zentren<br />
Rhein-Main und München. Die Kreditinstitute sind im<br />
Vergleich aller Verdichtungsräume leicht unterdurch-<br />
N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 9<br />
schnittlich vertreten. Auch die Beschäftigungsentwicklung<br />
war seit 1992 negativer als im Trend der Verdichtungsräume.<br />
Dagegen ist die <strong>Region</strong> mit 31 Zentralen in der Stadt<br />
<strong>Hannover</strong> ein bundesweit sehr bedeutsamer Versicherungsstandort.<br />
Mit 11.400 Beschäftigten sind die Versicherungen<br />
sehr stark überrepräsentiert, mit ihrem<br />
Marktanteil belegen die hannoverschen Versicherungen<br />
unter den größten deutschen Standorten den sechsten<br />
Platz. Während direkt nach der deutschen Einigung<br />
viele Arbeitsplätze in der <strong>Region</strong> entstanden sind, war<br />
der Rückgang der Zahlen seitdem überdurchschnittlich.<br />
Als Standort für unternehmensorientierte Dienstleistungen,<br />
die zu den bundesweit wachstumsstärksten Wirtschaftszweigen<br />
gehören, hat sich <strong>Hannover</strong> sehr positiv<br />
entwickelt. Seit 1989 ist das Gewicht der Branche an der<br />
Gesamtbeschäftigung von 7% auf über 15% angestiegen,<br />
in diesem Zeitraum entstanden in der <strong>Region</strong> fast<br />
39.000 Arbeitsplätze. Bei der Spezialisierung auf unternehmensorientierte<br />
Dienste wird ein dritter Rang hinter<br />
München und dem Rhein-Main-Gebiet erreicht. Geringer<br />
ist der Anteil allerdings bei der Rechts-, Wirtschafts- und<br />
technischen Beratung sowie bei der Vermietung.<br />
5. Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> und<br />
ihre Innovationspotenziale<br />
Die Dynamik der wirtschaftlichen Entwicklung einer <strong>Region</strong><br />
hängt wesentlich von ihren Innovationspotenzialen ab.<br />
Die wissenschaftliche und technologische Ausstattung ist<br />
zu einem Schlüsselelement der <strong>Region</strong>alpolitik geworden.<br />
Dabei vollzieht sich der technologische Wettbewerb zwischen<br />
Metropolen auf einem deutlich höheren Niveau<br />
als in weniger verdichteten Räumen. Die industriellen Kapazitäten<br />
in Forschung und Entwicklung (FuE) sind in<br />
besonderem Maße auf die Zentren der Verdichtungsräume<br />
konzentriert. Zwischen den Agglomerationen zeigt<br />
sich dabei ein ausgeprägtes Süd-Nord-Gefälle.<br />
Ein Großteil der FuE-Aktivitäten Norddeutschlands konzentriert<br />
sich in der <strong>Region</strong> Braunschweig, in <strong>Hannover</strong><br />
liegt der FuE-Anteil an den Industriebeschäftigten dagegen<br />
unter dem Durchschnitt der Verdichtungsräume.<br />
Allerdings hat sich der Abstand zu den führenden<br />
<strong>Region</strong>en in den 90er Jahren deutlich verkürzt. Ein<br />
Grund dafür ist die Auslagerung von Forschung und Entwicklung<br />
an die Zulieferer im Automobilbau sowie die<br />
generell hohe Dynamik der Forschung in der Automobilindustrie.<br />
Zudem haben viele große Unternehmen ihre<br />
Grundlagenforschung reduziert, was die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />
weniger stark traf.<br />
Eine wichtige Rolle für den Innovationsprozess spielen<br />
außeruniversitäre Forschungseinrichtungen, die einen<br />
Wissenstransfer in die Unternehmen hinein ermöglichen<br />
und Schlüsselqualifikationen vermitteln. Hier bieten sich<br />
auch in <strong>Hannover</strong> Anknüpfungspunkte für Innovationsaktivitäten<br />
in der Wirtschaft, gerade in den für hochwertige<br />
technologische Forschungsaktivitäten relevanten<br />
Bereichen ist <strong>Hannover</strong> jedoch nicht so stark vertreten.