04.01.2013 Aufrufe

Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW

Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW

Wirtschaftsstandort Region Hannover Regionalreport 2002 - NIW

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

146<br />

INDUSTRIEFORSCHUNG UND REGIONALE INNOVATIONSPOTENZIALE<br />

trieben – insbesondere in der Branche der elektro-technischen<br />

Betriebe – deutlicher ausgeprägt ist als in den<br />

Vergleichsregionen.<br />

Das Vorhandensein an außeruniversitären Forschungseinrichtungen<br />

sowie deren Beratungsangebot wird von<br />

Seiten der in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> ansässigen Unternehmen<br />

insgesamt als positiv gewertet. Trotzdem ist eine<br />

leicht unterdurchschnittliche Kooperationsneigung mit<br />

Forschungseinrichtungen zu beobachten. Offenbar hat<br />

ein Großteil der Unternehmen noch nicht erkannt, dass<br />

Kooperationen mit diesen Einrichtungen sowie die Angebote<br />

der Technologietransfer-Stellen erhebliche Innovationspotenziale<br />

bieten 33 .<br />

In räumlicher Hinsicht werden die Kooperationspartner –<br />

insbesondere im Bereich der FuE – aber i.a. nicht nur<br />

intraregional, also in der räumlichen Nähe des jeweiligen<br />

Unternehmensstandortes, sondern überregional und<br />

teilweise auch international gesucht. Diese Tendenzen<br />

sind auch in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> zu beobachten.<br />

9.3 Zusammenfassende Beurteilung<br />

der Innovationspotenziale der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

Das Innovationspotenzial einer <strong>Region</strong> setzt sich u.a.<br />

zusammen aus der Leistungsfähigkeit der forschenden<br />

Unternehmen hinsichtlich betrieblicher Innovationsaktivitäten<br />

(9.1) und den in einer <strong>Region</strong> vorherrschenden<br />

Rahmenbedingungen sowie der Ausprägung der innovationsorientierten<br />

Kooperationen (9.2).<br />

ISOLIERTE BETRACHTUNG DES<br />

INDUSTRIESEKTORS<br />

Nur für sich betrachtet, lässt die Bewertung des insgesamt<br />

unterrepräsentierten Industriesektors der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> sowie der hier ansässigen Unternehmen und<br />

der Struktur ihrer FuE-Aktivitäten den Schluss zu, dass die<br />

Forschungsanstrengungen der Industrie und das Innovationspotenzial<br />

der <strong>Region</strong> im Vergleich zu anderen Agglomerationsräumen<br />

Defizite aufweisen.<br />

Der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> fehlt es dabei aber durchaus nicht<br />

an forschungsintensiven Branchen wie dem dominierenden<br />

Straßenfahrzeugbau, FuE-intensiven Unternehmen<br />

und an Innovationspotenzialen der Industrie, z.B. in<br />

Form von qualifizierten Arbeitskräften (Humankapitalbzw.<br />

Wissenschaftlerintensität). Auch die in der <strong>Region</strong><br />

hergestellten Industrieerzeugnisse sind oftmals sehr innovativ<br />

und wettbewerbsfähig.<br />

Die verfügbaren Qualifikationen und Potenziale werden<br />

jedoch von der Industrie nur in vergleichsweise geringem<br />

Ausmaß für experimentelle Forschung oder für die<br />

Entwicklung neuer Produkte eingesetzt. Festzustellen ist<br />

eine insgesamt leicht unterdurchschnittliche Intensität der<br />

Innovationsaktivitäten mit einer Spezialisierung im Bereich<br />

der höherwertigen Technik bzw. gehobenen Gebrauchstechnologie<br />

34 und nur vereinzelten „Highlights“<br />

in der Spitzentechnologie 35 . Die Industrieunternehmen<br />

der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind tendenziell offenbar eher<br />

Anwender von hochwertigen Technologien und nicht<br />

„Technologieproduzenten“. Der Industriesektor der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> ist im Großen und Ganzen also auf mittlere<br />

Technologien und dabei insbesondere auf das Automobil<br />

ausgerichtet 36 .<br />

FUE-INTENSITÄT DER REGION HANNOVER ALS<br />

AGGLOMERATIONSRAUM<br />

Industrielle FuE-Aktivitäten sind in räumlicher Hinsicht<br />

insbesondere auf Verdichtungsräume konzentriert 37 , von<br />

denen Niedersachsen aber strenggenommen nur die <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> ausweist. Die erfindungsstärksten <strong>Region</strong>en<br />

Niedersachsens – u.a. messbar am Indikator der<br />

Patentanmeldungen – sind die beiden Agglomerationsräume<br />

<strong>Hannover</strong> und insbesondere die <strong>Region</strong> Braunschweig.<br />

Relativierend muss dabei allerdings festgestellt<br />

werden, dass Niedersachsen im Jahr 2000 mit 6,6% der<br />

Patentanmeldungen beim Deutschen Patent- und Markenamt<br />

in der Rangfolge der Bundesländer nur den 5.<br />

Platz 38 einnimmt 39 . Auch bei der Analyse anderer Indikatoren<br />

(z.B. Besatz mit FuE-intensiven Industriezweigen,<br />

FuE-Beschäftigtenquote) wird deutlich, dass Niedersachsen<br />

nicht zur Spitze der forschungsintensiven Bundesländer<br />

zählt.<br />

Die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> gehört im Vergleich der Agglomerationsräume<br />

nicht zu den überregional führenden FuE-<br />

Zentren, beispielsweise liegt der FuE-Anteil der Industriebeschäftigten<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> deutlich unter<br />

dem Durchschnitt der Verdichtungsräume. Im Wettbewerb<br />

avancierter Technologien ist die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

immer noch vergleichsweise schlecht positioniert 40 . Innerhalb<br />

der <strong>Region</strong> erreicht lediglich die Landeshauptstadt<br />

<strong>Hannover</strong> den westdeutschen Durchschnitt an FuE-Intensität<br />

41 .<br />

ERWEITERUNG DER BETRACHTUNG AUF DAS<br />

INNOVATIONSSYSTEM, DIE RAHMENBEDINGUN-<br />

GEN UND DIE KOOPERATIONEN<br />

Unter Berücksichtigung der weiteren Elemente und<br />

Akteure des kooperativen Innovationsgeschehens verfügt<br />

die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> als politisches und wirtschaftliches<br />

Zentrum des Landes mit den Hochschulen, außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen und Technologietransfer-Einrichtungen<br />

insgesamt aber durchaus über eine<br />

hochwertige Forschungsinfrastruktur. Als regionales<br />

Innovationssystem erlangt die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> insgesamt<br />

den Status eines bedeutenden überregionalen Forschungszentrums.<br />

Das räumliche Umfeld gibt in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> im<br />

Großen und Ganzen gute Rahmenbedingungen für Industrieforschung<br />

vor. Die wichtigen Standortfaktoren der<br />

überregionalen Verkehrsanbindung und der Verkehrsund<br />

Kommunikationsinfrastruktur werden von Seiten der<br />

Unternehmen insgesamt als hervorragend bewertet.<br />

Auch das Angebot qualifizierter Arbeitskräfte und geeigneter<br />

Zulieferer werden positiv eingeschätzt. Alles in<br />

allem kann die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> mit ihrem Besatz an<br />

harten und weichen Standortfaktoren gute Voraussetzungen<br />

für die Industrieforschung bieten.<br />

Die für Innovationen sehr bedeutsame „Kooperationskultur“<br />

in der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> wird uneinheitlich bewertet.<br />

Die innovationsorientierte Zusammenarbeit der forschenden<br />

Unternehmen geschieht in vielen Formen und ist sehr<br />

individuell ausgeprägt. Insgesamt ist aber eine leicht<br />

unterdurchschnittliche Kooperationsneigung, z.B. zwischen<br />

Industrieunternehmen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen,<br />

festzustellen. Durch eine verbesserte<br />

Kooperation der regionalen Wirtschaft untereinander<br />

sowie mit den hannoverschen Hochschulen, außeruniversitären<br />

Forschungseinrichtungen und Technologietransfer-Stellen<br />

könnte das Innovationspotenzial der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> weiter gestärkt und die positiven Effekte<br />

für die regionale Wirtschafts- und Arbeitsmarktstruktur<br />

gebündelt und ausgeschöpft werden.<br />

ENTWICKLUNG IN DEN 90ER JAHREN<br />

In den 90er Jahren hat sich der Abstand der <strong>Region</strong><br />

<strong>Hannover</strong> zu den führenden Verdichtungsräumen<br />

Deutschlands hinsichtlich des Innovationspotenzials verkürzt.<br />

Während es in den letzten Jahren in Deutschland<br />

beispielsweise insgesamt eine Reduzierung des FuE-Personals<br />

gegeben hat, sind die FuE-Kapazitäten in der<br />

<strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> deutlich ausgeweitet worden 42 . Dieser<br />

Aufholprozess ist offenbar zu großen Teilen auf den<br />

überproportional großen Ausbau der FuE-Kapazitäten<br />

im Bereich des Straßenfahrzeugbaus zurückzuführen.<br />

Der Automobilbau hat – zusammen mit seinen Zulieferern,<br />

u.a. aus den Branchen Chemie, Kunststoff/Gummi,<br />

Elektronik, Metallerzeugung – seine FuE-Kapazitäten signifikant<br />

erhöht, wovon die <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> besonders<br />

profitieren konnte 43 .<br />

Der Aufholprozess der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> hinsichtlich<br />

industrieller FuE ist insbesondere im Bereich der mittleren<br />

und gehobenen Technologien feststellbar. Defizite ergeben<br />

sich demgegenüber weiterhin im Bereich der<br />

Spitzentechnologien: Während „Technologieführerschaft”<br />

nur in Ausnahmefällen anzutreffen ist, konnte die<br />

starke Stellung in der kompetenten Anwendung bzw.<br />

Umsetzung avancierter Forschungsergebnisse behauptet<br />

werden. Allerdings haben auch einige Spitzenbereiche<br />

(Biotechnologie, IuK) stark an Profil gewonnen 44 .<br />

AUSBLICK<br />

Angesichts dieser jüngsten Aufholprozesse sowie der<br />

zukünftig intensiver auszunutzenden Kooperationspotenziale<br />

fällt der Ausblick für die Industrieforschung und das<br />

Innovationspotenzial der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> positiv aus.<br />

Von dem in der <strong>Region</strong> stark vertretenen Automobilbau<br />

dürften mit seiner großen FuE-Dynamik und seinen ebenfalls<br />

hier ansässigen Zulieferern aus anderen Branchen<br />

(u.a. Elektronik, Gummi- und Kunststoffverarbeitung)<br />

weiterhin positive Impulse erwartet werden. Allerdings<br />

sollte bedacht werden, welche Konsequenzen eine noch<br />

größere technologische Abhängigkeit von einer einzigen<br />

Industrie mit ihrem sehr spezifischen Wissens- und<br />

N I W · NORD/LB · WIRTSCHAFTSSTANDORT REGION HANNOVER · REGIONALREPORT <strong>2002</strong> 147<br />

Kulturen in der Petrischale<br />

Kompetenzbedarf haben könnte und ob nicht wieder auf<br />

eine stärkere Diversifizierung der industriellen Innovationspotenziale<br />

hingearbeitet werden sollte 45 . Mit der<br />

angestrebten weiteren Profilierung der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong><br />

als Standort für Medizintechnik und Biotechnologie<br />

sowie IuK sind diesbezüglich bereits zukunftsorientierte<br />

Ansätze vorhanden.<br />

33) vgl. A. Backhaus u. O. Seidel 1997, S. 59 ff.; A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 57 ff.<br />

34) FuE-Intensität zwischen 3,5 und 8,5% des Umsatzes<br />

35) FuE-Intensität von über 8,5% des Umsatzes<br />

36) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 5, 42, 87 ff.; A. Brandt u. T. Klodt<br />

2001, S. 149 ff.<br />

37) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 57; H. Legler 2000, S. 5<br />

38) Spitzenreiter: Bayern mit 24,9% und Baden-Württemberg mit 23,3%<br />

39) vgl. S. Greif, Deutsches Patent- und Markenamt, Vortrag beim Workshop des Niedersächsischen<br />

Landesamt für Statistik am 8. März 2001<br />

40) vgl. B. Gehrke, H. Legler et al. 1997, S. 57; H. Legler 2000, S. 7; siehe auch<br />

Abschnitt 5.1<br />

41) vgl. A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 155<br />

42) vgl. A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 155<br />

43) vgl. H. Legler u. J. Schmidt in A. Brandt u. T. Klodt 2001, S. 154. Weitere Faktoren<br />

für den Aufholprozess der <strong>Region</strong> <strong>Hannover</strong> sind Abschnitt 5.1 zu entnehmen.<br />

44) vgl. H. Legler 2000, S. 31<br />

45) vgl. unveröffentlicher Beitrag von H. Legler, Dezember 2001

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!